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soFid - Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst 01/2007 Allgemeine Soziologie GESIS-IZ Bonn 2007 Sozialwissenschaftlicher Fachinformations...
Author: Ernst Feld
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soFid - Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst 01/2007

Allgemeine Soziologie

GESIS-IZ Bonn 2007

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid

Allgemeine Soziologie

Band 2007/1

bearbeitet von Helmut M. Artus

Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2007

ISSN: Herausgeber bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb:

0176-4292 Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn Helmut M. Artus Udo Riege, Siegfried Schomisch Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany

Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. © 2007 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.

Inhalt Vorwort .............................................................................................................................................7 Sachgebiete 1

Allgemeines, allgemeine Theorien........................................................................................9

2

Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)........................................................................33

3

Sozialstruktur I: Struktur.....................................................................................................78

4

Sozialstruktur II: Prozess ....................................................................................................96

5

Interaktion .........................................................................................................................113

6

Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc....................129

Register Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................169 Personenregister ............................................................................................................................171 Sachregister...................................................................................................................................175 Institutionenregister.......................................................................................................................189 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................193 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................193

soFid Allgemeine Soziologie 2007/1 Vorwort

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Vorwort zum soFid „Allgemeine Soziologie“

Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.

*** Der vorliegende soFid unterscheidet sich prinzipiell von den meisten der übrigen soFids. Anders als bei den „Bindestrich-Soziologien“, die sich mit einzelnen Bereichen des Sozialen beschäftigen - z.B. Religion, Siedlung, Jugend, Kriminalität usw. -, befasst sich die allgemeine Soziologie mit den kategorialen und theoretischen Grundlagen der Soziologie: Gesellschaft, Struktur, System, Gruppe, Rolle, Schichtung, Mobilität, Wandel, Kontrolle, Anomie usw. usf. Letztlich sind es diese Kategorien, die den spezifisch soziologischen Ansatz definieren, die begrifflich-konzeptionell das umreißen, was „Soziologie“ heißen soll und was nicht dazu gehört. Man könnte versucht sein, allgemeine Soziologie mit reine Soziologie zu übersetzen, als eine Beschäftigung mit Begriffen und Theorien, abgehoben von jedem konkreten empirischen Bezug.

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soFid Allgemeine Soziologie 2007/1 Vorwort

Der Idee nach ist das sicherlich nicht abwegig. Fraglich ist jedoch, ob eine solch rigide Interpretation zum Abgrenzungs- bzw. Entscheidungskriterium taugt. Ein Beispiel: Soziale Schichtung ist ein unverzichtbarer Begriff/ Sachverhalt der allgemeinen Soziologie. Aber: Wäre eine Studie zur sozialen Schichtung in Indonesien ebenso unverzichtbar für diesen soFid? Ich habe mich um eine pragmatische Lösung bemüht: Empirische Arbeiten werden (nur) dann berücksichtigt, wenn Kategorien der allgemeinen Soziologie nicht bloß zur Interpretation der Daten angewandt werden, sondern wenn - neben aller Empirie - auch ein Beitrag zur allgemeinen Soziologie geleistet wird. (Dabei gilt freilich immer das Prinzip in dubio pro.) Da es sich bei der allgemeinen Soziologie um eine genuin theoretische Teil-Disziplin handelt, deren Aktivitäten nur in den seltensten Fällen Projektform annehmen, dominieren im vorliegenden soFid die Veröffentlichungen; Forschungsprojekte finden sich nur ganz vereinzelt. Die Lieferung 2/99 hat erstmals eine Kapitelgliederung, die sich soweit wie möglich an der klassischen Lehrform der Allgemeinen Soziologie orientiert, aber trotzdem zuweilen ein wenig zwanghaft oder gar willkürlich erscheinen mag. Die hier vorgelegte Gliederung erschien mir aber von allen, die ich erwogen und in einer Reihe von Versuchen getestet habe, die geeignetste. Ich hoffe also, dass sie sich auch in der Praxis bewährt. Die Kapitel 2-4 beziehen sich im Wesentlichen auf die gesellschaftliche bzw. Makroebene: Kapitel 2 in unspezifischer Weise, Kapitel 3 auf den strukturellen, statischen Aspekt von Gesellschaft (Sozialstruktur, Schichtung, Klassengesellschaft etc.), Kapitel 3 auf den prozessualen, dynamischen Aspekt (sozialer Wandel, Strukturwandel, Transformation, Mobilität usw.). Damit ist die inhaltliche Differenz zum nachfolgenden Kapitel Interaktion wohl trennscharf genug.

soFid Allgemeine Soziologie 2007/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien

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1 Allgemeines, allgemeine Theorien [1-L] Abels, Heinz: Identität: Über die Entstehung des Gedankens, dass der Mensch ein Individuum ist, den nicht leicht zu verwirklichenden Anspruch auf Individualität und die Tatsache, dass Identität in Zeiten der Individualisierung von der Hand in den Mund lebt, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 497 S., ISBN: 3-531-15138-X INHALT: Die Publikation zur Konstituierung von Identität und Individualität rückt vier Fragen in den Mittelpunkt der Untersuchung: (1) Wie ist die Vorstellung des Menschen, ein Individuum zu sein, entstanden? (2) Welcher Anspruch hat sich aus dieser Vorstellung ergeben? (3) Wie sehen die gesellschaftlichen Bedingungen dieses Anspruchs in der fortgeschrittenen Moderne aus? (4) Was ist Identität? Die Beantwortung zur Identität als Sozialgeschichte umfasst einen dreifachen Anspruch des Menschen: den Anspruch, (1) ein Individuum zu sein, (2) Individualität auszubilden und sie zu zeigen sowie (3) in seiner Identität anerkannt zu werden. Die Betrachtung erstreckt sich über die Zeitspanne vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwartsgesellschaft und thematisiert unter anderem folgende identitätsrelevante Aspekte: (1) ökonomische Entwicklungen im Wandel zur Moderne, (2) Normwandel, (3) Humanismus, (4) Reformation, (5) Aufklärung, (6) Individualismus, (7) Kampf um Aufmerksamkeit, (8) Mode und Lebensstile, (9) Freiheit, (10) soziale Differenzierung, (11) Stilisierung des Lebens, (11) reflexive Modernisierung, (12) Rollensystem, (13) soziale Integration, (14) soziale Identität und soziale Rolle, (15) Ansprüche, (16) Lebenswelt und (17) Kompetenzen. (ICG2)

[2-L] Balog, Andreas: Soziale Phänomene: Identität, Aufbau und Erklärung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 273 S., ISBN: 3-531-15032-4 INHALT: "Die gegenwärtige Soziologie ist durch die Zersplitterung in eine Vielfalt von 'Ansätzen' gekennzeichnet. Andreas Balog weist nach, dass all diesen Ansätzen ein einheitlicher Gegenstandsbereich zugrunde liegt: Die einzelnen Richtungen der Soziologie können gar nicht anders als soziale Phänomene zu analysieren. Der Autor zeigt, dass diese trotz der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen in einer nachvollziehbaren Weise identifiziert werden können. Die übergreifenden Kriterien ihrer Identität, die Prinzipien ihres Aufbaus und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für kausale Erklärungen werden diskutiert. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Objektbereichs der soziologischen Forschung und auf die Konsequenzen, die sich daraus für die Erklärung sozialer Phänomene ergeben. Dabei werden weder methodische Ideale (etwa die der Natur- oder Geisteswissenschaften oder einer "Wissenschaftstheorie", die deren Vorgehensweise verabsolutiert) der Soziologie übergestülpt, noch werden inhaltliche Ergebnisse vorausgesetzt, die ohnehin nur durch empirische Forschungen gewonnen werden können." (Textauszug)

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soFid Allgemeine Soziologie 2007/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien

[3-L] Beck, Ulrich: Europäisierung - Soziologie für das 21. Jahrhundert, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 513-525, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Dieser Vortrag rollt die Frage nach einer Makrosoziologie der Europäisierung auf: Welche Ungleichheitsbegriffe und -koordinaten charakterisieren die gesamteuropäische Konfliktdynamik in einer globalisierten Welt? Reflexive Modernisierung sozialer Ungleichheit ist in zwei Schritten zum Thema geworden: zum einen durch die Individualisierungs-Debatte, die seit Mitte der 1980er die Soziologie bewegt. Zum anderen kritisiere ich hier den methodologischen Nationalismus soziologischer Theorie und Forschung: Mit einer gewissen Fassungslosigkeit bemerkt derjenige, der versucht, den Blick für die innere Globalisierung und horizontale Europäisierung nationalgesellschaftlicher Räume zu öffnen, wie tief die Soziologie nach wie vor in unreflektierter Gefangenschaft des Nationalstaates theoretisiert und forscht. Die Folge ist, Soziologie ist und macht blind für die europäische 'Gesellschaft', in der wir leben." (Autorenreferat)

[4-L] Bonß, Wolfgang: Die Herrschaft der Uneindeutigkeit: zur Produktion von der Ungleichheit in der Zweiten Moderne - Einleitung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 509-512, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Beitrag beschreibt und illustriert einen spezifischen Entwicklungstrend, der als Übergang von der Logik des "Entweder-Oder" zur Logik des "Sowohl-als-auch" bezeichnet wird. In der Ersten Moderne ging es darum, binäre Schematisierungen und eindeutige Grenzen nach dem Modell der Differenzierung einzuüben und zu etablieren. Etwas ist entweder Natur oder Gesellschaft, entweder Arbeit oder Nicht-Arbeit, entweder rational oder emotional usw., wobei es darauf ankam, die Grenzen immer klarer und eindeutiger zu machen. Unter den Bedingungen reflexiver Modernisierung hingegen werden die "Entweder-Oder" Grenzziehungen unscharf. Die Dinge lassen sich nicht mehr einfach binär schematisieren, sondern sie können sowohl das eine als auch das andere sein. So leben wir sowohl in Deutschland als auch in Europa, wobei es zunehmend schwieriger wird, diese Sphären voneinander abzugrenzen. So ist der Nationalstaat nicht die einzige Möglichkeit der institutionellen Umsetzung des Prinzips der Staatlichkeit; es gibt nicht die Familie, sondern höchst unterschiedliche Möglichkeiten familialer Vergemeinschaftung, und die Realisierung der Arbeitsgesellschaft läuft nicht auf eine Homogenisierung, sondern auf eine Heterogenisierung der Arbeit hinaus. (ICA2)

[5-L] Brejdak, Jaromir; Esterbauer, Reinhold; Rinofner-Kreidl, Sonja; Sepp, Hans Rainer (Hrsg.): Phänomenologie und Systemtheorie, (Orbis Phaenomenologicus: Perspektiven. N.F., 8), Würzburg: Königshausen u. Neumann 2006, 167 S., ISBN: 3-8260-3143-1 (Standort: UB Düsseldorf(61)-phi-g731b835)

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INHALT: "Die Überwindung der Subjekt-Objekt-Dichotomie ist ein gemeinsames Anliegen von Phänomenologie und autopoietischen Konzepten wie der Systemtheolie. Wollte Luhmann selbst nicht als Philosoph, sondern als Soziologe Stellung zu Husserls Phänomenologie beziehen, so ist doch sein Standpunkt auf seine Implikationen hin philosophisch zu befragen. Es ist aber auch zu klären, inwieweit er für das phänomenologische Denken als ein Stimulus fungieren kann. Dieser Band realisiert erstmals ein umfassendes Gespräch zwischen Phänomenologie und Systemtheorie, indem Luhmanns Auffassungen mit der auch für die Phänomenologie zentral bedeutsamen transzendental-philosophischen Tradition sowie mit den Positionen von Husserl, Heidegger, Derrida und Rombach konfrontiert werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sonja Rinofner-Kreidl: Exklusion/Inklusion des Beobachters: Einheit der Differenz als gemeinsamer Problemgrund von Philosophie und Religion (16-36); Werner Stegmaier: Differenzen der Differenz. Die Leitunterscheidungen der Hegelschen Phänomenologie des Geistes, der Husserlschen transzendentalen Phänomenologie und der Luhmannschen Systemtheorie und ihre Leistungen (37-50); Harald A. Wiltsche: Von der sogenannten Überwindung des Alteuropäischen Einige Bemerkungen zum Verhältnis zwischen der Systemtheorie Niklas Luhmanns und der Phänomenologie Edmund Husserls (51-71); Jaromir Brejdak: Kontinuität versus Kontingenz. Gedanken zu einer phänomenologischen und systemtheoretischen Konstitution der Geschichte (72-83); Hans Rainer Sepp: Luhmann liest Husserl (84-95); Reinhold Esterbauer: Schweigen zwischen Heidegger und Luhmann. Sprachphilosophische Bemerkungen zu den Weltbegriffen beider (96-107); Andreas Schinkel: Autopoiesis vs. Autogenese. Systemtheorie und Strukturphänomenologie im Vergleich (108-126); Georg Stenger: Dynamik der Zeit. Zur phänomenologischen Kritik an der Systemtheorie (127-146); Heidrun Hesse: Das Recht der Gesellschaft und die Dekonstruktion der Gerechtigkeit (147-162).

[6-L] Calliess, Gralf-Peter: Systhemtheorie: Luhmann / Teubner, in: Sonja Buckel, Ralph Christensen, Andreas FischerLescano (Hrsg.): Neue Theorien des Rechts, Stuttgart: Lucius u. Lucius, 2006, S. 57-75, ISBN: 38252-2744-8 INHALT: Es wird ein Überblick über die Systemtheorie von Niklas Luhmann gegeben, wobei die allgemeinen Begriffe am Beispiel des Rechtssystems erläutert werden. Die Komplexität der Theorie wird dabei zwangsläufig reduziert, auf Einführungen mit anderen Schwerpunkten wird verwiesen. Als Teilsystem der Gesellschaft besteht das Rechtssystem aus Kommunikationen. Rechtskommunikationen unterscheiden sich von Kommunikationen anderer Art durch ihren Bezug auf den binären Code Recht/Unrecht. Jede gesellschaftliche Kommunikation kann sich dem Rechtssystem selbst zuordnen, indem sie sich am Rechtscode orientiert. Anhand dieses Codes vollzieht sich die operative Schließung des Rechts zu einem autopoietischen System. Es wird die Frage diskutiert, ob eine Weltgesellschaft und damit auch ein Weltrecht existiert. Auf den Beitrag von Gunther Teubner zur Entstehung eines globalen Rechts wird verwiesen. (GB)

[7-L] Cuin, Charles-Henry: La démarche nomologique en sociologie (y a-t-il des lois sociologiques?), in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 32/2006, Iss. 1, S. 91-118 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

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soFid Allgemeine Soziologie 2007/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien

INHALT: "Der Begriff des Gesetzes hat in der Soziologie keinen guten Ruf, einschließlich bei Autoren, die stark vom Positivismus geprägt sind. Daher soll eine der heutigen Zeit entgegen gesetzte Position vorgeschlagen werden. Es wird deshalb behauptet, dass die Soziologie keinen Grund hat, die nomologischen Ziele einiger ihrer berühmtesten Begründer zu verwerfen. Sie muss und soll im Gegenteil diese Ziele voll und ganz verfolgen, um das wissenschaftliche Niveau, das sie zu erhalten vorgibt, vielmehr anzuheben. Nachdem aufgezeigt wurde, dass die anti-nomologische Position in ihren verschiedenen Aspekten schwach ist, soll eine allgemeine Verteidigung des nomologischen Zieles vorgenommen werden. Abschließend wird der Versuch unternommen zu zeigen, dass authentische soziologische Gesetze existieren, selbst wenn viele von ihnen nicht Gesetze 'wie die anderen' sind." (Autorenreferat)

[8-L] Dieckmann, Johann: Schlüsselbegriffe der Systemtheorie, (UTB Soziologie, Philosphie, 2763), München: Fink 2006, 355 S., ISBN: 3-7705-4234-7 (Standort: UB Siegen(467)-31ODG1719) INHALT: "Die Systemtheorie hat eine manchmal schwer durchschaubare Terminologie entwickelt, die erklärungsbedürftig ist. Der Autor hat in diesem Buch die Schlüsselbegriffe der Systemtheorie zusammengestellt und erläutert. Durch die ausführlichen Erklärungen und Querverweise eröffnet sich dem Leser so der Weg zu einem vertieften Verständnis dieses Denkmodells." (Autorenreferat)

[9-L] Endreß, Martin: Zwischen den Stühlen - zu Hartmut Essers Versuch einer Rekonzeptualisierung von "Sinn" und "Kultur" im Gespräch mit "Rational Choice" und Max Weber, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 157-186, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die von Esser vorgelegten Konzeptualisierungen sowohl des Sinnbegriffs als auch des Kulturbegriffs zur Grundlegung einer hermeneutisch revidierten "erklärenden Soziologie" werden im kritischen Rückgriff auf Max Weber erörtert. Es wird gezeigt, dass Esser in zunehmendem Maße Aspekte und Einsichten der Traditionslinie verstehender Soziologie in sein Werk einbezieht. Einige der Konsequenzen, die sich daraus für Essers "Soziologie" ergeben, werden diskutiert. Dabei werden das hermeneutische Profil von Essers allgemeinen und speziellen Grundlagen der Soziologie sowie die Thematisierung der emergenten Dimension von Sozialität angesprochen. Zusammenfassend wird die These formuliert, dass in Essers Soziologie eine strukturelle Ambivalenz zwischen wissenssoziologischer "Imprägnierung" und kausalanalytischem Denken festzustellen ist. In diesem Sinne sitzt Esser nun zwischen allen Stühlen, da seine hermeneutisch vertieften Gegenstandsperspektivierungen mit dem analytischen Potential eines deduktiv-nomologischen Erklärungsschemas konzeptionell nicht mehr aufgefangen werden können. (GB)

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[10-L] Esser, Hartmut: Eines für alle(s)?: das Weber-Paradigma, das Konzept des moderaten methodologischen Holismus und das Modell der soziologischen Erklärung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 2, S. 352-363 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag antwortet auf den in dieser Zeitschrift erschienenen Artikel 'Moderater methodologischer Holismus. Eine weberianische Interpretation des Makro-MikroMakroModells' von Gert Albert (Jg. 57, 2005, S. 387-414) und die dort vertretene Hypothese, dass das Modell der soziologischen Erklärung weder die Berücksichtigung makrosozialer Strukturen, noch den Einbezug historischer Prozesse erlaube. Es wird gezeigt, dass diese These allenfalls für die von Coleman vertretene Version des Modells zutrifft, nicht aber für die inzwischen vorliegende Erweiterung, insbesondere vor dem Hintergrund der darin an zentraler Stelle vorkommenden Konzepte der sozialen Produktionsfunktionen, des Modells der Frame-Selektion und der Entwicklung von idealtypischen Strukturmodellen historischspezifischer Zusammenhänge." (Autorenreferat)

[11-L] Fararo, Thomas J.: On the foundations of action theory: four imperatives, in: Helmut Staubmann (Ed.): Action theory : methodological studies, Münster: Lit Verl., 2006, S. 83-106, ISBN: 3-8258-7502-4 (Standort: UB Trier(385)-EMsn48026) INHALT: Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Theorie betreffen die metaphysische Weltsicht, in die die Theorie eingebettet ist und die als eine Voraussetzung bei der inhaltlichen Orientierung fungiert. Gemäß dieser Annahme erörtert der Beitrag aus der Perspektive einer 'allgemeintheoretischen Soziologie' die metaphysischen und methodologischen Aspekte der Handlungstheorie im Sinne T. Parsons und seiner Anhänger. Dabei werden vier Imperative der Theoriebildung im Kontext der allgemeintheoretischen Soziologie unterschieden und auf die Handlungstheorie angewendet: (1) Denkprozess, (2) Denkstruktur, (3) Denk-Integration bzw. Theorieintegration und (4) Denk-Idealisierung. Die Untersuchung liefert im Ergebnis vier Schlussfolgerungen: (1) Die Handlungstheorie von Parsons basiert auf einem Prozess der Weltsicht. (2) Parsons' Handhabung der Struktur umfasst die drei Strukturkonzepte des Netzwerkes, der Verteilung und der Grammatik. (3) In Bezug auf die Theorieintegration offenbart Parsons Arbeit Engagement zur Bildung eines 'Geistes der Vereinigung'. (4) Parsons Charakterisierung der empirischen Gesellschaften als 'integriert' lässt seine sehr speziellen aber begrenzten Äußerungen zur Idealisierung leicht übersehen. (ICG2)

[12-L] Farzin, Sina: Inklusion/ Exklusion, (Sozialtheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 122 S., ISBN: 3-89942361-5 INHALT: "Ist in der soziologischen Systemtheorie von Inklusion und Exklusion die Rede, wird ein kontroverser Theoriebereich berührt. Besonders umstritten ist der Begriff der Exklusion als Kern einer Systemtheorie sozialer Ungleichheit. Häufig übersehen wird dabei der theorieinterne Rahmen der Unterscheidung, ohne dessen Kenntnis die Widersprüche einer Systemtheorie sozialer Exklusion nicht gelöst werden können. Die Studie von Sina Farzin rekon-

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struiert systematisch die Ausarbeitung der Differenz Inklusion/Exklusion im Werk Niklas Luhmanns. Dabei treten deutlich die Begriffsverschiebungen hervor, die zur Problematisierung der Unterscheidung in der jüngeren Forschung geführt haben." (Autorenreferat)

[13-L] Feldmann, Klaus: Soziologie kompakt: eine Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 399 S., ISBN: 3-531-34188-X INHALT: "Dieses Buch wendet sich an Studienanfänger der Soziologie und Studierende mit dem Nebenfach Soziologie. Es bietet eine umfassende und leicht verständliche Einführung in die Grundlagentheorien und zentralen Bereiche der Soziologie. Die ausgewählten Daten, Beispiele und empirischen Untersuchungen beziehen sich primär auf den deutschen Sprachraum. Zusätzlich wurden Vergleiche mit anderen europäischen Staaten, den USA und auch außereuropäischen Ländern einbezogen. Dadurch kann über das Buch Anschluss an die internationale soziologische Diskussion erreicht werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Natur und Kultur (14-26); Soziologische Theorien (27-59); Mikrosoziologie (60-96); Sozialstruktur und soziale Schichtung (97-123); Individualisierung, Privatisierung und Rationalisierung (124139); Verwandtschaft, Ehe, Familie, Kindheit, Jugend und Alter (140-167); Geschlecht, Sexualität und Liebe (168-185); Gruppen und Organisationen (186-196); Soziale Institutionen (197-339); Sozialer Wandel und soziale Bewegung (340-369).

[14-L] Fischer, Joachim: Der Dritte/ Tertiarität: zu einer Theorieinnovation in den Kultur- und Sozialwissenschaften, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3715-3735, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Helmuth Plessners Begriff der 'exzentrischen Positionalität' ist wie kaum ein anderer geeignet, die Relevanz des gebauten und umbauten Raumes für die menschliche Sozialkonstitution in den Blick zu nehmen. Menschen sind körpergebundene Lebewesen, 'positional', grenzrealisierend wie Pflanzen und Tiere, aber - 'exzentrisch' situiert - sind sie miteinander gezwungen, ihre 'Grenzen' künstlich zu setzen und das darin errungene Gleichgewicht zu stabilisieren, zu symbolisieren. So wie sie sich als lebendige Körper in der 'Kleidung' voreinander disziplinieren und zugleich zur Erscheinung bringen, so im Kontroll- und Ausdruckscharakter ihrer 'schweren', 'trägen' Gebäude. Als exzentrisch positionierte Lebewesen können sie nahezu ubiquitär siedeln und müssen sich doch zugleich an einer je spezifischen Stelle niederlassen, verorten, bauen, bleiben (wie vorübergehend auch immer). Sie wohnen und gebrauchen diesen je markierten Raum, und zugleich kommunizieren sie im und durch den bebauten, damit beharrlichen Raum: schließen sich ab und andere ein (durch Fortifikation etc.) und räumen sich einander (auf öffentlichen Plätzen etc.) Raum zur Darstellung und Repräsentation ein, verhüllen und verschonen sich hinter Fassaden. Die leibphänomenologischen (Hermann Schmitz) bzw. leibästhesiologischen (Plessner) Befunde der philosophischen Anthropologie lassen beobachtbar werden, wie Menschen aus ihren positionalen Raumerfahrungen dieses 'schwere' Kommunikationsmedium der Architektur codieren (Innen/ Außen, Engung/ Weitung etc.). So gesehen erläutert Philosophische Anthropologie nicht nur die Voraussetzungen der Soziologie des Raumes (Simmel) und der Soziologie der Stadt (Bahrdt). Sie rückt

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Architektursoziologie gleichsam ins Zentrum der soziologischen Theoriebildung. Systematisch beobachtbar wird die Ko-Evolution von 'leichten', geflügelten Kommunikationsmedien und 'schweren', massiven Kommunikationsmedien. Schrift als Paradigma aller geflügelten Medien löst sich ab von lokaler Kommunikation unter Anwesenden, aber sie kann Bauten als dauerhaft präsente Kommunikationsmedien vor Ort nicht auflösen." (Autorenreferat)

[15-L] Frey, Christofer; Hädrich, Jürgen; Klinnert, Lars (Hrsg.): Gerechtigkeit - Illusion oder Herausforderung?: Felder und Aufgaben für die interdisziplinäre Diskussion, (Bochumer Studien zur Gerechtigkeit, Bd. 1), Berlin: Lit Verl. 2006, 281 S., ISBN: 3-8258-6685-8 (Standort: UB Freiburg i. Br.(25)-GE2006/2692) INHALT: "Aus einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven wird das Thema Gerechtigkeit in diesem Band beleuchtet und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen diskutiert. Neben systematischen Überlegungen zum Gerechtigkeitsbegriff, einer Genderperspektive auf Gerechtigkeit und sozialpsychologischen Annäherungen an das Thema wird Gerechtigkeit unter marktwirtschaftlicher Perspektive und unter den Bedingungen internationalen Wettbewerbs untersucht. Der Rolle, die Gerechtigkeit in Sozialpolitik, Strafrecht, Gesundheits- und Steuerwesen sowie in Beziehungen zur Dritten Welt spielt, wird ebenso nachgegangen wie der neuen Herausforderung, die die embryonale Stammzellenforschung für die soziale Gerechtigkeit bedeutet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christofer Frey: Zur Einführung (7-19); Arno Anzenbacher: Kooperation, Konflikt und Anerkennung. Zur Systematik des Gerechtigkeitsbegriffs (20-33); Hans-Werner Bierhoff: Sozialpsychologie der Gerechtigkeit (34-50); Marianne Heimbach-Steins: Gender-Perspektive und Gerechtigkeit (5166); Wolfgang Lienemann: Macht - Wettbewerb - Solidarität. Bedingungen internationaler Verteilungsgerechtigkeit (67-91); Karl Homann: Was kann 'Gerechtigkeit' für die Beziehungen zur Dritten Welt heißen? (92-103); Hauke Brunkhorst: Bürgerliche Solidarität im Prozess der Globalisierung (104-114); Markus Vogt: Gerechtigkeit in evolutionärer Perspektive. Aktuelle Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Solidarität und Wettbewerb (115-134); Martin Büscher: Marktwirtschaft, Wirtschaftswissenschaft und Kriterien der Gerechtigkeit eine Skizze (135-140); Heinz Sünker: Soziale Arbeit, Sozialpolitik und Gerechtigkeit (141159); Michael Schramm: "Alles hat seinen Preis." Gerechtigkeit im Gesundheitswesen (160177); Rüdiger Wink: Evolutorische Gerechtigkeit als Konzept im Konflikt um die embryonale Stammzellforschung (178-196); Georg Tillmann: Steuern und Gerechtigkeit - volkswirtschaftlich gesehen (197-228); Peter Bareis: Steuergerechtigkeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht (229-243); Rainer Kessler: Bibel und Zukunft der Arbeit. Von Nutzen und Grenzen biblischer Texte bei sozialethischen Fragen (244-256); Hans-Richard Reuter: Begründung und Grenzen des Strafrechts aus der Sicht evangelischer Ethik (257-270).

[16-L] Fuhse, Jan: Systemtheorie, in: Sven-Uwe Schmitz, Klaus Schubert (Hrsg.): Einführung in die politische Theorie und Methodenlehre, Opladen: B. Budrich, 2006, S. 289-304, ISBN: 3-938094-43-5 (Standort: UB Bonn(5)-2006/711) INHALT: In der Politikwissenschaft hat sich das Systemdenken in den 1960er Jahren durchgesetzt durch Politologen wie Karl W. Deutsch und David Easton. Um als Steuerungsinstanz für die Gesellschaft fungieren zu können, brauche die Politik Informationen in Form von Forde-

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rungen und Unterstützung aus der Gesellschaft (Inputs). Diese würden in kollektiv bindende Entscheidungen und Maßnahmen (Outputs) umgewandelt, die wiederum auf die Gesellschaft einwirkten (feedback). Der vorliegende Beitrag rekapituliert die Rezeptionsgeschichte der Systemtheorie durch die Politikwissenschaft. Zunächst wird das allgemeine Modell des politischen Systems skizziert. Dann folgen zwei Abschnitte, in denen stärker auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ansätzen eingegangen wird. Dabei geht es zuerst um die Systemmodelle in der amerikanischen Politikwissenschaft in den 1950er und 1960er Jahren. Es folgt ein Abschnitt über die neueren deutschen Ansätze von Jürgen Habermas und Niklas Luhmann. Der Schlussabschnitt liefert eine kurze Gesamtschau und eine Einordnung der Systemtheorie in den Kontext der Politikwissenschaft. Der Autor resümiert seine Ausführungen: Die Systemtheorie liefert heute einen systematischen Rahmen für die Einordnung von Phänomenen in den größeren Gesamtzusammenhang von Politik und Gesellschaft. Sie bildet eher einen theoretischen Hintergrund, als dass man aus ihr direkt Hypothesen für empirische Anwendungsforschung ziehen könnte. Als solcher bildet die Systemtheorie immer noch den komplexesten und umfangreichsten theoretischen Zugang zur Politik und deren Rolle in der Gesellschaft. (ICA2)

[17-L] Habermas, Jürgen: Das Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft und das Problem der Willensfreiheit: wie lässt sich der epistemische Dualismus mit einem ontologischen Monismus versöhnen?, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung, Jg. 54/2006, H. 5, S. 669-707 (Standort: USB Köln(38)FHM BP1740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Niemand leugnet im Grunde genommen das (subjektive) Phänomen der Willensfreiheit. Freilich hängt es von der angemessenen Beschreibung eines erklärungsbedürftigen Phänomens ab, nach welcher Art von Erklärung wir jeweils suchen müssen. Der Autor sucht deshalb zunächst die Willensfreiheit an dem Ort auf, wo sie auftritt - im "Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft". Aus der Alltagsperspektive stellt sich sodann das Problem der Willensfreiheit in Gestalt der Frage, ob die prospektiven Fortschritte der Neurowissenschaften dieses Sprachspiel unterminieren. Das wird am forensischen Diskurs der Zuschreibung von Verantwortung für strafbare Handlungen geprüft. Auf diese Problemlage antworten die Philosophen mit einem vielstimmigen Konzert. Naturalisten halten an der Voraussetzung einer materialistisch begriffenen, kausal geschlossenen Welt fest und folgen im Wesentlichen einer von zwei Strategien: Der Kompatibilismus versucht, das Problem der Willensfreiheit mit dem Nachweis zu entdramatisieren, dass das Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft mit der deterministischen Annahme des Nicht-anders-handeln-Könnens sehr wohl vereinbar ist. Der Autor legt als Option eine erkenntnistheoretische Wendung nahe. Aber auch die Reflexion auf die lebensweltlichen Grundlagen der naturwissenschaftlich konstituierten Gegenstandsbereiche dispensiert nicht von der ungelösten Frage, wie der in soziokulturellen Lebensformen verkörperte Geist sich selbst als Produkt der natürlichen Evolution verstehen kann. (ICA2)

[18-L] Hillebrandt, Frank: Funktionssysteme ohne Praxis oder Praxisfelder ohne System?: System- und Praxistheorie im Vergleich, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 16/2006, H. 3, S. 337-354 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

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INHALT: "Soziologische Praxis- und Systemtheorie lassen sich nur schwer miteinander vermitteln. Der Aufsatz zeigt zunächst die Gründe dafür an den wichtigsten erkenntnistheoretischen Grundentscheidungen der beiden Theorien auf. Die Ergebnisse dieses Theorienvergleichs werden dazu genutzt, Gemeinsamkeiten zwischen der Praxistheorie Bourdieus und der Systemtheorie Luhmann'scher Provenienz an den im Kern konvergenten Gegenstandsbestimmungen beider Theorien zu konturieren. Die zentrale These des Beitrages ist, dass sich beide Theorien erst dann vermitteln lassen, wenn die Konvergenz in den scheinbar unterschiedlichen Bestimmungen der Sozialität als Praxis (Bourdieu) bzw. als Kommunikation (Luhmann) herausgearbeitet wird. Erst dann lassen sich die Einsichten Bourdieus in die dauerhafte Reproduktion sozialer Ungleichheit mit den Einsichten Luhmanns in die stabile Reproduktion funktionaler Differenzierung mit dem Ziel zusammenführen, die Theorien vertikaler und horizontaler Differenzierung wechselseitig anzureichern." (Autorenreferat)

[19-L] Keller, Reiner: Michel Maffesoli: eine Einführung, (Wissen und Studium : Sozialwissenschaften), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2006, 138 S., ISBN: 3-89669-528-2 INHALT: "Der zeitgenössische französische Soziologe Michel Maffesoli hat seit Ende der 1970er-Jahre in zahlreichen Büchern die Skizze einer 'postmodernen Soziologie der postmodernen Gesellschaften' entworfen und dabei die 'Wiederkehr der Stämme in den Massengesellschaften' postuliert. Seine schnelle Karriere und seine Positionen machen ihn für einige Vertreter der französischen Soziologie zu einem permanenten Skandal. Das vorliegende Buch stellt neben der Person Maffesoli die Werkentwicklung und die zentralen Argumente dieses Denkers vor. Abschließend werden seine wichtigsten Thesen kritisch gewürdigt." (Autorenreferat)

[20-L] Klüver, Jürgen: Sinnverstehende Soziologie, Neurobiologie und die Mathematik des Gehirns, in: Jo Reichertz, Nadia Zaboura (Hrsg.): Akteur Gehirn - oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts : eine Kontroverse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 121-135, ISBN: 3-531-14930-X INHALT: Der Beitrag erörtert das Verhältnis zwischen der sinnverstehenden Soziologie und der Neurobiologie bei der Untersuchung des sozial handelnden Subjekts. Dabei vertritt der Autor die Ansicht, dass eine sinnverstehende Sozialwissenschaft gut daran tut, sich mit den Befunden der Gehirnforschung auseinander zu setzen. Sinnorientiert handelnde Subjekte sind nun einmal biologisch-physische Organismen und kein reiner Geist; auch in den Sozialwissenschaften weiß man schließlich längst, dass materielle Umwelten und die daraus resultierenden Anpassungsprobleme wesentlich die sozio-kulturelle Evolution geprägt haben. Von daher ist zu erwarten, dass die sinnhaften Formen, in denen man Welt erfasst und an denen man orientiert handelt, wesentlich von den Operationsweisen des Gehirns geprägt sind. Die Ausführungen umfassen folgende Punkte: (1) sinnorientiertes Handeln in der 'verstehenden' Soziologie, (2) Befunde zur Generierung von Bedeutung in den kognitiven Netzwerken des Gehirns, (3) eine soziologische Untersuchung zur Entstehung des Weltbildes am Beispiel eines Jugendlichen sowie (4) die Konsequenzen für die verstehende Soziologie aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaft. Neurobiologische Befunde, so das hier vorgetragene Plädoyer, sollten

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von daher als eine mögliche Bereicherung für das Verständnis davon angesehen werden, wie Sinnaufbau und daran orientiertes Handeln eigentlich zu Stande kommen. (ICG2)

[21-L] Kneer, Georg: Zur Integration des Systembegriffs in Hartmut Essers erklärender Soziologie, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 229-258, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Hartmut Essers Versuch, einzelne Module der Systemkonzeptionen von Parsons und Luhmann in seinen Ansatz der erklärenden Soziologie zu integrieren, wird kritisch diskutiert. Dabei wird zunächst Essers (partielle) Übernahme bzw. Integration des systemtheoretischen Begriffsinstrumentariums dargestellt. Es wird die Frage aufgeworfen, ob und inwieweit die von der soziologischen Systemtheorie vorgetragene These einer Trennung von sozialen und psychischen Systemen mit Essers Ausgangsannahmen kompatibel ist. Anschließend wird auf Essers dreigliedrige Systemtypologie eingegangen, wobei insbesondere seine konzeptionelle Beschreibung kultureller Systeme von Interesse ist. Es folgt eine Auseinandersetzung mit dem Hegemonieanspruch, den Esser gegenüber der soziologischen Systemtheorie sowie einer Vielzahl weiterer sozialwissenschaftlicher Theorieansätze erhebt. Es wird die These vertreten, dass sich in Essers Auseinandersetzung mit der Systemtheorie eine Vielzahl an theoretischen und begrifflichen Unklarheiten, Inkonsistenzen und Systematisierungsdefiziten findet. (GB)

[22-L] Kron, Thomas; Winter, Lars: Fuzzy-systems - Überlegungen zur Vagheit sozialer Systeme, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 11/2005, H. 2, S. 370-394 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Ziel dieses Beitrags ist, die Luhmannsche Systemtheorie auf eine Modellierung mittels Fuzzy-Logik umzustellen und somit die Theorie autopoietischer Sozialsysteme in Richtung einer Theorie der Fuzzy-Systems fortzuentwickeln. Mit Hilfe der Fuzzy-Logik wird es möglich, Vagheiten von Systemzugehörigkeiten und vage Codierungsprozesse zu modellieren, ohne auf akteur- oder organisationstheoretische Modelle zurückgreifen zu müssen. Dies führt u.a. zu einer Neubestimmung der Vorstellung von Polykontexturalität als Poly-Optik sowie von Systemüberschneidungen." (Autorenreferat)

[23-L] Kron, Thomas; Winter, Lars: Zum bivalenten Denken bei Max Weber, Niklas Luhmann und Hartmut Esser, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 489-514, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Es wird gezeigt, dass Hartmut Essers Entwurf einer universalen soziologischen Theorie einem Wissenschaftsideal verhaftet bleibt, das das Prinzip der Dichotomisierung (über)betont und dabei in Gefahr gerät, dieses Prinzip aus der Analyse- in die Objektebene zu übertragen. In diesem Zusammenhang wird zunächst der Ansatz von Max Weber dargestellt, der auf der Gegenstandsebene durchaus die Vagheit der Welt anerkannt hat, allerdings keine Möglichkeit sah, diese Erkenntnis auf die soziologische Erfassungsebene zu übertragen. Als "Kontrastfo-

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lie" zu Essers Ansatz wird die Systemtheorie von Niklas Luhmann dargestellt, der einerseits die zweiwertige Logik zu überwinden versucht, letztlich aber nur eine bivalent operierende Systemtheorie entgegensetzen kann. Dass Esser in seiner Handlungstheorie einerseits über die Handlungstypologie Max Webers hinausgeht, andererseits dabei aber, logisch eher Luhmann folgend, ausblendet, was Max Weber für die Gegenstandsebene anerkannt hat, nämlich Mischformen und Ungenauigkeiten, wird anschließend verdeutlicht. Im Ergebnis zeigt sich daher, dass die Essersche Theorieanlage ebenso wie die Luhmannsche Systemtheorie nicht nur weiterhin dem bivalenten Denken verhaftet ist, sondern den bivalenten Ansatz sogar durch Übertragung auf die Gegenstandsebene radikalisiert. Stattdessen wird die Entwicklung von Techniken, Logiken und Theorien empfohlen, die Polyvalenzen berücksichtigen. (GB)

[24-L] Kurtz, Thomas: Arbeit, Organisation und Systemtheorie, in: Michael Faust, Maria Funder, Manfred Moldaschl (Hrsg.): Die 'Organisation' der Arbeit, München: Hampp, 2005, S. 307-320, ISBN: 3-87988-995-3 (Standort: USB Köln(38)-33A2611) INHALT: Während die Arbeits- und Industriesoziologie in Bezug auf Arbeitsorganisationen von der Zentralkategorie "Arbeit" ausgeht, findet sich keine Organisationstheorie, die der Arbeit diese herausgehobene Position zugesteht. In der neueren Systemtheorie wurde jedoch mit zwei Möglichkeiten experimentiert - zum einen der Erweiterung des Arbeitsbegriffs um die "Abfallmetapher" und zum anderen der Bestimmung der Arbeit als einem Inklusionsmedium moderner Organisationen. Der vorliegende Beitrag geht die Organisation als "Form einer Unterscheidung" an, wie sie Luhmann in "Organisation und Entscheidung" aufgestellt hat. Der Autor wählt jedoch einen mehr gesellschaftsbezogenen Zugang, mit dem Ziel, die von der Arbeits- und Industriesoziologie geforderte gesellschaftstheoretische Anschlussfähigkeit der Organisationssoziologie einzulösen, ohne aber - und das wird vom Autor betont - den Gesellschaftsbegriff der Arbeits- und Industriesoziologie zu teilen. Insgesamt geht es dem Autor darum zu zeigen, dass neben der Übereinstimmung zwischen Beruf und Organisation sich beide Formen grundlegend darin unterscheiden, wie sie die Übergänge zwischen den beiden Seiten der Form handhaben. Einleitend erfolgt eine historische Skizze zum Verhältnis von Beruf und Organisation. (ICA2)

[25-L] Lindemann, Gesa: Die Du-Perspektive in der Hirnforschung, in: Jo Reichertz, Nadia Zaboura (Hrsg.): Akteur Gehirn - oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts : eine Kontroverse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 263-285, ISBN: 3-531-14930-X INHALT: Der Beitrag befasst sich aus sozialwissenschaftlicher Sicht mit der Perspektivenrelationierung in der Hirnforschung: W. Singer trennt zwischen der 1. und 3. Person-Perspektive, die erstere ordnet er der Philosophie zu, während die 3. Person-Perspektive charakteristisch für die erklärende Naturwissenschaft ist. J. Habermas führt über die beiden genannten Perspektiven hinausgehend die 2. Person-Perspektive ein, was zum Problem des Verstehens des Du führt. Übertragen auf die Neurowissenschaft äußert sich die Schwierigkeit in der Frage, wie neuronale Prozesse die Ebene des phänomenalen Bewusstseins und die Erkenntnis konstituieren, sodass ein begegnender Organismus ein Organismus mit Bewusstsein ist. In diesem Zusammenhang wird die Position von H. Plessner herangezogen, die sich als 'neutraler

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Monismus' bezeichnen lässt. Dabei formuliert Plessner in umgekehrter Weise ein Programm, das dem der aktuellen Praxis von Neurowissenschaftlern entspricht, die diejenigen Phänomene, die bislang in der 1. und 2. Person-Perspektive behandelt wurden, in die 3. PersonPerspektive auflösen. Es wird nämlich versucht, im Rahmen der eigenen methodischen Perspektive (Verstehen) die Phänomene zu untersuchen, die bislang im methodischen Rahmen der 3. Person-Perspektive erforscht wurden. Da die Grundannahme aber die ist, dass ein Gegenstand sich immer auch anders zeigen kann, muss es Plessner ablehnen, einen Perspektivenprimat festzulegen. So ist es für eine Untersuchung der Hirnforschung fruchtbarer, die 2. Person-Perspektive im Sinne eines methodisch konstruierten Erkenntnisanspruchs zu verstehen. Eine derartige methodische Ausrichtung erlaubt es, der Hirnforschung auch dann in einer verstehenden zu folgen, wenn sie die Gehirne von Tieren zum Gegenstand macht. Dies führt in einem direkten Sinne ins Zentrum der Hirnforschung, denn die Erforschung von Tiergehirnen steht aus ethisch begründeten methodischen Restriktionen im Mittelpunkt der neurowissenschaftlichen Theoriebildung innerhalb der Hirnforschung. Die Argumentation gliedert sich in zwei Schritte: Zunächst wird Plessners Position in methodischer Hinsicht skizziert. Darauf aufbauend wird anschließend dargelegt, wie sich die neurobiologische Forschung für eine soziologische Betrachtung darstellt. Abschließend wird diskutiert, was sich daraus für das Verhältnis der 2. und 3. Perspektive zueinander ergibt. (ICG2)

[26-L] Martin, Paul: Soziologie, in: Paul Martin, Sigurd Hebenstreit, Norbert Rückert, Fritz-H. Wisch (Hrsg.): Humanwissenschaftliche Zugänge, Berlin: Frank & Timme, 2006, S. 45-60, ISBN: 3-86596-030-8 (Standort: UB Trier(385)-sn48135) INHALT: Die vorliegende Einführung in die Soziologie ist Teil des 12 Module umfassenden Studienprogramms "European Bachelor of Inclusion Studies". Zunächst werden die sozialen Hintergründe der Entstehung der Soziologie dargestellt, um dann den "soziologischen Blick" auf soziale Strukturen und menschliche Handlungsfreiheit zu erläutern. Strukturalismus, Konstruktivismus und Dualismus werden als die drei großen Varianten soziologischer Theoriebildung vorgestellt. Der Marxschen Konflikttheorie werden die Konsenstheorie Durkheims, der Strukturfunktionalismus von Parsons und Merton sowie die Handlungstheorie von Weber und Simmel gegenübergestellt. Abschließend wird Castells Analyseansatz des Wandels zur postmodernen Gesellschaft beschrieben. (ICE)

[27-L] Meulemann, Heiner: Soziologie von Anfang an: eine Einführung in Themen, Ergebnisse und Literatur, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 421 S., ISBN: 3-531-33742-4 INHALT: "Diese Einführung will 'Soziologie von Anfang an' darstellen. Die Soziologie befasst sich mit der Gesellschaft als einem Produkt sozialen Handelns. Sie beginnt mit dem Begriff des sozialen Handelns und zielt auf die Gesellschaft. Diesen Weg versucht die Einführung mit einigen Grundbegriffen systematisch abzuschreiten. Wenn das soziale Handeln der Menschen Ausgangspunkt der Soziologie ist, dann muss bestimmt werden, wie die Menschen zusammenkommen, die in Gesellschaft handeln. Die Antwort ist, dass die soziale Ordnung Menschen als eine Gesellschaft zusammenführt und gegen andere abgrenzt. Mit der Vielfalt der Zwecke, die Menschen in einer sozialen Ordnung entdecken und verfolgen können, wird

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sie sich differenzieren. Mit der Tatsache der sozialen Differenzierung wird spiegelbildlich das Problem der sozialen Integration aufgeworfen. Wenn eine Gesellschaft sich differenziert hat und mehr oder minder stark integriert ist, bilden die Beziehungen zwischen den Teilen die Sozialstruktur der Gesellschaft. Sie ist das Thema der Soziologie als einer 'Wissenschaft von der Gesellschaft'. Mit dem Begriff der Sozialstruktur kommt die Soziologie an ihr Ziel; aber sie stößt zugleich auch an ihre Grenzen, die Bewertung der Verteilung von Ressourcen unter dem Gesichtspunkt der sozialen Ungleichheit. Soziale Ungleichheit lässt sich am besten im Zeitverlauf an der sozialen Mobilität verfolgen. Die Sozialstruktur unterliegt schließlich dem sozialen Wandel. Das Problem der Erklärung des sozialen Wandels führt zurück zum Ausgangspunkt, der Erklärung des sozialen Handelns überhaupt." (Autorenreferat)

[28-L] Miebach, Bernhard: Soziologische Handlungstheorie: eine Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 475 S., ISBN: 3-531-32142-0 INHALT: "In diesem Einführungsbuch werden die wichtigsten handlungstheoretischen Ansätze dargestellt und auf Beispiele angewendet. Neben den modernen Klassikern Mead, Schütz, Goffmann, Garfinkel, Parsons und Homans werden auch die neueren Ansätze von Habermas, Berger und Luckmann, Luhmann, Coleman, Esser und Giddens erklärt. Die einzelnen Theorien werden nach einem durchgängigen Schema dargestellt: Nach der Vorstellung der Grundidee werden die zentralen Begriffe des jeweiligen Ansatzes definiert, um anschließend den Argumentationszusammenhang der Theorie erläutern zu können. Abschließend wird jeweils die Theorie anhand eines Beispiels veranschaulicht." (Autorenreferat)

[29-L] Moebius, Stephan; Schäfer, Gerhard (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik: wider den Verlust einer aktuellen Tradition ; Festschrift für Lothar Peter, Hamburg: VSA-Verl. 2006, 303 S., ISBN: 3-89965-175-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9204) INHALT: "Wie die Sozial- und Geisteswissenschaften insgesamt unterliegt die Soziologie einem Anpassungs- und Marginalisierungsdruck: Auch sie soll sich im akademischen Standortwettbewerb 'rechnen', wird 'mainstreamisiert' und Hilfswissenschaft im 'Beraterkapitalismus'. So wird ihr der kritische Geist weiter ausgetrieben. Gleichzeitig erfordern die Veränderungen der 'sozialen Welt', dass sie interpretiert und gedeutet werden, das 'Elend' zur Sprache gebracht wird und die 'soziologischen Familiengeheimnisse' der angeblich besten aller Welten aufgedeckt werden. Das ist zugleich ein Plädoyer für gesellschaftskritische Intervention und intellektuelles Engagement. Die Beiträge dieses Bandes halten an dieser Tradition fest und aktualisieren sie gegen das Vergessen und den neoliberalen Zeitgeist. Zentrale Themen sind Theorie und Geschichte der Soziologie, Intellektuellensoziologie, die gesellschaftskritischen Dimensionen der Industrie- und Arbeitssoziologie, kritische Traditionslinien in der französischen Soziologie sowie feministische Theorie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stephan Moebius und Gerhard Schäfer: Vorwort (7-9); Aus dem Archiv: Lothar Peter: Marxistische Soziologie (12-29); Theorie und Geschichte der Soziologie: Michael Neumann: Warum Soziologie? Über Anfänge und Gründe der modernen Soziologie in Deutschland (32-43); Gerhard Schäfer: Das Marburger Dreigestirn: Wolfgang Abendroth - Heinz Maus - Werner Hofmann. Zur Vorgeschichte kritischer Gesellschaftswissenschaft in Marburg (44-70); Karl

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Hermann Tjaden: Voraussetzung, Gegenstand und Ziel kritischer Gesellschaftswissenschaft (71-90); Soziologie der Intellektuellen: Frank Deppe: Intellektuelle und kritische Theorie eine historisch gewordene Verbindung? (92-117); Rüdiger Griepenburg: "...einen Brand in die jetzige Schlaffheit schleudern". Ein Attentat im Biedermeier (118-127); Karl Heinz Roth: Brückenschlag zwischen Mussolini, Stalin, Hitler und Roosevelt? Bruno Rizzi und die Katastrophen sozialistischer Politik im 20. Jahrhundert (128-140); Französische Soziologie: Stephan Moebius: Intellektuelle Kritik und Soziologie. Die politischen Schriften und Aktivitäten von Marcel Mauss (142-160); Hans Manfred Bock: Deutsch-französischer Soziologietransfer im Generationenkontext. Zu Raymond Arons Rezeption deutscher Soziologie in den 1930er Jahren (161-171); Margareta Steinrücke: Struktur und Subjekt in der Theorie Pierre Bourdieus und ihre Relevanz für die Erforschung von Geschlechterverhältnissen (172-188); Industrieund Arbeitssoziologie: Gabriele Winker: Net Empowerment. Stärkung subalterner Öffentlichkeiten durch frauenpolitische Vernetzung im Internet (190-205); Rainer Dombois: Auf dem Wege zur Globalisierung sozialer Rechte? Governanceprozesse trans- und internationaler Arbeitsregulierung (206-225); Andre Holtrup: Das Ende kollektiver Arbeitsbeziehungen? (226-244); Generationen: Jörg Kammler: "Kriegskinder" des 2. Weltkriegs - eine Generation von Opfern? (246-260); Marlis Krüger: Gesellschaftstheoretische Etüden (261-270); Alternativen zum Neoliberalismus: Günter Warsewa: Kann der allseitig flexible Mensch sozialverträglich (gemacht) werden? (272-291); Abidin Bozdag: Gegengesellschaften zum Neoliberalismus (292-300).

[30-L] Moebius, Stephan: Die Gabe - ein neues Paradigma der Soziologie?: eine kritische Betrachtung der M.A.U.S.S.Gruppe, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 16/2006, H. 3, S. 355-370 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Geben, Nehmen, Erwidern das ist die Grundformel des Gabentausches, wie sie Marcel Mauss in seinem 1925 publizierten Essay über die Gabe entwickelt und ausgearbeitet hat. Das 1980 von dem französischen Soziologen Alain Caillé und dem Schweizer Anthropologen Gérald Berthoud initiierte Mouvement Anti-Utilitariste dans les Sciences Sociales kurz M.A.U.S.S. knüpft in spezifischer Weise an Mauss' Essay an: Das Ziel der in Deutschland kaum bekannten M.A.U.S.S.-Gruppe besteht in der Etablierung eines dritten Paradigmas, dem Paradigma der Gabe, mit dessen Hilfe ein 'dritter Weg' zwischen methodologischem Individualismus und methodologischem Holismus eingeschlagen werden soll. Der Beitrag geht nach einer Verortung der Gruppe im soziologischen Feld Frankreichs zunächst auf die soziologiehistorische Grundlage der Gruppe, also Mauss' Gabe-Theorem, ein, um dann in einem zweiten Schritt ihre theoretischen Grundannahmen zu analysieren, die das dritte 'Paradigma der Gabe' fundieren sollen. Die Verortung der Gruppierung innerhalb des Feldes gegenwärtiger soziologischer Theoriebildung soll anhand der von Caillé vollzogenen Absetzung von Pierre Bourdieu in knapper Form präzisiert werden. Abschließend werden einige Kritikpunkte formuliert, die sowohl den methodologischen als auch den allgemein-soziologischen Impetus der M.A.U.S.S.-Gruppe betreffen." (Autorenreferat)

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[31-L] Neumann, Michael: Warum Soziologie?: über Anfänge und Gründe der modernen Soziologie in Deutschland, in: Stephan Moebius, Gerhard Schäfer (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik : wider den Verlust einer aktuellen Tradition ; Festschrift für Lothar Peter, Hamburg: VSA-Verl., 2006, S. 32-43, ISBN: 3-89965-175-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9204) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie als Gesellschaftskritik beschreibt den Beginn der modernen Soziologie in Deutschland Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei orientieren sich die Ausführungen an drei Fragen: (1) Welche gesellschaftlichen Veränderungen haben zur Entdeckung des Sozialen geführt? (2) Für wen ist der Übergang des Kapitalismus zum Monopolkapitalismus ein kulturelles Problem? (3) Wie reagiert die Soziologie als moderne Wissenschaft auf dieses Problem? Die Rekonstruktion des Begriffs des Sozialen am Beispiel der Arbeiten von M. Weber und G. Simmel zeigt, dass das Soziale selbst eine Kategorie ist, deren inhaltliche Bestimmung Produkt der gesellschaftlichen Entwicklung ist. Mit der Zunahme der sozialen Sphäre - ihre Bedingungen liegen außerhalb ihrer selbst - erweitert sich auch der Anwendungsbereich der soziologischen Kategorien bzw. führt dazu, neue Kategorien und auch genauere zu entwickeln. Die Möglichkeit der Zunahme oder Verallgemeinerung der sozialen Sphäre ist historisch an Prozesse der politischen Demokratisierung, der arbeitsteiligen Differenzierung und der Verringerung ökonomisch vermittelter Zwänge gebunden. Eine solche Erweiterung ist nach dem Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik der Fall. Die Veränderung der sozialen Sphäre spiegeln sich in veränderten soziologischen Konzeptionen. Diese Entwicklung endet im Faschismus, indem die Anfänge einer nichtbürgerlichen Sozialsphäre zerschlagen werden. (ICG2)

[32-L] Oesterdiekhoff, Georg W.: Entwicklung der Weltgesellschaft: von der Steinzeit zur Moderne, (Soziologie : Forschung und Wissenschaft, Bd. 18), Münster: Lit Verl. 2005, 382 S., ISBN: 3-8258-8960-2 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MS1180/401) INHALT: "Das Buch analysiert die Grundstrukturen der sozialen Entwicklung der Menschheit seit der Steinzeit. Struktur und Dynamik von Steinzeitgesellschaften, bäuerlichen Dorfgesellschaften, agrarischen Hochkulturen und modernen Industriegesellschaften werden dargestellt. Besonderer Augenmerk wird auf die Analyse der beiden größten Transformationen der Menschheit gelegt, auf die Entstehung sowohl der Landwirtschaft als auch der Industriegesellschaft. Der Kern der Entwicklung des 20. Jahrhunderts besteht in der globalen Ausweitung von bürokratischem Staat und Industriemoderne, die sich auch in den Ländern des Südens und Ostens erfolgreich durchsetzen und feudale und agrarische Strukturen überwinden. Während der Industrialisierungs- und Modernisierungsprozess in der Entwicklungswelt allmählich greift, durchlaufen die hoch entwickelten Länder des Westens und Japan seit 30 Jahren neue Stufen gesellschaftlicher Entwicklung, die sich infolge der Wohlstandsentwicklung eingestellt haben." (Autorenreferat)

[33-L] Pareto, Vilfredo: Allgemeine Soziologie, (Bibliothek der Wirtschaftsklassiker, 7), München: FinanzBuch Verl. 2006, 290 S., ISBN: 3-89879-144-0 (Standort: UB Braunschweig(84)-SW-B614)

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INHALT: "Vilfredo Pareto (1848-1923) galt den Nationalökonomen als Soziologe und den Soziologen als Nationalökonom. Das Wesentliche seines Werks liegt jedoch in der Verbindung von Ökonomie und Soziologie zu einer alles umfassenden Sozialwissenschaft. Der Klassenkampf ist für ihn ein Faktum, das vor allem von den Eliten um die Macht ausgetragen wird. Seiner Theorie nach wird jedes Volk von einer Elite, einer 'ausgewählten Klasse' regiert, die zu allen Zeiten und in allen Verhältnissen politische Macht ausübt. Die Ausübung von Macht ist für ihn das Wesentliche in einer Gesellschaft. Pareto gehört zu den bedeutendsten Soziologen einer nicht-marxistischen Soziologie. Dieses Buch stellt einen großen Teil seines Lebenswerks dar." (Textauszug)

[34-L] Preyer, Gerhard: Eine 'neue' Theorie der Kooperation, in: Protosociology : an international journal of interdisciplinary research, Vol. 20/2004, S. 374-389 (Standort: USB Köln(38)-XG07319; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.protosociology.de/Volumes/Volume20.html) INHALT: "In the contemporary research on cooperation we find mathematical, game-, moraltheoretical, experimental and ethological investigations. These approaches are individualistic in principle. Raimo Tuomela introduces a correction of the conceptualization of the standard game theory because this proposal lacks an account of collective commitments and acting for a reason, we need for explaining many cases. The essay sketches Tuomela's proposal with regard to his new turn of analyzing cooperation. A substantial problem in social theory emerges from this framework understanding the social. The questtion is whether there is something like a basic consensus in social systems or a normative notion of collective commitments. This leads us to a re-interpretation of the function of social norms, the author will sketch." (author's abstract)

[35-L] Prisching, Manfred: Die Globalisierung von zeitdiagnostischen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodellen, in: Karl Homann, Peter Koslowski, Christoph Lütge (Hrsg.): Wirtschaftsethik der Globalisierung, Tübingen: Mohr Siebeck, 2005, S. 34-61, ISBN: 3-16-148503-3 (Standort: USB Köln(38)-32A6735) INHALT: Der Verfasser stellt Beispiele aktueller Zeitdiagnosen und ihrer ideengeschichtlichen Einbettung vor, die die klassischen Paradigmata der Geschichtswissenschaft verwenden: (1) Globale Abstiegsparadigmata - Grenzen des Wachstums, Globalisierungsphobien, asymmetrische und konflikthafte Welt; (2) Globale Aufstiegsparadigmata - golden age, Globalisierungs-, Demokratisierungs- und Modernisierungseuphorien, konvergente Welt; (3) Stagnationsparadigmata - Lähmung durch Reife und Rationalisierung; (4) Zyklenparadigmata - Lange Wellen, Kulturzyklen; (5) Periodisierungsparadigmata - neue Moderne, Wissensgesellschaft, postbiologische Epoche; (6) Krisenparadigmata - Systemfehlermodell, Desorientierung, Konsumismus. Der Verfasser plädiert abschließend für Gross' Bild der Multioptionsgesellschaft. (ICE)

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[36-L] Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, (32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede", 2004, München), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, ca. 1400 S., ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2004 behandelte ein Thema von höchster Aktualität. Während die Wahrnehmung kultureller Unterschiede, sei es als erstrebenswerter Pluralismus oder Angst einflößende Bedrohung, in den letzten Jahren im Vordergrund stand, rücken heute mit der Krise des Sozialstaates die Probleme sozialer Ungleichheit dramatisch in den Mittelpunkt des Interesses. Dieser Kongressband enthält alle Vorträge der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung, der Plena sowie die Mittags-und Abendvorlesungen. Dazu eine CD mit den Referaten der Sektionssitzungen, Ad-hoc-Gruppen und Sonderveranstaltungen. Der Band bietet so eine Bestandsaufnahme des Wissens der Soziologie über eines der drängendsten Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft und soll dazu beitragen, die Aufmerksamkeit und Sensibilität für Ungleichheitsprobleme zu schärfen." (Autorenreferat)

[37-L] Rieck, Christian: Spieltheorie: eine Einführung, Eschborn: Ch. Rieck 2006, 361 S., ISBN: 3-924043-91-4 (Standort: FHB Gelsenkirchen(1010)-01QGW3(5)) INHALT: Das Buch vermittelt grundlegende Kenntnisse der Spieltheorie und wendet sich an Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, die wenig oder gar kein Vorwissen besitzen. Nachdem der Autor erläutert hat, was Spieltheorie ist und wie diese arbeitet (dominierte Strategien, Nash-Gleichgewicht), widmet er sich ausführlich den 2 x 2- Bimatrix-Spielen. Diese haben eine Minimalausstattung, die nötig ist, um überhaupt ein Spiel zu sein: nämlich zwei Spieler mit jeweils zwei Handlungsmöglichkeiten, sind aber schon so komplex, dass an ihnen wichtige Konzepte der Spieltheorie erläutert werden können. Das bekannteste Beispiel ist das Prisoner's Dilemma. Die bisher intuitiv benutzten Begriffe wie Strategie, Entscheidung werden in dem Kapitel "Grundbegriffe der Spieltheorie" erläutert, in dem auch nach dem Selbstverständnis der Spieltheorie gefragt wird (Realitätsbezug der Spieltheorie). Abschließend stellt der Autor nichtkooperative Lösungskonzepte vor; Referenzpunkt bildet hierbei das NashGleichgewicht. (FR)

[38-L] Schäfers, Bernhard; Kopp, Johannes (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 373 S., ISBN: 3-531-14686-6 INHALT: "Die vorliegende neunte Auflage, für die nun zwei Herausgeber verantwortlich zeichnen, ist eine vollständige Neubearbeitung. Alle Artikel wurden grundlegend überarbeitet; mehrere Autoren wurden hinzu gewonnen. Einige Artikel wurden gestrichen, weil sie strengen Kriterien eines 'Grundbegriffs der Soziologie' nicht standhalten, einige wenige wurden neu aufgenommen. Die Grundbegriffe sollen für die begriffliche und theoretische Grundlegung der Soziologie eine verlässliche Orientierung und Einführung bieten. Darum wurde auf Allgemeinverständlichkeit großes Gewicht gelegt. Bei den Erläuterungen zu den einzelnen

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Begriffen hatten inhaltliche Aussagen über den jeweiligen sozialen Tatbestand und sozialgeschichtliche Zusammenhänge Vorrang gegenüber 'binnen-soziologischen' Kontroversen. Die Darstellung der Grundbegriffe wurde soweit wie möglich vereinheitlicht: fast alle Grundbegriffe werden durch eine Kurzdefinition eingeführt, die dann durch weitere begrifflichinhaltliche Dimensionen ergänzt und differenziert wird; soweit erforderlich, erfolgt ein Exkurs zur anthropologischen Dimension des Begriffs und zu seinen sozial- und begriffsgeschichtlichen Zusammenhängen; wichtig war uns weiterhin, durch die einzelnen Grundbegriffe so viel wie möglich über gegenwärtige Sozial- und Handlungsstrukturen zu informieren; grundlegende Theoretiker der Soziologie bzw. der Sozialwissenschaften werden bei ihrer jeweils ersten Nennung in den Artikeln mit ihren Lebensdaten hervorgehoben; bei den Literaturhinweisen ließen wir uns von dem Prinzip leiten, soweit wie möglich über deutsche und leicht greifbare Quellen, über einführende Literatur und unverzichtbare Klassiker das weitere Studium der Grundbegriffe und sozialen Tatbestände anzuregen und zu erleichtern." (Textauszug)

[39-L] Schinkel, Andreas: Autopoiesis vs. Autogenese: Systemtheorie und Strukturphänomenologie im Vergleich, in: Jaromir Brejdak, Reinhold Esterbauer, Sonja Rinofner-Kreidl, Hans Rainer Sepp (Hrsg.): Phänomenologie und Systemtheorie, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2006, S. 108-126, ISBN: 38260-3143-1 (Standort: UB Düsseldorf(61)-phi-g731b835) INHALT: Ziel des Beitrag ist es, Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Systemtheorie (Luhmann) und Strukturphänomenologie (Rombach) herauszuarbeiten. Dabei stehen mit der Autopoiesis und der Autogenese die zentralen Gedanken beider Theorien im Mittelpunkt. Der Verfasser zeigt zunächst, welche Erklärungsansprüche Luhmann und Rombach mit ihren Theorien erheben und wie sie sich gegenseitig wahrnehmen und beurteilen. Ausgehend von der Autopoiesis-Konzeption der chilenischen Biologen Maturana und Varela wird im Folgenden herausgearbeitet, wie Luhmann dieses Konzept auf seine Theorie sozialer Systeme überträgt. Hier werden Anknüpfungspunkte mit dem Autogenese-Gedanken der Strukturphänomenologie sichtbar. Ähnlichkeiten beiden Ansätze finden sich im Universalitätsanspruch, im funktionalanalytischen Ansatz und im Gedanken der Selbsterzeugung. Den entscheidenden Unterschied sieht der Verfasser darin, dass die Strukturtheorie Werden und Vergehen als konstitutive Momente eines Zusammenhangs betrachtet, während die Systemtheorie den Blick auf den Selbsterhalt einer Einheit konzentriert. Sieht man von dem jeweils erhobenen Universalitätsanspruch ab, so das Fazit des Verfassers, können sich beide Ansätze sinnvoll ergänzen. (ICE2)

[40-L] Schluchter, Wolfgang: Grundlegungen der Soziologie: Bd. 1, Eine Theoriegeschichte in systematischer Absicht, Tübingen: Mohr Siebeck 2006, VIII, 343 S., ISBN: 3-16-149005-3 INHALT: "Die Untersuchung zu den Grundlegungen der Soziologie ist auf zwei Bände angelegt. In Band I steht die mehrfache Konstitution der Soziologie in der Gründungsphase des Fachs im Mittelpunkt. Der Autor betrachtet drei konkurrierende Forschungsprogramme, die er als soziologischen Hegelianismus (Karl Marx), soziologischen Kantianismus (Émile Durkheim) und kantianisierende Soziologie (Max Weber) bezeichnet. Diese werden auf ihren jeweiligen

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philosophischen Hintergrund bezogen und unter logisch-methodischem, grundbegrifflichem und gegenwartsdiagnostischem Gesichtspunkt verglichen. Der Vergleich dient dazu, die andauernde Aktualität eines an Max Weber orientierten Forschungsprogramms zu erweisen." (Autorenreferat)

[41-L] Schneider, Wolfgang L.: Erklärung, Kausalität und Theorieverständnis bei Esser und Luhmann im Vergleich, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 445-487, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Essers Wert-Erwartungs-Theorie und Luhmanns Systemtheorie werden im Hinblick auf die Konzeptualisierung von Erklärung und Kausalität verglichen. Dabei wird die Architektonik der beiden Theorien dargestellt und geprüft, wie sich jede Theorie zu den zentralen Aussagen der Gegentheorie verhält. Es wird ausgeführt, dass es sich bei Esser um eine Theorie handelt, die eine kausale, deduktiv-nomologische Erklärung psychischer Selektionen über zwei Stufen ermöglicht: die initiale Selektion einer bestimmten Rahmung der Situation führt zur Aktualisierung von Bündeln von Handlungsmöglichkeiten sowie eines Skript-Modus, der die anschließende Auswahl einer Handlung dirigiert. Als Selektionen zweiter Ordnung konstruieren diese Selektionsschritte den psychischen Bezugsrahmen nutzenrational gesteuerter Handlungsselektion. Demgegenüber entwirft Luhmann eine Theorie, die zeigt, wie der Bereich wählbarer Handlungen durch den kommunikativen Kontext konstituiert wird, allerdings in sozialer Systemreferenz. Evolutionär ausschlaggebendes Selektionsprinzip ist die Erzeugung einer hinreichenden Annahmewahrscheinlichkeit von Kommunikation als Voraussetzung für ihre Expansion über den Bereich der Interaktion unter Anwesenden hinaus. Die Absorption von Unsicherheit erscheint als zentrales Bezugsproblem, das die Genese sozialsystemischer Strukturen antreibt und als Kriterium fungiert, an dem sich Lösungsversuche zu bewähren haben. Rationalität ist dabei nur in besonderen Kontexten als Verhaltenserwartung verankert. (GB)

[42-F] Schneider, Wolfgang Ludwig, Prof.Dr.; Kneer, Georg, Prof.Dr.; Greshoff, Rainer, Dr. (Bearbeitung); Schneider, Wolfgang Ludwig, Prof.Dr. (Leitung): Erklären und Verstehen. Methodische Zugänge zum Sozialen INHALT: Im Zentrum des Projekts steht die Frage, inwiefern hinter der multiparadigmatischen Zersplitterung der Soziologie eine gemeinsame Menge methodologischer Bewertungskriterien zu erkennen ist. Als Leitunterscheidung, mit deren Hilfe die Variationsbreite sozialwissenschaftlicher Methodologiekonzeptionen untersucht werden soll, die den wichtigsten mikro- und makrosoziologischen Ansätzen zugrunde liegen, wählen wir die klassische Unterscheidung von Verstehen und Erklären. Ziel des Projektes ist es, eine Systematisierung der verschiedenen methodologischen Positionen zu erreichen, die nicht aus einer normativen "logic of science" abgeleitet, sondern in den Beurteilungsstandards verankert ist, die in der soziologischen Forschung. ART: keine Angabe BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. III, Institut für Sozialwissenschaften Abt. Soziologie (Kunzenweg 21, 79117 Freiburg im Breisgau); Fernuniversität Hagen, FB

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Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen (Universitätsstr. 21, 58084 Hagen) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]); Greshoff Reiner (Dr. Tel. 02331-987-4182, Fax: 02331-987-2537, e-mail: [email protected])

[43-L] Schulz-Schaeffer, Ingo: From conditional commitments to generalized media: on means of coordination between self-governed entities, in: Klaus Fischer, Michael Florian, Thomas Malsch (Hrsg.): Socionics : scalability of complex social systems, Berlin: Springer, 2005, S. 218-241, ISBN: 3-540-30707-9 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-966025) INHALT: Der Verfasser analysiert die soziale Koordination selbstbestimmter Einheiten unter Bedingungen, unter denen es keine vorher etablierten Koordinationsstrukturen gibt. Er zeigt, dass Engagement der wichtigste Mechanismus zur Lösung von Koordinationsproblemen ist und dass Engagement eine inhärente Tendenz zur Generalisierung und Institutionalisierung aufweist. Der Verfasser stellt einen theoretischen Rahmen vor, der auf einer Neuinterpretation des soziologischen Konzepts verallgemeinerter symbolischer Medien basiert. Dieser Rahmen lässt sich auf Koordinationsprobleme zwischen menschlichen Akteuren ebenso anwenden wie auf Koordinationsprobleme zwischen künstlichen Akteuren in offenen Multiakteursystemen, wie der Verfasser am Beispiel "Reputation" zeigt. (ICE)

[44-L] Schützeichel, Rainer: Die Selektivität von Sinn: über die Sinnkonzeptionen und Sinnformen des Strukturtheoretischen Individualismus und der Systemtheorie und ihre methodologischen Prämissen und Implikationen, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 111-155, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die Sinnkonzepte und die Sinnformen des Strukturtheoretischen Individualismus von Esser und der Systemtheorie von Luhmann werden vergleichend diskutiert. Im Hinblick auf die Sinnkonzepte wird vorgeschlagen, eine "identitätstheoretische" Konzeption bei Esser von einer "differenztheoretischen" Zugangsweise bei Luhmann zu unterscheiden. Die identitätstheoretische Konzeption verknüpft verschiedene Sinnkonzeptionen und Sinnformen, die differenztheoretische gibt "Sinn" eine neue Funktion als Medium. Bei Sinnformen in der Bedeutung von verschiedenen Aggregationsformen von Sinn unterscheidet der Strukturtheoretische Individualismus gemäß seiner Forschungslogik zwischen subjektivem und sozialem Sinn. Es wird gezeigt, dass auch für die Systemtheorie diese Unterscheidung in Gestalt der tragenden theoretischen Figur der "doppelten Selektivität von Sinn" konstitutiv ist. Allerdings wird diese Theoriefigur aufgrund unterschiedlicher Forschungslogiken in beiden Theoriekonzepten unterschiedlich interpretiert. (GB)

[45-L] Schwietring, Thomas: Geht es auch ohne?: zur Rolle des Kulturbegriffs in der Rational Choice-Theorie Hartmut Essers und in Niklas Luhmanns Theorie autopoietischer Systeme, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 187-227, ISBN: 3-531-14354-9

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INHALT: Der von Hartmut Esser zu einem "Modell soziologischer Erklärung" ausgebaute Rational-Choice-Ansatz wird mit der Theorie autopoietischer Systeme von Niklas Luhmann verglichen. Gegenstand des Vergleichs ist die Rolle, die der Kulturbegriff in beiden Ansätzen spielt. Darüber hinaus steht der mögliche Beitrag zur Diskussion, den beide zur Klärung oder Weiterentwicklung des Kulturbegriffs leisten können. Beiden Autoren ist gemeinsam, dass ihnen der Kulturbegriff als zu schillernd und unspezifisch, aber auch zu umfassend und grundsätzlich erscheint, um ihn unmittelbar und positiv in die je eigene Denkweise integrieren zu können. Gleichwohl erkennen beide die zentrale Bedeutung einzelner Argumente, die sich mit dem Kulturbegriff verbinden, an, und besonders Esser verwendet einen erheblichen Theorieaufwand darauf, verschiedene mit dem Kulturbegriff verbundene Argumente in die eigene Theorie zu transportieren. Die Aspekte, welche die beiden Theoretiker aus dem Kulturbegriff für die je eigene Argumentation herausschneiden oder kritisieren, unterscheiden sich jedoch erheblich. (GB)

[46-L] Schwinn, Thomas: Lassen sich Handlungs- und Systemtheorie verknüpfen?: Max Weber, Talcott Parsons und Niklas Luhmann, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 91111, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: "Der Autor vergleicht Webers verstehende Soziologie mit den von Talcott Parsons und Niklas Luhmann entwickelten Varianten der Systemtheorie. Er macht in diesem Zusammenhang zugleich deutlich, dass es sich bei den verschiedenen Versuchen, die von Weber entwickelte Handlungstheorie mit systemtheoretischen Überlegungen zu verknüpfen, um ein eklatantes Missverständnis handelt. Denn in Webers verstehender Soziologie stellt das SystemUmwelt-Modell einen Fremdkörper dar, der nicht auf den subjektiv gemeinten Sinn der handelnden Individuen zurückgeführt werden kann. Konsequenterweise wird im Rahmen der Systemtheorie den 'sozialen Systemen' ein quasi subjekthaftes Eigenleben zugesprochen, das in Webers Denken nur den eigentlichen Akteuren zukommt. Während im Rahmen der Systemtheorie selbst Handlungen immer nur als Bestandteil eines systemischen Zusammenhangs konzipiert werden, ist Webers Ordnungsbegriff demgegenüber untrennbar mit den sinnlogischen Unterstellungen verbunden, welche die Individuen mit ihrem Handeln verbinden." (Autorenreferat)

[47-L] Sengenberger, Werner: Transnational networks for social normbuilding in the transition countries of Central and Eastern Europe: a paper prepared for the CIS international conference on "Transnational Normbuilding Networks", University of Hamburg, 20-21 October 2005, (CIS Papers, No. 9), Hamburg 2005, 27 S. (Graue Literatur; URL: http://www.hwp-hamburg.de/cis/content_downloads/Sengenberger.pdf) INHALT: "The countries in Central and Eastern Europe (CEE), and also those in Central Asia, have in common that for some time after 1917 they were ruled by authoritarian or totalitarian communist regimes. These regimes imposed on them central political control and centrally planned economies. After the fall of communism at the end of the 1980s, and in Hungary and Slovenia even before that, a process of transition to democratic rule and market economies

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started. It unfolded at different pace and in different ways. In none of the countries is the process completed. Within a time span of 15 years from the commencement of reforms, the transition to the new political and economic system in CEE involved an unprecedented transformation of the normative framework and associated policies and actions. The normative transformation has by no means been smooth and unidirectional, but conflict-prone and divergent instead. Although the cold war was over, ideological differences continued. In fact, the CEE region became worldwide the primary arena of an ideological contest based on different concepts of the 'market'. Roughly speaking, the process of norm setting and policy formulation oscillated between the free, unfettered, unregulated market and a regulated market model, also called the 'European social model'. As a result of this new systems rivalry, norm setting has been contentious and unsteady throughout the transition period. This paper discusses the evolution of a normative framework in the labour and social policy field in CEE in the transition period. The analysis starts with a statistical account of the present economic, social and political situation in the CEE countries, followed by the identification of the main developments that evoked normative responses. The main focus of the paper is on the various actors that formed transnational norm building networks in the region. Special attention is given to the mix of cooperation and conflict between the international organizations operating in the region, the nature of the internal relations in the networks, and finally the costs and benefits generated by international networking." (author's abstract)

[48-L] Staubmann, Helmut (Hrsg.): Action theory: methodological studies, (Studies in the theory of action, Vol. 1), Münster: Lit Verl. 2006, 228 S., ISBN: 3-8258-7502-4 (Standort: UB Trier(385)-EMsn48026) INHALT: "The volume explores the legacy of the general theory of action in order to exploit it for contemporary debates an the methodology of the social sciences." (author's abstract). Contents: Helmut Staubmann: Rethinking the Frame of Reference of Action Theory (7-12); Victor Lidz: Talcott Parsons' "The Sociology of Knowledge" Introductory Comments (13-30; Talcott Parsons: The Sociology of Knowledge and the History of Ideas (31-82); Thomas J. Fararo: On the Foundations of Action Theory: Four Imperatives (83-106); Victor Lidz and Harold J. Bershady: Parsons' Tacit Metatheory (107-152); Giuseppe Sciortino: Toward a Structural Theory of Social Pluralism. Talcott Parsons, Ethnicity and Ascriptive Inequalities (153-176); David Sciulli: Reformulating Parsons' Theory for Comparative Research Today (177-206); Helmut Staubmann: The Affective Structure of the Social World. Repairing a Blind Spot in Luhmann's Sociology with Parsons' General Theory of Action (207-226).

[49-L] Urry, John R.; Kesselring, Sven; Junge, Matthias; Schwengel, Hermann: Global complexity: some remarks to the "Author meets critic session" at the DGS congress in 2004, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1317-1326, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Beitrag dokumentiert die Diskussion auf der "Author Meets Critic"-Veranstaltung zu John Urrys "Sociology Beyond Societies" auf dem 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004). Zunächst erläutert Urry den Grundgedanken seines Ansatzes, der auf eine Aufhebung der Trennung zwischen Naturwissenschaften und Gesellschaftswis-

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senschaften hinausläuft. Unter dem Leitbild "Komplexität" wird die Analyse physischer und sozialer Welten integriert. Dabei werden auch Elemente von Hardt/Negris "Empire und Multitude"-Konzept aufgegriffen. Der Begriff der Globalen Komplexität steht auch im Mittelpunkt der Kommentare von Junge und Schwengel zu Urrys Buch. (ICE)

[50-L] Viehöver, Willy: Kategoriale Uneindeutigkeiten an den Grenzen zwischen Natur und Gesellschaft: eine Nebenfolge der Modernisierung?, in: Stefan Böschen, Nick Kratzer, Stefan May (Hrsg.): Nebenfolgen : Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2006, S. 129-184, ISBN: 3-934730-02-7 (Standort: UB Bonn(5)2006/5309) INHALT: Der Beitrag geht von der Feststellung aus, dass die Grenze zwischen Natur und Gesellschaft für alle Kulturen konstitutiv ist. Ausgangspunkt ist dann die These, dass die Moderne in besonderem Maße die Eindeutigkeit dieser Grenze betont. Unterstützend tritt hierbei die Wissenschaft auf, die als Garantin für Eindeutigkeit fungiert. Die Grenze zwischen Natur und Gesellschaft eröffnete die Chance, einen Bereich der Verantwortungszuschreibung (Gesellschaft) von einem der Verantwortungsentlastung (Natur) zu trennen. So wurde diese Grenzziehung zu einer unbefragten Prämisse von Modernisierungsprozessen, gleichsam ein Basisprinzip. Jedoch hat sich - so die These des Autors - in spätmodernen Gesellschaften die Situation verändert: es kommt zu Erosionsprozessen an der Grenze zwischen Natur und Gesellschaft, so dass dieser entscheidungspraktische Mechanismus nicht mehr funktioniert. Die leitende Annahme ist dabei, dass die Problematik der Nebenfolgen bereits im kulturellen Code der Moderne angelegt ist. Dies zeigt sich auch durch das Aufbrechen ehemals unhinterfragter Hintergrundannahmen. Dennoch ist die Spätmoderne entgegen ihrem eigenen Selbstverständnis keine "entzauberte Moderne", sondern sie entfaltet sich in der "Dialektik von Entzauberung und Wiederverzauberung". Eine Vermutung, die schon Max Weber umtrieb. Die Problematik wird anhand der Debatten zum Klimawandel und der Reproduktionsmedizin demonstriert. (ICA2)

[51-L] Vogd, Werner: Wer entscheidet, wer entscheidet?: Fragen zur Theorie und Empirie zugerechneter Intentionalität, in: Jo Reichertz, Nadia Zaboura (Hrsg.): Akteur Gehirn - oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts : eine Kontroverse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 137-155, ISBN: 3-531-14930-X INHALT: Der Beitrag zum Verhältnis von Neurowissenschaft und sinnverstehender Soziologie befasst sich mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zur Frage nach der zugerechneten Intentionalität des handelnden Subjekts. Dabei wird zunächst der neurowissenschaftliche Diskurs zum Bewusstsein (Popper und Eccles, Maturana und Varela, Planck u.a.) skizziert. Im Anschluss folgt ein Überblick über die Ansätze der sinnverstehenden Soziologie zur Intentionalität, deren Ausgangspunkt bei W. Dilthey und M. Weber im subjektiv gemeinten Sinn liegt. Als soziologische Letzterklärung erscheint hier das im Individuum lokalisierte Handlungsmotiv. Auf dieser Grundlage werden sodann folgende Punkte betrachtet: (1) die neurophysiologischen Experimente von Libet in den 1960er Jahren, (2) der neurobiologische Konstruktivismus bei Maturana und Varela, (3) der Ansatz des symbolischen Interaktionis-

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mus, (4) die Perspektive der Sprechakttheorie sowie (5) die Position der Wissenssoziologie. Was zwischen Körper und Sozialem geschieht, lässt sich weder durch einen plumpen Biologismus noch durch einen Soziologismus hinreichend beschreiben. In der Koproduktion zwischen Biologischem und Sozialem kommt das Bewusstsein durchaus wieder mit ins Spiel, wenngleich aus einer für das Abendland eher ungewöhnlichen Perspektive: nicht als Subjekt oder Individuum, sondern als Denken ohne Denker, als Erleben ohne Erleber. (ICG2)

[52-L] Walz, Rainer: Der Begriff der Kultur in der Systemtheorie, in: Zeitschrift für historische Forschung : Vierteljahresschrift zur Erforschung des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, Beiheft, 2005, H. 35, S. 97-113 INHALT: Der Beitrag zur Kulturgeschichte des Politischen erörtert den Begriff Kultur in der Systemtheorie Luhmannscher Prägung und wendet ihn in einigen Andeutungen auf den Bereich der politischen Kultur an. Den Ausführungen vorangestellt sind einige Definitionen des Kulturbegriffs aus der Soziologie (T. Parsons u.a.) und Ethnologie (B. Malinowski u.a.), da der Begriff bei Luhmann keine zentrale Stellung im Theoriegebäude einnimmt. Erst Mitte der 1990er Jahre beginnt bei Luhmann eine genauere Befassung mit dem Begriff. Zwei Fragestellungen werden dabei unterschieden: (1) Was ist Kultur? (2) Warum spielt der Begriff in der Moderne eine so zentrale Rolle? Bei der Beantwortung der ersten Frage behandelt Luhmann den Begriff historisch und stellt der vormodernen, in Hochkulturen gültigen Vorstellung von Kultur den Kulturbegriff der funktional differenzierten Weltgesellschaft gegenüber. Wenn das Wesen des modernen Kulturbegriffs im Vergleich gesehen wird, dann ist das Kennzeichen der Kultur, so Luhmann, die Doppelung der Artefakte unter dem Gesichtpunkt des Vergleichs. Ein Topf wird nicht mehr nur auf seinen Gebrauch hin, sondern auf das, was er über Anderes aussagt, untersucht. Die zweite Frage betrifft die Symbolisierung des Symbolischen, wenn man so will, das Symbolische zweiter Ordnung, also die expressive Ebene. Erinnerungskultur ist ja die Operation des 're-entry' der Differenz in das Differenzierte, weil das Unterschiede, die Kultur, nochmals in die Kultur eingeführt wird. Erinnerungskultur ist damit gleichsam die Kultur der Kultur, weil die Erinnerung in Ritualen das Gedächtnis gleich Kultur gleich dem Prozessieren von Politik darstellen soll. Somit geht es um die Reflexion über Politik. (ICG2)

[53-L] Willke, Helmut: Symbolische Systeme: Grundriss einer soziologischen Theorie, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2005, 348 S., ISBN: 3-938808-01-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1888) INHALT: "Mit der Entfaltung der Moderne expandieren die Kommunikationsmedien in eine unübersichtliche Komplexität, die den Ruf nach der 'Einheit' der Medien - beispielhaft die Frage nach der Einheit des Rechts oder der Einheit des Geldes - unüberhörbar macht. Alle Komponenten einer systemischen Ordnungsbildung sind bei allen Medien erkennbar. Dies macht es sinnvoll, die Symbolordnungen ausdifferenzierter Funktionssysteme nicht nur als Medien, sondern auch als Symbolsysteme zu begreifen und zu analysieren. Für eine auf die gegenwärtige Gesellschaft bezogene soziologische Theorie symbolischer Systeme sind es deshalb diese beiden Entwicklungsdynamiken, die den Kern ihrer Problemstellung ausmachen: Welche Merkmale der Operationslogik der symbolisch generalisierten Steuerungsme-

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dien treiben eine Gesellschaftsformation, die sich rückhaltlos dem Primat funktionaler Differenzierung verschrieben hat? Und welche Rückwirkungen hat die entstehende globale Wissensgesellschaft auf ihre Symbolsysteme, die nach wie vor funktional differenziert sind, nun aber nicht mehr von den Prätentionen einer souveränen, national organisierten Politik im Zaum gehalten werden können? Eine der Absichten dieses Textes ist es, allgemeine Grundlagen einer Steuerungstheorie der Symbolsysteme zu skizzieren. Denn solange sie die besondere Steuerungsproblematik symbolischer Systeme nicht berücksichtigt, ist eine Steuerungstheorie sozialer Systeme unbrauchbar." (Autorenreferat)

2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) [54-L] Anhut, Reimund; Heitmeyer, Wilhelm: Folgen gesellschaftlicher Entsolidarisierung, in: Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester: Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur : die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 141-165, ISBN: 3-53114679-3 INHALT: Es wird die Frage diskutiert, ob die gesellschaftliche Entwicklung von zunehmenden Entsolidarisierungstendenzen und von der Zunahme individuellen Nutzendenkens begleitet ist. Hintergrund für einen entsprechenden Einstellungswandel könnte sein, dass das subjektive Ungerechtigkeitsempfinden zunimmt, etwa wenn die für mittlere Arbeitnehmermilieus gültige Formel "Leistung gegen Teilhabe" nicht mehr aufgeht oder wenn im Zuge sozialer Polarisierung die Gewinner vermehrt sozialdarwinistische Positionen vertreten. Die Ergebnisse einer telefonischen Repräsentativbefragung der erwachsenen deutschsprachigen Wohnbevölkerung aus dem Jahr 2002 mit 2.000 Befragten zu diesem Thema werden mitgeteilt und mit anderen Repräsentativbefragungen verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass in weiten Teilen der Bevölkerung der Eindruck besteht, dass sich die sozialen Gegensätze verschärft haben. Wenn sich zur Wahrnehmung sozialer Polarisierungen ein konkretes Entsolidarisierungsempfinden einstellt bzw. dies auf dem Hintergrund prekärer Integration erfolgt, bilden sich konkrete Einstellungs- und Handlungspräferenzen in Form von Fremdenfeindlichkeit, Politikverdrossenheit und Sozialdarwinismus heraus. Das Gerechtigkeitsempfinden ist erheblich gestört. (GB)

[55-L] Baecker, Dirk: Das Willkürhandeln von Persönlichkeiten: die Integrationsfunktion von Eliten im Übergang zur Netzwerkgesellschaft, in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 297-317, ISBN: 3593-38026-9 INHALT: Eliten haben in der Gesellschaft eine Integrationsfunktion. Sie sorgen für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Sie geraten allenfalls dann in Verzug mit der Erfüllung dieser Funktion, wenn es misslingt, sie ihrerseits in die Gesellschaft zu integrieren bzw. wenn sie sich ihrerseits in einem Ausmaß differenzieren, dass die Eliten sich multiplizieren und untereinander den Kontakt und damit auch den Blick auf ihre Funktion verlieren. Der Einsatzpunkt

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einer soziologischen Theorie der Elite liegt im Faktum der gesellschaftlichen Kontrolle der Integration der Gesellschaft durch zirkulierende Eliten. Eliten dürfen sich keinen Moment sicher fühlen, nur dann können sie ihre Funktion erfüllen. Eliten erfüllen ihre Integrationsfunktion auf der Ebene jenes umfassenden und besonderen sozialen Systems der Gesellschaft, in dem -stellvertretend für alle anderen sozialen Systeme- nichts anderes zur Diskussion steht als Erwartungen der Fortsetzung von Kommunikation schlechthin. (GB)

[56-L] Bautz, Wolfgang; Harms, Janna; Ulbricht-Thiede, Sabine (Hrsg.): Europäische Anregungen zu Sozialer Inklusion: Reader zur internationalen Konferenz 2005 in Magdeburg, (European Inclusion Studies, Bd. 11), (Internationale Konferenz "In Vielfalt zu Sozialer Einheit - europäische Anregungen und Wege zu sozialer Inklusion in Sachsen-Anhalt", 2005, Magdeburg), Berlin: Frank & Timme 2006, 243 S., ISBN: 3-86596-059-6 (Standort: B d. RWTH Aachen(82)-Lf1657-11) INHALT: "Ist das Konzept der Sozialen Inklusion eine inflationär gebrauchte, neue Fachvokabel oder ein zukunftsfähiges Paradigma für die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens in Europa? Ist eine Gesellschaft möglich, die der Verschiedenheit jedes Menschen Raum gibt? 21 Autoren aus Europa, darunter Politiker, Wissenschaftler, Studierende sowie Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, stellen sich diesen Fragen. Der Band enthält sowohl Konferenzbeiträge als auch Forschungsergebnisse, in denen u. a. der Einfluss von Physiotherapie auf die Lebensqualität von Rheumakranken, Identitätsarbeit und Selbstorganisationsprozesse von Migranten, Erfahrungen mit Persönlicher Assistenz für Menschen mit Behinderungen sowie gesellschaftliche Erwartungen an werdende Mütter angesichts wachsender Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik thematisiert werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Wolf Bloemers: Vielfalt/Verschiedenheit als Wert - Zum Begriff und Verständnis von Inklusion (1526); Heribert Lange: Die Offene Methode der Koordination - ein Europäisches Instrument zur sozialen Eingliederung in den Mitgliedsstaaten (27-30); Sérgio Costa Araújo: Der Einfluss von 'Weltsystem' und Globalisierung auf die Semi-Peripherie im Alten und Neuen Europa (31-36); Kerstin Decroix: Kommentar zu Vielfalt und Verschiedenheit als Wert (37-42); Sandra Schnorr: Das Persönliche Budget - Mittel zu sozialer Inklusion? (43-46); Katja Neuling: Persönliche Assistenz - Altes neu inszeniert? (47-52); David Johnstone: Inklusive Gemeinschaften bilden - Eine Herausforderung für alle (53-60); Lutz Trümper: Magdeburg - eine Stadt im Wandel (61-70); Paulo Pimenta: Identität, Körper und Behinderung (71-76); Kristina Areskoug-Josefsson: Welchen Einfluss hat Physiotherapie auf die soziale Inklusion von Menschen mit rheumatoider Arthritis? (77-80); Okki Gren: Gotteserfahrung als Drogentherapie (81-84); Susanne Thies: Perspektivwechsel - WebUni.de, eine Magdeburger Studentencommunity mit Bindungspotential an den Lebensraum Magdeburg (85-90); Wolfgang Bautz: Stärke im Inklusionsprozess: Vielfalt der Akteure und Instrumente! (91-94); Janna Harms, Susanne Thies, Sabine Ulbricht-Thiede: Anti-Diskriminierungsgesetz - Ein Instrument von gestern zur Bekämpfung der Probleme von morgen? Bericht zum Fachforum (95-96); Isolde Hofmann: Impulsreferat I (97-104); Doris Scheer: Impulsreferat II (105-110); Chrisoula Grekopoulou: Migration und Inklusion - Europäische Erfahrungen nutzen und Neues wagen Bericht zum Fachforum (111-114); Wolfgang Bautz: Impulsreferat I (115-118); Nguyen Tien Duc: Impulsreferat II (119-122); Andreas Borowicz: Umbau des Sozialstaates - Soziale Arbeit als Dienstleistung. Bericht zum Fachforum (123-126); Peter Leuwer: Impulsreferat I (127-130); Birke Bul: Impulsreferat II (131-138); Janna Harms: Wie sollte eine Gemeinschaft aussehen, in der jeder seinen Platz finden und sich zugehörig fühlen kann? (139-146); Kristi-

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na Areskoug-Josefsson: Welchen Einfluss hat Physiotherapie auf die soziale Inklusion von Menschen mit rheumatoider Arthritis? Eine qualitative Untersuchung anhand des Modells zu sozialer Inklusion und Exklusion von Stoer, Rodrigues und Magalhaes (147-172); Wolfgang Bautz: Sie sind aus Russland ausgesiedelt, doch Russland hat sie nie verlassen! Identität von russlanddeutschen Zugewanderten und Selbstorganisationsprozesse (173-196); Katja Neuling: Abenteuer persönliche Assistenz. Erste Erfahrungen mit Persönlicher Assistenz in einem Magdeburger Pilotprojekt (197-214); Sabine Ulbricht-Thiede: Pränataldiagnostik (PND) zwischen öffentlicher Meinung und persönlicher Entscheidung. Eine empirische Untersuchung von Internet-Diskussionen im deutsch-britischen Vergleich (215-240).

[57-L] Becker-Ritterspach, Florian A. A.; Becker-Ritterspach, C. E. Jutta: Organisationales Feld und Gesellschaftlicher Sektor im Neo-Institutionalismus, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 118-136, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Der Beitrag zeichnet zunächst die Genealogie der Begriffe "Feld" und "Sektor" im Neoinstitutionalismus in Gestalt organisationaler Set-Modelle, populationsökologischer Modelle und interorganisationaler Feld- und Netzwerkmodelle nach. Er diskutiert im Folgenden drei Schlüsselbeiträge, die den Feld- und Sektorbegriff in den Neoinstitutionalismus eingeführt haben, in Bezug auf die Leitfragen, anhand welcher Eigenschaften und Dimensionen Felder und Sektoren unterschieden werden und was diese Unterschiede für die Strukturen und Formen von Organisationen im jeweiligen Feld oder Sektor bedeuten. Behandelt werden die Begriffe des organisationalen Feldes bei DiMaggio/Powell sowie bei Scott und der Begriff des gesellschaftlichen Feldes bei Scott/Meyer. Abschließend werden Grenzen des Feld- oder Sektorbegriffs angesprochen. Hierbei geht es zum Einen um die Stärke des Feldbegriffs als Analyseebene und seine Relevanz als Analyseeinheit im Neoinstitutionalismus als Organisationstheorie, zum Anderen um seine Relevanz im Neoinstitutionalismus als allgemeiner Sozial- oder Gesellschaftstheorie. (ICE2)

[58-L] Becker-Ritterspach, Florian A. A.; Becker-Ritterspach, C. E. Jutta: Isomorphie und Entkoppelung im Neo-Institutionalismus, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 102-117, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Im Neoinstitutionalismus verweist der Begriff der Isomorphie auf die Form- und Strukturanpassung von Organisationen an die Anforderungen einer geteilten institutionellen Umwelt; demgegenüber verweist der Begriff Entkopplung auf die eingeschränkte Reichweite der Isomorphie. Der vorliegende Beitrag zeichnet die Genealogie dieses Themenfeldes im Neoinstitutionalismus nach und stellt zwei unterschiedliche Isomorphiebegriffe einander gegenüber: den von Meyer und Rowan einerseits und den von DiMaggio und Powell andererseits. Die Verfasser kritisieren, dass eine schlichte Isomorphieannahme unterschlägt, dass es ebenso polymorphe - und nicht minder bedeutsame - Organisationsentwicklungen innerhalb eines organisationalen Feldes gibt. Dem wird auch von Neoinstitutionalisten unter Begriffen wie Transformation, Translation und Hybridisierung zunehmend Rechnung getragen. Als eine entscheidende Schwäche des Neoinstitutionalismus sehen die Verfasser die offene Antwort

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auf die Frage, wie sich organisationale Felder und nationale Kontexte zueinander verhalten. (ICE2)

[59-L] Birsl, Ursula; Adloff, Frank; Schwertmann, Philipp: Wirtschaft und Zivilgesellschaft im sozialwissenschaftlichen Diskurs, in: Zentrum für Europaund Nordamerika-Studien, Frank Adloff, Ursula Birsl, Philipp Schwertmann (Hrsg.): Jahrbuch für Europa- und Nordamerika-Studien : Folge 8/2005, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ; theoretische und empirische Perspektiven, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 9-21, ISBN: 3-53114635-1 (Standort: UB Bonn(5)-2005/5666) INHALT: In einem einleitenden Beitrag zu dem Sammelband "Wirtschaft und Zivilgesellschaft" werden die (Selbst-)Beschränkungen und thematischen Reduktionen in der zivilgesellschaftlichen Debatte herausgearbeitet und auf die Verflechtungen sowie Verschränkungen von Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft hingewiesen. Die vorliegende Literatur zeigt, dass zum einen eine eher theoretische Auseinandersetzung mit monistischen Gestaltungsoptionen einer Zivilgesellschaft im nationalstaatlichen oder globalen Rahmen stattfindet. Hier bleiben aber die Verflechtungen der Zivilgesellschaft mit dem Markt weitgehend ausgeblendet. Zum anderen ist eine eher praxisorientierte Auseinandersetzung mit Gestaltungsoptionen des Marktes über bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen auszumachen, ohne dass die nationale Geschichte und die zivilgesellschaftliche Wirkung theoretisch hinreichend reflektiert wird. Die einzelnen Beiträge des Sammelbandes werden inhaltlich kurz skizziert. Im Vordergrund stehen soziale Machtkonstellationen, Kooperationsmöglichkeiten und Konfliklinien zwischen den Sektoren Wirtschaft und Zivilgesellschaft. (GB)

[60-L] Braun, Dietmar: Rationalitätskonzepte in der Systemtheorie Niklas Luhmanns und in der Handlungstheorie Hartmut Essers: ein Theorievergleich, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 363397, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Anhand des Rationalitätsbegriffs wird überprüft, inwiefern der Anspruch Hartmut Essers, eine integrative und nicht-reduktionistische erklärende Sozialtheorie vorgelegt zu haben, eingelöst worden ist. Diese Überprüfung wird durch eine Gegenüberstellung von Essers Rationalitätsbegriff mit dem Rationalitätsbegriff der Systemtheorie von Parsons und Luhmann vorgenommen. Am Anfang steht eine kurze Diskussion der Veränderungen des Rationalitätsbegriffs in der Ideengeschichte, um eine Einordnung der Theorieansprüche Essers und Luhmanns vornehmen zu können. Es wird die These vertreten, dass es sich um unterschiedliche Rationalitätskonzepte handelt, die jedoch auch einige Affinitäten aufweisen. Im Anschluss daran wird Essers Rationalitätsbegriff mit der Parsonschen Handlungstheorie konfrontiert, bevor die "Rationalitätssemantik" Luhmanns näher ausgeführt wird. Luhmanns Rationalitätskonzept ist nicht einheitlich und lässt sich zwei unterschiedlichen Schaffensperioden zuordnen. Beide Interpretationen werden mit der Esserschen Theorie verglichen, um schließlich den Integrationsgehalt dieser Theorie bestimmen zu können. Zusammenfassend wird festgehalten, dass Essers Handlungstheorie bezüglich des Rationalitätskonzepts einen hohen Integrationswert aufweist. (GB)

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[61-L] Brock, Ditmar: Leben in Gesellschaften: von den Ursprüngen bis zu den alten Hochkulturen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 392 S., ISBN: 3-531-14927-X INHALT: Die Fragestellung dieser Untersuchung richtet sich auf die Gründe für die Entstehung von Gesellschaften. Ihre Berechtigung zieht diese Fragestellung daraus, dass Menschen über 98% ihrer Evolutionsgeschichte nicht in Gesellschaften gelebt haben. Der Verfasser arbeitet zunächst Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Sozialverhalten von Menschen und Tieren heraus. Gesellschaft, so wird im Folgenden deutlich, entstand als genuines Begleitmoment der Symbolsprache, das zu ihrer Durchsetzung als dominierender Kommunikationsform unabdingbar war. Mythische Erzählungen, Rituale und die Sozialstruktur von Abstammungsgemeinschaften sind Indikatoren für die "Erfindung" der Gesellschaft. Mit den Jäger- und Sammlerinnengesellschaften ist der grundlegende Übergang zum Leben in Gesellschaften vollzogen. Zentrale frühe Entwicklungsschritte des Lebens in Gesellschaften, die historisch bis in die ersten frühen Hochkulturen reichen, sind die "neolithische Revolution" sowie die Entwicklung früher Zivilisationen und Staaten. (ICE2)

[62-L] Bude, Heinz; Lantermann, Ernst-Dieter: Soziale Exklusion und Exklusionsempfinden, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 2, S. 233-252 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag prüft die empirische Brauchbarkeit des zwischen Ungleichheits- und Armutsforschung vermittelnden Exklusionsbegriffs. Dazu wird die Unterscheidung zwischen einer 'objektiven', auf eine prekäre Lebenslage zurückgehende Exklusionskonstellation und einem 'subjektiven', den Einzelnen entbettenden Exklusionsempfinden gemacht. Als Dimensionen stressender Prekarität werden die Haushaltsökonomie, die Erwerbssituation, die soziale Vernetzung, das Institutionenvertrauen und das psychophysische Wohlbefinden bestimmt; das Empfinden von Exklusion wird auf die Zugehörigkeit zum gesellschaftlichen Ganzen bezogen. So erhält das Exklusionsempfinden die Bedeutung einer ausschlaggebenden Bedingung, die einzelne Exklusionserfahrungen zu einem die ganze Person erfassenden Exklusionssyndrom zusammenfügt und zuspitzt. Vor diesem konzeptionellen Hintergrund wird über die Ergebnisse einer 2003 durchgeführten bundesweiten Telefonbefragung berichtet. Wie der Einzelne sich zum gedachten Ganzen der Gesellschaft verhält, ist nicht einfach Ausdruck seiner sozialen Lage. In Abkehr von allen impliziten Widerspiegelungstheorien wird das Gesamt von externen Ressourcen, stressenden Konstellationen und internen Ressourcen zur Erklärung des Exklusionsempfindens herangezogen. So kann eine begrifflich klare und empirisch stichhalte Unterscheidung zwischen benachteiligender Marginalitätsposition und gefährdender Exklusionsauffassung gezogen werden." (Autorenreferat)

[63-L] Bude, Heinz: Exklusion als soziale Erfahrung und politischer Begriff, in: Perspektiven des Demokratischen Sozialismus : Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik, Jg. 23/2006, H. 1, S. 128136 (Standort: FES Bonn(Bo133)-X6424)

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INHALT: Der Beitrag erörtert aus soziologischer Sicht das zu beobachtende Phänomen der sozialen Ungleichheit in den Gegenwartsgesellschaften der OECD-Länder. In diesem Zusammenhang wird der Begriff der sozialen Exklusion näher betrachtet, wobei folgende Aspekte berücksichtigt werden: (1) Armut, (2) Teilhabedefizite, (3) die Frage nach der persönlichen Verortung in der Gesellschaft, (4) das Risiko, falsche soziale Entscheidungen zu treffen, (5) der Vertrauensverlust in die Absicherungssysteme, (6) der Globalisierungsprozess sowie (7) der Umgang mit Migrationsbewegungen. Ferner wird der Frage nachgegangen, welche Inklusionsvorstellungen sich im Exklusionsbegriff verbergen. In diesem Zusammenhang werden drei positive Implikationen genannt: (1) Wiederherstellung von Handlungsfähigkeit, (2) die Wiedergewinnung des sozialen Zusammenhalts und (3) die Ermöglichung von Anschlussfähigkeit. Eine weitere Frage zur Bestimmung des Exklusionsbegriffs betrifft die soziale Grenzziehung und damit die Frage, wer denn die Exkludierten der Gesellschaft sind. Dazu werden die Ergebnisse einer Telefonumfrage in Deutschland zu den vier Dimensionen Arbeit, Familie, Institutionen und Körper vorgestellt. Vor diesem Hintergrund charakterisiert der Autor die soziale Exklusion als einen politischen Begriff. (ICG2)

[64-L] Bude, Heinz: Elite, Elitenkonstellation und Elitenwandel, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1153-1156, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Beitrag führt in eine Abendveranstaltung des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004) ein, die unter dem Titel "An der Spitze der Gesellschaft. Altes Geld, neue Kräfte und Leute wie du und ich" stand. Der Verfasser setzt sich mit dem Elite-Begriff auseinander. Er definiert Elite als dynamisches Gebilde von Personen mit Macht und von Netzwerken, die gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen mitbestimmen, soziale Prozesse in Gang setzen und normative Präferenzen klären. (ICE2)

[65-L] Celikates, Robin; Pollmann, Arnd: Baustellen der Vernunft: 25 Jahre 'Theorie des kommunikativen Handelns' ; zur Gegenwart eines Paradigmenwechsels, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 2, S. 97-113 INHALT: Die im Jahre 1981 veröffentlichte 'Theorie des kommunikativen Handelns' (TKH) von Jürgen Habermas steht in dem glanzvollen und doch zweifelhaften Ruf, ein moderner Klassiker zu sein. Vor diesem Hintergrund befasst sich der Beitrag mit der Frage nach dem heutigen wissenschaftlichen Stellenwert der TKH. Im ersten Schritt wird zunächst der philosophischen und soziologischen Aktualität des einstigen Paradigmenwechsels in Richtung einer kommunikativen Handlungstheorie nachgegangen. An diese im zweiten Schritt anknüpfend, hat Habermas eine anspruchsvolle historische Rekonstruktion moderner Rationalisierungsprozesse unternommen, deren sozialwissenschaftliche Komplexität und Tragweite bis heute manchen Leser schlichtweg überfordert. Im Zuge einer systematischen Verknüpfung dieser beiden ersten Theoriebausteine - mikrosoziologische Handlungstheorie einerseits, makrosoziologische Theorie der Entstehung der Moderne andererseits - hat Habermas anhand der konzeptionellen Unterscheidung von 'System' und 'Lebenswelt' ein zweistufiges Gesellschaftsmodell entwor-

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fen, welches sich, wie im dritten Schritt gezeigt wird, an einem grundbegrifflich entscheidenden Punkt selbst ein wenig im Wege steht. Sobald dieses konzeptionelle Defizit erkannt und behoben ist, gewinnt auch die berühmte und doppelte Pathologiediagnose neue Aktualität, deren spezifisch ethische Dimension bisher nur unzureichend herausgearbeitet worden ist. Im fünften Schritt wird abschließend nach Gegenwart und Zukunft des mit dem Buch insgesamt verknüpften Programmanliegens einer 'Neubegründung Kritischer Theorie' gefragt. Will man den emanzipatorischen Anspruch der Kritischen Theorie aufrechterhalten, ohne hinter deren habermassche Neujustierung zurückzufallen, werden sich Philosophie, Gesellschaftstheorie und Sozialwissenschaften wieder und auch verstärkt dem nur gemeinsam zu bewältigenden Projekt zuwenden müssen, die faktische Kraft des Normativen gegen die normative Kraft des Faktischen zur Geltung zu bringen. Dies vor einem Vierteljahrhundert in einem theoretischen Kraftakt getan zu haben, ist das große Verdienst der TKH - es unter veränderten Bedingungen erneut zu versuchen, wäre die heutige Aufgabe. (ICG2)

[66-L] Deindl, Christian: Soziale Netzwerke und soziales Kapital: Einfluss auf Lebenszufriedenheit und Vertrauen, (Diskussions-Papiere / Universität Zürich, Soziologisches Institut, Forschungsgruppe Arbeit, Generation, Sozialstruktur (AGES), 5), Zürich 2005, 17 S. (Graue Literatur; URL: http://www.suz.unizh.ch/ages/pages/PAGES-05.pdf) INHALT: "Soziale Netzwerke und soziales Kapital haben einen großen Einfluss auf unterschiedliche Aspekte des Lebens. Anhand des Datensatzes 'Selbst- und Kollektivorientierung' werden in diesem Diskussions-Papier zwei Aspekte des Sozialkapitals einer näheren Betrachtung unterzogen: Lebenszufriedenheit und Vertrauen in andere Menschen. Die multivariate Analyse zeigt, dass beide Variablen von Netzwerken positiv beeinflusst werden, jedoch von unterschiedlichen Netzwerkteilen. Während Lebenszufriedenheit eher von Netzwerken mit engen Beziehungen wie zum Partner und zur Verwandtschaft positiv zusammenhängt, ist Vertrauen eher von Freundschaften und positiven Erfahrungen mit anderen Menschen in der Vergangenheit abhängig." (Autorenreferat)

[67-L] Diamond, Jared: Kollaps: warum Gesellschaften überleben oder untergehen, Frankfurt am Main: S. Fischer 2005, 704 S., ISBN: 3-10-013904-6 INHALT: Der Untergang beginnt immer gleich, so die Eingangsthese dieses Buches: Klimakatastrophen, Raubbau an der Umwelt, rapides Bevölkerungswachstum und politische Fehleinschätzungen seien dafür verantwortlich, dass Gesellschaften untergehen. Warum aber haben sich angesichts schwieriger Umweltbedingungen manche Gesellschaften als labil erwiesen, und was unterscheidet jene, die zum Untergang verurteilt waren, von den anderen, die sich erhalten konnten? Der Autor entwickelt ein fünfteiliges Schema entscheidender Faktoren: Umweltschäden, Klimaveränderungen, feindliche Nachbarn und freundliche Handelspartner sowie die Reaktion einer Gesellschaft auf ihre Umweltprobleme. In 16 Kapiteln analysiert er Fallbeispiele und wendet konsequent seine Leitfrage an. Dass der Autor auch unsere modernen Industriegesellschaften an einer Wegscheide sieht, an der es auf die notwendigen politischen Entscheidungen für das Überleben ankommt, macht er von Beginn an deutlich. Unter Verweis auf Rassenunruhen und Naturkatastrophen entsteht bei ihm das Profil der Schwierig-

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keiten, die er meint, wenn er vom 'Untergang' redet. Unter Verweis auf die Niederlande postuliert der Autor ein Bewusstsein gegenseitiger Abhängigkeit als notwendige Voraussetzung zur Abwendung des Untergangs und kontrastiert dies scharf mit der Beschaffenheit der amerikanischen Gesellschaft. Daher fordert er die Bereitschaft, 'schmerzliche Entscheidungen über Wertvorstellungen zu treffen' (646). Die Hoffnung auf diese speist sich vor allem aus der Globalisierung: Diese habe solche engen Verflechtungen geschaffen, dass grobe Unvernunft und krasser Egoismus der Gesellschaften rasch und wirksam sanktioniert würden. (ZPol, NOMOS)

[68-L] Dierschke, Thomas; Drucks, Stephan; Kunze, Iris: Intentionale Gemeinschaften: Begriffe, Felder, Zugänge, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 101-118, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Der Beitrag verdeutlicht Verbindungen zwischen theoretischen und konzeptionellen Überlegungen zu empiriegestützten, auf ein ausgewähltes Feld bezogenen Beiträgen im vorliegenden Band. Der Terminus Intentionale Gemeinschaft wird im Sinne soziologischer Grundbegriffe beim Wort genommen, was ihn sperrig erscheinen lässt, ihn letztlich aber doch im Sinne seiner Erfinder, der Gemeinschaftsaktivisten, erschließt. Zur gesellschaftspolitischen Relevanz gemeinschaftlichen Lebens, über die politiktheoretisch viel debattiert wird, werden klare Statements intentionaler Gemeinschaften vorgestellt. Diese und andere Ergebnisse einer Studie über Gemeinschaftsprojekte machen das Feld plastisch. In durchaus kritischer Weise wird auf verschiedene Quellen hingewiesen, welche für die Erforschung Intentionaler Gemeinschaften erschließenswert sind. Schließlich werden die nachfolgenden Beiträge kurz vorgestellt." (Autorenreferat)

[69-L] Dierschke, Thomas: Organisation und Gemeinschaft: eine Untersuchung der Organisationsstrukturen Intentionaler Gemeinschaften im Hinblick auf Tönnies' Gemeinschaftsbegriff, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 75-99, ISBN: 3-82588210-1 INHALT: "In welchem Verhältnis stehen Gemeinschaft und Organisation zueinander? Mit dieser Frage wird auf ein Spannungsfeld der Untersuchung gemeinschaftlicher Beziehungen aufmerksam gemacht. Mehrheitlich wird in der Soziologie die Meinung vertreten, dass Organisationen als zweckrationale Gebilde keinen Platz für Gemeinschaft lassen und sich Gemeinschaften durch fortschreitende Formalisierungen zu Bünden, Organisationen oder Gesellschaften wandeln. Eine genaue Beschäftigung mit dem tönnies'schen Gemeinschaftsbegriff und eine Untersuchung der Organisationsstrukturen Intentionaler Gemeinschaften weisen jedoch darauf hin, dass Gemeinschaft und Organisation in keinem konträren Verhältnis zueinander stehen müssen. Hier zeichnet sich ein interessantes Forschungsfeld für die Gemeinschaftsforschung ab." (Autorenreferat)

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[70-L] Drucks, Stephan: Das kommunitäre Generationenproblem: Leitideen und Dynamiken ; Fragen an Intentionale Gemeinschaften, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 135-153, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Was ist das besondere an den Sozialbeziehungen in intentionalen Gemeinschaften und wie kann nach diesen Besonderheiten geforscht werden, ohne normative Erwartungen aufzubauen? Zur Unterstützung von Forschungsheuristiken, welche den intentionalen Gemeinschaften genauso gerecht werden wie dem Stand der Soziologie der Generationenbeziehungen wird das 'Problem der Generationen' (Karl Mannheim) am Beispiel der Kibbutzim illustriert und mit Grundannahmen der Ambivalenztheorie (Kurt Lüscher) konfrontiert. So können schließlich Thesen aufgestellt werden über für intentionale Gemeinschaften typische Anlässe forcierter Ambivalenzen." (Autorenreferat)

[71-L] Drucks, Stephan: Vormodern oder voll modern?: Kommune als Irritation der Moderne, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 43-62, ISBN: 3-82588210-1 INHALT: "Was Gemeinschaft wirklich sei - oder sein sollte - kann vielleicht nie abschließend entschieden werden. Um den Gemeinschaftsbegriff für soziologische Analysen einzusetzen, ist er doch jeweils fest zu legen auf eine Bedeutungsdimension, auf die Bezug genommen werden kann. Als solche Referenz werden hier die von Ferdinand Tönnies und Max Weber mit 'Gemeinschaft' umschriebenen Handlungs- und Bindungsmotive und die von Norbert Elias so genannten 'engagierten' Denk- und Handlungsweisen gesetzt. In dieser 'klassischen' Bedeutung meint Gemeinschaft keineswegs nur vergangene Sachverhalte, sondern Dimensionen sozialen Zusammenlebens, welche unter verschiedenen historisch-politischen Umständen in unterschiedlicher Weise zur Geltung kommen. Dies wird am Beispiel des politischen Kampfes mittelalterlicher Gemeinden deutlich, welcher den Übergang des von Tönnies so genannten 'Zeitalters der Gemeinschaft' zum 'Zeitalter der Gesellschaft' markierte." (Autorenreferat)

[72-L] Drucks, Stephan: Kommune als herrschaftsarmer Raum?: eine gesellschaftskritische Perspektive, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4115-4124, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Geschichte Kommunitärer Lebensweisen zeigt, dass das Verhältnis von Gemeinschaft und Gesellschaft nicht allein aufgeht in einer Entwicklung von Traditionalität zu Modernität, nicht im Verhältnis von Gemeinschaften zur Gesellschaft, oder in Gemeinschaftssinn der Staatsbürger. Modernisierungsprozesse können unter anderem beschrieben werden als Geschichte der Kommune unter sich ändernden Bedingungen. Dies meint insbes. Chancen zu Selbstorganisation unter verschiedenen Herrschafts- und Wirtschaftsweisen. Zur Plausibilisierung dieser Perspektive sind konstante Merkmale kommunitärer Lebensweisen herauszustel-

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len: 1. die Überschaubarkeit des sozialen Zusammenhanges; 2. die recht autonome alltägliche und institutionalisierte Regelung aller Dinge, welche die Kommune als ganze betreffen. Die Gemeinde des Spätmittelalters verbindet Familien und Höfe über genossenschaftliche Organisation hinaus in einem politisch-öffentlichen Raum. In diesem Sinne wird Kommune als Vergesellschaftungsweise beschrieben, deren Ordnung nicht von außen und im Sinne gedachter Individuen, sondern nach dem Willen und durch soziales Handeln derjenigen Personen gestaltet wird, die gemeinschaftlich zusammen leben. Kurz: Die Gemeinde pflegt ihren 'Gemeinnutzen'. Kommune ist so kein Synonym für Gemeinschaft. Sie ist 'Gemeinschaft und Gesellschaft'. Das Außenverhältnis der Kommune ist ein immer umkämpftes Verhältnis von Autonomie und Heteronomie, von Gemeinde und Herrschaft, das sich im Bauernkrieg wendet in Richtung heutiger Verwaltungshierarchien. Die Kommune verliert die genannten Merkmale, welche Intentionale Gemeinschaften wieder einholen. Allgemeine Gesetze und ökonomische Strukturen durchdringen die Projekte umfassend und unumgänglich, was sein Gutes und u.a. zur Folge hat, dass Autonomie und Herrschaftsfreiheit noch immer nur relativ und tendenziell erreichbar sind. Gemeinschaftsprojekte sind notwendig 'Intentional', insofern Selbstbestimmung sehr bewusst, kreativ und gegen gesellschaftliche Widerstände gestaltet sein will. Dass aber Menschen ihre Kommunen tatsächlich selbst zu gestalten versuchen, ist Grund genug, außer für mannigfache Ressentiments, auch zur Annahme, dass kommunitärbasierte Gemeinwesen aus Eigennutz den Interessen und Bedürfnissen aller ihrer Mitglieder außergewöhnlich stark entgegenkommen." (Autorenreferat)

[73-L] Estèbe, Philippe: Entstehung und Niedergang eines Sozialmodells, in: Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde (Hrsg.) - 2., überarb. Aufl.: Länderbericht Frankreich : Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 87-100, ISBN: 3-531-14631-9 INHALT: Das nach 1944 in Frankreich entstandene Sozialmodell beruht auf Ideen, die bereits während der Zeit der deutschen Besatzung entstanden und durch den Nationalrat der Resistance in eine programmatische Form gebracht worden sind. Das Modell beruhte auf den gemeinsamen Werten der Gleichheit und Laizität, jedoch vor allem auf drei zentralen Säulen: Lohnarbeit, Korporatismus und Etatismus. Diese drei Säulen dienen dem Autor als roter Faden bei seinem Versuch, die Entwicklung der französischen Gesellschaft von 1944 bis in die Gegenwart nachzuzeichnen. Er untersucht die Frage, inwieweit die drei Elemente zur Herausbildung einer französischen Mentalität beigetragen haben und wie sich die gesellschaftlichen Veränderungen, die in Frankreich wie auch in den Nachbarländern stattfanden, auswirkten. Die Entstehung des französischen Modells beschreibt er für den Zeitraum 1945 bis 1975, um anschließend den sozialen Wandel, der durch die Zunahme von Arbeitslosigkeit, die Infragestellung der Korporatismen und die Erosion der staatlichen Institutionen gekennzeichnet ist, bis zum Jahr 2004 darzustellen. Er diskutiert abschließend die Frage, ob gegenwärtig ein neues französisches Sozialmodell im Entstehen begriffen ist. (ICI2)

[74-L] Eswein, Mikiko: Meritokratie in Japan und Deutschland: Analyse der gesellschaftlichen Eliten, in: Tertium comparationis : Journal für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft, Jg. 11/2005, H. 1, S. 15-46

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INHALT: Der Beitrag vergleicht die Bedingungen sozialer Mobilität in Deutschland und Japan um heraus zu finden, ob das dreigliedrige sekundäre Bildungssystem in Deutschland Ursache für Unterschiede im Zugang zu höherer Bildung ist. Japan hat seit Ende des Zweiten Weltkriegs ein eingleisiges Bildungssystem. Zwei Hypothesen liegen der Untersuchung zu Grunde: (1) Bildung bestimmt den Zugang zu Elite-Positionen; (2) soziale Herkunft bestimmt den Zugang zu Elite-Positionen. Beide Hypothesen werden auf der Basis repräsentativer EliteStudien für beide Länder verifiziert. (ICEÜbers)

[75-L] Etzrodt, Christian: Handeln, soziales Handeln und Handlungstypen bei Weber und Esser unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen methodologischen Ausrichtung, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 259-288, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: "Hartmut Esser erhebt den Anspruch, in der Tradition von Max Weber und Karl R. Popper eine generelle Handlungstheorie für die Sozialwissenschaften vorgelegt zu haben. Der Beitrag stellt einen Versuch dar, zu untersuchen, inwieweit Esser diesen Anspruch erfüllen kann. Es geht dabei im Wesentlichen um drei Fragen: (1) Kann Hartmut Esser die verschiedenen Handlungstypen Max Webers in seinem Modell theoretisch adäquat darstellen? (2) Welche Bedeutung besitzt die Methodologie Max Webers bzw. Karl R. Poppers für die Konstruktion von Essers Handlungstheorie? (3) Besitzt Essers Handlungstheorie wirklich die Integrationsfähigkeit, die ihr von Esser zugeschrieben wird? Im ersten Schritt werden die Handlungstheorie und Methodologie von Max Weber dargestellt und präzisiert, bevor sie mit Hartmut Essers Handlungstheorie und Methodologie verglichen werden." (Autorenreferat)

[76-L] Fischer, Bernhard: Identität und Macht: eine theoretische Auseinandersetzung mit der Soziologie gesellschaftlichen Außenseitertums, Hagen 2006, 260 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgibin/dokserv?idn=980937892&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=980937892.pdf; http://deposit.fernuni-hagen.de/volltexte/2006/46/pdf/Dissertation_Fischer.pdf) INHALT: Im ersten Teil des folgenden Textes findet sich der Versuch, anhand verschiedener theoretischer Ansätze zu erforschen, was das Kennzeichnende von Außenseiteridentitäten ist. Dabei handelt es sich zunächst um klassische Konzepte, die in nahezu dogmatischer Weise gelingende Identitätsentwicklung in einen Zusammenhang von Konformität mit gesellschaftlichen Vorgaben stellen. Dies gilt für die psychoanalytische Theorie Eriksons und die identitätstheoretischen Aspekte der strukturfunktionalistischen Theorie von Parsons. Dies gilt auch für die Sozialisationstheorie George Herbert Meads, jedoch mit der Einschränkung, dass Mead dem Individuum einen Rest an Individualität zugesteht, der als Persönlichkeitsinstanz des Ich die Gewähr dafür liefert, dass gesellschaftliche Vorgaben und individuelle Regungen nicht absolut deckungsgleich sind. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Perspektive der gesellschaftlichen Einflussnahme auf die Identitäten der Gesellschaftsmitglieder vertieft. Sozialisation bedeutet eine Prägung des Individuums nach gesellschaftlichen (Wert)vorgaben. Dies geschieht in Institutionen. Und wenn diese Prägung nicht problemlos verläuft, etwa über Mechanismen der Internalisierung, wie Parsons und Mead behaupten, erfolgt die Anwendung von Machtmitteln. (ICD2)

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[77-L] Fischer, Joachim: "Weltgesellschaft" im Medium der "bürgerlichen Gesellschaft", in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 43/2005, H. 1/2, S. 59-98 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die These, dass moderne Gesellschaft als Weltgesellschaft nur im Medium der 'bürgerlichen Gesellschaft' erscheint und soziologisch beobachtbar wird, interveniert sowohl in den 'Weltbegriff' wie in den 'Gesellschaftsbegriff' von 'Weltgesellschaft'. Die Überlegung wird in drei Schritten entfaltet. Zunächst (I) soll eine wissenssoziologisch gebaute Vorsicht eingeführt werden, wenn in der deutschen Soziologie (oder aus deutscher Theorietradition, z. B. bei Luhmann) mit einem 'Weltbegriff' operiert wird. Zweitens (II) wird in Auseinandersetzung mit den 'Gesellschaftsbegriffen' der Theorieprogramme, die 'Weltgesellschaft' thematisieren (Neoliberalismus, Neomarxismus, Systemtheorie, reflexive Moderne, kulturalistische Theorien der multiple modernities) vorgeschlagen, von der refigurierten Theorie der 'bürgerlichen Gesellschaft' aus zu operieren, weil sie komplexer als andere Gesellschaftsbegriffe ansetzt. Abschließend wird skizziert (III), was sich beobachten lässt, wenn man soziologisch 'Weltgesellschaft' durch das Medium bürgerlicher Vergesellschaftung beobachtet. Eine Soziologie der NATO und der OECD als kommunikativen Verflechtungen einer transnationalen bürgerlicher Vergesellschaftung seit dem II. Weltkrieg klärt den spezifischen Rahmen auf, innerhalb dessen sich überhaupt das seit 30 Jahren in der Soziologie bemerkte Phänomen der 'Globalisierung' ereignet hat, markiert lokale (okzidentale Stadt) und überlokale Räume (Massenmedien), in denen sich soziologisch greifbar ein Habitus des 'Weltbürgerlichen' bildet. Eine Kultursoziologie der modernen bildenden Kunst einerseits, der Zivilreligion des 'Holocaust'-Gedenkens andererseits identifiziert spezielle kommunikative Medien, innerhalb derer die Selbstverständigung einer weltweit orientierten und operierenden bürgerlichen Klasse sich erkennt und anerkennt. Die Soziologie selber als die Disziplin, die 'Weltgesellschaft' beobachtet und beschreibt, erweist sich schließlich als genuin durch dieses Medium bürgerlicher Vergesellschaftung vermittelt." (Autorenreferat)

[78-F] Franzen, Axel, Prof.Dr. (Bearbeitung): Sozialkapital und kooperatives Verhalten. Der Einfluss von individuellen Netzwerken in Fairness- und Dilemmaspielen INHALT: Verschiedene Studien zu Fairness- und Dilemmasituationen haben gezeigt, dass menschliches Verhalten oft Abweichungen vom Entscheidungskalkül rationaler Egoisten aufweist und stattdessen Kooperation beobachtet werden kann. Es existiert damit eine erhebliche individuelle Varianz des Entscheidungsverhaltens. In experimentellen Spielsituationen lassen sich unterschiedliche Normen und Motive wie Fairness, Reziprozität und Altruismus beobachten, die das Spielverhalten steuern. Diese Heterogenität wurde bisher vor allem mit der Struktur der Entscheidungssituationen oder deren Rahmenbedingungen erklärt, besonders in Studien zu Effekten der Netzwerkeinbindung wird dies deutlich (Raub/ Weesie 1990). Die Netzwerk- und Sozialkapitalforschung liefert in diesem Zusammenhang weitere wesentliche und bislang noch nicht berücksichtigte theoretische Denkanstöße in Bezug auf indirekte Netzwerkeffekte. Die strukturelle Einbettung in verschiedene individuelle Netzwerke hat, so die Idee, auch dann in experimentellen Entscheidungssituationen Effekte, in denen die Netzwerke nicht direkt von Bedeutung sind. Ziel des Projektes ist es, diese indirekten Effekte mittels verschiedener Experimente zu Fairness- und Dilemmasituationen nachzuweisen und da-

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mit den Zusammenhang zwischen der Netzwerkerfahrung von Entscheidungsträgern und dem Ausmaß kooperativer Verhaltensweisen erstmals zu untersuchen. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, FB 07 Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Lehr- und Forschungsgebiet Soziologie, insb. Mikrosoziologie (Eilfschornsteinstr. 7, 52062 Aachen) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]); Sekretariat (Tel. 0241-8095972)

[79-L] Gächter, August; Wolfsgruber, Isabelle: "Sozialkapital", in: Franz Kolland, August Gächter (Hrsg.): Einführung in die Entwicklungssoziologie : Themen, Methoden, Analysen, Wien: Mandelbaum Verl., 2005, S. 171-189, ISBN: 385476-138-4 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-sozy510k84) INHALT: Sozialkapital als die Verflechtung von Individuen untereinander kann von einer individualistischen oder einer gesellschaftlichen Perspektive (soziales Netzwerk) aus betrachtet werden. Auch ist zwischen erwünschten (bridging, linking) und unerwünschten (Übermaß an bonding) Aspekten von Sozialkapital zu unterscheiden. In der soziologischen Tradition taucht "Sozialkapital" klassisch als "Gemeinschaft" auf. Hier wird die Grundfrage der Soziologie angesprochen (Wie ist soziale Ordnung möglich?) und auf die Bedeutung gesellschaftlicher Institutionen verwiesen. Tönnies und Durkheim fragen nach der Auflösung von Gemeinschaft zugunsten von Gesellschaft. Moderne Klassiker der soziologischen Sozialkapitalforschung sind Bourdieu und Coleman. (ICE)

[80-L] Geißler, Rainer; Weber-Menges, Sonja: "Natürlich gibt es heute noch Schichten!": Bilder der modernen Sozialstruktur in den Köpfen der Menschen, in: Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester: Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur : die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 102-127, ISBN: 3-531-14679-3 INHALT: Der Beitrag greift die Auseinandersetzung um die häufig im Anschluss an Ulrich Beck vertretene Auffassung von der Auflösung der Klassen und Schichten im Zuge der Individualisierung auf. Es wird die These empirisch überprüft, dass im Gegensatz zu dieser Auffassung die Vorstellung von der vertikalen Struktur der Gesellschaft nach wie vor stark in den Köpfen der Menschen vorhanden ist. Dazu wurden 1.868 Arbeiter und Angestellte aus 17 Industriebetrieben in NRW, Hessen und Rheinlandpfalz sowie 452 Studienanfänger in sozialwissenschaftlichen Studiengängen an der Uni Siegen per Fragebogen befragt. Aus den offenen Antworten beider Gruppen wurden die Kategorien für die Schicht-Schemata und für die Schichten bzw. Klassen der Selbsteinstufung entwickelt. Die Daten zeigen, dass fast alle sozialen Akteure ihre soziale Welt als hierarchisch gegliedert erleben. Dominant ist die Vorstellung von einer geschichteten Gesellschaft. Die sozialkritische Idee der Klassengesellschaft wird nur von einer kleinen Minderheit geteilt. Daraus wird die Folgerung abgeleitet, dass Milieuund Lebensstilkonzepte, die eher die horizontalen Unterschiede in der Sozialstruktur betonen, keineswegs die Bedeutung vertikaler Ungleichheiten vernachlässigen dürfen. In Milieukonzepten sollten beide Dimensionen aufgenommen werden. (GB)

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[81-L] Gilles, Robert P.; Sarangi, Sudipta: Building social networks, (DIW Diskussionspapiere, 642), Berlin 2006, 28 S. (Graue Literatur; URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp642.pdf) INHALT: "We examine the process of building social relationships as a non-cooperative game that requires mutual consent and involves reaching out to others at a cost. Players create their social network from amongst their set of acquaintances. Having acquaintances allows players to form naive beliefs about the feasibility of building direct relationships with their acquaintances. These myopic beliefs describe how the other players are expected to respond to the initiation of a link by a player. We introduce a stability concept called 'monadic stability' where agents play a best response to their formed myopic beliefs such that these beliefs are selfconfirming. The resulting equilibrium networks form subset of the set of pairwise stable networks." (author's abstract)

[82-L] Gläser, Jochen: Der unmögliche Subtyp: Unter welchen Oberbegriff passen 'virtuelle Gemeinschaften?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1882-1891, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Begriff 'virtuelle Gemeinschaft' ruht auf zwei umstrittenen Annahmen. Erstens wird unterstellt, dass virtuelle Gemeinschaften ein Subtyp von Gemeinschaften sind, d.h. unter eine allgemeine Definition von Gemeinschaft fallen. Befürworter und Gegner dieser Auffassung operieren mit einem Gemeinschaftsbegriff, der auf der Dimension 'emotio-ratio' beruht und Gemeinschaft mit Tönnies und Weber auf der 'emotio'-Seite ansiedelt. Die Zweckmäßigkeit gerade dieser Begriffsbildung wird durch Studien zu 'realweltlichen' Gemeinschaften in Frage gestellt. Diese Spannung lässt sich auf zwei Wegen auflösen: Wenn man konsequent an der Tönniesschen Definition festhält, findet man empirisch nur noch wenige Gemeinschaften, kann das 'Verschwinden von Gemeinschaft' konstatieren und die Existenz virtueller Gemeinschaften zurückweisen. Die Alternative besteht darin, nach einem neuen, abstrakteren Gemeinschaftsbegriff zu suchen, der die in jüngster Zeit als Gemeinschaften beschriebene Kollektive und die klassischen Tönniesschen Gemeinschaften als Subtypen enthält. Ein zweites Problem entsteht durch die Entscheidung für 'das Virtuelle' als ein Attribut von Gemeinschaften, das eine Typenbildung rechtfertigt. Dieser Entscheidung liegt die nicht hinterfragte Annahme zugrunde, 'virtuell' sei ein für die Soziologie der Gemeinschaft relevantes Merkmal. Vergleicht man jedoch 'virtuelle Gemeinschaften' mit 'realweltlichen', dann wirkt der Begriff 'Virtuelle Gemeinschaft' eher wie eine Sammelbezeichnung für ganz unterschiedliche Phänomene und nicht wie ein theoretischer Begriff. Es scheint zweckmäßiger, die ordnungsbildenden Merkmale in Gemeinschaften als primäres Unterscheidungskriterium zu verwenden und auf dieser Grundlage virtuelle und realweltliche Varianten von Gemeinschaften miteinander zu vergleichen. Dass Typisierungen anhand soziologischer Merkmale zweckmäßiger sind als der Bezug auf das Kommunikationsmedium, zeigt ein Vergleich realweltlicher wissenschaftlicher Gemeinschaften und virtueller Open Source Software produzierender Gemeinschaften." (Autorenreferat)

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[83-L] Greshoff, Rainer; Schimank, Uwe (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie?: Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 582 S., ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: "Hartmut Esser hat in den letzten Jahren mit seiner 'erklärenden Soziologie' einen Vorschlag zur Zusammenführung der zentralen Konzepte der verschiedenen soziologischen Paradigmen gemacht. Sein Anspruch ist es, damit ein übergreifendes Fundament für die Sozialwissenschaften gelegt zu haben. Um die Tragweite dieses Vorschlages genauer einschätzen zu können, werden in diesem Buch Essers Konzepte mit den Grundlagenpositionen von Niklas Luhmann und Max Weber verglichen. Deren Konzeptionen scheinen für solche Vergleiche in besonderer Weise geeignet, haben beide doch disziplinär einflussreiche Positionen verfasst. In dieser Perspektive wird in den Aufsätzen des Sammelbandes anhand ausgewählter Themengebiete diskutiert und dargelegt, ob und in welcher Weise in Essers Theorie die entsprechenden Positionen von Weber oder Luhmann als integriert bzw. nicht-integriert anzunehmen sind." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Greshoff/ Uwe Schimank: Einleitung: Integrative Sozialtheorie (7-12); Jens Greve: Logik der Situation, Definition der Situation, framing und Logik der Aggregation bei Esser und Luhmann (13-38); Thomas Schwinn: Der Nutzen der Akteure und die Werte der Systeme (39-62); Tilmann Sutter: Emergenz und Konstitution, Kommunikation und soziales Handeln: Leistungsbeziehungen zwischen Essers methodologischem Individualismus und Luhmanns soziologischer Systemtheorie (63-86); Bernhard Prosch/ Martin Abraham: Gesellschaft, Sinn und Handeln: Webers Konzept des sozialen Handelns und das Frame-Modell (87-109); Rainer Schützeichel: Die Selektivität von Sinn. Über die Sinnkonzeptionen und Sinnformen des Strukturtheoretischen Individualismus und der Systemtheorie und ihre methodologischen Prämissen und Implikationen (111-155); Martin Endreß: Zwischen den Stühlen - Zu Hartmut Essers Versuch einer Rekonzeptualisierung von "Sinn" und "Kultur" im Gespräch mit "Rational Choice" und Max Weber (157-186); Thomas Schwietring: Geht es auch ohne? Zur Rolle des Kulturbegriffs in der Rational Choice-Theorie Hartmut Essers und in Niklas Luhmanns Theorie autopoietischer Systeme (187227); Georg Kneer: Zur Integration des Systembegriffs in Hartmut Essers erklärender Soziologie (229-258); Christian Etzrodt: Handeln, soziales Handeln und Handlungstypen bei Weber und Esser unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen methodologischen Ausrichtung (259-288); Wil Martens: Der Sinn des Handelns. Esser und Weber (289-335); Andrea Maurer: Die Rationalität sozialer Ordnung. Die Ordnungskonzeptionen von Max Weber und Hartmut Esser im Vergleich (337-361); Dietmar Braun: Rationalitätskonzepte in der Systemtheorie Niklas Luhmanns und in der Handlungstheorie Hartmut Essers: ein Theorievergleich (363-397); Zenonas Norkus: Rationales Handeln/Rationalität bei Weber und Esser im Vergleich (399-417); Rafael Wittek: Abnehmende Abstraktion, Idealtypen, Erklärungslogik und Theorieverständnis bei Weber und der erklärenden Soziologie im Vergleich (419-443); Wolfgang L. Schneider: Erklärung, Kausalität und Theorieverständnis bei Esser und Luhmann im Vergleich (445-487); Thomas Kron/ Lars Winter: Zum bivalenten Denken bei Max Weber, Niklas Luhmann und Hartmut Esser (489-514); Rainer Greshoff: Das Essersche "Modell der soziologischen Erklärung" als zentrales Integrationskonzept im Spiegel der Esser-LuhmannWeber-Vergleiche - was resultiert für die weitere Theoriediskussion? (515-580).

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[84-L] Greshoff, Rainer: Das Essersche "Modell der soziologischen Erklärung" als zentrales Integrationskonzept im Spiegel der Esser-Luhmann-Weber-Vergleiche - was resultiert für die weitere Theoriediskussion?, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 515-580, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: "Primäres Ziel ist es, einen konzeptuellen Rahmen zu skizzieren, in dem die in den Beiträgen des Sammelbandes vertretenen Positionen systematisierend einzuordnen sind, um darüber die weitere Theoriediskussion zur Vergleichs- und Integrationsproblematik voran treiben zu können. Nach einer Rekapitulation der Anlage von Essers Soziologie geht es darum, die Grundlogik seines zentralen Konzepts, des 'Modells der soziologischen Erklärung' (MSE) zu entfalten. Zur Illustration dieser Grundlogik und um dazu erste Vergleichsbezüge herzustellen, werden ihr anschließend in knappen Aufrissen Grundlagenkonzepte von Weber und Luhmann zugeordnet. Um diese Zuordnung in ihren Konsequenzen besser nachvollziehen zu können, ist dann die Grundlogik des MSE in einigen Punkten zu konkretisieren. Darauf aufbauend werden mit Blick auf die weitere Theoriediskussion verschiedenen Punkte der Auseinandersetzung mit Essers Integrationsansatz erörtert. " (Autorenreferat)

[85-L] Greve, Jens: Logik der Situation, Definition der Situation, framing und Logik der Aggregation bei Esser und Luhmann, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 13-38, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die theoretischen Konzeptionen von Luhmann und Esser werden unter der Perspektive der Mikro-Makro-Unterscheidung verglichen. Essers Konzept wird unter dem Gesichtspunkt dargestellt, wie sich die Logik und Definition der Situation, framing und die Logik der Aggregation in diese einfügen. Im Gegensatz zu Esser wird von Luhmann die Mikro-MakroUnterscheidung nicht für das Verhältnis psychischer und sozialer Systeme verwendet, sondern lediglich im Kontext der Typenunterscheidung von Interaktion und Gesellschaft und auch dort mit einer deutlichen Reserviertheit gegenüber der Mikro-Makro-Terminologie. Entscheidend für die Unterscheidung beider Konzeptionen ist, dass für Esser die Dynamik sozialer Phänomene stets aus der Dynamik individuellen Handelns abzuleiten ist, wohingegen für Luhmann soziale Systeme durch Eigendynamiken gekennzeichnet sind, die eine solche Ableitung nicht zulassen. Abschließend wird ein Vorschlag skizziert, in welcher Weise Korrekturen an beiden Theorieansätzen vorgenommen werden müssten, wenn man zu einer integrierten Sozialtheorie gelangen möchte. (GB)

[86-L] Groß, Matthias: Kollektive Experimente im gesellschaftlichen Labor - Bruno Latours tastende Neuordnung des Sozialen, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die AkteurNetzwerk-Theorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 165-181, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Beitrag zum Thema des veränderten Verhältnisses von Wissenschaft und Praxis wendet sich der Frage zu, wie es um den Experimentbegriff in Zeiten bestellt ist, in denen die exakten Trennscheiden zwischen Natur und Gesellschaft und den ih-

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nen korrespondierenden Wissenschaften verschwimmt. Sich auf neuere Schriften insbesondere B. Latours zum kollektiven Experimentieren berufend argumentiert der Autor, dass es (anders als früher auch von Latour gefordert) nicht darum gehen kann, eine tatsächliche a prioriSymmetrie zwischen Natur und Gesellschaft herzustellen. Vielmehr müssen kooperative Entscheidungsprozesse gefunden werden, in denen die Natur über eine bestimmte Form der Repräsentation Mitspracherecht bekommen soll. Im Anschluss an verschiedene Konzepte (das Konzept des ökologischen Managements bzw. der ökologischen Felder, das der Realexperimente in der Wissenschaftsforschung, sowie des experiential learnings von J. Dewey), die allesamt durch die Verbindung von Erfahren und Handeln bzw. von Wissensanwendung und Wissensgenerierung und damit auch von Fakten und Werten gekennzeichnet sind, wird die Praxis eines zyklischen, experimentellen und adaptiven Vorgehens in der Wechselwirkung zwischen Menschen und Nichtmenschen skizziert, in der kausale und kommunikative Zurechnungen des Handelns wechseln können. Es entsteht so ein Ansatz, der sich für die soziologische Selbstbeschreibung des kollektiven (sozial-ökologischen) Experimentierens von Gesellschaften mit sich selbst eignet. (ICG2)

[87-L] Grundmann, Matthias; Dierschke, Thomas; Drucks, Stephan; Kunze, Iris (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften: Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, (Individuum und Gesellschaft : Beiträge zur Sozialisations- und Gemeinschaftsforschung, Bd. 3), Münster: Lit Verl. 2006, 202 S., ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Seit mehreren Dekaden ist in westlichen Gesellschaften eine Zunahme gemeinschaftlich organisierter Lebensformen festzustellen. Zwar verlor Gemeinschaft mit der Etablierung staatlicher Verfassungen ihre Rolle als zentrale Instanz öffentlichen Lebens, dennoch finden sich in der Moderne durchgängig gemeinschaftliche Beziehungen und Lebensformen. Diese verweisen auf das menschliche Bedürfnis nach verlässlichen sozialen Bindungen im Privaten wie im Öffentlichen. Das vorliegende Buch führt in eine soziologische Gemeinschaftsforschung ein, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven alternativen gemeinschaftlich organisierten Lebensformen zuwendet und Experimente kollektiven Zusammenlebens beschreibt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Matthias Grundmann: Soziale Gemeinschaften: Zugänge zu einem vernachlässigten soziologischen Forschungsfeld (9-30); Hans Joas: Gemeinschaft und Demokratie in den USA. Die vergessene Vorgeschichte der Kommunitarismus-Diskussion (31-42); Stephan Drucks: Vormodern oder voll modern? Kommunale Gemeinschaften als Irritation der Modernisierung (43-62); Thomas Mohrs: Mir san mir! Anthropologische Bezugsgröße Gemeinschaft. Der Mensch zwischen Nahbereich und Globalität (63-74); Thomas Dierschke: Organisation und Gemeinschaft. Eine Untersuchung der Organisationsstrukturen Intentionaler Gemeinschaften im Hinblick auf Tönnies' Gemeinschaftsbegriff (75-100); Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze: Was sind Intentionale Gemeinschaften? (101-118); Gisela Notz: Alternative Formen der Ökonomie durch Gemeinschaften (119-134); Stephan Drucks: Das kommunitäre Generationenproblem: Leitideen und Dynamiken. Fragen an Intentionale Gemeinschaften (135-154); Karl-Heinz Simon: Gemeinschaftlich Nachhaltig. Welche Vorteile bietet das Leben in Gemeinschaft für die Umsetzung ökologischer Lebenspraktiken? (155-170); Iris Kunze: Sozialökologische Gemeinschaften als Experimentierfelder für zukunftsfähige Lebensweisen. Eine Untersuchung ihrer Praktiken (171-188); Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Matthias Grundmann, Iris Kunze: Soziologische Gemeinschaftsforschung: Ein programmatisches Fazit (189-192).

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[88-L] Grundmann, Matthias: Soziale Gemeinschaften: Zugänge zu einem vernachlässigten soziologischen Forschungsfeld, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 929, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Soziale Gemeinschaften fristen als Forschungsgegenstand der Soziologie bis heute ein Schattendasein. Sie lassen sich nicht hinreichend präzise mit einer auf individuelle Handlungsrationalitäten fixierten Erkenntnis- und Analyselogik fassen, die spätestens seit dem 2. Weltkrieg die empirische Sozialforschung kennzeichnet. Dennoch gehört der Gemeinschaftsbegriff zu den Grundkategorien des Sozialen. Das soziale Zusammenleben findet in sozialen Gemeinschaften statt. Sie sind es, die jenseits individueller Handlungsinteressen eine gemeinsame Lebenspraxis konstituieren. Im vorliegenden Beitrag wird das Forschungsfeld 'soziale Gemeinschaften' aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und der Forschungsgegenstand neu austariert. Schließlich wird ein differenzierter Zugang zur empirischen Erforschung von sozialen Gemeinschaften vorgestellt." (Autorenreferat)

[89-L] Hamm, Bernd: Die soziale Struktur der Globalisierung: Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft, (Globale Analysen, Bd. 4), Berlin: Homilius 2006, 385 S., ISBN: 3-89706-603-3 INHALT: "Das Buch untersucht aus der Makroperspektive die Struktur moderner Gesellschaften unter dem Erkenntnisinteresse an globaler Zukunftsfähigkeit. Der Focus liegt auf dem Nachweis, dass und warum unsere gesellschaftlichen Institutionen wenig geeignet sind, globale Probleme zu lösen und einen Wandel hin zu zukunftsfähiger Entwicklung einzuleiten. Die Ursache der wichtigsten globalen Probleme liegt bei uns in den westlichen Ländern. Unsere Institutionen vor allem sind es, die verändert werden müssen, wenn wir eine Chance für Nachhaltige Entwicklung haben wollen. Dazu brauchen wir vor allem mehr Selbstorganisation, mehr Widerstand." (Autorenreferat)

[90-L] Hellmann, Kai-Uwe: Organisationslegitimität im Neo-Institutionalismus, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 75-88, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Das Thema Legitimität besitzt im Neoinstitutionalismus einen besonderen Stellenwert. Der Neoinstitutionalismus knüpft hier an Klassiker der Soziologie wie Max Weber, Peter L. Berger und Thomas Luckmann an. Der vorliegende Beitrag zeichnet hiervon ausgehend die Verwendung des Begriffs Legitimität im Neoinstitutionalismus bei Meyer/Rowan (1977) und DiMaggio/Powell (1983) nach und fragt dann nach Definition und Typologie von Legitimität bei Mark Suchmann, der pragmatische, moralische und kognitive Legitimität unterscheidet. Zudem wird gezeigt, wie Suchmann die Gewinnung, Erhaltung und Reparatur von Legitimität in Organisationen konzipiert. Abschließend weist der Verfasser auf offene Fragen hin: Wie hängen Legitimität und Legitimation zusammen? Wie lassen sich Legitimationsgründe systematisieren? Wie wird Organisationslegitimität begründet und von wem wird sie zugeschrieben? (ICE2)

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[91-L] Horster, Detlef: Niklas Luhmann: was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält, in: Jochem Hennigfeld, Heinz Jansohn (Hrsg.): Philosophen der Gegenwart : eine Einführung, Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 2005, S. 179-197, ISBN: 3-534-16250-1 INHALT: Für Luhmanns Gesellschaftstheorie ist der Begriff der Funktion grundlegend ("funktionale Systemtheorie"). Gesellschaft ist ein System mit bestimmten Zuordnungsfunktionen. Das Gesamtsystem der Gesellschaft "funktioniert" durch die einzelnen Subsysteme wie Erziehung, Wirtschaft, Recht. Diese Subsysteme bestehen als geschlossene Systeme nebeneinander. Ein System selbst setzt die Grenzen zur Umwelt und erhält sich selbst, indem es diese Grenzen aufrecht erhält und nur das unternimmt, was der eigenen Systemerhaltung dient. Jedes Subsystem lässt sich von den anderen durch seine binäre Codierung unterscheiden. Die Operationen in einem Subsystem werden durch symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien gesteuert. Professionen verkörpern in diesem Kontext ein neues gesellschaftliches Differenzierungsprinzip, die Differenzierung nach Sachgesichtspunkten. Jedes Subsystem hat die Funktion, das Gesamtsystem Gesellschaft zu erhalten. Untereinander sind die Subsysteme strukturell gekoppelt. Sie verbinden sich so zum Gesamtsystem Gesellschaft. (ICE2)

[92-L] Hradil, Stefan: Soziale Milieus: eine praxisorientierte Forschungsperspektive, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 44/45, S. 3-10 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/NBSZ1X.pdf) INHALT: "Die Mentalitäten der Menschen in modernen Gesellschaften unterscheiden sich stark. Unter 'sozialen Milieus' werden Gruppierungen jeweils ähnlicher Mentalitäten verstanden. Die Erforschung sozialer Milieuunterschiede ist vor allem in der angewandten Sozialforschung - insbesondere im Marketing - weit verbreitet und lässt mittlerweile auch internationale Vergleiche zu." (Autorenreferat)

[93-L] Jansen, Stephan A.: Der Fall der Elite: die "Unterführung" der Gesellschaft, in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 275-295, ISBN: 3-593-38026-9 INHALT: Das Konzept der Elite wird als ein konsequent zuschreibungs- und beobachtungsabhängiges Phänomen eingeführt, womit vor allem inszenatorische und kommunikative Zugänge zur Eliteforschung angesprochen sind. Vor diesem Hintergrund werden die Emergenzmuster von Eliten im Übergang von Wert-, Positions- und Funktionseliten zu Leistungs- und Verantwortungseliten beschrieben. Das Problem der Beobachtbarkeit von Eliten in einer sich ausdifferenzierenden Gesellschaft und die Funktion von Eliten in einer Netzwerkgesellschaft werden dargestellt. Abschließend wird die Frage diskutiert, ob die Integration von Eliten notwendig ist bzw. welche Effekte von einer Desintegration zu erwarten sind. (GB)

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[94-L] Joas, Hans: Gemeinschaft und Demokratie in den USA: die vergessene Vorgeschichte der Kommunitarismus-Diskussion, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 31-42, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Der Beitrag arbeitet verschiedene Ebenen des Gemeinschaftsbegriffs heraus dessen Gebrauch von Ängsten, aber auch von einem Mangel an historischer und zeitdiagnostischer Präzision geprägt sei. Über den Vergleich inhaltlicher und wertender Konnotationen des Gemeinschaftsbegriffs in Deutschland mit jenen von 'Community' in den USA bewegt sich der Beitrag zu sachlichen gesellschaftspolitischen Visionen. Diese sollten weder mit pauschalierenden Behauptungen eines Gemeinschaftsverlustes noch mit Ressentiments gegenüber gemeinschaftlich-partikularistischen Bestrebungen begründet sein. Vielmehr seien diejenigen Chancen für demokratische Gemeinwesen zu sehen, die im kreativen Wechselspiel institutionalisierter und nicht institutionalisierter, politischer und vorpolitischer Formen der Willensbildung liegen." (Autorenreferat)

[95-L] Kronauer, Martin: "Exklusion" als Kategorie einer kritischen Gesellschaftsanalyse: Vorschläge für eine anstehende Debatte, in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg: Hamburger Ed., 2006, S. 27-45, ISBN: 3-93609669-4 INHALT: Die Kategorie Exklusion verweist vom Rand ins Zentrum der Gesellschaft, auf die Konstitutionsbedingungen und den Wandel von sozialer und politischer Ungleichheit. Sie schärft damit das Bewusstsein für neue soziale und politische Problemlagen. Ausgrenzung kann heute weniger denn je als Ausgrenzung aus der Gesellschaft verstanden, sondern muss vielmehr als Ausgrenzung in der Gesellschaft begriffen werden. Ausgrenzung stellt ein gesellschaftliches Ungleichheitsverhältnis besonderer Art dar. Die Ausgegrenzten sind Teil der Gesellschaft, auch wenn sie nicht an ihr teilhaben. Im Phänomen der Exklusion steht die Demokratie auf dem Spiel. Das Ziel des Kampfs gegen Exklusion ist die Beseitigung ausgrenzender sozialer Verhältnisse. Es zu erreichen setzt voraus, Erwerbsarbeit und soziale Rechte als relativ eigenständige Integrationsweisen anzuerkennen und auf neue Weise miteinander zu verbinden. (GB)

[96-L] Kunze, Iris: Sozialökologische Gemeinschaften als Experimentierfelder für zukunftsfähige Lebensweisen: eine Untersuchung ihrer Praktiken, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 171-187, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Mit dem Erkenntnisinteresse, 'nachhaltige' Lebensweisen zu erforschen, stellen soziale Gemeinschaften mit entsprechenden Zielen lohnenswerte Untersuchungsfelder dar. Ihr experimenteller Ansatz, in reflexiven Prozessen nachhaltige Strukturen gemeinschaftlich zu entwickeln, ermöglicht eine empirisch untermauerte Antwort auf die bisher vernachlässigte Frage nach dem Zusammenhang zwischen 'Zukunftsfähigkeit', Lebensweise und sozialen Orga-

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nisationsstrukturen. Schließlich geht es darum, wie zukunftsfähig orientierte Prinzipien kreiert und umgesetzt werden können. In Hinblick darauf werden anhand qualitativer Einzelfallstudien in zwei intentionalen Gemeinschaften Praktiken aus den Bereichen Entscheidungsstrukturen und Ökonomie vorgestellt, diskutiert und interpretiert." (Autorenreferat)

[97-L] Lelkes, Orsolya: Social exclusion in Central-Eastern Europe: concept, measurement and policy interventions, Genève 2006, 50 S., ISBN: 92-2-118537-0 (Graue Literatur; URL: http://www3.ilo.org/public/english/protection/secsoc/downloads/1173p1.pdf) INHALT: Soziale Exklusion steht erst seit kurzen auf der politischen Agenda der politischen Entscheidungsträger in Mittel- und Osteuropa. In jüngster Zeit werden aufgrund des Druckes der Europäischen Union nationale Berichte verfasst, so genannte nationale Aktionspläne der sozialen Inklusion. Der vorliegende Beitrag liefert eine analytische Grundlage, um zukünftige Strategien und politische Interventionen zu unterstützen. Zunächst werden die konzeptionellen Probleme im Zusammenhang mit sozialer Exklusion aufgezeigt. Im Anschluss daran wird die Messmethode vorgestellt. Danach geht der Autor auf die Probleme in Mittelosteuropa ein. Abschließend wird die Sozialpolitik in Ungarn diskutiert. (ICD)

[98-L] Lengfeld, Holger: Arbeitsstruktur und soziale Ungleichheit in der Organisationsgesellschaft: eine Einladung zum Perspektivenwechsel, in: Michael Faust, Maria Funder, Manfred Moldaschl (Hrsg.): Die 'Organisation' der Arbeit, München: Hampp, 2005, S. 321-345, ISBN: 3-87988-995-3 (Standort: USB Köln(38)-33A2611) INHALT: Der Beitrag untersucht die betriebliche Organisation von Arbeit auf ihre Folgen für die Sozialintegration moderner Gesellschaften. Diese Frage wird unter Rückgriff auf die Diskussion um die "Organisationsgesellschaft" beantwortet. Mit ihrer Hilfe wird zunächst gezeigt, dass die sozialintegrativen Effekte formaler Organisationen unabhängig davon zustande kommen, in welcher sozioökonomischen Gesellschaftsverfassung (Staatssozialismus oder Kapitalismus) oder von welchem Stand der technologischen Entwicklung aus Organisationen agieren. Genau darin liegt seit Max Weber der maßgebliche Grund, Organisationen einen - in gesellschaftsbezogener Perspektive betrachtet - eigenständigen Status als soziale Entität zuzusprechen. Der Autor bezieht sich auf Colemans Überlegungen zur "Asymmetrie Society", auf Perrows Konzept des "organisierten Kapitalismus" und Ritzers "McDonaldisierte Gesellschaft". Darauf aufbauend identifiziert er vier Analysefelder, in denen explizit die Ebene der Organisation als Produktionsort sozialer Ungleichheit ausgemacht wird. Hierzu rechnet er: (1) organisationale Stratifikation und betriebliche Interessenvertretung; (2) betriebliche Arbeitsorganisation; (3) sektorale Kollektivverhandlungen und (4) politische Willensbildung sowie organisationale Nutzerschnittstellen. Formal-hierarchische Arbeits- und Interessenorganisationen tragen - so der Autor - zu sozialer Ungleichheit bei, indem sie diese "moderieren" bzw. mitbestimmen, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehören wird.(ICA2)

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[99-L] Mäder, Ueli: Exklusion - die neue soziale Frage, in: Widerspruch : Beiträge zu sozialistischer Politik, Jg. 25/2005, H. 49, S. 95-104 (Standort: FES Bonn(Bo133)-X3504) INHALT: Seit den 1990er Jahren gehören die Begriffe Integration und Ausschluss zum Standardvokabular der Armutsforschung. Sie deuten an, dass die Armutsfrage über den Kontostand und die materiellen Ressourcen hinaus reicht. Fragen der gesamten Lebenslage stehen im Vordergrund. Neue Differenzierungen erweitern die alten Klassen- und Schichtkonzepte. Der Autor versteht daher Integration als Einbettung in ein Geflecht sozialer Beziehungen. Zur Integration gehört der Ausschluss. Er bezieht sich auf gegenläufige Prozesse der Loslösung (Dissoziation), die auch von den Akteurinnen gewollt sein können. Der Ausschluss (Exklusion, Ausgrenzung) gilt als soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Der Beitrag berichtet vor diesem Hintergrund über ein Schweizer Projekt, das untersucht, wie sich Kategorisierungen auswirken, nach der die Sozialverwaltung ihre Klientel einteilt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Dynamik und Dialektik zwischen Integration und Ausgrenzung neue Formen der sozialen Ungleichheit prägt, welche die klassischen ArbeiterInnen- und Armutsfragen des 19. und 20. Jahrhunderts überlagern. Alte Formen sozialer Gegensätze bestehen gleichwohl nach wie vor; sie nehmen sogar teilweise zu. Die Dynamik zwischen Integration und Ausgrenzung gehört indes zu den zentralen sozialen Fragen am Anfang des 21. Jahrhunderts und sensibilisiert dafür, dass erwerbstätige Arme drinnen und draußen zugleich sind und etliche Sozialhilfeabhängige den finanziell abgesicherten Ausschluss von der Erwerbsarbeit als soziale Integration erleben. Zu verabschieden sind insgesamt diegängigen Konzepte, die Integration als etwas verstehen, das quasi als Modell vollständig und abgeschlossen ist. (ICA2)

[100-L] Martens, Wil: Der Sinn des Handelns: Esser und Weber, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 289335, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Es wird gezeigt, dass Esser seine erklärende Soziologie als eine Gesetzeswissenschaft versteht, die soziale Gebilde durch Rückgang auf Handeln erklären soll. Eine derartige Soziologie benötigt eine Theorie des Handelns, die von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten ausgeht, die alle Selektionen des Handelns bestimmen. Ein solches Gesetz erblickt Esser in der Regel der egoistischen Nutzenmaximierung, die sowohl für die Auswahl der Handlungen als auch für die Selektion von Frames, innerhalb derer Handlungen selektiert werden, zutrifft. Esser geht davon aus, mit dieser Selektionstheorie soziale Strukturen, soziale Systeme und das Entstehen der sozialen Ordnung erklären zu können. Essers Ansatz wird mit der Handlungstheorie von Max Weber verglichen, um Kontraste zwischen beiden Autoren zu gewinnen. Darüber hinaus wird Essers Theorie auf ihre Stimmigkeit hin untersucht. Abschließend werden Konturen einer allgemeinen Handlungstheorie skizziert, die auf die philosophische Handlungstheorie und die praktische Philosophie der letzten Jahrzehnte zurückgehen. (GB)

[101-L] Marx, Johannes: Sozialkapital und seine handlungstheoretischen Grundlagen: eine wissenschaftstheoretische Untersuchung, (Diplomica, Bd. 23), Marburg: Tectum Verl. 2005, 142 S., ISBN: 3-8288-8940-9 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(BO133)-A06-01343)

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INHALT: "Selten haben theoretische Konzepte in den Sozialwissenschaften einen solchen Boom erlebt wie das Konzept sozialen Kapitals. Insbesondere empirische Untersuchungen zu den Effekten sozialen Kapitals finden sich zahlreich. Arbeiten zu den theoretischen Grundlagen des Sozialkapitalansatzes sind dagegen selten. Diese Arbeit setzt sich kritisch mit den handlungstheoretischen Grundlagen des Sozialkapitalansatzes auseinander. Es wird gezeigt, dass zwischen den Sozialkapitalansätzen von James S. Coleman und Robert D. Putnam erhebliche handlungstheoretische Unterschiede bestehen, die eine einfache Integration beider Ansätze problematisch macht." (Autorenreferat)

[102-L] Maurer, Andrea: Die Rationalität sozialer Ordnung: die Ordnungskonzeptionen von Max Weber und Hartmut Esser im Vergleich, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 337-361, ISBN: 3-53114354-9 INHALT: Es wird gezeigt, dass Hartmut Esser mit Max Weber das Anliegen verbindet, die Soziologie als eine erklärende und verstehende Wissenschaft zu betreiben, in deren Zentrum die Frage nach dem Gelingen vorteilhafter sozialer Beziehungen angesichts sozialer Interdependenzen steht. Im Modell soziologischen Erklärens von Esser ist der Anspruch zu erkennen, durch eine Erweiterung des Handlungsmodells und eine Ausarbeitung der Logik der Situation exakte Bedingungen anzugeben, unter denen soziale Ordnung entsteht. Die Bedeutung des Modells soziologischen Erklärens für die Ordnungsdiskussion liegt in der theoretischen Verbindung der drei bzw. vier Handlungstypen Webers und der damit möglichen Erklärung des Wechsels zwischen Handlungsorientierungen, weil daraus dann auf die Ordnungsproblematiken geschlossen und die Frage nach entsprechenden Abstimmungsmechanismen gestellt werden kann. Indem erklärt wird, wann sich das Handeln der Einzelnen an gesellschaftlichen Programmen, an Wissensbeständen, an individuellen Zwecken oder an Werten orientiert, kann auch untersucht werden, wann welche Probleme bei der Etablierung und Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen auftreten und welche weiteren Regeln und Formen der Handlungskoordination daraus hervorgehen. (GB)

[103-L] Maurer, Andrea: Individuum - Organisation - Gesellschaft: gesellschaftstheoretische Perspektiven der Organisationstheorien, in: Michael Faust, Maria Funder, Manfred Moldaschl (Hrsg.): Die 'Organisation' der Arbeit, München: Hampp, 2005, S. 347-353, ISBN: 3-87988-995-3 (Standort: USB Köln(38)-33A2611) INHALT: Der Kommentar zum Beitrag von Holger Lengfeld im vorliegenden Sammelband weist zunächst darauf hin, dass soziale Ungleichheit in Verbindung mit den in der Arbeitswelt vorherrschenden hierarchischen Organisationsstrukturen zu analysieren ist. Die Autorin gibt dann zu bedenken, dass Unterschiede in der Argumentation von Coleman, Perrow und Ritzer stärker berücksichtigt werden müssen, und dass es keine homogene These der "Organisationsgesellschaft" gibt. Perrow und Ritzer nehmen wie Coleman ihren Ausgangspunkt bei der Beobachtung, dass die großen, formal-hierarchisch strukturierten Organisationen das Geschehen in modernen Gesellschaften weitgehend bestimmen, sie erklären diese aber nicht als das Ergebnis des Handelns an sich rationaler, sozial situierter Akteure, dem neben den erwünsch-

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ten positiven Effekten auch unerwünschte und ungeplante Folgen anhaften. Daher kommt die Autorin (mit Coleman, Ritzer und Perrow) zu dem Schluss, dass formal-bürokratische Organisationen wenig Freiraum für die Gestaltungswünsche und Handlungsoptionen der Akteure lassen und diese letztlich für die Dynamik von großen Organisationen relativ bedeutungslos sind. (ICA2)

[104-L] Mayer, Karl Ulrich: Abschied von den Eliten, in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 455-479, ISBN: 3593-38026-9 INHALT: Die Homogenität der Bildungsabschlüsse bei gleichzeitiger sozialer Heterogenität der Hochschulabsolventen sind Gründe, die Existenz von Eliten in Deutschland überhaupt in Frage zu stellen. Anhand dreier Kriterien kann geprüft werde, ob es sich bei den angeblich vorfindbaren Eliten tatsächlich um solche handelt: gemeinsamer sozio-kultureller Modus der Rekrutierung, Vernetzungen zwischen Führungspositionen via Zirkulation und Mehrfachmitgliedschaften sowie eine Differenz zwischen Person und Positon. Nach der Prüfung dieser drei Kriterien ergibt sich das Resultat, dass Deutschland zwar über Führungspersonal, nicht aber über Eliten verfügt. (GB)

[105-L] Mehlkop, Guido; Graeff, Peter: Mord, Selbstmord und Anomie: ein neuer Ansatz zur Operationalisierung und empirischen Anwendung des Anomiekonstruktes von Emile Durkheim, in: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg. 29/2006, H. 1, S. 56-69 (Standort: USB Köln(38)-XG05452; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Studie stützt sich auf Durkheims Anomietheorie, in der Mord- und Selbstmordraten als soziale Phänomene begriffen werden, die wiederum nur mit anderen sozialen Tatsachen zu erklären sind. Unter dieser soziologischen Perspektive interessiert also nicht das letztliche Motiv des Selbstmörders bzw. Mörders, sondern der Einfluss gesellschaftlicher Verhältnisse. Im Fokus dieser Analyse stehen variierende Mord- und Selbstmordraten zwischen Gesellschaften und über die Zeit hinweg. Verzichtet wird damit auf biologische und psychologische Erklärungen. Im ersten Abschnitt werden aus der Theorie Durkheims zwei zentrale Aussagen abgeleitet, die dann empirisch überprüft werden. Ziel ist dabei, die Inkongruenzen der bisherigen empirischen Anomieforschung aufzudecken und mit einem neuen Ansatz zu überwinden. Weiterhin wird eine neue Art der empirischen Operationalisierung präsentiert, die es erlaubt, den von Durkheim postulierten Zusammenhang zwischen Mord bzw. Selbstmord und Anomie zu untersuchen. Im dritten Teil werden dann empirische Befunde dargestellt, die Durkheims Thesen zur Anomie stützen. (ICA2)

[106-L] Mense-Petermann, Ursula: Das Verständnis von Organisation im Neo-Institutionalismus: lose Kopplung, Reifikation, Institution, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den NeoInstitutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 62-74, ISBN: 3-531-15070-7

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INHALT: Der Neoinstitutionalismus stellt Organisationen nicht als autonome Einheiten mit ihren internen Strukturen und Prozessen ins Zentrum der Beobachtung, sondern das Verhältnis von Organisation und Umwelt. Dabei lassen sich drei Organisationsbegriffe unterscheiden: Organisation als Bausatz aus institutionellen Elementen, Organisation als Verkörperung oder Reifikation ihrer institutionellen Umwelt, Organisation als Institution. Kritische Einwände gegen diese Perspektiven erheben sich auf der Basis handlungs- und systemtheoretischer Sichtweisen. (ICE2)

[107-L] Mohrs, Thomas: "Mir san mir!" unter Globalisierungsdruck: menschliche Gemeinschaften zwischen Nahbereich und Globalität, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 63-73, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Nach evolutionär-anthropologischer Auffassung sind Menschen Kleingruppenwesen, deren raum-zeitliche Wahrnehmung stark nahbereichsfokussiert ist, was in sozialer Hinsicht zur Ausbildung einer 'Mir san mir!'-Mentalität führt, die deutlich zwischen 'wir' und 'die anderen' differenziert und von einem tiefen Argwohn gegenüber Fremdem und Neuerungen geprägt ist. Diese Mentalität gerät unter Globalisierungsbedingungen zunehmend unter Druck, da globale Probleme mit einer solchen Nahbereichsmentalität nicht gelöst werden können. 'Intentionale Gemeinschaften' scheinen vielversprechende experimentelle Lebensformen zu sein, dem Dilemma zwischen Nahbereichsfokussierung und Globalität der Lebensbedingungen entkommen zu können. Sie haben sich aber mit einer Reihe von (begrifflichen, theoretischen) Problemen und Fragestellungen auseinander zu setzen, die (auch) Gegenstand ihrer empirischen Erforschung sein sollten." (Autorenreferat)

[108-L] Münkler, Herfried: Vom gesellschaftlichen Nutzen und Schaden der Eliten, in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 25-45, ISBN: 3-593-38026-9 INHALT: Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um Elitebildung wird nach dem bisherigen gesellschaftlichen Nutzen und Schaden von Eliten gefragt. Die Bilanz zeigt, dass die politischen Eliten in der deutschen Geschichte zweimal versagten und nur zu dem Zeitpunkt eine erfolgreiche und nützliche Rolle spielten, als sie sich in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft kaum als Elite zu erkennen gaben. Der gegenwärtige Ruf nach neuen Eliten und ihre mediale Exposition erweist sich demnach eher als Teil des gesellschaftlichen Problems, für das die Elite eine Lösung sein sollte. (GB)

[109-L] Nassehi, Armin: Die paradoxe Einheit von Inklusion und Exklusion: ein systemtheoretischer Blick auf die "Phänomene", in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg: Hamburger Ed., 2006, S. 46-69, ISBN: 3-93609669-4

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INHALT: Im Anschluss an die Systemtheorie von N.Luhmann werden systemtheoretische und operative Unterscheidungen von Inklusion und Exklusion diskutiert. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob das, was in der sozialpolitischen Diskussion als "Exklusion" bezeichnet wird, auch soziologisch angemessen beschrieben ist. Vorgeschlagen wird eine Umstellung von der Systemreferenz Gesellschaft auf die Systemreferenz Organisation, wodurch Organisationen als Exklusionsmaschinen in den Blick geraten. Es wird die These vertreten, dass das Interesse an den Exkludierten ein Symptom dafür ist, dass die gegenwärtige Moderne eine Generalisierung von Exklusionserfahrungen nahe legt, wo zuvor Inklusion als Normalfall gelten konnte. Die Rede von den Ausgegrenzten und Überflüssigen suggeriert, dass es das Gegenteil von Überflüssigkeit und Ausgrenzung gäbe. Für beide Seiten hat aber die moderne Gesellschaft im Sinne einer soziologisch ernst zu nehmenden Selbstbeschreibung keinen Platz. (GB)

[110-L] Nassehi, Armin: Differenzierungseliten in der "Gesellschaft der Gegenwarten", in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 255-273, ISBN: 3-593-38026-9 INHALT: Anhand des Elitediskurs wird die Frage angesprochen, wie ein Elitenkonzept für eine funktional differenzierte Gesellschaft aussehen könnte. Die neue Elite entsteht an den Schnittpunkten der Kommunikation unterschiedlicher Systemlogiken. Als Übersetzungs- oder Differenzierungselite ist sie aber mehr als der Knotenpunkt gesellschaftlicher Integrationsprobleme. Sie symbolisiert nach wie vor die Notwendigkeit von Asymmetrie und Hierarchie in einer modernen demokratischen Gesellschaft, die sich eigentlich dem normativen Programm der Symmetrisierung verschrieben hat. Angehörige von Eliten sind darauf angewiesen, das Elitäre ihrer Position performativ herzustellen und die praktische Bedeutung des Elitehandelns eben auch praktisch zu erzeugen. Wer heute über die besondere Bedeutung von Eliten nachdenkt, muss in einer Gesellschaft der Gegenwarten beschreiben können, wie sich Elitepositionen gegenseitig und vor einem Publikum performativ hervorbringen, praktisch bewähren und darin ihre Plausibilität erlangen. (GB)

[111-L] Nolte, Paul: Topographien der Klassengesellschaft, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 60/2006, H. 9/10 = H. 689/690, S. 865-874 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag zur sozialen Situation in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet und erörtert die sozialen Topographien der Klassengesellschaft, wodurch bei der Betrachtung der Aspekt des Raumes, der gesellschaftsprägenden Kraft von Orten und der räumlichen Beziehungen, betont wird. Es zeigt sich die zunehmende Fragwürdigkeit gesicherter Orte und fester Grenzen in Zeiten der raumsprengenden Kommunikation, der globalen Migration und der Entterritorialisierung. Aber umgekehrt gilt auch: Angesichts poröser werdender Örtlichkeit wächst das Bewusstsein dafür, wie stark die magnetischen Kraftlinien räumlich verankerter Sozialität geblieben sind und zumal in ihren Mikrostrukturen den Alltag prägen - auch den Alltag einer Klassengesellschaft, deren Unterscheidungen längst nicht mehr am Arbeitsplatz getroffen werden. So gilt das Augenmerk zunächst der sehr präsenten Klassengesellschaft in Berlin und ihrer sozialräumlichen Strukturierung. Dementsprechend häufig wird in der Bun-

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deshauptstadt auch über die Klassengesellschaft gesprochen, so dass sich die Topographien der Klassengesellschaft mit den Topographien ihrer Diskurse eng verknüpft haben. Wenn die soziale Ungleichheit zu einem Leitthema der Berliner Republik geworden ist, dann nicht einfach in einem neutralen, distanziert-analytischen Sinne, sondern als ein Politikum. Kurzum: es geht um Schuldzuweisungen und um Handlungsanleitungen. In diesem Zusammenhang wird hier sodann der Frage nachgegangen, wie sich diese Diskurs-Topographien in den letzten Jahren verschoben haben. (ICG2)

[112-L] Norkus, Zenonas: Rationales Handeln/ Rationalität bei Weber und Esser im Vergleich, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 399-417, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die Konzeptionen von Max Weber und Hartmut Esser zum rationalen Handeln werden vergleichend dargestellt. Zunächst werden einige Aspekte in Essers Rezeption der WertErwartungstheorie im Allgemeinen und in ihrer Anwendung in seiner Theorie der Definition der Situation im Besonderen behandelt. Dann folgt der Versuch, Webers handlungsbezogene Verwendungen des Prädikats "rational" zu sichten. Im folgenden Abschnitt werden verschiedene "Lücken" angesprochen, welche man in Webers Auffassung des rationalen Handelns bemerken kann, wenn seine Auffassung vor dem Hintergrund der gegenwärtigen analytischen Theorie des Handelns betrachtet wird. Dabei wird auch Essers Rekonstruktion des wertrationalen Handelns im Rahmen seiner Theorie der Definition der Situation dargestellt. Schließlich wird die Frage aufgeworfen, welche Anregungen bzw. Herausforderungen für die weitere Ausarbeitung von Essers "strukturtheoretisch-individualistischer Soziologie" in Bezug auf Webers Konzeption von Rationalität bestehen. (GB)

[113-L] Notz, Gisela: Theoretische Zugänge und empirische Beispiele zu kommunitären Lebens- und Arbeitsformen, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 119-134, ISBN: 3-8258-8210-1 INHALT: "Kommunen sind die radikalste Form des gemeinsamen Wirtschaftens und des anderen Lebens innerhalb der Gemeinschaftskonzepte. Sie stellen die Partialisierung in Leben und Arbeiten zur Disposition und versuchen in ihrer Alltagspraxis beides zusammen zu bringen. In Kommunen schließen sich Menschen mit gleichen oder ähnlichen Interessen zusammen und finden eigene Regelungen und Absprachen. 'Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft' versuchen sie aus Träumen Leben werden zu lassen. An ihrer Existenz kann beispielhaft aufgezeigt werden, dass Möglichkeiten einer demokratischen und ebenbürtigen Lebens- und Arbeitswelt in Ansätzen hier und heute lebbar sind." (Autorenreferat)

[114-L] Nullmeier, Frank: Wissensmärkte und Bildungsstatus: Elitenformation in der Wissensgesellschaft, in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 319-341, ISBN: 3-593-38026-9

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INHALT: Die jüngere sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit Eliten zielt auf eine Lösung für das Problem, wer in der Lage sein könnte, die aktuellen ökonomischen, sozialen und demographischen Herausforderungen und Belastungen der bundesrepublikanischen Gesellschaft zu bewältigen. Eliten stellen eine personale, aber personal-kollektive Lösung des Steuerungsund Reformproblems dar. Für sie wird nicht allein oder vorrangig mit Bezügen auf Empirie argumentiert. Es werden vielmehr Grundzüge einer normativen politischen Theorie der Elite entworfen, die Eigenschaften, Fähigkeiten und Rationalitäten von Eliten benennt, die sie in die Lage versetzen, politische Herausforderungen besser zu bewältigen, als dies von Alternativen zu erwarten wäre. Im Anschluss an eine derartige Theorie der "Tugenden" oder Qualitäten der Elite wird gefragt, unter welchen Bedingungen das reale Auftreten einer Elite mit diesen Fähigkeiten möglich erscheint. (GB)

[115-L] Oertzen, Peter von: Klasse und Milieu als Bedingungen gesellschaftlich-politischen Handelns, in: Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester: Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur : die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 37-69, ISBN: 3-531-14679-3 INHALT: "Der Verfasser blickt zunächst auf klassische Ansätze, die den Zusammenhang von Klasse und Klassenbewusstsein thematisiert haben. Marx kann zwar ökonomisch-bedingte Klassenlagen überzeugend herausarbeiten, allerdings wird nicht hinreichend geklärt, wie aus abstrakten Klassen auch konkrete politisch handelnde Klassen werden bzw. nicht werden. Weiter führt hier der Ansatz Geigers, der die Ebene der Mentalität einführt und damit aufzeigt, dass subjektives Handeln nicht einfach aus der objektiven Klassenlage abzuleiten ist. Gegenüber einem ökonomischen Determinismus betont Thompson, dass Klassen keine statischen Gebilde sind, sondern historisch handelnde Akteure, und dass Klassenbewusstsein sich ausdrückt in der Art der Verarbeitung von Klassenlagen. Bei Weber hebt der Autor die Thematisierung des Zusammenhangs von sozialen Klassen und politischer Führung hervor. Im weiteren findet der Verfasser in der Politik- und Parteienforschung den wichtigen Hinweis, dass (partei-)politisches Lager, Klassenbewusstsein und lebensweltliches Milieu nicht zusammenfallen müssen; das tun sie nur dann, wenn Parteien zugleich sozial und kulturell in den alltagsweltlichen Milieus verankert sind. Der Autor thematisiert auch die neue Sozialstrukturforschung, die von Bolte, Hradil, Kreckel und Berger wichtige Impulse bekommen hat. Die daraus hervorgegangene Wiederentdeckung des Konzepts der 'sozialen Milieus' liefert die Möglichkeit, die klassische Frage nach dem (politisch) handelnden kollektiven Akteur auch empirisch wieder aufzunehmen. Mit Bourdieus Theorie von Habitus und Feld ist zudem ein Fundament bereit gestellt, das von Michael Vester und seiner Forschungsgruppe für den Milieuansatz fruchtbar gemacht werden konnte." (Autorenreferat)

[116-L] Opielka, Michael: Gemeinschaft in Gesellschaft: Soziologie nach Hegel und Parsons, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 532 S., ISBN: 3-531-34225-8 INHALT: Mit der Dialektik von Gemeinschaft und Gesellschaft rekonstruiert der Autor ein zentrales Thema der Soziologie im Rahmen einer "Theorie der Viergliederung" des gesellschaftlichen Ganzen. Diese Variante einer Theorie sozialer Differenzierung beruft sich auf Talcott

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Parsons' AGIL-Schema und auf die Gesellschaftskonzeption Hegels. In der Auseinandersetzung mit Habermas und Luhmann, dem (weniger bekannten) Philosophen Johannes Heinrichs und den zeitgenössischen Ideen des Kommunitarismus wird ein soziologischer Entwurf entwickelt, der grundlegende Deutungen der modernen Gesellschaft erlaubt. Die Arbeit versucht die Frage zu klären, wie unter modernen Bedingungen gesellschaftliche Integration überhaupt noch möglich ist. Der vermutete Zusammenhang von Gemeinschaft und Integration ist dabei das leitende Motiv für einen neuen Gemeinschaftsdiskurs. Im Zentrum der soziologischen Überlegungen steht der Vorschlag, "Gemeinschaft" als eines von vier analytischen Subsystemen des Systems "Gesellschaft" zu konzipieren (neben Wirtschaft, Politik und Legitimation bzw. Kultur). "Gemeinschaft" ist dann kein Gegenbegriff zu Gesellschaft, sondern ihr logischer und zentraler Bestandteil. Der Titel der vorliegenden Arbeit - "Gemeinschaft in Gesellschaft" - ist insoweit programmatisch zu verstehen. (ICA2)

[117-L] Osterkamp, Frank: Gemeinschaft und Gesellschaft: Über die Schwierigkeiten einen Unterschied zu machen: zur Rekonstruktion des primären Theorieentwurfs von Ferdinand Tönnies, (Beiträge zur Sozialforschung : Schriftenreihe der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., 10), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 458 S., ISBN: 3-428-11323-3 INHALT: "Ziel der hier vorgelegten Untersuchung ist der Nachweis, dass in Tönnies' Werk, in seiner primären Theoriebildungsphase und in einer Kette philosophischer Texte einer zweiten Schwellenphase um 1900, Einsichten, Explikationen und aufs Ganze gesehen ein komplexes Theoriegeflecht vorliegen, die es qualifizieren, in ihrem Urheber einen verdeckten Reserveklassiker der Philosophie des 20. Jahrhunderts zu erkennen. Die Arbeit beobachtet Tönnies bei seiner Ausarbeitung eines nachmetaphysischen - in der hier benutzten Terminologie 'pragmatischen' - wissenschaftsnahen Philosophieverständnisses und zeichnet Stadien seines Weges durch die Problemlandschaft der Philosophie nach. Dieser führt ihn angesichts der Einsichten in die evolutionäre Ordnung des Allzusammenhangs des Wirklichen und die zerrissene Welt des Sozialen dahin, die (wissenschafts-)theoretischen, welt-orientierenden und praktisch-ethischen Aufgaben der Philosophie in seiner zweiten Lebenshälfte in objektwissenschaftlich eingegrenzter Form als allgemein gegenstandsanalytische und strukturhistorische, als empirisch gegenwartserforschende wie praxisberatende Sozialwissenschaft einzulösen." (Textauszug)

[118-F] Ott, Marion, Dipl.-Wirtsch.-Ing.; Kirstein, Annette, Dr.; Ehrhart, Karl-Martin, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung); Berninghaus, Siegfried K., Prof.Dr. (Leitung); Berninghaus, Siegfried K., Prof.Dr. (Betreuung): Evolution von Konventionen (Teilprojekt C4) INHALT: Projekt C4 beschäftigt sich mit der Evolution von Konventionen in Gesellschaften. Der Schwerpunkt der experimentellen und theoretischen Forschung liegt auf der Modellierung von Gesellschaften über lokale Interaktionsstrukturen. Insbesondere wird die Frage betrachtet, wie eine Gesellschaft eine "nachteilige Konvention" verlassen kann. Aus spieltheoretischer Sicht ist dieses Problem äquivalent zum Gleichgewichtsauswahlproblem in Koordinationsspielen.

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METHODE: Modellierung der Evolution von Strategiewahlen mit Hilfe dynamischer Strategieadaptionsprozesse; Modellierung der lokalen Interaktionsstruktur als Ergebnis eines evolutionären Prozesses; Durchführung von Experimenten zum Verhalten von Spielern in Spielen mit endogener Interaktionsstruktur DATENGEWINNUNG: Laborexperiment (Studenten; Auswahlverfahren: Zufall). VERÖFFENTLICHUNGEN: Abele, Susanne: Soziale Informationsverarbeitung in strategischen Entscheidungssituationen: eine Analyse von 'Timing-Effekten'. Hamburg: Kovac 2001, VIII+156 S. ISBN: 3-8300-0490-7.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Keser, C.: Coordination games: recent experimental results. in: Kischka, P. et al. (eds.): Operations research proceedings. 1997, pp. 259-264.+++Berninghaus, S.K.: Social institution and local interaction structure. in: Koch, K.J.; Jaeger, K. (eds.): Trade, growth, and economic policy in open economies. Festschrift für Prof. Vosgerau. Berlin u.a.: Springer 1998.+++Berninghaus, S.K.; Amir, M.: Scale functions in equilibrium selection games. in: Journal of Evolutionary Economics, 8, 1998, pp. 1-13.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.: Time horizon and equilibrium selection in tacit coordination games. in: Journal of Economic Behavior and Organization, 37, 1998, pp. 231-249.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Keser, C.: New directions i n experimental coordination games. in: Homo Oeconomicus, XV, 1998, 1, pp. 93-107. +++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Keser, C.: Coordination and local interaction structure. in: Economics Letters, 58, 1998, pp. 269-275.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.: Long-run evolution of local interaction structures in games. in: Dahyia, S.B. (ed.): The current state of economic science. Spellbound Publications, Vol. 3, 1999, pp. 481-499. +++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Keser, C.: Continuous-time strategy selection in linear population games. in: Experimental Economics, 2, 1999, pp. 41-57.+++Keser, C.: Cooperation in public goods experiments. Karlsruhe: Univ. Karlsruhe. Habilitationsschrift, 2000.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.: Information and efficiency in coordination games: recent experimental results. in: Debreu, G.; Neuefeind, W.; Trockel, W. (eds.): Economics essays. A Festschrift for Werner Hildenbrand. Heidelberg: Springer 2001, pp. 19-40. +++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.: Coordination and information: recent experimental evidence. in: Economics Letters, 73, 2001, pp. 345-351.+++Ehrhart, K.-M.: Theoretische und experimentelle Ergebnisse wiederholter Spiele: Tenderverfahren und Koordinationsspiele. Karlsruhe: Univ. Karlsruhe 2001. Habilitationsschrift.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Keser, C.: Conventions and local interaction structures. in: Games and Economic Behavior, 29, 2002, pp. 177-205.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.: The power of ESS. in: Journal of Evolutionary Economics, 13, 2003, pp. 161-181.+++Berninghaus, S.K.; Güth, W.; Kliemt, H.: From teleology to evolution - bridging the gap between rationality and adaption in social explanation. in: Journal of Evolutionary Economics, 13, 2003, pp. 385-410.+++Abele, S.; Bless, H.; Ehrhart, K.-M.: Social information processing in strategic decision making: why timing matters. in: Organizational Behavior and Human Decision Processes, 93, 2004, pp. 2846.+++Abele, S.; Ehrhart, K.-M.: The timing effect in public good games. in: Journal of Experimental Social Psychology, 41, 2005, pp. 470-481.+++Berninghaus, S. K.; Güth W., Kliemt H.: Conventions - Some Conventional and some not so Conventional Wisdom. in: Homo Oeconomicus, 22, 2005, pp. 148-168+++Berninghaus, S. K.; Ehrhart, K.-M.; Ott, M.: A Network Experiment in Continuous Time: the Influence of Link Costs. in: Experimental Economics 9, 2006, 3, pp. 237-251.+++Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Ott, M.; Vogt, B.: Evolution of Networks - an experimental analysis. in: Journal of Evolutionary Economics, 2006 (forthcoming).+++Ehrhart, K.-M.; Gardner, R.; Keser, C.; Hagen, J. von: Budget processes: theory and experimental evidence. in: Games and Economic Behavior, 2006 (forthcoming). ARBEITSPAPIERE: Berninghaus, S.K.; Ehrhart, K.-M.; Ott, M.; Vogt, B.: Searching for

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"Stars" - recent experimental results on network formation. SFB 504 discussion paper. Mannheim 2004, S. 4-34.+++Berninghaus, S.K.; Vogt, B.: Network formation in symmetric. 2x2 games. SFB 504 discussion paper. Mannheim 2004, S. 4-50.+++Berninghaus, S.K.; Haller, H.; Outkin, A.: Neural networks and contagion. SFB 504 discussion paper, S. 5-35. Mannheim 2005. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 1997-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Mannheim, SFB 504 Rationalitätskonzepte, Entscheidungsverhalten und ökonomische Modellierung (L13, 15, 68131 Mannheim); Universität Karlsruhe, Fak. für Wirtschaftswissenschaften, Institut für Wirtschaftstheorie und Operations Research (Postfach 6980, 76128 Karlsruhe) KONTAKT: Ott, Marion (Tel. 0721-608-3488, e-mail: [email protected])

[119-L] Passoth, Jan-Hendrik: Moderne, Postmoderne, Amoderne - Natur und Gesellschaft bei Bruno Latour, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die Akteur-Netzwerk-Theorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 37-52, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Beitrag zur Auseinandersetzung mit kritischen Anmerkungen zur Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) geht der Frage nach, ob Bruno Latour, wie von Kritikern behauptet, als Relativist oder Sozial(de)konstruktivist bezeichnet werden kann, was der Autor verneint. Eine solche Position würde die Aufgabe eines allgemeinen, kontextübergreifenden Bezugrahmens bedeuten, den Verlust einer Entscheidungsgrundlage darüber, ob und wann etwas als ökologisches Problem zu gelten habe und letztlich gar die Aufhebung der Unterscheidung zwischen Alltags- und wissenschaftlichem Wissen. Dies lässt sich nicht mit der Position Latours in Einklang bringen: Schon das Muster modernen Denkens, natürliche und gesellschaftliche Umwelten - ja sogar Natur und Gesellschaft selbst - konzeptionell auseinander zu halten, ist selbst eine kollektive Produktion. Um diese Ansicht zu stützen, werden im ersten Abschnitt zunächst einige der Konsequenzen angeführt, die mit einer solchen Interpretation verbunden sind. Im darauf folgenden Abschnitt wird die Diskussion um die These Latours mit den Debatten um die kontextualistische Herausforderung Th. S. Kuhns kontrastiert. Als eine mögliche Form, mit den Problemen umzugehen, die eine relativistische Position im Bezug auf wissenschaftstheoretische Überlegungen aufwirft, wird dann ein realistischer Ansatz eingeführt, der sich an den Arbeiten J. Searles und R. Bhaskars aber auch H. Putnams, C. S. Peirces und J. Deweys orientiert. Dabei gilt das Hauptaugenmerk dem pragmatistischen Realismus Putnams. Daraufhin wird Latours Position genauer betrachtet, um dabei aufzuzeigen, dass man gerade seine jüngeren Arbeiten schon reichlich uminterpretieren muss, um die 'Soziologie der Assoziationen' relativistisch, sozialkonstruktivistisch oder dekonstruktivistisch zu verstehen. Zuletzt wird kurz angeführt, was es für umweltsoziologische Arbeiten bedeuten kann, im Latour'schen Sinne modern, postmodern oder amodern fundiert zu sein. (ICG2)

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[120-L] Pelfini, Alejandro: Bruno Latours politische Ökologie als Beitrag zu einer reflexiven ökologischen Modernisierung, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die Akteur-NetzwerkTheorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 151-181, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Aufsatz zum Thema des veränderten Verhältnisses von Wissenschaft und Praxis in der politischen Ökologie geht am Beispiel der deutschen Klimapolitik der Frage nach, ob die Akteur-Netzwerk-Theorie insbesondere in der Version von B. Latour einen Beitrag zu einer reflexiven ökologischen Modernisierung im Sinne U. Becks zu leisten vermag. Was ist unter den Bedingungen der ökologischen Modernisierung zu erwarten außer der Versöhnung von Natur und Gesellschaft oder einer Einbeziehung der ersten Moderne in die zweite? Gibt es die 'zweite Moderne' wirklich oder leben wir noch in der Illusion der (ersten) Moderne, die eine absolute Trennung von Subjekten und Objekten proklamiert, obwohl Subjekte, Objekte, Wissenschaft, Gesellschaft und Natur in Wirklichkeit ineinander verflochten sind? Um die engen Verbindungen der ökologischen Modernisierung zu eruieren und transparent zu machen, die Vorherrschaft des Techno-Korporatismus zu relativieren und jedes Wissensmonopol in Frage zu stellen, bedarf es einer politischen Ökologie, die reflexive Modernisierung nicht nur als analytische Diagnose, sondern als politisches Projekt versteht. So wird in vier Punkten überprüft, ob die Latour'sche Version der ANT zu einem solchen Projekt einen Beitrag leisten kann. Zunächst wird Latours Begriff der politischen Ökologie kurz erörtert. Dann wird auf das Wechselspiel von ANT und der Theorie reflexiver Modernisierung eingegangen. Die Wirklichkeit der ökologischen Modernisierung wird am Beispiel der deutschen Klimapolitik skizziert. Schließlich werden beide Ansätze, die Politische Ökologie und die reflexive ökologische Modernisierung, als zwei Seiten eines kollektiven Lernprozesses begriffen. (ICG2)

[121-L] Peter, Lothar: Neue soziale Bewegungen, soziale Fragen und die Krise der Arbeit: Sozialkritik in der französischen Soziologie heute (Teil II), in: Sozial.Geschichte : Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts, N. F., Jg. 21/2006, H. 2, S. 34-51 INHALT: "Im Mittelpunkt des zweiten Teils dieses Aufsatzes stehen die Themen Krise der Arbeit, soziale Erosion und der Niedergang der traditionellen Arbeiterkultur und wie sie zusammen hängen. Es wird sichtbar gemacht, dass die postfordistische Modernisierung der Arbeit in mehrfacher Hinsicht zerstörerische Auswirkungen hat: Sie untergräbt die kollektive Arbeitserfahrung der Industriearbeiter, schwächt die bisherige Klassenbasis der Arbeiterbewegung und löst soziale Bindungen außerhalb der Arbeit auf. Der soziale, moralische und kulturelle Verfall in den Vorstadtghettos und die Revolten meist ausländischer Jugendlicher sind deshalb auch als Reaktion auf die Krise der Arbeit und der Arbeiterbewegung zu interpretieren. Das Konzept eines 'neuen Geistes des Kapitalismus' versucht Antworten auf die Frage zu geben, wie Sozialkritik unter den Bedingungen vernetzter und projektförmiger Arbeitsprozesse begründet werden kann. Die im Artikel referierten und kommentierten Beiträge zu einer sozialkritischen Soziologie in Frankreich heute spiegeln noch immer sowohl den großen Einfluss von Emile Durkheim und der Durkheim-Schule als auch der marxistischen und sozialistischen Denktradition wider." (Autorenreferat)

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[122-L] Postel, Berit: Charakterisierung von Lebensstilen durch Wertorientierungen, (Potsdamer Beiträge zur Sozialforschung, Nr. 23), Potsdam 2005, 65 S. (Graue Literatur; URL: http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1076/pdf/Potsdamer_Beitrag_Nr._23.pdf) INHALT: "Die Aufgaben dieser Arbeit liegen in der Ermittlung einer Lebensstiltypologie für Gesamtdeutschland, der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen sozialstrukturellen Merkmalen und dem Lebensstil und der Ermittlung der Wertorientierung der eruierten Lebensstile an Hand der Semiometrie. Inhalt: 1. Einleitung; 2. Lebensstile; 3. Ermittlung einer Lebensstiltypologie: 3.1 Operationalisierung des Lebensstilkonzepts, 3.2 Stichprobe, 3.3 Faktorenanalyse, 3.3.1 Faktoren und Faktorladungen, 3.4 Clusteranalyse, 3.4.1 Ermittlung der optimalen Clusterzahl, 3.5 Sechs Lebensstile, 3.5.1 Lebensstil der Ausschließlich kulturell Interessierten, 3.5.2 Lebensstil der Einfachen Unbeteiligten, 3.5.3 Lebensstil der Universell Aktiven, 3.5.4 Lebensstil der Geselligen Spannungsorientierten, 3.5.5 Lebensstil der Agilen Informationshungrigen, 3.5.6 Lebensstil der Elektronikgeneigten Actionsuchenden, 3.5.7 Vergleich der eruierten Lebensstile; 4. Lebensstil im Zusammenhang mit sozialstrukturellen Merkmalen: 4.1 Diskriminanzanalytische Ergebnisse, 4.2 Zusammenfassung; 5. Die Wertorientierung der Lebensstile: 5.1 Methodik der Semiometrie, 5.2 Wertsystem der Ausschließlich kulturell Interessierten, 5.3 Wertsystem der Einfachen Unbeteiligten, 5.4 Wertsystem der Universell Aktiven, 5.5 Wertsystem der Geselligen Spannungsorientierten, 5.6 Wertsystem der Agilen Informationshungrigen, 5.7 Wertsystem der Elektronikgeneigten Actionsuchenden, 5.8 Überblickspositionierung der Lebensstile und sozialstruktureller Merkmale, 5.9 Fazit; 6. Resümee." (Autorenreferat)

[123-L] Preyer, Gerhard: Soziologische Theorie der Gegenwartsgesellschaft II: Lebenswelt - System - Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 234 S., ISBN: 3-531-15164-9 INHALT: Die Studie versucht eine systematische Rekonstruktion der "Theorie des kommunikativen Handelns" von Jürgen Habermas und erörtert im Kontext der klassischen Soziologie und der Soziologie der Gegenwartsgesellschaft die Probleme dieses Ansatzes. Die vorliegende "Rekonstruktion" der Theorie steht im Kontext des Forschungsprojekt "Protosoziologie" an der Universität Frankfurt/M., das seit 1991 eine grundlagentheoretische Forschung auf dem Gebiet der Theoriebildung der modernen Sozialwissenschaften durchführt. Dabei sind die Schwerpunkte Evolutions-, Systemtheorie, Phänomenologie und Sprachtheorie relevant. Eine "protosoziologische" Rekonstruktion geht davon aus, dass die "Beziehungen" zwischen diesen Ansätzen durch Limitationalitäten sowohl gegeben also auch konstruktiv auf der Ebene eines "theoretischen Systems", der Kybernetik zweiter Ordnung, systematisiert werden können. In ihrer sprachtheoretischen Ausrichtung ist sie an dem Forschungsprogramm einer kognitiven Semantik orientiert; ihre soziologische Kerntheorie ist eine "Soziologie der Mitgliedschaftsbedingungen". Die "protosoziologische Rekonstruktion" befasst sich mit folgenden Grundthemen des Habermaschen Ansatzes:(1) Entwicklungslogik von Weltbildern; (2) Gesellschaft als Lebenswelt und System; (3) formal-pragmatische Bedeutungstheorie; (4) Erwerbmoralischen Bewusstseins; (5) Konstruktion und Kritik; (6) Rechts-, Demokratie-, Diskurs- und Religionstheorie. (ICA2)

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[124-L] Prosch, Bernhard; Abraham, Martin: Gesellschaft, Sinn und Handeln: Webers Konzept des sozialen Handelns und das FrameModell, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 87-109, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die Leistungsfähigkeit des Framing-Konzepts von Esser wird vergleichend mit Max Webers Konzept des sozialen Handelns diskutiert. Das Framing-Konzept basiert einerseits auf Kognitions- und Einstellungstheorien der kognitiven Sozialpsychologie, der Kultursoziologie und Kulturanthropologie, andererseits auf klassischen soziologischen Theoriegebäuden. Die inhaltliche Zielsetzung des Konzepts orientiert sich an der Frage, woran individuelles Handeln ausgerichtet wird. Esser erhebt mit seinem Framing-Konzept den Anspruch, unterschiedlichste Theorien, Ansätze und Bezugsrahmen der Sozialwissenschaften zu integrieren. Im Vergleich mit Webers Definition des sozialen Handelns zeigt sich allerdings, dass strategische Situationen und gegenseitige Beeinflussung von Akteuren bei der Auswahl eines Frames nicht explizit modelliert werden. Insgesamt legt Esser mit dem Framing-Konzept eine Theorie vor, die die Breite menschlichen Handelns in seiner Komplexität erfasst. (GB)

[125-L] Reddig, Melanie: Die Konstruktion von Naturwelt und Sozialwelt - Latours und Luhmanns ökologische Krisendiagnosen im Vergleich, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die Akteur-Netzwerk-Theorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 129-147, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Aufsatz zu der übergeordneten Frage, welchen Beitrag die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) zu einer ökosoziologischen Methode und Theorie im Vergleich zu anderen Ansätzen zur Umweltforschung leistet, unternimmt einen Vergleich der Diagnosen der ökologischen Krisen der Moderne, wie sie B. Latour und N. Luhmann ausgearbeitet haben. Beide, Latour und Luhmann, so die Autorin, sehen in der Trennung zwischen einer Naturwelt und einer Sozialwelt den Kern der ökologischen Problematik. Obgleich beide diese Trennung für eine Konstruktion halten, unterscheiden sich doch die Erklärungsansätze gerade bezüglich der Frage nach der Form der Konstruktion sehr gründlich. Luhmann sieht die Trennung von Natur und Gesellschaft als ein Resultat der Reproduktion von Gesellschaft durch Kommunikation, für ihn stellt aber die Trennung zwischen Sozialwelt und natürlicher Welt eine unumstößliche Tatsache dar. Latour hingegen hält das moderne Naturverhältnis für eine gesellschaftliche Fiktion, eine Selbsttäuschung, für ihn sind Sozialwelt und natürliche Welt miteinander untrennbar verquickt. Im Kontrast zu Luhmanns Konstruktivismus wird deutlicher, inwieweit Latour die Verbindung von Konstruktivismus und Realismus tatsächlich gelingt. Gerade in dem Nachweis einer historischen Kontingenz der Unterscheidung zwischen Natur und Gesellschaft besteht nach Ansicht der Autorin Latours Leistung, insbesondere in Hinblick auf die sozial-ökologische Forschung. (ICG2)

[126-F] Reitmayer, Morten, Dr. (Bearbeitung): Die Durchsetzung des Elite-Paradigmas in der Diskussion zwischen Intellektuellen und Unternehmern in der frühen Bundesrepublik (1948-1967)

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INHALT: Die Durchsetzung des Elite-Paradigmas in der frühen Bundesrepublik Deutschland bildet den Gegenstand des Untersuchungsvorhabens. Der Begriff Elite-Paradigma bezeichnet ein gedachtes Modell der sozialen Ordnung und ein System von handlungsleitenden Anschauungen und Vorannahmen. Die Durchsetzung des Elite-Paradigmas wird verfolgt in den Diskussionen zwischen Intellektuellen und Unternehmern. Diese Diskussionen fanden hauptsächlich in den sogenannten "Kulturzeitschriften" (z.B. Merkur, Der Monat) und daneben in zahlreichen Einzelveröffentlichungen statt. Die Ausbreitung des Elite-Paradigmas in die Unternehmerschaft hinein lässt sich anhand der Tagungen ausgewählter Evangelischer Akademien untersuchen, die von den Arbeitgebern prominent besucht und intensiv verfolgt wurden. Die zentralen Fragestellungen lauten: 1. Welche Ordnungsvorstellungen herrschten unter Intellektuellen und Unternehmern in den 1950er Jahren vor? 2. Aus welchen Elementen setzte sich das Elite-Paradigma zusammen, und welche Funktionen erfüllte es für die Akteure, die es übernahmen und propagierten? 3. Auf welchen Wegen breiteten sich diese Konzepte aus, wer waren die Akteure, die sich besonders um seine Durchsetzung bemühten, und welche sozialen und intellektuellen Positionen nahmen sie in den Auseinandersetzungen ein? ZEITRAUM: 1948-1967 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Die Untersuchung bedient sich sowohl quantifizierender Verfahren zur Analyse der westdeutschen Intellektuellen als Gruppe zwischen 1948 und 1966, als auch hermeneutischer Ansätze zur Analyse ihrer Ideen. Insgesamt ist die Untersuchung vor allem den Methoden von Pierre Bourdieu verpflichtet (Feld-Ansatz; lieux neutres). Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 1.200; Herkunft der Daten: biographische Nachschlagewerke; Auswahlverfahren: Quota). VERÖFFENTLICHUNGEN: "Unternehmer zur Führung berufen" - durch wen? in: Berghahn, Volker R.; Unger, Stefan; Ziegler, Dieter (Hrsg.): Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Kontinuität und Mentalität. Essen 2003, S. 317-336.+++Eliten. Zur Durchsetzung eines Paradigmas in der öffentlichen Diskussion der Bundesrepublik. in: Calließ, Jörg (Hrsg.): Die frühen Jahre des Erfolgsmodells BRD. Die Dekonstruktion der Bilder von der formativen Phase unserer Gesellschaft. Loccumer Protokolle, 25/02. Rehburg-Loccum 2003, S. 123-146.+++Kulturzeitschriften im intellektuellen Feld der frühen Bundesrepublik. in: Münkel, Daniela; Schwarzkopf, Jutta (Hrsg.): Geschichte als Experiment. Festschrift für Adelheid von Saldern. Frankfurt 2004, S. 61-73. ART: Habilitation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Trier, FB 03, Fach Geschichte Abt. Neuere und Neueste Geschichte (Universitätsring 15, 54286 Trier) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0651-201-2175, Fax: 0651-201-2179, e-mail: [email protected])

[127-L] Richter, Rudolf: Österreichische Lebensstile, (Austria: Forschung und Wissenschaft - Soziologie, Bd. 1), Wien: Lit Verl. 2006, 252 S., ISBN: 3-8258-7619-5 (Standort: UB Bielefeld(361)-HT270FH00R536) INHALT: "Das Buch greift die Diskussion über die Entwicklung neuer sozialer Ungleichheitsformen, die im Zuge der Individualisierung neben den traditionellen Ungleichheitsformen der Industriegesellschaft entstehen, auf. In dem einleitenden Teil wird das Konzept der Lebensstile vorgestellt. Anschließend werden Studien zu österreichischen Lebensstilen dargestellt. Da-

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bei geht es einerseits um eine Vorstellung der Lebensstile in Österreich generell als auch ihre Bedeutung in unterschiedlichen Lebensbereichen. Die Stadt-Land Differenz wird ebenso angesprochen wie die Einstellung zu ökologischen Fragen, zu Gentechnik, politische Beteiligung oder Fremdsein in der Gesellschaft. Dazu gehört auch ein Exkurs, der osteuropäische Lebensstile behandelt." (Autorenreferat)

[128-L] Risel, Maren: Westdeutsche Lebensstile Ende des 20. Jahrhunderts: eine empirische Untersuchung zum Zusammenhang von Sozialstruktur und Lebensstil, in: Jörg Hagenah, Heiner Meulemann (Hg.): Sozialer Wandel und Mediennutzung in der Bundesrepublik Deutschland, Münster: Lit Verl., 2006, S. 205-229, ISBN: 3-8258-9413-4 (Standort: USB Köln(38)-33A5987) INHALT: Der Autor knüpft an vorhandene Analysen an, in welchen gezeigt wurde, dass sowohl vertikale als auch horizontale Differenzierungsbedingungen für die Bestimmung von Lebensstilen entscheidend sind. Er geht in seinem Beitrag der Frage nach, welche unterschiedlichen Lebensstilgruppen für die westdeutsche Bevölkerung im Jahre 1999 festzustellen sind und wie sich diese in die Ergebnisse ausgewählter früherer Lebensstilanalysen einordnen lassen. Im empirischen Teil seines Beitrags untersucht er, welche Determinanten auf die Ausbildung dieser Lebensstile wesentlich Einfluss nehmen, ob diese anhand einer vertikalen oder horizontalen Differenzierung betrachtet werden müssen oder ob eine Vermischung der beiden Ebenen stattfindet. Der Autor fasst zuvor den aktuellen Diskussionsstand der Sozialstrukturanalyse zusammen und skizziert die Kontroverse zwischen Individualisierungs- und Schichtungstheorie, wobei er auch auf Bourdieus Theorie der Lebensstilforschung eingeht. Er beschreibt ferner die Operationalisierung des Lebensstilkonzepts und erläutert den Zusammenhang zwischen Sozialstruktur und Lebensstil, um auf dieser Grundlage die ermittelten Lebensstile in die bisherigen Forschungsergebnisse einzuordnen und deren Konstanz empirisch zu überprüfen. (ICI2)

[129-L] Robertson-von Trotha, Caroline Y. (Hrsg.): Vernetztes Leben: soziale und digitale Strukturen, (Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft, 12), Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe 2006, 216 S., ISBN: 3-86644-019-7 INHALT: "Wir surfen in real-time durch das Cyberspace, laden Informationen von jedem Ort dieser Welt und nutzen internationale Datenströme - wir sind Teil einer vernetzten Weltgesellschaft. Das Internet hat mit seinen unbegrenzten Kommunikationsstrukturen eine herausragende Rolle eingenommen. Im Prozess der Globalisierung ermöglicht diese Vernetzung nicht nur den von Ort und Zeit unabhängigen Zugang zu Informationen, sie zieht auch eine gesellschaftliche Veränderung mit bisher unüberschaubarem Ausmaß nach sich. Wie wird sich unsere Gesellschaft durch diese neuen Kommunikationstrukturen wandeln? Wird 'Der vernetzte Egoist' - so auch der Titel der 8. Karlsruher Gespräche, die dieser Band dokumentiert - der kollektiven Verantwortung und dem Gemeinschaftssinn ein schnelles Ende bereiten? Oder bietet Vernetzung auch zukunftsweisende Chancen für die Entwicklung von Zivilgesellschaften, Demokratien, Toleranz und Frieden?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Caroline Y. Robertson-von Trotha: Vernetztes Leben. Soziale und digitale Strukturen. Vorwort (13-20); Natascha Adamowsky: Der letzte Schrei im Jahr 2010 - von Spinnern und vom Spinnen, oder wie die Mode des Netzes zur vernetzten Mode wird (21-36); Johann Günther:

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Gesellschaft im Jahr 2010: der vernetzte Egoist? (37-54); Peter Weibel: Individuum und Gemeinschaft. Das Unteilbare und das Gemeinsame (55-64); Mo Edoga: Die Unendlichkeit als plastisches Ereignis (65-76); Stefan Hradil: Werden wir alle 'Singles'? (77-86); Ronald Hitzler: Wird Jugendlichkeit zum Zivilisationsrisiko? Diagnose einer Einstellung (87-98); Eva Marion Kleber: Lebensraum und Sinnfindung (99-106); Bernhard Schäfers: Wohnen im sozialen und kulturellen Wandel. Historische und soziale Voraussetzungen des Neuen Wohnens (107-124); Frank Schulz-Nieswandt: Der 'vernetzte Egoist'. Überlegungen zur anthropologischen Basis der Sozialpolitik im sozialen Wandel (125-140); Laszlo A. Vaskovics: Neue familiale Lebensformen - neue soziale Systeme? (141-164); Caroline Y. Robertson-von Trotha: The challenge of e-inclusion. Advantages and risks of a global medium (165-182); Sybille Brüggemann: Frauen im Internet (183-190); Rudolf Maresch: Kontrollierte Freiheit. Individualitätszumutungen in der vernetzten Weltgesellschaft (191-210).

[130-L] Rössel, Jörg: Kostenstruktur und Ästhetisierung?: zur Erklärungskraft von Lebensstilen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 3, S. 453-467 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Lebensstilforschung hat sich als eigenständiger Zweig der Sozialstrukturanalyse etabliert, der die klassische Ungleichheitsforschung bei der empirischen Erklärung von sozialem Handeln und von Einstellungen systematisch ergänzt. Allerdings zeigen sich in dieser Forschung zwei wichtige Lücken: Erstens fehlen theoretische Aufsätze, um statistische Zusammenhänge zwischen Lebensstilen einerseits, sozialem Handeln und Einstellungen andererseits zu erklären. Zweitens bleibt auch unklar, warum Lebensstile manchmal das Handeln recht gut erklären können und in anderen Fällen fast gar nicht. Hier wird in einem ersten Schritt ein handlungstheoretisches Modell als Grundlage für die Lebensstilforschung entwickelt, womit allerdings ein Wechsel weg vom Begriff des Lebensstils hin zum Konzept der kulturellen Präferenzen verbunden ist. In einem zweiten Schritt werden drei Thesen entwickelt, die relativ genau die Bedingungen für eine hohe bzw. niedrige Erklärungskraft von kulturellen Präferenzen angeben können. Diese werden in einer Sekundäranalyse empirisch getestet, wobei die Ergebnisse für die Anwendbarkeit der hier entwickelten theoretischen Ideen sprechen." (Autorenreferat)

[131-L] Schroer, Markus: Jenseits funktionaler Differenzierung?: räumliche Ungleichheiten in der Weltgesellschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 862-876, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Verfasser stellt Luhmann zunächst als Vertreter einer radikalen Modernisierungstheorie "jenseits von Raum und Zeit" vor, der in einer funktional differenzierten Weltgesellschaft der Kategorie Raum keine klassifikatorische Kraft mehr zubilligt. Erst vor diesem Hintergrund werden räumliche Unterschiede für Luhmann kommunizierbar, während sie in traditionalen Kontexten noch als natürlich hingenommen werden. In Luhmanns Spätwerk finden sich allerdings vermehrt Wendungen, die die Geltung der Codes von Funktionssystemen in Abhängigkeit von Raum und Ort sehen. Unter Bedingungen der Weltgesellschaft kommt es

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wieder zu einer Abhängigkeit der Systeme von lokalen Gegebenheiten. Die Konfrontation mit Exklusion zeigt die Notwendigkeit auf, die Theorie funktionaler Differenzierung um das Konzept Inklusion/Exklusion zu ergänzen. So kann die Systemtheorie anschlussfähig werden für theoretische Angebote, mit denen sie das objektivistische Raumverständnis teilt. Sie ist dann noch, wie der Verfasser abschließend zeigt, um eine handlungsorientierte, nach den Deutungs- und Konstruktionsleistungen sozialer Akteure fragende Perspektive zu ergänzen. (ICE2)

[132-L] Schwengel, Hermann: Zwischen Sozialstruktur und Kommunikationspolitik - Wertelitenkonflikte in der Globalisierung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1157-1163, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Eliten sind soziale Akteure, die die Möglichkeit haben, ihre Wahl zum Muster der Wahl anderer Individuen und Gruppen zu machen. Eliten bleiben im Bannkreis der nationalen Sozialstrukturen, sie bilden die Schichtung nach Einkommen, Macht und kulturellem Kapital nach und rekrutieren sich vorwiegend aus sich selbst heraus. Während Machteliten an den durch die Sozialstruktur vorgegebenen Teilhabechancen ansetzen, strukturieren Werteliten "weichere" Variablen wie Mentalitäten, Einstellungen und Präferenzen. Der Konflikt der Werteliten schiebt sich zwischen die die hierarchische Sozialstruktur widerspiegelnden Positionseliten und die Kommunikationseliten, die mit Auftreten und Prominenz Aufmerksamkeit organisieren. (ICE2)

[133-L] Seidel, Nana; Verwiebe, Roland: Der Wandel von Zeitstrukturen in der tertiären Gesellschaft, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 17/2006, H. 5, S. 97-109 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag veranschaulicht den Wandel von Zeitstrukturen in der modernen tertiären Gesellschaft, indem zunächst das zentrale Strukturmoment 'Zeit' beim Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft beschrieben wird. Im Anschluss werden empirische Konturen post-industrieller Zeitstrukturen in Form einer Typologie beschrieben: (1) Verlierer des zeitstrukturellen Wandels, (2) selbstbestimmte Gestalter der eigenen Arbeits- und Lebenssituation, (3) Gewinner eines neuen Arbeits- und Freizeitregimes mit erhöhten Lebenslaufrisiken sowie (4) weitgehend autonom agierende Vielarbeiter. Die Ergebnisse basieren auf einer Panelstudie von 2003/2005 mit insgesamt 20 leitfadengestützten Interviews und machen deutlich, dass Beschäftigte in unterschiedlicher Weise von den Veränderungen der Zeitstrukturen betroffen sind. Die Analyse zeigt, dass es vorwiegend marktstrukturelle Gründe sind, die eine Erosion der Normalarbeitszeit durchsetzen. Die Ergebnisse implizieren letztlich eine Ausdehnung des ökonomischen Systems in einen Bereich der Lebenswelt, der einstmals als institutionell geschützter Lebensbereich angesehen wurde. (ICG2)

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[134-L] Senge, Konstanze; Hellmann, Kai-Uwe (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 253 S., ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: "Vorwärts in die Vergangenheit: So könnte man eine Veränderung in den Sozialwissenschaften beschreiben, die inzwischen seit mehreren Jahren zu beobachten ist. Denn Institutionen, die insbesondere für Emile Durkheim und später Talcott Parsons theorietechnisch konstitutiv waren, danach aber stetig an Bedeutung verloren, sind wieder wichtig. So wird soziales Handeln nicht mehr nur als Ergebnis individueller Entscheidungsfindung betrachtet, sondern ist auch beeinflusst durch institutionelle Rahmenbedingungen - so die zentrale These der 'Neuen Institutionalisten' Seit Ende der 70er Jahre verhandeln Soziologen, Ökonomen, Politik- und Organisationswissenschaftler über die wiederentdeckte Bedeutung von Institutionen in der Gesellschaft. Das gemeinsame Fundament der fachübergreifenden Diskussion ist jedoch äußerst dünn. Einigkeit besteht allenfalls hinsichtlich des gemeinsamen Forschungsgegenstandes - Institutionen in ihrer Bedeutung für soziales Handeln - und im Skeptizismus gegenüber atomistischen Handlungsmodellen. Die Konsequenzen, die daraus gezogen werden, sind jedoch derart uneinheitlich, wie der aus dem Dornröschenschlaf erweckte Institutionenbegriff. Vor diesem Hintergrund strebt der vorliegende Band eine erste Gesamtübersicht über Konzepte, Begriffe und Probleme des derzeit wohl bedeutendsten neuen Institutionalismus an, nämlich des soziologischen Neo-Institutionalismus." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Konstanze Senge: Zum Begriff der Institution im Neo-Institutionalismus (35-47); Thomas Klatetzki: Der Stellenwert des Begriffs "Kognition" im Neo-Institutionalismus (4861); Ursula Mense-Petermann: Das Verständnis von Organisation im Neo-Institutionalismus: Lose Kopplung, Reifikation, Institution (62-74); Kai-Uwe Hellmann: Organisationslegitimität im Neo-Institutionalismus (75-88); Veronika Tacke: Rationalität im Neo-Institutionalismus: Vom exakten Kalkül zum Mythos (89-101); Florian A.A. Becker-Ritterspach/Jutta C.E. Becker-Ritterspach: Isomorphie und Entkoppelung im Neo-Institutionalismus (102-117); Jutta C.E. Becker-Ritterspach/Florian A.A. Becker-Ritterspach: Organisationales Feld und Gesellschaftlicher Sektor im Neo-Institutionalismus (118-136); Georg Krücken: World Polity Forschung (139-149); Raimund Hasse: Der Neo-Institutionalismus als makrosoziologische Kulturtheorie (150-159); Renate Meyer/Gerhard Hammerschmid: Die Mikroperspektive des NeoInstitutionalismus: Konzeption und Rolle des Akteurs (160-171); Sigrid Quack: Institutioneller Wandel: Institutionalisierung und De-Institutionalisierung (172-184); Anne Tempel/Peter Walgenbach: "New Institutionalism" und "European Institutionalism": Verhältnis und Vergleich (185-197); W. Richard Scott: Reflexionen über ein halbes Jahrhundert Organisationssoziologie (201-222).

[135-L] Senge, Konstanze: Zum Begriff der Institution im Neo-Institutionalismus, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 35-47, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Ziel des Beitrags ist es, die Frage nach dem "gemeinsamen Band" der Phänomene zu beantworten, mit denen sich der Neoinstitutionalismus auseinandersetzt. Hierzu wirft die Verfasserin einen Blick zurück auf die Genealogie des Institutionenbegriffs im Rahmen der usamerikanischen Theorietradition (Funktionalismus, Handlungstheorie). Sie wendet sich dann dem Institutionenmodell von Richard Scott ("Institutions and Organizations") zu, das einen

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festen Bezugspunkt neoinstitutionalistischer Ansätze darstellt. In kritischer Auseinandersetzung mit diesem Modell wird sodann eine Definition des Institutionenmodells entwickelt, die orientiert an Luhmann Institutionen unter Bezug auf ihre sachliche, soziale und zeitliche Sinndimension definiert. (ICE)

[136-L] Shen, Ling: Three essays on political institutions, inequality, and economic growth, Bonn 2006, 140 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=981511104&dok_var=d1&dok _ext=pdf&filename=981511104.pdf; http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online/wiwi/2006/shen_ling/ 0839.pdf) INHALT: "Why are some countries much richer than others? Why do some economies grow faster than others? Economists have asked these trite yet crucial questions for more than one century. In recent years, more and more economists shed light on the effect of institutions and income distribution on economic growth. This thesis consists of three essays which investigate the role that inequality or political institutions play for economic growth. The first essay formulates a game-theoretic model between a dictator and the people to find underlying determinants of dictatorial behavior. We emphasize the risk involved for a dictator with choosing a growth-enhancing policy: while such policies can raise additional tax revenues in the short-run, they also increase the likelihood of a revolution which can lead to the eventual overthrow of the dictator. We have three main findings. First, in a country where citizens can earn much through private investment, the dictator has little incentive to implement growthenhancing policy. Second, we find that a long life-time of a dictator does not always induce her to act benevolently. With a longer life-time, she will be more concerned with the likelihood of a revolution. Finally, we distinguish two different effects of economic performance on democratization. If a good economic performance is achieved by technological progress, then it will lead to a speedy democratization. This result coincides with the empirical research of Barro (1997). However, if a country becomes richer because of more natural resources, then the good economic performance impedes political transition. This result is consistent with Ross (2001), who finds that oil impedes democracy. The thesis' second main topic is the relationship between economic growth and income or wealth inequality. Chapters 3 and 4 illustrate the demand channel through which inequality affects growth. The main idea is based on the vertical differentiated goods market, which was originally introduced by Shaked and Sutton (1982, 1983). Profit of innovation determines its incentive. The profit of a new differentiated good comes from the willingness to pay and the market share. Both of them will be affected by the distribution of income. Inequality may supply enough rich consumers to buy new luxury or higher quality goods. But on the other side, inequality induced by a relative small market size impedes also the spread of new or better quality goods. We assume an economy with two kinds of individuals, the poor and the rich. Hence, the Gini coefficient is decomposed into two variables, namely, the relative income of the poor and the population share of the poor. The purpose of our research is to show that these two variables might have different effects on economic growth. Thus, the simple regression of the Gini coefficient on the long-run growth rate is able to generate neither an unambiguous empirical result, nor a useful policy recommendation. According to our research, in a country where the separating equilibrium is overwhelming and the goal of government policy is to achieve both an increase in economic growth and a decrease in inequality, one should consider decreasing the population share of the poor but not directly redistributing from the rich to the poor." (author's abstract)

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[137-L] Simon, Karl-Heinz: Gemeinschaften: Nachhaltigkeitsorientierung als Selbstverständlichkeit?, in: Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hrsg.): Soziale Gemeinschaften : Experimentierfelder für kollektive Lebensformen, Münster: Lit Verl., 2006, S. 155-170, ISBN: 38258-8210-1 INHALT: "Kommunen - Nachhaltigkeit garantiert? Die Frage, ob gemeinschaftliche Lebensstile zu Nachhaltigkeit beitragen, wird auf zwei Weisen diskutiert: Erstens ist der gemeinschaftliche Lebensstil zurzeit bereits abgestimmter auf nachhaltige Ziele als andere Lebensstile in industrialisierten Gesellschaften, z.B. gemessen am Energie- und Ressourcenverbrauch. Zweitens könnte das Experimentieren dieser Projekte mit Organisationsprinzipien und dem Bereitstellen alternativer sozialer Möglichkeiten als Beitrag zur gesellschaftlichen Ratifizierung nachhaltiger Erfordernisse in der Zukunft wichtiger werden. Beispiele sind Solidarität und Beteiligung an Entscheidungsprozessen, oft eine geldlose interne Ökonomie und das Einbringen in die lokale Politik." (Autorenreferat)

[138-L] Steinhardt, H. Christoph: Sozialkapital im chinesischen Kontext: einige Überlegungen und empirische Ergebnisse aus Taiwan, in: China aktuell : Journal of Current Chinese Affairs, Jg. 35/2006, H. 4, S. 3-45 INHALT: "Diese Studie geht der Frage nach den Determinanten von Sozialkapital, gemessen als soziales Vertrauen, im chinesischen Kontext nach. Dazu werden Umfragedaten aus Taiwan analysiert. Nach der Diskussion relevanter Literatur aus der generellen Forschung und dem speziell chinesischen Kontext werden Theorien der Bildung von sozialem Vertrauen in einem multivariaten Regressionsmodell getestet. Engagement in Brücken bauenden und bindenden zivilgesellschaftlichen Organisationen, ein Gefühl der Lebenskontrolle und das Alter wurden als signifikante Determinanten des sozialen Vertrauens in Taiwan identifiziert. Im Ganzen deuten die Resultate auf eine Ähnlichkeit von - mittels Umfragen gemessenem - sozialem Vertrauen in chinesischen und westlichen Gesellschaften hin. Dieser Befund war aufgrund der theoretischen Literatur in vieler Hinsicht nicht zu erwarten." (Autorenreferat)

[139-L] Strauss, Daniel Francois Malherbe: Reintegrating social theory: reflecting upon human society and the discipline of sociology, Frankfurt am Main: P. Lang 2006, X, 300 S., ISBN: 3-631-54729-3 (Standort: BSB München(12)2006.30715) INHALT: "When dealing with the key concepts of sociology the coherence between this discipline and the other academic disciplines automatically emerges. In order to transcend the shortcomings of one-sided sociological theories it is necessary to hold on to the worthwhile contributions made by each of them. This goal requires an analysis of basic concepts such as social order, social stratification, social constancy and dynamics, social differentiation and integration, social sensitivity, solidarity and consciousness, social consensus and conflict, social power and control, and social symbolism, meaning and interpretation. This work therefore aims at a reintegration of social theory by including a discussion of sociological trends of thought that have been prominent during the past two centuries. It turned out that the opposi-

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tion between atomistic (individualistic) and holistic (universalistic) theories practically cuts through all sociological schools of thought." (author's abstract)

[140-L] Streeck, Wolfgang: Nach dem Korporatismus: Neue Eliten, neue Konflikte, in: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hg.): Deutschlands Eliten im Wandel, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 149-175, ISBN: 3-593-38026-9 INHALT: Es wird die These vertreten, dass sich in der Bundesrepublik Deutschland der Korporatismus in Auflösung befindet, und damit auch der Abstieg der Gewerkschaften aus der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes besiegelt ist. Das System horizontaler Eliteintegration löst sich auf, das für die Bonner Republik struktur- und stilbildend war. Zugleich endet der typische Nachkriegs-Egalitarismus der deutschen Gesellschaft, der die Klassenkonflikte des Industriezeitalters befriedet und die am wenigsten ungleiche Lohnstruktur aller großen Industriegesellschaften hervorgebrachte hatte. Die von vielen gefeierte Befreiung von Wirtschaft und Gesellschaft aus den Fesseln des Korporatismus geht mit einem fundamentalen Strukturwandel der Eliten und ihres Verhältnisses zu den Nichteliten einher. Mit ihm bilden sich neue Verteilungskonflikte heraus, für deren Regelung das institutionelle Repertoire der Nachkriegszeit wenig geeignet erscheint. (GB)

[141-L] Tacke, Veronika: Rationalität im Neo-Institutionalismus: vom exakten Kalkül zum Mythos, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 89-101, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Im Mittelpunkt des neoinstitutionalistischen Weltbildes stehen soziale Angemessenheit und symbolische Konformität des Handelns, kollektiv geteilte Glaubensvorstellungen und Vertrauenswürdigkeit, zeremonielle Regeltreue und die Sicherung von Legitimität. In diesem Sinn ist auch mit Rationalität aus neoinstitutionalistischer Sicht kein exaktes individuelles Handlungskalkül angesprochen, sondern eine kollektive Vorstellung, ein Glaube, dem aus Gründen der Legitimität zumindest auf der Ebene der Darstellung entsprochen werden muss. Allerdings sind hier zwei Varianten zu unterscheiden: Der Neoinstitutionalismus in der Variante von James G. March hat sich "von unten" aus einer Kritik der handlungsbezogenen Prämissen rationalistischer Entscheidungstheorien entwickelt. Demgegenüber führt die neoinstitutionalistische Variante von John W. Meyer das Rationalitätskonzept "von oben" ein. Meyer geht von einer kulturellen Verankerung von Rationalitätsvorstellungen aus, die sich in einer Vielzahl institutionalisierter Rationalitätsmythen niederschlagen, die Organisationen in zeremonieller Weise adaptieren. (ICE2)

[142-L] Tjaden, Karl Hermann: Voraussetzung, Gegenstand und Ziel kritischer Gesellschaftswissenschaft, in: Stephan Moebius, Gerhard Schäfer (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik : wider den Verlust einer aktuellen Tradition ; Festschrift für Lothar Peter, Hamburg: VSA-Verl., 2006, S. 71-90, ISBN: 3-89965175-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9204)

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INHALT: Der Beitrag beschreibt Grundzüge kritischer Gesellschaftswissenschaft. Dabei gliedern sich die Ausführungen in drei Abschnitte. Das erste Kapitel beschreibt zunächst Wissenschaft und Bewusstsein als Voraussetzung von ('linker') Soziologie. Der zweite Abschnitt betrachtet mit der Gesellschaft den Gegenstand neuzeitlicher Wissenschaft. Das dritte Kapitel befasst sich abschließend mit der praktischen und theoretischen Kritik als Ziel der Gesellschaftswissenschaft. (ICG2)

[143-L] Vester, Michael: Soziale Milieus und Gesellschaftspolitik, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 44/45, S. 10-17 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/NBSZ1X.pdf) INHALT: "Der Vertrauensverlust der Volksparteien beruht, wie detaillierte Untersuchungen bestätigen, nicht auf dem Zerfall von Bindungen, sondern der Enttäuschung der Milieus über eine Politik, die sich von den Vorstellungen der gewohnten Lebensweise und dem bisherigen Modell sozialer Gerechtigkeit entfernt." (Autorenreferat)

[144-L] Volkmann, Ute; Schimank, Uwe: Kapitalistische Gesellschaft: Denkfiguren bei Pierre Bourdieu, in: Michael Florian, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Pierre Bourdieu: Neue Perspektiven für die Soziologie der Wirtschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 221-242, ISBN: 3-531-15052-9 INHALT: Man findet bei Bourdieu zum einen Argumente, die auf eine gesellschaftstheoretische Sicht der modernen als einer kapitalistischen Gesellschaft hinauslaufen. Zum anderen geht er als politischer Intellektueller davon aus, dass der Kapitalismus durch geeignetes staatliches Handeln im Zaum gehalten werden kann. Wie diese beiden Blickwinkel zueinander passen oder ob sie letztlich inkompatibel sind, bleibt für Bourdieu (und die Autoren) offen. Andersals Marx, der über eine Utopie einer (sozialistischen) Gesellschaft, die den Kapitalismus ablösen würde, verfügte, musste Bourdieu an die Beherrschbarkeit des Kapitalismus glauben, um kein "Weltuntergangsprediger" zu werden. Die "vielversprechenden analytischen Werkzeuge", auf die die Autoren bei ihrem Durchgang durch Bourdieus Gesellschaftstheorie für ein Verständnis der modernen als einer kapitalistischen Gesellschaft stoßen, werden wie folgt zusammengefasst: Begründungen zur Dominanz des ökonomischen Kapitals gegenüber den anderen Kapitalsorten; die daraus hervorgehende Verankerung eines heteronomen ökonomischen Pols in der Struktur jedes ausdifferenzierten sozialen Felds; die daran anknüpfende akteurtheoretische Fundierung der Intrusionsdynamiken; und die am Neoliberalismus vorgeführten Bedingungsfaktoren einer Intensivierung dieser Dynamiken. All dies lässt sich mit großem analytischen Gewinn in eine von Luhmann ausgehende, aber akteurzentrierte Differenzierungstheorie (die Position der Autoren) einbauen, die sich den Ökonomisierungsdynamiken der Gegenwart zuwendet. (ICA2)

[145-L] Wagner, Gerhard: Soziale Schäume: zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 32/2006, Iss. 1, S. 53-73 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

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INHALT: "Metaphern prägen die Soziologie von Anfang an. Auf der Basis struktureller Intuitionen, die sich bereits bei Platon finden, begreifen Soziologen die gesellschaftliche Ordnung als Vertrag oder als Körper. Unter Berücksichtigung neuster naturwissenschaftlicher Erkenntnisse schlägt Peter Sloterdijk eine andere Metapher vor. Er konzipiert die soziale Wirklichkeit als Schaum. Die Blasen dieses Schaums bilden eine eigentümliche Struktur ko-isolierter Nachbarschaften, die mit eingeübten soziologischen Grundbegriffen wie Gemeinschaft und Gesellschaft nicht erfasst werden kann und eine heuristisch interessante Perspektive auf die Weltgesellschaft des 21. Jahrhunderts ermöglicht. Der Beitrag rekonstruiert Sloterdijks Theorie und diskutiert ihre soziologischen Implikationen." (Autorenreferat)

[146-L] Wagner, Thomas: Inklusion/ Exklusion: Darstellung einer systemtheoretischen Differenz und ihre Anwendung auf illegale Migration, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2006, 171 S., ISBN: 3-88939-805-7 INHALT: "Eine Existenz in der Illegalität unterliegt Voraussetzungen, die nicht zuletzt auf der Definition von Legalität beruhen. Um den Aufenthalt von Personen kontrollieren zu wollen, müssen politische Systeme diese als Personen beobachten und insofern inkludieren. Was folgt aber, wenn der Zweck dieser Inklusion nur die Schaffung der Möglichkeit zur Exklusion ist? Ausgehend von der Luhmann'schen Systemtheorie beleuchtet der Autor die Existenz illegaler Migranten in Deutschland. Er untersucht, wie sich diese Menschen als Personen außerhalb politischer Sozialsysteme positionieren. Wie arrangieren sie sich mit den Mechanismen eines Staates, vor dem sie ihre Existenz verbergen müssen? Wie schaffen sie es, sich der Inklusion im Sinne einer Erfassung durch staatliche Institutionen zu widersetzen, um gerade dadurch Inklusion in anderen Bereichen der Gesellschaft zu erfahren?" (Autorenreferat)

[147-L] Wahl, Anke: Lebensstile im Kontext von Generationen- und Lebenszykluseinflüssen, in: Jörg Hagenah, Heiner Meulemann (Hg.): Sozialer Wandel und Mediennutzung in der Bundesrepublik Deutschland, Münster: Lit Verl., 2006, S. 175-204, ISBN: 3-8258-9413-4 (Standort: USB Köln(38)33A5987) INHALT: Die Autorin untersucht den Wandel von Lebensstilen in der westdeutschen Gegenwartsgesellschaft anhand der Media-Analysen in den Jahren 1987, 1991 und 1995. Im Mittelpunkt steht die Frage, in welchem Maße die Ausdifferenzierung und Veränderung von Lebensstilen an bestimmte Phasen im Lebensverlauf und/oder an den Austausch von Geburtskohorten gebunden ist. Im theoretischen Teil ihres Beitrages diskutiert die Autorin zunächst die Frage, inwieweit der Lebensstil als Generationsstil aufzufassen ist, und stellt dessen mögliche Rückbindung an unterschiedliche Phasen im Lebensverlauf heraus. Im empirischen Teil untersucht sie die Lebensstile im Zeitvergleich und zeigt anhand einer Typologie, dass der Lebensstilwandel sowohl auf generationsbedingte als auch lebenszyklische Einflusseffekte zurückzuführen ist. Die deutlichsten Lebensstilveränderungen lassen sich nach ihren Ergebnissen im jungen Stilsegment der "Unterhaltungs- und Selbstverwirklichungsorientierten" feststellen. Insbesondere die gut Ausgebildeten haben ihre Verhaltensweisen zwischen 1987 und 1995 so stark verändert, dass es ihnen gelungen ist, den neuen "eklektizistisch konsumorientierten Lebensstil" hervorzubringen. Der zu beobachtende Lebensstilwandel bei der jun-

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gen Generation zwischen 1987 und 1995 ist daher nicht nur durch die veränderte Adaption der informations- und unterhaltungstechnischen Entwicklungen zu erklären. (ICI2)

[148-F] Zmerli, Sonja, M.A. (Bearbeitung); Deth, Jan van, Prof.Dr. (Betreuung): Inklusives und exklusives Sozialkapital in Deutschland. Grundlagen, Erscheinungsformen und Erklärungspotential eines alternativen theoretischen Konzepts INHALT: Den thematischen Schwerpunkt der Dissertation bildet der in den Sozialwissenschaften derzeit stark beachtete Sozialkapitalansatz. Dieses von Robert D. Putnam 1993 in die Politikwissenschaften eingeführte Konzept bietet Erklärungsansätze, welche die Problematik kollektiver Handlungen, die Stärkung demokratischer Gesellschaften sowie die Steigerung wirtschaftlicher Effizienz erörtern. Die breite Anwendbarkeit dieses Konzepts hat jedoch auch zur Folge, dass die Hauptkomponenten des Sozialkapital-Ansatzes, nämlich Netzwerke, Vertrauen und Normen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den jeweiligen Forschungsbereichen genutzt werden und eine genaue theoretische Abgrenzung zu anderen analytischen Konzepten immer schwieriger wird. Darüber hinaus belegen empirische Forschungsarbeiten, dass eine weitere Ausdifferenzierung des Begriffs des Sozialkapitals selbst notwendig wird, sofern man unterschiedliche, teilweise sogar widersprüchliche gesellschaftliche Phänomene mit diesem Ansatz erklären möchte. Derzeit wird in der Fachliteratur zwischen "bridging" und "bonding social capital" (oder auch inklusivem bzw. exklusivem Sozialkapital) differenziert, wobei jedoch noch erhebliche Unklarheiten sowohl über die zu erwartenden Effekte von bridging und bonding social capital als auch über dessen Operationalisierung bestehen. Die Dissertation soll vor diesem Hintergrund auf der Basis empirischer Validierung einen wissenschaftlichen Beitrag zur theoretischen Differenzierung des Sozialkapitalkonzeptes leisten. In ihrer derzeitigen Eigenschaft als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Herrn Prof. Jan van Deth, Lehrstuhlinhaber für Politische Wissenschaft und International Vergleichende Sozialforschung an der Universität Mannheim und Koordinator des europaweit ausgerichteten Projektes "Citizenship, Involvement, Democracy", ist die Autorin berechtigt, Individualdaten zu nutzen, die in bisher einmaligem Umfang europaweit im Rahmen repräsentativer Bevölkerungsumfragen Informationen über soziale und politische Orientierungen sowie Beteiligungsformen erheben und somit empirische Analysen über deren Zusammenhänge ermöglichen. Nachdem sie nunmehr die deskriptiven Analysen des deutschen Datensatzes abgeschlossen hat, wird sie sich in den kommenden Monaten mit Hilfe explorativer Analysetechniken auf die Erklärung von Zusammenhängen konzentrieren. Dies soll zunächst für die deutsche Bevölkerungsstudie gelten und im folgenden auch im Ländervergleich zur Anwendung kommen. Im Vordergrund steht hierbei die Untersuchung der Vereine, ihrer Mitglieder und deren sozio-ökonomische Heterogenität im Hinblick auf deren inklusives bzw. exklusives Sozialkapitalpotential. METHODE: Die in dieser Dissertation vorgenommene Differenzierung des Sozialkapitalkonzeptes bezieht sich in der Hauptsache auf die strukturelle Komponente sozialen Kapitals, d.h. auf die formelle Mitgliedschaft in freiwilligen Vereinigungen. Die Grundüberlegung basiert auf der Annahme, dass sich die Gründung bzw. der Fortbestand von Vereinigungen u.a. über deren Zielsetzungen erklären lassen. Die Vielzahl unterschiedlicher vereinseigener Ziele wiederum, auch konstitutive Güter genannt, gehen jeweils mit bestimmten Werten und Normen einher. Auf der Grundlage der theoretischen Ausführungen Mark Warrens in 'Democracy and Association' (2001) können die unterschiedlichen Vereinstypen mit ihren entsprechenden Werten und Normen identifiziert und auf diese Weise dem inklusiven bzw. exklusiven Kon-

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zept sozialen Kapitals zugeordnet werden. Eine empirische Validierung dieses theoretischen Konzepts der Differenzierung erfolgt sodann auf der Basis empirischer Analysen der deutschen Bevölkerungsstudie mit Hilfe multivariater Verfahren. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face -CAPI- (Stichprobe: 3.004; deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahre -1.991 West, 1.013 Ost-; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zmerli, S.: Applying the concepts of bonding and bridging social capital to empirical research. in: European Political Science, Vol. 2, 2003, No. 3, pp. 68-75. ARBEITSPAPIERE: Zmerli, S.: The empirical relevance of bonding and bridging social capital. An East-West German comparison. Working paper perpared for delivery at the 2002 Annual Meeting of the American Political Science Association, Aug. 29 - Sept. 1, 2002, Boston, Mass.+++Zmerli, S.: Bonding and bridging social capital. A relevant concept for political participation? Working paper presented at the ECPR joint session, 22-27 March 2002, Turin, Italy. ART: Dissertation BEGINN: 2001-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration (68131 Mannheim) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

3 Sozialstruktur I: Struktur [149-L] Behrens, Johann: Meso-soziologische Ansätze und die Bedeutung gesundheitlicher Unterschiede für die allgemeine Soziologie sozialer Ungleichheit, in: Matthias Richter, Klaus Hurrelmann (Hrsg.): Gesundheitliche Ungleichheit : Grundlagen, Probleme, Perspektiven, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 53-72, ISBN: 3-531-14984-9 INHALT: Mikro- und mesosoziologische Ansätze versuchen die Handlungen zu verstehen, deren Resultat die epidemiologisch offensichtlichen gesundheitlichen Ungleichheiten sind. In diesem Zusammenhang werden zwei Fragen werden diskutiert: (1) Was können soziologische Ansätze für die Erklärung gesundheitlicher Unterschiede leisten? (2) Welche Bedeutung hat gesundheitliche Ungleichheit für die allgemeine Soziologie sozialer Ungleichheit? Es wird die These vertreten, dass die soziale Ungleichheit in der Gesundheit das Schlüsselthema für jede allgemeine Soziologie sozialer Ungleichheit geworden ist. Alle allgemeinen Konzepte der "Leistungsgesellschaft der Moderne", der "Chancengleichheit" und der funktionalen Schichtung in der Moderne bewähren sich oder scheitern an der sozialen Ungleichheit in der Gesundheit. (GB)

soFid Allgemeine Soziologie 2007/1 3 Sozialstruktur I: Struktur

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[150-L] Böhnke, Petra: Soziale Ausgrenzung als allgemeines Lebensrisiko?: Befunde zu einer populären Zeitdiagnose, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4191-4209, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Soziale Ausgrenzung kann als neues Deutungsmuster für soziale Ungleichheit gelten: Benachteiligungen werden nicht mehr nur als Verteilungsprobleme, sondern als Integrationsdefizite verstanden. Die damit verbundene Debatte um die 'Gefährdung des Sozialen' (Kronauer) umfasst weitreichende Thesen zum sozialstrukturellen Wandel, unter anderem die, dass Ausgrenzungstendenzen sich von schichtspezifischen Risikofaktoren und Versorgungskategorien lösten, die gesellschaftliche Mitte erfassten und zu einem allgemeinen Lebensrisiko würden. Dieser populären Zeitdiagnose mangelt es an empirischen Belegen. Soziale Ausgrenzung als alltäglich erfahrener Anerkennungsverlust und wahrgenommene Einschränkung von Teilhabechancen findet bislang kaum Beachtung in den auf politischer Ebene mittlerweile etablierten Dokumentationssystemen. Empirischen Analysen fehlt häufig die für das Ausgrenzungsverständnis so zentrale Verbindung von Ungleichheits- mit Integrationsaspekten. In diesem Beitrag stehen deshalb Einschätzungen, Wahrnehmungen und Bewertungen sozialer Integration und prekärer Lebenslagen aus der Perspektive der Betroffenen im Mittelpunkt. Auf der Grundlage repräsentativer Bevölkerungsumfragen (Wohlfahrtssurvey, Eurobarometer) wird gezeigt, wie verbreitet Marginalisierungserfahrungen in der deutschen Bevölkerung sind, welche Risikogruppen betroffen sind und ob sich Teilhabedefizite bis in mittlere Gesellschaftsschichten hinein ausbreiten. Als Ergebnis zeigt sich, dass Marginalisierungserfahrungen klar an schwerwiegende Benachteiligungen wie Langzeitarbeitslosigkeit und dauerhafte Armut geknüpft sind und vor allem dann auftreten, wenn gleichzeitig soziale Unterstützungsnetzwerke fehlen. Im Verlauf des letzten Jahrzehnts haben Verunsicherungen hinsichtlich der Arbeitsplatzgarantie und der sozialen Absicherung zugenommen, die auch mittlere Gesellschaftsschichten nicht mehr verschonen. Die Ergebnisse legen nahe, die öffentliche Debatte um neue soziale Ungleichheiten begrifflich zu schärfen und zwischen sozialer Ausgrenzung als Abkopplung vom allgemeinen Wohlstandsniveau einerseits und verunsicherten Mittelschichten in prekärem Wohlstand andererseits zu unterscheiden." (Autorenreferat)

[151-L] Demirovic, Alex: Ungleichheit - Gleichheit - Differenz: Nachdenken über alte und neue Fragen, in: Forum Wissenschaft, Jg. 23/2006, Nr. 3, S. 24-26 INHALT: "Der BdWi führt vom 24. bis 26. November in Frankfurt am Main den Kongress 'Ungleichheit als Projekt' durch (Tagungsinformationen und Anmeldung unter www.bdwi.de). Er wird Ungleichheit(en) unter neoliberalen Bedingungen und die Auseinandersetzung mit ihnen behandeln. In seinem Vorfeld veröffentlicht Forum Wissenschaft zwei Beiträge vorab. Im ersten zeigt Alex Demirovic, dass der Kampf um soziale, rechtliche und politische Gleichheit sich immer im Spannungsfeld der Anerkennung und Realisierung von Differenz bewegt. Gleicheit ist insoweit Ziel emanzipatorischer Kämpfe, als sie ermöglicht, 'ohne Angst verschieden zu sein'." (Autorenreferat)

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[152-L] Dux, Günter: Kritik der Gleichheit - Inklusion und Integration als Postulat der Gerechtigkeit, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1356-1370, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Drei Probleme der Gleichheit/ Ungleichheitsproblematik sind es, die zum Schlussthematisch werden sollen: das begründungstheoretische, das gesellschaftstheoretische und das praktisch-politische Problem. Begründungstheoretisch wird Gleichheit auch noch im philosophischen Verständnis der Gegenwart als ein transzendental vorgegebenes kulturelles Prinzip verstanden, das als Grundlagentheorem der gesellschaftlichen Verfassung fungiert. Soziologisch erscheint das transzendentale Begründungstheorem deshalb problematisch, weil es im konstruktiven Verständnis derModerne nicht möglich ist, dem Bildungsprozess der Gesellschaft ein kulturelles Apriori vorweg gelegen sein zu lassen. Im soziologischen Verständnis der Modernemuss sich auch das Sollen konstruktiv aus den Bedingungen im Aufbau sozialer Systemebilden. Das ist das eine Problem, das thematisiert werden muss. Das andere istihm eng verbunden und rührt an das Grundverständnis der Gesellschaft. Wenn manGesellschaft als das Netzwerk der Handlungen und Kommunikationen versteht, durch die die Menschen in den Praxisformen ihres Daseins verbunden sind, dann bestimmt sich die Gesellschaft als Marktgesellschaft nicht über die lebensweltlichen Bezüge, sondern durch die Bedingungen der Vernetzung über den Markt. Und die sind auf eine positionale Ungleichheit festgelegt. Die Konsequenzen für die normative Verfassung sollen als zweites thematisch werden. Unter einem konstruktivistischen Verständnis auch der Normativität stellt sich schließlich das Problem, wie das, was als Sollen an die Politik adressiert wird, normative Geltung erlangt. Manwird annehmen müssen, dass als Sollen in der Moderne nur Anerkennung findet, wofür eine praktische Vernunft in Anspruch genommen werden kann. Unter dieser Prämisse aber wird die normative Geltungsproblematik von Gleichheit zu einer Frageder Repräsentanz der Interessen im politischen System. Das ist das dritte Problem, das thematisch werden muss." (Autorenreferat)

[153-L] Ehmke, Timo; Siegle, Thilo: ISEI, ISCED, HOMEPOS, ESCS: Indikatoren der sozialen Herkunft bei der Quantifizierung von sozialen Disparitäten, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Jg. 8/2005, H. 4, S. 521-540 INHALT: "Ziel dieses Beitrages ist es, verschiedene Indikatoren der sozialen Herkunft bei der Quantifizierung von sozialen Disparitäten zu vergleichen. Im Mittelpunkt steht dabei der in PISA eingesetzte Index für den Economic, Social and Cultural Status (ESCS). Dieser umfasst sozioökonomische und kulturelle Ressourcen des Elternhauses und deckt damit das theoretische Konstrukt umfassender ab als andere Indikatoren der sozialen Herkunft. Anhand der internationalen Schülerdaten aus PISA 2003 und aus der nationalen Ergänzungsstudie (PISA-E) wurden Regressionsanalysen mit verschiedenen Herkunftsindikatoren gerechnet. Neben dem ESCS wurden als Prädiktoren der sozioökonomische Status (HISEI), der höchste Bildungsabschluss umgerechnet in Bildungsjahre (PARED) und ein Index für häusliche Besitztümer (HOMEPOS) berücksichtigt. Es zeigt sich, dass der ESCS in allen Bildungssystemen deutlich mehr Varianz in der mathematischen Kompetenz aufklärt als die Einzelprädiktoren HISEI, PARED oder HOMEPOS. Auch in einer anschließenden Analyse zu sozialen Disparitäten der

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Bildungsbeteiligung lieferte der ESCS differenziertere Befunde als der HISEI. Insgesamt wird der ESCS als valider und theoretisch umfassender Index der sozialen Herkunft eingeschätzt." (Autorenreferat)

[154-L] Fuchs, Martin: Self-constitution of society and the politics of identity - controversies about caste - introduction, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1077-1083, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Begriff Kaste hat in unterschiedlichen sozialen Kontexten eine unterschiedliche Bedeutung. Der Verfasser unterscheidet vier Existenzweisen von Kasten. Die erste Variante behandelt Kasten als soziales Faktum sui generis und tritt in einer empirizistischen und einer strukturalistischen Version auf. In der zweiten Variante ist Kaste eine Körperschaft, eine Interessengruppe und ein politischer Akteur mit kollektiver Identität. Die dritte Variante betont die Dynamik und Flexibilität des Soziallebens in Indien, wozu auch Ausprägungen von Kollektivität gehören. Die vierte Variante schließlich sieht das Kastensystem als soziales Konstrukt. Die beiden erstgenannten Varianten begreifen Kasten als objektive Realität, die beiden übrigen als kontingente Praxis. Sie verweisen auf unterschiedliche Traditionen soziologischer Theorie (Objektivismus, Handlungstheorie, Lebenswelt, kritische Theorie). (ICE)

[155-L] Haller, Max: Auf dem Weg zu einem europäischen Sozialstrukturparadigma?: Folgerungen aus einer wissenssoziologischen Analyse der dominanten Ungleichheitstheorien in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 293-310, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "In verschiedenen Ländern bzw. Makroregionen Europas entstanden in den letzten Jahrzehnten recht unterschiedliche soziologische Interpretationen der sozialen Ungleichheit. Meine allgemeine These lautet, dass diese Interpretationen eng mit der spezifischen internen Sozialstruktur dieser Länder und mit ihrer Entwicklung und Lage im gesamteuropäischen Kontext zusammenhängen. Sie sind auch Teil umfassenderer gesellschaftlich-kultureller Vorstellungen und besitzen als solche eine selbständige Bedeutung. Sie unterliegen der Bindung an bestimmte Interessen, einer Tendenz zur Herausbildung eines mehr oder weniger konsistenten Gesamtbildes, sie produzieren aber auch Tendenzen der internen Fragmentierung. Im speziellen wird argumentiert, dass man im Europa der Nachkriegszeit von vier dominanten Traditionen der Ungleichheitsanalyse sprechen kann: einer differenzierungstheoretischkulturalistischen bzw. politökonomischen Variante (dominant vor allem in der Bundesrepublik Deutschland), die einen Bedeutungsverlust klassenbezogenvertikaler zugunsten horizontaler, politisch vermittelter Ungleichheiten diagnostiziert; einer affirmativ-egalitären Perspektive (skandinavische Länder), die weiterhin von der Bedeutung klassenspezifischer Ungleichheiten ausgeht, jedoch annimmt, dass sozialstaatliche Intervention diese signifikant 'zähmen' könne; einer pragmatischempirischen Perspektive (typisch vor allem für Großbritannien), die klassentheoretische Ungleichheit weiterhin als strukturbestimmend für Lebenslage und -

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chancen der Bevölkerung betrachtet; einer klassentheoretisch-gesellschaftskritischen Perspektive (Frankreich), die im Geiste von Marx in modernen Gesellschaften und im Rahmen der Globalisierung neue Phänomene von Herrschaft und Ausbeutung diagnostiziert. Im Vortrag werden diese Konzeptionen näher dargestellt und es wird nachzuweisen versucht, dass ihre Entstehung zu verstehen ist auf dem Hintergrund der spezifischen sozialen Strukturen, der inneren und äußeren Problemlagen und der geistigen Traditionen dieser Länder. Abschließend wird die Frage diskutiert, inwieweit die europäische Integration diese differentiellen Interpretationsmuster abschleifen wird oder nicht. Eine Reihe von Gründen sprechen für ihre Persistenz, jedoch sind auch neue Themenstellungen und europazentrierte Orientierungen zu erwarten aufgrund von verschiedenen Tatsachen. So stellt Europa heute einen entscheidenden institutionellen Rahmen für die Reproduktion von Ungleichheit dar; ehemalige, tiefe innere Spaltungen sind verschwunden; die Sozialwissenschaft selber beginnt sich zu europäisieren." (Autorenreferat)

[156-L] Hermann, Dieter: Die Berücksichtigung kultureller Codes in Modellen sozialer Ungleichheit, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2170-2184, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "In Milieukonzepten wird angenommen, dass Strukturmerkmale alleine nicht ausreichend sind, soziale Ungleichheit abzubilden. Sie berücksichtigen deshalb kulturelle Merkmale und verknüpfen diese mit Strukturvariablen. Die Bildung kulturell und strukturell homogener Personengruppen soll sicherstellen, dass jede Gruppe auch hinsichtlich Denken und Handeln homogen ist und sich in dieser Hinsicht von anderen Gruppen abgrenzt. Eine weitere Möglichkeit der Berücksichtigung kultureller Codes in einem Modell sozialer Ungleichheit ist durch eine kausale Einbindung möglich. Es kann postuliert werden, dass einerseits kulturelle Codes von vertikaler und horizontaler Ungleichheit abhängig sind und andererseits kulturelle Merkmale einen Einfluss auf vertikale Ungleichheit haben. Zudem kann angenommen werden, dass der Einfluss vertikaler Ungleichheit auf Kultur von Merkmalen horizontaler Ungleichheit abhängig ist. In diesem Modell sozialer Ungleichheit werden kausale Verknüpfungen zwischen Struktur- und Kulturmerkmalen berücksichtigt, während dies in Milieukonzepten nicht der Fall ist. In dem Beitrag sollen beide Modelle empirisch miteinander verglichen werden. Die Daten stammen aus einer Befragung von etwa 3.000 zufällig ausgewählten Personen aus zwei deutschen Universitätsstädten. Milieus werden erstens durch explorative Verfahren gebildet, die zu struktur- und wertehomogenen Gruppen führen, und zweitens wie in dem Ansatz von Schulze durch die Verknüpfung von Alter und Bildung. In beiden Fällen wird das Erklärungspotential von Milieus für Lebensstile, dieals expressive Verhaltensmuster definiert sind, bestimmt. Diese beiden Milieumodelle werden mit einem Kausalmodell verglichen, in dem Strukturmerkmale einen Einfluss auf Werte haben und beide Merkmalsbereiche Lebensstile beeinflussen." (Autorenreferat)

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[157-L] Kieserling, André: Klasse und Klassengesellschaft: zur Entkopplung zweier Begriffe, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4425-4436, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Die seit Jahrzehnten geführte Diskussion über den Sinn von Begriffen wie Klasse und Klassengesellschaft ist völlig unzureichend, und zwar vor allem deshalb, weil sie zwischen diesen beiden Begriffen nicht deutlich genug unterscheidet. So schlägt der Autor vor, zwischen Klasse und Klassengesellschaft deutlicher zu differenzieren. Man wird sich rasch darauf einigen können, dass der Klassenbegriff, in welcher Definition auch immer, soziale Einheiten bezeichnet, die in der Gesellschaft vorkommen. Gesellschaft ist demgegenüber der Begriff für die umfassendste soziale Einheit. Also enthält die Gesellschaft nicht nur die Klassen, sondern auch alle anderen sozialen Einheiten: alle Interaktionen, alle Organisationen, alle sozialen Bewegungen usw. Mit dem Begriff einer Klassengesellschaft kann man vor diesem Hintergrund zwei verschiedene Bedeutungen verbinden: Entweder er wird eingesetzt, um das schlichte Faktum zu bezeichnen, dass es sich um eine Gesellschaft handelt, in der Klassen vorkommen und reproduziert werden - neben jenen anderen sozialen Einheiten, die ebenfalls vorkommen und ebenfalls reproduziert werden. Der Begriff ist dann aber theoretisch nicht sehr ergiebig. Jede anspruchsvollere Verwendung des Begriffs einer Klassengesellschaft muss sich auf das Verhältnis der Klassen zu jenen anderen sozialen Einheiten beziehen, die ebenfalls vorkommen und reproduziert werden. Und sie muss den Ehrgeiz haben, die Struktur dieser Einheiten auf das Klassenverhältnis selber zurückzuführen. Nicht die bloße Existenz sozialer Klassen sollte man also mit dem Begriff einer Klassengesellschaft belegen, sondern den Anspruch auf gesamtgesellschaftliche Zentralität der Klassenstruktur. Bei der Suche nach einer Theorie, die diesen starken Begriff tragen könnte, wird auf das Überbautheorem von K. Marx hingewiesen. In den Autonomieansprüchen der Funktionssysteme - ob nun Religion oder Staat oder Kunst - sieht Marx nur den Überbau einer Klassengesellschaft. Die weiteren Ausführungen zeigen auf, dass die postmarxistische Theorieentwicklung, was immer sie mit Hinblick auf Schichtung besagen mag, das Überbautheorem ruiniert hat. Seither befindet sich die Hypothese der Klassengesellschaft in einem Zustand theoretischer Obdachlosigkeit. Während man Marx in der Tat für die These zitieren kann, die moderne Gesellschaft sei eine Klassengesellschaft, würde dies schon bei M. Weber und erst recht bei P. Bourdieu nicht funktionieren. (ICG2)

[158-L] Klein, Michael (Hrsg.): Strukturanalyse der Gegenwart, (René König - Schriften - Ausgabe letzter Hand, Bd. 12), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 416 S., ISBN: 3-531-14783-8 (Standort: Diözesanbibl. Köln(Kn28)-FBB527012) INHALT: Der Band fasst Vorträge und Aufsätze des Verfassers zusammen, die der Diffusion und Popularisierung soziologischer Erkenntnisse dienen sollen. Das gemeinsame thematische Band der Beiträge ist die fortgeschrittene Industriegesellschaft. Einleitend wird das soziologische Menschenbild erläutert. Es schließt sich ein Beitrag zur allgemeinen Strukturanalyse an, der den sozialen Wandel der bundesdeutschen Gesellschaft seit 1945 behandelt. In einem weiteren Beitrag geht es um Konsum und Ernährung in ihrer sozialen und kulturellen Bedeutung. Es schließt sich ein Beitrag zum Thema "Alter, Jugend und Geschlecht" an, der die

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strukturelle Bedeutung des Alters, das Ideal der Jugendlichkeit und die Stellung der Frau in der modernen Industriegesellschaft erörtert. Der abschließende Aufsatz zum Thema "Person und Kultur" eröffnet eine sozialpsychologische Perspektive. Der Herausgeber ordnet in seinem Nachwort die Beiträge in das Lebenswerk René Königs ein. (ICE)

[159-L] Klundt, Michael: Sachzwang oder Strategie?: oder: Ungleichheit im realexistierenden Kapitalismus, in: Forum Wissenschaft, Jg. 23/2006, Nr. 3, S. 27-29 INHALT: "Der zweite Vorab-Beitrag zum BdWi-Kongress 'Ungleichheit als Projekt' bringt aktuelle Ungleichheit mit dem Blick auf die Reichtums- und Armutsentwicklung zur Sprache. Er konfrontiert diese Ungleichheit einerseits mit kritischen analytischen, andererseits mit durchaus widersprüchlichen Aussagen über Ungleichheit von sie (mit-)betreibenden Wirtschaftsund Politik-AkteurInnen. Michael Klundt hat dazu auch öffentliche Medien genauer unter die Lupe genommen." (Autorenreferat)

[160-L] Kocka, Jürgen: Zivilgesellschaft und soziale Ungleichheit aus historischer Perspektive, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 131-143, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Viele sprechen von "Zivilgesellschaft" - und dies mit unterschiedlicher Bedeutung. Der Autor umreißt zunächst sein Interesse am Thema und expliziert dann, was er unter "Zivilgesellschaft" versteht. Das Interesse erwächst aus einem akademischen institutionellen Kontext (Wissenschaftszentrum Berlin), in denen Bedarf an umfassenden Begriffen besteht, die es erlauben, eine vergleichende Geschichte Europas seit dem 18. Jahrhundert zu strukturieren, und die als konzeptuelle Brücken zwischen Historikern und (sonstigen) Sozialwissenschaftlern tauglich sind. Sehr viele Begriffe dieser Art gibt es nicht, "Zivilgesellschaft" rechnet der Autor dazu. Weiterhin interessiert "Zivilgesellschaft" als Schlüsselbegriff heutiger Reformdiskussionen, als Begriff der Reform, als Versprechen, als noch nirgendwo völlig eingelöstes Projekt, das zu berücksichtigen lohnt, wenn es derzeit um die notwendige Neubestimmung des Verhältnisses von Marktwirtschaft, Interventionsstaat und Gesellschaft geht. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass der dem zivilgesellschaftlichen Projekt eigene Universalisierungsanspruch Dimensionen sozialer Ungleichheit kritisch in Frage stellt. Er verlangt den Abbau nicht anerkennungsfähiger Ungleichheit und ihrer Konsequenzen. Aber auch sehr große Unterschiede in Einkommen, Vermögen und Lebenssicherheit tendieren dazu, den zivilgesellschaftlichen Kommunikationszusammenhang zu sprengen und zu beschädigen. Die dauerhafte Exklusion von großen Bevölkerungsteilen aus den Rechten und Pflichten der Zivilgesellschaft bleibt ein ständiger Stachel, ein innerer Selbstwiderspruch, der über zivilgesellschaftliche Mechanismen wie öffentliche Diskurse, Kritik und Bewegungen zur Manifestation und zur Auflösung drängt. (ICA2)

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[161-L] Koenen, Elmar J.: Zur Abwesenheit einer Wissenssoziologie der Sozialen Ungleichheit, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3129-3136, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Die Wissenssoziologie hat nach ihrer sozialphänomenologischen Wende dem Autor zufolge auf eine nähere Beschäftigung mit sozialer Ungleichheit verzichtet, d.h. die Wissenssoziologie und die Theorien der sozialen Ungleichheit, insbesondere die Sozialstrukturanalyse, sind sich in den vergangenen Jahrzehnten konsequent aus dem Weg gegangen. Dem weitgehenden Desinteresse der neueren, vor allem der hermeneutischen Wissenssoziologie an den Phänomenen sozialer Ungleichheit entspricht auf der Seite der Ungleichheitsforschung ein Beharren auf einem quasi-naturalistischen Zugang zu ihren Forschungsgegenständen. Durch die Schlüsselfrage der Ungleichheitsforschung: "Wer bekommt was, wie und warum?" glaubt sie, allen weiteren theoretischen, methodologischen und semantischen Untersuchungen enthoben zu sein. Die "apriorische Gewissheit", dass es soziale Ungleichheit einfach gibt und dass sie ungerecht ist, bietet sich nach Ansicht des Autors selbst als exponierter Gegenstand einer wissenssoziologischen Betrachtung an. Er problematisiert in seinem Beitrag die Folgen der heutigen Abwesenheit einer Wissenssoziologie der sozialen Ungleichheit, wobei er auch auf einige Ausnahmen bei den sozialtheoretischen Klassikern Karl Mannheim, Peter L. Berger, Thomas Luckmann und Niklas Luhmann eingeht. (ICI2)

[162-L] Koenen, Elmar J.: Kritische Theorie der Gleichheit: von den sozialen Unterschieden über die unsoziale Ungleichheit zur sozialen Ungleichheit, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2277-2282, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Zunächst versucht der Vortrag kurz zu erläutern, in welchem Sinn hier 'kritisch' als Bezeichnung von Theorie in Anspruch genommen wird. Sie soll die gesellschaftliche Selbstwahrnehmung einer langfristig krisenhaften Transformation der Gesellschaft betonen, die auch ihre Sozialtheorien 'kritisch' werden lässt. Das zwingt diese zu genaueren Unterscheidungen der Systemreferenzen und deutlicheren, an der Differenz von Sache und Begriff orientierten, präskriptiven Optionen, - beides Kennzeichen 'kritischer' Theorien. Danach setzt die Argumentation am Spannungsverhältnis zwischen Gleichheits- und Ungleichheitsdiskursen in der gesellschaftlichen Kommunikation an. Es irritiert, dass die sozialwissenschaftlichen Überlegungen zur 'Sozialen Ungleichheit' in den letzten Jahrzehnten ein paradoxes Verhältnis zu den entsprechenden empirischen Daten und Beschreibungen entwickelt haben. Während die Verbreitungsmedien von weltweit gewachsenen sozialen Ungleichheiten berichten, fällt eine gleichzeitige Dethematisierung und Entdramatisierung des Themas in Politik und Wissenschaft auf. Der Vortrag nimmt jene theoriepolitische Situation auf, in der man die moderne Gesellschaftsentwicklung rekonstruieren kann als unendliche Geschichte von der gesellschaftsinternen Erzeugung und Entdeckung immer mehr und immer neuer, ökonomischer, politischer, ideologischer, sozialer und kultureller Disparitäten. In dem Maß, wie Gesellschaft als homogener Zusammenhang gedacht wird, wie generalisierende Inklusionsformeln wie 'Gattung', 'Kultur' etc. ins allgemeine Bewusstseintreten und sich die Individuen als

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prinzipiell gleichgeltende behaupten und beschreiben, werden bloße Unterschiede als Ungleichheiten wahrnehmbar. Eine schließlich global generalisierte Vergleichbarkeit, die alle(s) mit allen/m ins Verhältnis setzt und damit ständig neue Ungleichheiten erzeugt, würde eigentlich eine Abstimmung der Politiken der Gleichheit mit denen der Ungleichheit nahelegen. Dabei wäre zu unterscheiden zwischen sozialen Gleichheiten, die, wie z.B. 'Chancengleichheit', bewusst als Voraussetzung zur organisierten Herstellung gesellschaftlich notwendiger sozialer Ungleichheit institutionalisiert sind und sozialen Gleichheiten, die, wie z.B. solche der politischen Teilhabe eher als Eigenwert angelegt sind. Damit erinnert der Vortrag auch an den gesellschaftlichen Kontext, innerhalb dessen die Strategie der Umdeutung von Unterschieden zu sozialen Ungleichheiten eine politisch progressive Funktion gehabt hat. Zunächst war ihre gesellschaftliche Hergestelltheit sichtbar geworden, danach wurde ihre Veränderbarkeit zum Thema. Wo die politische Einwirkung auf (Un)gleichheitsverhältnisse an Grenzen kommt, müsste 'Kultur' die Wiedereinübung des Umgangs der sozial Ungleichen mit faktischer und kontrafaktischer sozialer Gleichheit übernehmen. Das kulturelle Gedächtnis ist die einzige Instanz, die in der Lage wäre, an die entsprechenden Anfänge bürgerlicher Zivilitätzu erinnern und deren Geltungsanspruch zu begründen." (Autorenreferat)

[163-L] Levinson, Aleksej; Stucevskaja, Olga; Scukin, Jakov: Über jene, die sich "Mittelklasse" nennen, in: Ost-West-Gegeninformationen, Jg. 18/2006, Nr. 1, S. 31-34 INHALT: "Zu den bedeutsamsten gesellschaftlichen Prozessen im heutigen Russland gehört das Entstehen einer neuen Mittelklasse. Abgesehen von ihrer wichtigen ökonomischen Position ist sie auch für kulturellen Wandel verantwortlich: Sie macht Mittelstandswerte allgemein verbindlich und propagiert das für den Kapitalismus so wichtige Motto, jeder sei seines Glückes Schmied." (Autorenreferat)

[164-L] Mayer, Karl Ulrich: Sinn und Wirklichkeit - Beobachtungen zur Entwicklung sozialer Ungleichheiten in (West)Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1329-1355, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die deutsche Soziologie hat die gesellschaftlichen Ungleichheiten nach dem Zweiten Weltkrieg ganz unterschiedlich interpretiert und meinte stets, es käme darauf an, sie zu verändern. Folgte man diesen Deutungen so hätten sich eine klassenlose und nivellierte Mittelstandsgesellschaft, zwiebelförmige Schichtungen, verschärfte Klassenkonflikte, horizontale Disparitäten und 'neue' Ungleichheiten, individualisierte Milieus, eine Unterklasse der Überflüssigen, soziale Exklusionen, die Unterschichtung Ostdeutschlands und die geschlossene PISA-Gesellschaft nacheinander abgelöst. Tatsächlich verweisen sehr viele empirische Befunde auf eine erhebliche zeitliche Robustheit von Verteilungs- und Chancenungleichheiten und damit nicht nur auf die Wirklichkeitsschwäche der Soziologie, sondern auch auf deren primäres Engagement im Sinngeschäft. Was ist aber der 'Sinn' der Ungleichheit? Gilt die Toquevillesche These von der nicht-umkehrbaren Dynamik eines historischen Egalisierungsprozesses noch? Der Verfasser plädiert dafür, den Sinn 'deutscher' Ungleichheiten nicht pri-

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mär normativ, sondern komparativ zu bestimmen. Und schliesslich: Gibt es einen trade-off zwischen mehr Gleichheit und mehr Wohlstand?" (Autorenreferat)

[165-L] Müller, Georg P.: Die Grenzen der ökonomischen Ungleichheit:: ein spieltheoretischer Erklärungsansatz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2158-2169, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Dieses Papier stellt die Frage nach den oberen und unteren Grenzen von ökonomischer Ungleichheit und versucht diese Grenzen anhand eines spieltheoretischen Modells als Ergebnis eines Verteilungskonflikts zwischen zwei antagonistischen Gruppenzu erklären und zu quantifizieren: Die eine der beiden Gruppen besteht aus relativ unterprivilegierten Bevölkerungssegmenten, die stärker am Nationaleinkommen partizipieren und so die ökonomische Ungleichheit abbauen möchten. Dadurch gerät diese Gruppe in Konflikt mit der antagonistischen Gruppe der Privilegierten, die ihren Anteil am Nationaleinkommen halten oder gar erhöhen möchte und somit die Ungleichheit in der eigenen Gesellschaft implizit zu vergrössern trachtet. Das dieser Arbeit zu Grunde liegende spieltheoretische Modell nimmt an, dass beide Gruppen über entsprechende Strategien zur Erhöhung oder Verteidigung ihrer Einkommensanteile verfügen und diese auf rationale Weise nach Massgabe der zugeordneten Payoffs nutzen. Die vorerwähnten Auszahlungsfunktionen sind jedoch nicht konstant, sondern tragen dem sinkenden Grenznutzen zusätzlicher Einkommensanteile und den Kosten aus der sich verändernden Macht des Konfliktgegners Rechnung. Für rational handelnde Akteure scheiden daher unter bestimmten Ungleichheits- und Machtbedingungen gewisse Strategien aufgrund eines negativen Payoffsaus, sodass sowohl die Erhöhung als auch die Senkung von ökonomischer Ungleichheit an Grenzen stösst, welche für die beteiligen Akteure bezüglich Ungleichheit den kollektiven Handlungsspielraum definieren. In dieser Arbeit wird versucht, theoretische Aussagen über die Grenzen dieses Handlungsspielraums abzuleiten, um so das zu Grunde liegende Modell anhand von international vergleichbaren Aggregatdaten empirisch überprüfen zu können. Dabei stelltsich das statistische Problem, Modellparameter von Hüllkurven so zu schätzen, dass diese die real beobachtbaren Verhaltensdaten von den unzugänglichen Teilen des Verhaltensraums trennen. Die hierzu vorgeschlagene Lösung beruht auf iterativer Regression und erlaubt sowohl die empirische Bestätigung des spieltheoretischen Modells als auch die quantitative Bestimmung jener Schranken, welche die Einkommensungleichheit in etwa 50 untersuchten Ländern nach oben und unten begrenzen." (Autorenreferat)

[166-F] NN (Bearbeitung); Gangl, Markus, Prof.Dr.; Kenworthy, Lane, Prof.; Palme, Joakim, Prof. (Leitung): Einkommensungleichheit, Einkommensmobilität und Sozialstruktur INHALT: Das Projekt befasst sich mit dem Verhältnis von Sozialstruktur und Einkommensungleichheit. Da Einkommensungleichheit nur dann ein valider Indikator sozialer Polarisierung ist, wenn die soziale Mobilität über den Lebensverlauf vergleichsweise schwach ausgeprägt ist, wird das Projekt für drei Länder, die als idealtypische Vertreter der Wohlfahrtsregime nach Esping-Andersen gelten können, das Ausmaß der Einkommensmobilität im Lebenslauf empirisch ermitteln. Mit Hilfe der dazu verwendeten Längsschnittdaten sollen Aus-

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maß wie Dauerhaftigkeit sozialer Ungleichheiten unter unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen abgeschätzt werden, und dadurch ein tieferes Verständnis der ökonomischen Mechanismen erreicht werden, die empirisch zur Erreichung egalitärer wohlfahrtsstaatlicher Ziele beitragen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Schweden, USA METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von sozio-ökonomischen Paneldaten. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Gangl, Markus: From rags to riches? Einkommensungleichheit und Einkommensdynamik in Europa und den USA. 19. April 2005, ZUMA-Kolloquium, Mannheim. ART: keine Angabe ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung MZES- Arbeitsbereich A Die Europäischen Gesellschaften und ihre Integration (68131 Mannheim); University of Arizona Tucson (, AZ 85721 Tucson, Vereinigte Staaten von Amerika) KONTAKT: Gangl, Markus (Prof.Dr. Tel. 0621-181-2049, Fax: 0621-181-2803, e-mail: [email protected])

[167-F] Peters, Heiko, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Apolte, Thomas, Prof.Dr. (Leitung); Apolte, Thomas, Prof.Dr. (Betreuung): Entwicklung und Ursachen von Lohnungleichheit INHALT: In den USA fing Anfang der 80er Jahre eine Diskussion über die Gründe einer steigenden Lohnungleichheit an. Auf Grund der geringen Veränderungen seit den 40ern bis Mitte der 70er Jahre wurde diesem Thema bis dahin keine besondere Bedeutung beigemessen. Im Gegensatz zu dieser Entwicklung ist in den kontinentaleuropäischen Ländern keine/ geringe Veränderung der Lohnungleichheit zu erkennen, sondern eine Erhöhung der Arbeitslosenquote. Die Ursachen für die unterschiedliche Entwicklung sind in Kontinentaleuropa und in den USA die gleichen. Die Lohnungleichheit lässt sich anhand von Mikrodaten für die gesamte Bevölkerung oder für bestimmte Gruppen (z.B. nach Geschlecht, Nationalität, Alter oder Bildungsabschlüssen) untersuchen. Mit Hilfe von unterschiedlichen Methoden lassen sich aggregierte und individuelle Dekompositionen der Veränderung der Lohnungleichheit bestimmen. Typischerweise wird mit diesen Dekompositionsmethoden eine Unterteilung in Koeffizienten, Charakteristika und Residualeffekt vorgenommen. Für die USA sind in den letzten drei Jahrzehnten des 20ten Jahrhunderts Veränderung in der Lohnstruktur und der Verteilung der nicht beobachtbaren Merkmalen entscheidend für die Erhöhung der Lohnungleichheit. In den 80er und 90er Jahren trug eine Veränderung in den "Bildungsrenditen" verschiedener Bildungsabschlüsse erheblich zu der Erhöhung der Lohnungleichheit bei. Verschiedene Methoden sollen auf Mikrodaten verschiedener Länder, insbesondere Deutschland, angewendet werden, um die Entwicklung und die Ursachen der Lohnungleichheit zu bestimmen. In Deutschland ist es im Vergleich zu den USA deutlich später zu einer Erhöhung der Lohnungleichheit gekommen. Dies ist seit Anfang der 2000er der Fall. Für die wachsenden Lohnunterschiede zwischen gut und schlecht ausgebildeten Arbeitnehmern wird in der Öffentlichkeit auf der Nachfrageseite der verstärkte internationale Wettbewerb mit Entwicklungsländern, faktorverzerrender technologischer Wandel und strukturelle Veränderungen der Wirtschaftsstruktur als Begründung angebracht. Auf der Angebotsseite wirken die Bildungs-

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beteiligung tertiärer Bildung und Einwanderung. Wie groß das Ausmaß dieser Faktoren ist und der Gesamteffekt ausfällt ist eine empirische Frage. Des Weiteren wurde von der Politik zu einer Reduzierung der Lohnungleichheit zwischen Bildungsgruppen eine Förderung höherer Bildung vorgeschlagen. Da die Lohnungleichheit innerhalb der höheren Bildungsgruppen typischerweise größer ist, könnte so eine Politik eine gegenteilige Wirkung haben. Ziel dieser Arbeit ist es die Entwicklung der Lohnungleichheit für verschiedene Länder darzustellen sowie die Gründe und deren Ausmaß zu identifizieren. GEOGRAPHISCHER RAUM: USA, Kontinentaleuropa ART: Dissertation BEGINN: 2006-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Münster, FB 04 Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Ökonomische Bildung -IÖB- (Scharnhorststr. 100, 48151 Münster) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0251-8324308, e-mail: [email protected])

[168-L] Pickel, Gert; Müller, Olaf: Die Akzeptanz sozialer Ungleichheit in den Transformationsgesellschaften Mittel- und Osteuropas, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3791-3801, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Erweiterung der Europäischen Union um die osteuropäischen Beitrittsländer ist auf der institutionellen Ebene weitgehend vollzogen. Das Beispiel der deutschen Wiedervereinigung hat uns allerdings gelehrt, dass die Angleichung der Institutionen allenfalls der erste Schritt gesellschaftlicher Konvergenz ist. Nicht nur der immernoch beträchtliche Entwicklungsrückstand der osteuropäischen Staaten im ökonomischen Bereich, sondern besonders die in den letzten Jahren wachsenden sozialen Ungleichheiten könnten sich noch als Problem für die Integration der neuen EU Beitrittsstaaten erweisen. Desto mehr hier verschiedene Bevölkerungsschichten auseinander driften, desto wahrscheinlicher ist es, dass gerade die Verlierer in diesem Prozess weit skeptischere Haltungen gegenüber Europa, der westlichen Demokratie und der Marktwirtschaft entwickeln. Die zunehmende soziale Ungleichheit könnte demzufolge eine kulturelle Spaltung innerhalb dieser Länder mit sich bringen, die das Zusammenwachsen der erweiterten Europäischen Union auf Dauer beeinträchtigt. Der Vortrag will sich den folgenden Fragestellungen widmen: a) wie schätzen die Bürger das Ausmaß an sozialer Ungleichheit in ihren Ländern und ihre soziale Position ein, b) in welchem Verhältnis stehen diese Einschätzungen zur 'objektiven' sozialstrukturellen Situation und Entwicklung, c) welches Ausmaß an sozialer Ungleichheit ist für die Menschen überhaupt akzeptabel, d) welche Hintergründe (ökonomischer, sozialer und kultureller Art) sind für diese Einschätzungen verantwortlich, e) wie unterscheiden sich die Bewertungen und die Beziehungen zwischen subjektiver sozialer Ungleichheit und anderen Einstellungsbereichen (Politik, Ökonomie) im europäischen Vergleich. Zur Beantwortung dieser Fragen dienen quantitativ-empirische Analysen mit komparativem Charakter. Im Zentrum wird die Präsentation von Ergebnissen der Studie 'Political Culture in New Democracies 2000-2002' (PCND 2000/ 2002) stehen. Darüber hinaus werden als empirische Basis Daten aus weiteren internationalen Bevölkerungsumfragen (European Values Study, European Social Survey, International Social Survey Programme, World Values Survey) herangezogen." (Autorenreferat)

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[169-L] Rehberg, Karl-Siegbert: Die unsichtbare Klassengesellschaft: Eröffnungsvortrag zum 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 19-38, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: Der Klassen-Ansatz erschien - trotz seiner Modifikationen (Dahrendorf; Giddens) und nach seiner zeitweiligen Wiederbelebung im Kontext des durch die Studentenrevolte resonanzverstärkten Neo-Marxismus - vollends als anachronistisch, nachdem der unter sowjetischer Hegemonie entwickelte Staatssozialismus samt seiner ML-Orthodoxie zusammengebrochen war. Durch das "Ende der Geschichte" landete die "Klassengesellschaft" auf den "Müllhaufen der Geschichte". Im Zuge einer fortschreitenden "Durchkapitalisierung" der Welt wird jedoch wieder von "Klassenlagen" gesprochen. Der Beitrag thematisiert zunächst Gründe für die "Unsichtbarkeit" der Klassengesellschaft: Auffällig ist, dass in einem kapitalistischen Land wie der BRD statistisches Material über die personale oder haushaltsbezogene Verteilung des Produktionsmittelbesitzes weitgehend fehlt. Im Jahre 1978 wurde geschätzt, dass die 1,7 Prozent reichster Haushalte 35 Prozent des Gesamtvermögens beziehungsweise 70-74 Prozent des Produktivvermögens besitzen - und daran hat sich für den Autor nicht viel geändert. Der einleitende Beitrag arbeitet heraus, dass heute auch nach dem Ende des real existierenden Sozialismus Klassengesellschaften im organisierten und globalisierten Kapitalismus existieren, mehr noch: ihre Sichtbarkeit nimmt mit der überall beobachtbaren Vergrößerung des Abstandes zwischen Reichen und Armen wieder zu. Gefragt wird, wie man sich unter diesen Bedingungen die Integrationsleistung des Kapitalismus in Zeiten der Krisenverschärfung erklären kann und welche Einflussgrößen die "Superstabilität" der reichen westlichen Gesellschaften begründen. Im wesentlichen sieht der Autor die Antwort in der "Doppelgesichtigkeitdes Konsumismus als gesellschaftlichem Grundprinzip". Knapp analysiert werden die Ambivalenzen eines Prozesses, in dem Konsum zugleich integrierend und desintegrierend wirkt. (ICA2)

[170-L] Rodrigues, Valerian: Social inequality and democracy: the good society in low caste voices in modern India, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 105-130, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, wie die stark stratifizierte indische Kastengesellschaft mit den Erfordernissen einer modernen (westlichen) Demokratie in Einklang zu bringen ist. Untersucht wird dazu, welche Konzeption einer "guten Gesellschaft" in den unteren Kasten existieren, die die Durchlässigkeit der indischen Sozialstruktur signifikant erhöhen und die auch von den oberen Kasten akzeptiert und mitgetragen werden kann. Der Autor analysiert das "Dalit-Bahujan" Programm, das einen einschneidenden Wandel in Richtung auf eine modernen Nation und Demokratie in Indien eingeleitet hat. Bemerkenswert ist, dass dieses Programm und Projekt sich in allen Punkten substantiell von Gandhi bzw. dem Gandhismus unterscheidet. Das stratifizierte indische Kastenwesen kann nur modernisiert und einschneidend reformiert werden, wenn die gegeneinander abgeschotteten Welten der Kasten im Sinne des

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"Gemeinwohls" und der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten indischen Gesellschaft auf dem Weltmarkt und im Geiste einer Konsensdemokratie in einen Diskurs kommen. (ICA)

[171-L] Rost, Katja: Sozialstruktur und Innovationen, Berlin 2006, XXII, 401 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=982012055&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=982012055. pdf; http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2006/1389/pdf/rost_katja.pdf) INHALT: "Viele wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen betrachten Unternehmen als eine formal organisierte Struktur, welche sich aus Positionsinhabern zusammensetzt. Der Vorteil solcher Untersuchungen liegt in der starken Vereinfachung des Untersuchungsgegenstandes und der stringenten Ableitung organisatorischer Gestaltungsmaßnahmen. Allerdings vernachlässigen formale Betrachtungen, dass Unternehmen letztlich ein Handlungssystem aus natürlichen Personen darstellen. Natürliche Personen besitzen Ressourcen, stehen durch soziale Beziehungen zueinander in Kontakt und erwerben unabhängig von ihrer formal zugewiesenen Position Status bei anderen Akteuren. Die informale Struktur in Unternehmen, oft belächelt als nicht organisierbar und deswegen als für die Wirtschaftswissenschaften irrelevant, verknüpft die Ziele natürlicher Personen mit den Zielen des Unternehmens. Selbst wenn die hieraus abgeleiteten Gestaltungsempfehlungen nicht immer eindeutig sind oder den bisherigen Vorstellungen zur Organisation widersprechen, ist nicht von der Hand zu weisen, dass letztlich natürliche Personen den Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen steuern. Handlungen und Interessen natürlicher Personen sind insbesondere im Kontext der Wissensgenerierung für Unternehmen überlebenswichtig. Neues Wissen als angestrebte Zielgröße vieler Unternehmen kann nicht formal angeordnet werden: Wenn ein Angestellter für ein Unternehmen neues Wissen produzieren soll, muss er den Einsatz seiner persönlichen Ressourcen, die für dieses Wissen notwenig sind, selbst kontrollieren können und zudem ein Interesse an der Produktion neuen Wissens haben. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob und wie die Sozialstruktur, in die natürliche Personen im Unternehmenskontext eingebettet sind, die Generierung neuen Wissens beeinflusst. Als Sozialstruktur versteht diese Arbeit die persönlichen Ressourcen von Personen, die Beziehungen zwischen Personen und den positionsunabhängigen Status von Personen." (Autorenreferat)

[172-L] Schrader, Heiko: Social equality and social justice: a summary of theoretical and empirical approaches, (Arbeitsbericht / Universität Magdeburg, Institut für Soziologie, Nr. 38), Magdeburg 2006, 25 S. (Graue Literatur; URL: http://www.uni-magdeburg.de/isoz/publikationen/download/38.pdf) INHALT: Soziale Gleichheit ist ein sehr altes Thema der Soziologie, das mit dem Aufkommen der Klassengesellschaft und der schnellen Industrialisierung einherging. Eine Ergänzung der sozialen Gleichheit ist die soziale Gerechtigkeit, die weniger in der Soziologie als in der Philosophie diskutiert wurde. Mit der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft und der Entstehung einer breiten Mittelschicht in Westeuropa hat das Interesse der Soziologie an beiden Themen abgenommen. Soziologen argumentierten, dass die Klassengesellschaft im marxistischen Sinn durch Individualisierung und Pluralisierung des Life-styles großer Bevölkerungskreise überholt ist. Der vorliegende Beitrag beginnt mit einer Diskussion über soziale Gerechtigkeit in der klassischen Soziologie und der Sozialphilosophie. Im Anschluss daran werden

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zeitgenössische Konzepte sozialer Gerechtigkeit und empirische Forschungen über soziale Gerechtigkeit vorgestellt. (ICD)

[173-F] Schwinn, Thomas, Prof.Dr. (Bearbeitung): Differenzierung und soziale Ungleichheit. Die zwei Soziologien und ihre Verknüpfung INHALT: Variation von Ungleichheitsstukturen in Abhängigkeit des institutionellen Arragements einer Gesellschaft. Zusammenhang mehrerer Dimensionen von sozialer Ungleichheit: Klasse, Ethnie, Geschlecht. Entwicklung globaler Strukturen von sozialer Ungleichheit. METHODE: Nutzung der soziologischen Differenzierungstheorie für eine Theorie sozialer Ungleichheit. Integration der beiden wichtigsten Makrotheorien der Soziologie. Entwicklung einer Theorie sozialer Ungleichheit, die in den letzten Jahren stagniert. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schwinn, Thomas: Soziale Ungleichheit. Bielefeld: transcript Verl. 2007. ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie (Ostenstr. 26, 85071 Eichstätt) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 08421-931254, e-mail: [email protected])

[174-L] Schwinn, Thomas: Ungleichheitsstrukturen versus Vielfalt der Lebensführungen: warum die Ungleichheitsforschung die Differenzierungstheorie konsultieren sollte, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1283-1297, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der folgende Text bezieht sich auf die Veranstaltung 'Author Meets Critic', in der das Buch: Thomas Schwinn (Hrsg.), Differenzierung und soziale Ungleichheit. Die zwei Soziologien und ihre Verknüpfung, Frankfurt a.M. 2004 (2. Auflage 2004), diskutiert wurde. An der gut besuchten Veranstaltung nahmen neben dem Herausgeber Reinhard Kreckel, Hans-Peter Müller, Uwe Schimank und Markus Schroer teil. Thema des Buches wie der Diskussion war die Frage, wie die beiden makrosozialen Theorietraditionen der Soziologie, funktionale Differenzierung und soziale Ungleichheit, verknüpft werden können. Insbesondere stand die Frage im Mittelpunkt, welchen Erkenntnisgewinn soziale Ungleichheitsanalysen erwarten dürfen, wenn sie den Kontakt zur Differenzierungstheorie suchen. Die Kritiker klagten dabei eine genauere Klärung des Zusammenhangs der beiden Strukturdimensionen ein. Strittig blieb, ob es eine beide Aspekte integrierende Theorie geben könne oder ob man sich mit problembezogenen Verknüpfungen begnügen müsse. Der folgende Text greift diese Debatte auf und versucht, einige Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu geben." (Textauszug)

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[175-L] Sheth, D. L.: Caste and democracy: the politics of exclusion and inclusion, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1077-1099, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Verfasser spricht zwei Aspekte in der Debatte um das Kastensystem in Indien an. Der erste Aspekt betrifft das Kastensystem als Mechanismus sozialer Exklusion. Das Kastensystem muss als sakralisierte Machtstruktur verstanden werden, bei der die Vererbung des Kastenstatus dazu führt, dass sich diese Struktur selbst reproduziert. Kasten bilden gleichzeitig ein Netzwerk ethnischer Gemeinschaften, sie sind aber flexibel genug, um neue Bevölkerungsgruppen (Einwanderer) und neue Berufsgruppen integrieren zu können. Die dominante Position der Kongresspartei war das Ergebnis des gelungenen Versuchs, Kastenpolitik und nationalistische Ideologie zu verknüpfen. Mit ihrer Politik der "affirmative action" leistete sie einen Beitrag zur Politisierung der Kasten und zur gleichzeitigen Entritualisierung der Beziehung der Kasten untereinander. An die Stelle der rituellen Hierarchie geschlossener Statusgruppen tritt ein offenes System sozialer Schichtung, in dem beispielsweise die Zugehörigkeit zu den neuen Mittelschichten Mitgliedern aller Kasten offen steht. Die demokratische Politik hat insgesamt zu einer Säkularisierung des Kastensystems geführt. (ICE)

[176-L] Simonson, Julia; Engel, Uwe: Effekte sozialer Ungleichheit und Heterogenität: Mehrebenenmodelle für Querschnitts- und Paneldaten, in: Uwe Engel (Hrsg.): Bildung und soziale Ungleichheit : methodologische und strukturelle Analysen, Bonn: Informationszentrum Sozialwiss., 2005, S. 53-80, ISBN: 3-82060147-3 INHALT: Auf der Datenbasis des deutschen SOEP von 1998 bis 2001 werden Mehrebenenmodelle für Querschnitt- und Paneldaten berechnet, um Effekte struktureller Differenzierung im Sinne von Statusinkonsistenz auf Individualebene und relationaler Statusinkongruenz auf Haushaltsebene schätzen zu können. Zu den untersuchten Reaktionen auf Statusinkonsistenz und -inkongruenz zählen die individuelle Mobilitätsbereitschaft, das politische Interesse, die Frequenz kultureller Aktivitäten sowie die Zufriedenheit mit dem eigenen Lebensstandard und dem Haushaltseinkommen. Einbezogen werden Effekte verschiedener Formen von Statusinkonsistenz, die jeweils Bildung als Investitionsstatus beinhalten, sich aber hinsichtlich der berücksichtigten Gratifikationsdimension unterscheiden. Statusinkonsistenz wird anhand des Erwartungskriteriums operationalisiert. Es zeigt sich, dass der Erklärungsbeitrag der verschiedenen Statusinkonsistenz-Maße zwar eher gering ist, Effekte struktureller Differenzierung im Sinne von Statusinkonsistenz und relationaler Statusinkongruenz jedoch durchaus vorhanden sind. (ICE2)

[177-L] Sutterlüty, Ferdinand: Blutsbande: ethnische 'Verwandtschaft' als Tiefendimension sozialer Ungleichheit, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 1, S. 36-70 INHALT: Der Autor berichtet über die Ergebnisse einer Fallstudie, die im Rahmen des Forschungsprojekts "Negative Klassifikationen. Ideologien der Ungleichwertigkeit in den sym-

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bolischen Ordnungen gegenwärtiger Sozialgruppen" von 2002 bis 2005 am Institut für Sozialforschung der Universität Bern durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt stehen die sozialen Konflikte zwischen deutschen und türkischen Bewohnern in Barren-Ost, einer Stadt im Ruhrgebiet mit ca. 125.000 Einwohnern und einem hohen Ausländeranteil. Die vorliegende Fallstudie zeigt, in welchem Maße Misstrauen und abwertende Fremdbilder auf beiden Seiten vorherrschen, und dass alle Bemühungen, zwischen den ethnischen Gruppen dauerhafte Austauschbeziehungen herzustellen, immer wieder empfindliche Rückschläge erfahren. Es werden vor allem folgende Fragen untersucht: Welches sind die Gründe für ein mehr oder weniger friedliches "Nebeneinander" zwischen der deutschen und der türkischen Bevölkerung in Barren-Ost? Warum wird eine so rigorose Scheidelinie zwischen "Türken" und "Deutschen" gezogen? Welche Mechanismen und Interpretationsmuster sind für die hartnäckige Persistenz ethnischer Grenzziehung und Stigmatisierung verantwortlich? Empirisches Material der Fallstudie bilden zwei Blutspendeaktionen, die das Rote Kreuz bei der Islamischen Kulturgemeinschaft, einem türkischen Moscheeverein in Barren-Ost, durchgeführt hat. (ICI2)

[178-L] Vester, Michael: Der Kampf um soziale Gerechtigkeit: Zumutungen und Bewältigungsstrategien in der Krise des deutschen Sozialmodells, in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg: Hamburger Ed., 2006, S. 243-293, ISBN: 3-936096-69-4 INHALT: In der Bundesrepublik Deutschland hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg das neue, breit akzeptierte Modell des Wohlfahrtsstaates in seinen konservativen, liberalen und sozialdemokratischen Varianten durchgesetzt. Dieses Regulierungsmodell ist derzeit wieder in Frage gestellt. Der Beitrag beschreibt diesen Wandel anhand der Entwicklungsphasen des sozialstrukturellen Modells der alten Bundesrepublik. Die neuen Dynamiken im Feld der sozialen Milieus, die die Bewältigung des Alltagslebens betreffen und der politischen Lager, die die politischen Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit betreffen, werden dargestellt. Die Verschiedenheit der Strategien, mit denen die Milieus oft die gleiche objektive Lage bewältigen, wird einzeln aufgezeigt und in Landkarten der Gesamtgesellschaft zusammengefasst. Als Mittel, das Feld der sozialen Kräftekonstellationen darzustellen, wird das Paradigma des mehrdimensionalen sozialen Raums von Bourdieu genutzt. (GB)

[179-L] Vogel, Berthold: Soziale Verwundbarkeit und prekärer Wohlstand: für ein verändertes Vokabular sozialer Ungleichheit, in: Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.): Das Problem der Exklusion : Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige, Hamburg: Hamburger Ed., 2006, S. 342-355, ISBN: 3936096-69-4 INHALT: Die beiden Begriffe "soziale Verwundbarkeit" und "prekärer Wohlstand" repräsentieren ein neues Vokabular in der Ungleichheitsforschung, das auf ambivalente, uneindeutige und spannungsreiche soziale Lagen zielt. Sie nehmen eine fragile und prekäre Zone in den Blick, in der der erreichte Lebensstandard und die errungenen beruflichen und sozialen Positionen in verschiedener Hinsicht als gefährdet erscheinen. In diesem Bereich der Gesellschaft steht die Frage von Auf- und Abstieg, von Stabilisierung und Destabilisierung, von Sicherheit und Unsicherheit zur Diskussion. In der Ungleichheitsforschung rücken unter dieser Perspek-

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tive Biografien und Erwerbsverläufe sowie Familien und Haushalte in den Blickpunkt. Die soziologische Betrachtung wendet sich von den Randlagen in das Zentrum der Gesellschaft hin zu den Quellen möglicher oder wahrscheinlicher Exklusions- und Abstiegsprozesse. (GB)

[180-L] Wahl, Anke: Geld und Lebensstil: zur symbolischen Repräsentation sozialer Ungleichheit, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4679-4689, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "In den 1980er und 1990er Jahren rückt die sozialstrukturelle Forschung Fragen der Stilisierung des Lebens und der Bedeutung des Konsums zur Symbolisierung von Lebensstilen und zur Formung der eigenen Identität in den Mittelpunkt der Betrachtung. Gegenwärtig lenken Massenarbeitslosigkeit, Probleme der sozialen Sicherung und gesellschaftliche Polarisierungstendenzen die Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf objektive Bedingungen, Handlungszwänge und -restriktionen. So sprechen zeitdiagnostische Indizien dafür, dass soziale Distinktionspraktiken - vor allem auch im Zuge der relativen Entwertung höherer Bildungsabschlüsse - wieder verstärkt auf monetäre Ressourcen und Geldvermögen Bezug nehmen. Vor diesem Hintergrund ist es Ziel des Beitrags, die Rolle des Geldes für die Strukturierung sozialer Verhältnisse in der Gegenwartsgesellschaft zu beleuchten. Es soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Geld nicht nur die wirtschaftlichen Interessen der am Austauschprozess beteiligten Akteure, sondern insbesondere auch deren soziale, kognitive und ästhetische Orientierungen prägt. Weit davon entfernt, nur ein Mittel zur effizienten Gestaltung des Warenaustausches zu sein, kommt Geld, so die These, eine eigenständige soziale Realität zu, die bis in die Kultur hinein ausstrahlt und Konsum, Lebensstil und Identität der Individuen prägt. Im ersten Teil des Beitrags wird anhand der geldtheoretischen Untersuchungen Simmels gezeigt, dass das Geld als Medium 'höherer Ordnung' zu betrachten ist, das auf sozial, sachlich und zeitlich unbestimmte Eigentumsrechte verweist. Im zweiten Teil geht es um die Entwicklung der Einkommen und Vermögen in Deutschland. Der für Deutschland festzustellende Zuwachs besser verdienender, reicher und auch besonders reicher Haushalte wird dargestellt. Auf der Grundlage der Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichproben 1993 und 2003 werden im dritten Teil des Referats empirische Befunde zur Entwicklung des Sparund Anlageverhaltens und seiner Auswirkungen auf den individuellen Lebensstil präsentiert. Es kann gezeigt werden, dass Geld im Konsum und Lebensstil der Individuen ein Macht- und Ungleichheitsgefälle erzeugt, das über die rein quantitative Dimension, das reine Mehr und Weniger des Geldes schließlich weit hinausreicht." (Autorenreferat)

[181-L] Wilson, William Julius: Social theory and the concept 'underclass', in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 90104, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "The use of the concept 'underclass' has been the subject of considerable debate among scholars of urban poverty. Many question the meaning of the term and its value as a social category, and react critically to the way the term has been appropriated by those intellectuals

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and journalists whose ideological views and orientations strongly influence their perceptions of the urban poor (Hughes 1989; Aponte 1990; Katz 1993; Gans 1995; O'Connor 2001). However, in their critical commentary the scholars of urban poverty do not address, in theoretical terms, the scientific import of the concept 'underclass;' that is, its role in the description, explanation and prediction of social behavior. Rather they object to the way the term is used to label a subgroup of the urban poor whose cultural traits are thought to be different from those of the larger society. In this paper, the author considers whether a theoretically defined concept of underclass - as opposed to the nonsystematic and atheoretical usages - can be helpful in social scientific discourse. But first, by way of background, let him examine briefly the various ways the term 'underclass' has been used in published writings down through the years." (excerpt)

[182-L] Zinn, Jens O.: Ungleiche und unterschiedliche biographische (Un-)Sicherheit: konzeptioneller Wandel und Perspektiven für die Ungleichheitsforschung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4595-4602, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Biographische Unsicherheit als Folge von gesellschaftlichen Individualisierungs- und individuellen Biographisierungsprozessen lenkt den Blick auf allgemeine gesellschaftliche Veränderungen. Schichten- oder Klassenzugehörigkeit sowie herkunftsspezifische Unterschiede, die durch die ungleiche Verteilung von Ressourcen (u.a. kulturellem Kapital) befördert werden, bleiben dabei oft unterbelichtet. Gleichzeitig gibt es Hinweise auf die Zunahme von Unterschiedlichkeiten bei der Lebensgestaltung, ohne dass sich diese Unterschiede etwa in Lebensstilen, Lebensplanung und biographischer Unsicherheitsbearbeitung zwangsläufig und in eindeutiger Weise in sozialen Ungleichheiten niederschlagen würden. Wird die Frage nach Ungleichheit oder Unterschiedlichkeit biographischer (Un)-Sicherheit gestellt, ist nicht unbedingt ein eindeutiges Ergebnis zu erwarten, sondern unterschiedliche Ergebnisse in Abhängigkeit von der jeweiligen Forschungsperspektive. Denn unterschiedliche Perspektiven beschreiben nicht einfach eine bestimmte objektive Wirklichkeit, sondern konstruieren die Probleme und die Wirklichkeit, die sie beobachten, gleich mit. Der Vortrag geht der Frage nach, wie in unterschiedlichen Forschungsansätzen (z.B. Biographieforschung, Sozialisationsforschung) aufgrund impliziter oder expliziter konzeptioneller Entscheidungen, biographische Unsicherheit konstruiert wird und welche Folgen sich daraus für die Analyse des Verhältnisses von sozialer Ungleichheit und Unterschiedlichkeit ergeben." (Autorenreferat)

4 Sozialstruktur II: Prozess [183-L] Böschen, Stefan; Kratzer, Nick; May, Stefan (Hrsg.): Nebenfolgen: Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2006, 293 S., ISBN: 3-934730-02-7 (Standort: UB Bonn(5)2006/5309)

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INHALT: "Ohne Zweifel gehört die Theorie reflexiver Modernisierung in den Kreis der populärsten Gegenwartsdiagnosen. In diesem Theoriegebäude, das Ulrich Beck in der Risikogesellschaft (1980 erstmals umrissen und seither in einer Vielzahl von Publikationen weiter ausgebaut hat, spielt die Denkfigur der Nebenfolgen eine zentrale Rolle: Es sind die (nichtintendierten) Nebenfolgen erfolgreicher Modernisierungsprozesse, die zur Funktions- und Legitimationskrise der sogenannten 'ersten Moderne' führen. An vielen Beispielen - etwa den neuen Risikolagen, der Erosion moderner Familienstrukturen oder der Arbeitsgesellschaft, der die (bezahlte) Arbeit ausgeht - lässt sich auch sinnfällig illustrieren, dass jene Nebenfolgen Produkte des Programms der Moderne sind. Nun könnte man einfach feststellen: 'So what?'. Denn moderne Gesellschaften sind programmatisch Wandlungsgesellschaften. Aber: Es sind genau diese Phänomene eines nebenfolgeninduzierten Wandels, welche nun die Rahmenbedingungen für den Wandel selbst in Frage stellen. Die durch die gelungene Durchsetzung der Modernisierungsprogrammatik erzeugten Effekte scheinen mit eben diesem Programm nicht mehr bewältigbar zu sein. Damit stellt das Nebenfolgentheorem einen zentralen Baustein in Becks Theorie sozialen Wandels dar. Gleichwohl bleibt dieses Theorem seltsam unbestimmt. Es fehlt an einer theoretischen, aber auch empirischen Überprüfung. Weder ist die Frage nach der theoretischen, historischen und empirischen Reichweite ausreichend geklärt noch liegt eine aufschlussreiche, präzise Analytik vor, die für weiterführende Arbeiten an und mit diesem Theorem notwendig wäre. - Eben dieser Aufgabe stellen sich die Herausgeber und Autorinnen dieses Bandes." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stefan Böschen; Nick Kratzer; Stefan May: Einleitung: Die Renaissance des Nebenfolgentheorems in der Analyse moderner Gesellschaften (7-38); Boris Holzer: Denn sie wissen nicht, was sie tun? Nebenfolgen als Anlass soziologischer Aufklärung und als Problem gesellschaftlicher Selbstbeschreibung (39-64); Sabine Pfeiffer: Dialektik der Nebenfolgen. Eine Annäherung am Beispiel von Informatisierungsprozessen (65-87); Markus König: Die Krise und Transformation des Steuerstaates. Finanzpolitische Nebenfolgen im Zeitalter der Globalisierung (89-128); Willy Viehöver: Kategoriale Uneindeutigkeiten an den Grenzen zwischen Natur und Gesellschaft: Eine Nebenfolge der Modernisierung? (129-184); Stefan Böschen; Nick Kratzer; Stefan May: Zusammenfassung: Zeitalter der Nebenfolgen. Kontinuität oder Diskontinuität in der Entwicklungsdynamik moderner Gesellschaften? (185-256).

[184-L] Böschen, Stefan; Kratzer, Nick; May, Stefan: Die Renaissance des Nebenfolgentheorems in der Analyse moderner Gesellschaften, in: Stefan Böschen, Nick Kratzer, Stefan May (Hrsg.): Nebenfolgen : Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2006, S. 7-38, ISBN: 3-934730-02-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5309) INHALT: In einem ersten Schritt werden klassische Konzeptionen des Zusammenhangs von Moderne und Nebenfolgen vorgestellt, die als Referenzpunkt für die Renaissance der Diskussion um Nebenfolgen dienen können. Die Verfasser gehen hier besonders auf Durkheim und Max Weber ein. Vor diesem Hintergrund werden am aktuellen Stand der modernisierungstheoretischen Debatten Fehlstellen und Problembereiche herkömmlicher Modernisierungstheorien aufgezeigt. Trotz einer Reihe attraktiver Deutungsangebote teilt auch die Theorie der reflexiven Modernisierung mit den klassischen Modernisierungstheorien eine Reihe problematischer Prämissen. Kernprobleme des Zusammenhangs von Modernisierung und Nebenfolgen werden in den Beiträgen des Sammelbandes angesprochen, den der vorliegende Aufsatz einleitet. Ein Überblick über diese Beiträge schließt diese Einleitung ab. (ICE2)

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[185-L] Böschen, Stefan; Kratzer, Nick; May, Stefan: Zeitalter der Nebenfolgen: Kontinuität oder Diskontinuität in der Entwicklungsdynamik moderner Gesellschaften?, in: Stefan Böschen, Nick Kratzer, Stefan May (Hrsg.): Nebenfolgen : Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2006, S. 185-256, ISBN: 3-934730-02-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5309) INHALT: Der den vorliegenden Sammelband abschließende Essay der Herausgeber versucht, die wichtigsten Einsichten aus den einzelnen Beiträgen zusammenzuführen und vor diesem Hintergrund drei Felder für eine soziologische Analyse von Nebenfolgen zu erschließen. Die Autoren schlagen vor, nicht nur eine historische und theoretische Soziologie der Nebenfolgen als Felder zu erschließen, sondern die besondere Pointierung der Nebenfolgenanalyse reflexiver Modernisierung in einer politischen Soziologie der Nebenfolgen auszumachen. Die Argumentation geschieht in folgenden Schritten. Zunächst kommen handlungs- wie differenzierungstheoretische Überlegungen zu Wort, insofern sie die Frage der Nebenfolge aufwerfen und sich in die Diskussion um eine Theorie der Selbsttransformation von Gesellschaft einrücken lassen. Darauf aufbauend wird ein Drei-Ebenen-Modell zur Erfassung von Nebenfolgen vorgestellt. Der dritte Schritt dient der Konturierung eines begrifflichen Instrumentariums, das die Beobachtung von "Nebenfolgen zweiter Ordnung" in der reflexiven Moderne ermöglicht. Abschließend skizzieren die Autoren das Problem der Differenzierung zwischen normalem und außergewöhnlichem Wandel für die Entwicklung einer Theorie der Selbsttransformation moderner Gesellschaften. (ICA2)

[186-L] Bremer, Helmut; Lange-Vester, Andrea (Hrsg.): Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur: die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen, (Reihe "Sozialstrukturanalyse"), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 419 S., ISBN: 3-531-14679-3 INHALT: "Soziale, wirtschaftliche und politische Probleme spitzen sich gegenwärtig zu. Die Akteure sehen sich zunehmend zu Eigenverantwortung und Flexibilität im Erwerbs- und Bildungsbereich gefordert. Betroffen sind längst nicht mehr nur die unterprivilegierten sozialen Milieus. Deklassierungsängste erreichen inzwischen weite Teile der bislang gesicherten gesellschaftlichen Mitte. Der Band versammelt Beiträge, die die Entwicklungen und Umstellungen mit dem vieldiskutierten Konzept der sozialen Milieus untersuchen. Dieser Ansatz, der sowohl den Fortbestand sozialer Klassen als auch deren Ausdifferenzierung in sozialen Milieus untersucht, zielt in seinen Analysen zur Entwicklung sozialer Ungleichheit auf die Habitusmuster und Lebensführungen der verschiedenen Milieus." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Helmut Bremer/Andrea Lange-Vester Einleitung (11-36); Peter von Oertzen: Klasse und Milieu als Bedingungen gesellschaftlich-politischen Handelns (37-69); Peter A. Berger: Soziale Milieus und die Ambivalenzen der Informations- und Wissensgesellschaft (73-101); Rainer Geißler/Sonja Weber-Menges: "Natürlich gibt es heute noch Schichten!" Bilder der modernen Sozialstruktur in den Köpfen der Menschen (102-127); Franz Schultheis: Die Metamorphosen der sozialen Frage in Zeiten des neuen Geistes des Kapitalismus (128-140); Reimund Anhut/Wilhelm Heitmeyer: Folgen gesellschaftlicher Entsolidarisierung (141-165); Steffani Engler: Studentische Lebensstile und Geschlecht (169-185); Helmut Bremer: Die Transformation sozialer Selektivität. Soziale Milieus und Traditionslinien der Weiterbildungsteilnahme (186-211); Uwe H. Bittlingmayer/Ullrich Bauer: Ungleichheit Bildung - Herrschaft. Zur politischen Soziologie der Milieutheorie Michael Vesters (212-

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234); Olaf Groh-Samberg: Arbeitermilieus in der Ära der Deindustrialisierung. Alte Benachteiligungen, gebrochene Flugbahnen, neue Ausgrenzungen (237-261); Michael Hofmann/ Dieter Rink: Vom Arbeiterstaat zur de-klassierten Gesellschaft? Ostdeutsche Arbeitermilieus zwischen Auflösung und Aufmüpfigkeit (262-284); Susanne Völker: Umstellungsstrategien in ostdeutschen Arbeitnehmerinnenmilieus: Pragmatische Selbstbehauptungen (285-307); Daniel Gardemin: Mittlere Arbeitnehmermilieus und Strategien der Respektabilität (308331); Heiko Geiling: Milieu und Stadt. Zur Theorie und Methode einer politischen Soziologie der Stadt (335-359); Gisela Wiebke: Ähnlichkeit oder Differenz - was bestimmt heute das Zusammenleben von türkischen und deutschen Jugendlichen? (360-384); Fritz Erich Anhelm: Protestantische Anthropologie und säkularisierter Habitus. Über den theologischen Zugang zu milieuspezifischen Lebensweisen und Orientierungen (385-400); Wolfgang Vögele: Kirche im Reformprozess: Theologische Prämissen und die Pluralität sozialer Milieus (401-415).

[187-L] Brosziewski, Achim: Die Beobachtung der Innovation, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4666-4675, ISBN: 3593-37887-6 INHALT: "Der Beitrag nutzt insbesondere zwei Ressourcen aus der Systemtheorie von Niklas Luhmann: zum einen die Beobachtungstheorie, zum anderen die Unterscheidung dreier Dimensionen von Sinn: die sachliche, die zeitliche und die soziale Sinndimension. Dieser Theoriekontext erlaubt folgende Thesen: 1. Innovation ist selbst eine Form der Beobachtung; 2. die Beobachtungsform 'Innovation' inszeniert einen Stillstand der Zeit, in dem sich sachliche und soziale Differenzen ausagieren lassen; 3. der sozialstrukturelle Einsatzpunkt der Innovationsbeobachtung liegt in der wechselseitigen Beobachtung von Massenmedien und Organisationen." (Autorenreferat)

[188-L] Delanty, Gerard: Multiple modernities and globalization, in: Protosociology : an international journal of interdisciplinary research, Vol. 20/2004, S. 165-185 (Standort: USB Köln(38)-XG07319; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.protosociology.de/Volumes/Volume20.html) INHALT: "What is often called 'multiple' modernities is best seen as referring to the different expressions of an increasingly emergent global modernity rather than simply to multiple societal forms. Modernity is not converging into a unitary, homogenous form; rather it denotes an isomorphic condition of common aspirations, learning mechanisms, visions of the world, modes of communication. As such modernity can arise anywhere in the world; it is not a specific tradition or societal form but a mode of processing, or translating, culture. Modernity is a particular way of transmitting culture that transforms that which it takes over; it is not a culture of its own and therefore can take root anywhere at any time. This is because every translation is a transformation of both the object and the subject. The essence of modernity is a capacity to transform culture in a continuous process of translation." (author's abstract)

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[189-L] Dittrich, Eckhard: Perspektiven neuer Transformationsforschung, in: Raj Kollmorgen (Hrsg.): Transformation als Typ sozialen Wandels : postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche, Münster: Lit Verl., 2005, S. 85-92, ISBN: 3-8258-7868-6 (Standort: USB Köln(38)-33A3984) INHALT: Der Beitrag diskutiert das Verhältnis von Transformation und Modernisierung im Anschluss an neue Theoriekonzeptionen. Grundthese ist, dass sich Transformationen zwar simplifizierenden modernisierungstheoretischen Modellen verweigern, jedoch in der neueren Debatte (A. Giddens, G. Therborn u.a.) zahlreiche Anknüpfungspunkte für angemessene transformationstheoretische Ansätze vorliegen. Der Autor versteht Modernisierung als facettenreichen und multidimensionalen Prozess, der nicht auf einen Faktor oder eine Dimension reduziert werden kann. Mehrebenenansätze versprechen hier analytische Komplexitätsgewinne und erlauben die notwendige Verschränkung von gesellschaftlicher Makro-, Mikro- und Mesoebene. Solche Ansätze stehen vor der Aufgabe, Akteurs-, Institutionen- und Systemperspektiven zu verschränken. Bei den anzustrebenden Mehrebenenanalysen ist analytisch darauf zu achten, dass Ebenenverschränkungen denkbar bleiben. So hat die jahrelange Vernachlässigung beispielsweise der Analyse der Voraussetzungen wirtschaftlichen Handelns in der Transformationsforschung zur Vorherrschaft des abstrakten Universalismus der neoliberalen Politik des Marktes mit beigetragen, ohne dessen Interessenbezogenheit wirklich analytisch in den Griff zu bekommen. (ICA2)

[190-F] Holzer, Boris, Ph.D. (Bearbeitung); Beck, Ulrich, Prof.Dr.; Kieserling, André, Prof.Dr. (Leitung): Folgeprobleme gesellschaftlicher Modernisierung: zu den theoretischen Grundlagen einer Theorie reflexiver Modernisierung (Teilprojekt A1) INHALT: Ziel des Teilprojekts ist es, die Idee der reflexiven Modernisierung auf die breitere sozialtheoretische und speziell gesellschaftstheoretische Diskussion zurückzubeziehen. Bisher hat sich die Theorie reflexiver Modernisierung überwiegend mit sozialstrukturellen Neuerscheinungen beschäftigt und damit zur Zeitdiagnose der Gegenwartsgesellschaft beigetragen. Gerade deshalb wurde jedoch der Einwand vorgebracht, sie habe keine ausreichende Fundierung in einer Gesellschaftstheorie, die sich auch unabhängig von den jeweiligen Tagesthemen formulieren und im Vergleich mit konkurrierenden Theorieangeboten verteidigen lässt. Zum Teil handelt es sich hierbei um ein Rezeptionsproblem. Die bisherige Diskussion erscheint oft als entkoppelte Menge von themenspezifischen Einzelrezeptionen. So wurden die Aussagen der Theorie über Risiko unabhängig von ihren Aussagen über Individualisierung oder Globalisierung behandelt. Dies hatte den Vorzug, dass es der Theorie reflexiver Modernisierung wie kaum einer anderen soziologischen Theorie gelungen ist, in relativ viele Spezialsoziologien einzudringen. Dabei ist die Frage nach der analytischen Einheit der Theorie selbst allerdings entschieden zu kurz gekommen. In diesem Forschungsprojekt soll deshalb versucht werden, das Profil der Theorie reflexiver Modernisierung durch den Vergleich mit anderen Theorieangeboten zu schärfen. Mit den Mitteln eines problembezogenen Theorievergleichs soll gezeigt werden, dass es sich bei der Theorie reflexiver Modernisierung um ein grundbegrifflich eigenständiges Forschungsprogramm handelt. Dieses lässt sich weder auf die Handlungstheorie noch auf die Systemtheorie noch auf den Sozialkonstruktivismus zurückführen, obwohl es Argumente aus all diesen Kontexten aufzunehmen und zu bündeln versucht.

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METHODE: Da es sich bei dem Teilprojekt um ein Theorieprojekt handelt, sind keinerlei projekteigene empirische Forschungen vorgesehen. Das schließt die kritische und primär begrifflich interessierte Sekundäranalyse von schon publizierten Forschungsergebnissen selbstverständlich nicht aus. Erst recht bedürfen diejenigen Ergebnisse, zu denen der übrige SFB gelangt, einer laufenden Auswertung und Abstimmung mit der generellen Linie des theoretischen Teilprojekts. In der Hauptsache jedoch wird die Methode dieses Teilprojekts der kontrollierte Theorievergleich in systematischer Absicht sein. Der empirische Bezug wird durch die in den einzelnen Teilprojekten erarbeiteten Daten und Fallbeispiele hergestellt, die in die Reflexion des Theorieprojekts einbezogen werden sollen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Beck, U.: The cosmopolitan perspective: sociology of the second age of modernity. in: British Journal of Sociology, 51, 2000, 1, S. 79-105.+++Beck, Ulrich; Bonß, Wolfgang; Lau, Christoph: Theore reflexiver Modernisierung: Fragestellungen, Hypothesen, Forschungsprogramme. in: Beck, Ulrich; Bonß, Wolfgang (Hrsg.): Die Modernisierung der Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001, S. 11-59. ISBN 3-518-291084.+++Beck, U.; Loon, J.v.; Adam, B. (eds.): The risk society and beyond: critical issues for social theory. London: Sage 2000. ISBN 0-7619-6468-1.+++Holzer, B.; Sorensen, M.P.: Refleksiv modernisering og subpolitik. in: Slagmark, 34, 2002, S. 61-78.+++Holzer, B.; Sorensen, M.P.: Rethinking subpolitics: beyond the 'iron cage' of modern politics? in: Theory, Culture & Society 20, 2003, pp. 79-102.+++Kieserling, Andre: Das Ende der guten Gesellschaft. in: Soziale Systeme: Zeitschrift für soziologische Theorie, Bd. 7, 2001, H. 1, S. 177-191. ARBEITSPAPIERE: Beck, U.: Cosmopolitan sociology. How to make sense of globalization. Paper presented at the Sociology Conference Israel, Jerusalem, 2001.+++Beck, U.: Risk and power: the loss of confidence and the fragility of markets in global risk society. Cambridge, MA: Lecture at Harvard University, April 2001.+++Kieserling, A.: Differenzierungsformen und ihre Folgeprobleme. Diskussionspapier des Teilprojekts A1 des SFB 536 "Reflexive Modernisierung". München 1999.+++Kuchler, B.: Zur Theoriegeschichte von Nebenfolgen. Diskussionspapier des Teilprojekts A1 des SFB 536 "Reflexive Modernisierung". München 2000. ART: gefördert BEGINN: 1999-07 ENDE: 2002-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: SFB 536 Reflexive Modernisierung (Theresienstr. 37-39, 80333 München); Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Beck (Konradstr. 6, 80801 München); Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Soziologie Abt. Politische Institutionen (ColonelKleinmann-Weg 2, 55099 Mainz) KONTAKT: Beck, Ulrich (Prof.Dr. Tel. 089-2180-3221, Fax: 089-2180-6301, e-mail: [email protected]); Kieserling, Andre (Prof.Dr. e-mail: [email protected]); Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[191-L] Holzer, Boris: Denn sie wissen nicht, was sie tun?: Nebenfolgen als Anlass soziologischer Aufklärung und als Problem gesellschaftlicher Selbstbeschreibung, in: Stefan Böschen, Nick Kratzer, Stefan May (Hrsg.): Nebenfolgen : Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2006, S. 39-64, ISBN: 3-934730-02-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5309)

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INHALT: Die Theorie reflexiver Modernisierung macht die Frage nach den Nebenfolgen zu einem zentralen Motiv der Gesellschaftstheorie. Im Vergleich zu anderen Theorien, die den unbeabsichtigten Folgen sozialen Handelns ebenfalls Aufmerksamkeit widmen, betont sie vor allem das zeitdiagnostische Potenzial des Konzepts. Beinahe alle größeren soziologischen Theorien von Marx bis Luhmann kennen Argumente für die "Transintentionalität des Sozialen". Die Theorie reflexiver Modernisierung spitzt diese jedoch insofern zu, als sie den Nebenfolgen eine besondere Relevanz und Sprengkraft für die Entwicklung (und möglicherweise: die Selbsttransformation) der modernen Gesellschaft zuspricht. Diese Thesen werden im vorliegenden Beitrag vor dem Hintergrund der Soziologie nicht-intendierter Handlungsfolgen diskutiert. Die breit gefächerte Diskussion um die unbeabsichtigten und manchmal unerwünschten Folgen sozialen Handelns wird kurz resümiert, um dann vier Fassungen des Problems zu unterscheiden: nicht-intendierte Handlungsfolgen als emergente, latente, perverse und externe Effekte. Anschließend wird diskutiert, inwiefern das Thema unbeabsichtigter Handlungsfolgen zum Anlass soziologischer Aufklärung wird und warum es sich als Vehikel für Gesellschaftskritik eignet. Die Theorie reflexiver Modernisierung, die an diese Diskussion anknüpft, kann sich allerdings nicht mehr auf die Gegenutopie einer intentionalen Vergesellschaftung stützen, wenn sie ihre eigene Diagnose der reflexiv modernisierten Gesellschaft ernst nimmt. (ICA2)

[192-L] John, René: Innovation als Ungleichheitsgenerator: eine evolutionäre Perspektive, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4647-4656, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Beliebtheit des Begriffes Innovation in der ökonomischen und politischen Rede hat zunächst mit seiner grundsätzlichen Beliebigkeit zu tun, denn Innovation kann alles genannt werden. Die Beliebtheit des Begriffes Innovation hat darüber hinaus aber ihre Ursache in der Wirkung des kommunikativen Gebrauchs als Unterscheidung zwischen Neuem und Alten. Seit Beginn der Moderne ist das Neue die bevorzugte Seite der zeitlichen Unterscheidung. Die Grenze wird durch Innovation markiert, die eben darum auch Ungleichheiten kennzeichnet; aus der Unterscheidung zwischen Neu und Alt wird der Unterschied zwischen Fortschritt und Stagnation, zwischen Moderne und Veralterung. In der Ökonomie werden notwendige Alleinstellungsmerkmale der Produzenten als Unterschiede an Innovation ausgeflaggt. Die nationalstaatlich gefasste Politik, die sich dieser Semantik annimmt, reproduziert diese Unterscheidung als einen Wettbewerb von politisch-territorial gefassten Einheiten auf dem Weltmarkt und erzeugt damit erst die gemeinte strukturelle Ungleichheit in der Gesellschaft. Dem dieser Semantik zugrunde liegende technisch-ökonomistische Innovationsbegriff ist in seinem Gehalt nachzugehen. Dabei zeigt sich, dass dieser Begriff wenig erklärt, aber viel im Dunklen lässt. Ein alternativer Begriff von Innovation, eingebettet in einer evolutionären Wandlungstheorie, macht dies deutlich und zeigt zudem die ungleichheitserzeugende Wirkung einer verkürzten Innovationssemantik." (Autorenreferat)

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[193-L] Kolland, Franz: Entwicklung und sozialer Wandel im globalen Kontext, in: Franz Kolland, August Gächter (Hrsg.): Einführung in die Entwicklungssoziologie : Themen, Methoden, Analysen, Wien: Mandelbaum Verl., 2005, S. 9-41, ISBN: 3-85476-138-4 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-sozy510k84) INHALT: Der Verfasser setzt sich zunächst kritisch mit dem Begriff der Entwicklung und dessen Geschichte und Wandel bis hin zum Konzept des "Post-Developmentalism" auseinander. Er wendet sich dann dem soziologischen Konzept gesellschaftlicher Veränderung ("sozialer Wandel") zu und unterscheidet hier drei Formen entwicklungslogischen Denkens: Fortschrittsglaube und -optimismus im Zuge der Aufklärung, Darwinismus und Sozialdarwinismus sowie Modernisierungstheorie. Die Geschichte der Soziologie des sozialen Wandels gliedert er in eine "heroische" Phase (Comte, Spencer, Marx), eine klassisch-soziologische Phase (Weber) und eine zeitgenössische Phase (Elias, Parsons). Die Kritik an den verschiedenen Theorieangeboten zur Erklärung sozialen Wandels seit Beginn der 1980er Jahre macht nach Einschätzung des Verfassers eine zunehmende Skepsis gegenüber der Teleologie des Modernisierungsdenkens sichtbar. (ICE)

[194-L] Kollmorgen, Raj (Hrsg.): Transformation als Typ sozialen Wandels: postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche, (Gesellschaftliche Transformationen ; societal transformations, Bd. 3), (Konferenz "Gesellschaftstransformation als Typ sozialen Wandels. Erträge und Perspektiven vergleichender Transformationsforschung", 2004, Magdeburg), Münster: Lit Verl. 2005, 279 S., ISBN: 3-8258-7868-6 (Standort: USB Köln(38)-33A3984) INHALT: "Ausgehend von den postsozialistischen Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa diskutieren die Beiträge Gehalte und Vergleichbarkeiten gesellschaftlicher Transformationsprozesse. Neben stärker theoretisch-konzeptuellen Überlegungen enthält der Band empirischvergleichende Analysen, die sich vor allem mit wirtschaftlichen Restrukturierungsprozessen, ihren Akteuren und deren sozialen Einbettungen befassen. Behandelt werden unter anderem Kleinunternehmer, Händler und Landwirte im Kontext von Eigentumsreformen, Netzwerken und Lebensweisen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Raj Kollmorgen: Einleitung: Gesellschaftstransformation zwischen Postsozialismus und konzeptueller Öffnung (7-17); Raj Kollmorgen: Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp. Eine komparative Analyse (21-46); Anton Sterbling: Der gesellschaftliche Wandel in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa in einer vergleichenden Perspektive (47-62); Nikolai Genov: Instrumenteller Aktivismus und nachhaltige Entwicklung? Fragen aus der osteuropäischen Erfahrung (63-84); Eckhard Dittrich: Perspektiven neuer Transformationsforschung (85-92); Michael Thomas: Ostdeutscher Stillstand versus ungleichzeitige Lernprozesse - Transformationsmodus und Innovationsblockaden (95-110); Kerstin Zimmer: Der Glanz der Vergangenheit: Kulturelle Entwicklungsblockaden in der Transformation des Donbass (111-132); Gudrun Goes: Russische Schriftsteller und die gesellschaftliche Transformation (133-149); Eckhard Dittrich, Heiko Schrader und Christo Stojanov: Wohin führt der Weg? Entstehungs- und Etablierungsmuster von Kleinunternehmen im Vergleich (153-168); Iryna Akimova und Gerhard Schwödiauer: Vertrauen in die Gerichtsbarkeit und Unternehmenserfolg in einer Transformationswirtschaft (169-190); Markus Kaiser: Cross-border Traders as Transformers (191-214); Irina Ivleva: Aufstieg und Transformation der Straßenökonomie in Russland: Sozioökonomische Erfahrungen im Zuge der postsozialistischen Entwicklung (215-228); Janet Sturgeon and Thomas

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Sikor: Fuzzy Property in Postsocialist Asia and Europe (229-240); Ingrid Oswald und Frank Ernst unter Mitarbeit von Eckhard Dittrich: Das industrialisierte Dorf: Zur Transformation ländlicher Lebensweisen in postsozialistischen Gesellschaften (241-257); Eckhard Dittrich und Rumiana Jeleva: Wirtschaftliche Restrukturierung auf dem Lande: Ein Beispiel aus Bulgarien (259-274).

[195-L] Kollmorgen, Raj: Gesellschaftstransformation als sozialer Wandlungstyp: eine komparative Analyse, in: Raj Kollmorgen (Hrsg.): Transformation als Typ sozialen Wandels : postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche, Münster: Lit Verl., 2005, S. 21-46, ISBN: 3-8258-78686 (Standort: USB Köln(38)-33A3984) INHALT: Der Beitrag diskutiert aus einer vergleichend typologischen Perspektive, ob es sich bei den Gesellschaftstransformationen der mittel- und osteuropäischen Länder um einen eigenen Typus handelt und wie darin die postsozialistischen Wandlungsprozesse eingeordnet werden können. Hauptthese ist, dass sich Gesellschaftstransformationen durch ihre Struktur, Dynamik, Zeitdauer und Akteurkonstellationen einerseits gegenüber anderen Wandlungsformen wie Modernisierung oder Entwicklung abgrenzen, andererseits nicht erst seit dem Jahr 1989 auftreten, sondern einen seit dem späten 19. Jahrhundert an Dominanz gewinnenden Typus repräsentieren. Als frühe Formen werden die Meiji-Restauration in Japan und die "sozialistischen Revolutionen" nach dem II. Weltkrieg in Osteuropa vergleichend herangezogen. Diese These wird schrittweise entfaltet, indem nach einigen theoretisch-methodologischen Überlegungen zunächst die postsozialistischen Umbrüche betrachtet und dann in komparativer Perspektive nach historisch vergleichbaren, dabei vor allem ähnlichen Transformationen gefragt wird. Darauf aufbauend werden Begriff, Struktur und Grundtypen von Gesellschaftstransformationen umrissen, um abschließend einige Folgerungen für die Transformationsforschung zu ziehen. (ICA2)

[196-L] Kößler, Reinhart: Die gesellschaftliche Moderne als komplexe Formation, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Sonderband, Bd. 1/2005, S. 72-82 INHALT: Der historische Prozess hat nicht nur die Ambivalenzen der Moderne, sondern auch die vielfältige Differenzierung innerhalb und zwischen den Strukturen moderner Gesellschaften erkennbar werden lassen. Die vorhandenen Modernisierungstheorien verfahren in ihren Analysen jedoch weitgehend linear und gelangen nicht über den starren Gegensatz zwischen externer und interner Verursachung von "Entwicklung" hinaus. Der Autor skizziert daher ein umfassendes Konzept der Moderne, das unter Rückgriff auf die Debatte um Produktionsweisen und Gesellschaftsformationen, insbesondere den Entwurf einer Mehrfaktoren-Theorie von Gerhard Hauck, in der Lage ist, die unterschiedlichen Ausformungen moderner Gesellschaften begrifflich zu integrieren und zueinander in Beziehung zu setzen. Er diskutiert vor allem die sehr heterogenen gesellschaftlichen Formbestimmungen von Arbeit, die in der Reproduktion kapitalistischer Gesellschaften zusammenwirken und unter das Kapital subsumiert sind. Die Beziehungen zwischen Produktionsweise und Entwicklungsweise in einer komplexen gesellschaftlichen Moderne mit ihren Ausformungen von Kapitalismus, Etatismus und Postkolonialismus verdeutlicht er anhand einer schematischen Übersicht und geht kurz auf das

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Verhältnis zwischen der Dritten Welt und den industriell-informationellen Zentralgesellschaften ein. (ICI2)

[197-L] Kratzer, Nick: Vermarktlichung und Individualisierung - zur Produktion von Ungleichheit in der Zweiten Moderne, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 540-552, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Im Vortrag werden zunächst Thesen zur Produktion sozialer Ungleichheit im gegenwärtigen Umbruch der Arbeitsgesellschaft dargestellt und empirisch untermauert. In einem zweiten Schritt werden zentralen Thesen der Theorie 'reflexiver Modernisierung' zur Entwicklung sozialer Ungleichheit vorgestellt und vor dem Hintergrund der empirischen Befunde und Thesen diskutiert. Die gegenwärtige Entwicklung von Arbeit ist durch zunehmende strukturelle Heterogenität und eine Zuspitzung sozialer Ungleichheiten gekennzeichnet. Zugleich ist eine eindeutige Tendenz der 'Vermarktlichung' zu beobachten. Die Tendenz der Vermarktlichung interpretieren wir als wesentliche Ursache für die empirisch beobachtbaren Tendenzen zunehmender Heterogenität und zugespitzter Ungleichheit. Das Prinzip der Vermarktlichung produziert und reproduziert in systematischer Weise soziale Ungleichheit. Die neue Unmittelbarkeit von Markt und Individuum durch die 'Erosion der institutionellen Mitte' (betrieblich und wohlfahrtsstaatlich) wirft neue Fragen auf: Was bedeutet Individualisierung in Zeiten radikaler Vermarktlichung? Und: Was bedeutet Individualisierung, wenn der Fahrstuhl nach unten fährt? " (Autorenreferat)

[198-L] Langenohl, Andreas: Rescuing/ abandoning the convergence claim: modernization processes and criticism, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2895-2904, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "The editor argues that the convergence claim characterising classic modernization theory is not tenable anymore unless it is lifted onto a discursive level. It can be rescued for contemporary modernization theory only if it is linked to the development of practices of critical examination of the modernization project itself. Rather than the emergence of certain structural patterns or interpretive templates and attitudes, modernization theory can take as its point of departure the general tendency toward the development of immanent criticism of society that characterises modernising and modernised societies. Recent theoretical work highlights the inescapability of conflicts in modern societies. Thereby it is not so much the differences between different types of societal modernization patterns that cause conflicts in the contemporary world, but instead the different claims and attitudes within modernised and modernising societies that are increasingly confronting each other. What therefore generates conflicts is not so much the factual (non-)convergence of societal processes but rather a 'sense of involvement in the project of universalism' (J. Alexander) the consequences of which are open to dispute. The emergence of a critical potential within society that turns the various modernization projects into reflexivity and confronts them with their own aims and means is therefore common to all processes of societal modernization. The commonality of 'different'

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modernities is the acceleration of fundamental politicisation that brings about immanent criticism of the modernization project itself. This approach contests the following shortcomings of modernization theory so far: its latent Eurocentric bias due to which some societies are 'more modern' than others; the 'container metaphor' which tends to treat societies as selfsufficient systems; the teleological and/ or evolutionary tendency that explicitly or implicitly characterises most approaches toward societal modernization: at the moment that the 'critical stage' is achieved evolutionary constructions of social change become themselves a field of political contestation." (author's abstract)

[199-L] Loer, Thomas: Wandel ohne Transformation?: Präliminarien zu einer Studie über Reproduktion und Transformation soziokultureller Einflussstrukturen in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels am Fall Lettlands, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1042-1057, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: Der Beitrag stützt sich auf Lebensgeschichten aus Lettland, die im Archiv "Dzivesstasts" gesammelt sind. Dem Verfasser geht es in explorativer Absicht darum, die Bedeutung der soziokulturellen Konstellation für das Handeln und Deuten der in ihr sich bildenden Lebenspraxis herauszuarbeiten. Anknüpfend an Braudels "longue durée" und vor dem Hintergrund konstitutionstheoretischer Grundüberlegungen werden Momente einer historisch gebildeten Einflussstruktur der lettischen Kultur herausgearbeitet, die als bestimmende Elemente in die Habitusformation der Subjekte eingehen. Der Verfasser konstatiert ein "kommunikationsloses in sich Ruhen, das die äußeren Schicksalsstürme eher übersteht, als dass es ihnen widersteht" - eine Haltung, die es fraglich erscheinen lässt, ob man auf soziokultureller Ebene überhaupt von Transformation sprechen kann. (ICE2)

[200-L] Markert, Bernd; Fränzle, Stefan; Hosang, Maik: Vorzeichenwechsel: wie Gesellschaft sich verändern kann, Frankfurt am Main: P. Lang 2005, XVI, 181 S., ISBN: 3-631-54201-1 (Standort: USB Köln(38)-32A9851) INHALT: "Ausgehend von unterschiedlichen Erfahrungsbereichen wie etwa Wissenschaft, Politik etc. und deren jeweiligen Herausforderungen für ethisch verantwortetes Entscheiden und Handeln werden Theorie- und Handlungsprinzipien formuliert. Diese werden formal begründet und unter Berücksichtigung gewachsener kultureller, religiöser und demokratischer Traditionen sowie der Bedürfnisse des Einzelnen, der Gemeinschaft und Umwelt als Bausteine eines Gesamtkonzeptes verantwortlicher deutscher und europäischer Politik verwendet. Dieses Konzept erlaubt, gesellschaftliche Problemstellungen systematisch unter Rückgriff auf naturund religionswissenschaftliche Einsichten in eigener Verantwortung zu bewältigen. Grundrechte, Subsidiarität und Nächstenliebe stehen dabei im Mittelpunkt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Was kostet ein Pfund Ehrlichkeit? Auf dem Weg zur "Turbodemokratie" mit Hilfe eines intelligenten Konfliktmanagements für integrative Problemlösungen (1-29); Wie aus Wissen und Bildung Liebe und Gewissheit wird: Eine einfache Ableitung aus dem chemischen Massenwirkungsgesetz (31-59); Die Anwendung thermodynamischer und quantenmechanischer Kenngrößen auf moderne Gesellschaftssysteme: Eine 'de novo Synthese' aus na-

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turwissenschaftlichem Wissen, weltreligiösem Glauben und dialogischer Bildung (61-88); Essentielle qualitative Lebensbedürfnisse von Menschen, sich daraus ergebende Konflikte und ihre wirkungsvolle zwischenmenschliche und wirtschaftspolitische Bewältigung (89135).

[201-F] Meyer, Annette, Dr.des. (Bearbeitung); Beck, Ulrich, Prof.Dr.; Mulsow, Martin, Prof.Dr.; Schulze, Winfried, Prof.Dr. (Leitung): Moderne als Nebenfolge. Reflexive Modernisierungsprozesse in der Frühen Neuzeit (Teilprojekt C8) INHALT: Das Teilprojekt untersucht pluralisierende gesellschaftliche Prozesse und intellektuelle Reaktionen auf diese Prozesse in der Frühen Neuzeit. Dabei sollen Analysemuster erprobt werden, die für die Zweite Moderne entwickelt worden sind; beziehungsweise vice versa, die soziologische Diagnose reflexiver Modernisierung auf ihre geschichtstheoretischen Prämissen hin untersucht werden. Ausgangsthese ist dabei die These einer "Spiegelung" von Früher Neuzeit und Zweiter Moderne, also der erstaunlichen Ähnlichkeiten der Zeit vor und nach dem Nationalstaat, vor und nach den Ausformungen von Sozialdisziplin, Uniformität, Eindeutigkeit sowie den Idealen der Gewissheit und Naturbeherrschbarkeit. Aus der Analyse der Phänomene mit den Mitteln der Theorie reflexiver Modernisierung wird dann das Potential gewonnen, größere Fragen zu stellen, die an den Kern der historischen Dimension dieser Theorie rühren: welches sind die Basisprinzipien und grundlegenden Prozesse, welche die Identität von "Moderne" garantieren, so dass sich eine "Zweite Moderne" überhaupt als Überwindung der "Halbierungen" innerhalb einer "Ersten Moderne" bestimmen kann? Es soll dabei vermieden werden, irgendeine substantielle Gleichheit zwischen Früher Neuzeit und Zweiter Moderne zu suggerieren. Dennoch ist es in mehrfacher Hinsicht von Interesse, trotz aller Differenz den strukturellen Ähnlichkeiten nachzugehen. Denn dann wird ex negativo das Profil der "Ersten Moderne" in einer Weise transparent, die nicht auf überholten soziologischen Dichotomien wie "modern vs. traditional" beruht, sondern Binnendifferenzierungen zulässt. Die Analyse der heuristischen Funktionen des Epochenbegriffs "Moderne" leuchtet die Bedingungen einer "großen Erzählung" aus, die von der Vorphase europäischer Modernität um 1500 bis in die Gegenwart reicht. Dieser Fragehorizont geht weit über den rein historischen Ertrag für die Frühneuzeitforschung hinaus; er stellt eine Probe auf die historische Tragweite der Theorie reflexiver Modernisierung dar. Das Brückenprojekt verfolgt damit das Ziel, die Begriffs- und Theoriebildung des SFB 536 historisch vergleichend zu überprüfen, während umgekehrt Grundlagenforschungen des SFB 573 zum "Übergang Alteuropas in die Moderne" in eine strukturelle Perspektive gerückt werden können. VERÖFFENTLICHUNGEN: S.a. http://www.sfb536.mwn.de/projekte/sfb_c8.html . ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Beck (Konradstr. 6, 80801 München); Universität München, Fak. für Geschichts- und Kunstwissenschaften, Historisches Seminar (Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 089-2180-5446, Fax: 089-2180-5663, e-mail: [email protected])

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[202-L] Narayana, D.: Institutional change and its impact on the poor and excluded: the Indian decentralisation experience, Genève 2005, 54 S., ISBN: 92-2-117207-4 (Graue Literatur; URL: http://www3.ilo.org/public/english/protection/secsoc/downloads/859p1.pdf) INHALT: "This study analyses the impact of democratic decentralisation on the chances of social excluded groups to participate in newly created local governance institutions - Panchayat Rai Institutions - in three Indian states. This institutional reform included a quota for disadvantaged groups like women, lower casts and the poor to ensure their effective participation. The comparative analysis on the determinants of participation of these groups vis-à-vis other groups across the states of Kerala, Tamil Nadu and Madhya Pradesh yields highly interesting results, relevant beyond the Indian context. First, the outcomes of decentralisation on participation are different across states and within different marginalised groups. While in Kerala socially disadvantaged groups and the poor are at least as represented as other groups at the Panchayat level, in Tamil Nadu and Madhya Pradesh they continue to be largely underrepresented. Secondly, creating awareness through political mobilization seems to be the driving factor explaining the different outcomes across the three states. In fact, Kerala distinguished itself from the other two states significantly with respect to mobilization possibilities through political parties, a denser network of self-help groups, better outcomes in basic education and literacy. From the findings of this study one can conclude that the success of institutional reforms aiming to increase political participation depend on the specific design of the process itself as well as on the local conditions. An effective devolution of resources to Panchayats seems to positively influence participation as well as a vibrant political society characterized by a broad spectrum of political parties, active civil society and newspaper reading." (author's abstract)

[203-L] Pfeiffer, Sabine: Dialektik der Nebenfolgen: eine Annäherung am Beispiel von Informatisierungsprozessen, in: Stefan Böschen, Nick Kratzer, Stefan May (Hrsg.): Nebenfolgen : Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2006, S. 6587, ISBN: 3-934730-02-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5309) INHALT: Im Gefolge der Transformation des Denkens von Substanz- in Funktionsbegriffe versucht die Theorie reflexiver Moderne von Ulrich Beck den Strukturwandel innerhalb eines übergreifenden Modernisierungsprozesses zu fassen und zugleich den "Zusammenhang mehrerer Diskontinuitäten" (Beck) in den Blick zu nehmen. Für diese soziologische Theorie thematisiert sie die Figur der "Nebenfolgen" als zentral. Jedoch fehlt eine nähere Bestimmung des Nebenfolgentheorems. Der vorliegende Beitrag schlägt vor, das Nebenfolgentheorem aus einer dialektischen Perspektive im Marxschen Sinne in den Blick zu nehmen. Dafür spricht nicht nur, dass die Arbeiten zur Theorie der reflexiven Moderne einige Indizien für eine Nähe zu dialektischen Denkfiguren aufweisen, wie von der Autorin gezeigt wird; vielmehr ermöglicht ein dialektischer Blick auch Einsichten in die innere Dynamik der mit dem Begriff "Nebenfolge" gefassten Triebkräfte gesellschaftlicher Entwicklung. Dies wird am Beispiel des Informatisierungsprozesses exemplifiziert. Das Ziel des Beitrages besteht insgesamt darin, den an die Theorie reflexiver Moderne gerichteten Vorwurf der "Kryptodialektik" gewissermaßen umzudrehen und die Fruchtbarkeit einer dialektischen Konzeptionalisierung des Nebenfolgentheorems zu prüfen. (ICA2)

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[204-L] Quack, Sigrid: Institutioneller Wandel: Institutionalisierung und De-Institutionalisierung, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 172-184, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Der Neoinstitutionalismus betont die normative und kognitive Dimension des institutionellen Wandels im Prozess der Angleichung von Verhaltenserwartungen und Organisationsmustern. Während sich frühe Untersuchungen vorrangig mit der Verbreitung und Diffusion institutioneller Formen und Regeln (Institutionalisierung) befassten, wurden in der Folge auch vermehrt der Verfall und Abbau institutioneller Vorgaben (De-Institutionalisierung) sowie die Ersetzung bestehender durch neue Institutionen (Re-Institutionalisierung) untersucht. Der Beitrag gibt einen Überblick über entsprechende Studien und fragt nach Faktoren (exogen, endogen, angebots- oder nachfrageseitig), die als Ursachen institutionellen Wandels angesehen werden können. Als zentral für die Untersuchung verschiedener Formen des institutionellen Wandels wird das Verhältnis von Interessen, Akteuren und Institutionen angesehen. Die Stärken des Neoinstitutionalismus sieht die Verfasserin vor allem in denjenigen Bereichen, in denen wirkungsvolle mimetische und kognitive Mechanismen zur Institutionalisierung oder De-Institutionalisierung von Verhaltenserwartungen führen und in denen die gesellschaftliche Legitimität eine Dynamik struktureller Isomorphie in Gang setzt. Damit korrespondieren Schwächen bei der Untersuchung von institutioneller Genese und Entwicklung und von Zwang und Norm als Mechanismen des institutionellen Wandels. (ICE2)

[205-L] Rehberg, Karl-Siegbert: "Befreiung aus der Mündigkeit": kritische Anmerkungen zu einem Programmbuch des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt a.M. ; mit Diskussionsbeiträgen von Axel Honneth, Heinz Bude, Kurt Lenk, Hans-Peter Müller und Christopher F. Zurn, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1265-1280, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Mit dem von Axel Honneth herausgegebenen Band "Befreiung aus der Mündigkeit. Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus" nimmt das Institut für Sozialforschung die Tradition der zwischen 1955 und 1971 erschienenen "Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie" wieder auf. Die neue Publikationsserie soll die aktuellen Transformationsprozesse des westlichen Kapitalismus untersuchen. Gleichzeitig verkörpert sie einen Wechsel des Bezugspunkts von Marx zu Weber und Simmel. Dies wird mit der Umstellung des "klassischen" Widerspruchsbegriffs auf den Begriff des "paradoxen Widerspruchs" vollzogen, mit der das Institut für Sozialforschung auf die Gegenüberstellung fortschrittlicher und retardierender Elemente der Gesellschaftsentwicklung, das Modell selbstdestruktiver Verwertungsprozesse und eine klassentheoretische Rekonstruktion gegenwärtiger sozialer Konflikte verzichtet. Der Begriff der Paradoxie steht auch im Mittelpunkt der Diskussionsbeiträge auf dem Forum "Author Meets Critic" des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004). (ICE)

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[206-L] Rössel, Jörg: Ronald Inglehart: Daten auf der Suche nach einer Theorie - Analysen des weltweiten Wertewandels, in: Stephan Moebius, Dirk Quadflieg (Hrsg.): Kultur : Theorien der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 545-556, ISBN: 3-531-14519-3 INHALT: "Bekannt geworden ist Ronald Inglehart in den siebziger Jahren durch seine These, dass in den westlichen Ländern ein intergenerationeller Wertewandel von materialistischen hin zu postmaterialistischen Werten stattfindet. Basierend auf der empirischen Grundlage des World Values Survey hat Inglehart diese These dann immer weiter zu einer umfassenden, modernisierungstheoretisch inspirierten Analyse des weltweiten kulturellen Wandels entwickelt. In seinem Buch 'Kultureller Umbruch' hat er zu zeigen versucht, dass der Wandel vom Materialismus zum Postmaterialismus nur ein Teil eines größeren kulturellen Umbruchs ist, den er später auch als Postmodernisierung bezeichnet. In seinen späteren Studien demonstriert er, dass der weltweite kulturelle Wandel entlang von zwei Dimensionen verläuft, so dass neben der Achse der Postmodernisieung auch eine Achse der Modernisierung existiert." (Autorenreferat)

[207-L] Schmidt, Volker H.: Multiple modernities?: the case against, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2883-2894, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "The paper rejects the notion of 'multiple modernities' as both conceptually flawed and empirically unfounded. In line with the sociological tradition, it will argue that we should speak of modernity only in the singular. Modernity, according to this view, denotesa peculiar epoch in the history of human kind, originating in Europe and spreading from there to the rest of the world. We may well be tempted to succumb too quickly to ill-conceived generalizations of what are in fact often only particular, locally based experiences. But we should also not lose sight of the truly revolutionary character of the historical 'breakthrough' to modernity. The protagonists of the multiple modernities paradigm appear to be doing precisely this: their very terminology impliesa trivialization of what is common to 'the' modern condition. At the same time, it suggests an overrating of which ever diversities (may) exist in different parts of the world. The paper will identify four main conceptual flaws in the pertinent literature: 1. The proclivity to equate modernity with its polity. The proposed conception of modernity is thus too thin for capturing the complex social structure of modern society as a whole. 2. To the extent that a theory of modernity is proposed at all, this theory is a self proclaimed cultural theory. Such a theory may shed light on some of the historical roots and self-perceptions of modernity, but it does so at the cost of excluding any thorough analysis of institutions. 3. The conceptualization of inter-societal difference in civilizational terms is misleading because it rules out, almost by definition, the possibility that countries belonging to different civilizations may in certain respects have more in common with ones from other civilizations than with some of the members of their 'own'. 4. The account's notion of diversity is exceedingly vague - the nature and profundity of the differences that are said to exist between different modernities are nowhere discussed at adequate length. But we need to know them to assess their social theoretic significance. In addition to these conceptual flaws, there are also various empirical phenomena and trends that challenge key premises of the multiple modernities ap-

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proach. None of this is to say there are no differences between different regions, countries, civilizations. Nor is it to suggest their insignificance. It is, however, to suggest that we be more precise and that we extend our analyses beyond the confines of culture and politics - at least if we want to say something meaningful about modernity or modern society at large. Rather than speaking of multiple modernities, a better alternative to accommodate existing differences might be a yet to be developed concept of 'varieties of modernity' - akin to (but naturally pitched at a higher level of abstraction than) the notion of 'varieties of capitalism' which is beginning to crystallize in the new political economy literature." (author's abstract)

[208-L] Stein, Petra: Modellierung von Effekten sozialer Mobilität, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3481-3491, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Thema des Vortrages ist die Analyse des Einflusses sozialer Herkunft und sozialer Mobilität auf Lebensstile. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung der Stabilität lebensstilrelevanter Strukturierungsmuster sowie die Anpassungsleistung der Akteure an veränderte Ressourcenlagen. Die Prägung von Lebensstilen wird aus der diachronen Perspektive betrachtet, indem auch die soziale Herkunft sowie der Lebenslauf bzw. Erwerbsverlauf und damit der Prozess der Habitualisierung berücksichtigt werden. Damit soll die in der bisherigen Lebensstilforschung offene Frage beantwortet werden, ob und wie stark der Lebensstil durch die soziale Herkunft und die sozialisationsspezifische Entwicklung des Subjekts geprägt ist und wie sich der Einfluss der sozialen Herkunft über Mobilität und aktuell eingenommener Position verändert. Zur Modellierung der Interaktionseffekte von sozialer Herkunft und sozialer Mobilität werden Modelle, die zur Analyse von Effekten sozialer Mobilität entwickelt wurden und in der internationalen Forschung häufig verwendet werden, vorgestellt und Probleme bei der Anwendung dieser Modelle diskutiert. Ausgehend von den zentralen methodischen Problemen wird eine Möglichkeit aufgezeigt, wie diese Probleme gelöst werden können. Es wird ein allgemeines Modell entwickelt, das u.a. die Einbeziehung von theoretischen Konstrukten wie beispielsweise Lebensstile ermöglicht. Das verallgemeinerte Modell wird zur Analyse der Effekte sozialer Herkunft und sozialer Mobilität in der Lebensstilforschung eingesetzt. Theoretische Grundlage der Modellierung liefert das Habituskonzept von Pierre Bourdieu. Zentrale Aspekte des Konzeptes wie die Inkorporations- und Stabilitätsannahme werden einer empirischen Überprüfung zugänglich gemacht. Datengrundlage ist der ALLBUS 1998. Die Ergebnisse der Analyse werden für das Hochkulturschema präsentiert." (Autorenreferat)

[209-L] Sterbling, Anton: Der gesellschaftliche Wandel in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa in einer vergleichenden Perspektive, in: Raj Kollmorgen (Hrsg.): Transformation als Typ sozialen Wandels : postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche, Münster: Lit Verl., 2005, S. 47-62, ISBN: 3-8258-7868-6 (Standort: USB Köln(38)-33A3984) INHALT: Der Beitrag umreißt zunächst einige theoretische Grundgedanken der "historischen Modernisierungsforschung", um das Erkenntnispotenzial dieses Ansatzes für die Erklärung des gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels im östlichen Teil Europas zu verdeutlichen.

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Der Autor sieht die Vorzüge dieses Ansatzes in der Möglichkeit, sowohl wesentliche Gemeinsamkeiten wie auch wichtige Besonderheiten der Entwicklungen in einzelnen osteuropäischen Gesellschaften erfassbar und erklärbar zu machen. Unter Rückgriff auf zentrale Grundgedanken der in der Denktradition Max Webers stehenden historischen Modernisierungsforschung wird zunächst der Institutionenwandel in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt. Im engen Zusammenhang damit werden dann Eliten als maßgebliche Akteure betrachtet, wobei in den gesellschaftsspezifischen Elitenkonfigurationen eine wichtige Ursache der Dynamik und der Differenzen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse gesehen wird. Insgesamt umfasst der Ansatz drei Analyseebenen, Analysearten und deren Verknüpfung: die "Situations- bzw. Konstellationsanalyse", die "Konfigurationsanalyse" und die "entwicklungsgeschichtliche Analyse". Die Vorgänge der Institutionenbildung und des Institutionenwandels, die unter dem maßgeblichen Einfluss bestimmter Elitengruppen und der ihnen verbundenen Trägergruppen erfolgen, werden zugleich als handlungskoordinierend und strukturbildend und mithin als weichenstellend für die weiteren gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse aufgefasst. (ICA2)

[210-L] Wehling, Peter: Renaturalisierung sozialer Ungleichheit: Eine (Neben-)Folge gesellschaftlicher Modernisierung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 526-539, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Legitimationsfähig sind in modernen Gesellschaften bekanntlich nur solche sozialen Ungleichheiten, die auf 'erworbenen' Merkmalen beruhen, während Benachteiligungen aufgrund 'natürlicher', askriptiver Eigenschaften als inakzeptabel gelten. Dahinter steht offenbar die Vorstellung der eindeutigen Unterscheidbarkeit zwischen 'Natur' und 'Gesellschaft', die für die okzidentale Moderne und ihr Selbstverständnis konstitutiv ist. Was aber bedeutet es für die Erzeugung, Wahrnehmung und Legitimation von sozialer Ungleichheit, wenn eine der zentralen Thesen der Theorie reflexiver Modernisierung zutrifft und die Grenzziehung zwischen Natur und Gesellschaft uneindeutig wird oder sich sogar auflöst? Kann unter diesen Bedingungen überhaupt noch trennscharf zwischen naturgegebenen und erworbenen Eigenschaften unterschieden werden? Kommt es in der Folge zu einer unterschwelligen oder offenen (Re-)Naturalisierung sozialer Ungleichheit, gerade weil 'Natur' zunehmend zu etwas sozial zu Verantwortendem wird? Und etabliert sich eine neuartige 'Herrschaft der Uneindeutigkeit', weil bislang handlungsorientierende Unterscheidungen wie 'natürlich vs. künstlich' oder 'krank vs. gesund' sich aufzulösen beginnen? Konkretisiert werden sollen diese Fragen vor allem am Beispiel der Debatte um die Herausbildung einer 'genetic underclass' infolge der Verbreitung von prädiktiven Gentests. Gemeint ist damit, dass Personen mit 'ungünstiger' genetischer Ausstattung zukünftig in institutionellen Zusammenhängen (Arbeitsmarkt, Versicherungswesen u. a.) benachteiligt oder ausgegrenzt werden könnten. Diskutiert werden soll in dem Beitrag vor diesem Hintergrund, inwiefern sich hierbei neuartige Formen des Eindringens von 'Natur'-Kategorien in soziale Handlungs- und Wahrnehmungsprozesse erkennen lassen und in welchem Verhältnis sie zu 'älteren' (aber gleichwohl noch immer virulenten) Phänomenen naturalisierender Herrschaft und Ungleichheit (etwa Rassismus oder Sexismus) stehen." (Autorenreferat)

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5 Interaktion [211-L] Ehrhardt, Andreas: Die ökonomische und organisatorische Relevanz von Status: eine Untersuchung des Strebens nach höherem Status und des Einflusses von Statusdifferenzen auf die Zusammenarbeit, Freiberg 2006, VIII, 242 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv? idn=980484529&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=980484529.pdf; https://fridolin.tu-freiberg.de/archiv/pdf/WirtschaftswissenschaftenEhrhardtAndreas659735.pdf) INHALT: "Wissenschaft und Praxis stimmen darin überein, dass Status eine hohe organisatorische Relevanz besitzt. Angesichts dieser Bedeutung und gleichzeitig existierender Defizite in der organisationswissenschaftlichen Erforschung des Phänomens ist es das Ziel der Dissertation, Auswirkungen von Status auf das Verhalten von Organisationsmitgliedern zu erklären und zu bewerten. Es wird untersucht, wann Organisationsmitglieder nach höherem Status streben und wann Organisationsmitglieder mit unterschiedlichem Status ihre Zusammenarbeit aufgrund von Statusdifferenzen einschränken. Die theoretisch-konzeptionellen Analysen indizieren dabei einen Trade-off zwischen dem Nutzen einer Statusdifferenzierung, in Form zusätzlicher Möglichkeiten zur Motivation und Steuerung von Organisationsmitgliedern, und den Kosten der Statusdifferenzierung, die vor allem durch Einschränkungen der Zusammenarbeit aufgrund von Statusdifferenzen entstehen. Eine Untersuchung des Einflusses ausgewählter organisatorischer Prozesse und Strukturen bestätigt diesen Trade-off." (Autorenreferat)

[212-L] Esser, Hartmut: Affektuelles Handeln: Emotionen und das Modell der Frame-Selektion, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 143-174, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: Es wird gezeigt, daß der Typ des affektuellen Handelns in das Modell der FrameSelektion (MdFS) integriert werden kann. Zunächst wird auf den Begriff der Emotion und auf deren Funktion eingegangen. Daran anschließend wird das MdFS in seinen Grundzügen skizziert. Die wichtigsten Ergebnisse der neueren neurophysiologischen und neuropsychologischen Forschungen zu den Mechanismen der Auslösung von Emotionen, zur Interaktion der emotionalen mit den kognitiven Vorgängen, zur Entstehung von emotionalem Bewusstsein und Gefühlen sowie zur rationalen Kontrolle von Affekten werden vorgetragen und mit dem MdFS in Verbindung gebracht. Den Abschluß bilden einige Anmerkungen zur Bedeutung dieser Rekonstruktion für soziologische Fragestellungen und für eine erklärende Soziologie der Emotionen. (GB)

[213-L] Flam, Helena: "From Emotional 'Man', with Love", in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 195-222, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: In einer Literaturübersicht wird der Frage nachgegangen, wie sich die Konzeptualisierung verschiedener Akteursmodelle in den letzten Jahren verändert hat. Dabei werden die

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Prämissen des rationalen, des normativen und des emotionalen Handelns skizziert. Es wird die These vertreten, dass jedes der drei Handlungsmodelle durch Erweiterungen modifiziert worden ist. Während das Modell des "rational man" gleichzeitig zivilisiert, institutionalisiert und emotionalisiert wurde, erhielt das Modell des "normative man" pluralisierte Aspekte. Das Modell des "emotional man" wurde weiter emotionalisiert, ohne ihm seine normative und strategische Seite zu nehmen. Es deutet vieles darauf hin, dass Emotionen eine immer breitere wissenschaftliche Anerkennung als Handlungsmotiv erfahren. (GB)

[214-L] Greif, Hajo: Vom Verschwinden der Theorie in der Akteur-Netzwerk-Theorie, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die Akteur-Netzwerk-Theorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 53-69, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Beitrag zur Auseinandersetzung mit kritischen Fragen an die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) befasst sich mit den stilistischen Mitteln der ANT. Der Autor konstatiert, dass die ANT insbesondere in ihrer Latour'schen Ausprägung durch eine ungewöhnliche Unbestimmtheit und Unschärfe ihrer Grundbegriffe gekennzeichnet ist. Dies wirft die Frage auf, wieso sie dennoch in akademischen Kreisen - insbesondere auch unter UmweltsoziologInnen - soviel Resonanz erzeugen kann. In diesem Zusammenhang wird hier die Ansicht vertreten, dass die Abweichung von den Vorgaben eines wissenschaftlich aufgeklärten Modells von Erkenntnissen von der ANT und deren Hauptakteuren gewollt ist. Es geht ihr eben nicht darum, eine Theorie zu entwerfen, die in irgendeiner Form wahr sein sollte. Vielmehr bietet sie ein Begriffsinventar, das unterschiedlichen Zielgruppen die Identifikation und Artikulation von für sie wichtigen Problemen ermöglicht, ohne an eine bestimmte, rational-wissenschaftlichen Ansprüchen genüge leistende Theoriesprache gebunden zu sein. (ICG2)

[215-L] Greshoff, Rainer: "Soziales Handeln" und "Ordnung" als operative und strukturelle Komponenten sozialer Beziehungen, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kulturund sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 257-291, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: Es wird gezeigt, dass Max Weber unter den Begriffen "Handlung" und "Ordnung" Gleichartigkeiten, Regelmäßigkeiten und Kontinuitäten der Einstellung und des Handelns versteht. Mit der Verbindung von "Einstellung und Handlung" ist ein Kausalverhältnis gemeint: Aus bestimmten Einstellungen resultieren bestimmte Handlungen in dem Sinne, dass die jeweiligen Handlungsträger sich bei der Wahl und Ausführung ihrer Handlungen an der Umsetzung dieser Einstellungen orientieren. Diese Konzeption wird an Webers "Grundbegriffen" verortet. Daran anknüpfend wird die Anlage von Webers Soziologie, insbesondere ihre handlungskonzeptionelle Seite, erörtert. Danach wird das zentrale Konzept "soziale Beziehung" im Hinblick auf Webers Ordnungsbegriff diskutiert. (GB)

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[216-L] Greshoff, Rainer: Die Figur "des/ der Dritten" in der Sozialtheorie von Hartmut Esser, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3748-3755, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Figur des 'Dritten' taucht in verschiedenen Sozialtheorien immer wieder an ganzgrundlegenden Stellen auf. So etwa auch in den grundbegrifflichen Arbeiten von Max Weber. Der konzeptuelle Stellenwert dieser Figur bleibt dabei aber mehr oder weniger undeutlich und wird kaum expliziert. Diese Unklarheit ist nun jüngst vorschlagsweise dahin gehend beseitigt worden, als Joachim Fischer und Gesa Lindemann die These vorgetragen haben, dass die Figur des Dritten als konstitutiv für Sozialität zu begreifen sei. Die These scheint aber Sozialtheorien, die als Minimum für Sozialität von einer dyadischen Konstellation ausgehen, zu widersprechen. Das gilt auch für die Sozialtheorie von Hartmut Esser. In ihr wird zwar der Figur des Dritten eine Bedeutung zugemessen, aber erst an gleichsam nachgeordneter Stelle, nämlich vor allem im Zusammenhang mit Macht- und Transaktionsverhältnissen. Daneben gibt es bei Esser aber auch Hinweise darauf, dass der Figur ein grundlegenderer Stellenwert zukommt. Vor allem mit Blick auf die strukturellen Bedingungen sozialer Situationen, also die materiellen Interdependenzen, die normativen/ institutionellen sowie die kulturellen Verbundenheiten, soll diesen Hinweisen nachgegangen und in systematischer Perspektive geprüft werden, ob gerade vor dem Hintergrund dieser strukturellen Bedingungen der Figur des Dritten eine grundlegendere Bedeutung zugemessen werden müsste." (Autorenreferat)

[217-L] Hoßfeld, Heiko: Vertrauen - eine Konzeptionalisierung auf Basis des rationalen Vertrauensbegriffs, in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Organisations- und Verwaltungsforschung, Bd. 2/2006, S. 45-62 (URL: http://www.gesis.org/Information/soFid/pdf/Organisation_2006-22.pdf) INHALT: "Obwohl Vertrauen in der wissenschaftlichen Diskussion stark an Bedeutung gewonnen hat, wird der Vertrauensbegriff häufig unpräzise und wenig einheitlich verwendet. Dies gilt auch für die ansonsten relativ präzise rationale Vertrauenskonzeption. Wesentlicher Grund hierfür ist die Komplexität des Vertrauensphänomens, denn Vertrauen wirkt einerseits sowohl auf einer Verhaltens- als auch einer Erwartungsebene und andererseits ist es multifaktoriell bestimmt, d.h. es unterliegt einer Reihe unterschiedlicher Entstehungsbedingungen. Der vorliegende Beitrag versucht dieser Komplexität Herr zu werden, indem der Vertrauensbegriff in Abgrenzung von ähnlichen Konstrukten präziser definiert wird und eine Klassifikation von Vertrauensbasen erfolgt. Dabei dient der rationale Vertrauensansatz nach James C. Coleman zwar als Ausgangspunkt, wird aber aufgrund seiner konzeptionellen Mängel und engen theoretischen Grenzen überwunden." (Autorenreferat)

[218-L] Inglehart, Ronald: Changing norms: existential security leads to growing acceptance of out-groups, in: WZBMitteilungen, 2006, H. 113, S. 26-29 (Standort: USB Köln(38)-XA1592; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.wz-berlin.de/publikation/pdf/wm113/26-29-.pdf)

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INHALT: "New norms are emerging with the rise of the knowledge society. They include rising support for gender equality and increasing tolerance of out-groups such as gays and foreigners. A large body of research suggests that 'existential security' is conducive to tolerance of foreigners, openness to social change and a pro-democratic political culture. Conversely, existential insecurity leads to (1) xenophobia and (2) strong in-group solidarity. This article tests these hypotheses against evidence from a recent survey of Iraq." (author's abstract)

[219-L] Keupp, Heiner; Hohl, Joachim (Hrsg.): Subjektdiskurse im gesellschaftlichen Wandel: zur Theorie des Subjekts in der Spätmoderne, (Sozialtheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 228 S., ISBN: 3-89942-562-6 INHALT: "Angesichts der gegenwärtig zu beobachtenden Veränderungen der Gesellschaft, die in den Sozialwissenschaften unter Stichworten wie 'Zweite Moderne', 'Spätmoderne', 'Postmoderne' etc. verhandelt werden, steht das 'Subjekt' als Basiskategorie sozialwissenschaftlicher Theoriebildung zur Debatte. Ist die Konzeption eines relativ autonom handelnden, sein Leben selbst bestimmenden und gestaltenden Individuums - und das war ja mit dem 'Subjekt' einmal gemeint - noch sinnvoll angesichts sozialer Verhältnisse, die durch Prozesse zunehmender Individualisierung und Globalisierung gekennzeichnet sind? Hier setzt der vorliegende Band an: Es geht darum, wie verschiedene sozialwissenschaftliche Theorieansätze Subjektivität heute thematisieren; im Zentrum steht dabei die Frage, ob - und wenn ja, wie - diese verschiedenen Ansätze aktuelle gesellschaftliche Wandlungsprozesse in ihre Theoriebildung mit einbeziehen, und ob sie sie zum Anlass für Veränderungen ihrer jeweiligen Subjektkonzeption nehmen. Entstanden ist ein plurales Spektrum höchst unterschiedlicher Antworten auf diese Frage." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heiner Keupp, Joachim Hohl: Einleitung (728); Michael Schmid: Individuelles Handeln und gesellschaftliche Veränderung - einige Bemerkungen zur Subjektkonzeption der soziologischen Handlungstheorie (29-49); Jürgen Straub: Differenzierungen der psychologischen Handlungstheorie - Dezentrierungen des reflexiven, autonomen Subjekts (51-74); Monika Wohlrab-Sahr: Die Realität des Subjekts: Überlegungen zu einer Theorie biographischer Identität (75-97); Cornelia Klinger: Das unmögliche weibliche Subjekt und die Möglichkeiten feministischer Subjektkritik (99-117); Paul Mecheril: Das un-mögliche Subjekt. Ein Blick durch die erkenntnispolitische Brille der Cultural Studies (119-141); Wolfgang Kraus: Alltägliche Identitätsarbeit und Kollektivbezug. Das wiederentdeckte Wir in einer individualisierten Gesellschaft (143-164); Peter Wagner: Die Soziologie der Moderne und die Frage nach dem Subjekt (165-186); Gabriele Klein: Zugerichtet, kontrolliert und abhängig. Das Subjekt in der Figurationssoziologie (187-204); Hans-Joachim Busch: Das Unbehagen in der Spätmoderne. Zur gegenwärtigen Lage des Subjekts aus der Sicht einer psychoanalytischen Sozialpsychologie (205-226).

[220-L] Klein, Gabriele: Zugerichtet, kontrolliert und abhängig: das Subjekt in der Figurationssoziologie, in: Heiner Keupp, Joachim Hohl (Hrsg.): Subjektdiskurse im gesellschaftlichen Wandel : zur Theorie des Subjekts in der Spätmoderne, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 187-204, ISBN: 3-89942-562-6 INHALT: Ziel des Beitrags ist es, die subjekttheoretische Position der Figurationssoziologie herauszuarbeiten und die Arbeiten von Norbert Elias als eine sozialhistorische Theorie der Konstitution des modernen Subjekts vorzustellen. Hierzu wird zunächst der Rahmen skizziert, in

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dem Elias' Subjektkonzeption zu sehen ist. Dabei werden die aktuellen Positionen des Subjektdiskurses sowie die für den Subjektdiskurs relevanten Begriffe diskutiert. Anschließend werden die für Elias' Subjektbegriff zentralen Subjektkonzeptionen von Marx und Freud vorgestellt. Der Beitrag schließt mit einer Skizze der Anschlussfähigkeit des figurationssoziologischen Subjektbegriffs für die Subjektkonzeption der reflexiven Moderne. (ICE2)

[221-L] Koschorke, Albrecht: Vermittlung und Unterbrechung: das Dritte als Institution, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3736-3746, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Vortrag wird sich auf den Dritten nicht in seiner Lieblingsrolle als Vermittler, sondern als Unterbrecher von Konfliktdynamiken konzentrieren. Das Wechselspiel von Gewalt und Gegengewalt, das die feindlichen Parteien in einer potentiell tödlichen Symbiose aneinander kettet, kann nur durch einen Dritten, der zu keiner der beiden Seiten gehört, zum Stillstand gebracht werden: durch eine neutrale Person, einen Unterhändler oder Schiedsrichter. Seine Aufgabe besteht darin, in der dichten Reaktionsfolge sozialer Handlungen Diskontinuität zu erzeugen. Institutionen bilden sich am Ort dieser Unterbrechung. Sie sind auf Dauer gestellte und zum abstrakten Prinzip erhobene Figuren des Dritten: das Recht, das die Rachesistiert; der Machtstaat, der durch sein Monopol an Zwangsmitteln individuelle Gewaltanwendung unterbindet; der Souverän, der durch keine Partei im Staat angreifbar ist. Insoweit scheint, struktural betrachtet, Unterbrechung ein vergleichsweise simpler Mechanismus zu sein. Aber bei näherem Hinsehen bedarf sie einer ganzen Reihe von stützenden Narrativen, die genau an der Stelle der institutionellen Zäsur Übergänge und Verbindungen stiften. Ein Richter, ein Souverän, überhaupt jeder Repräsentant von öffentlichen Institutionen haben jedenfalls der Idee nach - weder Freunde noch Feinde; sie sind durch ihr Amt aus dem Kontinuum des Austauschs von Freundschaftsgaben ebenso wie von Gewalttätigkeiten herausgerückt. Was versetzt sie jedoch in eine so enthobene Position? Welche Fiktionen der Trennung (etwa zwischen Amt und Person), welche Narrative der Investitur, des rite de passage, ja sogar der substanziellen Transformation sind notwendig, damit institutionelle Rollenzuschreibungen funktionieren? - Der strukturalen muss hier eine narratologische Betrachtungsweise an die Seite gestellt werden, um die ästhetische Form von Institutionen am Ort des Dritten analysieren zu können. Der Vortrag soll die soziologische Behandlung des Themas um einen literaturwissenschaftlichen Ansatz erweitern. Er bringt programmatische Überlegungen ein, die im Rahmen des 2003 eingerichteten Graduiertenkollegs 'Die Figur des Dritten' an der Universität Konstanz entwickelt worden sind." (Autorenreferat)

[222-L] Kranz, Sebastian: Moral norms in a partly compliant society, (Bonn Econ Discussion Papers, 11/2006), Bonn 2006, 38 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bgse.uni-bonn.de/fileadmin/Fachbereich_Wirtschaft/Einrichtungen/BGSE/Discussion_Papers/2006/bgse11_2006.pdf) INHALT: "This paper analyses competition of moral norms and institutions in a society where a fixed share of people unconditionally complies with norms and the remaining people act selfishly. Whether a person is a norm-complier or selfish is private knowledge. A model of vot-

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ing-by-feet shows that those norms and institutions arise that maximize expected utility of norm-compliers, taking into account selfish players' behavior. Such complier optimal norms lead to a simple behavioral model that, when combined with preferences for equitable outcomes, is in line with the relevant stylized facts from a wide range of economic experiments, like reciprocal behavior, costly punishment, the role of intentions, giving in dictator games and concerns for social efficiency. The paper contributes to the literature on voting-by-feet, institutional design, ethics and social preferences." (author's abstract)

[223-F] Kron, Thomas, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung): Der komplizierte Akteur - Vorschlag für einen integralen akteurtheoretischen Bezugsrahmen INHALT: keine Angaben ART: Habilitation ENDE: 2005-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen (Universitätsstr. 21, 58084 Hagen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 02331-987-2987, e-mail: [email protected])

[224-L] Lenz, Karl: Soziologie der Zweierbeziehung: eine Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 283 S., ISBN: 3-531-43348-2 INHALT: "'Soziologie der Zweierbeziehung' wirkt der Vernachlässigung der Ehen als Forschungsgegenstand der Familienforschung wie überhaupt der randständigen Thematisierung persönlicher Beziehungen in der Soziologie entgegen. Aus unterschiedlichen Zusammenhängen stammende Vorarbeiten werden verknüpft, lose verbundene, z. T. völlig disparate Wissensbestände systematisiert und aus einer genuin (mikro-)soziologischen Perspekte betrachtet. Mit einer nachgeholten Eheforschung ist es inzwischen nicht mehr getan. Die rückläufige Heiratshäufigkeit, die Ausbreitung nichtkonventioneller Lebensformen und die Ausdehnung der Beziehungsphasen vor einer Eheschließung machen einen über Ehen hinausgehenden Fokus unerlässlich. Mit Zweierbeziehung wird ein neuer Sammelbegriff vorgeschlagen, der Ehen und nichteheliche Beziehungsformen sowie gleich- und verschiedengeschlechtliche Paare einschließt. In Unterscheidung zu einem individuumszentrierten Ansatz, wie er in der Psychologie und der Paartherapie verankert ist, werden Paare in der Tradition von Georg Simmel, Alfred Schütz und Erving Goffman als ein genuin soziales Phänomen aufgefasst. Eine Zweierbeziehung zeichnet sich durch eine emergente Ordnung aus, die die Individualebene übersteigt. Gezeigt werden soll, dass die Soziologie mit diesem Programm einen eigenständigen Beitrag zur Paarforschung leisten kann. Eine Soziologie der Zweierbeziehung korrigiert nicht nur ein Defizit der Familienforschung. Zweierbeziehungen sind 'der' Prototyp der Vergemeinschaftung und ihre Erforschung leistet zugleich einen wichtigen Beitrag für die Mikrosoziologie." (Autorenreferat)

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[225-L] Mäder, Ueli: Zum sozialen Kontext der Mediation, in: Alex von Sinner, Michael Zirkler (Hrsg.): Hinter den Kulissen der Mediation : Kontexte, Perspektiven und Praxis der Konfliktbearbeitung, Bern: Haupt, 2005, S. 76-84, ISBN: 3-258-06956-5 (Standort: UB Braunschweig(84)-KPSP861) INHALT: "Mediation dient der Verständigung. Sie ist überparteilich konzipiert, findet aber in einem gesellschaftlichen Umfeld statt, das die Konfliktbewältigung beeinflusst. Die Mediation ist ein freiwilliges Verfahren der Vermittlung und durchbricht das Muster, nach dem wir bei Konflikten entweder gewinnen oder verlieren. Sie orientiert sich am Nutzen aller, strebt eine Win-win-Sitution an und betrachtet die Beteiligten eines Konfliktes nicht als Gegner, sondern als Partner." (Textauszug)

[226-L] Martin, Christian: Rational Choice, in: Sven-Uwe Schmitz, Klaus Schubert (Hrsg.): Einführung in die politische Theorie und Methodenlehre, Opladen: B. Budrich, 2006, S. 273-288, ISBN: 3-938094-43-5 (Standort: UB Bonn(5)-2006/711) INHALT: Rational-Choice-Ansätze gehen von folgenden drei Kernannahmen aus: (1) Soziale Phänomene lassen sich stets durch das Verhalten vieler einzelner Individuen bestimmen (methodologischer Individualismus). (2) Individuen versuchen in Situationen der Knappheit rational ihren Nutzen zu maximieren bzw. Kosten zu minimieren. (3) Es wird davon ausgegangen, dass Knappheit herrscht, sodass sich die Akteure für bestimmte Handlungsoptionen und somit gleichzeitig gegen Alternativen entscheiden müssen (Opportunitätskosten). Durch die Anwendung dieser drei Kernannahmen auf soziale Phänomene soll eine komplexe Realität auf wenige Variable reduziert und dadurch analytisch erklärt bzw. vorhergesagt werden. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass der Rational Choice Ansatz zugleich einer der einfachsten und der kompliziertesten Theoriegebilde, die der politikwissenschaftlichen Forschung zur Verfügung stehen, ist. Er ist einfach, weil er von einigen wenigen Grundannahmen ausgeht, die leicht nachvollziehbar sind und auf deren Basis es möglich ist, weitreichende und intersubjektiv zugängliche Aussagen zu treffen. Er ist kompliziert, weil sich der Ansatz seit seinem ersten Auftreten in den Sozialwissenschaften vielfältig ausdifferenziert hat und von "der" Rational Choice "Theorie" nicht gesprochen werden kann. Im Beitrag werden insgesamt einige grundlegende Überlegungen zur Modellierung mit Rational Choice vorgetragen und es wird in allgemeiner Form aufgezeigt, wie die Konzepte des Rational Choice Ansatzes verwendet werden können, um eigene Modelle zu bilden und sie auf politikwissenschaftliche Fragestellungen anzuwenden. (ICA2)

[227-L] Meyer, Renate; Hammerschmid, Gerhard: Die Mikroperspektive des Neo-Institutionalismus: Konzeption und Rolle des Akteurs, in: Konstanze Senge, Kai-Uwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 160-171, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Mit der Frage nach der Mikrofundierung des Neoinstitutionalismus wird die Problematik thematisiert, dass soziale Akteure zwar als durch Institutionen definiert, aber nicht determiniert konzeptualisiert werden sollen. So soll es möglich sein, auch das Eigenleben von Organisationen und die Aktivitäten einzelner Akteure zu berücksichtigen. Der Beitrag gibt einen

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Überblick über in dieser Hinsicht unterschiedliche Ansätze im Rahmen des Neoinstitutionalismus. Den Grundstein für eine Erfolg versprechende Mikrofundierung des Neoinstitutionalismus sehen die Verfasser in DiMaggios "institutional entrepreneur". Für eine Mikrofundierung des Neoinstitutionalismus halten sie vor allem den Framing-Ansatz der sozialen Bewegungsforschung und eine Rückbesinnung auf wissenssoziologische und symbolischinteraktionistische Perspektiven für sinnvoll. (ICE2)

[228-L] Möllering, Guido: Das Aufheben von Ungewissheit als Kern des Vertrauens: Just do it?, (MPIfG Working Paper, 06/5), Köln 2006, o.Sz. (Graue Literatur; URL: http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/workpap/wp06-5/wp06-5.html) INHALT: "Vertrauen gilt als Voraussetzung für individuelles Handeln, kooperative Beziehungen und gesellschaftliche Ordnung. In den Sozialwissenschaften haben Forscher Vertrauen zu erklären versucht, indem sie vor allem nach den 'guten Gründen' gesucht haben, auf deren Grundlage Vertrauen geschenkt wird. In diesem Beitrag wird hingegen argumentiert, dass Vertrauen zwar auf Vernunft, Routinen und Reflexivität rekurriert, begriffskonstitutiv aber stets über 'gute Gründe' hinausgeht, und dass das Aufheben von Ungewissheit den eigentlichen Kern des Vertrauens ausmacht. So gilt es zu verstehen, wie Akteure im Vertrauen zu einem 'Als Ob' oder 'Just do it' kommen, welches sie handlungs-, beziehungs- und gesellschaftsfähig macht - und zwar gerade heute angesichts der vielfach attestierten komplexen, dynamischen, aber auch prekären Lebensverhältnisse. Zur empirischen Veranschaulichung der Problematik bezieht sich der Beitrag auf Studien zum Management in China." (Autorenreferat)

[229-L] Norkus, Zenonas: Handeln, soziale Ordnungen und sozialwissenschaftliche Erklärung: Max Weber und Rational Choice, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 47-90, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: Max Webers Entwurf einer verstehenden Soziologie wird mit den fortgeschrittensten Varianten des Rational-Choice-Ansatzes verglichen. Dabei wird die These vertreten, dass die von Max Weber in seinem Kategorienaufsatz von 1913 vertretene methodologische Position stärkere Affinitäten mit dem Rational-Choice-Ansatz hat als seine Soziologischen Grundbegriffe von 1920. Dort entwickelt Weber eine Handlungstypologie, deren Geltungsanspruch weit über die Erklärungsstrategien hinausweist, wie sie im Rational-Choice-Ansatz üblich sind. Es wird gezeigt, dass in Webers Auffassung des zweckrationalen Handelns die Problematik der rationalen Wahl in der strategischen Situation theoretisch unerschlossen bleibt. Zusammen mit der Grundvoraussetzung, dass alles Handeln historisch eingebettet ist, führt Webers Konzeption der Zweckrationalität zum Desinteresse am theoretischen Problem der Möglichkeit der sozialen Ordnung. Dieses Problem wird im Rational-Choice-Ansatz durch gedankenexperimentelle Modelle untersucht, die ausgehend von der Annahme des strategisch rationalen Handelns die Logik der Interdependenz zwischen den Akteuren erschließen. (GB)

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[230-L] Peuker, Birgit: Alle sind gleich, nur manche sind gleicher - Anmerkungen zu einigen Asymmetrien in der Akteur-Netzwerk-Theorie, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die Akteur-Netzwerk-Theorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 71-91, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Beitrag zur Auseinandersetzung mit kritischen Fragen an die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) befasst sich mit der Feststellung, dass die ANT die Umsetzung ihres eigenen Forschungsprogramms selbst verhindert. Ziel ist es, Wege aufzuzeigen, wie die 'Große Trennung' zwischen dem eigenen Ansatz und anderen Formen der Wissensproduktion eingeebnet werden könnte und dabei doch die ANT als analytisches Instrument zum einen für die Untersuchung gesellschaftlicher Wissens- und Machtproduktion und zum anderen für die Untersuchung des Verhältnisses der Gesellschaft zu ihrer auch materialen Umwelt zu erhalten. Diese Rehabilitation der ANT sowohl als soziologische als auch als wissenschaftliche Theorie wird dadurch erreicht, dass die Unterscheidung zwischen empirischen Konzepten und analytischen Begriffen in der Konzeption der ANT stärker betont wird. So wird im ersten Schritt die 'Große Trennung' betrachtet, die Bruno Latour - einer der bekanntesten Vertreter der ANT - zwischen den Modernen und den Nicht-Modernen aufreißt, obwohl er behauptet, Moderne und Nicht-Moderne mit seiner Argumentation gleich zu stellen. In seiner Konzeption der 'modernen Verfassung' entlarvt er die Trennung zwischen Natur und Gesellschaft als eine Fiktion der Moderne. Durch die analytische Nivellierung dieser Trennung scheint Latour die vollständigere, da wirklichkeitsgetreuere Repräsentationsweise für seinen Ansatz zu legitimieren. Dass dem nicht so ist, wird im zweiten Abschnitt durch eine Einbettung des Konzepts der 'modernen Verfassung' in den weiteren Kontext der ANT gezeigt. Aus der Ablehnung der Unterscheidung von Natur und Gesellschaft folgt noch nicht eine nicht-reduktionistische Repräsentationsform. Die Steigerung von Vielfalt liegt weniger, so wird im dritten Abschnitt argumentiert, in einer besonderen Repräsentationsform, sondern in der Art und Weise, wie Repräsentationen gebraucht werden: Jede Repräsentation ist reduktionistisch, da nie ein Begriff alles zu fassen vermag, jedoch muss die gesellschaftliche Situation es gewährleisten, dass sie in Frage gestellt werden kann. Die Entscheidung für bestimmte analytische Begriffe muss demnach offen gelegt und von empirischen Konzepten, die in der Gesellschaft zirkulieren, getrennt werden. (ICG2)

[231-L] Pohlmann, Friedrich; Eßbach, Wolfgang (Hrsg.): Soziale Normen, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1794), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, ISBN: 3-518-29394-X INHALT: "Der 2002 verstorbene Freiburger Soziologe Heinrich Popitz gehört zu den bedeutendsten Nachkriegssoziologen in Deutschland. Bereits Klassikerrang haben seine industriesoziologischen Arbeiten aus den fünfziger Jahren, aber auch die Bedeutung der in den folgenden Jahrzehnten entwickelten Schriften zur Macht-, Norm-, Technik- und Kreativitätstheorie ist in jüngster Zeit zunehmend gewürdigt worden. Popitz war ein 'Meister der kleinen Form', der seine Überlegungen in subtilen wissenschaftlichen Essays entwickelte. Der Band versammelt neben noch unveröffentlichten Texten Popitz' wichtigste Schriften zur Normtheorie, die bisher nur verstreut vorlagen. Eine ausführliche Einleitung führt in Popitz' Denken ein. (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Friedrich Pohlmann: Heinrich Popitz - sein Denken und Werk (7-58); Heinrich Popitz: Soziale Normen (61-75); Verhaltensorientierung und Verhaltens-

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normierung (76-93); Universale Konstrukte sozialer Normierung (94-116); Der Begriff der sozialen Rolle als Element der soziologischen Theorie (117-157); Über die Präventivwirkung des Nichtwissens (158-174); Realitätsverlust in Gruppen (175-186); Das primäre soziale Gehäuse (187-204); Anhang: Zum Wiederbeginn der Soziologie in Deutschland nach dem Kriege (205-210); Zum Begriff der Klassengesellschaft (211-224); Begegnungen mit Theodor Geiger (225-228); Die Ungleichheit der Chancen im Zugang zur höheren Schulbildung (229249); Universitätsreform als Studienreform (250-263); Wolfgang Eßbach: In memoriam Heinrich Popitz (1925-2002) (264-266).

[232-F] Rosenberg, Florian von, Dipl.-Päd. (Bearbeitung): Habitus und Distinktion in Peergroups INHALT: Untersucht wurden unterschiedlichen Formen der alltäglichen Auseinandersetzung von Peergroups mit der Institution Schule. METHODE: Ausgehend von Pierre Bourdieu wird über die Auseinandersetzung mit Goffman, Habermas und Honneth ein praxeologischer Rationalitätsbegriff skizziert, sowie ein praxeologisches Konfliktmodell ausgearbeitet, um dann methodologische Anschlüsse in der praxeologischen Wissenssoziologie, insbesondere in der Dokumentarischen Methode, zu suchen. Untersuchungsdesign: Typenbildung DATENGEWINNUNG: Gruppendiskussion (Stichprobe: 3; jugendliche Hauptschüler). VERÖFFENTLICHUNGEN: Rosenberg, Florian von: Habitus und Distinktion in Peergroups: ein Beitrag zur Rekonstruktiven Schul- und Jugendkulturforschung. Berlin: Logos Verl. 2007. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Freie Universität Berlin (Kaiserswerther Straße 16-18, 14195 Berlin)

[233-L] Rössel, Jörg: Konflikttheorie und Emotionen: zu Randall Collins' emotionssoziologischer Fundierung der Sozialtheorie, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 223-239, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: Randall Collins gehört zu den Pionieren der Wiederentdeckung von Emotionen und anderen affektiven Phänomenen in der neueren Soziologie. Er hat eine Theorie der Interaktionsrituale entwickelt, die als allgemeine Theorie sozialer Interaktion aufgefasst werden kann. In deren Zentrum steht als dynamisches Element das Konzept der emotionalen Energie von Akteuren, das die affektiven Grundlagen von sozialer Interaktion einerseits und Vergesellschaftungsprozessen andererseits erfassen soll. Damit zielt Collins auf eine mikrotheoretische Ergänzung der überwiegend makrosoziologisch ausgerichteten Konflikttheorie. Die Theorie der Interaktionsrituale kann erklären, was Gesellschaften als Netzwerke von ungleichen und konfligieenden Gruppen, Akteuren und Organisationen zusammenhält. (GB)

[234-L] Schimank, Uwe: Beiträge zur akteurzentrierten Differenzierungstheorie: 2., Teilsystemische Autonomie oder politische Gesellschaftssteuerung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 307 S., ISBN: 3531-14684-X

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INHALT: "Die Autonomie der Teilsysteme der funktional differenzierten modernen Gesellschaft kann immer wieder in doppelter Hinsicht prekär werden. Teilsystemische Autonomie kann durch Einwirkungen anderer Teilsysteme gefährdet werden; und sie kann zur Verselbständigung gegenüber gesellschaftlichen Integrationserfordernissen ausarten. Politische Gesellschaftssteuerung ist einer der Mechanismen, die in der modernen Gesellschaft eine ausbalancierte Autonomie der Teilsysteme und damit funktionale Differenzierung sichern sollen. Diese Zusammenhänge von gefährdeter und gefährdender teilsystemischer Autonomie auf der einen, auf beides reagierender politischer Gesellschaftssteuerung auf der anderen Seite sind Thema dieses Bandes." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: A. Teilsystemische Autonomie: 1. Die Autonomie des Sports in der modernen Gesellschaft (21-32); 2. Prekäre Autonomie: Die organisatorische Koexistenz des Forschungssystems mit anderen gesellschaftlichen Teilsystemen (33-56); 3. Industrieforschung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik (57-70); 4. 'Feindliche Übernahmen': Typen intersystemischer Autonomiebedrohungen in der modernen Gesellschaft (71-84); 5. Größenwachstum oder soziale Schließung: Das Inklusionsdilemma des Breitensports (85-96); 6. Wissenschaftlich-technische Risikoproduktion: ein Fall gesellschaftlich dysfunktionaler teilsystemischer Autonomie (97-118); 7. Verselbständigung und politische Steuerbarkeit gesellschaftlicher Teilsysteme (119-144); B. Politische Gesellschaftssteuerung: 8. Determinanten politischer Gesellschaftssteuerung - akteurtheoretisch betrachtet (145-166); 9. Politische Steuerung in der Organisationsgesellschaft am Beispiel der Forschungspolitik (167-200); 10. Autonomie und Steuerung wissenschaftlicher Forschung: ein funktionaler Antagonismus (201-220); 11. Politische Steuerung und Selbstregulation wissenschaftlicher Forschung (221-248); 12. Gesellschaftsbilder als Leitlinien politischer Steuerung (249-268); 13. Politik und gesellschaftliche Integration (269-282); 14. Steuerung trotz Transintentionalität! Wider densystemtheoretischen Steuerungsdefätismus (283-291).

[235-L] Schimank, Uwe: From "clean" mechanisms to "dirty" models: methodological perspectives of an up-scaling of actor constellations, in: Klaus Fischer, Michael Florian, Thomas Malsch (Hrsg.): Socionics : scalability of complex social systems, Berlin: Springer, 2005, S. 15-35, ISBN: 3-540-30707-9 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-966025) INHALT: Der Verfasser setzt sich aus soziologischer Sicht mit der Skalierung von Akteurkonstellationen auseinander. Dabei unterscheidet er zwischen quantitativem und qualitativem UpSkaling. Die Probleme des Up-Skaling in der Soziologie resultieren seiner Auffassung nach daraus, dass soziologische Erklärungen struktureller Dynamik mit Mechanismen arbeiten, nicht mit Gesetzen. Im Unterschied zu wissenschaftlichen Gesetzen oder einfachen Korrelationen besteht ein Mechanismus in einer graduellen analytischen Beschreibung der sozialen Dynamik, die zu einem bestimmten Struktureffekt führt. Obwohl Modelle der Soziologie wie der Sozionik sich immer auf bestimmte Fälle beziehen und daher in gewisser Weise "verunreinigt" sind, sind "saubere" Mechanismen unerlässlich. Je mehr der Grad der Verunreinigung von Modellen im Prozess des Up-Skaling zunimmt, desto "sauberer" müssen die in der Modellentwicklung eingesetzten Mechanismen sein. (ICE)

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[236-L] Schmid, Michael: Individuelles Handeln und gesellschaftliche Veränderung - einige Bemerkungen zur Subjektkonzeption der soziologischen Handlungstheorie, in: Heiner Keupp, Joachim Hohl (Hrsg.): Subjektdiskurse im gesellschaftlichen Wandel : zur Theorie des Subjekts in der Spätmoderne, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 29-49, ISBN: 3-89942-562-6 INHALT: Der Verfasser fragt nach dem Verhältnis von individuellem Handeln und gesellschaftlichen Strukturveränderungen. Er zeigt zunächst, welche logischen und inhaltlichen Anforderungen an eine allgemeine Handlungstheorie zu stellen sind, die in der Lage ist, makroskopische, sozialstrukturelle oder gesellschaftliche Umbrüche, Veränderungen und Umgestaltungen zu erklären. Da die soziologische Handlungstheorie die Logik und Struktur individuellen Handelns untersucht, ist sie ihrem Anspruch nach eine universelle Theorie, die die theoretische Grundlage für alle anderen soziologischen Theorien liefert. Vor diesem Hintergrund werden Folgerungen aus den Erklärungsleistungen einer solchen allgemeinen Handlungstheorie für ihr Verhältnis zur Gesellschaftsanalyse thematisiert. Nicht die Strukturen individuellen Handelns haben sich geändert, wie der Verfasser in seinem Fazit betont, sondern lediglich die Anwendungsbedingungen, unter denen dieses Handeln heute stattfindet. (ICE2)

[237-L] Schnabel, Annette: Sind Emotionen rational?: Emotionen als Herausforderung für Rational-Choice-Ansätze, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 175-194, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: Die Möglichkeiten einer systematischen Integration von Emotionen in die Theorie der rationalen Handlungswahl werden diskutiert. Zunächst werden die wesentlichen Bestandteile der verschiedenen Ansätze der Theorie rationaler Wahl vorgestellt. Dazu gehören das Konzept der Rationalität und der theorieeigene Mechanismus der Erklärung rationaler Wahlhandlungen. Dem Begriff der Rationalität wird eine weite Definition von Emotionen gegenübergestellt, die die bisherigen, teils widersprüchlichen Definitionsvorschläge integriert. Aus den Bestandteilen einer typischen Rational-Choice-Erklärung werden diejenigen Faktoren abgeleitet, die für eine Integration verschiedener Ansätze aus Ökonomie, Politik und Soziologie zur Verfügung stehen. Dabei zeigt sich, dass Emotionen nicht allein als unterschiedliche Modi der Weltauffassung zu verstehen sind, sondern in vielfacher Weise in die rationale Entscheidung als Informationsäquivalente, Handlungsziele oder Entscheidungskosten eingreifen können. (GB)

[238-L] Schwinn, Thomas: Der Nutzen der Akteure und die Werte der Systeme, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 39-62, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Es wird die Frage diskutiert, ob die Soziologie von Max Weber in den RationalChoice-Ansatz von Esser integrierbar ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Makrotheorie, insbesondere der Gesellschafts- und Differenzierungskonzeption. Dabei werden zunächst die Umrisse einer Makrosoziologie im Weberschen Sinne skizziert. Im Anschluss daran werden die Grundbegriffe von Essers Theorie dargestellt, die den Integrations- und Universalitätsan-

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spruch dieses Ansatzes tragen. Gefragt wird, ob Essers Grundbegriffe so gewählt sind, dass sie in der Lage sind, Webers Modell von Wertsphären und Ordnungen zu fassen. Danach wird das theoretische Problem der Aggregation angesprochen und gezeigt, dass es in Essers Werk zwei Makrokonzeptionen gibt, die einerseits unvereinbar, andererseits nicht in der Lage sind, Webers Makrosoziologie adäquat zu rekonstruieren. Es wird die These formuliert, dass es dem Rational-Choice-Ansatzes nicht gelingt, die verschiedenen soziologischen Theoriefamilien zu integrieren. (GB)

[239-L] Stachura, Mateusz: Handlung und Rationalität, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 100125, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage, ob Webers Handlungstheorie mit Recht einen Überlegenheitsanspruch gegenüber den utilitaristischen und kommunikationstheoretischen Ansätzen erheben kann. Als Vergleichsobjekte werden dabei auf der einen Seite die Handlungstheorie von Jürgen Habermas, auf der anderen Seite ein Rational-Choice-Ansatz (RC) ausgewählt, nämlich der Ansatz von Hartmut Esser.Das Ergebnis jeder vergleichenden Untersuchung hängt von den gewählten Vergleichskriterien ab. Dazu werden die verschiedenen Rationalitätsbegriffe zunächst ansatzimmanent rekonstruiert. Erst dann wird gefragt, ob sich an ihren jeweiligen Stärken und Schwächen Qualitätsmerkmale einer allgemeineren Rationalitätstheorie des Handelns ablesen lassen. In der Studie werden zwei solche Kriterien identifiziert: die Komplexität und die Einheitlichkeit des Rationalitätsbegriffs. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass Webers Konzept der Wertrationalität, das nicht utilitaristisch, sondern konstruktivistisch fundiert ist, das neben materiellen auch ideelle Interessen berücksichtigt, das gleichsam nicht konsens-, sondern konflikttheoretisch ausgerichtet ist, den beiden Kriterien weitestgehend genügt. (ICA2)

[240-L] Stachura, Mateusz: Logik der Situationsdefinition und Logik der Handlungsselektion: der Fall des wertrationalen Handelns, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 3, S. 433-452 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Im Beitrag wird die 'Theorie der Frame-Selektion' von Hartmut Esser unter Bezugnahme auf Max Webers Handlungstheorie einer Revision unterzogen. Das wesentliche Defizit der Theorie von Esser, das im fehlenden Geltungsbezug der Frames besteht, wird in seiner Konzeptualisierung des wertrationalen Handelns besonders deutlich. Es betrifft aber das Gesamtmodell. Um die utilitaristische Verengung der TdFS zu überwinden, wird der Vorschlag gemacht, die Logik der Situationsdefinition von der Logik der Handlungsselektion stärker zu trennen. Die Definition der Situation folgt demnach nicht der Logik der Nutzenmaximierung, sondern der Logik der Wertbeziehung und der Wertgeltung. Beide ebenenspezifischen Selektionsprozesse bleiben aufeinander bezogen. Aber jede Ebene verfügt über eine Eigenlogik, deren Verletzung zu Rationalitätsverlusten des Handelns führt." (Autorenreferat)

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[241-L] Sutter, Tilmann: Emergenz und Konstitution, Kommunikation und soziales Handeln: Leistungsbeziehungen zwischen Essers methodologischem Individualismus und Luhmanns soziologischer Systemtheorie, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 63-86, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: "Die Theoriekonzeptionen von Luhmann und Esser werden vergleichend dargestellt. Im ersten Schritt werden Fragen der Entstehung sozialer Gebilde erörtert: Mit Esser werden zunächst die Emergenz von unten einerseits und die Konstitution von oben andererseits als alternative Bezugsprobleme des soziologischen Erklärungsmodells und der Systemtheorie nachgezeichnet. Wie das der Entstehung sozialer Gebilde zugrunde liegende Problem der doppelten Kontingenz jedoch deutlich macht, kann diese Gegenüberstellung nicht aufrechterhalten werden, da doppelte Kontingenz nur mit beiden Perspektiven, der Emergenz von unten und der Konstitution von oben, erfasst werden kann. Im darauf folgenden Abschnitt wird die unterschiedliche Konzeptualisierung des Verhältnisses von Interaktion und Kommunikation sowie von Kommunikation und sozialem Handeln bei Esser und Luhmann erörtert. Während das Verhältnis von Kommunikation und Handeln theorievergleichend untersucht wird, bietet das Verhältnis von Interaktion und Kommunikation Gelegenheit, einige typische Probleme des methodologischen Individualismus und der soziologischen Systemtheorie zu benennen. Abschließend werden die aus den Überlegungen folgenden Möglichkeiten und Grenzen der Anbindung der soziologischen Systemtheorie an den methodologischen Individualismus Essers zusammengefasst." (Autorenreferat)

[242-L] Vester, Heinz-Günter: Die soziale Organisation emotionaler Klimata, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 240-255, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: Der Begriff "emotionales Klima" soll einen Systemzustand kennzeichnen, der sich als Verteilung - Inzidenz und Prävalenz - von Emotionen beschreiben lässt. Das emotionale Klima ergibt sich als Kombination der in der Emotionsforschung als primär oder basal klassifizierten Emotionen Ärger/Wut, Angst/Furcht, Traurigkeit und Freude. Aus soziologischer Perspektive sind vor allem die sozialen Bedingungen des emotionalen Klimas von Interesse. Emotionen sind nicht nur selbst strukturiert, sondern werden auch von und in sozialen Strukturen geprägt und leisten ihrerseits einen Beitrag zur Bildung sozialer Strukturen. Das emotionale Klima ist in Prozesse und Strukturen sozialer Organisationen eingebunden: Interaktionen, Gruppen, Organisationen, Institutionen, Gesellschaften, Weltsystem. Entsprechend kann man sich emotionale Klimata auf diesen Ebenen sozialer Organisation vorstellen. (GB)

[243-L] Wagner, Peter: Die Soziologie der Moderne und die Frage nach dem Subjekt, in: Heiner Keupp, Joachim Hohl (Hrsg.): Subjektdiskurse im gesellschaftlichen Wandel : zur Theorie des Subjekts in der Spätmoderne, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 165-186, ISBN: 3-89942-562-6 INHALT: Der Verfasser erörtert die Frage nach dem Subjekt in der Soziologie der Moderne zunächst im Sinne einer Reflexion über die Bedingungen, unter denen das soziologische Denken des Subjekts möglich und notwendig wurde. Die spezifisch neuzeitliche Subjektkonzep-

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tion mit ihrer Betonung der individuellen Autonomie entstand, so wird gezeigt, im politischen Diskurs der sich entwickelnden bürgerlichen Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts. Erst später (Nietzsche, Freud) wird das Subjekt Gegenstand eines im engeren Sinne sozialwissenschaftlichen Diskurses. In einem zweiten Schritt wird nach dem gesellschaftsgeschichtlichen In-Erscheinung-Treten des Subjekts gefragt. Hier benennt der Verfasser gesellschaftliche Faktoren, die seit dem frühen 20. Jahrhundert entweder mit einer Stärkung oder auch mit einer Schwächung der Subjektbildung einher gegangen sind. Abschließend plädiert er in Anbetracht von Prozessen der Globalisierung und De-Institutionalisierung für eine Re-Politisierung des Subjektdiskurses. (ICE2)

[244-L] Wahl, Klaus: Affektuell-emotionale Grundlagen des Sozialverhaltens, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4525-4533, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Ein Großteil der Soziologie hat seit ihrem Anbeginn in der Nachfolge von Theologie, Philosophie und Ökonomie ein Menschenbild favorisiert, das Moral, Vernunft und rationales Kalkül als maßgebliche Bestimmungsfaktoren menschlichen und sozialen Handelns betrachtet und einen Bogen um Leidenschaften, Affekte und Emotionen macht. Noch in der Gegenwart, von Habermas bis zu den Rational-Choice-Vertretern, ist das nicht anders. Aber seit einiger Zeit begegnet dieser mainstream munteren Nebenflüssen. So gibt es verschiedene Ansätze zu einer Soziologie der Emotionen. Darüber hinaus müssen Versuche zu soziologischen Handlungstheorien Einsichten der Gehirnforschung, Psychologie und Verhaltensforschung in die affektuellen und emotionalen Grundlagen der Motivation des Sozialverhaltens zur Kenntnis nehmen. Die Soziologie sollte sich - im Rahmen einer interdisziplinär informierten Tiefensoziologie - mehr für die vorbewussten und nicht-rationalen Ebenen gesellschaftlicher Prozesse interessieren, um zu triftigeren Erklärungen sozialer Phänomene zu kommen. Das wird hier exemplarisch für den Bereich der Genese jugendlicher Gewalt gezeigt." (Autorenreferat)

[245-L] Weihrich, Margit: Interessenkonstellationen in Evaluationsprozessen: ein handlungstheoretischer Systematisierungsvorschlag, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3886-3896, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Meine Argumentation geht davon aus, dass Evaluationsprozesse etwas mit der Bewertung von Handlungsalternativen zu tun haben. Die Bewertung bezieht sich dabei darauf, inwieweit bestimmte Handlungen diejenigen Ergebnisse erzielen, um derentwillen das zu evaluierende Projekt durchgeführt wird; gleichzeitig dient sie als Entscheidungsgrundlage. Dann liegt es nahe, Evaluationsprozesse mithilfe einer Theorie rationalen Handelns zu untersuchen; auch dort werden Handlungsalternativen bewertet, und es wird schließlich diejenige Handlung gewählt, von deren Durchführung man sich die bestmögliche Realisierung seines Zieles verspricht. Sozialtheoretisch relevant werden Theorien rationalen Handelns erst dann, wenn man sie in ein Erklärungsmodell einbettet, das zum einen die Mechanismen berücksichtigt,

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die der Definition der Handlungssituation zugrunde liegen und das zum anderen die Folgen in den Blick nimmt, die zu gewärtigen sind, wenn die Zielerreichung davon abhängig ist, dass andere Akteure mit im Spiel sind. Akteure, die ihre Interessen realisieren wollen, so die Pointe, werden sich in spezifischen Abstimmungsproblemen finden, die davon abhängen, wie sich ihre Ziele zu denen der relevanten anderen Akteure verhalten. Die Lösungen solcher Dilemmata sind manchmal stabil, aber leider suboptimal, manchmal optimal, aber leider nicht stabil, und manchmal kommen gar keine Lösungen zustande. In Evaluationsprozessen lassen sich solche Abstimmungsprobleme identifizieren und deren Lösungen diskutieren. Aufgrund ihrer spezifischen Interessenkonstellationen finden sich Auftraggeber, Evaluator, im zu evaluierenden Projekt Tätige und Klienten bzw. Kunden in Koordinations-, Kooperations- und Ungleichheitsdilemmata wieder. Da in Evaluationsprozessen die Festlegung der Ziele und die Bewertung der Handlungsalternativen auseinanderfallen, sieht eine Lösung so aus, dass Auftraggeber und Evaluator eine Herrschaftsbeziehung eingehen. Daraus wiederum resultieren Prinzipal-Agenten-Probleme, durch die Dritte betroffen sind. Die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten kann man deshalb nicht voraussetzen. Sie ist selbst eine spezifische Problemlösung, deren Realisierungschancen von der Logik der Situationabhängen - und auch diese Lösung kann wiederum problematische Folgen haben." (Autorenreferat)

[246-L] Wieser, Matthias: Naturen, Artefakte, Performanzen - Praxistheorie und Akteur-Netzwerk-Theorie, in: Martin Voss, Birgit Peuker (Hrsg.): Verschwindet die Natur? : die Akteur-Netzwerk-Theorie in der umweltsoziologischen Diskussion, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 95-109, ISBN: 3-89942-528-6 INHALT: Der umweltsoziologische Aufsatz zu der übergeordneten Frage, welchen Beitrag die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) zu einer ökosoziologischen Methode und Theorie im Vergleich zu anderen Ansätzen zur Umweltforschung leistet, stellt Verbindungen her zwischen der ANT und einer (sich formierenden) allgemeinen Sozialtheorie, der 'Theorie sozialer Praktiken'. Während es dort Bestrebungen gibt die ANT in ein solches Projekt einzugemeinden, werden hier neben den Konvergenzen - etwa der Zentralität von Praxis und der Problematisierung der Natur/Kultur-Unterscheidung - v.a. die Divergenzen thematisiert. Inzwischen liegen einige praxis-theoretische Kritikpunkte an der ANT vor, so etwa die Folgenden: Sie vernachlässigt sowohl den kontingenten Nutzungskontext mit Objekten und Natur als auch die Körperlichkeit sozialer Praktiken und sie vermengt methodologische und ontologische Fragen, Nominalismus (statt Kontextualismus) und Post-Humanismus (statt agential humanism). Die Diskussion dieser Punkte zeigt, dass sich Praxistheorie und ANT auf den ersten Blick sehr ähneln: Im Hinblick auf eine Dezentralisierung des Subjekts, der performativen Natur des Handelns und auch im methodischen Vorgehen. Allerdings kann man auf grundlagentheoretischer/sozialphilosophischer Ebene substantielle Differenzen ausmachen: Praxistheorien wollen der ANT nicht in ihrer Radikalität hin zu einer neuen Ontologie folgen. (ICG2)

[247-L] Wohlrab-Sahr, Monika: Die Realität des Subjekts: Überlegungen zu einer Theorie biographischer Identität, in: Heiner Keupp, Joachim Hohl (Hrsg.): Subjektdiskurse im gesellschaftlichen Wandel : zur Theorie des Subjekts in der Spätmoderne, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 75-97, ISBN: 3-89942-562-6

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INHALT: Die Verfasserin setzt entgegen gängigen postmodernen Fluiditätsvorstellungen auf die Realität des Subjekts. Sie stellt drei Ansätze vor, die aus dieser Perspektive argumentieren. Der erste Ansatz stammt von Günter Dux und stellt sich nicht nur der Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus, sondern auch mit den Gegenspielern geistes- und gesellschaftswissenschaftlicher Konzepte von Subjekt und Identität, nämlich der Soziobiologie und der Hirnforschung. Dux geht in seiner historisch-genetischen Theorie der Kultur explizit von der Konzeption eines "realen Subjekts" aus, das neuronale Entsprechungen hat. Der zweite Ansatz stammt von Oevermann und beharrt gegenüber konstruktivistischen Konzepten auf der Vorstellung eines Subjekts, das seine Identität in der Auseinandersetzung mit dem Problem der Bewährung konstituiert. Der dritte Vorschlag, den die Verfasserin selbst formuliert, löst sich von der Vorstellung einer für Identitätsbildung spezifischen Problemstellung, beharrt aber auf einem Strukturmodell von Identität, das sowohl die biographische Repräsentation in der Gegenwart als auch die Herausbildung einer biographischen Struktur im Laufe der Zeit integriert. Die "Realität des Subjekts" manifestiert sich in diesem Ansatz dadurch, dass Identitätsbildung als Vorgang einer auf verstehensbasierten Selektionsprozessen aufbauenden Selbstorganisation aufgefasst wird, bei der die vorangegangenen Selektionen "reale" Voraussetzungen für nachfolgende konstituieren, woraus im Laufe der Zeit eine zwar im Prinzip noch variable, aber nicht mehr hintergehbare Struktur entsteht. (ICE2)

6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. [248-L] Albert, Gert; Bienfait, Agathe; Sigmund, Steffen; Stachura, Mateusz (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, (Studien zum Weber-Paradigma), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 299 S., ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: "Die Beiträge des Bandes sind am weberianischen Forschungsprogramm orientiert, das von Wolfgang Schluchter in der Interpretation und der Explikation der verstehenden Soziologie von Max Weber entwickelt wurde. Den ersten Schwerpunkt bilden wissenschaftstheoretische Beiträge zu Fragen der Emergenz, des methodologischen Individualismus, der Idealtypen und des Verstehens und Wertens. Die handlungstheoretischen Beiträge kreisen um Webers Konzept der Lebensführung, Fragen der Definition der Situation und der Rationalität des ökonomischen Handelns. Wirtschaftssoziologische Fragestellungen bilden damit einen zweiten Schwerpunkt und umfassen Themen wie die Grenznutzentheorie, die Kapitalismustheorie und die Einbettungsproblematik. Umsetzungen des Weberianischen Forschungsprogramms finden sich zum einen in zwei Beiträgen, die den Einfluss der Religion auf die soziale Ungleichheit bzw. Fragen religiöser Herrschaftsorganisation behandeln, zum anderen in zwei institutionentheoretisch orientierten Artikeln zur deutschen Einigung und zur europäischen Integration." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jens Greve: Max Weber und die Emergenz. Ein Programm eines nicht-reduktionistischen Individualismus? (19-48); Gert Albert: Max Webers non-statement view. Ein Vergleich mit Ronald Gieres Wissenschaftskonzeption (4979); Peter Isenböck: Verstehen und Werten. Max Weber und Jürgen Habermas über die transzendentalen Voraussetzungen kulturwissenschaftlicher Erkenntnis (80-99); Mateusz Stachura: Handlung und Rationalität (100-125); Christoph Morlok: Eine kleine Soziologie des Grenznutzens (126-144); Ingo Praetorius: Wirtschaftssoziologie als verstehende Soziologie?

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Die Grenzen der ökonomischen Rationalität und das Problem der Einbettung (144-168); Markus Pohlmann: Weber, Sombart und die neuere Kapitalismustheorie (169-192); Jong-Hee Lee: Konfuzianische Kultur und geschlechtsspezifische Ungleichheit. Der südkoreanische Arbeitsmarkt als Beispiel (193-217); Agathe Bienfait: Legitimation durch Repersonalisierung (218-237); Dieter Hermann: Back to the Roots! Der Lebensführungsansatz von Max Weber (238-257); Jürgen Kohl, Claus Wendt: Vom Nutzen und Nachteil des Institutionentransfers nach der deutschen Vereinigung (258-277); Tobias Vahlpahl: Politische Institutionenbildung im Prozess der Europäischen Integration (278-299).

[249-L] Albert, Gert: Hermeneutischer Positivismus und dialektischer Essentialismus Vilfredo Paretos, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 286 S., ISBN: 3-531-14473-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4109) INHALT: "Vilfredo Paretos allgemeine Soziologie kann als Transformation philosophischer Standpunkte in eine soziologische Handlungs- und Ordnungstheorie verstanden werden. Zum einen stellt sich seine Handlungstheorie als materiale Transformation seines philosophischen Positivismus dar, enthält dabei aber eine verstehende Komponente. Formal bestimmt ist seine Handlungs- und Ordnungstheorie hingegen durch einen dialektischen Essentialismus, der mit den positivistischen Theorieanteilen in ein Spannungsverhältnis gerät. Vor diesem Hintergrund rekonstruiert Gert Albert den wirkungsgeschichtlich unterschätzen Ansatz Paretos. Er behandelt dabei drei zentrale Aspekte dieser Theoriekonzeption: Philosophie und Wissenschaftstheorie, Handlungstheorie und Rationalitätskonzeption, Ordnungs- bzw. Elitetheorie. Die Rekonstruktion der Handlungstheorie bietet eine Zusammenschau der bisher nur separat behandelten Teile; die demokratiekritische Stoßrichtung der Elitetheorie wird auf ihre positivistisch-essentialistische Grundlage zurückgeführt." (Autorenreferat)

[250-L] Aßmann, Alex: Die Andersheit: über Kritische Theorie in Frankreich und Deutschland, (PapyRossa Hochschulschriften, 61), Köln: PapyRossa Verl.-Ges. 2005, 160 S., ISBN: 3-89438-337-2 INHALT: Eine gewisse innere Verwandtschaft zwischen der von Horkheimer und Adorno verkörperten (älteren) Kritischen Theorie und dem Neostrukturalismus in Gestalt der Werke von Foucault und Derrida ist oft bemerkt worden. Jenseits aller methodologischen Unterschiede ist beiden Schulen eine hohe Sensibilität für die subtilen Formen von Macht gemeinsam, jener Macht nämlich, die, 'weil sie sich tarnt, hinter den Dingen, die sie schafft, versteckt, unantastbar bleibt und die ihrer eigenen Reproduktion zuarbeitenden Voraussetzungen schafft, ohne aber ihre Urheberschaft klar zu machen' (13). Als Chiffre für das, was sich allenfalls dieser Macht entziehen könnte, steht bei Adorno, Foucault und Derrida das Nichtidentische, die Andersheit oder Alterität, und der Autor möchte mit Blick auf diese Thematik in die Kritische Theorie diesseits und jenseits des Rheins einführen. Dabei wählt er ausdrücklich eine sehr essayistische Darstellung, um einen freien Umgang mit den unterschiedlichen Spielformen der Macht zu ermöglichen. (ZPol, NOMOS)

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[251-L] Averbeck, Stefanie: Ernst Manheims 'Träger der öffentlichen Meinung': eine Theorie der Öffentlichkeit 30 Jahre vor Jürgen Habermas, in: Frank Baron, David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.Verl. der Autoren, 2005, S. 43-69, ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie E. Manheims (1900-2002) erörtert dessen Habilitationsschrift 'Die Träger der öffentlichen Meinung' (1933), indem der wissenschaftliche Ansatz in die Geschichte der Öffentlichkeitstheorien eingebettet wird. In diesem Zusammenhang wird hier die Annahme ausgeführt, dass Manheims Buch der Vorläufer der von J. Habermas verfassten Genese der bürgerlichen Öffentlichkeit und des Entwurfs einer diskursiven Ethik (1962) ist. Zugleich weichen Manheims Denkmotive von den Habermasschen erheblich ab. Die Kritik an Habermas stützt sich vor allem auf diejenige von N. Schindler (1979) und A. Gestrich (1994) an Habermas' empirischen Defiziten. Ferner wird H. Pöttkers Kritik an Habermas' wissenssoziologischem Ansatz (1995) herangezogen. Die Ausführungen gliedern sich nach einer kurzen Rezeptionsgeschichte von Manheims Habilitationsschrift in folgende Punkte: (1) Denkmotive der Öffentlichkeit bei Habermas und Manheim, (2) sozialpsychologische und wissenssoziologische Prämissen bei den beiden Soziologen, (3) Genese und Analyse bürgerlicher Öffentlichkeit, (4) die Frage nach der Idealisierung der bürgerlichen Öffentlichkeit, (5) die Ausweitung der Perspektive bei Manheim im Zuges des Aufstiegs der NSDAP, (6) Kritik der Wissenssoziologie, (7) Manheims Diskursethik sowie (8) Metadiskurse. (ICG2)

[252-L] Ay, Karl-Ludwig; Borchardt, Knut: Das Faszinosum Max Weber: die Geschichte seiner Geltung, (Theorie und Methode : Sozialwissenschaften), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2006, 420 S., ISBN: 3-89669-605-X INHALT: "Zahllose Übersetzungen von Teilen seines Werkes und Veröffentlichungen darüber in vielen Kultursprachen legen Zeugnis davon ab, dass Max Weber auf der ganzen Welt studiert und diskutiert wird. Das war, blickt man zurück, alles andere als ausgemacht. Tatsächlich war - wie bei anderen großen Gelehrten auch - Webers wissenschaftliche Geltung kein Selbstlauf. Sie war auch das Werk von Personen, die, in spezifischen Netzwerken und Wissenschaftskulturen tätig, zur Verbreitung und Akzeptanz von Webers Werk beitrugen. Im vorliegenden Band wird die Geschichte von Max Webers Geltung über Sprachgrenzen hinweg verfolgt; es werden aber auch Grenzen der Rezeption in verschiedenen Sozialwissenschaften thematisiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Knut Borchardt, Einleitung (7-13); M. Rainer Lepsius: Münchens Beziehungen zu Max Weber und zur Pflege seines Werks (17-27); Edith Hanke: "Max Webers Schreibtisch ist nun mein Altar". Marianne Weber und das geistige Erbe ihres Mannes (29-51); Lawrence Scaff: Max Weber's Reception in the United States, 1920-1960 (55-89); Uta Gerhardt: Talcott Parsons und die Geltung des Werkes Max Webers (91-121); Masahiro Noguchi: Universalgeschichtliche Probleme in der japanischen WeberDiskussion (123-133); Yolanda Ruano de la Puente: Max Weber in the Spanish-speaking World (135-167); Dirk Kaesler: Die Zeit der Außenseiter in der deutschen Soziologie (169195); Knut Borchardt: Rezeption und Wirkung Max Webers in Deutschland (nach 1945): Wirtschaftswissenschaft und Politikwissenschaft (197-207); Kolvo Koev: Max Weber's Afterlife in Bulgarian Sociology (209-216); Elfriede Üner: Der explizite und implizite Diskurs zwischen Max Weber und der "Leipziger Schule". Ein Arbeitsbericht. (219-239); Helmut F. Spinner: Rebellion statt Rezeption: Max Weber im blinden Spiegel Carl Schmitts (241-264);

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Austin Harrington: Hermann Broch as a Reader of Max Weber: A Literary Afterlife of sonic Weberian Themes (265-281); Sven Eliaeson: Gunnar Myrdal as a Weberian Public Intellectual (283-300); Johannes Weiß: Max Weber und die Kritik der Kritischen Theorie (301-311); Keith Tribe: A Lost Connection: Max Weber and the Economic Sciences (313-329); Sam Whimster: Goodbye to the Sacred Text: Some Sociological Reflections on 'The Protestant Ethic and the Spirit of Capitalism' in the Age of the Internet (331-342); David Beetham: Weber and Anglo-American Democracy: Analysis, Reception and Relevance (343-351); Andreas Anter: Weber und die parlamentarische Demokratie der Bundesrepublik Deutschland (353373); Guenther Roth: Heidelberg und Montreal: Zur Geschichte des Weberzentenariums 1964 (377-391); Karl-Ludwig Ay: Gedenken in München 1964 (393-405).

[253-L] Barlösius, Eva: Pierre Bourdieu, (Reihe Campus Einführungen), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, 195 S., ISBN: 3-593-37635-0 INHALT: "Pierre Bourdieu (1930-2002) war ohne Zweifel einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Sein Buch Die feinen Unterschiede machte ihn in den 80er Jahren weltweit bekannt. Eva Barlösius zeigt Bourdieu als Soziologen, der die Grenzen dieser Disziplin immer wieder überschritt und wie kaum ein anderer Theorie und Praxis miteinander verband bis hin zu seinem Engagement als politischer Intellektueller. Vor dem Hintergrund seiner Biografie werden in dieser Einführung Bourdieus Grundbegriffe wie 'soziale Praxis', 'Habitus' und 'Feld' systematisch dargelegt und so Schritt für Schritt seine soziologische Theorie entfaltet." (Autorenreferat)

[254-L] Baron, Frank; Smith, David Norman; Reitz, Charles (Hrsg.): Authority, culture and communication: the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren 2005, XI, 308 S., ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)33A1839) INHALT: "Communication and conflict, culture and identity, authority and alienation are the main themes in the sociology of Ernest Manheim (1900-2002). From start to finish, Manheim was preoccupied with the dialectic of the local and the universal, the audience and the speaker, romanticism and modernity, tradition and change. A citizen of the world, both tough- and tender-minded, Manheim thought long and hard about the realistic prospect of a world federally united, a world beyond borders and boundaries. Born in Budapest, educated in Vienna, Kiel, Leipzig, and London, he contributed subtly, yet significantly, to the deprovincialization of culture in his adopted home. His writing and teaching assisted a generation of younger scholars in the postwar humanities and social sciences to become keenly aware of the conflicts and contradictions at the heart of our political, moral, and academic cultures. In quiet contrast to the logical positivism that had attained a near monopoly in U. S. graduate schools of philosophy and sociology, Manheim offered a critical distillate of European approaches, which brought the insights of phenomenology, existentialism, and critical theory from the margins to the heart of intellectual life in this country. His work communicated the vibrancy of both its classical and contemporary German intellectual sources and stressed, in a humanistic and enlightened manner, the essential connection of education to the attainment of man's social potential. As the essays in this volume make clear, Manheim's stress on the transforma-

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tive social logic of the public sphere, his multicultural cosmopolitanism, his opposition to any kind of monoculturalism, and his critique of the patriarchal family remain at the cutting edge of social and cultural theory today." (author's abstract). Content: David Norman Smith, Charles Reitz and Frank Baron: Preface: The Alchemy of Exile. Ernest Manheim's Venture beyond Borders and Boundaries (IX-XI); David Norman Smith: Facing Change and Danger: The Sociology of Ernest Manheim (3-23); Charles Reitz: The Call to Concrete Thinking: Ernest Manheim's 'Zur Logik des konkreten Begriffs' (27-41); Stefanie Averbeck: Ernst Manheims 'Träger der öffentlichen Meinung': Eine Theorie der Öffentlichkeit 30 Jahre vor Jürgen Habermas (43-69); Jean van Delinder: Ernest Manheim, Social Science, and the Brown Case (71-82); Elisabeth Welzig: Ein Mitteleuropäer in der Mitte Amerikas (85-88); Tibor Frank: Der Kult des Allwissens im Budapest des Fin de Siècle (89-116); Elfriede Üner: Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933) (117-144); Frank T. Manheim: Ernest Manheim: Sociologist and Composer (145-148); Ernest Manheim: Beiträge zu einer Geschichte der autoritären Familie (1936) (151-173); Ernest Manheim: The Role of Small Groups in the Formation of Public Opinion (1939) (175-179); Ernest Manheim: Minority Status as Related to Old and New Types of Nationalism (1940) (181-185); Ernest Manheim: Authority and Situations of "Total Risk" (1942) (187-199); Ernest Manheim: The Sociological Theories of Hans Freyer: Sociology as a Nationalistic Program of Social Action (1948) (201-209); Ernest Manheim: Perspektiven moderner Musik (1951) (211-216); Ernest Manheim: Recent Types of Charismatic Leadership (1953) (217-228); Ernest Manheim: Musiksoziologie (1958) (229-232); Ernest Manheim: The Communicator and the Audience: Liberals and Traditionalists in Eighteenth-Century Germany (1964) (233-244); Ernest Manheim: Work and Leisure (ca. 1970) (245-250); Ernest Manheim: The Social Preconditions of Sociology (ca. 1970) (251-253); Ernest Manheim: The Sociology of Knowledge Reconsidered (1972) (255-259); Ernest Manheim and Frank T. Manheim: Rock: The Role and Future of Electronic "Beat" Music (2002) (261-281).

[255-F] Baumann, Gerd, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Hettlage, Robert, Prof.Dr.Dr. (Betreuung): Max Weber als Universalist? Webers Begriff der "Rationalität" im Lichte des Universalismus/ Relativismus-Problems INHALT: Hat die abendländische Kulturtradition das Anrecht, einen globalen Vorherrschaftsanspruch über alle anderen Kulturen zu erheben? Die - wie dem Autor scheint - zwiespältige Antwort Max Webers auf eine der wichtigsten Fragen der westlichen Kulturgeschichte war bereits Gegenstand der von ihm vorgelegten Diplomarbeit. Dort hatte er folgende, vorläufige Antwort vorgeschlagen: Obwohl Weber in der "Wissenschaftslehre" einen universalen Vorherrschaftsanspruch für das bzw. die okzidentale(n) Rationalitätsmodell(e) eindeutig zurückweist, so scheint es dem Autor, daß in Webers sachbezogenen soziologischen Arbeiten (zumindest für den Begriff der "Zweckrationalität") ein solcher impliziter Universalitätsanspruch erhoben wird. Das hauptsächliche Ziel der jetzt geplanten Dissertation besteht nun vor allem darin, zu überprüfen, ob sich der Geltungsbereich für die soeben vorgetragene These noch erweitern läßt: Inwieweit, so die zentrale Frage, lassen sich in den Schriften Webers solche impliziten Universalitätsansprüche auch für andere Rationalitätsbegriffe aufweisen? Auf die aussichtsreichsten "Kandidaten", die der Autor hierfür ins Auge gefaßt hat, hatte er in seiner Diplomarbeit bereits vorgreifend hingewiesen: Es sind dies Webers Begriff der "theoretischen Rationalität" und sein Konzept der "normativen Rationalität". Als zentrales Ziel der Arbeit hofft der Autor daher, die These erhärten zu können, daß Max Weber auch für diese beiden

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Rationalitätsbegriffe versteckte Universalitätsansprüche erhebt, welche in deutlichem Widerspruch zu seiner erklärten Universalismus-Kritik stehen würden, die er an anderer Stelle so vehement vertritt. In einer umfassenden Gesamtwürdigung wird daher letztlich die allgemeine Frage zu prüfen sein, inwieweit dem Weberschen Begriff der "Rationalität" als Ganzes eine solche universalistische Ausrichtung zugesprochen werden muß. METHODE: Es handelt sich um eine philologische Arbeit, die sich letztlich um ein genaues Verständnis der Weberschen Texte bemüht; wobei sich dieses in der Auseinandersetzung und im Vergleich mit anderen Interpretationen zu bewähren hat. Die Frage nach dem "grundlegenden theoretischen Ansatz" macht daher in diesem Fall nur wenig Sinn. Es sei aber zugestanden, daß es nur um den Versuch gehen kann, Webers Ansatz der "Verstehenden Soziologie" bestmöglich zu rekonstruieren. DATENGEWINNUNG: Entfällt. ART: Dissertation BEGINN: 2001-10 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie (93040 Regensburg) KONTAKT: Bearbeiter (Wallensteinstr. 68, 90431 Nürnberg, Tel. 0911-618275)

[256-L] Bertschi, Stefan: Tönnies und Gated Communities: 'Romantik' oder neoliberale Gegenwart?, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 32/2006, Iss. 1, S. 75-90 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Dieser Beitrag sucht ein neues Verständnis der Verbindung zwischen einer rasch anwachsenden Form suburbanen Lebens und ihren Implikationen für die Dichotomie von Neoliberalismus und Kommunitarismus sowie für das Theorem von 'Gemeinschaft und Gesellschaft'. Durch die Analyse geschlossener und bewachter Wohnsiedlungen, so genannter Gated Communities, tritt deren besonderer Charakter hervor. Die Hauptfrage lautet: Was hat Tönnies' Gemeinschaftsbegriff zu bieten und wie kann er fruchtbar gemacht werden, um ein neoliberales Phänomen zu erklären? Wie sichtbar wird, führen künstliche Gemeinschaften mit einer rationalisierten Struktur zu einem neuen Verständnis hergebrachter Dichotomien und legen eine aktuelle Anwendung des bekannten soziologischen Theorems dar." (Autorenreferat)

[257-L] Biebricher, Thomas: Macht und Recht: Foucault, in: Sonja Buckel, Ralph Christensen, Andreas Fischer-Lescano (Hrsg.): Neue Theorien des Rechts, Stuttgart: Lucius u. Lucius, 2006, S. 139-161, ISBN: 3-82522744-8 INHALT: Foucaults Rechtsauffassung und Machtanalytik werden in den Gesamtzusammenhang seines Werks eingeordnet. Foucaults Denken über das Recht leitet sich von seinem Denken über Macht ab, und sofern es eine Foucaultsche Rechtstheorie gibt, muss diese als Korrelat seiner Machtanalytik und deren Modifikationen über verschiedene Werkphasen hinweg verstanden werden. Sein Werk zeichnet sich durch eine ungemeine Dynamik aus, der in der Sekundärliteratur überwiegend durch eine Einteilung in vier verschiedene Werkphasen Rechnung getragen wird. Das Spätwerk führt zu den Forschungen über politische Rationalitäten, mit deren Hilfe eine historische Analyse des Staates unternommen wird. Der für diese Unter-

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suchungen zentrale Begriff "conduit" (Führung) findet auch Niederschlag in den Untersuchungen antiker griechisch-römischer Moralvorstellungen, die im Vorschlag einer Ethik als "Ästhetik der Existenz" kulminieren. (GB)

[258-L] Bienfait, Agathe: Die "Verantwortungsgesellschaft" als "Konfliktgesellschaft": Max Webers Beitrag jenseits von Fatalismus und Moralismus, in: Ludger Heidbrink, Alfred Hirsch (Hrsg.): Verantwortung in der Zivilgesellschaft : zur Konjunktur eines widersprüchlichen Prinzips, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 165-187, ISBN: 3-593-38010-2 INHALT: Der Beitrag geht von folgender These aus: Die Rede von "Eigenverantwortung" und "Verantwortungsgesellschaft" ist nicht die Lösung sozial- und wohlfahrtsstaatlicher Probleme, sondern der Ausdruck des Problems selbst. "Rettung" verspricht für den Autor einzig eine differenzierte und kritische "Diätetik der Verantwortung", um der "voranschreitenden Inhaltsentleerung Einhalt zu gebieten". Dafür wird Max Webers Verantwortungsethik als eine Alternative zum vorherrschenden Moralismus und Fatalismus herausgearbeitet. Diese Aufgabe ist eine besondere Herausforderung, da Max Weber vielfach als Vertreter eines dezisionistischen Personalismus interpretiert wird. Der Autor korrigiert daher zunächst diese voluntaristischen oder personalistischen Weber-Interpretationen. Im Anschluss an Wolfgang Schluchters Studien zu Webers Werttheorie wird gezeigt, dass Max Weber seine Verantwortungsethik als Pflichtenethik entwickelt, in der das einzelne Handlungssubjekt aufgefordert wird, sowohl die eigenen Handlungsorientierungen als auch die damit verbundenen Handlungsfolgen gegenüber allen potentiell Betroffenen zu verantworten. Dieser dezidiert antifatalistische Standpunkt resultiert aus Max Webers Kantischem Verständnis der moralischen Persönlichkeit, deren Freiheit im Wesentlichen darin besteht, die eigenen moralischen Verpflichtungen zu übernehmen und sich in den Dienst der "Sache" zu stellen. Zugleich verbindet Weber diese Kantische Vorstellung der Verantwortung als moralischer Selbstverpflichtung mit der desillusionierten Einsicht in die prinzipielle "Irrationalität der Welt". Damit nimmt er gleichsam den zeitgenössischen Diskurs um Komplexität und Kontingenz vorweg. Weber charakterisiert die Situation des modernen Handlungssubjekts durch zwei virulente und tragische Lebensprobleme: Zunächst durch den Wertkonflikt aufgrund des kulturellen "Polytheismus" heterogener Werte und darüber hinaus durch den Wertverwirklichungskonflikt angesichts der potentiellen "Paradoxien der Folgen". (ICA2)

[259-L] Bock, Hans Manfred: Deutsch-französischer Soziologietransfer im Generationenkontext: zu Raymond Arons Rezeption deutscher Soziologie in den 1930er Jahren, in: Stephan Moebius, Gerhard Schäfer (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik : wider den Verlust einer aktuellen Tradition ; Festschrift für Lothar Peter, Hamburg: VSA-Verl., 2006, S. 161-171, ISBN: 3-89965-175-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9204) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie als Gesellschaftskritik beschreibt den deutsch-französischen Soziologietransfer am Beispiel der Rezeption deutscher Soziologie in Frankreich durch R. Aron (1905-1983) in den 1930er Jahren. Den Ausgangspunkt der intellektuellen und politischen Biographie Arons bilden die Ausführungen von J.-F. Sirinelli zu dessen generationsspezifischer Zugehörigkeit und Prägung. Anknüpfend an Sirinellis Beobachtungen zu den

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Generationsmerkmalen der ENS (Ecole normale supérieure)-Altersgruppe, zu der Aron gehört, werden einige Ergänzungen und Erweiterungen vorgeschlagen zur Klärung der Bedingungen, die für Arons Aneignung der zeitgenössischen Soziologie in Deutschland maßgeblich sind. Dabei stehen die soziologiegeschichtlichen Dimensionen der sozialen und kognitiven Bedingungen im Vordergrund. Dementsprechend gliedert sich der Aufsatz in die beiden Kapitel des lebensweltlichen und wissenschaftstheoretischen Zusammenhangs des Soziologietransfers. (ICG2)

[260-L] Brunkhorst, Hauke: Jürgen Habermas: die rächende Gewalt der kommunikativen Vernunft, in: Jochem Hennigfeld, Heinz Jansohn (Hrsg.): Philosophen der Gegenwart : eine Einführung, Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 2005, S. 198-215, ISBN: 3-534-16250-1 INHALT: Der Verfasser sieht das Werk von Habermas durch zwei Leitideen geprägt: (1) Kommunikation ist das Spezifikum der Gesellschaft; ihr Zusammenhang wird durch kommunikatives Handeln hergestellt. (2) Die gesellschaftlichen Systeme sind abhängig von einem Konsens, der in zwangloser Kommunikation gestiftet wird. Beide Grundsätze können nur dann verknüpft werden, wenn sich Philosophie als Erkenntniskritik und Gesellschaftstheorie verbinden. So besteht die besondere Leistung der kritischen Gesellschaftstheorie von Habermas in der vorranglosen Integration des Unbedingtheitsanspruches der kommunikativen Rationalität von Sprechakten in eine starke, empirisch kontrollierbare und vom kontingenten Fortgang des wissenschaftlichen Diskurses abhängige Theorie der Gesellschaft. Der Begriff der kommunikativen Rationalität bestimmt auch die Habermassche Rechtstheorie. (ICE2)

[261-L] Cappai, Gabriele: Auf der Suche nach einem Paradigma: zur Relevanz von Max Webers handlungstheoretischem Ansatz für die italienische Soziologie, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 382-399, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: "Die Autorin behandelt die Eigenart der italienischen Weber-Rezeption und WeberÜbersetzungen im Kontext der Bemühungen, die Soziologie in Italien als eigenständiges akademisches Fach zu etablieren. Im Rahmen der italienischen Weber-Rezeption kam insbesondere der 'Methodologe' Max Weber zum Zug. Dies geschah durchweg in beeindruckender Weise auf hohem Niveau, was auf die ausgezeichneten wissenschaftsgeschichtlichen Kenntnisse der an diesem Rezeptions- und Übersetzungsprozess beteiligten italienischen WeberExperten zurückzuführen ist. Die Autorin weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Weber in Italien zwar kongeniale Interpreten gefunden hat, dass aber die Anwendung seines soziologischen Ansatzes in der konkreten Forschungspraxis dort noch zu wünschen übrig lässt." (Autorenreferat)

[262-L] Carstens, Uwe: Ferdinand Tönnies: Friese und Weltbürger ; eine Biografie, Norderstedt: Books on Demand 2005, 371 S., ISBN: 3-8334-2966-6 (Standort: Pfälz. LB Speyer(107)-1911766)

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INHALT: Der Verfasser würdigt Tönnies als Nestor der deutschen Soziologie und Begründer der Disziplin als Einzelwissenschaft in Deutschland. Tönnies veröffentlichte sein Hauptwerk "Gemeinschaft und Gesellschaft" bereits 1887 und war erster Präsident der 1909 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Die vorliegende, reich illustrierte Biographie setzt mit den Kinder- und Jugendjahren des 1855 geborenen Tönnies ein ("ein Leben in Gemeinschaft") und schreitet dann chronologisch über die Studentenjahre (1872-1877), Promotion und Habilitation (1877-1881), die Tätigkeit als Privatdozent (1881-1908), Ordinarius in Kiel (1906-1916), wissenschaftlicher Publizist (1916-1921) und Lehrbeauftragter (1921-1933) . Tönnies verstarb 1936. In einem Epilog weist der Verfasser auf die Aktivitäten der TönniesGesellschaft hin. (ICE)

[263-L] Celikates, Robin: Zwischen Habitus und Reflexion: zu einigen methodologischen Problemen in Bourdieus Sozialtheorie, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 73-90, ISBN: 3-89942-540-5 INHALT: Bourdieus Theorie der sozialen Praxis wird skizziert. Dabei wird auf das schwierige Verhältnis von verinnerlichtem Habitus und distanzierender Reflexion eingegangen. Zunächst wird daran erinnert, wie stark Bourdieus Theorie der sozialen Praxis durch die Analyse eines sehr spezifischen Phänomens geprägt ist: den Gabentausch bei den Kabylen. Im Anschluss daran wird ein kurzer Abriss der bourdieuschen Praxistheorie gegeben, wobei auf einige Probleme dieses Ansatzes hingewiesen wird. Diese Probleme sind vor allem methodologischer Natur, die auf mögliche Alternativen verweisen. Insgesamt zeigt sich, dass es in Bourdieus Theorie einen strukturalistischen Bias gibt, der die reflexiven Fähigkeiten der Handelnden tendenziell ausblendet und an den Soziologen delegiert. (GB)

[264-L] Delinder, Jean van: Ernest Manheim, social science, and the Brown case, in: Frank Baron, David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren, 2005, S. 71-82, ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie E. Manheims (1900-2002) beschreibt die Beteiligung des Soziologen an dem Gerichtsfall 'Brown' in den USA Anfang der 1950er Jahre. Hierbei handelt es sich um die gerichtliche Auseinandersetzung mit der sozialen Benachteiligung dunkelhäutiger Schüler 1951 vor dem District Court in Topeka, Kansas, die mit dem Gerichtsbeschluss von 1954 durch den Supreme Court sein Ende findet und schließlich zur Aufhebung der Rassentrennung an den US-amerikanischen Schulen führt. Im Zuge dieser kritischen Hinterfragung rassischer Beziehungen in den USA äußert sich Manheim als Zeuge zu dem ungerechten System der Rassentrennung in den Schulen von Topeka. Indem Manheim hier insbesondere als Sozialwissenschaftler Position bezieht und damit seine wissenschaftliche Karriere riskiert, beeinflusst und forciert er maßgeblich die Ausweitung der Sozialwissenschaft als praxisnahes Instrumentarium zur Behebung sozialer Probleme in der breiten amerikanischen Gesellschaft. Die Erörterung des Falls 'Brown' umfasst ferner Manheims (wissenschaft-

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lichen) Lebensverlauf bis Anfang der 1950er Jahre sowie einen Ausschnitt der entscheidenden Zeugenbefragung Manheims vor drei Richtern 1951. (ICG)

[265-L] Eisenstadt, Shmuel N.: The Protestant ethic and modernity - comparative analysis with and beyond Weber, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 161-184, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" erschien im November 1904 im "Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik", ein zweiter Aufsatz sollte im Juni-Heft des Jahres 1905 folgen. Diese Arbeiten begründeten den bis heute anhaltenden Weltruhm Max Webers, paradoxerweise durch erste Rezeptionen im englischsprachigen Raum. Die 100. Wiederkehr der Erstveröffentlichung dieser beiden Texte nimmt der Autor zum Anlass, seine Sicht dieser Schlüsseltexte der Soziologie vorzutragen. Die Ausführungen belegen das lebenslange Bemühen des Autors um die Weiterentwicklung einer komparativen Kultursoziologie in der Tradition Max Webers. Spätestens seit seinem Buch "The Protestant Ethic and Modernization: A Comparative View" (1968) setzt sich Eisenstadt mit der Analyse der Weltreligionen bei Weber und dem Beginn der Moderne auseinander. Mit seiner Weiterführung des Konzepts der "Achsenkulturen" (Axial Age civilizations), der Beschäftigung mit intellektuellen Eliten, der Institutionalisierung in sehr unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen (Multiple Modernities) und dem sich daraus ergebenden sozialen Wandel versucht der Autor, das Webersche Projekt sowohl weiterzuführen als auch dessen eurozentrische Verengungen zu überwinden. (ICA2)

[266-L] Endreß, Martin: Varianten verstehender Soziologie, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 21-46, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: Der Autor verortet die von Max Weber entwickelte Variante der verstehenden Soziologie im Kontext einiger mit ihr verwandten Richtungen des "interpretativen Paradigmas". Indem er Webers Soziologische Grundbegriffe von 1920 zum einen mit der von Alfred Schütz entwickelten phänomenologischen Soziologie und zum anderen mit der von Ulrich Oevermann ausgearbeiteten "objektiven Hermeneutik" vergleicht, macht er deutlich, an welcher Stelle Webers soziologischer Ansatz noch ergänzungsbedürftig ist. Es wird gezeigt, dass die drei unterschiedlichen Perspektiven lediglich Akzentuierungen darstellen, die in der Summe auf integrative Perspektiven hinauslaufen. Allerdings finden die beiden neueren Varianten verstehender Soziologie zwar ihren legitimen Referenzpunkt im Werk Max Webers, folgen jedoch nur partiell der in den Grundbegriffen entfalteten Intuition.(GB)

[267-L] Fischer, Joachim: Philosophische Anthropologie: ein wirkungsvoller Denkansatz in der deutschen Soziologie nach 1945, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 35/2006, H. 5, S. 322-347 (Standort: USB Köln(38)XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

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INHALT: "Vorgeschlagen wird, die 'Philosophische Anthropologie' als eine dritte Position in der sich neu formierenden deutschen Nachkriegssoziologie zu beobachten. Inspiriert durch die im Schelerschen Theorieprogramm einer 'Philosophischen Anthropologie' miteinander verbundenen Denker Helmuth Plessner und Arnold Gehlen, die beide von der Philosophie zu soziologischen Lehrstühlen wechselten, entwickelte sich (trotz der persönlich-akademischen und politisch-biografischen Divergenzen zwischen den Hauptprotagonisten) ein Netzwerk von Soziologen (Schelsky, Bahrdt, Popitz, Claessens et al.), die die Grundannahmen der 'Philosophischen Anthropologie' teilten und aus dieser Voraussetzung die soziologische Forschung in Schlüsselthemen der bundesrepublikanischen Soziologie dominierten (Technik- und Industriesoziologie, Familiensoziologie, Stadtsoziologie, Soziologie der Macht etc.). So gesehen, war die Theorie der 'Philosophischen Anthropologie' in der deutschen Soziologie bis Mitte der 1970er Jahre möglicherweise ebenso einflussreich wie die Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno) oder die Kölner Schule (René König). Nicht zuletzt entwickelten sich die beiden großen originären Theorieprojekte der westdeutschen Soziologie bei Habermas und Luhmann als Transformationen von Konzepten der 'Philosophischen Anthropologie'." (Autorenreferat)

[268-L] Fischer, Joachim: Bourdieu und Luhmann: soziologische Doppelbeobachtung der "bürgerlichen Gesellschaft" nach ihrer Kontingenzerfahrung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2850-2858, ISBN: 3593-37887-6 INHALT: "Pierre Bourdieu und Niklas Luhmann sind moderne Klassiker der Soziologie. Seit 30 Jahren gelten ihre soziologischen Theorien als subtile Selbstbeschreibungen der 'modernen' Gesellschaft: Bourdieus Diagnose stratifikatorischer Distinktionen durch ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital; Luhmanns Analyse funktional ausdifferenzierter Teilsysteme wie Wirtschaft, Recht, Politik, Wissenschaft etc. Beobachtet man beide Theorien oder Beobachtungssprachen vergleichend, verwandeln sie sich in einen raffinierten Selbstausdruck der 'bürgerlichen Gesellschaft' - nach deren Kontingenzerfahrung im 20. Jahrhundert. Diese innere Wahlverwandtschaft zwischen Bourdieu und Luhmann und beider zur 'bürgerlichen Gesellschaft' in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lässt sich sowohl in der Theorieanlage wie in der Erinnerung an den geschichtlichen Entstehungs- und Rezeptionszusammenhang dieser soziologischen Theorien zeigen. Den neueren Versuchen des Theorienvergleichs von Bourdieu und Luhmann (Nassehi/ Nollmann 2004) entgeht diese Pointe, weil sie beide Theorien immer auf die moderne Gesellschaft allgemein beziehen, nicht aber auf die bürgerliche Moderne nach ihrer Kontingenzerfahrung, das heißt der Erfahrung der Möglichkeit nichtbürgerlicher Gesellschaften der Moderne. Der Gedankengang wird in drei Schritten entfaltet: Zunächst geht es um einen internen Vergleich beider soziologischer Theorien (I), dann um die Beobachtung beider von einer dritten Theorie aus - nämlich der der 'bürgerlichen Gesellschaft' - (II) und abschließend die Entfaltung der These (III), inwiefern es sich bei Bourdieu und Luhmann um eine soziologische Doppelbeobachtung der 'bürgerlichen Gesellschaft' nach ihrer Kontingenzerfahrung handelt." (Autorenreferat)

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[269-L] Geisen, Thomas: "Aktive Weltbeherrschungsmentalität": zur Wahlverwandtschaft von Karl Marx und Max Weber, in: Jürgen Oelkers, Rita Casale, Rebekka Horlacher, Sabina Larcher Klee (Hrsg.): Rationalisierung und Bildung bei Max Weber : Beiträge zur Historischen Bildungsforschung, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2006, S. 135-160, ISBN: 3-7815-1449-8 (Standort: UB Dortmund(290)Bg21014) INHALT: Karl Marx und Max Weber gehören zu den einflussreichsten Interpreten der modernen Gesellschaft, bei denen die Tätigkeit des Arbeitens im Mittelpunkt der menschlichen Aktivitäten steht. Das Arbeiten ist in der modernen Gesellschaft zum zentralen Beurteilungsmaßstab für den Menschen und seine Handlungen geworden, und zwar derart, dass Nicht-Arbeiten in hohem Masse gesellschaftlich sanktioniert wird. Für Weber ist die Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in entscheidender Weise durch die Marxschen Ideen mit beeinflusst und bestimmt. Weber geht es darum, die menschlichen Interpretationen der Welt und die sich hieraus ergebenen Institutionalisierungen auf die dem Handeln zugrunde liegenden Motive zurückzuführen, um hierdurch nicht nur das Handeln selbst, sondern auch die Welt der Menschen in ihren genealogischen Beziehungen zu verstehen. Die Ausbildung der motivationalen Grundlagen innerhalb einer auf Arbeit beruhenden Gesellschaftsformation wird in den kapitalistischen Gesellschaften zu einer gesellschaftlichen Erziehungsaufgabe. Erziehung wird mit der Aufgabe konfrontiert, in jeder Generation die motivationalen Grundlagen der bestehenden Gesellschaftsformation neu zu legen und zu sichern. Im generativen Zusammenhang stellt sich damit in besonderer Weise immer auch das Problem, dass parallel zur herrschenden Kultur des modernen okzidentalen Rationalismus konkurrierende Lebensentwürfe und Weltorientierungen entstehen. Bei der Kultur des modernen okzidentalen Rationalismus handelt es sich daher im Kern um die Beherrschung und Methodisierung aller Lebensbereich auf der Basis der rational gegründeten Berechenbarkeit. Das Resultat des Erziehungsprozesses bildet hier also eine aktive Weltbeherrschungsmentalität. In der Weber-Analyse vollzieht sich damit zugleich eine implizite Annäherung an die Marxsche Herrschaftskritik. (ICB2)

[270-L] Gerhardt, Uta: Talcott Parsons und die Geltung des Werkes Max Webers, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 91-121, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Aufsatz behandelt drei Themen. Erstens wird Parsons' Anteil an der Rezeption Webers für zwei Epochen (drei Dekaden) des zwanzigsten Jahrhunderts geschildert. In den dreißiger/vierziger Jahren - also zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland - wurde er Garant wissenschaftlichen Denkens im Sinne Max Webers. In den sechziger Jahren plädierte er anlässlich des Fünfzehnten Deutschen Soziologentages für textgenaue - anstatt weltanschaulich engagierte - Weberforschung, wodurch er wiederum indirekt ein Mentor der ein Jahrzehnt später beginnenden Max Weber-Gesamtausgabe wurde. Zweitens wird gezeigt, dass Webers Denken in Parsons' soziologischem Werk aufgehoben ist. In Parsons' drei Schaffensphasen wurden Webers Überlegungen jeweils anders und neu in den Bezugsrahmen der Gesellschaftstheorie eingepasst - und die Soziologie wurde in diesem Rezeptionsprozess eine Wissenschaft der modernen Industriegesellschaft. Abschließend wird Parsons' Weberverständnis unter dem Gesichtspunkt der Methodologie mit einem kritischen Blick betrachtet. Parsons befand sich in bester Gesellschaft der Sekundärliteratur, auch des heute so aktuellen

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Weber-Paradigmas, als er - sogar in seinem Verständnis von "Wirtschaft und Gesellschaft" die zentrale erkenntnistheoretische Rolle des Idealtypus nicht angemessen gewürdigt hat. (ICA2)

[271-L] Gilgenmann, Klaus; Schweitzer, Bertold: Homo - sociologicus - sapiens: zur evolutionstheoretischen Einbettung soziologischer Menschenmodelle, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 35/2006, H. 5, S. 348-371 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In diesem Aufsatz geht es um die Angemessenheit der konkurrierenden Modelle vom Menschen in der soziologischen, sozioökonomischen und soziobiologischen Theorietradition für die Erklärung komplexer sozialer Phänomene. Es wird vorgeschlagen, das im mainstream der soziologischen Theorietradition bevorzugte Modell vom sozialisierten Menschen zu modifizieren durch Einbettung in ein evolutionstheoretisches Konzept, das die Einwände aus der ökonomischen Tradition mit Bezug auf individuelle Handlungsentscheidungen und die Einwände aus der biologischen Tradition mit Bezug auf genetische Einflüsse aufnimmt, ohne die eigenständige Bedeutung der Kultur für sozialwissenschaftliche Erklärungen zu eliminieren. In einer evolutionstheoretischen Skizze wird gezeigt, dass eine Anwendung der Darwinschen Theorie auf soziokulturelle Phänomene des Menschen möglich ist, in der genetische, situative und kulturelle Einflüsse als kausal unabhängige Faktoren zusammenwirken. Kultur wird darin als ein adaptiver Vorgang aufgefasst, in dem die genetisch ererbten Organismus-UmweltBeziehungen in emergenten Formen sozialer Systeme und kultureller Umwelten erweitert werden. Im Hinblick auf kausale Erklärungen durch evolutionäre Mechanismen wird der Anteil menschlicher Individuen für die dynamischen Aspekte soziokultureller Phänomene herausgestellt." (Autorenreferat)

[272-L] Greve, Jens: Max Weber und die Emergenz: ein Programm eines nicht-reduktionistischen Individualismus?, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 19-48, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, in welchem Sinne Webers Forschungsprogramm als ein Emergenz in Anspruch nehmendes Programm verstanden werden kann. Der Vorschlag des Autors lautet, dass es sinnvoll ist, Webers Konzept im Sinne eines schwachen Emergenzbegriffs zu deuten. Die These, dass sich emergenztheoretische Überlegungen verwenden lassen, um einen nicht-reduktiven Individualismus zu begründen, hat auch Keith R. Sawyer vertreten. Der nicht-reduktive Individualismus beruht dabei auf drei Annahmen: erstens, dass soziale Eigenschaften in individuellen Eigenschaften realisiert sein müssen, zweitens, dass soziale Eigenschaften gleichwohl nicht auf individuelle reduzierbar sind und dass soziale Eigenschaften, drittens, eigenständige kausale Wirkungen entfalten können. In einem ersten Schritt wird der Emergenzbegriff geklärt, um dann der Frage nachzugehen, woran sich das Vorliegen von "starker Emergenz" in der Soziologie zeigen kann. Es folgt kurz die Darstellung von Sawyers Konzept eines nicht-reduktiven Individualismus, das er im Anschluss an Durkheim entwickelt hat. Die Ausführungen stützen insgesamt die These, dass Webers Position im Ein-

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klang mit seinen methodologischen Äußerungen besser als eine reduktiv individualistische Position verstanden werden muss. (ICA2)

[273-L] Greve, Jens: Das Werk Max Webers und die Theorie des kommunikativen Handelns, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 112-149, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: Einige Missverständnisse, die mit der Rezeption von Max Webers Werk in der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas verbunden sind, werden diskutiert. Nach einigen Bemerkungen zu Webers Konzept der Rationalität und Rationalisierung wird Habermas' Rekonstruktion der Weberschen Handlungstheorie dargestellt und gezeigt, dass Weber entgegen der Kritik von Habermas Handlungsrationalität nicht auf Zweckrationalität verkürzt, sondern zweck- und wertrationales Handeln als gleichrangige Alternativen behandelt. Im Zusammenhang mit dem Konzept des kommunikativen Handelns wird die These vertreten, dass es Habermas nicht gelingt, den Nachweis zu erbringen, dass sich das zweckrationale Handeln als Grenzfall des kommunikativen Handelns begreifen lässt. Fragen der Werttheorie werden kurz gestreift und die These diskutiert, ob unter modernen Bedingungen die Einheit der Vernunft noch bruchlos herstellbar ist. Abschließend wird gezeigt, dass Habermas mit der Unterscheidung von Sozial- und Systemintegration ein unvollständiges Schema zur Beschreibung von Formen der Handlungskoordination anbietet, was dazu führt, dass er Formen der Vergesellschaftung, die auf zweckrationalen Motiven beruhen, nicht angemessen Rechnung tragen kann. (GB)

[274-L] Grossein, Jean-Pierre: Max Weber auf französisch oder Max Weber "à la française"?, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 367-381, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: "Der Autor stellt die Eigenart der französischen Weber-Rezeption und WeberÜbersetzungen dar. Er unterscheidet dabei eine frühe Rezeptionsphase, die noch nicht auf französischsprachige Übersetzungen seines Werkes zurückgreifen konnte und die insofern zu entsprechenden, zum Teil völlig sinnentstellenden Missverständnissen geführt hat, sowie eine daran anschließende Rezeptionsphase, die durch französische Weber-Übersetzungen beeinflusst worden ist, an denen der Autor selbst in maßgeblicher Weise beteiligt war." (Autorenreferat)

[275-L] Gumbrecht, Hans Ulrich: Über Niklas Luhmanns intellektuelles Vermächtnis, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 60/2006, H. 8 = H. 688, S. 696-706 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der vorliegende - teilweise persönlich gehaltene - Essay unterscheidet drei sukzessive Phasen in Luhmanns Theoriebildung, die durch zentrale Unterscheidungen voneinander abgesetzt werden können. Unter dem dominierenden Einfluss von Talcott Parsons, seinem Lehrer

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in Harvard, legte er die Grundlinien seiner Theorie mit der Unterscheidung zwischen System und Umwelt. Luhmanns Reaktion auf die Arbeiten zweier chilenischer Biologen, Humberto Maturana und Francisco Varela, löste in den folgenden Jahren unter dem Leitbegriff "Autopoiesis" eine Konzentration auf systemintrinsische Mechanismen aus. Die dritte Phase ist durch die Rezeption der Differenzlogik von Georg Spencer-Brown, der Kybernetik 2. Ordnung (von Foerster) mit dem Begriff des Beobachters und der Ebenen der Metabeobachtung gekennzeichnet. Der Autor sieht in der Einführung dieser Beobachterpositionen nicht mehr als eine neue Variante der Hermeneutik, eingepasst in den Kontext von Luhmanns eigenem Begriffssystem. Luhmanns Faszination durch den Beobachterbegriff erklärt jedoch die gegenseitige Anziehung zwischen Systemtheorie und Geisteswissenschaften. Einige weitere Überlegungen beziehen sich auf Luhmanns Gründe für das Leerbleiben der Subjektstelle in seinem Werk, und vor allem die Folgen dieser "Leerstelle". (ICA2)

[276-L] Harich, Wolfgang: Zur Frage der Weiterentwicklung des Marxismus, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung, Jg. 54/2006, H. 5, S. 759-765 (Standort: USB Köln(38)FHM BP1740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Bei dem Text handelt es sich um einen Beitrag, der in Heft 4/1956 der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie" erscheinen sollte, aber dann doch nicht erschien. Der Autor versucht hier eine Weiterentwicklung des Marxismus im Sinne einer parteiunabhängigen marxistischen DDR-Philosophie. Harich bestimmt hier "Philosophie als diejenige Wissenschaft, deren Fragestellungen schlechthin universell sind. Sie allein, im Unterschied zu der spezielleren Disziplin, zielt darauf ab, allenthalben das Letzte, Allgemeine, Grundsätzliche zu erfassen. Nur als Philosophie, und nur in dem Maße, wie sein philosophischer Gehalt wirklich expliziert worden ist, kann daher der Marxismus die mannigfaltigen theoretischen Bemühungen, von denen die bewusste sozialistische Gestaltung der verschiedenen Sphären der gesellschaftlichen Totalität, ihres Seins und Bewusstseins abhängt, mit seinen Prinzipien durchdringen, kann er vor allem die dazu erforderliche systematische Topologie der offenen Probleme aufstellen, die der weiteren, ins Detail gehenden Forschung die Richtung zu weisen und ihr Arbeitsgebiet aufzugliedern vermag. Dass der Marxismus philosophisches System werde, nicht im Sinne einer abgeschlossenen Konstruktion, wohl aber in dem anderen Sinne einer nach einheitlichen Grundsätzen ausgearbeiteten, in sich gegliederten und nicht mehr fragmentarischen Gedankenordnung - das ist das zentrale theoretische Bedürfnis der im Aufbau begriffenen und sich konsolidierenden sozialistischen Gesellschaft". (ICA2)

[277-L] Harrington, Austin: Hermann Broch as a reader of Max Weber: a literary afterlife of sonic Weberian themes, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 265-281, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit einigen Motiven im Werk des österreichischen Schriftstellers Hermann Broch, die ihn als "Erben" des Weber'schen "metaphysischen Pessimismus" erscheinen lassen. Der Autor stützt sich auf die Interpretation des Romans "Der Schlafwandler", in dem der Held des Romans sich in der Länge eines soziologischen Essays über den "Verfall der Werte" äußert. Zugrunde liegt der Webersche Gedanke einer "fortschreitenden

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Rationalisierung" der Welt, die - im Sinne Nietzsches - alle Werte relativiert und somit zu einem neuen "Polytheismus", einen "Kampf von Göttern" führt. Brochs Denken als das eines "Platonikers im Extrem" kreist ebenfalls um den Zerfall des europäischen Ideenkosmos und die Relativierung aller Werte und Formen. Sein Streben galt einer "totalitätsfassenden Erkenntnis", zu der Philosophie und Wissenschaft "seit ihrer Entlassung aus dem theologischen Verbande" nicht mehr fähig seien. (ICA)

[278-F] Henckmann, Wolfhart, Prof.Dr. (Bearbeitung): Solidarität. Person und soziale Welt im Ausgang von Max Scheler INHALT: keine Angaben ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität München, Fak. für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft (Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München) KONTAKT: Sekretariat (Tel. 089-21-80-2488, Fax: 089-21-80-2489, e-mail: [email protected])

[279-L] Hermann, Dieter: Back to the Roots!: der Lebensführungsansatz von Max Weber, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 238-257, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: In den 1980er und 1990er Jahren hat der Lebensstilansatz durch die Diagnosen über den sozialen und kulturellen Wandel in modernen Gesellschaften einen deutlichen Aufschwung erfahren. Die Veränderungen in der Nachkriegszeit werden durch Schlagworte wie Individualisierung, Pluralisierung, Säkularisierung, Rationalisierung, Demokratisierung, Mobilitätssteigerung und Massenwohlstand beschrieben. In der gegenwärtigen "Krise" der Lebensstilforschung ist es für den Autor sinnvoll, wieder zu den Wurzeln zurückzukehren, zu Max Weber, einem der Väter des Ansatzes. Der Beitrag befasst sich daher mit der Konzeption des Lebensführungsansatzes von Max Weber und mit der Frage seiner (empirischen) Umsetzung. Dazu wird insbesondere anhand von "Wirtschaft und Gesellschaft" und der religionssoziologischen Schriften der Webersche Lebensführungsansatz textnah erarbeitet und mit aktuellen einschlägigen Arbeiten verglichen. Anschließend werden das Webersche Konzept in einer empirischen Studie geprüft und die Konsequenzen für die Konzeption eines Lebensstilansatzes diskutiert, der auf dem Weberschen Ansatz basiert. (ICA2)

[280-L] Hillebrandt, Frank: Praxisfelder ohne System oder Funktionssysteme ohne Praxis?: Überlegungen zur (unmöglichen) Vermittlung der Gesellschaftstheorien Bourdieus und Luhmanns, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2825-2838, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Zwei prominente Ausgangspunkte soziologischer Gesellschaftstheorie, Bourdieus Praxistheorie und Luhmanns Systemtheorie, kommen, bezogen auf die Charakterisierung der

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modernen Gesellschaftsstruktur zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Mit der Luhmannschen Systemtheorie wird die primäre Differenzierungsform der Gegenwartsgesellschaft aus dem Vorhandensein von unterschiedlichen Funktionssystemen abgeleitet, während Bourdieus Praxistheorie die vertikale Differenzierung der Gesellschaft in hierarchisch zueinander in Beziehung stehenden Klassen in den Mittelpunkt der Gesellschaftsanalyse stellt. Dieser Unterschied zwischen der kultursoziologischen Ungleichheitsforschung Bourdieus, die den Praxisbegriff als Ausgangspunktführt, und der Gesellschaftstheorie Luhmannscher Provenienz, die vom Kommunikationsbegriff ausgeht, ist, so die These des Beitrags, nicht nur unterschiedlichen thematischen Vorlieben geschuldet, sondern vielmehr einer grundlegenden erkenntnistheoretischen Differenz zwischen Praxis- und Systemtheorie. Die thematischen Unterschiede in der Gewichtung von Problemgesichtspunkten der modernen Gesellschaft sind mit anderen Worten Ergebnisse der unterschiedlichen Theorieanlagen. Die Frage, der der Verfasser nachgehen möchte, ist deshalb nicht, welche der beiden Theorien evidenter ist. Er möchte aufzeigen, dass die Gegensätze in der Charakterisierung der Gegenwartsgesellschaft sich aus theoretischen Grundentscheidungen ergeben, die beide Theoretiker zu theorieimmanent plausiblen, aber sehr unterschiedlichen Ergebnissen in der Charakterisierung der Gegenwartsgesellschaft führen. Diese These möchte er plausibilisieren, indem er die beiden Ausgangspunkte der Praxis- und Systemtheorie vergleichend gegenüberstellt und die theoretischen Implikationen des Praxis- und des Kommunikationsbegriffs verdeutlicht. Dann wird er vor dem Hintergrund der Bourdieuschen Ungleichheitsforschung zeigen, aus welchen Gründen der systemtheoretische Äquivalenzfunktionalismus Luhmanns keinen der Gegenwartsgesellschaft angemessenen Begriff sozialer Ungleichheit ermöglicht. Im dritten Schritt verdeutlicht er vor dem Hintergrund des Luhmannschen Begriffsfunktionaler Differenzierung, warum die Praxistheorie Bourdieus Prozesse funktionaler Differenzierung nicht adäquat in den Blick nehmen kann. Im vierten Schritt wird er trotz aller zuvor nachgezeichneten Differenzen zwischen Praxis und Systemtheorie versuchen, einige Konvergenzen aufzuzeigen, die zur Weiterentwicklung der Gesellschaftstheorie genutzt werden können." (Autorenreferat)

[281-L] Hindrichs, Gunnar: Das Erbe des Marxismus, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung, Jg. 54/2006, H. 5, S. 709-729 (Standort: USB Köln (38)FHM BP1740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor plädiert dafür den "Marxismus ernst zu nehmen". Wer über sein Erbe nachdenkt, muss ihn ernst nehmen. Das Erbe des Marxismus anzunehmen verlangt, "die Gestalt des vergangenen Denkens in seiner Eigentümlichkeit zu begreifen, sie als tot zu erkennen und dennoch für relevant zu nehmen". Die konstitutive Gestalt des Marxismus wird für den Autor durch die Doppelthese des jungen Marx ausgesprochen, "deren geheime Ausformulierung das gesamte Werk unternimmt". Sie lautet: "Die Philosophie kann sich nicht verwirklichen ohne die Aufhebung des Proletariats, das Proletariat kann sich nicht aufheben ohne die Verwirklichung der Philosophie." Der Beitrag analysiert die Glieder, die in ihr in ein Verhältnis gesetzt werden, bevor in einem zweiten Schritt das Verhältnis selbst zum Thema wird. Diese beiden Glieder heißen "Verwirklichung der Philosophie" und "Aufhebung des Proletariats". Die Doppelthese hat heute - so das Fazit des Autors - ihre Kraft verloren. Ihre Bedeutung liegt jedoch in dem "Durchbruch durch die Selbstzufriedenheit des philosophischen Denkens, dadie philosophischen Strömungen der Gegenwart dadurch gekennzeichnet sind, dass keine

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von ihnen glaubt, eines anderen als ihrer selbst zu bedürfen, um sich zu verwirklichen". (ICA2)

[282-L] Höffe, Otfried: Gesellschaftskritik mit blindem Fleck: Theodor W. Adorno, in: Otfried Höffe (Hrsg.): Vernunft oder Macht? : zum Verhältnis von Philosophie und Politik, Bern: Francke, 2006, S. 125-138, ISBN: 3-7720-8158-4 (Standort: USB Köln(38)-33A4024) INHALT: Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um einen Rundfunkbeitrag zum AdornoGedenkjahr 2003. Der Autor würdigt zwar Theodor W. Adornos hohe Sensibilität für gesellschaftliche und künstlerische Entwicklungen, er skizziert seinen ungewöhnlich weiten Bildungshorizont, seine eindringliche Sprache und vor allem seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Musiksoziologie, aber er zieht auch eine kritische Bilanz seiner theoretischen Positionen, welche z.B. eine Gesellschaftskritik ohne politische Gerechtigkeit und die Dominanz einer bloß negativen Dialektik erkennen lässt. Er setzt sich ferner mit dem umstrittenen Herrschafts- und Machtbegriff von Adorno auseinander und kommentiert seine Kritik der Judikative. Da Adorno sein gesamtes Werk als eine "Flaschenpost" versteht, die sich an keinen gegenwärtig auffindbaren Hoffnungsträger wendet, wirft der Autor die Frage auf, inwieweit hier nicht ein jüdischer und säkularisierter "Messianismus" durchscheint, der schon Adornos intellektuelle Jugend geprägt hat, und ob dieser mitverantwortlich ist für seine so kompromisslose negative Dialektik. (ICI)

[283-L] Honneth, Axel: Walter Benjamin als religiöser Dezisionist, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 1, S. 121-130 INHALT: Der Autor rezensiert die Publikation von Margarete Kohlenbach: "Walter Benjamin. Self-Reference and Religiosity" (2002). Bisher war jeder Versuch, einen Zugang zum Gesamtwerk von Walter Benjamin zu finden, zum Scheitern verurteilt, denn die Interpretationsansätze erwiesen sich alsbald als zu schmal, um allen Perioden oder Aspekten seines Schaffens gerecht zu werden. Die Vielschichtigkeit des Benjamin'schen Werkes bringt es also mit sich, dass eine solche grundlegende, übergreifende Absicht nur in einer äußerst tiefen Schicht seiner Schriften aufgesucht werden kann. Der Einstieg, den Kohlenbach wählt, um durch diese äußeren Schichten hindurch zum innersten Beweggrund der Theorie vorzudringen, liegt in den geistesgeschichtlichen Umständen der Jugend Walter Benjamins. Das Ziel ihrer Studie liegt darin, einer Fragmentierung entgegenzuwirken und eine Einheitlichkeit in der Theorie Walter Benjamins herauszuarbeiten. Ihr Leitbegriff des "religiösen Dezisionismus", mit dem sie das Benjamin'sche Werk aus einem einzigen Motiv heraus zu erschließen versucht, ist nach Meinung des Autors jedoch eine "unglückliche Wahl". Denn im Verlauf der Interpretation Kohlenbachs wird nicht deutlich, ob es sich um eine Entscheidung mit oder ohne Folgen für die Veränderung des entsprechenden Überzeugungssystems handelt. Aufgrund dieser inneren Unbestimmtheit fehlt es der Studie an Kriterien, anhand derer sich entscheiden ließe, ob Benjamin seine eigenen theoretischen Absichten jeweils erfüllt oder verfehlt hat. (ICI2)

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[284-L] Junge, Matthias: Zygmunt Bauman: Soziologie zwischen Moderne und Flüchtiger Moderne ; eine Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 139 S., ISBN: 3-531-14920-2 INHALT: Die Einführung geht von fünf Aspekten der Rekonstruktion von Baumans Werk aus: Ansatzpunkt des Baumanschen Denkens, Prämissen seines soziologischen Denkens, methodisches Vorgehen, Denkstil, Ziel. Neben den beiden Hauptthemen des Baumanschen Werks Arbeiterbewegung und Kultur - werden in dieser Einführung die Problematik der gesellschaftlichen Funktion und Möglichkeiten der Soziologie, die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, die zeitdiagnostische Auseinandersetzung mit der Moderne, die Postmoderne und ihre Ethik sowie die Skizze der "Flüchtigen Moderne" und - quasi als Fluchtpunkt - die soziale und kulturelle Bedeutung von Ambivalenz behandelt. Der Verfasser sieht das Werk Baumans geprägt durch die Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang von Freiheit und Ordnung sowie durch einen naturalistischen Humanismus. (ICE2)

[285-L] Junge, Matthias: Die Problemstellung einer philosophischen Soziologie als Nachlass Simmels, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 29/2006, H. 3, S. 248-255 (Standort: USB Köln(38)XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Angesichts der nun fast vollendeten Georg Simmel-Gesamtausgabe des SuhrkampVerlages stellt sich erneut die Frage: "Was bleibt von Simmels Werk?" Der Autor bespricht hierzu folgende Bände aus der Gesamtausgabe: Band 14: Hauptprobleme der Philosophie. Philosophische Kultur (hrsg. von Rüdiger Kramme und Otthein Rammstedt, 1996); Band 16: Der Krieg und die geistigen Entscheidungen. Grundfragen der Soziologie. Vom Wesen des historischen Verstehens. Der Konflikt der modernen Kultur. Lebensanschauung (hrsg. von Gregor Fitzi und Otthein Rammstedt, 1999). Der Autor antwortet auf seine Ausgangsfrage mit einem Plädoyer für eine philosophische Soziologie: Wenn der Mensch als soziales Wesen auf apriorische Deutungen angewiesen ist, dann ist das deutende Überschreiten der Faktizität nicht nur einfach ein möglicher Gegenstand der Soziologie, sondern eine immanente Aufgabe der philosophischen Soziologie im Rahmen der Soziologie, die diese im Gegensatz zur Philosophie und Theologie auf der Grundlage erfahrungsorientierten Wissens angehen kann. In dieser philosophischen Soziologie - kreisend um die Konzepte der Deutung, des Individuums und des Lebens - liegt die dauerhafte Anschlussfähigkeit an das Denken Simmels, solange die Soziologie bereit ist, sich als eine Reflexionswissenschaft im umfassenden Sinne zu verstehen. (ICI2)

[286-L] Kaesler, Dirk: Die Zeit der Außenseiter in der deutschen Soziologie, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 169-195, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Aus wissenschaftssoziologischer Perspektive ist es für den Autor naiv, anzunehmen, dass die erstaunliche Karriere Webers, vom akademischen Außenseiter zum Zeitpunkt seines Todes zum heutigen sozial- und kulturwissenschaftlichen Klassiker und Produzenten einer bedeutsamen, ihm zugeschriebenen, "Theorie der Rationalisierung", allein das Ergebnis einer

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sich allmählich und universal durchsetzenden Einsicht in Qualität und analytische Erklärungskraft der Schriften und Reden Webers gewesen ist. Aus einer von Weber selbst geprägten Perspektive wird daher danach gefragt, welche Personen, Institutionen und Zusammenhänge zu nennen sind, die für die allmähliche "Fabrikation" des Klassikers Max Weber verantwortlich sind. Im Anhang des Beitrags stellt der Autor einen "Stammbaum" vor, der als Orientierungshilfe die wichtigsten Rezeptionslinien und -schulen bietet. Im vorliegenden Beitrag wird über drei dieser insgesamt 46 Weber-Forscher berichtet,über ihre Wege zu Weber, ihre Lesarten des Weberschen Werks und ihre jeweilige Rolle für dessen Wirkungsgeschichte: Eduard Baumgarten, Johannes F. Winckelmann und Friedrich H. Tenbruck. Diese drei Weber-Forscher repräsentieren, wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise, markante Rollen für die Weber-Rezeption nach 1945 in Deutschland. (ICA2)

[287-L] Kalberg, Stephen: Max Weber lesen, (Sozialtheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 148 S., ISBN: 3-89942-445-X (Standort: UB Paderborn(466)-JSAL/1104) INHALT: Die Publikation gibt einen Überblick zur Soziologie Max Webers (1864-1920) und gliedert sich in drei Abschnitte: Das erste Kapitel widmet sich den geistigen Zusammenhängen, in denen Webers Werk entstanden ist. Neben einer ereignisreichen Biographie sind es die Perspektiven und Forschungsprobleme anderer Denker und Denkströmungen seiner Zeit, die Webers Methodologie und Forschungen beeinflussen. Sowohl seine Ablehnung aller Versuche, wahre Werte, allgemeine Gesetze und objektive Fakten durch die Wissenschaft entdecken zu wollen, wie auch die strikte Zurückweisung monokausaler Erklärungsweisen werden hier besprochen - ebenso wie der Aufbau von Webers vergleichender Soziologie der subjektiven Sinndeutung. Das zweite Kapitel geht zunächst auf Webers Methodologie ein, erläutert seine 'verstehende Soziologie', die vier 'Typen sozialen Handelns' und die Bildungsweise von Idealtypen. Die Ausführungen wenden sich dann einer Diskussion der drei Hauptwerke 'Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus', 'Wirtschaft und Gesellschaft' sowie 'Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen' zu. Dabei werden die Grundzüge von Webers Forschungsfragen - wie etwa die Verflechtung von Vergangenheit und Gegenwart sowie die Zentralstellung von hypothesenbildenden Modellen - dargestellt. Das dritte Kapitel erläutert den gesellschaftlichen Kontext der Jahrhundertwende, in welchem Weber forscht. Seine Reaktionen auf drängende Probleme seiner Zeit kommen hierbei besonders zur Sprache. Der Band schließt mit einer allgemeinen Einschätzung des Weberschen Ansatzes und seinen Schwächen und Stärken. (ICG2)

[288-L] Kelbel, Peter: Praxis und Versachlichung: Konzeptionen kritischer Sozialphilosophie bei Jürgen Habermas, Cornelius Castoriadis und Jean-Paul Sartre, (Monographien zur philosophischen Forschung, Bd. 287), Berlin: Philo 2005, 449 S., ISBN: 3-86572-529-5 (Standort: USB Köln(38)32A8967) INHALT: "Die Untersuchung richtet sich vor allem auf die Begründungsformen und kategorialen Grundlagen kritischer sozialphilosophischer Entwürfe, die sich an der modernen Erfahrung der 'Versachlichung' (bzw. 'Verdinglichung') gesellschaftlicher Verhältnisse abarbeiten. Mit Habermas' Kommunikationstheorie der Gesellschaft, Castoriadis' Konstitutionstheorie des ge-

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sellschaftlichen Imaginären und Sartres konflikttheoretischer Sozialanthropologie werden drei exemplarische Ansätze rekonstruiert, die sich in kritischer Auseinandersetzung mit Marx und dem Marxismus entwickelt haben. Gefragt wird nach der analytischen Tragfähigkeit ihrer zentralen Konzepte mit Blick auf die jüngeren lebensweltlichen Erschütterungen im Gefolge der neoliberalen Umstrukturierungen moderner Gesellschaften; und gefragt wird nach den systematischen Anforderungen, denen eine kritische, der Dialektik von menschlichem Handeln und gesellschaftlichen Strukturen nachspürende Sozialphilosophie genügen muss, die im sozialwissenschaftlich dominierenden Funktionalismus sowie im Normativismus der politischen Philosophie komplementäre Einseitigkeiten ausmacht." (Autorenreferat)

[289-L] King, Lawrence Peter; Szelenyi, Ivan: Max Weber's theory of capitalism and varieties of post-communist capitalism, in: Angewandte Sozialforschung : Zeitschrift für Mitteleuropa, Jg. 24/2006, H. 3/4, S. 175-185 (Standort: USB Köln(38)-XH01356; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Inspiriert von der neoklassischen Soziologie, baut dieser Artikel auf die Literatur der 'Varianten des Kapitalismus'. Er folgt in den Fußstapfen von Max Weber, und, im starken Gegensatz zu der neoklassischen Volkswirtschaftslehre, die Kapitalismus als einheitliches System ansieht, betrachtet er den Kapitalismus als bestehend aus einer Mannigfaltigkeit der Formen und vielleicht auch der Ziele. Die Mannigfaltigkeit der kapitalistischen Evolution ist im Fall der ehemaligen sozialistischen Länder besonders deutlich, die in ihrer Umwandlung die ausgetretenen Pfade verlassen hat und wohl zu unterschiedlichen kapitalistischen Zielen geführt hat. China hat den Kapitalismus 'von unten' aufgebaut und hat dabei den Prozess des Übergangs betont. Die kommunistische Partei blieb stark, und das Endergebnis war ein Hybridsystem, das eine Vereinigung von Patrimonialismus mit etwas Rationalisierung im Rechtsystem darstellt. In Russland dagegen wurde der Kapitalismus 'von oben' durch einen stets schwächer werdenden Staat mit einer stets stärker werdenden Oligarchie erschaffen. Dabei wurde ein neopatrimonialistisches Autoritätssystem erzeugt, in dem die ehemalige kommunistische Nomenklatura und ihre Klienten eine besonders privilegierte Stellung genossen hat. Daher kann man das heutige Russland als ein Land des 'neopatrimonialistischen Kapitalismus' bezeichnen. In Mitteleuropa, zuerst in Ungarn, später in anderen Ländern wie Tschechien, der Slowakei, Polen und den baltischen Staaten, wurde der Kapitalismus 'von außen' aufgebaut, weil die Hauptantriebskraft der Wirtschaftsverwandlung meistens ausländisches, multinationales Kapital gewesen ist. Diese Länder zeigen sehr liberale Formen des Kapitalismus wie wir sie in der nordatlantischen Region schon kennen, obwohl sie tendieren sogar noch stärker auf ausländische Investitionen angewiesen zu sein. Daher zeigen ihre Systeme eine noch stärkere neoliberale Tendenz, als die globalisiertesten Volkswirtschaften im traditionalen Kern des Weltsystems. Diese verschiedenen Flugbahnen dürfen eventuell an eine einziges Modell des globalen neoliberalen Kapitalismus zusammenlaufen, aber bisher sind die Lücken zwischen ihnen, was dynamische Kraft und die Unterschiede zwischen ihren wirtschaftlichen Institutionen angeht, größer anstatt kleiner geworden." (Autorenreferat)

[290-L] Klages, Helmut; Gensicke, Thomas: Wertesynthese - funktional oder dysfunktional?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 2, S. 332-351 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)

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INHALT: "Der Beitrag knüpft an den Kommentar zu einem Artikel von Sigrid Roßteutscher durch Helmut Thome an (vgl. der Beitrag ''Wertesynthese': Ein unsinniges Konzept?' in KZfSS 57: 333-341). Er setzt der Grundsatzkritik Sigrid Roßteutschers an der 'Wertesynthese' (vgl. die Beiträge 'Von Realisten und Konformisten - Wider die Theorie der Wertesynthese' in KZfSS 56: 407-432 und 'Kein unsinniges Konzept, sondern traurige Realität' in KZfSS 57: 543-549) eine Beschreibung der Entstehungsgeschichte des Konzeptes der Wertesynthese und ihrer theoretischen Grundlagen entgegen. Weiterhin erfolgt eine Darstellung des aktuellen Erkenntnisstandes zur Wertesynthese. Es soll gezeigt werden, dass Konzept und Realität der 'Wertesynthese' eine aussichtsreiche Forschungs- und Gesellschaftsperspektive eröffnen." (Autorenreferat)

[291-L] Leach, Edmund: Claude Lévi-Strauss zur Einführung, (Zur Einführung), Hamburg: Junius 2006, 171 S., ISBN: 3-88506-982-2 (Standort: Diözesanbibl. Köln(Kn28)-Fab9458) INHALT: Der Verfasser gibt, eingeleitet durch eine kurze biographische Skizze, einen Überblick über das Gesamtwerk von Claude Lévi-Strauss. Claude Lévi-Strauss sieht es als "einen der wenigen Universalgelehrten, die die Geisteswissenschaft in diesem Jahrhundert um einen neuen theoretischen Zweig erweitert" haben - den Strukturalismus. Der Verfasser präsentiert in dieser Einführung eine kritische Übersicht über Lévi-Strauss' Forschungen zum "strukturalen Unbewussten" menschlicher Gesellschaften. Ziel Lévi Strauss' war es, Tatsachen aufzudecken, die von universaler Gültigkeit für den menschlichen Geist sind. Die Schlüsselfrage besteht darin, in welcher Weise die Kultur des Homo sapiens untrennbar mit der Natur des Menschen verbunden ist. Ausgangspunkt ist für Lévi-Strauss dabei die spezifische Eigenschaft des Menschen, eine Sprache zu besitzen. Der Verfasser porträtiert das Werk von LéviStrauss als dreizackigen Stern, dessen Mittelpunkt das autobiographische ethnologische Reisebuch "Traurige Tropen" bildet. Die drei Zacken des Sterns sind (1) die Verwandtschaftstheorie, (2) die Logik der Mythen und (3) die Theorie der primitiven Begriffsbildung. (ICE2)

[292-L] Lepsius, M. Rainer: Münchens Beziehungen zu Max Weber und zur Pflege seines Werks, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 17-27, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Beitrag behandelt zwei Themenkomplexe: Max Webers Beziehung zu München und die Entwicklung Münchens zur zentralen Pflegestätte seiner Werke. Beide "Geschichten" sind - so die These des Autors - voller Zufälle und sie stehen in ganz verschiedenen persönlichen Konstellationen. Münchens Bedeutung für die Pflege des Werkes von Max Weber beginnt um 1960, und beruht auf dem Gestaltungswillen von Johannes Winckelmann. Rekonstruiert wird, wie es um Johannes Winckelmann in München zur Institutionalisierung der großen Edition der Max Weber-Gesamtausgabe kam und wie der Ort zur Sammlungsstätte für Manuskripte, Briefe und anderen Materialien wurde. Es ist Winckelmanns Energie zu verdanken, dass München heute ein Zentrum der Weber-Forschung geworden ist. Es gelang ihm, als Privatgelehrter in München eine "Evidenzzentrale" zu schaffen, ein Archiv und eine Redaktionsstelle für die Edition zu begründen und damit der Max Weber-Forschung eine institutionelle Basis zu hinterlassen. Zahlreiche Forscher aus dem In- und Ausland besuchen Mün-

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chen jedes Jahr, um die dortigen Materialien zu nutzen und sich von der vorhandenen Expertise anregen zu lassen. So ist München nicht nur der letzte Lebensort von Max Weber, sondern auch eine Stätte der Bewahrung und der Repräsentanz seines Erbes. (ICA2)

[293-L] Lichtblau, Klaus (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe': Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 404 S., ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: "In den einzelnen Beiträgen dieses Bandes werden die soziologischen Grundbegriffe Max Webers unter verschiedenen Gesichtspunkten behandelt. Zum einen wird das Verhältnis der verstehenden Soziologie Max Webers zu benachbarten soziologischen Theorieansätzen erörtert. Zum anderen werden der disziplinäre Entstehungskontext und die Systematik der soziologischen Grundbegriffe Max Webers erörtert. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist dem Rezeptions- und Übersetzungsproblem von Webers Grundbegriffen in anderen Sprachen gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin Endreß: Varianten verstehender Soziologie (21-46); Zenonas Norkus: Handeln, soziale Ordnungen und sozialwissenschaftliche Erklärung: Max Weber und Rational Choice (47-90); Thomas Schwinn: Lassen sich Handlungsund Systemtheorie verknüpfen? Max Weber, Talcott Parsons und Niklas Luhmann (91-111); Jens Greve: Das Werk Max Webers und die Theorie des kommunikativen Handelns (112149); Hinnerk Bruhns: Max Webers "Grundbegriffe" im Kontext seiner wirtschaftsgeschichtlichen Forschungen (151-183); Siegfried Hermes: Der Staat als "Anstalt". Max Webers soziologische Begriffsbildung im Kontext der Rechts- und Staatswissenschaften (185-216); Stefan Breuer: Typen und Tendenzen der Demokratie (217-241); Klaus Lichtblau: Zum Status von "Grundbegriffen" in Max Webers Werk (242-256); Rainer Greshoff: "Soziales Handeln" und "Ordnung" als operative und strukturelle Komponenten sozialer Beziehungen (257-291); Richard Swedberg: Verstehende Wirtschaftssoziologie. Über die Beziehung zwischen Max Webers "Soziologischen Grundbegriffen" und seiner Wirtschaftssoziologie (292-315); Sam Whimster: Die Übersetzung des Begriffes "Geist" (317-335); Keith Tribe: Talcolt Parsons als Übersetzer der "Soziologischen Grundbegriffe" Max Webers (337-366); Jean-Pierre Grossein: Max Weber auf französisch oder Max Weber "à la française"? (367-381); Gabriele Cappai: Auf der Suche nach einem Paradigma. Zur Relevanz von Max Webers handlungstheoretischem Ansatz für die italienische Soziologie (382-399).

[294-L] Lichtblau, Klaus: Zum Status von "Grundbegriffen" in Max Webers Werk, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 242-256, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: Max Webers Verständnis von "Grundbegriffen" sowie die innere logische Struktur seiner Soziologischen Grundbegriffe von 1920 und ihre Bedeutung für die in "Wirtschaft und Gesellschaft" veröffentlichte "Wirtschaftssoziologie" werden dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auf einige philosophische und geistesgeschichtliche Quellen von Webers Konzeption der "Grundbegriffe" eingegangen. Es wird die Forderung formuliert, sich bei der Klärung des Status von "Grundbegriffen" in Webers Werk im Rahmen einer werkgeschichtlichen Betrachtungsweise an dem Gebrauch zu orientieren, den Weber von diesen Grundbegriffen nachweislich gemacht hat. (GB)

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[295-L] Lichtblau, Klaus: Zwischen allen Stühlen, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 29/2006, H. 3, S. 235-241 (Standort: USB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Es liegen zwar noch nicht alle Bände der Georg Simmel-Gesamtausgabe des Suhrkamp-Verlages vor, so dass es verfrüht ist, bereits jetzt ein abschließendes Urteil über dieses Editionsprojekt abzugeben. Denn insbesondere der noch ausstehende Band mit den Nachschriften und Referaten von Simmels Vorlesungen und Vorträgen (GSG 21) sowie die beiden in Arbeit befindlichen Briefbände (GSG 22-23) lassen noch interessante Aufschlüsse über Simmels Schaffen erwarten. Dennoch kann eine vorläufige Bestandsaufnahme der bisher geleisteten Arbeit versucht werden, zumal der erfolgreiche Abschluss dieses Editionsunternehmens nunmehr absehbar ist. Der Autor rezensiert folgende Bände der Gesamtausgabe, die insbesondere die erste und die letzte Phase innerhalb der intellektuellen Entwicklung Simmels widerspiegeln: Band 1: Das Wesen der Materie nach Kant's Physischer Monadologie. Abhandlungen 1882-1884. Rezensionen 1883-1901 (hrsg. von Klaus Christian Köhnke, 2000); Band 12: Aufsätze und Abhandlungen 1909-1918. Teil I (hrsg. von Rüdiger Kramme und Angela Rammstedt, 2001); Band 13: Aufsätze und Abhandlungen 1909-1918. Teil II (hrsg. von Klaus Latze, 2000); Band 15: Goethe. Deutschlands innere Wandlung. Das Problem der historischen Zeit. Rembrandt (hrsg. von Uta Kösser, Hans-Martin Kruckis und Otthein Rammstedt, 2003); Band 19: Französisch- und italienischsprachige Veröffentlichungen. Mélanges de philosophie rélativiste (hrsg. von Christian Papilloud, Angela Rammstedt und Patrick Watier, 2002); Band 20: Postume Veröffentlichungen. Ungedrucktes. Schulpädagogik (hrsg. von Torge Karlsruhen und Otthein Rammstedt, 2004). (ICI2)

[296-L] Lidz, Victor; Bershady, Harold J.: Parsons' tacit metatheory, in: Helmut Staubmann (Ed.): Action theory : methodological studies, Münster: Lit Verl., 2006, S. 107-152, ISBN: 3-8258-7502-4 (Standort: UB Trier(385)-EM sn48026) INHALT: Der Aufsatz wendet die Annahme, wonach alle Sozialwissenschaftler - beabsichtigt oder nicht - auf metatheoretische Vorstellungen zurückgreifen, auf das Werk 'Die Struktur der sozialen Handlungen' (1937) von T. Parsons an. Somit besteht hier der Anspruch, die metatheoretischen Prämissen bei Parsons darzustellen und die wichtigsten Verbindungen zu seiner Haupttheorie aufzuzeigen. Demnach lassen sich hier vier Voraussetzungen für die allgemeine Natur menschlicher sozialer Handlung identifizieren: (1) Menschliches Handeln ist bedeutungsvoll; (2) menschliches Handeln ist voluntaristisch; (3) menschliches Handeln erfolgt in sozialen Milieus; (4) menschliches Handeln ist immer eine Bemühung bzw. ein Bestreben. Ferner wird die Frage nach der Ausgestaltung einer Gesellschaftsordnung, die sich Parsons in Anbetracht der Komplexität menschlichen Handelns stellt, diskutiert. Die Betrachtung offenbart den metatheoretischen Gehalt von Parsons Handlungstheorie sowie den Vorbildcharakter für spätere soziologische Theorien. (ICG2)

[297-L] Llanque, Marcus: Eigentum in der Kritischen Theorie, in: Andreas Eckl, Bernd Ludwig (Hrsg.): Was ist Eigentum? : philosophische Eigentumstheorien von Platon bis Habermas, München: Beck, 2005, S. 205216, ISBN: 3-406-52826-0 (Standort: UB Bonn(5)-2006-3997)

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INHALT: Das Privateigentum an Produktionsmitteln war für Marx der Schüssel zur Erklärung politischer Herrschaft und der Ansatzpunkt seiner gesellschaftspolitischen Forderungen: Die revolutionäre Perspektive einer "Expropriation der Expropriateure" findet im Eigentum den Hebel zur strukturellen Umgestaltung der Gesellschaft. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass so sehr sich die Kritische Theorie als Erbe des Historischen Materialismus verstand, Eigentum als soziale wie politische und rechtliche Institution nie im Zentrum ihres theoretischen Interesses stand. Von den Vätern dieser Theorieschule, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, bis zu jüngeren Vertretern wie Jürgen Habermas gilt das Hauptaugenmerk entweder einer Theorie der Gesellschaft bzw. der Zivilisation insgesamt oder dem Individuum und seiner Stellung inmitten der Zivilisation, seiner psychischen Disposition. Das Eigentum als "Theorem mittlerer Reichweite" zwischen Individuum und Gesellschaft erfährt nur wenig Beachtung. Es hat lediglich den Status eines Epiphänomens, insofern es in der Neuzeit Ausdruck einer bestimmten Gesellschaftsstruktur ist, die zudem gänzlich verworfen wird: die bürgerliche Gesellschaft. Unter dem Sigel des Kapitalismus verschwindet das Eigentum hinter der makrosoziologischen Betrachtung der Gesellschaft, die immer die Gesellschaft im ganzen untersucht. In Max Horkheimers Augen bewies das Festhalten aufgeklärter und selbst revolutionärer Theoretiker wie Rousseau und Robespierre am Eigentum als zentralem Strukturmerkmal der von ihnen gewünschten Gesellschaftsordnung, dass sich beide in den Denkbahnen der bürgerlichen Gesellschaft bewegten und sie nicht wirklich sprengen konnten. Die Eigentumsorientierung war ihm ein weiteres Indiz dafür, inwieweit die Aufklärung in eine Dialektik des Niedergangs verstrickt war, an deren Ende die faschistische "Entartung" stand. (ICA2)

[298-L] Marx, Karl; Engels, Friedrich: Das Kapital und das Manifest der kommunistischen Partei, (Bibliothek der Wirtschaftsklassiker, 4), München: FinanzBuch Verl. 2006, 951 S., ISBN: 3-89879-142-4 (Standort: B d. Berufsakad. Mannheim(MH33)-SOZ/C5000.14) INHALT: "Karl Marx (1818-1883) analysiert in seinem Hauptwerk die allgemeinen und grundlegenden Gesetze der modernen kapitalistischen Produktionsweise, der Warenzirkulation und der Geldzirkulation. Auf der einen Seite präsentiert er den Kapitaleigner, der alle Möglichkeiten zur Verbesserung und zum Aufbau seiner Wirtschaft und seiner Produktion nutzt. Auf der anderen Seite den Arbeiter, der versucht, sich gegen die Unterdrückung zur Wehr zu setzen." (Autorenreferat)

[299-L] Merz-Benz, Peter-Ulrich: Die Überwindung des Individualismus und das Theorem von Gemeinschaft und Gesellschaft: Ferdinand Tönnies und der Kommunitarismus, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 32/2006, Iss. 1, S. 27-52 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Vernünftige und vorvernünftige Sphäre der Sozialwelt stehen in einem sowohl konstitutiven als auch historischen Zusammenhang. Diesen Sachverhalt hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts Ferdinand Tönnies mit seinem Theorem von Gemeinschaft und Gesellschaft auf den Begriff zu bringen versucht. Die Soziologie war sich dieses Sachverhalts zwar stets gewahr - und sei es bloß unterschwellig. Doch erst mit dem Bestreben des Kommunitarismus, den Individualismus zu überwinden durch die Rückgewinnung gemeinschaftlicher Lebens-

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formen, ist das im Theorem von Gemeinschaft und Gesellschaft Vorgedachte nach einer längeren Zeit des Vergessenseins der Soziologie erneut zu Bewusstsein gekommen. Die Gelegenheit, durch die Bezugnahme auf Tönnies das Problempotenzial des kommunitaristischen Denkens weiter auszuschöpfen und die involvierten Begriffe und Denkfiguren zu reflektieren, blieb bisher allerdings ungenutzt. Der vorliegende Aufsatz ist ein erster Schritt zur Aufhebung dieses Versäumnisses. Durch Aufzeigen der ungeklärten theoretischen Voraussetzungen sowohl des Ich+Wir-Paradigmas von Amitai Etzioni als auch des Theorems der 'Erinnerungsgemeinschaften' von Robert N. Bellah und seiner Gruppe wird der Diskurs des Kommunitarismus erneut eröffnet und anschließend mit Tönnies' Mitteln weitergeführt." (Autorenreferat)

[300-F] Moebius, Stephan, Priv.Doz. Dr. (Leitung): Die Wirkungsgeschichte des soziologischen Denkens von Marcel Mauss INHALT: Die geplante Studie behandelt die soziologiegeschichtliche Wirkung von Marcel Mauss (1872-1950). Der Neffe und Schüler des französischen Soziologen Emile Durkheim prägte nach dem Ersten Weltkrieg nachhaltig die französische Soziologie, begründete in der Zwischenkriegszeit die Ethnologie in Frankreich und inspirierte mit seinem Werk unterschiedliche, auch gegenwärtig relevante Theorien in der Philosophie, Soziologie, Ethnologie und in den Religionswissenschaften. Die Bedeutung des Denkens von Mauss auf zentrale Theorien und Thematiken der Geistes- und Sozialwissenschaften wurde bislang weder in Frankreich noch in der internationalen Forschung umfassend untersucht. METHODE: Das Forschungsvorhaben orientiert sich an einer soziologiegeschichtlichen Methodologie, die sowohl soziale, kognitive als auch wirkungsgeschichtliche Dimensionen umfasst: Mauss' Denken wird in dem real-, soziologie- und wissenschaftsgeschichtlichen Kontext verortet, die für ihn selbst formenden Einflüsse werden herausgearbeitet, seine zentrale Rolle für die Institutionalisierung der Durkheim-Schule untersucht und seine politischen Schriften und Aktivitäten vorgestellt. Bei der geplanten Studie stehen sowohl die disziplinären als auch interdisziplinären Wirkungen des Mauss'schen Denkens im Vordergrund. Die Analyse der Wirkungsgeschichte von Mauss soll sich auf zwei Dimensionen beziehen: Zunächst soll das Feld der Mauss-Rezipienten den einzelnen Fachdisziplinen zugeordnet werden. Behandelt werden hier die Soziologie, die Ethnologie und die Philosophie. Innerhalb und zwischen den Fachgrenzen werden dann bestimmte Diskurszusammenhänge aufgedeckt. Diese Diskurszusammenhänge entstehen aus den an Mauss' Denken unmittelbar anschließenden und generationsübergreifenden Debatten zwischen Vertretern unterschiedlicher Positionen und Denktraditionen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Moebius, Stephan: Die sozialen Funktionen des Sakralen. Marcel Mauss und das Collège de Sociologie. in: Moebius, S.; Papilloud, C. (Hrsg.): Gift - Marcel Mauss' Kulturtheorie der Gabe. Wiesbaden: VS Verl. f. Sozialwiss. 2006, S. 57-80. ART: gefördert BEGINN: 2005-02 ENDE: 2008-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie (79098 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected], Tel. 0711-9971184)

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[301-L] Moebius, Stephan: Intellektuelle Kritik und Soziologie: die politischen Schriften und Aktivitäten von Marcel Mauss, in: Stephan Moebius, Gerhard Schäfer (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik : wider den Verlust einer aktuellen Tradition ; Festschrift für Lothar Peter, Hamburg: VSA-Verl., 2006, S. 142-160, ISBN: 3-89965-175-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9204) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie als Gesellschaftskritik geht dem politischen Denken von M. Mauss (1872-1950) anhand seiner zentralen politischen Schriften und Aktivitäten nach. Den Ausführungen vorangestellt ist ein biographischer Überblick über das politische sozialistische Engagement von Mauss. Vor diesem Hintergrund werden sodann (1) sein erster politischer Beitrag (L'Action socialiste, 1899), (2) seine Prägungen durch den sozialistischen Politiker J. Jaurès, (3) seine 'soziologische Beurteilung des Bolschewismus' sowie (4) sein Begriff der 'Nation' vorgestellt. Die sozialistische Aktion, wie sie Mauss vorschwebt, zielt sowohl auf die Gesellschaft als auch auf den Menschen, dessen Denken und alltägliche Praxis. Wenn man auf den Menschen einwirkt, so können neue Werte, neue Handlungsmodelle und insgesamt ein neuer Humanismus entstehen, so hofft er. Ein Blick auf den Intellektuellenbegriff bei P. Bourdieu offenbart Ähnlichkeiten zwischen ihm und Mauss, der eine enge Verbindung zwischen fachwissenschaftlicher Spezialisierung und politischem Einsatz vertritt. (ICG2)

[302-L] Müller, Hans-Peter: Geld und Geltung: der enigmatische Simmel, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 29/2006, H. 3, S. 242-247 (Standort: USB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der vorliegenden Besprechung liegen drei Bände der Georg Simmel-Gesamtausgabe zugrunde: Band 6: Philosophie des Geldes (hrsg. von David P. Frisby und Klaus Christian Köhnke, 1989), Band 7: Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908, Teil I (hrsg. von Rüdiger Kramme, Angela Rammstedt und Otthein Rammstedt, 1995) und Band 8: Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908, Teil II (hrsg. von Alessandro Cavalli und Volkhard Krech, 1993). Die drei Bände spiegeln in fachlicher Hinsicht die Hoch- und Endphase des soziologischen Schaffens von Georg Simmel zwischen der "Philosophie des Geldes" und der "großen Soziologie" von 1908 wider, sie bewegen sich werkbiografisch in der mittleren Periode und in methodischer Hinsicht kann hier Georg Simmels Fragmentismus-Ideal gefolgt werden, wonach man von einem geschickt gewählten Teil auf das Große Ganze zu schließen in der Lage sein sollte. (ICI2)

[303-L] Noguchi, Masahiro: Universalgeschichtliche Probleme in der japanischen Weber-Diskussion, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 123-133, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Beitrag beschreibt die Weber-Rezeption in Japan. Der Fall Japan ist in diesem Kontext von besonderem Interesse. Es ist immer wieder darauf hingewiesen worden, dass in der japanischen geistigen und religiösen Tradition die universalistische Orientierung fehlt: "Weder die pythagoreische Sphärenharmonie noch die platonische Idee der Ideen sprechen den Japaner an. Identität, Maß und Unwandelbarkeit sind den angeborenen Bedürfnissen sei-

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ner Seele nicht gemäß". Auch S. N. Eisenstadt charakterisiert die japanische Kultur durch den Begriff der "nichtaxialen Kultur" und weist auf das Fehlen "universalistischer Prämissen" hin. In diesem Kontext wird die Diskussion über die Verwandtschaft der japanischen Kultur mit der Postmoderne verständlich. Das große Interesse der japanischen Wissenschaftler an Max Webers Werk ist für den Autor eng mit diesen Sachverhalten verbunden. Die These des Beitrags ist, dass sich die japanischen Wissenschaftler mit der okzidentalen Moderne und deren Universalismus auseinandergesetzt haben, indem sie sich mit Max Webers Werk beschäftigt haben. Aus dieser Perspektive werden drei Weber-Interpretationen diskutiert. Dies sind erstens die historische Schule der japanischen Nationalökonomie in der frühen Phase, zweitens Hisao Otsuka in der Nachkriegszeit, und drittens Robert N. Bellah in den 1960er Jahren. (ICA2)

[304-L] Nollmann, Gerd: Das neuronale Korrelat und Max Webers Konzept der soziologischen Kausalerklärung warum die Neurowissenschaft keine Konkurrentin der Soziologie ist, in: Jo Reichertz, Nadia Zaboura (Hrsg.): Akteur Gehirn - oder das vermeintliche Ende des handelnden Subjekts : eine Kontroverse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 61-77, ISBN: 3-531-14930-X INHALT: Der Beitrag zur Frage nach der Willensfreiheit und den Konsequenzen für die Sozialwissenschaften betrachtet das Verhältnis von Neurowissenschaft und Soziologie. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Schlussfolgerungen sich aus dem wissenschaftlichen Aufstieg der Neurowissenschaft für die Soziologie als Wissenschaft vom Sinnverstehen ergeben. Steht eine neue Konkurrentin ins Haus, die mehr und besser erklärt als die sinnverstehende Soziologie? In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, was eigentlich aus soziologischer Sicht gemeint ist, wenn vom sinnhaft kommunizierenden Subjekt gesprochen wird. Die Beantwortung startet mit einer Skizzierung von M. Webers Programm einer sinnverstehenden Soziologie und einer Bezugnahme auf die inzwischen erfolgte empirische Forschung. Auf dieser Basis wird deutlich gemacht, warum die Neurowissenschaft keine Herausforderung für die Soziologie ist, diese gleichwohl auf unangenehme Weise an nicht erledigte Aufgaben erinnert. Die These des Aufsatzes lautet, dass die Neurowissenschaft durchaus Ursachen menschlichen Handelns entdeckt und die sinnverstehende Soziologie diese Entdeckung nicht leugnen braucht. Aber die Neuro-Ursachen sind gerade nicht jene kulturell geformten Ursachen, von denen Weber annimmt, dass sie Wandel und Kontinuität von Sozialstruktur und Gesellschaft entscheidend bestimmen. Es ist auch in der Zukunft nicht zu erwarten, dass die Neurowissenschaft zur Bestimmung der von Weber ins Auge genommenen, kulturell geformten Ursachen beitragen wird. Sie verlangt allerdings von der Soziologie eine deutliche Sichtbarkeit des kulturellen, nur sinnverstehend zu ergreifenden Gegenstandes. (ICG2)

[305-L] Peters, Florian; Reimer, Romy; Stülten, Silvia: Deutsche und französische Theorietraditionen in der Soziologie: Bericht zum Vortrag von Prof.Dr. Lothar Peter (Bremen) am 03.02.2006, (ZÖSS-Reports), Hamburg 2006, 7 S. (Graue Literatur; URL: http://www.zoess.de/reports/2006.03.02.-Bericht_zu_L.Peter.pdf) INHALT: "Die Hypothese des Bremer Soziologen Lothar Peter lautete - kurz gesagt -, dass die französische Theorietradition der französischen Soziologie gesellschaftskritisch und empirisch, die deutsche dagegen eher geistesgeschichtlich und kulturkonservativ ausgerichtet ist.

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Diese Hypothesen führte Peter dann außerordentlich faktenreich, theorieorientiert und plausibel in fünf systematischen Dimensionen der französischen und der deutschen Soziologie vor dem Zweiten Weltkrieg aus. Der Vortrag stellte auch insofern einen Erkenntnisgewinn dar, als er von der herrschenden Rezeptionspraxis abwich, indem er an Stelle der englischsprachigen Theorietradition die eher unbekannte Diskursgeschichte der französischen Soziologie behandelte und ihre Bedeutung unterstrich. Dabei behielt Peter gleichzeitig die allgemeine Frage im Auge, ob spezifische nationale Einflussfaktoren und nationale kulturelle Charakteristika die Entwicklung der Soziologie prägen und inwieweit diese Einflussfaktoren überhaupt die Konstituierung der Soziologie als universalisierbare und systematische Wissenschaft jenseits nationaler Bindungen zulassen." (Textauszug)

[306-L] Pohlmann, Markus: Weber, Sombart und die neuere Kapitalismustheorie, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 169-192, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: Der Beitrag zeigt, dass Webers und Sombarts Ansätze eine Brücke bilden können, um die sozio-historische Analyse des Kapitalismus mit Diagnosen des gegenwärtigenKapitalismus zu verbinden. Insbesondere Max Webers Theorie bietet für eine solche wechselseitige Bezugnahme ein tragfähiges Fundament. Mit ihrer Fortführung kann einer solchen Verknüpfung ein differenzierungstheoretisches Verständnis kapitalistischer Entwicklung zugrundegelegt werden, das sich von vielen "Gleichungen" und "Gesetzen" des Mainstreams der älteren Kapitalismustheorie verabschiedet. Auf diese Weise lässt sich die Kapitalismustheorie als Wirtschaftssoziologie reformulieren. Eine solche Reformulierung kann aus einigen konzeptionellen Sackgassen der älteren Kapitalismustheorie heraushelfen und es erlauben, von ihrer "gesellschaftstheoretischen Überfrachtung" Abstand zu nehmen, ohne auf gesellschaftstheoretische Bezüge verzichten zu müssen. Es werden zunächst die deutsche Kapitalismustheorie zu ihrer Blütezeit im ersten Viertel des vergangenen Jahrhunderts kurz vorgestellt, was die Weberschen und Sombartschen Perspektiven vom marxorientierten Mainstream unterscheidet und wo sie mit diesem konform gehen. Dies geschieht unter Bezugnahme auf ein Verständnis des Kapitalismus als einer "koexistierenden" Wirtschaftsweise, auf die Möglichkeiten der Verknüpfung von Handlungs- und Strukturebene, auf die Theorie des okzidentalen Rationalismus als konzeptionelle Klammer und auf Entwicklungsvorstellungen, die differenzierungstheoretisch inspiriert die Zukunft offen halten. Abschließend wird resümiert, wo und wie ein differenzierungstheoretisches Verständnis des Kapitalismus seine Ansatzpunkte findet. (ICA2)

[307-L] Reese-Schäfer, Walter: Politische Theorie der Gegenwart in fünfzehn Modellen, (Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft), München: Oldenbourg 2006, 201 S., ISBN: 3-486-57930-4 (Standort: THB Aachen(82)-Mg1754) INHALT: Das Lehrbuch stellt fünfzehn politikwissenschaftliche Theorieansätze bzw. Theoriefamilien vor: die moderne sozialliberale Vertragstheorie (Rawls), den etatistisch-evolutionären Marktliberalismus (Hayek), den radikalen Marktliberalismus (v. Mises), den anarchistischen Marktliberalismus (Rothbard), die Gouvernementalität des Neoliberalismus (Foucault), die

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Postmodernisierungstheorie (Lyotard), die Systemtheorie (Luhmann), die Kritische Theorie (Horkheimer, Adorno), die Deliberative Demokratie in der Zivilgesellschaft (Habermas), die Handlungstheorie (Arendt), den politischen Pragmatismus (Rorty), den Kommunitarismus (Etzioni, Walzer), die Theorie des demokratischen Friedens (Kant), den Rational-ChoiceAnsatz (Downs, Olson) sowie den Kritischen Rationalismus (Popper, Albert). (ICE)

[308-L] Reitz, Charles: The call to concrete thinking: Ernest Manheim's 'Zur Logik des konkreten Begriffs', in: Frank Baron, David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren, 2005, S. 27-41, ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839) INHALT: Der Aufsatz befasst sich mit der philosophischen und sozialtheoretischen Arbeit 'Zur Logik des konkreten Begriffs' (1930). Die Publikation liest sich als Antwort auf G. Lukßcs' formulierte Herausforderung, ein Paradigma für die Sozialforschung und soziale Handlung zu entwickeln, das sowohl umfassend als auch konkret ist. Die Erörterung zeigt auf, in welchem Umfang der kreative Beitrag Manheims geprägt ist bzw. einhergeht mit den Ansätzen seiner Zeitgenossen M. Heidegger und H. Marcuse, die ebenfalls Lukßcs' Ansätze zu den Themen Hegel und Marx, der Natur der Dialektik sowie der Theorie der Sozialwissenschaften interpretieren und kritisieren. Nach einer Skizzierung der Positionen von Lukßcs, Heidegger und Marcuse gliedern sich die Ausführungen in folgende Punkte: (1) Manheim zur dialektischen Natur konkreter Konzepte, (2) die Vermittlung der minimalen und maximalen Extension von Konzepten, (3) Manheims Auseinandersetzung mit Hegel und Marx sowie (4) Philosophie der Logik und Bildung bei Manheim. (ICG)

[309-L] Salomon, Albert: In memoriam Ferdinand Tönnies (1855-1936), in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 32/2006, Iss. 1, S. 7-20 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Tönnies Werk ist gekennzeichnet von einer seltsamen Einsamkeit. Der Vorreiter der deutschen Soziologie schaffte es in seinem erst spät rezipierten Werk Elemente der Naturrechtslehre, des historischen Materialismus und der Bachofenschen Mystik zu vereinen und eine genuin soziologische Denkweise zu initiieren. Auch wenn es ihm nicht gelang eine Schule zu bilden, entwickelte er durch Einbeziehung transnationaler Elemente eine komplexe Vernunftidee und entdeckte mit den auf Wesens- beziehungsweise Kürwille basierenden Begriffen 'Gemeinschaft' und 'Gesellschaft' zwei transhistorische soziologische Kategorien, an die auf vielfache Weise angeknüpft wurde." (Autorenreferat)

[310-L] Schäfer, Gerhard: Das Marburger Dreigestirn: Wolfgang Abendroth - Heinz Maus - Werner Hofmann: zur Vorgeschichte kritischer Gesellschaftswissenschaft in Marburg, in: Stephan Moebius, Gerhard Schäfer (Hrsg.): Soziologie als Gesellschaftskritik : wider den Verlust einer aktuellen Tradition ; Festschrift für Lothar Peter, Hamburg: VSA-Verl., 2006, S. 44-70, ISBN: 3-89965-175-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9204)

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INHALT: Der Beitrag stellt die drei Wegbereiter der kritischen Gesellschaftswissenschaft in Marburg vor: (1) W. Abendroth, (2) H. Maus und (3) W. Hofmann. Aus den Biographien und dem wissenschaftlichen Werk dieses Marburger Dreigestirns lassen sich folgende Erkenntnisse ableiten: (1) Alle drei Wissenschaftler gehen von der geschichtlichen Dimension gesellschaftlicher Entwicklung aus. (2) Anders als M. Weber, der die Rolle des Subjekts in Wissenschaft und Geschichte frei von Werturteilen und Parteilichkeit gesehen haben wollte, bestehen alle drei Sozialwissenschaftler auf der Anerkennung der Aufklärung, der Menschenrechte und der Demokratie für alle Menschen. (3) Die konkreten historischen Erfahrungen aller drei Wissenschaftler haben sie in unterschiedlicher Weise mit dem Terror des Faschismus konfrontiert, Abendroth sicher am Schlimmsten. (4) Alle drei Marburger Sozialwissenschaftler haben eine zeitlang den Versuch, einen besseren demokratisch-sozialistischen Staat in der SBZ bzw. der DDR aufzubauen, durch ihre persönliche Mitarbeit gestützt. (5) Abendroth, Maus und Hofmann halten alle drei von ihren wissenschaftlichen Spezialdisziplinen her an Marx und seiner Gesellschaftstheorie fest. (6) Abendroth, Maus und Hofmann repräsentieren einen Typus von Intellektuellen, für den das Theorie-Praxis-Verhältnis im Sinne einer die 'reine Wissenschaft' in praktische, wissenschaftlich fundierte Politik transformierenden Konzeption charakteristisch ist. (7) Alle drei Wissenschaftler verkörpern den Widerspruch, einerseits den Habitus des bürgerlichen Wissenschaftlers alter Prägung zu repräsentieren, und zugleich den wissenschaftlichen Politiker und politischen Wissenschaftler abzugeben, der seine Überzeugung als Marxist und Sozialist vertritt. (ICG2)

[311-F] Scheunpflug, Annette, Prof.Dr. (Bearbeitung): Die Systemtheorie von Niklas Luhmann, ihr Verhältnis zur biologischen Evolutionstheorie und deren Anregungspotenzial für die Erziehungswissenschaft INHALT: keine Angaben ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Pädagogik I (Regensburger Str. 160, 90478 Nürnberg) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0911-5302-519, Fax: 0911-5302-588, e-mail: [email protected])

[312-L] Schimank, Uwe: Funktionale Differenzierung und gesellschaftsweiter Primat von Teilsystemen: offene Fragen bei Parsons und Luhmann, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 11/2005, H. 2, S. 395-414 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag widmet sich der Frage, inwieweit das Konzept der funktionalen Differenzierung der modernen Gesellschaft mit Vorstellungen vereinbar ist, die bestimmten Teilsystemen einen gesellschaftsweiten Primat zusprechen. Sowohl Parsons als auch Luhmann setzen ihr generelles Verständnis funktionaler Differenzierung gerade gegen solche Primatvorstellungen ab. Bei beiden finden sich allerdings vielfältige Hinweise darauf, dass bestimmten Teilsystemen doch ein gesellschaftsweiter Primat zukommen könnte. Diese unübersichtliche Diskussionslage wird systematisiert, und die offenen Fragen werden präzisiert, um eine Fort-

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führung der Klärung einer gesellschaftstheoretischen Kernfrage zu ermöglichen." (Autorenreferat)

[313-L] Schmidt, Rainer: Macht, Autorität, Charisma: Deutungsmacht in Max Webers Herrschaftssoziologie, in: Hans Vorländer (Hrsg.): Die Deutungsmacht der Verfassungsgerichtsbarkeit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 37-55, ISBN: 3-531-14959-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2809) INHALT: Der Autor unternimmt auf der Grundlage von Max Webers Werk "Wirtschaft und Gesellschaft" den Versuch, einen Begriff von Deutungsmacht, speziell aus dessen Herrschaftssoziologie, zu entwickeln. Im Mittelpunkt seiner theoretischen Überlegungen stehen die Begriffe Herrschaft, Autorität und Charisma. Diese drei zentralen Begriffe beziehen sich bei Max Weber immer auf ein Zusammenspiel von kollektiver Ordnung und individueller Lebensführung, d.h. von Geltungsbehauptungen der Norm und der empirisch zu beobachtenden Befolgungspraxis. Im Anschluss an Arnold Gehlen kann hier auch von "Spannungsbalancen" gesprochen werden, denn jeder institutionelle Handlungsrahmen setzt auf Symbolisierungsleistungen, die Unverfügbares verfügbar und Vergangenes gegenwärtig halten. Beim Deuten und Interpretieren von Verfassungen wird dies ebenso deutlich wie bei anderen institutionellen Mechanismen, wie der Autor in seinem Beitrag näher ausführt. Seine Reflexionen beziehen sich auf die Begriffe von Macht und Herrschaft in der Rezeption Max Webers, auf den Übergang von der Macht zur Herrschaft, auf die Rolle von Charisma und Deutungsmacht im Gefüge der Herrschaftssoziologie sowie auf das Verhältnis von Herrschaft und Autorität. (ICI2)

[314-L] Schultheis, Franz: Konversionen des Blicks: Pierre Bourdieus Lehrjahre auf dem Weg zu einer reflexiven Anthropologie, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 15/2006, H. 3, S. 38-46 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Wir werden nachfolgend den Versuch unternehmen, einen Zugang zu Bourdieus Sicht der gesellschaftlichen Welt über seine photographischen Zeugnisse und deren diskursive Rahmungen aus der Zeit seiner algerischen Feldforschungen zu skizzieren und die Emergenz seiner Theorie der gesellschaftlichen Welt als Produkt der 'Konversionen' seines Blicks auf diese Verhältnisse zu rekonstruieren. Die Fotografie war ihm zugleich Mittel der Visualisierung gesellschaftlicher Verhältnisse und Form des soziologischen Zeugnisses." (Textauszug)

[315-L] Sciortino, Giuseppe: Toward a structural theory of social pluralism, in: Helmut Staubmann (Ed.): Action theory : methodological studies, Münster: Lit Verl., 2006, S. 153-176, ISBN: 3-8258-7502-4 (Standort: UB Trier(385)-EMsn48026) INHALT: Der Aufsatz beschäftigt sich mit den Schriften von T. Parsons zu ethnischen und rassischen Themen. Dabei wird dokumentiert, wie Parsons einen konsistenten Analyserahmen für diesen Untersuchungsbereich entwickelt hat, der schließlich in einer strukturellen Theorie des gesellschaftlichen Pluralismus mündet. Die Ausführungen orientieren sich an der These, wo-

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nach die Grundannahmen der Handlungstheorie es Parsons ermöglichen, eine innovative Perspektive auf Ethnizität zu entwickeln und auf diese Weise eine Schwachstelle des Forschungsfeldes zu beheben: die niemals endende Debatte zwischen 'Primordialisten' und Konstruktivisten sowie die gegensätzlichen Standpunkte zur Moderne. Nach einer Beschreibung des theoretischen Hintergrundes werden die maßgeblichen Untersuchungsgegenstände (1) Ethnizität, (2) Inklusion, (3) moderne Gesellschaft sowie (4) Pluralismus als Integrationsbasis der modernen Gesellschaft veranschaulicht. Abschließend wird Parsons' soziologisches Vermächtnis kritisch bewertet und auf den Bedarf weiterer Forschung hingewiesen. (ICG2)

[316-L] Sciulli, David: Reformulating Parsons' theory for comparative research today, in: Helmut Staubmann (Ed.): Action theory : methodological studies, Münster: Lit Verl., 2006, S. 177-206, ISBN: 3-8258-75024 (Standort: UB Trier(385)-EMsn48026) INHALT: Der Aufsatz zu T. Parsons und seiner soziologischen Arbeit umfasst vor dem Hintergrund des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels die Reformulierung von zwei Konzepten der Parsonsschen Theorie mit Blick auf die mögliche Einbettung in die heutige vergleichende Forschung. Bei der ersten Reformulierung handelt es sich um den Wandel der Gesellschaftsordnung hin zur demokratischen Wettbewerbsgesellschaft. Die zweite Reformulierung betrifft die Entwicklung von Normen zu organisatorischen Formen (kulturelles System, Wertemuster, Bürokratie, Persönlichkeitssystem usw.). Die Bedeutung der beiden Reformulierungen wird an einem Untersuchungsbeispiel aus den USA illustriert, das die Art und Weise der Überwachung der Corporate Governance durch Gerichte in Delaware betrifft. Ferner werden entsprechende empirische Herangehensweisen für Europa, Japan und den pazifischen Rand dargestellt. (ICG2)

[317-L] Smith, David Norman: Facing change and danger: the sociology of Ernest Manheim, in: Frank Baron, David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren, 2005, S. 3-23, ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie E. Manheims (1900-2002) beschreibt dessen wissenschaftlichen Lebensverlauf sowie seinen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Forschung. So widmet sich der erste Abschnitt der Biographie Manheims, die mit der Geburt 1900 in Budapest beginnt und mit Blick auf die wissenschaftlichen Stationen Wien, Kiel, Leipzig, London, Chicago, Kansas City sowie Teheran fortgeführt wird. Der zweite Abschnitt betrachtet die Grundausrichtung von Manheims Soziologie, die von der angestrebten Balance zwischen dem Besonderem und dem Universellen geprägt ist, vor allem durch die Solidarität zwischen Menschen und Kulturen. Das dritte Kapitel liefert schließlich einen Überblick zu den soziologischen Interessen und Projekten von Manheim. Dazu gehören die Soziologie (1) des Wissens, (2) der Kommunikation und öffentlichen Meinung, (3) der Autorität, (4) der Anomie und Entfremdung und (5) der Wissenschaft. (ICG)

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[318-L] Spinner, Helmut F.: Rebellion statt Rezeption: Max Weber im blinden Spiegel Carl Schmitts, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 241-264, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Beitrag erörtert folgende Frage: Wozu brauchen wir Carl Schmitt im allgemeinen und im besonderen und speziell für eine Weber-Interpretation? Im allgemeinen: Max Weber hat seine Grundkonzeption in einer "Welt von Gegensätzen" antithetisch angelegt und mit dualen Begriffspaaren beschrieben. Wir brauchen Weber für das Verständnis der abendländischen Entwicklung, auch und gerade dann, wenn er mit seinen "irrationalen" Gegenbegriffen (Abenteuerkapitalismus, Außeralltäglichkeit, Charisma etc.) die Schattenseite der okzidentalen Rationalisierung in den Blick nimmt. Hier hat Carl Schmitt angeschlossen. Für den Autor brauchen wir Weber für das Verständnis des spezifisch okzidentalen Rationalismus und Schmitt für den immer und überall mitlaufenden, gegengepolten Occasionalismus. Man kann also beide Autoren ineinander "spiegeln", aber dabei kommt kein "Gemeinschaftsporträt" heraus. Von Weber hätte Schmitt lernen können, was "Regelherrschaft im Alltag von Beruf und Betrieb" (Webers Beschreibungsformel) bedeutet: im Guten und Schlechten weit mehr als Schmitts gleichzeitig übertreibend karikierende und untertreibend banalisierende Beschreibung der verachteten "Normalität" suggeriert. (ICA2)

[319-L] Stark, Carsten: Methodischer und methodologischer Funktionalismus: weltliche und geistliche Legitimation des Sozialstaates bei Claus Offe, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3655-3661, ISBN: 3593-37887-6 INHALT: "Der Funktionalismus ist wohl nach wie vor das grundlegende Paradigma der modernen Gesellschaftsanalyse. Aber keine Gesellschaftstheorie würde sich heute noch als funktionalistisch bezeichnen wollen. Dies liegt an einer einseitigen Verschiebung der deutschen Theoriedebatte, weg von paradigmatischen Auseinandersetzungen über die Methodologie und hin zu einer pragmatischen Auseinandersetzung über die Methode sozialwissenschaftlicher Erkenntnis. Auf dieser Ebene scheint der Funktionalismus unschlagbar, wenn man sich nicht in theoretischen Luftschlössern aufhalten oder theorielose Empirie betreiben möchte. Aber auch diesem praktizierten 'Quasifunktionalismus' sind grundlegende methodologische Probleme eigen, die zu normativen Schlüssen führen. Dies wird hier allerdings nur dann als Problem angesehen, wenn sich diese Normativität hinter evidenten Zweckerwägungen versteckt und daher als solche kaum thematisiert und vor allen Dingen politisiert werden kann. Der Beitrag beschäftigt sich aus diesem Blickwinkel mit der frühen Sozialstaatsanalyse von Claus Offe." (Autorenreferat)

[320-L] Staubmann, Helmut: The affective structure of the social world: repairing a blind spot in Luhmann's sociology with Parsons' general theory of action, in: Helmut Staubmann (Ed.): Action theory : methodological studies, Münster: Lit Verl., 2006, S. 207-225, ISBN: 3-8258-7502-4 (Standort: UB Trier(385)-EMsn48026)

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INHALT: Der Aufsatz zur Systemtheorie von N. Luhmann beschäftigt sich mit dem dort auftretenden 'blinden Fleck' der Emotionen. Gemäß der Terminologie Luhmanns werden Emotionen als Teil der Umwelt sozialer Systeme angesehen. Auf diese Weise werden die affektiven Prozesse und Strukturen sozialer Systeme ignoriert. Der Grund dafür liegt in einer essentialistischen Definition von Soziologie und den davon abgeleiteten Grundkonzepten. Im Fall Luhmann ist eine Verschmelzung der Definition der elementaren sozialen Operation und der Kommunikation mit Bedeutung sowie der sozialen Struktur mit Semantiken auszumachen. Die Vorbedingung der Fähigkeit, Emotionen als soziales Phänomen zu sehen, besteht in einer konzeptuellen Differenzierung, die sich am Beispiel von G. Simmels formaler Soziologie, in deren Mittelpunkt die Unterscheidung zwischen Form und Inhalt steht, und insbesondere an T. Parsons' funktionaler Definition des Sozialen aufzeigen lässt. Indem hier Parsons' Theorie in ihren Grundzügen nachgezeichnet wird, orientieren sich die Ausführungen unter Berücksichtigung des zentralen Konzepts der Autopoiesis bei Luhmann an der Annahme, dass sich Affektivität als eine strukturell unabhängige Komponente von Kommunikation bzw. Handlung konzipieren lässt. (ICG2)

[321-L] Steinrücke, Margareta: Habitus und soziale Reproduktion in der Theorie Pierre Bourdieus, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 61-72, ISBN: 3-89942-540-5 INHALT: Bourdieu versteht unter "Habitus" das je nach Klassenzugehörigkeit differenzierte Resultat der Verinnerlichung klassenspezifischer Existenzbedingungen. Es handelt sich um das Ensemble tiefsitzender, inkorporierter Schemata der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens, Bewertens, Sprechens und Handelns, das alle Äußerungen der Mitglieder einer Gruppe oder Klasse so strukturiert, dass sie in der Grundstruktur identisch sind. In diesem Konzept wird der eigene Beitrag der Subjekte zur Reproduktion der Klassenverhältnisse nicht mehr nur auf der Ebene mehr oder minder bewusster Weltbilder angesiedelt, sondern darüber hinaus auf der Ebene un- oder vorbewusster Geschmacksurteile und Verhaltensweisen. Ein spezifischer Habitus ist veränderbar im Zusammenhang mit den Lebensbedingungen, die ihn erzeugen, allerdings mit Verzögerungseffekten. (GB)

[322-L] Ternes, Bernd: Niklas Luhmann: Systemtheoretiker und Poet zivilklinischer Theorie, in: Stephan Moebius, Dirk Quadflieg (Hrsg.): Kultur : Theorien der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 503-516, ISBN: 3-531-14519-3 INHALT: Einige Aspekte der Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann werden zusammenfassend skizziert. Dabei werden auch die Entstehungszusammenhänge seiner Schriften sowie deren Rezeption angesprochen. Auf den Bezug zu allgemeinen Theorien der Selbstorganisation in verschiedenen Wissenschaftsgebieten wird hingewiesen. Luhmanns Systemtheorie erscheint als kongeniale Beschreibung des gesellschaftlichen Zivilisationsprozesses im endmodernen Zustand -ein Zustand, der von Kultur mindestens noch eine ganze Epoche entfernt ist. Man kann sie als Ausdruck einer szientistischen, nicht einer kulturellen Semantik der Gesellschaft verstehen. (GB)

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[323-L] Tribe, Keith: Talcot Parsons als Übersetzer der "Soziologischen Grundbegriffe" Max Webers, in: Klaus Lichtblau (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe' : Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 337-366, ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: "Der Autor wendet sich der übersetzerischen Tätigkeit Talcott Parsons zu, wie sie in der entsprechenden englischen Version der Soziologischen Grundbegriffe von Max Weber zum Ausdruck kommt, die maßgeblich die internationale Weber-Rezeption mitgeprägt hat. Der Autor macht eindringlich auf die Problematik dieser Übersetzungsleistung aufmerksam, indem er sie zum einen in den Kontext von Parsons' allgemeinem Umgang mit der nationalökonomischen Dogmengeschichte und seinen diesbezüglichen Missverständnissen stellt und zum anderen selbst konstruktive Vorschläge macht, wie man Webers Soziologische Grundbegriffe besser ins Englische übersetzt, als dies Parsons vermocht hat." (Autorenreferat)

[324-L] Ullrich, Carsten G.: Massenloyalität und Wohlfahrtsstaat: Anmerkungen zu Claus Offes Thesen zur Funktion des Wohlfahrtsstaates im Spätkapitalismus, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3662-3672, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Frage der Massenloyalität ist eines der zentralen Themen in Claus Offes Aufsatzsammlung 'Contradictions of the Welfare State' (1984). Als Massenloyalität bezeichnet Offe dabei die 'Fähigkeit des administrativen Systems (...) zu bewirken, dass die Strukturen und Prozesse dieses Systems sowie die faktischen policy outcomes in ihrer sozialen Inzidenz faktisch akzeptiert werden' (1973: 219 [1984: 60]). Mit dieser Definition setzt Offe sich deutlich von naiven Legitimitätskonzepten ab. Zum einen wird eine Gleichsetzung von (normativer) Legitimität und empirisch beobachtbarer Zustimmung energisch zurückgewiesen: Massenloyalität ist keine echte (normativ konsensuale), sondern nur eine 'prätendierte Legitimität' (Narr/ Offe 1975:33). Zum anderen wird Massenloyalität nicht als unabhängige, sondern als eine abhängige Variable begriffen. Sie ist weniger Bedingung politischen Handelns als vielmehr eine Eigenleistung des politischen Systems - wenn auch eine, die 'in letzter Instanz von den integrativen Normen und Symbolen' abhänge. In der Beschaffung von Massenloyalität sieht er dabei die neben der Wirtschaftssteuerung zentrale Aufgabe, die das politische System für das Gesamtsystem erfülle. Offe konstatierte nun eine Reihe von Entwicklungen, die die wohlfahrtsstaatliche Erzeugung von Massenloyalität erschweren. Hierzu zählte er u.a. (vgl. 1973: 220 [1984: 61]): das letztlich aus den sozialpolitischen Erfolgen resultierende 'gesteigerte Prätentions-Niveau', das dazu führe, dass sich die (Sozial)Politik 'dem permanenten Realitätstest gegenüber der Masse des Wählerpublikums' aussetze, was zu immer größeren Erwartungsenttäuschungen führe; die 'Erosion vor industrieller, primärgruppenbezogener Normen'; sowie die z.T. dekommodifizierende Wirkung von Sozialpolitik, die sich erst als paradoxe Folge aus der funktionalen Notwendigkeit einer Kommodifizierung der Arbeitskraft ergebe. Die theoretische Plausibilität und empirische Tragfähigkeit dieser und weiterer Entwicklungsszenarien ist schon früh kritisiert worden - letzteres jedoch, ohne dass hinreichende Daten zur Prüfung dieser Annahmen zur Verfügung gestanden hätten. Mit größerem zeitlichen Abstand soll in diesem Beitrag daher erneut der Versuch unternommen werden, die

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zentralen Annahmen Offes einer sich krisenhaft entwickelnden Massenloyalität (bzw. ihrer Generierungsbedingungen) auf ihren empirischen Gehalt hin zu befragen." (Autorenreferat)

[325-L] Üner, Elfriede: Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933), in: Frank Baron, David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren, 2005, S. 117-144, ISBN: 3935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie von E. Manheim (1900-2002) beschreibt mit den Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933) dessen wissenschaftliches Fundament. Schließlich kann man Manheims Habilitationsschrift 'Die Träger der öffentlichen Meinung' (1933) als originelle Anwendung des Leipziger wirklichkeitswissenschaftlichen Ansatzes lesen. Ferner war Manheim bereits seit den Anfängen an der Konzeption der Wirklichkeitswissenschaft von H. Freyer, dem ersten Professor für Soziologie mit eigenem Lehrstuhl in Deutschland ab 1925, beteiligt. Die Ausführungen gliedern sich in zwei Abschnitte. Das erste Kapitel beschreibt den Leipziger Positivismus um die Jahrhundertwende, geprägt von Entwicklungsgesetzen der Kultur, Kollektivbegriffen und übernationalem Universalismus. Das zweite Kapitel beleuchtet schließlich die existenzialistische Wende 1918 und die Einführung sozialer Ordnungskategorien und der Berücksichtigung lebenspraktischem Pathos. (ICG2)

[326-L] Weiß, Johannes: Max Weber und die Kritik der Kritischen Theorie, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 301-311, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Beitrag erörtert, wie Max Weber auf ausgewählte Repräsentanten der Kritischen Theorie gewirkt hat, wie sie also Weber wahrgenommen und sich von ihm haben beeinflussen lassen. Die vielfach geäußerte Vermutung, Max Weber sei gerade unter den führenden Köpfen der Kritischen Theorie fast gar nicht oder jedenfalls nur ganz oberflächlich wahrgenommen und beansprucht worden, ist für den Autor unzutreffend. Sie gilt nicht - obzwar noch am ehesten - für Max Horkheimer, durchaus nicht für Theodor W. Adorno und ganz und gar nicht für Jürgen Habermas. Herbert Marcuse schließlich hat zumindest einmal Max Weber zentral ins (kapitalismus- und ideologiekritische) Visier genommen und damit in breiten intellektuellen Kreisen eine bestimmtes Weber-Bild geprägt. Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen hält der Autor vor allem eine Klärung des vielschichtigen Begriffs der Rationalität für erforderlich, die bei den gelegentlichen Bemerkungen Webers zum Verhältnis von Rationalität und Kommunikabilität ansetzen müsste. Der Autor hat dazu vor längerer Zeit einige Überlegungen vorgelegt, die jedoch in der Weber-Forschung kaum auf Interesse gestoßen sind. Das hat seinen Grund darin, dass man hier, zu Unrecht, die Absicht am Werk sah, Weber wenn nicht an die Kritische Theorie insgesamt, so doch an Jürgen Habermas heranzurücken. Der Autor konstatiert: "Wenn sich eine solche, von Habermas in anderer Hinsicht (und bewusst) beförderte Annäherung am Ende ergäbe, so wäre das aber um der Sache willen nur erfreulich". (ICA2)

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[327-F] Witte, Verena, M.A. (Bearbeitung): Die Systemtheorie im Wandel des Systems. Kybernetik und systemisches Denken in der DDR, 1961-1972 INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: DDR ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: Wissenschaft ind Andwendungs- und Beratungskontexten" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[328-L] Wittek, Rafael: Abnehmende Abstraktion, Idealtypen, Erklärungslogik und Theorieverständnis bei Weber und der erklärenden Soziologie im Vergleich, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 419-443, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die Methode der abnehmenden Abstraktion von Siegwart Lindenberg und die Methode der Konstruktion von Idealtypen von Max Weber werden rekonstruiert, die ihnen zugrunde liegende Erklärungslogik herausgearbeitet und miteinander verglichen. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit beide Ansätze geeignet sind, eine fruchtbare Grundlage für die Konstruktion soziologischer Theorien zu bieten. Für den Vergleich der beiden Theorieansätze wird das von Theo Kuipers entwickelte Dekompositionsmodell zur Erklärung von Gesetzen zugrunde gelegt, das als neutraler Referenzpunkt für den Theorievergleich dienen soll. Wesentliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Theorien werden herausgearbeitet. Die wesentlichen Unterschiede bestehen in der Art der angestrebten Mikroreduktion und der Art der verwendeten Brückenannahme. Es wird die These vertreten, dass die Methode der Idealtypuskonstruktion bei der Suche nach einer alternativen methodischen Begründung der modernen Soziologie der Methode der abnehmenden Abstraktion auch in Zukunft unterlegen sein wird. (GB)

[329-L] Zinn, Jens O.: Der Individualisierungsdiskurs in Deutschland: konzeptionelle Divergenzen und empirische Perspektiven, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4690-4700, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Becks (1986) These eines Individualisierungsschubs im Nachkriegsdeutschland löste heftige, zuweilen polemische, Diskussionen über das Verhältnis von sozialer Ungleichheit und Individualisierungsprozessen aus. Vorläufiger Höhepunkt dieses Diskurses dürften die Veröffentlichungen von Beck/ Sopp (1997) und Friedrichs (1998) gewesen sein. Die zuweilen unscharfe und uneinheitlich verwendete Begrifflichkeit führte immer wieder zu Missverständnissen. Dabei liegt eine zentrale Schwierigkeit in den explizit und/ oder implizit mitgeführten Vorannahmen: etwa über das Verhältnis von Handlungsresultaten und den ihnen zugeschriebenen Sinn oder der Sozialstruktur zu Institutionen und Akteuren. Da diese Unterstellungen den Kern der Individualisierungsthese betreffen, müssen sie selbst der empirischen

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Analyse unterzogen, statt unhinterfragt vorausgesetzt zu werden. Der Vortrag zeigt anhand der Kernbegriffe sozialstrukturelle und semantische Individualisierung sowie institutionelle und personale Individualisierung welche Hintergrundannahmen den Individualisierungsdiskurs jeweils bestimm(t)en und welche Probleme sich dabei für die Untersuchung von Individualisierungsprozessen ergeben. Abschließend werden Anforderungen formuliert und praktische Forschungsperspektiven aufgezeigt für eine fundierte Untersuchung von komplexen gesellschaftlichen Wandlungsprozessen." (Autorenreferat)

Register

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Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. •

Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.

Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. •

Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.

Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind • bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; • bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.

Personenregister

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Personenregister

A Abels, Heinz 1 Abraham, Martin 124 Adloff, Frank 59 Albert, Gert 248, 249 Anhut, Reimund 54 Apolte, Thomas 167 Aßmann, Alex 250 Averbeck, Stefanie 251 Ay, Karl-Ludwig 252 B Baecker, Dirk 55 Balog, Andreas 2 Barlösius, Eva 253 Baron, Frank 254 Baumann, Gerd 255 Bautz, Wolfgang 56 Beck, Ulrich 3, 190, 201 Becker-Ritterspach, C. E. Jutta 57, 58 Becker-Ritterspach, Florian A. A. 57, 58 Behrens, Johann 149 Berninghaus, Siegfried K. 118 Bershady, Harold J. 296 Bertschi, Stefan 256 Biebricher, Thomas 257 Bienfait, Agathe 248, 258 Birsl, Ursula 59 Bock, Hans Manfred 259 Böhnke, Petra 150 Bonß, Wolfgang 4 Borchardt, Knut 252 Böschen, Stefan 183, 184, 185 Braun, Dietmar 60 Brejdak, Jaromir 5 Bremer, Helmut 186 Brock, Ditmar 61 Brosziewski, Achim 187 Brunkhorst, Hauke 260 Bude, Heinz 62, 63, 64 C Calliess, Gralf-Peter 6 Cappai, Gabriele 261 Carstens, Uwe 262

Celikates, Robin 65, 263 Cuin, Charles-Henry 7 D Deindl, Christian 66 Delanty, Gerard 188 Delinder, Jean van 264 Demirovic, Alex 151 Deth, Jan van 148 Diamond, Jared 67 Dieckmann, Johann 8 Dierschke, Thomas 68, 69, 87 Dittrich, Eckhard 189 Drucks, Stephan 68, 70, 71, 72, 87 Dux, Günter 152 E Ehmke, Timo 153 Ehrhardt, Andreas 211 Ehrhart, Karl-Martin 118 Eisenstadt, Shmuel N. 265 Endreß, Martin 9, 266 Engel, Uwe 176 Engels, Friedrich 298 Eßbach, Wolfgang 231 Esser, Hartmut 10, 212 Estèbe, Philippe 73 Esterbauer, Reinhold 5 Eswein, Mikiko 74 Etzrodt, Christian 75 F Fararo, Thomas J. 11 Farzin, Sina 12 Feldmann, Klaus 13 Fischer, Bernhard 76 Fischer, Joachim 14, 77, 267, 268 Flam, Helena 213 Franzen, Axel 78 Fränzle, Stefan 200 Frey, Christofer 15 Fuchs, Martin 154 Fuhse, Jan 16

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Personenregister

G Gächter, August 79 Gangl, Markus 166 Geisen, Thomas 269 Geißler, Rainer 80 Gensicke, Thomas 290 Gerhardt, Uta 270 Gilgenmann, Klaus 271 Gilles, Robert P. 81 Gläser, Jochen 82 Graeff, Peter 105 Greif, Hajo 214 Greshoff, Rainer 42, 83, 84, 215, 216 Greve, Jens 85, 272, 273 Groß, Matthias 86 Grossein, Jean-Pierre 274 Grundmann, Matthias 87, 88 Gumbrecht, Hans Ulrich 275 H Habermas, Jürgen 17 Hädrich, Jürgen 15 Haller, Max 155 Hamm, Bernd 89 Hammerschmid, Gerhard 227 Harich, Wolfgang 276 Harms, Janna 56 Harrington, Austin 277 Heitmeyer, Wilhelm 54 Hellmann, Kai-Uwe 90, 134 Henckmann, Wolfhart 278 Hermann, Dieter 156, 279 Hettlage, Robert 255 Hillebrandt, Frank 18, 280 Hindrichs, Gunnar 281 Höffe, Otfried 282 Hohl, Joachim 219 Holzer, Boris 190, 191 Honneth, Axel 283 Horster, Detlef 91 Hosang, Maik 200 Hoßfeld, Heiko 217 Hradil, Stefan 92 I Inglehart, Ronald

218

J Jansen, Stephan A. 93

Joas, Hans 94 John, René 192 Junge, Matthias 49, 284, 285 K Kaesler, Dirk 286 Kalberg, Stephen 287 Kelbel, Peter 288 Keller, Reiner 19 Kenworthy, Lane 166 Kesselring, Sven 49 Keupp, Heiner 219 Kieserling, André 157, 190 King, Lawrence Peter 289 Kirstein, Annette 118 Klages, Helmut 290 Klein, Gabriele 220 Klein, Michael 158 Klinnert, Lars 15 Klundt, Michael 159 Klüver, Jürgen 20 Kneer, Georg 21, 42 Kocka, Jürgen 160 Koenen, Elmar J. 161, 162 Kolland, Franz 193 Kollmorgen, Raj 194, 195 Kopp, Johannes 38 Koschorke, Albrecht 221 Kößler, Reinhart 196 Kranz, Sebastian 222 Kratzer, Nick 183, 184, 185, 197 Kron, Thomas 22, 23, 223 Kronauer, Martin 95 Kunze, Iris 68, 87, 96 Kurtz, Thomas 24 L Langenohl, Andreas 198 Lange-Vester, Andrea 186 Lantermann, Ernst-Dieter 62 Leach, Edmund 291 Lelkes, Orsolya 97 Lengfeld, Holger 98 Lenz, Karl 224 Lepsius, M. Rainer 292 Levinson, Aleksej 163 Lichtblau, Klaus 293, 294, 295 Lidz, Victor 296 Lindemann, Gesa 25

Personenregister

Llanque, Marcus 297 Loer, Thomas 199 M Mäder, Ueli 99, 225 Markert, Bernd 200 Martens, Wil 100 Martin, Christian 226 Martin, Paul 26 Marx, Johannes 101 Marx, Karl 298 Maurer, Andrea 102, 103 May, Stefan 183, 184, 185 Mayer, Karl Ulrich 104, 164 Mehlkop, Guido 105 Mense-Petermann, Ursula 106 Merz-Benz, Peter-Ulrich 299 Meulemann, Heiner 27 Meyer, Annette 201 Meyer, Renate 227 Miebach, Bernhard 28 Moebius, Stephan 29, 30, 300, 301 Mohrs, Thomas 107 Möllering, Guido 228 Müller, Georg P. 165 Müller, Hans-Peter 302 Müller, Olaf 168 Mulsow, Martin 201 Münkler, Herfried 108 N Narayana, D. 202 Nassehi, Armin 109, 110 Neumann, Michael 31 Noguchi, Masahiro 303 Nollmann, Gerd 304 Nolte, Paul 111 Norkus, Zenonas 112, 229 Notz, Gisela 113 Nullmeier, Frank 114 O Oertzen, Peter von 115 Oesterdiekhoff, Georg W. 32 Opielka, Michael 116 Osterkamp, Frank 117 Ott, Marion 118

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P Palme, Joakim 166 Pareto, Vilfredo 33 Passoth, Jan-Hendrik 119 Pelfini, Alejandro 120 Peter, Lothar 121 Peters, Florian 305 Peters, Heiko 167 Peuker, Birgit 230 Pfeiffer, Sabine 203 Pickel, Gert 168 Pohlmann, Friedrich 231 Pohlmann, Markus 306 Pollmann, Arnd 65 Postel, Berit 122 Preyer, Gerhard 34, 123 Prisching, Manfred 35 Prosch, Bernhard 124 Q Quack, Sigrid 204 R Reddig, Melanie 125 Reese-Schäfer, Walter 307 Rehberg, Karl-Siegbert 36, 169, 205 Reimer, Romy 305 Reitmayer, Morten 126 Reitz, Charles 254, 308 Richter, Rudolf 127 Rieck, Christian 37 Rinofner-Kreidl, Sonja 5 Risel, Maren 128 Robertson-von Trotha, Caroline Y. 129 Rodrigues, Valerian 170 Rosenberg, Florian von 232 Rössel, Jörg 130, 206, 233 Rost, Katja 171 S Salomon, Albert 309 Sarangi, Sudipta 81 Schäfer, Gerhard 29, 310 Schäfers, Bernhard 38 Scheunpflug, Annette 311 Schimank, Uwe 83, 144, 234, 235, 312 Schinkel, Andreas 39 Schluchter, Wolfgang 40 Schmid, Michael 236

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Schmidt, Rainer 313 Schmidt, Volker H. 207 Schnabel, Annette 237 Schneider, Wolfgang L. 41 Schneider, Wolfgang Ludwig 42 Schrader, Heiko 172 Schroer, Markus 131 Schultheis, Franz 314 Schulze, Winfried 201 Schulz-Schaeffer, Ingo 43 Schützeichel, Rainer 44 Schweitzer, Bertold 271 Schwengel, Hermann 49, 132 Schwertmann, Philipp 59 Schwietring, Thomas 45 Schwinn, Thomas 46, 173, 174, 238 Sciortino, Giuseppe 315 Sciulli, David 316 Scukin, Jakov 163 Seidel, Nana 133 Senge, Konstanze 134, 135 Sengenberger, Werner 47 Sepp, Hans Rainer 5 Shen, Ling 136 Sheth, D. L. 175 Siegle, Thilo 153 Sigmund, Steffen 248 Simon, Karl-Heinz 137 Simonson, Julia 176 Smith, David Norman 254, 317 Spinner, Helmut F. 318 Stachura, Mateusz 239, 240, 248 Stark, Carsten 319 Staubmann, Helmut 48, 320 Stein, Petra 208 Steinhardt, H. Christoph 138 Steinrücke, Margareta 321 Sterbling, Anton 209 Strauss, Daniel Francois Malherbe 139 Streeck, Wolfgang 140 Stucevskaja, Olga 163 Stülten, Silvia 305 Sutter, Tilmann 241 Sutterlüty, Ferdinand 177 Szelenyi, Ivan 289 T Tacke, Veronika 141 Ternes, Bernd 322

Personenregister

Tjaden, Karl Hermann Tribe, Keith 323

142

U Ulbricht-Thiede, Sabine 56 Ullrich, Carsten G. 324 Üner, Elfriede 325 Urry, John R. 49 V Verwiebe, Roland 133 Vester, Heinz-Günter 242 Vester, Michael 143, 178 Viehöver, Willy 50 Vogd, Werner 51 Vogel, Berthold 179 Volkmann, Ute 144 W Wagner, Gerhard 145 Wagner, Peter 243 Wagner, Thomas 146 Wahl, Anke 147, 180 Wahl, Klaus 244 Walz, Rainer 52 Weber-Menges, Sonja 80 Wehling, Peter 210 Weihrich, Margit 245 Weiß, Johannes 326 Wieser, Matthias 246 Willke, Helmut 53 Wilson, William Julius 181 Winter, Lars 22, 23 Witte, Verena 327 Wittek, Rafael 328 Wohlrab-Sahr, Monika 247 Wolfsgruber, Isabelle 79 Z Zinn, Jens O. 182, 329 Zmerli, Sonja 148

Sachregister

175

Sachregister

A Abendroth, W. 29, 310 Abstraktion 328 abweichendes Verhalten 105 Ackerbau 61 Adorno, T. 250, 282, 297, 307, 326 Affektivität 212, 213, 233, 237, 240, 242, 244, 320 Afrika 314 Aggregation 9, 41, 85, 238, 328 Agrargesellschaft 32 Akkumulation 298 Akteur 17, 21, 43, 44, 45, 46, 60, 83, 84, 86, 102, 112, 118, 119, 120, 124, 125, 126, 165, 208, 214, 215, 223, 230, 235, 238, 246, 263 Akzeptanz 168, 218 Algerien 314 allgemeine Soziologie 33 Alltag 28, 72, 232, 263 Alltagskultur 115, 186, 264 alte Bundesländer 128, 143, 147 Alter 13, 138, 158 Alternativbewegung 87, 96, 137 Alternative 82 Altersstruktur 147 Altruismus 78 Ambivalenz 23, 284 Angestelltenberuf 133 Angestellter 133 Anomie 89, 105, 290, 317 Anreizsystem 211 Anthropologie 14, 117, 267 Antike 32, 61 arabische Länder 218, 314 Arbeit 24, 63, 190, 269 Arbeiter 186, 298 Arbeiterbewegung 121 Arbeiterklasse 284 Arbeiterschaft 143 Arbeitnehmer 54, 133 Arbeitnehmerinteresse 47 Arbeitnehmerorganisation 47 Arbeitsbedingungen 98, 133 Arbeitsbeziehungen 29, 121

Arbeitsgesellschaft 197, 269 Arbeitskraft 298 Arbeitslosigkeit 150, 167 Arbeitsmarktpolitik 36 Arbeitsplatz 98, 179 Arbeitsplatzverlust 150 Arbeitsrecht 29 Arbeitssituation 133 Arbeitssoziologie 24 Arbeitsverhältnis 164 Arbeitswelt 113 Arbeitszeit 133 Arbeitszeitflexibilität 133 Archiv 292 Archivar 292 Arendt, H. 307 Armut 62, 63, 97, 149, 150, 159, 179, 181, 202 Armutsbekämpfung 202 Asien 36, 74, 136, 138, 154, 170, 175, 195, 202, 218, 228, 252, 289, 303, 316 Aufenthaltserlaubnis 146 Aufklärungszeitalter 1, 297 Aufmerksamkeit 1 Ausbeutung 298 Ausländer 218 Ausländerfeindlichkeit 54 Autonomie 72, 234 Autopoiesis 5, 12, 21, 22, 39, 45, 48, 83, 84, 85, 275, 320, 322 Autorität 254, 313, 317 B Baltikum 199, 289 Bauman, Z. 284 Bayern 292 Beck, U. 120, 183, 185, 191, 329 Bedarf 149 Bedeutung 296 Begriffsbildung 9, 44, 215, 270, 282, 286, 294, 328 Behaviorismus 82 Behindertenhilfe 56 Benjamin, W. 283 Beobachtung 187, 275

176

Berger, P. 28 Berlin 111 Beruf 24 berufliche Integration 164 Berufsverlauf 262 Betrieb 98 Betriebssoziologie 267 Bevölkerung 89, 148, 168 Bevölkerungsentwicklung 67 Bevölkerungsgruppe 156, 165 Bewusstsein 25, 51, 142, 212 Bibel 15 Bildung 36, 74, 110, 136, 176, 200, 254, 264, 269, 308 Bildungsangebot 264 Bildungsbeteiligung 114, 153, 186 Bildungschance 74, 114, 164, 231, 264 Bildungseinrichtung 104 Bildungsexpansion 164 Bildungsforschung 269 Bildungsniveau 114, 153 Bildungsverlauf 104 Bildungswesen 74, 153 Biographie 247, 252, 254, 259, 283, 287, 292, 301, 310, 317, 329 biographische Methode 182 Biologie 20, 51 Biologismus 51 Bolschewismus 301 Bourdieu, P. 7, 18, 29, 79, 92, 144, 178, 208, 253, 263, 268, 280, 301, 314, 321 Bulgarien 194, 252 Bürgerbeteiligung 160 bürgerliche Gesellschaft 77, 160, 169, 243, 251, 268, 297 bürgerschaftliches Engagement 160 Bürgertum 77, 143, 160 Bürokratie 269, 316, 318 Bürokratisierung 318 C CDU 143 Chancengleichheit 149, 162, 231 Charisma 313, 318 Chemie 200 China 136, 228, 289 Coleman, J. 28, 79, 101, 103 Comte, A. 193 Corporate Governance 316

Sachregister

CSU 143 Cultural Studies Approach 219 D Darwin, C. 271 DDR 276, 310, 327 Definition 37, 75, 82, 85, 100, 112, 124, 135 Deindustrialisierung 186 Dekonstruktivismus 119 Demokratie 94, 95, 136, 160, 170, 175, 218, 316 Demokratieverständnis 95, 170 Demokratisierung 31, 35, 202 Denken 321 Depression 105 Derrida, J. 5, 250 Descartes, R. 48 Determinismus 17, 20, 51 Deutsche Gesellschaft für Soziologie 36 Deutscher 177 Deutsches Reich 262 Deutschland 31, 142, 259, 295, 310 Deutung 313 Dewey, J. 86 Dezentralisation 202 Dezisionismus 283, 318 Diagnostik 56 Dialektik 116, 183, 203, 205, 249, 276, 308 Dienstleistungsgesellschaft 133 Differenzierung 44, 50, 127, 173, 234, 322 Diktatur 136 Diskurs 128, 162, 251, 288, 299, 319, 329 Distinktion 232 Drittes Reich 284 Dritte Welt 196 Durkheim, E. 26, 40, 48, 79, 105, 121, 172, 272 Dynamik 64, 85 E Ehe 13, 224 Eigentum 68, 153, 297 Eigentumsverhältnisse 194 Einfluss 208 Einkommen 54, 80, 97, 149, 166, 180, 211 Einkommensunterschied 97, 166 Einkommensverhältnisse 97, 164

Sachregister

Einkommensverteilung 136, 164, 165 Einstellung 54, 127, 130, 215 Einwanderung 146 Einwanderungsland 146 Einwanderungspolitik 146 Elias, N. 71, 193, 220 Elite 36, 55, 64, 74, 93, 104, 108, 110, 114, 126, 132, 140 Elitebildung 74, 108 Emanzipation 151 Emergenz 83, 84, 85, 93, 241, 248, 272 Emotionalität 48, 212, 213, 233, 237, 242, 244, 320 empirische Sozialforschung 88, 105, 287 Engagement 160 Entfremdung 103, 317 Entgrenzung 50 Entropie 22 Entscheidung 37, 78, 226 Entscheidungsfindung 68 Entscheidungsprozess 16, 93 Entscheidungsspielraum 237 Entscheidungstheorie 229 Entscheidungsträger 78 Entsolidarisierung 54 Entwicklungsland 15, 36, 136, 154, 170, 175, 194, 202, 218, 228, 289, 314 Entwicklungstheorie 196 Erfahrung 62, 268 Erinnerung 299 Erkenntnisinteresse 161, 283 Erkenntnistheorie 14, 18, 248, 249 Erklärung 2, 7, 10, 21, 41, 42, 46, 75, 85, 100, 105, 155, 226, 229, 241, 248, 272, 328 Erleben 271 Erlebnisgesellschaft 32 Ernährung 158 Erwartung 324 Erwerbsarbeit 95 Erwerbstätigkeit 99 Erwerbsverlauf 179 Erziehung 269 Erziehungswissenschaft 311 Etatismus 73 Ethik 117, 251, 257, 265, 284, 287 ethnische Beziehungen 315 ethnische Gruppe 173 ethnischer Konflikt 177

177

ethnische Struktur 315 Ethnizität 36, 48, 175, 315 Etzioni, A. 299, 307 EU 155 EU-Beitritt 36, 168 EU-Erweiterung 168 EU-Politik 56 Europa 3, 47, 97, 127, 150, 155, 167, 168, 189, 194, 195, 207, 209, 289, 316, 318 europäische Integration 3, 168 Europäisierung 3, 155 Evaluation 245 Evolutionstheorie 271, 311 Exklusion 5, 12, 62, 63, 95, 97, 99, 109, 111, 131, 146, 148, 150, 175, 179 Experiment 86 externe Effekte 183 F Fachsprache 294 Fairness 78, 222 familiale Sozialisation 76 Familie 13, 36, 63, 76, 224, 254 Familienpolitik 36 Fatalismus 258 Feldforschung 314 Feldtheorie 57, 144 Feminismus 219 Figuration 219, 220 Finanzpolitik 183 Flexibilität 154, 164 Folgekosten 185, 203 formale Soziologie 48, 320 Forschung 2, 20, 25, 31, 51, 234, 304 Forschungsansatz 20, 25, 44, 51, 86, 125, 142, 182, 196, 214, 230, 244, 246, 254, 282, 283, 302, 313, 317, 325 Forschungsdefizit 161, 282 Forschungseinrichtung 325 Forschungsgegenstand 25, 142, 161, 182, 244, 254, 283, 285, 302, 317, 325, 329 Forschungsplanung 244 Forschungspolitik 234 Forschungspraxis 25, 245 Forschungsprojekt 245 Forschungsstand 65, 88, 128, 181, 189, 209, 306 Fortschritt 192 Fotografie 314

178

Foucault, M. 250, 257, 307 Framing-Ansatz 21, 23, 41, 44, 45, 60, 75, 85, 100, 112, 124 Frankfurter Schule 282 frankophones Afrika 314 Frankreich 19, 29, 30, 73, 121, 155, 250, 259, 274, 300, 305 französische Sprache 295 Frau 158 Frauenforschung 29 Frauenorganisation 29 Frauenpolitik 29 freier Mitarbeiter 133 Freiheit 1, 17, 284 Freizeit 133 Freizeitsoziologie 267 Fremdgruppe 218 Freud, S. 220 frühe Neuzeit 201 Führungsposition 104 funktionale Differenzierung 4, 18, 50, 53, 116, 131, 144, 149, 155, 170, 174, 183, 185, 191, 203, 234, 306, 312 Funktionalismus 39, 91, 288, 319 Funktionalität 109 G Gefährdung 179 Gegenwart 280 Gehirn 17, 20, 25, 51, 304 Gehlen, A. 267 Geld 180, 298, 302 Geldanlage 180 Geldtheorie 180 Gemeinde 71, 72 Gemeindeforschung 72 Gemeindeordnung 72 Gemeinschaft 68, 69, 70, 71, 72, 79, 87, 88, 94, 96, 107, 113, 116, 117, 137, 224, 256, 299, 309 Gemeinwesen 72 Generation 29, 70, 147 Generationenverhältnis 68, 70 Genetik 17 Genossenschaft 68, 87 Gentechnologie 127, 210 Gerechtigkeit 5, 15, 54, 172, 282 Gericht 221, 316 Geschichtsphilosophie 71

Sachregister

Geschlecht 13, 158, 173 Geschlechterverhältnis 29 geschlechtsspezifische Faktoren 149 Gesellschaft 3, 4, 16, 19, 31, 50, 155, 162, 169, 170, 178, 181, 183, 185, 191, 192, 195, 196, 197, 198, 203, 207, 210, 214, 225, 230, 246, 256, 258, 269, 273, 274, 279, 280, 287, 288, 298, 299, 302, 303, 304, 306, 309, 315, 316, 318, 319, 323, 327 gesellschaftliches Bewusstsein 14 Gesellschaftsbild 11, 35, 316 Gesellschaftskritik 29, 31, 35, 72, 95, 121, 142, 144, 281, 282, 288, 301, 310 Gesellschaftsordnung 21, 35, 45, 46, 48, 59, 72, 73, 88, 102, 126, 170, 216, 221, 229, 238, 242, 287, 296, 313, 315, 327 Gesellschaftspolitik 116, 143, 160, 170 Gesellschaftstheorie 14, 24, 53, 57, 65, 72, 91, 95, 103, 119, 123, 139, 144, 157, 161, 190, 191, 194, 203, 210, 214, 216, 236, 257, 260, 270, 275, 280, 288, 297, 306, 319, 322, 327 Gesellschaftswissenschaft 49, 142 Gesetz 7, 29, 72 Gesetzmäßigkeit 9, 100, 328 Gesinnungsethik 258 Gesundheit 36, 149 Gesundheitswesen 15, 146 Gewalt 76, 221, 244 Gewaltbereitschaft 244 Gewerkschaft 140 Giddens, A. 28, 189 Gleichheit 15, 152, 162, 172 Gleichstellung 15 Globalisierung 3, 6, 15, 29, 32, 35, 49, 56, 63, 89, 107, 129, 132, 164, 169, 188, 306 Goffman, E. 28 Grenzkosten 165 Grenznutzen 165, 248 Großbritannien 155 Großstadt 36 Grundbegriff 38, 145, 215, 261, 266, 273, 274, 293, 294, 323 Gruppe 13, 156, 165, 242

Sachregister

H Habermas, J. 16, 25, 28, 65, 123, 239, 248, 251, 254, 260, 267, 273, 288, 297, 307, 326 Habitus 92, 115, 186, 199, 208, 232, 253, 263, 321 Handlung 17, 20, 27, 28, 48, 60, 75, 83, 84, 100, 102, 124, 130, 212, 213, 215, 216, 221, 227, 228, 232, 236, 237, 240, 241, 271, 288, 296, 321, 329 Handlungsfähigkeit 63, 228, 263 Handlungsorientierung 20, 46, 60, 75, 100, 102, 112, 124, 183, 212, 213, 216, 221, 226, 229, 237, 240, 244, 245, 252, 270, 273, 279, 290 Handlungsspielraum 17, 103, 165, 221 Handlungssystem 228 Handlungstheorie 9, 11, 17, 20, 21, 23, 26, 27, 28, 44, 45, 46, 48, 51, 60, 65, 71, 75, 83, 84, 85, 100, 101, 102, 106, 112, 116, 123, 124, 130, 131, 190, 191, 212, 215, 219, 226, 229, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 244, 245, 246, 248, 249, 252, 261, 263, 266, 270, 273, 288, 293, 296, 307, 315, 316, 320, 328 Haushaltseinkommen 176 Hayek, F. 307 Hegel, G. 5, 40, 116, 308 Heidegger, M. 5, 308 Hermeneutik 9, 20, 51, 249, 266, 275, 304 Herrschaft 72, 245, 252, 282, 313 Heuristik 7 Hierarchie 55, 98, 154, 211 historische Analyse 303 historischer Materialismus 276, 281, 309 Hochschule 108 Hochschullehrer 262 Holismus 10, 248, 272 homo oeconomicus 271 Homosexualität 218 Horkheimer, M. 307, 326 Humanismus 1, 284 Husserl, E. 5 Hypothese 328 I Idealtypus 248, 270, 286, 328 Ideengeschichte 48, 252, 265

179

Identifikation 271 Identität 1, 44, 56, 76, 92, 219, 243, 247 Identitätsbildung 1, 180, 243, 247 Ideologie 265 illegale Einwanderung 146 Illegalität 146 Imperialismus 144 Indien 154, 170, 175, 202 Indikator 153 Individualisierung 1, 3, 4, 13, 80, 92, 127, 129, 164, 182, 183, 191, 197, 203, 213, 329 Individualismus 139 Individualität 1, 243 Individuum 1, 51, 103, 158, 329 Industrialisierung 32 Industrieforschung 234 Industriegesellschaft 32, 110, 133, 158, 270 Industriesoziologie 24, 267 Industriestaat 196 Informationsgesellschaft 32 Informationstechnologie 129 Informatisierung 203 Inklusion 5, 12, 56, 99, 109, 127, 152, 175, 179, 315 Innovation 136, 171, 187, 192 Innovationsfähigkeit 171, 192 Innovationspolitik 171 Innovationspotential 171, 192 Innovationsträger 171 Input-Output-Analyse 16 Input-Output-Modell 16 Institution 9, 14, 28, 47, 63, 89, 106, 134, 135, 204, 221, 227, 238, 242, 271, 329 Institutionalisierung 14, 43, 72, 135, 204 Institutionalismus 57, 58, 90, 106, 134, 135, 141, 204, 227 institutionelle Faktoren 58, 134, 166, 216 institutioneller Wandel 134, 204 Institutionstheorie 14 Integration 75, 85, 100, 148, 273 Intellektueller 29, 126, 253, 259, 301 Intention 51, 68, 69, 70 Interaktion 14, 43, 85, 118, Interaktionsmuster 233 interdisziplinäre Forschung 161 Interesse 9 Interessengruppe 154

180

Interessenorientierung 245 internationale Beziehungen 15, 67 internationaler Vergleich 92, 148, 165 internationale Verflechtung 6 Internet 29 Interpenetration 50 Interpretation 21, 45 Intersubjektivität 266 Irak 218 Italien 261 italienische Sprache 295 J Japan 74, 195, 252, 303, 316 Judenverfolgung 284 Judikative 282 Jugend 13, 76, 158 Jugendlicher 232, 244 K Kant, I. 40, 48, 295, 307 Kapital 144, 298 Kapitalismus 31, 121, 144, 159, 196, 205, 248, 265, 269, 281, 287, 289, 297, 298, 306 Kaste 36, 154, 170, 175 Kategorie 294 Kausalität 20, 41, 51, 248, 272, 304 Kindheit 13 Klassenantagonismus 164 Klassenbewusstsein 80, 115, 157 Klassengesellschaft 108, 111, 155, 157, 169, 181, 231, 321 Klassenkampf 164 Kleingruppe 107 Klimaschutz 120 Klimawandel 50, 67 Kognition 134 kognitive Faktoren 20, 212, 259 Kollektiv 87 kollektive Identität 154 Kommunalpolitik 202 Kommunalverwaltung 202 Kommunikation 6, 14, 18, 21, 22, 41, 44, 45, 55, 61, 83, 84, 109, 125, 188, 192, 241, 254, 260, 271, 280, 317, 320, 322, 326 Kommunikationsmedien 14, 53, 55, 91 Kommunikationssoziologie 317

Sachregister

Kommunikationstechnologie 129 Kommunikationstheorie 239, 288 kommunikative Kompetenz 123 kommunikatives Handeln 65, 123, 239, 260, 273, 326 Kommunikator 132 Kommunismus 276, 298 kommunistische Partei 298 Kommunistisches Manifest 298 Kommunitarismus 87, 94, 116, 160, 256, 299, 307 Komplexität 4, 49, 53, 60, 189, 196, 239, 258, 275 Konflikt 165, 198, 232 Konfliktbereitschaft 221 Konfliktbewältigung 225 Konfliktregelung 221 Konfliktstrategie 165 Konflikttheorie 26, 233 Konformismus 76, 222 Konformität 222 Konfuzianismus 248 König, R. 117, 158 Konjunkturzyklus 35 Konstruktivismus 26, 51, 117, 119, 125, 190, 241, 247 Konsum 158, 180 Konsumfunktion 180 Konsumgesellschaft 169, 180, 197 Konsumverhalten 180 Kontingenz 4, 60, 102, 241, 258, 268, 275 Konvention 118 Konvergenz 198 Kooperationsbereitschaft 245 Koordination 43, 56, 60, 102, 112, 238, 241, 245 Körper 63 Korporatismus 73, 140 Kosmopolitismus 77 Kosten-Nutzen-Analyse 226 Krankheit 149 Krieg 285 Kriminalität 105 Krise 121 Kritischer Rationalismus 307 Kritische Theorie 65, 162, 205, 250, 252, 260, 282, 283, 297, 326 Kuhn, T. 119

Sachregister

Kultur 9, 13, 21, 36, 45, 50, 52, 83, 84, 134, 158, 162, 188, 199, 207, 254, 284, 285, 291, 303, 317, 322 kulturelle Faktoren 124, 134, 156, 168, 181, 216, 271, 305 kulturelle Integration 77 kulturelles Kapital 115, 186 kulturelles System 271, 316 kulturelles Verhalten 176 kulturelle Vielfalt 36, 56 Kulturgeschichte 52, 255 Kulturkonflikt 285 Kultursoziologie 325 Kulturwandel 163, 206 Kulturwissenschaft 14, 210, 248, 293 Kündigung 179 Kunst 77, 277 künstliche Intelligenz 43 Kybernetik 16, 275 L Lebensbedingungen 122, 321 Lebenserwartung 149 Lebensgemeinschaft 224 Lebenshaltung 66 Lebenskrise 182 Lebenslauf 109, 147, 166, 174, 199, 262, 283 Lebensplanung 182 Lebensqualität 66 Lebenssituation 66, 109, 122, 133, 150, 179, 182, 279 Lebensstandard 176 Lebensstil 1, 36, 80, 87, 92, 122, 127, 128, 130, 137, 147, 156, 180, 182, 186, 197, 208, 279 Lebensweise 72, 77, 87, 96, 122, 137, 138, 178, 279, 290 Lebenswelt 113, 115, 123, 133, 259, 273, 285, 288 Lebenszyklus 147 Legitimation 90, 210 Legitimität 90, 134, 141, 324 Leistungsgesellschaft 108, 149 Leistungsprinzip 163 Leitbild 126, 234 Lettland 199 Levi-Strauss, C. 291 Liberalismus 307

181

Liebe 13, 200 Literatur 277, 295 Logik 23, 102, 308, 328 Lohn 298 Lohnarbeit 73 Lohnunterschied 167 lokale Faktoren 118, 202 Loyalität 324 Luckmann, T. 28 Luhmann, N. 5, 6, 12, 16, 18, 21, 23, 24, 28, 39, 41, 44, 45, 46, 48, 52, 60, 83, 84, 85, 91, 109, 116, 125, 131, 144, 187, 241, 267, 268, 275, 280, 293, 307, 311, 312, 320, 322 Lukacs, G. 308 Lyotard, J. 307 M Macht 76, 132, 139, 159, 216, 221, 230, 250, 257, 267, 282, 313 Makroebene 9, 41, 85, 238, 328, 329 Makrosoziologie 3, 10, 65 Management 228 Mannheim, K. 48 Marcuse, H. 308, 326 Marginalität 62, 95, 97, 99, 109, 202 Marktordnung 59 Marktorientierung 144, 197 Marktwirtschaft 15, 194, 209 Marx, K. 26, 40, 157, 172, 193, 203, 220, 269, 281, 308 Marxismus 121, 155, 203, 269, 276, 281, 288, 297, 306, 310 Marxismus-Leninismus 276 marxistische Soziologie 29, 142, 301, 310 Masse 324 Massenmedien 187 Materialismus 206, 295, 321 Mathematik 20 Maturana, H. 275 Mead, G. 28 Mediation 225 Medien 89 Medizin 50 medizinische Versorgung 149 Mehrwert 298 Mensch 14, 61, 107, 271, 275, 291, 317 Menschheit 207 Mentalität 92

182

Merton, R. 26 Mesoebene 149 Metapher 145 Metatheorie 48, 296 Methode 25, 42, 245, 305, 319 Methodenvergleich 42 Methodologie 3, 7, 10, 30, 41, 42, 44, 75, 100, 246, 248, 249, 265, 272, 286, 287, 294, 319, 328 methodologischer Individualismus 7, 9, 21, 23, 41, 44, 45, 60, 75, 83, 84, 85, 100, 102, 112, 124, 226, 238, 241, 248, 272, 328 Migrant 56, 186 Migration 36, 56, 63 Mikroebene 9, 41, 85, 227, 328, 329 Mikrosoziologie 13, 65, 149 Minderheit 254 Mitarbeiter 171 Mitgliedschaft 103, 148 Mitteleuropa 47, 97, 168, 189, 194, 209, 289 Mittelschicht 80, 143, 150, 163, 175, 178, 179, 186 Mobilitätsbereitschaft 176 Mode 1 Modell 37, 73, 118, 156, 165, 185, 255, 271 Modellentwicklung 23, 235 Moderne 1, 4, 12, 35, 50, 52, 65, 68, 71, 87, 109, 110, 119, 152, 158, 161, 162, 183, 184, 185, 188, 196, 198, 201, 207, 210, 219, 243, 265, 268, 269, 284, 285, 288, 315 Modernisierung 32, 35, 72, 120, 170, 183, 184, 189, 190, 194, 206, 209, 210, 269, 327 Modernisierungstheorie 183, 184, 193, 196, 198, 206 Monopolkapitalismus 31 Moral 152, 222, 257, 258 Morbidität 149 Motiv 78 Motivation 211, 213 multinationales Unternehmen 47 Musik 254 Musiksoziologie 254, 282 Mystik 309

Sachregister

Mythos 61, 141, 291 N Nachbarschaft 107, 145 nachhaltige Entwicklung 194 Nachhaltigkeit 87, 89, 96, 137, 200 Nachkriegszeit 108, 310 Nahost 36, 218 Nation 301 Nationalismus 3, 170, 254 Nationalstaat 3 NATO 77 Natur 13, 50, 86, 119, 125, 210, 214, 230, 246, 291 Naturalismus 210 Naturgesetz 200 Naturkatastrophe 67 Naturrecht 309 Naturwissenschaft 17, 20, 25, 49, 51, 200, 210, 304 negative Dialektik 282 Neoliberalismus 29, 77, 140, 144, 151, 155, 197, 256, 289, 306 Neomarxismus 77 Netzwerk 47, 86, 119, 120, 125, 148, 214, 230, 246, 267 neue Bundesländer 186, 194 Neukantianismus 248 Neurologie 244, 247 Neurophysiologie 17, 20, 25, 51, 212, 304 nichteheliche Lebensgemeinschaft 224 nichtstaatliche Organisation 138 Nietzsche, F. 277 Nihilismus 277 Nordafrika 314 Nordamerika 92, 94, 144, 155, 166, 167, 252, 264, 316 Norm 102, 148, 316 Normativität 152 Normbildung 47 Normgeltung 313 NSDAP 251 Nutzen 41, 54, 60, 83, 84, 100, 102, 112, 238 O Oberschicht 80, 143 Objektivität 266 OECD 77

Sachregister

OECD-Staat 63 Oevermann, U. 266 offene Gesellschaft 164 öffentliche Einrichtung 221 öffentliche Meinung 251, 254, 317 öffentliche Ordnung 221 öffentlicher Raum 72 Öffentlichkeit 251, 254 Ökologie 86, 89, 119, 120, 125, 127, 214, 246 ökologische Folgen 125 Ökonomie 89, 168 ökonomische Entwicklung 165, 206 ökonomische Faktoren 165, 168 ökonomische Theorie 226 Oligarchie 289 Ontologie 14, 246 Operationalisierung 105, 148 Opportunismus 226 Ordnungstheorie 249 Organisation 24, 69, 87, 98, 103, 242 Organisationen 13, 57, 58, 69, 90, 106, 134, 141, 187, 271 Organisationsanalyse 109 Organisationshandeln 93 Organisationskultur 98 Organisationssoziologie 24, 98, 134 Organisationsstruktur 68, 69, 93, 96, 98 Organisationstheorie 57, 103, 109 Orientierung 213 Ostasien 74, 136, 138, 195, 228, 252, 289, 303, 316 Österreich 127 Osterweiterung 168 Osteuropa 47, 97, 127, 168, 189, 194, 195, 209, 289 P Pädagogik 295 Paradigma 30, 42, 65, 126, 190, 207, 248, 261, 299, 308, 319 Pareto, V. 249 Parlamentarismus 252 Parsons, T. 11, 16, 21, 26, 28, 46, 48, 60, 116, 193, 252, 270, 275, 293, 296, 312, 315, 316, 320, 323 Partei 143, 178, 298 Parteipolitik 115 Partizipation 160, 202

183

Peer Group 232 personenbezogene Dienstleistung 56 Persönlichkeit 55, 316, 329 Persönlichkeitsentwicklung 76 Phänomenologie 2, 5, 14, 39, 123, 266 Philosophie 5, 14, 51, 65, 243, 249, 267, 276, 281, 285, 295, 302, 308 PISA-Studie 153 Planung 133 Planwirtschaft 194, 209 Plessner, H. 25, 267 Pluralismus 315 Polarisierung 54 Polen 289 Politik 52, 89, 162, 168 Politiker 310 Politikverdrossenheit 54, 324 Politikwissenschaft 16, 226, 252 politische Aktivität 301 politische Einstellung 148, 178, 310 politische Elite 33, 64, 93, 104, 108, 114, 132 politische Faktoren 63, 216 politische Institution 136 politische Kontrolle 16 politische Kultur 52, 218 politische Macht 33, 257 politische Ökonomie 144, 155, 207, 281, 306 politische Partizipation 127, 148 politische Philosophie 281 politische Reform 108 politischer Konflikt 140 politisches Handeln 111, 115 politisches Interesse 176 politische Soziologie 252 politisches System 16, 52, 136, 146 politische Steuerung 16, 234 politische Theorie 234, 307 Politisierung 175 Polyzentrismus 277 Popper, K. 75, 307 Positivismus 249, 325 Positivismusstreit 326 postindustrielle Gesellschaft 92 postkommunistische Gesellschaft 168, 189, 194, 195, 209, 289 Postmaterialismus 206

184

Postmoderne 19, 26, 32, 35, 50, 119, 127, 145, 185, 206, 210, 256, 284, 303 postsozialistisches Land 92, 163, 168, 194, 195, 199, 252, 289 Pragmatismus 307 Praxis 18, 263, 280 Praxisbezug 18 Privateigentum 169, 297 Privatisierung 160, 197 Privileg 165 Problembewältigung 178 Produktion 298 Produktionsmittel 169, 297 Produktionsweise 196, 298 Professionalisierung 24, 91 Proletariat 281, 298 Protestantismus 186, 265, 287 psychische Faktoren 242 psychische Situation 105 Psychoanalyse 219 Psychologie 244 psychologische Theorie 219 Psychotherapie 56 Publikation 205 Q Qualifikation 164 qualitative Methode 235 quantitative Methode 235 R Rahmenbedingung 225 Randgruppe 95, 109 Ranking 108 Rasse 264 Rassenpolitik 264 Rassismus 210 Rational-Choice-Theorie 9, 21, 23, 41, 45, 75, 83, 84, 100, 141, 212, 213, 226, 229, 237, 238, 239, 241, 307 Rationalisierung 306, 318 Rationalismus 213, 269 Rationalität 28, 41, 60, 75, 83, 84, 100, 102, 112, 124, 134, 141, 229, 237, 239, 248, 255, 260, 273, 288, 289, 306, 318, 326 Raum 131 Rawls, J. 172, 307 Realismus 119, 125

Sachregister

Realität 82 Recht 5, 6, 257, 282, 318 Rechtsphilosophie 6 Rechtsradikalismus 244 Rechtssoziologie 267 Rechtsstaat 194 Rechtstheorie 257, 260 Reduktionismus 272 reflexive Modernisierung 3, 4, 50, 77, 183, 184, 185, 190, 191, 197, 201, 203, 210, 220 Reflexivität 3, 4, 116, 263 Reform 108 Reformation 1 Region 36 regionale Faktoren 127 regionaler Unterschied 136 Reichtum 159 Rekrutierung 55, 108, 114 Relativismus 255, 277 Religion 5, 56, 77, 200, 265, 283, 287 Reproduktion 321 Reputation 43, 211 Resignation 258 Revision 276 Revisionismus 276 Revolution 195, 281 Rezeption 16, 252, 259, 261, 270, 274, 277, 281, 286, 292, 303, 313, 318, 326, 327 Richter 221 Risiko 179 Risikogesellschaft 4, 32, 63, 150, 197 Ritual 61, 233 Rolle 1, 28 Rorty, R. 307 Rousseau, J. 297 Ruhrgebiet 177 Russland 92, 163, 194, 289 S Säkularisierung 175, 206 Sartre, J. 288 Scheler, M. 267, 278 Schelsky, H. 267 Schlichtung 225 Schmitt, C. 318 Schriftsteller 277 Schulbesuch 264

Sachregister

Schule 232, 295 Schüler 232 Schütz, A. 28, 266 Schweden 166 Schweiz 99 Schweizer 99 Segregation 181 Selbständiger 133 Selbstbeobachtung 191 Selbstbestimmung 43, 103 Selbsteinschätzung 80 Selbstmord 105 Selbstorganisation 89, 322 Selbstreferenz 322 Selektion 44, 240, 271 Semantik 20, 192, 329 Sexismus 210 Sexualität 13, 267 Sicherheit 217, 218, 228 Simmel, G. 26, 31, 48, 180, 285, 295, 302, 320 Sinn 9, 20, 21, 44, 45, 46, 75, 83, 84, 100, 124, 187, 215, 266, 293, 304 Situation 44, 60, 75, 85, 100, 102, 112, 124, 240 Skalierung 235 Slowakei 289 Solidarität 15, 116, 139, 278 Sombart, W. 306 Sozialabbau 197 Sozialarbeit 15, 146 Sozialdarwinismus 54 soziale Anerkennung 54, 150, 211 soziale Anpassung 222 soziale Ausgewogenheit 178 soziale Bewegung 13, 115, 121 soziale Beziehungen 63, 66, 68, 70, 76, 81, 87, 102, 129, 171, 177, 215, 216, 217, 228, 245, 293 soziale Chance 54 soziale Deprivation 111 soziale Differenzierung 4, 12, 27, 99, 110, 116, 128, 139, 147, 155, 180, 182, 183, 187, 196, 210, 234, 238, 306 soziale Einstellung 148 soziale Entwicklung 32, 97, 127, 193, 222 soziale Faktoren 105, 167, 168, 211, 222, 225, 305 soziale Frage 99, 115, 121, 186

185

soziale Funktion 187, 211 soziale Gerechtigkeit 63, 143, 152, 172, 178, 264 soziale Herkunft 36, 74, 104, 149, 153, 182, 208 soziale Institution 13, 79, 89 soziale Integration 1, 27, 54, 55, 63, 93, 95, 99, 109, 111, 114, 139, 140, 146, 150, 152, 169, 177, 234, 315 soziale Klasse 1, 80, 115, 157, 173, 182, 186, 280 soziale Kompetenz 1 soziale Konstruktion 28, 119, 125, 154 soziale Kontrolle 139 soziale Lage 62, 73, 150, 211, 321 soziale Marktwirtschaft 200 soziale Mobilität 27, 164, 166, 179, 208 soziale Norm 1, 34, 47, 213, 216, 222, 231, 237 soziale Partizipation 63, 148, 150 soziale Position 168, 179, 180 sozialer Abstieg 179, 197 sozialer Aufstieg 179, 211 soziale Rechte 95 sozialer Konflikt 139, 140, 177 sozialer Prozess 168, 329 sozialer Raum 72, 144, 253 sozialer Status 114, 153, 211, 279 soziale Schicht 80, 111, 115, 127, 150, 182, 186, 279 soziale Schichtung 4, 13, 55, 99, 128, 139, 149, 155, 169, 170, 173, 175, 181, 279 soziale Schließung 95, 177 soziale Sicherung 63, 89, 95, 150 soziales Milieu 80, 92, 111, 115, 143, 156, 164, 178, 186, 279, 296 soziales Netzwerk 55, 63, 66, 72, 78, 79, 81, 93, 104, 129, 171 soziales Problem 63 soziales System 12, 21, 22, 23, 28, 41, 53, 83, 84, 146, 216, 238, 271, 273, 312, 322 soziales Verhalten 1, 20, 51, 61, 72, 78, 150, 216, 221, 244, 254, 296, 308 Sozialethik 15 soziale Umwelt 58, 278

186

soziale Ungleichheit 3, 4, 12, 18, 27, 36, 62, 63, 74, 80, 89, 95, 98, 108, 110, 111, 115, 127, 131, 136, 140, 149, 150, 151, 152, 154, 155, 156, 157, 159, 160, 161, 162, 164, 166, 167, 168, 169, 170, 173, 174, 176, 177, 179, 180, 181, 182, 186, 187, 197, 210, 225, 264, 279, 280, 321, 329 soziale Wirklichkeit 120, 125, 145, 230 Sozialforschung 182, 308 Sozialgeschichte 1 Sozialisation 76, 271 Sozialisationsforschung 182 Sozialisierung 233 Sozialismus 121, 276, 301, 327 sozialistische Bewegung 301 sozialistischer Staat 209 Sozialkapital 66, 78, 79, 101, 138, 148, 202 Sozialleistung 146 Sozialökologie 125 Sozialordnung 27, 88, 215 Sozialphilosophie 116, 117, 172, 285, 288 Sozialpolitik 15, 111, 116, 200, 324 Sozialpsychologie 15, 251 Sozialstaat 73, 140, 150, 155, 197, 319 Sozialstaatsprinzip 178 Sozialstruktur 9, 13, 27, 36, 173, 178, 180, 181, 186, 187, 207, 209, 216, 279, 304, 329 Sozialwissenschaft 14, 17, 25, 33, 37, 46, 65, 142, 155, 160, 210, 226, 229, 239, 264, 286, 293, 308, 317, 325, 329 Sozialwissenschaftler 263 Soziobiologie 247 soziokulturelle Faktoren 199, 271 soziokulturelle Situation 199 Soziologe 19, 82, 254, 262, 264, 301, 305, 308, 309, 310, 317, 325 Sozionik 235 sozioökonomische Struktur 148 Sparen 180 Spätaussiedler 56 Spätkapitalismus 297, 324 SPD 143 Spencer, H. 193 Spieltheorie 34, 37, 78, 81, 165 Sport 234 Sportsoziologie 267

Sachregister

Sprache 14, 123, 271, 291 Sprachphilosophie 249 Sprechakt 51, 123 Staat 47, 59, 61, 221 Staatswissenschaft 293 Stadt 181 Stadtbevölkerung 111 Stadtentwicklung 186 Stadtsoziologie 267 Stadtteil 177 Stagnation 35, 192 Stammesgesellschaft 19, 61 Stammzellenforschung 15 Statusinkonsistenz 176 Statusunsicherheit 178 Statuszuweisung 98 Sterblichkeit 149 Steuern 15 Steuerpolitik 183 Steuerungssystem 53 Stiftung 59 Stigmatisierung 177 Strafrecht 15, 17 Strategie 37, 118, 165, 229 Strukturalismus 26, 39, 263, 291 Strukturanalyse 158, 189 strukturelle Kopplung 91 Strukturfunktionalismus 26 Studienabschluss 104 Subjekt 219, 220, 236, 243, 247, 275, 329 Subjektivität 46, 62, 266, 275 Subsystem 91, 234, 312 Suburbanisierung 256 Südasien 154, 170, 175, 202 Südosteuropa 194 Symbol 53, 61 symbolischer Interaktionismus 1, 51 Symbolismus 52 System 6, 18, 91, 123, 234, 275, 276, 312, 327 Systemmodell 275 Systemstruktur 110 Systemtheorie 5, 6, 8, 12, 16, 18, 21, 22, 23, 24, 28, 39, 41, 44, 45, 46, 48, 52, 77, 85, 91, 106, 109, 116, 123, 125, 131, 144, 146, 187, 190, 191, 234, 238, 241, 270, 275, 276, 280, 293, 307, 311, 320, 322, 327

Sachregister

Systemveränderung 110, 289 T Taiwan 138 Tausch 144, 263 Taxonomie 270 Technik 192, 271 technischer Fortschritt 192 Technokultur 254 Teleologie 239 Theorie 34, 145, 190, 207, 223, 280, 299, 319 Theoriebildung 3, 30, 41, 101, 116, 181, 183, 185, 189, 190, 195, 201, 203, 223, 226, 263, 270, 283, 328 Theorie-Praxis 86, 276, 281, 310 Theorievergleich 9, 18, 21, 23, 41, 42, 45, 60, 85, 101, 124, 190, 241, 328 Tier 61 Toleranz 218 Tönnies, F. 69, 71, 79, 87, 117, 256, 262, 299, 309 Totalität 276 Tötungsdelikt 105 Tradition 240, 281 Transaktionskosten 47, 191 Transformation 47, 162, 168, 183, 189, 191, 194, 195, 199, 203, 209, 289 Transzendentalphilosophie 5 Tropen 291 Tschechische Republik 289 Türke 177 Türkei 36 Typologie 75, 100, 102, 124, 128, 147, 194, 195, 229, 270 U Übersetzung 261, 274, 323 UdSSR 195 UdSSR-Nachfolgestaat 92, 163, 194, 195, 199, 289 Ukraine 194 Umwelt 230, 275, 322 Umweltbewusstsein 127 Umweltforschung 86, 120, 125, 246 Umweltkrise 89 Umweltpolitik 120 Umweltschaden 67

187

Umweltsoziologie 86, 119, 120, 125, 214, 230, 246 Umweltverschmutzung 119 Umweltverträglichkeit 200 Ungarn 289 Ungleichheit 136, 165, 166, 182, 192, 280 Universalismus 139, 255, 303, 325 Unterbewusstsein 291 Unterdrückung 298 Unternehmen 24, 171 Unternehmenskultur 59, 171 Unternehmenspolitik 171 Unternehmer 126, 194 Unterschicht 80, 99, 143, 170, 178, 181, 186 Urgesellschaft 32, 61 Ursache 167 USA 92, 94, 144, 155, 166, 167, 252, 264, 316, 323 Usbekistan 194 Utilitarismus 222, 239 Utopie 281 V Validierung 148 Verantwortung 17, 258 Verantwortungsbewusstsein 258 Verantwortungsethik 258 Verdinglichung 288 Verein 148 Verfassung 313 vergleichende Forschung 48, 287, 316 Verhalten 37, 78, 233 Verhaltensforschung 244 Verhaltensmodell 156 Verhaltenstheorie 28 Vermarktung 197 Vermögen 180 Vernetzung 129 Vernunft 273 Verstehen 42, 285 verstehende Soziologie 7, 9, 23, 46, 215, 229, 239, 248, 252, 266, 270, 286, 293 Verteilungsgerechtigkeit 15 Vertrauen 81, 138, 143, 148, 194, 217, 228, 245 Verwaltung 318 Verwandtschaft 13, 291 virtuelle Gemeinschaft 82

188

Völkermord 284 Volkswirtschaftslehre 33, 294 Voluntarismus 296 W Wahl 202 Wahlergebnis 143 Wahrnehmung 321 Ware 298 Weber 258 Weber, M. 9, 23, 26, 31, 40, 46, 48, 71, 75, 83, 84, 100, 102, 112, 124, 172, 193, 209, 215, 229, 238, 239, 240, 248, 252, 255, 261, 265, 266, 269, 270, 272, 273, 274, 277, 279, 286, 287, 289, 292, 293, 294, 303, 304, 306, 313, 318, 323, 326 Weimarer Republik 31, 325 Welt 207 Weltanschauung 285 Weltbild 11, 20, 117, 188, 321 Weltgeschichte 252, 265, 303 Weltgesellschaft 6, 32, 77, 131, 134, 145, 242 Weltordnung 15 Weltwirtschaft 170, 306 Wert 122, 156, 222 Wertfreiheit 326 Wertorientierung 60, 102, 112, 122, 132, 222, 277, 279, 290, 303 Wertrationalität 112, 240 Wertsystem 122, 222, 238, 316 Werttheorie 41, 112, 273 Werturteil 222 Werturteilsstreit 326 Wertwandel 206, 218, 277 Westeuropa 167 westliche Welt 196 Wettbewerb 15, 211, 271, 316 Wettbewerbsfähigkeit 170 Willensbildung 17 Wirkung 252, 292 Wirkungsanalyse 300 Wirtschaft 59, 72, 89, 192, 274, 287, 298, 306, 323 wirtschaftliche Macht 55 wirtschaftliches Handeln 306 Wirtschaftselite 64, 93, 104, 114 Wirtschaftsentwicklung 136

Sachregister

Wirtschaftsethik 252, 287, 303 Wirtschaftskrise 89 Wirtschaftspolitik 200 Wirtschaftssoziologie 293, 306 Wirtschaftssystem 136, 289 Wirtschaftswachstum 136 Wirtschaftswissenschaft 15, 226, 252, 303 Wissen 86, 102, 119, 200, 227, 230 Wissenschaft 142, 162, 234 Wissenschaftler 327 Wissenschaftsgeschichte 31, 259, 286, 310, 325 Wissenschaftssoziologie 48 Wissenschaftstheorie 117, 119, 248, 249, 259, 272, 294 Wissensgesellschaft 32, 35, 114, 186 Wissenssoziologie 20, 51, 161, 251, 254, 304, 317 Wissenstransfer 259 Wohlfahrtsstaat 116, 140, 149, 152, 166, 178, 179, 324 Wohlstand 97, 150, 179 Wohnbevölkerung 177 Wohngemeinschaft 113 Wohnsiedlung 256 Z Zeit 133, 187 Zeitgeschichte 295 Zeitökonomie 133 Zentralasien 194 Zivilgesellschaft 59, 138, 160 Zivilisation 61, 207, 322 Zufriedenheit 66, 171, 176 Zukunft 190 Zukunftsfähigkeit 87, 89, 96 Zweckrationalität 46, 112, 183, 226, 229, 240, 255, 273 Zweiter Weltkrieg 29

19. Jahrhundert 195, 299 20. Jahrhundert 268 21. Jahrhundert 145

Institutionenregister

189

Institutionenregister

Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen 42, 223 Freie Universität Berlin 232 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie 173 Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. III, Institut für Sozialwissenschaften Abt. Soziologie 42 SFB 536 Reflexive Modernisierung 190 Technische Hochschule Aachen, FB 07 Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Lehr- und Forschungsgebiet Soziologie, insb. Mikrosoziologie 78 Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: Wissenschaft ind Andwendungs- und Beratungskontexten" 327 Universität Erlangen-Nürnberg, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Pädagogik I 311 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie 300 Universität Karlsruhe, Fak. für Wirtschaftswissenschaften, Institut für Wirtschaftstheorie und Operations Research 118 Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Soziologie Abt. Politische Institutionen 190 Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich A Die Europäischen Gesellschaften und ihre Integration 166 Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich B Die politischen Systeme Europas und ihre Integration 148 Universität Mannheim, SFB 504 Rationalitätskonzepte, Entscheidungsverhalten und ökonomische Modellierung 118 Universität München, Fak. für Geschichts- und Kunstwissenschaften, Historisches Seminar 201 Universität München, Fak. für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft 278 Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Beck 190, 201 Universität Münster, FB 04 Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Ökonomische Bildung -IÖB- 167 Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie 255 Universität Trier, FB 03, Fach Geschichte Abt. Neuere und Neueste Geschichte 126

190

University of Arizona Tucson 166

Institutionenregister

ANHANG

Hinweise

193

Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen.

Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.

Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen. Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich.

Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.

Informations- und Dienstleistungsangebot des Informationszentrums Sozialwissenschaften Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis. Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören: • Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und Literaturhinweisen (SOLIS) • Beratung bei der Informationsbeschaffung - Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit • Informationstransfer von und nach Osteuropa • Informationsdienste zu ausgewählten Themen • Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung • Internet-Service Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (seit 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa. Außerdem bietet das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS (http://www.cews.org/) als Abteilung des IZ zielgruppenadäquate Informations- und Beratungsleistungen zu Fragen der Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung.

Die Datenbanken FORIS und SOLIS FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: rund 42.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SI-

DOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen, z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Sommer 2006 ca. 335.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000 Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.

Zugang zu den Datenbanken Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken FORIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende Hosts zugänglich: STN International The Scientific & Technical Information Network Postfach 24 65 76012 Karlsruhe Deutschland Tel.:+49 (0)7247-80 85 55 www.stn-international.de

GBI Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information mbH Postfach 81 03 60 81903 München Deutschland Tel.:+49 (0)89-99 28 79-0 www.gbi.de/_de

An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für das GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich.

infoconnex - der neue interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und FORIS. Zudem stehen in infoconnex seit Sommer 2006 im Rahmen von DFG-Nationallizenzen auch sechs Datenbanken des Herstellers Cambridge Scientific Abstracts (CSA) zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung. Das sind die Sociological Abstracts, Social Services Abstracts, PAIS International, Worldwide Political Science Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts (ASSIA) und der Physical Education Index. Darüber hinaus kann über infoconnex in der Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen und in Literaturdatenbanken zu Pädagogik und Psychologie recherchiert werden (www.infoconnex.de). Im Internetangebot des IZ bzw. der GESIS steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen Datenbanken - ein Ausschnitt aus der FORIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre für inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung; dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit, bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine Aufnahme in FORIS mitzuteilen.

Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente an, z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.

Auftragsrecherchen In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.

Informationstransfer von und nach Osteuropa Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: • • • • • • • • • • • • •

Allgemeine Soziologie Berufssoziologie Bevölkerungsforschung Bildungsforschung Familienforschung Frauen- und Geschlechterforschung Freizeit - Sport - Tourismus Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern Gesundheitsforschung Industrie- und Betriebssoziologie Internationale Beziehungen + Friedens- und Konfliktforschung Jugendforschung Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien Sprache

• Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie • Kultursoziologie + Kunstsoziologie • Methoden und Instrumente der Sozialwissenschaften • Migration und ethnische Minderheiten • Organisations- und Verwaltungsforschung • Osteuropaforschung • Politische Soziologie • Religionsforschung • Soziale Probleme • Sozialpolitik • Sozialpsychologie • Stadt- und Regionalforschung • Umweltforschung • Wissenschafts- und Technikforschung

sowiNet - Aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf Basis der Datenbanken FORIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden unter www.gesis.org/Information/sowiNet.

Forschungsübersichten Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben.

Internet-Service Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.) IZ (Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn) ZA (Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim) bieten unter

www.gesis.org gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu Informations- und Datenbeständen. Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation“ bietet das IZ nicht nur Zugang zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank FORIS, sondern zu einer Reihe weiterer Datenbanken und Informationssammlungen: • Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben zu universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen), Fachgebiet, Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung oder öffentlicher Bereich). Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei Jahren in die Forschungsdatenbank FORIS aufgenommen wurden (www.gesis.org/information/SOFO). • Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern. Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung. Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt (www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE). • Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format abgerufen werden.

Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt über www.gesis.org/Information/Zeitschriften. Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht: • die Linksammlung SocioGuide, die - gegliedert nach Ländern und Sachgebieten - Zugang zu Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie • der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt, Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und zu Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung.

Elektronischer Service des IZ Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version bezogen werden. Ein E-mail-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über [email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben. Für den Newsletter gilt: [email protected]; Text im Betreff: subscribe oenews *** Umfassende und aktuelle Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ inklusive Preise, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet - alles auf einen Blick unter:

www.gesis.org/IZ/IZ-uebersicht.htm GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. Informationszentrum Sozialwissenschaften Abteilung Informationstransfer Lennéstraße 30 in der GESIS-Servicestelle Osteuropa 53113 Bonn Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Deutschland Deutschland Tel.:+49 (0)228-2281-0 Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0 Fax:+49 (0)228-2281-120 Fax:+49 (0)30-23 36 11-310 E-mail:[email protected] E-mail:[email protected]

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