MASARYKOVA UNIVERZITA

MASARYKOVA UNIVERZITA Pedagogická fakulta Katedra německého jazyka a literatury Adalbert Stifter – Bergkristall Bakalářská práce Brno 2013 Vedoucí ...
Author: Fabian Jaeger
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MASARYKOVA UNIVERZITA Pedagogická fakulta Katedra německého jazyka a literatury

Adalbert Stifter – Bergkristall Bakalářská práce

Brno 2013

Vedoucí práce: Mgr. Pavel Váňa, Ph.D.

Autor práce: Michael Líbl

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Bibliografický záznam LÍBL, Michael. Adalbert Stifter – Bergkristall: bakalářská práce Brno: Masarykova univerzita, Fakulta pedagogická, Katedra německého jazyka a literatury 2012. 36 s., Vedoucí bakalářské práce Mgr. Pavel Váňa, Ph.D.

Anotace Tato bakalářská práce rozebírá jedno z mnoha děl Adalberta Stiftera. Adalbert Stifter byl jednou z význačných osobností česko-německé literatury, který jako jeden z mála autorů dokázal detailně, láskyplně a výstižně popisovat okolí svého domova, zejména pak přírodu. V jeho díle Bergkristall – Horský křišťál tomu není jinak. Má práce se zaobírá prolínáním popisu krajiny, kterou měl tak rád se vztahem k Božskému, nadpřirozenému. V práci se zamýšlím na tímto vztahem společně s určitou vlastní interpretací díla samotného.

Annotation This theses analyses one of the many Adalbert Stifter´s works. Adalbert Stifter was one of the distinguished figures of the Czech – German literature who as one of the few authors achieved to describe the surroundings of his home in detail, lovingly and precisely, especially the nature. In his work Bergkristall – Rock Crystal there is no different in it. My work deals with interdigitation of the nature description which he loved so much with the relation to God´s things, supernatural. I ponder on this relationship along with my own interpretation of the work itself.

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Klíčová slova příroda, víra, láska, vztah, strach, Bůh, vánoce, zima

Key words Nature, belief, love, relationship, fear, God, Christmas, winter

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Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst habe, und dass ich keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. In Želiv, am 11. 4. 2013

Michael Líbl

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Danksagung An dieser Stelle möchte ich meinen herzlichen Dank Herrn Mgr. Pavel Váňa, Ph.D. für seine wertvollen Ratschläge, seine Führung und Hilfe aussprechen, die er mir als Betreuer meiner Bakkalaureatarbeit geleistet hat. Ich bin ihm sehr dankbar für seine Geduld und Höflichkeit. Mein herzlicher Dank gehört auch meinen Eltern. Ohne sie wäre ich bis hierher nicht gekommen. Danke.

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Inhaltsverzeichnis Einleitung ……………………………………………………………………………………………. 7 Adalbert Stifters Lebenslauf ………………………………………………………………… 9 Fakten über Entstehung des Werkes …………………………………………………… 12 Personen, die im Werk auftreten ……………………………………………………….. 14 Die in der Geschichte verborgene Botschaft des Autors………………………. 14 Symbolik ……………………………………………………………………………………………. 16 Anfang der Geschichte ……………………………………………………………………….. 19 Die Unterschiedlichkeit ………………………………………………………………………. 22 Berge ………………………………………………………………………………………………….. 24 Täler …………………………………………………………………………………………………… 24 Kinder ………………………………………………………………………………………………… 25 Winter, Weihnachten …………………………………………………………………………. 26 Weg ……………………………………………………………………………………………………. 28 Obdach ………………………………………………………………………………………………. 31 Kirche …………………………………………………………………………………………………. 33 Symbolik der Farben …………………………………………………………………………… 34 Absicht des Schriftstellers …………………………………………………………………… 34 Schlusswort ………………………………………………………………………………………… 36 Quellenverzeichnis ……………………………………………………………………………… 37 Bilderbeilagen und Bilderdokumentation ……………………………………………. 38

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Einleitung Für das Thema meiner Bachelorarbeit habe ich mich eigentlich nicht lange entscheiden müssen. Im ersten Semester meines Studiums an der Pädagogischen Fakultät der Masaryk-Universität habe ich mit meiner Mitschülerin ein Referat in der Literaturstunde über Adelbert Stifter abgehalten. Da dieser böhmisch-österreichische Autor meine Aufmerksamkeit durch seine Geschichte Der Kuss von Sentze so stark gefesselt hat, musste ich unbedingt im Sommer desselben Jahres meinen Urlaub in Südböhmen machen, wo ich die Spuren dieses bedeutenden Schriftstellers verfolgte. Ich besuchte sein Geburtshaus in Horní Planá (auf deutsch: Oberplan), wo im ersten Stock sein Museum errichtet wurde. Bei dieser Gelegenheit habe ich mir damals einige seine Bücher gekauft, u.a. Hochwald und Bergkristall. Adalbert Stifter ist meiner Meinung nach einer der besten Schriftsteller, der sehr detailliert und mit seinem ganzen Herzen seine ganze Umgebung, vor allem die Natur beschreiben kann, wodurch er den Menschen direkt in die Geschichte hineinziehen kann. Der Leser kann dadurch also direkt in die Mitte der Geschichte gelangen. In seinen Werken beschreibt er eine Jungfernnatur, die er oft in Zusammenhang mit der göttlichen Schöpfung stellt. Da ich ein Gläubiger und Naturliebhaber bin, traf ich die Entscheidung meine Bachelorarbeit gerade auf das Thema Bergkristall – Analyse des Werkes im Hinblick auf religiöse Motive und Beziehung zur Natur zu schreiben und das Werk aus verschiedenen Seiten des Christlichen und des Natürlichen zu analysieren. Seit jeher ist die Natur für die Gläubigen mit Gott verbunden. In der Natur kann man die Gegenwart Gottes finden, in der Natur kann ein aufmerksamer Beobachter Antwort auf viele seiner Fragen finden, von der Natur kann man lernen, in ihr kann man Zuflucht und Geborgenheit finden. Sogar die Bibel selbst beschreibt gleich in ihrem Anfang die Erschaffung der Welt. Im ersten Buch Moses – Genesis ,11 - 12 steht: „ Dann befahl Gott, die Erde soll grün werden, alle Arten von Pflanzen und Bäumen sollen darauf wachsen und Samen und Früchte tragen! Da brachte die Erde alle Arten von Pflanzen hervor , bis hin zu den großen Bäumen. Gott hatte Freude daran; denn es war gut.“ (Die Bibel in heutigem Deutsch, 1990, S. 3)

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Aus diesem Beispiel kann man sehen, dass das Göttliche und das Natürliche in einen direkten Zusammenhang gehören. Mit dieser Arbeit will ich keinen zum Glauben an Gott, den Allmächtigen überzeugen und ihm meine Ansichten vorwerfen. Nein, das ist nicht das Ziel dieser Arbeit. Das Ziel meiner Arbeit ist meine Interpretation des Werkes und die Untersuchung, bis zu welchem Maβ in diesem Werk autobiographische Elemente vorkommen.

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Adalbert Stifter - Lebenslauf Adalbert Stifter kam am 23. Oktober 1805 in Oberplan (Horní Planá) auf die Welt. Sein Vater Johann Stifter war Leinweber und später auch Garnhändler. Seine Mutter hieβ Magdalena Stifter. Adalbert Stifter trug am Anfang den Vornamen Albert. Der Vater starb früh durch einen Arbeitsunfall, als ihn 1817 ein umstürzender Flachswagen erschlug. Sein Groβvater schickte Adalbert gegen seinen Willen auf die Lateinschule. 1820 heiratete die Mutter den Bäckermeister Ferdinand Mayer. 1825 erkrankte Stifter an Pocken. Bis 1826 besuchte Stifter die Lateinschule der Benediktiner in Kremsmünster. Während dieser Zeit im Stift Kremsmünster, die er später als die schönste Zeit seines Lebens beschrieb, wurden die Grundlagen für eine aufgeklärte Betrachtung der Natur, Literatur und Kunst gelegt. Im Jahre 1826 begann er die Rechte in Wien zu studieren und bei den ersten Prüfungen hatte er gute Ergebnisse. Sein Studium finanzierte er durch Privatunterricht. Bereits während seiner Schulzeit in Kremsmünster hatte Stifter Nachhilfestunden gegeben, um seine bescheidenen Lebensverhältnisse zu verbessern. Binnen seines Studiums entstehen auch seine erste dichterische Versuche, die vorwiegend von Goethe, Herder und Jean Paul beeinflusst sind. In dieser Zeit verliebte er sich unglücklich in Fanny Greipl. Gleichzeitig geriet er in immer zunehmende Selbstzweifel, die er durch groβen Alkoholkonsum zu verdrängen versuchte. Die unglückliche Beziehung zu Fanny beeinflusste auch seine Leistungen an der Universität, bis er 1830 sein Studium ohne Abschluss abbrach. Im Februar 1833 brach Fanny die sporadische Beziehung ab, und kurz darauf lernte Stifter die Putzmacherin Amalia Mohaupt (1811–1883) kennen, die von seiner Umgebung als ihm intellektuell unterlegen betrachtet wird. Doch er verlobte sich mit ihr. Um 1834/35 entstand auch Der Condor, der aber erst 1840 veröffentlicht wurde. Am 15. November 1837 heiratete Stifter Amalia und versuchte offenbar durch diese Heirat, die innere Ordnung seines Lebens wieder aufzubauen. Die materiellen Sorgen aber wurden immer augenfällige. Seine Frau Amalia war eher verschwenderisch und dies verschlimmerte ebenfalls ihre (und vor allem) seine finanzielle Lage, wie Pfändungen 1837 und 1841

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belegen. Im Jahre 1837 entstanden auch die Feldblumen, die 1841 veröffentlicht wurden. Bevor Stifter Amalia heiratete, bewarb sich Adalbert um die Stelle an der Forstlehranstalt in Mariabrunn. Im selben Jahr, das heiβt im Jahre 1837 verstarb auch Fanny. Nach 1841 arbeitete Stifter erneut als Hauslehrer und unterrichtete u. a. von 1843 bis 1846 Richard von Metternich, den Sohn des österreichischen Staatskanzlers. Zu dieser Zeit begann der Pester Verleger Gustav Heckenast, der schon den Condor herausgegeben hatte, Stifter zu unterstützen: er wurde Herausgeber des Sammelbandes Wien und die Wiener und veröffentlichte 1842 die Erzählung Der Hochwald in der Iris. Die Unruhen im Revolutionsjahr 1848 bewegten Stifter, dazu, Wien zu verlassen und nach Linz umzuziehen. Im Jahr 1849 veröffentlichte er in Linz die Erzählung Die Landschule, die die Tätigkeiten der Landschullehrer positiv darstellte. 1850 wurde er zunächst provisorisch und 1853 endgültig zum Schulrat ernannt. Stifter hat seine Ehe mit Amalie selbst als glücklich beschrieben, obzwar sie wenig gebildet war. Stifter hat für Amalie sein ganzes Leben lang sorgfältig und liebend gesorgt. Das Ehepaar hatte jedoch keine Kinder, was es gewissermaβen beeinflusst hat. Dann nahmen Amalie und Adalbert Amalies Nichte Juliane als Ziehtochter auf. Sie aber riss mehrmals von zu Hause aus. Nachdem sie auch im Winter 1859 mehrere Tage verschwunden war, fand man ihre Leiche in der Donau. Ob es nur ein unglücklicher Unfall war oder sie sich selbst ihr Leben nahm, das blieb ungeklärt. Dieses Ereignis hat die Stifters sehr schwer getroffen. Stifters Gesundheitszustand verschlechterte sich Ende der 1850er Jahre zunehmend. Mehrmals unterzog er sich den Kuraufenthalten für ein Nervenleiden. Letztendlich konnte er sein Amt nicht mehr ausüben. Aber dank der Intervention eines Gönners wurde er mit dem Titel des Hofrates pensioniert. Er wurde nicht nur von Nervenkrankheit geplagt, sondern auch zunehmend von der Leberzirrhose geplagt. Dies führte dazu, dass sich Stifter am 26. Januar 1868 auf seinem Krankenbett mit einem Rasiermesser die Halsschlagader öffnete und starb zwei Tage später. Das selbst herbeigeführte Ende seines Leidens wurde in der Todesurkunde diskret verschwiegen. Stifter wurde auf dem St. Barbara-Friedhof in Linz begraben, wo er seine letzte

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Ruhestätte fand. Auf seinem Grabstein befindet sich seine Totenmaske, die von Josef Rint geschaffen wurde. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Stifter)

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Fakten über Entstehung dieses Werkes

Sein Werk Bergkristall ist das erstemal im Jahre 1845 in der Zeitschrift Die Gegenwart erschienen und damals hieß es noch Der Heilige Abend. Noch am 30. August 1852 schrieb Stifter an seinen Verleger Gustav Heckenast in Pest: "Hätte ich nur zum Bergkristall (heiliger Abend), der durch die Revision erst einen Schlif bekommen hat, nur die Möglichkeit, in späterer Zeit ihn noch einmal zu reinigen und zu fassen, bei allen Himmelsmächten ich bilde mir ein, er könnte noch ein Diamant werden.“ (Adalbert Stifter, http://www.adalbertstifter.at/Werke.htm, 2.1.2013) 1853 gab es sie in überarbeiteter Fassung unter dem Namen Bergkrystall (später: Bergkristall) in der Sammlung Bunte Steine. Diese Erzählung ist von dem österreichischen Berg Dachstein inspiriert worden und wurde dessen literarisches Denkmal. Sie hat ihren Ursprung im Echerntal in Hallstatt. Stifter und Friedrich von Simony (Naturforscher) spazierten gemeinsam entlang des Waldbachs im Echerntal, als ihnen 2 Kinder begegneten, die ihnen selbst gepflückte Walderdbeeren anboten. Diesen Eindruck der beiden frischen Kindergesichter und die Schilderung Simonys vom Dachstein Gletscher hat Stifter in „Bergkristall“ verarbeitet, wo er die Geschichte eines Irrweges der beiden Kinder in der Weihnachtsnacht beschreibt. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bergkristall_(Stifter), 2.1.2013)

Das Werk ist also durch eine wahre Geschichte inspiriert worden, die sich zwar nicht im Winter zu Weihnachtszeit abspielte, sondern im Sommer. Die Städte Gschaid und Mildorf bestehen zwar. Es gibt sogar mehrere Orte mit diesem Namen, einige sind in Deutschland und einige in Österreich. Aber in der unmittelbaren Nähe Dachsteins und Hallstatts gibt es keiner von diesem Namen. Das heißt, Stifter wählte die Namen beider Dörfer vermutlich aus einem ganz anderen Grund. Dieser Grund blieb mir bis heute unbekannt, warum er sich gerade diese Namen der beiden Dörfer gewählt hat.

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Das von mir gelesene und für diese Bachelorarbeit ausgewählte vom Deutschen Taschenbuch Verlag verlegte Buch hat 94 Seiten und ist in keine Kapitel gegliedert. Doch der Leser kann das Buch selber in drei Teile einteilen. Im ersten Teil – am Anfang wird der Leser mit kirchlichen Festen und mit der Umgebung des Geschehens genauer bekannt. Im zweiten Teil lernt man die Schusterfamilie kennen und derer Verhältnisse im Dorf und untereinander kennen. Im dritten Teil (dem wichtigsten Teil) wird beschrieben, wie die Kinder ihren Weg am Heiligen Abend verloren, was sie dazwischen erleben und wie sie von den Dorfbewohnern gerettet werden. Doch es wäre sehr unvernünftig über einen der drei gedachten Teile zu sagen, dass es der wichtigste Teil ist, denn ein Teil des Werkes ohne den anderen wäre nicht möglich. Die einzelnen Passagen. Zur Hilfe habe ich mir auch eine tschechische Übersetzung des Bergkristalls genommen, damit es nicht in meiner Arbeit zum Unverständnis von einigen Passagen kommt und damit ich auch eine Kontrolle über meinen Übersetzungen und Interpretationen einiger Passagen habe, die für mich ziemlich schwer zu übersetzen waren. Die tschechische Ausgabe Horský křišťál, die ich mir zur Hilfe genommen habe, ist vom Buchverlag Odeon aus dem Jahre 1978, die von Anna Siebenschein ins Tschechische übersetzt wurde. Um besser meine Absicht und meine Gedanken zu belegen, musste ich mich beim Verfassen dieser Arbeit mehrmals ans Internet wenden und aus Internet und ebenfalls aus dem Buch mehrere Zitate zu übernehmen.

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Personen, die im Werk auftreten Zu den zwei Hauptpersonen, die im Bergkristall auftreten sind Schusters Kinder Konrad und Susanne, die eigentlich nur Sanna genannt wird. Sie bekam diesen Namen nach ihrer Mutter, die ebenfalls Susanne heißt. Weitere Personen: Schuster Sebastian – Vater von Konrad und Sanna Schusters Frau Susanna – Mutter von Konrad und Sanna Gerber von Millsdorf Gerbers Frau Hirt Philipp Holzknecht Michael Im Text werden noch weitere Personen erwähnt, die aber nicht direkt im Text auftreten. Zum Beispiel wird in der Geschichte mehrmals der Pfarrer - der Seelenhirt erwähnt. Doch allgemein kann man sagen, dass im Text, verglichen mit anderen Werken von anderen Autoren, wenige Gestalten auftreten, was eigentlich für viele Stifters Werke typisch ist.

Die in der Geschichte verborgene Botschaft des Autors? Ganz am Anfang muss gesagt werden, dass Adalbert Stifter sehr fromm war. Damals in seiner Lebenszeit war das ganz üblich, dass die Leute sehr gläubig waren. Er besuchte auch die katholische Lateinschule im Stift in Kremmsmünster, was er eigentlich für seine schönste Lebenszeit bezeichnete, wie es schon oben in seinem Lebenslauf erwähnt wurde. Adalbert Stifter war Österreicher, der in Böhmen geboren wurde und seine Kindheit im Böhmerwald verbrachte. Er war von der wunderschönen Natur in der Umgebung von Oberplan und vom Böhmerwald bezaubert. In der Natur suchte er seine Inspiration für das Schaffen seiner Werke. In der Natur sah er die Schöpfung Gottes in jedem ihrer Details. In ihr suchte er seine Zuflucht. 14

Da soll es also kein Wunder sein, dass er sich für das Verfassen dieser Geschichte wieder ein natürliches Rahmen auswählte. Um die Wirkung auf die sensitive Empfindung der Seele des Lesers wesentlich zu verstärken, vermute ich, wählte der Autor gerade die Landschaft der Alpen aus. Die Alpen stellen zugleich die Herrlichkeit und die Gefahr der Natur dar. In diesem Zusammenhang sollen die Alpen mit ihrer Natur auch den Gottestempel darstellen. Kein Wunder, dass sich Adalbert Stifter, der sehr gläubig war, die Natur liebte, gerade diesen Rahmen für sein Werk gewählt hatte. Der aufmerksame Leser kann da einen vernetzten Zusammenhang gleich finden. Die Natur – die kirchlichen Feste – den menschlichen Glauben. Eine Verbindung, die man zu der Dreieinigkeit Gottes vergleichen kann. Die ist der grundlegende Aspekt, der den ganzen Rahmen für diese Geschichte gibt. Stifter wollte den Lesern sicher ein Werk geben, in dem sie sich ihrer eigenen Kleinigkeit (kleine Kinder, majestätische Alpen), der Vergänglichkeit (die Nacht und der Winter), der Allmächtigkeit Gottes und der Hoffnung (Rettung der Kinder) bewusst werden. Folgende Reflexion sollte uns über die oben erwähnten Aspekte mehr sagen. Die zweite Hälfe der Geschichte spielt sich in der Weihnachtszeit ab, die nicht nur damals für die Leute sehr wichtig war. Was versteht man eigentlich unter dem Begriff Weihnachten? Und da komme ich dazu, dass ich in seinem Werk sehr viel Symbolik spüre.

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Symbolik Die Geschichte enthält viel Symbolik, mit der die ganze Erzählung eigentlich gebildet und durchgewoben ist. Darin gibt es auch viele symbolische Gegensätze. Die meiste Symbolik betrifft das Christentum, die Natur, den menschlichen Glauben, Trost und Hoffnung. Aus diesem Grunde möchte ich mich im grössten Teil meiner Bachaleorarbeit gerade diesem Thema der Symbolik widmen. Der Autor benutzte diese Symbolik absichtlich, damit der aufmerksame Leser dieses Werkes drei Ebenen entdecken kann. Die erste Ebene ist die Verwicklung der Geschichte. In erster Reihe kann dieses Werk wie ein Werk mit spannender Verwicklung wirken, in dem sich das Spannedste im zweiten Teil des Werkes abspielt. Und zwar bei Verirrung der Kinder. Doch die zweite Ebene ist gerade die Symbolik, in der man von Anfang an versteckte Bedeutungen entdecken kann. Diese Symbolik geht vorwiegend das Christentum und den menschlichen Glauben an. Und schliesslich die dritte Ebene ist die ausführliche Beschreibung der Umgebung und der Landschaft, in der sich die Handlung abspielt. Dadurch kann es wie ein „Reisebericht“ in eine wunderschöne Landschaft wirken. Adalbert Stifters Werke sind ,meiner Meinung nach, die besten Werke, die die Natur beschreiben. Sicher einen grossen Einfluss auf ihn hatte sein Geburtsort Oberplan in einer malerischen Landschaft. Wäre er ein Junge aus der Stadt, hätte er sicher nicht so wunderschön den Prunk der Natur beschreiben können. Es kann sein, dass ein anderer Leser noch weitere Ebenen dieser Geschichte entdecken kann, doch mich haben vor allem diese drei angetan. Verwicklung, Symbolik, Reisebericht. Es handelt sich zwar um drei Ebenen, die sich gegenseitig ergänzen. Eine kann ohne der anderen nicht bestehen, denn sie bildet die Grundlage für den komplexen Rahmen des ganzen Buches. Zunächst möchte ich mich also mit der Ebene der Symbolik befassen. Im Buch kommen am meisten kirchliche und natürliche Symbole vor. Es sind: Weihnachten – Versöhnung, Rettung vor Verdammung

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Kontraste – Unterschiedlichkeit, Vielfalt der Gotteschöpfung Berge – Größe, können auch den Dom des Herrn dartellen Täler – Fruchtbarkeit; menschliches Leiden, Versündigung Wald – Schutz, Quelle des Lebens Kleine Kinder – Winzigkeit der Leute Weg – menschliches Leben, Dorf – Gemeinschaft, Gemeinsamkeit Bienen – Gemeinsamkeit, Gemeinschaft Winter – Kälte, Böse, scheinbarer Tod Sommer – Behaglichkeit Kreuz – Erlösung, Rettung vor Verdammung Kirche, Pfarrer – Weg zur Erlösung Schnee – Kälte, weiße Farbe vom Schnee - Liebe Eishöhle – Versteck vor Gefahr Tod – Ewigkeit, Gerechtigkeit Weihnachten

Weihnachten sind die Festtage, in denen wird die Geburt Jesu Christi gefeiert. Auf die Weihnachten bereitet man sich fast in allen gläubigen und ungläubigen Familien bereits 4 Wochen vor dem Feiertag vor. Dieses Zeit wird Adventszeit genannt. Festtag ist der 25. Dezember, doch die größte Feierlichkeit wird bereits am Vorabend, am 24. Dezember abgehalten. An diesem Abend, der auch als der Heilige Abend bezeichnet wird und an jener Nacht, die auch als Heilige Nacht bezeichnet wird, in der unser Heiland Jesus Christus geboren wurde, treffen sich die Familien am mit Baumbehang geschmückten Weihnachtsbaum und geben sich einander Geschenke. Dieser Brauch wurde seit 1535 von Martin Luther als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken. Der Brauch mit dem Weihnachtsbaum verbreitete sich aus Deutschland im 19. Jhdt. In die ganze Welt. Zu weihnachtlichen Festtagen gehört auch der 26. Dezember als der zweite Weihnachtstag, bei uns bekannt eher als Stephanstag.

Stifters Sicht auf die Weihnachten 17

„……..A po všechny časy oblévá bezpochyby záře a jas okouzlenou mysl o těchto svátcích a není-li tomu tak u všech lidí, snad je tomu tak alespoň u těch, kdo pochopili původ, účel, význam a obsah těchto svátků, s nimiž se pojí jejich zbožné, poetické a obrazné představy. A když pak přišlo na naši Zemi světlo čisté víry, svátky nepominuly, ale staly se jen niternějšími a světějšími, a ona záře a onen třpyt a jas se o nich rozlévají dál přírodou i srdcem, jen když se lidé dokážou tušivě ponořit do samé podstaty svátků a když si je umějí obklopit malými a krásnými věcmi a byť i skromnými náležitostmi podle vzruchu a tepu svého vlastního života……“ “……….A konečně nadejde ta svatá noc. Dny jsou tak krátké, a přece jako by toho dne noc nechtěla přijít, jako by den trval a trval. Jezulátko ale dává dary jen v noci svého narození. A ta teď skutečně nadešla, ta noc. Už hoří světla v krásných pokojích městských lidí, ve světnici chudé lesní chalupy hoří louč nebo dřevěná špánka v železných kleštích. V městském pokoji se světly i ve světnici s hořící loučí či špánkou už čekají děti. Tu přichází maminka a řekne: "Ježíšek už je tady……."ž (Adalbert Stifter, http://www.kohoutikriz.org/data/w_stift.php, 20.1.2013)

Da kann man eindeutig sehen,dass Stifter legte großen Nachdruck auf kirchliche Feste, besonders aber auf die Weihnachten.

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Anfang der Geschichte Der erste Satz der Erzählung sagt eigentlich gleich am Anfang aus, womit uns der Autor mit der ganzen Geschichte bekannt machen will: „Unsere Kirche feiert verschiedene Feste, welche zum Herzen dringen“. (Stifter, 2009, S. 5) Er erwähnt einzelne wichtige kirchliche Feste und Feiertage, von denen er als eines der wichtigsten Feste zusammen mit Ostern gerade die Weihnachten hervorbringt. Damit möchte er uns zeigen, dass ohne dieses Fest, gäbe es keine menschlichen Rituale, keine Kirche, denn ohne Geburt des Heilandes wäre alles menschliche Handeln umsonst überflüssig. Die Weihnachten ist die Versöhnung zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen. Der stark gläubige mit der Heimat verbundene Autor wollte hiermit dem Leser sagen, dass das wichtigste Kirchenfest aller Menschen Weihnachten sein soll. Der wichtigste Teil der ganzen Erzählung - das Verlieren und die Findung der Kinder und damit der Versöhnungsakt zwischen beiden Dörfern spielt sich aus größerem Teile zu Weihnachten, am Heiligen Tag, am Heiligen Abend, in der Heiligen Nacht ab. Man kann spüren, dass für Stifter die Weihnachtszeit eine sehr bedeutende Rolle spielt. Es bringt ihn zurück in die Kindheit, wo er die schönsten Erinnerungen an diese Zeit hatte. Er selbst betrachtet sich als ein Kind und ebenso vergleicht er alle Menschen mit Kindern, mit Gotteskindern. Doch besonders werden zu der Weihnachtszeit Kinder hervorgehoben. Nicht nur das wichtigste von allen Kindern selbst – unser Heiland bereitet sich alljährlich aus der Sicht der Kinder auf die Ankunft auf diese Welt. Sondern jedes kleine Kind erwartet voller Begierde die Ankunft des Christkindes, doch die Kinder aus der Sicht der Bescherung von Geschenken. Und die Erwachsenen wissen ja schon, dass das größte Geschenk unser Heiland selbst ist. Die ersten Paragraphe widmet der Autor der Einleitung in die damaligen christlichen Sitten und Bräuche, die man zu dieser Zeit pflegt. Hindurch führt er uns durch detaillierte Beschreibung langsam in den Ort, wo sich die Handlung der Erzählung abspielen wird. Zunächst beschreibt er gänzlich das Aussehen des Dorfes und auch hier fängt er diese Beschreibung mit christlichen Symbolen an – die Kirche, das Kreuz:

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„……In den hohen Gebirgen unsers Vaterlandes steht ein Dörfchen mit einem kleinen, aber sehr spitzigen Kirchturme, der mit seiner roten Farbe, mit weicher die Schindeln bemalt sind, aus dem Grün vieler Obstbäume hervorragt und wegen derselben roten Farbe in dem duftigen und blauen Dämmern der Berge weithin ersichtlich ist. Das Dörfchen liegt gerade mitten in einem ziemlich weiten Tale, das fast nie ein länglicher Kreis gestaltet ist. Es enthält außer der Kirche eine Schule, ein Gemeindehaus und noch mehrere stattliche Häuser, die einen Platz gestalten, auf welchem vier Linden stehen, die ein steinernes Kreuz in ihrer Mitte haben….“ (STIFTER, 2009, S. 9) Absichtlich habe ich hier einen Absatz des Anfangs seines Werkes zitiert und die Symbole mit dicker Schrift zum Ausdruck gebracht. Ich konnte mir gleich am Anfang beim Lesen des Buches merken, wie viel Symbole nur dieser einzige Absatz enthält. Und durch diese ähnliche Symbolik ist das ganze Werk Bergkristall wörtlich durchwoben. Die Stifters Darstellung der Ortschaft ruft in mir Erinnerungen an meinen Urlaub in Oberplan. Der Marktplatz inmitten des Dorfes hat auch viele Bäume und inmitten gibt es einen Pranger mit einem Brunnen anstatt eines Kreuzes. Das Kreuz befindet sich bei der Kirche im oberen Teil des Platzes. Das Dorf liegt am Anhang eines Tales. Es kann ein Zufall sein, dass hier Ähnlichkeit besteht, doch ich bin nicht der Meinung. Stifter benutzte absichtlich Elemente seiner Heimat, genauso wie er es in manchen seiner Werken getan hat. Die schönste Äußerung drückte er in seinem Gedicht Kindheit in der Heimat: Sehnend sitze ich hier und hefte das Aug' in die Ferne. Dort, wo des Himmels Blau sanft sich mit Bergen vermischt. Dämmert das freundliche Land der verlassenen Heimat herüber, Dorten der neblichen Streif, o ich erkenne ihn gut. Dort ist hochaufragend der Wald der die Heimat beginnet. Glänzendes Jugendland, wär ich doch wieder in Dir. Ob, es war schön, da der Baum, worunter ich spielte, Schön, da des Vaters Haus, schön, da das heimliche Tal Meine Welt war. Nie umwölkte sich damals mein Himmel,

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Immer war mir der Tag, immer der Abend so schön. Damals kannte nicht Gram noch die unbefangene Seele, Frohsinn tönte das Spiel, tönten die Berge zurück. (Adalbert Stifter, http://www.kohoutikriz.org/data/w_stift.php, 23.1.2013)

In diesem Gedicht äußerte er seine Sehnsucht nach seiner Heimat in Oberplan und seine Erinnerungen an die sorglose Kindheit. Sobald uns der Autor mit der natürlichen Umgebung vertraut macht, beginnt er uns mit dem Dorf im Tal namens Gschaid bekannt zu machen. Er beschreibt ausführlich das Aussehen des Dorfes und dessen Sitten, Bräuche und Gewohnheiten. Danach schildert Stifter den Weg zu dem höchsten Berge auf der Mittagssseite – im Süden, den die Bewohner schätzen und sehr genau kennen. Der Berg wird von ihm so beschrieben, als ob es sich hier um einen Tempel handelte. Denn die Bewohner blicken ihm fast ehrfürchtig auf. Und zugleich den Weg über den sogenannten Hals zu einer Kreuzung der Wege, auf denen man entweder bis zum Berge (zum Tempel ihres Emporblickens) oder in ein anderes Dorf namens Millsdorf gelangen kann. Ja, Stifter schildert hier den Weg der Leute in die Kirche zu Weihnachtszeit, und gleich ein paar Absätze weiter schildert er den Weg zum Berge. Da kann man die Parallelität seiner Gedanken und seiner Absicht merken. Zum Nachdenken führt uns auch dieser Kreuzweg, der eine symbolische Rolle in dieser Geschichte spielt. An diesem Kreuzweg passierte einst wahrscheinlich ein Mord, wo der Bäcker tot gefunden war. Wenn man die Wörter wie Kreuz, Kreuzung oder Kreuzweg hört, stellt man sich gleich eine Entscheidung vor. Auf welchen Weg soll sich einer begeben. Und nicht nur wörtlich, sondern in übertragenem Sinne. Welchen Weg seines Lebens sollte man sich begeben, damit er der richtige ist. Das Wort Kreuzweg ist ebenfalls mit dem kirchlichen verbunden. Denn unser Heiland Jesus begab sich auf diesem Kreuzweg zu seinem Tode am Kreuz, um uns alle Menschen zu

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erlösen. Und da entsteht wieder die innerliche Verflechtung der ganzen Geschichte mit der Göttlichen Erlösung gerade zur Weihnachtzeit, wann er geboren und gestorben ist, um uns vor ewigen Verdammung zu retten. Aus Liebe zu uns. Dieser Kreuzung spielt auch weiter eine bedeutende Rolle auf dem Weg der beiden Kinder Konrad und Susanna gerade am Heiligen Abend, wann sie sich auch verlaufen und können den richtigen Weg wegen starkem Schneefall nicht finden. Doch wenn ich zu dieser Kreuzung zurückkehre, dann führt er uns in das andere Dorf namens Millsdorf, das etwas größer ist und mehr Handwerker und Gewerbe hat als Gschaid. Es gibt zwischen beiden große Unterschiede. In der Lebensweise, in der Anzahl der Bewohner, in den Sitten und Bräuchen. Ich vermute, dass der Autor uns auf die Unterschiedlichkeit der einzelnen Menschen, Völker und Gewohnheiten aufmerksam machen wollte. Jedes Dorf, jede Stadt ist immer ein wenig voneinander unterschiedlich genauso wie die Individuen und jeder einzelner Mensch sich voneinander unterscheidet. Und trotzdem sollten wir durch das Kreuz einig werden.

Die Unterschiedlichkeit Was versteht man eigentlich unter diesem Begriff? Was heißt der Unterschied? Unterschiedlich zu sein ist etwas, was für uns Leute in unserer Umgebung, in unserer Landschaft und unserem Verhalten nicht üblich ist und ragt aus dem Erkannten heraus. Etwas Fremdes kann man sagen, etwas Unbekanntes. Unterschiedlich können sowohl die Landschaft, Bräuche und Sitten als auch die Menschen sein. Und im Bergkristall in dem ganzen Buch durch macht der Autor den Leser mit der Landschaft bekannt, denn die kann sich von der Landschaft des Lesers unterscheiden. Und Stifter macht den Leser so genau und vollkommen mit der Landschaft vertraut, dass man sie sich ganz genau vorstellen kann. Dann ist sie dem Leser nicht mehr fremd, nicht mehr unbekannt. Der größte Unterschied zwischen den Menschen ist natürlich der Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau. Beide dieser Wesen sehen die Welt aus einer etwas unterschiedlicheren Ebene, und trotzdem können sie einer ohne den anderen nicht existieren. Sie sind so unterschiedlich aber sie vervollständigen sich einander, dass es kaum vorstellbar wäre einer ohne

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den anderen leben zu können. In Stifters Geschichte Bergkristall treten von Anfang an ein Mann mit einer Frau auf. Ob der Gerber mit seiner Frau, der Schuster mit seiner Gattin, oder die Kinder Konrad und Sanna, um die sich eigentlich die ganze Geschichte abspielt. In den früheren Zeiten war es viel anders als in unserer moderner Zeit. Die Frauen waren ihrem Ehemann untergeordnet und es bestand eine genaue Arbeits-und Pflichtenteilung. Die Frau folgte ihrem Mann, wohin auch immer man ging, unterstütze ihn in seinen Entscheidungen und blickte ihm mit Ehrfurcht und Respekt auf. Die Frau kümmerte sich um den Haushalt, währen der Mann für den Lebensunterhalt sorgte und härtere männliche Arbeit verrichtete. Der Mann, kann man aus heutiger Sicht sagen, war das Haupt der Familie. Der Mann dagegen schätze seine Frau sehr für ihre Ergebenheit und Treue. Und dieses Vorbild gab es damals in den meisten Familien. Die in diesen Familien erzogenen Kinder hatten es dann ganz klar, dieses Vorbild zu übernehmen. Als gutes Beispiel dafür ist die Ergebenheit und der Gehorsam der jüngeren Sanna zu ihrem Bruder Konrad als sie den Weg verlieren und irregehen. Was immer auch Konrad mag sagen, befolgt sein Schwesterchen immer ohne jeglichen Trotz und Widerstand seine Weisungen. Es ist sicherlich auch dank ihrem Alter gegeben, denn sie ist sich dessen bewusst, dass ihr älterer Bruder dank seinem Alter erfahrener ist. Jedoch spielt hier auch eine bedeutende Rolle gerade die Unterordnung der Frau gegen den Mann. Heutzutage ist so etwas kaum vorstellbar. Doch es erinnert mich auch an eine Passage aus der Bibel: Wie ein Lamm, wenn es zum Schlachten geführt wird, wie ein Schaf, wenn es geschoren wird, duldete es alles schweigend, ohne zu klagen ( Bibel, 1990, Jesaja,53, S. 845) Genauso kommt mir Sanna so vor. Auf Konrads Weisungen oder Vorschläge wie man den richtigen Weg finden könnte und was man alles tun sollte, antwortete sie sehr oft nur: „Ja, Konrad“. Sie war ihm völlig ergeben. So ergeben wie eine Schwester ihrem Bruder sein kann, so ergeben wie eine Frau damals ihrem Mann ergeben war. Diese Ergebenheit rettete ihr eigentlich das Leben. Sie wusste zwar nicht, was ihr Bruder mit ihnen vorhat. Sie wusste nur, er will uns retten, obzwar ihr Verstand nicht imstande war, alles zu begreifen. Da ergibt sich wieder eine Parallele mit der Bibel, dass der

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Mensch die Gottes Pläne mit seinem menschlichen Verstand nicht begreifen kann. Er muss nur festen Glauben haben. Und diesen Glauben hatte Sanna auch.

Berge Da entsteht die Frage, warum Adalbert Stifter die ganze Geschichte in die Bergwelt versetzt hat. War das ein Zufall oder nicht? Die Kinder hätten ja ihren Weg auch woanders verlieren können. Zum Beispiel in einem tiefen Walde oder in einer Stadt oder in einem fremden Land. Doch der Autor wollte mit den Bergen viel zum Ausdruck bringen. Er benutzte Berge nicht nur als Ausdruck der Größe, damit sich die Leute ihrer Kleinigkeit bewusst sind, was er noch mit kleinen Kindern ausdrucksvoll machen wollte. Nein. Die Berge sind ein Ort, wo sich der Himmel mit der Erde trifft. Die Berge stellen auch symbolisch mit ihren spitzigen Gipfeln einen Gottesdom dar, der von weither die Menschen zum Gottesdienst zusammenruft. Der Berg, der Gottesdom, die Kirche sind ja auch von weitem zu sehen. Der Berg, die Kirche können auch als Orientierungspunkte dienen. Und nicht nur im übertragenem Sinne des Wortes, sondern auch wörtlich. In der Bibel trifft man fast überall auf die Berge, die hier ein spezielles Symbol tragen. Im Alten Testament zum Beispiel ist sehr wichtig die Offenbarung Gottes an Mose auf dem Berg Sinai – Begegnung vom Himmel und der Erde, vom Gott und Menschen. Und nicht in der letzten Reihe benutzte Stifter die Berge auch deswegen, dass er einfach in die Berge, vor allem in die Alpen verliebt war. Deshalb benutzte er sie als den Rahmen zu seiner Geschichte.

Täler Das Gegenteil zum Berge stellt ein Tal dar. Das Tal symbolisiert mehrere Aspekte. Einerseits kann es Fruchtbarkeit und Schutz symbolisieren, andererseits als Gegenteil des Berges menschliche Verfehlung und menschliches Leiden. Den im Tale, wo es fruchtbares Land ist, leben Menschen, die viele Fehler und Verfehlungen gegenseitig und gegen Gott 24

machen. Stifter beschreibt in seinem Werke hervorragend das Gschaider und Millsdorfer Tal. In der Beschreibung von Gschaider Tal kommt es mir so vor, als ob er sein Heimatstal in Oberplan beschreiben würde. Die Beschreibung ist mit Liebe und Empfindsamkeit durchwoben. Und obwohl die Bewohner des Gschaider Tals bescheidener leben und nicht so reich sind, wie die Bewohner aus dem Millsdorfer Tal, kann man in seinen Worten besondere Beziehung spüren. Eine Beziehung, die sich nach seiner Heimat in tiefsten Erinnerungen sehnt und kann die Tage der Kindheit nicht mehr zurückkehren. Sein Herz scheint traurig zu sein, aber zugleich glücklich darüber, dass er so eine schöne Kindheit in seiner Heimat im Kreise seiner liebenden Familie erleben durfte. Im Tale kann man sich der Größe der Berge, der Gottes Schöpfung, der menschlichen Winzigkeit und Vergänglichkeit gegen die Ewigkeit bewusst werden. Dies wird doppelt so viel durch die Kontraste Berge und Täler verstärkt. Noch eine Parallele fällt mir da mit dem menschlichen Leiden ein. Das Gebet zur Gottesmutter Maria „Sei gegrüβt, o Königin *………+ zu Dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen…“.

Kinder Die Kinder spielen eine sehr bedeutende Rolle in der ganzen Geschichte Bergkristall. Konrad und Sanna waren zwar groß genug, um alleine in das Tal ihrer Großeltern zu gehen. Doch es waren immer noch Kinder. Die Kleinigkeit der Menschen wurde gerade durch die Kinder und durch die wunderschönen Berge hervorgehoben. Die Kinder waren mehr unterwegs zu Fuß in das Millsdorfer Tal als die meisten Gschaider zusammen. Dies zeugt davon, dass sie den richtigen Weg sehr gut kannten. Doch trotz der guten Kenntnis des Weges in ihrer Heimat ist ihnen passiert, dass sie gerade an Weihnachten, am Heiligen Abend verloren gegangen sind. Dies wurde natürlich durch den starken Schneefall verursacht. Da taucht einem der Gedanke auf, dass dies auch den Erfahrensten auf ihren Wegen des Lebens passieren kann, dass sie dank unerwarteter Ereignisse ihren Weg verlieren und sich verlaufen. Doch wenn gut auf

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Unerwartete und Unangenehme vorbereitet ist, wie der Konrad dank seines Vaters Anweisungen und Erfahrungen und die kleine Sanna dank der Ergebenheit dem Stärkeren und dem Erfahrenen – ihrem Bruder, kann man sich retten. Die Parallele liegt wieder klar auf der Hand. Wenn die Leute die Gottesanweisungen befolgen und beachten, kann ihnen nichts Böses auch in plötzlich unerwarteten Momenten passieren. Und überdies in dieser zauberhaften Nacht. Die Kinder symbolisieren auch Sauberkeit und Reinheit der Seele. Die Seele der Kinder ist unbefleckt und sauber wie ein Kristall, ja wie ein Bergkristall kann man sagen. Konrad lernt brav viel von seinem Vater und Sanna hat ihr Vorbild in ihrer Mutter, derer Name sie auch trägt. Durch die spätere Rettung der Kinder haben sich auch beide Dörfer versöhnt. Von Anfang an der Geschichte des Buches kann man eigentlich die sinkende Tendenz der Beschreibung der Größe beobachten. Von den riesigen Bergen geht man ins Tal, vom Tal ins Dorf, vom Dorfe ins Haus, vom Hause auf einzelne Glieder der Familie bis man zu diesen zwei Kindern gerät. Doch diese scheinbar kleinen Wesen haben dann später eigentlich ein Wunder in die beiden Täler gebracht. Durch ihre Rettung kam es zur Versöhnung und zur Hinnahme der beiden unterschiedlichen Alpendörfer. Bei ihrer Rettung halfen dabei sowohl die Gschaider als auch die Millsdorfer, denn die Kinder ihre Großeltern in Millsdorf und ihre Eltern in Gschaid hatten. Und obendrein kann man wieder umgekehrt von den kleinen Kindern bis zu dem gröβten Berg (Tempel) gelangen und zurückkehren. Da kann man sehen, dass eigentlich alle Dinge und Geschehnisse, auch in übertragenem Sinne des Wortes, miteinander verbunden sind.

Winter, Weihnachten Obzwar im Bergkristall allmählich alle Jahreszeiten beschrieben sind, doch der Winter ist für diese Geschichte von großer Bedeutung und hat ebenfalls eine reiche Symbolik. Aus der natürlichen Sicht erholt sich die ganze Natur vom Schnee bedeckt durch ihren scheinbaren winterlichen Schlaf und bereitet sich hiermit auf den kommenden Frühling vor. Winter ist untrennbar mit Schnee 26

verbunden, mit der weißen Farbe. Weiße Farbe symbolisiert Sauberkeit, Ordnung, Unbeflecktheit und Licht. Und Gott ist Licht. Dies sind die positiven Bedeutungen dieser Farbe. Doch die weiße Farbe kann auch Staub, Nichtigkeit und Farbe der Knochen bedeuten. Sie kann auf den Menschen kalt wirken, denn sie symbolisiert auch den Schnee. Doch der Schnee hat besonders für kleine Kinder eine ganz andere Bedeutung. Fast kein Kind freut sich nicht, wenn der Schnee fällt, wenn es schneit. Kinder freuen sich darüber, denn sie können sich im Schnee austoben, rodeln, einander mit Schneebällen bewerfen. Also der Schnee ist bei Kindern mit Freude verbunden, was bezeugt, dass Konrad und Sanna sogar absichtlich solche Stellen im Walde aussuchten, wo bereits Schnee lag, um dann darauf treten zu können und Fußabdrücke zu machen und nachzuahmen, als ob sie sich im Schnee wateten. Die Kinder waren sich am Anfang der Gefahr nicht bewusst. Sie freuten sich darüber, als die ersten Schneeflocken zu rieseln begannen. Winter ist vorwiegend mit Weihnachten verbunden. Adalbert Stifter legt besonders auf dieses Fest großen Wert. Er wuchs in einer christlichen Familie auf, in der Gesellschaft, wo christliche Bräuche fest eingehalten wurden. Man hielt damals nicht nur die christliche Sitten und Bräuche, sondern man lebte auch sehr streng nach den christlichen Regeln. Dies beeinflusste ihn positiv damals sehr und es äußerte sich in seinem Leben (die katholische Lateinschule in Kremmsmünster, die er als schönste Zeit seines Lebens betrachtete) und dadurch auch in seinen Werken. Und in diesem Werk konzentrierte sich Stifter auf die Weihnachten, die gerade im tiefsten Winter ist. Im tiefsten Winter, wann uns die Natur grausam, unfreundlich und kalt scheint. Gerade zu dieser kalten unfreundlichen Zeit geschah das größte Wunder der ganzen Menschheit, der ganzen Welt. Unser Erlöser selbst ist auf die Welt unter die Ärmsten gekommen, um uns von ewiger Verdammung und vom ewigen Tod zu erlösen. Und gerade zu dieser Zeit, die am wunderbarsten von allen ist. Das für uns Christen zusammen mit Ostern das wichtigste Ereignis. Da gingen zwei unschuldige Kinder in der kalten Dunkelheit des Winters verloren, um später durch das Wunder der Erlösung dieser Weihnacht gerettet zu werden.

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Ein Kind ist in der unfreundlichen kalten Nacht in den ärmsten Verhältnissen geboren. Es wurde dann gepriesen alle auf Erde und Engel im Himmel freuten sich darüber. Zwei Kinder in dieser unfreundlichen kalten Weihnacht sind durch ihre Rettung vor dem Erfrieren, vor dem Tod neugeboren. Und alle freuten sich sehr darüber, nicht nur die Eltern und die Retter, sondern auch die Einwohner beider Dörfer. Und gerade diese „Neugeburt“ dieser zweier Kinder hat Gschaider und Millsdorfer nahegebracht. Was für uns Christen fast kaum vorstellbar ist, ist die Weihnachten ohne einen Weihnachtsbaum und ohne eine Krippe. Obwohl der Brauch, einen Weihnachtsbaum oder auch Tannenbaum genannt, aus einem heidnischen Brauch, genauer gesagt aus Keltischen und Germanischen Kultur stammt, wo damals die Germanen damit den germanischen Gott Wodan verehrten. Später übernahmen diesen Brauch Christen. Zuerst die Protestanten, später auch die Katholiken. Die Katholiken wollten diesen Brauch lange nicht annehmen, denn sie hielten es lange für heidnischen Brauch. In deutschsprachigen Ländern benutzt man statt des Wortes Weihnachtsbaum eher das Wort Tannenbaum. Denn früher hatte man im Zimmer eine Tanne aufgestellt und geschmückt.

Weg Im Werk ist der Weg von Gschaid nach Millsdorf sehr detailliert beschrieben. Der Autor beschreibt eingehend den am Anfang ganz nicht anspruchsvollen Weg aus Gschaider Tal bis zum Bergrücken, wo sich ein Kreuzweg mit der Unglückssäule befindet. Auf einem der Kreuzwege kann man bis zum Gipfel des Schneeberges geraten, nimmt man den anderen, kommt man allmählich durch einen Forst in das andere Tal hinüber bis man endlich in Milldorf ankommt. Adelbert Stifter schildert die Wälder in dieser Gegend als Tannenbaumwälder. Als ob der ganze Weg der Kinder mit Weihnachtsbäumen geschmückt wäre. Die Kinder gingen sehr gerne zu ihren Großeltern, denn sie wurden von ihnen oft reichlich beschenkt und selbst der Weg und der Gang durch die Natur waren für die Kinder ein äußerst interessantes Erlebnis. Konrad zeigte der kleinen Sanna hiesige Pflanzen und Sachen, die ihre Aufmerksamkeit aufweckten. Sein Vater hat ihm viel beigebracht und er wollte seine bisherigen Kenntnisse wieder seiner 28

Schwester überreichen und natürlich mit seinen Kenntnissen ein wenig prahlen wie es bei den Kindern, und besonders bei den Männern vor den Frauen ist. Doch der Weg hat in diesem Werk auch eine besondere Parallele. Es symbolisiert den richtigen Weg zum ewigen Leben, an dem sich jeder von uns ab und zu verirrt, stolpert oder vom richtigen Wege verläuft, genauso wie es den Kindern am Heiligen Tag passierte. Dieses Verlaufen passiert jedem Menschen in seinem Leben. Und wenn man stark genug ist, gut gesinnt und wenn man nicht in Panik und Hoffnungslosigkeit gerät, kann man wieder manchmal leichter manchmal schwieriger den richtigen Weg finden. Wie es auch bei den Kindern geschah. Die Kinder fanden selbst den Weg nicht, sondern sie wurden von den Dorfbewohnern gerettet. Doch sie verloren nicht ihren Mut, hauptsächlich der Junge. Noch eins ist beim Verlieren sehr wichtig – man muss den starken Willen haben. Oder es kann auch sein – das, was von uns Menschen manchmal als falscher Weg betrachtet wird, kann sich später zeigen, ist der beste Weg. Dies gilt sicher beim Verirren der Kinder. Sie sind zwar verloren gegangen, doch sie wurde wieder gesund gefunden und auβerdem trug Ihr Verirren der Versöhnung beider Dörfer. Dies gelang es bisher keinem. Der Weg führt immer irgendwohin. Der Weg kann gerade oder winkelig sein. Der Weg kann kurz oder lang sein, leicht oder anstrengend. Der Weg hat aber immer ein Ziel. Der Weg kann für einen auch das Ziel selbst sein. Dies hängt von der Entscheidung jedes einzelnen Menschen ab, von seinen Fähigkeiten und dem sozialen Hintergrund. Die Kinder kannten ihren Weg fast auswendig. Zu jeder Jahreszeit. Doch an dem Tag, an dem sie verloren gegangen sind, war es ganz anders. Die Großmutter sagte Frost voraus, deshalb schob sie die Kinder gleich nach dem Mittagessen aus der Tür mit den Worten, dass sie heute früher aufbrechen und sich sputen sollen. Doch der kleine Konrad glaubte an Frost nicht, denn er sagte etwas später zu Sanna, dass er meinte, es wird schneien. Was auch tatsächlich geschah. Dies kommentierte es mit Worten:

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„Siehst du, Sanna, ich habe es gleich gedacht, daß wir Schnee bekommen; weißt du, da wir von Hause weggingen, sahen wir noch die Sonne, die so blutrot war wie eine Lampe bei dem heiligen Grabe, und jetzt ist nichts mehr von ihr zu erblicken, und nur der graue Nebel ist über den Baumwipfeln oben. Das bedeutet allemal Schnee.“ (STIFTER, 2009, S. 45) Sogar der kleine Bube erwähnt in seinen Worten ein Ereignis aus dem Christi Leben. Dass die Sonne so blutrot schien wie eine Lampe am heiligen Grabe. Dies beweist, dass damals alle Leute – klein und groß sehr fromm waren. Und alle Ereignisse – gute und böse mit dem Göttlichen verbanden. Sie leiteten sich auch vielmehr nach der Natur und deren Verhalten. Damals gab es keine Wettervoraussagungen und das einzige, wonach sie sich richten konnten, waren Erfahrungen der Älteren und somit Erfahreneren. Dies zeigt auch, wie erfahren nicht nur die Großen, sondern auch die Kleinsten waren, was die Beobachtungen der Natur und des Wetters betrifft. Konrads Vater lernte ihn, dies zu kennen und er sah sich in ihm und der Konrad wollte wie sein Vater werden, was sich auch an seinem Wesen zum Ausdruck kam. Da der Vater sprach zu seinen Kindern von klein auf wie mit Erwachsenen, äußerte sich dies in dem Verhalten des Knaben. Und Sanna war wieder die genaue Kopie ihrer Mutter. Sie hatte großes Einsehen für Konrads Fähigkeiten und Geschicklichkeit, wie ihre Mutter zum Vater hatte. Jeder Weg hat auch unterwegs seine Orientierungspunkte, wonach wir uns richten können und in Ordnung ins Ziel unseres Weges gelangen können. Diese Orientierungspunkte können sehr unterschiedlich sein, doch immer gibt es welche. Es muss sie geben, denn ohne sie gingen wir sehr leicht verloren. Auf einer tatsächlichen Reise dienen uns verschieden Gebäude, Bäume, Form der Landschaften als Orientierung. Im übertragen Sinne des Wortes sind es unsere Eltern, unsere Freunde, unsere Partner, Lehrer und andere Personen. In diesem übertragenem Sinne war es für Sanna ihr Bruder Konrad und für Konrad waren es seines Vaters Erfahrungen. Doch auf dem wirklichen Weg aus dem Millsdorfer Tal ins das häusliche Gschaider Tal diente den Kindern, und eigentlich nicht nur den Kindern, sondern auch allen anderen

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Wanderern, die Unglückssäule als ein wichtiger Orientierungspunkt, die auf dem Kreuzweg auf dem Bergrücken, der auch Hals genannt wurde, aufgerichtet wurde. Der Orientierungspunkt kann manches Mal dem Wanderer sein Leben retten. Paradoxerweise dieser Rettungspunkt steht an der Stelle, wo ein wandernder Bäcker sein Leben verlor. Man weiß nicht, ob er da umgebracht worden war, oder ob er da plötzlich gestorben war. Eines ist aber klar, es war ein Orientierungspunkt und zugleich eine Stelle, wo man sich nach der steilen Steigung aus beiden Tälern ausruhen konnte. Auch die Kinder hatten sich da mehrmals länger aufgehalten und eilten nicht so nach Hause. Doch diesmal haben sie bereits unterwegs zu ihren Großeltern die Unglückssäle liegend im Gras gefunden. Wahrscheinlich ist sie von selber umgefallen, denn dort wo sie aus der Erde herausragte, war sie morsch. Seltsam. Noch nie ist so ein Ding passiert und gerade zu dieser zaubernden und heiligen Zeit ist sie umgefallen. Und auch das Wetter war sehr ruhig an dem Tag, was die Aussagen der Personen beweisen. Sollte dies ein Omen für die Kinder sein? Wahrscheinlich, sonst kann man es sich nicht erklären. Dies könnte man als seltsames Vorzeichen betrachten. Doch den Kindern war nichts auffallend und sie setzten in ihrer Pilgerschaft fort.

Obdach Als die Kinder im Schneesturm verloren gegangen waren, gelangten sie nach vielen Stunden vom Umherirren in eine Eishöhle, wo ein Felsengebilde war, das an ein Häuschen erinnerte, und das von Seiten und von rückwärts geschützt war. Da es schon dunkel geworden war und die Kinder waren nach dem Umherirren im Schneesturm ziemlich müde, schlug Konrad seiner Schwester vor, dass es für sie am besten ist, wenn sie sich in dem kleinen steinernen Häuschen inmitten des Eises vor dem Unwetter verstecken und auf ihre Rettung warten. Konrad fürchtete, wenn er dies sagt, dass Sanna weinen wird. Doch die war so gehorsam und machte alles, was ihr Bruder sagte. Diese Steinhütte und die Nacht in ihr beschreibt der Autor so prächtig, als ob da den Kindern keine Gefahr drohte. Erstens wie sich die Kinder in dem Schlupfwinkel erfrischten davon, was ihnen ihre Großmutter fürs unterwegs und Zuhause gab. Zum Essen hatten sie zwei Weißbrote und später dann zum Erwärmen tranken sie noch Kaffeeabsud, der für ihre 31

Mutter bestimmt war. Dies erinnert einen an das Letzte Abendmahl von Jesu Christi, als er das Brot nahm und brach es in Stücke und reichte es seinen Jüngern. Und dann wie sie mäusestill nebeneinander saßen und warteten. Wie Jesus geduldig auf sein Leiden einst wartete. In diesem Teil der Geschichte kommt etwas für mich seltsames vor. Es kommt hier zum Überblenden der zwei wichtigsten Ereignissen für die Menschheit. Die Parallele erinnert uns an die Gefahr vom Tode - das Letzte Abendmahl, Kälte, Angst vor der nächsten Zukunft, die sogar auch Jesus selbst damals spürte – an die Ostern, und zugleich die dunkelste Nacht von allen, die uns an die Geburt Jesu erinnert – Weihnacht, Sterne am Firmament, Hoffnung auf die Rettung. Und als sie eine lange Weile da saßen und die Eisberge und das von Sternen beleuchtende Firmament beobachteten, fing Sanna an, vor Müdigkeit einzuschlummern. Da fing sich Konrad um ihre Schwester Sorgen zu machen, denn er erinnerte sich an die Worte seines Vaters, dass es lebensgefährlich ist, im Winter in der Kälte einzuschlafen, denn man wird nie mehr wach und erfriert. Er sagte ihr also, dass sie nicht einschlafen soll und bemerkte den Fall mit dem alten Eschenjäger, der auch im Winter geschlafen sei und vier Monate lang auf einem Steine gesessen war bis er dann gefunden worden war. Und wieder nach einer Weile spürte Konrad auf seiner Schulter ein sanftes Drücken, wenn sein Schwesterlein wieder einschlummern begann. Da ist er erschrocken und hat sie aufgefordert wach zu bleiben. Genauso wie Jesus vor seinem Leiden und vor seiner Himmelfahrt Jesus seine Jünger aufgefordert hatte. Und wenn man noch in Erwägung zieht, dass die Kinder in diesem Moment verlassen in einer Steinhütte die kalte Nacht überwinden müssen, ruft es in einem die Vorstellungen über des Stall, in dem unser Heiland zur Welt in Betlehem auf die Welt kam. Sie waren ganz alleine, verlassen, nur auf sich selbst angewiesen. In diesem Moment konnte es den anderen klar sein, dass die Kleinen fast keine Überlebenschancen in dieser kalten Winternacht oben auf dem Berge unter den Eisbergen hatten. Doch die Kinder waren es sich dessen in ihrer Naivität, Unkenntnis nicht bewusst. Doch der Konrad war für die beiden und für die kleine Sanna im wahrsten Sinne des Wortes ein Schutzengel.

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Kirche Im Text werden an manchen Stellen auch die Kirche und der Pfarrer betont. Die Kirche galt immer als Zentrum der Gemeinde, Zentrum der Gemeinschaft und ebenfalls als Zentrum des Wissens. Die meisten Pfarrer und kirchlichen Väter galten als weise und gebildete Menschen, bei denen man oft Trost , Rat und Zufluchtsort in vielen schwierigen Lagen des menschlichen Lebens. Damals in den früheren Zeiten galten als Träger der Kultur und Bildung gerade solche Personen wie Pfarrer, Schmied, Richter und Lehrer. Doch der wichtigste von ihnen schien der Pfarrer zu sein. Einen Beweis davon können wir bereits in den ersten Zeilen des Werkes finden, die uns auf den Inhalt des Buches vorbereiten. Die ersten Worte machen uns über die Kirche und deren Feste bekannt, vor allem aber über Weihnachten. Weiter im Text, wenn uns Stifter mit der Berglandschaft bekannt macht, wird immer im Zentrum des Tales, des Dorfes immer eine Kirche mit ihrem spitzigen roten Turm erwähnt (siehe Bilderbeilage, Bild Nr.6). Der Autor betont, dass auch der meist gesehene und besuchte Mann im Dorf gerade der Pfarrer ist. Der Pfarrer begleitet den Menschen symbolisch von seiner Geburt bis ins Grab. Er tauft, wenn ein Kind geboren ist, er firmt Jugendliche, er vermählt die Verliebten, wenn sie heiraten, er erteilt Sterbenden letzte Salbung, er begleitet Verstorbene ins Grab mit ewigem Segen. Dies zeigt, dass der Pfarrer und die Kirche eine der bedeutendsten Rollen spielten.

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Symbolik der Farben Farben spielen in der Existenz eine sehr bedeutende Rolle. Farben können nur mit Augen wahrgenommen werden und trotzdem rufen sie in Menschen unterschiedliche Gefühle heraus. Und Adalbert Stifter in seinen Beschreibungen im Bergkristall spart an Farbenbeschreibungen nicht. Er benutzt die Farben in der Beschreibung dazu, um uns ganz genau mit dem Milieu bekannt zu machen. Es ruft dann in uns verschiedene Gefühle heraus, was sicher auch die Absicht des Schriftstellers war.

Was bedeuten einzelne Farben überhaupt? Man kann folgendes sagen: Weiβ – diese Farbe bildet eigentlich den ganzen Hintergrund der Geschichte. Weiβ ist der Schnee, der kalt und sauber ist. Weiβ bedeutet Unschuld. Grün – ist auch sehr häufig benutzte Farbe im Werk. Diese Farbe beruhigt einen, gibt uns das Gefühl der Geborgenheit und ist sehr freundlich. Blau – steht für den klaren Himmel, Gott und Reinigkeit Rot – Blut aber auch innige Liebe, Farbe des Sommers, Farbe der Blumen Schwarz – Tod, Ende, Ungewiβheit

Absicht des Schriftstellers Da diese Geschichte reale Fundamente hat, hat es umso mehr für den Leser einen verstärkenden Sinn. Adalbert Stifter wollte dem Leser eine Geschichte über das Wunder des Lebens, der menschlichen Erlösung, der Rettung vermitteln. Aus seiner eigenen Perspektive, von der er höchst überzeugt war.

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Das Buch macht uns bekannt mit den kirchlichen Festen und deren hohen Bedeutung bekannt. Es sind die Weihnachten und die Ostern, die am wichtigsten für den Autor sind. Doch von diesen zwei hob Stifter die Weihnachten hervor. Die Frage kann sein, warum? Die wahre Geschichte spielte sich ja doch im Sommer ab, wo zwei Kinder beim Waldbeerenfrüchtesammeln verloren gegangen sind. Eine der vielen Antworten auf diese Frage kann sein, dass Adalbert Stifter Weihnachten für viel wichtiger, magischer und schöner fand, als die Ostern. In jedem von uns steckt immer noch bis zum Grabe ein Kind. Ein Kind, das sich vor allem auf Weihnachtsgeschenke, die vielen Süßigkeiten und Leckerbissen freute. Ein Kind, das sich auf den ersten Schnee freute, um rodeln und Schneemänner bauen zu können. Auf die Zeit, in der man frei von der Schule während der Weihnachtsferien hatte und sicher viel mehr. Diese Erinnerungen bleiben in jedem von uns und mit Zeitabstand betrachten wir es sogar noch viel magischer, wundervoller und schöner, denn wir wissen ja, dass es die schönste Zeit war, wenn man seine Eltern auf seiner Seite hatte. Es war die Zeit des innerlichen Friedens und Geborgenheit. Und je älter man wird, desto schöner und entfernter kommen uns diese Erinnerungen vor. Das Bewusstsein davon, dass diese herrliche Zeit nie mehr zurückkehrt, macht uns aber auch zugleich sehr traurig. Und gerade bin ich davon überzeugt, dass das selbe oder etwas ähnliches musste auch Adalbert Stifter erleben, was er folglich im Bergkristall äußerte. Zumindest auf mich wirkte das Lesen und die Analyse dieses Werkes.

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Schlusswort Mein Ziel dieser Arbeit war meine Betrachtungsweise und Auslegung aus der Sicht des Autors auf die Natur und den Menschenglauben darzustellen. Beides ist in diesem Werk Bergkristall Hand in Hand verbunden und kann nicht alleine ohne den anderen da sein. Man kann sicher sagen, dass um so viele Leser es gibt, umso viele Interpretationen können da sein. Doch eins ist klar, das Werk beschreibt herrliche Gebirgslandschaft der Alpen, in der sich zu Weihnachtszeit ein Wunder abspielt. Das Wunder der Rettung von verlorenen Kindern, das Wunder der Versöhnung der beiden Dörfer durch die Rettung der Kinder. Alles im Hintergrund der herrlichen Gottesschöpfung und dessen Macht. Ich bin sehr froh, dass ich dank unserem Lehrer Herrn Mgr. Pavel Váňa, Ph.D, diesen Autor und seine Werke entdeckt habe, denn dies hat mich viel reicher gemacht. Danke.

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Quellenverzeichnis: Literatur: STIFTER, Adalbert. Bergkristall. München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, 2004. 94 s. ISBN 978-3-423-25224-9. STIFTER, Adalbert. Horský křišťál. Praha: Arbor vitae, 2005. 93 s. ISBN 80-86300-56-0. STIFTER, Adalbert. Horský křišťál. Praha: Odeon, 1978, 686 s. STIFTER, Adalbert. Paměti mého pradědečka – Die Mappe meines Urgrossvaters. Horní Planá: Srdce Vltavy, 2002. 371 s. ISBN 80-902738-1-5.

Internet: STIFTER, Adalbert. Adalbert Stifter offizielle Internetseite von Adalbert Stifter na: http://www.adalbertstifter.at/index.htm. (30.11.2012)

http://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Stifter http://www.adalbertstifter.at/ http://www.kohoutikriz.org/data/w_stift.php http://www.onlio.com/clanky/psychologie-barev-2.html

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Bilderbeilagen und Bilderdokumentation Bild Nr. 1

Adalbert Stifters Porträt Bild Nr. 2

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Umschlagbild des von mir gelesenen Buches Bergkristall in deutscher Fassung, gemalt von Jindra Čapek Bild Nr. 3

Stifters Geburtshaus in Oberplan

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Bild Nr. 4

Die Gegend von Dachstein – der Entstehungsort des Bergkristalls

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Bild Nr. 5

Eine Tafel in einer Strasse in Halstatt, die an bedeutende Persönlichkeiten erinnert, die diesen Ort in seinen Werken verewigten.

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Bild Nr. 6

Hallstatt unter dem Dachsteinmassiv, wo Adalbert Stifter Inspiration zur Verfassung vom Bergkristall fand.

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