aktuell

Bildung und Lebensperspektiven für junge Menschen in Benin, Westafrika.

Nr. 30 | Mai 2013

Stärken. Bilden. Begleiten.

aus dem Inhalt: – – – – – –

Ausbildungszentrum Überlebenskampf an der Uni Städtepartnerschaft Dogbo – Kleve Demografische Bombe Grundsteinlegung Botschaftsbesuch im Projekt Dogbo

Wer das Wort „Entwicklungshilfe“ hört, denkt vermutlich erst an Geldtransfer von einem reichen zu einem ärmeren Land. Obwohl Geld eine wichtige Rolle spielt, so ist es aber ein Trugschluss zu glauben, dass es in der Entwicklungshilfe nur darum geht. Benin ist weiterhin eines der ärmsten Länder. Selbst Milliarden Euro würden nicht automatisch helfen. Wie sollte Benin auch das Geld sinnvoll einsetzen, wenn es noch an notwendigen Kapazitäten und Voraussetzungen für eine dauerhaft positive Entwicklung mangelt? Für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen braucht Benin nicht Geld allein, sondern auch viele kluge Köpfe, die Eigeninitiative zeigen, kreativ sind und Verantwortung übernehmen. Beniner, die vorangehen, um Ideen und eigene Lösungen für die Probleme ihres Landes zu entwickeln. So ein kluger Kopf hat einmal gesagt, dass Entwicklung nur möglich ist, wenn damit auch ein Wandel der Mentalität verbunden ist. All‘ dies geht aber nur über Bildung und über Persönlichkeitsstärkung. Und darum geht es pro dogbo. Nicht um die Rettung der Welt, Benins oder Dogbos. Der einzelne Mensch steht im Fokus. Ihm über Vermittlung von Bildung und positiven Erfahrungen mehr Eigenständigkeit, mehr Selbstvertrauen und mehr Optimismus zu vermitteln, ist unser Ziel. Damit jeder Einzelne sich als Akteur und Regisseur seines eigenen Lebens erkennt und sein Schicksal entschlossen selbst in die Hand nimmt. Ich wünsche Ihnen eine schöne Pfingstzeit, Ihr

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Einblicke

Die Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal, Professor Marie-Louise Klotz, Kleves Bürgermeister Theo Brauer, der Bildungsminister und Dogbos Bürgermeister Vincent C. Acakpo (von links) beim Fernsehinterview..

Bildungsminister sichert Unterstützung für Ausbildungszentrum zu

Chance für junge Menschen Das Treffen mit dem Bildungsminister kam überraschend. 48 Stunden zuvor informierte der Bürgermeister Dogbos, Vincent C. Acakpo, seine Gäste aus Deutschland, dass der Minister, der zuständig ist für Sekundarbildung und berufliche Ausbildung, sie am Montagmorgen in Cotonou empfangen möchte. Kleves Bürgermeister Theo Brauer und die Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal, Professor Marie-Louise Klotz, hatten im Rahmen ihres Besuches der Kooperationsstadt Dogbo (siehe Bericht auf Seite 4) unter anderem auch das dortige staatliche Ausbildungszentrum besichtigt. Gerade im Januar dieses Jahres war es eröffnet worden. Doch außer den neuen Gebäuden und den Mädchen und Jungen, die sich für eine Ausbildung dort eingeschrieben hatten, gab es kaum etwas, was eine berufliche Ausbildung hätte möglich machen können. Keine Maschinen, kaum Materialien, kaum Lehrmaterial. Nicht einmal der Schlafsaal, in dem die jungen Leute übernachten, hatte Betten. Geschlafen wird auf dünnen Matten, die auf dem Betonboden ausgelegt sind. Es ist die Hoffnung auf ein Diplom, einen Abschluss, die die jungen Menschen hier verbleiben lässt.

Sicherheitsrisiko Jugendarbeitslosigkeit

Jugendarbeitslosigkeit ist mittlerweile ein globales Problem. Doch auch in Benin gibt es graduelle Unterschiede. So sind 60 Prozent aller Afrikaner zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos. Ein riesiges ungenutztes Potenzial für den Kontinent, der so dringend Entwicklung bräuchte. Und ein Sicherheitsrisiko. „Jugendliche ohne Perspektiven haben nicht nur Probleme, sondern machen auch Probleme“, so ein UN-Vertreter für Afrika. „Jeder zweite Jugendliche, der sich einer Rebellenbewegung anschließt, nennt Arbeitslosigkeit als Hauptgrund für seine Entscheidung“, heißt es in einem UN-Bericht. So auch im westafrikanischen Mali, unweit von Benin: Auch hier haben sich junge Menschen aus Hoffnungslosigkeit den islamistischen Rebellen angeschlossen und ihre Dörfer verlassen, da sie dort keine Perspektiven mehr für sich sahen.

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Stärkere Zusammenarbeit

Die handwerkliche Ausbildung ist eine Chance für junge Menschen in Afrika und steht im Zentrum der Arbeit von pro dogbo in Benin. Die Bürgermeister aus Kleve und Dogbo sprachen sich daher auch für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der staatlichen Einrichtung und dem pro dogbo-Ausbildungszentrum in der Kommune aus. Wie es der Zufall wollte, erfolgte diese Vereinbarung zu einem Zeitpunkt, in dem das Bildungsministerium eine nationale Solidaritätsaktion startete, mit dem Slogan „120 Tage um unsere Schulen und Lehrstätten auszustatten“. Der zuständige Minister weiß sehr wohl um die schlechte Situation in den beninischen Collèges und Berufsschulen und möchte mit dieser Aktion seine Landsleute und internationalen Partner mobilisieren, den drängendsten Bedarf zu decken. Seine Kollegin vom Gesundheitsministerium hatte mit einer ähnlichen Aktion zuvor bereits gute Erfahrungen gemacht.

Geschenk des Bildungsministers

Vor laufenden Fernsehkameras sicherte der Bildungsminister seinen Gästen zu, in Deutschland gesammeltes Werkzeug, Ausbildungsmaterial, Geräte und Maschinen nicht nur komplett vom Einfuhrzoll zu befreien, sondern auch den Transport nach Benin zu finanzieren. Die notwendige ministerielle Entscheidung wurde noch am gleichen Tag vom Minister unterschrieben und dem Bürgermeister aus Kleve kurz vor der Abreise ausgehändigt. „Dabei ist es unerheblich, ob die Spenden für das staatliche oder das Zentrum von pro dogbo sind“, betonte der Minister. Auch gelte die Entscheidung über die 120 Tage der laufenden Aktion hinaus. „Die Befristung ist reine Symbolik. Die Zusage gilt auch noch in 1000 Tagen“, so der Minister. „Zwei Dinge sind hier für mich ganz wichtig: Einmal die Einbindung von pro dogbo und die Aufhebung der zeitlichen Befristung“, so Bürgermeister Brauer aus Kleve. Der deutsche Botschafter in Benin, Hans Jörg Neumann, begrüßte die Zusage des Ministers und drückte die Hoffnung aus, dass diese in der Praxis auch so Bestand haben wird.

Einblicke

Studium in Benin gleicht einem Überlebenskampf

Hoffnung motiviert zum Weitermachen Der Campus von Benin hat die Fläche einer Kleinstadt. Wer sich hier nicht auskennt, kann sich ohne weiteres verirren. Laut Unirektor Professor Sinsin studieren an der Universität Abomey-Calavi (UAC) 110.000 Studentinnen und Studenten. Im Nachbarland Niger seien es, so der Unirektor, dagegen nur 15.000. Diese große Zahl an jungen Menschen, die alle in der großen Hoffnung studieren, ein besseres Leben führen zu können, ist eine enorme Hypothek für das arme Benin. Von 185 Ländern belegte Benin 2012 den 166. Platz auf der UN-Liste für menschliche Entwicklung. Deutschland findet sich hier auf Platz 5 wieder.

Platzmangel im Hörsaal

Viel zu klein sind die Hörsäle. Dicht gedrängt bei großer Hitze und unter mehr symbolisch sich drehenden Deckenventilatoren sitzen die Studenten und folgen dem Vortrag der Professoren. Und hier drinnen in der schweißtreibenden Atmosphäre sitzen noch die Glücklichen. Denn die, die draußen stehen, bekommen erst gar nichts von dem Seminar mit – müssen aber natürlich den Stoff nachholen und zusehen, dass sie jemanden im Saal kennen, der ihnen seine Aufzeichnungen aushändigt. „Wir stehen oft um drei Uhr morgens auf, um einen Sitzplatz im Audimax zu erhalten. Dort warten wir dann im Halbschlaf bis acht, neun Uhr auf den Beginn der Veranstaltung“, erzählt Boris Mohovi, der von pro dogbo gefördert wird und an der Universität in Cotonou studiert. Der größte Saal der Uni umfasst 1000 Plätze und reicht dennoch nie aus. Eine Studentin wird ohnmächtig von ihren Mitstudenten in das Büro des Institutsdirektors Barnabé Akplogan getragen. „Sie schon wieder!“, sagt er nicht ohne Mitgefühl und lässt sie auf seine Couch legen, wo er sonst seine Gäste empfängt. Er bringt eine Decke. „Das ist schon so oft passiert! Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, ich muss nun ihre Eltern bitten, sie von der Uni zu nehmen“, sagt der Direktor zu den Studenten, die sie hierher getragen haben, die abwechselnd betreten auf den Boden und zu ihrer Kommilitonin schauen. Es ist Prüfungszeit am Institut, das sich in Porto-Novo befindet. Die Studierenden lernen dann Tag und Nacht, um auf gar keinen Fall durchzufallen. Das wäre für viele der finanzielle Ruin und das Ende ihrer Träume. So überfordern sie sich völlig, schlafen und essen zu wenig. Die Studentin, die auf der Couch des Direktors wieder zu sich kommt, ist kein Einzelfall.

Ebenen in Benin. So hat zum Beispiel auch der Büroleiter des Bürgermeisters von Dogbo, Borgia N’Bouke, am INJEPS studiert.

Zusammenarbeit mit Weitblick Münster

Die Studenteninitiative Weitblick Münster, mit der pro dogbo bereits vier Schulen in Dogbo gebaut hat (siehe Bericht Seite 6), ist auf gutem Wege eine Kooperation mit dem INJEPS in Porto-Novo zu beginnen. Schon dreimal kamen Weitblick-Studenten hierher und lernten hautnah die Realität ihrer Kommilitonen in Benin kennen. So teilen sich vier Studenten ein zwölf Quadratmeter kleines Zimmer, das eigentlich nur für eine Person Platz bietet. Der Bibliothek fehlen die Bücher, der Turnhalle die Sportgeräte und dem Lehrsaal die Sitzbänke. Professor Marie-Louise Klotz, Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal in Kleve/Kamp-Lintfort, war im März in Benin, um mit der dortigen Universität eine Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen. Die Hoffnung der beninischen Studenten auf einen Austausch zwischen den beiden Universitäten ist enorm und teilweise übersteigert – verständlicherweise. Nein, das „schöne Studentenleben“ existiert in Benin nicht. Zu den alltäglichen Problemen kommt noch der Kampf auf dem Campus um Seminare, Sitzplätze und Unterrichtskopien. Mit geringsten finanziellen Mitteln versuchen die jungen Menschen hier unter schwierigsten Bedingungen ein Bachelor- oder Masterstudium irgendwie erfolgreich abzuschließen. Nicht wenige brechen ab, aus Geldmangel, wegen gesundheitlicher Probleme oder einfach, weil sie den konstanten täglichen Stress nicht mehr aushalten. Wer durchhält, hat sich gleichzeitig auch die Qualifikation zum Überleben auf einer einsamen Insel erworben. Was sarkastisch klingt, ist am Ende nur Beschreibung der Realität der StudentInnen in Benin.

Arbeit auf allen Ebenen

In den ersten Jahren nach seiner Gründung im Jahr 1974 war das Institut INJEPS eine Ausbildungsstätte für Sportlehrer und Sozialarbeiter. Heute kommen aus ganz Westafrika StudentInnen hierher um zusätzlich unter anderem Projektmanagement, Unternehmensführung und Erwachsenenbildung zu studieren. Wer hier studiert hat, arbeitet in unterschiedlichsten Bereichen und auf allen

Die Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal, Marie-Louise Klotz, und der Rektor der Uni Abomey-Calavi, Professor Sinsin, haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet..

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Notizen

Einblicke

Sponsorenlauf

Der gesamte Abijahrgang 2012 des Kirchheimer Ludwig-UhlandGymnasiums war leider zu groß für dieses Bild. Wir danken trotzdem allen Schülern für ihr Engagement!

Der Abiturjahrgang 2012 des Kirchheimer LudwigUhland Gymnasiums, dem auch Moritz Steegmaier angehört, der zurzeit als Weltwärtsfreiwilliger bei pro dogbo in Benin ist, hat pro dogbo eine Spende von 2000 Euro übergeben – Erlöse unter anderem der Abiparty und der Anzeigen im Abibuch. Pro dogbo bedankt sich herzlich und wünscht den SchulabgängerInnen für die Zukunft alles Gute!

Spende

Die Mädchen und Jungen des Freiherr-vom-SteinGymnasiums Kleve haben über einen Sponsorenlauf stolze 3850 Euro zugunsten von pro dogbo „erlaufen“. Die zweisprachigen Klassen der Textorschule in Frankfurt luden in der Fastenzeit zum „MiCarême“ ein und konnten eine Spende in Höhe von 570 Euro sammeln. Pro dogbo bedankt sich herzlich! Filmemacher Hermann Gbegnido produziert den neuen pro dogbo-Film.

Dogbo und Kleve kommen sich näher „Kleve 6.794 km“ steht auf dem Schild, das Bürgermeister Theo Brauer seinem Kollegen in Dogbo, Vincent C. Acakpo, mitgebracht hat. Es zeigt die Distanz zwischen den beiden Städten in Afrika und Europa. Auf anderem Gebiet sind sich die Kommunen mit dem zweiten Besuch des Klever Bürgermeisters in Dogbo ein gutes Stück näher gekommen. Die 2010 unterzeichnete Kooperation nimmt sichtbare Züge an. Nachdem Dogbo sich 2012 mit einer Ausstellung in Kleve vorgestellt hatte, eröffnete die Klever Delegation nun eine Dokumentation im Rathaus von Dogbo. Daniela Rennecke, Büroleiterin des Bürgermeisters, war an deren Erstellung sowie dem Transport nach Benin maßgeblich beteiligt. Bereits am ersten Tag unterschrieb die Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal, Professor Marie-Louise Klotz, eine Kooperationsvereinbarung mit der beninischen Universität Abomey-Calavi. Mit dabei waren Ratsvertreter und Bürgermeister aus Dogbo, die ein besonderes Interesse daran haben, „StudentInnen aus Dogbo ein Studium in Kleve zu ermöglichen“, so Bürgermeister Acakpo. Diese Möglichkeit auszuloten, ob über ein Stipendium oder eine andere Förderung, versprachen Hochschulpräsidentin Klotz und Bürgermeister Brauer. Mit dem Präsidenten des Roten Kreuzes Benins schloss man eine Vereinbarung, die den Kontakt zwischen Dogbo und dem DRK in Kleve erleichtern soll. Zwei Lkw stehen bereits in Kleve für den Transport nach Benin bereit. Andere Sachspenden könnten folgen. Ein von pro dogbo finanziertes Gebäude für das Collège N° 5 wurde feierlich der Kommune übergeben. Weiteres Kooperationsthema ist die Berufliche Ausbildung. „Hier wollen wir auf das, was pro dogbo bereits auf dem Gebiet begonnen hat, aufbauen“, so Bürgermeister Brauer. Ein Austausch von Lehrpersonal zwischen Dogbo und Kleve ist angedacht, ebenso wie eine Ausstattungsinitiative für die beiden Zentren in Dogbo (siehe Bericht S.2). Die Besuchsergebnisse wurden in einem Protokoll festgehalten und von beiden Bürgermeistern unterschrieben.

Facebook

Neben der Internetseite www.pro-dogbo.de gibt es nun auch aktuelle Infos über die Arbeit in Benin bei Facebook. Einfach pro dogbo ins Suchfenster eingeben. Zudem ist ein neuer Film über die Projekte in Benin in Vorbereitung, der dann im Sommer als DVD in der Geschäftsstelle erhältlich sein wird.

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Theo Brauer überreicht seinem Kollegen aus Dogbo das Schild..

Hintergrund

Die Bevölkerung in Afrika wächst und mit ihr die Probleme der Jugend

Demografische Bombe bedroht Afrika Da staunte der Bürgermeister aus Kleve nicht schlecht, als er hörte, wie viele Kinder in den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres bereits in Dogbo geboren wurden: „Es waren genau 721 Kinder. Allein letzte Woche hatten wir sechzig Geburten“, so Vincent Acakpo, Bürgermeister von Dogbo. „Wir haben in Kleve in einem ganzen Jahr etwa 400 Geburten“, erwiderte Theo Brauer. Auf kommunaler Ebene spiegeln sich hier globale Realitäten wider: Während in Europa die Bevölkerungszahlen schrumpfen und der Altersdurchschnitt beständig ansteigt, ist die Entwicklung in Afrika genau umgekehrt: Mit 200 Millionen Einwohnern zwischen 15 und 24 Jahren hat Afrika die jüngste Bevölkerung der Welt. Bis 2045 werden es 400 Millionen sein. Wissenschaftler sprechen von einer „demografischen Bombe“, die sich in Afrika zu einer Gefahr für die Stabilität des Kontinentes entwickelt. Denn alle 25 bis 30 Jahre wird sich die Bevölkerung Afrikas von derzeit rund einer Milliarde verdoppeln. Benin zum Beispiel: Im Jahr 1910 lebten hier gerade 870.000 Menschen. Hundert Jahre später sind es zehn Millionen und 2030 sollen es dann bereits 15 Millionen sein.

Explosion steht bevor

Die demografische Bombe wird wohl explodieren, wenn es nicht gelingen sollte, auf Dauer zumindest die Grundbedürfnisse der Bevölkerung, wie den Zugang zu sauberem Wasser, Gesundheit, Nahrung und Bildung zu befriedigen. Konsequenz werden zunehmende Konflikte und Kriminalität sein. Diese Logik gilt nicht nur für Afrika, sondern weltweit und kann bereits jetzt beobachtet werden. So ist auch der sogenannte „Arabische Frühling“ unter anderem eine Folge der enormen Jugendarbeitslosigkeit und ausgelöst worden, nachdem sich ein Gemüsehändler in Tunesien aus Verzweiflung 2010 selbst verbrannte. Mohamed Bouazizi (26 Jahre) sorgte nach dem frühen Tod seines Vaters bereits als Jugendlicher für seine Mutter und seine fünf Geschwister. Er arbeitete als Gemüsehändler mit einem mobilen Marktstand. So konnte er sich und seinen Geschwistern den Schulbesuch ermöglichen und schaffte sogar selber das Abitur. Ursache für seine Selbsttötung waren Repressalien seitens der Behörden und der Polizei. Seine Selbstverbrennung am 17. Dezember 2010 war der Funke, der zur Explosion führte und am Ende die ganze Region erfasste.

gehalten werden können: Die Zahl der Jungen und Mädchen, die keine Grundschule besuchen, stagniert derzeit, so die UNESCO. Und dennoch: Die Ausbildung der 15- bis 24-Jährigen hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. 42 Prozent aller Jugendlichen auf dem afrikanischen Kontinent haben demnach bereits eine weiterführende Schule besucht – und bis 2030 sollen es knapp 60 Prozent sein.

Jobs fehlen

Es fehlt nur überall an Jobs für die jungen Menschen. Vielen droht nach der Ausbildung die Arbeitslosigkeit. Nicht selten sind Jugendliche durch eine lange und erfolgslose Arbeitssuche entmutigt. So ergab in Südafrika eine Umfrage, dass etwa 50 Prozent der Jugendlichen die Jobsuche aufgegeben haben, da es in ihrer näheren Umgebung schlicht keine Stellen gab. Die Ursachen für die hohe und andauernde Jugendarbeitslosigkeit in Afrika sind vielfach und komplex. Neben der oft schwachen wirtschaftlichen Entwicklung sind auch das niedrige Bildungsniveau und die fehlende Arbeitserfahrung Ursachen für Arbeitslosigkeit von jungen Menschen. Das sind die Rahmenbedingungen, die die globale Situation vorgibt. Auf lokaler Ebene kann für pro dogbo hierauf nur die Antwort sein, die jungen Menschen beständig zu qualifizieren, ihnen den Zugang zur Schul- und Berufsausbildung zu schaffen und bei den ersten Schritten in die Selbstständigkeit über Vermittlung von Arbeitserfahrung (zum Beispiel Praktika) und auch bei einer Existenzgründung zur Seite zu stehen. Neue Ideen sind hier gefragt. Denn die parallele Ermutigung zur Eigeninitiative und eine Persönlichkeitsbildung sind notwendig, damit die jungen Menschen angesichts der enormen Probleme am Ende nicht den Mut und die Hoffnung verlieren, sondern die Kraft finden, weiter ideenreich an ihrer eigenen Zukunft zu arbeiten.

Jugendarbeitslosigkeit gefährdet Sicherheit

Auch einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge gefährdet die 60-prozentige Jugendarbeitslosigkeit in Afrika mittlerweile die Sicherheit. Zweifelsfrei ist das Problem von den meisten Nationen erkannt worden. Auch deshalb einigten sich im Jahr 2000 mehr als 160 Länder darauf, allen Kindern Zugang zu kostenloser Bildung zu ermöglichen – bis 2015 sollte dieses Millenniumsziel erreicht werden. Der Zeitplan wird wohl nicht mehr ein-

Afrika hat die jüngste Bevölkerung der Welt.

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Einblicke

Die Studenten der Initiative Weitblick besuchten nicht nur ihre Freunde in Benin, sie absolvierten auch zwei offizielle Termine..

Vierte Grundschule eingeweiht und Grundstein zur fünften Schule gelegt

Studenten besuchen ihre Freunde Zum dritten Mal besuchte eine Gruppe der Studenteninitiative Weitblick Benin und pro dogbo, ihren Partner vor Ort. Klara, Michaela, Julia, Leonie, Ina, René und Lucian aus den Weitblick-Städten Münster, Kiel und Marburg reisten im März drei Wochen durch das Land und verbrachten eine gute Woche allein in Dogbo. Zuvor wurden sie in der Deutschen Botschaft vom Botschafter Hans Jörg Neumann empfangen, der ihnen einen Überblick über die Situation in Benin gab und sehr interessiert an der Arbeit der Studenteninitiative war. „Wichtig ist bei allem, dass Sie vor Ort einen verlässlichen Partner haben!“, merkte der Botschafter an. Mit pro dogbo und dem lokalen Partnerverein ESI ist diese Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit in Dogbo sicherlich gegeben – stellten Studenten und Botschafter gemeinsam fest.

Zwei offizielle Termine

Angekommen in Dogbo standen unter anderem zwei offizielle Termine auf dem Programm: Die Einweihung der vierten Grundschule, die pro dogbo gemeinsam mit Weitblick Münster in Dogbo gebaut hat. Das dreiklassige Gebäude mit einem Lagerraum und einem Büro für den Schuldirektor ist ausgestattet mit 75 Schulbänken, die von der pro dogbo-Metallwerkstatt produziert wurden. Die 145 Mädchen und 130 Jungen der „Ecole primaire publique2 (EPP) vom Ortsteil Kpodavè waren außer Rand und Band! Endlich können sie die provisorischen Hangars, die bei jedem Gewitter einzustürzen drohten, verlassen und in den festen Räumen des neuen Gebäudes unterrichtet werden. Ähnlich die Freude bei Eltern, Kindern und Lehrern auch im Ortsteil Zaphi von Dogbo: Hier wurde am nächsten Tag der Grundstein zur fünften Schule gelegt, die von der Studenteninitiative aus Münster finanziert und von pro dogbos-Partnerverein ESI gebaut werden wird. Die Kosten pro Schule: 32.000 Euro.

probieren ließ. Unweit vom Königshaus befindet sich in dem Dorf Dogbahomé ein artesischer Brunnen, aus dem rund um die Uhr Grundwasser mit hohem Druck an die Oberfläche sprudelt. Hier waschen die Dorfbewohner, hier wird geduscht und das Trinkwasser mit Kanistern geholt. Die Gäste aus Deutschland probierten aus, wie es ist, Wasserbecken auf dem Kopf zu balancieren – unter dem fröhlichen Gelächter der Frauen und Kinder. Bevor es für eine Woche in den Nordbenin ging, statteten die sieben Weitblicker zusammen mit ihren Begleitern Lambert und Basile den Studentinnen und Studenten vom Uni-Institut INJEPS in Porto-Novo einen Besuch ab. Begrüßt wurde die Delegation mit der beninischen und der deutschen Nationalhymne – gespielt von Studenten des Instituts. Drei Tage lang tauschten sich deutsche und beninische StudentInnen aus, schliefen in den gleichen Zimmern auf dem Institutsgelände und feierten gemeinsam den Internationalen Tag der Frau mit einem bunten Abend unter freiem Himmel. Über Sprachgrenzen hinweg wurde getanzt, gesungen und viel gelacht. Weitblick- und INJEPS-StudentInnen begegnen sich ungeachtet ihrer unterschiedlichen Herkunft, Kultur und sozialer Situation völlig unkompliziert und ohne Vorbehalte auf Augenhöhe. Ein Modellbeispiel für interkulturelle Begegnungen!

Ein Besuch beim König von Dogbo

Eindrucksvoll für die Gäste aus Deutschland war auch der Besuch beim König von Dogbo, Robert Abah, der nach der offiziellen Begrüßung gerne von seinem Palmschnaps

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Die Schüler freuen sich, diese provisorische Schule nun verlassen zu können.

Einblicke

Botschafterbesuch im Projekt in Dogbo

„Ich bin beeindruckt“ Es war das erste Mal, dass mit Hans Jörg Neumann ein Deutscher Botschafter das Projekt von pro dogbo in Dogbo besuchte. Zur Einweihung einer Grundschule kam bereits der Vorgänger des jetzigen Botschafters, Ludwig Linden. Aus Zeitgründen konnte er damals das Ausbildungszentrum allerdings nicht besuchen. Das holte Botschafter Neumann nun nach – und kam mit einer ganzen Delegation seines Hauses nach Dogbo. Auf dem Rückweg einer Rundreise durch Benin machten sie Station bei pro dogbo. Hier informierten sie sich über die Arbeit des weltwärts-Freiwilligen Moritz Steegmaier, der für ein Jahr im Projekt mitarbeitet und seine Tätigkeit den Gästen per Computerpräsentation vorstellte. Anschließend stellte Klaus van Briel die Arbeit und die Ergebnisse von pro dogbo vor, mit einem besonderen Akzent auf seine Aufgabe als AGEH-Fachkraft, die Übergabe der Projektverantwortung an den lokalen Partnerverein ESI (Education Service International) schrittweise vorzubereiten.

Ein Blick in die Werkstätten

„Jetzt interessiert es mich, mir das alles einmal konkret anzuschauen“, sagte der Botschafter und so verließ man den schattigen Pavillon und besuchte das Haus sowie die drei Werkstätten des Ausbildungszentrums: die Metallwerkstatt, die Kfz-Werkstatt und die Bäckerei. Dort wurden den Besuchern die Lehrlinge und ihre Ausbilder der verschiedenen Ausbildungsbereiche (Schweißen, Drehund Frästechnik, Metallbau, Kfz-Reparatur sowie das Back- und Feinbackhandwerk) vorgestellt. Während in der Metallwerkstatt noch an den Schulbänken gearbeitet wurde, waren die Lehrlinge der Kfz-Werkstatt – unter ihnen eine Frau – dabei, den Motor des Gendarmerie-Fahr-

zeuges von Dogbo wieder einzubauen. In beiden Werkstätten befinden sich Lehrräume, in denen der Unterricht stattfindet.

Umtrunk bei hausgemachten Backwaren

In der Bäckerei präsentierten Ausbilder und Lehrlinge ihre frisch hergestellten Produkte in einer Vitrine, darunter Marmorkuchen, Wurstbrötchen und Plätzchen – alles Backwaren, die in Dogbo verkauft werden. Die Tagesproduktion von circa 1500 Broten war einige Stunden zuvor schon am frühen Morgen beendet und mit dem Brotwagen ausgeliefert worden. Dem Botschafter wurden auch zwei Frauen vorgestellt, die das Brot von der Bäckerei abnehmen und auf dem Markt in Dogbo weiterverkaufen. „So können 25 Frauen ihre Familien allein durch den Brotverkauf ernähren und ihren Kindern auch den Schulbesuch ermöglichen“, erklärt Projektmitarbeiter Derick Azé der Botschaftsdelegation. Nach einem Blick in das Internetcafé und die Bibliothek des Projektes, die beide öffentlich sind und ihren Benutzern Zugang zum Internet und einigen hundert Büchern ermöglichen, darunter viele Schulbücher, traf man sich noch zu einem Umtrunk bei Backwaren „aus eigener Produktion“. Botschafter Neumann bedankte sich für den herzlichen Empfang in Dogbo und zeigte sich beeindruckt von der Vielfältigkeit der Arbeit sowie der erzielten Ergebnisse und gratulierte dazu mit einem „Herzlichen Glückwunsch!“. Neben den zahlreichen sozialen Projekten, die pro dogbo in den zurückliegenden Jahren begonnen, angestoßen und beendet hat, ist es vor allem auch dieses Ergebnis, das es einmal zu feiern lohnte.

Die Delegation aus Kleve und der Deutsche Botschafter in Benin, Hans Jörg Neumann, besuchten zufällig zeitgleich das Projekt in Dogbo.

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Bildung und Lebensperspektiven für junge Menschen in Benin, Westafrika.

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