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soFid - Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst 01/2006 Allgemeine Soziologie GESIS-IZ Bonn 2006 Sozialwissenschaftlicher Fachinformations...
Author: Frieda Mann
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soFid - Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst 01/2006

Allgemeine Soziologie

GESIS-IZ Bonn 2006

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid

Allgemeine Soziologie

Band 2006/1

bearbeitet von Helmut M. Artus

Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2006

ISSN: Herausgeber bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb:

0176-4292 Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn Helmut M. Artus Udo Riege, Siegfried Schomisch Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany

Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. © 2006 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.

Inhalt Vorwort .............................................................................................................................................7 Sachgebiete 1

Allgemeines, allgemeine Theorien........................................................................................9

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Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)........................................................................26

3

Sozialstruktur I: Struktur.....................................................................................................47

4

Sozialstruktur II: Prozess ....................................................................................................64

5

Interaktion ...........................................................................................................................80

6

Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.....................102

7

Sonstiges ...........................................................................................................................126

Register Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................129 Personenregister ............................................................................................................................131 Sachregister...................................................................................................................................135 Institutionenregister.......................................................................................................................147 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................151 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................151

soFid Allgemeine Soziologie 2006/1 Vorwort

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Vorwort zum soFid „Allgemeine Soziologie“

Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.

*** Der vorliegende soFid unterscheidet sich prinzipiell von den meisten der übrigen soFids. Anders als bei den „Bindestrich-Soziologien“, die sich mit einzelnen Bereichen des Sozialen beschäftigen - z.B. Religion, Siedlung, Jugend, Kriminalität usw. -, befasst sich die allgemeine Soziologie mit den kategorialen und theoretischen Grundlagen der Soziologie: Gesellschaft, Struktur, System, Gruppe, Rolle, Schichtung, Mobilität, Wandel, Kontrolle, Anomie usw. usf. Letztlich sind es diese Kategorien, die den spezifisch soziologischen Ansatz definieren, die begrifflich-konzeptionell das umreißen, was „Soziologie“ heißen soll und was nicht dazu gehört. Man könnte versucht sein, allgemeine Soziologie mit reine Soziologie zu übersetzen, als eine Beschäftigung mit Begriffen und Theorien, abgehoben von jedem konkreten empirischen Bezug.

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soFid Allgemeine Soziologie 2006/1 Vorwort

Der Idee nach ist das sicherlich nicht abwegig. Fraglich ist jedoch, ob eine solch rigide Interpretation zum Abgrenzungs- bzw. Entscheidungskriterium taugt. Ein Beispiel: Soziale Schichtung ist ein unverzichtbarer Begriff/ Sachverhalt der allgemeinen Soziologie. Aber: Wäre eine Studie zur sozialen Schichtung in Indonesien ebenso unverzichtbar für diesen soFid? Ich habe mich um eine pragmatische Lösung bemüht: Empirische Arbeiten werden (nur) dann berücksichtigt, wenn Kategorien der allgemeinen Soziologie nicht bloß zur Interpretation der Daten angewandt werden, sondern wenn - neben aller Empirie - auch ein Beitrag zur allgemeinen Soziologie geleistet wird. (Dabei gilt freilich immer das Prinzip in dubio pro.) Da es sich bei der allgemeinen Soziologie um eine genuin theoretische Teil-Disziplin handelt, deren Aktivitäten nur in den seltensten Fällen Projektform annehmen, dominieren im vorliegenden soFid die Veröffentlichungen; Forschungsprojekte finden sich nur ganz vereinzelt. Die Lieferung 2/99 hat erstmals eine Kapitelgliederung, die sich soweit wie möglich an der klassischen Lehrform der Allgemeinen Soziologie orientiert, aber trotzdem zuweilen ein wenig zwanghaft oder gar willkürlich erscheinen mag. Die hier vorgelegte Gliederung erschien mir aber von allen, die ich erwogen und in einer Reihe von Versuchen getestet habe, die geeignetste. Ich hoffe also, dass sie sich auch in der Praxis bewährt. Die Kapitel 2-4 beziehen sich im Wesentlichen auf die gesellschaftliche bzw. Makroebene: Kapitel 2 in unspezifischer Weise, Kapitel 3 auf den strukturellen, statischen Aspekt von Gesellschaft (Sozialstruktur, Schichtung, Klassengesellschaft etc.), Kapitel 3 auf den prozessualen, dynamischen Aspekt (sozialer Wandel, Strukturwandel, Transformation, Mobilität usw.). Damit ist die inhaltliche Differenz zum nachfolgenden Kapitel Interaktion wohl trennscharf genug.

soFid Allgemeine Soziologie 2006/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien

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1 Allgemeines, allgemeine Theorien [1-L] Aderhold, Jens; Jutzi, Katrin: Theorie sozialer Systeme, in: Elke Weik, Rainhart Lang (Hrsg.): Moderne Organisationstheorien 2 : strukturorientierte Ansätze, Wiesbaden: Gabler, 2003, S. 121-151, ISBN: 3-409-12390-3 INHALT: Die Systemtheorie trennt im Unterschied zu anderen Theorien eindeutig zwischen psychischen Systemen (Menschen) und sozialen Systemen, welche als Kommunikationssysteme bezeichnet werden. Die vor allem von dem bedeutenden Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann ausgearbeitete Theorie kombiniert zwei Paradigmen, welche in den letzten Jahren nicht nur in der Sozialwissenschaft für großes Aufsehen gesorgt haben. Ausgangspunkt ist die System-Umwelt-Unterscheidung, die mit dem Begriffskonzept der Selbstreferenz bzw. der Autopoiesis kombiniert wird. Bei dem Ansatz der Systemtheorie, der im vorliegenden Kapitel näher vorgestellt wird, handelt es sich genauer um eine Theorie selbstreferentieller Systeme. Mit dem Begriff "Selbstreferenz" wird betont, dass soziale Systeme ihre Elemente selbst herstellen, indem sie sich rekursiv auf vom System gebildete Elemente beziehen. Systeme sind folglich als (operativ) geschlossen zu behandeln und sie erzeugen ihre eigenen Elemente (Autopoiesis) und Strukturen (Selbstorganisation) selbst. Das vorliegende Kapitel gibt eine Einführung in die Theorie sozialer Systeme, indem ihre Grundprinzipien und ihre funktionale Methode, die Komplexität und die Reduktion von Komplexität, die doppelte Kontingenz und das Problem sozialer Ordnung, die Kommunikation und soziale Strukturen thematisiert werden. Abschließend werden Empfehlungen zur Primär- und Sekundärliteratur gegeben. (ICI2)

[2-L] Albert, Mathias: Weltgesellschaft und Weltstaat, in: Matthias Albert, Bernhard Moltmann, Bruno Schoch (Hrsg.): Die Entgrenzung der Politik : internationale Beziehungen und Friedensforschung ; Festschrift für Lothar Brock, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2004, S. 223-240, ISBN: 3-593-37458-7 INHALT: Der Verfasser identifiziert fünf unterschiedliche Verständnisse von Weltgesellschaft in der politikwissenschaftlichen und soziologischen Diskussion. Weltgesellschaft wird unterschieden in eine nicht-eigenständige Ebene der Strukturbildung, eine eigenständige Emergenzebene, einen Gesamtzusammenhang sozialer Systeme, einen Teilzusammenhang sozialer Systeme und in ein Agglomerat von mehreren der angesprochenen Bestimmungen. Ausgehend von der Beobachtung vielfach konstatierter globaler Konstitutionalisierungsprozesse fragt der Verfasser, in wie fern die Überlegungen hinsichtlich der Weltgesellschaft auch auf die Vorstellung einer Weltstaatlichkeit zu übertragen wären. Er plädiert für eine verstärkte Auseinandersetzung mit Weltstaatlichkeit, um so die Analyse des Wandels des politischen Systems der Weltgesellschaft von der "westfälischen Semantik" des methodologischen Nationalismus abzulösen. (ICE2)

[3-L] Amann, Anton: Praxisbezug in der Soziologie: außer Kurs geraten?, in: Anton Amann, Gerhard Majce (Hrsg.): Soziologie in interdisziplinären Netzwerken : Leopold Rosenmayr gewidmet, Wien: Böhlau, 2005, S. 119-137, ISBN: 3-205-77280-6 (Standort: UB Bielefeld(361)-12HM058/R815)

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soFid Allgemeine Soziologie 2006/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien

INHALT: Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich die wissenschaftlichen Produktionsbedingungen der Soziologie in den letzten 25 Jahren verändert haben und manche der älteren Konzepte zum Thema Praxisrelevanz kein Erklärungspotential mehr besitzen, widmet sich der Beitrag dem Thema der Verwendung soziologischen Wissens in der Praxis. Anhand von sechs Thesen wird eine Annäherung an die Verwendungsdebatte versucht, wobei mithilfe eines kurzen Rückblicks die Entwicklung von der "Entzauberung des objektivistischen Erkenntnismonopols" der Sozialwissenschaften in den 1980er Jahren bis zum vollständigen Wandel der Auffassungen über das Praxisverhältnis der Soziologie verfolgt wird. Dieser Wandel in den Vorstellungen über das Wissenschafts-Praxis-Verhältnis betrifft zentral die unterschiedlichsten Funktionen der Wissenschaft für die gesellschaftliche Praxis. Im weiteren Verlauf geht es um gegenwärtige Verwendungsbedingungen. Eine neu zu entfachende Diskussion über das Wissenschafts-Praxis-Verhältnis muss gegenwärtig durch Selbstreflexivität der Wissenschaft gekennzeichnet sein. Die Praktiken der Verwendung sozialwissenschaftlichen Wissens für die politische Gestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse müssen in neue Konzepte integriert werden. Abschließend wird zum Thema des Wandels von Expertenwissens betont, dass unter den Bedingungen der zweiten Moderne, der reflexiven Modernisierung und der Risikogesellschaft Wissen und Expertise in das Feld geänderter Zusammenhänge zwischen Wissenschaft und Politik geraten sind. (ICH)

[4-L] Ameln, Falko von: Konstruktivismus: die Grundlagen systemischer Therapie, Beratung und Bildungsarbeit, (Uni-Taschenbücher, Bd. 2585), Bern: Francke 2004, XII, 272 S., ISBN: 3-7720-3364-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2451) INHALT: "'Systemisches Denken' ist ein Schlagwort, das sich in Therapie, Beratung und in Bildungskontexten großer Beliebtheit erfreut. Systemische Therapie und Organisationsberatung haben sich auf dem großen Markt konkurrierender Verfahren fest etabliert, und in den Lehrplänen der Schulen prägt die Forderung nach systemischem, selbstorganisiertem Lernen ebenso die Didaktik wie in den Konzepten für die Erwachsenenbildung. Was verbirgt sich hinter dem Schlagwort 'systemischer' Arbeit? Das wichtigste Merkmal systemischer Verfahren und Techniken ist eine Philosophie, die den verschiedenen Ansätzen gemeinsam ist - der Konstruktivismus. Das Verständnis der konstruktivistischen Philosophie ist essenziell für das Verständnis sowohl der Theorie als auch der Methodik systemischer Arbeit. Dieses Verständnis ist jedoch nicht immer leicht zu erwerben: die konstruktivistische Literatur ist umfangreich und oft sehr komplex, weswegen die konstruktivistischen Grundideen selbst in der systemischen Literatur oft nur als grobe Skizze, fehlerhaft oder gar nicht dargestellt werden. Das vorliegende Buch versteht sich als Übersichtswerk, das es der Leserin/dem Leser erleichtern soll, in angemessener Zeit ein Verständnis des konstruktivistischen Denkens und seiner Bedeutung für die systemische Arbeit zu erwerben." (Textauszug)

[5-L] Beck, Ulrich; Willms, Johannes: Conversations with Ulrich Beck, (Conversations), Cambridge: Polity Pr. 2004, 232 S., ISBN: 07456-2824-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3558) INHALT: Bei dem Buch handelt es sich um eine Übersetzung von "Freiheit oder Kapitalismus" (Frankfurt a. M., 2000). Der Band enthält Gespräche mit dem Journalisten Johannes Willms

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über die wichtigsten Themen und Schlüsselbegriffe im Werk von Ulrich Beck. Die sechs Gespräche kreisen um folgende Themenkomplexe: (1) Postmodernität oder Zweite Moderne? (2) Individualisierung; (3) Die globale Risikogesellschaft; (4) Arbeitsgesellschaft und Risikoregime; (5) Die kosmopolitische Gesellschaft und ihre Feinde (methodologischer Nationalismus); (6) Die Aussichten für eine Zweite Aufklärung. Beck betont, dass die "Globalisierung" als allgemeine Bezeichnung für das (wirtschaftliche, politische, kulturelle usw.) Zusammenwachsen der einzelnen Gesellschaften zu einer Weltgesellschaft eine Neufassung des Gesellschaftsbegriffs und die Herausarbeitung einer internationalen, kosmopolitischen Soziologie erfordert. Hervorgehoben werden vor allem die ungewollten, die von den Konstellationen erzwungenen Seiten der Globalisierung, so z.B. die weltweite nukleare Bedrohung oder Umweltgefährdungen der Risikogesellschaft. Diese Entwicklungen stehen im engen Zusammenhang mit dem Prozess der "strukturellen Individualisierung", der die Auflösung industriegesellschaftlicher Lebensformen wie soziale Klassen, Kleinfamilien, Geschlechterrollen, ihre Bedingungen, Reichweiten usw. bezeichnet. Diskutiert werden die individuellen und weltgesellschaftlichen Bedeutungen und Folgen dieses Strukturwandels. (ICA)

[6-L] Bieling, Hans-Jürgen; Lerch, Marika (Hrsg.): Theorien der europäischen Integration, (Uni-Taschenbücher, Bd. 2554), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 472 S., ISBN: 3-8100-4066-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2287) INHALT: "Ziel des Bandes ist es, eine umfassende Einführung und Überblicksdarstellung der theoretischen Ansätze in der europäischen Integrationsforschung zu bieten, mit der Studierende an die Thematik herangeführt werden können. Die unübersichtliche Theorielandschaft wird - didaktischen Prinzipien folgend - so präsentiert, dass die wichtigsten Theoriestränge erkennbar und die Leser und Leserinnen befähigt werden, sich kritisch mit den verschiedenen Perspektiven sowohl in der wissenschaftlichen Arbeit als auch in der politischen Debatte auseinander zu setzen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hans-Jürgen Bieling/Marika Lerch: Theorien der europäischen Integration: ein Systematisierungsversuch (9-40); Martin Große Hüttmann/Thomas Fischer: Föderalismus (41-64); Dieter Wolf: Neo-Funktionalismus (6590); Hans-Jürgen Bieling: Intergouvernementalismus (91-116); Martin Beckmann: Marxistische Politische Ökonomie (117-144); Andreas Nölke: Supranationalismus (145-168); Jochen Steinhilber: Liberaler Intergouvernementalismus (169-196), Dorothee Bohle: Neogramscianismus (197-222); Michele Knodt/Martin Große Hüttmann: Der Multi-Level GovernanceAnsatz (223-248); Wolfgang Wagner: Der akteurzentrierte Institutionalismus (249-270); Melanie Morisse-Schilbach: Historischer Institutionalismus (271-292); Katrin Auel: Europäisierung nationaler Politik (293-320); Guido Schwellnus: Sozialkonstruktivismus (321-346); Gabriele Abels: Feministische Perspektiven (347-372); Hans-Jörg Trenz: Soziologische Perspektiven: Auf der Suche nach der europäischen (Zivil-)Gesellschaft (373-398); Ulrich Haltern: Integration durch Recht (399-426); Wolfgang Wessels: Theoretischer Pluralismus und Integrationsdynamik: Herausforderungen für den 'acquis academique' (427-458).

[7-L] Cobabus, Norbert: Von der "Urhorde" zum "modernen Staat": Aspekte zur Soziogenese der Menschheit, (Soziologie, Bd. 43), Münster: Lit Verl. 2004, 263 S., ISBN: 3-8258-7381-1 (Standort: UuStB Köln (38)-30A9623)

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INHALT: Ziel des Verfassers ist es, auf Faktoren, Komponenten, Bedingungen und Aspekte der Soziogenese des Menschen aufmerksam zu machen, die die Annahme eines einheitlichen Grundschemas der Soziogenese der Menschheit unplausibel machen. Hierbei handelt es sich um primäre, evolutionsbiologische Faktoren, um sekundäre, kulturbezogene Faktoren, um kognitiv-innovative und konzeptionelle Faktoren, um konfliktorische Komponenten im Kontext der Ausprägung sozialer Gemeinschaften, um die Auswirkungen von Umwelt- und Ressourcenbedingungen sowie um Aspekte von Risiko und Gefährdung. Die sozialen Gemeinschaften und insbesondere die Kulturgemeinschaften lassen sich, so das Fazit des Verfassers, aufgrund ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit nicht in geschlossene soziogenetische Modelle pressen. Die Untersuchung enthält keine Literaturhinweise. (ICE2)

[8-L] Forster, Rudolf (Hrsg.): Soziologie im Kontext von Behinderung: Theoriebildung, Theorieansätze und singuläre Phänomene, Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2004, 316 S., ISBN: 3-7815-1348-3 INHALT: "Wir können die moderne Soziologie auf einem sehr allgemeinen Niveau zu verstehen suchen. Etwa aus der Problematik, die sich aus dem schwierigen Verhältnis von sozialem Handeln und sozialen Strukturen ergibt und die die traditionelle Gegnerschaft und Dualität von Makround Mikrotheorien zugunsten einer Verbindung im Sinne eines Mikro-MakroDualismus überwindet. Bei Giddens (1988) findet sich ein Ansatz, soziales Handeln und soziale Struktur mit Hilfe einer Theorie der Strukturierung als Dualität ('duality of structure') statt als Dualismus aufzufassen. Die grundlegende Behauptung dieser Theorie lautet, im sozialen Handeln werden soziale Strukturen nicht einfach reproduziert, sondern sie werden dort konstruiert und verändert. Insofern gilt für behinderten-soziologische Theorieansätze auch die Problematik eines Verstehens des Phänomens Behinderung aus mikrosozialen Bezügen einerseits und aus der Perspektive auf gesellschaftliche Strukturen andererseits. Insbesondere aber geht es in der modernen Soziologie um die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Verhaltensbestimmungen. Soziale Orientierung findet nicht ohne soziale Formung statt, und soziale Formung geschieht im Verlauf eines Prozesses, der als soziale Orientierung strukturiert ist. Auf dem Hintergrund dieser und weiterer Überlegungen versammelt der Sammelband 15 punktuelle Beiträge mit vor allem sozialtheoretischen Anspruch zu den Schwerpunkten Theoriebildung, Theorieansätze und singuläre Phänomene im Bereich einer 'Soziologie im Kontext von Behinderung'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rudolf Forster: Strukturmöglichkeiten soziologischer Theoriebildung - erste theoretische Bestimmungsstücke als Fundament für eine 'Soziologie im Kontext von Behinderung' (7-19); Rudolf Forster: Das Phänomen der Behinderung als soziale Struktur und soziales Verhalten - erste Aspekte einer 'Soziologie im Kontext von Behinderung' zwischen beschreibender 'Sozialkunde' und differenzierter Gesellschafts- und Sozialtheorie (20-48); Wolfgang Jantzen: Soziologie der Behinderung und soziologische Systemtheorie - kritische Anmerkungen zur Systemtheorie von Niklas Luhmann und ihrer Rezeption in der Behindertenpädagogik (49-77); Dieter Gröschke: Individuum, Gemeinschaft oder Gesellschaft? Heilpädagogik zwischen individualistischer Subjekt- und kollektivistischer Gesellschaftswissenschaft (78-102); Jürgen Moosecker: Der Symbolische Interaktionismus - Reflexionsfeld für die Heil- und Sonderpädagogik in mikro- und makrosozialer Perspektive? (103-126); Jürgen Hohmeier: Die Entwicklung der außerschulischen Behindertenarbeit als Paradigmenwechsel - von der Verwahrung zur Inklusion (127-143); Anne Waldschmidt: Normalität - ein Grundbegriff in der Soziologie der Behinderung (142-157); Manuela Boatca, Siegfried Lamnek: Genese und Internalisierung von Stigmatisierungspro-

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zessen. Zum Zusammenspiel von gesellschaftlichen Strukturen und (Selbst-)Definition (158174); Markus Dederich: Behinderung, Körper und die kulturelle Produktion von Wissen Impulse der amerikanischen Disability Studies für die Soziologie der Behinderten (175-196); Wolfram Kulig, Georg Theunissen: Kommunitaristisches Denken - eine mögliche Grundlage für die Heilpädagogik und Soziale Arbeit mit intellektuell behinderten Menschen? (197-217); Konrad Bundschuh: Soziologische und sozialpsychologische Herausforderungen im Kontext heilpädagogischer Psychologie (218-243); Helga Deppe-Wolfinger: Zur gesellschaftlichen Dimension der Integrationspädagogik (244-263); Kerstin Ziemen: Das integrative Feld im Spiegel der Soziologie Pierre Bourdieus (264-277); Heinrich Greving: Zwischen Kapital, Macht und Assistenz: heilpädagogische Organisationen im Spannungsfeld (278-301); Vera Moser: Sonderpädagogik als Profession: funktionalistische, system- und strukturtheoretische Aspekte (302-314).

[9-L] Fuchs, Marie-Christin (Hrsg.): Konturen der Moderne: sytemtheoretische Essays II, Bielefeld: transcript Verl. 2005, 194 S., ISBN: 3-89942-335-6 INHALT: "Die in diesem zweiten Band versammelten Essays formieren eine vielleicht überraschende Auflistung: Zwischen dem Narrentum des Mittelalters und heutiger Organisationsberatung, romantischer Liebe und moderner Lyrik, Jaunern und Vaganten wird ein gewaltiges Forschungsprogramm sichtbar. Peter Fuchs bewegt sich in den hier neu angeordneten Essays und Vorträgen mit systemtheoretischer Schärfe durch unterschiedlichste Bereiche der Moderne, wobei erneut die Reichweite und Beweglichkeit des systemtheoretischen Inventars vorgeführt wird." (Autorenreferat) Inhaltsverzeichnis: Statt eines Vorwortes oder einer Einleitung oder dergleichen - eine allgemeine Auflistung (7-16); Hofnarren und Organisationsberater Zur Funktion der Narretei, des Hofnarrentums und der Organisationsberatung (17-35); Adressabilität als Grundbegriff der soziologischen Systemtheorie (37-61); Das Exerzitium funktionaler Differenzierung - Vorbereitende Überlegungen zu einem gewaltigen Forschungsprogramm (63-81); Moderne Identität - im Blick auf das europäische Mittelalter (83-103); Von Jaunern und Vaganten - Das Inklusions/Enklusions-Schema der A-Sozialität unter frühneuzeitlichen Bedingungen und im Dritten Reich (105-127); Weder Herd noch Heimstatt - Weder Fall noch Nichtfall. Doppelte Differenzierung im Mittelalter und supplementäre Inklusion in der Moderne (129-152); Die kleinen Verschiebungen - Zur romantischen Codierung von Intimität (153-168); Die Funktion der modernen Lyrik (Wiener Vortrag) (169-177).

[10-L] Gert, Albert: Moderater methodologischer Holismus: eine weberianische Interpretation des Makro-Mikro-Makro-Modells, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57/2005, H. 3, S. 387-413 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Aufsatz nimmt eine undeutlich gebliebene anti-reduktionistische Tendenz der Weberschen Soziologie auf, Handlungs- und Ordnungsebene gleichberechtigt nebeneinander zu stellen. Vor diesem Hintergrund wird vorgeschlagen, die methodologische Position eines moderaten Holismus als adäquaten Standpunkt für das Weber-Paradigma anzunehmen. Er verbindet eine Ontologie begrenzt holistischen Charakters mit dem individualistischen Makro-Mikro-Makro-Modell der Erklärung, das sich aber im Detail von dem Modell in der Versi-

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on Hartmut Essers unterscheidet. Der moderate methodologische Holismus wird von drei anderen methodologischen Positionen auf der Grundlage neuerer emergenztheoretischer Überlegungen unterschieden und am Beispiel der Protestantischen Ethik und der Weberschen Herrschaftssoziologie als Hintergrund eines adäquaten Erklärungsmodells vorgestellt. Weiterhin wird demonstriert, dass jede Handlungstheorie im Sinne Webers mit dem Prinzip 'Gründe als Ursachen' eine holistische Grundorientierung besitzt, die konsequenter Weise auf der Ordnungsebene nicht außer Kraft gesetzt werden sollte. Diese Version des WeberParadigmas hat eine ontologisch begründete Nähe zu einer historisch und empirisch ausgerichteten Soziologie." (Autorenreferat)

[11-L] Harbach, Heinz: Konstruktivismus und Realismus in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften, (Soziologie : Forschung und Wissenschaft, Bd. 11), Münster: Lit Verl. 2004, 172 S., ISBN: 3-8258-8003-6 (Standort: UB Siegen(467)-31NOX3068) INHALT: Der Autor untersucht die Anwendung des konstruktivistischen Paradigmas in der Biologie (einschließlich der Neurophysiologie), der Psychologie (einschließlich der Psychotherapie), der Soziologie und Moralphilosophie sowie in der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie im engeren Sinne. Neben der Konfrontation mit zentralen Forschungsergebnissen nichtkonstruktivistischer Ansätze in den genannten Disziplinen überprüft er die Begründungsstruktur und Anschlussfähigkeit zu anderen Theorien, wobei er insbesondere der Frage nachgeht, ob die von Ernst von Glasersfeld geforderte neue Art, Erfahrungen begrifflich zu fassen, Erfolg versprechend ist. Im Mittelpunkt seines Forschungsinteresses steht die Soziologie und die Konsequenzen, welche eine "kognitiv-konstruktivistische Wende" für sie haben könnte. Nach einer einleitenden Erläuterung der Gründe, warum er in seiner eigenen Forschungslaufbahn kein Konstruktivist geworden ist, entfaltet er seine Argumentation in folgenden Kapiteln: (II) Lebende Systeme als autopoietische Systeme; (III) Die Entwicklungspsychologie im Diskurs des (radikalen) Konstruktivismus; (IV) Die Geburt der Systemtheorie aus dem Geist der Wissenssoziologie und (V) Konstruktivismus und Relativismus. (ICI2)

[12-L] Hartz, Ronald; Lang, Rainhart: Neomarxismus und Kritische Theorie, in: Elke Weik, Rainhart Lang (Hrsg.): Moderne Organisationstheorien 2 : strukturorientierte Ansätze, Wiesbaden: Gabler, 2003, S. 1-41, ISBN: 3-40912390-3 INHALT: Neomarxismus und Kritische Theorie knüpfen beide an Karl Marx und dessen Theorie der kapitalistischen Gesellschaft an, die sie in ihrem Grundgehalt weiterhin für gültig halten. Dieser Grundgehalt ist zum einen auf den Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital zurückzuführen und lässt sich zum anderen mit dem Marxschen Begriff der Produktionsverhältnisse verbinden. Von dieser Grundstruktur der Gesellschaft gilt es auszugehen, wenn man Organisationen oder einzelne Akteure in den Blick nimmt, die als Teil des gesellschaftlichen Ganzen von diesen Verhältnissen geprägt sind. Wie und in welchem Grade sie hierdurch geprägt sind, wird im vorliegenden Kapitel anhand ausgewählter theoretischer Ansätze aufgezeigt. Den Ausgangspunkt bilden die Theorie von Karl Marx und dessen Analysen zum Verhältnis von Kapital, Arbeit und Krise. Danach werden folgende Autoren vorgestellt: Antonio Gramsci, Georg Lukacs, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Jürgen Habermas

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und Louis Althusser. In einer tabellarischen Übersicht werden die hauptsächlichen theoretischen Ansätze der Autoren zusammengefasst und Bezüge zur Organisationstheorie hergestellt. Abschließend werden einige Empfehlungen zur Primär- und Sekundärliteratur gegeben. (ICI)

[13-L] Hollstein-Brinkmann, Heino; Staub-Bernasconi, Silvia (Hrsg.): Systemtheorien im Vergleich: was leisten Systemtheorien für die soziale Arbeit? ; Versuch eines Dialogs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 370 S., ISBN: 3-8100-3836-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3460) INHALT: "Die Autorinnen und Autoren erarbeiten verschiedene systemtheoretisch-paradigmatische Zugänge zu einer Theorie Sozialer Arbeit. Anhand zentraler metatheoretischer Kategorien zu Voraussetzungen und handlungstheoretischen Implikationen entsteht eine Vergleichsanalyse unter der Fragestellung, was Systemtheorien für die Soziale Arbeit leisten können." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heino Hollstein-Brinkmann: Systemtheorien im Vergleich (9-16); Heino Hollstein-Brinkmann: Möglichkeiten des interparadigmatischen Vergleichs (17-32); Fragen an die Referenten und Referentinnen der Tagung 'Systemtheorien im Vergleich' (33-34); Roland Merten: Soziale Arbeit aus einer (erweiterten) Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns (35-62); Heiko Kleve: Der systemtheoretische Konstruktivismus: Eine postmoderne Bezugstheorie Sozialer Arbeit (63-92); Werner Obrecht: Ontologischer, Sozialwissenschaftlicher und Sozialarbeitswissenschaftlicher Systemismus - Ein integratives Paradigma der Sozialen Arbeit (93-172); Richard Sorg: Marxismus als materialistisch-dialektische Systemtheorie (173-218); Andrea Brandl-Nebehay: Systemische Ansätze im Jugendamt - Chancen und Grenzen konstruktivistisch-systemischer Ansätze in der Sozialen Arbeit am Beispiel der Jugendwohlfahrt (219-242); Friedhelm Kron-Klees: Entwicklung Sozialer Arbeit in der täglichen Praxis - Das Erfinden von Theorien und die Überprüfung ihrer Wirkungen (243-268); Silvia Staub-Bernasconi: Fragen, mögliche Antworten und Entscheidungen im Hinblick auf die Konzeption oder Konstruktion von (system) theoretischen Ansätzen (269-298); Heino Hollstein-Brinkmann: Der Mensch im System - eine entscheidende Theoriedisposition (299-304); Andrea Brandl-Nebehay, Heiko Kleve, Friedhelm KronKlees,Roland Merten, Richard Sorg, Silvia Staub-Bernasconi: In diesem Treff würde ich es keinen Tag aushalten! - Eine Fallschilderung mit Kommentaren (305-368).

[14-L] Jost, Gerhard: Radikaler Konstruktivismus - ein Potenzial für die Biographieforschung?, in: Bettina Völter, Bettina Dausien, Helma Lutz, Gabriele Rosenthal (Hrsg.): Biographieforschung im Diskurs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 213-227, ISBN: 3-531-14241-0 INHALT: In der interpretativen Sozial- und Biographieforschung ist der Radikale Konstruktivismus - wahrscheinlich als Folge seiner biologisch-kognitiven Ursprünge - noch auf wenig Resonanz gestoßen. Der Autor hält diesen Bezug jedoch für aufschlussreich und fruchtbar, weil der Konstruktivismus als Wissenstheorie ein enges Verhältnis zur Sozialphänomenologie aufweist und als Erkenntnistheorie relativ provokante konstruktivistische Perspektiven entwickelt hat. Die vorliegende Auseinandersetzung mit diesen Positionen erfolgt mit der Intention, sein Anregungspotenzial für biographische Forschung zu untersuchen. Ausgangspunkt der Diskussion ist der sozialphänomenologisch-gestalttheoretische Ansatz in der Biographiefor-

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schung. Dieser Ansatz hat eine besondere Affinität zum Radikalen Konstruktivismus, dennoch werden die Unterschiede im Verhältnis beider Ansätze diskutiert. Diese Differenzen führen zu Überlegungen, inwieweit radikal-konstruktivistische Prämissen - auch mit Bezug auf andere biographietheoretische Ansätze und im Kontext berufsbiographischer Forschung stärker berücksichtigt werden können. (ICA2)

[15-F] Jung, Arlena, M.A. (Bearbeitung); Bora, Alfons, Univ.-Prof.Dr.phil. (Betreuung): Im Spannungsfeld zwischen Identität und Differenz; Schütz und Luhmann im Vergleich INHALT: Die zentrale Fragestellung der Dissertation ist nach den Implikationen und nach möglichen Grenzen von Luhmanns Theorie sozialer Sinnkonstitutionsprozessen. Zu diesem Zweck wird die identitätstheoretische Konzeptualisierung sozialer Sinnkonstitutionsprozesse bei Schütz mit der differenzlogischen Konzeptualisierung von Luhmann verglichen. Um eine Vergleichsbasis für diese Theorien zu schaffen werden die Begriffe 'identitätstheoretisch' und 'differenzlogisch' expliziert werden - auf die Fragestellung sozialer Sinnkonstitutionsprozesse zugespitzt - sollen die Konvergenzen und Divergenzen der Ausgangspositionen beider Theoretiker ausgearbeitet werden. In einem zweiten Schritt wird der Vergleich als empirische Untersuchung der amerikanischen Bioethikkommission "The President's Council on Bioethics" operationalisiert. Um eine gegenüber den Theorien von Schütz und Luhmann neutralen Blick auf die Kommunikationsprozesse der Kommission zu gewinnen, wird eine hermeneutische Rekonstruktion der Transkripte der Kommissionssitzungen durchgeführt. Hiernach werden die Ergebnisse unter den Theorieperspektiven von Schütz und Luhmann getrennt analysiert. Gehofft wird so einen empirisch geschärften Blick auf die Differenzen der Theorieperspektiven zu gewinnen sowie eventuelle blinde Flecken zu erhellen. Aus diesen Ergebnissen sollen Rückschlüsse über Luhmanns differenzlogisches Konzept sozialer Sinnkonstitutionsprozesse gezogen werden. Es wird zu fragen sein, inwiefern die empirischen Ergebnisse auf einen theoriearchitektonisch unüberwindbare Differenz der Theorieanlagen hinweisen bzw. inwiefern die so gewonnen Ergebnisse mit dem luhmannschen Theorieapparat kompatibel sind. Meine Annahme ist, dass die Beantwortung dieser Frage auf eine Prüfung folgender Möglichkeiten hinausläuft: a) die Möglichkeit der Ergebnisse einer phänomenologisch informierten Analyse des Materials durch einen Ausbau des Konzepts der strukturellen Kopplung mit der systemtheoretischen Perspektive integrieren und/ oder b) die Möglichkeiten die differenzlogische Ausgangsposition der Systemtheorie mit identitätstheoretischen Annahmen der Phänomenologie zu ergänzen. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2002-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: institutionelle und epistemische Transformationen der Wissensproduktion und ihre gesellschaftlichen Rückwirkungen" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

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[16-L] Kleve, Heiko: Der systemtheoretische Konstruktivismus: eine postmoderne Bezugstheorie Sozialer Arbeit, in: Heino Hollstein-Brinkmann, Silvia Staub-Bernasconi (Hrsg.): Systemtheorien im Vergleich : was leisten Systemtheorien für die soziale Arbeit? ; Versuch eines Dialogs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 63-92, ISBN: 3-8100-3836-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3460) INHALT: In den letzten Jahrzehnten ist der Konstruktivismus in der Sozialen Arbeit zu einer immer bedeutenderen Theorie geworden. Im vorliegenden Beitrag werden einige zentrale konstruktivistische Positionen skizziert. Dies geschieht im Kontext des vorliegenden Sammelbands, in dem unterschiedliche systemtheoretische Positionen sich einem Vergleich aussetzen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Zunächst wird der Begriff "Konstruktivismus" eingegrenzt. Der Autor versteht darunter eine Sammelbezeichnung für philosophische und sozialwissenschaftliche Theorien, die eines gemeinsam haben: Sie alle gehen davon aus, dass es (für uns) keine von der Beobachtung unabhängige Welt gibt. Was das genau heißt, welche konkreten Aussagen damit verbunden sind und welche Bedeutung es für die Sozialarbeit, für ihre Wissenschaft und Praxis hat, konstruktivistisch anzusetzen, ist Thema der Ausführungen. Die systemtheoretisch-konstruktivistische Sozialtheorie versteht Soziale Arbeit - in Anlehnung an einen frühen Aufsatz von Niklas Luhmann (1975) - als ein soziales System, das in der Gesellschaft und für die Gesellschaft soziale Hilfe anbietet. Dieses Funktionssysteme erfüllt so eine gesamtgesellschaftliche Funktion und strukturiert seine jeweiligen Kommunikationen nach bestimmten Codes, Programmen und spezifischen Kommunikationsmedien. (ICA2)

[17-L] Kohli, Martin: Soziologische Theoriebildung und empirische Altersforschung, in: Anton Amann, Gerhard Majce (Hrsg.): Soziologie in interdisziplinären Netzwerken : Leopold Rosenmayr gewidmet, Wien: Böhlau, 2005, S. 141-152, ISBN: 3-205-77280-6 (Standort: UB Bielefeld(361)-12HM058/ R815) INHALT: Der Beitrag untersucht am Beispiel des Verhältnisses zwischen Soziologie und empirischer Alternsforschung die Frage, wie Theorie und Empirie angemessen aufeinander bezogen werden können. Angelehnt an Leopold Rosenmayr wird dabei betont, dass die Soziologie des Alters im Wesentlichen sowohl institutionell wie kognitiv eine typische angewandte Soziologie geblieben ist, mit einem bisher geringen Bezug zur allgemeinen Soziologie. Auf diesem Hintergrund befasst sich der Beitrag aus der Perspektive des Alterns mit den theoretischen Herausforderungen an die Soziologie und diskutiert vor allem die Theorie der sozialen Ungleichheit, für die das höhere Alter ein besonders gut konturiertes Modell darstellt. Daran anschließend wird das theoretische Potenzial der Alternsforschung an vier Forschungsbeispielen (Altersposition als Grundlage für politische Partizipation, Tätigkeit jenseits der Erwerbsphase, Pluralität von Vergesellschaftungsbezügen, Ethnisierung sozialer Ungleichheit) erläutert, bei denen die skizzierten Schwierigkeiten der Theorie-Konstruktion empirisch angewendet und in entsprechende Untersuchungen umgesetzt wurden. (ICH)

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[18-L] Krotz, Friedrich: Neue Theorien entwickeln: eine Einführung in die Grounded Theory, die Heuristische Sozialforschung und die Ethnographie anhand von Beispielen aus der Kommunikationsforschung, Köln: Halem 2005, 315 S., ISBN: 3-931606-64-3 INHALT: "Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller verändert. 'Globalisierung', 'Individualisierung', 'Ökonomisierung' und 'Mediatisierung' sind einige Stichworte, unter denen diese Veränderungen untersucht und diskutiert werden. Parallel zum sozialen Wandel verändern sich die Gegenstandsbereiche der Sozialwissenschaften - besonders der Kommunikationswissenschaft, aber auch der Ethnologie, Politikwissenschaft, Psychologie und Soziologie. Sie benötigen neue und gute Theorien, um diese sich ändernde Welt zu beschreiben, zu erklären, zu verstehen und sie handhabbar zu machen. Wie aber entstehen neue gültige und brauchbare Theorien, die zu einem wissenschaftlich gültigen und praktisch brauchbaren Verständnis von Kultur und Gesellschaft beitragen? In dem vorliegenden Band geht es um eine anwendungsorientierte Einführung in die systematische Entwicklung von Theorien. Dazu werden im ersten Teil die Grundlagen theorieentwickelnder Forschung dargestellt und im Hinblick auf die methodologische Diskussion der Sozialwissenschaften verortet. Im zweiten Teil wird dann in die drei wichtigsten Verfahren praktisch eingeführt, wie man Theorien systematisch und empirisch gestützt entwickelt - in die Grounded Theory, die Heuristische Sozialforschung sowie in die Ethnographie. Dabei werden vor allem kommunikationswissenschaftliche Forschungsbeispiele verwendet." (Autorenreferat)

[19-L] Matzky-Eilers, Michael: Aspekte in Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme, in: Martin Krol, Michael MatzkyEilers, Gregor Straube (Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt : gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21. Jahrhunderts, Münster: Lit Verl., 2005, S. 91-103, ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)-Zy120K93) INHALT: Der Autor stellt in seinem Vortrag den soziologischen Theoretiker Niklas Luhmann vor und führt in ausgewählte Aspekte seiner Theorie sozialer Systeme ein. Anhand der Begriffe Beobachtung, Kausalität und Differenzierung zeigt er, inwieweit es Luhmanns soziologischer Gesellschaftsbeobachtung gelingt, ausgehend von konstruktivistischen Überlegungen und der Idee der Selbstreferentialität eine Perspektive poststrukturalistischer Kritik einzunehmen, die Sicherheiten dekonstruiert und beständig auf Differenz verweist. Nach Ansicht des Autors ist dies mehr, als normative Kritik zu leisten im Stande wäre. (ICI2)

[20-L] Moebius, Stephan: Emmanuel Lévinas' Humanismus des Anderen zwischen Postmoderner Ethik und Ethik der Dekonstruktion: ein Beitrag zu einer Poststrukturalistischen Sozialwissenschaft, in: Susanne Kollmann, Kathrin Schödel (Hrsg.): PostModerne De/Konstruktionen : Ethik, Politik und Kultur am Ende einer Epoche, Münster: Lit Verl., 2004, S. 45-60, ISBN: 3-8258-7896-1 (Standort: ULB Münster(6)-MR7200/295) INHALT: Die Ethik von Emmanuel Levinas steht sowohl im Mittelpunkt der "Postmodernen Ethik" des Soziologen Zygmunt Bauman als auch der neueren Debatte um die Ethiken der Dekonstruktion. Ist aber - so die vom Autor verfolgte Frage - der jeweilige Bezug auf Levinas

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der Gleiche? Lassen sich postmoderne Ethik und eine Ethik der Dekonstruktion miteinander verschränken und, wenn ja, wie? Oder gibt es unüberbrückbare Differenzen in der Lesart von Levinas? Im vorliegenden Beitrag werden kurz die elementaren Grundzüge einer postmodernen Ethik im Sinne des Soziologen Zygmunt Bauman dargestellt, und, davon ausgehend, Levinas' "Humanismus des Anderen" skizziert. Anschließend wird die Verbindung zwischen der Dekonstruktion im Derrida'schen Sinne und der Ethik von Emmanuel Levinas hergestellt und eine sich daraus ergebende Ethik der Dekonstruktion erläutert. Insgesamt will der Autor zeigen, wie sich einerseits eine Ethik der Dekonstruktion und eine postmoderne Ethik in einigen Punkten chiasmatisch kreuzen, andererseits werden am Subjektbegriff die Differenzen zwischen beiden Ethiken analysiert. Am Schluss werden Teile der Soziologie der Postmoderne von Bauman und die Ethik/Praxis der Dekonstruktion als Elemente einer "poststrukturalistischen Sozialwissenschaft" zusammengeführt. (ICA2)

[21-L] Obrecht, Werner: Ontologischer, Sozialwissenschaftlicher und Sozialarbeitswissenschaftlicher Systemismus: ein integratives Paradigma der Sozialen Arbeit, in: Heino Hollstein-Brinkmann, Silvia StaubBernasconi (Hrsg.): Systemtheorien im Vergleich : was leisten Systemtheorien für die soziale Arbeit? ; Versuch eines Dialogs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 93-172, ISBN: 38100-3836-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3460) INHALT: Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrag steht die Ontologie des "Emergentistischen Systemismus" mit den begrifflichen Zwillingen "System" und "Emergenz", die, Marion Bunge folgend, sich u. a. auf folgende ontologische Hypothesen stützen: (1) Die Welt besteht aus sich selbst heraus, das heißt unabhängig davon, ob man an sie denkt (Annahme einer "objektiven Realität"). (2) Die Welt (die Wirklichkeit, der Kosmos) besteht ausschließlich aus konkreten "Dingen" (nominalistische Ontologie), wenn auch nicht nur einer einzigen Art, wie dies der materialistische Physikalismus behauptet, sondern aus verschiedenen. (3) Jedes Ding ist entweder ein System oder eine Komponente eines Systems; davon ausgenommen ist nur das Universum, weil es keine Umwelt hat. (4) Jedes Ding, ob einfach oder komplex, hat eine Reihe von Eigenschaften und diese sind so real wie die Dinge selbst ('Formen' sind solche Eigenschaften und keine aus sich selbst heraus existierenden platonischen Ideen); jedes komplexe Ding oder System verfügt dabei über einige Eigenschaften, die nur ihm, nicht aber seinen Komponenten zukommen und die im Zuge der Integration seiner Komponenten zu einem System entstanden sind (Emergenz). (5) Alle Systeme, außer dem Universum, unterliegen äußeren Einflüssen und verhalten sich dabei selektiv; es gibt weder ganz offene noch ganz geschlossene (isolierte) Systeme, sondern nur Systeme mit unterschiedlichen Graden an Offenheit. (6) Alle Dinge verändern sich: Sein heißt Werden. (7) Jedes System einer bestimmten Art (Ebene) ist ein Glied in einer evolutionären Kette und hat sich durch Selbstvereinigung von Dingen der vorhergehenden Ebene (Klasse von Dingen) gebildet, das heißt jedem System einer bestimmten Art (Ebene) gehen dessen Komponenten zeitlich voraus. (8) Kein Ding entsteht aus nichts und kein Ding verschwindet ohne Spur. (ICA2)

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[22-L] Rehberg, Karl-Siegbert: Die 'gesichtslose' Masse und das 'Ende der Persönlichkeit', in: Thomas Drepper, Andreas Göbel, Hans Nokielski (Hrsg.): Sozialer Wandel und kulturelle Innovation : historische und systematische Perspektiven ; Eckart Pankoke zum 65. Geburtstag, Berlin: Duncker & Humblot, 2005, S. 85-111, ISBN: 3-428-11624-0 INHALT: Der Autor reflektiert die komplementären Linien von Vermassung und DeIndividualisierung, die auf einen zentralen Topos bürgerlicher Individualität hinweisen: Das Eigentümliche und sich Unterscheidende besitzt das bürgerliche Individuum mit seinem Gesicht und seiner Physiognomie. Die Massen verlieren hingegen diese Eigentümlichkeit; sie sind gesichtslos, anonym und verlieren auch im "aufrechten Gang" ihr menschliches Antlitz. Der Autor nimmt eine Systematisierung der Masse-Typen in Aktualmassen und strukturelle Massen vor, wobei er ausführlicher auf die Phänomenologie der Aktualmassen sowie auf massensoziologische und -psychologische Ansätze von Robert Musil, Elias Canetti, Gustav Le Bon und Sigmund Freud eingeht. Aus wissenschaftshistorischer Perspektive interpretiert er ferner die Erforschung des Masse-Phänomens als Verarbeitung der Revolutionserfahrungen im 19. Jahrhundert. Aus seinen Überlegungen zieht er im letzten Abschnitt einige Schlussfolgerungen für die heutige Gesellschaftsordnung und das "Verschwinden der Persönlichkeit" im Zeitalter der Individualisierung, welche gleichermaßen mit einem Formenwandel der Massen verbunden ist, "die nun auch noch ihre Gesichtslosigkeit verloren haben". (ICI)

[23-L] Reinhardt, Jan Dietrich: Alkohol und soziale Kontrolle, (Bibliotheca academica. Reihe Soziologie, Bd. 3), Würzburg: Ergon Verl. 2005, 118 S., ISBN: 3-89913-383-8 INHALT: "In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, dass sich hinter dem Alkohol mehr verbirgt als eine molekulare Verbindung aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, die hemmend auf das zentrale Nervensystem wirkt. Hinter der Alkoholproblematik kann eine gewisse soziale Logik ausgemacht werden, die mit der Beschaffenheit moderner Gesellschaften zusammenhängt. Alle Gesellschaften belegen den Alkoholkonsum mit sozialem Sinn. Was getrunken wird, wie viel getrunken wird und wie das Trinken bestimmter Mengen bestimmter Alkoholika in bestimmten Situationen bewertet wird, variiert inter-kulturell deutlich. Es gibt bestimmte (bspw. islamische) Kulturen, in denen der Alkoholgenuss völlig verboten ist, in anderen erfolgen Sanktionen erst ab einer bestimmten Trinkmenge bzw. einer bestimmten Phase des Rausches, in wiederum anderen gar nicht (vgl. dazu auch Bales 1946). Die hier gewählte soziologische Sichtweise thematisiert den Alkoholkonsum und den Alkoholismus unter den Gesichtspunkten der Bedeutung von Selbst-, Fremdkontrolle und Disziplinierung in modernen, d.h. in hohem Maße funktional ausdifferenzierten Gesellschaften. lin ersten Kapitel wird daher nicht nur ein historischer Überblick über die Veränderung von Verwendungsarten und Bedeutung des Alkoholkonsums in den abendländischen Gesellschaften gegeben, sondern es wird vielmehr die Frage gestellt, wie und warum der exzessive Alkoholkonsum erst in einer bestimmten historischen Periode in hohem Maße problematisiert wird, und welche Logik sich hinter der Pathologisierung des Alkoholexzesses verbirgt. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem modernen Krankheitskonzept des Alkoholismus. Die Zuschreibung der Krankenrolle (Parsons) wird in diesem Zusammenhang als mikrosozialer Disziplinierungsmodus thematisiert. Ferner wird der Zuschreibungsmechanismus unter soziologischen Aspekten genauer untersucht, indem mehrere Diagnoseinstrumente auf ihre Norm-

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struktur hin geprüft werden. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der sozialen Ätiologie des Alkoholismus. Hier werden die Anwendbarkeit der Mertonschen Anomietheorie und die Möglichkeit eines 'egoistischen Alkoholismus' (in Anlehnung an Durkheims egoistischen Selbstmord) diskutiert. Die Kapitel sind dabei so konstruiert, dass sie auch alleine stehen könnten. Die gemeinsame Klammer bildet jedoch die Selbst- und Fremdkontrollproblematik in den soziologischen Theorien der Moderne. Dabei ist es auch ein Ziel, die soziologischen Klassiker von Weber bis Luhmann auf die Alkoholproblematik anzuwenden und sie an ihren Schnittstellen zu verbinden. Alkoholismus und soziologische Theorie stehen daher zu gleichen Teilen im Mittelpunkt des Interesses der Arbeit." (Textauszug)

[24-L] Richter, Dirk: Das Scheitern der Biologisierung der Soziologie: zum Stand der Diskussion um die Soziobiologie und anderer evolutionstheoretischer Ansätze, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57/2005, H. 3, S. 523-542 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Unter dem Titel 'Soziobiologie' tritt seit den 1970er Jahren eine einflussreiche Wissenschaftsrichtung mit dem Ziel einer Vereinheitlichung vieler Wissenschaftsbereiche an. Unter einer naturwissenschaftlichen Ausrichtungen sollten im Rahmen einer Synthese auch die Sozialwissenschaft und insbesondere die Soziologie 'biologisiert' werden. Diese Vereinheitlichung kann heute als gescheitert gelten, obwohl die Soziobiologie und andere evolutionäre Theorien sich insgesamt behauptet haben und in diversen Disziplinen anschlussfähig wurden. In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass der Erfolg der Soziobiologie wesentlich auf dem Verzicht weitreichender theoretischer Implikationen basiert. Nach dem Referat früherer kontroverser Positionen zur Soziobiologie werden die gegenwärtigen evolutionstheoretischen Ansätze vorgestellt (E.O. Wilson, Evolutionspsychologie, Mem-Theorie). Anhand der menschlichen Monogamie wird anschließend beispielhaft beschrieben, wie sich Merkmale der sozialen Evolution über die biologischen Faktoren legen können. Es wird geschlussfolgert, dass die Reichweite evolutionstheoretischer Ansätze letztlich empirisch zu bestimmen ist, gegenwärtig aber viele soziologische Gegenstandsbereiche und insbesondere makrosoziologische Phänomene nicht soziobiologisch erklärt werden können." (Autorenreferat)

[25-L] Ropohl, Günter: Allgemeine Systemtheorie als transdisziplinäre Integrationsmethode, in: Technikfolgenabschätzung : Theorie und Praxis, Jg. 14/2005, Nr. 2, S. 24-31 (URL: http://www.itas.fzk.de/tatup/ 052/ropo05a.pdf) INHALT: "In wissenschaftsphilosophischen und wissenschaftspolitischen Debatten ist bislang vernachlässigt worden, dass Transdisziplin-Wissenschaften einem völlig anderen Paradigma unterliegen als die Disziplin-Wissenschaften. Das betrifft gleichermaßen die Definition der Probleme, die Sprache und Begrifflichkeit, die Denkmodelle, die Methoden und die Qualitätskriterien. Da die Probleme in einer transdisziplinären Wissenschaft nicht analytisch, sondern synthetisch verstanden werden, sind dementsprechend statt der sonst üblichen analytischen Methoden vor allem synthetische Methoden angezeigt. Die Modellmethoden der Allgemeinen Systemtheorie sind hervorragende Ansätze zur synthetischen Bewältigung der

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komplexen Probleme in Weltverständnis und Weltgestaltung. Letztlich findet Transdisziplinarität ihren theoretischen Ort in einer synthetischen Philosophie." (Autorenreferat)

[26-L] Runkel, Gunter: Allgemeine Soziologie: Gesellschaftstheorie, Sozialstruktur und Semantik, München: Oldenbourg 2005, 243 S., ISBN: 3-486-57708-5 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2245) INHALT: "Die zentrale These des folgenden Werkes besagt, dass 'Gesellschaftstheorie' oder als ihr Synonym 'Soziologische Theorie' zum einen auf dem Hintergrund sozialer Kommunikation die zu einem semantisch anerkannten Bereich führt, und zum anderen als Entwicklung sozialstruktureller Faktoren betrachtet werden kann, die wiederum in der Gesellschaftstheorie diskutiert werden. Daneben ist 'Gesellschaftstheorie' als Ergebnis der sozialen Evolution zu begreifen. So hat das Umstellen einer moralischen Orientierung des Handelns, wie sie für die Theorie von Emile Durkheim und Talcott Parsons konstitutiv waren, auf selbstreferenzielle Muster des Handelns, wie sie insbesondere von akteurorientierten Theorien (Coleman) und von Teilen der neueren Systemtheorie (Luhmann) favorisiert werden, Auswirkungen auf soziologische Theoriebildung. Meine zentrale These verdankt sich zweier Überlegungen. Zum einen ist Gesellschaftstheorie das Ergebnis von Kommunikation, ihrer Variationen, Selektionen und Stabilisierungen die den Rahmen, die 'frames' setzen. Zum anderen beruht die Veränderung der Sozialstruktur auf Evolutionsmechanismen, die auch die Gesellschaftstheorien beeinflussen. So konnte über Frauenemanzipation erst sinnvoll geredet werden, als zum einen dafür semantische Möglichkeiten eröffnet wurden, die in der Liebessemantik der Hochkulturen entwickelt und in der Moderne generalisiert wurden. Zum anderen lieferte die Entwicklung der Sozialstruktur, wie die verstärkte außerfamiliäre Berufstätigkeit der Frauen, erst die Möglichkeit zur Selbstreferenz und Loslösung der Frauen aus traditionellen gesellschaftlichen und familiären Bindungen. So waren die Ansätze von Emile Durkheim und Talcott Parsons, die moderne Gesellschaften wesentlich über Solidarität und Wertbindung geprägt ansahen, eine Beschreibung und teilweise ein Wunschdenken der früheren modernen Gesellschaften. In den neueren, modernen Gesellschaften gehen die Anteile von Moral und Solidarität zurück und von daher ergibt sich die Notwendigkeit, Systemkonzeptionen, die mit 'moralischer Bindung' arbeiten, entweder moralfrei zu konzipieren (dies ist das Angebot von Luhmann) oder mit akteurspezifischen Intentionen aufzuladen (dies wird mein Lösungsvorschlag sein). Die beiden Faktoren, Semantik und Sozialstruktur, werden hier aus analytischen Gründen getrennt, aber sie sind in Wirklichkeit eng verbunden, wie an dem angeführten Beispiel deutlich wird. Um eine sinnvolle Beschreibung von Gesellschaften und deren Reflexion liefern zu können, muss soziologische Theoriebildung den Entwicklungsprozess der Sozialstruktur und Semantik aufnehmen. Von daher stelle ich den internen Entwicklungsprozess der soziologischen Theorie anhand ausgewählter, soziologischer Klassiker dar und verbinde dies mit dem strukturellen Wandel von Gesellschaft. Meine These lautet, dass die Entwicklung der Gesellschaftstheorie aus einem Zusammenspiel von Sozialstruktur und Semantik abläuft. Die beiden Sachverhalte der Semantik und der Sozialstruktur können einigermaßen unabhängig voneinander beobachtet werden. Darauf können dann ihre Interrelationen studiert werden." (Textauszug)

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[27-L] Schindler, Delia: Grundlagen konstruktivistischen Denkens und ihre Konsequenzen für die Empirie, in: Cilja Harders, Heike Kahlert, Delia Schindler (Hrsg.): Forschungsfeld Politik : geschlechtskategoriale Einführung in die Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 101-126, ISBN: 3-8100-4074-6 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3905) INHALT: "Die Autorin führt in ihrem Beitrag in die Grundlagen konstruktivistischer Denkens ein. Sie konzentriert sich dabei auf den Sozialkonstruktivismus als kritisch (Gesellschaftstheorie und als kritische Methodologie, die Wissenschaft als (Re-)Konstruktion sozialer Konstruktionen auffasse, über deren Plausibilität im wissenschaftlichen Diskurs entschieden werde. Am Beispiel der Kategorie Geschlecht zeig sie, wie die Frauen- und Geschlechterforschung konstruktivistische Ansätze in analytischer, wissenschaftspolitischer und forschungsstrategischer Hinsicht fortgeschrieben hat. Konstruktivistische Grundannahmen in der Empirie ernst zu nehmen, bedeutet dann zum einen die hierarchischen und machtgeladenen Prozesse der Wissensproduktion zu reflektieren und zum anderen die Konstruktion und Konstitution von Geschlecht im Forschungsprozess zu reflektieren." (Autorenreferat)

[28-L] Schmid, Michael: Soziale Mechanismen und soziologische Erklärungen, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 35-82, ISBN: 3-631-53411-6 INHALT: Auf der Grundlage des Methodologischen Individualismus und der Idee einer einheitlichen sozialwissenschaftlichen Erklärungspraxis geht der Autor der Frage nach, ob eine mikrofundierte Erklärung sozialer Phänomene wissenschaftstheoretisch begründbar möglich ist. Dazu wird an die überkommene wissenschaftstheoretische Auffassung dessen angeschlossenen, was als eine adäquate Erklärung zu gelten hat und wie mit Hilfe von handlungstheoretisch fundierten Mechanismen Phänomene zu erklären sind. Es wird zunächst die Kritik am Hempel-Oppenheim-Modell der Erklärung aufgenommen und dann angesichts des "Objektbereichs" für ein "mechanismisches Erklärungsprogramm" in der Soziologie plädiert, in dem die einzelnen Erklärungsschritte methodisch kontrolliert werden können. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die soziologische Theorie nicht zu globalen Gesellschaftsanalysen, die die Wechselwirkungen aller Mechanismen erfasst, fähig ist, sondern allenfalls Partialmodelle anbieten kann, die aber zumindest ein Verständnis dafür schaffen, wie einzelne soziale Mechanismen im Prinzip funktionieren. (ICA2)

[29-L] Schmidt, Volker H.: Die Systeme der Systemtheorie: Stärken, Schwächen und ein Lösungsvorschlag, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 34/2005, H. 6, S. 406-424 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Aufsatz widmet sich dem Systembegriff der Luhmannschen Theorie gesellschaftlicher Differenzierung und versucht zu zeigen, dass dieser Begriff in Luhmanns Werk in zwei ganz unterschiedlichen Fassungen vorkommt. Beide Fassungen decken wichtige Wirklichkeitsaspekte ab und sind insofern gesellschaftstheoretisch unverzichtbar. Die jeweiligen Bestimmungen, die Luhmann ihnen gibt, machen sie jedoch inkompatibel, so dass sie sich nicht

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konsistent zusammen verwenden lassen. Zwei Lösungsmöglichkeiten für den daraus erwachsenden Selbstwiderspruch werden diskutiert. Die vom Verfasser favorisierte Variante schließt an Webers Unterscheidung zwischen Wertsphären und Lebensordnungen an, welche es erlaubt, den Erkenntnisschatz, den Luhmann über beide damit bezeichneten Wirklichkeitsbereiche angehäuft hat, voll auszuschöpfen, ohne auf zentrale Prämissen seines Denkens verzichten zu müssen." (Autorenreferat)

[30-L] Schwellnus, Guido: Sozialkonstruktivismus, in: Hans-Jürgen Bieling, Marika Lerch (Hrsg.): Theorien der europäischen Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 321-345, ISBN: 3-8100-4066-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2287) INHALT: In jüngster Zeit haben konstruktivistische Ansätze auch in den Theorien der europäischen Integration Einzug gehalten: Zentrale konstruktivistische Themen wie die Entstehung, die Wirkung und der Wandel von Identitäten und Normen, die Legitimität supranationalen Regierens und die normativen Fundamente der europäischen Union gelangten zunehmend ins Blickfeld der Integrationsforschung. Unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Antje Wiener diskutiert der Beitrag ontologische und methodische Grundannahmen des Sozialkonstruktivismus sowie den von Wiener vorgeschlagenen "middle ground", d.h. die Ideen und Normen des moderaten Konstruktivismus im Vergleich zum radikalen Konstruktivismus. Dabei geht es schwerpunktmäßig um Normen und Legitimität. Abschließend werden Kritikpunkte und Grenzen der Theorie thematisiert und es wird die Relevanz des Sozialkonstruktivismus für die aktuelle integrationstheoretische und europapolitische Diskussion beleuchtet. (ICH)

[31-L] Sorg, Richard: Marxismus als materialistisch-dialektische Systemtheorie, in: Heino Hollstein-Brinkmann, Silvia Staub-Bernasconi (Hrsg.): Systemtheorien im Vergleich : was leisten Systemtheorien für die soziale Arbeit? ; Versuch eines Dialogs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 173-217, ISBN: 3-8100-3836-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3460) INHALT: Der Beitrag versteht den Marxismus als eine Spielart der Allgemeinen Systemtheorie, deren Spezifikum in der materialistischen Dialektik besteht. Eine allgemein geteilte, systematisierte Form eines materialistisch-dialektischen Systembegriffs steht jedoch noch aus.Das Ganze der Welt (Totalität), der Gesamtzusammenhang im Sinne von Universum oder Natur, ist gleichsam der oberste Systembegriff. Unterhalb dieser "obersten" Ebene des Universums gibt es begrenzte Totalitäten, seien es natürliche Dinge, seien es gesellschaftliche Totalitäten: zum Beispiel das arbeitsteilige System eines Betriebs, die Produktionsweise oder auch das System einer ganzen Gesellschaft sowie eine spezifische Gesellschaftsformation wie beispielsweise die des Kapitalismus als System. Ein System, eine Totalität in einem materialistisch-dialektischen Verständnis weist im wesentlichen die folgende formale Grundstruktur auf: Totalitäten oder Systeme stellen jeweils eine "Einheit von Gegensätzen" dar. Sie bestehen, genauer betrachtet, aus Einzelkomponenten, zwischen denen spezifische Relationen bestehen. Die Komponenten und ihre Verknüpfungen bilden die interne Struktur des Systems (die externe Struktur wird gebildet durch das Gesamt der Beziehungen von systeminternen Komponenten zu Elementen der Systemumwelt). Die Bezogenheit der Komponenten aufeinander macht sie zu Elementen der Totalität, die sie "übergreift". Indem die Elemente in Be-

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ziehungen zueinander treten und als Teile eines Systems interagieren, werden sie zu (bloßen) Momenten "herabgesetzt". (ICA2)

[32-L] Vogd, Werner: Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung: eine empirische Versöhnung unterschiedlicher theoretischer Perspektiven, Opladen: B. Budrich 2005, 268 S., ISBN: 3-93809446-X INHALT: "In diesem Buch wird systematisch eine Brücke zwischen Luhmannscher Systemtheorie und qualitativer bzw. rekonstruktive Sozialforschung geschlagen. In sechs Kaptiteln werden die relevanten methodologischen und epistemologischen Fragen ausgearbeitet. Darüber hinaus wird eine forschungspraktische Umsetzung in unterschiedlichen Forschungsfeldern beispielhaft vorgeführt. Aus dem Inhalt: Theoretische Grundlagen: - Systemtheorie und rekonstruktive Sozialforschung - eine Brücke bauen; - Jenseits von Subjekt und Objekt: Was ist der Beobachter? - Polykontexturalität: Auf dem Weg zu einer multidimensionalen Typologie. - Der Habitus als soziales Gedächtnis: Die Koproduktion von Bewusstsein und Sozialem. Fremdverstehen: Was ist das Muster, das die Muster verbindet? - Exkurs: Robert Brandoms expressive Vernunft. Forschungspraxis: - Organisationsforschung: Ärztliche Entscheidungsfindung im Krankenhaus - Polykontexturale Narrationen: Systemtheoretische Überlegungen zu homöopathischen Behandlungen; - Habitualisierte Kommunikationssperren: Reproduktion von Organisation in einer psychosomatischen Abteilung Sach- und Personenregister." (Autorenreferat)

[33-L] Weik, Elke: Postmoderne Theorie und Theorien der Postmoderne, in: Elke Weik, Rainhart Lang (Hrsg.): Moderne Organisationstheorien 2 : strukturorientierte Ansätze, Wiesbaden: Gabler, 2003, S. 93119, ISBN: 3-409-12390-3 INHALT: Die Autorin unterscheidet bei ihren einleitenden Grundüberlegungen zwischen zwei großen, voneinander relativ unabhängigen Theorierichtungen, die beide das Attribut "postmodern" für sich in Anspruch nehmen: Zum einen die "Theorie der Postmoderne", die westliche Gesellschaften zum heutigen Zeitpunkt mit herkömmlichen soziologischen Analysemethoden untersucht und beschreibt. In diesem Fall ist der Untersuchungsgegenstand postmodern und die wissenschaftliche Betrachtung dagegen klassisch. Umgekehrt will die "Postmoderne Theorie" die wissenschaftliche Betrachtung - egal von welchem Untersuchungsgegenstand - in einem postmodernen Sinne verändern. In diesem Fall ist die Betrachtungsweise neu, aber der Gegenstand ist herkömmlich. Die Autorin skizziert vor diesem Hintergrund das postmoderne Wissen in der Theorie von Jean-Francois Lyotard und beschreibt den Stellenwert der Postmoderne in der britischen Soziologie. Sie geht ferner auf die Postmoderne in der französischen Philosophie ein, wozu sie die Forschungsansätze von Jacques Derrida und Jean Baudrillard kurz vorstellt. Sie erläutert außerdem die Ansätze und Gegenstände einer postmodernen Organisationstheorie und weist in einem Exkurs auf die Zunahme populärer Managementliteratur in der Postmodeme hin. Abschließend gibt sie einige Empfehlungen zur Primär- und Sekundärliteratur. (ICI2)

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[34-L] Weik, Elke: Strukturalismus und Poststrukturalismus, in: Elke Weik, Rainhart Lang (Hrsg.): Moderne Organisationstheorien 2 : strukturorientierte Ansätze, Wiesbaden: Gabler, 2003, S. 43-91, ISBN: 3-409-12390-3 INHALT: Das Kapitel beginnt mit einigen Grundüberlegungen zum Strukturalismus und Poststrukturalismus sowie mit einem kurzen Überblick über wichtige Autoren und Daten. Anschließend wird die strukturalistische Theorie dargestellt, wobei ihre Dichotomien und Grundprinzipien, der Ansatz der strukturalen Analyse und der Strukturalismus von Claude Lévi-Strauss in den Kulturwissenschaften im Vordergrund stehen. Die poststrukturalistische Theorie wird erstens am Beispiel des wissenschaftstheoretischen Programms und der zentralen Konzepte von Pierre Bourdieu erläutert. Zweitens wird die Theorie von Michel Foucault skizziert, indem die archäologische und genealogische Methode sowie die Verknüpfung von Wissen, Macht und Subjekt beschrieben werden. Als drittes Beispiel wird die Strukturationstheorie von Anthony Giddens mit ihrer Dualität von Struktur und Handeln vorgestellt, wobei auch die Dreiteilung des Modells, die Beziehung zwischen Akteuren und Handlung, zwischen Strukturen und Systemen und die Bedeutung von Struktur und Handeln in der Moderne thematisiert werden. Das Kapitel schließt mit einigen Empfehlungen zur Primär- und Sekundärliteratur. (ICI)

2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) [35-L] Adloff, Frank; Sigmund, Steffen: Die gift economy moderner Gesellschaften: zur Soziologie der Philanthropie, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 211-235, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: In modernen Gesellschaften werden zu einem beträchtlichen Teil freiwillige Leistungen - Geschenke gewissermaßen - erbracht: Man spendet Geld, engagiert sich freiwillig in Vereinen, Bürgerinitiativen, gründet Stiftungen, leistet Nachbarschaftshilfe oder unterstützt Verwandte und Freunde. Freiwilliges Engagement und Sozialkapital sind in den letzten Jahren zwar etwas stärker auch in der Soziologie diskutiert worden, doch herrscht ein Defizit an theoretischer Reflexion; es gibt keine Versuche, diese Phänomene systematisch in den Blick zu nehmen. Der vorliegende Beitrag versucht, dieses Desiderat auszufüllen und die "gift economy" moderner Gesellschaften theoretisch zu durchleuchten. Ziel des Beitrags ist es, das Feld der Philanthropie für die soziologische Theoriebildung zu öffnen und dabei die unfruchtbare sozialtheoretische Dichotomie von eigennutzorientiertem und normativem Handeln zu überwinden. Es wird gezeigt, dass der Mauss'sche Zyklus von Erbitten, Geben, Nehmen und Erwidern im "Normalfall" weder auf die eine noch auf die andere Seite der Dichotomie reduziert werden kann. Insgesamt versuchen die Autoren, für den "Fluss philanthropischer Ressourcen" eine soziale Landkarte von Bindungen, Emotionen, Solidaritäten, Status und Prestige und den damit verbundenen Reziprozitäten zu erstellen wie auch die organisatorische und institutionelle Infrastruktur, die den Ressourcenfluss ermöglicht und strukturiert, zu analysieren. (ICA2)

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[36-L] Angermüller, Johannes: Macht und Subjekt: gesellschaftstheoretische Anstöße im Anschluss an Foucault, Althusser und Lacan, in: Michael Schultze, Jörg Meyer, Britta Krause, Dietmar Fricke (Hrsg.): Diskurse der Gewalt - Gewalt der Diskurse, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 73-84, ISBN: 3-631-54284-4 (Standort: StUB Frankfurt a. M.(30)-87/938/18) INHALT: Gegenstand des Beitrags ist die Frage, welchen Stellenwert Machtbegriffe in der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung haben. Anknüpfend an von Lacan inspirierten Subjekttheorien der Diskurspragmatik und die Ideologietheorie Althussers wird der Versuch einer diskurstheoretischen Reflektion des Machtproblems unternommen. Hier deutet sich ein nicht reduktionistischer Begriff des Diskurses an, der weder von determinierenden vordiskursiven Objektivitäten ausgeht noch mit vermittelnden Repräsentationsinstanzen operiert. Vor diesem theoretischen Hintergrund wird die Frage nach der diskursiven Organisation von Macht gestellt. Der Verfasser formuliert Denkanstöße für eine poststrukturalistische Gesellschaftstheorie, deren Grundlage eher "das Soziale" als "die Gesellschaft" ist, in der sich Subjektivität diskursiv konstituiert. (ICE2)

[37-L] Brinkhus, Jörn: Macht - Herrschaft - Gegenmacht: Überlegungen zu Reichweite und Analysetiefe von Max Webers Herrschaftssoziologie, in: Martin Krol, Michael Matzky-Eilers, Gregor Straube (Hrsg.): Macht - Herrschaft - Gewalt : gesellschaftswissenschaftliche Debatten am Beginn des 21. Jahrhunderts, Münster: Lit Verl., 2005, S. 167-178, ISBN: 3-8258-8721-9 (Standort: UB Stuttgart(93)Zy120K93) INHALT: Der Autor unternimmt den Versuch, Max Webers Herrschaftssoziologie in die Machtsoziologie von Niklas Luhmann einzubetten, um auf diese Weise einen erweiterten Blick auf die Funktionsweise politischer Herrschaft zu ermöglichen und die Probleme der Zirkularität und Selbstlimitierung von Machtausübung zu erfassen. Er stellt zunächst die These auf, dass der Begriff der Macht und nicht jener der Herrschaft eine zentrale Position in den theoretischen Überlegungen von Weber und Luhmann einnimmt. Denn bei Herrschaft handelt es sich um einen Idealtypus zur Beschreibung und Analyse von Machtstrukturen, der sein Potential erst in seiner Begrenzung entfaltet. Um diese Behauptung zu stützen, rekonstruiert der Autor zentrale Aspekte von Webers Begriffsbildung und erläutert die Gründe, warum sich wichtige Aspekte der Politik nicht mit dem Begriff der Herrschaft beschreiben und analysieren lassen, d.h. wo die Grenzen der Reichweite und Analysetiefe der Herrschaftssoziologie liegen. Im Anschluss an Luhmanns Überlegungen zur herrschaftlichen Machtausübung und dem Konzept der Gegenmacht stellt er anschließend ein organisationstheoretisches Analyseraster vor, auf dessen Grundlage die Grenzen von Webers Herrschaftssoziologie aufgezeigt werden können. (ICI2)

[38-L] Bude, Heinz: Bürgertumsgenerationen in der Bundesrepublik, in: Manfred Hettling, Bernd Ulrich (Hrsg.): Bürgertum nach 1945, Hamburg: Hamburger Ed., 2005, S. 111-132, ISBN: 3-936096-50-3 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4851)

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INHALT: Der Beitrag thematisiert den "westlichen Rettungsbegriff" des einsamen und freien Bürgers, der sich dem Ausbreiten des planetarischen Kleinbürgertums entgegenstellt, - und zwar im Blick auf die europäische Gesellschaft, die sich wie keine andere als kleinbürgerliche nach 1945 salviert hat und sich jetzt auf der Suche nach ihrer zukunftsversprechenden Bürgerlichkeit befindet. Dies ist eine paradoxe Gesellschaft, "in der alle Bürger sein wollen, aber nirgendwo ein Bürgertum zu erkennen ist". Dieser Widerspruch wird nicht nur kritisch konstatiert, sondern als ein Problem des gesellschaftlichen Selbstverständnisses behandelt: Was für eine Form von Bürgerlichkeit hat sich nach den Zäsuren von 1945, 1968 und 1989 auf deutschem Boden entwickelt? Dazu wird auf die Vita und Karriere dreier "exemplarischer Bürger" eingegangen: Hellmut Becker, Joachim Fest, Joschka Fischer. Die drei biographische Skizzen sollen jeweils eine generationsspezifische Praxis von Bürgerlichkeit in der Bundesrepublik zur Anschauung bringen. (ICA2)

[39-L] Corsten, Michael; Rosa, Hartmut; Schrader, Ralph (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 348 S., ISBN: 3531-14401-4 INHALT: "In die aktuellen politischen Auseinandersetzungen - Gesundheitspolitik, Generationenvertrag, Hartz IV - ist die Frage der Gerechtigkeit zurückgekehrt und stellt die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen 'Binnen'-kommunikationen vor erhebliche Probleme. Gerechtigkeit kann nicht mehr nur als 'Kontingenzformel des Rechtssystems' (Luhmann) erscheinen, aber auch nicht als ein inhaltlich klares oder einheitliches Kriterium, anhand dessen sich gesellschaftliche Zustände beurteilen ließen. Die Transformation der wohlfahrtsstaatlich organisierten Gesellschaft geht einher mit einem grundlegenden Wandel der Gerechtigkeitssemantik. Die Autoren des Bandes zeigen in gesellschaftstheoretischen Grundüberlegungen sowie an aktuellen soziopolitischen Phänomenen, wie die Gerechtigkeitsfrage in je besonderen Gesellschaftskontexten ins Spiel kommt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hartmut Rosa, Michael Corsten: Einleitung: Gesellschaftstheorie und Moralphilosophie - Anmerkungen zu einem schwierigen Verhältnis (9-21); Frank Adloff: Die Reziprozität der Gesellschaft - zum Paradigma der Gabe in der Moderne (25-51); Roswitha Pioch: Funktionale Differenzierung und die Konsequenzen für eine Soziologie der Gerechtigkeit (53-73); Michael Kauppert: Gesellschaftsstruktur und Gerechtigkeit in Heinrich von Kleists 'Michael Kohlhaas' (75-100); Ralph Schrader: Verdienst - Erfolg - Gerechtigkeit: 'Zum Problem der ökonomischen Gerechtigkeit' (101-123); Klaus Bendel: Inklusion und Integration: 'Soziale Arbeit zwischen funktionaler Differenzierung und sozialer Ungleichheit' (127-150); Bruno Hildenbrand: Gerechtigkeitsprobleme im landwirtschaftlichen Familienbetrieb: historische Grundlagen, Lösungsmodelle und bleibende Widersprüche (151-167); Marina Steindor: Gerechte Gesundheitschancen - ein halbherziges Thema über 200 Jahre deutscher Gesundheitspolitik (169-228); Stephan Elkins: Soziale Gerechtigkeit als umweltpolitisches Steuerungsproblem (229-260); Michael Th. Greven: 'Gerechtigkeitspolitik' in der politischen Gesellschaft (261-278); Jörn Lamla: Zivilität und Konsum: 'Die Bürgerkultur im Prozess gesellschaftlicher Vermarktlichung' (281308); Uwe Schimank: Gerechtigkeitslücken und Inklusionsdynamiken (309-343).

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[40-L] Deth, Jan W. van: Soziale Partizipation, in: Jan W. van Deth (Hrsg.): Deutschland in Europa : Ergebnisse des European Social Survey 2002-2003, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 295-315, ISBN: 3531-14345-X (Standort: UB Bonn(5)-2005/3892) INHALT: Der Beitrag untersucht die Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern hauptsächlich in Vereinen und Verbänden. Dabei handelt es sich um freiwillige Aktivitäten der Menschen in der "zivilgesellschaftlichen Infrastruktur". Nach einer kurzen Erläuterung der Relevanz und der Konzeptualisierung des Begriffes sozialer Partizipation in Vereinen und Verbänden folgt eine Darstellung dieser Beteiligung in verschiedenen europäischen Ländern auf der Basis des European Social Survey (ESS). Die Ähnlichkeiten und Differenzen in diesem Bereich in West- und Ostdeutschland bzw. West- und Osteuropa werden anschließend genauer betrachtet. Die Daten zeigen Folgendes: Soziale Partizipation ist sowohl in West- als auch in Ostdeutschland weitverbreitet. Viele Bürgerinnen und Bürger sind Mitglied in sehr verschiedenen Vereinen und Verbänden und manche beteiligen sich an den Aktivitäten dieser Organisationen, spenden Geld oder sind ehrenamtlich tätig. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland zu der Spitzengruppe nordwesteuropäischer Länder mit einem hohen Niveau sozialer Partizipation. Auch Ostdeutschland gehört dieser Gruppe an und unterscheidet sich eindeutig von anderen osteuropäischen Ländern, in denen viel geringere Anteile der Bevölkerung auf irgendeine Weise mit Vereinen und Verbänden verbunden sind. Soziale Partizipation ist in Westdeutschland jedoch ausgeprägter als in Ostdeutschland. (ICA2)

[41-F] Drucks, Stephan, M.A. (Bearbeitung); Grundmann, Matthias, Prof.Dr. (Betreuung): Generationenbeziehungen in Sozialen Gemeinschaften INHALT: Bestandsaufnahme der Generationenbeziehungen in Sozialen Gemeinschaften; Bedingungen, unter denen Pläne für "gelingendes Altern" entworfen werden können; Hypothese: Vergemeinschaftungsprozesse in Sozialen Gemeinschaften hegen spezifische Ambivalenzen, die mit dem Alter(n) der Gemeinschaften zum Vorschein kommen; Praxisbezug: Ergänzung für Projekte alternativen Wohnens im Alter. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Feldanalyse (Bourdieu, Schroeter); Theorie der Generationenambivalenzen (Kurt Lüscher) ART: Dissertation BEGINN: 2005-07 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Bildung, Schule, Sozialisation (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[42-L] Engler, Wolfgang: Bürger, ohne Arbeit: für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft, Berlin: Aufbau-Verl. 2005, 416 S., ISBN: 3-351-02590-4 INHALT: "Wirtschafts- und Sozialethik in Zeiten der Globalisierung Vollbeschäftigung ist eine Utopie, die 'Sachzwänge' des 'freien Marktes' verschärfen soziale Konflikte. (Die) Kritik (des

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Autors) an der Herrschaft der Wirtschaft über alle anderen gesellschaftlichen Sphären und der Selbstentmachtung der Politik mündet in den Appell an die Bürger, das Ideal einer Gesellschaft selbstbestimmter Menschen nicht preiszugeben. Im Zeitalter der dritten industriellen Revolution ist die Vorstellung, jeder könne ein Leben auf Erwerbsarbeit aufbauen, anachronistisch geworden. Die Rezepte neoliberaler Ökonomen und Politiker - Einfrieren der Löhne und Gehälter, expandierende Arbeitszeit, Mobilmachung der arbeitsfähigen Bevölkerung, geringere Sozialleistungen bei Teilprivatisierung der Sozialsysteme - weisen keinen Ausweg aus der Krise. Im Gegenteil, die wachsende Diskrepanz zwischen Produktivität, Wachstum und Beschäftigung zehrt die kulturelle Mitgift des Kapitalismus auf: Zukunftsorientierung, Gemeinsinn, Arbeitsethos über die Klassenschranken hinweg schwinden. Auch ohne Arbeit oder weiterführende Ausbildung die Existenz zu sichern und die persönliche Würde zu wahren wird für immer mehr Menschen zur wichtigsten Überlebenstechnik. Die Befugnis und die Macht zur Umkehr liegen nicht bei einer Elite, sondern beim Willen aller einzelnen, für ihre Bürgerrechte zu kämpfen. Der Umsturz der vom Staat sanktionierten Wirtschaftsgesellschaft beginnt mit der Wiederentdeckung der eigenen Urteilskraft als Keimzelle des Politischen." (Autorenreferat)

[43-L] Esposito, Roberto: Communitas: Ursprung und Wege der Gemeinschaft, Berlin: Diaphanes 2004, 198 S., ISBN: 3-935300-29-8 (Standort: LB Oldenburg(45)-05/0697) INHALT: "'In der Gemeinschaft finden die Subjekte kein Identifikationsprinzip - und auch kein aseptisches Gehege, innerhalb dessen eine transparente Kommunikation herzustellen, noch auch den Gehalt, der zu kommunizieren wäre. Sie finden nichts anderes als jene Leere, jene Distanz, jene Fremdheit, die sie als sich selbst fehlend konstituiert. Die 'communitas' ist die angemessenste, ja die einzige Dimension des Tieres 'Mensch', beinhaltet aber auch stets die Möglichkeit, in die Selbstauflösung abzudriften. Somit wäre die Gemeinschaft nicht nur nicht mit der 'res publica' - der gemeinsamen 'Sache' - gleich-zusetzen; sie ist vielmehr das Loch, in das diese unentwegt abzurutschen droht, der Absturz, der an ihren Flanken und in ihrem Inneren entsteht. Eine solche Verwerfung, die das 'Soziale' säumt und durchlöchert, ist seit jeher als Gefahr nicht nur innerhalb unseres Zusammenlebens wahrgenommen worden, sondern als Gefahr, die es allererst konstituiert: vor der jenes sich hüten muss, doch ohne zu vergessen, dass sie es ist, durch die es bestimmt ist; die Schwelle, der wir nicht den Rücken kehren können, weit sie uns seit jeher voraus ist, als unser eigener in/originärer Ursprung.'" (Autorenreferat)

[44-L] Haller, Michael: Die Mediengesellschaft oder das Dilemma der Unvereinbarkeit von Identität und Universalität, in: Kurt Imhof, Roger Blum, Heinz Bonfadelli, Otfried Jarren (Hrsg.): Mediengesellschaft : Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 33-56, ISBN: 3-531-14372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670) INHALT: Der Beitrag erörtert drei Fragen, die in den 90er Jahren in den Fokus medienwissenschaftlicher Trendanalysen gerückt sind. Die erste gilt den technikbasierten Innovationen; die zweite betrifft die mit der Ökonomisierung bzw. Kommerzialisierung des Rundfunks verbundenen nachhaltigen Effekte; die dritte interessiert sich für die Bedeutung der Medien in der

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Lebenswelt der Menschen, also für die Alltagskultur. Anhand dieser drei Dimensionen wird gezeigt, dass allen drei ein sowohl kultureller wie territorialer Expansionstrend eigentümlich ist. Im letzten Abschnitt werden deshalb Überlegungen zur Diskussion gestellt, die sich mit dem der Mediengesellschaft impliziten Globalisierungstrend und dem Problem der interkulturellen Verständigung befassen. Diese Trends führen insgesamt zur Universalisierung von Kommunikationsregeln, die den Status und die Geltung öffentlicher Aussagen über aktuelles Geschehen in der Lebenswelt transparent machen und damit in und zwischen den Kulturen "Informiertheit" erzeugen. Es gilt hier, Übereinkünfte darüber zu erzielen, dass sich zumindest die interne (intrakulturelle) Kommunikation auf Verständlichkeit (sprachliche Fairness), Wahrhaftigkeit (semantische Transparenz) und logische Richtigkeit (Konventionen) stützt. Funktioniert diese Regelung, dann liegt ein Konsens auch über kontroverse Wertorientierungen im Bereich des praktisch Möglichen vor. (ICA2)

[45-L] Hark, Sabine: Überflüssig: Deutungsbegriff für neue gesellschaftliche Gefährdungen?, in: Transit : europäische Revue, 2005, H. 29, S. 125-141 (Standort: UuStB Köln(38)-24A1544; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Im Zentrum des Beitrags steht die Figur des oder der "Überflüssigen". Diskutiert wird, ob diese Metapher das Potential für einen soziologischen Deutungsbegriff hat, um die neuen gesellschaftlichen Gefährdungen, die im Zeichen fortwährender Selektion und einer Innen/Außen-Spaltung von Gesellschaft zu stehen scheinen, sowie das damit einhergehende soziale Leid und Elend aufzudecken. Zunächst wird danach gefragt, welches Bild sich die Soziologie von den Überflüssigen macht, um im zweiten Schritt zu klären, auf welchen gravierenden sozialen Wandel es hinweist. Danach wird drittens auf die Exklusionsforschung eingegangen, in der die Metapher der Überflüssigkeit einen prominenten Platz einnimmt, und Ertrag wie Grenzen des Exklusionsbegriffs werden erörtert. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass der Begriff weniger zur Diagnostik der Soziallage einer dauerhaft marginalisierten Population taugt, als vielmehr jene neue Form sozialer Ungleichheit beschreibt, die als gesellschaftlich verallgemeinerte, transversale Erfahrung des Entzugs von sozialer Aufmerksamkeit, Anerkennung und Geltung zu begreifen ist. (ICA2)

[46-L] Hartmann, Martin: Das Unbehagen an der Gesellschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 34/35, S. 31-37 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/2DTCC5.pdf) INHALT: Die Sozialwissenschaft kommt ohne den Begriff der Gesellschaft nicht aus. Gerät dieser jedoch in eine Krise, wird auch die Sozialwissenschaft in Mitleidenschaft gezogen. Es sieht so aus, als wäre den Sozialwissenschaften der Gegenstand - die "Gesellschaft" im emphatischen Sinne, den das Wort einmal besaß - abhanden gekommen. Wie kritisch es um die Kategorie Gesellschaft steht, vermag man etwa daran abzulesen, dass sie in vielen theoretischen Kontexten durch die weniger spezifische Kategorie des "Sozialen" abgelöst wird. Zum einen erfüllte der Begriff Gesellschaft ebenso wie jener der Gesellschaftstheorie lange Zeit die Funktion einer kritischen Kategorie. Mit "Gesellschaft" verbanden sich Aussagen über die Ursachen individueller und sozialer Problemlagen und Vorschläge zu deren Lösung. Zum an-

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deren scheint der Begriff Gesellschaft deskriptiv unbrauchbar geworden zu sein, weil er stets auf nationalstaatlich begrenzte Gebilde bezogen blieb. Der Beitrag untersucht die Gründe für das Unbehagen am Gesellschaftsbegriff, versucht zugleich aber, diejenigen Elemente zu benennen, die auch gegenwärtig noch relevant sind. (ICB2)

[47-L] Heitmeyer, Wilhelm; Imbusch, Peter (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, (Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 467 S., ISBN: 3-531-14107-4 INHALT: "Die Frage nach den Möglichkeiten und der Bedeutung sozialer Integration ist nach den jüngsten dramatischen Erfahrungen mit gesellschaftlichen Desintegrationsprozessen wieder stärker in den Mittelpunkt sozialwissenschaftlicher Debatten gerückt. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Integrationsproblematik moderner Gesellschaften und dem Wissensfundus der unterschiedlichen Integrationstheorien werden zentrale Aspekte der Integrationsund Anerkennungsproblematik behandelt, die sich aus aktuellen Desintegrationstendenzen der Gesellschaft ergeben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: I. Integration als zentrales Problem moderner Gesellschaften: Peter Imbusch, Dieter Rucht: Integration und Desintegration in modernen Gesellschaften (13-71); II. Integration - Desintegration - Anerkennung: Reimund Anhut, Wilhelm Heitmeyer: Desintegration, Anerkennungsbilanzen und die Rolle sozialer Vergleichsprozesse (75-100); Peter Sitzer, Christine Wiezorek: Anerkennung (101132); Gabriele Wagner: Die zwei Seiten der Anerkennung - Geschlechtergerechtigkeit und die Pluralisierung sozialer Wertschätzung (133-155); Gertrud Nunner-Winkler: Anerkennung moralischer Normen (157-178); Werner Helsper, Sabine Sandring, Christine Wiezorek: Anerkennung in pädagogischen Beziehungen - Ein Problemaufriss (179-206); III. Konzeptionelle Zugänge und empirische Analysen zur Integrations- und Desintegrationsproblematik: 1. Integration und Gewalt: Helmut Thome: Sozialer Wandel und Gewaltkriminalität - Erklärungskonzepte und Methodenprobleme (209-233); Wolfgang Kühnel, Kathy Hieber, Julia Tölke: Subjektive Bewältigungsstrategien und Gruppenkonflikte in geschlossenen Institutionen - das Beispiel des Strafvollzugs (235-258); 2. Integration und Werte: Roland Eckert: Die Generalisierung partikularistischer Orientierung - Proaktive Prozesse in der Bildung kollektiver Identität (259-278); Kurt Möller: Skinheads im Spannungsfeld gesamtgesellschaftlicher Desintegration und partikularistischer Integration (279-301); 3. Integration und Rechtsextremismus: Michael Minkenberg: Repression und Repressionswirkungen auf rechtsradikale Akteure (303-324); Andreas Böttger, Olaf Lobermeier, Rainer Strobl: Interaktive Viktimisierung und rechtsextremistische Macht (325-339); 4. Integration und ökonomische Bedrohungen: Dirk Baier, Klaus Boehnke, Angela Kindervater, Susanne Rippl: Die EU-Erweiterung als Herausforderung für nationalstaatliche Integrationsmodelle (341-365); Klaus Kraemer, Frederic Speidel: Prekarisierung von Erwerbsarbeit - Zur Transformation des arbeitsweltlichen Integrationsmodus (367-390); 5. Integration und Ungleichheit: Hans-Georg Soeffner, Darius Zifonun: Integration - eine wissenssoziologische Skizze (391-407); Sighard Neckel, Ferdinand Sutterlüty: Negative Klassifikationen - Konflikte um die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit (409-428); 6. Integration und Sozialräume: Hartmut Häußermann, Jens Wurtzbacher: Die Gemeinde als Ort politischer Integration (429-449); Helmut Willems: Die "gespaltene Stadt" - Sozialräumliche Differenzierung und die Probleme benachteiligter Wohngebiete (451-464).

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[48-L] Hiller, Petra: Korruption und Netzwerke: Konfusionen im Schema von Organisation und Gesellschaft, in: Zeitschrift für Rechtssoziologie, Bd. 26/2005, H. 1, S. 57-77 (Standort: UuStB Köln(38)XG06262; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Text diskutiert Korruption und Netzwerke in gesellschaftstheoretischer Perspektive. Dabei wird sichtbar, dass Korruption als ein Fall des Scheiterns funktionaler Differenzierung beschrieben werden kann, und zwar auf der Ebene von Organisation und Netzwerk. Was als Korruption beobachtet wird, ist die Verknüpfung von Sinnhorizonten der Kommunikation. Auch Netzwerke, die durch die reflexive Kombination von Adressen entstehen, verkneten unterschiedliche Sinnkontexte. Mit der Aufdeckung dieser strukturellen Affinität von Korruption und Netzwerk erarbeitet der Text einen Vorschlag, an dem eine soziologische Beschreibung von Korruption als Netzwerkphänomen ansetzen kann." (Autorenreferat)

[49-L] Imhof, Kurt; Blum, Roger; Bonfadelli, Heinz; Jarren, Otfried (Hrsg.): Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, (Mediensymposium Luzern, Bd. 8), (Mediensymposium Luzern "Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken", 2002, Luzern), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 419 S., ISBN: 3-53114372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670) INHALT: "Die Debatte über den Gesellschaftsbegriff in den Sozialwissenschaften beginnt sich langsam zu klären. Die Zahl der verhandelten Begriffe nimmt ab, dafür steigt die Qualität und Konsistenz der Debatte. Einer der intensiv debattierten Begriffe ist derjenige der 'Mediengesellschaft'. Dieses Buch ausgewählter Beiträge zu diesem Terminus führt in die Debatte über Gesellschaftsbegriffe ein und diskutiert das Konzept der 'Mediengesellschaft' zusammen mit den Begriffen 'Medialisierung' und 'Mediatisierung'. Generell wird hier davon ausgegangen, dass die Ausdifferenzierung eines eigenständigen Mediensystems die Beziehungen zwischen den zentralen Teilsystemen moderner Gesellschaften fundamental ändern und die Akteure aller Teilsysteme, einem Medialisierungs- oder Mediatisierungsdruck aussetzen. Neben dem Teilsystem Wissenschaft, steht das ökonomische System und das politische System im Zentrum." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Haller: Die Mediengesellschaft oder das Dilemma der Unvereinbarkeit von Identität und Universalität (33-56); Werner A. Meier, Heinz Bonfadelli: Informationsgesellschaft oder Mediengesellschaft? (57-78); Esther Kamber: Mediengesellschaft - der Gesellschaftsbegriff im Spannungsfeld der Modernetheorie (7999); Elisabeth Klaus, Margret Lünenborg: Medienhandeln als Alltagshandeln. Über die Konstituierung gesellschaftlicher Identität durch cultural citizenship in der Mediengesellschaft (100-113); Edzard Schade: Indikatoren für die Medialisierungsforschung: Konzepte von Wirklichkeitskonstruktion als Bausteine der Mediengesellschaft (114-138); Ulrich Saxer: Mediengesellschaft: auf dem Wege zu einem Konzept (139-155); Urs Dahinden: Steht die Wissenschaft unter Mediatisierungsdruck? Eine Positionsbestimmung zwischen Glashaus und Marktplatz (159-175); Stephan Ruß-Mohl: Wissenschaftsjournalismus in der Aufmerksamkeitsökonomie (176-194); Michael Schanne, Urs Kiener: Wissenschaft und Öffentlichkeit: multiple Grenzziehungen (195-207); Jürgen Heinrich, Frank Lobigs: Moralin fürs Volk. Gründe und Auswirkungen der Moralisierung in der Politik- und Wirtschaftsberichterstattung aus einer modernen ökonomischen Perspektive (211-230); Stefan Tobler: Aufstieg und Fall der New Economy. Zur Medialisierung der Börsenarena (231-261); Mark Eisenegger: Reputationskonstitution in der Mediengesellschaft (262-292); Christian Steininger: Das politische

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Dilemma medialer Produktion (295-313); Frank Esser: Metaberichterstattung. Begründung eines Konzepts der Medienselbstthematisierung und Publicity-Thematisierung in internationalen Wahlkämpfen (314-346); Horst Pöttker: Maßstab: Balance von Eigensinn und Fremdverstehen. Zur Analyse der Kritik an der Mediatisierung (347-362); Hans Matthias Kepplinger, Simone Christine Ehmig: Ist die funktionalistische Skandaltheorie empirisch haltbar? Ein Beitrag zur Interpendenz von Politik und Medien im Umgang mit Missständen in der Gesellschaft (363-375); Herbert Schatz, Jörg-Uwe Nieland: Zum Verhältnis von Fernsehen und Politik in Zeiten der Medialisierung politischer Kommunikation (376-399); Ulrich Sarcinelli: Zur Unterschätzung der Eigenlogik des Politischen: Plädoyer für eine Rekontextualisierung der politischen Kommunikationsforschung (400-409).

[50-L] John, René; Knothe, Holger: Soziale Verortung: eine Heuristik zur Beschreibung und Erklärung von Prozessen sozialer Einbettung, (IPP-Arbeitpapiere, Nr. 7), München 2004, 25 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ipp-muenchen.de/texte/ap_7.pdf) INHALT: "Unter den aktuellen Bedingungen einer fortschreitenden Individualisierung und eines tief greifenden gesellschaftlichen Wandels sind soziale Bindungen nicht mehr einfach gegeben oder selbstverständlich. Vielmehr rückt die Notwendigkeit aktiver Positionierungsarbeit innerhalb sozialer Beziehungen für die Individuen in den Mittelpunkt. Mit der Heuristik der sozialen Verortung können diese Prozesse der sozialen Einbettung an der Nahtstelle von Individuum und Gemeinschaft formal beschrieben und erklärt werden. Ausgehend von der Relation dreier integraler Theorieelemente - Zugehörigkeit, Vertrauen und Anerkennung - werden mögliche Kontexte für eine hinreichende und gelingende soziale Einbettung von Individuen in Gemeinschaften dargestellt. Dabei wird vor allem einer Anwendung der Heuristik in empirischen Untersuchungen Rechnung getragen." (Autorenreferat)

[51-L] John, René: Vertrauen in Organisationen sozialen Engagements, (IPP-Arbeitpapiere, Nr. 2), München 2004, 34 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ipp-muenchen.de/texte/ap_2.pdf) INHALT: "Ausgehend von einem Konzept sozialer Verortung wird die Bedeutung von Vertrauen zur Ermöglichung sozialer Bindungen thematisiert. Im Anschluss daran ist zu untersuchen, auf welche Art sich Vertrauen unter den gesellschaftlichen Bedingungen erhöhter Risikoreflexion bilden kann. Anhand einer vergleichenden empirischen Untersuchung dreier Organisationen, die ressourcenintensives, soziales Engagement im Rahmen freiwilliger Assoziationen einfordern, werden die Formen, deren Verhältnis zu den jeweiligen Organisationen und die Determinanten für jene bestimmt". (Autorenreferat)

[52-L] Kamber, Esther: Mediengesellschaft - der Gesellschaftsbegriff im Spannungsfeld der Modernetheorie, in: Kurt Imhof, Roger Blum, Heinz Bonfadelli, Otfried Jarren (Hrsg.): Mediengesellschaft : Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 79-99, ISBN: 3-531-14372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670)

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INHALT: Die Diskussion über die Mediengesellschaft reagiert - so die These des vorliegenden Beitrags - auf die Emanzipation der Medien von ihren herkömmlichen sozialen Bindungen und Trägergruppen sowie auf die Ausbildung von medialen "Eigenlogiken". Die Differenzierung von Politik und Medien ist gleichzeitig mit einer Entdifferenzierung von Medien und Wirtschaft verbunden. Im Zentrum der Betrachtungen steht daher die funktionale Differenzierung moderner Gesellschaften, die - so wird postuliert - im diskontinuierlichen, sozialen Wandel bzw. in Krisenphasen beschleunigt wird. Im Zuge der zunehmenden Diffusion neoliberaler Leitbilder etablieren sich im Zentrum moderner Gesellschaften neu die Medien als eigenständiger Bereich neben der Macht einbüßenden Politik und der an sozialer Wirkmächtigkeit gewinnenden Wirtschaft. Dies führt zu mannigfachen Verschiebungen im sozialen Gefüge, speziell zu einem grundsätzlichen Neuarrangement von Politik, Wirtschaft und Medien. Der Beitrag charakterisiert den Terminus Mediengesellschaft, indem dieser zuerst in Bezug zum Begriff der Moderne gesetzt wird. In diesem Zusammenhang werden die zu Grunde gelegten, theoretischen Prämissen zur Moderne, deren funktionaler Differenzierung und der diskontinuierliche, soziale Wandel ihrer demokratischen Zentrumsgesellschaften dargestellt. Anhand der im internationalen Vergleich späten Entwicklung in der Schweiz werden dann die Voraussetzungen für und die Etappen hin zur Mediengesellschaft exemplarisch herausgearbeitet. Zum Abschluss werden die Folgen eigenständiger Medien skizziert bzw. Medialisierungseffekte für Akteure der Politik wie der Wirtschaft benannt und es wird ein kritischer Blick auf den Entwicklungshorizont der Mediengesellschaft geworfen. (ICA2)

[53-L] Klein, Ansgar; Kern, Kristine; Geißel, Brigitte; Berger, Maria (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital: Herausforderungen politischer und sozialer Integration, (Bürgergesellschaft und Demokratie, Bd. 14), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 287 S., ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2831) INHALT: "Zivilgesellschaft und Sozialkapital werden als zentral für die soziale und politische Integration moderner Gesellschaften betrachtet. Neue soziale Ungleichheiten und wachsende kulturelle Unterschiede führen zu Integrationsproblemen, die durch zivilgesellschaftliches Engagement und die Bildung von Sozialkapital gelöst werden sollen. Doch hat Zivilgesellschaft an sich einen integrierenden Charakter und ist Sozialkapital tatsächlich ein Garant für eine gut funktionierende Demokratie? Die Beiträge in diesem Sammelband sollen diese Fragen beantworten. Mit den Begriffen Zivilgesellschaft und Sozialkapital waren nach ihrer Wiederentdeckung in den neunziger Jahren euphorische Hoffnungen und hochfliegende Erwartungen an ihre Demokratisierungspotentiale verbunden. Sie schienen Allheilmittel zu sein für soziale und politische Integration, für die Entlastung staatlicher Institutionen und für die Steigerung gesellschaftlicher Selbstorganisations- und Problemlösungsfähigkeit. Diese Euphorie ist einer kritischen Bestandsaufnahme gewichen. Mittlerweile werden die Potentiale und Grenzen von Zivilgesellschaft und Sozialkapital einschließlich ihrer 'dunklen Seiten' (z.B. Gangs, Korruption, 'Filz') deutlicher wahrgenommen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Brigitte Geißel/Kristine Kern/Ansgar Klein/Maria Berger: Einleitung: Integration, Zivilgesellschaft und Sozialkapital (7-18); Ansgar Klein: Einleitung: Arbeiten am Konzept Zivilgesellschaft (19-22); Detlef Pollack: Zivilgesellschaft und Staat in der Demokratie (23-40); Roland Roth: Die dunklen Seiten der Zivilgesellschaft. Grenzen einer zivilgesellschaftlichen Fundierung von Demokratie (41-64); Alexander Thumfart: Kommunen in Ostdeutschland. Der schwierige Weg zur Bürgerkommune (65-84); Volker Heins: Notwendige Illusionen. Zur Rolle der Zivilgesellschaftsnorm in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (85-

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102); Brigitte Geißel: Einleitung: Sozialkapital im demokratischen Prozess. Theorieangebote und empirische Befunde (103-108); Kristine Kern: Sozialkapital, Netzwerke und Demokratie (109-130); Kai-Uwe Hellmann: Solidarität, Sozialkapital und SystemvertrauenFormen sozialer Integration (131-150); Jan Delhey/Kenneth Newton: Determinanten sozialen Vertrauens. Ein international vergleichender Theorientest (151-168); Peter H. Feindt: Motor der Demokratisierung oder der Exklusion? Zur Rolle und Bildung von Sozialkapital in Politiknetzwerken (169-188); Maria Berger: Einleitung: Ethnische Gemeinschaften als Integrationschance? (189-192); Jürgen Fijalkowski: Zur Funktion ethnischer Vereinigungen. Die Resonanz ethnischer Vereinigungen mit Integrations- oder Segregationszielen: Reflexionen zur Hypothesenbildung (193-210); Valentin Rauer: Ethnische Vereine in der Selbst- und Fremdbewertung. Plädoyer für einen relationalen Sozialkapital-Ansatz (211-230); Claudia Diehl: Fördert die Partizipation in ethnischen Vereinen die politische Integration im Aufnahmeland? Theoretische Perspektiven und empirische Evidenzen (231-250); Maria Berger/Christian Galonska/Ruud Koopmans: Integration durch die Hintertür. Ethnisches Sozialkapital und politische Partizipation von Migranten in Berlin (251-272).

[54-L] Kohlmeier, Manfred; Schimany, Peter (Hrsg.): The impact of immigration on Germany's society: the German contribution to the pilot research study "The impact of immigration on Europe's societies" within the framework of the European Migration Network, Nürnberg 2005, 65 S. (Graue Literatur; URL: http://halibut.cis. cs.tu-berlin.de/EMNDownloads/download.do;jsessionid=D11EE5C9EFB21C8EC0C40DE6C8ED AE85?fileID=67) INHALT: "In Germany, all areas of migration and integration policy display, to a greater or lesser extent, knowledge deficits. As a consequence of the political attitude that Germany did not consider itself an immigration country until very recently, the interest in steadily improving the knowledge gained and in informative data has been very little. The gaps in research and the poor situation regarding the data available has been criticised in Germany for quite a long time. The Independent Commission 'Immigration' recommended in their report published in 2001 that, among others, the various statistics on migration should be improved, that new informative characteristics should be included in official surveys (especially information on the origin of persons interviewed), and that scientific backing-up research should be established. This was expressly emphasized again in the annual expertise 2004 of the Experts Council for Immigration and Integration. For carrying out comprehensive research in the areas of social science and economics, statistical data is required that offers the possibility of making causal and development analyses of immigration and integration processes and their resulting effects. For an empirical analysis of the situation of migration and integration not only a statistically differentiated registration of immigrants is required, but also detailed and extended statistics on migration flows. National migration statistics do only generate significant findings if they are compared on an international level. To date, migration statistics in Germany and also in other EU Member States have mainly been based on a national level and, in only rare cases, have been orientated towards international comparability. National differences in the definitions of various categories of immigrants as well as the quality of data still result in the fact that in many cases direct comparisons of the figures are not possible at all or are very restricted. It is particularly important to assess the acceptance and integration capacities by use of a system of indicators. Such a system requires reliable empirical findings. To realise this, a detailed and scientifically well-founded social reporting system on migration and integration

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has to be established. In addition, precisely defined objectives have to be formulated and indicators will have to be identified that reflect the relevant objectives - even if it is difficult to operationalise them. For this purpose, those indicators will have to be identified which are reasonable from the scientific viewpoint as well as especially necessary from the political viewpoint, e.g. for labour market- and education-related issues of immigration. An increasingly important field of scientific research of migration and integration is also evaluation research. Accompanying studies on the effects of integration measures are indispensable for a comprehensive integration policy. Only with their assistance reliable statements on the acceptance and integration capacities of a country can be made. For the area of controlling migration flows, the government has already reacted and has established a department for accompanying research at the Federal Office for Migration and Refugees (BAMF). In accordance with para. 75 art. 4 Residence Act, the BAMF has the task of carrying out scientific research on migration issues (accompanying research) in order to generate analytical results to support the control of migration flows. In sum, it can be said that deficits in research and in the availability of data do not only affect those research areas directly relevant to the political control of immigration and the meeting of challenges inherent to integration. Problems in data technology and deficits in contents rather affect migration and integration research as a whole. What is therefore needed is differentiated, interdisciplinary-oriented research, which is also institutionally anchored and supported." (excerpt)

[55-L] Kollmorgen, Raj: Ostdeutschland: Beobachtungen einer Übergangs- und Teilgesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 324 S., ISBN: 3-531-14749-8 INHALT: "Der Band fragt nach dem Platz und den Chancen Ostdeutschlands im Rahmen Deutschlands und Europas: Sind die neuen Bundesländer tatsächlich der unvergleichliche Sonderfall des europäischen Postsozialismus, der wissenschaftlich kaum neue Erkenntnisse verspricht? Handelt es sich um eine Übergangsgesellschaft, die ihre entscheidenden Wandlungsprozesse nach dem Vorbild Westdeutschlands bereits hinter sich gelassen hat und für eine Zukunftsdiskussion nicht taugt? Kann angesichts der gelungenen Vereinigung überhaupt von einer ostdeutschen Teilgesellschaft, besonderen deutsch-deutschen Ungleichheiten und Anerkennungsdefiziten gesprochen werden? Das Buch analysiert nicht nur Thesen, Daten und Befunde, sondern wirft kenntnisreich einen Blick in die Zukunft Ostdeutschlands und damit von Deutschland insgesamt." (Autorenreferat)

[56-L] Kübler, Hans-Dieter: Mythos Wissensgesellschaft: gesellschaftlicher Wandel zwischen Information, Medien und Wissen ; eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 220 S., ISBN: 3-531-14 484-7 INHALT: Die rasche Entwicklung von Informations-, Medien- und Kommunikationstechnologien durchdringt alle Lebensbereiche in modernen Industriegesellschaften. Im Mittelpunkt des Buches steht das Paradigma der Informationsgesellschaft bzw. der Wissensgesellschaft. Die Begriffsgeschichte und die Entstehung des Konzeptes der Informationsgesellschaft wird analysiert. Außerdem wird eine Wissenstypologie vorgestellt, die u.a. zwischen Erkenntnis, fachlichem Wissen, Bildung, Alltagswissen und Intuition differenziert. Der Autor kritisiert, dass

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die Begriffe 'Wissen' und 'Information' vor allem von den Medien inflationär und inhaltsleer verwendet werden. Er arbeitet heraus, dass es sich bei den Begriffen der Wissens- und Informationsgesellschaft eher um populäre Metaphern und um 'eindrucksvolle Leerformeln' handelt als um Beschreibungen neuer kultureller und gesellschaftlicher Formationen. Als Mythen dienen sie vor allem zur Weltdeutung und Orientierung in einer sich rasch wandelnden Welt. Der Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Entwicklungstrends werden sie allerdings nicht gerecht. Die vorwiegend an technischer Entwicklung orientierte Perspektive bedarf einer Erweiterung um die soziale Dimension der Verteilung, Verarbeitung und Verwendung von Wissen. (IAB)

[57-L] Lehmann, Kai: Der lange Weg zur Wissensgesellschaft, in: Kai Lehmann, Michael Schetsche (Hrsg.): Die Google-Gesellschaft : vom digitalen Wandel des Wissens, Bielefeld: transcript Verl., 2005, S. 3339, ISBN: 3-89942-305-4 (Standort: B 2211 - 30/05) INHALT: Die Idee einer Wissensgesellschaft wird in allen Sphären des öffentlichen Lebens meist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten diskutiert. Der ökonomische Schwerpunkt mag dabei dem Ursprung der Idee geschuldet sein: die vordergründig soziologische, letztlich aber volkswirtschaftlich ausgerichtete Analyse des Wandels von Unternehmen. Auch der aktuell vorherrschende Trend, alles zu ökonomisieren, fördert eine Verengung des Begriffs auf Branchenstrukturen und Produktionsweisen. Die Wissensgesellschaft ist aber mehr: Auf politischen, sozialen und kulturellen Feldern prägt ihre Idee den gesellschaftlichen Wandel und ermöglicht Visionen, die der gängigen Ökonomisierung Alternativen entgegensetzen. So steht z.B. das Konzept "Open Source" - eine frei erarbeitete und für alle zugängliche Software nicht nur für eine alternative Gestaltung der Wissensgesellschaft, sondern auch für zukünftige Felder gesellschaftlicher Machtkämpfe. Der Autor skizziert in seinem Beitrag die Geburt der Idee der Wissensgesellschaft, den politischen Weg zur Wissensgesellschaft, die Merkmale einer Wissensgesellschaft sowie die Bedeutung des Wandels als Chance, traditionelle gesellschaftliche Strukturen abzulösen. (ICI2)

[58-L] Lessenich, Stephan; Mau, Steffen: Reziprozität und Wohlfahrtsstaat, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 257-276, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Der Beitrag untersucht die Rolle von Reziprozität für die Legitimität und Anerkennung von wohlfahrtsstaatlichen Ressourcentransfers und -regimes. Dabei wird zunächst diskutiert, warum auch eine soziale Großinstitution wie der Wohlfahrtsstaat, welche durch einen hohen Grad an Verrechtlichung und Anonymität charakterisiert ist, Ideen von Leistung und reziproker Gegenleistung inkorporiert. Es wird argumentiert, dass staatliche Transfers soziale Beziehungen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen etablieren, die auf Gegenseitigkeitsbeziehungen bezogen sind. Der Artikel zeigt anhand verschiedener Reziprozitätstypologien, dass in unterschiedlichen wohlfahrtstaatlichen Programmen und Systemen sehr unterschiedliche Reziprozitätslogiken wirksam werden, und dass die Zuerkennung sozialer Rechte auch immer mit einem Kampf um legitime Reziprozitätsdefinitionen verbunden ist. In diesem Sinne stellt der moderne Wohlfahrtsstaat einen institutionalisierten Kompromiss zwischen

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"Interesse" und "Moral" dar; er ist die Arena einer historisch wie kulturell variablen "Politik mit der Reziprozität". Die gesellschaftliche Verankerung eines Bewusstseins, dass der Wohlfahrtsstaat mit seinen Institutionen für das Zustandekommen und die Einhaltung von "fair reciprocity" bürgt, stellt dabei die unverzichtbare Grundlage der bedingten Kooperationsbereitschaft seiner Bürgerinnen und Bürger dar. Schon Emile Durkheim verwies in hellsichtiger Weise auf die Bedeutung sozialstaatlicher Institutionen und Interventionen für den sozialen Zusammenhalt der modernen, arbeitsteiligen, individualisierten Gesellschaft. (ICA2)

[59-L] Lippuner, Roland: Raum: soziale Systeme, Umwelt und Welt, in: Michael Weingarten (Hrsg.): Strukturierung von Raum und Landschaft : Konzepte in Ökologie und der Theorie gesellschaftlicher Naturverhältnisse, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2005, S. 240-272, ISBN: 3-89691-580-0 INHALT: Der Beitrag untersucht theoretische Konzeptionen des Verhältnisses von Gesellschaft und Raum aus systemtheoretischer Sicht. Zunächst wird aufgezeigt, welchen Ort der Raum im Werk Niklas Luhmanns besitzt, um im weiteren den kopplungstheoretischen Entwurf einer systemtheoretischen Ökologie der Gesellschaft und die kommunikationstheoretische Konzeption von Raum als ein Element sozialer Kommunikation zu diskutieren. Es erfolgt ferner eine kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Entwürfen einer systemtheoretischen Geographie, welche zeigt, dass die vorliegenden Ansätze zu einer konstruktivistischen Lesart der Systemtheorie in Widerspruch geraten. Wenn man bei Überlegungen zum Raumbegriff in der Systemtheorie jedoch von der Annahme ausgeht, dass soziale Systeme beobachtende Systeme sind, die das Medium "Sinn" benutzen, dann wird deutlich, dass der Raum als ein Schema der Beobachtung gefasst werden kann und in jeder unterscheidungsabhängigen Beobachtung enthalten ist. Da Beobachtung in systemtheoretischer Sicht immer die Konstruktion von Systemen beinhaltet, ist daher unter systemtheoretischen Vorgaben jede Auseinandersetzung mit sozialen Systemen und Systembeziehungen an Raumvorstellungen gebunden. (ICI2)

[60-L] Loewenstein, Bedrich W.: Auf der Suche nach bürgerlicher Gesellschaft: zwischen Schrumpfbürgertum und theoretischer Besinnung, in: Manfred Hettling, Bernd Ulrich (Hrsg.): Bürgertum nach 1945, Hamburg: Hamburger Ed., 2005, 61-84, ISBN: 3-936096-50-3 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4851) INHALT: Der Autor schildert anhand eines biographischen Rückblicks, dass Bürgerlichkeit in der deutschsprachigen Tradition immer weit mehr eingeschlossen hat, als in der bundesrepublikanischen Gegenwart präsent ist. Aus einer jüdischen Familie in Prag stammend, inmitten der Spannungen zwischen Deutschen, Juden und Tschechen in der Tschechoslowakei seit 1918 groß und doch mehr bürgerliches Individuum als Nationsangehöriger geworden, erfährt er durch die bürgerliche Sozialisation Prägungen, die auch in der sozialistischen Gesellschaft weiterwirkten und ein geistig-intellektuelles Überleben erst ermöglichten. Begünstigt durch den Zufall einer Nischenexistenz stimulierte ihn die noch erfahrene, aber nicht mehr zu verwirklichende eigene bürgerliche Lebensführung zur Reflexion über Bürgerlichkeit und Zivilgesellschaft. Die "Erfahrung des Verlustes" hat seit dem 19. Jahrhundert immer wieder den Blick für das Besondere der Bürgerlichkeit geschärft. Was familiäre Bindungen und Prägungen vermitteln konnten - an Chancen, aber auch an Altlasten - schildert der Autor eindringlich. (ICA2)

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[61-L] Meier, Werner A.; Bonfadelli, Heinz: Informationsgesellschaft oder Mediengesellschaft?, in: Kurt Imhof, Roger Blum, Heinz Bonfadelli, Otfried Jarren (Hrsg.): Mediengesellschaft : Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 57-78, ISBN: 3-531-14372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670) INHALT: Der Beitrag zur Begriffsdebatte um das Verhältnis der Mediengesellschaft zur Informationsgesellschaft versucht das heuristische Potential, aber auch die Anschlussfähigkeit von fünf für die Publizistikwissenschaft besonders relevanten Gesellschaftskonzeptionen vergleichend auszuloten, nämlich: (1) Marktgesellschaft, (2) Informationsgesellschaft, (3) Netzwerkgesellschaft, (4) Wissensgesellschaft und (5) Mediengesellschaft. Der Nutzen des Vergleichs für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft liegt darin, das "genuin Publizistische" als herausragende gesellschaftliche Ressource und Movens genauer bestimmen zu können. Die Verwendung des Begriffs "Mediengesellschaft" setzt damit eine intensive grundlagentheoretische Beschäftigung durch die Disziplin voraus, will man weiterkommen und nicht lediglich eine disziplinenspezifische modische Etikette produzieren. Für den Autor ist die Mediengesellschaft nicht nur eine neue Gesellschaftsformation, sondern auch eine Gestaltungsaufgabe ersten Ranges. Mediengesellschaft ist damit auch ein politisches Gestaltungsobjekt, "ohne dass wir heute genau wissen, was einmal 'Mediengesellschaft' sein wird". (ICA2)

[62-L] Meyer, Lars: Absoluter Wert und allgemeiner Wille: zur Selbstbegründung einer dialektischen Gesellschaftstheorie, Bielefeld: transcript Verl. 2005, 284 S., ISBN: 3-89942-224-4 (Standort: UB Bonn (5)-2005-5163) INHALT: Der Verfasser gliedert seine Untersuchung in vier Schritte. Zunächst geht es in einer rekonstruierenden Auseinandersetzung mit den soziologischen Spätschriften Adornos - vor allem der Positivismuskritik - um das Problem der Verselbständigung gesellschaftlicher Verhältnisse als Gegenstand der Theorie sowie um Adornos Theorie- und Methodenverständnis und seinen Gesellschaftsbegriff. Anknüpfend an eine Auffächerung des ideengeschichtlichen und historisch-institutionellen Horizonts der Soziologie Adornos werden einzelne Momente der Soziologie Adornos vertiefend dargestellt: Adornos Objektivitätsbegriff, sein Methodenverständnis sowie die Kritik der Soziologie. In Abgrenzung gegen handlungs- und systemtheoretische Entwürfe gesellschaftlicher Differenzierung (Habermas, Luhmann) wird sodann das Problem der theoretischen Selbstreflexion sozialer Verselbständigung im Kontext der von Hegel aufgeworfenen Frage der Trennung von Staat und Gesellschaft behandelt. Eine Auseinandersetzung mit der Analyse des ökonomisch-politischen Doppelcharakters der modernen Gesellschaftsstruktur bei Marx leitet über zur abschließenden theoretischen Bestimmung der Einheit der Gesellschaft, gedoppelt in den Strukturprinzipien von Geld und Recht. (ICE2)

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[63-L] Meyer, Thomas; Vorholt, Udo (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit, (Dortmunder politisch-philosophische Diskurse, Bd. 2), (Tagung "Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit", 2004, Dortmund), Bochum: Projekt-Verl. 2004, 118 S., ISBN: 3-89733-124-1 (Standort: ULB Darmstadt(17)-2005-5156) INHALT: "Das Thema 'Gerechtigkeit' befindet sich sowohl durch aktuelle politische Debatten als auch durch grundlegende wissenschaftliche Diskurse im Fokus der öffentlichen Diskussion. In diesem zweiten Band 'Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit' der Reihe 'Dortmunder politisch-philosophische Diskurse' stellen die Autoren grundlegende Beiträge wie aktuelle politische Kontroversen zu dieser Thematik vor. Die Frage, wie die Zivilgesellschaft zu mehr Gerechtigkeit führen kann, steht dabei im Zentrum der in diesem Band versammelten Beiträge." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Wilfried Hinsch: Menschenrechte und Pflichtenallokation (11-26); Rolf G. Heinze: Aktivierung zivilgesellschaftlicher Potentiale. Auf dem Weg zu einem neuen Wohlfahrtsstaatsmodell (27-47); Adrian Reinert; Zivilgesellschaft und das Problem sozialer Dilemmata (48-66); Ursula Nothelle-Wildfeuer: Die Idee der Zivilgesellschaft und das Subsidiaritätsprinzip. Zur sozialethischen Fundierung von Überlegungen zum Umbau des Sozialstaates (67-89); René Cuperus: Wie die Kollision von Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit eine rechts-populistische Revolte in Europa produziert (90-102); Udo Vorholt: Gerechtigkeit - die philosophische Konzeption von Leonard Nelson (103-117).

[64-L] Mühlfeld, Claus: Vertrauen als Basiselement sozialer Ordnung, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 179-203, ISBN: 3-631-53411-6 INHALT: Gesellschaften basieren auf der Voraussetzung, dass soziale Ordnungen ihr Überdauern sichern können, und zwar auch mit Blick auf zugrunde liegende personale, soziale und kollektive Identitäten. Im vorliegenden Beitrag spielen Institutionen, und damit vorgelagerte Institutionalisierungsprozesse, hierbei eine wichtige Rolle, denn sie markieren nicht nur bereichsspezifische Handlungszusammenhänge mit konkreten sozialen Erwartungen und Sanktionen, sondern auch kulturelle Sinnwelten und Leitbilder, wie am Beispiel der Institutionalisierung der Kindheit und der moralischen Leitbildfunktion (individueller) Freiheit verdeutlicht wird. Soziale Ordnung kommt damit ohne Vertrauen nicht aus. Als Fazit wird festgehalten: Ohne Vertrauen sind Kooperationsbereitschaft und eine Begrenzung der Enttäuschungsanfälligkeit menschlicher Erwartungen nicht realisierbar. Die Sinnhaftigkeit menschlichen Handelns einschließlich der Lebensformen wird über Vertrauen stabilisiert. Vertrauen garantiert keineswegs Erwartungssicherheit, deshalb ist es nicht institutionalisierbar. Eine erfolgversprechende Institutionalisierung könnte nur durch missionarischen Eifer inszeniert, aber nicht eingelöst werden. Insgesamt gilt: Wer Vertrauen gezielt gefährdet, der spielt mit Grundkategorien der Vergesellschaftung. (ICA2)

[65-L] Pulcini, Elena: Das Individuum ohne Leidenschaften: moderner Individualismus und Verlust des sozialen Bandes, Berlin: Diaphanes 2004, 227 S., ISBN: 3-935300-27-1 (Standort: UB Saarbrücken(291)20053960)

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INHALT: "Die Herausbildung des modernen Individualismus lässt sich lesen als Geschichte einer Loslösung von den Leidenschaften, und zugleich als Geschichte der Verdrängung von Affekten und Gefühlen aus der Philosophie selbst. Indem die italienische Philosophin Elena Pulcini das Thema der Leidenschaften neu in den Blick nimmt, wird die paradoxale Begründung des angeblich autonom und rational ausgeprägten Individuums deutlich. In pointierten Lektüren von Rousseau, Adam Smith, Tocqueville und Bataille bezieht Elena Pulcini explizit Stellung für die Utopie einer 'warmen' Philosophie, in der die Leidenschaften sich neu herauskristallisieren. Nach dem Typus des utilitaristischen, auf Erwerb ausgerichteten 'Homo oeconomicus' und dem eines narzißtisch-apathischen 'Homo democraticus' zeichnet sich so, entlang einer Theorie und Praxis der Gabe, die Gestalt eines künftigen 'Homo reciprocus' ab." (Autorenreferat)

[66-L] Reinert, Adrian: Zivilgesellschaft und das Problem sozialer Dilemmata, in: Thomas Meyer, Udo Vorholt (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Gerechtigkeit, Dortmund: Projekt-Verl., 2004, S. 48-66, ISBN: 389733-124-1 (Standort: ULB Darmstadt(17)-2005-5156) INHALT: Thema des Beitrags ist die Zivilgesellschaft, ihre Entwicklung, Definition und Bedeutungsinhalte. Dabei geht es vor allem um diverse Begriffsdeutungen und divergierende Einschätzungen zu ihrer Entwicklung, aber auch um die zunehmende Internationalisierung der Bürgergesellschaft. Kritisiert wird, dass neben dem Engagement für die Gesellschaft parallel auch Egoismus und Interessenpartikularismus existieren und dass es gesellschaftliche Rahmenbedingungen gibt, die der Entwicklung von Solidarität und Bürgersinn eher abträglich sind. Am Beispiel des Gefangenendilemmas wird der Konflikt zwischen individueller und kollektiver Rationalität aufgezeigt. Zur Vermeidung von sozialen Konflikten bedarf es Sozialkapital. Zivilgesellschaftliches Engagement braucht eine Engagement fördernde Infrastruktur, das Prinzip der Gegenseitigkeit, die Förderung von Mitverantwortlichkeit und vor allem eine solidarische Verteilung von Arbeit. (ICH)

[67-L] Rosa, Hartmut; Corsten, Michael: Gesellschaftstheorie und Moralphilosophie - Anmerkungen zu einem schwierigen Verhältnis, in: Michael Corsten, Hartmut Rosa, Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 9-21, ISBN: 3-531-14401-4 INHALT: Der Titel des vorliegenden Sammelbandes verweist auf das Werk Niklas Luhmanns, der mit Büchern wie "Das Recht der Gesellschaft", "Die Politik der Gesellschaft" oder "Die Wirtschaft der Gesellschaft" Spezialstudien zur modernen, funktional differenzierten Gesellschaft vorgelegt hat. Eine "Gerechtigkeit der Gesellschaft" aber hätte Luhmann niemals geschrieben, weil Moral, deren Leitidee Gerechtigkeit darstellt, gerade kein funktionsspezifisches Teilsystem der Gesellschaft ist. Moralische Kommunikation lässt sich nicht ausdifferenzieren; sie bleibt Teil der Alltagskommunikation, an der jeder teilnehmen will und darf. Nach Luhmann gibt es auch keinen übergreifenden Konsens über die Maßstäbe und Erfordernisse der Gerechtigkeit. Deshalb meinte Luhmann auch, unablässig vor Moral und Moralisierung warnen zu müssen: Moralische Konflikte sind meist "unteilbare" Konflikte, die sich einer Kompromissfindung verschließen und nur allzu leicht "aufheizen". Der einleitende Beitrag zum Sammelband zeigt, das und warum man diesem apodiktischen Urteil nicht folgen

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muss. Denn erstens ist es möglich, zwischen interessenbasierten, nur quasi-moralischen Ansprüchen und an den Maßstäben der Reziprozität und Unparteilichkeit orientierten, genuinen Gerechtigkeitsurteilen analytisch sauber zu unterscheiden, und zweitens sind moralische Urteile durchaus begründbar. Die Autoren zeigen, dass auch bei Luhmann der strukturellen Logik funktionaler Differenzierung eine (kulturelle) Logik der Inklusion und individueller Autonomie entspricht. Zwischen den an Gleichheit orientierten Gerechtigkeitsansprüchen und der gesellschaftlichen Differenzierungsstruktur besteht zumindest eine nicht zu negierende "Wahlverwandtschaft". (ICA2)

[68-L] Roth, Roland: Die dunklen Seiten der Zivilgesellschaft: Grenzen einer zivilgesellschaftlichen Fundierung von Demokratie, in: Ansgar Klein, Kristine Kern, Brigitte Geißel, Maria Berger (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital : Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 41-64, ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-20052831) INHALT: "Die Schattenseiten von realen Zivilgesellschaften im Hinblick auf demokratische Prozesse untersucht Roland Roth. Er geht davon aus, dass demokratieförderliche Wirkungen der Zivilgesellschaft erst dann angemessen erfasst werden können, wenn auch die gegenläufigen anti-demokratischen und unzivilen Tendenzen innerhalb 'realer Zivilgesellschaften' ernsthaft berücksichtigt werden. Roth zeigt auf, dass die Existenz von Gruppierungen einer bad civil society analytisch nur unzureichend berücksichtigt werden. Zudem argumentiert er, dass je korporatistischer die Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen ausfällt, desto weniger dürften sie den Idealen autonomer, selbstorganisierter und freiwilliger Assoziation entsprechen und demokratische Lernorte anbieten. Als Gefahren an den Grenzen von Zivilgesellschaft zu den Sektoren Markt und Staat diskutiert der Autor die Problematik von zunehmender Korruption, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Seine Analyse macht deutlich, dass die Demokratisierung liberaler Demokratien neue institutionelle Formen benötigt und sich nicht in der Anrufung der Zivilgesellschaft erschöpfen darf." (Autorenreferat)

[69-L] Saxer, Ulrich: Mediengesellschaft: auf dem Wege zu einem Konzept, in: Kurt Imhof, Roger Blum, Heinz Bonfadelli, Otfried Jarren (Hrsg.): Mediengesellschaft : Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 139-155, ISBN: 3-531-14372-7 (Standort: UuStB Köln(38)-32A670) INHALT: Der Beitrag geht von dem Befund aus, dass der Gesellschaftsbezug publizistikwissenschaftlicher Prozessanalysen fragmentarisch ist. Zwar wird die Kommunikation im Funktionssystem "Massenmedien" auf den drei Strukturebenen, den Mikro-, Meso- und Makrolevel also, beobachtet; sie wird aber trotz zeitweise intensiver Rezeption der Luhmannschen Systemtheorie und von Giddens' Theorie der Strukturierung kaum systematisch in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang gestellt. Den will der Autor durch den Anschluss an das Konzept "Mediengesellschaft" ermöglichen und sicherstellen.Der Versuch, "Mediengesellschaft" als Begriff und als soziales Ganzes genauer zu konturieren, wird als zentrales Element eines umfassenden interdisziplinären Programms interpretiert. Bei diesem geht es um die Etablierung von Kommunikationssoziologie als einer integralen und integrierten Perspektive

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anstelle der bisherigen Addition von einzelnen partikulären Schauweisen. In der gemeinsamen Arbeit an der Analyse des Gesellschaftstyps Mediengesellschaft unter kommunikationssoziologischer Perspektive sollen die gesellschaftstheoretischen Unschärfen der Publizistikwissenschaft wie die Defizite im Medienverständnis der Soziologie behoben werden. Eine tentative Definition des Idealtyps Mediengesellschaft lautet: Als Totalphänomen operiert sie auf der Mikro-, Meso- und Makroebene, durchwirkt also Interaktions-, Organisations- und Funktionssysteme, das Institutionengefüge wie die Lebenswelt und entgrenzt und durchmischt vormals definierte soziale Sphären und Konstellationen. Am effizientesten konturiert Medialisierung moderne Gesellschaften, prägt aber zunehmend auch vormoderne Entwicklungsländer. Der Gesellschaftstypus Mediengesellschaft ist also grundsätzlich in unterschiedlichen strukturellen Kontexten realisierbar. (ICA2)

[70-L] Schimank, Uwe: Gerechtigkeitslücken und Inklusionsdynamiken, in: Michael Corsten, Hartmut Rosa, Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 309-343, ISBN: 3-531-14401-4 INHALT: Es sind stets Ungerechtigkeitserfahrungen, die am Ausgangspunkt sozialer und politischer Bewegungen und entsprechender gesellschaftlicher Kämpfe stehen, die dann wiederum den empirischen Ansatzpunkt für gesellschaftliche Strukturveränderungen bilden. Der vorliegende Beitrag versucht vor diesem Hintergrund in eher spekulativen, essayistischen Überlegungen das komplexe Bild der Moral in der zeitgenössischen Gesellschaft zu präzisieren. Es geht dabei um die Gerechtigkeitsvorstellungen als "wichtigen Teilposten im gesellschaftlichen Moralhaushalt". Diese Vorstellungen werden mit Inklusionsdynamiken der verschiedenen gesellschaftlichen Teilsysteme in Zusammenhang gebracht. Als Ergebnis der Überlegungen wird die hypothetische Denkfigur einer Gerechtigkeits-Paradoxie formuliert, die im Zuge fortlaufender Inklusion auftritt: Inklusionsdynamiken werden maßgeblich von Gerechtigkeitsforderungen vorangetrieben, und tatsächlich stellt sich im Erfolgsfall ein Mehr an "quantitativer" Gerechtigkeit ein - allerdings um den Preis von weniger "qualitativer" Gerechtigkeit. Die Durchsetzung von Gerechtigkeitsansprüchen scheint sich dabei nicht nur als dysfunktional für die Autopoiesis der Teilsysteme zu erweisen, sondern auch zu neuen Ungerechtigkeitserfahrungen zu führen, die nun jene machen müssen, die an den systemischen Leitorientierungen und -werten festhalten wollen. (ICA2)

[71-L] Schimank, Uwe: Die Entscheidung als Kommunikationsgesellschaft und die Paradoxie des Interventionismus, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 207-228, ISBN: 3-63153411-6 INHALT: Der Beitrag macht eine von Richard Münch herausgearbeitete konstitutive Beschaffenheit der modernen Gesellschaft zum Ausgangspunkt der Ausführungen: Wie leben Akteure Individuen ebenso wie Organisationen - die Moderne? Die vom Autor entwickelte Argumentation stellt im ersten Schritt dar, dass es zur "Kultur der Moderne" gehört, in einer "Entscheidungsgesellschaft" zu leben. Die sich daraus ergebenden Ansprüche an Akteure wachsen - so der zweite Analyseschritt - in dem Maße ständig weiter, wie die Entscheidungsgesellschaft

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sich als Kommunikationsgesellschaft entfaltet. Dennoch gibt es, wie im dritten Schritt vorgeführt wird, Praktiken des Coping mit einer sich verbreiternden Kluft zwischen dem, was Akteure wollen und sollen, und dem, was sie, realistisch betrachtet, nur können. Ausgegangen wird von den von Münch in der "Kultur der Moderne" herausgearbeiteten Prinzipien des "instrumentellen Aktivismus" und des "Rationalismus". Der instrumentelle Aktivismus favorisiert als Handlungstypus insbesondere das Entscheidungshandeln, wobei Gestaltungsentscheidungen, so der Autor, den eigentlichen Kern dieses kulturellen Prinzips ausmachen. (ICA2)

[72-L] Stapelfeldt, Gerhard: Theorie der Gesellschaft und empirische Sozialforschung: zur Logik der Aufklärung des Unbewußten, Freiburg im Breisgau: ça-ira-Verl. 2004, 518 S., ISBN: 3-924627-13-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-3313) INHALT: Die vorliegende Untersuchung schließt an den Versuch der frühen Kritischen Theorie an, Theorie und Empirie miteinander zu vermitteln nach dem Modell der klassischen Gesellschaftstheorie. Am Beispiel der Arbeitslosigkeits- und Armutsforschung werden Defizite der empirischen Sozialforschung erläutert, um vor diesem Hintergrund Ansatz und Aufgaben einer dialektischen Sozialforschung zu explizieren. Der gesellschaftstheoretische Rückgang hinter die Erscheinungen der Tatsachenwelt wird im Folgenden in vier Varianten erörtert: (1) Philosophie und Sein in der antiken Ontologie, der frühbürgerlichen Philosophie, der dialektischen Gesellschaftstheorie und dem Positivismus; (2) Kritische Theorie (Horkheimer, Adorno) und Positivismusstreit; (3) Modelle dialektischer Sozialforschung (Sokrates, Marx, Freud); (4) Bildung als Aktionsforschung in Paulo Freires Pädagogik der Befreiung. (ICE2)

[73-L] Stichweh, Rudolf: Inklusion und Exklusion: Studien zur Gesellschaftstheorie, (Sozialtheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2005, 224 S., ISBN: 3-89942-390-9 INHALT: "Das Buch untersucht die Einbeziehung von Personen in die globalisierten Funktionssysteme der modernen Gesellschaft. Es geht erstens um jene 'Leistungsrollen', in denen jemand Tätigkeiten und Verpflichtungen übernimmt, die für einen gesellschaftlichen Handlungsbereich konstitutiv sind. Zweitens werden die vielfältigen 'Publikumsrollen' analysiert, die alternativ zur Verfügung stehen, wenn der Schwerpunkt der Tätigkeit einer Person anderswo liegt. Auch mittels dieser Publikumsrollen kann die Person in das Geschehen der Systeme eingreifen. Drittens wird 'Exklusion' analysiert, d.h. die Möglichkeit der Nichtberücksichtigung und des Ausschlusses von Personen aus sozialen Systemen. Eine soziologisch entscheidende Frage ist, ob in der Moderne Exklusion immer einen Wiedereinschluss an einem anderen sozialen Ort nach sich zieht. Diese drei Stränge verknüpft das Buch mit Überlegungen zu Migration, zur Theorie der Weltgesellschaft und zu den Formen der Ungleichheit in der Gegenwartsgesellschaft." (Autorenreferat)

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[74-L] Trenz, Hans-Jörg: Soziologische Perspektiven: auf der Suche nach der europäischen (Zivil-)Gesellschaft, in: Hans-Jürgen Bieling, Marika Lerch (Hrsg.): Theorien der europäischen Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 373-397, ISBN: 3-8100-4066-5 (Standort: UB Bonn(5)-20052287) INHALT: Der Beitrag widmet sich der Diskussion um die Demokratisierung der EU und um die Notwendigkeit, die europäische Integration als elitären "top-down" Prozess durch eine "bottom-up" Mobilisierung zivilgesellschaftlicher Teilhabe zu ergänzen. Vorgestellt wird die soziologische Europaforschung von Klaus Eder, dessen europawissenschaftliche Beiträge mit der Frage nach der Durchdringung gesellschaftlicher Strukturen und Dynamiken das theoretische Grundgerüst für eine Soziologie der europäischen Integration errichten. Es geht um das Aufeinanderstoßen von europäischer Herrschaftspraxis und europäischer Gesellschaftspraxis. Für die Aushandlung der Legitimität bedarf es einer neuen institutionellen Ordnung der Ausbildung eines transnationalen Handlungs- und Kommunikationsraums, der von aktiven politischen BürgerInnen gefüllt wird, die über die Gestaltung ihrer Lebensbedingungen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu diesem Raum gewinnen. Im Mittelpunkt einer Theorie der europäischen Vergesellschaftung stehen die Bürger, die sich mobilisieren, sich an öffentlicher Kommunikation beteiligen und in kollektive Identitätsbildungsprozesse einbezogen werden. Neben Kritikpunkten und Grenzen des soziologischen Ansatzes der Europaforschung werden abschließend Anknüpfungspunkte für eine interdisziplinäre Europaforschung vorgestellt. (ICH)

[75-L] Voges, Wolfgang; Jürgens, Olaf; Mauer, Andreas; Meyer, Eike: Methoden und Grundlagen des Lebenslagenansatzes, Bremen 2003, 278 S. (Graue Literatur; URL: http://www.bmgs.bund.de/download/broschueren/A350.pdf) INHALT: "Im Rahmen des Forschungsprojekts erfolgt eine theoretische Fundierung und Operationalisierung des Lebenslagenansatzes. Es werden empirische und statistische Analysen durchgeführt, um die kausalen Zusammenhänge hinsichtlich Unter- bzw. Überversorgungslagen zu hinterfragen und auf der Basis relevanter Dimensionen defizitäre Lebenslagen zu definieren. Auf der Grundlage bevölkerungsrepräsentativer Datensätze werden Möglichkeiten und Grenzen der statistischen Erfassung von Lebenslagen im Hinblick auf die Konzeption eines darauf bezogenen Berichtssystems sowie zur Konstruktion sozialer Indikatoren überprüft." (Autorenreferat)

[76-L] Zurn, Christopher F.: Anerkennung, Umverteilung und Demokratie: Dilemmata in Honneths Kritischer Theorie der Gesellschaft, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung, Jg. 53/2005, H. 3, S. 435-460 (Standort: UuStB Köln(38)FHM BP1740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag stellt Fragen nach der Verbindung der normativen Prinzipien der Anerkennung mit den verschiedenen sozialen Sphären der Gesellschaft, insbesondere unter Berücksichtigung der Analyse der gegenwärtigen ökonomischen Verhältnisse. Untersucht wird der Vorschlag, eine Rechtfertigung der Verteilungsgerechtigkeit in die bestehende Anerkennungstheorie Honneths zu integrieren, auf drei verschiedenen Wegen: über eine Theorie der

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deliberativen Demokratie, eine Theorie der sozialen Gerechtigkeit und eine kritische Gesellschaftstheorie. Argumentiert wird gegen den aktuellen anerkennungstheoretischen Vorschlag, kapitalistische Wirtschaftsprozesse als kulturelle Bewertungsschemata zu verstehen. Die Begründung lautet, dass wir vermeiden sollten, die Anerkennungstheorie mit gesellschaftstheoretischen Aufgaben zu überlasten, die sie nicht exklusiv innerhalb ihres kategorialen Ansatzes bewältigen kann. Der Autor plädiert demgegenüber dafür, dass wir eine Theorie der Modernisierung und der gesellschaftlichen Differenzierung brauchen, die sich nicht darauf beschränkt, die funktionalen Sphären der modernen Gesellschaften nur mithilfe von normativen Anerkennungsprinzipien zu begreifen. (ICA2)

3 Sozialstruktur I: Struktur [77-L] Beckert, Jens: Soziologische Netzwerkanalyse, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 286-312, ISBN: 3-40652822-8 INHALT: Gegenstand der Netzwerkanalyse ist die Untersuchung der Struktur sozialer Beziehungen zwischen Akteuren. Die Relationen der Akteure zueinander und ihre jeweiligen Positionen innerhalb des Netzwerks sozialer Beziehungen betrachtet die Netzwerkanalyse als ausschlaggebende erklärende Variablen einer Vielzahl sozialer Phänomene. Diese Erklärung unterscheidet sich von solchen Deutungen, die Eigenschaften (Attribute) oder Einstellungen von Akteuren in den Mittelpunkt rücken. Aufgrund der Betonung der konkreten sozialen Beziehungen wird die Netzwerkanalyse auch als "relationale Soziologie" bezeichnet. Die Netzwerkanalytiker haben während der letzten dreißig Jahre ein beeindruckendes methodisches Instrumentarium entwickelt und eine Vielzahl interessanter empirischer Untersuchungen zu ganz unterschiedlichen soziologischen Gegenstandsbereichen vorgelegt, worunter auch viele historisch orientierte Studien fallen. Der vorliegende Beitrag diskutiert die nach wie vor offene Frage, ob die Netzwerkanalyse auch als soziologische Theorie zu verstehen ist oder doch "nur" ein Instrument zur Anleitung empirischer Forschung darstellt. Nicht zufällig wird vornehmlich von Netzwerk-"analyse" und nicht von Netzwerk-"theorie" gesprochen. (ICA2)

[78-L] Berger, Peter A.: Deutsche Ungleichheiten: eine Skizze, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 37, S. 7-16 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/NUNFKY.pdf) INHALT: Dieser Beitrag untersucht die Ergebnisse einer im Jahre 2003 im Rahmen des "Sozioökonomischen Panels" durchgeführten Sonderumfrage zum Thema "soziale Ungleichheit". Es zeigt sich, dass die Meinungen über soziale Ungleichheit durchaus variieren: So stimmten zwar 33 Prozent der Befragten "voll" und 34 Prozent "eher" dem Statement "Soziale Gerechtigkeit bedeutet, dass alle Bürger die gleichen Lebensbedingungen haben" zu. Noch größer ist allerdings mit rund 70 Prozent die Zustimmung zu dem Satz "Ein Anreiz für Leistungen besteht nur dann, wenn die Unterschiede im Einkommen groß genug sind", wobei 28 Prozent

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mit diesem Statement "voll" und 42 Prozent "eher" übereinstimmen. Offen bleibt bei derartigen Umfragen, was die Befragten unter (Un-)Gleichheit und (Un-)Gerechtigkeit verstehen und vor allem, auf welche Art(en) von Ungleichheiten beziehungsweise auf welche Dimensionen sozialer Ungleichheit sie sich beziehen. Im internationalen Vergleich fiel in Deutschland Ende der neunziger Jahre die so genannte "Gerechtigkeitslücke", die im Rahmen des "International Social Survey Program" (ISSP) als Differenz zwischen dem geschätzten und dem als angemessen erachteten Einkommensunterschied zwischen "gelernten Fabrikarbeiter" und "Vorstandsvorsitzenden großer nationaler Unternehmen" gemessen wird, eher klein aus. (ICB2)

[79-L] Bieling, Hans-Jürgen; Lerch, Marika: Theorien der europäischen Integration: ein Systematisierungsversuch, in: Hans-Jürgen Bieling, Marika Lerch (Hrsg.): Theorien der europäischen Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 9-37, ISBN: 3-8100-4066-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2287) INHALT: Auf dem Hintergrund, dass sich seit den 1990er Jahren eine starke Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung des Angebots theoretischer Perspektiven zum Integrationsprozess und der Funktionsweise der Europäischen Union beobachten lässt, die auf beschleunigte Dynamik, anhaltende Kontroversen sowie die Gleichzeitigkeit von Erweiterung und Vertiefung zurück zu führen sind, geht es in dem Beitrag um die Frage, ob all die spezifischen Theoreme und Modelle, Hypothesen und Begriffe (Spill-over, fusionierter Föderalstaat, Regimewettbewerb, Europäisierung) eigentlich nötig sind, um das zu verstehen, was in der Europäischen Union passiert. Welche Relevanz können Theorien haben, wenn nach 50 Jahren intensiver Debatte und Auseinandersetzung nicht weniger, sondern sogar mehr Theorien angeboten werden, die zum Teil ganz unterschiedliche Aussagen über den Verlauf der europäischen Integration machen? Der einleitende Beitrag zum Sammelband hat zum Ziel, neben der Klärung einiger Grundbegriffe die aufgeführten Fragen zu beleuchten und einen ersten Überblick über die zentralen Koordinaten in der integrationstheoretischen Diskussion zu geben. Abschließend wird die Gliederung des Bandes erörtert. (ICH)

[80-L] Biester, Christoph: Determinanten der Wahrnehmung sozialer Ungleichheit: Sekundäranalyse einer Befragung der Kölner Stadtbevölkerung, Berlin: Wiss. Verl. Berlin 2005, 155S., ISBN: 3-86573-047-7 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3991) INHALT: "Die Menschen reden ganz selbstverständlich über Berufspositionen, über die Bewohner von Villenvierteln oder Plattenbauten, über Junge und Alte mit diesen oder jenen Eigenschaften, die sie besser oder schlechter gestellt erscheinen lassen und nicht selten sind die Oben, und die Unten Gegenstand täglicher Konversation. Soziale Ungleichheit ist eine grundlegende Erfahrung menschlichen Zusammenlebens. Mit einem wissenssoziologischen Ansatz wird ein theoretisches Modell entwickelt, das erklärt, wie soziale Ungleichheit wahrgenommen werden kann. Dieses Modell wird anhand einer Befragung der KöIner Stadtbevölkerung empirisch überprüft. Es wird gezeigt, dass die Wahrnehmung sozialer Ungleichheit bestimmt wird von gesellschaftlichen Bedingungen, der Sozialisation und symbolischen Sinnwelten." (Autorenreferat)

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[81-L] Böhnke, Petra: Teilhabechancen und Ausgrenzungsrisiken in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2005, H. 37, S. 31-37 (Standort: UuStB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/NUNFKY.pdf) INHALT: "Marginalisierungserfahrungen sind in erster Linie an Langzeitarbeitslosigkeit, dauerhafte und mehrfache Benachteiligungen geknüpft und stellen kein schichtübergreifendes Lebensrisiko dar. Orientierungsprobleme und die Angst vor Arbeitsplatzverlust reichen hingegen auch in mittlere Gesellschaftsschichten hinein." (Autorenreferat)

[82-L] Bonacker, Thorsten: Exklusion als Macht: zu den Bedingungen der Konfliktträchtigkeit sozialer Ausgrenzung, in: Journal für Konflikt- und Gewaltforschung, Jg. 7/2005, H. 2, S. 41-67 INHALT: Der Verfasser benennt die Bedingungen, unter denen soziale Exklusion zu Konflikt führt. Anknüpfend an Max Weber wird Exklusion als ein Mangel an Möglichkeiten zur Partizipation an vitalen gesellschaftlichen Systemen verstanden. Der Verfasser verknüpft handlungstheoretische und strukturtheoretische Ansätze. Er systematisiert die Bedingungen für exklusionsbedingten Konflikt, wie sie sich aus empirischer Forschung wie auch theoretischen Erwägungen ergeben, in einem Modell der Konfliktbildung. Die zentrale Annahme geht dahin, dass Exklusion zu Konflikt führt, wenn Gruppen sie als kollektive Sanktion und damit als Ausdruck von Macht verstehen. Auf einer solchen Wahrnehmung basierende Konflikte werden gewöhnlich zu Machtkämpfen. (ICEÜbers)

[83-L] Bös, Mathias: Rasse und Ethnizität: zur Problemgeschichte zweier Begriffe in der amerikanischen Soziologie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 364 S., ISBN: 3-531-14552-5 INHALT: "Das Spannungsverhältnis zwischen den Begriffen Rasse und Ethnizität zeichnet die amerikanische Soziologie seit ihren Anfängen aus. Das vorliegende Buch verbindet in der Untersuchung der 'race and ethnic relations'-Forschung eine wissenschafts- und eine gesellschaftsgeschichtliche Perspektive in theoriesystematischer Absicht. Wie sich das Problem von Rasse und Ethnizität heute darstellt und mit welcher Methode es soziologiegeschichtlich bearbeitet werden kann, ist Gegenstand von Kapitel 1 des Buches. Die Kapitel 2 bis 5 im Mittelteil des Buches enthalten jeweils Darstellungen von Entwicklungen in der amerikanischen Gesellschaft und Beschreibungen der Verwendung der Konzepte Rasse und Ethnizität in der 'race and ethnic relations'-Forschung seit 1920 bis zum Jahr 2000. Am Ende jedes Kapitels werden beide Perspektiven zusammenfassend miteinander verbunden. Der Ausgangspunkt dieser Entwicklung, die Phase von 1920 bis 1944, wird in Kapitel 2 dargestellt. Hier stehen die grundlegenden Arbeiten zu Afroamerikanern und Immigranten im Mittelpunkt, die die Basis für die Entwicklung des Feldes der 'race and ethnic relations'-Forschung legten. Die dramatischen Veränderungen der amerikanischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg sowie der Aufstieg der Bürgerrechtsbewegung sind Gegenstand von Kapitel 3. In dieser Zeit dominierten in der amerikanischen Soziologie die Idee der Assimilation und die damit einhergehenden Vorstellungen von einer mehr oder minder homogenen Gesamtgesellschaft. Die

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'race and ethnic relations'-Forschung betonte - ebenso wie die frühe Bürgerrechtsbewegung die Gleichheit aller amerikanischen Bürger und Bürgerinnen. Einen symbolischen Endpunkt findet diese Entwicklung mit der Ermordung Martin Luther Kings 1968. Nach dem für die amerikanische Gesellschaft desaströsen Ende des Vietnamkrieges sind die kommenden zwei Dekaden bis 1989 durch wirtschaftliche Probleme gekennzeichnet (Kapitel 4). In dieser Zeit verändert die amerikanische 'race and ethnic relations'-Forschung ihre Perspektive grundlegend und beginnt unter dem Blickwinkel des Multikulturalismus Gruppenunterschiede zum Ausgangspunkt ihrer Analyse der amerikanischen Gesellschaft zu machen. In Kapitel 5 wird dargestellt, wie sich in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts diese Perspektive wieder zu ändern beginnt: Unter dem positiven Einfluss ökonomischer Prosperität schreitet die Inklusion verschiedener ethnischer Gruppen in die amerikanische Gesellschaft weiter fort, und in der Soziologie werden neue Modelle der flexiblen Wahl ethnischer Zugehörigkeiten mit 'neoassimilationistischen' Vorstellungen verbunden. Die Arbeit schließt in Kapitel 6 mit dem Versuch einer synthetischen Darstellung der wichtigsten Aspekte der aufgezeigten Entwicklungen anhand eines Modells abstammungsorientierter Mitgliedschaften in modernen Gesellschaften. Mitgliedschaft wird hier unter den drei Perspektiven des Mitgliedschaftsglaubens, der Mitgliedschaftsstruktur und der gesamtgesellschaftlichen Mitgliedschaft thematisiert. Dieses Modell erlaubt die Diskussion der Implikationen der in diesem Buch aufgezeigten Trends für die Verwendung der Begriffe Rasse bzw. Ethnizität in der heutigen Soziologie." (Textauszug)

[84-L] Burzan, Nicole: Soziale Ungleichheit: eine Einführung in die zentralen Theorien, (Hagener Studientexte zur Soziologie), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 209 S., ISBN: 3-531-34145-6 INHALT: "Was bedeutet 'soziale Ungleichheit', wie wird dieses durchaus wandelbare Konstrukt von verschiedenen Ansätzen und in verschiedenen Jahr-zehnten theoretisch konzeptioniert? Welche Vorstellungen über das - insbesondere deutsche - Ungleichheitsgefüge kennzeichnen die Perspektiven, und auf welche Ursachen führen sie die ungleichen Lebenschancen zurück? Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen gibt dieses Buch einen Überblick über theoretische Ansätze. Im ersten Teil geht es um die Diskussion über Klassen und Schichten von Marx bis etwa in die 1970er Jahre. Seitdem differenziert sich nicht nur das Ungleichheitsgefüge, auch die soziologischen Ansätze reagieren auf sozialen Wandel mit einer Ausdifferenzierung. Neben Klassen- und Schichtmodellen gibt es z. B. Lage-, Lebensstil- und Milieuansätze, aber auch die Thematisierung von Entstrukturierungen, etwa in der Individualisierungsthese. Diese neueren Richtungen werden im zweiten Teil jeweils vorgestellt und kritisch diskutiert." (Autorenreferat)

[85-L] Dierkes, Julian; Zorn, Dirk: Soziologischer Neoinstitutionalismus, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 313-330, ISBN: 3-40652822-8 INHALT: Die Beschäftigung mit dem Begriff "Institution" hat vor allem in den (nordamerikanischen) Sozialwissenschaften in den 1990er Jahren und in das neue Jahrtausend hinein geradezu inflationär zugenommen. Wurde dieser Begriff noch bis in die 1980er Jahre hinein gene-

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rell mit funktionalistischen Erklärungsansätzen verbunden, so löste er sich hiervon in letzter Zeit stark ab. Durch diese Lösung und die oft zentrale Rolle des Neoinstitutionalismus in spezifischen Subdisziplinen hat sich die neoinstitutionalistische theoretische Perspektive fest als eine Größe in den zeitgenössischen Sozialwissenschaften etabliert. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert und beschreibt diese Entwicklungen. In fast allen Nachbardisziplinen der Soziologie finden sich Varianten der institutionalistischen Perspektive, die in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen haben. Von der "Neuen Institutionalistischen Ökonomie" von Ronald Coase und Douglas North über den "Konstruktivismus" in den Internationalen Beziehungen, bis zur institutionalistischen Argumentation in der Geschichtswissenschaften teilen diese Perspektiven mit dem soziologischen Neoinstitutionalismus ihre Konzentration auf eine Mesoebene zwischen Akteur und Struktur, zwischen Individualismus und Sozialdeterminismus. Innerhalb der zeitgenössischen Soziologie selber hat der Neoinstitutionalismus wohl seinen stärksten Einfluss in der Wirtschafts- und Organisationssoziologie, wohl auch weil die führenden Vertreter des Neoinstitutionalismus sich in ihren empirischen Arbeiten auf dieses Feld konzentriert haben. (ICA2)

[86-L] Dimmel, Nikolaus; Hagen, Johann J.: Strukturen der Gesellschaft: Familie, soziale Kontrolle, Organisation und Politik, Wien: WUV-Univ.-Verl. 2005, 408 S., ISBN: 3-85114-877-0 (Standort: UuStB Köln(38)-31A8041) INHALT: "Diese Einführung in die Soziologie ist zugleich als Unterrichtsbehelf mit unterstützendem und vertiefendem Charakter und als Lernbuch zum Selbststudium konzipiert. Zu diesem Zweck bietet das Buch eine Einführung in soziale Elementarformen und soziologische Grundbegriffe sowie Basiswissen in ausgewählten Anwendungsfeldern wie Familie, soziale Kontrolle, Organisation und Politik. Das Buch wendet sich in erster Linie an Juristinnen und SozialwissenschafterInnen, kann aber darüber hinaus von allen Interessierten als sozialwissenschaftliches Lesebuch verwendet werden." (Autorenreferat)

[87-L] Dogan, Mattei: Status incongruence: an expanding phenomenon, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 133-142, ISBN: 3-8100-4159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71) INHALT: Der Verfasser plädiert für ein weithin unterschätztes Konzept der Soziologie, das viele Probleme der Sozialwissenschaften einem besseren Verständnis zuführen könnte: das Konzept der Statusinkonsistenz. Die Auswirkungen vertikaler Mobilität des sozialen Status von Individuen und die Inkongruenz unterschiedlicher Aspekte des sozialen Status werden in den Sozialwissenschaften weithin ignoriert. Der Verfasser stellt das Konzept der Statusinkongruenz vor und verknüpft es mit Fragen des Minderheitenstatus und mit dem Konzept des Individualismus. Er identifiziert drei Dimensionen, deren Konfiguration für das Ausmaß an Statusinkonsistenz verantwortlich ist. Ein weiteres Thema bildet die Statusinkonsistenz auf der Ebene der Eliten. Abschließend unterstreicht der Verfasser die aktuelle Bedeutung des Konzepts der Statusinkonsistenz im Zuge zunehmender vertikaler Mobilität in westlichen Gesellschaften. (ICE)

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[88-L] Gabriel, Oscar W.; Neuss, Beate; Rüther, Günther (Hrsg.): Konjunktur der Köpfe?: Eliten in der modernen Wissensgesellschaft, Düsseldorf: Droste 2004, 384 S., ISBN: 3-7700-1189-9 INHALT: Eliten schreiben über Eliten. Der Sammelband enthält Beiträge von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Autoren fragen 'nach der Verantwortung, der Stellung und den Aufgaben der Eliten in der freiheitlichen Demokratie (und) analysieren Einstellungen, Versuchungen und Blockaden anhand von ausgewählten Beispielen vom Kaiserreich, über das Ende der Weimarer Republik, die Teilung Deutschlands nach der nationalsozialistischen Diktatur, das Scheitern des SED-Regimes in der DDR bis in die Gegenwart hinein' (14). Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Eliten in der Demokratie: Victoria Kaina: Was sind Eliten? (16-24); Ursula Hoffmann-Lange: Die Elitenstruktur moderner demokratischer Gesellschaften (25-40); Tilman Mayer: Einstellungen der Elite zur Elite (41-52); Manfred Eisele: Krieg, Völkermord, Hunger - Versagt die internationale politische Elite? (53-63); Beate Neuss: Paradigmenwechsel in der außenpolitischen Elite? (64-77); Oscar W. Gabriel: Kann und soll Politik führen? (78-92); Wolfgang Schäuble: Politik und Führung - Was erwarten die Bürger und was können Regierungen leisten? (93-100); Melanie Walter-Rogg: Eliten oder Nieten - Wie denken die Bürger über die (politischen) Führungsgruppen? (101-123); Elmar Wiesendahl: Elitenrekrutierung in der Parteiendemokratie. Wer sind die Besten und setzen sie sich in den Parteien durch? (124-141); Jürgen Plöhn: Ostdeutsche Profile in der Politik: Zwischen Aufbruch und Anpassung (142-158); II. Eliten: Einstellungen, Versuchungen, Blockaden: Michael Salewski: Versagende Eliten im Kaiserreich? Zu einem historischen Stereotyp (160-173); Michael Kißener: Versagen - überall? Gesellschaftliche Eliten zwischen Weimarer Demokratie und nationalsozialistischer Diktatur (174-184); Günther Rüther: Überzeugungen und Verführungen. Schriftsteller in der Diktatur (185-197); Horst Dähn: Elitenabbruch, Elitenwechsel und Elitenkontinuität nach 1945 (198-211); Jerzy Mackow: Vom Nutzen des Elitenimports im Postkommunismus (212-223); Detlef Grieswelle: Eliten. Fortschritt oder Stagnation - Blockieren Eliten notwendige politische Entscheidungen? (Bildung, Gesundheit, Arbeitsmarkt) (224-236); III. Funktionseliten in der modernen Wissensgesellschaft: Axel Görlitz / Oliver Sigrist: Entscheidungslabyrinthe in der Wissens- und Industriegesellschaft (238248); Wolfgang Walkowiak: Intuition oder Verstand - Wie entscheiden Führungseliten? Eine Analyse aus neurobiologischer Sicht (249-264); Berthold Leibinger: Von der Verantwortung der Unternehmer (265-272); Birgitta Wolff: Wirtschaftselite für die Zukunft? Systematische Anforderungen an Qualifikation und Anreizstrukturen (273-281); Peter Pulte: Über Pleiten zur Abfindung - Welche Risiken tragen Vorstände & Unternehmer? (282-294); Jochen W. Wagner: Politische Elite unter Medieneinfluss: Politikerimages in der Mediengesellschaft Eine strukturfunktionale Beschreibung (295-305); Dieter Witt / Hilmar Sturm: Eliten in Verbänden. Gedanken zu Auswahl, Aufgaben und Kompetenzen von Führungspersonen in Verbänden (306-318); IV. Bildungs- und Forschungsstandort Deutschland: Hermann Kühnle: Die Besten gehen - zur Attraktivität des Bildungs- und Forschungsstandortes Deutschland (320331); Reiner Pommerin: Harvard und Oxford in Deutschland? Anmerkungen zu den EliteUniversitäten in Großbritannien und den USA (332-340); Eva-Maria Matthes: Wertebildung und Eliteförderung (341-349); Max Kaase: Von anderen lernen. Private Universitäten - Ein Modell für Deutschland? (350-360); Claudia Stolzbacher: Wie 'bildet' man Eliten? Möglichkeiten der Förderung von Eliten in der Schule (361-376). (ZPol, VS)

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[89-L] Graßl, Hans: Soziokulturelle Leitbilder und asymmetrische Geschlechterordnungen, in: Jürgen Delitz, Heinrich von Gyldenfeldt, Jochen Rimek (Hrsg.): Institutionen und sozialer Wandel : Festschrift für Prof. Dr. Klaus Plake zum 60. Geburtstag, Hamburg: R. Krämer, 2004, S. 207-230, ISBN: 389622-069-1 (Standort: UB Bonn(5)-2004-7034) INHALT: Die Struktur der gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung kann nach Ansicht des Autors nur unter Berücksichtigung jeweils spezifischer familien- und geschlechtspolitischer Leitbilder und kultureller Leitideen in den verschiedenen Industriegesellschaften analysiert werden. Die sozialpolitische Bedeutung des "Familienernährers" und der Familie als soziale Dienstleistungseinrichtung variieren in den europäischen Ländern und determinieren damit die soziale Lage und die beruflichen Chancen von Frauen sehr unterschiedlich. Idealtypisch werden in der sozialpolitischen Forschungsliteratur "starke", "moderate" und "schwache" Ernährer-Wohlfahrtsstaaten differenziert. Die Ernährer-Typologie, mit der sowohl sozioökonomische Strukturen als auch normative Ordnungsideen expliziert werden können, erlaubt es, das Ausmaß und die Formen asymmetrischer Geschlechterordnungen in unterschiedlichen Gemeinwesen zu untersuchen. Im vorliegenden Beitrag wird die historische Genese und die Entwicklung der Strukturen und Ordnungsideen der sozialen Organisation der materiellen Produktion sowie der physischen, psychischen und generativen Reproduktion der Bevölkerung in verschiedenen europäischen Gesellschaften untersucht. Darüber hinaus werden einige sozial- und familienpolitische Strategievorschläge vorgestellt, die auf mehr Symmetrie in der nationalen Geschlechterordnung der Bundesrepublik Deutschland abzielen. (ICI2)

[90-L] Halm, Dirk; Sauer, Martina: Parallelgesellschaft und ethnische Schichtung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 1/2, S. 18-24 (Standort: UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/AQ6PWB.pdf) INHALT: "Entwickeln sich Parallelgesellschaften von Zuwanderern aus der Türkei, und was würde eine solche Entwicklung für die Zukunft der Integration in Deutschland bedeuten? Die Datenanalyse zu Lebenslagen der türkeistämmigen Bevölkerung zwischen 1999 und 2009 belegt eine nur geringe empirische Substanz der Behauptung,der Rückzug in die eigene Ethnie sei eines der drängendsten Integrationsprobleme." (Autorenreferat)

[91-L] Hellmann, Kai-Uwe: Solidarität, Sozialkapital und Systemvertrauen: Formen sozialer Integration, in: Ansgar Klein, Kristine Kern, Brigitte Geißel, Maria Berger (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital : Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 131-149, ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2831) INHALT: "Die Frage, was die Gesellschaft zusammenhält, die Wilhelm Heitmeyer einmal als Buchtitel gestellt hat, hat angesichts von Globalisierung, Generationenkonflikt und dem Kampf der Kulturen seit Jahren Hochkonjunktur. Wendet man sich vor diesem Hintergrund der aktuellen Debatte über die Funktionen und Strukturen des Sozialkapitals zu, wie sie in den neunziger Jahren vor allem von Robert Putnam geprägt wurde, dürfte unschwer zu er-

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kennen sein, dass auch hiermit ein Beitrag vorliegt, der sich auf die zentrale Fragestellung der Soziologie nach der Integration der Gesellschaft beziehen lässt. Indessen entfaltet der Begriff des Sozialkapitals Putnam'scher Provenienz seine Stärken eher im Mikrobereich des Sozialen, während sich dieses Konzept für die Makroebene als wenig fruchtbar erweist. Der Beitrag geht dieser Spannung zwischen Mikro- und Makrointegration nach, wobei mit dem Begriff des Systemvertrauens ein Alternativvorschlag für die Makrointegration unterbreitet wird." (Autorenreferat)

[92-F] Hirschle, Jochen, M.A. (Bearbeitung); Andreß, Hans-Jürgen, Prof.Dr. (Betreuung): Sozialstruktur und soziale Beziehungen INHALT: Die Forschungsarbeit thematisiert die Frage, inwieweit die Entstehung und der Erhalt informeller Sozialbeziehungen von sozialstrukturellen Parametern wie Bildung, Einkommen und soziale Herkunft beeinflusst wird. ZEITRAUM: 2000 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Sozialstruktur-/ Sozialisationsforschung; empirische Sekundäranalyse ART: Dissertation BEGINN: 2004-03 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung (Herbert-Lewin-Str. 2, 50931 Köln) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0221-470-2075)

[93-L] Hradil, Stefan: Werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer?: zur Verschärfung der Einkommensungleichheit in entwickelten Ländern, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F., Jg. 54/2005, H. 3, S. 367-388 (Standort: UB Bonn (5)-Z62/84; UuStB Köln(38)-M XG00116; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die ersten beiden Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts waren für die entwickelten Länder der Erde nicht nur eine Erfolgsgeschichte. Zwei Weltkriege, diverse Wirtschaftskrisen sowie nukleare und ökologische Beinahe-Katastrophen änderten jedoch nichts daran, dass die Bevölkerungen entwickelter Länder bis in die 1960er Jahre hinein mit überwiegend optimistischen Erwartungen in die Zukunft blickten. Die Menschen sahen immer mehr Wohlstand, Existenzsicherheit, Gesundheit, Bildung und nicht zuletzt mehr soziale Gleichheit kommen. Die zuvor krasse und weithin als ungerecht empfundene soziale Ungleichheit schien sich immer mehr in eine gemäßigte, durch berufliche Leistung legitimierte soziale Schichtung zu verwandeln. Bildung schien auch den Kindern unterer sozialer Schichten Aufstiegschancen zu eröffnen. Armut wurde auf dem Aussterbeetat gesehen. Das beständige Anwachsen der Mittelschichten galt als wesentliches Entwicklungskennzeichen von Industriegesellschaften. Zu einem gewissen Höhepunkt gelangten diese optimistischen Erwartungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir können aus heutiger Sicht nur mühsam nachvollziehen, mit wie viel Enthusiasmus in der Nachkriegszeit der weiteren Entwicklung entgegengesehen wurde. Diese Hoffnungen sind in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten großenteils verflogen. Auch ohne erneuten Weltkrieg und ohne die befürchtete nukleare Menschheitskatastrophe ist der Pessimismus vorgedrungen. Besonders deutlich zeigt sich dies in Erwartungen kommender sozialer Ungleichheit." (Textauszug)

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[94-L] Jalusic, Vlasta: Kehrt die soziale Frage wieder?: über die Entwicklung von Ungleichheit und Ausgrenzung im Postsozialismus, in: Transit : europäische Revue, 2005, H. 29, S. 177-188 (Standort: UuStB Köln(38)-24A1544; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Übergang zu Demokratie und Marktwirtschaft im postsozialistischen Osteuropa zielte auf eine bewusst gelenkte Transformation des politischen und wirtschaftlichen Systems, begleitet von neoliberaler Ideologie, antistaatlichen Haltungen und (angeblich) wertfreien Diskursen öffentlicher Angelegenheiten. Unmittelbar nach der Wende favorisierte die (vorwiegend männliche) Elite der postsozialistischen Länder Freiheit gegenüber Gleichheit. Wirtschaftliche und soziale Ungleichheit sind deshalb letztlich - so die These der Autorin - die Folge eines Handelns, das sich an einer spezifischen Ideologie von freiheitlicher Demokratie und marktwirtschaftlicher "Differenzierung" orientiert. Der Beitrag befasst sich vor diesem Hintergrund mit der politischen und ideologischen Seite folgender Fragen: Welchen Arten von Ungleichheit begegnen wir in den postsozialistischen Ländern Mittelosteuropas? Woher rühren sie und was sind ihre Folgen? Wie werden sie legitimiert? Wie lässt sich ihre hohe Akzeptanz begreifen? Rekonstruiert wird, wie Gleichheit zum "Auslaufmodell" erklärt wird, als "Erblast" der Vergangenheit gilt, als nichtstimulierendes und kontraproduktives Modell eines "Verteilungskommunismus" und auf politischer Ebene als eine Art "Zwangspartizipation". Differenz wird nicht nur als Heilmittel für die chronischen Krankheiten der Vergangenheit betrachtet, sondern als "Treibstoff für eine bessere Zukunft". (ICA2)

[95-L] Janßen, Andrea; Polat, Ayca: Soziale Netzwerke türkischer Migrantinnen und Migranten, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 1/2, S. 11-17 (Standort: UuStB Köln(38)Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/AQ6PWB.pdf) INHALT: "Es wird hinterfragt, ob die sozialen Netzwerke türkischer Migrantinnen und Migranten clan-ähnliche Strukturen aufweisen und ob es Tendenzen einer Abschottung gibt, wie sie in der öffentlichen Debatte mit dem Begriff 'Parallelgesellschalten' assoziiert werden. Dies wird durch die Ergebnisse des dem Beitrag zugrunde liegenden Forschungsprojektes nicht bestätigt." (Autorenreferat)

[96-L] Kern, Kristine: Sozialkapital, Netzwerke und Demokratie, in: Ansgar Klein, Kristine Kern, Brigitte Geißel, Maria Berger (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital : Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 109-129, ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2831) INHALT: "Der Beitrag konzentriert sich auf Netzwerke, einen zentralen Bestandteil von Sozialkapital. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Bedeutung Netzwerken für die Entstehung und die Veränderung von Sozialkapital, die Bildung von Vertrauen und die Entwicklung der Demokratie zukommt. Als Ausgangspunkt dienen dabei die Arbeiten von Robert Putnam, die zunächst vor dem Hintergrund alternativer Theorieangebote diskutiert werden. Erstens wird festgestellt, dass zwischen den einzelnen Varianten der Sozialkapital-Forschung kaum Über-

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einstimmung im Hinblick auf die Konzeptionalisierung wie die Operationalisierung der zentralen Begriffe besteht. Zweitens können die Erfahrungen mit der Erosion des Sozialkapitals in den USA nicht einfach auf andere Länder übertragen werden und stellen daher keinen weltweiten Trend dar. Drittens scheint soziales Vertrauen eine Voraussetzung und nicht, wie vielfach angenommen, eine Folge des freiwilligen Engagements zu sein. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Netzwerkbildung, insbesondere der Mitgliedschaft in freiwilligen Assoziationen, und dem sozialen Vertrauen kann empirisch kaum nachgewiesen werden. Daher spricht vieles dafür, dass Netzwerke für die Bildung von Sozialkapital weniger bedeutsam sind, als dies allgemein angenommen wird. Schließlich kann viertens festgestellt werden, dass die spezifische Ausprägung des sozialen Kapitals und seine Integrationswirkung von den jeweiligen Netzwerktypen abhängig ist. Zwar wird zwischenzeitlich immer wieder auf die 'dunklen Seiten' der Netzwerke verwiesen, ungelöst ist allerdings immer noch, wie verbindendes (bonding) und überbrückendes (bridging) Sozialkapital im Einzelfall voneinander abgegrenzt werden können." (Autorenreferat)

[97-L] Klinger, Cornelia; Knapp, Gudrun-Axeli: Achsen der Ungleichheit - Achsen der Differenz: Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, "Rasse"/ Ethnizität, in: Transit : europäische Revue, 2005, H. 29, S. 72-95 (Standort: UuStB Köln(38)-24A1544; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: In allen Forschungsbereichen, das heißt in der Gesellschaftstheorie, in der Ungleichheitssoziologie und in jenen Ansätzen, die sich jeweils auf eine der Kategorien Klasse, "Rasse"/Ethnizität und Geschlecht konzentrieren, mehren sich die Anzeichen dafür, dass die mit einem Übermaß an Spezialisierung verbundenen Einbußen an Analysefähigkeit selbstkritisch registriert werden. Der Beitrag diskutiert den state of the art in diesen drei Diskursfeldern. Die Autorinnen plädieren für die Entwicklung einer integrierten und kategorial erweiterten Analyse von Ungleichheit entlang der Achsen von Klasse, "Rasse"/Ethnizität und Geschlecht als differenten, aber miteinander in Wechselwirkung stehenden gesellschaftlichen Strukturzusammenhängen. Dabei wird von zwei Voraussetzungen ausgegangen: Erstens von der Annahme, dass Ungleichheit weder eine vorübergehende Erscheinung noch eine marginale Anomalie bzw. Pathologie der modernen Gesellschaft darstellt, sondern ein sie prägendes und sich weiter ausprägendes Merkmal. Die zweite Vorentscheidung ist die Ausgangsannahme, dass die Trias Klasse, Rasse/Ethnizität und Geschlecht Verhältnisse bezeichnet, die auf ebenso unschiedliche wie nachhaltige Weise die Ungleichheitsstruktur von Gesellschaften prägen. (ICA2)

[98-L] Kratzer, Nick: Vermarktlichung und Individualisierung: zur Produktion von Ungleichheit in der reflexiven Modernisierung, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 56/2005, H. 2/3, S. 247-266 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Ausgehend von empirischen Beobachtungen zur Entwicklung von Arbeit diskutiert der Beitrag zwei Thesen - erstens: Die gegenwärtige Entwicklung ist durch die systematische Produktion und Zuspitzung sozialer Ungleichheiten gekennzeichnet. Ursache dieses Prozesses ist die weitergehende 'Vermarktlichung' von Unternehmen und Arbeit (sowie gesellschaft-

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lichen Institutionen). Zweitens: Die Antwort des Theoriekonzepts 'Reflexive Modernisierung' auf die Frage nach der Entwicklung sozialer Ungleichheiten heißt: 'Individualisierung'. Die gegenwärtige Entwicklung ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass die Vermarktlichung nun auf jene (betrieblichen und gesellschaftlichen) Institutionen durchschlägt, die zum Zeitpunkt der Entstehung der 'Individualisierungsthese' noch als Puffer zwischen Individuen und Märkten wirksam waren und so auch die ungleichheitsgenerierenden Effekte einer Vermarktlichung abfederten. Eine neue Stufe der Vermarktlichung moderner Gesellschaft bewirkt zugleich eine neue Qualität des modernen Individualisierungsprozesses. Die Individualisierung, zunächst lebensweltliche Differenzierung von Orientierungen und Lagen, kehrt nun in die Ökonomie zurück: Als Zuspitzung individueller Ungleichheit der Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen sowie als ambivalenter Prozess der Subjektivierung von Arbeit." (Autorenreferat)

[99-L] Mansel, Jürgen; Heitmeyer, Wilhelm: Spaltung der Gesellschaft: die negativen Auswirkungen auf das Zusammenleben, in: Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände : Folge 3, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 39-72, ISBN: 3-518-12388-2 (Standort: UB Siegen(467)-31OBZ2518-3) INHALT: Im Rahmen der jährlichen Erhebungen (Laufzeit 2002 bis 2012) des "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" (GMF)-Surveys war 2003 ein Zuwachs des Personenkreises zu konstatieren, der die Gesellschaft der BRD als sozial gespalten wahrnimmt. Die Ergebnisse lagen zwischen 85% und 90%. An Hand der Ergebnisse dieser Studie versucht der Beitrag die Frage zu beantworten, ob sich dieser Trend 2004 weiter fortsetzte. Geprüft wird, ob sich objektive Strukturentwicklungen nachweisen lassen, die dafür verantwortlich sind, dass sich Spaltungstendenzen innerhalb der Gesellschaft vollziehen, und welche Folgen sich daraus ergeben. Zur Klärung dieser Frage werden objektive Entwicklungen zu Ungleichheitslagen in einen Zusammenhang mit der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung dieser Veränderungen gesetzt. Die Ergebnisse zeigen Folgendes: Während im oberen Segment der Gesellschaft Personen bzw. Haushalte einen enormen Reichtum anhäufen, wächst am unteren Ende die Zahl der Personen, die ihren Lebensunterhalt nicht durch das erzielte Einkommen sichern können und sich zur Beschaffung auch von alltäglichen Gebrauchsgütern ggf. verschulden müssen und/oder zur Befriedigung elementarer Grundbedürfnisse auf öffentliche Hilfeleistungen angewiesen sind. Diese Tatbestände einschließlich der subjektiv antizipierten Desintegrationsängste belegen in der Sozialstruktur der BRD Prozesse sozialer Spaltung in größerem Umfang. (ICA2)

[100-L] Markard, Morus: Die Eliten und der Rest: zur Funktion der Elitendiskussion in einer ungleichen Gesellschaft, in: Jens Wernicke, Michael Brodowski, Rita Herwig (Hrsg.): Denkanstösse : wider die neoliberale Zurichtung von Bildung, Hochschule und Wissenschaft, Münster: Lit Verl., 2005, S. 129-142, ISBN: 3-8258-8732-4 (Standort: UB Mainz(77)-233/216) INHALT: Von "Elite" zu sprechen ist nur sinnvoll, wenn der Gegenbegriff der Nicht-Elite mit gedacht wird. Gleichzeitig kann der Elite-Begriff eine "Entnennung" des Klassenbegriffs bedeuten. Elite ist kein deskriptiver Begriff, sondern ein historisch gewordenes und belastetes Konzept, das den anti-egalitaristischen Effekt der Abwertung der "Anderen" hat. Die positive

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Rede von der Elite dient der Legitimierung systematischer gesellschaftlicher und sozialer Ungleichheit. Der neue Elitediskurs deformiert den Begriff der Chancengleichheit. Er lenkt davon ab, dass gesellschaftspolitische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die soziale Benachteiligung von Menschengruppen zu verringern. In diesen Kontext fällt auch der Begriff der Begabung als einer nicht weiter rückführbaren, natürlichen, angeborenen Disposition, die zur Entäußerung von Leistungen befähigt. (ICE2)

[101-L] Neckel, Sighard; Dröge, Kai; Somm, Irene: Das umkämpfte Leistungsprinzip - Deutungskonflikte um die Legitimationen sozialer Ungleichheit, in: WSI Mitteilungen : Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Jg. 58/2005, H. 7, S. 368-374 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa964; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.econdoc.de/_de/indexwsi.htm) INHALT: "In Arbeit und Beruf ist der Markterfolg zum maßgeblichen Kriterium der Leistungsbewertung geworden. Das Leistungsprinzip als zentrales Legitimationsmuster sozialer Ungleichheit in der modernen Gesellschaft bleibt davon nicht unberührt. Der Aufsatz untersucht, welchen Einfluss Vermarktlichungsprozesse auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von 'Leistung' haben. Mittels der soziologischen Interpretation von Gruppendiskussionen wird gezeigt, was verschiedene Sozialgruppen heute eigentlich unter 'Leistung' verstehen und welche Bedeutung für sie das Leistungsprinzip hinsichtlich der Rechtfertigung sozialer Statusunterschiede hat. Dabei stellt sich heraus, dass 'marktorientierte' Leistungsverständnisse das gesellschaftliche Bewusstsein zunehmend bestimmen. Dies lässt jedenfalls in manchen Sozialgruppen die Normen des Leistungsprinzips nachhaltig erodieren." (Autorenreferat)

[102-L] Neckel, Sighard; Sutterlüty, Ferdinand: Negative Klassifikationen: Konflikte um die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit, in: Wilhelm Heitmeyer, Peter Imbusch (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 409-428, ISBN: 3-531-14107-4 INHALT: Mit sozialstrukturellen Differenzen gehen immer auch Deutungen sozialer Ungleichheit einher, die die Interaktion zwischen verschiedenen Akteuren bis in alltägliche Episoden hinein prägen und einen "täglichen Klassenkampf" (Bourdieu) konstituieren. Die Autoren verstehen die Sozialstruktur moderner Gesellschaften mit Bourdieu als einen sozialen Raum in sich beweglicher Positionen. Hier lassen sich zwei aufeinander verweisende Prozesse identifizieren, in denen die Hierarchie sozialer Positionen praktisch ausgehandelt wird. Die Allokation von materiellen Ressourcen und verwertbarem Wissen bestimmt die jeweilige Ausstattung mit ökonomischem und kulturellem Kapital. Deren Rangordnungen ergeben sich jedoch nicht allein aus sich selbst heraus, sondern entwickeln sich im Kontext gesellschaftlicher "Bewertungskämpfe", in denen das symbolische Kapital sozialer Anerkennung erzeugt, verwehrt, akkumuliert oder transferiert wird. Die alltägliche Erzeugung von Klassifikationen, wie sie im wechselseitigen Bezug sozialer Gruppen durch die Zuteilung von Anerkennung und Missachtung untereinander entstehen, erschließt somit die symbolische Dimension sozialer Ungleichheiten. Mit "negativen" Klassifikationen, die im Mittelpunkt des Beitrags stehen, wird die Aufmerksamkeit auf die diskriminierenden Aspekte der symbolischen Ordnung sozialer Ungleichheit gelenkt - auf jene Bewertungsmuster also, die einen restriktiven Einfluss

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auf die materiellen und kulturellen Aneignungschancen von Sozialgruppen haben. Der Beitrag untersucht gegenwärtige sozialstrukturelle Entwicklungen und aktuelle Deutungsmuster sozialer Ungleichheit, um sodann die sozialen Funktionsweisen negativer Klassifikationen und deren Folgen für die soziale Integration stigmatisierter Gruppen zu erörtern. (ICA2)

[103-L] Rössel, Jörg: Plurale Sozialstrukturanalyse: eine handlungstheoretische Rekonstruktion der Grundbegriffe der Sozialstrukturanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 402 S., ISBN: 3-53114782-X INHALT: Wie kaum ein anderes Gebiet der Soziologie ist die Sozialstrukturanalyse und die Erforschung sozialer Ungleichheit in den vergangenen Jahrzehnten durch heftige Diskussionen über die spezifischen Grundbegriffe dieses Feldes geprägt. In den ersten beiden Kapiteln der vorliegenden Arbeit werden vor diesem Hintergrund die Tragweite der Kritik an den Klassenund Schichtkonzepten einerseits und die Leistungsfähigkeit der neu eingeführten bzw. wiederentdeckten Konzepte Lebensstil und soziales Milieu andererseits ausführlich diskutiert. Die Kritik an den Konzepten der sozialen Klasse und Schicht wird in drei Thesen gebündelt dargestellt und diskutiert, die zentrale Aspekte der theoretischen Auseinandersetzung erfassen: erstens der Differenzierungsthese, zweitens der Verzeitlichungsthese und drittens der Entkopplungsthese. Den Kern der Differenzierungsthese bildet die Behauptung, dass zu den klassischen - und relativ stabilen - Ungleichheiten von Bildung, Einkommen und Beruf verschiedene neue Ungleichheiten hinzu gekommen sind und an Bedeutung gewonnen haben. Zusammenfassend wird als zentrale These dieser Auseinandersetzung mit der Kritik an Klassen- und Schichtkonzepten festgehalten, dass eine "plurale Sozialstrukturanalyse" erforderlich ist, die einerseits die plurale Struktur sozialer Ungleichheiten berücksichtigt und andererseits begreift, dass mit den Konzepten Klasse, Milieu und Lebensstil unterschiedliche Dimensionen der Sozialstruktur erfasst werden, die sich nicht gegenseitig substituieren lassen. (ICA2)

[104-L] Roy, Klaus-Bernhard: "Strukturelle Gewalt": zur Aktualität einer politikwissenschaftlichen Fragestellung, in: Michael Schultze, Jörg Meyer, Britta Krause, Dietmar Fricke (Hrsg.): Diskurse der Gewalt - Gewalt der Diskurse, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 141-152, ISBN: 3-631-54284-4 (Standort: StUB Frankfurt a. M.(30)-87/938/18) INHALT: Der Verfasser knüpft an das von Johan Galtung zu Beginn der 1970er Jahre entwickelte Konzept der strukturellen Gewalt an und zeigt, in wie weit es für aktuelle Fragestellungen nationaler und internationaler Verteilung nutzbar gemacht werden kann. Im Kontext einer weltweiten sozialen Polarisierung wird gezeigt, wie Gewalt auch ohne direkt erkennbaren Akteur Bestandteil sozialer Systeme ist und sich in ungleichen Lebensverhältnissen niederschlägt. Strukturelle Gewalt materialisiert sich nicht nur in ungleichen Ressourcenverteilungen, sondern auch in vielfältigen Ausgrenzungen bei der Entscheidung über Ressourcen. Der Verfasser wertet das Konzept der strukturellen Gewalt als hoch aktuellen Ansatz, der Grenzen bisheriger Politik erklären und Kritik daran artikulieren kann. (ICE2)

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[105-F] Scholtz, Hanno, Dr.; Volken, Thomas, Dr. (Bearbeitung); Bornschier, Volker, Prof.Dr. (Leitung): Wahrgenommene vs. objektive Ungleichheit im Gesellschaftsvergleich: das Ausmass der Divergenz, ihre Bestimmungsfaktoren und die Auswirkungen auf Konfliktivität und Wirtschaftswachstum INHALT: Ungleichheit steht seit Mitte der neunziger Jahre wieder zunehmend im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen, weil sie sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt. Das kann über (1) Kreditverfügbarkeit, (2) Konfliktivität oder (3) politische Responsivität erklärt werden. Die im Sozialsystem angesiedelten Thesen (2) und (3) beziehen sich inhaltlich nicht auf die tatsächlich vorliegende Ressourcenverteilung in einer Gesellschaft, sondern auf die Wahrnehmung, die die Menschen von dieser Ressourcenverteilung haben. Diese Wahrnehmung muss mit der tatsächlich messbaren Ungleichheit nicht identisch sein: Hier ist eine Differenz möglich, die bisher im ländervergleichenden Überblick nicht thematisiert worden ist. Das hiermit beantragte Forschungsprojekt will diese Lücke schließen. Weil dazu die Erhebung der subjektiven Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit einerseits und die Untersuchung der Auswirkungen auf die vor- und nachgelagerten Glieder der angenommenen Kausalkette andererseits nötig ist, hat das Ziel des Projektes eine dreifache Ausprägung: Die subjektive Wahrnehmung von Ungleichheit ländervergleichend zu ermitteln, ihre Bestimmungsgründe auf individueller und aggregierter Ebene zu erheben festzustellen, inwieweit die Qualität dieser neuen Indikatoren zur Prädiktion wirtschaftlicher Entwicklung besser ist als jene der bisher verwendeten objektiven Verteilungsdaten. Die Kernvariable der Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit konstruieren wir dazu aus Daten des International Social Survey Programme (ISSP). Wir vergleichen sie mit Daten der objektiven Ressourcenverteilung, die wir, zum Teil durch Rekonstruktion, aus vorliegenden Daten übernehmen, und setzen die Differenz mit vorliegenden Makrodaten in Beziehung. Die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung werden bezüglich ihrer Vermittlung durch Konfliktivität untersucht. ZEITRAUM: 2003-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: vergleichende Länderstudie auf Gesellschaftsebenen (N=27) und Individualebene (N=28.000) METHODE: komparativer Ländervergleich auf Makro- und Mikroebene unter Verwendung quantitativer empirischer Methoden (repräsentative Länderstichproben, ISSP) VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Scholtz, H.: Income inequality: the relationship between real development and normative evaluations in industrial societies.+++Volken, T.: Wohlfahrtsstaat, Ungleichheit und Konfliktwahrnehmung. Vortrag, Fribourg, 15./16. Okt. 2004, 43 S. Download: http://www.suz.unizh.ch/volken/ThomasVolken/ pdfs/SGSPaper2004.pdf .+++Volken, T.: On the preference for redistribution, its alternative measures and their impact on conflict and crime. ART: gefördert BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung INSTITUTION: Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Soziologisches Institut (Andreasstr. 15, 8050 Zürich, Schweiz) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[106-L] Schütz, Alfred; Luckmann, Thomas: Strukturen der Lebenswelt, (Uni-Taschenbücher, Bd. 2412), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2003, 693 S., ISBN: 3-8252-2412-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005-4051)

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INHALT: Nach seiner Berufung an die New School of Social Research in New York im Jahre 1952 begann Alfred Schütz mit der Arbeit an dem Werk "Strukturen der Lebenswelt", in dem er die Ideen des "Sinnhaften Aufbaus der sozialen Welt" (1932) von Grund auf erneut entwickeln wollte. Schütz starb 1959, das Werk blieb Fragment. Sein Schüler Thomas Luckmann übernahm es, aus den teils nur skizzierten Vorlagen diesen Plan auszuführen. In der detaillierte phänomenologischen Analyse werden darin die Welt des Alltags als alltägliche "Lebenswelt der natürlichen Einstellung" erforscht und die Aufschichtungen dieser Lebenswelt am Leitfaden des alltäglichen Wissens und seiner Relevanzstruktur dargestellt. Schütz behält den Grundgedanken des "Sinnhaften Aufbaus der sozialen Welt", die Strukturanalyse des Alltags sei auf die Sinnzusammenhänge der im Alltag Handelnden zurückzuführen, bei, hält auch an der von Bergson bestimmten engen Konzeption des Sinnes aller Welterfahrung als einer rein reflexiven, erst im nachhinein zugänglichen Sinnstruktur fest, aber er differenziert diese Sinnzusammenhänge nach mannigfaltigen "provinces of meaning" (Subsinnwelten), nach abgeschlossenen Sinnbereichen, z. B. des Alltags, des Traums oder der wissenschaftlichen Theorie. (ICA2)

[107-L] Schwinn, Thomas: Gesellschaftstheorie und soziale Ungleichheit, in: Transit : europäische Revue, 2005, H. 29, S. 96-114 (Standort: UuStB Köln(38)-24A1544; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor hält den Zeitpunkt für günstig, zwei soziologische Traditionen miteinander zu verbinden. Die Eigenständigkeit der beiden Strukturdimensionen von Gesellschaften - soziale Ungleichheit und funktionale Differenzierung - verdankt sich grundlegend verschiedenen Ausgangspunkten. Die Differenzierungstheorie geht von einer Ungleichartigkeit der Ordnungen oder Teilsysteme aus, die Ungleichheitsanalyse dagegen von einer Ungleichwertigkeit von sozialen Lagen. Die Behauptung des Primats einer Strukturdimension ist theoretisch problematisch, weil es sich um inkommensurable Kriterien handelt, die auf der Ebene der Grundunterscheidungen prinzipiell nicht voneinander ableitbar sind. Wie eine solche Verknüpfung der beiden zentralen Strukturachsen moderner Gesellschaften möglich ist, versucht der Beitrag zu demonstrieren. Im ersten Abschnitt wird der Frage nachgegangen, wie sich soziale Ungleichheit in den einzelnen Ordnungen und wie sie sich ordnungsübergreifend ausbildet. Anschließend wird geklärt, wie man die in der heutigen Ungleichheitsforschung entdeckte Vielfalt von Ungleichheitsformen und -ausprägungen durch die differenzierungstheoretische Perspektive besser in den Griff bekommt. In Teil III wird die Analyserichtung umgekehrt und nach den strukturierenden Wirkungen sozialer Ungleichheit auf die institutionellen Ausprägungen der differenzierten Ordnungen gefragt. (ICA2)

[108-L] Seppmann, Werner: Dynamik der Ausgrenzung: über die soziostrukturellen Konsequenzen der gesellschaftlichen Spaltungsprozesse, in: Utopie kreativ : Diskussion sozialistischer Alternativen, 2005, H. 179, S. 781-795 (URL: http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/179/179 Seppmann.pdf) INHALT: Unter den Bedingungen der neoliberalen gesellschaftlichen Entwicklung kommt es nicht nur zu einer ständigen Vertiefung der Dichotomie zwischen Armen und Reichen, auch die Unterschiede zwischen den Unterschichten nehmen zu. Es gibt nicht nur den Unterschied

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zwischen Beschäftigten und Arbeitslosen, es kommt auch zu neuen Unterschieden in Bereich der Beschäftigten, sogar in ein und demselben Unternehmen. Um die Kernbelegschaft gruppiert sich eine Schicht extrem belasteter und extrem niedrig bezahlter Beschäftigter. So wird den Beschäftigten nicht klar, dass sie gemeinsame Interessen haben. (ICEÜbers)

[109-L] Sidikov, Bahodir: New or traditional?: "clans", regional groupings, and state in post-Soviet Azerbaijan, in: Berliner Osteuropa-Info, 2004, H. 21, S. 68-74 (URL: http://www.oei.fu-berlin.de/Outnow/boi21/pdf/forum%20sidikov.pdf) INHALT: Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Feldforschung in Aserbaidschan zu den dortigen traditionellen Institutionen der Klans und regionalen Kameradschaften bzw. der post-sowjetischen Staatsstrukturen und ihren (informellen) Netzwerken. Nach einer Bestimmung der Schlüsselbegriffe (Klan, Stamm usw.) gliedern sich die Ausführungen in die folgenden Aspekte: (1) Charakteristiken der regionalen Gruppierungen als neues soziales Phänomen, (2) die Grenzen der Gruppen, (3) die Struktur der Gruppierungen, (4) das Sowjeterbe, der Staat und regionale Gruppierungen, (5) systembildende Faktoren der Gruppierungen sowie (6) die Stabilität des Staates, das Konfliktpotential und die soziale Effizienz. Die Studie erlaubt drei wichtige Schlussfolgerungen: Erstens besteht ein substanzieller Unterschied zwischen dem klassischen regionalen Zusammenschluss und dem neuen sozialen Phänomen der regionalen Gruppierung darin, dass letztere als eine Strategie zur Gewinnung von Ressourcen zu verstehen sind, die hauptsächlich in der Domäne des Staates entsteht und existiert, während der Staat durch einen hohen Grad an Klientelismus charakterisiert ist. Zweitens besteht ein ebenso wichtiger Aspekt in der Untrennbarkeit von regionalen Gruppierungen und Staat. Drittens ist es zweifelhaft, ob sich Aserbaidschan kurz- oder mittelfristig dem Risiko der sozialen Instabilität aussetzen wird. (ICG2)

[110-L] Sorg, Richard: Die Reichen und die Mächtigen: Materialien und Vorschläge zu ihrer Erforschung, in: Utopie kreativ : Diskussion sozialistischer Alternativen, 2005, H. 180, S. 925-931 (URL: http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/180/180.pdf) INHALT: Der Verfasser legt eine Rezension von Hans Jürgen Krysmanskis "Hirten und Wölfe" vor. Der Zusammenhang von Macht, Herrschaft und Wohlstand wird seiner Ansicht nach von der soziologischen Forschung weithin ignoriert, ein Umstand, der im Interesse der herrschenden Eliten liegt. Will man die notwendige Forschung durchführen, braucht man nicht nur Mut, sondern auch die breite Perspektive eines globalen Problemverständnisses. Der Verfasser lädt dazu ein, Beiträge zu einem Forschungsnetzwerk "Machtstrukturforschung" vorzulegen. (ICEÜbers)

[111-L] Trappmann, Mark; Hummell, Hans J.; Sodeur, Wolfgang: Strukturanalyse sozialer Netzwerke: Konzepte, Modelle, Methoden, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 278 S., ISBN: 3-531-14382-4

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INHALT: "Dieses Buch führt in das Instrumentarium der Analyse sozialer Strukturen ein. Dabei orientiert es sich an der transdisziplinären Netzwerkanalyse, die durch vier Elemente definierbar ist: Eine strukturelle Sichtweise, die Verwendung systematisch gesammelter empirischer Beziehungsdaten, graphische Verfahren und mathematische Modelle. Im Einzelnen werden die Möglichkeiten der Untersuchung interindividueller Beziehungsstrukturen, der Identifikation von Teilgruppen ('Cliquen' u. ä.), von Positionen und von Rollen sowie der Überprüfung von Strukturhypothesen dargestellt. Sämtliche Analysen beziehen sich auf einen einheitlichen Datensatz und werden mit frei verfügbarer Software durchgeführt. Der Leser gewinnt damit ein grundlegendes Verständnis für die Anwendung der Netzwerkanalyse und eigene Erfahrung mit ihrer Durchführung. Das Lehrbuch richtet sich an Lehrende und Studierende fortgeschrittener Kurse in der empirischen Sozialforschung sowie der empirisch orientierten struktur-theoretischen Soziologie." (Autorenreferat)

[112-F] Weber-Menges, Sonja, Dr. (Bearbeitung); Geißler, Rainer, Prof.Dr. (Betreuung): "Arbeiterklasse" oder Arbeitnehmer? Empirische Untersuchung zu Soziallage, Lebenschancen und Lebensstilen von Arbeitern und Angestellten in Industriebetrieben INHALT: Im Rahmen der Diskussion über Fortbestand oder Auflösung von Klassen und Schichten in der modernen Dienstleistungsgesellschaft wird vielfach bezweifelt, dass es noch eine Arbeiterklasse gibt. Arbeiter seien zusammen mit Angestellten in der Klasse der Arbeitnehmer aufgegangen. Im Rahmen einer vergleichenden empirischen Untersuchung von Arbeitern und Angestellten in Industriebetrieben kann die Arbeit nachweisen, dass Arbeiter und Angestellte sich auch heute noch hinsichtlich ihrer Soziallage und damit verbundenen Lebenschancen und -risiken voneinander unterscheiden. Auch Einstellungen, Mentalitäten und Lebensstile sind nicht, wie vielfach betont, zunehmend von der objektiven Soziallage abgekoppelt und ins Belieben der Individuen gestellt, sondern durch die Soziallage geprägt, wobei man jedoch nicht von einer einheitlichen, sondern einer differenzierten Arbeiterschaft sprechen muss. GEOGRAPHISCHER RAUM: Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen METHODE: Soziale Ungleichheit; Klassen- und Schichtsoziologie versus moderne Milieu- und Lebensstilkonzeptionen am Beispiel von Arbeitern und Angestellten in Industriebetrieben. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 6; Industriebetriebe). Qualitatives Interview (Stichprobe: 68; Arbeiter und Angestellte; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.868; Arbeiter und Angestellte in der Industrie; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Weber-Menges, S.: "Arbeiterklasse" oder Arbeitnehmer? Empirische Untersuchung zu Soziallage, Lebenschancen und Lebensstilen von Arbeitern und Angestellten in Industriebetrieben. Siegen, Univ., Diss., 2002, ca. 715 S. ART: Dissertation BEGINN: 1998-03 ENDE: 2002-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Siegen, FB 01 Sozialwissenschaften, Philosophie, Theologie, Geschichte, Geographie, Fach Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Geißler (57068 Siegen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 02743-2653, e-mail: [email protected])

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[113-L] Wieland, Dirk: Individualisierung und Sozialstruktur - objektive und subjektive Dimensionen sozialer Ungleichheit, Kassel 2002, 405 S. (Graue Literatur; URL: http://opus.uni-kassel.de/opus/volltexte/2002/29/pdf/dis1428_05.pdf) INHALT: "Die Dissertation setzt sich mit einem zentralen Problem der gegenwärtigen Sozialstrukturforschung in den westlichen Industrienationen und im Speziellen in Deutschland auseinander: Im Zuge der Diskussion um die Modernisierung und Individualisierung gesellschaftlicher Strukturen sind die Begriffe 'Klasse' und 'Schicht' sowie die zugehörigen theoretischen und methodischen Konzepte zunehmender Kritik ausgesetzt. Als ein Resultat dieser Debatte kann die zunehmende Popularität neuer Konzepte angesehen werden, die soziale Differenzierungen eher in einem horizontal-soziokulturellen Kontext deuten und theoretisch an das Individuum knüpfen. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass diese 'neuen' Milieu- und Lebensstilmodelle einen radikalen Bruch mit den theoretischen Grundlagen der Sozialstrukturanalyse darstellen und als holistische Modelle zur Beschreibung und Deutung sozialer Strukturen ebenso einseitig erscheinen, wie das ihrerseits kritisierte vertikale Paradigma der Klassen- und Schichtungssoziologie. Aus diesem Grunde wird hier ein integratives Konzept entwickelt und vorgeschlagen, das objektive und subjektive Dimensionen sozialer Ungleichheit in einem einheitlichem theoretischen Rahmen sinnvoll miteinander verknüpft und somit in der Lage ist Aspekte von Individualisierung und vertikaler Ungleichheit zu verbinden. Die vielseitigen Möglichkeiten und Vorteile, die ein solches 'flexibles Habituskonzept' im Sinne einer umfassenderen und zeitgemäßen Sozialstrukturanalyse bietet, werden anhand einer Sekundäranalyse aktueller Daten aus der Lebensstilforschung aufgezeigt und können somit die entwickelte theoretische Perspektive nachhaltig bestätigen." (Autorenreferat)

4 Sozialstruktur II: Prozess [114-L] Aderhold, Jens; John, René (Hrsg.): Innovation: sozialwissenschaftliche Perspektiven, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 304 S., ISBN: 3-89669-522-3 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4999) INHALT: "Die hier vorgelegten Überlegungen - in einem Diskussionsprozess des Instituts für Sozialinnovation (ISInova) entstanden - verstehen sich als erster Schritt, die bisherigen und aus unserer Sicht einengenden Perspektiven zu erweitern, wenn nicht gar zu verlassen. Bei diesem Ausgangspunkt kann es nicht primär um eine Kritik der aktuellen Innovationspolitik gehen, sondern die Sozialwissenschaften sind zunächst angehalten, nach alternativen, den gesellschaftlichen Verhältnissen angemesseneren Problembeschreibungen zu suchen. Der Sammelband zielt nicht darauf ab, eine inadäquate Innovationstheorie durch eine andere zu ersetzen. Es kann zunächst nur darum gehen, mit Hilfe verschiedener Theorieansätze sowie dem Aufsuchen unterschiedlichster gesellschaftlicher Felder die Vielfalt, Komplexität und Ambivalenz von Innovation zu verdeutlichen. Die in diesem Band versammelten Beiträge der Autoren verstehen sich darum als eine erste Annäherung an soziale Innovationen, ein 'wenig bearbeitetes Thema und eine kaum bekannte Erscheinung' (Gillwald 2000)." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jens Aderhold und René John: Ausgangspunkt - Innovation zwischen Technikdominanz und ökonomischem Reduktionismus (7-10); Jens Aderhold: Gesellschafts-

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entwicklung am Tropf technischer Neuerungen? (13-32); Tino Vordank: Zur organisationalen Reziprozität von Diffusion (33-48); René John: Innovationen als irritierende Neuheiten. Evolutionstheoretische Perspektiven (49-64); Georg Krücken: Innovationen - neo-institutionalistisch betrachtet (65-78); Birgit Blättel-Mink: Kultur im Innovationsprozess. Does culture matter? (79-96); Ralf Wetzel: Gesichter einer Innovation. Disparate Deskriptionen eines sozialpolitischen Instruments (99-116); Horst Uecker und Marcel Krebs: Optionalität des modernen Individualismus und ein innovativer Betrachtungsansatz in der Sozialen Arbeit (117130); Raphael Menez und Christian Steffen: Die Zukunftsdebatte der IG Metall unter der Perspektive organisationalen Lernens (131-148); Jens Aderhold und Frank-Steffen Roth: Trittbrettfahrer der Globalisierung: Antiglobale Netzwerke und das Problem ihrer Unzerstörbarkeit (149-172); Ingo Bode: Soziale Innovation als Etikettenschwindel? Re-Organisationsstrategien von Krankenkassen zwischen Wunsch und Wirklichkeit (173-190); René John: Die Repolitisierung des Theaters. Der Wille zur Innovation im Spiegel der Medien (191-212); Ursula Holtgrewe: Werkzeuge, Kooperationen und Institutionen erfinden - Softwareentwicklung als Innovation (213-226); Klaus-Peter Schulz: Lerntätigkeit als Quelle von Innovation (227242); Katrin Großmann: Richtungswechsel in der Stadtentwicklung - Stadtumbau und soziale Innovation (243-256); Jana Rückert-John: Nachhaltige Alternativen in der Ernährung (257278).

[115-L] Baethge, Martin (Redakteur); Bartelheimer, Peter (Redakteur); Fuchs, Tatjana (Redakteur); Kratzer, Nick (Redakteur); Wilkens, Ingrid (Redakteur): Berichterstattung zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland: Arbeit und Lebensweisen ; erster Bericht, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 625 S., ISBN: 3-531-14316-6 INHALT: "Was kann Sozialberichterstattung zum Verständnis des Umbruchs im deutschen Produktions- und Sozialmodell beitragen? Eine Antwort darauf versucht der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte erste Bericht zur sozioökonomischen Entwicklung. An Veränderungen in Arbeit und Lebensweise soll gezeigt werden, dass wirtschaftliche Entwicklung gesellschaftlich eingebettet ist. Arbeit wird dabei als gleichermaßen dem ökonomischen System wie der persönlichen Lebensführung angehörig betrachtet. Lebensweise steht für den Zusammenhang aller Aktivitäten und Motive von Individuen und Haushalten, die ihr Verhalten als Marktakteure beeinflussen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: I. Einführung: 1.1 Martin Baethge, Peter Bartelheimer: Deutschland im Umbruch (11-36); 1.2 Martin Baethge, Peter Bartelheimer: Sozioökonomische Entwicklung als Gegenstand der Berichterstattung (37-62); I.3 Karin Gottschall; Ernst Kistler, Rainer Land: Querschnittsthemen: Demographie, Gender, Ostdeutschland (63-83); II. Themenfelder: II.1 Peter Bartelheimer: Teilhabe, Gefährdung, Ausgrenzung (85-123); II.2 Nick Kratzer, Dieter Sauer: Flexibilisierung und Subjektivierung von Arbeit (125-149); II.3 Tatjana Fuchs, Dietmar Dathe, Ernst Kistler: Informelle Arbeit und Lebensweisen (151-176); II.4 Martin Baethge, Peter Kupka: Bildung und soziale Strukturierung (177-209); II.5 Andreas Boes: Informatisierung (211244); III. Berichtsgegenstände: III.1 Holger Aida: Beschäftigungsverhältnisse (245-269); III 2 Peter Bartelheimer, Markus Wieck: Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (271-302); III 3 Tanja Schmidt, Christoph Schmitt: Erwerbsverläufe (303-322); III 4 Dieter Sauer, Andreas Boes, Nick Kratzer: Reorganisation des Unternehmens (323-350); III.5 Peter Bartelheimer: Migration (351-379); III.6 Nick Kratzer, Tatjana Fuchs, Alexandra Wagner, Dieter Sauer: Zeitmuster - Zeitverwendung im Kontext von Erwerbsarbeit und Haushalt (381-402); III.7 Tatjana Fuchs: Haushaltsproduktion (403-432); III.8 Christoph Schmitt: Informelle soziale

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Beziehungen (433-453); III.9 Dietmar Dathe: Bürgerschaftliches Engagement (455-480); III.10 Werner Dostal: Qualifikation und Arbeitsmarktdynamik (481-504); III.11 Ingrid Wilkens: Weiterbildung/lebenslanges Lernen und soziale Segmentation (505-521); III.12 Andreas Boes, Josef Preißler: Digitale Spaltung (523-548); IV. Peter Bartelheimer Sozioökonomischer Berichtansatz - Konzept, Daten, Indikatoren (549-570).

[116-L] Beck, Ulrich; Lau, Christoph: Theorie und Empirie reflexiver Modernisierung: von der Notwendigkeit und den Schwierigkeiten, einen historischen Gesellschaftswandel innerhalb der Moderne zu beobachten und zu begreifen, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 56/2005, H. 2/3, S. 107-135 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Sonderforschungsbereich 'Reflexive Modernisierung', der seit Juli 1999 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wird, und in dem vier Universitäten im Münchener Raum interdisziplinär kooperieren, ist so angelegt, dass er thematisch breit gefächert und in Kooperation zwischen Soziologen, Wissenschaftsforschern, Wirtschaftswissenschaftlern, Politikwissenschaftlern, Sozialpsychologen, Historikern, Juristen und Philosophen quer zu den speziellen Soziologien und Fächerdifferenzierungen (das ist wohl auch international die einmalige Chance) die Präzisierung und Überprüfung der Theorie reflexiver Modernisierung ermöglicht (Beck/ Bonß 2001; Beck/ Lau 2004). Wir wollen in diese Problemstellung erstens anknüpfend an René König einführen; zweitens die theoretischen Grundannahmen in Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas und Richard Münch präzisieren; drittens das empirische Forschungsprogramm und seine bisherigen Ergebnisse skizzieren; viertens die Strukturbruchthese präzisieren; fünftens die Merkmale der Ersten Moderne rekonstruieren; sechstens die Erscheinungsformen des Neuen - der Zweiten Moderne - empirisch-analytisch entfalten; sowie siebtens abschließend die Theorie reflexiver Modernisierung reformulieren." (Autorenreferat)

[117-L] Delitz, Jürgen; Gyldenfeldt, Heinrich von; Rimek, Jochen (Hrsg.): Institutionen und sozialer Wandel: Festschrift für Prof. Dr. Klaus Plake zum 60. Geburtstag, Hamburg: R. Krämer 2004, 286 S., ISBN: 3-89622-069-1 (Standort: UB Bonn(5)-2004-7034) INHALT: Inhaltsverzeichnis: Jürgen Delitz: Institutionen im sozialen Wandel. Zentrale Aspekte im Euvre Klaus Plakes (9-32); Rainer Geißler: Schichtspezifische Benachteiligungen im deutschen Bildungssystem - ein neues altes Thema (33-48); Gerhard Vowinckel: Militärische Fügungsstrukturen im geschichtlichen Wandel. Eine organisationssoziologische Betrachtung (49-62); Maja Apelt: Männliches Militär und die Subjektkonstruktion weiblicher Soldaten (63-88); Jochen Rimek: Skandal als Produktionszweig der Medien (89-100); Karlheinz Messelken: Worin die UNO Utopie ist und bleiben wird. Konfliktsoziologische Überlegungen (101-134); Jürgen Hüllen: Das deregulierte Subjekt oder Vom nahen Ende der abendländischen Kultur (135-154); Christiane Bender: Die Idee des Schöpferischen Geistes- und sozialgeschichtliche Rekonstruktionen im Anschluß an Hans Blumenberg (155-170); Gunter Runkel: Zu einer Theorie Allgemeiner Handlungssysteme (171-192); Heinrich von Gyldenfeldt: Archaik in der Moderne. Die Normalität der Korruption (193-206); Hans Grußl: Soziokulturelle Leitbilder und asymmetrische Geschlechterordnungen (207-230); Birgit Schuhmacher:

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Netze im Raum - Räume im Netz (231-260); Anton Sterbling: Aspekte der Lebensqualität. Ergebnisse empirischer Untersuchungen in zwei Städten der Lausitz (261-280).

[118-L] Delitz, Jürgen: Institutionen im sozialen Wandel: zentrale Aspekte im Oeuvre Klaus Plakes, in: Jürgen Delitz, Heinrich von Gyldenfeldt, Jochen Rimek (Hrsg.): Institutionen und sozialer Wandel : Festschrift für Prof. Dr. Klaus Plake zum 60. Geburtstag, Hamburg: R. Krämer, 2004, S. 9-29, ISBN: 3-89622-069-1 (Standort: UB Bonn(5)-2004-7034) INHALT: Betrachtet man das Schriftenverzeichnis Klaus Plakes, so wird eine beachtliche Breite der Themen deutlich. Sein Hauptinteresse gilt sozialisationstheoretischen und erziehungssoziologischen Fragestellungen; hinzu tritt die Beschäftigung mit Theorien des abweichenden Verhaltens und jugendsoziologischen Fragen. In den letzten Jahren sind vor allem kommunikations- und medientheoretische Aspekte in den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses von Klaus Plake getreten. Daneben finden sich in seinem Werk Themen, die gemeinhin nicht im Zentrum sozialwissenschaftlicher Aufmerksamkeit stehen, wie z.B. die Ästhetik des Körpers. Noch deutlicher und prägnanter wird diese Vielfalt der wissenschaftlichen Interessen Plakes, wenn man sein Seminarangebot in der Lehre an der Universität der Bundeswehr berücksichtigt. Trotz der Themenbreite gibt es aber bestimmte Fragestellungen und Perspektiven, die sich als leitendes Erkenntnisinteresse durch das wissenschaftliche Werk Klaus Plakes hindurch ziehen und sich in den unterschiedlichen Themen wiederfinden. Vor allem ist dies die Perspektive des sozialen Wandels in Sozialisations- und Erziehungsinstitutionen sowie in sozialen Wahrnehmungsmustern, wie im vorliegenden Beitrag gezeigt wird. Die methodologischen Implikationen des sozialen Wandels werden ferner am Beispiel der Anomietheorie verdeutlicht. (ICI2)

[119-L] Drepper, Thomas; Göbel, Andreas (Hrsg.): Sozialer Wandel und kulturelle Innovation: historische und systematische Perspektiven ; Eckart Pankoke zum 65. Geburtstag, (Sozialwissenschaftliche Schriften, Heft 40), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 492 S., ISBN: 3-428-11624-0 INHALT: ",Sozialer Wandel' ist seit langem einer der soziologischen Begriffe, unter dem die Soziologie ihre Sensibilität für die Unwahrscheinlichkeit und Dynamik der modernen sozialen Welt zu bündeln versucht. Lange Zeit als selbstidentifizierender Gegenbegriff gegen eine Interpretation der Vormoderne als 'statisch' und 'ordentlich' konzipiert, wird er mittlerweile in den verschiedensten Hinsichten - weiterhin als Chiffre für das moderne 'Tempo des Lebens' (Simmel), aber auch allgemein sozial- oder transformationstheoretisch - benutzt. Allemal freilich bleibt an ihm die Faszination darüber, dass, wie Eckart Pankoke mit Blick auf die einschlägige Formulierung von Marx immer wieder betont hat, 'alles Stehende und Ständische verdampft'. Sozialer Wandel meint deshalb immer forcierte soziale Dynamik, und in ihr konzentriert sich damit, gegen die eigentümliche Statik vormoderner sozialer Verhältnisse, eines der dominanten Selbstverständnisse der Moderne. Im Verbund mit dem weiteren Titelelement der kulturellen Innovation erhält der Begriff des sozialen Wandels freilich noch eine andere Implikation. Auch sie zielt in das Zentrum der das Fach konstituierenden Unterscheidungen. Hier geht es um die Differenz von Sozialstruktur und Kultur, wie man dies im Anschluss an Parsons in den 60er Jahren vor allem betont hat, die man aber auch mit anderen Unterschei-

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dungen explizieren könnte; die Weber'sche Differenz von Ideen und Interessen oder die neuere, systemtheoretisch vorgelegte von Gesellschaftsstruktur und Semantik zielen in eine ähnliche Richtung. Mit all diesen Unterscheidungen rücken zwei soziologische Fragen ins Zentrum: Fraglich ist zum einen, in welcher Weise eine sich strukturell forciert modifizierende moderne Gesellschaft sich in dieser Dynamik ihres auf Dauer gestellten sozialen Wandels selbst registriert. Und zum Problem wird zum anderen, in welcher Form diese Selbstregistraturvarianten ihrerseits eine nicht nur registrierende und dokumentierende Komponente haben, sondern selbst als Momente dynamischer Strukturveränderungen berücksichtigt werden müssen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Franz-Xaver Kaufmann: Vorläufer wohlfahrtsstaatlichen Denkens: Sismondi, List, Mill (43-69); Dirk Blasius: Zeitdiagnosen: Carl Schmitt und Lorenz von Stein (71-83); Karl-Siegbert Rehberg: Die 'gesichtslose' Masse und das 'Ende der Persönlichkeit' (85-111); Arnold Zingerle: Der Hypertext - kultursoziologisch betrachtet (113-136); Wolfgang Lipp: Kultur und Zivilisation (137-161); Andreas Göbel: Gesellschaftsstruktur und Romantik (163-184); Peter Fuchs: Wie man die Welt am Einheitshaken aufhängen kann - Magische Beobachtung in der Moderne am Beispiel der Frühromantik und der Systemtheorie (187-210); Johannes Weiß: Vereinigungsnationalismus? (211-220); Helmut Geller: Ende der Wachstumsgesellschaft? (221-236); Detlef Pollack: Religiosität innerhalb und außerhalb der Kirche in ausgewählten postkommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas (237-250); Justin Stagl: Zur Soziologie der Konversion (251-270); Alois Brandenburg: Reflexive Modernisierung von Bildung (271-294); Thomas Heinze: Kritische Theorie als Bezugsrahmen eines reflexiven Kulturmanagements (295-310); Hans Nokielski: Transnationale Ruhestandsmigration (311-334); Helmut Klages: Herausforderungen im Globalisierungsschub - das Individuum als Verantwortungs- und Risikoträger (337-354); Werner Nienhüser: Elitenzirkulation in Organisationen. Vorarbeiten zu einer politischen Theorie organisierten Wandels (355-382); Rolf G. Heinze: Modernisierung durch oder gegen die organisierten Interessen? (383-409); Annette Zimmer: Vereine - Organisationen des Dritten Sektors und Akteure der Zivilgesellschaft (411-432); Karl Gabriel: Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände im Umbruch des Europäischen Sozialstaatsmodells (433-448); Thomas Drepper: Die Grenzenlosigkleit des Managements - Organisations- und gesellschaftstheoretische Überlegungen (449478).

[120-L] Fuchs-Bodde, Katharina: Bereitschaft zur Unterstützung der Fremdgruppe als Folge von 'Basking in Reflected Glory' zwischen Gruppen, Jena 2005, 141 S. (Graue Literatur; URL: http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-6206/Dissertation.pdf; http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=97 5528092&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975528092.pdf) INHALT: "In der Arbeit wird untersucht, unter welchen Umständen die Eigengruppe bereit ist, eine überlegene Fremdgruppe zu unterstützen. Es wird angenommen, dass dies dann der Fall ist, wenn es zwischen den Gruppen zum Phänomen des 'Basking in Reflected Glory' kommt, d.h. wenn die Eigengruppe angesichts der Leistung der Fremdgruppe eine Erhöhung des eigenen, kollektiven Selbstwertes erfährt. Eine solche Erhöhung des Selbstwertes sollte dann stattfinden, wenn die Eigengruppe eine hohen Bezug zur überlegenen Fremdgruppe hat, die Relevanz der Dimension, auf der die Fremdgruppe ihre Leistung erzielt, für die Eigengruppe jedoch nur gering ist. Diese Annahmen werden anhand dreier experimenteller Studien in unterschiedlichen Intergruppenkontexten belegt und mit Bezug auf weitere Theorien zu Intergruppenbeziehungen diskutiert." (Autorenreferat)

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[121-L] Gellner, Winand; Strohmeier, Gerd (Hrsg.): Politische Strukturen und Prozesse im Wandel, (Politik im Netz, Jg. 2004), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2005, 176 S., ISBN: 3-8329-1215-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4504) INHALT: "Die Alte und die Neue Welt sind im Wandel! Der Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende der bipolaren Ordnung haben im transatlantischen Verhältnis deutlich ihre Spuren hinterlassen; mit der Osterweiterung der Europäische Union rückt Europa noch näher zusammen, die Vereinigten Staaten, nunmehr einzige verbliebene Weltmacht, finden mit dem internationalen Terrorismus einen neuen gewalttätigen Staatsfeind vor. Der Wegfall der gemeinsamen Bedrohung durch die Staaten des Warschauer Pakts stellt überdies die uneingeschränkte Unterstützung zwischen Alter und Neuer Welt in Frage: Standen die Europäer in den Monaten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 noch geschlossen hinter den Vereinigten Staaten, begann diese Solidarität im Vorfeld des Irakkriegs zu bröckeln. Die Neuordnung der transatlantischen Beziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika steht im Mittelpunkt des vorliegenden vierten Jahresbandes von PIN. Vierzehn Autoren stellen in drei Kapiteln die Frage, wohin die Wege Deutschlands, der USA und der Europäische Union führen - nicht nur hinsichtlich ihrer außen-politischen Beziehungen, sondern auch angesichts ihrer jeweiligen innenpolitischen Herausforderungen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Kapitel: Deutschland: Tilman Mayer: Zur Strategie der Außenpolitik in Deutschland (13-18); Florian Lütticken/Bernhard Stahl: Die Außenwirtschaftspolitik der rotgrünen Koalition. Diskreter Wandel im Beipack (19-32); Florian Pfeil: Bleibt alles anders? Kontinuität und Wandel rot-grüner Menschenrechtspolitik (33-49); Hennig Tewes: Rot-Grün und die Osterweiterung der Europäischen Union (51-63); 2. Kapitel: USA: Gerd Strohmeier: Hat Alexis de Tocqueville Amerika verstanden? Zur empirischen Relevanz von Tocquevilles Tyrannei der Mehrheit (67-80); Josef Braml: Das Themennetzwerk der Christlichen Rechten als politischer Machtfaktor in den USA (81-95); Stefan Fröhlich: Amerikas strategische Neuausrichtung in der Außenpolitik nach dem 11. September und ihre Auswirkungen auf das transatlantische Verhältnis (97-105); 3. Kapitel: EU: Arne Schröer/Andreas Wilhelm: Europa wird ein globaler Akteur. Die neue EU-Sicherheitsstrategie und die Zukunft der GASP (109117); Burkard Steppacher: Wer handelt im Europäischen Konvent? (119-131); Hartmut Marhold: Der Europäische Verfassungskonvent (133-143); Jürgen Meyer: Der Europäische Konvent und die Öffentlichkeit (145-151); Stephanie Geiger: Zum Scheitern verurteilt. Für eine Europäische Verfassung gab es nur eine kleine Chance (153-161); Petra Schaser: Sicherheitsverlust oder Stabilitätsexport - Die EU der 25 als "Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts"? (163-174).

[122-L] Giesen, Bernhard: Evolution und Ereignis, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 83-92, ISBN: 3-631-53411-6 INHALT: Seit ihren Anfängen im neunzehnten Jahrhundert war die Soziologie ein Kind der Moderne, das die Überwindung des Alten und die Verbreitung des Neuen auf seine Fahnen geschrieben hatte. Dieses Selbstverständnis der Soziologie als "Geburtshelferin des Neuen" wird in den letzten Jahren jedoch von der Soziologie selbst zunehmend in Frage gestellt. Der Autor verdeutlicht dies zunächst am klassischen evolutionstheoretischen Modell des Wandels, bevor einige Versionen dieser neuen - sozusagen nietzscheanischen - Skepsis der Sozio-

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logie gegenüber dem Neuen skizziert werden. Diese "nietzscheanischen Wende" zur Entdeckung verborgener Kontinuitäten oder Rhythmen der Wiederkehr legt hinter der Fassade des scheinbar Neuen die Persistenz alter Muster frei. Im zweiten Teil wird für eine Perspektive plädiert, die das Neue nicht als Entwicklung sieht, sondern das Ereignishafte und Überraschende des Neuen zu erfassen sucht. Es wird dabei die These vertreten, dass anspruchsvolle sozialwissenschaftliche Theorie auf Transzendenzbegriffe wie das Neue angewiesen ist, und über die begrifflichen Orte oder Topoi nachgedacht, die sozialwissenschaftliches Denken dem Neuen heute einräumen kann. (ICA2)

[123-L] Giordano, Christian; Patry, Jean-Luc (Hrsg.): Wertkonflikte und Wertewandel: eine pluridisziplinäre Begegnung, (Freiburger Sozialanthropologische Studien, Bd. 6), Münster: Lit Verl. 2005, 163 S., ISBN: 3-8258-8073-7 (Standort: THB Aachen(82)-Le9947-6) INHALT: "Dieser Sammelband versucht Wertkonflikte und Wertewandel aus verschiedenen disziplinären Perspektiven zu beleuchten. Experten aus der Philosophie, Theologie, Soziologie, Sozialanthropologie, Geschichte, Psychologie, Linguistik und Erziehungswissenschaft bemühen sich zu zeigen, dass Wertkonflikte und Wertewandel sowohl in Vergangenheit als auch in Gegenwart eine kreative transkulturelle Konstante im gesellschaftlichen Dasein darstellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jean-Claude Wolf: Wertkonflikte (7-31); Gerhard Zecha: Aus Fehlern lernen: Anmerkungen zur Wissenschaftsethik (33-49); Werner Wolbert: Zur Theorie der Pflichtenkollision oder: Die Pflicht zur pflichtwidrigen Tat (51-60); Mariano Delgado: Der Konflikt um die Weitergabe des Glaubens (61-80); Hans Goebl: "Kämpfende Buchstaben": Bemerkungen und Reflexionen zu Orthographie- und Kodifizierungskonflikten in Okzitanien, Romanischbünden und Ladinien (81-103); Claudine Brohy: Die Schweiz und ihre Vielsprachigkeit: Wie spiegeln sich Wertvorstellungen und Wertekonflikte in Karikaturen? (105-118); Aline Gohard-Radenkovic: La nouvelle politique des ministères de l'Education et de l'Immigration du Québec: de la catégorisation culturelle de "Eux Autres": aux tensions sociales entre "Nous - Québécois" (119-134); Jean-Luc Patry: Intrapersonaler Wertepluralismus in der Erziehung: Theorie und konkrete Beispiele (135-150); Christian G. Allesch: Globale Märkte - globale Ängste: zur Psychodynamik der Globalisierungsdebatte (151-163).

[124-L] Hradil, Stefan: Warum werden die meisten entwickelten Gesellschaften wieder ungleicher?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2005, H. 45, S. 460-483 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; UuStB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In der Öffentlichkeit besteht der Eindruck, dass entwickelte Gesellschaften in letzter Zeit ungleicher werden. Im Beitrag wird anhand empirischer Daten gezeigt, dass nach jahrzehntelanger Angleichung seit etwa den 1970er Jahren die Haushaltseinkommen vieler Gesellschaften in der Tat wieder ungleicher werden. Im Beitrag werden die Gründe dieser Verschärfung auf der Basis von Modernisierungs- und Globalisierungstheorien analysiert. Deren empirische Prüfung ergibt, dass die scheinbar gegensätzlichen Theorien nur im Zusammenwirken in der Lage sind, die ungleicher gewordenen nationalen Einkommensverteilungen zu erklären. Heute bewirken die Modernisierungsfaktoren Rationalisierung und technischer

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Wandel angesichts gegebener Randbedingungen von Bildung und Bevölkerung und beeinflusst durch die Globalisierungsprozesse Migration, Handel und Finanzströme eine wachsende Ungleichheit. Möglicherweise werden in Zukunft Modernisierung und Globalisierung zusammen wieder mehr Gleichheit hervorbringen, freilich nur bei veränderten Bildungs- und Bevölkerungsstrukturen." (Autorenreferat)

[125-L] Imbusch, Peter; Rucht, Dieter: Integration und Desintegration in modernen Gesellschaften, in: Wilhelm Heitmeyer, Peter Imbusch (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 13-71, ISBN: 3-531-14107-4 INHALT: Im einleitenden Beitrag zum vorliegenden Sammelband werden in einem ersten Schritt die Überlegungen ausgewählter soziologischer Klassiker, in einem zweiten Schritt die Sichtweise zeitgenössischer Gesellschaftstheoretiker zur Integrationsproblematik von Gesellschaften vorgestellt. Dem schließt sich drittens eine Systematisierung der vorliegenden Konzepte an, auf die der Ansatz der Autoren aufbaut. Erörtert werden vier paradigmatische gesellschaftstheoretische Grundannahmen zur Integrationsproblematik: (1) Wertbezogene Theorien sehen in einer gemeinsam geteilten Wertebasis das zentrale Integrationsmittel. Elemente dieser Theorie finden sich in der schottischen Moralphilosophie (Adam Smith), bei Emile Durkheims Begriff der mechanischen und organischen Solidarität, den amerikanischen Pragmatisten (John Dewey, George Herbert Mead) und der Mehrzahl der heutigen Kommunitaristen (Amitai Etzioni, Charles Taylor). (2) Vertragstheorien betonen den einsichtigen allseitigen Nutzen eines friedlichen und geordneten Zusammenlebens. (3) Strukturfunktionalistische und funktionalistische Systemtheorien sehen den integrierenden Modus für Gesamtgesellschaft in spezifischen Vermittlungsmechanismen innerhalb und zwischen funktional spezifizierten Teilsystemen. Hier reicht eine Linie von Herbert Spencer über Talcott Parsons und Niklas Luhmann bis zu Richard Münch. (4) Konflikt- und Anerkennungstheorien gehen von prinzipiellen Spannungen und Ungleichheiten in Gesellschaften aus, sehen aber in der produktiven Bearbeitung von Konflikten bzw. der Anerkennung von Differenz die Möglichkeit von sozialer Integration. Ansätze dazu finden sich von Marx über Coser und Dahrendorf bis hin zu Dubiel und Honneth. (ICA2)

[126-L] Jäger, Wieland: Was leisten gegenwärtige soziologische Theorien aus der Perspektive des sozialen Wandels?, in: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg. 28/2005, H. 2, S. 157-168 (Standort: UuStB Köln(38)-XG05452; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor diskutiert die Frage, welchen Beitrag gegenwärtige Gesellschaftstheorien zum Tagungsthema "Wer gestaltet den sozialen Wandel?" leisten können. Er skizziert zunächst die Bedeutung des sozialen Wandels aus differenzierungstheoretischer Sicht und geht anschließend auf die zentralen Forschungsansätze von Anthony Giddens (Theorie der Strukturierung), Pierre Bourdieu (Theorie der Praxis), James S. Coleman (Theorie kollektiver Akteure) und Jürgen Habermas (Theorie der Gesellschaft) ein und verdeutlicht ihr implizites Verständnis vom sozialen Wandel anhand einer tabellarischen Übersicht. Die Gemeinsamkeit der untersuchten Theoretiker besteht darin, dass sie vorrangig ein Wechselverhältnis von sozialem Handeln und sozialen Strukturen konzipieren und dessen Rekursivität herausstellen.

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Ihre Forschungsansätze lassen sich zwar teilweise auch als Theorien des sozialen Wandels lesen, aber der jüngste Vorschlag von Maureen Hallinan, einen "fundamentalen Wechsel" in der Soziologie zu Modellen der mathematisch und statistisch formalisierten Katastrophenund Chaostheorien zu vollziehen, bleibt nach Ansicht des Autors eine ernst zu nehmende Alternative. (ICI)

[127-L] John, René: Innovationen als irritierende Neuheiten: evolutionstheoretische Perspektiven, in: Jens Aderhold, René John (Hrsg.): Innovation : sozialwissenschaftliche Perspektiven, Konstanz: UVK Verl.Ges., 2005, S. 49-64, ISBN: 3-89669-522-3 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4999) INHALT: Sozialer Wandel und Innovation erschließen sich erst, wenn der Begriff der Innovation in eine angemessene Wandlungstheorie integriert werden kann. Einen solchen theoretischen Rahmen bildet die Evolutionstheorie, die - Luhmann zu Folge - erklärt, wie Mögliches mit geringer Entstehungswahrscheinlichkeit in Seiendes mit hoher Erhaltungswahrscheinlichkeit transformiert wird. Die neodarwinistische Evolutionstheorie arbeitet mit drei funktionalen Unterscheidungen, die auch auf soziale Phänomene anwendbar sind: Variation, Selektion und Restabilisierung. Das Neue, so der Verfasser in Abgrenzung von Luhmanns Gebrauch des Innovationsbegriffs, emergiert als Innovation in jeder Sequenz des Evolutionsschemas und liegt damit gleichsam quer zur funktionalen Differenzierung der Evolution. Der Fokus der Innovationsbeobachtung zielt immer auf die Diskontinuität der Strukturreproduktion. Mit der evolutionistischen Erklärung der Wahrscheinlichkeit immer unwahrscheinlicherer Neuerungen lassen sich herkömmliche Probleme der empirischen Tautologie in der Innovationsforschung bearbeiten, wie abschließend anhand einiger Beispiele gezeigt wird. (ICE2)

[128-L] Korte, Hermann: Statik und Prozess: Essays, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 143 S., ISBN: 3-53114668-8 INHALT: Es sind drei konstitutive Elemente, die die gegenwärtige gesellschaftliche Situation in Deutschland für den Autor kennzeichnen: (1) die langfristigen Entwicklungen seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts und speziell seit 1945, die zu einer gesellschafts- und sozialpolitisch schwierigen Situation geführt haben; (2) eine zu schroffe sozialstrukturelle Gliederung der Gesellschaft, die für Menschen verschiedener Schichten unterschiedliche politische, soziale und kulturelle Teilhabechancen bereit hält; (3) eine in ihren Auswirkungen neue Form der Internationalisierung unseres Lebens. Die grundlegende These lautet dann, dass die Globalisierung das Neue allein nicht repräsentiert, sondern die Kombination dieser drei sehr verschiedenen Elemente das eigentlich Neue ist. Das "Wesen der Städte", die gegenwärtige Elitediskussion und die Frage nach einer möglichen gesellschaftlichen Utopie werden auf diese Thesen bezogen. Vier Essays beschreiben diese Entwicklungen der deutschen Gesellschaft im Spannungsfeld von Statik und Prozess. (ICA2)

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[129-L] Krücken, Georg: Innovationen - neo-institutionalistisch betrachtet, in: Jens Aderhold, René John (Hrsg.): Innovation : sozialwissenschaftliche Perspektiven, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 65-78, ISBN: 3-89669-522-3 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4999) INHALT: Der Verfasser skizziert zunächst die Grundzüge des Neoinstitutionalismus, um zu zeigen, warum man im Unterschied zur gegenwärtigen Fokussierung auf Innovationen aus neoinstitutionalistischer Sicht vor allem Prozesse der gesellschaftlichen Diffusion hervorhebt und somit in Distanz zu Innovationsdiskursen tritt. In kritischer Distanz zum neoinstitutionalistischen Diskurs wird diese Argumentation im zweiten Teil dahingehend erweitert, dass in Prozessen der Diffusion von Innovationen nicht lediglich nicht-innovative Nachahmungen entstehen. Erst die breite gesellschaftliche Diffusion von Ideen, Modellen und Praktiken, so wird gezeigt, ermöglicht eine Vielzahl technischer und vor allem sozialer Innovationen. Damit wird das Verhältnis von Innovation und Diffusion umgekehrt. Der Verfasser erläutert diese Sicht anhand von Beispielen aus dem Bereich der Hochschulentwicklung. (ICE2)

[130-L] Lippl, Bodo: Sozialer Wandel, wohlfahrtsstaatliche Arrangements und Gerechtigkeitsäußerungen im internationalen Vergleich: Analysen in postkommunistischen und westlich-kapitalistischen Ländern, Berlin 2003, 274 S. (Graue Literatur; URL: http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/lipplbodo-2003-09-23/PDF/Lippl.pdf; http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=974114324&dok_var =d1&dok_ext=pdf&filename=974114324.pdf) INHALT: "In dieser Studie werden Einstellungen zu sozialer Ungleichheit bzw. Gerechtigkeitseinstellungen und die Wahrnehmung von Einkommensungerechtigkeit durch die Bevölkerung in postkommunistischen und westlich-kapitalistischen Ländern zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht. Im Zentrum stehen vor allem die Determinanten dieser subjektiven Bewertungen und Wahrnehmungen auf der Makro-Ebene. Wie lassen sich Unterschiede in den Einstellungen und Wahrnehmungen zwischen Ländern erklären? Für westliche Länder wird davon ausgegangen, dass im Wesentlichen der Wohlfahrtsstaat als zentrales Verteilungsarrangement jeweils prägend wirkt. Um den Einfluss des Wohlfahrtsstaates zu überprüfen, wird einerseits eine Typologie wohlfahrtsstaatlicher Regime herangezogen. Andererseits wird auch der Einfluss wohlfahrtsstaatsbezogener Makroindikatoren als nähere Charakterisierung der ausgewählten Länder getestet, was in der international vergleichenden Einstellungsforschung bislang vernachlässigt wurde. In postkommunistischen Ländern, die seit dem Systemwechsel im Vergleich zu westlichen Ländern nicht durch lange wohlfahrtsstaatliche Traditionen geprägt wurden, stehen eher die unterschiedlichen Transformationsverläufe als Erklärungshintergrund von Einstellungs- und Wahrnehmungsunterschieden auf Makro-Ebene zur Verfügung. Da die objektiven Strukturen, Institutionen und individuellen Lagen in postkommunistischen Ländern einem stärkeren sozialen Wandel unterlagen, ist hier im Gegensatz zu westlichen Ländern auch mit einem entsprechend stärkeren Wandel der Gerechtigkeitseinstellungen und Bewertungen zu rechnen. Die Daten für diese Studie stammen aus zwei internationalen Umfrageprojekten, dem 'International Social Justice Project' (ISJP) von 1991, 1996 und 2000 sowie dem 'International Social Survey Programme' (ISSP) von 1987, 1992 und 1999. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Gerechtigkeitseinstellungen, die als normative Grundhaltungen von Menschen eher prinzipieller Art sind, besser durch wohlfahrtsstaatliche Regimes erklären lassen, die diese Grundhaltungen institutionell inkorporieren und strukturell transportieren, wäh-

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rend subjektive Wahrnehmungen von Einkommensungerechtigkeit besser durch konkretere wohlfahrtsstaatliche Makroindikatoren beeinflusst werden." (Autorenreferat)

[131-L] Lutz, Burkart: Integration durch Aufstieg: Überlegungen zur Verbürgerlichung der deutschen Facharbeiter in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Manfred Hettling, Bernd Ulrich (Hrsg.): Bürgertum nach 1945, Hamburg: Hamburger Ed., 2005, S. 284-309, ISBN: 3-936096-503 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4851) INHALT: Der Beitrag identifiziert in der deutschen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg nur unwesentlich vergröbert drei große strukturelle Lagen, deren substantielle Definition und deren Abgrenzung weder mit den klassischen Schichtungskonzepten noch mit dem traditionellen Klassenbegriff vollständig und eindeutig übereinstimmen: (1) "Alter Mittelstand", also der Kern der traditionellen, handwerklich-bäuerlichen, noch stark von der überkommenen Identität von Betrieb und Familie geprägten, allenfalls partiell in geldwirtschaftliche Verkehrsformen integrierten Gesellschaft; (2) "neuer Mittelstand", bestehend aus einem Großteil der Angestellten und Beamten sowie der Gesamtheit der freien Berufe; (3) die "Arbeiterschaft", deren Kern von den qualifizierten Industriearbeitern gestellt wurde, während bei vielen Lohnarbeitskräften in Handwerk und Baugewerbe in Fortführung von zum Teil sehr alten Traditionen die Grenzen zum alten Mittelstand relativ unscharf waren. Der Beitrag rekonstruiert vor diesem Hintergrund den Strukturwandel zur bürgerlichen Gesellschaft der BRD. Sehr rasch übernahmen die aufgestiegenen Facharbeiter auch die ihrer neuen beruflichen Stellung entsprechenden Lebensformen, Verhaltensweisen und Gesellschaftsbilder: ein eigenes Haus, Urlaub, Verzicht auf Erwerbstätigkeit der Ehefrau, wenn möglich höhere Bildung für die Kinder - was alles nicht zufällig in hochgradiger Übereinstimmung mit dem neuen, modernisierten Programm von SPD und Gewerkschaften stand. Sie wurden Teil des neuen Mittelstandes, der sich in einer hochdifferenzierten, arbeitsteiligen und technisierten Wirtschaft und Gesellschaft durchaus zufriedenstellend etabliert hatte. (ICA2)

[132-L] Rink, Dieter: Jugend- und Subkulturen in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft, in: Rainer Hufnagel, Titus Simon (Hrsg.): Problemfall deutsche Einheit : interdisziplinäre Betrachtungen zu gesamtdeutschen Fragestellungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 313-325, ISBN: 3531-14318-2 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2004) INHALT: Die gesellschaftlichen Bedingungen, die die Entstehung einer jugendlichen Subkultur begünstigen, sind in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft der 1990er Jahre fast idealtypisch gegeben: der rasche soziale Wandel in einem ganz allgemeinen Sinne, die Legitimationsprobleme der neuen politischen Ordnung sowie diverse Integrationsprobleme in die neue Gesellschaft, vor allem in das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem. Die Jugend in den neuen Bundesländern befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Jugendliche aus ethnischen Migrantengruppen, ohne sich allerdings in Hautfarbe oder Sprache von der Ankunftsgesellschaft zu unterscheiden. Der positive Bezug auf eine eigene ethnische Kultur ist damit versperrt. Vor dem Hintergrund von Subkulturen in der DDR zeigt der Verfasser, wie sich die Spannung zwischen der DDR-Herkunftskultur und der Ankunftskultur des vereinigten Deutschland in den jugendlichen Subkulturen spezifisch artikuliert und politisch auflädt. Dies

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geschieht am Beispiel der rechtsextrem-neonationalsozialistischen und der HipHopSubkultur. Mit dem Schwinden der besonderen Bedingungen der 1990er Jahre lösen sich diese Subkulturen wieder auf, entradikalisieren und entpolitisieren sich. Dies gilt allerdings nicht für Neonazis und Rechtsextreme. (ICE2)

[133-L] Rock, Joachim (Hrsg.): Sozialpolitik mit Zukunft: eine Streitschrift gegen die weitere Entsolidarisierung der Gesellschaft, Hamburg: VSA-Verl. 2005, 193 S., ISBN: 3-89965-129-4 INHALT: "Die Verteidiger des Sozialstaats sind derzeit in der Minderheit. In dem Buch versammeln sich profilierte VertreterInnen verschiedener sozialpolitischer Felder, um vernünftigen Reformbedarf aufzuzeigen, Fehlinformationen richtig zu stellen und damit den Sozialstaat gegen seine Kritiker zu verteidigen. Aus ihren Beiträgen wird deutlich: Ob es um Familienpolitik, das Gesundheitssystem, die Alters- und Pflegeversicherung, Armutspolitik oder Gleichstellungsfragen, um die Finanzierungsprobleme und die transnationale Einbettung des Sozialstaates geht - Reformen sind möglich und notwendig, allzu forschen Ab- und Umbaumaßnahmen sollte jedoch Einhalt geboten werden. Vielmehr sind die Grundprinzipien von Solidarität und Gerechtigkeit wieder stärker hervorzuheben und in konkrete politische Regelungen umzusetzen, damit der Sozialstaat tatsächlich zukunftsfähig gemacht wird." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Johannes Rau: Die Wirtschaft ist um des Menschen willen da (7-9); Ulrich Schneider: Was ist Annut? (10-18); Gerald Weiß: Ist sozial, was Beschäftigung schafft? Arbeitsmarktpolitik aus christlich-sozialer Sicht (19-28); Annelie Buntenbach: Echternacher Springprozession statt Problemlösung. Die Reform der Reform geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse (29-38); Horst Seehofer: Für eine menschliche Gesundheitspolitik (39-42); Rolf Rosenbrock: Weil Du arm bist, musst Du früher sterben. Die Gegenwart der Vergangenheit (43-57); Ellis Huber: Subsidiäre Solidarität - jenseits von Staat und Markt. Gesundheitssystem und gesellschaftliche Entwicklung (58-68); Ursula Engelen-Kefer: Rentenversicherung fit für die Zukunft? (69-79); Diether Döring: Sozialstaatskonzeption und demografische Entwicklung (90-91); Eberhard Jüttner: Von der Pflegeversicherung zum Bundespflegeleistungsgesetz. Nutzen und Notwendigkeit einer bedarfsorientierten Pflegesicherung (92-101); Manfred Kallenbach: Zwischen Ökonomie, Bürokratie und Nächstenliebe. Perspektiven der Pflege (102-115); Karl Hermann Haack: Aus der Behindertenpolitik lernen. Ein Plädoyer für die mutige Reform des Sozialstaates (116-125); Edda Müller, Stefan Etgeton: Legitimation des Gesundheitswesens und Partizipation (126-137); Renate Schmidt: Zukunft Familie - Zukunft mit Kindern (138-146); Gert G. Wagner: Gezieltere Steuerfinanzierung im Rahmen der sozialen Sicherung. Chancen, Probleme und Möglichkeiten (147-157); Bernd Schulte: Perspektiven des Sozialstaats in Deutschland und Europa (158-170); Herta Däubler-Gmelin: Von Werten in der Politik (171-180); Manfred Heckenauer, Joachim Rock: Sozialpolitik als Berufung. Anmerkungen zu Barbara Stolterfoht (181-193).

[134-L] Simon, Titus: Von Divergenzen und Dissonanzen: fragmentarische Einlassungen zu richtigen und falschen Diskursen ost- und westdeutscher Befindlichkeiten nach der Wende, in: Rainer Hufnagel, Titus Simon (Hrsg.): Problemfall deutsche Einheit : interdisziplinäre Betrachtungen zu gesamtdeutschen Fragestellungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 25-44, ISBN: 3-53114318-2 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2004)

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INHALT: Der Verfasser thematisiert falsche Erwartungen und Enttäuschungen, Zerrbilder und Divergenzen im Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Er zeigt, dass eine Annäherung der Lebensverhältnisse noch nicht vollzogen wurde, dass die Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit nicht zu einem stabilen "ersten" Arbeitsmarkt geführt haben und dass Rechtsextremismus kein ostdeutsches Phänomen ist. Darüber hinaus wird diskutiert, welche sozialen Gruppen zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern der Wiedervereinigung gehören. Der Verfasser schlägt abschließend ein Konzept der "zwei Kulturen in einem Staatswesen" als Grundlage für eine Neuinterpretation sozialer und biographischer Erfahrungen vor. (ICE)

[135-L] Thome, Helmut: Wertewandel in Europa aus der Sicht der empirischen Sozialforschung, in: Hans Joas, Klaus Wiegandt (Hrsg.): Die kulturellen Werte Europas, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl., 2005, S. 286-443, ISBN: 3-596-16402-8 (Standort: THB Aachen(82)-Mg1158+2) INHALT: Die empirische Sozialforschung untersucht "Werte" aus einer methodologischen Perspektive, die sich erheblich von derjenigen unterscheidet, die Philosophen, Kulturanthropologen oder Ideengeschichtlern eigen ist. Sie behandelt Werte als etwas "Messbares", messbar vor allem mit dem Instrument systematischer Personen-Befragungen. Eine wesentliche Schwierigkeit bei diesem Unterfangen steht sofort vor Augen: Werte wie Freiheit oder Gleichheit, Wahrhaftigkeit oder Gerechtigkeit sind nicht direkt beobachtbar; sie sind, wie die Empiriker sagen, "latente Konstrukte", die, wenn überhaupt, nur indirekt mit Hilfe bestimmter "Indikatoren" messbar sind. Die internationale empirische Forschung über Wertewandel wird seit über drei Jahrzehnten von dem amerikanischen Politologen Ronald Inglehart dominiert. Er hat das umfangreichste empirische Material für Längs- und Querschnittanalysen zusammengetragen und ist vor allem mit seinen Thesen über Materialismus und Postmaterialismus bekannt geworden. Die Länder vergleichende Darstellung des Wertewandels im Beitrag stützt sich vor allem auf Ingleharts Befunde. Danach wird ein Ansatz vorgestellt, den der Soziologe Helmut Klages parallel und teilweise alternativ zu Inglehart entwickelt hat; abschließend folgt eine vergleichende Darstellung von Wertorientierungen in Ost- und Westdeutschland seit 1990. (ICA2)

[136-L] Thome, Helmut: Sozialer Wandel und Gewaltkriminalität: Erklärungskonzepte und Methodenprobleme, in: Wilhelm Heitmeyer, Peter Imbusch (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 209-233, ISBN: 3-531-14107-4 INHALT: Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts ist in fast allen ökonomisch hoch entwickelten, demokratisch verfassten Gesellschaften die Rate der registrierten Gewaltkriminalität ziemlich kontinuierlich angestiegen. Bei der Suche nach Erklärungen glauben Soziologen regelmäßig bei gesellschaftlichen Fundamentalprozessen wie Individualisierung und Rationalisierung fündig zu werden, mit der These, dass diese Prozesse soziale Kohäsion und die Intensität normativer Bindungen schwächen. Auch die vorliegenden Überlegungen zeigen, dass der Anstieg fortdauern, dass es für längere Zeit zumindest keine Rückkehr zu dem Niedrigstniveau um 1950/60 geben wird. Gefragt wird nach einen theoretischen Ansatz, der dieses Phänomen zu erklären vermag. Der Autor führt aus, dass ein solcher Ansatz aus einer Kombination bestimmter Elemente aus Elias' Zivilisationstheorie und Durkheims Gesellschaftstheorie ge-

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wonnen werden kann. Mit Hilfe dieser "Klassiker" wird ein heuristischen Schemas entwickelt, das es ermöglicht, Fragen und Hypothesen für die empirische Forschung zu formulieren. Der entscheidende Anknüpfungspunkt zu Elias ergibt sich über dessen Konzept der "Affektkontrolle", das aber durch ein mehrdimensionales Konzept der "Selbststeuerung" ersetzt wird, um wesentliche Komponenten eines allgemeinen Begriffs von Handlungskompetenz abzudecken. (ICA2)

[137-L] Turner, Jonathan H.: The dynamics of differentiation and integration, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 93-123, ISBN: 3-631-53411-6 INHALT: Der Beitrag befasst sich mit den zentralen Problemen aller funktionalen Theorien, dem Verhältnis zwischen sozialer Differenzierung und der Integration der differenzierten Teilsysteme. Der Autor nimmt dazu seinen Ausgangspunkt an zwei kritischen Punkten des analytischen Funktionalismus: dem Problem der Tautologie und der Teleologie. Sein alternativer Ansatz stellt die sozialen Selektionsprozesse, die der analytische Funktionalismus mehr implizit behandelt hat, in den Mittelpunkt und begreift die funktionalen Erfordernisse (functional prerequisites a la Parsons) nicht als analytische Kategorien, sondern als Kräfte, die einen Selektionsdruck auf individuelle und kollektive Akteure ausüben. Solche Kräfte wirken auf der Mikro-, Meso- und Makro-Ebene der sozialen Realität, wobei die unteren Ebenen in die höheren Ebenen eingebettet sind. Je nach Forschungsfrage lassen sich dann die Beziehungen der verschiedenen Ebenen top down oder bottom up betrachten, wobei die Werte und Valenzen der Kräfte, die auf einer Ebene wirksam werden, durch die Einbettung kleinerer sozialer Einheiten in größere Einheiten und durch die Tatsache, dass die größeren Einheiten über die kleineren Einheiten aufgebaut sind, beschränkt werden. Im Unterschied zu Parsons und Münch minimiert der Autor die Komplexität des AGIL-Schemas und konzentriert sich mehr auf die aus seinem Schema ableitbaren Propositionen bzw. Gesetzesaussagen. (ICA2)

[138-F] Urban, Dieter, Prof.Dr. (Bearbeitung): Latente Wachstumsmodelle zur Analyse von Prozessen des sozialen Wandels INHALT: In diesem Projekt werden im Rahmen der Methodologie latenter Strukturgleichungsmodelle statistische Konzepte der Längsschnittanalyse entwickelt und empirisch getestet, die es ermöglichen, Prozesse des sozialen Wandels (wie z.B. die Veränderung sozialer Einstellungen) hinsichtlich der darin enthaltenen systematischen Veränderungsmuster und unter gleichzeitiger Anwendung von Mehr-Indikatoren-Modellen (zur Kontrolle möglicher Meßfehler) zu untersuchen. METHODE: Latente Strukturgleichungsmodellierung. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 250; Schüler/ ElternDyaden in einem ostdeutschen Landkreis; Auswahlverfahren: total). VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Urban, D.: Die Entwicklungsdynamik ausländerablehnender Einstellungen unter ostdeutschen Jugendlichen. Ergebnisse einer latenten Wachstumsanalyse. Stuttgart: Univ. Inst. f. Sozialwiss. 2000, 24 S.+++ Ders.: Prozessanalyse im Strukturgleichungsmodell. Zur Anwendung latenter Wachstumskurven-

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modelle (und autoregressiver Stabilitätsmodelle) in der Längsschnittanalyse. Stuttgart: Univ., Inst. f. Sozialwiss. 2000, 29 S. ART: Eigenprojekt BEGINN: 1999-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. IV Soziologie und empirische Sozialforschung (Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0711-121-3578, e-mail: [email protected])

[139-L] Veen, Hans-Joachim (Hrsg.): Alte Eliten in jungen Demokratien?: Wechsel, Wandel und Kontinuität in Mittel- und Osteuropa, (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung, 4), Köln: Böhlau 2004, 408 S., ISBN: 3412-08304-6 INHALT: Die Beiträge gehen auf ein Symposium zurück, das die Stiftung Ettersberg im Oktober 2003 in Weimar veranstaltet hat. Die Autorinnen und Autoren vergleichen zeitnahe und gegenwärtige Entwicklungen hinsichtlich des Elitenwechsels, des Elitenwandels und der Elitenkontinuität in den neuen Bundesländern, in Polen, Ungarn und Rumänien. Gefragt wird nicht nur nach der Rolle alter Eliten im demokratischen Transformationsprozess und ihrem Stellenwert in den verschiedenen Bereichen der jungen Demokratien. Zusätzlich soll ergründet werden, inwieweit alte und neue Eliten in jungen Demokratien dazu beitragen, dass diese sich demokratisch und rechtsstaatlich konsolidieren können beziehungsweise ob neben demokratischen Oberflächenstrukturen autoritäre Grundstrukturen weiter existieren. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Hans-Joachim Veen: Eliten und Regimewechsel (7-12); Klaus-Dietmar Henke: Entnazifizierung (13-22); Hans Woller: Dreierlei Abrechnung. Italien nach dem Faschismus (23-31); DDR/Neue Länder Erhart Neubert: Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Staatssicherheit/Birthler-Behörde im internationalen Vergleich: Modell für Europa oder deutscher Sonderfall? (33-60); Michael Edinger: Alte Eliten in einer jungen Demokratie? Einzelzirkulation und Elitenproduktion unter ostdeutschen Parlamentariern (61-92); Markus Pohlmann: Ökonomische Eliten in Ostdeutschland (93-101); Helmut Müller-Enbergs: 'Sicherheitselite' im Transformationsprozess (103-120); Peer Pasternack: Die wissenschaftliche Elite in der DDR nach 1989 (121-148); Lothar Mertens: DDR-Historiker - Priester der alten Klio in neuen Gewändern? (149-165); Karl Schmitt: Berichterstattung DDR/Neue Länder (167175); Polen Jacek Wasilewski: Die ehemaligen kommunistischen Eliten im demokratischen Polen: Sind sie noch interessant? (177-193); Ryszard Terlecki: Asymmetrische Karrieren: Kommunisten und Oppositionsmitglieder im politischen Leben der Region Kleinpolen (Malopolska); (195-201); Jaroslaw Szarek: Zwischen Propagandaabteilung der kommunistischen PZPR und dem Untergrund: Krakauer Parteiaktivisten und Journalisten (203-207); Daniel Wicenty: Das Milieu des Sicherheitsdienstes in Polen nach 1989 - Ist die 'schmutzige Gemeinschaft' noch aktiv? (209-222); Kazimierz Woycicki: Berichterstattung Polen (223-225); Ungarn Gabriella Ilonszki: Ist die Kontinuität der Elite von Bedeutung? (227-242); Mate Szabo: Dissidenz in Ungarn als konstitutives Element der neuen politischen Elite nach 1989 (243-266); György Lengyel: Die Zirkulation der ungarischen Wirtschaftselite in den 1990er Jahren: Verlangsamung und Abschluss (267-284); Tamas Fricz: Die alte Elite im neuen demokratischen Ungarn (285-307); Holger Fischer: Berichterstattung Ungarn (310-312); Rumänien Anneli Ute Gabanyi: Die rumänischen Eliten in der Systemtransformation (313-331); Andrei Roth: Die rumänische ökonomische Elite - Kontinuität und Wandel (333-344); Marius

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Oprea: Das Erbe der Securitate (345-361); Anton Sterbling: Alte Eliten in jungen Demokratien? Das Fallbeispiel Rumänien (363-375); Internationale Querschnittsvergleiche Heinrich Best: Querschnittsvergleich im Bereich Politik/Sicherheitsapparat (377-382); Franz-Lothar Altmann: Querschnittsvergleich im Wirtschaftsbereich (383-387). (ZPol, VS)

[140-L] Vordank, Tino: Zur organisationalen Reziprozität von Diffusion, in: Jens Aderhold, René John (Hrsg.): Innovation : sozialwissenschaftliche Perspektiven, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 33-48, ISBN: 389669-522-3 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4999) INHALT: Vor dem Hintergrund einer verbreiteten Kritik am vorherrschenden Paradigma der Innovationsforschung, das von einem linear-statischen Innovationsprozess ausgeht, und gestützt auf Giddens' Strukturationstheorie, die die Überwindung des Dualismus von Struktur und Handlung erlaubt, formuliert der Verfasser den Ansatz einer integrativen Innovationstheorie, die die Beschreibung von innovativem Handeln einzelner Akteure innerhalb struktureller Zwänge erlaubt. Ziel ist es, den Blick weg vom Erfolg konkreter Innovationen und auf die Erfolgswahrscheinlichkeit jeglicher Innovationen und damit auf die langfristige Innovationskapazität zu lenken. Innovationsforschung, so wird gezeigt, muss der wechselseitigen Bedingtheit, der Reziprozität von Struktur und Handlung sowie der Innovation im Prozess innovativen Wandels integrativ Rechnung tragen, wenn eine Verknüpfung individualistischer und strukturalistischer Aspekte im Innovationsprozess gelingen soll. Die Erforschung von Innovationen in Organisationen ist nur im organisationalen Kontext sinnvoll. (ICE2)

[141-L] Weischer, Christoph: Empirische Sozialforschung und sozialer Wandel, in: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg. 28/2005, H. 2, S. 169-185 (Standort: UuStB Köln(38)-XG05452; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor diskutiert in seinem Aufsatz die Frage, wie die Soziologie bzw. die empirische Sozialforschung zu einer den zeitspezifischen Problemen angemessenen Forschungsund Theoriearbeit gelangen kann. Dies betrifft auch die Frage nach den Steuerungsmodi von Wissenschafts- bzw. Forschungsprogrammen in der Soziologie und berührt implizit auch die immer wieder geführte Debatte um das Verhältnis von Grundlagen- und anwendungsbezogener Forschung in der Soziologie. Der Autor untersucht diese Fragen unter verschiedenen Aspekten, wozu er die institutionelle Struktur der empirischen Forschung, die Rolle wichtiger Akteure im Forschungsfeld, die Strukturen der akademischen Soziologie bzw. Sozialforschung sowie die besondere Struktur soziologischen Wissens in den Blick nimmt. Er skizziert abschließend die Umrisse einer problemorientierten Sozialforschung, welcher es nur im Zusammenspiel von innovativen Forschungsfragen und -ansätzen einerseits und der kritisch bilanzierenden Perspektive einer weiterentwickelten Sozialberichterstattung gelingen kann, adäquate Beiträge zur Analyse der Phänomen des sozialen Wandels zu leisten. (ICI2)

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[142-L] Wohlrab-Sahr, Monika: Verfallsdiagnosen und Gemeinschaftsmythen: zur Bedeutung der funktionalen Analyse für die Erforschung von Individual- und Familienbiographien im Prozess gesellschaftlicher Transformation, in: Bettina Völter, Bettina Dausien, Helma Lutz, Gabriele Rosenthal (Hrsg.): Biographieforschung im Diskurs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 140-160, ISBN: 3-531-14241-0 INHALT: Der vorliegende Zugang zum Gegenstand "Biographie" orientiert sich an zwei methodologischen Konzepten, die selten miteinander in Beziehung gebracht werden, jedoch vielfältige methodologische Parallelen aufweisen: die objektive Hermeneutik, wie sie von Ulrich Oevermann und seinen Mitarbeitern entwickelt worden ist, sowie die funktionale Analyse, wie sie im Anschluss an Parsons zunächst von Robert Merton expliziert und später von Niklas Luhmann zum "Äquivalenzfunktionalismus" weiter entwickelt wird. Die Konzepte treffen sich in der Fokussierung auf den "Problembezug" der zu untersuchenden Phänomene sowie im Begriff der Latenz. Es werden zunächst die zentralen Elemente der beiden Ansätze vergleichend herausgearbeitet. Danach wird ein Vorschlag unterbreitet, in der Biographieforschung mittels der funktionalen Perspektive - identifiziert anhand der Begriffe Bezugsproblem und Problemlösung - eine Verbindung von verstehendem und erklärendem Zugang zu ermöglichen. Dies wird abschließend am Beispiel der intergenerationellen Verarbeitung des gesellschaftlichen Transformationsprozesses in einer ostdeutschen Familie exemplarisch verdeutlicht. (ICA2)

5 Interaktion [143-L] Adloff, Frank; Mau, Steffen (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen: zur Soziologie der Reziprozität, (Theorie und Gesellschaft, Bd. 55), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 308 S., ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: "Reziprozität heißt so viel wie Gegenseitigkeit. Die Gabe - das Geben, Nehmen und Erwidern - ist ein zentrales Prinzip vormoderner Gesellschaften. Mit dem Übergang zur modernen Gesellschaft verbinden viele die Auflösung dieses Systems zugunsten einer strikten Marktlogik einerseits und einer kulturellen Logik des strategischen Schenkens andererseits. Im Gegensatz dazu unterstreichen die Autoren dieses Bandes die große Bedeutung von Reziprozität auch für moderne Gesellschaften. Die hier abgedruckten Texte von Mauss, Sahlins, Simmet, Gouldner, Blau, Bourdieu und Caille erläutern zunächst das Prinzip der Gabe. Anhand von Entwicklungspolitik, Generationenbeziehungen, Wohlfahrtsstaat, Stiftungswesen und Arbeitsbeziehungen wird dann im zweiten Teil des Buches gezeigt, dass implizite und explizite Reziprozitätsnormen auch heute in allen gesellschaftlichen Bereichen wirksam sind und auf die sozialen Logiken von Güterkreisläufen und Anerkennungsverhältnissen Einfluss nehmen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Frank Adloff und Steffen Mau: Zur Theorie der Gabe und Reziprozität (9-60); Marcel Mauss: Die Gabe (61-72); Marshall D. Sahlins: Zur Soziologie des primitiven Tauschs (73-94); Georg Simmel: Exkurs über Treue und Dankbarkeit (95-108); Alvin W. Gouldner: Etwas gegen nichts. Reziprozität und Asymmetrie (109124); Peter M. Blau: Sozialer Austausch (125-138); Pierre Bourdieu: Die Ökonomie der symbolischen Güter (139-156); Alain Caille: Die doppelte Unbegreiflichkeit der reinen Gabe

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(157-186); Betina Hollstein: Reziprozität in familialen Generationenbeziehungen (187-210); Frank Adloff und Steffen Sigmund: Die gift economy moderner Gesellschaften (211-256); Stephan Voswinkel: Zur Soziologie der Philanthropie Reziprozität und Anerkennung in Arbeitsbeziehungen (237-256); Stephan Lessenich und Steffen Mau: Reziprozität und Wohlfahrtsstaat (257-276); Nathalie Karagiannis: Die Gabe der Entwicklung (277-296).

[144-L] Adloff, Frank: Die Reziprozität der Gesellschaft - zum Paradigma der Gabe in der Moderne, in: Michael Corsten, Hartmut Rosa, Ralph Schrader (Hrsg.): Die Gerechtigkeit der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 25-51, ISBN: 3-531-14401-4 INHALT: Der Autor hinterfragt die Annahme der modernen Soziologie, die Moderne zeichne sich insbesondere durch einen konsequent durchgehaltenen Prozess der Ausdifferenzierung einzelner Wert- und Funktionssphären aus. Er bezweifelt damit die aus dieser Annahme abgeleitete Hypothese, dass diese Grundform sozialer Differenzierung mit spezifischen moralischen Indifferenzen konstitutiv verknüpft ist. Der Autor identifiziert in der modernen Gesellschaft fortwirkende, sozialintegrative Momente einer älteren, wenn nicht geradezu überzeitlichen Moral der Reziprozität bzw. des Gabentausches. Die von Marcel Mauss und seinen Nachfolgern herausgearbeitete Interaktionslogik des Gabentausches ist nicht nur eine weiterhin wirksame Basis sozialen Handelns, sondern sie liegt auch quer zu der in der zeitgenössischen Moraltheorie überbetonten Dichotomie von Eigennutz und moralischer Orientierung. Es wird daher die Dichotomie von Eigennutz und normativem Handeln einer Kritik unterzogen. Diese begriffliche Dichotomisierung führt dazu, dass soziale Interaktionsformen, die weder auf der Seite des Eigennutzes noch auf der der Moral zu lokalisieren sind, übersehen bzw. kaum zur Kenntnis genommenwerden. (ICA2)

[145-L] Behnke, Joachim; Plümper, Thomas; Burth, Hans-Peter (Hrsg.): Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie: Bd. 3, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2004, 199 S., ISBN: 3-531-14339-5 INHALT: Dieses Jahrbuch wartet mit einer Mischung aus Theorie und Empirie auf. Neben grundsätzlichen theoretischen Erörterungen finden sich Beiträge, in denen individuelles wie staatliches Handeln als das Ergebnis eines Abwägungsprozesses empirisch nachvollzogen wird. Zu den untersuchten Beispielen gehören der Kosovo-Krieg und der Einfluss internationaler Finanzinstitutionen auf die Außenhandelspolitik in Entwicklungsländern. Abgedruckt ist ferner ein theoretischer Klassiker, den die Herausgeber als einen Wegbereiter des Rational Choice sehen: 'Memoire sur les Elections au Scrutin' von Jean Charles de Borda aus dem Jahre 1784 ist im französischen Original und in der deutschen Übersetzung abgedruckt (Band 1 siehe ZPol 1/03: 562, Band 2 siehe ZPol 2/04: 783). Aus dem Inhaltsverzeichnis: Hartmut Kliemt: Beschränkte als vollkommene Rationalität (11-45); Bernd Lahno: Is Trust the Result of Bayesian Learning? (47-68); Erik E. Lehmann / Susanne Warning: Effizienz von Universitäten: Anwendung der Data Envelopment Analyse für britische Hochschulen (69-93); Bernhard Prosch / Sören Petermann: Selbstzerstörung als Drohung. Zur Modellierung des KosovoKriegs (95-124); Christian W. Martin: Der (konditionale) Einfluss internationaler Finanzinstitutionen auf die Reform der Außenhandelspolitik in Entwicklungsländern (125-154); Joachim Behnke: Bordas Text 'Memoire sur les Elections au Scrutin' von 1784: Einige einführende

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Bemerkungen (155-177); Jean Charles de Borda: Über Wahlen mit Stimmzetteln (179-198). (ZPol, VS)

[146-L] Blau, Peter M.: Sozialer Austausch, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 125-137, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Sozialer Austausch stellt in Blaus Theoriearchitektur eine elementare Form sozialer Vergesellschaftung dar, durch die dauerhafte soziale Bindungen und Kooperationen erzeugt werden. Der Autor geht im vorliegenden Text davon aus, Reziprozität nicht nur als integrationsfördernden Mechanismus zu begreifen, sondern gleichfalls als Mechanismus, der Machtungleichgewichte und soziale Asymmetrien erzeugen kann. Dies geschieht vor allem dann, wenn zwischen Interaktionspartnern aufgrund ihrer sozialen Stellung oder der verfügbaren Ressourcen dauerhafte Ungleichgewichte des Gebens und Nehmens entstehen. In sozialen Situationen, in denen es Empfängern von Leistungen oder Hilfe unmöglich ist, reziproke Gegenleistungen zu erbringen, tendiert wechselseitiger Austausch dazu, ein einseitiger oder zumindest dauerhaft asymmetrischer Austausch zu werden. Strukturell ungleiche Tauschverhältnisse führen zu Verhältnissen der Über- und Unterordnung, weil sie dem Leistungsgeber in einer sozialen Beziehung Macht und Autorität verleihen, während der Leistungsempfänger in eine Abhängigkeit gerät. Soweit keine alternativen Quellen von Versorgung verfügbar sind, sind die Hilfeempfänger gezwungen, sich in eine soziale Hierarchie mit deutlichen Machtdifferentialen einzufügen. Blau erklärt Macht also nicht durch die Androhung von Sanktionen oder die Wirkung physischen Zwangs, sondern durch ungleiche Tauschverhältnisse innerhalb derer der Statushöhere ein Mehr an Ressourcen einbringt und im Gegenzug Folgebereitschaft erwartet. Insgesamt ist Blau daran gelegen zu zeigen, dass ungleiche Tauschraten Ursprung und Legitimitätsquelle von Statusdifferenzierung sind. (ICA2)

[147-L] Bourdieu, Pierre: Die Ökonomie der symbolischen Güter, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 139-155, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Bourdieu räumt im vorliegenden Beitrag der Reziprozität einen prominenten Platz in seinem Theoriegebäude - nämlich in seiner Analyse der Ökonomie symbolischer Güter - ein. Bourdieus Bezüge zu Durkheim, zum Strukturalismus und zu Marx geben den Rahmen ab, in dem das Konzept der Reziprozität diskutiert wird. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Doppelbödigkeit von Praktiken des Schenkens. Im Unterschied zu Levi-Strauss reduziert Bourdieu die Handelnden nicht auf den Status von Automaten, die die Zyklen und Rituale der Wechselseitigkeit vollziehen. Schenken ist dadurch gekennzeichnet, dass die Tatsache des Tausches und des Zyklus von Gabe und Gegengabe verschleiert wird. Die Teilnehmer an der "Schenkökonomie" lassen die Bedingungen des "Tausches" implizit. Es geht Bourdieu dabei um die Trennung von Gabe und Gegengabe; das zeitliche Intervall zwischen beiden Akten soll sie als jeweils zweckfreie und uneigennützige Einzelhandlungen erscheinen lassen: Mit den Worten Bourdieus: "Tatsächlich kann man in jeder Gesellschaft beobachten, dass die Gegengabe, wenn sie nicht zur Beleidigung werden soll, zeitlich verschoben und verschieden sein muss, weil die sofortige Rückgabe eines genau identischen Gegenstandes ganz offenbar

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einer Ablehnung gleichkommt: der Gabentausch steht also im Gegensatz zum 'ich gebe dir, du gibst mir', wo wie im theoretischen Modell der Struktur der Wechselseitigkeit Gabe und Gegengabe in denselben Augenblick zusammengepresst werden." (ICA2)

[148-L] Caillé, Alain: Die doppelte Unbegreiflichkeit der reinen Gabe, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 157-184, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Der Beitrag diskutiert die von Marcel Mauss für den Gabentausch herausgestellten und einander scheinbar widersprechenden Charakteristika der Freiwilligkeit und Spontaneität auf der einen und des sozialen Verpflichtungscharakters auf der anderen Seite. Freiwillig ist die Gabe deshalb, weil sie nicht erzwungen oder eingefordert werden kann, verpflichtend deshalb, weil die Verletzung der Gegenseitigkeitsnorm soziale Sanktionen nach sich ziehen kann. Der Autor stellt heraus, dass sich Derrida und Bourdieu, so sehr sie sich zunächst auch unterscheiden, in diesem Punkt ähnlich sind: Die Gabe muss bei beiden Autoren auf der Abwesenheit von Kalkulation und Zirkulation beruhen. Ist dies nicht der Fall, ist die Gabe eigentlich keine Gabe, sondern Tausch. Während die meisten Autoren einen radikalen Bruch zwischen vormodernen und modernen Gesellschaften sehen, da nur in der Vormoderne Gabenbeziehungen als Strukturbildend angesehen werden, vertritt der Autor die Position, dass es in modernen Gesellschaften neben der Zirkulation von Gütern und Diensten über Marktprinzipien oder staatliche Umverteilung auch einen dritten Bereich gibt, dessen Transaktionen auf Gabe und Gegengabe beruhen. Am typischsten sind hier die Bereiche primärer Sozialität von Freundschaft und Familie auf der einen Seite und der so genannte freiwillige oder NonprofitSektor auf der anderen Seite. (ICA2)

[149-L] Delhey, Jan; Newton, Kenneth: Determinanten sozialen Vertrauens: ein international vergleichender Theorientest, in: Ansgar Klein, Kristine Kern, Brigitte Geißel, Maria Berger (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital : Herausforderungen politischer und sozialer Integration, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 151-168, ISBN: 3-8100-3993-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2831) INHALT: "In diesem Beitrag werden Umfragedaten aus sieben Ländern verwendet, um die Stichhaltigkeit verschiedener Theorien über die Bedingungen für soziales Vertrauen auf der Individualebene zu überprüfen. Drei der sechs Theorien erweisen sich in der uns möglichen Operationalisierung als erklärungskräftig. Erstens zeigen jene Bürger großes Vertrauen, die die Gesellschaft als wenig konfliktbelastet und als sicher wahrnehmen. Zweitens gehen gute informelle Sozialkontakte mit Vertrauen Hand in Hand. Und drittens sind die im Leben Erfolgreichen vertrauensvoller als die Verlierer. Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass individuenbezogene Theorien offenbar in High-trust-Gesellschaften besser funktionieren, während gesellschaftsbezogene Theorien in Low-trust-Gesellschaften erklärungskräftiger sind. Ein Grund dafür könnte sein, dass die beiden Gesellschaften mit niedrigen Vertrauenswerten postsozialistische Länder sind, so dass die mit dem Zusammenbruch des Staatssozialismus und der Transformation zu Demokratie und Marktwirtschaft verbundenen sozialen Umbrüche individuelle Einflüsse in den Schatten stellen." (Autorenreferat)

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[150-L] Eckert, Roland: Die Generalisierung partikularistischer Orientierung: proaktive Prozesse in der Bildung kollektiver Identität, in: Wilhelm Heitmeyer, Peter Imbusch (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 259-278, ISBN: 3-53114107-4 INHALT: Unruhen und Protestbewegungen werden von Soziologen und Politikern üblicherweise auf gesellschaftliche Krisen und strukturelle Spannungen zurückgeführt. Eine heutige Version ist das Desintegrationstheorem, wie es von Heitmeyer (Bielefelder Schule) im Anschluss an die ältere Systemtheorie (Lockwood) ausformuliert worden ist. Auch die Analyse fremdenfeindlicher Ausschreitungen konzentriert sich analog auf die Prüfung defizittheoretischer und reaktiver Erklärungsannahmen. Proaktive Elemente in der Konstitution rechter und fremdenfeindlicher Gruppen stehen eher am Rande der Forschung. Vor diesem Hintergrund versucht der vorliegende Beitrag auf die Elemente in der Theorie sozialer Bewegungen zurückzugreifen, die in der interaktionistischen Tradition über Defizitannahmen hinausgehen und eine spezifische proaktive Dynamik des Geschehens thematisieren. Versucht wird ferner, die differentia specifica fremdenfeindlicher Bewegung mit Hilfe der Moraltheorie der RationalChoice-Tradition zu erarbeiten, die die unterschiedliche soziale Reichweite in der Geltung von Moral über die Taxonomie von Partikularismus und Universalismus in der Tradition Parsons' beschreibt. Aus beiden Erweiterungen ergeben sich dann Folgerungen für die pädagogische und politische Praxis: Kollektive Identität ist ein zentraler und sinnstiftender Teil von jugendlicher, ja letztlich von menschlicher Existenz. Es kommt praktisch darauf an, sie so erfahrbar und lebbar zu machen, dass sie mit universalistischen Orientierungen verbunden wird und nicht in die Überhöhung exklusiver Zugehörigkeiten und partikularistischer FreundFeind-Beziehungen mündet. (ICA2)

[151-L] Eggert-Schmid Noerr, Annelinde: Soziale Netzwerke und Ich-Identität heute, in: Ulrich Otto, Petra Bauer (Hrsg.): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten : Bd. 1, Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslagenperspektive, Tübingen: dgvt-Verl., 2005, S. 25-39, ISBN: 3-87159-611-6 INHALT: Die Autorin erörtert einige Aspekte von sozialen Netzwerken als Bedingungen für die heutige Ich-Identität. Den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen bildet der soziologische Begriff der Individualisierung, der einerseits zu den allgemeinen Strukturmerkmalen der Moderne gehört, andererseits aber in den letzten Jahrzehnten noch erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Der Begriff des Netzwerks erscheint vor diesem Hintergrund als notwendiger Komplementärbegriff zu dem der Individualisierung. Die soziale Individualisierung führt ferner zu fragmentierten bzw. additiven Existenzformen, die als "Bastelexistenz" oder "PatchworkIdentität" bezeichnet werden. Ob diese veränderten Formungen von Ich-Identität die individuellen Lebenschancen einschränken oder erweitern, hängt der Autorin zufolge nicht zuletzt vom Vorhandensein sozialer Netzwerke ab. Der Kommunitarismus stellt zwar eine mögliche Antwort auf diese Situationsbeschreibung dar, wird aber den strukturellen Bedingungen der modernen Gesellschaft nach Meinung der Autorin nicht gerecht. Eine gelingende Ich-Identität scheint heute aus zwei übereinander gelagerten Strukturen zu bestehen: einem durch persönliche Anerkennung und Wechselseitigkeit erzeugten Untergrund, der die notwendige Kohärenz des Ich verbürgt (worauf der Kommunitarismus zu Recht hinweist), sowie einem darauf aufbauenden abstrakten Regelwissen und der Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz, die für erfolg-

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reiches Handeln in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilsystemen erforderlich ist. (ICI2)

[152-L] Gouldner, Alvin W.: Etwas gegen nichts: Reziprozität und Asymmetrie, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 109-123, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Gouldners Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Reziprozität im Strukturfunktionalismus beziehungsweise in den Modellen sozialer Systeme (wie auch schon bei Durkheim) keine strategische Rolle spielt. Soziale Strukturen können jedoch in ihrer Konstanz und Stabilität häufig nur dadurch erklärt werden, dass sie auf funktionaler Reziprozität beruhen: A hat Konsequenzen für B, und B hat reziproke Konsequenzen für A. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Struktur fortbesteht, ist größer, wenn sie in reziprok funktionalen Austauschbeziehungen zu anderen steht. Reziprozität ist damit eine universelle Norm, die normalerweise von den Interaktionspartnern internalisiert wird. In Erweiterung dieser Kritik an der funktionalistischen Theorie geht es in dem vorliegenden Beitrag vor allem um soziale Wohltätigkeit, die nicht mit der Erwartung einer Gegenleistung einhergeht. Gouldner arbeitet heraus, in welcher Art von sozialen Beziehungen sich die Wohltätigkeitsnorm durchsetzt und welche Verknüpfungen es zwischen Wohltätigkeit und Reziprozität gibt. Wichtig ist hier, Motive von Wirkungen zu unterscheiden. So kann eine Handlung auf der Motivebene von Wohltätigkeit (beneficence) geleitet sein, auf der Wirkungsebene aber den unintendierten Effekt der reziproken Gegengabe hervorrufen. Sowohl Reziprozität als auch Wohltätigkeit sind für Gouldner normativ-moralisch abgesichert und nicht auf ein Kalkül des Eigennutzes zu reduzieren. (ICA2)

[153-F] Greiner, Ben; Großer, Jens (Bearbeitung): Gruppenentscheidungen in Dilemmasituationen: Theorie, Experiment und Design INHALT: In modernen Gesellschaften spielen Gruppenentscheidungen eine zentrale Rolle; fast immer geht es bei sozialen, politischen und ökonomischen Entscheidungen darum, wie knappe Ressourcen "fair" aufgeteilt werden bzw. wie man den zu verteilenden "Kuchen" vergrößern kann. Solche Gruppenentscheidungen leiden jedoch unter Anreizproblemen: häufig wollen Individuen und Teilgruppen ihre Ressourcen nicht in die Gemeinschaft einbringen, sondern vielmehr auf dem Ressourceneinsatz anderer "Trittbrett fahren". Ziel des Projektes ist es, zentrale gesellschaftliche Dilemmata theoretisch und experimentell zu durchleuchten, um darauf aufbauend Institutionen vorzuschlagen, die Kooperation fördern und somit zu einem optimalen Einsatz gesellschaftlicher Ressourcen beitragen. Das Projekt umfasst fünf spezifische Teilaspekte: 1. die Analyse von Entscheidungen in Komitees und Gremien, deren Mitglieder aus Sicht der ökonomischen Theorie nicht ausreichende Anreize besitzen, in Information zu investieren; 2. die Analyse spezieller Institutionen innerhalb der Europäischen Union zur Aggregation von Präferenzen; 3. die Analyse des Verhaltens von Mehrheitskoalitionen gegenüber Minderheiten innerhalb einer Gruppe im Rahmen eines dynamischen politischen Umfeldes; 4. die simultane Analyse von Dilemmata innerhalb und zwischen verschieden Gruppen; 5. die Untersuchung der Organisation gegenseitiger Hilfe innerhalb von Gruppen ("Solidarität") und ihre Determinanten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind auch für

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unser Verständnis von ökonomischer und sozialer Interaktion in anderen Lebensbereichen von Bedeutung. ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: GEW Stiftung Köln INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Staatswissenschaftliches Seminar (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln) KONTAKT: Jungjohann, Imke (Tel. 0221-470-5761, e-mail: [email protected])

[154-L] Heckman, James J.; Navarro, Salvador: Dynamic discrete choice and dynamic treatment effects, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 1790), Bonn 2005, 96 S. (Graue Literatur; URL: ftp://ftp.iza.org/dps/dp1790.pdf; http://doku.iab.de/externe/2005/k051104f40.pdf) INHALT: "This paper considers semiparametric identification of structural dynamic discrete choice models and models for dynamic treatment effects. Time to treatment and counterfactual outcomes associated with treatment times are jointly analyzed. We examine the implicit assumptions of the dynamic treatment model using the structural model as a benchmark. For the structural model we show the gains from using cross equation restrictions connecting choices to associated measurements and outcomes. In the dynamic discrete choice model, we identify both subjective and objective outcomes, distinguishing ex post and ex ante outcomes. We show how to identify agent information sets." (author's abstract)

[155-L] Hüpping, Sandra: Determinanten abweichenden Verhaltens: ein empirischer Theorienvergleich zwischen der Anomietheorie und der Theorie des geplanten Verhaltens, (Marburger Beiträge zur Sozialwissenschaftlichen Forschung, Bd. 13), Münster: Lit Verl. 2005, 177 S., ISBN: 3-8258-8267-5 (Standort: UB Marburg(4)-Ws20050170) INHALT: "Diese empirische Arbeit untersucht die Erklärungskraft der Anomietheorie (Durkheim, Merton u.a.) und der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen) für Verhaltensintentionen zu vier verschiedenen Gesetzesübertretungen (Schwarzfahren, Ladendiebstahl, Steuerbetrug, Alkohol am Steuer). Über die isolierte empirische Theorienüberprüfung hinaus werden die Theorien einem simultanen wie integrativen Vergleich unterzogen. Durch diese Art der Vorgehensweise kann gezeigt werden, dass sich mit der Methodik des empirischen Theorienvergleichs beachtliche Erkenntnisgewinne erzielen lassen." (Autorenreferat)

[156-L] Kastner, Peter; Gottwald, Peter: Handeln im Wandel: von der Notwendigkeit einer neuen Handlungslehre als Orientierung in einer von Krisen geschüttelten Gegenwart, in: Wolfgang Hantel-Quitmann, Peter Kastner (Hrsg.): Der globalisierte Mensch : wie die Globalisierung den Menschen verändert, Gießen: Psychosozial-Verl., 2004, S. 249-283, ISBN: 3-89806-289-9 (Standort: UB Bonn(5)-2005-2113) INHALT: In der Welt existieren heute mannigfaltige krisenhafte Verläufe. In dieser Situation wird häufig für eine "neue Ethik" plädiert. Die Autoren vertreten die These, dass Ethik jedoch als "idealistische" Bemühung zum Scheitern verurteilt ist, da moralische Appelle in einer sol-

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chen Situation zu kurz greifen. Um zu einer neuen Bewusstheit und einem darauf gründenden Handeln zu kommen, bedarf es eines Bewusstseinswandels, der sich in jeder und jedem Einzelnen realisieren muss, soll er wirksam werden. Die Ausführungen zeigen, wie in der gegenwärtigen "Übergangssituation" aus einer neuen handlungstheoretischen Perspektive ein Bewusstsein für globales Handeln und seine Grenzen erwachsen kann. Das entscheidende Kriterium dieses handlungstheoretischen Ansatzes ist die Existenz alternativer Wahlmöglichkeiten. Die grundlegende These ist, dass es auf dieser Basis keine inhaltliche, geschlossene Theorie einer Praxis mehr gibt. In der skizzierten Handlungstheorie ist das Symbol der Schnittpunkt zwischen innerer und äußerer Realität, zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Menschliches Handeln als symbolisches Handeln kann so als komplexes Ereignis verstanden werden, das die materielle äußere Welt, deren Vermittlung mit konkreter sozialen Beziehung und die innere Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen sichtbar macht. (ICA2)

[157-L] Kaufmann, Franz-Xaver: Rationalität hinter dem Rücken der Akteure: Soziologische Perspektiven, in: Hansjörg Siegenthaler (Hrsg.): Rationalität im Prozess kultureller Evolution : Rationalitätsdarstellungen als eine Bedingung der Möglichkeit substantieller Rationalität des Handelns, Tübingen: Mohr Siebeck, 2005, S. 93-129, ISBN: 3-16-148519-X INHALT: In der Soziologie und Sozialanthropologie werden unter "Institutionen" Gebilde verstanden, die sich in meist langwierigen Prozessen "hinter dem Rücken" der Akteure ausformen. Eine ähnliche Perspektive vertritt im Bereich der Ökonomie Friedrich A. Hayek, der den evolutorischen, d.h. ungeplanten Charakter von Regelwerken hervorhebt. Sein Ansatz kann deshalb als Anknüpfungspunkt für eine Vermittlung zwischen ökonomischer und soziologischer Perspektive dienen.Der Autor untersucht die Rationalität von Institutionen unter der Fragestellung, ob diese im Sinne der ökonomischen Handlungsrationalität zu verstehen ist. Für die ökonomische Analyse verstärkt die Annahme rationaler Wählbarkeit institutioneller Arrangements auch die Rationalitätsannahme hinsichtlich des ökonomischen Handelns. Aus soziologischer Sicht erscheint es hingegen fraglich, ob hier der Rationalitätsbegriff im gleichen Sinne gebraucht wird. Der Autor skizziert zunächst auf makrosoziologischer Ebene die Bedingungen und Erscheinungsweisen zunehmender gesellschaftlicher Rationalität und hebt dabei den pluralen Charakter zeitgenössischer Handlungsrationalitäten hervor. Nach einer auf Hayek Bezug nehmenden Zwischenbetrachtung unterscheidet er mesosoziologisch zwischen Institutionen und Organisationen, um Schwachstellen der ökonomischen Institutionentheorie aufzuzeigen. Ausgangspunkt für seine Untersuchung ist die Erklärung von Prozessen der Ökonomisierung, d.h. der Durchsetzung rechenhafter Rationalität in bestimmten Handlungszusammenhängen, wie sie z.B. gegenwärtig in Deutschland im Bereich des Gesundheitswesens zu beobachten ist. (ICI2)

[158-L] Knoblauch, Hubert; Leuenberger, Christine; Schnettler, Bernt (Hrsg.): Rede-Weisen: Formen der Kommunikation in sozialen Situationen, (Erfahrung - Wissen Imagination : Schriften zur Wissenssoziologie, Bd. 11), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 275 S., ISBN: 3-89669-535-5 INHALT: Goffmans letzte Arbeiten harrten lange Zeit der Übersetzung. Mit dem vorliegenden Band werden diese Arbeiten der deutschsprachigen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im

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Vordergrund stehen dabei die Beiträge zu "Forms of Talk" - dem letzten von Goffman selbst verfassten Buch. Es enthält eine Sammlung mehrheitlich schon andernorts veröffentlichter Beiträge, die ursprünglich zwischen 1976 und 1983 publiziert wurden. Mit den "RedeWeisen" setzt Goffman eine Arbeit fort, die sich schon im letzten Kapitel seines davor verfassten Buches, der "Rahmen-Analyse des Gesprächs" andeutet: Seine Zuwendung zu Sprechen, Sprache und Gespräch als einem zentralen Gegenstand der Soziologie. Goffmans zentrale These ist, dass das Gespräch nicht als eigenständige Grundeinheit einer Untersuchung betrachtet werden kann - was einen deutlichen Einwand gegen die Konversationsanalyse darstellt. Die Grundeinheit ist vielmehr die soziale Situation, in der sich Menschen nicht nur sprachlich, sondern auch leiblich anwesend begegnen. Wie Goffman explizit erwähnt (und in 'Erwiderungen und Reaktionen' im Buch breit ausführt), setzen Gespräche nicht nur die gegenseitige Beobachtung und andere nichtsprachliche Elemente voraus. Sie sind insgesamt nicht durch das schlichte "Paradigma" des dialogischen Gesprächsmodells eines "Austauschs" von Meinungen zu erfassen. (ICA2)

[159-L] Kreutz, Henrik: Situation, Konstellation und Disposition: ihre empirische Differenzierung mittels "quasiexperimenteller Fragen" ; methodologische Ergebnisse einer Erhebung über den Wert des menschlichen Lebens, in: Angewandte Sozialforschung : Zeitschrift für Mitteleuropa, Jg. 23/ 2005, H. 3/4, S. 171-192 (Standort: UuStB Köln(38)-XH01356; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Verfasser legt Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Wert- und Zweckrationalität vor, bei der mittels quasi-experimenteller Fragen versucht wurde, eine doppelte Verbindung zwischen individuellen Akteuren einerseits und Situationen andererseits in ihrem Zusammenhang direkt zu erfassen. Gefragt wurde nach den Entscheidungen über die Art der Pflege eines alten, bettlägerigen Elternteils in unterschiedlichen Lebenslagen und Konstellationen. Es wird gezeigt, dass Wertrationalität und Emotionalität bei wichtigen Entscheidungen im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig ist eine Tendenz zu einer zunehmenden Bedeutung zweckrationaler Überlegungen unverkennbar. Gerade diese Tendenz des Wertwandels belegt jedoch die potenzielle Freiheit des Individuums, sich gegebenenfalls auch gegen den zweckrationalen Nutzen und für wertrationales oder emotionales Handeln zu entscheiden. (ICE2)

[160-L] Kroneberg, Clemens: Die Definition der Situation und die variable Rationalität der Akteure: ein allgemeines Modell des Handelns, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 34/2005, H. 5, S. 344-363 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Im Beitrag wird ein allgemeines Modell des Handelns auf der Basis von Hartmut Essers Frame-Selektionstheorie entwickelt, das die zentralen Einwände gegen die bisherigen Formalisierungen der Theorie überwindet. Das Modell erklärt, welche Definition der Situation ein Akteur vornimmt (Frame-Selektion), welches Programm des Handelns er heranzieht (Skript-Selektion) und welches Handeln er auszuführen versucht (Handlungsselektion). Ausgehend von der Annahme, dass die Rationalität der Akteure variabel ist, wird zudem angegeben, unter welchen Bedingungen ein Akteur bewusst diejenige Alternative wählt, die seinen

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subjektiv erwarteten Nutzen maximiert (reflexiv-kalkulierender Modus), und wann er im Gegensatz dazu unhinterfragt eine mental stark zugängliche Alternative selegiert (automatischspontaner Modus). Auf diese Weise wird versucht, soziologische, ökonomische und sozialpsychologische Handlungskonzepte in einer allgemeinen und gleichzeitig formal präzisen Theorie des Handelns zu integrieren." (Autorenreferat)

[161-L] Kunz, Volker: Soziales Vertrauen, in: Jan W. van Deth (Hrsg.): Deutschland in Europa : Ergebnisse des European Social Survey 2002-2003, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 201-227, ISBN: 3531-14345-X (Standort: UB Bonn(5)-2005/3892) INHALT: Soziales Vertrauen gehört nach vielfacher Einschätzung zu den wichtigsten soziokulturellen Ressourcen der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung. Dennoch sind empirische Arbeiten über das Vertrauen in sozialwissenschaftlicher Perspektive eher selten. Dies betrifft insbesondere die Bestimmungsfaktoren sozialen Vertrauens, die bislang kaum untersucht wurden. Der Beitrag knüpft durch eine Interpretation der ESS-Survey von 2002/2003 an diese Problemstellung an. Im Mittelpunkt der Analysen steht das generalisierte soziale Vertrauen, das als grundsätzliche Vertrauensbereitschaft eines Akteurs interpretiert wird. In dieser Hinsicht wird Struktur und Verteilung sozialen Vertrauens als ein zentraler Aspekt der "Zivilgesellschaft" in West- und Ostdeutschland untersucht, wobei die Bestandsaufaufnahme im europäischen Vergleich als Bezugspunkt dient. Untersuchungsleitend ist die Frage, inwieweit sich das generalisierte soziale Vertrauen der Bevölkerung zwischen den alten und neuen Bundesländern unterscheidet, wenn man die unterschiedliche Ausgangslage in beiden Landesteilen in Rechnung stellt. Auf der SSE-Grundlage zeigt die Untersuchung des zwischenmenschlichen Vertrauens in Deutschland, dass das Verhältnis der Bürger zu ihrer sozialen Umwelt in den alten und neuen Bundesländern insgesamt sehr ähnlich ausgeprägt ist. In dieser Hinsicht tritt die Bevölkerung in Deutschland als einheitliche soziale und politische Gemeinschaft auf. Lediglich bei Betrachtung des Standardindikators sozialen Vertrauens tritt ein West-Ost-Gefälle zu Tage. (ICA2)

[162-L] Lahno, Bernd: Is trust the result of Bayesian learning?, in: Joachim Behnke, Thomas Plümper, Hans-Peter Burth (Hrsg.): Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie : Bd. 3, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 47-68, ISBN: 3-531-14339-5 INHALT: "Ausgehend von einem Modell, das von Partha Dasgupta entwickelt wurde, untersucht Lahno, ob die Entstehung von Vertrauen mit Hilfe der Theorie von iterierten Spielen mit imperfekter Information erklärt werden kann. Hierfür vergleicht Lahno die Aussagen über erwartetes Verhalten, die aus dem von ihm entworfenen formalen Modell abgeleitet werden können, mit empirischen Erkenntnissen darüber, wie Vertrauensbildungsprozesse tatsächlich ablaufen. Lahno kommt zu dem Ergebnis, dass die iterierte Spieltheorie dauerhafte Vertrauensbeziehungen, wie sie in der Realität vorkommen, nicht befriedigend erklären kann. Dies liegt unter anderem daran, dass in der spiel-theoretischen Modellierung Fairnesserwägungen und Einstellungsveränderungen durch erfolgreiche Kooperation nicht aufgenommen werden, diese aber für den Prozess von Vertrauensbildung konstitutiv sind. Lahnos Beitrag demonstriert auf überzeugende Weise, dass der Nutzen von Rational Choice Modellen auch darin be-

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stehen kann, unser Verständnis bestimmter Entscheidungssituationen unter Umständen gerade dadurch zu erhöhen, dass die beobachteten Ergebnisse durch sie nicht erklärt werden können. Die Lücken, die die Rational Choice-Erklärung offen lässt, können dadurch oft erst als die wesentlichen Bestandteile der 'Logik der Situation' erkannt werden, die einer weitergehenden substanziellen Erklärung bedürfen." (Autorenreferat)

[163-L] Lang, Frieder R.: Die Gestaltung sozialer Netzwerke im Lebenslauf, in: Ulrich Otto, Petra Bauer (Hrsg.): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten : Bd. 1, Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslagenperspektive, Tübingen: dgvt-Verl., 2005, S. 41-63, ISBN: 3-87159-611-6 INHALT: Der Autor geht in seinem Beitrag der Frage nach, in welcher Weise die Gestaltung sozialer Netzwerke und Beziehungen im Kontext von bedeutsamen Lebensereignissen und übergängen zur Stabilisierung und Entwicklung der Persönlichkeit im Lebenslauf beiträgt. Die Strukturen und Leistungen von sozialen Netzwerken betrachtet er vor diesem Hintergrund als Ergebnis von Mechanismen der lebenslangen Entwicklungsregulation des Individuums. Dieser Perspektive liegt die Annahme zugrunde, dass Individuen über die gesamte Lebensspanne hinweg ihre Entwicklungsumwelten und damit auch ihre sozialen Beziehungen sowie die darin stattfindenden Transfers und Austauschprozesse aktiv (mit-)gestalten. Der Autor fasst zunächst die Möglichkeiten und Grenzen der Netzwerkgestaltung im Lebenslauf in sechs Thesen zusammen. Hinsichtlich der Frage, durch welche Mechanismen soziale Beziehungen über den Lebenslauf hinweg gestaltet werden, weist er insbesondere auf die Wirksamkeits- und Bindungsorientierung hin, die im Lebenslauf des Individuums als zentrale Motivationen in einem dynamischen Wechselspiel zueinander stehen. Der Autor skizziert abschließend einige empirische Forschungsarbeiten zum Einfluss der zeitlichen Zukunftsperspektive des Menschen auf die Netzwerkgestaltung. (ICI2)

[164-F] Langewohl, Sabrina, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Böllert, Karin, Prof.Dr. (Leitung): Zur Reziprozität von Sozialintegration und freiwilligem Engagement junger Menschen INHALT: keine Angaben METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, schriftlich. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut III Sozialpädagogik, Weiterbildung und Empirische Pädagogik Abt. Sozialpädagogik (Georgskommende 33, 48143 Münster) KONTAKT: Leiterin (Tel. 0251-83-21232, e-mail: [email protected])

[165-L] Levine, Donald N.: Putting voluntarism back into a voluntaristic theory of action, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 161-177, ISBN: 3-631-53411-6

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INHALT: Mit den Grundlagen sozialer Ordnung bzw. dem Hobbesschen "problem of order" hat sich die Soziologie immer wieder auseinandergesetzt. Vor allem Talcott Parsons hat seinen eigenen, frühen voluntaristischen Ansatz an dieser Debatte und Fragestellung entwickelt. Der vorliegende Beitrag setzt sich kritisch mit Parsons' Argumentation auseinander, vor allem wie sie in "The Structure of Social Action" entwickelt wird. Die Gegenüberstellung der utilitaristisch-voluntaristischen und der normativ-idealistischen Positionen durch Parsons ist für den Autor zu überzeichnet und der Begriff des Voluntarismus zu diffus geraten. Dennoch schlägt er vor, das Konzept beizubehalten und es durch einen Rückbezug auf Weber am Begriff der individuellen Freiheit auszurichten. In dieser Sichtweise sind zweckrationale wie wertrationale Spielarten des Voluntarismus denkbar, durch die sich eine Wechselbeziehung zwischen gesellschaftlichen Zwängen und individuellen Handlungsfreiheiten als Grundmoment der soziologischen Analyse sozialer Ordnung zeigt. (ICA2)

[166-L] Mauss, Marcel: Die Gabe, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 61-72, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Für Mauss stellt der Gabentausch in archaischen und vormodernen Gesellschaften ein System totaler Leistungen dar, er ist ein totaler sozialer Tatbestand (fait social total): Geben, Nehmen und Erwidern sind die Basisaktivitäten, durch die sich archaische Gesellschaften sozial wie kulturell reproduzieren. Der Gabentausch kann sowohl kooperative als auch agonale Formen annehmen. Im vielfach zitierten Potlatsch der Indianer der amerikanischen Nordwestküste beschenken sich konkurrierende Clans so verschwenderisch, bis ein Clan eine erhaltene Gabe nicht mehr erwidern kann. Hier geht es um Ehre und Status, die dem zukommen, der eine Gabe darreicht, die nicht mehr erwidert werden kann. Nicht-agonaler Gabentausch dagegen hat diese Form der Eskalation und Übertrumpfung nicht zum Ziel, sondern stiftet primär friedliche und dauerhafte Beziehungen, die etwa zum Zwecke des Austausches von Gütern genutzt werden. Mauss weist ausdrücklich auf den Kreislauf von Geben, Nehmen und Erwidern hin, in dem sich soziale Beziehungen verwirklichen. Der Akt des Gebens ist nach dieser Auffassung nicht einmalig und folgenlos, sondern zieht Verpflichtungs- und Schuldverhältnisse nach sich. Der Empfänger einer Gabe ist gehalten, diese zu erwidern. Das, was zunächst als ein rein freiwilliges Geschenk erscheint, erweist sich aus dieser Perspektive als Verpflichtung. (ICA2)

[167-L] Mein, Georg; Schössler, Franziska (Hrsg.): Tauschprozesse: kulturwissenschaftliche Verhandlungen des Ökonomischen, Bielefeld: transcript Verl. 2005, 317 S., ISBN: 3-89942-283-X INHALT: "Der Tausch als operationale Verbindung von Geben und Nehmen ist nicht nur die zentrale ökonomische Kategorie einer auf permanent wachsende Maximalgewinne programmierten Konkurrenzwirtschaft. Vielmehr kann das Beherrschen von Tauschprozessen auch als humane Basisqualifikation betrachtet werden, als grundlegender kommunikativer Akt und somit als Fundament gesellschaftlicher Organisationsformen. Generiert die Universalisierung des Tausches auf diese Weise die bürgerliche Welt der Nützlichkeit, so berechnen diverse Theorien wie literarische Entwürfe die Kosten dieser Praxis." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Georg Mein, Franziska Schössler: Einleitung (9-20). Theoretische Grundlegungen -

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Axel T. Paul: Die Rache und das Rätsel der Gabe (23-43); Ingeborg Villinger: Biopolitische Tauschprozesse des Leviathan. Überlegungen im Anschluss an Giorgio Agamben, Carl Schmitt und Ernst Cassirer (45-66); Achim Geisenhanslüke: Der Tausch und der Tod. Hesiod - Mauss - Bateille - Baudrillard - Sophokles (67-85); Natalia Canto Mila: Tausch bei Simmel. Ein Deutungsversuch (87-106); Mirko Wischke: Ungleiches gleich zu machen. Über den Zusammenhang von Tausch und Sprache bei Adorno (107-129). Ökonomische Perspektiven Albrecht Enders, Andreas König: Wert schaffen und Wert abschöpfen durch Tauschen. Modelle und Wirklichkeit in den Wirtschaftswissenschaften und in der Praxis (133-156); Rolf Ackermann: Ökonomie, Tausch und die Macht der Geschichte (157-178). Kulturwissenschaftliche Verhandlungen - Georg Mein: Morior ergo sum. Der verhinderte Tausch in Lessings Philotas (181-201); Kai Kaufmann: Phantastische Austauschprozesse. Zu Goethes Märchen und den Heimatsträumen in Kellers Grünem Heinrich (203-226); Juliane Vogel: Weibes Wonne und Wert. Tauschverhältnisse in Wagners Rheingold und Hofmannsthals Danae (227244); Franziska Schössler: Die Konsumentin im Kaufhaus. Weiblichkeit und Tausch in Emilie Zolas Roman Au Bonheur des Dames (245-273); Rolf Parr: Materielle und semantische Rauschprozesse in Wilhelm Raabes Erzählung Zum wilden Mann (275-290); Claudia Liebrand: Kopfgeld gegen Lösegeld. Wahl und Tausch in Ron Howards und Alex Segals Ransomfilmen (291-311).

[168-L] Möllering, Guido: Understanding trust from the perspective of sociological neoinstitutionalism, (MPIfG Discussion Paper, 05/13), Köln 2005, 30 S. (Graue Literatur; URL: http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/mpifg_dp/dp05-13.pdf) INHALT: "Der Beitrag beruht auf der Vorstellung, dass Vertrauen im Rahmen einer 'embedded agency' zu verstehen ist, wobei Vertrauensgeber und -empfänger als Akteure den sozialen Kontext, in den sie eingebettet sind, interpretieren. Sofern dieser Kontext institutionalisiert ist, kann Vertrauen durchaus 'normal' sein und sehr leicht mit Bezug auf institutionalisierte Regeln, Rollen und Routinen hergestellt werden. Vertrauen bleibt allerdings immer ambivalent und hängt letztlich von einem auf Interpretation basierenden Vertrauenssprung ('leap of faith') des Vertrauensgebers ab. Zudem werden die Kontexte, auf die sich Akteure beziehen, von diesen selbst organisiert und im Handeln konkretisiert. In dieser Hinsicht stellt Vertrauen somit immer auch eine individuelle Leistung dar und wird in mehr oder weniger institutionalisierten Kontexten aktiv konstituiert. Ein erstes Ziel dieses Beitrags ist es daher, eine starke konzeptionelle Untermauerung für die Idee zu liefern, dass Vertrauen auf Institutionen basieren kann. Damit werden jedoch die Institutionen selbst zu einem Objekt des Vertrauens. Diesem Sachverhalt genauer auf den Grund zu gehen, ist dann ein zweites Ziel dieses Beitrags. Ferner diskutiert die institutionalistische Forschung heute Fragen hinsichtlich des institutionellen Wandels, der Institutionalisierungsprozesse und der Rolle des Akteurhandelns. Statt von einem passiven Vertrauensgeber, der Institutionen nutzt, so sie denn etabliert und verlässlich sind, ist von Akteuren auszugehen, die direkt in die Konstitution von Vertrauen innerhalb der Kontexte, in denen sie sich befinden, und darüber hinaus involviert sind. Als drittes Ziel verfolgt der Beitrag daher eine Untersuchung des neueren Konstruktes des 'aktiven Vertrauens'." (Autorenreferat)

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[169-L] Neyer, Franz J.: Persönlichkeit und soziale Netzwerke, in: Ulrich Otto, Petra Bauer (Hrsg.): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten : Bd. 1, Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslagenperspektive, Tübingen: dgvt-Verl., 2005, S. 65-83, ISBN: 3-87159-611-6 INHALT: Der Autor reflektiert die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und sozialem Netzwerk. Er zeigt auf, wie einerseits Persönlichkeitsmerkmale die Gestaltung sozialer Netzwerke beeinflussen und wie andererseits aber auch die Persönlichkeit durch Beziehungserfahrungen im sozialen Netzwerk verändert werden kann. In einer lebensumspannenden Perspektive sind die Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und sozialen Netzwerken dabei durchaus unterschiedlich gewichtet, denn auf Phasen der Kontinuität und Stabilisierung der Persönlichkeit und der sozialen Beziehungen können z.B. Phasen der Umbrüche und der veränderten sozialen Anforderungen folgen. Der Autor weist darauf hin, dass ein interdisziplinärer Austausch zwischen Persönlichkeitspsychologie und Soziologie zu einem tieferen Verständnis der Zusammenhänge zwischen Individualität und Sozialität beitragen kann. Denn mit Hilfe der analytischen Durchdringung und empirischen Operationalisierung der Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und sozialem Netzwerk werden psychologisch fundierte Erkenntnisse in hohem Maße anschlussfähig für soziologische Theoreme der Individualisierung und Pluralisierung von Lebensformen in der Moderne. (ICI2)

[170-L] Nunner-Winkler, Gertrud: Anerkennung moralischer Normen, in: Wilhelm Heitmeyer, Peter Imbusch (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 157178, ISBN: 3-531-14107-4 INHALT: Das empirische Projekt "Anerkennung moralischer Normen" basiert auf der Annahme, dass geteilte Normen - und zwar die Kernnormen einer rational ausweisbaren, universalistischen Minimalmoral - ein funktionales Erfordernis für die Aufrechterhaltung rechtsstaatlich verfasster Demokratien darstellt. Diese Annahme wird in drei Schritten diskutiert. Zunächst geht es um die strittige Frage, ob in modernen Gesellschaften Normkonsens überhaupt noch möglich, noch wirklich, noch notwendig und darüber hinaus nützlich ist. In einem zweiten Schritt geht es um das Anerkennungskonzept und seine Bedeutung für Normakzeptanz. Schließlich wird geklärt, welche inhaltlichen Normen mit rechtsstaatlich-demokratischen Strukturen kompatibel sind und wie die Bereitschaft, sie zu befolgen, aufgebaut wird. Befragt wurden 15- bis 16-jährige Schülerinnen. Eine Variation des sozio-moralischen Kontextes wird durch den Ost-West-Vergleich, eine Variation im Niveau der soziokognitiven Entwicklung durch den Schultypen-Vergleich (Gymnasium vs. Hauptschule) angestrebt. Es zeigt sich, dass der Erwerb moralischen Wissens, die Entwicklung von Anwendungskompetenz und der Aufbau moralischer Motivation in unterschiedlichen Lernprozessen erfolgen: Moralisches Wissen und Anwendungskompetenz werden durch Inhaltslernen in je gegebenen (sub-) kulturellen Kontexten und durch sozio-kognitive Strukturentwicklung aufgebaut; moralische Motivation wird durch biographisches Erfahrungslernen aufgebaut, wobei die Anerkennungserfahrungen in der Familie, aber auch Krisenerfahrungen in der Adoleszenz eine besondere Bedeutung haben. (ICA2)

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[171-L] Otto, Ulrich; Bauer, Petra (Hrsg.): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten: Bd. 1, Soziale Netzwerke in Lebenslaufund Lebenslagenperspektive, (Fortschritte der Gemeindepsychologie und Gesundheitsförderung, Bd. 11), Tübingen: dgvt-Verl. 2005, 647 S., ISBN: 3-87159-611-6 INHALT: "Netzwerkförderung zählt inzwischen zu den zentralen Interventionsformen im psychosozialen und gesundheitsbezogenen Bereich. Dieses zweibändige Werk bündelt die verstreute Diskussion über Netzwerkinterventionen und legt eine aktuelle und breit angelegte Bestandsaufnahme vor: - Die zentralen Grundlagen werden in interdisziplinärer Perspektive dargestellt. - Die Netzwerkorientierung professioneller 'Helfer' wird auch auf benachbarte Konzepte (z.B. Lebenswelt-, Alltags-, Generationen-, systemische Orientierung) bezogen. Anhand konkreter Modelle und Projekte aus der Praxis werden die vorliegenden Erfahrungen systematisch ausgewertet. - Die vorgestellten Interventionsformen beziehen sich dabei auf die gesamte Lebensspanne und auf vielfältige Arbeitsbereiche. - Die Interventionsbereiche umfassen sowohl die Arbeit mit individuellen sozialen Netzen als auch mit institutionellen und interorganisatorischen Netzwerken. 48 namhafte Autorinnen und Autoren legen in 38 Beiträgen den heutigen Wissensstand dar." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Petra Bauer & Ulrich Otto: Beiträge zu einer Zwischenbilanz netzwerkorientierter Intervention (11-24); Annelinde Eggert-Schmid Noerr: Soziale Netzwerke und Ich-Identität heute (25-40); Frieder R. Lang: Die Gestaltung sozialer Netzwerke im Lebenslauf (41-64); Franz J. Neyer: Persönlichkeit und soziale Netzwerke (65-84); Ulrich Otto: Sozialtheoretische und -interventorische Paradigmen im Licht der sozialen Netzwerk- und Unterstützungsperspektive: Konvergenzen und Herausforderungen (85-130); Frank Nestmann: Netzwerkintervention und soziale Unterstützung fördern: Effektivität und Maximen der Nachhaltigkeit (131-156); Thomas Klauer & Markus Winkeler: Mobilisierung sozialer Unterstützung: Konzepte, Befunde und Interventionsansätze (157-180); Sören Petermann: Persönliche Netzwerke: Spezialisierte Unterstützungsbeziehungen oder hilft jeder jedem? (181-208); Anna Brake: Intergenerationale Austauschtauschprozesse und ihre Voraussetzungen in familialen Mehrgenerationennetzwerken (209-238); Martin Grünendahl & Mike Martin: Intergenerative Solidarität und praktische Implikationen (239-266); Regina Soremski: Der Begriff der Familiensolidarität in der Netzwerkforschung und in der Sozialisationsforschung: Gibt es Anschlüsse? (267-298); Axel Pohl, Barbara Stauber & Andreas Walther: Ohne doppelten Boden, aber mit Netz? Informelle Netzwerke junger Frauen und Männer beim Übergang in die Arbeit, ihre Voraussetzungen und sozialpädagogische Möglichkeiten, sie zu stärken (299-332); Wolf Rainer Wendt: Vernetzung von Eltern: Unterstützungsbeziehungen rund um den Kindergarten (333-350); Renate Höfer & Florian Straus: Elterntalk: die ambivalenten Chancen eines netzwerkorientierten Ansatzes der Elternarbeit (351-374); Jörg Rössel & Michael Hölscher: Eine städtische Unterklasse? Die sozialen Netzwerke räumlich konzentrierter, sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen (375-398); Martina Eller, Andreas Mielek & Rüdiger Landgraf: 'Freunde machen den Zucker süß!' Eine Literaturübersichtüber den Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und dem sozialen Netzwerk bzw. der sozialen Unterstützung (399-432); Ulrich Otto: Soziale Netzwerke und soziale Unterstützung Älterer: Status Quo und Perspektiven im Lichte demografischer Befunde (433-470); Ulrich Otto: Soziale Netzwerke und soziale Unterstützung älterer Pflegebedürftiger (471-514); Jan H. Marbach: Der Aktionsraum im höheren Lebensalter und Optionen der Netzwerkhilfe: Theoretische Konzepte und empirische Befunde (515-552); Betina Hollstein: Partnerverlust im Alter. Netzwerkveränderungen und Unterstützungsmöglichkeiten nach der Verwitwung (553-574); Roland Schmidt: Geteilte Verantwortung: Angehörigenarbeit in der vollstationären Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz (575-

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616); Martin Pinquart & Silvia Sörensen: Belastungen pflegender Angehöriger. Einflussfaktoren und Interventionsansätze (617-638).

[172-L] Otto, Ulrich: Sozialtheoretische und -interventorische Paradigmen im Licht der sozialen Netzwerk- und Unterstützungsperspektive: Konvergenzen und Herausforderungen, in: Ulrich Otto, Petra Bauer (Hrsg.): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten : Bd. 1, Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslagenperspektive, Tübingen: dgvt-Verl., 2005, S. 85-128, ISBN: 3-87159611-6 INHALT: Der Autor weist darauf hin, dass die Netzwerkperspektive nicht nur im Rahmen der Netzwerk- und Unterstützungsforschung im Sozial- und Gesundheitswesen von Bedeutung ist, sondern auch vielfältige theorieorientierte Anschlussstellen zu benachbarten disziplinären und professionellen Konzepten bietet. Er greift innerhalb dieser Bezüge einige prominente Konzepte heraus und macht auf Gemeinsamkeiten sowohl in theoretisch-analytischer als auch praktisch-interventionistischer Hinsicht aufmerksam. Die Ansätze verdeutlichen zum einen den hohen Stellenwert der Thematik sozialer Unterstützung in sozialen Netzwerken und einer darauf gerichteten Förderung und lassen zum anderen die unterschiedlichen begrifflichen und theoretischen Strategien erkennen, welche hinsichtlich der analytischen Durchdringung dieses Problemfeldes gewählt werden. Bei den vorgestellten Konzepten handelt es sich u.a. um die Konzepte der Lebenswelt- und Alltagsorientierung, um das Konzept sozialer Milieus, um den Subjektbegriff im Kontext von Problembewältigung, um das praxisorientierte Konzept des Empowerment, um die Biografieorientierung, um systemische, familien- und umweltbezogene Ansätze in der Sozialen Arbeit, der Sozialen Therapie und der Sozialen Gerontologie sowie um die Konzepte von Solidarität und bürgerschaftlichem Engagement. (ICI)

[173-L] Petermann, Sören: Persönliche Netzwerke: spezialisierte Unterstützungsbeziehungen oder hilft jeder jedem?, in: Ulrich Otto, Petra Bauer (Hrsg.): Mit Netzwerken professionell zusammenarbeiten : Bd. 1, Soziale Netzwerke in Lebenslauf- und Lebenslagenperspektive, Tübingen: dgvt-Verl., 2005, S. 181-206, ISBN: 3-87159-611-6 INHALT: Der Autor untersucht die spezifische Qualität sozialer Beziehungen im Hinblick auf einzelne Unterstützungsleistungen. Von besonderem Interesse ist dabei für ihn die Frage, welche sozialen Beziehungen eines Individuums spezialisiert sind und damit nur in einzelnen Bereichen soziale Unterstützung leisten, und welche Beziehungen eine mehrfache, "multiplexe" Unterstützung leisten. Er untersucht ferner die Frage, in welchem Ausmaß die persönlichen Netzwerke Einfluss auf die Spezialisierung und Multiplexität von sozialen Unterstützungsbeziehungen nehmen. Er legt ein Modell hierarchischer Kompensation zugrunde, nach welchem - unabhängig von der Art der Unterstützungsleistung - die Auswahlwahrscheinlichkeit für Familienangehörige am höchsten ist, gefolgt von Freunden und Nachbarn. Führt also die Auswahl einer Netzwerkperson tatsächlich auch zur Unterstützung, folgt aus diesem Modell, dass die Anzahl der Unterstützungen pro Beziehung von Familienangehörigen über Freunde und Nachbarn zu den übrigen Beziehungskontexten abnimmt. Der Autor formuliert auf dieser Grundlage einige Hypothesen zur Spezialisierung sozialer Unterstützung und überprüft diese mit Hilfe bi- und multivariater Analysen. Das empirische Datenmaterial wurde

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Anfang des Jahres 2000 im Rahmen einer Befragung von 492 Personen zu ihren persönlichen Netzwerken in der Stadtregion Halle erhoben. (ICI2)

[174-F] Prosch, Bernhard, Dr.phil.; Petermann, Sören, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Prosch, Bernhard, Dr.phil.; Petermann, Sören, Dr.phil. (Leitung): Soziale Kooperation in Verhaltensexperimenten INHALT: An einer Serie von Verhaltensexperimenten mit spieltheoretischem Hintergrund sollen Bedingungen sozialer Kooperation erforscht werden. METHODE: Methodologischer Individualismus; Rational-Choice-Theorie; Spieltheorie. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Experiment (die Untersuchungsreihe wird vorrangig an Schülern der gymnasialen Oberstufe vorgenommen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Prosch, Bernhard; Petermann, Sören: Selbstzerstörung als Drohung: zur Modellierung des Kosovo-Kriegs. in: Behnke, Joachim; Plümper, Thomas; Burth, Hans-Peter (Hrsg.): Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie, Bd. 3. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss. 2004, S. 95-124. ISBN 3-531-14339-5.+++Petermann, Sören; Prosch, Bernhard: Kooperation durch Verpflichtungen. Strategisches "Spiel"-Verhalten aus soziologischer Sicht. in: Scientia halensis, 1999, 2, S. 33-34.+++Prosch, Bernhard: Krieg gegen Vertreibungen - strategisches Handeln im Kosovo-Konflikt. in: AWR-Bulletin - Vierteljahresschrift für Flüchtlingsfragen, 1999, 37, S. 55-61.+++Posch, Bernhard; Petermann, Sören: Clubmitglieder, Zuckerbrot und Peitsche. Institutionen als dezentrale Kooperationsmechanismen. in: Druwe, Ulrich; Kunz, Volker, Plümper, Thomas (Hrsg.): Jahrbuch für Entscheidungs- und Handlungstheorie, 1. Opladen: Leske u. Budrich 2001, S. 107-128. ARBEITSPAPIERE: Prosch, Bernhard; Petermann, Sören: An analysis of the conflict in Kosovo based on game theory. Paper zum Gerhard-Wurzbacher-Symposium "Peace and Development in Europe", Nürnberg, 1999, 9 S. ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung, Schwerpunkt Arbeitsmarktsoziologie (Postfach 3931, 90020 Nürnberg); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie (06099 Halle) KONTAKT: Prosch, Bernhard (Dr. Tel. 0911-530-2676, e-mail: [email protected]), Petermann, Sören (Dr. Tel. 0345-552-4244, e-mail: [email protected])

[175-L] Raab, Jürgen; Soeffner, Hans-Georg: Körperlichkeit in Interaktionsbeziehungen, in: Markus Schroer (Hrsg.): Soziologie des Körpers, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 166-188, ISBN: 3-518-29340-0 INHALT: Auf den allseits konstatierten und beklagten Bedeutungsverlust des Körpers, auf sein von "kulturwissenschaftlicher Ignoranz" begleitetes Verschwinden im Prozess der Modernisierung, folgt in letzter Zeit seine "Wiederentdeckung", die sich gegenwärtig zu einem regelrechten "Boom" ausgeweitet hat. Die schwankenden Ab- und Aufwertungen des Themas und die Fragmentierungen, Inbezugsetzungen und Vervielfältigungen des Körpers in den kulturwissenschaftlichen Konzeptionen lassen jedoch zwei grundlegende Aspekte unberührt. Ers-

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tens, das gebrochene Verhältnis des Menschen zur Natur im allgemeinen und zu seinem Körper im besonderen; und zweitens, die unhintergehbare Anwesenheit und umfassende Wahrnehmbarkeit der Körper in Face-to-face-Situationen. Beide Aspekte stellen die Handelnden vor ein ständig zu bewältigendes Problem. Aus der Thematik der Körperlichkeit in Interaktionssituationen diskutiert der vorliegende Beitrag ein zentrales Moment: Die Thematisierung der Körperlichkeit in Interaktionsbeziehungen muss sich auf die mit dem Körper und auf seiner Oberfläche sich der Deutung darbietenden Zeichen richten: auf die von der aktuellen Körpersoziologie bislang vernachlässigten Fragen nach dem Entwerfen und Darstellen, Deuten und Verstehen von Körperbildern in Interaktionssituationen. Die Autoren setzen am Ursprungsort der Körperbilder an: bei ihrer Bedeutung für die Positionierung, Bewegung und "Gesamtversetzung" der Handelnden; ihren eigentlichen Austragungsort; ihrer Darstellung, Deutung und Typisierung in Face-to-face-Situationen. Die Ausführungen schließen mit einem Ausblick auf die Bedingungen der Veränderung von Körperbildern durch deren zunehmende Präsentation in den audiovisuellen Massenmedien. (ICA2)

[176-L] Ragin, Charles C.: Case-oriented research and the study of social action, in: Norbert Kersting, Lasse Cronqvist (Hrsg.): Democratization and political culture in comparative perspective : Festschrift for Dirk Berg-Schlosser, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 91-102, ISBN: 3-8100-4159-9 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss. (6A)-ME3370/71) INHALT: Ziel des Verfassers ist es, Missverständnisse in Hinblick auf Forschungsansätze zu korrigieren, die mit kleinen Fallzahlen arbeiten. Trotz einer Reihe von Problemen - wie Restriktionen bei der Verwendung quantitativer Methoden und bei Generalisierungen - bleibt die Forschung mit kleinen Fallzahlen für die Sozialwissenschaften interessant, da nicht für alle Fragestellungen repräsentative Untersuchungen möglich sind. Während repräsentative Untersuchungen erklären können, warum ein bestimmtes Ergebnis in einigen Fällen wahrscheinlicher ist als in anderen, können Untersuchungen mit kleinen Fallzahlen zeigen, wie es dazu kommt. Der Begriff "kleine" Fallzahlen begünstigt zudem das Missverständnis, die Zahl der Fälle sei zu klein, um zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen. Für Untersuchungen, die nicht mit großen Stichproben arbeiten, schlägt der Verfasser daher Bezeichnungen wie "Intensivstudie" oder "fallorientierte Studie" vor. (ICEÜbers)

[177-L] Runkel, Gunter: Zu einer Theorie Allgemeiner Handlungssysteme, in: Jürgen Delitz, Heinrich von Gyldenfeldt, Jochen Rimek (Hrsg.): Institutionen und sozialer Wandel : Festschrift für Prof. Dr. Klaus Plake zum 60. Geburtstag, Hamburg: R. Krämer, 2004, S. 171-192, ISBN: 3-89622-069-1 (Standort: UB Bonn(5)-2004-7034) INHALT: Es gibt verschiedene Arten von Theorien: So stellen zum Beispiel Theorien wie die Interaktionstheorien oder die Theorie der rationalen Wahl Theorien 1. Ordnung dar. Theorien, die sich um eine Integration verschiedener Theorien bemühen, sind Theorien 2. Ordnung und Theorien, die die Grundlagen solcher Theorien thematisieren, sind Theorien 3. Ordnung - was gemeinhin "Wissenschaftstheorie" genannt wird. Der Autor erörtert in seinem Beitrag die Probleme einer Theorie 2. Ordnung und versucht, aus verschiedenen Theorien eine Metatheorie aufzubauen, die auf einer höheren logischen Ebene angesiedelt ist. Er ordnet hierzu ver-

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schiedene soziologische Ansätze anhand des Vier-Funktionen-Schemas von Talcott Parsons (Adaption, Goal Attainment, Integration und Latent Pattern Maintenance) ein und klassifiziert die verschiedenen Theorien danach, welche der vier Parsonsschen Funktionen sie am ehesten erfüllen. Auf diese Weise wird es möglich, die Erkenntnisgewinne in eine Theorie 2. Ordnung zu integrieren, welche verschiedene Perspektiven erfasst. Die dahinter stehende These lautet, dass verschiedene sozialwissenschaftliche Theorien, z. B. die Theorien der rationalen Wahl, Machttheorien, Systemtheorien und Kulturtheorien nicht aufeinander rückführbar sind. (ICI2)

[178-L] Sahlins, Marshall D.: Zur Soziologie des primitiven Tauschs, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 73-91, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Sahlins entwickelt eine Typologie verschiedener Arten von Reziprozität. Dabei wird davon ausgegangen, dass Reziprozität nicht (nur) als Gleichgewicht anzusehen ist, sondern mit deutlichen materiellen Ungleichgewichten einhergehen kann. Er unterscheidet zwischen generalisierter Reziprozität, bei der die materielle Seite der Transaktion von der sozialen Seite unterdrückt wird und die Erwartung von Gegenleistungen unbestimmt bleibt, ausgeglichener Reziprozität, bei der materielle Transaktionen mit der zeitverzögerten, aber verpflichtenden Rückgabe eines entsprechenden Gegenwertes verkoppelt sind, und schließlich negativer Reziprozität, die Formen der Aneignung gegen die Interessen anderer beinhaltet. Für archaische Gesellschaften gilt die Faustregel, dass in den nahen Verwandtschaftsverhältnissen die Interaktionsform der generalisierten Reziprozität vorherrscht, in weiter entfernten sozialen Kreisen die ausgeglichene (in gewissem Sinne: der ökonomische Tausch) und gegenüber Fremden die negative Reziprozität, die dadurch gekennzeichnet ist, dass man durch Gewalt, Tücke oder List Ressourcen zu erlangen sucht, ohne etwas für diese zurückzugeben. Hervorzuheben ist an dieser Typologie, dass Sahlins die Sphäre der Ökonomie nicht isoliert betrachtet. Wirtschaftliche Transaktionen spielen in allen drei Varianten von Reziprozität eine Rolle. Sahlins versteht Reziprozität insgesamt als eine "Dazwischen-Beziehung" (between relation). Dieses Modell ist konzipiert als theoretische Alternative zu Parsons' Lösung des Hobbesschen "problem of order" als einer Orientierung von Akteuren an gemeinsamen Werten und Normen. (ICA2)

[179-F] Schmitt, Lars, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Krais, Beate, Prof.Dr. (Betreuung): Studium und Habitus-Struktur-Konflikte. Eine Untersuchung zu Analyse und Bearbeitungsmöglichkeiten von Konflikten zwischen verinnerlichten und äußerlichen Strukturen INHALT: In dem Projekt werden Konfrontationen von verinnerlichten kulturellen Mustern (Habitus) und äußerlichen Strukturen untersucht. Als empirisches Explorationsfeld dienen Umgangsweisen von Studierenden mit ihrem Studium. Gefragt wird danach, ob, wie und welche dieser Umgangsweisen sich auf eine Diskrepanz zwischen der (verinnerlichten) sozialen Herkunft Studierender und ihrer aktuellen Umgebung - dem akademischen Milieu - zurückführen lassen. Es wird exploriert, wie Studierende selbst ihre Begegnungen mit diesem Feld erleben und welche Strategien sie hierbei entwickeln.

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METHODE: 1) Theoretischer Ansatz: Sozioanalyse nach Bourdieu; 2) Methodologischer Ansatz: genetischer Strukturalismus; d.h. theoretisch-empirisches Modell wird mit subjektiven Strategien der Befragten synthetisiert; 3) Methodischer Ansatz: Modellentwicklung und qualitative Interviews. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 25; Studierende -1.-4. Semester-; Auswahlverfahren: theoretisches Sample). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Dissertation; Eigenprojekt BEGINN: 2004-07 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Marburg, Zentrum für Konfliktforschung (Ketzerbach 11, 35032 Marburg) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[180-L] Sebald, Gerd: Baudrillard, die Gabe und der 11. September, in: Susanne Kollmann, Kathrin Schödel (Hrsg.): PostModerne De/Konstruktionen : Ethik, Politik und Kultur am Ende einer Epoche, Münster: Lit Verl., 2004, S. 123-135, ISBN: 3-8258-7896-1 (Standort: ULB Münster(6)-MR7200/295) INHALT: Einer der schillerndsten und stark mit normativen Implikationen, Wunschvorstellungen und merkwürdigen Funktionen aufgeladenen Begriffe in der Sozialtheorie ist der Begriff der Gabe, der in den letzten Jahren ein nicht nur soziologisches revival erlebt. Sei es, dass er als positives Ideal seinem modernen Gegenspieler, der Ware, vorgehalten wird (Mauss), als Wurzel der Zivilgesellschaft verortet wird (Levi-Strauss) oder für die Erklärung von Emergenz herhalten muss (Derrida). Auch in der Theorie Jean Baudrillards nimmt der Begriff der Gabe, bzw. der des symbolischen Tauschs, eine Sonderstellung ein. Er soll einen Rettungsanker im "ausweglosen System der Simulation der Moderne" bieten. Es werden zunächst einige für Baudrillards Theorie wichtige Grundlegungen bei Bataille und Lacan untersucht. Daran anschließend werden die Grundzüge der Baudrillardschen Theorie kurz herausgearbeitet: seine ökonomische Theorie, die Zeichen- und Medientheorie und schließlich der Begriff des Symbolischen bzw. des symbolischen Tausches und dessen Funktion in seinem Theoriegebäude. Auf dieser Grundlage wird schließlich Baudrillards Stellungnahme zu den Selbstmordattentaten vom 11. September 2001 eingeordnet und auf ihre Erklärungskraft hin überprüft. Jean Baudrillard hat in einem umstrittenen Aufsatz "Der Geist des Terrorismus" nach dem 11. September 2001 seine These aus den 70er Jahren durch dieses Ereignis bestätigt gesehen: Der Zusammenbruch des kapitalistischen Systems ist zwar nicht in Sicht, aber die "symbolische Politik" des Anschlags und "symbolischen Tausches" kann einige Hinweise für das Verstehen des Phänomens der Selbstmordattentate liefern. Deshalb plädiert der Autor für eine kritischeklektizistische Rezeption dieses Werks. (ICA2)

[181-L] Siegenthaler, Hansjörg: Rationalität im Prozess kultureller Evolution: Rationalitätsdarstellungen als eine Bedingung der Möglichkeit substantieller Rationalität des Handelns, (Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften : Studien in den Grenzbereichen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bd. 132), Tübingen: Mohr Siebeck 2005, IX, 363 S., ISBN: 3-16-148519-X

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INHALT: "Die Autoren der Beiträge in diesem Band untersuchen - in einer Verknüpfung wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher Sichtweisen - Bedingungen der Möglichkeit substantieller Rationalität, d.h. tatsächlicher Zweckmäßigkeit menschlichen Handelns, andererseits die heuristische Bedeutung einer Unterstellung subjektiver Rationalität, also der Konsistenz menschlichen Denkens und Handelns. Ein Fazit: Was Menschen tun, ist abhängig vom Bild, das sie von Handlungsmöglichkeiten und Handlungsfolgen haben. So steht und fällt die substantielle Rationalität ihres Handelns mit der Rationalität der Regeln, nach denen sie ein solches Bild erzeugen. Diese Regeln gewinnen substantielle Rationalität allenfalls dann, wenn sie in Vorgängen kultureller Evolution auf Prüfstände selektierender Kräfte gelangen. Was sich auf diesen Prüfständen bewährt, wird für viele einzelne verfügbar, wenn es, in Sprache gefasst, zum Inhalt kultureller Tradition wird. Dabei wird eine kulturelle Errungenschaft wohl nur zuverlässig mitteilbar, wenn eine Lesekultur den Leser zum Treuhänder tradierter Texte macht; eine Heuristik der Unterstellung subjektiver Rationalität kann solche Lesekultur begründen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hansjörg Siegenthaler: Kulturelle Evolution, Tradition und Rationalität (3-29); Viktor Vanberg: Rationalitätsprinzip und Rationalitätshypothesen: Zum methodologischen Status der Theorie rationalen Handelns (3363); Ulrich Hoffrage, Ralph Hertwig, Gerd Gigerenzer: Die ökologische Rationalität einfacher Entscheidungs- und Urteilsheuristiken (65-89); Franz-Xaver Kaufmann: Rationalität hinter dem Rücken der Akteure: Soziologische Perspektiven (93-129); Torsten Strulik: Ökonomische Revolution und die Intelligenz vertrauensbasierter Entscheidungen (131-154); Gerhard Wegner: Zum Begriff der Evolution in der Ökonomik (155-179); Aleida Assmann: Evolution - Tradition - Gedächtnis: Drei Modi kultureller Überlieferung (183-200); Michael Tomasello: Die kognitive Disposition des Menschen zur Kultur (201-231); Otto Gerhard Oexle: '1933'. Zur 'longue duree' mentaler Strukturen (235-265); Bernd Rüthers: Evolution, Tradition und Rationalität im Recht und in der Rechtswissenschaft: Erfahrungen aus Systemwechseln (267-282); Christopher Hann: Tradition, Sozialer Wandel, Evolution: Defizite in der sozialanthropologischen Tradition (283-301); Christian Müller: Islamisches Recht als evolutive Tradition (303-327); Hans Rott: Rationalitätsunterstellungen im Dienst der Interpretation von Texten (331-354).

[182-L] Simmel, Georg: Exkurs über Treue und Dankbarkeit, in: Frank Adloff, Steffen Mau (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen : zur Soziologie der Reziprozität, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2005, S. 95-108, ISBN: 3-593-37757-8 INHALT: Im vorliegenden "Exkurs" zeigt Simmel, wie Empfindungen der Verpflichtung ausgebildet werden und dazu beitragen, dass sich soziale Beziehungen weit über die Dauer der ursprünglichen Motive fortsetzen. Der Bestand sozialer Beziehungen wird durch Verhältnisse der Dankbarkeit abgesichert, die ein Band der Wechselwirkung und des Hin- und Hergehens von Leistung und Gegenleistung hervorbringen. Im Gegensatz zum Markt, wo durch den Tausch gleichwertiger Güter und Leistungen weiterreichende Verpflichtungen ausgeschlossen werden, handelt es sich bei vielen sozialen Tauschbeziehungen um Situationen der "Disvalenz", die zu einem Fortleben von Verpflichtungsverhältnissen führen. Dankbarkeit ist das subjektive Echo, das über den Akt des Gebens und Empfangens hinauswirkt und so eine soziale Beziehung begründet und Reziprozität erzeugt. So sehr Simmel die Bedeutung der Dankbarkeit für Gesellschaft überhaupt betont, so sehr begreift er die moderne Gesellschaft als einen Zusammenhang, der durch das Geld und das Recht als zwei gänzlich unterschiedliche

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Mechanismen konstituiert wird. Recht und Geld sind für ihn die Medien, die im scharfen Kontrast zur Handlungskoordination durch Geben und Erwidern auf Grund von Dankbarkeit stehen. Persönliche Bezüge zwischen den Tauschpartnern werden hier Simmel zufolge komplett ausgeblendet. Geld schafft dem modernen Individuum Freiheitsgewinne und löst es aus sozialen Verpflichtungen, kann damit aber auch zu einer Bedrohung der moralischen Ordnung beitragen. (ICA2)

[183-L] Sitzer, Peter; Wiezorek, Christine: Anerkennung, in: Wilhelm Heitmeyer, Peter Imbusch (Hrsg.): Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 101-132, ISBN: 3-531-141074 INHALT: Der Beitrag erörtert zum einen die in Anerkennungsverhältnissen angelegten sozialen Konflikt, zum anderen die in Konflikten um Anerkennung angelegte moralische Grammatik sozialer Konflikte. Das Verhältnis des "Anerkennens" findet mit den Arbeiten Johann Gottlieb Fichtes auf der Suche nach dem Geltungsgrund absoluter Erkenntnis erstmals Einzug in die neuzeitliche Philosophie. Hegel greift die Überlegungen Fichtes auf und entwickelt das Anerkennungskonzept weiter zu einem fundamentalen Begriff der Gesellschaft (sich wechselseitig erkennen und anerkennen als Anerkennende). In jüngerer Zeit entstanden Arbeiten, die im Anschluss an Hegel Anerkennungsverhältnisse als Analyseperspektive sozialphilosophischer Problemstellungen zu etablieren suchen. Gegenstand des vorliegenden Beitrags sind fünf zentrale Arbeiten (Fichte, Hegel, Jessica Benjamin, G. H. Mead, A. Honneth) zum Anerkennungskonzept. Der Fokus liegt dabei auf den Innovationen der jeweiligen Ansätze. Abschließend wird ein Einblick in ausgewählte sozialwissenschaftliche Forschungsarbeiten vorgenommen, in deren theoretisches Netz der heute vielfach differenzierte Faden eingewoben ist, den Fichte einst - in Anschluss an antike sozialphilosophische Überlegungen - wieder aufgriff. (ICA2)

[184-L] Strulik, Torsten: Ökonomische Revolution und die Intelligenz vertrauensbasierter Entscheidungen, in: Hansjörg Siegenthaler (Hrsg.): Rationalität im Prozess kultureller Evolution : Rationalitätsdarstellungen als eine Bedingung der Möglichkeit substantieller Rationalität des Handelns, Tübingen: Mohr Siebeck, 2005, S. 131-154, ISBN: 3-16-148519-X INHALT: Die Zunahme gesellschaftlicher Komplexität und ungewisser Vorstellungen über Handlungschancen und Handlungskonsequenzen bei individuellen und kollektiven Akteuren macht es notwendig, den Charakter der Erfahrung in der modernen Wissensgesellschaft neu zu bestimmen. Der Autor hebt aus konstruktivistischer Perspektive die Bedeutung intendierter, in Vorgängen des Lernens inszenierter und reflektierter neuer Erfahrung hervor: Was die Akteure dabei lernen, müssen sie als Beitrag zu einer Beschreibung der Welt verstehen, die immer auch anders beschrieben werden könnte. Wissen kann daher nicht als gesichertes, sondern höchstens als pragmatisch zweckmäßiges behandelt werden. Wenn die Akteure dabei Entscheidungsfähigkeit gleichwohl bewahren oder erlangen, verdanken sie dies in wachsendem Maße dem Vertrauen, das sie in Menschen ihres Umfeldes, vor allem aber in die Geltung von Strategien oder Heuristiken des Handelns und in Systemstrukturen setzen. Solches Vertrauen stellt sich dem Autor zufolge jedoch immer wieder in Frage, und zwar über Verkettun-

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gen von Folgen eben jenes Handelns, das es möglich macht; deshalb bedarf Vertrauen der permanenten Reflexion und der Rekonstruktion seiner personalen und systemischen Objekte. In diesem Sinne kann den Akteuren und den Systemen weniger Rationalität zugeschrieben werden, sondern Intelligenz: eine "prozedurale Rationalität", die an keinerlei objektivierbarem Erfolg Maß nimmt, sondern eine Angepasstheit aller Heuristiken und Strukturen an den Charakter meint, den Entscheidungsprobleme in modernen Gesellschaften annehmen. (ICI2)

[185-L] Wolf, Dorothee: Ökonomische Sicht(en) auf das Handeln: ein Vergleich der Akteursmodelle in ausgewählten Rational-Choice-Konzeptionen, (Institutionelle und Evolutorische Ökonomik, Bd. 28), Marburg: Metropolis-Verl. 2005, 321 S., ISBN: 3-89518-513-2 INHALT: "Rationale Akteure bilden das Fundament mikroökonomischer-Wirtschaftstheorien sowie soziologischer Rational-Choice-Theorien. Doch wie tragfähig und widerspruchsfrei ist das Konstrukt des Akteurs? Gibt es 'den' rationalen Akteur überhaupt? Die Autorin untersucht die Akteure der Theoriewelten von Neoklassik, Leonard J. Savage, Daniel Kahneman und Amos Tversky, Gary S. Becker, James S. Coleman, Douglass C. North und Siegwart Lindenberg unter der Fragestellung, wie sie jeweils ausgestattet sind und welche Faktoren Ablauf und Resultate ihrer Entscheidungen bedingen. Die Ergebnisse veranschaulicht sie grafisch. Es zeigt sich, dass jeder Akteur Inkonsistenzen aufweist, zu deren theorieimmanenter Behebung die Autorin Hinweise gibt. Zudem erweisen sich die Übereinstimmungen zwischen den Akteuren als unerwartet gering. Die Autorin diskutiert Familienähnlichkeiten, den Bedarf an einer Erweiterung des Akteursmodells und Konsequenzen für die Ökonomik." (Autorenreferat)

[186-L] Wulf, Christoph: Zur Genese des Sozialen: Mimesis, Performativität, Ritual, Bielefeld: transcript Verl. 2005, 175 S., ISBN: 3-89942-415-8 INHALT: "Im Zusammenwirken mimetischer, performativer und ritueller Prozesse konstituiert sich das Soziale, das ohne diese Dimensionen nur unzureichend begriffen werden kann. Dies gilt zwar für alle Gesellschaften; doch erst die Geschichtlichkeit und Kulturalität dieser körperlichen Prozesse erzeugen die Vielfalt sozialer Handlungen. Ihre räumliche und zeitliche Rahmung verweist darauf, wie sie zu vollziehen und zu verstehen sind. Soziales Handeln beruht auf inkorporiertem Wissen, bildet sich in Sprach- und Handlungsspielen, entsteht im Gebrauch, ist gestisch und widersetzt sich der Reduktion auf Intentionalität und Funktionalität; denn es ist auch expressiv, ostentativ und ludisch." (Autorenreferat)

6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. [187-L] Aretz, Hans-Jürgen; Lahusen, Christian (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft: Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 433 S., ISBN: 3-631-53411-6

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INHALT: "Die Frage nach der Ordnung der modernen Gesellschaft bleibt ein wichtiger Motor der soziologischen Theoriebildung und Gesellschaftsanalyse. Die Aktualität dieser Frage gilt gerade auch wegen der anhaltenden Veränderungen unserer Gesellschaft, die sich in den Bereichen der privaten Lebensformen, der Arbeitswelt, der Technologie und der Medien, der Kultur, Politik und Wissenschaft zu einer konstanten Größe der gesellschaftlichen Realität etabliert haben. Zugleich gilt, dass Gesellschaften aufgrund der Denationalisierungs- oder Transnationalisierungstendenzen immer weniger auf nationalstaatliche Grenzen beschränkt bleiben. Gesellschaftliche Ordnung wird damit einer konstanten Entstrukturierung und Restruktierung unterworfen. Diese Veränderungen evozieren eine Reihe von Fragen an die soziologische Theoriebildung und empirische Gesellschaftsanalyse. Die Beiträge in dieser Festschrift gehen solche Fragen aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln an und versuchen, darauf Antworten zu geben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Theoretische Bestimmungen des Ordnungsproblems: Michael Schmid: Soziale Mechanismen und Soziologische Erklärungen (3582); Bernhard Giesen: Evolution und Ereignis (83-92); Jonathan H. Turner: The dynamics of differentiation and integration (93-123); Werner Gephart: "Sphären" als Orte der okzidentalen Rationalisierung. Zu einer vergessenen Metapher in Max Webers Rationalisierungstheorie (125-159); Donald N. Levine: Putting Voluntarism back into a Voluntaristic Theory of Action (161-177); Claus Mühlfeld: Vertrauen als Basiselement sozialer Ordnung (179-203); Wandlungsprozesse sozialer Ordnung: Uwe Schimank: Die Entscheidungs- als Kommunikationsgesellschaft und die Paradoxie des Interventionismus (207-228); Edward A. Tiryakian: Modernizing German national identity (229-256); Hans Joas: Gibt es kulturelle Traumata? Zur jüngsten Wendung der Kultursoziologie von Jeffrey Alexander (257-269); Friedrich Heckmann: Integration or assimilation? (271-280); Laszlo A. Vaskovics: Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung und Familienentwicklung (281-298); Heiner Meulemann: Medienkonkurrenz - Wandel und Konstanz der Nutzung der tagesaktuellen Medien in Deutschland 19642000 (299-317); Entwicklungen zwischen nationaler Gesellschaft und Weltgesellschaft: Hans-Jürgen Aretz: Weltsystemische Konstellationen, neoliberalistischer Kapitalismus und "postmoderne" Organisationen (321-353); Wolfgang Streeck: Globalisierung: Mythos und Wirklichkeit (355-372); Klaus Eder: Soziale Ordnung und symbolische Macht - einige Überlegungen zur Dynamik von Transnationalisierungsprozessen (373-395); Claus Leggewie: Demokratisierung auf europäisch: Wandel autoritärer Regime durch EU-Integration? (397411); Hans-Georg Soeffner: Methodological Cosmopolitanism - how to maintain cultural diversity despite economic and cultural globalization (413-427).

[188-L] Bauer, Alexandra: "denn Rettung der Aufklärung ist unser Anliegen": Horkheimer/Adorno über die Elemente des Antisemitismus, in: Sic et Non : Zeitschrift für Philosophie und Kultur. im netz, 2005, H. 1, 28 S. (URL: http://www.sicetnon.org/content/pdf/Elemente_des_Antisemitismus.pdf) INHALT: Der Beitrag befasst sich mit den Ausführungen von Horkheimer und Adorno zu dem Aspekt des Antisemitismus, welche die beiden Soziologen in ihrem Werk 'Dialektik der Aufklärung' niedergeschrieben haben. Dabei setzt sich die Betrachtung mit den folgenden sechs Elementen des Antisemitismus auseinander: (1) faschistischer vs. liberalistischer Antisemitismus, (2) völkischer Antisemitismus, (3) bürgerlicher Antisemitismus, (4) religiöse Komponente des völkischen Antisemitismus, (5) Antisemitismus als Idiosynkrasie sowie (6) Kollektivparanoia und falsche Projektion. In einem abschließenden Ausblick erörtert die Autorin

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schließlich den möglichen Verlauf des Antisemitismus im Kontext der Erziehung und Entbarbarisierung aus dem Blickwinkel von Adorno. (ICG2)

[189-L] Biebricher, Thomas: Selbstkritik der Moderne: Foucault und Habermas im Vergleich, (Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie, Bd. 7), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, XI, 403 S., ISBN: 3-593-37599-0 (Standort: Teilw. zugl. Freiburg, Univ., Diss.) INHALT: "Es erscheint beinahe unmöglich, sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit Fragen der Kritik zu beschäftigen, ohne auf die Werke von Jürgen Habermas und / oder Michel Foucault Bezug zu nehmen. Mit diesem Buch liegt nun eine vergleichende Analyse der Kritikansätze von Habermas und Foucault vor. Die Stärken und Schwächen sowie Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen Konzeptionen werden herausgearbeitet und einander gegenübergestellt. Auf dieser Grundlage lassen sich nicht nur Differenzen und Unvereinbarkeiten, sondern auch Korrespondenzen und Übereinstimmungen identifizieren. Thomas Biebricher formuliert Vorschläge zu einer produktiven Vermittlung der Konzeptionen Habermas' und Foucaults, um bislang ungenutzte Potenziale der Kritik jenseits der unfruchtbaren Dichotomie zwischen Moderne und Postmoderne auszuschöpfen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erkenntnis und Interesse- Habermas' Versuch einer erkenntnistheoretischen Fundierung kritischer Wissenschaft (25-32); Foucault - Von naturalistischer Vernunftkritik zur archäologischen Diskursanalyse (33-51); Wissenschaftskritik bei Habermas und Foucault: Gemeinsamkeiten, Differenzen, Kontroversen (52-70); Kritik im Namen kommunikativer Rationalität - Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns (71-97); Genealogie - Foucaults Analytik der Macht (98-108); Vergleich und Kritik: Die Genealogie in der Diskussion (109-152); Habermas' Diskursethik - Kritik als Moralphilosophie (153-206); Die Wende zur Ethik - Foucaults Spätwerk (207-215); Diskursethik und Ästhetik der Existenz: Vergleich und Vermittlungsmöglichkeiten (216-258); Habermas' deliberative Politik - Kritik als normative Demokratietheorie (259290); Kritik als Analyse der Regierungsrationalitäten - Foucaults Gouvernementalite (291332); Gouvernementalite und deliberative Politik - Staatsanalytik und Demokratietheorie im Vergleich (333-354).

[190-L] Bohn, Cornelia: Eine Welt-Gesellschaft: operative Gesellschaftskonzepte in den Sozialtheorien Luhmanns und Bourdieus, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 43-78, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Der Beitrag versucht eine Sichtung des theoretischen Instrumentariums zur soziologischen Beschreibung der Gegenwartsgesellschaft. Dabei zeigt sich, dass die Positionen der Systemtheorie Luhmanns und der Sozialtheorie Bourdieus nur auf den ersten Blick in einem Gegensatz stehen. Es werden zunächst einige Konvergenzen herausgearbeitet, um von dort aus auch deren Verschiedenheit zu bestimmen. Die "Parallellektüre" der Theorien weist auf, dass tatsächlich Übereinstimmung in der Analyse des Phänomens besteht: Es findet eine weltweite Vergesellschaftung statt. Dies wird auf der Grundlage einer kurzen Skizze der operativen Gesellschaftskonzepte Luhmanns und Bourdieus rekonstruiert. Die Konvergenz der beiden Sozialtheorien stellt die Analyse der Weltgesellschaft und ihre Realisierung unter die

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Prämisse funktionaler Differenzierung bzw. der Differenzierung in soziale Felder. Subsysteme und Felder bestimmen ihre eigenen Grenzziehungen. Eine entscheidende Divergenz der diskutierten Theoriepositionen besteht darin, dass Bourdieus Sozialtheorie gerade in dem gegenwärtig stattfindenden Aufbau globaler Strukturen Macht und Dominanzverhältnisse veranschlagt, die zur Gegenmacht aufrufen, während Luhmanns Theorie die Auffassung von vollständigen Unkontrollierbarkeit intersystemischer Bezüge auch für die Entwicklung der Weltgesellschaft behauptet. (ICA2)

[191-L] Boris, Dieter: Immanuel Wallerstein, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 168-195, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Die zentrale These Wallersteins ist, dass der moderne Kapitalismus in seiner Entstehung und Entwicklung ohne seine Verankerung im (modernen) Weltsystem schlechterdings nicht zu verstehen ist. Die Betonung einer langfristigen Beobachterperspektive führt Wallerstein dazu, die Entstehung des modernen Weltsystems bereits auf das 16. Jahrhundert zu datieren. Der Begriff des Systems in diesem Zusammenhang meint eine spezifische, raumzeitlich zu verortende Gesamtheit, die ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. "System" bedeutet bei Wallerstein eine konkrete historische Totalität, die durch ihre internen Strukturen, Widersprüche, Handlungsoptionen von Akteuren und Bewegungen bestimmt wird. "Weltsystem" heißt dann eine "Einheit mit einer einzigen Arbeitsteilung und vielen kulturellen Systemen". Der Beitrag bilanziert die wichtigsten Ergebnisse der Wallersteinschen Soziologie: (1) In erster Linie muss als Verdienst sein Beitrag zur Mitbegründung einer "Historischen Soziologie, insbesondere in den USA genannt werden. (2) Mit seinem theoretischen Konzept des "modernen Weltsystems" und den sich daran anschließenden historisch-empirischen Studien hat Wallerstein einen neuen Analyserahmen für die Soziologie geliefert, der zweifellos innovativ und sehr befruchtend gewirkt hat. Die Überwindung eines "methodologischen Nationalismus", wie er in der Soziologie des 19. und 20. Jahrhunderts - zumindest implizit - nicht selten anzutreffend ist, kann gerade in Zeiten der Unterminierung nationalstaatlicher Grenzen nicht hoch genug eingestuft werden. (ICA2)

[192-L] Christin, Olivier: Geschichtswissenschaften und Bourdieu, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 195-207, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Zwischen Pierre Bourdieu und einer Reihe von Historikern inner- und außerhalb Frankreichs entwickelte sich im Laufe der Jahre ein intensiver und oft kritischer Austausch. Mit diesem Dialog, der sich insbesondere in der von Bourdieu herausgegebenen Zeitschrift "Actes de la recherche en sciences sociales" abspielte, setzt sich der vorliegende Beitrag auseinander. Grundgedanke dieses Austausches war, die künstlichen Querelen der Einzeldisziplinen zugunsten der Einheit der Sozialwissenschaften zu überwinden. Der Autor thematisiert exemplarisch die von vielen Historikern vorgebrachte Kritik am operativen Charakter der Konzepte und Ansätze, die Bourdieu für die historische Forschung entwickelt hatte. Er weist nach, dass diese in den meisten Fällen auf Missverständnissen beruhen. Am Beispiel konkreter Forschungen zeigt er abschließend, wie sich eine erfolgreiche Zirkulation der Konzepte zwischen

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kritischer Soziologie und historischer Praxis entwickeln kann, die zu einer Historisierung der Forschungskonzepte und zu einer kritischen Reflexivität der Praxis der Geschichtswissenschaft beiträgt. (ICA2)

[193-L] Coetzee, Jan K.; Wood, Geoffrey: The fragmentary method in biographical research: Simmel and Benjamin, in: Bettina Völter, Bettina Dausien, Helma Lutz, Gabriele Rosenthal (Hrsg.): Biographieforschung im Diskurs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 119-139, ISBN: 3-531-14241-0 INHALT: Die Autoren plädieren für eine Relektüre und Applikation zweier soziologischer Klassiker, Georg Simmel und Walter Benjamin, die beide mit einer "fragmentarischen Methode" gearbeitet haben. Eingegangen werden auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Theoriebildung von Simmel und Benjamin. Simmel und Benjamin unterscheiden sich zwar in ihrem jeweiligen Naturalismus-Verständnis, beide Theoretiker haben aber positivistische und lineare Erklärungsmodelle verworfen und die Unmöglichkeit der Antizipation von Konsequenzen gesellschaftlichen Handelns betont. Als zentralen Bezugspunkt ihres Denkens betrachten beide die Subjektivität eines individuellen Lebens, in der sie ihre als "situationell" oder "mikro-molekular" (zwischen Mikro und Makro) bezeichnete Methode verorten. Sowohl Simmel als auch Benjamin benutzen die Metapher vom Soziologen als "Wanderer" oder "Flaneur", der über die Sammlung und Rekonstruktion von "Fragmenten" und "Stichproben" aus Lebensgeschichten Aspekte sozialer Realität zu einem "Mosaik" oder zu "Modellen" zusammenfügt. Dabei geht es beiden nicht um die Rekonstruktion von Wahrheit oder sozialer Ordnung, sondern um die Rekonstruktion menschlicher Erfahrung als Kaleidoskop von Diskontinuitäten und Konflikten. Diese "fragmentarische Methode" ermöglicht insgesamt eine "Montage sozialer Dramen" und damit das Verstehen des Zusammenhangs zwischen scheinbar belanglosen oder verloren gegangenen alltäglichen Phänomenen. (ICA2)

[194-L] Colliot-Thélène, Catharine: Die deutschen Wurzeln der Theorie Bourdieus, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 106-136, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Der Beitrag recherchiert die deutschen Wurzeln der Soziologie Pierre Bourdieus. In seinem Werk ist der Einfluss des deutschen Denkens unverkennbar; so vor allem die Rezeption Max Webers. Von entscheidender Bedeutung für seine Art des Fragens ist auch die Phänomenologie, insbesondere Husserls, aber auch Heideggers Philosophie. Bevor sich Bourdieu der Ethnologie, dann der Soziologie zuwandte, hatte er Vorarbeiten zu einer Habilitationsschrift über die gefühlsmäßige Erfahrung unternommen. Fragen nach der Zeitlichkeit von Erfahrung stehen von den ersten Arbeiten über Algerien (1963) bis zu den "Meditations pascaliennes" (1997) im Zentrum seiner Untersuchungen. Dies führte dazu, dass Bourdieus Diskurs über die Zeitlichkeit, mit Ausnahme der Texte aus den 1960er Jahren über Algerien, verwirrende Ähnlichkeiten mit einer phänomenologischen Beschreibung anthropologischer Konstanten bzw. "Existenziale" aufweist. Insgesamt ist für Bourdieu "Deutschland" keine geographische Bestimmung, sondern ein kulturelles Milieu, dessen Grenzen nicht durch die angenommene Einheit eines "Volksgeistes" oder einer Tradition festgelegt sind, sondern durch die Realität der literarischen und wissenschaftlichen Diskurse zu einer gegebenen Zeit. (ICA2)

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[195-L] Defert, Daniel; Ewald, François (Hrsg.): Analytik der Macht, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1759), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 349 S., ISBN: 3-518-29359-1 INHALT: "Die Frage nach der Macht durchzieht nicht nur wie ein roter Faden das Werk Michel Foucaults, sondern war auch Anlass zu höchst kontroversen Diskussionen, die keineswegs abgeschlossen sind - im Gegenteil: Foucaults Konzepte, wie etwa die Biomacht, die Gouvernementalität, aber auch die Ästhetik der Existenz oder die Disziplinarmacht, geben aktuellen Debatten in der Philosophie und Soziologie, aber auch der Politik- und Geschichtswissenschaft entscheidende Impulse. Dieser Band versammelt die wichtigsten Texte Foucaults und bietet somit einen umfassenden Überblick über einen der zentralen Bereiche der Theoriebildung der letzten Jahr-zehnte. In seinem Nachwort erschließt Thomas Lemke sowohl den historischen als auch den systematischen Kontext von Foucaults Machttheorie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort (von: 'Wahnsinn und Gesellschaft') (7-17); Gespräch mit Madeleine Chapsal (18-24); Antwort auf eine Frage (25-51); Die Intellektuellen und die Macht (52-63); Theorien und Institutionen des Strafvollzugs (64-68); Wahnsinn, eine Frage der Macht (69-73); Macht und Körper (74-82); Gespräch mit Michel Foucault (83-107); Vorlesung vom 14. Januar 1976 (108-125); Die Machtverhältnisse gehen in das Innere der Körper über (126-136); Michel Foucault: Die Sicherheit und der Staat (137-143); Die Disziplinargesellschaft in der Krise (144-147); Die Gouvernementalität (148-174); Nutzlos, sich zu erheben (175-179); Die Geburt der Biopolitik (180-187); Omnes et singulatim (188-219); Die Maschen der Macht (220-239); Subjekt und Macht (240-263); Politik und Ethik: ein Interview (264-271); Den Regierungen gegenüber: die Rechte der Menschen (272-273); Die Ethik der Sorge um sich als Praxis der Freiheit (274-300); Michel Foucault, ein Interview: Sex, Macht und die Politik der Identität (301-315); Thomas Lemke: Nachwort: Geschichte und Erfahrung. Michel Foucault und die Spuren der Macht (317-347).

[196-L] Fischer, Joachim: Bourdieu und Luhmann als Theoretiker der "bürgerlichen Gesellschaft", in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 44/2005, H. 2 = H. 170, S. 53-60 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Seit ca. 30 Jahren gelten die soziologischen Theorien von Bourdieu und Luhmann als Selbstbeschreibungen der "modernen" Gesellschaft: Bourdieus Diagnose stratifikatorischer Distinktionen durch ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital, Luhmanns Analyse funktional ausdifferenzierter Teilsysteme wie Wirtschaft, Wissenschaft, Recht, Politik. Der vorliegende Vergleich der beiden Theorien zeigt, dass sie als Selbstausdruck der "bürgerlichen Gesellschaft" gelesen werden können. Diese innere Wahlverwandtschaft zwischen Bourdieu und Luhmann und beider zur "bürgerlichen Gesellschaft" in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird sowohl in beider Theorieanlage wie in der Erinnerung an den geschichtlichen Entstehungs- und Rezeptionszusammenhang dieser soziologischen Theorien nachgewiesen. Dieser Gedankengang wird in drei Schritten entfaltet: Zunächst geht es um einen internen Vergleich beider soziologischen Theorien, dann um die Beobachtung beider von einer dritten Theorie aus - nämlich der der "bürgerlichen Gesellschaft" - und abschließend um die Frage, inwiefern es sich bei Bourdieu und Luhmann um eine soziologische Doppelbeobachtung der bürgerlichen Gesellschaft nach ihrer Kontingenzerfahrung handelt, mithin also nach der Er-

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fahrung, "als Gesellschaftsformation in der Moderne wohl möglich, aber nicht notwendig zu sein". (ICA2)

[197-L] Fuchs-Heinritz, Werner; König, Alexandra: Pierre Bourdieu: eine Einführung, (Uni-Taschenbücher, Bd. 2649), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 354 S., ISBN: 3-8252-2649-2 (Standort: UuStB Köln(38)-32A3731) INHALT: "Ausgehend von Bourdieus vielfältiger Forschungsarbeit bieten die Autoren eine Einblick in die Entwicklung seiner theoretischen Konzepte und Forschungsinstrumente und zeigen die enge Verwobenheit von Theorie und Praxis in Bourdieus Soziologie. Leicht verständlich erläutern sie die für seine Arbeit zentralen Begriffe wie 'Habitus', 'Lebensstil' und 'Kapital' und verorten Bourdieu im Kontext des soziologischen Feldes." (Autorenreferat)

[198-L] Gephart, Werner: "Sphären" als Orte der okzidentalen Rationalisierung: zu einer vergessenen Metapher in Max Webers Rationalisierungstheorie, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hrsg.): Die Ordnung der Gesellschaft : Festschrift zum 60. Geburtstag von Richard Münch, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 125-159, ISBN: 3-631-53411-6 INHALT: Der Beitrag schließt mit einer Ausdeutung der semantischen Implikationen der Sphärenmetaphorik bei Max Weber und dessen Erklärung des okzidentalen Rationalismus an die bis heute nicht abgeschlossene Debatte um Differenzierung, Interpenetration und strukturelle Koppelung an. In der vom Autor skizzierten Vorstellung eines "allgemeinen Sphärenmodells" erhebt sich über einer Handlungssphäre eine Wert- bzw. Ideensphäre, an der sich das individuelle und kollektive Handeln orientiert. Dabei werden in Anlehnung an Max Weber zur Charakterisierung der okzidentalen Spezifik in das semantische Feld der Sphäre das Widerstreben, der Widerspruch und eine Spannung der Sphären eingebaut. Das Modell pluraler frei beweglicher Sphärenwelten lässt die Frage der Beziehung der Sphären zueinander offen, weder gibt es Abhängigkeiten konditionaler Art im Sinne der Parsons'schen Bedingungs- und Steuerungshierarchie noch sphärische Überformungen, oder Steuerungsbeziehungen. Die Wert- und Handlungssphären erscheinen als vollständig kontingent und nicht in einer gemeinsamen Sphärenordnung in ihrem jeweiligen Gewicht und ihrer Einflussstärke positioniert. Auch wenn Handlungssphären aufeinander abgestimmt sein sollten, verbleibt der Kampf der Werte, wie ihn Weber formuliert: "Es handelt sich nämlich zwischen den Werten letztlich überall und immer wieder nicht um Alternativen, sondern um unüberbrückbaren tödlichen Kampf, so wie zwischen 'Gott' und 'Teufel'." (ICA2)

[199-L] Gilcher-Holtey, Ingrid: Gegen Strukturalismus, Pansymbolismus und Pansemiologie: Pierre Bourdieu und die Geschichtswissenschaft, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 179194, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Der Beitrag zeigt, dass Bourdieus Überlegungen zur Geschichtswissenschaft mit einer Kritik des Gegensatzpaars von Strukturalismus und Subjektivismus einsetzt. Ansätze, die

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Kultur auf Text und soziale Beziehungen auf Kommunikation reduzieren, weist er zurück wie auch die marxistische Widerspiegelungstheorie, die Symbolsysteme und Sprechakte lediglich als Ausdrucksformen sozioökonomischer Strukturen begreift. Er fordert die Historiker demgegenüber auf, "relational zu denken", und entwickelt eine Reihe von Instrumentarien wie Habitus, Strategie, Feld und Praxis, die einen neuen Zugang zur Analyse sozialer Ungleichheit wie auch zur Analyse von Individuen, Gruppen und Klassen ermöglichen. In einem zweiten Schritt wird in vergleichender Perspektive die Rezeption der kultursoziologischen Ansätze von Bourdieu durch die französische und deutsche Geschichtswissenschaft skizziert. Als Ergebnis hält die Autorin fest, dass die Möglichkeiten, historische Sachverhalte mit Hilfe der analytischen Kategorien Bourdieus zu problematisieren, bei weitem nicht ausgeschöpft sind. Dies zeigt sie am Beispiel der Perspektiven, die eine feldtheoretische Einbindung seiner Begriffe und Kategorien der Politikgeschichte eröffnet. (ICA2)

[200-L] Gondermann, Thomas: Herbert Spencers 'The Study of Sociology': die Beziehung von sozialer Theoriebildung und biologischer Differenzbegründung, in: Thomas Ernst, Bettina Bock von Wülfingen, Stefan Borrmann, Christian P. Gudehus (Hrsg.): Wissenschaft und Macht, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2004, S. 159-172, ISBN: 3-89691-581-9 (Standort: UB Duisburg(136)-01ORC4666) INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und warum die Spencerrezeption sich weitgehend auf seine Evolutionstheorie beschränkte. Dabei hat sie die mit der theoretischen Ebene untrennbar verbundene empirische Ebene aus dem Auge verloren. Wird ausschließlich auf Spencers Analogie von Organismus und Gesellschaft verwiesen, wird der Umstand übergangen, dass Spencer die Biologie auch zur Begründung sozialer Differenz heranzieht. Damit entgeht der Debatte über Spencer aber ein wesentlicher Schlüssel zur Bewertung seiner Argumentation. Denn die soziologische Theorie hat bei Spencer eine Scharnierfunktion zwischen der empirischen Darstellung und der Intervention in die sozialpolitischen Debatten seiner Zeit. Aus der Verbindung von wissenschaftlichem und politischem Diskurs entstehen konkrete Politikempfehlungen: die Zurückweisung sozialpolitischer Steuerungsmaßnahmen, die Ablehnung der Ausweitung der Rechte der Frauen und eine entschiedene Kritik der englischen Kolonialpolitik. Das liberale Programm Spencers speist seine Überzeugung aus der biologistischen und evolutionären Darstellung der betroffenen Bevölkerungsgruppen bzw. Gesellschaften. Wesentlich für die biologische und evolutionäre Begründung der "sozialen Differenz" sind diese politischen Grundlagen von Spencers Soziologie. (ICA2)

[201-L] Gostmann, Peter; Ikas, Karin; Wagner, Gerhard: Emigration, Dauerreflexion und Identität: Albert Salomons Beitrag zur Geschichte der Soziologie, in: Soziologie : Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 34/2005, H. 3, S. 267-284 (Standort: UuStB (Köln)38-XG0236; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Albert Salomon, ein 1891 in Berlin geborener deutsch jüdischer Soziologe, der 1935 in die USA emigrieren musste, wo er bis zu seinem Tode 1966 in New York an der New School for Social Research forschte und lehrte, hat ein Werk hinterlassen, das heute nahezu vergessen ist und dessen Einheit selbst die Wenigen, die sich mit ihm befassten, nicht erkannt haben. Dieses Werk stellt einen systematischen, an ideengeschichtlicher Komplexität kaum wieder erreichten Beitrag zur Geschichte der Soziologie dar, der von großer Bedeutung für

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die aktuelle Identitätsbildung des Faches im Rahmen der sich etablierenden Kulturwissenschaften ist." (Autorenreferat)

[202-L] Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich von: Festrede zum siebzigsten Geburtstag von Ferdinand Tönnies gehalten von Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: eingeleitet und kommentiert von Uwe Carstens, in: Tönnis-Forum : Mitglieder-Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., Jg. 14/2005, H. 3, S. 9-14 INHALT: Von "Grundbegriffen der reinen Soziologie" hat Tönnies in seinem Hauptwerk "Gemeinschaft und Gesellschaft" gesprochen. Der Redner würdigt die Leistung Tönnies, der als erster sah, dass mit diesem Wortpaar ein Gegensatz umspannt wird, der alle Formen des menschlichen Zusammenlebens prägt. Die Rede zeigt aber auch anschaulich, welcher Missbrauch mit dem Wort "Gemeinschaft" getrieben wurde, das, "nachdem ihm der Genius eines Ferdinand Tönnies die magische Weise verliehen, seinen schöpferischen Weg durch die Welt genommen: Was über dieses hinüber erstmals unser Meister voll und innig erschaut hat, es ist förmlich zum Rettungsseil seelischer Hoffnung geworden in einer Zeit die da und dort an Abgründen der Verzweiflung schon vorbeigleitet. War doch auch jenes Buch im Grunde als eine edle Warnung gedacht. Aber wenn diese allmählich auch das Ohr von Tausenden erreicht, Millionen tönt ahnungsvoll bloß das magische Wort 'Gemeinschaft' entgegen und verheißt rettende Innerlichkeit des Zusammenlebens, ob nun in Schule, Betrieb oder Volk". (ICA2)

[203-L] Greshoff, Rainer; Schimank, Uwe: Hartmut Esser, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 231-149, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Das bisherige Werk von Hartmut Esser umfasst ein breites Spektrum verschiedener Forschungsfelder. Neben zahlreichen Arbeiten zur Allgemeinen Soziologie und Gesellschaftstheorie, zu ethnischen Konflikten, Migration, Familie und Ehescheidung bildet die Wissenschaftstheorie einen weiteren Forschungsschwerpunkt Essers. Eine Besonderheit seiner Arbeiten ist darin zu sehen, dass er die verschiedenen Forschungsbereiche miteinander verzahnt. Theoretische Konzepte werden in empirischen Projekten überprüft, empirische Probleme befördern die Theoriebildung, und sowohl die theoretischen als auch die empirischen Untersuchungen sind wissenschaftstheoretisch reflektiert. Das "Modell der soziologischen Erklärung" (MSE) stellt, wie Esser es im Anschluss an David C. McClelland, James S. Coleman und Siegwart Lindenberg weiterentwickelt hat, das zentrale Grundlagenkonzept dar. Als "eine Methodologie, wie man Soziologie zu betreiben hätte", benennt das MSE nicht nur die wesentlichen Operationen und Strukturen sozialer Gebilde, sondern auch die notwendigen methodischen Schritte für deren Erklärung. Im vorliegenden Beitrag wird anhand des MSE in Essers Soziologie eingeführt. Dazu wird das Modell in einem Überblick dargestellt und dann an einem Beispiel erläutert. Den Abschluss bildet eine kritische Einschätzung der Position von Esser. (ICA2)

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[204-L] Hartmann, Michael: Eliten und das Feld der Macht, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 255-275, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Pierre Bourdieu ist neben Mills der einzige soziologische "Klassiker", der sich in seiner Forschung ausführlich und durchgängig mit den gesellschaftlichen Eliten beschäftigt hat. Von Eliten spricht Bourdieu allerdings immer nur in Anführungszeichen. Er wählt statt dessen in bewusster Ablehnung der klassischen wie der funktionalistischen Elitetheorien entweder den Begriff der herrschenden Klasse und ihrer Fraktionen oder, wie seit Ende der 1980er Jahre, den des "Feldes der Macht". Sein zentrales Interesse gilt den Mechanismen, die die Reproduktion der "herrschenden Klasse" sicherstellen, zuletzt im "Feld der Macht". Es geht Bourdieu in diesem Buch darum, den "Mythos von der Schule als befreiender Kraft" zu entlarven und die strukturellen Homologien zwischen den "Schulen der Macht" und dem vorrangig politischen "Feld der Macht" aufzudecken. Der Autor arbeitet diese Zusammenhänge heraus, um die für die Bourdieu-Rezeption in Deutschland kennzeichnende "kulturalistische" Verengung zu vermeiden. Für die meisten Leser in Deutschland ist es nach wie vor attraktiver, sich mittels der Arbeiten Bourdieus des eigenen distinktiven oder auch nur vermeintlich distinktiven Habitus zu versichern, als sich stärker mit Fragen von Macht und Herrschaft auseinander zusetzen. (ICA2)

[205-L] Heins, Volker: Max Weber zur Einführung, (Zur Einführung, 290), Hamburg: Junius 2004, 137 S., ISBN: 388506-390-5 INHALT: Der Verfasser setzt sich einleitend mit der Kategorie der Objektivität in der Wissenschaftstheorie Max Webers auseinander. Es schließt sich eine Einführung in zentrale Kategorien des soziologischen Denkens bei Max Weber an, die vor allem die Begriffe Rationalität, Herrschaft, Macht, Legitimation, protestantische Ethik und Kapitalismus erläutert und sich schwerpunktmäßig auf Webers Religionssoziologie bezieht. In einem zweiten Teil geht es um die Elemente "Gegenwartsdiagnose und Zeitkritik" in Webers Werk. Hier stehen der Begriff der Bürokratisierung und Webers Bild der Gesellschaft als "Gehäuse der Hörigkeit" sowie Webers politische Orientierung im Mittelpunkt. (ICE). Heins hat seine erstmals 1990 erschienene Einführung für diese dritte Auflage überarbeitet und erweitert. Die Unterkapitel 'Verstand und Gefühl in der Politik' und 'Was bleibt von Weber heute?' sind neu. Kurz eingegangen wird auch auf eine Verschiebung in der sozialwissenschaftlichen Wahrnehmung, die nach Ansicht von Heins stattgefunden hat: Der Marxkritiker Weber sei vom Zivilisationsanalytiker Weber verdrängt worden. (ZPol, VS)

[206-L] Hitzler, Ronald: Ulrich Beck, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 2461, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Beck entwickelt unter Stichworten wie "reflexive Modernisierung" bzw. "Reflexivität der Moderne" Mitte der 1990er Jahre im Trialog mit Anthony Giddens und Scott Lash im wesentlichen eine Entfaltung und Ausformulierung seines Analyse-Konzeptes der "Risikogesell-

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schaft" von 1986 zu einer allgemeinen Sozialtheorie, unter verstärkter Berücksichtigung vor allem politischer und kultureller Aspekte. Symptomatische Strukturen der "ersten Moderne" (wie nationalstaatlich verfasste Gesellschaften, Kapital- und Industrielogik, Großgruppenund Kollektivlagen) werden im Zuge bzw. im Gefolge von "Individualisierungsschüben", von ökologischen und arbeitsgesellschaftlichen Krisen und insgesamt von vielfältigen - von Beck terminologisch in "Globalisierung", "Globalität" und "Globalismus" aufgespalteten - Globalisierungsprozessen in Frage gestellt. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die Idee zur Theorie der reflexiven Modernisierung aus einer doppelten Kritik resultiert: Aus der Kritik am Mythos einer immer weiter fortschreitenden, technisch-industriell-formaldemokratischen Entwicklung funktional ausdifferenzierter moderner Gesellschaften einerseits und aus der Kritik am Gegenmythos einer in ihren zivilisatorischen Potentialen erschöpften, ideologisch ausgelaugten, sich (nur noch) selbst zitierenden und simulierenden Post-Moderne andererseits. (ICA2)

[207-L] Horster, Detlef: Niklas Luhmann, (Beck'sche Reihe : Denker, 538), München: Beck 2005, ISBN: 3-406-52812-0 (Standort: LB Detmold(51)-NXKL116(2)) INHALT: Der Verfasser gibt zunächst einen Überblick über die Entwicklung der deutschen Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt, welche Rolle Luhmann in diesem Zusammenhang spielt und auf welche Grundproblematik Luhmann mit seiner Systemtheorie antworten will. Er stellt im Folgenden Luhmann gesamtes Theoriegebäude systematisch in vier Säulen dar: (1) die Theorie der Gesellschaft: soziale Systeme, Rechtssystem, die Gesellschaft der Gesellschaft; (2) Luhmanns Organisationssoziologie; (3) Luhmanns politische Interventionen: Politik als Teilsystem, politische Parteien, Massenmedien; (4) historisch-semantische Analysen: Wissen, Liebe, Individualität, Erziehung. Einen Einblick in Luhmanns Biographie eröffnet ein Interview, das Luhmann im Januar 1996 mit Luhmann geführt hat. (ICE2)

[208-L] Junge, Matthias: Zygmunt Bauman, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 64-80, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Zygmunt Bauman gilt als ein Klassiker der Soziologie der Postmoderne. Er hat kontinuierlich daran gearbeitet, das Konzept der Postmoderne gesellschaftstheoretisch, zeitdiagnostisch und methodologisch fruchtbar zu machen. Gesellschaftstheoretisch, indem er die Frage nach der Ordnung der Kultur stellt und dabei auf die Bedeutung von Macht für diesen Prozess verweist. Zeitdiagnostisch, weil Bauman am Übergang von der Moderne zur Postmoderne in historischer Perspektive zeigt, dass das (kulturelle) Ordnungsproblem und die zunehmenden Schwierigkeiten seiner Lösung die sozialen Verhältnisse der Gegenwart bestimmen. Der vorliegende Beitrag arbeitet heraus, dass das Werk vor allem von zwei Intentionen getragen ist: dem Wunsch zur Entwicklung einer Soziologie als "emanzipatorischer Wissenschaft", und der Idee, dass eine der Postmoderne adäquate Soziologie nicht mehr den herkömmlichen Ansätzen modernen soziologischen Denkens folgen kann. An Baumans Arbeiten wird der Weg von einer Soziologie der Moderne hin zu einer Soziologie der Postmoderne nachgezeichnet. Dabei geht er davon aus, dass die Soziologie aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte eine der Moderne verpflichtete Wissenschaft ist. Dies zeigt er unter Verweis auf die

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Konstitution der Soziologie als einer Ordnungswissenschaft am Beispiel von Auguste Comte, aber ebenso unter Rekurs auf die wissenschaftsgeschichtliche Entfaltung der Soziologie im Rahmen einer als Sozialtechnologie intendierten Sozialwissenschaft in der Institutionalisierungsphase der Soziologie. (ICA2)

[209-L] Kaesler, Dirk (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie: von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, (Beck'sche Reihe), München: Beck 2005, 358 S., ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: "Das hier vorgelegte Unternehmen ist ein Experiment. Absichtsvoll firmiert dieser Band nicht als Dritter Band der 'Klassiker der Soziologie', weswegen er sich von diesen auch in der äußeren Aufmachung unterscheidet. Repräsentieren die beiden Klassiker-Bände den breiten Konsens über das theoretische Fundament der wissenschaftlichen Soziologie, so soll mit dem hier vorgelegten Band eine fachinterne und fachübergreifende Diskussion darüber angestoßen werden, wie die aktuellen und zukünftigen Baupläne für das Haus der Soziologie, wie es bereits in der Einleitung des ersten Bandes skizziert wurde, aussehen können und werden." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Dirk Kaesler: Post-klassische Theorien im Haus der Soziologie (11-40); Matthias Koenig: Shmuel Noah Eisenstadt (41-63); Matthias Junge: Zygmunt Bauman (64-80); Wolfgang Knöbl: Alain Touraine (81-103); Reiner Keller: Michel Foucault (1926-1984) (104-126); Hubert Knoblauch: Thomas Luckmann (127-146); Georg Kneer: Jean Baudrillard (147-167); Dieter Boris: Immanuel Wallerstein (168-195); Willfried Spohn: Neue Historische Soziologie: Charles Tilly, Theda Skocpol, Michael Mann (196230); Rainer Greshoff, Uwe Schimank: Hartmut Esser (231-149); Markus Schroer: Richard Sennett (250-266); Ronald Hitzler: Ulrich Beck (267-284); Jens Beckert: Soziologische Netzwerkanalyse (286-312); Julian Dierkes, Dirk Zorn: Soziologischer Neo-Institutionalismus (313-330); Stephan Moebius: Postmoderne Theoretiker der französischen Soziologie. Das Collège de Sociologie, Edgar Morin, Michel Maffesoli, Bruno Latour (332-350).

[210-L] Kaesler, Dirk: Post-klassische Theorien im Haus der Soziologie, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 11-40, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Sammelband versucht eine Art Bilanzierung und Systematisierung der im Band versammelten aktuellen post-klassischen Theorien der Soziologie. Der Autor verzeichnet sechs "cluster" gegenwärtiger theoretischer Bemühungen in der internationalen Soziologie, die sich um unterschiedliche Themen, Vorgehensweisen und Soziologie-Verständnisse gruppieren, die jeweils kurz diskutiert werden: (1) eine historischrekonstruktionstheoretische Soziologie, bei der die soziologische Kritik der Macht und das menschliche Subjekt im Zentrum steht (Bauman, Foucault, Touraine); (2) eine historischkomparative Soziologie, die sich mit den Gesellschaftsentwicklungen nach der "einen Moderne" befasst (Eisenstadt, Wallerstein, Neue Historische Soziologie); (3) eine deskriptive, verstehend-interpretative Soziologie, die sich mit Phänomenen der Erzeugung und Weiterführung von Sinnwelten befasst (Luckmann, die Repräsentanten der Dritten Chicago-Schule, wie Anselm Strauss, Juliet Corbin, Gary Alan Fine, Norman Denzin); (4) eine reflexive Soziologie, bei der ebenfalls die menschlichen Subjekte im Zentrum stehen, hier jedoch eher aus ei-

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ner impressionistischen Perspektive, die Zeitdiagnose mit Gesellschaftsreform verbindet (Sennett, Beck, Latour); (5) eine quantifizierend-formalisierende Soziologie, in deren Zentrum sowohl Akteure als auch Netzwerke stehen (Esser, Soziologische Netzwerkanalyse, Soziologischer Neoinstitutionalismus); (6) eine wesentlich intellektuell-experimentelle Soziologie, die um die Große Erzählung von der "Postmoderne" organisiert ist (Baudrillard, Morin, Maffesoli). (ICA2)

[211-L] Keller, Reiner: Michel Foucault (1926-1984), in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 104-126, ISBN: 3-40652822-8 INHALT: Der Beitrag stellt das Werk Michel Foucaults - ungeachtet seiner disziplinären Herkunft - in die Tradition der Wissenssoziologie von Emile Durkheim und Marcel Mauss. Es sind Fragen nach der Kontingenz kollektiven Wissens, den Grundlagen menschlicher Existenzerfahrungen, nach institutionellen Mechanismen der Wissensformation (Diskurse und Dispositive), Praktiken des Handelns und deren gesellschaftlichen Folgen. Der Autor fragt hier, ob Foucault mit seiner Abwendung vom philosophischen Universalismus und seiner Hinwendung zur Analyse von konkreten historischen Ereigniskonstellationen einen Schritt vollzieht, der im 19.Jahrhundert konstitutiv für die Entstehung der Soziologie selbst gewesen ist. Foucault wurde jedoch nur an den Rändern des intellektuellen soziologischen Betriebes wahrgenommen. Anregen zur Analyse gesellschaftlicher Wissensformen, zur Beschäftigung mit Macht- und Herrschaftsbeziehungen, zum Wandel der Existenzweisen der Subjekte durch die Untersuchung von Praktiken gehören heute zu den deutlichsten Angeboten, die das Foucaultsche Programm der Soziologie bietet. Er bietet damit Perspektiven zur empirischen Analyse sozialer Praktiken und ihrer Effekte, welche die etablierten Trennungen zwischen Mikround Makroebenen überwinden und auf durchaus großformatige Fragestellungen zielen, die keineswegs auf Modi der Subjektkonstitution begrenzt sind. (ICA2)

[212-L] Kneer, Georg: Jean Baudrillard, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 147-167, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Jean Baudrillard gilt als ein radikaler Beobachter und Kritiker der Gegenwartsgesellschaft. In seinen zahlreichen Büchern, Aufsätzen sowie Essays behandelt er zumeist aktuelle Themen, die von Konsum, Werbung, Mode, Medien und virtueller Realität bis hin zu Krieg, Terrorismus und Tod reichen. Popularität über die engen fachwissenschaftlichen Kreise hinaus erlangte Baudrillard mit seinen provokanten Thesen zur Auflösung der Realität, zum Ende des Sozialen und zum Verschwinden der Geschichte. Der vorliegende Beitrag versucht, die zentralen Denkwege Baudrillards zu rekonstruieren. Den Ausgangspunkt bildet das System der alltagsweltlichen Objekte. In bestimmter Hinsicht durchzieht die Frage nach dem Objekt Baudrillards gesamtes Werk. In seiner Theorie der "Simulakren" versucht Baudrillard zu zeigen, dass keine Zeichenordnung das Objekt vollständig begreifen kann. Das Objekt lässt sich nicht zur Gänze imitieren, produzieren oder mit Hilfe von Modellen simulieren - stets bleibt "ein Rest, der sich entzieht". Die alteuropäische Tradition hatte zur Bezeichnung des unabhängigen Objekts den Begriff des Realen eingeführt. Deshalb folgt Baudrillard, der doch

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das Verschwinden der Wirklichkeit zu seinem Thema macht, in seinen Arbeiten konsequent dem Grundmotiv einer "Verteidigung des Realen". (ICA2)

[213-L] Knöbl, Wolfgang: Alain Touraine, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 81-103, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Der Beitrag rekonstruiert Alain Touraines Stellung im politischen und intellektuellen Kontext der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Touraine verortete sich zwar stets auf der Seite der politischen Linken, war jedoch nie Mitglied der Kommunistischen Partei - im Unterschied zu vielen anderen prominenten französischen Intellektuellen. Im Unterschied zu vielen seiner Kollegen war Touraine auch nie wirklich vom Strukturalismus beeindruckt. Das Denken in Strukturen ohne Subjektbezug, wie es für den Strukturalismus typisch ist und wie es - wenn auch mit völlig anderen Denkmitteln und weniger radikal - auch im amerikanischen und von Parsons herkommenden Strukturfunktionalismus betrieben wurde, blieb ihm immer zutiefst fremd. In vielerlei Hinsicht festhaltend an Sartres "Philosophie der Freiheit" stellt Touraine vielmehr stets die Kreativität der (individuellen und vor allem kollektiven) Akteure in den Mittelpunkt seiner Arbeiten. Aus dieser Position erklärt sich zum einen seine deutlich ausgeprägte Distanz zum Bourdieuschen Werk, dessen Begriffe wie Adaption, Sozialisation oder Integration er scharf attackiert. Derartige Termini negieren seiner Auffassung nach die "Subversivität" des Subjekts, seine nicht-soziale und kreative Seite. (ICA2)

[214-L] Knoblauch, Hubert: Thomas Luckmann, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 127-146, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Mit Thomas Luckmanns Wechsel von den Vereinigten Staaten nach Europa kehrte der Strang der sozialwissenschaftlich interessierten Phänomenologie, für den Alfred Schütz stand, gleichsam in seiner Person wieder in den Sprachraum zurück, aus dem er stammte. Die Bedeutung, die diesem Ansatz zuwuchs und die Luckmann einnahm, war vor allen Dingen mit der Veröffentlichung des Buches "The Social Construction of Reality" (1966) verbunden, das nach wie vor eines der wichtigsten und international meistgelesenen sozialwissenschaftlichen Bücher darstellt. Dieses Buch half nicht nur, den phänomenologischen Ansatz wieder bekannt zu machen; es trug auch zur Verbreitung des "interpretativen Paradigmas" bei, das sich allmählich gegen die zuvor dominierende strukturfunktionalistische Soziologie durchsetzte. Und nicht zuletzt begründete es eine Denkrichtung mit, die als (Sozial-)Konstruktivismus weltweit für Aufsehen sorgte. Seit Ende der 1960er Jahre beschäftigt sich Luckmann mit der Sprache, die ihn schließlich zur Analyse "kommunikativer Gattungen" führt. Dies führt auch auf der theoretischen Ebene zu dem, was man heute eine "kommunikative Wende" der Wissenssoziologie nennt: Nicht mehr das im Bewusstsein verankerte Wissen steht im Vordergrund der Forschung, es sind die kommunikativen Prozesse der Wissensvermittlung, die den Stoff ausmachen, aus dem Kultur gemacht ist. Zentrale Themen seines Werkes sind insgesamt die handlungstheoretische Grundlegung der Soziologie, die Religion, die persönliche Identität sowie Sprache und Kommunikation. (ICA2)

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[215-L] Knoll, Heiko: Zur Dialektik von Theorie und Praxis bei Adorno, Frankfurt am Main 2005, IV, 285 S. (Graue Literatur; URL: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2005/1324/pdf/KnollHeiko.pdf; http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975919067&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=97 5919067.pdf) INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, Anhaltspunkte zur Beantwortung der Frage zu bieten, wie das Thema 'Theorie und Praxis' bei Adorno zu verstehen ist oder - etwas konkreter formuliert -, wie Theorie und Praxis in der kritischen Gesellschaftstheorie Adornos als einzelne Momente näher bestimmt sowie in ihrem Verhältnis zueinander begriffen werden können. In das Thema einführend werden zunächst die Grundlinien der bisherigen Forschung skizziert. Der Hauptteil gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste Teil setzt sich mit der Dialektik bei Adorno auseinander. Hierzu finden folgende Aspekte Berücksichtigung: (1) die doppelte Bedeutung der strikten Antinomie für die Frage nach Adornos Dialektik, (2) Merkmale und Ursachen der strikten Antinomie, (3) der Umgang mit strikten Antinomien sowie (4) die strikte Antinomie als Grundlage der Dialektik Adornos. Vor diesem Hintergrund widmet sich der zweite Teil sodann der Dialektik von Theorie und Praxis bei Adorno auf allgemeiner, gesellschaftstheoretischer und gesellschaftskritischer Ebene. Den Abschluss bildet die Zusammenfassung der Ergebnisse in einer Reihe von Thesen. (ICG2)

[216-L] Koenig, Matthias: Shmuel Noah Eisenstadt, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 41-63, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Shmuel Noah Eisenstadt gilt nicht nur als Begründer der israelischen Soziologie, sein Name steht auch für die Weiterentwicklung von Max Webers historisch-komparativer Soziologie zu einem kultur- und zivilisationstheoretischen Forschungsprogramm, das die Vielfalt europäischer und außereuropäischer Formen der Moderne zu verstehen versucht. Dieses Programm ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Denkbewegung, die sich in einem umfangreichen und in verschiedenste Teilgebiete der Sozialwissenschaften hineinragenden Werk niedergeschlagen hat. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert das Werk dieses Soziologen und die Denkbewegungen, aus der heraus sich Eisenstadts kultur- und zivilisationstheoretisches Forschungsprogramm entwickelt hat. Als konstitutiv werden - im Rückblick - zwei Merkmale als charakteristisch für das Werk genannt: Das Werk entwickelt(e) sich in einem permanenten Wechselspiel theoretischer und historisch-komparativer Fragestellungen und basiert auf einer integrativen Strategie, d. h. nicht konfrontativen Theoriediskussion mit alternativen bzw. konkurrierenden Perspektiven. (ICA2)

[217-L] Krais, Beate: Die moderne Gesellschaft und ihre Klassen: Bourdieus Konstrukt des sozialen Raums, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutschfranzösische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 79-105, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Von Bourdieu ist vor allem - so die These der Autorin - das assimiliert worden, was sich in die vorfindlichen Wahrnehmungs- und Denkmuster der BRD gut einfügen lässt: die Kategorie des kulturellen Kapitals und die Vorstellung von verschiedenen Kapitalsorten über-

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haupt, die sich auf ein Verständnis von Kapital als einer bloßen Ressource gründet; der Begriff des Habitus, die Konzeption von Geschmack, ästhetischem Urteil und Lebensstil als sozial relevanten Kategorien, die Vorstellung von "Lebensstil" und Distinktion als mondänen Spielereien der oberen Klassen. Wesentliche Aspekte von Bourdieus Soziologie und vor allem der innere Zusammenhang seiner "analytischen Werkzeuge" bleiben dabei unentdeckt. Der Beitrag zeigt dies an der Debatte zur sozialen Gliederung der deutschen Gesellschaft und an der Rezeption des Werks "Die feinen Unterschiede". Die Autorin rekonstruiert, dass und wie mit dem Konzept des sozialen Raums und einem dazugehörigen differenzierten Klassenbegriff moderne Gesellschaften als Klassengesellschaften prägnant beschrieben werden können. Es wird konstatiert, dass "Bourdieu der deutschen Soziologie den Zugang zum Klassenbegriff wieder eröffnet hat". Was lange ein Desiderat der Diskussion um Klassenstrukturen und soziale Ungleichheit geblieben ist, nämlich die Verbindung von "Makrostrukturen", (sozialen Klassen) und "Erfahrungswelten" herzustellen, konnte Bourdieu einlösen: Über das Max Weber entlehnte Konstrukt der "Lebensführung" und den darauf zu beziehenden Habitus lässt sich die Brücke zu den sozialen Akteuren, ihrem Handeln und ihrer Erfahrungswelt schlagen, zu ihrem Geschmack und ihren kulturellen Praktiken. (ICA2)

[218-L] Krause, Detlef: Luhmann-Lexikon: eine Einführung in das Gesamtwerk von Niklas Luhmann, (UTB für Wissenschaft : Soziologie, 2184), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2005, 325 S., ISBN: 3-8282-0305-1 INHALT: Ungeachtet zahlreicher Einführungen in die Luhmannsche Systemtheorie steht eine Sicht auf das gesamte Bauwerk Luhmanns und die vielen Bausteine noch aus. Die ganze Breite und Tiefe der Gedankenwelt Luhmanns lässt sich einfach nicht überschneidungsfrei sortiert wiedergeben. Ziel des Autors ist es, dennoch einen gegliederten Gesamteindruck zu vermitteln. Dies geschieht in erster Linie durch das Lexikon als Hauptteil dieser Einführung. Bewusst sind neben Schlüsselbegriffen auch Randbegriffe und griffige Formulierungen, die Luhmanns Arbeitsstil kennzeichnen, einbezogen worden. Der Autor hat in dieser Ausgabe den Text- und Lexikonteil 'stärker miteinander verzahnt' und die inzwischen mehr als 600 Lexikoneinträge 'mit ausführlichen Hinweisen auf zugehörige Schriften Luhmanns und insbesondere ausgewählte einschlägige Belegstellen in den betreffenden Schriften versehen' sowie 'belegende und pointierende Zitate aus Luhmanns Schriften eingearbeitet' (V). (ZPol, VS)

[219-L] Lube, Manfred: Karl R. Popper Bibliographie 1925-2004: Wissenschaftstheorie, Sozialphilosophie, Logik, Wahrscheinlichkeitstheorie, Naturwissenschaften, (Schriftenreihe der Karl Popper Foundation, Bd. 3), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 576 S., ISBN: 3-631-53450-7 INHALT: "Die Bibliographie, mit der die weltweite Rezeption Karl R. Poppers nachgezeichnet werden soll, weist alle von ihm verfassten Bücher, Aufsätze, Diskussionsbeiträge, Stellungnahmen, kritischen Anmerkungen und sonstigen Äußerungen nach, dazu auszugsweise zeitgenössische Rezensionen. Das annotierte Verzeichnis der Sekundärliteratur enthält Angaben zu Publikationen, die sich im Titel ausdrücklich auf Popper beziehen, die sich mit seinem Denken, seiner Biografie und der von ihm erzielten Wirkung auseinandersetzen, außerdem Veröffentlichungen, die in weiteren Zusammenhängen auf Ideen Poppers Bezug nehmen sowie allgemeine Würdigungen des Philosophen anlässlich erfolgter Auszeichnungen oder 'run-

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der' Geburtstage und Nachrufe. Die beiden Teile der Bibliographie werden durch verschiedene Register erschlossen." (Autorenreferat)

[220-L] Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 2: Aufsätze zur Theorie der Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 277 S., ISBN: 3-531-61281-6 INHALT: "Das Buch fasst eine Reihe von Studien zu Problemen der Gesellschaftstheorie zusammen. Globale Aspekte des Gesellschaftssystems und der Unterscheidung von anderen Systemtypen stehen im Vordergrund." (Autorenreferat). Aus dem Inhalt: Interaktion, Organisation, Gesellschaft - Einfache Sozialsysteme - Allgemeine Theorie organisierter Sozialsysteme - Die Weltgesellschaft - Selbst-Thematisierungen des Gesellschaftssystems - Weltzeit und Systemgeschichte - Formen des Helfens - Evolution und Geschichte - Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien - Systemtheorie, Evolutionstheorie und Kommunikationstheorie - Komplexität.

[221-L] Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 1: Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 336 S., ISBN: 3-531-81161-4 INHALT: "Diese Aufsatzsammlung Niklas Luhmanns ist einer der wichtigsten Ausgangspunkte seiner Theorieentwicklung, in der zentrale Arbeiten zur funktional-strukturellen Theorie sozialer Systeme vorliegen." (Autorenreferat). Aus dem Inhalt: Die Methode funktionaler Analyse - Die Systemtheorie in Anwendung - Das Ideologieproblem - Ziele und Grenzen soziologischer Aufklärung - Reflexive Mechanismen - Gesellschaftstheorie - Eine soziologische Theorie der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft.

[222-L] Mauger, Gérard: Über symbolische Gewalt, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 208-230, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Zu den wichtigen Instrumenten von Pierre Bourdieu gehört der Begriff der "symbolischen Gewalt". Dieses Konzept ist aus seinen ethnologischen Arbeiten über die Kabylen wie auch aus seinen Untersuchungen zum Bildungssystem entstanden; es unterscheidet sich deutlich von den Gewaltkonzepten bei Marx, Durkheim und Weber. Für Bourdieu ist das kennzeichnende Merkmal symbolischer Gewalt, dass sie mit der - meist nicht bewussten - Zustimmung der Beherrschten zu der ihnen auferlegten Herrschaft zustande kommt. Als "inkorporierte Struktur" und "somatisierte Sozialbeziehung" verweist sie auf die Mitwirkung der Beherrschten an der über sie ausgeübten Herrschaft. Sie entfaltet ihre Wirksamkeit jedoch nicht im Bewusstsein, sondern in den eher unbewussten Dispositionen des Habitus. Eine kritische Soziologie kann zu ihrer Bewusstmachung beitragen, wenn sie die verborgenen Mechanismen der "sanften" Herrschaft sichtbar macht. Aber erst eine grundlegende Veränderung der tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse, verbunden mit einem Prozess des "körperlichen

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Verlernens", ist für den Autor ergiebig, symbolische Gewalt grundsätzlich in Frage zu stellen und zu überwinden. (ICA2)

[223-L] Mikl-Horke, Gertraude: Max Weber und Rudolf Goldscheid: Kontrahenten in der Wendezeit der Soziologie, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 42/2004, H. 2, S. 265-286 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Zeit der Klassiker war als Gründungsepoche der modernen Soziologie gleichzeitig eine Wendezeit. Wendezeit bedeutet jedoch auch, dass andere Tendenzen und Entwicklungsmöglichkeiten bestanden, die heute aus dem kollektiven Gedächtnis der Disziplin verdrängt sind. Besonders jene Strömungen, die noch mit dem Fortschrittsglauben der Aufklärung durch Wissenschaft verbunden waren, wurden in diesem Prozess als störend empfunden und daher als unwissenschaftlich charakterisiert. Sie waren in Wien deutlicher vorhanden weil konzentriert auf ein kulturelles Zentrum - als im übrigen deutschen Sprachraum. In diesem Kontext rekonstruiert der Beitrag eine Auseinandersetzung Max Webers mit dem "vergessenen" Soziologen Rudolf Goldscheid. Goldscheid trat dafür ein, dass man den Wertaspekt nicht den Praktikern überlassen und sich selbst auf isolierende Abstraktionen zurückziehen könne. Die Wechselwirkung von Theorie und Praxis sah Goldscheid wie folgt: "Die Praxis stellt der Theorie kontinuierlich neue Aufgaben, die Theorie hingegen liefert immer feinere Maßstäbe für die Kritik der Praxis." Werte sind in Webers Sicht jedoch subjektiv bzw. historisch-kulturell relativ. Sie können Objekt wissenschaftlicher Analyse sein, aber nicht die Forschung leiten. Den Anspruch der Wissenschaft auf Erkenntnis und Gestaltung, wie ihn Goldscheid vertrat, konnte Weber nicht akzeptieren. Für Weber grenzte das Wissenschaftsverständnis Goldscheids daher an Hybris und "weltfremden Illusionismus". (ICA2)

[224-L] Moebius, Stephan: Postmoderne Theoretiker der französischen Soziologie: das Collège de Sociologie, Edgar Morin, Michel Maffesoli, Bruno Latour, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 332-350, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Zu den im vorliegenden Beitrag explizit behandelten postmodernen Theoretikern der französischen Gegenwartssoziologie zählen Edgar Morin, Michel Maffesoli, Bruno Latour und Jean Baudrillard. Das 1937 von Georges Bataille, Roger Caillois und Michel Leiris gegründete College de Sociologie (1937-1939) gilt als ein erster Ausdruck und Referenzpunkt postmoderner Soziologie in Frankreich und wird daher zuerst behandelt. Für diese Ansätze in der französischen Soziologie der Gegenwart lässt sich generell eine zunehmende Infragestellung eines systematischen Gesellschaftsbegriffs feststellen. Die in zeitgenössischen Theorien anzutreffende Skepsis gegenüber der Vorstellung von Gesellschaft als eines zusammenhängenden Ganzen, das auf relativ stabilen Strukturen, Institutionen und sozialen Beziehungen beruht, wird verbunden mit einer kritischen Distanzierung zu den "Modernen Klassikern" der französischen Soziologie wie Pierre Bourdieu oder Alain Touraine. Wie andere Verfechter (z. B. Beck) einer Subjektivierung und Individualisierung des Sozialen vertreten auch die postmodernen Theoretiker der französischen Soziologie vor dem Hintergrund von gesellschaftli-

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chen Prozessen der Individualisierung, Flexibilisierung, sozialer Desintegration und Entstabilisierung die Ansicht, dass von Gesellschaft als einem stabilen, funktional und institutionell gegliederten System heute nicht mehr ausgegangen werden kann. (ICA2)

[225-L] Moon, Sunghoon: Selbstpraktik, Anerkennung und kommunikative Rationalität: Versuch zur Vermittlung von Foucault, Honneth und Habermas, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 20, Philosophie, Bd. 686), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 313 S., ISBN: 3-631-53972-X INHALT: Die Dissertation versucht, zwischen drei Hauptströmungen der kritischen Gesellschaftstheorie der Gegenwart - Foucault, Honneth, Habermas - zu vermitteln. Die Grundintention des Autors liegt darin, die durch die verschiedenen Richtungen entwickelten theoretischen Ergebnisse in die kritische Gesellschaftstheorie zu integrieren, die im normativen Sinne auf die Emanzipation von gesellschaftlicher Herrschaft und die Verwirklichung der menschlichen Freiheit abzielt. Es wird zwischen zwei Dimensionen der menschlichen Emanzipation unterschieden, die jeweils eigene Modelle von Kritik und Freiheit notwendig machen: (1) die Selbstorganisation, wobei es um die Identitätsbildung des Individuums geht, für die das Verhältnis des Individuums zu sich selbst im Vordergrund steht; (2) die Gesellschaftsorganisation, wobei es um das Prinzip der gesellschaftlichen Organisation geht, für das das Verhältnis der Individuen zueinander im Vordergrund steht. Eine kritische Gesellschaftstheorie muss, um ihren normativen Zielen ohne Vereinseitigung gerecht zu werden, in beiden Dimensionen der menschlichen Emanzipation ihre Modelle von Kritik und Freiheit entwickeln. (ICA2)

[226-L] Müller, Hans-Peter: Handeln und Struktur: Pierre Bourdieus Praxeologie, in: Catherine Colliot-Thélène, François Etienne, Gunter Gebauer (Hrsg.): Pierre Bourdieu: deutsch-französische Perspektiven, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005, S. 21-42, ISBN: 3-518-29352-4 INHALT: Pierre Bourdieu wird eher als Struktur- denn als Handlungstheoretiker wahrgenommen. Dennoch versucht der Autor einen Blick auf den handlungstheoretischen Kern seines Ansatzes zu werfen, um einige Einwände, wie ein angeblicher Marxismus und Strukturalismus, zu entkräften. Ausgehend von drei Thesen - einer werkgeschichtlichen, welche die Kontinuität seines Denkens behauptet, einer methodologischen, welche die Überwindung der Schismen der zwei Soziologien reklamiert, und einer theoretischen, welche seinen Ansatz für ein fruchtbares Zusammenspiel von Sozialstruktur und Kultur in vertikaler und horizontaler Stoßrichtung öffnet -, wird schrittweise Bourdieus praxeologischer Ansatz entwickelt und dessen handlungstheoretische Fruchtbarkeit an der vertikalen Achse seiner Klassenanalyse einerseits, an der horizontalen Achse seiner Feldanalyse andererseits demonstriert. Die Ausführungen zeigen, dass Bourdieus Ansatz alle typischen Probleme der Handlungstheorie konstruktiv aufnimmt und sich mit dem Modell von Theorie, Habitus und Praxis als anschlussfähig innerund außerhalb der Soziologie erweist. Aber, so die zentrale These, Bourdieu hat keine Handlungstheorie im klassischen Sinne entwickelt. Vielmehr zielt sein praxeologischer Strukturationsansatz von vornherein auf die strukturelle Einbettung des Handelns ab. Handeln gilt als strukturiert durch Habitus, Strategie und den objektiven Möglichkeitshorizont sozialstruktureller Lage und Stellung, also Kapital und Macht. (ICA2)

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[227-L] Preyer, Gerhard: Luhmanns Theorie der sozialen Differenzierung: das Ende der Inklusionslogik, in: Rechtstheorie : Zeitschrift für Logik und Juristische Methodenlehre, Rechtsinformatik, Kommunikationsforschung, Normen- und Handlungstheorie, Soziologie und Philosophie des Rechts, Bd. 36/2005, H. 1, S. 49-67 INHALT: Der Verfasser reinterpretiert in einem ersten Schritt die systemtheoretische Integrationstheorie Luhmanns vor dem Hintergrund einer Soziologie der Mitgliedschaft, um die veränderte Problemlage von sozialer Integration und die strukturellen Konfliktlagen zu beschreiben. Die Veränderungen der Grundlagen sozialer Integration, die durch Globalisierung und Europäisierung herbeigeführt werden, werden auf dieser Basis unter Rückgriff auf Durkheims Integrationstheorie der negativen und positiven Solidarität verdeutlicht. Diese Perspektive nutzt der Verfasser zu einer Neuorientierung der Integrationstheorie im Sinne einer Differenztheorie der Inklusionsordnung, die sich von den herkömmlichen Paradigmen der Moderne abwendet. (ICE2)

[228-L] Rehmann, Jan: Platzhalter für eine kritische Ideologieforschung: Foucaults Vorlesungen zur "Geschichte der Gouvernementalität", in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 47/2005, H. 3 = H. 261, S. 361-369 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; UuStB Köln(38)XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die vor Kurzem erfolgte Veröffentlichung von Foucaults Vorlesungen über Gouvernementalität aus den Jahren 1977-1979 präsentiert das fehlende Verbindungsstück zwischen Foucaults Konzepten Disziplin und Biomacht von oben einerseits und seinem späteren Konzept der Selbstführung. Der Schlüsselbegriff "Gouvernementalität" schwankt allerdings zwischen unterschiedlichen Bedeutungen und ist bei Weitem kein analytisches Konzept. Die Annahme eines spezifischen jüdisch-christlichen "Hirtentums" als Gegensatz zu klassischgriechischen Führungskonzepten ist in sich selbst eine "orientalistische" Konstruktion. Während sich Gramsci und Althusser für die Verbindung von Hegemonie und Zwang, Ideologie und Repression interessierten, dethematisiert Foucaults "Gouvernementalität" sowohl die Herrschaftsstrukturen als auch die Entstehung der bürgerlichen Hegemonie. Sollen Foucaults Erkenntnisse bewahrt werden, sollte sein genealogischer Ansatz im Rahmen einer kritischen Ideologietheorie neu interpretiert werden. (ICEÜbers)

[229-L] Rieger-Ladich, Markus: Weder Determinismus, noch Fatalismus: Pierre Bourdieus Habitustheorie im Licht neuerer Arbeiten, in: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jg. 25/2005, H. 3, S. 281296 (Standort: UuStB Köln(38)-XG02735; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In der deutschsprachigen Rezeption der Arbeiten Pierre Bourdieus wird immer wieder der Verdacht formuliert, dieser vertrete einen deterministischen Ansatz, der die Freiheit des Menschen nicht zu denken erlaube. Um diesen Verdacht auf seine Berechtigung hin zu prüfen, wird dessen Habitustheorie vor dem Hintergrund aktueller Veröffentlichungen erneut in den Blick genommen. Dabei zeigt sich, dass neben einem statischen ein - häufig übersehenes - dynamisches Moment des Habitus existiert. Stellt man dies in Rechnung und berücksichtigt

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darüber hinaus, dass der Habitus durch seine Bezogenheit auf soziale Felder fortwährenden Veränderungen unterworfen ist, wird deutlich, dass der Determinismus-Verdacht nicht gerechtfertigt ist. Bestätigt wird dies nicht zuletzt durch aktuelle Fallstudien, die unterschiedliche Formen der Transformation des Habitus erforschen." (Autorenreferat)

[230-L] Schäfer, Thomas; Völter, Bettina: Subjekt-Positionen: Michel Foucault und die Biographieforschung, in: Bettina Völter, Bettina Dausien, Helma Lutz, Gabriele Rosenthal (Hrsg.): Biographieforschung im Diskurs, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 161-188, ISBN: 3-531-14241-0 INHALT: Der Beitrag arbeitet heraus, dass Subjektkritik wie auch die Diskursanalyse Foucaults spezifische Herausforderungen für die Biographieforschung darstellen und Anlass zur Selbstverständigung und ggf. zu Modifikationen der biographischen Methode geben: sowohl was die Produktion, den Charakter und die Reichweite des erhobenen Materials angeht, als auch bezüglich der fallrekonstruktiven Auswertungspraxis und ihrer Theorie. Dazu wird gezeigt, dass vor allem die ins Zentrum gestellte wechselseitige Beziehung zwischen biographischen Subjekten und Diskursen für die Biographieforschung methodisch instruktiv ist. In dem Maße, wie in die Konzeption der rekonstruktiven Biographieanalyse Elemente der Diskursanalyse eingebaut werden, lässt sich nachweisen, welche Bedeutung Diskurse sowohl für die Handlungsorientierung innerhalb von Lebensgeschichten als auch bei der Produktion biographischer Selbstpräsentationen besitzen. Auch umgekehrt wird an einigen Beispielen aufgezeigt, welche Bedeutung sozialen Akteuren bei der Produktion, Reproduktion und Neuproduktion von (herrschenden) Diskursen zukommt. In Sinne dieses Ansatzes redet der Autor von einer - empirisch gestützten - Weiterentwicklung der Foucaultschen Diskurstheorie. (ICA2)

[231-L] Schroer, Markus: Richard Sennett, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 250-266, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Die Arbeitsschwerpunkte Sennetts sind vielfältig: Stadt und Architektur, Kapitalismus und Arbeitswelt, Zivilisation, Körper, der Fremde, Identität und soziale Ungleichheit stehen im Mittelpunkt von Sennetts Interesse. Zusammengehalten werden diese Themen durch eine durchgängige These, die sich in fast allen Publikationen Sennetts wiederfindet. Es ist die These des als problematisch angesehenen Rückzugs aus der Gesellschaft, die Sennett seit seinen Anfängen immer wieder beschäftigt hat. Sennett problematisiert in verschiedenen Kontexten die mangelnde Konfrontationsbereitschaft und die Rückzugsbestrebungen der Individuen. Aus dieser Ausgangsdiagnose ergibt sich die im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehende Frage nach den sozialen Beziehungen, der Art und Dauer der Bindungen, die die Menschen unterhalten. Im Mittelpunkt steht dabei die Untersuchung der Städte. Für Sennett ist die Stadt der exponierte Ort, an dem sich Fremde begegnen. Es ist ein durchgängig zu beobachtendes Motiv von Sennetts Arbeiten, diese Idee historisch zu entfalten, ihr Absterben zu beklagen und Vorschläge zur Erhaltung bzw. Erneuerung des städtischen Lebens in all seiner Vielfalt zu unterbreiten. In "Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität" schildert Sennett in seinem wohl bekanntesten Werk anhand einer Fülle von historischen Quellen den langsamen Niedergang des öffentlichen Lebens seit dem Ancien Regime. (ICA2)

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[232-L] Spohn, Willfried: Neue Historische Soziologie: Charles Tilly, Theda Skocpol, Michael Mann, in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie : von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München: Beck, 2005, S. 196-230, ISBN: 3-406-52822-8 INHALT: Die "Neue Historische Soziologie" (NHS) - so der paradigmatische Titel für die seit vier Jahrzehnten anhaltende Entwicklung einer historisch und vergleichend orientierten Soziologie - erfährt vor allem in der angloamerikanischen Soziologie ein äußerst dynamisches Wachstum, beginnt aber auch eine zunehmende Resonanz in der europäischen und internationalen Soziologie zu gewinnen. Der Ausgangspunkt der NHS ist eine Reaktion auf ahistorische evolutionäre System- und Modernisierungstheorien, wie sie namentlich in der Parsons'schen Synthese der europäischen und amerikanischen Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg ihren einflussreichen Niederschlag fanden.Der epistemologische und methodologische Kern der NHS besteht in der Leitprämisse, dass der Gegenstand der Soziologie eine historisch sich wandelnde, zeit-/raumgebundene soziale Wirklichkeit ist und dieser ontologische Status auch Konsequenzen für soziologische Theoriebildung, analytische Forschungsstrategien und methodologische Verfahren in einer primär gegenwartsorientierten Soziologie hat. Entsprechend kombiniert die historische Soziologie analytische und konstruktivistische, explanatorische und interpretative, quantitative und qualitative, historische und komparative Methoden. Die Neue Historische Soziologie verbindet sich vor allem mit den Namen von Charles Tilly, Theda Skocpol und Michael Mann - den im vorliegenden Beitrag vorgestellten Autoren. Der Beitrag konzentriert sich vor allem auf den "cultural turn" den eine kulturwissenschaftlich orientierte historische Soziologie verfolgt, verbunden mit einer deutlichen Akzentverlagerung zu einer historischen Mikrosoziologie. (ICA2)

[233-L] Tönnies, Ferdinand: Ferdinand Tönnies und der erste deutsche Soziologentag, in: Tönnis-Forum : Mitglieder-Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., Jg. 14/2005, H. 3, S. 70-86 INHALT: Der "Erste Deutsche Soziologentag" fand vom 19. bis zum 22. Oktober 1910 in Frankfurt a.M. in den Räumen der Frankfurter Akademie statt. Die Verhandlungsprotokolle sind ein Dokument der Etablierung einer neuen Wissenschaft. Die Referenten nahmen die Fragen nach dem Gegenstand der Soziologie, nach ihrer methodologischen Begründung und nach ihrer Beziehung zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen auf.Am 1. "Verhandlungstag" (20.10.) eröffnete der Vorsitzende Prof. Dr. Ferdinand Tönnies den Soziologentag mit dem vorliegenden Vortrag. Soziologie hat sich nur mit dem zu beschäftigen "was ist, und nicht mit dem, was nach irgendwelcher Ansicht, aus irgendwelchen Gründen, sein soll. Das nächste Objekt ist daher die gegenwärtige Wirklichkeit des sozialen Lebens in ihrer 'unermesslichen Mannigfaltigkeit'; von ihr aus führt der Blick notwendig zurück in die Vergangenheit, bis zu den Anfängen und Keimen der noch bestehenden, wie der untergegangenen Institutionen und Ideenwelten; tastet der Blick auch voraus in die Zukunft, aber nicht um sie zu gestalten, um ihr etwas vorzuschreiben, sondern lediglich als Prognose, um wahrscheinliche fernere Entwicklung bestehender Zustände, Ordnungen, Anschauungen, nach Möglichkeit vorauszubestimmen, wobei dann die etwa vorauszusehende Rückwirkung solcher Erkenntnis auf die Handlungen der Menschen, auch auf unsere eigenen Handlungen, einer der mitwirkenden Faktoren ist, der in die Rechnung einzusetzen ist und die Prognose selber modifizieren kann". Tönnies geht davon aus, dass die Soziologie in erster Linie eine philosophische Lehre ist. Als

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solche hat sie es wesentlich mit Begriffen zu tun, mit dem Begriff des sozialen Lebens, mit den Begriffen sozialer Verhältnisse, sozialer Willensformen und sozialer Werte: "Eine überaus wichtige, von den bloßen Empiristen oft sehr zu ihrem Schaden gering geschätzte Aufgabe". (ICA2)

[234-L] Vas, Christian: Kulturkritik und Wissenschaftsbild bei Friedrich Nietzsche & Max Weber: ein Vergleich, Frankfurt am Main 2002, IX, 143 S. (Graue Literatur; URL: http://publikationen.ub.uni-frank-furt. de/volltexte/2005/520/pdf/Vas_Magister.pdf; http://deposit.ddb.de/ep/netpub/37/41/20/974204 137/_data_stat/Vas_Magister.pdf) INHALT: Die Studie beschäftigt sich in vergleichender Weise mit der Kulturkritik und dem Wissenschaftsbild bei F. Nietzsche und M. Weber. Als interpretative Grundmatrix der Untersuchung der Affinitäten sowie der erheblichen Abweichungen beider Denker wird die Perspektive der zivilisationstheoretischen Kulturkritik herangezogen. Demnach dient hier als theoretische Grundfigur eine jeweils in anderer Weise ausgearbeitete Variante der Dialektik der Aufklärung, bei Nietzsche als Nihilismusthese gefasst und in den Arbeiten Webers als historisch substanziellere Weiterentwicklung in der Rationalisierungsthese. Bei Nietzsche spielt in der Auffassung der Selbstaufhebung der christlichen Moral das Nihilismuspostulat, als Genealogie der Moral begriffen, die entscheidende Rolle. Der Nihilismusbegriff steht bei Nietzsche in engem Zusammenhang zu seinem Lebens- und Weltbegriff. Ähnlich wie Weber, geht Nietzsche dabei von der Leidens-, oder weiter gefasst der Sinnproblematik aus, deren Beantwortung als ein Grundbedürfnis des Menschen angesehen wird. Nietzsche geht bei den Ursprüngen der Menschheit von einer aristokratisch-naiven Weltauslegung aus, bei der der Starke der Wertsetzende ist und damit als aktiver wertsetzender Mensch eine rein diesseitige, lebensbejahende Haltung zur Welt und zum Leben einnimmt. Mit der Durchsetzung der christlichen Religion, die Nietzsche im Gegensatz zu Weber ausschließlich als Morallehre betrachtet, werden diese Werte entwertet und machen einem jenseitigen, diesseitsverneinenden Welt- und Lebenskonzept Platz. Hinsichtlich der Herausarbeitung affiner Punkte beider Denker kann man den kleinsten gemeinsamen Nenner darin sehen, dass Weber die richtigen Fragen, die Nietzsche in Anbetracht der Moderne stellt, aufnimmt und in andere Antwortbahnen lenkt, so z.B. die Frage nach den möglichen Konsequenzen der Moderne für die Zukunft der Menschen (Abkunft aus einem Selbstauflösungsprozess der Religion, Zusammenbruch einer absoluten Moral) und die daraus resultierende Frage: worauf lässt sich eine Moral in der Moderne begründen, worauf die Kritik am Wissenschaftsbetrieb? Nietzsches Feststellung des toten Gottes und seine kulturkritische Methode der Genealogie, die die Entwicklung der okzidentalen Moral als nihilistische Umwertung der Werte begreift, bildet dabei den Hintergrund, zu dem die Weberschen Konzeptionen der Handlungstheorie, der Rationalisierung, die Rolle der Intellektualität und die damit verbundene These der Entzauberung der Welt, an deren Ende die Moderne mit dem wiederauferstandenen - aber entzauberten - Pantheon der miteinander ringenden letzten Werte steht, in Bezug gesetzt werden. (ICG2)

[235-L] Weber, Max: Max Weber, gesammelte Werke: mit einem Lebensbild von Marianne Weber, Berlin: Directmedia Publ. GmbH 2004, ISBN: 3-89853-458-8 (Standort: UuStB Köln(38)-10A1934)

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INHALT: Die CD-Edition umfasst folgende Werke des Autors: (1) Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie; (2) Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre; (3) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie; (4) Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; (5) Gesammelte politische Schriften; (6) Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik; (7) Die römische Agrargeschichte; (8) Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik. Beigefügt ist zudem der Text "Max Weber. Ein Lebensbild" von Marianne Weber. (ICE2)

[236-L] Wenzel, Harald: Profession und Organisation: Dimensionen der Wissensgesellschaft bei Talcot Parsons, in: Thomas Klatetzki, Veronika Tacke (Hrsg.): Organisation und Profession, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 45-71, ISBN: 3-531-14257-7 (Standort: UB Bonn(5)-2005-5621) INHALT: "Der Beitrag von Harald Wenzel kommt demgegenüber zur Diagnose eines Bedeutungsgewinns des professionellen Wissens in der Informations- und Wissensgesellschaft. Im Entstehen neuer Formen der netzwerkförmigen, wissenbasierten Organisation (Nonaka/Takeuchi 1994; Castells 1996) findet er Bestätigung für die bereits von Talcott Parsons formulierte Annahme, dass die Profession - als Form der methodisch kontrollierten Erzeugung und Vermittlung rationalen Wissens - die Transformation der Bürokratie auslöst. Mehr noch aber findet Wenzel im Rekurs auf Parsons auch eine Antwort auf die von Castells unzureichend beantwortete Frage, welcher ethische Hintergrund es ist, der die Informationsgesellschaft trägt. Ohne damit eine normative 'Wirkungsvermutung' zu verbinden, findet Wenzel sie in der treuhänderischen Verantwortung für eine an kognitiver Rationalität orientierte Ethik der Professionen, die zugleich mit einer Integration von Sozialbeziehungen einhergeht und die Asymmetrien des Wissens durch Vertrauenskommunikation überbrückt." (Autorenreferat)

[237-L] Wilson, Hall T.; Kemple, Thomas M.: The vocation of reason: studies in critical theory and social science in the age of Max Weber, (International studies in sociology and social anthropology, Vol. LXXXVII), Leiden: Brill 2004, XLVII, 376 S., ISBN: 90-04-13631-2 (Standort: UuStB Köln(38)-32A2769) INHALT: Der Sammelband fasst Aufsätze des Verfassers aus drei Jahrzehnten zusammen, die in der Regel bereits in Zeitschriften veröffentlicht und für diesen Band modifiziert wurden. Im ersten Teil geht es um die Verlagerung von der traditionellen zur kritischen Gesellschaftstheorie der Frankfurter Schule und um die Bedeutung von Marx und Weber in diesem Zusammenhang. Die Beiträge dieses Teils behandeln die Kritische Theorie und ihre Rezeption in Amerika von 1938 bis 1978, die Position der Kritischen Theorie in den Sozialwissenschaften von Adorno bis Habermas sowie die Begriffe instrumentelle Rationalität, Gebrauchswert und Wertrationalität. Im zweiten Teil geht es um die Frage, wie das Projekt der "negativen" Theorie in eine rekonstruktive Forschungspraxis umgesetzt werden kann. Zu den behandelten Themen zählen Technokratie als Ideologie des Spätkapitalismus, das Konzept des kommunikativen Handelns, sozialwissenschaftliche Forschung und die Sphäre der Öffentlichkeit. (ICE)

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7 Sonstiges [238-L] Genov, Nikolai: Die Stunde für vergleichende Soziologie, in: Berliner Osteuropa-Info, 2003, H. 19, S. 3-9 (URL: http://www.oei.fu-berlin.de/Outnow/boi19/pdf/genov%20vgl%20soz.pdf) INHALT: Der Beitrag erläutert die potentiellen Vorteile und Möglichkeiten der vergleichenden Soziologie bei der Untersuchung der osteuropäischen Situation und der dort zu beobachtenden raschen und tiefgreifenden gesellschaftlichen Transformationen. Der erste Abschnitt skizziert die Ergebnisse synchronischer Vergleiche osteuropäischer Gesellschaften hinsichtlich der Parameter (1) Lebenserwartung, (2) Alphabetisierungsrate, (3) BIP pro Kopf und (4) Index für menschliche Entwicklung (HDI). Der zweite Abschnitt präsentiert Erkenntnisse diachronischer Vergleiche und analysiert die sozioökonomische Entwicklung in Osteuropa von 1989 bis 2001 gemäß der Indikatoren (1) BIP, (2) Beschäftigte und (3) registrierte Arbeitslose. Ferner wird die Dynamik der Wahrnehmung von Risiken in Bulgarien von 1992 bis 2001 empirisch dargestellt. Der dritte Abschnitt befasst sich abschließend mit der Suche nach soziologischen Erklärungsmodellen für die Transformationen in Osteuropa im Kontext des Globalisierungsprozesses. Hierbei gilt es, Phänomene wie Individualisierung, Universalisierung von wertnormativen Systemen sowie Rationalisierung von organisatorischen Strukturen und Funktionen wissenschaftlich zu beschreiben. (ICG2)

[239-L] Stephan, Burkhard: Übereinstimmungen und Analogien zwischen der Evolution biotischer Systeme und der Entwicklung gesellschaftlicher Systeme, in: Erwägen Wissen Ethik, Jg. 16/2005, H. 3, S. 357369 INHALT: "Biotische und gesellschaftliche Systeme bestehen aus Subsystemen und sind zugleich Bestandteil höherer Systeme. Deshalb ist es notwendig, bestimmte Ebenen zu unterscheiden wie die Ebene des Individuums, der Population (mit den Populationsstrukturen) und der Art. Für seine Existenz verfügt jedes Individuum über altspezifische physische, psychische und (bio)soziale Eigenschaften. Jedes Individuum ist Bestandteil eines phylogenetischen Verwandtschaftssystems, von (Bio)Sozialstrukturen sowie von Ökosystemen, so auch jeder Mensch. Jedes Individuum der Art Mensch. Homo sapiens, ist außerdem Bestandteil verschiedener gesellschaftlicher Systeme: Die Stammesgeschichte des Menschen reicht bis zur Entstehung des Lebens auf der Erde vor 3,5 Milliarden Jahren zurück, die Geschichte seiner gesellschaftlichen Verhältnisse lediglich 2 Millionen labre. H. sapiens existiert seit 400000 Jahren, der Jetztmensch, H. sapiens, existiert seit 40000 Jahren. Analogien sind nicht lediglich sinnbildliche Vergleiche, sondern Übereinstimmungen in bestimmter Hinsicht (und von Homologien zu unterscheiden), und nicht jede Entwicklung ist Evolution. Die Entwicklung der Technik (Geräte, Maschinen, Automaten) und der Herstellungsverfahren unterliegt wie die Evolution biotischer Systeme objektiven Zwängen hinsichtlich Material und Energiequellen sowie der Notwendigkeit der Differenzierung, Spezialisierung und Leistungsoptimierung. Hier liegt eine Analogie vor. Der prinzipielle Unterschied besteht jedoch darin, dass Evolution Artenwandel über die Bildung individueller Varianten, Selektion und Fortpflanzung ist, während die technischen Systeme wie alle gesellschaftlichen Subsysteme und die gesamtge-

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sellschaftlichen Verhältnisse von Menschen entwickelt und gestaltet werden." (Autorenreferat)

Register

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Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. •

Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.

Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. •

Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.

Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind • bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; • bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.

Personenregister

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Personenregister

A Aderhold, Jens 1, 114 Adloff, Frank 35, 143, 144 Albert, Mathias 2 Amann, Anton 3 Ameln, Falko von 4 Andreß, Hans-Jürgen 92 Angermüller, Johannes 36 Aretz, Hans-Jürgen 187 B Baethge, Martin 115 Bartelheimer, Peter 115 Bauer, Alexandra 188 Bauer, Petra 171 Beck, Ulrich 5, 116 Beckert, Jens 77 Behnke, Joachim 145 Berger, Maria 53 Berger, Peter A. 78 Biebricher, Thomas 189 Bieling, Hans-Jürgen 6, 79 Biester, Christoph 80 Blau, Peter M. 146 Blum, Roger 49 Bohn, Cornelia 190 Böhnke, Petra 81 Böllert, Karin 164 Bonacker, Thorsten 82 Bonfadelli, Heinz 49, 61 Bora, Alfons 15 Boris, Dieter 191 Bornschier, Volker 105 Bös, Mathias 83 Bourdieu, Pierre 147 Brinkhus, Jörn 37 Bude, Heinz 38 Burth, Hans-Peter 145 Burzan, Nicole 84 C Caillé, Alain 148 Christin, Olivier 192 Cobabus, Norbert 7 Coetzee, Jan K. 193

Colliot-Thélène, Catharine 194 Corsten, Michael 39, 67 D Defert, Daniel 195 Delhey, Jan 149 Delitz, Jürgen 117, 118 Deth, Jan W. van 40 Dierkes, Julian 85 Dimmel, Nikolaus 86 Dogan, Mattei 87 Drepper, Thomas 119 Dröge, Kai 101 Drucks, Stephan 41 E Eckert, Roland 150 Eggert-Schmid Noerr, Annelinde 151 Engler, Wolfgang 42 Esposito, Roberto 43 Ewald, François 195 F Fischer, Joachim 196 Forster, Rudolf 8 Fuchs, Marie-Christin 9 Fuchs, Tatjana 115 Fuchs-Bodde, Katharina 120 Fuchs-Heinritz, Werner 197 G Gabriel, Oscar W. 88 Geißel, Brigitte 53 Geißler, Rainer 112 Gellner, Winand 121 Genov, Nikolai 238 Gephart, Werner 198 Gert, Albert 10 Giesen, Bernhard 122 Gilcher-Holtey, Ingrid 199 Giordano, Christian 123 Göbel, Andreas 119 Gondermann, Thomas 200 Gostmann, Peter 201 Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich von 202

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Gottwald, Peter 156 Gouldner, Alvin W. 152 Graßl, Hans 89 Greiner, Ben 153 Greshoff, Rainer 203 Großer, Jens 153 Grundmann, Matthias 41 Gyldenfeldt, Heinrich von 117 H Hagen, Johann J. 86 Haller, Michael 44 Halm, Dirk 90 Harbach, Heinz 11 Hark, Sabine 45 Hartmann, Martin 46 Hartmann, Michael 204 Hartz, Ronald 12 Heckman, James J. 154 Heins, Volker 205 Heitmeyer, Wilhelm 47, 99 Hellmann, Kai-Uwe 91 Hiller, Petra 48 Hirschle, Jochen 92 Hitzler, Ronald 206 Hollstein-Brinkmann, Heino 13 Horster, Detlef 207 Hradil, Stefan 93, 124 Hummell, Hans J. 111 Hüpping, Sandra 155 I Ikas, Karin 201 Imbusch, Peter 47, 125 Imhof, Kurt 49 J Jäger, Wieland 126 Jalusic, Vlasta 94 Janßen, Andrea 95 Jarren, Otfried 49 John, René 50, 51, 114, 127 Jost, Gerhard 14 Jung, Arlena 15 Junge, Matthias 208 Jürgens, Olaf 75 Jutzi, Katrin 1

Personenregister

K Kaesler, Dirk 209, 210 Kamber, Esther 52 Kastner, Peter 156 Kaufmann, Franz-Xaver 157 Keller, Reiner 211 Kemple, Thomas M. 237 Kern, Kristine 53, 96 Klein, Ansgar 53 Kleve, Heiko 16 Klinger, Cornelia 97 Knapp, Gudrun-Axeli 97 Kneer, Georg 212 Knöbl, Wolfgang 213 Knoblauch, Hubert 158, 214 Knoll, Heiko 215 Knothe, Holger 50 Koenig, Matthias 216 Kohli, Martin 17 Kohlmeier, Manfred 54 Kollmorgen, Raj 55 König, Alexandra 197 Korte, Hermann 128 Krais, Beate 179, 217 Kratzer, Nick 98, 115 Krause, Detlef 218 Kreutz, Henrik 159 Kroneberg, Clemens 160 Krotz, Friedrich 18 Krücken, Georg 129 Kübler, Hans-Dieter 56 Kunz, Volker 161 L Lahno, Bernd 162 Lahusen, Christian 187 Lang, Frieder R. 163 Lang, Rainhart 12 Langewohl, Sabrina 164 Lau, Christoph 116 Lehmann, Kai 57 Lerch, Marika 6, 79 Lessenich, Stephan 58 Leuenberger, Christine 158 Levine, Donald N. 165 Lippl, Bodo 130 Lippuner, Roland 59 Loewenstein, Bedrich W. 60 Lube, Manfred 219

Personenregister

Luckmann, Thomas 106 Luhmann, Niklas 220, 221 Lutz, Burkart 131 M Mansel, Jürgen 99 Markard, Morus 100 Matzky-Eilers, Michael 19 Mau, Steffen 58, 143 Mauer, Andreas 75 Mauger, Gérard 222 Mauss, Marcel 166 Meier, Werner A. 61 Mein, Georg 167 Meyer, Eike 75 Meyer, Lars 62 Meyer, Thomas 63 Mikl-Horke, Gertraude 223 Moebius, Stephan 20, 224 Möllering, Guido 168 Moon, Sunghoon 225 Mühlfeld, Claus 64 Müller, Hans-Peter 226 N Navarro, Salvador 154 Neckel, Sighard 101, 102 Neuss, Beate 88 Newton, Kenneth 149 Neyer, Franz J. 169 Nunner-Winkler, Gertrud 170 O Obrecht, Werner 21 Otto, Ulrich 171, 172 P Patry, Jean-Luc 123 Petermann, Sören 173, 174 Plümper, Thomas 145 Polat, Ayca 95 Preyer, Gerhard 227 Prosch, Bernhard 174 Pulcini, Elena 65 R Raab, Jürgen 175 Ragin, Charles C. 176 Rehberg, Karl-Siegbert 22

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Rehmann, Jan 228 Reinert, Adrian 66 Reinhardt, Jan Dietrich 23 Richter, Dirk 24 Rieger-Ladich, Markus 229 Rimek, Jochen 117 Rink, Dieter 132 Rock, Joachim 133 Ropohl, Günter 25 Rosa, Hartmut 39, 67 Rössel, Jörg 103 Roth, Roland 68 Roy, Klaus-Bernhard 104 Rucht, Dieter 125 Runkel, Gunter 26, 177 Rüther, Günther 88 S Sahlins, Marshall D. 178 Sauer, Martina 90 Saxer, Ulrich 69 Schäfer, Thomas 230 Schimank, Uwe 70, 71, 203 Schimany, Peter 54 Schindler, Delia 27 Schmid, Michael 28 Schmidt, Volker H. 29 Schmitt, Lars 179 Schnettler, Bernt 158 Scholtz, Hanno 105 Schössler, Franziska 167 Schrader, Ralph 39 Schroer, Markus 231 Schütz, Alfred 106 Schwellnus, Guido 30 Schwinn, Thomas 107 Sebald, Gerd 180 Seppmann, Werner 108 Sidikov, Bahodir 109 Siegenthaler, Hansjörg 181 Sigmund, Steffen 35 Simmel, Georg 182 Simon, Titus 134 Sitzer, Peter 183 Sodeur, Wolfgang 111 Soeffner, Hans-Georg 175 Somm, Irene 101 Sorg, Richard 31, 110 Spohn, Willfried 232

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Personenregister

Stapelfeldt, Gerhard 72 Staub-Bernasconi, Silvia 13 Stephan, Burkhard 239 Stichweh, Rudolf 73 Strohmeier, Gerd 121 Strulik, Torsten 184 Sutterlüty, Ferdinand 102 T Thome, Helmut 135, 136 Tönnies, Ferdinand 233 Trappmann, Mark 111 Trenz, Hans-Jörg 74 Turner, Jonathan H. 137 U Urban, Dieter

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V Vas, Christian 234 Veen, Hans-Joachim 139 Vogd, Werner 32 Voges, Wolfgang 75 Volken, Thomas 105 Völter, Bettina 230 Vordank, Tino 140 Vorholt, Udo 63 W Wagner, Gerhard 201 Weber, Max 235 Weber-Menges, Sonja 112 Weik, Elke 33, 34 Weischer, Christoph 141 Wenzel, Harald 236 Wieland, Dirk 113 Wiezorek, Christine 183 Wilkens, Ingrid 115 Willms, Johannes 5 Wilson, Hall T. 237 Wohlrab-Sahr, Monika 142 Wolf, Dorothee 185 Wood, Geoffrey 193 Wulf, Christoph 186 Z Zorn, Dirk 85 Zurn, Christopher F. 76

Sachregister

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A Abgeordneter 139 abweichendes Verhalten 13, 23, 86, 155 Adorno, T. 62, 72, 188, 215, 237 Affektivität 136 Agrarstruktur 235 Akteur 141, 157, 168, 184 Aktionsforschung 72 Aktivierung 63 Alkohol 23 Alkoholismus 23, 155 Alkoholkonsum 23 allgemeine Soziologie 26, 143, 203 Alltag 44, 106 Alltagsbewusstsein 106 Alltagswissen 71, 106 Alphabetisierung 238 alte Bundesländer 40, 134, 135, 161, 170 alter Mensch 17 Altern 17 Alternative 156 Alterssoziologie 17 Altersversorgung 133 Althusser, L. 36 Altruismus 152 Analyseverfahren 111 Angestellter 112, 131 Angst 43 Anomie 23, 118, 136, 155 Anreizsystem 153 Anthropologie 194 Antike 72 Antisemitismus 188 Arbeit 42, 115 Arbeiter 112 Arbeiterklasse 108, 112 Arbeiterschaft 131 Arbeitnehmer 108 Arbeitsbeziehungen 143 Arbeitsgesellschaft 5, 42 Arbeitslosenunterstützung 78 Arbeitsloser 45 Arbeitslosigkeit 45, 72, 78, 81, 115, 134, 238 Arbeitsmarkt 54, 115

Arbeitsmarktpolitik 133 Arbeitsorientierung 42 Arbeitsteilung 76, 89, 191 Arbeitsverhältnis 115 Arbeitswelt 47, 231 Architektur 231 Armut 72, 78, 81, 99, 133 Arzt 32 Aserbaidschan 109 Asien 90, 149, 216 Assimilation 83 Aufklärungszeitalter 5 Ausländer 54, 95 Ausländerfeindlichkeit 68, 150 Außenhandelspolitik 145 Außenpolitik 88, 121 Austauschtheorie 143, 146, 166, 178 Autonomie 165 Autopoiesis 1, 4, 11, 29, 70 B Baudrillard, J. 33, 180, 210, 212, 224 Bauman, Z. 20, 208 Beck, U. 5, 206, 210 Begabung 100 Begriffsbildung 22, 37, 178, 192, 233 Behinderter 8 Benachteiligung 81 Benjamin, W. 193 Beobachtung 19, 32, 59 Berger, P. 26 Berichterstattung 49 Berlin 128 Beruf 236 Berufsethos 236 Beschäftigungsbedingungen 98 Beschäftigungsentwicklung 238 Beschäftigungssituation 238 Betrug 155 Bevölkerung 99, 124, 130, 161 Bewusstsein 106 Bildung 54, 78, 92, 102, 115, 124 Bildungsarbeit 4 Bildungschance 78 Bildungswesen 54, 117

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Bindung 50, 51, 163 Bioethik 15 Biographie 14, 128, 142, 193, 230 biographische Methode 14, 142, 193, 230 Biologie 11, 24, 200, 239 biologische Faktoren 7, 24 Bourdieu, P. 26, 34, 84, 102, 126, 190, 192, 194, 196, 197, 199, 204, 213, 217, 222, 226, 229 Brauchtum 182 Bruttoinlandsprodukt 238 Bulgarien 238 Bürger 38, 66, 74 Bürgerbeteiligung 66 Bürgerinitiative 35 bürgerliche Gesellschaft 38, 39, 60, 131, 196 Bürgerrecht 83 bürgerschaftliches Engagement 53, 57, 96, 115, 164 Bürgertum 38, 188 Bürokratisierung 205 C Chancengleichheit 100 Codierung 16 Coleman, J. 26, 126, 203 Comte, A. 26 Coping-Verhalten 71 D Dahrendorf, R. 84 Darwinismus 127, 200 DDR 88 Deduktion 28, 203 Dekonstruktivismus 20, 224 deliberative Demokratie 189 demographische Faktoren 93, 133 Demokratie 39, 60, 68, 86, 88, 96, 121, 189 Demokratisierung 53, 60, 68, 74 Derrida, J. 20, 33 Determinismus 229 Deutsches Kaiserreich 88 Deutschland 128, 194 Diagnose 23 Dialekt 234 Dialektik 13, 62, 72, 188, 215 dialektischer Materialismus 31

Sachregister

Dichtung 9 Didaktik 4 Dienstleistungsgesellschaft 56 Differenzierung 224 Diffusion 114, 129, 140 Diskriminierung 45, 90 Diskurs 11, 36, 41, 56, 189, 211, 225, 230 Dominanz 146 Drittes Reich 9, 88 Durkheim, E. 26, 58, 136, 211, 227 Dyade 111 Dynamik 191 E Ehescheidung 203 Einkommen 81, 90, 92, 93, 124 Einkommenspolitik 93 Einkommensunterschied 93 Einkommensverhältnisse 124 Einsamkeit 231 Einstellung 41, 99, 130, 133, 138, 161 Einwanderung 54, 83, 123 Einwanderungspolitik 54 Elias, N. 26, 128, 136 Elite 87, 88, 100, 128, 139, 204 Elitebildung 88, 100 Eliteforschung 100, 204 Eltern 159 Emanzipation 208, 225 Emergenz 10, 21, 127 Emotionalität 65, 136, 159, 194, 205 Empirie 27 empirische Forschung 17, 116, 197, 203 empirische Sozialforschung 14, 18, 32, 72, 77, 135, 141, 193, 230 Engagement 35, 51, 66, 164 Entnazifizierung 139 Entscheidung 71, 153, 156, 184, 185 Entscheidungsfindung 32, 154, 159, 160, 184 Entscheidungskriterium 159 Entscheidungstheorie 145 Entwicklungshilfe 53 Entwicklungsland 90, 109, 145 Entwicklungspolitik 143 Entwicklungspsychologie 11 Erfahrung 43, 184, 194 Erfolg-Misserfolg 149 Erkenntnis 3, 215

Sachregister

Erkenntnisinteresse 118 Erkenntnistheorie 11, 14, 16, 21, 189 Erklärung 10, 28, 136, 137, 150, 180, 187, 203 Ernährung 114 Erwachsenenbildung 4 Erwerbsarbeit 47, 89 Erwerbstätigkeit 42 Erwerbsverlauf 115 Erziehung 118, 123, 188, 207 Ethik 20, 39, 47, 67, 123, 156, 170, 189, 234 ethnische Beziehungen 203 ethnische Gruppe 53, 83, 90 Ethnizität 83, 97 Ethnographie 18 Ethnologie 143, 194, 222 EU 6, 30, 74, 79, 121, 153 EU-Erweiterung 30, 47 Europa 6, 9, 30, 40, 63, 74, 79, 89, 94, 121, 135, 139, 161, 187, 198, 238 europäische Integration 6, 30, 74, 79 Europäisierung 79, 227 Evolution 21, 122, 127, 157, 181, 200, 216, 220, 239 Evolutionstheorie 24, 122, 127, 200, 220, 232, 239 Exklusion 9, 17, 45, 53, 70, 73, 81, 82, 94, 95, 99, 115 Experiment 174 Experte 3 F Facharbeiter 131 Fachwissen 141 Fairness 58 Fallstudie 176, 193 familiale Sozialisation 170 Familie 86, 89, 142, 143, 148, 187, 203 Familienpolitik 89, 133 Farbiger 83 Faschismus 188 Feldtheorie 190, 196, 204 Feminismus 6 Fernsehen 49 Fichte, J. 183 Finanzmarkt 145 Flexibilität 115 Föderalismus 6

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formale Soziologie 77, 182, 209 Forschung 176, 223 Forschungsansatz 1, 11, 12, 19, 22, 33, 34, 37, 59, 118, 126, 141, 157, 163, 169, 171, 172, 173, 176, 177, 181, 221 Forschungsdefizit 54, 110 Forschungsgegenstand 1, 12, 33, 34, 55, 118, 126, 141 Forschungspraxis 141 Forschungsprojekt 116 Forschungsprozess 27 Forschungsstand 77, 210, 215 Foucault, M. 26, 34, 36, 189, 195, 209, 210, 211, 225, 228, 230 Frankreich 33, 192, 199, 204, 209, 210, 211, 213, 224 Frau 38 Frauenbewegung 38 Frauenpolitik 133 Freiheit 5, 94, 121, 165, 213, 225 Freire, P. 72 Freiwilligkeit 35, 51, 96, 148 Freizeitgesellschaft 56 Freizeitverhalten 40 Fremdbild 150 Fremdgruppe 120 Freud, S. 72 Freundschaft 35, 148 frühe Neuzeit 9 Frühkapitalismus 191 Führung 228 Führungskraft 88 funktionale Differenzierung 9, 16, 19, 29, 39, 48, 49, 52, 67, 70, 76, 97, 107, 137, 144, 187, 190, 196, 198, 200 Funktionalismus 6, 84, 137, 142 Funktionalität 237 G Gebrauchswert 237 Gefährdung 7 Gegenwart 208, 210 Geiger, T. 84 geistige Behinderung 8 Geld 62, 182 Gemeinde 47, 53 Gemeinschaft 7, 41, 43, 148, 202 Gemeinwohl 66 Generation 41

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Generationenverhältnis 38, 41, 142, 143 Geographie 59 Gerechtigkeit 39, 63, 67, 70, 130, 144 Gerontologie 172 Geschichtswissenschaft 192, 199, 232 Geschlecht 17, 27, 117 Geschlechterverhältnis 97 geschlechtsspezifische Faktoren 89 Gesellschaft 5, 7, 12, 16, 19, 31, 39, 44, 45, 46, 47, 49, 52, 54, 58, 59, 61, 62, 64, 67, 70, 76, 77, 86, 97, 102, 103, 107, 117, 119, 122, 125, 128, 133, 136, 137, 144, 150, 151, 157, 161, 166, 178, 181, 182, 183, 186, 187, 190, 196, 198, 200, 202, 208, 216, 217, 220, 224, 231, 235 Gesellschaftsbild 46, 200, 211 Gesellschaftskritik 12, 46, 215 Gesellschaftslehre 46 Gesellschaftsordnung 1, 22, 89, 239 Gesellschaftspolitik 76, 100, 200 Gesellschaftstheorie 8, 26, 27, 36, 39, 46, 56, 62, 67, 69, 72, 73, 76, 97, 107, 172, 183, 196, 207, 211, 215, 220, 221, 225, 237 Gesetz 43 Gesetzmäßigkeit 28 Gespräch 158 Gestaltpsychologie 14 Gesundheitspolitik 39, 133 Gesundheitswesen 171 Gewalt 104, 136, 222 Gewaltkriminalität 136 Gewerkschaft 114 Giddens, A. 34, 69, 126, 140 Glaubwürdigkeit 161 Gleichbehandlung 133 Gleichheit 67, 94 Gleichstellung 78 Globalisierung 5, 44, 47, 93, 121, 123, 124, 128, 156, 187, 190, 206, 220, 227, 238 Goffman, E. 26 Gouvernementalität 189, 195, 228 Governance 6, 228 Großbritannien 33, 208 Großstadt 80 Grounded Theory 18 Gruppe 86, 109, 111, 120, 153

Sachregister

Gruppenbildung 109 Gruppenentscheidung 153 Gruppenzugehörigkeit 41 H Habermas, J. 26, 62, 116, 125, 126, 189, 225, 237 Habitus 32, 113, 179, 197, 204, 217, 222, 226, 229 Handel 124, 191 Handelskapitalismus 191 Handlung 8, 10, 82, 117, 133, 140, 156, 157, 160, 168, 176, 177, 181, 184, 186, 226 Handlungsorientierung 13, 35, 47, 71, 85, 135, 156, 165, 168, 170, 171, 198, 230 Handlungsspielraum 230 Handlungssystem 185 Handlungstheorie 13, 15, 26, 28, 62, 103, 106, 145, 156, 160, 165, 167, 177, 181, 185, 198, 203, 226, 234 Hausarbeit 89 häusliche Pflege 159 Hegel, G. 62, 183 Heidegger, M. 43, 194 Heimunterbringung 159 Heiratsordnung 24 Hermeneutik 142 Herrschaft 37, 86, 110, 146, 183, 190, 204, 205, 211, 222, 225, 228 herrschende Klasse 110 Hessen 112 Heuristik 18 Hilfeleistung 16, 35, 58, 152 Historiker 139 historischer Materialismus 31 historische Sozialforschung 209, 232 Hobbes, T. 43, 125 Hochschule 129, 141, 145 Hochschulpolitik 129 Holismus 10 Homöopathie 32 Horkheimer, M. 72, 188 Humanismus 20 Husserl, E. 26, 106, 194 I Idealismus 165 Idealtypus 37

Sachregister

Ideengeschichte 119, 211 Identität 9, 15, 151, 195, 214, 215, 230, 231 Identitätsbildung 74, 151, 214 Ideologie 100, 202, 221, 222, 228 Ideologiekritik 42, 228 Image 88, 175 Imitation 186 Imperialismus 110 Indikator 138 Indikatorenbildung 75 Individualisierung 5, 22, 50, 66, 84, 98, 113, 151, 206, 224, 231, 238 Individualismus 65, 87 Individualität 207 Individuum 22, 65, 151, 163, 169, 173, 181, 184, 185, 239 Industriegesellschaft 93, 124 Informationsgesellschaft 49, 56, 61 Informationstechnik 56 Informationstechnologie 44, 57 Informatisierung 115 Inklusion 9, 39, 50, 53, 70, 73, 83, 227 Innovation 7, 44, 114, 119, 122, 127, 129, 140 Innovationsfähigkeit 114, 140 Innovationsforschung 114, 140 Innovationspolitik 114 Innovationspotential 114 Innovationsträger 114 Institution 64, 85, 109, 117, 118, 143, 153, 157, 168 Institutionalisierung 64, 85, 168, 208 Institutionalismus 85, 129, 168 institutionelle Faktoren 109, 141, 168, 185 institutioneller Wandel 109 Institutionenökonomie 85, 209, 210 Institutionstheorie 85, 157, 209 Integration 54, 79, 90, 95 Integrationsbereitschaft 54 Integrationspolitik 54 Integrationstheorie 227 Intellektueller 195, 234 Intelligenz 184 Interaktion 20, 64, 77, 102, 143, 144, 146, 147, 152, 153, 158, 167, 168, 175, 182, 220 interdisziplinäre Forschung 61, 74, 169, 172, 192

139

Interdisziplinarität 25, 192 interkulturelle Kommunikation 44 Internalisierung 222 internationale Kapitalbewegung 124 internationale Organisation 145 internationale Politik 2, 104 internationaler Vergleich 105 internationales System 2 Internationalisierung 2, 66 Interventionismus 71 Interview 27 Israel 216 Italien 139 J Journalismus 49, 61, 69 Journalist 139 Judentum 188 Judenverfolgung 188 Jugendamt 13 Jugendkultur 132 Jugendlicher 150, 164 junger Erwachsener 164 K Kanada 123 Kant, I. 43, 72 Kapital 197 Kapitalismus 5, 12, 42, 45, 76, 180, 187, 191, 196, 205, 231 Kapitalverwertung 196 Kausalanalyse 176 Kausalität 10, 19 Kindheit 64 Klassenbewusstsein 108 Klassengesellschaft 5, 84, 97, 103, 108, 217 Klassenlage 103, 108 Klassifikation 102, 177 Kognition 7 kognitive Entwicklung 170 kollektive Identität 120, 150 Kolonialismus 200 Kommerzialisierung 44 Kommunikation 1, 4, 15, 20, 32, 48, 59, 158, 214, 225, 236 Kommunikationsforschung 18 Kommunikationsmedien 16, 220 Kommunikationssoziologie 69, 158

140

Kommunikationssystem 71 Kommunikationstechnologie 44, 57 Kommunikationstheorie 220 Kommunikationswissenschaft 61 kommunikatives Handeln 158, 189, 214, 225, 237 Kommunitarismus 151 Komplexität 1, 71, 196, 220 Konflikt 7, 123, 125 Konfliktpotential 105, 109 Konfliktstrategie 179 Konflikttheorie 125 König, R. 116 Konstitutionalismus 2 Konstrukt 212 Konstruktion 212 Konstruktivismus 4, 6, 11, 13, 14, 16, 19, 26, 27, 30, 49, 214 Konsum 39 Kontingenz 1, 71, 122, 193, 196 Kontrakttheorie 125 Koordination 64 Körper 175, 186, 195, 200, 222, 231 Körperbehinderung 8 Korporatismus 68, 86 Korruption 48, 68, 117 Kosmopolitismus 5, 206 Kosovo 145 Kosten-Nutzen-Analyse 203 Krankenhaus 32 Krankenversicherung 114 Krankheit 23 Kreativität 117 Krieg 145 Kriminalität 47, 136, 155 Krise 156 Kritische Theorie 12, 72, 76, 125, 183, 193, 225, 237 Kultur 114, 119, 181 Kulturanthropologie 143 kulturelle Faktoren 7, 54, 67, 230 kulturelle Identität 42, 60 Kulturkritik 234 Kultursoziologie 167, 199, 204, 216 Kulturwandel 128 Kulturwissenschaft 167, 232 Kybernetik 4

Sachregister

L Lacan, J. 36 Ladendiebstahl 155 Landwirtschaft 39 Lebensbedingungen 75, 104 Lebenserwartung 238 lebenslanges Lernen 115 Lebenslauf 163, 169, 171 Lebensqualität 117 Lebenssinn 234 Lebenssituation 75, 90, 171 Lebensstil 84, 103, 112, 113, 135, 163, 197, 217 Lebensweise 115, 135, 169 Lebenswelt 44, 106, 214 Legitimation 101, 183, 205 Legitimität 30, 183 Lehrer-Schüler-Beziehung 47 Leistungsbewertung 101 Leistungsorientierung 94 Leistungsprinzip 39, 94, 101 Leistungssport 73 Leitbild 64, 89, 117 Lernen 114, 162, 170, 184 Levinas, E. 20 Levi-Strauss, C. 34 Liberalismus 188 Liebe 207 Literatur 39 Logik 219 Loyalität 148 Luckmann, T. 26, 214 Luhmann, N. 1, 4, 13, 15, 16, 19, 26, 37, 62, 67, 69, 125, 126, 190, 196, 207, 218, 220, 221, 227 Lyotard, J. 33 M Macht 36, 37, 82, 86, 110, 146, 167, 186, 189, 190, 195, 204, 205, 211, 222 Machtkampf 82 Marginalität 45, 81 Markt 61 Marktorientierung 148 Marktwirtschaft 94 Marx, K. 26, 62, 72, 84, 125 Marxismus 13, 31, 199 Marxismus-Leninismus 31 marxistische Soziologie 31

Sachregister

Masse 22 Massenmedien 49, 52, 56, 61, 175, 207 mathematische Methode 111 mathematische Soziologie 111 Maturana, H. 4 Mead, G. 26, 125, 183 Mediatisierung 49 Medien 71, 86, 117, 118, 187 Mediengesellschaft 44, 49, 52, 61, 69, 88 Mehrebenenanalyse 69, 137, 173 Mensch 13 Menschenbild 42, 65 Menschenrechte 63, 121, 133 Menschenwürde 45 Menschheit 7 Mentalität 112 Merton, R. 26 Metapher 198 Metatheorie 13, 25, 31, 177 Methode 221 Methodologie 1, 14, 27, 28, 77, 118, 135, 142, 187, 193, 230 methodologischer Individualismus 10, 28 Metropole 128, 191 Migrant 53, 95 Migration 54, 73, 115, 124, 203 Migrationsforschung 54 Migrationspolitik 54 Militär 117 Minderheit 54, 87, 153 Mindesteinkommen 42 Mitgliedschaft 53 Mittelalter 9 Mitteleuropa 139 Mittelschicht 131 Mittelstand 131 Mobilisierung 74 Modell 138, 154, 162, 185 Modellanalyse 25 Moderne 9, 23, 52, 65, 116, 119, 151, 169 Modernisierung 5, 52, 76, 124, 187, 234 Modernisierungstheorie 232 Moral 39, 47, 48, 67, 148, 150, 156, 170, 182, 189, 234 moralische Erziehung 170 moralisches Urteil 170 Motivation 152, 163 multikulturelle Gesellschaft 83

141

Musik 235 N nachhaltige Entwicklung 114 Nachkriegszeit 38, 131 Nahost 90, 109, 216 Narzissmus 65 Nationalsozialismus 88, 202 Nationalstaat 5, 30, 191, 206 Natur 5 Naturwissenschaft 219 Neoliberalismus 94, 108 Neomarxismus 12, 84 Neonazismus 132 Netzwerk 48, 114, 117, 209 Netzwerkanalyse 77, 111, 172, 209, 210 neue Bundesländer 40, 42, 55, 132, 134, 135, 138, 139, 142, 161, 170 neue Medien 57 Neuordnung 122 New Economy 49 Nichtsesshaftigkeit 9 nichtstaatliche Organisation 40 Niedrigeinkommen 81 Niedriglohn 45 Niedrigqualifizierter 45 Nietzsche, F. 26, 234 Nihilismus 234 Non-Profit-Organisation 148 nonverbale Kommunikation 158 Nordamerika 83, 110, 121, 123, 209, 210, 231 Nordrhein-Westfalen 80, 112 Normativität 165 Normgeltung 47 O Objekt 212, 215 Objektivität 212, 223 offenes System 29 öffentliche Kommunikation 49, 61 öffentliche Verwaltung 86 Öffentlichkeit 41, 49, 73, 74, 121, 231, 237 Ökonomie 57, 157 ökonomischer Wandel 184 ökonomische Theorie 157, 167 Ökonomisierung 44, 98, 157 Ontologie 13, 21, 72

142

Operationalisierung 75 Organisation 13, 32, 48, 153, 220 Organisationen 29, 51, 53, 86, 140, 236 Organisationskultur 119 Organisationsstruktur 37, 119, 238 Organisationstheorie 12, 33, 37, 207 organisatorischer Wandel 114 Orientierung 163 Ostasien 149 Osterweiterung 121 Osteuropa 94, 139, 238 Osteuropaforschung 238 P Pädagogik 4, 72 Paradigma 11, 13, 21, 25, 172 Pareto, V. 26 Parsons, T. 26, 125, 137, 150, 156, 165, 177, 178, 187, 216, 232, 236 Partei 40, 86, 207 Partizipation 66, 70, 74 Periodisierung 191 peripherer Kapitalismus 191 Persönlichkeit 169, 230 Persönlichkeitsentwicklung 163, 169 Persönlichkeitsmerkmal 169 Perspektive 141 Pflegebedürftigkeit 159 Pflegeversicherung 133 Pflicht 144, 146 Phänomenologie 14, 15, 106, 194, 209, 214 Philosophie 25, 33, 72 philosophische Aufklärung 72, 188, 234 Piaget, J. 4 Pluralismus 6, 98, 116, 123, 198 Polarisierung 83, 98, 104 Polen 139 Politik 3, 49, 52, 86, 175, 189, 195, 199, 205, 207, 221, 235 Politiker 88 Politikfeld 153 politische Einstellung 131 politische Elite 86, 88, 139 politische Entwicklung 57 politische Führung 88 politische Herrschaft 37 politische Integration 53 politische Kommunikation 49

Sachregister

politische Kultur 38, 121, 213 politische Linke 213 politische Partizipation 42, 53 politischer Wandel 55, 139 politisches System 91, 207 politische Stabilität 109 politische Theorie 6, 79 Popper, K. 219 Populismus 63, 68 Positivismus 72 Positivismusstreit 72 postindustrielle Gesellschaft 5, 42, 56, 71 postkommunistische Gesellschaft 60, 94, 109, 130, 142 Postmoderne 5, 20, 33, 71, 208, 209, 210, 224 postsozialistisches Land 109, 139, 149, 238 Poststrukturalismus 34, 36, 180, 209, 211, 224 Praxeologie 226 Praxis 215, 226 Praxisbezug 3, 79, 197 primitive Gesellschaft 143, 178 Privatsphäre 231 Problemlösen 142 Produktionsverhältnisse 12 Professionalisierung 8, 171 Protektion 109 Protest 180 protestantische Soziallehre 205 Prozess 139 psychische Faktoren 123 Psychologie 156 psychologische Theorie 22 psychosomatische Krankheit 32 psychosoziale Faktoren 163 Publizistik 61, 69 Q Qualifikation 115 qualitative Methode 14, 18, 32, 176, 193 quantitative Methode 176 R Rahmenbedingung 158, 181 Randgruppe 45 Rasse 83, 97 Rassismus 68

Sachregister

Rational-Choice-Theorie 26, 103, 125, 150, 162, 177, 185, 203, 209, 210 Rationalisierung 124, 234, 238 Rationalismus 30, 71, 234 Rationalität 145, 157, 160, 181, 184, 185, 198, 205, 225, 236, 237 Raum 59, 186 Realismus 21 Realität 21, 212 Realitätsbezug 212 Recht 62, 182 Rechtsradikalismus 47, 68, 132, 134 reflexive Modernisierung 3, 98, 116, 206, 210 Reflexivität 210 Reform 63 Reformpolitik 42, 133 Reichtum 99 Relativismus 11 Religion 188, 214, 234, 235 Religionssoziologie 205 Rentenabkommen 78 Repräsentativität 193 Ressourcen 7, 102 Revolution 22 Rezeption 192, 194, 199, 202, 204, 217, 219 Reziprozität 35, 39, 58, 65, 143, 144, 146, 147, 152, 164, 166, 178, 182 Rheinland-Pfalz 112 Risiko 5, 7 Risikogesellschaft 3, 5, 56, 206 Ritual 186 Rolle 111 Romantik 9 Römisches Reich 235 Rousseau, J. 43 Rumänien 139 S Sachsen-Anhalt 173 Sartre, J. 213 Schelsky, H. 84 Schichtzugehörigkeit 80 Schuld 43 Schule 47 Schüler 170 Schütz, A. 15, 26, 214 Schweiz 52, 123, 149

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Segregation 47, 90 Selbstbestimmung 225 Selbstbild 120, 150 Selbstdarstellung 225 Selbstkontrolle 136 Selbstorganisation 1 Selbstreferenz 1, 19, 29 Selbstverantwortung 78 Selbstverständnis 233 Selektion 71, 137, 160 Semantik 26 Semiotik 175, 212 Sicherheit 64 Sicherheitspolitik 121 Simmel, G. 26, 193, 233 Simulation 180, 212 Sinn 15, 48, 59, 106, 142, 198 Situation 158, 160, 175, 193 Situationsanalyse 193 Skandal 49 Slowenien 149 Software 114 Solidarität 35, 53, 58, 91, 133, 143, 148, 153, 227 Sonderpädagogik 8 Sozialabbau 78, 133 Sozialarbeit 8, 13, 16, 21, 31, 114, 171, 172 Sozialbericht 141 soziale Anerkennung 50, 55, 76, 170, 183, 225 soziale Anpassung 95 soziale Anziehung 175 soziale Bewegung 83, 86, 150 soziale Beziehungen 40, 41, 50, 77, 92, 95, 111, 115, 143, 144, 146, 148, 149, 151, 156, 161, 163, 166, 169, 173, 175, 182 soziale Differenzierung 47, 97, 103, 107, 108, 113, 125, 126, 128, 137, 187, 198, 200, 217, 227 soziale Einstellung 112, 133 soziale Entwicklung 24 soziale Faktoren 168 soziale Folgen 134, 149 soziale Gerechtigkeit 47, 70, 76, 78, 130, 133 soziale Herkunft 92, 179 soziale Indikatoren 54

144

soziale Institution 147, 152, 166, 178, 182 soziale Integration 39, 41, 47, 53, 54, 58, 91, 99, 125, 131, 147, 150, 152, 161, 164, 166, 178, 182, 183, 187, 227 soziale Intervention 171, 172 soziale Konstruktion 27 soziale Kontrolle 23, 86, 146, 211 soziale Lage 54, 84, 112 soziale Mobilität 87 soziale Norm 30, 47, 86, 125, 133, 144, 147, 152, 166, 170, 178 soziale Partizipation 40, 53, 81 sozialer Konflikt 66, 67, 82, 99, 150, 183 sozialer Prozess 138, 181 sozialer Raum 102, 190, 196, 204, 217 sozialer Status 80, 87 soziale Schicht 17 soziale Schichtung 5, 84, 90, 93, 94, 97, 103, 107, 113, 131 soziale Schließung 73 soziales Dilemma 66 soziale Sicherung 54, 78 soziales Milieu 84, 103, 179 soziales Netzwerk 40, 53, 61, 77, 95, 96, 103, 109, 111, 151, 163, 169, 171, 172, 173 soziales Problem 16 soziales System 1, 4, 19, 28, 59, 133, 177, 184, 207, 220, 221, 239 soziales Verhalten 8, 28, 66, 220 soziale Umwelt 179 soziale Ungleichheit 17, 45, 73, 78, 80, 84, 89, 93, 94, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 107, 108, 112, 124, 128, 130, 146 soziale Unterstützung 171, 172, 173 soziale Verantwortung 133 soziale Wahrnehmung 20, 102, 105, 175 Sozialforschung 46, 110, 237 Sozialhilfe 78 Sozialhilfeempfänger 45 Sozialisation 8, 118 Sozialismus 60 Sozialkapital 40, 53, 66, 91, 96, 102, 204 Sozialphilosophie 183, 219 Sozialpolitik 13, 42, 58, 89, 93, 114, 133, 235 Sozialpsychologie 8 Sozialstaat 63, 93, 133

Sachregister

Sozialstruktur 1, 8, 26, 38, 39, 85, 86, 92, 94, 99, 102, 107, 109, 113, 116, 119, 131, 150, 213, 217 Sozialwissenschaft 3, 8, 11, 13, 20, 46, 55, 192, 232, 237 Soziobiologie 24 soziokulturelle Entwicklung 119 soziokulturelle Faktoren 89 Soziolinguistik 158 Soziologe 118, 201, 202 sozioökonomische Entwicklung 115, 238 Spanien 149 Spätkapitalismus 237 SPD 131 Spencer, H. 26, 200 Spieltheorie 26, 162 Sprache 186, 199, 212, 214, 215 Sprachgruppe 123 Staat 2, 62, 63, 86, 109, 189, 195 Stadt 231 Stadtbevölkerung 80 Stadterneuerung 114 Stadtsoziologie 128 Statusinkonsistenz 87 Statuswechsel 87 Stereotyp 102 Steuerpolitik 133 Stiftung 35, 143 Stigmatisierung 8 Strafvollzug 195 Strukturalismus 34, 199, 211, 213, 226 Strukturanalyse 226 strukturelle Gewalt 104 Strukturfunktionalismus 125, 137, 187 Student 179 Studentin 179 Studium 179 Subjekt 20, 36, 117, 208, 209, 213, 215, 230 Subjektivität 20, 36, 105, 208, 209, 213, 230 Subkultur 132 Subsidiaritätsprinzip 63 Subsystem 239 Subversion 122 Südkorea 149 Symbol 102, 156, 180, 199, 212, 222 symbolische Politik 143, 147, 180, 222

Sachregister

symbolischer Interaktionismus 8, 26, 147, 175 System 21, 29, 31, 191, 239 Systemstruktur 59 Systemtheorie 1, 4, 8, 9, 11, 13, 15, 16, 19, 21, 25, 26, 29, 31, 32, 39, 52, 59, 62, 67, 69, 70, 107, 125, 137, 196, 207, 218, 220, 221, 227, 232, 239 Systemveränderung 139 T Tausch 143, 144, 146, 147, 148, 152, 166, 167, 173, 178, 180, 182 technischer Fortschritt 114 technischer Wandel 56, 124 Technokratie 237 Technologie 93 Teleologie 137 Terrorismus 180 Theater 114 Theorie 4, 8, 30, 79, 167, 189, 215, 219 Theoriebildung 8, 13, 17, 18, 28, 69, 79, 103, 107, 126, 137, 187, 192, 200, 203, 216, 221, 233 Theorie-Praxis 3, 13, 17, 215, 223, 233 Theorievergleich 13, 15, 61, 190, 216 Therapie 4 Tocqueville, A. 121 Tönnies, F. 202, 233 Totalität 31, 166 Tradition 60, 181 transatlantische Beziehungen 121 Transformation 52, 55, 94, 103, 109, 122, 132, 134, 139, 142, 149, 238 Tscheche 60 Tschechoslowakei 60 Tugend 170 Türke 90, 95 Türkei 90 Typologie 22, 56, 58, 178 U Übergangsgesellschaft 55, 132 UdSSR-Nachfolgestaat 109 Umverteilung 76 Umwelt 5, 59 Umweltfaktoren 7 Umweltpolitik 39 Ungarn 139, 149

145

Universalismus 44, 150, 238 UNO 117 Unterbewusstsein 222 Unternehmen 115 Unternehmer 88 USA 83, 110, 121, 209, 210, 231 Utilitarismus 65, 165 Utopie 128 V Verantwortung 63, 88 Verband 40, 88 Verein 40, 53 Verfassung 121 Vergangenheitsbewältigung 139 vergleichende Forschung 238 Verhalten 86, 153, 155, 174 Verhaltenstheorie 155 Verhaltenswissenschaft 11 Vernetzung 171 Vernunft 225 Verständnis 79 Verstehen 32, 142 verstehende Soziologie 10, 15, 209, 210, 235 Verteilungstheorie 76 vertikale Mobilität 87 Vertrag 125 Vertrauen 50, 51, 53, 64, 91, 96, 145, 148, 149, 161, 162, 168, 184, 187, 236 Verwandtschaft 35 Volk 188, 202 Voluntarismus 165 Vorbild 42 W Wachstum 138 Wahl 86 Wahrnehmung 80 Wahrscheinlichkeit 219 Weber 106 Weber, M. 10, 26, 37, 84, 165, 187, 194, 198, 205, 216, 223, 233, 234, 235, 237 Weimarer Republik 88 Weiterbildung 115 Welt 31 Weltbild 234 Weltgeschichte 191, 216

146

Weltgesellschaft 2, 5, 73, 156, 187, 190, 191, 206, 209, 216, 220 Weltordnung 2, 121 Weltpolitik 121 Weltwirtschaft 191 Wert 42, 123, 135, 167 Wertfreiheit 223, 233, 234 Wertorientierung 35, 38, 41, 42, 47, 67, 76, 85, 121, 123, 125, 133, 135, 144, 150, 159, 161, 166, 170, 178, 198, 223, 233 Wertrationalität 159, 165, 237 Werturteilsstreit 223 Wertwandel 123, 135, 159, 234 westliche Welt 124, 130 Wettbewerb 78 Widerspiegelungstheorie 199 Widerstand 180 Wiedervereinigung 55, 134 Wirkung 163 Wirtschaft 49, 52, 221, 235 wirtschaftliches Handeln 184 Wirtschaftselite 88 Wirtschaftsentwicklung 105 Wirtschaftsethik 235 Wirtschaftspolitik 121 Wirtschaftssoziologie 85 Wirtschaftswissenschaft 85 Wissen 3, 56, 57, 186, 207 Wissenschaft 3, 49, 73, 123, 221, 223, 234 Wissenschaftler 139 wissenschaftliche Arbeit 27 Wissenschaftstheorie 16, 28, 31, 203, 205, 235 Wissensgesellschaft 49, 56, 57, 61, 88, 184, 236 Wissensmanagement 56 Wissenssoziologie 11, 14, 106, 209, 210, 211 Wohlfahrt 133 Wohlfahrtsstaat 58, 63, 78, 89, 130, 143 Wohlstand 110 Z Zeichen 175, 212 Zeit 154, 186, 194 Zeitverwendung 115 Zivilgesellschaft 6, 38, 53, 60, 63, 66, 68, 74

Sachregister

Zivilisation 136, 216, 231, 234 Zukunftsperspektive 133 Zweckrationalität 159, 165

19. Jahrhundert 22 20. Jahrhundert 41, 83, 93 21. Jahrhundert 41

Institutionenregister

147

Institutionenregister

Universität Bielefeld, Graduiertenkolleg 724 "Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft: institutionelle und epistemische Transformationen der Wissensproduktion und ihre gesellschaftlichen Rückwirkungen" 15 Universität Erlangen-Nürnberg, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung, Schwerpunkt Arbeitsmarktsoziologie 174 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie 174 Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung 92 Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Staatswissenschaftliches Seminar 153 Universität Marburg, Zentrum für Konfliktforschung 179 Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Bildung, Schule, Sozialisation 41 Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut III Sozialpädagogik, Weiterbildung und Empirische Pädagogik Abt. Sozialpädagogik 164 Universität Siegen, FB 01 Sozialwissenschaften, Philosophie, Theologie, Geschichte, Geographie, Fach Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Geißler 112 Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. IV Soziologie und empirische Sozialforschung 138 Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Soziologisches Institut 105

ANHANG

Hinweise

151

Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen.

Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.

Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen. Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 4,- Euro, für Hochschulangehörige 2,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich.

Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.

Informations- und Dienstleistungsangebot des Informationszentrums Sozialwissenschaften Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis. Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören: • Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und Literaturhinweisen (SOLIS) • Beratung bei der Informationsbeschaffung - Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit • Informationstransfer von und nach Osteuropa • Informationsdienste zu ausgewählten Themen • Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung • Internet-Service Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der „Leibniz-Gemeinschaft“ und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (ab 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa.

Die Datenbanken FORIS und SOLIS FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: über 40.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SIDOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Er-

hebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen wie z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Sommer 2005 ca. 320.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000 Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.

Zugang zu den Datenbanken Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken FORIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende Hosts zugänglich: STN International The Scientific & Technical Information Network Postfach 24 65 D-76012 Karlsruhe Tel. (0 72 47) 80 85 55 www.stn-international.de

GBI Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information mbH Postfach 81 03 60 D-81903 München Tel. (0 89) 99 28 79-0 www.gbi.de/_de

An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für das GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich.

infoconnex - der neue interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und FORIS - auch in Kombination mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik und Psychologie (www.infoconnex.de). Im www-Angebot des IZ bzw. der GESIS steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen Datenbanken - ein Ausschnitt aus der FORIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre für inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung; dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit, bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine Aufnahme in FORIS mitzuteilen.

Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente wie z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.

Auftragsrecherchen In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.

Informationstransfer von und nach Osteuropa Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: • • • • • • • • • • • • •

Allgemeine Soziologie Berufssoziologie Bevölkerungsforschung Bildungsforschung Familienforschung Frauen- und Geschlechterforschung Freizeit - Sport - Tourismus Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern Gesundheitsforschung Industrie- und Betriebssoziologie Internationale Beziehungen + Friedens- und Konfliktforschung Jugendforschung Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien Sprache

• Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie • Kultursoziologie + Kunstsoziologie • Methoden und Instrumente der Sozialwissenschaften • Migration und ethnische Minderheiten • Organisations- und Verwaltungsforschung • Osteuropaforschung • Politische Soziologie • Religionsforschung • Soziale Probleme • Sozialpolitik • Sozialpsychologie • Stadt- und Regionalforschung • Technology Assessment • Umweltforschung • Wissenschafts- und Technikforschung

sowiNet - Aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf Basis der Datenbanken FORIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden unter www.gesis.org/Information/SowiNet.

Forschungsübersichten Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben.

Internet-Service Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.) IZ (Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn) ZA (Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim) bieten unter

www.gesis.org gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu Informations- und Datenbeständen. Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation“ bietet das IZ nicht nur Zugang zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank FORIS, sondern zu einer Reihe weiterer Datenbanken und Informationssammlungen: • Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben zu universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen), Fachgebiet, Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung oder öffentlicher Bereich). Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei Jahren in die Forschungsdatenbank FORIS aufgenommen wurden (www.gesis.org/information/SOFO). • Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern. Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung. Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt (www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE). • Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format abgerufen werden.

Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt über www.gesis.org/Information/Zeitschriften. Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht: • die Linksammlung SocioGuide, die - gegliedert nach Ländern und Sachgebieten - Zugang zu Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie • der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt, Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und zu Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung.

Elektronischer Service des IZ Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet, sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version bezogen werden. Ein E-mail-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über [email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben. Für den Newsletter gilt: [email protected]; Text im Betreff: subscribe oenews *** Umfassende und aktuelle Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ inklusive Preisen, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet - alles auf einen Blick unter:

www.gesis.org/IZ/IZ-uebersicht.htm GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstraße 30 53113 Bonn Telefon: (0228)2281-0 Telefax: (0228) 22 81-120 e-mail:[email protected]

Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Telefon: (030) 23 36 11-0 Telefax: (030) 23 36 11-310 e-mail:[email protected]

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