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CLASS : aktuell Association of Classical Independents in Germany

Der musikalische Weihnachtskalender Das große CLASS Gewinnspiel

Von kleinen Hörern und großen Musikern Spannende Musik für Kinder

800 JAHRE THOMANERCHOR Im Gespräch mit Thomaskantor Biller nach 20 Jahren Amtszeit

CHRISTIAN ZACHARIAS

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Robert Schumann Orchestr de Chambre de Lausanne Christian Zacharias, Ltg. Volume 1 Volume 2 Sinfonien Nr. 2 & 4 Sinfonien Nr. 1 & 3 MDG 940 1745-6 MDG 940 1772-6 (Hybrid-SACD) (Hybrid-SACD)

...der feine Unterschied! KlangSinn nuanciert schnörkellos – schlichtweg begeisternd.

Robert Schumann Klavierkonzert op. 54 Konzertstücke op. 92 & op. 134 Orchestre de Chambre de Lausanne Christian Zacharials, Klavier + Ltg. MDG 940 1033-6 (Hybrid-SACD) Robert Schumann Klavierquintett, Streichquartette Quintett op. 44 Streichquartett op. 41,1 – 3 Christian Zacharias, Klavier Leipziger Streichquartett MDG 307 1610-2

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm Telefon 05231-93890

Vertrieb: Codaex Deutschland GmbH Telefon 089-82000233 - Fax 089-82000093 Gramola Wien: [email protected] MusiKontakt Zürich: [email protected]

CLASS : aktuell CLASS: aktuell 4 /2012 Inhalt Das Wagner-Jahr wirft seine götterdämmerigen Schatten und rheingoldenen Lichter voraus.

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Giuseppe Verdis 200. Geburtstag. Außerdem der 50. Todestag von Hartmann, Hindemith

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Geburtstag von Dowland. Nicht zu reden von den ebenfalls feiernswerten Jubiläen eines

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John Bull, Dargomyzhsky, Grétry und Méhul. Bleibt da überhaupt noch Zeit für anderes?

Frischzellenkur für den Konzertsaal Michael Rische mit Klavierkonzerten von C.Ph.E. Bach

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Das Danzi-Jahr

Ein Klangfest für alle Sinne Stefan Blunier live mit dem Beethoven Orchester Bonn

und Poulenc. Der 100. Geburtstag von Britten und Lutoslawski. Der 150. Geburtstag von Mascagni, der 200. Todestag von Corelli, der 400. Todestag von Gesualdo, der 450.

800 Jahre Thomanerchor Interview mit Georg Christoph Biller

Tatsächlich erwartet uns im Jahr 2013 aber nicht nur Richard Wagners, sondern auch

Der musikalische Weihnachtskalender Empfehlungen mit Gewinn!

Dennoch möchte ich Ihnen ganz besonders den 250. Geburtstag von Franz Danzi ans

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Das Leipziger Streichquartett präsentiert David Philip Hefti

Herz legen. Erstens gibt es von ihm jede Menge schöner Opern, Sinfonien, Bläserkonzerte und Kammermusik. Und zweitens zählt Danzi zu den wichtigsten Vertretern der Mannheimer

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Volière im Rosengarten

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Wieder pralle KatalogEntdeckungen

Schule. Die hieß wirklich so und hatte gar nichts mit den „Söhnen Mannheims“ zu tun. Sie war einfach nur dazu da, die musikalische Lücke zwischen Bach und Mozart zu füllen.

Chen Reiss: romantisches Rezital

Folge 5 der Serie der niederländischen Cellosonaten

Lücke? Sie haben recht: Mozart wurde schon fünfeinhalb Jahre nach Bachs Tod geboren. Aber von der Toccata und Fuge in d-moll bis zur Jupiter-Sinfonie vergingen dennoch mehr als 80 Jahre. In dieser Zeit kam der Generalbass aus der Mode, der Kontrapunkt fiel in

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Ungnade, die Harmonie ordnete sich homophon der Melodie unter, eine neue Empfindsamkeit 16

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Orchester habe mehr echte Solisten und Komponisten als jedes andere, meinte der

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Manheimer zuvorgethan.“ Mozart, Gluck, Lessing, Goethe: Sie alle pilgerten nach Mannheim. Was ist aus dieser Mannheimer Schule geworden? Ihr Schicksal hing – man kennt das –

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Brüssel, stammte aus irgendeiner Sulzbacher Linie (Sulzbach liegt weit drin in Bayern),

Als Mozart 1778 wegen eines Jobs in Mannheim anklopfte, packten die Musiker gerade ihre Koffer, um mit Karl Theodor nach München umzuziehen. Dort gingen sie im Münchner Hoforchester auf (heute: Bayerisches Staatsorchester), demselben Klangkörper, der dann Wagners „Rheingold“, „Walküre“, „Tristan“ und „Meistersinger“ uraufführen sollte. Womit wir wieder beim Anfang wären, bei den götterdämmerigen Schatten von 2013.

Pathetischer Gestus und schmissige Fröhlichkeit Russische Trompetenkonzerte mit Reinhold Friedrich und dem Göttinger Symphonie Orchester

Pfalz mit höchst komplizierten Familienverhältnissen. Geboren wurde er in der Nähe von

in Mannheim. Dann – 1777 – machten sie ihn auch noch zum bayerischen Regenten.

Debüt und Finale Max Brod Trio präsentiert Beethovens erstes und letztes Klaviertrio

am Sponsoring. Der Mäzen des Orchesters war nämlich ein gewisser Karl Theodor von der

wurde aber Herzog von Jülich-Berg am nördlichen Rhein und zudem Pfalzgraf und Kurfürst

Wunderbare Freude! Wunderbare Nacht! Weihnachten mit den Hymnus Chorknaben

britische Musikreisende Charles Burney. Und der Dichter der „Forelle“, der Sozial- und Musikkritiker Schubart, schrieb: „Kein Orchester der Welt hat es je in der Ausführung dem

Von kleinen Hörern und großen Musikern Spannende Musik für Kinder

Und jetzt Achtung: Mannheim galt damals als das „Paradies der Tonkünstler“! Sein Licht strahlte „durch ganz Teutschland, ja durch ganz Europa“, so Leopold Mozart. Das Mannheimer

Feinst ausgesteuert und mit poetischer Virtuosität Werke für Violine und Klavier von Ferdinand David

griff um sich, auch der Sonatensatz machte sich breit und die Liebe zum dynamischen Kontrast. Das beste Beispiel dafür gab die Mannheimer Schule.

Con fuoco

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CLASS: Blickpunkte Neuheiten vorgestellt von CLASS: aktuell

Impressum Herausgeber/Verlag: CLASS e.V. Association of Classical Independents in Germany Bachstraße 35, 32756 Detmold Tel. 05231- 938 922 [email protected] Redakteur (v.i.S.d.P): Manfred Görgen Anzeigen: Gabriele Niederreiter Grafische Gestaltung: Ottilie Gaigl Druck: Westermann Druck, Braunschweig

Einen guten Rutsch ins Danzi-Jahr wünscht

Druckauflage: 130.900 2. Quartal 2012 lt. IVW-Aufnahmeprüfung ISSN: 2195-0172

Hans-Jürgen Schaal

geprüfte Auflage

Titelfoto: © THOMANA 2012, Fotograf: Dirk Brzoska Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de

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CLASS : aktuell Thomaskantor Georg Christoph Biller nimmt beim ECHO Klassik 2012 einen Sonderpreis für den Thomanerchor Leipzig entgegen.

Wir sind nichts Besonderes, aber wir tun etwas Bedeutendes

Foto: Sven Darmer

Interview mit Thomaskantor Georg Christoph Biller r ist der 16. Nachfolger von Johann Sebastian Bach: Vor genau 20 Jahren begann Georg Christoph Biller als Thomaskantor in Leipzig. Jede Woche musiziert Biller mit den Thomanern eine Kantate seines berühmten Vorgängers in der Leipziger Thomaskirche. Auf den Bühnen in aller Welt und auf dem CD-Markt werden seine Interpretationen mit dem Thomanerchor gefeiert. Das Jahr 2012 ist geprägt von zahlreichen Höhepunkten: Der Thomanerchor feiert, gemeinsam mit Thomasschule und Thomaskirche,

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sein 800-jähriges Bestehen. In wenigen Monaten wird das modern umgestaltete Alumnat fertig, in dem die Thomaner leben, proben und lernen. Beim Label Rondeau Production erscheint in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur eine umfangreiche CD-Edition: Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach – es handelt sich um die ersten Einspielungen Bach’scher Kantaten mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester seit fast drei Jahrzehnten. Und zuletzt gab es beim ECHO Klassik 2012 einen Sonderpreis für die Thomaner.

Ziehen Sie bitte eine persönliche Bilanz „800 Jahre Thomanerchor“. Thomaskantor Georg Christoph Biller: Beeindruckend und auch wohl für Außenstehende faszinierend ist diese Kontinuität in der uns umgebenden Welt. Der Chor hat immer – trotz aller Brüche und Veränderungen – zur Ehre Gottes gesungen. Der Thomanerchor ist ja eine Besonderheit, auch weil er ein Knabenchor ist... Gewiss, die Knabenstimme ist besonders wertvoll, weil sie verlorengeht und nur für eine relativ kurze Zeitspanne zum Klingen kommt. Das erzeugt das Gefühl, etwas Besonderes zu hören. Auch klingt ein Knabenchor metallischer als ein Mädchenchor. Hat der Thomanerchor einen speziellen Klang? Ja – wie alle traditionsreichen Knabenchöre wird auch der Thomanerchor von seiner Heimstätte und dem Repertoire geprägt. Die Thomaskirche verlangt einen kraftvollen, Bachwerke einen hellen und leichten Chorklang. Beides streben wir an und haben es hoffentlich auch erreicht. Weiß man, wie der Chor zu Bachs Zeiten klang? Man kann es nur vermuten. Aufnahmen gibt es ja erst seit dem vorigen Jahrhundert. Charakteristisch für diese Aufnahmen sind die kraftvollen Knabenstimmen, die damals bis zum 16. Lebensjahr mitgesungen haben. Ich denke, so war das auch zu Zeiten Bachs. Die Chorlisten und auch die Listen der Bezüge für die älteren Knaben zeigen, dass sie sehr viel länger als heute im Sopran und Alt sangen, was allerdings auch mit der besseren Bezahlung von Sopran- und Altsängern zusammenhing. Wir sind mitten im Jubiläumsjahr „800 Jahre Thomana“. Welche Höhepunkte gab es bisher für Sie? Das Treffen der Knabenchöre war schon etwas ganz Besonderes. Wir konnten uns ja den Luxus leisten, berühmte Chöre dazu einzuladen: den King's College Choir Cambridge, die Regensburger Domspatzen und den Dresdner Kreuzchor zum Treffen der Knabenchöre und den Saint Thomas Choir of Men and Boys New York zum Bachfest. Die Zweite Festmusik, von Ihnen zu Ostern dieses Jahres komponiert, war ein großer Erfolg. Das „neue Lied“ spielt in den Konzerten des Thomanerchores eine große Rolle. Welche Bedeutung kommt der neuen Chor-Musik heute zu? Ich meine, dass das Psalmwort „ein neues Lied“ wörtlich genommen werden muss. Nicht nur, damit neue Musik überhaupt zu Wort kommt, sondern weil Musik die Möglichkeit hat, zu übersetzen, zu aktualisieren – in unsere Zeit, mit unseren Worten und heutigen musikalischen und

modernen Ausdrucksmitteln. Da allerdings gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem, was neue Musik bietet und dem, was Zuhörer aufnehmen können. Nun waren Komponisten oft ihrer Zeit und den Hörgewohnheiten voraus, doch scheint es mir heute in vielen Fällen gar nicht Absicht der Komponisten zu sein, ihre Zuhörer zu erreichen und verstanden zu werden. Schade, denn das Thema ist somit eigentlich verfehlt. Sie haben bald 110 Sänger im Chor. Wann wird es soweit sein? Ich denke nächstes Jahr schon. Wir sind jetzt 103. Wir erweitern den Chor peu à peu – nicht ins Unendliche, sondern auf 120 Sänger. Man kann den Chor dann besser teilen. Es wird selten eine größere Besetzung geben. Es wird aber mehr kleinere Besetzungen geben. Der Einzelne muss dann nicht so oft „ran“. Die Programme, die der Thomanerchor singt, sind ja fast ausschließlich geistliche Musik. Sie sind Pfarrerssohn – beeinflusst Sie der Glaube bei der Auswahl und bei der Interpretation der Werke? Unser Tun bekommt dadurch einen anderen spirituellen Stellenwert. Ich versuche das auch den Jungs weiterzugeben: Was wir machen erhält eine andere Wertigkeit, wenn man das Bekenntnis in sein Leben einbezieht. Mir ist es wichtig, Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten und auch für die Jungs aus nichtchristlichen Elternhäusern zu erklären. Dabei will ich nicht missionieren, nur authentisch sein und die Dimension, die dahinter steckt, deutlich machen. Wünschen Sie sich das auch für die Konzertbesucher? Mir ist wichtig, dass auch der Glaubensinhalt verstanden wird … dass die Zuhörer spüren: unter der glänzenden Oberfläche steckt noch eine andere Ebene, eine ganz tiefe Erfahrung. Wie auch immer der Einzelne sich dann dazu verhält. Wonach wählen Sie die Programme für die Konzerte und Motetten aus? Ich mache das dem Kirchenjahr gemäß, muss jedoch weiträumig denken: Welche Aufgaben stehen sonst noch an? Wo können und wo müssen wir Werke wiederholen, um die Jungs nicht zu überfordern. In diesem Jahr ist eine meiner Aufgaben – neben den großen Konzerten und Festmusiken – von allen Thomaskantoren, die komponiert haben, wenigstens ein Stück im Programm zu haben. Wie sieht ein gebildeter Thomaner für Sie aus? Er muss sich vor allem immer wieder Gedanken machen – das ist die beste Voraussetzung für Bildung. Ich provoziere immer wieder, will Denkanstöße geben. Wir singen hier große Literatur, wer das nicht – wie übrigens manche Zuhörer auch – an sich vorbei rauschen lässt, wird schon

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klanglogo

CLASS : aktuell

Neu im Vertrieb von Naxos Deutschland

Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach Bereits lieferbar: Kantaten zu Advent 1/10

Quartetto di Cremona ITALIAN JOURNEY

CD ROP4040, BWV 36, 61, 62

Kantaten zu Weihnachten 2/10

“eines der aufregendsten Quartette der heutigen Generation” (Süddeutsche Zeitung) Italienische Raritäten mit Streichquartetten von Verdi, Puccini, Boccherini und Respighi

CD ROP4043 BWV 63, 110, 190

Kantaten zu Epiphanias 3/10 CD ROP4038 BWV 3, 65, 72

Kantaten zu Pfingsten 7/10 CD ROP4026 BWV 34, 74, 172

Kantaten zu Reformation/Michaelistag 10/10 CD ROP4031 BWV 19, 50, 79, 80

Bis 2014 erscheinen folgende CDs in dieser Reihe: Kantaten zur Passion 4/10 CD ROP4044 BWV 22, 23, 182 Kantaten zu Ostern 5/10 CD ROP4045 BWV 4, 31, 67 Kantaten zu Himmelfahrt 6/10 CD ROP4041 BWV 37, 43, 128 Kantaten zu Trinitatis 8/10 CD ROP4036 BWV 75, 194 Kantaten zu den Marienfesten 9/10 CD ROP4039 BWV 1, 125, 147

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Leipziger CembaloDuo DER STILLE KURFÜRST

Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester, Thomaskantor Georg Christoph Biller

dadurch gebildet. Nicht eingebildet. Das sage ich übrigens auch immer wieder: Wir sind nichts Besonderes, aber wir tun etwas Bedeutendes. Da haben Sie die Rolle eines Lehrers inne. Was Bach eigentlich nicht sein wollte... Ich glaube, er hat das sogar sehr gut gemacht. Er war ja ein großer Pädagoge. Seine vielen kleinen Klavierstücke zum Beispiel haben auch etwas sehr Didaktisches. Mir sagte neulich jemand, ihm reiche zum Üben und um sich fit zu halten, die Inventionen zu spielen – da sei alles enthalten: für den Geist und für die Finger. Ich glaube, Bach konnte als Pädagoge nur nichts mit jenen anfangen, die sich nicht interessiert haben. Haben Sie einen Lieblingskomponisten? Neben Bach ist das Max Reger. Da haben wir auch noch große Aufgaben vor uns. Seine Musik ist nicht immer für Knabenchor geeignet – es führt jedoch sonst kaum jemand auf. Kommen wir noch zum Campus Forum Thomanum, der nunmehr Gestalt annimmt. Wie sehen Sie da die Zukunft? Eine Mittelschule scheint die notwendige Ergänzung zu sein. Wir könnten dann einen weiteren Bildungsweg anbieten und müssten die Sänger, die am Gymnasium Schwierigkeiten haben, nicht aus dem Chor entlassen. Die Lutherkirche wird neben dem Raum für Gottesdienste zur Schulaula und zum Tonstudio umgebaut werden. Die Grundschule wird auf dem Campus einziehen. Die Jugendmusikakademie als Begegnungsund Austauschstätte wird entwickelt werden. Lauter sehr große Vorhaben. Für all das braucht es Know-how und viel Geld. Jugend und Bildung haben eine Zukunft, auch wenn es in unserem Land so gar nicht danach aussieht. Da bin ich aber bei uns optimistisch. Welche Rolle spielte und spielt Musik bei Ihnen zu Hause? Ja, natürlich. Vom Pfarrhaus kommt die Anregung. Mein älterer Bruder ist Kantor in Quedlinburg, mein jüngerer Bruder ist Schauspieler, da spielt die Musik ja auch eine gewisse Rolle. Und meine Frau ist Schauspielerin und Kabarettistin und singt sehr gut Chansons. Ihre Wünsche für die nächsten 800 Jahre? Dass die Inselsituation, die ja letztlich zum Campus-Gedanken geführt hat, eine andere wird. Ich wünsche mir, dass entweder ganz viele Inseln entstehen oder noch besser, dass immer mehr Menschen musisch bereitwilliger werden, so dass die musikalischen Inseln schlussendlich keine Inseln mehr sind. Interview: Michael Kampf AUSGABE 2012 /4

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Schätze aus der Musikaliensammlung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III: Selten aufgeführte Werke neben Joseph Haydns F-Dur-Konzert CWH%GODCNQWPF*COOGT ƃØIGN KL1501

Vienna Vocal Consort BYRD “Klanglich ein Genuss” (Ö1) “Mehr davon!” (MDR) Von Kritik und Publikum enthusiastisch gefeiert: William Byrds musikalische Meilensteine frisch und jugendlich interpretiert KL1401

Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt BACH IN BRANDENBURG Carl Philipp Emanuel und Johann 5GDCUVKCP$CEJ*QYCTF)TKHƂVJU dirigiert das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt ab 21. Januar 2013 im Handel KL1502

klanglogo

ist eine von trust your ears gmbh und Rondeau Production GmbH gemeinsam genutzte Marke www.klanglogo.de

CLASS : aktuell

Foto: Monique Wüstenhagen

Mit Stefan Blunier spielt das Beethoven Orchester Bonn längst in einer eigenen Liga – hier bei der Überreichung des Echo Klassik 2012 für die Operneinspielung des Jahres.

Ein Klangfest für alle Sinne… Stichtag Bonn: 10. 11. 2011

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oème de l´Extase“ – schon der Titel verheißt Großes. Und tatsächlich ist Alexander Skrjabins Meisterwerk sinnlichster Kompositionskunst, dessen klangstarke Harmonik sich in einer gewaltigen Apotheose entlädt, konzipiert als Markstein eines Gesamtkunstwerks. Zur feierlichen Aufführung sollten sich Tausende Jünger am Fuße des Himalaja versammeln, um in einem gigantischen siebentägigen Mysterienzauber die Synthese von Kunst, Musik, Tanz, Farben und Düften zu feiern. Dazu kam es freilich nicht, aber Stefan Bluniers emotional aufgeladene Deutung dieses wegweisenden Werkes im Verbund mit anderen russischen Kompositionen entschädigt mit einer packenden Live-Performance aus der Beethovenhalle des wie immer bestens aufgelegten Beethoven Orchester Bonn! Sinnlichkeit prägt die Musik Russlands ebenso, wie ein stolzes Besinnnen auf die ursprüngliche Kraft russischer Volkskunst. Nikolaj Mjaskowskij verstand es, elegische Weite mit folkloristischer Melodik in formal anspruchsvollen Werken zu verschmelzen. Seine 21. Sinfo-

nie galt als wahrhaftigster Ausdruck sowjetischen Komponierens – jedenfalls bis es sich die Machthaber anders überlegten… Slawischer Nationalstolz trieb mitunter eigenartige Blüten: Niemand Geringeres als Peter Tschaikowsky begeisterte sich für Mykola Lysenkos Oper über das ukrainische Nationalepos „Taras Bulba“ und wollte sie sofort nach Erscheinen in Moskau zur Aufführung bringen. Lysenko legte sein Veto ein: Sein Werk wäre in russischer Sprache statt auf Ukrainisch erklungen, unvorstellbar! Ungleich weltoffener präsentierte sich Alexander Glasunow. In eleganter Noblesse, von duftiger Leichtigkeit durchzogen, beginnt sein erster Konzertwalzer. Blechbläser und Schlagwerk sorgen für eine fulminante Steigerung des phänomenal instrumentierten Werks, das in einer bacchantischen Stretta endet – und dank vorzüglicher 3D Audiotechnik im 2+2+2 Verfahren jede hochwertige Wiedergabeanlage in die Ekstase treibt… Ein bestechendes Klangfest. Garantiert! Großartig! Klaus Friedrich

Operneinspielung des Jahres / 20. / 21. Jh.

Franz Schreker (1878-1934) Irrelohe – Oper in 3 Akten Solisten, Chor und Extrachor des Theater Bonn Beethoven Orchester Bonn Stefan Blunier, Ltg. MDG 937 1687-6 (3 Hybrid-SACDs)

Russische Komponisten um 1900 Alexander Scriabin: Le Poème de l’Extase Mykola Lysenko: Ouvertüre zur Oper Taras Bulba Alexander Glazunov: Valse de Concert Nr. 1 Nikolai Miaskovsky: Sinfonie Nr. 21 Beethoven Orchester Bonn MDG 937 1761-6 (Hybrid-SACD)

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CLASS : aktuell

Frischzellenkur für den Konzertsaal

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er Pianist Michael Rische, der auf zwei hochgelobten CDs ausgewählte Klavierkonzerte von Carl Philipp Emanuel Bach einspielte, sprach mit dem Journalisten und Buchautoren Detmar Huchting über das Genie des „Hamburger“ Bachs. Herr Rische, nach der Entdeckung der Klavierkonzerte George Antheils und Erwin Schulhoffs, Musik aus den 1920er Jahren, in der sich Klassik und Jazz begegnen, richtet sich jetzt Ihr Interesse auf Carl Philipp Emmanuel Bach, Sohn des berühmten Thomaskantors J. S. Bach. Was gibt es denn da an Neuem zu finden? Wie schon Antheil, Schulhoff, Copland, Ravel und Gershwin in den 20er Jahren, so hat auch C. P. E. Bach zu seiner Zeit einen unverwechselbaren – und deshalb auch unverzichtbaren – Beitrag zur Gattung „Klavierkonzert“ geschaffen. Der größere Teil dieser Konzerte ist allerdings immer noch nicht gedruckt – genau so sah es übrigens auch bei Schulhoff und Antheil aus –, so dass die persönlichste Werkreihe C. P. E. Bachs auch gleichzeitig die unbekannteste ist.

nicht losgelassen. Als der führende Pianist seiner Zeit hat er dort seine neuen Ideen formuliert und seinen formalen Reichtum entwickelt: „Weil ich meine meisten Arbeiten für gewisse Personen und fürs Publikum habe machen müssen, so bin ich dadurch allezeit mehr gebunden gewesen, als bey den wenigen Stücken, welche ich bloß für mich verfertigt habe. Unter allen meinen Arbeiten, besonders fürs Clavier, sind bloß einige ... Concerte, welche ich mit aller Freiheit und zu meinem eignen Gebrauch gemacht habe.“ Das erste viersätzige Klavierkonzert (Wq.43/4) vor Liszt’s Nr. 1, in dem auch schon im Finale die Themen aller Sätze aufeinander bezogen werden, soll hier stellvertretend genannt sein.

Foto: © Marco Limberg

Musikalischer Visionär: Carl Philipp Emanuel Bach

In Zeiten der „historisch informierten Aufführungspraxis“ spielen Sie diese Musik auf dem modernen Konzertflügel. Nicht dass man sich für eine solche Entscheidung rechtfertigen müsste – aber gibt es dafür spezielle Gründe?

Bei J. S. Bach stellt sich die Frage nach dem modernen Flügel schon lange nicht mehr. Kurios, dass sie beim Sohn, der in die Klassik hineinreicht, wieder auftaucht. Dennoch: „Historisch informiert“ zu sein halte ich für unerlässlich; auf der anderen Seite notiert C. P. E. Bach mitunter so penibel seine Vorstellungen – im langsamen Satz von Wq.112/1 finden wir in 120 Takten 109 dynamische Anweisungen, zuweilen unterschiedlich für die rechte und linke Hand –, dass sich die Frage nach dem Instrument selbst beantwortet. In den Klavierkonzerten fokussiert sich sein unabhängiger Geist – oder mit den Worten seiner Zeit: sein Originalgenie.

C. P. E. Bach Piano Concertos Wq.17, Wq.43/4, Wq.14 Michael Rische Leipziger Kammerorchester Morten Schuldt-Jensen

C. P. E. Bach Piano Concertos Wq.23, Wq.112/1, Wq.31 Michael Rische Leipziger Kammerorchester Morten Schuldt-Jensen

hänssler CLASSIC 098.653

hänssler CLASSIC 098.639

Zu Carl Philipp Emmanuel Bachs Lebzeiten stand wohl sein Vater im Schatten dieses Sohnes? Er wurde von den Zeitgenossen zweifellos als der stilistische Erneuerer angesehen, ohne dass man dabei die Bedeutung des Vaters verkannte. Haydn, Mozart und Beethoven haben ihn auf das höchste bewundert und sein Buch „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ war nicht nur bei ihnen State of the art in Sachen Pianistik und Stil. In seinen 53 Klavierkonzerten scheint sich das Genie des „Hamburger Bach“ besonders zu spiegeln …? Die Klavierkonzerte spielen in der Tat eine besondere Rolle im Leben C. P. E. Bachs. Vom Opus 1 (Wq.1) an, das 1733 sozusagen noch unter den Augen des Vaters entstanden ist, bis zum Todesjahr 1788 hat diese Gattung ihn

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CLASS : aktuell

Der musikalische Weihn In diesem Jahr verschenken wir die doppelte Menge unserer Weihnachtsempfehlungen an Sie: an unsere Leser.Was müssen Sie tun? Sie schicken uns eine lustige, ausgefallene oder selbstgebasteltete Weihnachtskarte, auf der Sie uns mitteilen, in welcher Zeitschrift oder bei welchem Händler Sie diese CLASS: aktuell-Ausgabe entdeckt haben. Das genügt!

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Favourite Sacred Masterpieces Tallis: Spem in alium; Allegri: Miserere; Pergolesi: Stabat mater; Mozart: Ave verum corpus; Bach-Gounod: Ave Maria; Franck: Panis angelicus

Brahms – Schubert – Franck Sonaten für Viola & Klavier Vol. 2 Tabea Zimmermann (Viola), Kirill Gerstein (Klavier)

NAXOS 8.578210

Lang erwartet! Auf ihrem neuen Album vollenden Tabea Zimmermann und Kirill Gerstein den Zyklus der beiden Bratschensonaten von Johannes Brahms. Daneben sind Schuberts melancholische Arpeggione-Sonate und César Francks A-Dur-Sonate in einer mitreissenden Fassung für Bratsche zu hören.

myrios classics MYR008 (SACD Hybrid)

Hintergrund-Illustration: © Ottilie Gaigl

Eine phantastische Auswahl der größten Meisterwerke sakraler Musik wird hier von den weltweit führenden Vokalensembles präsentiert. Erleben Sie die erbauliche Wirkung der vom Glauben inspirierten Musik, die Grenzen überwindet: von Thomas Tallis bis César Franck, von Pergolesi bis Mozart und natürlich vom Großmeister J. S. Bach.

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Komm, süßes Kreuz! Barocke Gambensonaten Coviello CLASSICS COV 21211 Die Gambe erlebte im 17. Jahrhundert ihre große Zeit: Das vielseitige Instrument war solistisch in den verschiedensten Kombinationen gefragt. Frauke Hess und ihre illustren Mitstreiter entfalten mit dieser Neueinspielung die ganze Farbenpracht und Stilvielfalt barocker Gambenmusik.

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Wagner Idyll: Isolde's Liebestod Fantasia in F sharp minor op. 3, WWV 22 (1831) Spinnerlied from „The Flying Dutchman“, WWV 63 Siegfried Idyll, WWV 103 Vestard Shimkus, Piano ARS 38 123 (Hybrid-SACD) „Vestard Shimkus ist ein Phänomen! Er hat seine ganz eigene Persönlichkeit, eigenes Selbstbewußtsein, und technische Brillianz. Manche mögen vom Ende des Zeitalters der klassischen Musik reden, aber sobald man einen Auftritt von Shimkus erlebt hat, so weiß man, daß es ihr gut geht!“ Paavo Järvi

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achtskalender Sollten Sie die elektrische Post der Briefpost vorziehen, senden Sie eine Mail mit einem weihnachtlichen Spruch oder einem Gedicht, gerne auch aus eigener Feder, an [email protected]. Bitte vergessen Sie nicht, uns auch hier zu verraten, in welcher Zeitschrift oder bei welchem Händler Sie diese CLASS aktuell-Ausgabe entdeckt haben. Teilnahmemöglichkeit bis zum 24. Dezember 2012.

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3 4 Rhapsody in Swing George Gershwin, Duke Ellington Sammy Nestico SWR Big Band Dresdner Philharmoniker, Wayne Marshall hänssler CLASSIC 93.282 SWR Big Band und Dresdner Philharmoniker unter Wayne Marshall, der hier auch als Pianist erscheint, bieten auf dieser Scheibe perfekten orchestralen Jazz von George Gershwin, Duke Ellington und Sammy Nestico. Eine virtuose Verbindung von Klassik und Jazz!

On a cold Winter’s Day Quadriga Consort

Weihnachtslieder Vol.1 J. Kaufmann, A. Kirchschlager, Chr. Prégardien, D. Mields, Calmus Ensemble u.v.a.

Carpe Diem CD-16293 Nicht grau, kalt und trostlos geht es auf dieser CD zu – Heiterkeit und Lebenslust liegen hier genauso in der Luft wie Besinnlich- und Beschaulichkeit. Das Quadriga Consort lädt uns mit weihnachtlicher Musik von den Britischen Inseln ein, das Fest ganz neu zu entdecken und zu genießen!

CARUS CAR 83009 (T01) Im Rahmen seines groß angelegten Liederprojekts stellt CARUS nun Weihnachtslieder vor. Die Aufnahmen erscheinen jeweils mit einem ansprechend illustrierten Booklet. Zusätzlich ist zu den Aufnahmen umfangreiches Notenmaterial erhältlich.

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9 Christmas Songs Orphei Drängar Cecilia Rydinger Alin BIS-CD-1833 Weihnachtslieder vom Volkslied bis zum Broadway in der Interpretation eines der berühmtesten Männerchöre, der früher unter der Leitung des legendären Eric Ericsson stand und heute interessanterweise eine nicht minder erfolgreiche Dirigentin am Pult hat.

Streichquartette Joseph Haydn op. 76.2 Bèla Bartók Nr. 4 Belenus Quartett

Ermanno Wolf-Ferrari Violinkonzert & Orchestermusik aus Opern Benjamin Schmid, Oviedo Filarmonia, Friedrich Haider

Acousence ACO-CD11412

FARAO classics B 108069

Das Belenus Quartett aus Zürich, u.a. beim „Sandor Vegh Wettbewerb 2012“ mit einem Sonderpreis für die beste Haydn-Interpretation ausgezeichnet, mit seinem Debut-Album. Ab Dezember auch erhältlich als exklusive 180g-Doppel-LP in 45upm.

„Wer das Gesamtwerk Wolf-Ferraris kennt, der weiß, dass das Violinkonzert zum Schönsten, Prachtvollsten und Beseeltesten gehört, was er je komponiert hat. Es war mir ein Herzenswunsch, dieses fast vergessene Meisterwerk mit unserer Neueinspielung der Öffentlichkeit zurückzugeben!“ Friedrich Haider

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CLASS : aktuell

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A Winter´s Light Jeremy Backhouse Vasari Singers

Eric Whitacre: Choral Music Hope, Faith, Life, Love Junges Vokalensemble Hannover, Klaus-Jürgen Etzold

Johann Sebastian Bach Motetten BWV 225-230, BWV Anh.159 Frieder Bernius, Kammerchor Stuttgart

NAXOS 8.573030

Rondeau ROP6064

Die jährlichen Weinachtkonzerte der Vasari Singers zeichnen sich durch eine stimmungsvolle Mischung populärer- und weniger bekannter Musik aller Perioden und Stile aus. Festliche Polyphonie des 16. Jahrhunderts trifft hier auf viktorianische Weihnachtslieder und swingende amerikanische Evergreens.

Eric Whitacres Musik offenbart jenseits aller Avantgarde ein untrügliches Gespür dafür, dass Musik auch im 21. Jahrhundert leicht zugänglich sein kann. Das Junge Vokalensemble Hannover entfaltet mit großer Sensibilität klanglichen Farbenreichtum auf höchstem Niveau für „Hoffnung, Glaube, Leben, Liebe“.

CARUS CAR 83298 (U01) (Hybrid-SACD) Frieder Bernius‘ Einspielung mit dem Kammerchor Stuttgart kann nur als sensationell bezeichnet werden. Hinsichtlich Chorklang, Textverständlichkeit und musikalischer Umsetzung setzen die Stuttgarter hier neue Maßstäbe.

16 17 Little Amadeus – „Die Abenteuer des jungen Amadeus Mozart“ Die komplette 2. Staffel als DVD-Box mit 4 DVDs

Claude Debussy: Prélude a l’après-midi d’un faune La Mer, Images Jos van Immerseel, Anima Eterna Brugge

Gateway4M / ALIVE Bestellnummer 829025900795

ZIG ZAG Territoires ZZT 313 (T01)

In Salzburg des 18. Jahrhunderts ist das Leben voller Musik. Dafür sorgt der junge Mozart, der neben Späßen und Streichen vor allem wunderschöne Melodien im Kopf hat. Mit seinen Melodien verzaubert er alle Menschen, auf die er trifft. Selbst Widersacher Devilius nebst Neffen Mario müssen sich immer wieder geschlagen geben, wenn Amadeus seine pfiffigen Ideen durchsetzt.

Die Einspielung Immerseels mit Anima Eterna Brugge stellt sicherlich den interessantesten und verdienstvollsten Beitrag zum Debussy-Jahr 2012 dar. Wer glaubt, seinen Debussy aus dem „ff“ zu kennen, der sollte sich dringend diese Aufnahme anhören.

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Hintergrund-Illustration: © Ottilie Gaigl

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A late romantic christmas eve Elena Fink, Le Quatuor Romantique ARS 38 086 (Hybrid-SACD) Im Opernglas 12/2010 heißt es zu dieser CD: „Nun zu den Kuriositäten. Das Ensemble Le Quatuor Roomantique auf der CD „Christmas Eve“ überrascht mit Weihnachtsklassikern in Salonmusik·Formation, so als würde das legendäre Kammerquartett der Titanic zur Unterhaltung bei der Teestunde aufspielen. Dazu leiht Elena Fink dem Team ihren Soubrettensopran…“

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Snow Flakes: A Classical Christmas Øystein Baadsvik, Tuba Frauenchor „Cantus“ Trondheim Symphonieorchester, Torodd Wigum BIS-CD-1885 Klassisches Weihnachtsrepertoire aus England, Deutschland und Skandinavien mal anders, aus der Sicht eines der derzeit weltbesten Tubisten. Auch auf dieser CD stellt Baadsvik wieder unter Beweis, dass es für ihn scheinbar keinerlei (spiel)technische Hindernisse gibt.

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Weihnachten in alten und modernen Gedichten und Geschichten Gelesen von Dietrich Fischer-Dieskau Mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, gespielt vom Duo Crommelynck Claves CLA50-2304 Eine sehr persönliche Weihnachts-CD und gleichzeitig eine Erinnerung an den großen deutschen Bariton, der dieses Jahr verstorben ist.

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Georg Friedrich Händel Christmas with the Vienna Boys´ Choir Weihnachten mit den Wiener Sängerknaben Peter Marschik; Wiener Sängerknaben

W. A. Mozart: Klavierkonzerte Vol. 9 Konzert Nr. 12 - KV 414 A-Dur Konzert Nr. 26 - KV 537 D-Dur Christian Zacharias, Klavier + Leitung Orchestre de Chambre de Lausanne

Capriccio C5160 ( 2 CDs) Die über 500 Jahre währende Tradition der Wiener Sängerknaben, denen auch Haydn, Schubert u.v.a. große Komponisten angehörten, bürgt für eine innige Verbundenheit mit der Musikgeschichte. So traditionsreich wie der Chor sind auch die Weihnachtskonzerte, bei denen die Knaben ihr ganzes Können zeigen.

MDG 940 1759-6 (Hybrid-SACD) Mit dem prachtvollen „Krönungskonzert“ KV 537 setzt Christian Zacharias einen fulminanten Schlusspunkt hinter die vielfach ausgezeichnete Gesamteinspielung sämtlicher Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart. Von Anfang an mit dabei: Das Orchestre de Chambre de Lausanne.

19 18 Felix Mendelssohn Bartholdy: Sämtl. Symphonien – Streichersymphonien – Konzerte, Ouvertüre „Ruy Blas“ I. v. Keulen, R. Brautigam, R. Pöntinen, L. Derwinger Amsterdam Sinfonietta, Bergen Philharmonie BIS-CD-2002 Ein prallvolles Paket mit 11 CDs und Mendelssohns sämtlichen Sinfonien, sämtlichen Streichersinfonien, sämtlichen Konzerten – das alles in der gewohnten BIS-Qualität brandaktuell und innerhalb der letzten fünf Jahre produziert.

Günter Wand Edition: Johannes Brahms, Anton Bruckner, Modest Musorgsky, Pyotr Tchaikovsky Jorge Bolet, Klavier NDR Sinfonieorchester, Günter Wand Profil PH12043 (5 CDs) Günter Wand und das NDR Sinfonieorchester in einer einzigartigen Tondokumentation. Erleben Sie seine Liveaufnahmen epochaler Meisterwerke von Bruckner, Brahms, Mussorgsky und Tschaikowsky. Seine legendären Hamburger Aufnahmen jetzt als exklusive Edition in einer 5 CD-Box erhältlich.

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24 Antonin Dvorˇák: Sinfonien Nr. 3 + 7 Staatsphilharmonie Nürnberg, Marcus Bosch

Sancta Lucia – Licht in dunkler Zeit Kinderchor St. Gregorius Die europäischen Vokalsolisten Steffen Schreyer Cantate C58044 (Hybrid-SACD) Lucia- und Weihnachtslieder aus Schweden und Deutschland, dazu Informationen über den Lucia-Kult im Booklet.

Coviello CLASSICS COV 31212 An neuer Wirkungsstätte hat sich Marcus Bosch gleich wieder ein Großprojekt vorgenommen: Alle neun Sinfonien von Anton Dvorˇák sollen eingespielt werden. Den Anfang machen zwei ziemlich gegensätzliche Werke: die tschechisch-volksnahe Dritte und die eher intellektuell geprägte Siebte.

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CLASS : aktuell

Aktuelle Konzerte: 25. 02. 21. 28. 18. 02. 09. 23.

11. 12. 01. 02. 05. 06. 06. 09.

2012 2012 2013 2013 2013 2013 2013 2013

Château de Grandson, Grandson (CH) Inforama, Hondrich (CH) Hochschule für Musik, Basel (CH) Villa Concordia, Bamberg (D) Schloss Werdenberg, Grabs (CH) Kulturcasino, Bern (CH) Tonhalle, Zürich (CH) Philharmonie, Berlin (D)

Weitere Informationen unter www.davidphiliphefti.com

www.leipzigquartet.com

www.davidphiliphefti.com

Con fuoco Das Leipziger Streichquartett präsentiert die Quartette von David Philip Hefti

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r ist der Shootingstar in der jüngsten Komponistengeneration, und dass das kein Zufall ist, stellt David Philip Hefti mit seinen bislang 4 Streichquartetten fulminant unter Beweis. Lange hat man die Königsgattung der Kammermusik nicht mehr so vielfarbig, so tiefgründig und erfrischend neu erlebt wie in diesen Werken, zupackend und mit vollem Risiko vom Leipziger Streichquartett aufs Podium gezaubert. Aufregend, welch neue Farben der schweizer Komponist dem so gar nicht verstaubten Klangkörper abgewinnt: Silbrige „Sternschnuppen“ schießen vom Himmel, faszinierende PizzicatoVarianten lassen ein in allen Regenbogenfarben schillerndes Leuchten erscheinen, da rumpelt, knirscht und kracht es – um dann wieder in unbeschreiblich schöner Einfachheit das „Guggisberg-Lied“ zu singen. Nie bloßer Effekt, sorgen die außergewöhnlichen Klänge für eine unerhörte Intensität der Stimmungen.

„Mobile“ ist als eigenständiges Werk erfahrbar, dabei sind die sechs Teile ursprünglich konzipiert als Interludien zu den sieben Sätzen des Brahms Requiems. Schon der Beginn geht unter die Haut: „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ lässt sich als Struktur noch erahnen, ist dabei aber so erschütternd klanglos, dass die Vergänglichkeit irdischen Daseins unmittelbar erfahrbar wird. Mit atemberaubender Virtuosität setzen die vier Leipziger die herausfordernden Partituren um, die sämtliche Klangbereiche vor und hinter dem Steg ausloten. Das hat auch den Komponisten überzeugt, der zwei Werke dem Leipziger Streichquartett gewidmet hat. Aus tiefem Verständnis meistern sie die Herausforderungen der Werke und setzen mit dem „Leipzig Sound“ – wie immer – eigene Maßstäbe. Lisa Eranos

David Philip Hefti (*1975) Ph(r)asen – Streichquartett Nr. 1 Guggisberg-Variationen – Streichquartett Nr. 2 Mobile – Streichquartett Nr. 3 con fuoco – Streichquartett Nr. 4 Leipziger Streichquartett MDG 307 1773-2

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Foto Hefti: © Mareike Niemz; Foto Leipziger Streichquartett: © lsqnew Railing

David Philip Hefti | Leipziger Streichquartett

CLASS : aktuell Feldman – Brown – Cage

„… einfach unverkennbar Liebner“

Volière im Rosengarten Die junge Sopranistin Chen Reiss und ihre romantischen Lieder

Purcell, Weber, Meyerbeer, Bellini u.a. The Nightingale and the Rose – Recital Chen Reiss, Charles Spencer ONYX 4104

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Morton Feldman Early Piano Pieces Intermissions / Variations / Nature Pieces / Extensions / Last Pieces / Vertical Thoughts / …

WER 67452 (CD) Koproduktion mit Deutschlandfunk

Thematisch geht es in den 25 Liedern um „Nachtigallen und Rosen“. Das Repertoire, das von 21 verschiedenen Komponisten stammt, umspannt Lieder aus mehreren Jahrhunderten, angefangen vom frühbarocken Henry Purcell bis hin zu den beiden Zeitgenossen Mordechai Zeira und Manning Sherwin: Ein gewaltiges Programm, an dessen Gewicht sich junge Musiker gerne mal verlupfen. Doch nicht so Chen Reiss. Sie hat die Stücke selbst ausgesucht und dann im August diesen Jahres mit dem Pianisten Charles Spencer in Wien eingespielt. Den Schwerpunkt hat die Sängerin auf das romantische Repertoire gelegt, angefangen von Schubert und Schumann über Brahms und Grieg bis hinauf zu Mahler und Mayerbeer. Und in diesem romantischen Ambiente fühlt sich Chen Reiss offenkundig wohl. Dort ist sie hörbar zuhause, auch wenn sie auf ihrem letzten Album „Liaisons“ (Onyx 2010) sich Mozart und dessen Zeitgenossen Salieri und Cimarosa zugewandt hat – und wo sie übrigens ebenfalls zu glänzen wusste. Chen Reiss sagt, sie habe genügend Lieder über Nachtigallen und Rosen gehabt, um gleich zwei Alben damit zu bestücken. Die Auswahl, die sie getroffen hat, ist ebenso persönlich wie zwingend. Das Material wurde in fünf Gruppen mit Namen wie „Eros“ oder „Solitude“ unterteilt, was der Weite und Vielfalt des Repertoires einen gewissen Rahmen verleiht: Wie eine Nachtigall in einer Voliére, die in einem Rosengarten steht. Ihren schönen Gesang stört das nicht. Jonathan Scheiner

Earle Brown Abstract Sound Objects Home Burial / Folio / Twenty-Five Pages / Four Systems / Summer Suite ’95

WER 67402 (4 CDs) Koproduktion mit Deutschlandfunk

D

ie Sopranistin Chen Reiss zählt zur gut ausgebildeten Garde junger Musiker aus Israel, die derzeit nicht nur im Klassikbetrieb, sondern auch im Jazz für viel Furore sorgen. Ihr neues Album heißt „Le Rossignol et la Rose“, benannt nach einem Lied des französischen Komponisten Camille Saint-Saens. Darauf setzt die Sopranistin ihren stimmlichen Höhenflug fort, der sie zuletzt an die Wiener Staatsoper oder an die Seite der Berliner Philharmoniker geführt hat, mit denen sie unter der Leitung von Sir Simon Rattle den Soundtrack zum Film „Das Parfüm“ eingespielt hat.

(the-listener.de)

WER 67472 (2 CDs) Koproduktion mit BR-Klassik

er arbach ert K : Rup Foto

Foto: © Badvinsson & Betz

Sabine Liebner spielt Werke der New York School.

John Cage Etudes Australes Vertriebe: Deutschland: note 1 music gmbh, 06221/720351, [email protected] Österreich: Lotus Records, 06272/73175, [email protected] Schweiz: Tudor, 044/4052646, [email protected] Fordern Sie bitte unseren Katalog an! WERGO, Weihergarten 5, 55116 Mainz, Germany, [email protected] www.wergo.de

CLASS : aktuell Doris Hochscheid und Frans van Ruth www.cellosonate.nl

Niederländische Cellosonaten: Volume 5 Henk Badings: Sonate 1 & 2 Sem Dresden: Sonate 1 & 2 Doris Hochscheid, Violoncello Frans van Ruth, Klavier Audiomax 903 1771-6 (Hybrid-SACD)

Wieder vier pralle KatalogEntdeckungen… Foto: © Carine Bylsma; Foto Sem Dresden | Henk Badings: © Nederlands Musiek Instituut

Volume 5 der hochkarätigen Serie der niederländischen Cellosonaten

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uf der neuesten Edition ihrer vielfach preisgekrönten Reihe mit Cellosonaten aus den Niederlanden bringen Doris Hochscheid und Frans van Ruth Werke von Henk Badings und Sem Dresden zusammen – für viele ältere Niederländer immer noch geradezu ein Tabubruch, denn jenseits aller musikalischen Unterschiede sind die Schicksale der Henk Badings Sem Dresden beiden eng verflochten. Sem Dresden war Direktor des Königlichen Werk über ein vollständiges Zerbröseln im zweiKonservatoriums in Den Haag, als er 1941 unter ten zu einem unglaublich desolaten dritten Satz, deutscher Besatzung sein Amt räumen musste. Sein dessen Ende versöhnliche Hoffnung verspricht. Nachfolger wurde der eine Generation jüngere Ganz anders Badings: Seine Sonaten, von tief Henk Badings. Nach dem Krieg mit dem Vorwurf empfundenem elegischen Grundton, spielen mit der Kollaboration konfrontiert, konnte Badings fernöstlichen Anklängen, die der Komponist in nachweisen, sein Amt so unpolitisch wie möglich seiner Jugend auf Java aufgesogen hat. ausgeübt zu haben; er hatte sogar die Ehefrau Doris Hochscheid und Frans van Ruth haben seines Vorgängers als Gesangslehrerin eingestellt. bereits jetzt Musikgeschichte geschrieben. Mit Während in Dresdens erster Cellosonate die ihrem Projekt „Niederländische Cellosonaten“ Einflüsse Debussys unüberhörbar sind, spannt haben sie nicht nur längst vergessene Komposich in der zweiten ein Bogen von berührender nisten ihrer Heimat rehabilitiert, sondern auch Intensität; verspielt im ersten Satz, mit unge- das Kammermusikrepertoire um eindrucksvolle raden Takten jonglierend, entwickelt sich das Werke erweitert. Ihre meisterhaften Interpreta-

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Niederländische Cellosonaten Volume 1: Audiomax 903 1534- 6 Volume 2: Audiomax 903 1574-6 Volume 3: Audiomax 903 1655-6 Volume 4: Audiomax 903 1703-6

(Hybrid-SACD) (Hybrid-SACD) (Hybrid-SACD) (Hybrid-SACD)

tionen unterstreichen den herausragenden Wert der wiederentdeckten Kompositionen, die noch dazu technisch herausragen und im feinsten 2+2+2 Recording auf Hybrid-SACD veröffentlicht werden. Ich bin sehr gespannt, was wir hoffentlich noch alles kennenlernen werden auf dieser jetzt schon einzigartigen und spannenden musikalischen Entdeckungsreise. Klaus Friedrich

Philipp Vogler

www.stephanschardt.de

Feinst ausgesteuert, mit poetischer Virtuosität! Ferdinand David: Werke für Violine und Klavier

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hne ihn ist Mendelssohns grandioses Violinkonzert nicht denkbar. Ferdinand Davids unvergleichliches Geigenspiel hatten den berühmten Freund fasziniert und inspiriert. Jetzt zeigen Stephan Schardt und Philipp Vogler eine schlüssige Auswahl reizvoller Kompositionen aus der Feder des genialen Virtuosen, dessen spieltechnische Möglichkeiten offenbar keinerlei Grenzen kannten und der dennoch mit sicherem Geschmack sein Virtuosentum in den Dienst tiefster Musikalität stellte. Mit gerade 13 Jahren wurde Ferdinand David Schüler von Louis Spohr – der Beginn einer erfolgreichen Karriere, die ihn zum Konzertmeister an das Leipziger Gewandhaus und zu internationalen Engagements als Solisten in die Metropolen Europas führte. Nicht zuletzt als Lehrer Joseph Joachims war Ferdinand David die zentrale Persönlichkeit der Deutschen Violinschule, dessen Spiel Generationen von Geigern bis heute prägt. Geistreiche Unterhaltung war sein Metier.

Hinter schlichten Titeln wie „Salon-Duett“ oder „Salon-Stücke“ verbergen sich brillante Charakterstücke, kostbare Kleinodien, an denen der unvoreingenommene Hörer die pure Freude hat, die den Kenner jedoch in Erstaunen und Begeisterung versetzen. „Man muss alles kennen, um in Einem das Besondere zu leisten“, so David in einem Brief an Robert Schumann. Die „Trois Impromptus en Forme de Valse“ zeigen, bei aller spielerischen Leichtigkeit im Ausdruck, die enorme Tiefe der kompositorischen Begabung, die jeder ausgewachsenen Sonate zur Ehre gereicht. Für ihre Einspielung konnten die Musiker auf Erstdrucke der Werke aus dem Nachlass Joseph Joachims zurückgreifen, in denen David penibel Bogenführung und Fingersätze festgelegt hatte – mit frappantem Ergebnis: Faszinierend, wie direkt sich diese eher „technischen“ Spielanweisungen auf die musikalische Gestaltung auswirken! Da gibt es Portamenti, dass es eine Freude ist; es entstehen Phrasierungen von unAUSGABE 2012 / 4

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gewöhnlich poetischem Charme, und schon fühlt man sich bei dieser auch technisch feinst ausgesteuerten 2+2+2 Aufnahme unmittelbar in den musikalischen Salon des 19. Jahrhunderts verzaubert – und ist begeistert. Lisa Eranos

Ferdinand David (1810 – 1873) ) Salon-Duett, 12 Salonstücke Suite für Violine solo Trois Impromptus en forme de Valse Philipp Vogler, Klavier Stephan Schardt, Violine MDG 903 1774-6 (Hybrid-SACD)

Fotos: © Sonja Werner

CLASS : aktuell

CLASS : aktuell

Von kleinen Hörern und großen Musikern Spannende Musik für Kinder

Carus CAR83006

Kinderhits mit Witz Peter Schindler Sandra Hartmann, Gesang; Peter Schindler, Piano; Wolfgang Meyer, Klarinette; Markus Faller, Percussion Carus CAR12819

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usik für Kinder – das ist ein weites und (in der öffentlichen Präsentation) eigentlich nicht ausreichend beackertes und beachtetes Feld, obwohl es sogar Preise für gute Kindermusikproduktionen gibt wie den „Leopold“ oder auch die Rubrik „Klassik für Kinder“ beim Echo Klassik. Dabei sollten alle, die mit Kindern zu tun haben, daran interessiert sein, schon Kleine mit Musik zu versorgen: Eltern, Kindertagesstätten und Schulen, weil Musik wichtig für die gesunde seelische Entwicklung ist, soziale Kompetenz, Leistungsbereitschaft und Ausgeglichenheit fördert und die sogenannte „Musikindustrie“, weil die Kleinen von heute die Hörer (und damit Musikkäufer) von morgen sind. Und eigentlich ist es doch so einfach: Kinder haben von sich aus Spaß an Musik. Kaum ein Kind, das nicht singt, das nicht gern tanzt, das nicht Spaß an Rhythmus und Tönen hat. Ideale Voraussetzungen also für die Anbieter kindgerechter Musikproduktionen. Und die gibt es ja auch durchaus. Wobei man verschiedene Produktgruppen grob unterscheiden kann. Da sind zum einen CDs mit Kinderliedern – alten Volksliedern ebenso wie Neuschöpfungen, „nur“ zum Hören oder auch zum Mitsingen, vor allem aber natürlich zum Kennenlernen und anschließendem Nachsingen. Dann gibt es Produktionen, die Kinder zum Hören und Kennenlernen „ernsthafter“ Musik

Kinderleicht 20 Lieder zum Hören und Mitsingen herausgegeben und zusammengestellt von Evelin Kramer und Klaus K. Weigele

Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben Matthias Eisenberg, Orgel

Foto: www.carus-verlag.com

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Peter Schindler

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www.matthias-eisenberg.de

Kinderlieder Vol. 1 Benefiz-Projekt von SWR2 und Carus Kinder singen für Kinder

Matthias Eisenberg

und zum eigenen (ernsthaften) instrumentalen Musikmachen anregen wollen – mit Einspielungen von Musik für Kinder großer Komponisten. Und schließlich finden sich auch Hörspiele, die Kinder zur Beschäftigung mit einem Komponisten oder einer Epoche der Musikgeschichte führen. Beginnen wir einen kleinen Rundgang durch die Angebote also mit den Lieder-CDs. Da ist das „Liederprojekt“, das der Carus-Verlag zusammen mit SWR2 vorantreibt, eine Benefizaktion mit Unterstützung durch zahlreiche Zeitungen und Rundfunkanstalten. Von jeder verkauften CD gehen 2 Euro an Projekte, die das Singen mit Kindern in besonderer Weise fördern. Mit einer bunten Mischung aus Kindersolisten, Kinderchören, Konzertsängern und Instrumentalensembles macht vol. 1 dieser Kinderliedersammlung nicht nur bei Kindern Lust aufs Singen (Carus 83.006). Während diese CD hergebrachte Volkslieder präsentiert, geht Peter Schindler auf Carus 12.819 einen anderen Weg. Seine selbst komponierten „Kinderhits mit Witz“ erzählen vom liebenswerten Herrn Hempel (und wie es unter dessen Sofa aussieht), von der trau-

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rigen Frau Eule, einer verliebten Meerjungfrau, tanzenden Schokoladenhasen, ängstlichen Mäusen und sogar einer politischen Kuh und einem Weihnachtsmann, der Rumba tanzt. Und am meisten freut den Komponisten, wenn die kleinen Hörer diese Ohrwürmer schließlich selbst zum Besten geben. Dieses ins-Ohr-gehen fördern und zum eigenen Nachsingen besonders befähigen will die Produktion „Kinderleicht“ mit Liedern und mehr für viele bunte Tage. Sie bietet 20 vorwiegend neue Kinderlieder in zwei Fassungen: einmal als vollständige Aufnahme mit dem Kinderchor SingsalaSing, dann noch einmal als Mitsingfassung mit Vorspiel und Zwischenspielen. Die beim Carus-Verlag erschienene CD (Carus 12.077) wird ergänzt durch ein gleichnamiges Liederbuch. Dass man Kinderlieder auch anders, nämlich rein instrumental sehr gut transportieren kann, zeigt Matthias Eisenberg mit seinen Orgelimprovisationen über Lieder wie „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald“, „Alle Vögel sind schon da“ oder „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“. Dabei setzt Eisenberg natürlich virtuos die reichen klanglichen Möglichkeiten seines Instruments in (nicht nur Kinder) faszinierender Weise ein (RAM58893). Ganz bewusst hat er sich auf 12 bekannte Lieder konzentriert, die alle von Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedichtet worden sind. Ebenfalls rein instrumental geht es beim „Hoppel Hoppel Rhythm Club“ zu, aber ganz anders als bei Eisenberg: mit swin-

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Markus Bellheim

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Bertold Hummel

Hoppel Hoppel Rhythm Club Volume 2 Jazz für alle Kinder unter 100 Finetone TM8015

Klaviermusik für Kinder Robert Schumann, Franz Schubert, Frédéric Chopin u.a. Idil Biret, Rico Gulda, Jeno Jando Naxos 8503089

Bertold Hummel Tastenspiele Markus Bellheim, Klavier Musicaphon M55716

Foto: www.bertoldhummel.de

Hoffmann von Fallersleben

genden Arrangements des „Männleins, das im Walde steht“ oder der „Vogelhochzeit“ bieten die Musiker einer klassischen Jazzcombo „Jazz für alle Kinder unter 100“ und zeigen, dass das klassische Kinderliedrepertoire weder spießig noch verstaubt ist. Und damit es nicht beim Mitwippen oder im Rhythmus nickenden Kopf bleiben muss, enthält das Booklet praktischerweise alle Liedertexte, so dass aus kleinen und großen Hörern schnell Leadsinger werden können (Finetone FTM8015). Wenn wir uns dem Bereich „Instrumentalmusik für Kinder“ zuwenden, zeigt sich ein deutlicher Schwerpunkt im Bereich Klaviermusik. Das ist auch nicht verwunderlich, denn zumindest klaviertechnische Grundkenntnisse zu erwerben, ist für die Mehrzahl aller auch auf anderen Instrumenten Praktizierenden bis heute Bestandteil der musikalischen Ausbildung. Eine im Wortsinn gewichtige Sammlung aus 3 CD mit Werken von Schubert, Chopin, Debussy, Beethoven, Schumann, Mozart und anderen großen Komponisten ist bei Naxos erschienen (8.503089). Da finden sich natürlich Kompositionen wie etwa Schumanns „Kinderszenen“ oder sein „Album für die Jugend“ und Mozarts „Türkischer Marsch“, aber auch auf den ersten Blick vielleicht überraschende Titel wie Saties „Gymnopedie no. 3“ oder Albeniz‘ „Tango D-Dur“. Bertold Hummel (1925-2002) gehört zu den Komponisten, denen Musik für Kinder stets ein besonderes Anliegen war. Das ist nicht verwunderlich, ist er doch selbst mit einer großen Kinderschar und an die 20 Enkeln gesegnet gewesen. Auf der CD „Tastenspiele“ sind in der Interpretation durch Markus Bellheim kindgeeignete Klavierwerke aus seiner Feder zu hören, u.a. die „10 Klavierstücke für Kinder“ oder „Mimis Tastenspaß“ (Musicaphon M55716). Ähnlich wie Genzmer oder Hindemith bewegt sich Hummel dabei stets im Bereich einer erweiterten Tonalität. Foto: Klaus Steffes-Holländer

Foto: Wikipedia

CLASS : aktuell

Foto: © Andrea Felvégi

CLASS : aktuell

Belá Bartók

Bela Bartok Werke für Klavier Solo Vol. 3 für Kinder Soltan Kocsis, Klavier Hungaroton HCD32626

Aleksander Tansmann Klaviermusik für Kinder Elzbieta Tyszecka Acte Prealable APO 246

Children’s Suite Chinesische Klaviermusik Tsai Chai-Hsio

Zoltán Kocsis

Das wiederum kann man von Belá Bartók nicht behaupten, der 1908/09 das Album „Für Kinder – leichte Volkslieder“ in zwei Sammlungen herausgab. Zoltán Kocsis hat sie 1995 bei Hungaroton eingespielt; 2009 sind die Aufnahmen remastered auf SACD im Rahmen der Bartók-Gesamtaufnahme als vol. 26 neu erschienen (HCD32526). Auch Bartók war das Heranführen der Jugend an gute Musik stets ein Anliegen, genau wie dem 1986 verstorbenen Aleksander Tansman. Der wollte eine Brücke schlagen zwischen den hergebrachten schulisch-methodischen Übungen und dem wirklichen Repertoire großer Meister. Vor allem in Frankreich, Italien und den USA wurden seine entsprechend konzipierten Werke begeistert in das Unterrichtsmaterial der Musikschulen aufgenommen. Elzbieta Tyszecka hat seine Sammlungen „Happy Time“ und „Ten Divisions“ jetzt für das polnische Label Acte Préalable eingespielt (AP0246). Natürlich machten und machen sich nicht nur europäische Komponisten Gedanken über Musik für Kinder. Dass dies auch in China ein Thema ist, zeigt die Pianistin Tsai Chai-Hsio auf einer Thorofon-Einspielung mit dem schönen Titel „Children’s Suite“ (CTH2034). Enthalten sind darin poetische Titel verschiedener chinesischer Komponisten wie „Die Milchstraße am 7. Juli“, „Blumen und Mondlicht an einem Frühlingsfluß“ oder der „Löwentanz zum neuen Jahr“. Eine sehr schöne Einführung in eine ganz andere Kultur und Klangwelt – keineswegs nur für Kinder.

Einen pädagogischen Ansatz verfolgt auch der bekannte Cellist Stephen Isserlis, der zusammen mit dem Pianisten Stephen Hough für das schwedische Label BIS Records das „Children’s Cello“ eingespielt hat (BIS-CD-1562). Er betont, dass es sich um Stücke für Cello-Studenten jeden Alters handele, geschrieben von Sheila Nelson, Boccherini, Mendelssohn, Frank Bridge und Fauré. Bis heute überrascht dieses 2006 erschienene Album durch ungebrochene Nachfrage, was zeigt, dass der Ansatz so schlecht nicht gewesen sein kann. Um die 250 Jahre früher machte sich bereits Leopold Mozart Gedanken um kindgerechte Musik. Das lag nahe, denn neben dem Management seines begnadeten Sohnes und dem Job als Kapellmeister war er auch ein leidenschaftlicher Lehrer. Und so schrieb er eine ganze Reihe von Sinfonien, die geeignet sind, auch Kinder zu begeistern. Besonders bekannt wurde seine „Kindersinfonie“, die eigentlich „Berchtesgadener Musik“ heißt: in der kann man diverse Kinderspielzeuge hören. Kevin Mallon hat um diese Kindersinfonie andere geeignete Sinfonien des Meisters gruppiert und mit dem Toronto Chamber Orchestra für Naxos eingespielt (8.570499). Aber Kinder (und Erwachsene) hören ja nicht nur gern gute Musik, sondern freuen sich auch, wenn es zusätzlich auch noch was zu sehen gibt. In dieser Erkenntnis hat das Ballett des Londoner Royal Opera House eine einzigartige, umfangreiche DVD-Sammlung herausgegeben. Auf vier DVDs gibt’s „Ballett für Kinder“,

Foto: www.stevenisserlis.com

Foto: Christian Steiner

THOROFON CTH2034

Children’s Cello Musik von Nelson, Boccherini, Mendlessohn, Bridge, Faure u.a. Steven Isserlis, Cello Stephen Hough, Klavier BIS-CD-1562

Stephen Isserlis

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Stephen Hough

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Foto: Wikipedia

Foto: www.kevinmallon.ca

Kevin Mallon

Leopold Mozart

Leopold Mozart – Kindersinfonie Neue Lambacher Sinfonie u.a. Toronto Chamber Orchestra Kevin Mallon Naxos 8570499D

nämlich „Alice im Wunderland“, „Der Nußknacker“, und bei Arthaus erschienen (101-804 DE). Sie erzählt „Peter und der Wolf“ und die „Tales of Beatrix Potter“. die bekannte Geschichte, von Prokofiev eigentlich Vier Juwelen aus dem Repertoire des Royal Ballet in für einen Erzähler und Orchester konzipiert, völlig märchenhaften Inszenierungen mit wunderbar farben- neu: Auf die Erzählung wird verzichtet, denn über den frohen Kostümen, die auch erwachsene Ballettlieb- musikpädagogischen Ansatz hinaus, den Prokofiev verfolgte, sieht Templeton noch eine ganz andere haber begeistern sollten (Opus Arte 1096BD). Nun gibt es nicht nur kindergeeignete Ballette, Ebene: „Für uns war es von Anfang an eine klassische sondern auch ganze Opern, die für Kinder geschrie- Geschichte über das Erwachsenwerden“. So haucht ben wurden. Der tschechische Komponist Hans Krása sie den liebevoll und aufwendig gestalteten Puppen Leben ein und lässt sie eine Geschichschrieb 1938 auf ein Libretto von te hinter der Geschichte erzählen. Sie Adolf Hoffmeister eine kleine Oper erzählen von einer Welt, in der Wölfe über zwei Geschwister, die die Kraft Enten fressen. Sie erzählen aber auch der Gemeinschaft entdecken und den von einer Welt, in der ein kleiner bösen Leierkastenmann besiegen: Junge außergewöhnlichen Mut ent„Brundibár“. 1943, als Krása schon wickelt und mit Hilfe eines drolligen nach Theresienstadt deportiert war, Vogels und einer verträumten Ente schuf er dort eine den Lagerverhältdiesen Wolf bezwingt. nissen angepasste Fassung, die im Eine andere Produktion lebt daKonzentrationslager zur Aufführung gegen geradezu von der Rolle des Erkam. Unter der Leitung von Friedemann zählers: Lutz Görner präsentiert auf Keck ist diese Kinderoper für EDA Naxos NHB12101 die schönsten MeloRecords produziert worden und wird dien vom Barock bis zur Romantik für auf EDA15 mit einem Feature von Hans Krása große und kleine Leute. Zur Musik von Hannelore Wonschick über „Brundibár und die Kinder von Theresienstadt“ kombiniert und Bach, Beethoven, Händel, Boccherini, Vivaldi, Haydn, Mozart u.a. gibt es Liedtexte von Goethe, Schiller, so zu einem einzigartigen Zeitzeugnis. Einzigartig ist auch der Animationsfilm „Peter und Mörike, Hoffmann von Fallersleben und Daniel Schuder Wolf“, 2006 von der mehrfach mit Preisen aus- bart, die Görner mit seiner markanten Stimme zur gezeichneten Regisseurin Suzie Templeton produziert Musik rezitiert. Und er erzählt sehr anschaulich

Das kleine Känguru Jimmy auf Reisen Ein musikalisches Hörspiel von Jakob Straub

Wie Timmy Lust auf Musik bekam Eine musikalische Zeitreise für Kinder von und mit Andreas Haas

Spektral 8375912

Ars Produktion ARS38901

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Lutz Görner Musik für Kinder Naxos Hörbuch NHB12101

Ballette für Kinder Box mit 4 DVD-Video Opus Arte OA1096BD

Brundibár Eine Oper für Kinder von Hans Krása EDA Records EDA15

Sergej Prokofieff Peter und der Wolf Arthaus 101804DE (DVD-Video)

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Foto: Martina Reinbold

CLASS : aktuell

Komm wir fahren nach Amerika Antonin Dvorˇáks Reise nach Amerika anhand seiner 9. Sinfonie MDG 337 1670-2

Felix und Fanny auf Reisen Ein Hörspiel mit klassischer Musik für Kinder ab 6 Jahren Musicaphon M56945

Georg Friedrich Händel Der Messias Markus Vanhoefer

vlnr. Thomas Honickel, Stefan Blunier, Michael Horn

Geschichten aus der Welt der Musik über die Jahrhunderte. Das Ergebnis ist eine kleine klingende Musikgeschichte. Die Idee, Musikgeschichte in Geschichten verpackt zu transportieren, verfolgt auch der Querflötist und Musikpädagoge Andreas Haas mit seiner musikalischen Zeitreise für Kinder: „Wie Timmy Lust auf Musik bekam“, erschienen bei Ars Produktion (ARS38901). Timmy möchte gern Querflöte spielen, ist aber zu faul zum Üben. Doch dann erlebt er nachts in seinen Träumen abenteuerliche musikalische Reisen an Königshöfe, in die Wiener Oper und auf eine mittelalterliche Burg. Mit seinen Musikgeschichten tritt Haas sehr erfolgreich in Schulen und Konzertsälen auf. Reisen können aber nicht nur kleine Jungen, sondern auch kleine Kängurus. Und so geht in „Hopplahopp“ das kleine Känguru Jimmy auf Reisen – denn es ist neugierig. Durch Zufall gelingt es ihm, mit einem Orchester auf Tournee zu gehen und auf dieser Reise viele verschiedene Musikstile kennen zu lernen – von Bach bis Stolz, von Verdi bis Thelonius Monk. Das musikalische Hörspiel für Kinder ab 5 Jahren von Jakob Straub ist bei Spektral erschienen (SRL4-08036). Und schließlich reisen nicht nur kleine Jungen und kleine Kängurus, sondern auch Komponisten. So machte sich 1892 Antonin Dvorˇ ák aus Böhmen auf die lange Reise nach New York, denn er war dort zum Konservatoriumsdirektor ernannt worden. Wie kam es dazu,

Igel-Genius IGELCD436

W.A. Mozart Don Giovanni Katharina Neuschaefer Igel-Genius IGELCD437

Max und die Käsebande Peter Schindler Musik-Criminal Luzerner Kantorei, Eberhard Rex Carus CAR12811

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was passierte unterwegs und kann man die Indianer in der Musik „Aus der neuen Welt“ wirklich heraushören? Man kann, denn kindgerecht und spannend erzählt Christian Firmbach auf MDG 337 1670-2 einen unterhaltsamen und spannungsreichen Soundtrack aus Biografie, Märchen und Musik zur 9. Sinfonie. Eine fiktive Reise dagegen unternehmen Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Schwester Fanny in „Felix und Fanny auf Reisen“. Felix ist überlastet und braucht dringend Urlaub. Und deshalb gehen er, seine Schwester und sein Streichquartett im Musiktheaterstück von Jörg Schade und Franz-Georg Stähling auf eine abenteuerliche Reise durch viele Länder und Städte mit viel Musik von Felix und von Fanny. Das Hörspiel für Kinder ab 6 Jahren ist bei Musicaphon erschienen (M56945). Auch Georg Friedrich Händel ist viel gereist in seinem Leben. Einmal segelte er von London nach Irland, genauer nach Dublin, und das nicht fiktiv, sondern wirklich. Dort, in einem Lokal mit zweifelhaftem Ruf, dem „Bull’s Head“, sollte nämlich sein Oratorium „Der Messias“ aufgeführt werden. In seinem Hörspiel für Kinder ab 8 erzählt Markus Vanhoefer von den bemerkenswerten Umständen, unter denen Händels berühmtestes Werk zur Uraufführung kam, dessen „Hallelujah“-Chor heute eines der meistgespielten Stücke klassischer Musik ist (Igel Genius 436). Ebenfalls in der Reihe „Starke Stücke“ ist bei Igel Genius unter Bestellnummer 437 ein Hörspiel für Kinder ab 8 Jahren um den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart erschienen. Ein ungesühntes Verbrechen, ein Mord und eine Wette mit einem Toten. Es gibt nichts, wovor Don Giovanni zurückschrecken würde – was für ein Opernstoff! Und doch fühlt sich Mozart gar nicht wohl, als er 1787 mit der Komposition beginnt, denn es geschehen merkwürdige Dinge. Verliert er den Verstand oder liegt auf dieser Oper tatsächlich ein Fluch? Das ist also schon eine mysteriöse Kriminalgeschichte. Eine vergnüglich, spannende Kriminalgeschichte können Kinder im Musik-Criminal „Max und die Käsebande“ von Peter Schindler erleben: In Käsien wurde der Käsekönig Kurt von seinem Schatzkanzler Yogi Yoghurt und dessen Handlanger Rolly Harzer geputscht, weil diese den Weltmarkt mit fadem Einheitskäse erobern wollen. Da müssen sich die einheimischen Käser mit den pfiffigen Mäusen der Käsebande und ihrem Anführer Max verbünden, um die alte Ordnung wieder herzustellen (Carus 12.811/99). Käse schließt bekanntlich den Magen und somit auch diese kleine Rundreise durch die Welt empfehlenswerter Produktionen für Kinder. Doch wie sagte Peter Lustig zum Schluss immer so schön? „Und nicht vergessen: abschalten!“ Das schönste ist immer noch: Selbst Musik mit Kindern (und für Kinder) machen… A. Rainer

CLASS : aktuell

Wunderbare Freude! Wunderbare Nacht! Der Hymnus-Chor verbindet Tradition mit Schlagfertigkeit

02. 12. 2012 04. 12. 2012 23. 12. 2012 26. 19. 26. 01. 02.

12. 01. 01. 02. 02.

2012 2013 2013 2013 2013

Fernsehgottesdienst, Stiftskirche Stuttgart Weihnachtsoratorium für Kinder, Gedächtniskirche Stuttgart Weihnachtsoratorium, Stadtkirche Giengen a. d. Brenz Weihnachtsoratorium, Liederhalle Stuttgart Stiftskirche Tübingen Stadtkirche St. Laurentius Nürtingen Stiftskirche Stuttgart Stadtkirche Esslingen

„Es ist eine faszinierende Aufgabe die Knaben schon im Alter von 8 Jahren an die großen Werke heran zu führen. Dabei entdecke ich immer wieder, dass schon Bach als Knabenchorleiter genau wusste, was Jungs begeistert und welche klaren musikalischen Formeln unmittelbar zu Ohrwürmern werden - ein Leben lang.“

www.hymnus-chor.de

W

eihnachten mit den Hymnus Chorknaben. Das Spektrum dieser neu aufgenommenen Super-Audio-CD ist groß: Von Eccard und Schütz über Bach und Brahms bis zu Reda und Willcocks reicht über mehrere Jahrhunderte die Bandbreite des Chores, der auf eine 111-jährige Tradition zurückblicken kann. Groß angelegte Motetten sind ebenso zu hören wie intime Liedsätze und festliche, dabei mehrchörig im Kirchenraum verteilte Klangkompositionen. Chorleiter Rainer Johannes Homburg kann auf ein beachtliches Instrumentarium zurückgreifen: Neben Orgel, Cello und Violone für den basso continuo sind drei Schlagzeuger beteiligt, die in Praetorius´ „Der Morgenstern ist aufgedrungen“ mit Crotales und Glockenspiel ein fantastisches Glitzern an den akustischen Himmel zaubern. Eindrucksvoll, welche Wucht „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt durch den Einsatz von Becken, Tamburin und Pauke entfaltet! In Siegfrid Rhedas Magnifical peregrini toni konzertieren Kay Johannsen an der Orgel mit dem Solisten- und Hauptchor, während Praetorius „Es ist ein Ros entsprungen“ mit Marimbaphon,

Glockenspiel und Triangel eine überraschend festliche Klangwendung erfährt. Rainer Johannes Homburg Bachs großartige doppelchörige Motette „Fürchte dich nicht“ bildet den Höhe- und Schluss- punktik und affektgeladenen Ausdruck meistern. punkt dieser farbenreichen Einspielung, welche Auch ein Knabensolo ist zu hören: Beim die Knaben und jungen Männer mit kristall- „Quempas“ singen, nach alter Tradition, viele klaren Stimmen, spürbarer Begeisterung und Gruppen verschiedener Größe an fünf Stellen in einem erstaunlichen Gespür für barocke Kontra- der Kirche verteilt, bis am Schluss die gesamte Gemeinde zusammen mit allen Instrumenten (und sicherlich vielen Hörern) mit einstimmt: Gottes Sohn ist Mensch geborn. Fazit: Eine willkommene und stimmig gelungene Einstimmung aufs Fest. Klaus Friedrich „Machet die Tore weit“ Weihnachtliche Chormusik von Hammerschmidt, Praetorius, Schmidt, Schütz, Clanché, Willcocks, Brahms, Eccard, Reda, Riedel, Becker, Bach Stuttgarter Hymnus-Chorknaben Rainer Johannes Homburg, Leitung Kay Johannsen, Orgel MDG 902 1725-6 (Hybrid-SACD)

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Foto: © Philip Schäfer

Termine in der Weihnachtszeit:

NEUHEITEN HYPERION

MN RECORDS

FRANZ SCHUBERT String Quintet in C major Quartettsatz Takács Quartet Roger Kirschbaum CDA 67864

MICHAEL NYMAN Chamber Music Vol.1 Piano Trios 1992 - 2010 Fidelio Trio MNRCD 120

18th-Century Portuguese Love Songs L’Avventura, London / Medeiros Seara / Ozmo / ZAK CDA 67904

MICHAEL NYMAN Chamber Music Vol. 2 String Quartets 1-3 Balanescu Quartet MNRCD 124

The Romantic Piano Concerto Vol.58 PIXIS/THALBERG Howard Shelley Tasmanian SO CDA 67915

CHANNEL CLASSICS PHILIP GLASS Metamorphosis, The Hours Lavinia Meijer CCS 33912

The Music I Love Rachel Podger SEL 6212 • 2CD

MAHLER-ZYKLUS

Die neue CD von Lavinia Meijer ist bereits in den hollänidschen Pop-Charts!

SUPRAPHON

VIVALDI/JIRANEK/REICHENAUER Musica da Camera Collegium Marianum Jana Semeradova SU 4112 • 2CD

ANALEKTA

JAN DISMIAS ZELENKA Missa Nativitatis Domini in D major Sojkova / Cukrova / Brezina / Kral Musica Florea / Marek Stryncl SU 4111

MUSICA FICTA

LUDWIG SENFL All Ding ein Weil Denys/La Caccia Patrick Denecker MF 8015 CODAEX DEUTSCHLAND Landsberger Strasse 492, 81241 München +49 (0) 89 82 00 02 34 http://blog.codaex.de www.facebook.com/codaex.deutschland

GUSTAV MAHLER Sinfonien Nr. 1-10 / Totenfeier / Das Lied von der Erde / u.a. Harding / Jansons / Fischer / Maazel / Boulez / Haitink / Royal Concertgebouw Orchestra / u.a. RCO Live • RCO 12101 • 10 DVDs RCO Live • RCO 12102 • 10 BLURAY DISCs

JOHANN SEBASTIAN BACH Brandenburg Concertos Ensemble Caprice Matthias Maute AN 29996 • 2CD

EPR-CLASSIC

JOHANN SEBASTIAN BACH Cello Suites + Documentary Pieter Wispelwey EPRC 012 • 2CD+DVD Neben der Doppel-CD enthält die Box eine Bonus-DVD mit dem Dokumentarfilm „392“.

Diese beeindruckende Box mit 11 DVDs (oder Blu Ray Discs) ist das Ergebnis des Mahler-Zyklus`, den das Royal Concertgebouw Orchestra in den Mahler Jahren 2010 & 2011 zur Aufführung brachte. Unter der Leitung von nicht weniger als acht verschiedenen Weltklasse-Dirigenten ein wahres Denkmal.

Foto: Uwe Hauth

CLASS : aktuell

www.maxbrodtrio.eu

Debüt und Finale – höchst anspruchsvoll und von großer Dimension

Franz Schubert Klaviertrio B-Dur D 898 / Notturno D 897 Max Brod Trio

Max Brod Trio präsentiert Beethovens erstes und letztes Klaviertrio

I

n der Gegenüberstellung des späten Erzherzogtrios mit dem frühen Trio op. 1,2 zeigt das jugendlich aufspielende Max Brod Trio die gewaltige Entwicklung, die Beethovens kompositorisches Schaffen, aber auch die Gattung des Klaviertrios genommen hat – ein faszinierender Einblick in die Musikgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm nicht: Als sein op. 1 veröffentlichte Ludwig van Beethoven eine Reihe von bis dahin noch ziemlich unüblichen Klaviertrios. Doch damit nicht genug: Mit einem Scherzo oder Menuett erweiterte er die neue Gattung auf vier Sätze und erhob damit Anspruch auf dieselbe Wertschätzung, die sonst nur der großen Sinfonie zuteil wurde. Welche Hochachtung der junge Komponist bereits in Kennerkreisen genoss, lässt sich auch daran ablesen, dass Fürst Lichnowsky äußerst erfolgreich die Subskription des Erstdrucks organisierte. Und die Unterstützung durch adlige Gönner sollte ein Leben lang anhalten – seit dem Jahre 1809 bezog Beethoven sogar ein Jahresgehalt ohne nähere Verpflichtungen! Maßgeblichen Anteil daran hatte der Erzherzog Rudolph, Mitglied der kaiserlichen Familie und selbst talentierter Pianist. Beethoven widmete ihm etliche Werke, darunter auch das berühmte

Audiomax 703 1608-2

Antonín Dvorˇák Klaviertrio op. 65 / Dumky op. 90 Max Brod Trio Audiomax 703 1682-2

Klaviertrio op. 97, das fortan als „Erzherzogtrio“ bekannt wurde. Wie bei den frühen Trios op. 1 ist der Klavierpart auch hier ungewöhnlich virtuos gehalten – ob der Erzherzog selbst am Flügel saß? Bestimmt. Allerdings ist sicher überliefert, dass Beethoven die öffentliche Uraufführung am 11. April 1814 selbst spielte – es sollte sein letzter öffentlicher Auftritt als Pianist werden. Die brandaktuelle Neueinspielung aus dem Konzertsaal der Abtei Marienmünster ist als SuperAudio-CD im 2+2+2 Recording erschienen und erlaubt auch dem CD-Hörer ein unmittelbar körperhaftes Dabeisein in allerbester Akustik bei feinst abgestuften Klangfarben: Ein Hinhörer! Lisa Eranos AUSGABE 2012 / 4

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Ludwig van Beethoven (1770-1827) Trios op. 1,2 und op. 97 Max Brod Trio Audiomax 903 1764-6 (Hybrid-SACD)

6312 Anzeige CLASS 11_12 Klöcker-Box_Reger-Box_Layout 1 17.11.12 18:01 Seite 1

Serenade für Dieter Klöcker "Das Consortium Classicum agiert effektvoll und mit Verve." (FonoForum) "... mit größter Delikatesse und kaum zu überbietendem Schwung." (Klassik.com) "Ersteinspielung der Bläserserenaden von Hummel in Sextett- und Oktettbesetzung. Makellose Perfektion, klangtechnisch auf höchstem Niveau." (HiFi Vision) "Da auch musikalisch und aufnahmetechnisch alles zum Besten geriet, bleibt nur noch die nachhaltige Empfehlung.” (Stereoplay) ” ... da kommt es immer wieder zu aberwitzigen-virtuosen Passagen und sie werden mit der dem Ensemble eigenen Akribie und instrumentalen Meisterschaft zelebriert.” (Stereoplay) MDG 301 1775-2 (Box mit 7 CDs) UVP EUR 24,50

CD 1 Giocchino Rossini Sechs Quartette für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott CD 2 Johann Nepomuk Hummel Bläserserenaden CD 3 Ignaz Joseph Pleyel Bläserserenaden CD 4 Carl Czerny Nonet (1850) Grande Sérénade Concertante op. 126 CD 5 Joseph Haydn/Gambaro Klarinettenquartette CD 6 W. A. Mozart Sinfonia Concertante Variationen nach KV 382 für Klarinette und Orchester Konzert für Klarinette und Orchester KV C 14.06 CD 7 Portrait Consortium Classicum

Max Reger - J. S. Bach „Das Inferno auf der Orgel.” (SZ) „... setzt die Gesamteinspielung durch Rosalinde Haas Maßstäbe, an denen man sich zukünftig zu orientieren hat.” (FAZ)

Sämtliche Orgelwerke Sämtliche Orgelbearbeitungen Rosalinde Haas MDG 315 1645 -2 (Box mit 14 CDs) UVP EUR 50,00

„Konkurrenzlose Edition!” (FonoForum)

Bachstraße 35 · 32756 Detmold Telefon 05231 - 93890 · Fax 05231 - 26186 [email protected] · www.mdg.de

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm Vertrieb: Codaex Deutschland GmbH · Tel. 089-82000233 · Fax 089-82000093 / Gramola Wien · [email protected] / MusiKontakt Zürich · [email protected]

Foto: © Marco Borggreve

CLASS : aktuell

Pathetischer Gestus und schmissige Fröhlichkeit

G

erade 150 Jahre ist es her, dass die Göttinger Bürger voller Selbstbewusstsein „ihr“ Orchester gründeten. Bis heute hat gerade die Moderne immer wieder eine große Rolle im Repertoire des Klangkörpers gespielt. Zum Jubiläum engagierte man mit Reinhold Friedrich einen der bedeutendsten Trompeten-Solisten unserer Zeit für eine Produktion mit russischen Trompetenkonzerten des 19. und 20. Jahrhunderts. Da steht natürlich Aratunjans Kassenschlager zum Vergleich – aber auf dieser brandneuen SACD gibt es auch Neuland zu entdecken: Das „Romantische Konzert“ von Ilja Schachow erweist sich als erlesene Kostbarkeit, welche die Musiker hier mit viel Gefühl und knisternder Spannung aus der diskografischen Taufe heben… Schachow ist so wenig bekannt, dass außerhalb des russischen Sprachraums nicht einmal sein Name richtig geschrieben wird. Dabei komponierte er die farbenfrohe Musik zum wohl berühmtesten russischen Puppentheaterspiel – als Autodidakt! Als Zeitgenosse Arutjunjans geriet er zuvor in die Wirren der Stalinzeit und wurde zum Torfstechen abkommandiert – was seiner Musik voll prallen Lebens keinen Abbruch tat.

Foto: © Rosa Frank

Russische Trompetenkonzerte im Jubel-Glanz des Göttinger Symphonie Orchesters

Christoph-Mathias Mueller

Reinhold Friedrich

Mit großer pathetischer Geste eröffnet Sergei Wassilenko sein Trompetenkonzert, das von weit ausschwingenden elegischen Bögen und – im dritten Satz – von berstender Fröhlichkeit geprägt ist. Oskar Böhme, Vater der russischen Trompetenmusik mit sächsischen Wurzeln, liefert mit seiner schmissigen Tarantella „La Napolitaine“ einen schwungvollen Gegensatz zu den groß angelegten Konzerten. Hier und in Goedickes Konzertetüde kann Reinhold Friedrich seine glänzende Virtuosität präsentieren. Er wird dabei stets geschmeidig und opulent vom Göttinger Symphonie Orchester unter seinem Chefdirigenten Christoph-Mathias Mueller begleitet. Da das Ganze in strahlendem 2+2+2 Recording aufgezeichnet wurde, wird auch der audiophile Hörer unmittelbar mitgerissen. Herzliche Gratulation zu einem Klangfest der Extraklasse! Klaus Friedrich

Konzerte mit dem Göttinger Symphonie Orchester 28. 02. 2013 Göttingen Lucas Macías Navarro, Oboe Christoph-Mathias Mueller, Leitung Chabrier Mamlok (UA), Beethoven 09. 03. 2013 Göttingen Kolja Lessing, Violine und Klavier Christoph-Mathias Mueller, Leitung Debussy, Britten, Saint-Saëns, Franck, Ravel 30. 05. 2013 Göttingen Rachel Barton Pine, Violine Christoph-Mathias Mueller, Leitung Bartok, Bruckner 15. 06. 2013 Göttingen Der Cyberdirigent von Aleksey Igudesman und Sebastian Gürtler für 2 Violinen, 2 Schauspieler und Symphonieorchester www.gso-online.de

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Russische Trompetenkonzerte Werke von A. Arutjunjan, S. Wassilenkow, A. Goedicke, I. Schachow, O. Böhme Reinhold Friedrich, Trompete Göttinger Symphonie Orchester Christoph-Mathias Mueller, Ltg. MDG 901 1770-6 (Hybrid-SACD)

Im Blickpunkt

CLASS : aktuell Orchester und Konzert

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Klavierkonzert Nr. 17 G-Dur Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur „Krönungskonzert“ Ronald Brautigam, Fortepiano Die Kölner Akademie Michael Alexander Willens BIS-SACD-1944

Die dritte SACD dieser Serie bringt neben dem Konzert Nr. 17, einem der wenigen Klavierkonzerte, die Mozart für sich selbst als Solisten schrieb, auch ein sehr bekanntes: Das Konzert Nr. 26, genannt das „Krönungskonzert“. Angeblich wurde es aufgeführt bei der Krönung Kaiser Leopold II. in Frankfurt im Oktober 1790, daher der Name.

Unausrottbare Legende Doch dies ist ein Irrtum: Mozart hat das heute wegen seiner melodischen Schönheit und rokokohaften Leichtigkeit so beliebte Konzert zwar in Frankfurt gespielt, allerdings eine Woche nach der Krönung, ohne Teil der Feierlichkeiten zu sein, und es wurde auch nicht für diesen Anlass komponiert, sondern schon ein Jahr früher in Wien für seine Schülerin Barbara Ployer, die es auch uraufführte.

Arthur Honegger (1892-1955) Sämtliche Symphonien Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck Roman Brogli-Sacher Musicaphon M56942 (Hybrid-SACD)

Geboren 1892 in Le Havre als Sohn Schweizer Eltern vereinigte Arthur Honegger als Komponist lebenslang Eigenschaften des französischen und des deutschsprachigen Kulturkreises in sich, was ihn zu einem der reizvollsten Musiker seiner Zeit machte. Vielseitigkeit und Offenheit verschiedensten Stilen gegenüber, der Willen und das Können zur Anknüpfung an die (deutsch-romantische) Tradition sowie der Mut zu neuen Themen und Formen zeichnen sein Werk aus, das er vor allem in Paris schuf, wo er seit 1913 dauerhaft lebte.

Handwerklich solider Bürgerschreck

Dal Segno DSPRCD063

Hélène Grimaud wurde 1969 im südfranzösischen Aix-en-Provence geboren. Sie studierte bei Jaques Rouvier. Außerdem lernte sie bei Geneviève Joy Kammermusik. Sie schloss ihre Ausbildung 1985 mit dem „Premier prix“ im PianoFach des Conservatoire ab und nahm nur kurz nach dem Diplom ihre erste CD mit Rachmaninows „Sonate No. 2“ und den „Etudes-Tableaux op. 33“ auf (Grand Prix du disque 1986).

Durchgestartet

Er gehört zu den sechs Komponisten, die auf merkwürdige Art und Weise zu Mitgliedern einer vermeintlich programmatischen Gruppierung wurden, der „Groupe des Six“. Am stärksten hatten ihn von Jugend auf Richard Wagner, Max Reger und Richard Strauss beeinflusst. Für ihn stand im Zentrum der Aufmerksamkeit die detaillierte und ernsthafte Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Instrument, wie sie am besten in der Kammermusik möglich war. Zugleich aber hatte er Sinn fürs Provokative und Unkonventionelle, wie er es in seinen programmatischen Orchesterwerken „Pacific 231“ (1923) und „Rugby“ (1928) oder auch in seinen Filmmusiken vorführte. Honegger kultivierte in sich eine Mischung aus Bürgerschreck und solide gegründetem Handwerk, die ihn zu einem, wenn nicht dem herausragenden Komponisten im Kreis der Six werden ließ.

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Sergei Rachmaninoff Klavierkonzert c-Moll op. 18 Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 36 Etudes Tableaux op. 33 Preludes opp 32,2 und 32,12 Hélène Grimaud, Klavier Royal Philharmonic Orchestra Jesús Lopez-Cobos

Sie belegte Meisterkurse bei György Sandor und Leon Fleisher. 1987 spielte sie ihr erstes öffentliches Recital in Paris, wurde in Cannes auf der Midem der Musiköffentlichkeit vorgestellt und begegnete außerdem Daniel Barenboim, der sie 1988 mit dem Orchestre de Paris begleitete. Damit begann ihre große internationale Karriere.

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Richard Strauss (1864-1949) Eine Alpensinfonie, op. 64 Symphonische Fantasie aus „Die Frau ohne Schatten“ São Paulo Symphonieorchester Frank Shipway BIS-SACD-1950

Auch wenn Strauss selbst von einer „Sinfonie“ sprach: Dies ist eine großformatige sinfonische Dichtung, die letzte in einer Reihe von Meisterwerken wie „Don Juan“, „Also sprach Zarathustra“ oder „Ein Heldenleben“. Ab 1900 trug Strauss schon die Idee zu einem Orchesterwerk mit der grandiosen Natur der Alpen als Thema mit sich herum. Knapp zehn Jahre später setzte er die Idee dann um. Es ist aber falsch, platte und direkte Naturverherrlichung in diesem Werk zu sehen. Wie auch in anderen sinfonischen Dichtungen geht es um die Befreiung der Seele durch harte Arbeit, ganz im Sinne Nietzsches. Dargestellt hier in 22 Sequenzen, die den Auf- und Wiederabstieg in den Bergen darstellen.

Der sinfonische Dichter Dazu bedient sich Strauss, der ohnehin nicht zu sparsamer Instrumentierung neigte, des größten je von ihm eingesetzten Orchesterapparats. Er sagte selbst, er habe bei der Instrumentierung der „Alpensinfonie“ sehr viel gelernt. Das merkt man denn auch dem nächsten Werk an, das er nach der „Alpensinfonie“ schrieb. Die Oper „Die Frau ohne Schatten“ glänzt durch eine ungemein farbenreiche Instrumentierung.

Im Blickpunkt Kammermusik

DANIEL BARENBOIM ECHO-PREISTRÄGER 2012 FÜR SEIN LEBENSWERK Fantasie für Viola und Klavier: Rebecca Clarke: Sonata (1919) Robert Schumann: Fantasiestücke op. 73; Märchenbilder op. 113 Paul Hindemith: Sonate op. 11,4 Duo Sellheim: Konstantin Sellheim, Viola Katharina Sellheim, Klavier Musicaphon M56932

Wenn eine CD „Fantasie“ für Viola und Klavier heißt, dann wird es vielleicht überraschen, dass nicht weniger als zwei der vier eingespielten Werke der klar definierten Form der „Sonate“ folgen und so auch betitelt sind. Aber „Fantasie“ ist ja nun einmal keine musikalische Gattungsbezeichnung, sondern bringt eine geistige Grundhaltung, ein Programm zum Ausdruck. Damit ist nicht gemeint, dass es sich im eigentlichen Sinn um „Programmmusik“ handelt – keines der vier Werke weist klare inhaltliche Bezüge zu einem vorgegebenen Programm auf. Und doch hat man beim Hören leicht den Eindruck, dass hier Geschichten erzählt werden.

Zauberhafte Erzählungen

Antonín Dvorˇák (1841-1904) Silent Woods – Stille Wälder Originalwerke und Transkriptionen für Cello und Klavier Christian Poltéra, Violoncello Kathryn Stott, Klavier BIS-SACD-1947

Lang und alles andere als geradlinig war Dvorˇáks Weg mit dem Cello bis zu seinem berühmten Cellokonzert. Zwar schätzte er das Instrument wegen seiner Klangfarbe, die er in seinen Orchesterwerken gerne effektvoll einsetzte, aber lange Zeit zweifelte er doch daran, ob dies ein geeignetes Soloinstrument wäre.

Ein langer Weg Und so tastete er sich mit Eigenkompositionen und Bearbeitungen wie den „Stillen Wäldern“, eigentlich für zwei Klaviere geschrieben, immer weiter vor, arrangierte auch Vokalmusik wie die anrührende Liebeserklärung Rusalkas „Lied an den Mond“ für das ihn so faszinierende Cello um. Die SACD zeichnet diesen zögernden Weg umfassend und mit viel Einfühlungsvermögen in die romantische Welt des Komponisten nach.

KNOWLEDGE IS THE BEGINNING Preisgekrönter Dokumentarfilm von Paul Smaczny. Das West-Eastern Divan Orchestra wurde von Daniel Barenboim gegründet, um junge Musiker von beiden Seiten des politischen Grabens im Nahen Osten zusammen zu bringen. So konnte Musik dabei helfen, Verständnis und Toleranz der verschiedenen Religionen und Kulturen zu fördern. DAS RAMALLAH KONZERT Live-Mitschnitt des sensationellen Konzertes in Ramallah am 21. August 2005. „Das eigentliche Ziel wird erst erreicht, wenn das Orchester in all jenen Ländern auftreten kann, aus 2054338 denen die jungen Musiker stammen. Dieses Konzert in Ramallah ist ein enorm wichtiger Schritt auf diesem Weg“, so Daniel Barenboim in der Ankündigung des Konzertes.

LUDWIG VAN BEETHOVEN: KLAVIERSONATEN Daniel Barenboim spielt Beethoven in seltenen, bis heute nicht mehr erhältlichen oder bisher unveröffentlichten Aufnahmen. Die qualitativ hochwertigen Produktionen des gesamten Sonatenzyklus erscheinen in zwei verschiedenen Ausgaben: Als DVD-Serie (Teil 1: Sonaten Nr. 1-6, 2066428) und als Gesamtausgabe aller 32 Klaviersonaten auf Blu-ray (2066424). Alle Aufnahmen sind digital remastered und restauriert in High Definition-Standard. Ein Muss für jeden Liebhaber klassischer Klaviermusik.

Keine Geschichten mit einer Heldin oder einem Helden, mit Siegern und Verlierern, sondern Geschichten auf der Ebene der Atmosphäre, des Gefühls. Der dunkle, weiche Klang der Viola eignet sich hierzu wunderbar.

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Im Vertrieb von NAXOS Deutschland www.naxosdirekt.de www.euroarts.com

Im Blickpunkt

CLASS : aktuell Kammermusik

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Ein Sommernachtstraum op. 61 (Auswahl); Quartett op. 44, 3; Nocturno op. 24 (arrangiert für Bläserquintett von Ulf-Guido Schäfer) Ma’alot Quintett MDG 345 1766-2

Sparen mit Gewinn! Das Ma´alot Bläserquintett hat sich Mendelssohns fantastischer „Sommernachtstraum“-Musik angenommen. Und was zunächst nach einer Verlegenheitslösung für beschränkte Aufführungsverhältnisse klingt, erweist sich schnell als brillanter Geniestreich der fünf Musiker, die der populären Partitur zu neuen Farben und erweitertem Tiefgang verhelfen. Kein Wunder – die Arrangements für das Ma´alot Bläserquintett werden von dessen Klarinettisten Ulf-Guido Schäfer geschrieben.

Sternstunde Schon der fulminante Beginn mit dem Intermezzo zum „Auftritt der Handwerker“ eröffnet neue Dimensionen: Munter huscht die Musik von Instrument zu Instrument, Tonrepetitionen sorgen für irisierende Klangflächen, und kleingliedrige Instrumentenwechsel unterstreichen den buffonesken Charakter der nachfolgenden Szene. Großartig auch, wie die Musiker immer wieder das Elfenhafte der Mendelssohnschen Musik herbeizaubern! Und dann wagt sich das Ensemble an die Königsgattung der Kammermusik. Wie selbstverständlich die komplexe Struktur von Mendelssohns Es-DurStreichquartett in der sorgfältigen Adaption des Ma´alot Quintetts zum Klingen gebracht wird, ist grandios: So homogen in Phrasierung und Artikulation, in Atem und Tongebung hört man die Musik auch von Streichern kaum – eine Sternstunde der Kammermusik!

Klavier

Camille Saint-Saëns (1835-1921) Trios op. 18 und 92 Wiener Klaviertrio MDG 942 1763-6 (Hybrid-SACD)

Gegen alle Modetrends, die im Paris in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem der Oper galten, schreibt Camille Saint-Saëns Instrumentalmusik, deren klassisches Ebenmaß in Form, Melodie und Harmonik auch heute noch tief berühren. Dabei ist er seinen Prinzipien ein Leben lang treu geblieben. Wie gut er seine Wiener Vorbilder kannte und mit französischem Esprit zu verbinden vermochte, lässt sich an seinen Klaviertrios in der neuen Aufnahme mit dem Wiener Klaviertrio wunderbar nachvollziehen.

Taktgeber Saint-Saëns war selbst ein begnadeter Pianist, sein tiefes Verständnis für die Möglichkeiten des Klaviers sorgt für einen ebenso filigranen wie halsbrecherischen Satz, der den Streichern immer Raum für opulente Kantilenen eröffnet. Beispielhaft der Anfang des zweiten Trios, wie zauberhaft sich die Melodie im Unisono von Violine und Cello über die vertracktesten Akkordrepetitionen im Klavier erhebt! Und völlig überraschend kommt dann ein kompletter Satz einfach im Fünfachteltakt daher. Und dabei scheut er sich nie lustvoll seine verehrten Vorbilder stilistisch zu zitieren, und so gesehen ist sein 1892 veröffentlichtes zweites Trio ein spannendes Feld für Zitatensammler und Raritätenjäger. Die drei Wiener haben die Klassik natürlich im Blut – dabei ist es immer wieder ein Vergnügen die weit ausholende Dynamik und das attackenreich beherzte Spiel zu erleben. Dazu kommt die ungemein natürliche 2+2+2-Wiedergabe, die dank der Super Audio CD die Musiker so verführerisch real in den Hörraum platzieren kann.

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Franz Xaver Mozart (1791-1844) Klavierwerke Vol. 2: Variationen über ein russisches Lied op. 18 Variationen über „A peine au sortir de l’enfance“ op. 23 Rondo Es-Dur op. 25 Variationen über das Menuett aus „Don Giovanni“ op. 2 Variationen über den Marsch aus „Orlando“ op. 16 Susanne von Laun, Hammerflügel Musicaphon M56946

Franz Xaver Mozart wurde als sechstes Kind von Constanze und Wolfgang Amadeus Mozart am 21. September 1791 in Wien geboren. Wenige Monate später starb sein Vater. Der Junge sah seinem Vater sehr ähnlich, und Constanze nannte ihn Wolfgang. Unter dem Namen „Wolfgang Amadeus Mozart, Sohn, fils oder figlio“ wurden seine Werke zeit seines Lebens veröffentlicht.

Mozarts Sohn Constanze erkannte die musikalische Begabung ihres jüngsten Sohnes früh. Sie ließ ihn bei den bedeutendsten Lehrern ausbilden, unter ihnen Salieri und Albrechtsberger, die auch Beethovens Lehrer waren. Klavierspiel studierte Franz Xaver bei Johann Nepomuk Hummel, einem ehemaligen Schüler seines Vaters. Als erste Komposition wurde das Quartett g-Moll 1805 veröffentlicht, welches zwei Jahre zuvor entstanden war. Seine Kompositionen erregten jedoch nicht so viel Aufsehen wie sein Klavierspiel. Von 1819 bis 1821 unternahm Franz Xaver ausgedehnte Konzertreisen durch das deutschsprachige Europa, Dänemark, Russland und Italien. Für den Pianisten Mozart waren Variationen ein ideales Forum zur Demonstration seiner Virtuosität, und auch im Unterricht ließen sie sich hervorragend einsetzen. Für die Aufnahmen wurde ein Instrument der Hamburger Sammlung Beurmann eingesetzt: Der Hammerflügel von Johann Baptist Streicher (1863).

OPUS ARTE Im Blickpunkt

DIE

Recital Liszt: 3 Sonetti del Petrarca Funérailles Ravel: Gaspard de la nuit Saint-Saëns: Danse macabre Yevgeny Sudbin, Klavier

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Lieder ohne Worte opp. 19b, 30, 38, 53 Ronald Brautigam, Fortepiano

BIS-SACD-1828

Liebe, Verzweiflung und Tod – das sind die drei Themen, die in den von Sudbin für dieses Recital ausgesuchten Werken zum Tragen kommen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den Interpreten, der ständig bei höchster Beanspruchung seiner spieltechnischen Fähigkeiten hochemotionale Bilder zu transportieren hat.

Wenn es jemals einen Preis für die Erfindung eines Genres durch einen einzigen Komponisten gegeben hätte – Mendelssohn hätte den für seine „Lieder ohne Worte“ garantiert abgeräumt. Der Terminus geht zurück auf einen Brief aus dem Jahr 1828, in dem seine Schwester Fanny berichtet, sie habe ein „Lied ohne Worte“ als Geburtstagsgeschenk von ihrem Bruder erhalten.

Lebendige Emotion

Erfindung eines Genres

Eine würdige Herausforderung für Sudbin, der für seine bisher 14 bei BIS erschienenen Aufnahmen stets höchstes Kritikerlob erhalten hat; viele seiner Einspielungen wurden ausgezeichnet als „CD des Jahres“, mit dem „Midem Classical Award“ oder als „CD des Monats“. Mittlerweile hat der noch junge Pianist in allen großen Konzerthäusern Europas und der USA gespielt und tritt regelmäßig bei international bedeutenden Festivals auf.

Sehr schnell wurde das Genre populär und auch von anderen Komponisten übernommen. Darunter auch von Robert Schumann, der Mendelssohn gerade für diese Klavierstücke sehr bewunderte. Für die Einspielung hat Ronald Brautigam ein Fortepiano aus der Werkstatt von Paul McNulty ausgesucht, den Nachbau eines PleyelFlügels von 1830. Und Brautigam, der Spezialist für die Musik des Barock und der Wiener Klassik überzeugt auch im romantischen Repertoire.

EDITION

BIS-SACD-1982

Die Sonder-Edition zum Wagner Jubiläum 10 Opern auf 25 DVDs in einem luxuriösen Boxset Der Fliegende Holländer De Nederlandse Opera Der Ring des Nibelungen Liceu Die Meistersinger von Nürnberg Glyndebourne Lohengrin Baden-Baden Parsifal Baden-Baden Tannhäuser Royal Danish Opera Tristan und Isolde Glyndebourne Diese außergewöhnliche Box vereint alle späteren Opern Wagners in Aufführungen der führenden europäischen Opernhäuser. Erleben Sie zahlreiche gefeierte Wagner-Interpreten wie Klaus Florian Vogt, Waltraud Meier, René Pape, Johannes Martin Kränzle, Matti Salminen oder Thomas Hampson und international geschätzte Dirigenten wie Hartmut Haenchen, Kent Nagano, Bertrand de Billy oder Vladimir Jurowski. Die Regisseure Harry Kupfer, Nikolaus Lehnhoff, David McVicar und andere beherzigten Wagners eigenen Grundsatz „Kinder, schafft Neues!“

AUSGABE 2012 /4

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www.opusarte.com Im Vertrieb von NAXOS Deutschland www.naxosdirekt.de

Im Blickpunkt

CLASS : aktuell Orgel

THE SEA FRANZ SCHUBERT / CLAUDE DEBUSSY Henk Neven / Hans Eijsackers ONYX 4102

DAS HIMMLISCHE LEBEN FRANZ LISZT / GUSTAV MAHLER Anne Schwanewilms / Charles Spencer ONYX 4103

Camille Saint-Saëns (1835-1921) Sämtliche Orgelwerke Ben van Oosten, Cavaillé-Coll-Orgel La Madeleine Paris

Antoine de Lhoyer (1768-1852) Duos Concertantes op. 31 Tänze op. 23 Heinrich Albert Duo

MDG 316 1767-2 ( 3 CDs)

MDG 603 1788-2

Der schier unendliche Kosmos französischer Orgelmusik ist seine Heimat. Jetzt hat Ben van Oosten in einer üppigen Box sämtliche Orgelwerke von Camille Saint-Saens eingespielt. Und mit der orchestral klangstarken Cavaillé-Colle-Orgel der Ste. Madeleine in Paris hat er eines der schönsten Instrumente zur Verfügung, an dem zudem Saint-Saens selbst in über 20jähriger Tätigkeit seine Spuren hinterließ.

Reifeprüfung

VIRGINS, VIXENS & VIRAGOS PURCELL/BERLIOZ/SCHUBERT/SCHUMANN/LISZT Susan Graham/Malcolm Martineau ONYX 4105

Gitarre

Die Komposition von Orgelwerken beschäftigte Saint-Saens sein ganzes Leben lang. Während die frühen Werke von raffinierten Klangfarben und romantischem Ausdruck geprägt sind, wandte sich der reifere Meister mehr und mehr klassizistischen Idealen zu, um im hohen Alter dann zu einem improvisatorischen Stil zu gelangen, der in der Harmonik durchaus impressionistische Einflüsse zulässt. So liefert die Gesamtaufnahme des Orgelwerks nicht nur einen Überblick über die kompositorische Reifung Camille Saint-Saens allein, sondern spiegelt auch die allgemeine musikalische Entwicklung von der Mitte des 19. bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wider. Wie kein Zweiter ist Ben van Oosten mit der französischen Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts vertraut. Die unzähligen Schallplattenpreise für seine Gesamtaufnahmen der Werke von Widor, Guilmant, Vierne und Dupré zieren eine eindrucksvolle Diskografie.

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Zu Gottes Ehr und Deinem Trost Luthergesänge und Kontrafakturen aus norddeutschen Quellen Ensemble devotio moderna Ulrike Volkhardt Cantate C58047

Seine so äußerst leichtfüßig daherkommenden Werke sind bis heute eine technische und musikalische Herausforderung für jeden Virtuosen. 1786 in Clermont-Ferrand geboren galt Antoine de Lhoyer schon in jungen Jahren als einer der besten Gitarristen Europas. Er wurde Leibgardist von Ludwig XVI, floh über Hamburg nach St. Petersburg und wurde Lehrer der Zarin. Nach Napoleons Sturz konnte er nach Paris zurückkehren, wo er nach weiteren Stationen, die ihn als Major über Korsika bis nach Algerien führten, 70-Jährig in völliger Armut starb. Natürlich kannte Lhoyer die Meisterwerke der heute ungleich bekannteren Vorbilder Mauro Giuliani und Fernando Sor. Aber über deren Errungenschaften geht er weit hinaus: Seine Sonatensätze besitzen raffiniert konstruierte Durchführungen, und in den Mittelsätzen finden sich harmonische Wendungen, die den galanten Tonfall der Zeitgenossen weit hinter sich lassen: Im Duo Concertante op31/3 durchzieht ein Motiv aus Quinte und verminderter Septime den ganzen ersten Satz und weist so harmonisch weit in das 19. Jahrhundert hinein. Von bezauberndem Charme sind die Walzer, die das Heinrich Albert Duo den großen Duosonaten hinzugefügt hat. Jeder einzelne ein kostbares Charakterstück von individuellem Reiz, weit entfernt von der seiner Zeit üblichen Salonunterhaltung. Das Ganze aufgezeichnet in feinster Konzertsaalakustik ist eine echte Entdeckung!

JOHANNES BRAHMS Chamber Works Nash Ensemble ONYX 4093 • 4CD

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Geistliche Musik

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AUSGABE 2012 /4

Martin Luthers Reformation der Kirchenmusik durch eigene Lieddichtungen, die Transformation katholischer liturgischer Elemente und häusliche Musizierpraxis fanden ihren Niederschlag in regional geprägten Gesangbüchern bzw. Liederhandschriften. Zudem dienten die Lieder Luthers als Vorlage für persönliche religiöse Umdichtungen, sogenannte Kontrafakturen. Zu Gottes Ehr und deinem Trost erklingen Kontrafakturen niedersächsischer, pommerscher und verwandter Adliger von Lutherliedern aus zwei in der berühmten Barther Druckerei entstandenen Gesangbüchern (1586/1592) und einer Handschrift Elisabeth von Calenbergs. Aus der Witzendorff Handschrift der Lüneburger Ratsbücherei stammt das im Kloster Medingen entstandene und von Luther weitergedichtete Lied „Gelobet seistu Jesu Christ“, aus den Barther Gesangbüchern und einem sowohl in der Barther Kirchenbibliothek als auch im Kloster Isenhagen erhaltenen seltenen Cantionalbuch (Wittenberg 1573) das Magnificat als Zeugnis des Fortlebens katholischer Elemente im reformierten evangelischen Glaubensleben.

Luther neu entdeckt Ebenfalls in den Barther Gesangbüchern wie dem Cantionale entdeckt: eine Passion in Liedform als weiteres Dokument früher Passionen (wie auch die vom ensemble devotio moderna bereis eingespielte Matthäuspassion aus dem Cantionale), vor deren Hintergrund die großen Passionen Bachs in neuem Licht erscheinen.

Im Blickpunkt Alte Musik

Hörspiel

Jean-Marie Leclair (1697-1764) Première Récréation de Musique op. VI; Deuxième Récréation de Musique op. VIII; Sonate op. III, 5; Sonate op. XII, 2 Musica Alta Ripa MDG 309 1762-2

Mit drei Messerstichen endete das Leben von Jean-Marie Leclair. Über die Hintergründe wird bis heute spekuliert. Fest steht, dass der begnadete französische Violinist die pralle Fülle des Daseins kennengelernt hat, und das hört man seiner Musik an. Musica Alta Ripa trumpft mit einer farbigen und abwechslungsreichen Besetzung, sogar mit zwei Cembalisten. Dabei setzen Danya Segal und Hans-Peter Westermann mit Blockflöte und Oboe zusätzliche Glanzlichter auf eine Musik, die so frisch aufgelegt auch heute noch das reine Vergnügen ist.

Spitzentanz Opulente Suiten wie die beiden „Récréations de Musique“ liegen dem gelernten Tänzer Leclair natürlich besonders. Formal in französischer Tradition, lässt der in der CorelliSchule ausgebildete Geiger aber auch italienische Einflüsse zu. Und das zu einer Zeit, in der sich „franco-“ und „italophile“ Musikliebhaber spinnefeind waren. Ganz französische und prachtvolle Chaconnen beschließen die Suiten, und dann gibt es noch einen feurigen „Tambourin“ als Zugabe. Atemberaubende Läufe, extrem hohe Lagen, dazu ausgedehnte Doppelgriffpassagen: Das ganze Feuerwerk brillantester Violinkunst zündet Leclair in seinen Duos für zwei Violinen ohne Bass. Ein veritables Orchester mit nur zwei Instrumenten: Schier unglaublich, was Anne Röhrig und Ursula Bundies da vors Mikrofon zaubern!

Oneway Moskwa Eine Erzählung mit Musik von Debussy, Duport, Tschaikowsky, Schostakowitsch, Schtschedrin und Rachmaninoff. Walter Plathe, Sprecher Beethoven Duo: Alina Kabanova, Klavier Fjodor Elesin, Cello Musopolitan MRH121

Dies ist ein musikalisches Schauspiel mit Walter Plathe und dem Beethoven Duo, eine szenische und vor allem emotionale Reise in das moderne Russland.

Von der russischen Seele Erzählt wird die Geschichte von Stan Bulko, der nach über dreißig Jahren in Amerika seine erste Reise in die alte Heimat antritt und sich in einem Bummelzug von St. Petersburg nach Moskau wiederfindet. Der Handlungsfaden wird musikalisch kommentiert, und es entsteht eine Mischung aus Theaterlesung und Konzert, eine spannende Gedankenreise in die Welt der beseelten russischen Musik und in die sich stetig verändernden Realitäten unserer Zeitgenossenschaft.

AUSGABE 2012 /4

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6212 Anzeige CLASS 11_12 Cage-Box_Layout 1 17.11.12 18:04 Seite 1

CD 1 Stimme und Klavier • Four Walls (1944) • Flower (1950) for voice and closed piano • Experiences II (1944-45/48) for voice • She is asleep - Duet: Voice and prepared piano (1943) • The Wondertul Widow of Eighteen Springs (1942) for voice and closed piano • Nowth upon Nacht (1984) for voice and piano CD 2 Posaune und Klavier • Four Walls (1944) • Flower (1950) for voice and closed piano • Experiences II (1944-45/48) for voice CD 3 Violine und Klavier • Six Melodies for Violin and Key-board (Piano) (1950) • Two4 for Violin and Piano or shô (1991) • Nocturne for Violin and Piano (1947) • Two6 for Violin and Piano (1992)

„Wenn zwei ausgewiesene Neue-Musik-Spezialisten zusammentreffen, um sich dem Spätwerk John Cages zu widmen, kann nur Bemerkenswertes herauskommen.“ (FonoForum)

Steffen Schleiermacher Anna Clementi · Stimme Mike Svoboda · Posaune Andreas Seidel · Violine MDG 613 1765-2 (Box mit 3 CDs) UVP EUR 18,50

Sämtliche Klavierwerke Vol. 1: The Prepared Piano 1940-1952 (3 CDs) Vol. 2: Music for Piano 1-85, Electronic Music for Piano (2 CDs) Vol. 3: Music of Changes Vol. 4: Pieces 1950-1960 (2 CDs) Vol. 5: Two Pianos (2 CDs) Vol. 6: Pieces 1960 - 1992 (2 CDs) Vol. 7: Pieces 1933-1950 Vol. 8: Hommage à Satie Vol. 9: Etudes Australes (3 CDs) Vol. 10: Etcetera „In jeder Hinsicht auf höchstem Niveau.“ (Gramophone) Steffen Schleiermacher MDG 613 1731 -2 (Box mit 18 CDs) UVP EUR 55,00

Bachstraße 35 · 32756 Detmold Telefon 05231 - 93890 · Fax 05231 - 26186 [email protected] · www.mdg.de

Musikproduktion Dabringhaus und Grimm Vertrieb: Codaex Deutschland GmbH · Tel. 089-82000233 · Fax 089-82000093 / Gramola Wien · [email protected] / MusiKontakt Zürich · [email protected]