Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde,

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde, Frankfurt, Sitz unserer Geschäftsstelle, hat 660.000 Einwohner. Die Weltbevölker...
Author: Stephan Kneller
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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde, Frankfurt, Sitz unserer Geschäftsstelle, hat 660.000 Einwohner. Die Weltbevölkerung beträgt das Zehntausendfache und liegt bei 6,6 Milliarden. Die Weltpopulation der letzten Berggorillas umfasst heute rund 700 Tiere, etwa 0,12 Prozent der Einwohnerzahl Frankfurts. Mehr haben wir nicht übrig gelassen. Dabei handelt es sich bei den dunklen Riesen nicht nur um unglaublich charismatische Tiere, sie sind, zusammen mit den anderen großen Menschenaffen, unseren nächsten Verwandten, mit denen wir mehr als 95 Prozent der Erbanlagen teilen. Und sie sind Stellvertreter für ihren Lebensraum, die artenreichen Tropenwälder Afrikas. Für die Bevölkerung sind sie noch mehr: Sie sind eine sichere und nachhaltige Einnahmequelle bei gut organisiertem Tourismus. Ein einziger Berggorilla kann in seiner Lebenszeit, so zeigen die Zahlen aus Ruanda und Uganda, mehr als vier Millionen Euro aus direkten Beobachtungstickets der Touristen „erwirtschaften“. Hinzu kommen alle weiteren Wirtschaftsleistungen solcher Reisen wie Flüge, Transport, Hotels und Verpflegung. Kein anderes Wildtier kann solche Einnahmen generieren und das auch noch in einer der am dichtesten besiedelten Region der Welt. Doch die Hälfte dieser letzten, winzig kleinen Berggorilla-Population ist heute so bedroht wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Ihr Lebensraum, die Virunga-Vulkane im Dreiländereck Kongo-Ruanda-Uganda, ist Schauplatz bewaffneter Konflikte und gezielter Tötungen von Gorillas. Ein einzigartiges Naturjuwel Afrikas mit Bergen, die über 5.000 Meter hoch aufragen, Vulkanen mit Lavaseen, Savannen, Seen und Flüssen ist im Begriff vor unseren Augen vernichtet zu werden. Was wir jetzt brauchen ist ein Eingreifen der Vereinten Nationen zur Befriedung der Region und wir brauchen ausreichend Mittel, um den Park zu schützen, so gut es irgend geht. Für all die großartigen Spenden, die bei uns bereits dafür eingegangen sind, möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Sie unterstützen damit die echten Helden des Naturschutz in ihrer Arbeit, wie unseren Projektleiter Robert Muir und den Direktor des Gorillas-Sektors der kongolesischen Naturschutzverwaltung, Norbert Mushenzi, die unter schwierigsten Bedingungen und persönlichem Risiko im Einsatz sind. Ihnen und den Gorillas haben wir diesen Heft-Schwerpunkt gewidmet. Selbstverständlich nehmen wir Sie aber auch mit zu vielen anderen Schauplätzen unserer Naturschutzarbeit, bei denen es zum Glück nicht so tragisch zugeht und wo wir auch immer wieder großartige Erfolge verzeichnen können. Diese Beispiele zeigen uns, dass wir auch in schwierigen Situationen nicht aufgeben dürfen. Herzlichst, Ihr

Inhalt 3/2007 ZGF Notizen Projekthäppchen Galapagos aktuell Notizen aus Afrika

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Aus den Projekten CITES Konferenz Neues Saiga-Schutzgebiet Nationalpark Pripyat-Stochid Preis für Löwenäffchenprojekt

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Schwerpunkt Gorillas in höchster Gefahr Interview mit Robert Muir Gänsehaut beim Silberrücken

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ZGF Intern 19 Richtfest im Borgori-Wald Persönliches 20 Woche der biologischen Vielfalt 22 Aus dem Zoo Frankfurt Junge Nebelparder 23 Nachwuchs & Veränderungen 24

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Projekt Häppchen Neues aus ZGF Projekten und von Partnern Frankfurt

Naturerlebnisse in der Bankenmetropole

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ine bislang wenig beachtete Seite von Frankfurt und Umgebung, nämlich die unerwartet große Artenvielfalt in den Streuobstwiesen, in Stadtwald und Niddatal, auf dem Berger und Bischofsheimer Hang oder im Taunus soll in den kommenden zwei Jahren stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Hierzu startete BioFrankfurt Mitte September die Kampagne ‹Biodiversitätsregion Frankfurt / Rhein-Main›. Als ‹Netzwerk für Biodiversität› ist BioFrankfurt ein Zusammenschluss verschiedener Frankfurter Institutionen, die sich für die Erforschung und Erhaltung der biologischen Vielfalt weltweit einsetzen. „Die meisten Menschen denken in Zusammenhang mit Artenvielfalt an weit entfernte Orte wie den tropischen Regenwald oder Korallenriffe“, erklärt Rüdiger Wittig, Professor an der Universität Frankfurt und Initiator des Projekts, „dabei gibt es hier in der Region eine vielfältige Natur. Allein 14 der 20 in Hessen beheimateten Fledermaus-Arten leben auch im Frankfurter Stadtgebiet und es kommen über 20 Orchideen-Arten wildwachsend in der Region vor.“ Für diese Vielfalt direkt vor der eigenen Haustür möchte BioFrankfurt die Bürger des Rhein-Main-Gebietes künftig mit zahlreichen Aktionen für Schulen, Ausstellungen, Führungen, Exkursionen und Vorträgen begeistern. Mit dieser Initiative will BioFrankfurt die Rhein-Main-Region bereits jetzt auf die im kommenden Jahr in Bonn stattfindende Weltnaturschutzkonferenz vorbereiten. Vom 19. bis

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30. Mai 2008 werden Vertreter aus mehr als 150 Nationen über die Erreichung der Ziele der „Convention on Biodiversity“ (CBD) verhandeln, die beim Erdgipfel der Vereinten Nationen 1992 in Rio vereinbart und seither von 189 Staaten unterzeichnet wurde. Eines der aktuellen Themen ist das gemeinsame Ziel, den Verlust an Biodiversität weltweit bis 2010 erheblich zu reduzieren. Gefördert wird die Kampagne maßgeblich von der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region, ergänzende Teilbereiche werden von der Mainova sowie von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Hertiestiftung unterstützt. Die ZGF bereitet im Rahmen der Kampagne eine Ausstellung vor, die den Weg des Naturschutzgedankens von den frühen Anfängen bis zu den heutigen komplexen globalen Anforderungen skizziert und lebendig präsentiert.

Rhön im Fluss

Naturlehrpfad an der Brend eingeweiht

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ie Brend ist eines der schönsten Fließgewässer der Rhön. Jetzt kann man etwas von dieser Schönheit erleben. An einem besonders abwechslungsreichen Abschnitt des Baches bei Brendlorenzen wurde ein neuer Naturlehrpfad eingeweiht. Entlang des etwa 1,5 km lange Rundwegs in der Brendaue vor den Toren von Bad Neustadt bieten zwei farbig gestaltete Informationstafeln und eine Begleitbroschüre an sechs Stationen anschauliche Informationen zur Brend und ihren Auen. Neben den Renaturierungsmaßnahmen, die

Bad Neustadts Bürgermeister Bruno Altrichter und Heinz Perzlmeier vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen eröffnen den Lehrpfad mit Projektleiter Matthias Metzger. im Rahmen des Projektes RHÖN IM FLUSS im letzten Jahr an der Brend umgesetzt wurden, sind die Nutzung der Wasserkraft und die Brend als Lebensraum für Tiere und Pflanzen Inhalte des Lehrpfades. Die Einrichtung sei dabei als ein Baustein zur Besucherinformation im Gesamtprojekt zu sehen, erläuterte Matthias Metzger, Projektmanager von RHÖN IM FLUSS. „Der Lehrpfad erläutert die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Gewässer – negativ wie positiv. Gleichzeitig soll er dazu anregen, die wunderschöne Auenlandschaft bewusster zu erleben und Anreize schaffen, sich für den Erhalt der Natur vor der eigenen Haustüre zu engagieren“, so Metzger.

Fundraising

Bußgeld-Erfolg für ZGF

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er Düsseldorfer MannesmannProzess, das bislang umfangreichste Wirtschafts-Strafverfahren der Bundesrepublik, wurde mit einer Geldauflage in Höhe von 5,8 Millionen Euro Ende 2006 eingestellt. Das Landgericht Düsseldorf erhielt daraufhin rund 4.000 Anträge auf Ausschüttung von Bußgeld von

gemeinnützigen Organisationen. Insgesamt wurde eine Summe von 2,32 Millionen Euro an 363 gemeinnützige Einrichtungen verteilt. Die Staatsanwaltschaft ermöglichte es den Angeklagten, selbst Vorschläge für mögliche Spendenempfänger vorzubringen. Daraufhin erhielt die ZGF eine Summe von 5.000 Euro. In dem Verfahren ging es um die Rechtmäßigkeit von Prämien und Abfindungen in Höhe von 57 Millionen Euro, die nach der Mannesmann-Übernahme durch die britische Vodafone Anfang 2000 an Konzernmanager geflossen waren.

parke auszudehnen. Wie gut ist ein Nationalpark und wie kann er besser werden? Diese Frage versucht EUROPARC, der Dachverband deutscher Schutzgebiete im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz zu beantworten. Der Projektbeirat aus Naturschutzexperten hielt seine letzte Sitzung am 19. Juni im Serengeti Saal im Zoo Frankfurt ab. Man darf gespannt sein, wie sich das Instrument der Qualitätssicherung in der Praxis der Nationalparke bewährt.

Der Dachverband der deutschen Schutzgebiete tagte im Zoo Frankfurt.

Frankfurt

Qualität bei Nationalparks Qualitätssicherung ist heute in aller Munde. Und so liegt es nahe, diesen Ansatz auch auf die Filetstücke des Naturschutzes, die National-

Auf Darwins Spuren Aktuelles von Galapágos Tauchen reglementiert Galapágos gilt als eines der Traumziele für Taucher und viele der Boote, die in Galapágos-Kreuzfahrten durchführen, bieten Tauchen als Aktivität an. Doch seit kurzem gilt eine strenge Regelung, die das Tauchen auf den Inseln reglementiert. Nur Veranstalter, die eine spezielle Lizenz besitzen dürfen Tauchgänge anbieten. Wer eine Tour gebucht hat und tauchen möchte, ist daher im Moment gut beraten zu prüfen, ob sein Veranstalter eine solche besitzt. Der Nationalpark ist zurzeit dabei die Auswirkungens des Tauchtourismus auf die beliebten Plätze zu untersuchen. Schnorcheln ist von der Regelung übrigens nicht betroffen.

Sozio-ökonomische Studie Die Charles Darwin Foundation hat eine Studie publiziert, die die Probleme des Archipels aus sozio-ökonomischer Sicht beleuchtet. Unter dem Titel „Galapagos at

Risk“ legen die Autoren Graham Watkins und Felipe Cruz offen, wie gravierend die im letzten Jahrzehnt exponentiell gestiegenen Touristenzahlen Einfluss auf die Inseln genommen haben. Mit dem Anstieg der Besucher wuchsen auch die Probleme auf allen Ebenen: invasive Arten, Ressourcenverbrauch, Bevölkerungsexplosion und vieles mehr haben sich dramatisch verändert. Heute steht Galapagos vor dem Problem, den „Geist“ Tourismus wieder in die Flasche zu bekommen. Die Studie ist als pdf-Datei zu finden unter: www.darwinfoundation.org/en/ library/pubs/2007/galapagos_ at_risk

Dies gebe den Problemen, vor denen die Inseln stünden die nötige internationale Aufmerksamkeit, so die CDF. „Es ist nicht einfach das illegale Fangen von Haien oder das Räubern der Seegurkenbestände,“ sagt CDFChef Graham Watkins, „das Problem liegt in den sozio-ökonomischen Zusammenhängen.“ Die UNESCOListung bringt nun hoffentlich Prozesse zur Lösung in Gang.

CDF unterstützt Entscheidung der UNESCO Die Charles Darwin Foundation CDF begrüßt die Entscheidung der UNESCO Galapagos auf die Liste der gefährdeten Weltnaturerbe zu setzen.

1990 besuchten 40.000 Touristen Galapagos, im letzten Jahr waren es 145.000. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der eingeschleppten Arten von 112 auf 1.321.

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Notizen aus Afrika ZGF Projekte & darüber hinaus Tansania I

Regen beim Feuerlöschen

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m letzten Winter erlebet die Serengeti Regenfälle wie selten. Wo Trockenzeit herrschen sollte, gab es überflutete Straßen und grüne Savanne. Auch in diesem September, als große Teile Afrikas unter den starken Fluten litten, gab es in der Serengeti – mitten in der Trockenzeit – drei Tage lang heftigen Regen. Die zentrale Serengeti strahlt in ungewohntem Grün. Solche Phasen gibt es immer mal wieder und sie sind ungemein wichtig für die Wildtiere, die auf diese Weise mitten in der Trockenzeit für kurze Zeit wieder Futter und Wasser im Überfluss vorfinden. Für die ZGF waren die Niederschläge aber echtes Pech. Denn just in den drei Regentagen hatte die ZGF Feuerexperten aus Südafrika zu Gast, die ihren tansanischen Kollegen verschiedene Methoden zur Feuerbekämpfung und neue Strategien im Feuermanagement vorführen wollten. Das fiel leider im wahrsten Sinne des wortes in Wasser.

Tansania II

Seespiegel steigt wieder

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Rubondo: Der Spiegel des Viktoriasees war um fast zwei Meter gesunken, Fischlaichgründe und Papyrusbestände trockengefallen.

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er Spiegel des Viktoriasees im Westen Tansanias war in den letzen drei Jahren um ungefähr zwei Meter gefallen. Die Fischlaichgründe um die Insel Rubondo fielen trocken, die Papyrusbestände in Uferbereich saßen auf dem trockenen Sand. Der erste Verdächtige für diese Veränderung: Der Klimawandel und in Folge reduzierte Niederschläge. Als wahre Ursache entpuppten sich jedoch zwei illegale Turbinen in Jinja am Ausfluss des Sees in Uganda. Man hatte sie zu Stromerzeugung für Kampala tief unter der Seeoberfläche installiert. Durch Druck von kenianischer und tansanischer Seite auf Ugnada wurden die illegalen Turbinen geschlossen. Erstaunlicherweise stieg der Seespiegel innerhalb von neun

Monaten um fast einen Meter wieder an. Das entspricht der gesamten Wassermenge des Bodensees. Die Papyrusbestände erholen sich wieder und mit ihnen werden die wichtigen Fischbrutgebiete im Westen des Sees wieder hergstellt.

Sambia

Zukunft der Nashörner

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urch Vermittlung des ZGF-Nashornexperten Dr. Pete Morkel konnte in einem drei Staaten umfassenden Abkommen sichergestellt werden, dass weitere zehn Nashörner für das Wiederansiedlungsprojekt im North Luangwa Nationalpark in Sambia zur Verfügung gestellt werden. Nambia ist bereit, Sambia zwölf Nashörner zu schenken. Da in Nambia jedoch eine andere Nashornunterart vorkommt als in Sambia, wurde die Republik Südafrika in den Transfer eingeschaltet. Die namibischen Nashörner der Unterart Diceros bicornis bicornis gehen nun nach Südafrika und im Austausch schenkt Südafrika Namibia formal vier Breitmaulnashörner und zehn Spitzmaulnashörner der Unterart Diceros bicornis minor – die nach Sambia gebracht werden. Entsprechend der vertraglichen Abmachung werden im nächten Jahr drei Weibchen und zwei Männchen des Südlichen Spitzmaulnashorns Diceros bicornis minor nach North Luangwa umgesiedelt, vier Breitmaulnashörner kommen nach Livingstone. Im Jahr werden dann nochmals vier Weibchen und ein Männchen nach North Luangwa kommen, womit das Wiederansiedlungsprogramm abgeschlossen sein wird. Bemerkenswert bei dieser 2003 gestarteten Nashornwiederansiedlung ist, das alle Tiere durch einen internationalen Austausch zwischen Südafrika, Namibia, Simbabwe und Deutschland kostenlos bereitgestellt wurden. Eine echte internationale Naturschutzzusammenarbeit.

14. Artenschutzkonferenz in Den Haag Vom 3.-15. Juni 2007 tagte in Den Haag, und damit das erste Mal auf europäischem Boden, die 14. Artenschutzkonferenz der Vertragsstaaten von CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora). Trotz einiger Rückschläge kann die Bilanz insgesamt als positiv bezeichnet werden. Von Stephanie Lienenlüke.

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u den positiven Entscheidungen der Konferenz zählen die Listung des Europäischen Aals auf Anhang II, strengere Handelsbeschränkungen bei Kaviar zum Schutz des Störs und das nun geltende Handelsverbot für die stark bedrohten Sägefische. Des Weiteren wurden verschärfte Kontrollen des illegalen Handels mit dem Horn von Nashörnern sowie eine verbesserte grenzübergreifende Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Wilderei beschlossen. Auch für den Schutz der letzten 7.000 noch wild lebenden Tiger wurde ein klares Zeichen gesetzt, indem die Bedeutung des nationalen Handelsverbots in China betont wurde. Die Zucht im großen Stil auf „Tiger-Farmen“ soll eingeschränkt werden, wenn kein naturschutzrelevanter Grund wie etwa die Arterhaltung oder Wiederansiedlung vorliegt.

Misserfolge bei Haien und Tropenholz Negativ ausgefallen sind die Entscheidungen zu Dorn- und Heringshai. Diese beiden stark bedrohten, unter dem Namen Schillerlocke und Seeaal als Delikatesse beliebten Haiarten dürfen weiter überfischt werden. Als katastrophal zu werten ist die Entscheidung, auch die Rote Koralle weiterhin uneingeschränkt zu handeln. Weltweit gibt es nur noch wenige, zum Teil nicht mehr fortpflanzungsfähige Kolonien dieser vor allem als Schmuck beliebten Korallenart – und mit der diesjährigen Konferenz wurde vielleicht die letzte Chance verpasst, sie vor dem Aussterben zu bewahren. Auch die Tropenhölzer Cedro und Palisander werden künftig nicht besser geschützt. Anträge, diese Arten auf Anhang II zu listen und somit strengen Handelskontrollen zu unterwerfen, wurden aufgrund massiven Widerstandes seitens der mittel- und südamerikanischen Staaten zurückgezogen.

Dr. Antje Müllner, ZGF-Referatsleiterin für Südamerika und Südostasien, ist enttäuscht über diese Entwicklung: „Diese Hölzer werden in viel zu großem Ausmaße und auch widerrechtlich innerhalb von Schutzgebieten geschlagen. Wir müssen davon ausgehen, dass bis zu 80 Prozent der exportierten Harthölzer aus dem peruanischen Amazonasgebiet aus illegalem Einschlag stammen. Mit der jetzigen Entscheidung wurde eine wichtige Chance vertan, diesen Holzeinschlag zu stoppen.“ Die Tatsache, dass acht von elf Anträgen zur Listung von ökonomisch bedeutsamen Fisch- und Holzarten abgelehnt wurden, muss als sehr kritisch angesehen werden. Seit Jahren herrscht zwischen Industrie und Lobbyverbänden auf der einen und Artenschützern auf der anderen Seite ein Tauziehen um die Aufnahme dieser kommerziell genutzten Arten in CITES. Nachdem auf den vergangenen Konferenzen z.B. mit der Aufnahme von Mahagoniund Ramin-Hölzern ein Durchbruch aus Naturschutzsicht gefeiert wurde, konnte dieser Erfolg mit der diesjährigen Konferenz nicht fortgesetzt werden.

Dauerthema Elfenbein Auch der „Klassiker“ Elfenbein wurde erneut verhandelt. Nachdem dieses Thema schon auf den vergangenen Konferenzen heiß debattiert worden war, konnte diesmal ein Konsens gefunden und eine anschließende Verhandlungspause von neun Jahren beschlossen werden. Die Einigung sieht vor, dass Botswana, Namibia, Südafrika und Simbabwe ihre bis zum 31. Januar 2007 registrierten Regierungsbestände an Elfenbein in einem Einmalverkauf handeln dürfen. ZGF-Afrika-Referatsleiter Dr. Markus Borner sieht positiv, dass es sich um einen originär afrikanischen Beschluss handelt:

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ZGF weltweit | Aus den Projekten

„Es waren weder Lobbygruppen noch die Erstweltländer, die die Resolution zum Elfenbeinhandel durchgesetzt haben, sondern die afrikanischen Staaten mit Elefantenpopulationen, die sich zusammengesetzt und geeinigt haben. Damit ist der Beschluss in Afrika gut verankert und Kritiker wie Simbabwe haben sich

ganz positiv eingegliedert. Dies wird uns in den kommenden Jahren in all unseren Naturschutzprojekten in Afrika wirklich helfen.“ Weitere wichtige Themen wie die Bekämpfung der Wilderei und des nationalen illegalen Elfenbeinhandels in Westund Zentralafrika kamen allerdings kaum zur Sprache.

Weiteres Schutzgebiet für Saigas in Kasachstan geschaffen Mit dem neuen Schutzgebiet Irgiz-Turgai in Nordkasachstan wächst der Verbund von geschützen Gebieten für die Saigas um rund 760.000 Hektar. Von Wolfgang Fremuth.

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ehr gut“ murmelt Dr. Tatyana Bragina als sie einen Blick auf das vor ihr liegende Kartenmaterial wirft. In der Karte ist das neu ausgewiesene zweite Schutzgebiet in einem Verbund von geschützten Saigalebensräumen in der kasachischen Betpak dala Region kartographisch dargestellt. In der Tat kann sich dieser Baustein der Schutzgebietsausweisung sehen lassen, da nun wichtige Kerngebiete der Saiga in ihren nördlichen Sommerweidegebieten in der Turgaisteppen gesichert sind. Mittlerweile wurden mehr als 1,2 Millionen Hektar Land in den nördlichen Steppenbereichen Kasachstans in ein Schutzgebietssystem überführt. In einem ersten Schritt gelang es das bestehende Schutzgebiet Naurzum auf 489.794 Hektar zu erweitern. Damit wurde der Grundstein für das groß angelegte Schutzgebietssystem Altyn Dala gelegt.

Lage des Irgiz-Turgai Schutzgebietes in Kasachstan

Kostanay

Astana Karaganda

Irgiz-Turgai

Kasachstan

Almaty

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Tatyana Bragina leitet als Mitarbeiterin der kasachischen Naturschutzorganisation ACBK (Association for Conservation of Biodiversity of Kazakhstan) und mit finanzieller Unterstützung der ZGF die Altyn Dala Conservation Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die wichtigsten Teillebensräume der Betpak Dala Population der Saiga in ein Schutzgebietssystem zu überführen. Ziel ist es sechs bis acht Millionen Hektar als Vorranggebiet für die Saiga zu schützen. Hierzu hat die kasachische Regierung bereits Ihr Einverständnis erklärt. „Das neu geschaffene Irgiz-Turgai Schutzgebiet umfasst hauptsächlich Sommerweiden und Kälbersatzgebiete der Saigas“, erläutert Tatyana Bragina. „Die neuen Schutzgebiete bestehen aus einem Mosaik von Feuchtgebieten, Steppen und Trockengebieten im Bereich des TurgaiFlußes. Es befindet sich in dem Actobe Oblast in Nordkasachstan und umfasst insgesamt 763.549 Hektar.“ Das entspricht bereits einem Drittel der Fläche Hessens (21.114 km²). Das Schutzgebiet besteht aus einer Kernzone mit einer Flächen von 473.170 Hektar einer Träger- oder Pufferzone von 148.880 Hektar sowie einer Renaturierungszone von 33.915 Hektar und einer nachhaltigen Entwicklungszone von 107.584 Hektar. Die streng geschützte Kernzone setzen sich aus Saiga-Vorranggebieten (321.140 ha) zusammen sowie Zonen zum Schutz der Fisch- und Vogelfauna (30.820 ha), Feuchtgebieten (21.630 ha) und speziellen Flamingoschutzzonen (99.580 ha). Die Gebietsabgrenzung

Auf Initiative der ZGF reisten in der Tierzählung mittels Flugzeug erfahrene Experten aus Afrika und England nach Kasachstan, um mit den Kollegen dort die Methodik der Saiga-Zählung zu verbessern.

wurde auf der Basis des vom WWF- International entwickelten Econet Konzeptes und der von ACBK und der ‚Royal Society for Protection of Birds’ (RSPB) festgestellten „Important Bird Areas (IBAs)“ sowie den von der Ramsar Konvention anerkannten international bedeutsamen Feuchtgebieten vorgenommen. WWF- International und ZGF arbeiten bereits seit 2002 beim Schutz der Saiga in Kasachstan zusammen. Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit war bisher die Bekämpfung der Wildererei. Ob dies bis jetzt erfolgreich war, soll eine Überprüfung der Wildererbekämpfungsaktionen im Feld dieses Jahr zeigen. Seit zwei Jahren arbeiten wir nun auch mit der ‚Royal Society for Protection of Birds’ zusammen, da einige Steppenvogelarten die Weidetätigkeit der Saigas benötigen. Daher wird die Ausweisung von großen Schutzgebieten in denen die Saigas weiden und sich ungestört vermehren können, auch den Steppenvögeln helfen. Zum Spektrum der Zielarten für die Schutzgebietsausweisung gehören neben der Saiga auch der Steppenkiebitz, der Steppenadler, Adler-

bussard, Mönchsgeier, Jungfernkranich, Großtrappe, aber auch Kulan, Steppenziesel, Steppenmurmeltier und Wölfe. Im Rahmen der vom kasachischen Komitees für Forst und Jagd gewünschten Hilfestellung bei der Verbesserung der Zählmethodik der Saigapopulationen, hat im April diesen Jahres ein Workshop von Experten in den Steppen Kasachstans statt gefunden. In gemeinsamen Zählungen der Fachleute aus Afrika, Großbritannien, Deutschland und Kasachstan konnten wesentliche Verbesserungsvorschläge entwickelt werden, um die Trendentwicklung der bestehenden Saigapopulationen zuverlässiger abschätzen zu können und somit auch eine Aussage zu ermöglichen über die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen. Ergebnis dieser Kooperation ist eine verbesserte technische Anleitung zur Zählung von größeren Wildtieren in den zentralasiatischen Steppen. Diese Kooperation zur Verbesserung der Zählmethoden wurde wieder durch die Deutsche Lufthansa gefördert, die die Entsendung der afrikanischen Experten aktiv unterstützte.

Neuer Nationalpark Pripyat-Stochid In der Ukraine erklärte Präsident Justschenko Mitte August 40.000 Hektar der Polessie Niederung zum Nationalpark. Von Wolfgang Fremuth.

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uriy Olasiuk bekommt neue Tressen für seine Uniform, denn er ist seit dem 13. August 2007 Direktor des neu geschaffenen Nationalparks Pripyat-Stochid in der Polessie Niederung in der Ukraine. Immerhin hat es fünf Jahre gedauert bis aus dem kleinräumigen Landschaftsschutzgebiet an der Mündung des Stochid Flusses in den Pripyat ein Nationalpark werden konnte. Nun aber ist es geschafft. Der Präsident der Ukraine Viktor Justschenko hat in einem Ukas am 13. August 2007 verfügt, dass knapp 40.000 Hektar nun als Nationalpark ausgewiesen sind.

Damit sind wichtige Teile der ukrainischen Polessie unter dauerhaften Schutz gestellt. Die Polessie ist eines der größten zusammenhängende Feuchtgebietssysteme in Europa. Sie erstreckt sich über eine Fläche von rund 65.000 Quadratkilometer im Westen von der polnischen Grenze und dem Bug entlang des Pripyat und seiner Zuflüsse bis zu dessen Mündung im Osten in den Dnjepr. Das gesamte Gebiet ist durch zyklische Überflutungsflächen gekennzeichnet und durch Niedermoore, Sümpfe, ausgedehnte Auenbereiche entlang des Pripyat und

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Wisent Wolf Luchs Otter Wiesel Kranich Zwergschwan Höckerschwan Weißstorch Saatgans Blässgans Spießente Löffelente Pfeifente Stockente Krickente Bergente Tafelente Reiherente Moorente Uferschnepfe Pfuhlschnepfe Brachvogel Auerhuhn Seggenrohrsnger Schreiadler Schelladler 8

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seiner Zuflüsse charakterisiert. Gerade die Flächen am Zusammenfluss von Pripyat und Stochid werden regelmäßig im Frühjahr überflutet. Es ist eines der letzten Wildnisgebiete in Europa in dem natürliche Prozesses ohne Einflussnahmen des Menschen ablaufen können. Klar aber ist auch, dass die 40.000 Hektar nur ein Baustein eines großflächig angelegten Netzwerkes von Schutzgebieten entlang des Pripyat-Flusses sind. Die ZGF, der EECONET Action Fund und Euronatur unterstützen schon seit längerem gemeinsam die Schaffung dieses Netzwerkes. „Erster Meilenstein war die Erweiterung des Nationalparks Schatsk im Dreiländereck Polen, Weißrußland und Ukraine von 35.000 auf 70.000 Hektar. Weiterer Meilenstein war die Schaffung des grenzüberschreitenden Biosphärenreservates zwischen dem Nationalpark Schatsk und dem polnischen Nationalpark Polessie. Und nun ist der nächste wichtige Baustein des Netzwerkes fertiggestellt“, erklärt nicht ohne Stolz Dr. Nikolaj Klestov, der dieses Projekt von Anfang an mit seinem Wissenschaftszentrum für Naturschutz leitet und unermüdlich vorantrieb.

Eines der letzten Wildnisgebiete Europas „Wichtige Bausteine des gesamten Netzwerkes an Schutzgebieten werden derzeit auch auf weißrussischer Seite umgesetzt. Dort werden ehemals abgetorfte Moorkomplexe renaturiert, und ebenfalls das bereits entlang des Pripyat bestehende Schutzgebietssystem erweitert,“ erläutert Klestov das Polessie Schutzprogramm. Nun rückt die Schaffung eines weiteren Nationalparks im Bereich des Feuchtwaldgebietes Tsuman im Oblast Kivertsi in der Ukraine stärker ins Zentrum der Aktivitäten. Hier gibt es noch erhebliche Widerstände aus der Forstwirtschaft, die die wertvollen alten Eichenbestände gerne abholzen würde. Im Tsuman Wald wurde nach dem Krieg eine Wisentherde

angesiedelt. Derzeit ist unklar, wie viele Tiere noch im Wald vorkommen. Wilderei könnte die Könige der Wälder hier ausgerottet haben. Die Polessie Niederung ist der Lebensraum für Schrei- und Schelladler, für Wölfe und Luchse, Otter, Wiesel. Sie ist aber auch wichtiges Kerngebiet der Verbreitung für weltweit bedrohte Vogelarten wie den Seggenrohrsänger. Aber auch noch häufigere Arten wie Zwerg- und Höckerschwäne, Kraniche, Weißstörche, Saat- und Blässgänse, Spieß-, Löffel-, Pfeif-, Stock-, Krick, Berg-, Tafel-, Reiher- oder Moorente und weitere Watvögel wie große Brachvögel, Ufer- und Pfuhlschnepfen oder das Auerhuhn haben hier noch gute Bestände.

Experimentierfeld der Natur Im Osten der Polessie hat der Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1985 eine Fläche von etwa 1.100.000 Hektar mit radioaktiver Strahlung so versucht, dass eine Nutzung durch den Menschen in Form von Land- und Forstwirtschaft für viele hundert Jahre ausgeschlossen ist. Dies ist ein heute Experimentierfeld in dem sich die Natur auf großer Fläche ungestört entfalten kann. Welche Auswirkung aber die radioaktive Verseuchung auf Tier und Pflanzenwelt in diesem Gebiet hat, muss noch sorgfältig studiert werden. Gerade deswegen aber ist es so wichtig, außerhalb der radioaktiv hochverseuchten Gebiete, innerhalb der 60-km-Zone um das Atomkraftwerk Referenzflächen zu haben, in denen man ablesen kann wie sich die Natur in relativ ungestörten Systemen entwickelt. Wichtig für das Engagement der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt war immer der Wildnischarakter der unbelasteten Polessie und die Tatsache dass es eines der wichtigsten Feuchtgebiete in Europa ist. Die die Polessie-Niederung wird daher weiterhin im Fokus der der Naturschutzarbeit der ZGF bleiben.

ZGF weltweit | Aus den Projekten

Zwei Damen und die goldenen Äffchen Besonders viel verdanken die goldenen Äffchen zwei Brasilianerinnen, die für ihr Engagment im Juni in Frankfurt mit dem Bruno H. Schubert-Preis ausgezeichnet wurden. Von Professor Dr. Manfred Niekisch.

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m 22. April 1500 nahm der Entdecker Pedro Alvares Cabral nahe des heutigen Badeortes Porto Seguro im Süden des brasilianischen Bundesstaates Bahia neue Ländereien für die portugiesische Krone in Besitz. Portugiesische und spanische Krone teilten die gerade entdeckte „Neue Welt“ unter sich auf, wobei ein Drittel des heutigen Brasiliens Portugal zufiel. Die Küstengebiete Ostbrasiliens waren damals weitgehend mit dichtem Wald bedeckt. Mit der Einführung von Zuckerrohr, Viehzucht, Landwirtschaft, vermittels Sklavenimporten und unter Vernichtung der dort ansässigen indigenen Völker begann eine unglaublich schnelle und weitreichende Entwicklung, die von genau diesem Abschnitt der Ostküste ausging und sich später zunächst entlang der Flüsse bis weit ins Landesinnere ausbreitete. So fiel der atlantische Regenwald an der Ostküste Brasiliens, die Mata Atlântica, als erster dem Raubbau zum Opfer. Freilich konnte trotz dieser rasanten Entwicklungen damals niemand ahnen, dass einmal fast 60 Prozent der Brasilianer im Gebiet der früheren Mata Atlântica leben würden, unter anderem in den Millionenstädten Rio de Janeiro und Sao Paulo. Der größte Teil der Wirtschaftsleistungen Brasiliens wird hier erbracht. So stehen die Waldreste auch heute noch unter erheblichem Druck. Eine Million Quadratkilometer betrug die gesamte Waldfläche der Ma-ta Atlântica, also fast dreimal so viel wie die Fläche Deutschlands. Heute sind nur noch wenige Prozent davon übrig. Die Mata Atlântica ist zwar allgemein viel weniger im öffentlichen Bewusstsein als die Amazonas-Wälder. Sie kann aber, was die Artenvielfalt angeht, ohne weiteres mit diesen mithalten. Viele Arten sind hier endemisch, kommen also nur hier und sonst

nirgends sonst auf der Welt vor. Zum Beispiel Palmen, Bromelien und Orchideen haben hier eines ihrer Verbreitungszentren, aber auch viele Tierarten. Eine dieser endemischen Arten ist das Goldgelbe Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia). Es sieht so aus wie es heißt und ist in der Region um Rio de Janeiro zu Hause. Wahrscheinlich war seine Verbreitung schon immer recht begrenzt, durch die Waldvernichtung schrumpfte sein Lebensraum aber auf ganz wenige inselartig isolierte Waldstücke. Unkontrollierter Fang tat sein Übrigens, denn die hübschen kleinen Affen mit der Löwenmähne und dem goldenen Fell waren als Haustiere begehrt. Resultat: Anfang der 1970er Jahre war der Weltbestand dieser Art auf etwa 200 Individuen gesunken.

Unter Federführung des National Zoo in Washington fiel daraufhin der Startschuss für eine der umfassendsten Rettungsaktionen in der Artenschutzgeschichte. Weltweit schlossen sich 140 Zoos zusammen und starteten ein internationales Zuchtprogramm. Mit dabei war schon damals der Zoo Frankfurt. Neben dem Aufbau einer ausreichend großen und gesunden Zoopopulation war es das übergeordnete

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Ziel des Projektes, Tiere wieder in den natürlichen Lebensraum zurückzubringen und so den dort verbliebenen Restbestand zu stärken. 1984 war es soweit: Die ersten in Zoos geborenen Tiere wurden in das Schutzgebiet Poço das Antas gebracht, wohin sich die letzten freilebenden Löwenäffchen zurückgezogen hatten. Anfang der 1990er Jahre wurden auch zwei Löwenäffchen aus dem Zoo Frankfurt in die Mata Atlântica entlassen. In großen Käfigen wurden die Zootiere an ihre neue Umwelt gewöhnt. Ausgesetzt wurden sie dann in den nahe gelegenen privaten Waldgebieten einzelner Farmer. Es zeigte sich jedoch, dass die einstigen Zootiere nicht so leicht in ihrer neuen, „wilden“ Umgebung zu Recht kamen. Intensive Betreuung war notwendig.

Die Zahl der Äffchen steigt konstant Der Durchbruch kam, als die im Zoo geborenen, ausgewilderten Tiere Nachwuchs bekamen. Es folgte dann ein richtiger „Baby-Boom“ und inzwischen lebt schon die dritte Generation Löwenäffchen auf den Flächen. Aus den ehemals 153 Zootieren, die aus aller Welt nach Brasilien gebracht worden waren, hat sich ein Bestand von mehr als 800 Tieren entwickelt. Seit dem Jahr 2000 werden daher keine weiteren Löwenäffchen mehr ausgesetzt. Insgesamt gibt es heute wieder weit mehr als 1400 Löwenäffchen, Tendenz steigend. Dies ist eine Entwicklung, von der vor über 20 Jahren kaum einer

Verleihung des Bruno H. Schubert-Preises (Kategorie II) an Andréia Fonseca und Denise Rambaldi durch Professor Dr. Manfred Niekisch und Herrmann Clemm am 21. Juni 2007 im Kaisersaal des Frankfurter Römers.

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zu träumen gewagt hätte. Es ist eines der wenigen wirklich erfolgreichen Artenschutzprojekte und ein Riesenerfolg für den Naturschutz. 2003 konnte das Goldgelbe Löwenäffchen auf der Roten Liste der IUCN von „kritisch gefährdet“ auf „gefährdet“ zurückgestuft werden. Natürlich hat ein so schöner Erfolg viele Mütter und Väter. Unermüdliche Pionierarbeit leistete einer der verdientesten Biologen und Naturschützer Brasiliens, der heute 83-jährige Adelmar Coimbra Filho, die wissenschaftliche Betreuung des Projektes erfolgte durch Dr. Benjamin Beck, ehemals Washington Zoo. Und dann sind da noch zwei Damen, die besonders hervorzuheben wären: Denise Marçal Rambaldi und Andréia Fonseca Martins. Die beiden Brasilianerinnen erhielten für ihr Engagement in diesem Jahr den Bruno H. Schubert-Preis verleihen. Ende Juni konnten sie ihn im Frankfurter Römer im Rahmen eines feierlichen Aktes vor großem Publikum in Empfang nehmen.

Zwei engagierte Frauen, zwei Biographien Denise Marçal Rambaldi stammt aus Sao Paulo und begann ihre Laufbahn mit einer akademischen Ausbildung zunächst zur Forstingenieurin. Schon während des Studiums der Forstwissenschaften wurde ihr aber klar, dass sie nicht in der kommerziellen Forstwirtschaft tätig sein wollte. Sie wollte sich für die natürlichen Wälder und Ressourcen ihres Heimatlandes einsetzen. Daher absolvierte sie

Fotos: R. Hausmann; ZGF

Aus den 153 Löwenäffchen, die über die Jahre aus Zoos nach Brasilien kamen sind heute mehr als 800 Tiere geworden. Zusammen mit den Nachkommen der ursprünglich vorhandenen Äffchen liegt der Bestand bei rund 1400 Individuen.

noch eine Ausbildung zur Juristin und qualifizierte sich so in besonderem Maße für die Arbeit im staatlichen und privaten Naturschutz. Im Rahmen eines Praktikums wurde sie angesteckt von der Begeisterung für die Löwenäffchen, und seit 1989 ist sie hauptberuflich im Löwenäffchenprojekt tätig. Zunächst koordinierte sie das Umwelterziehungsprogramm, und seit 1994 ist sie die Geschäftsführerin der „Golden Lion Tamarin Association“ (AMLD), einer Organisation zum Schutz der Löwenäffchen. AMLD entwickelte sich unter ihrer Leitung zu einer der renommiertesten und effizientesten Umweltorganisationen Brasiliens. Sie schaffte es sogar, dass „ihr“ Löwenäffchen heute überall als Wappentier der Mata Atlântica anerkannt ist. Ihre Kollegin Andréia Fonseca stammt aus einem kleinen Ort inmitten des ursprünglichen Lebensraums der Löwenäffchen. Als Schülerin begann sie 1983 eine ehrenamtliche Mitarbeit im Projekt. Sie beteiligte sich wie mehrere ihrer Klassenkameraden als Interviewerin an einer Umfrage unter der Bevölkerung ihres Heimatortes. Andréia brachte die meisten Interviews und gewann damit einen Preis. Ben Beck bot ihr einen Job im Projekt an und war schnell beeindruckt. Was mit einem Praktikum begann, ist heute ihr Beruf und vor allem ihre Leidenschaft. Seit 1988 ist sie die Koordinatorin für die Wiedereinbürgerung und verantwortlich für alle Freilandarbeiten. Doch die berufliche Tätigkeit war Andréia nicht genug. Sie arbeitete tagsüber im Gelände, abends machte sie auf dem zweiten Bildungsweg eine akademische Ausbildung und schloss im Jahr 2000 als Biologin ab. Es gibt wohl niemanden auf der Welt, der so viele dieser Äffchen in Händen gehalten, vermessen, gewogen hat. Sie kennt die Tiere bestens, und ihr Mentor Ben

Beck sagt, wenn Andréia die Rufe eines Löwenäffchens imitiere, klinge das echter als von einem Äffchen selbst.

Countdown 2025 als ehrgeiziges Ziel Die beiden Frauen haben großen Anteil daran, dass die Gefahr des Aussterbens gebannt ist und Löwenäffchen heute wieder in größerer Zahl in ihrem natürlichen Lebensraum vorkommen. Das ehrgeizige Projektziel „Countdown 2025“ strebt bis zum Jahre 2025 eine Population von mindestens 2.000 Goldgelben Löwenäffchen in mindestens 25.000 Hektar geschütztem und miteinander verbundenem Küstenregenwald an. Dies ist ein gleichermaßen ambitioniertes wie langfristiges Ziel. Jetzt gilt es, den zerstückelten Lebensraum durch Waldkorridore wieder zu verbinden. Denn die bisher voneinander getrennten Äffchengruppen brauchen dringend den genetischen Austausch, damit sie langfristig überleben können. Die Chancen dafür stehen gut. Die Umweltbildung, auf wel-

Seit 1988, also im zwanzigsten Jahr, finanziert die ZGF das Wiederansiedlungsteam, das jeden Tag im Wald die wiederausgebürgerten Tiere kontrolliert. che Denise und Andréia von Anfang an so viel Wert gelegt haben, zahlt sich jetzt aus. Viele zu Beginn skeptische Farmer sind heute stolz wenn auf ihrem Grund Goldgelbe Löwenäffchen leben. Dies ist eine notwendige, ja es ist die beste Voraussetzung für alle weiteren Schutzmaßnahmen. Prof. Dr. Manfred Niekisch ist Vizepräsident der ZGF und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Bruno H. Schubert-Stiftung. ZGF Gorilla 3/2007

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Schwerpunkt | Gorillas in Gefahr

Gorillas in höchster Gefahr Im Osten des Kongos werden die letzten Berggorillas Opfer der politischen Konflikte um Macht und Geld. Eine Zusammenfassung der verwirrenden Lage von Dagmar Andres-Brümmer.

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uzirabwoba ist wieder da. Eine gute Nachricht. Eine unter unendlich vielen schlechten. Ruzirabwoba ist ein Silberrücken, ein stattlicher Berggorilla, der seit einigen Jahren als so genanntes solitätes Männchen – also alleine – durch die Bergwälder der Virungavulkane streift, und er wurde seit Januar dieses Jahres vermisst. Am 16. September tauchte er wieder auf. Offenbar war er über die Grenze nach Uganda gewandert – wahrscheinlich das Beste, was ein Berggorilla im Moment tun kann. Die Sicherheitslage für die Berggorillas in Virunga war in den letzten Monaten alles andere als gut. Neun Tiere aus verschiedenen Gruppen wurden erschossen, zwei Tiere sind noch vermisst, weitere Tiere wurden verwundet und zwei verwaiste Jungtiere müssen in der Veterinärstation in Goma aufgepäppelt werden. Drei Rangerstationen sind für die Sicherheit der Berggorillas im so genannten Mikeno Sektor des Virunga Nationalparks im Osten der Demokratischen Republik Kongo verantwortlich. Das Gebiet, das wie ein Zipfel im Südosten am Nationalpark anhängt, grenzt an die Nachbarstaaten Ruanda und Uganda. Die Rangerposten

sind verantwortlich dafür, dass etwa 370 Berggorillas – die Hälfte aller Tiere, die es auf unserem Planeten gibt – in Sicherheit leben können. Dass selbst diese Ranger, die sich über all die langen Bürgerkriegsjahre hinweg um die Tiere gekümmert haben, die jedes Tier mit Namen kennen, wissen wer mit wem wie verwandt ist und für die die Gorillas wie Mitglieder der eigenen Familie sind, in den letzten Monaten machtlos waren, macht deutlich wie dramatisch die Lage ist. Die Ranger haben die Gorillagruppen über Jahre habituiert, das heißt, sie vorsichtig daran gewöhnt, Menschen als ungefährliche Wesen in ihrer Gegenwart zu tolerieren. Eine solche Habituierung ist die Voraussetzung, dass Besucher und Wissenschaftler, die Tiere in freier Wildbahn beobachten können. Über Jahre hielten die Ranger des Institut Congolais pour la Conservation de la Nature ICCN somit die Voraussetzungen für einen in fernen friedlichen Zeiten vielleicht wieder stattfindenden Gorilla-Tourismus aufrecht. Die Nachbarländer Uganda und Ruanda, in denen die zweite Hälfte der Weltpopulation an Berggorillas lebt, boomt der Tourismus zu den eindrucksvollen Menschenaffen. Für die

5. Januar 2007

11. Januar 2007

8. Juni 2007

Nyuhekure, ein männlicher Einzelgänger, wird von Soldaten des aufständigen Generals Laurent Nkunda getötet, der Kadaver in eine Latrine geworfen.

Karema, ein männlicher Einzelgänger, wird getötet, Silberrücken Lulengo und das Weibchen Ruvembo verschwinden. Lulengo taucht im August wieder auf, das Weibchen ist bis heute nicht wieder gefunden.

Das Weibchen Rubiga aus der Kabirizi-Familie wird getötet. Die zweieinhalb Monate alte Tochter Ndakazi wird von Rangern bei der toten Mutter gefunden. Das Jungtier kommt in eine Auffangstation, in der Hoffnung, es retten zu können. Lessenjina aus der selben Familie bleibt verschwunden.

Januar 2007: Der erste tote Silberrücken wird geborgen und anhand des Kopfes identifiziert.

Menschen um die Virungaberge sind die Gorillas also auch ein Grundkapital für eine bessere Zukunft. Die Habituierung wurde den friedlichen Gorillafamilien nun zum Verhängnis. „Die Gorillas sind sehr an die Anwesendheit von Menschen gewöhnt. Natürlich müssen sie das auch, damit der Gorilla-Tourismus erfolgreich ist, aber gerade das macht sie ganz besonders verletzlich“, sagt Norbert Mushenzi, der Direktor für den südlichen Teil des Virunga Nationalparks.

Gezielte Morde an Famiienmitgliedern Den ersten Mord an zwei männlichen Einzelgängern gab es im Januar dieses Jahres. Während das erste Tier offenbar erschossen wurde um es zu essen, war bereits der zweite Zwischenfall nichts anderes als eine mutwillige Tötung. Das Tier wurde einfach liegengelassen. Soldaten des in der Region aktiven aufständigen Generals Laurent Nkunda entpuppten sich als die Verantwortlichen. Ein weltweiter Aufschrei folgte, was den Rebellen eine ungewollte internationale Aufmerksamkeit bescherte und sie veranlasste in einer Presseerklärung zu beteuern, man wolle von solchen Aktionen zukünftig absehen. Doch der Frieden hielt kaum ein halbes Jahr. Im Juni erschossen Unbekannte zwei Weibchen aus der Kabirizi Familie, sechs Wochen später sollte ein noch brutaleres Massaker folgen. Das Opfer: Die Rugendo Familie. Der Silberrücken Senkwekwe und drei Weibchen wurden erschossen. Ein weiteres Weibchen namens Macibiri konnte mit ihrem Jungtier Ntabiri in den Wald fliehen, doch auch ihr Skelett wurde einige Zeit später gefunden. Ihr Jungtier kann ohne sie nicht

überlebt haben. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir Ntabiris sterblichen Überreste finden. Dann können wir es bei den anderen Mitgliedern der Familie beerdigen“, sagt ZGF-Projektleiter Robert Muir. „Wie der Rest der Gruppe mit dem traumatischen Erlebnissen zurecht kommt, wissen wir nicht, zumal die Gruppe nun keinen Silberrücken mehr hat.“ Ein kläglicher Rest von fünf Tieren ist von der einst 12 Köpfe zählenden Familie übrig. Das einzige Weibchen ist noch nicht geschlechtsreif, zwei der jungen Männchen wurden bei der Attacke verletzt.

»Wenn wir die Gorillas langfristig schützen wollen, brauchen wir eine klare Unterstützung von politischer Seite.« Norbert Mushenzi, ICCN Wer tut so etwas? Und warum? Die Provinz Nord Kivu im Osten des Kongo ist seit den Jahren des Genozids nie richtig zur Ruhe gekommen. Eine unübersichtliche Anzahl von Banditen, Rebellengruppen, Armee und abtrünnigen Armee-Einheiten treibt in der Region ihr Unwesen, bisweilen wiederum unterstützt von Soldaten aus dem benachbarten Ruanda. Die vor Ort stationierten UN-Truppen (MONUC) sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, was die Befriedung von Kivu angeht, da sie sich aus den internen Kämpfen zwischen konkurrierenden Rebellengruppen oder gar verschiedenen Flügeln des kongolesischen Militärs raushalten müssen. Die Gorillas könnten also nur zufällige Opfer sein, die zwischen all die kleineren und größeren Fronten in Virunga geraten sind, doch das ist sehr unwahrscheinlich. „Unsere Untersuchungen laufen“, sagt Norbert

22. Juli 2007

16. August 2007

Das Männchen Senkwekwe, sowie die Weibchen Neza, Safari und Mburanumwe aus der Rugendo-Familie werden erschossen. Mburanumwe war trächtig. Safaris Baby Ndeze kommt nach Goma in die Veterinärstation. Das Weibchen Macibiri und ihr Sohn Ntaribi sind veschwunden.

Der Tod von Macibiri wird bestätigt, ihr Jungtier dürfte kaum überlebt haben. Das im Januar verschwundene Männchen Lulengo wird wieder gefunden.

Juni 2007: Die tote Rubiga wird geborgen. Das Bild geht um die Welt und löst internatinonal Entrüstung aus.

Mushenzi, „wir müssen aber erst einmal herausfinden, was hier überhaupt genau geschehen ist und wer dahinter steckt. Das Fleisch der Gorillas wurde nicht verwendet, was darauf hindeutet, dass es sich um einen reinen Sabotageakt im Zusammenhang mit internationalen Konflikten und institutioneller Schwäche handelt.“ Es bleiben Mutmaßungen – und die lassen mit Blick auf die Vorfälle im September nichts Gutes verheißen.

Rebellen als Touristenführer Anfang September überfielen Soldaten des aufständischen Generals Laurent Nkunda die drei für den Schutz der Berggorillas strategisch wichtigen Kontrollposten Bukima, Jomba und Bikenge und legten damit den gesamten Schutz der Tiere mit einem Schlag lahm. Die Angriffe beschränken sich nicht auf den Raub von Waffen, Funkausrüstung und Telefonen, in Rutshuru wurde ein Ranger von den Rebellen erschossen. Attacken auf die Ranger selbst hatte es bereits im Mai weiter nördlich in Burusi gegeben. Bilanz damals: zwei Tote und vier Schwerverletzte. Den Rangern und ihren Familien blieb nichts als die Flucht aus dem Krisengebiet, das in den nächsten Wochen gekennzeichnet sein sollte von heftigen Gefechten zwischen Nkundas Truppen und der kongolesischen Armee. Eine Waffenstillstandsvereinbarung Mitte September versprach eine Verschnaufpause, doch eine Lösung ist nicht in Sicht. Einen Appell des UN Sicherheitsrates an die Regierung in Kinshasa mit Nkunda zu verhandeln lehnte diese mit dem Hinweis ab, man betrachte Nkunda als Kriegsverbrecher und rede nicht mit einem solchen. Der Ex-

General Nkunda hat rund 4.000 Mann unter Waffen und weigert sich, seine Truppe in die reguläre Armee zu integrieren, da er sich als Beschützer der ethnischen Minderheiten, maßgeblich der Tutsi in Nord Kivu betrachtet. Die Rebellen scheinen sich derweil im Gorilla-Sektor häuslich einzurichten. Wie Gorilla-Ranger Diddy Mwanaki am 19. September berichtet, haben die Rebellen angefangen, Jomba zu ihrem Hauptquartier zu machen, Vieh nach Bikenge zu treiben, was darauf hindeutet, dass sie sich auf einen längeren Aufenthalt im Gorillas Sektor einrichten. Den Wert, den Gorillas im Hinblick auf eine touristische Nutzung haben, scheinen die Rebellen mittlerweile auch begriffen zu haben. Höchst beunruhigend ist die Nachricht, dass die Rebellen offenbar auf eigene Faust einen Gorilla-Tourismus aufzubauen versuchen. „Wir haben erfahren, dass die Rebellen am 13. September zehn Touristen zur Mapuwa Familie geführt haben“, berichtet Mwanaki. Die Touristen hätten 500 Dollar pro Person gezahlt und seien über die ugandische Grenze ins Gebiet gekommen. Besuche bei Menschenaffen müssen unter sachkundiger Führung stattfinden und zum Schutz der Tiere müssen Regeln wie eine reglementierte Gruppengröße und ein Mindestabstand zu den Tieren eingehalten werden. Ist dies nicht gegeben, gefährden auf Tuchfühlung gehende Besucher die Menschenaffen mehr als die Gewehrkugeln der Rebellen. Ein einziger Besucher mit einer Erkältung, der mit einem Gorilla auf Schmusekurs geht, kann eine ganze Familie mit der Infektion auslöschen. www.wildlifedirect.org/gorillaprotection www.monuc.org

21. August 2007

3. September 2007

11. September 2007

14. September 2007

Ein Lichtblick: Bilali, das einzige Weibchen der Munyaga Familie bekommt Nachwuchs (Bild).

Die Rangerposten Bikenge und Jomba im Gorilla-Sektor werden von Rebellen überfallen und ausgeraubt, die Ranger und ihre Familien müssen fliehen um ihr Leben zu retten. Wenige Tage zuvor war Ranger Rugira Sevuja Faustin beim Überfall auf den Posten Kabaraza durch einen Bauchschuss getötet worden.

Nach tagelangen heftigen Kämpfen wird eine Waffenruhe zwischen Armee und den Rebellen vereinbart. Die Ranger hoffen, in den Gorilla-Sektor zurückkehren zu können.

Die Mapuwa Familie wird unversehrt in der Nähe des Rangerpostens Jomba gesichtet. Die stark dezimierte Rugendo Familie hält sich außerhalb des Parks in den Feldern nahe Bikenge auf.

September 2007: Trauer um einen erschossenen Ranger.

Schwerpunkt | Gorillas in Gefahr

Was passiert vor Ort, um die Gorillas zu retten und die Situation zu entschärfen? Robert Muir: Zunächst ist wichtig, das wir als Naturschutzorganisation inmitten dieser politischen Konflikte eine neutrale Position bewahren. Nur so haben wir eine Chance Vermittler zu sein, mit den Konfliktparteien zu reden und zu retten was geht. Die Parkbehörde ICCN, die ZGF und einige andere Organisationen haben außerdem gemeinsam ein Krisenprogramm mit 100.000 Dollar für drei Monate aufgelegt, mit dem wir die Rangerpatroullien verstärken und die Ausrüstung der Ranger aufstocken. Es gibt ja beispielsweise kaum Fahrzeuge. Würde es helfen, wenn die UN mit ihren vor Ort stationierten Einheiten eingreifen würde? Robert Muir: Auf jeden Fall. MONUC, also die UN Mission im Kongo, könnte sehr viel bewegen und als eine Art Mediator zwischen den Rebellen und ICCN fungieren. Sie könnten zudem ICCN bei den Patrouillen im Rebellengebiet absichern. Warum passiert das nicht? Robert Muir: Das ist höchst kompliziert und im Januar haben sie das ja auch im kleineren Rahmen getan. Damit MONUC den Park offiziell unterstützen kann, wäre eine Änderung des UN Mandates notwendig. Und daran arbeiten wir mit Hochdruck. Die ZGF sowie britische und amerikanische Naturschutzorganisationen haben auf höchster politischer Ebene in ihren jeweiligen Ländern alle

16. September 2007 Der seit Januar vermisste Silberrücken Ruzirabwoba taucht wieder auf. Er war offenbar über die Grenze nach Uganda gewandert. Von den Gorillafamilien Kabirizi, Munyaga und Humba fehlt noch immer jede Spur.

Als Christof Schenck die Rugendo Familie im Mai besuchte, zählte die Gruppe 12 Mitglieder.

»Die UN könnte in Virunga viel bewegen – wenn sie dazu endlich ein Mandat bekäme« Hebel in Bewegung gesetzt. Doch selbst die UNESCO und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP sind mit diesem Anliegen bislang nicht erfolgreich gewesen. Wir haben international eine unglaubliche Medienaufmerksamkeit für das Problem und das ist gut so. Es hilft, die Brisanz des Themas bei den Entscheidungsträgern zu untermauern. Ich hoffe, das wird sich irgendwann auch vor Ort auszahlen.

Robert Muir hat seit Monaten einen 24-Stunden-Job. Als Leiter des ZGF-Projektes in Virunga koordi-

Viele Leute fragen sich, warum man die Gorillas nicht aus dem Gebiet holt und an einen sicheren Ort umsiedelt? Robert Muir: Das klingt zwar gut, ist aber nicht praktikabel. Zum einen löst es das Problem nicht, zum andern brauchen die Gorillas ihren Lebensraum. Man kann die nicht einfach umsiedeln. Auch würde man die Tiere einem deratigen Stress aussetzen, dass das Risiko für sie sehr hoch wäre. Nein, wir müssen eine Lösung vor Ort finden – und zwar schnell.

niert er die Hilfe aus Frankfurt und agiert für den Park als Vermittler im Konflikt.

Schwerpunkt | Gorillas in Gefahr

Gänsehaut beim Silberrücken Gorillas im Freiland zu begegnen gehört zu den eindrucksvollten Erlebnissen überhaupt. Stephanie Lienenlüke besuchte die Berggorillas im Impenetrable Forest in Uganda.

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er Weg ist beschwerlich, es geht steil bergauf und bei der feuchtschwülen Luft wird das Wandern schnell zu einem schweißtreibenden Kraftakt. Die dichte Vegetation behindert das Fortkommen zusätzlich. Sowie ich Halt suche an einem Ast oder einer Wurzel, zucke ich schmerzverzerrt zurück, denn viele der Pflanzen sind mit Dornen oder Nesseln bewehrt. Daher passiert es nicht selten, dass der ein oder andere auf dem matschigen Waldboden ausrutscht und auf dem Allerwertesten landet. Der Wald macht seinem Namen alle Ehre – „Impenetrable Forest“, der undurchdringliche Wald. Doch trotz der Strapazen herrscht bei jedem freudige Aufregung vor, denn das Ziel ist ein Besuch bei den letzten Berggorillas, den majestätischen Riesen in den zentralafrikanischen Bergwäldern im Dreiländerdreieck zwischen Uganda, Ruanda und dem Kongo.

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ZGF Gorilla 3/2007

Als wir uns schließlich dem Aufenthaltsort der Tiere nähern, bleiben die Fährtensucher, alle Rucksäcke und sonstiges Gepäck zurück. Kameras werden bereit gemacht, der ein oder andere trinkt noch einen Schluck Wasser. Dann signalisiert Maddie, der die Gruppe als Ranger führt, ihm leise zu folgen. Bevor ich irgendetwas sehe, ist auf einmal der Geruch der Gorillas wahrzunehmen. Dann plötzlich stoppt Maddie, weicht zur Seite und gibt den Blick frei auf eine kleine, dunkle Waldlichtung. Zunächst ist nur ein schemenhafter Umriss zu erkennen, lauter Fliegen schwirren mir um den Kopf – und auf einmal erkenne ich ihn: den riesigen Silberrücken. Einige Meter entfernt lehnt er an einem Baumstamm, seine Körpermaße sind beeindruckend. Sanft brummend neigt er den Kopf zur Seite und schaut uns direkt in die Augen. Dieser Moment ist so überwältigend, dass

mir die Tränen in die Augen schießen. Vor dem Silberrücken sind im dichten Unterholz weitere Gorillas zu erkennen, zwei Jungtiere tollen vor ihren Müttern auf dem Boden umher. Sie werden immer übermütiger, rollen wild zum Silberrücken hin und eines zieht diesen am Fuß. Wohlwollend grummelnd und unglaublich sanft schiebt das Familienoberhaupt den jungen Gorilla mit seiner riesigen Hand zur Seite. Maddie gibt immer wieder ein tiefes Räuspern von sich, um den Gorillas zu signalisieren, dass man in friedlicher Absicht da ist. Die meisten der Ranger arbeiten schon seit vielen Jahren oft unter schwierigsten Bedingungen mit den Tie-

da die Gorillas sich bewegen und die Vegetation dicht ist, kann man nicht immer sofort zurückweichen. Aber je verantwortungsvoller die Touristen und auch die Ranger mit der Situation umgehen, desto ruhiger kann der Besuch für beide Seiten verlaufen.

Gorilla-Tourismus: Chance und Risiko Der Tourismus bedeutet auch eine große Chance für den Naturschutz und die Menschen in der Region, die von Überbevölkerung, Armut und Krisen gezeichnet ist. Für den Besuch bei einer Gorillafamilie, für ein „Permit“, zahlt jeder

»Einige Meter entfernt lehnt der Silberrücken an einem Baumstamm. Sanft brummend neigt er den Kopf zur Seite und schaut uns direkt in die Augen. Dieser Moment ist so überwältigend, dass mir die Tränen in die Augen schießen« ren und kennen sie sehr genau. Für sie ist der Schutz der Berggorillas weit mehr als ein Job – es ist zugleich eine Lebensaufgabe. Als Zuschauer dieser so friedvollen Szenerie vergisst man fast das Atmen, nahezu voyeuristisch mutet es an, dass diese wilden und anmutigen Tiere uns an ihrem Familienleben teilhaben lassen.

Maximal acht Besucher, maximal eine Stunde Besuchszeit Ein sehr langwieriger Gewöhnungsprozess hat dies möglich gemacht und ein sehr vorsichtiger Umgang mit dem Tourismus ist von großer Bedeutung. Vor jedem Besuch bei einer habituierten, d.h. an Menschen gewöhnten Gruppe werden die Verhaltensregeln erklärt. Diese sind streng, so dürfen nur jeweils acht Touristen für maximal eine Stunde zu einer Gorillafamilie und in dieser Zeit weder essen noch trinken und keinesfalls Blitzlicht benutzen. Diese strikten Auflagen sind wichtig, denn es gilt, die letzten der weltweit noch etwa 700 Berggorillas vor möglichen Gefahren zu schützen – auch vor jenen, die von Touristen ausgehen könnten, z.B. Stress oder Krankheitsübertragung durch zurückgelassenen Müll, Fäkalien oder umherschwirrende Viren und Bakterien. Daher ist eine der wichtigsten Regeln, eine Distanz von mindestens sieben Metern zu den Tieren zu halten. Natürlich gelingt dies nicht immer,

Tourist 500 Dollar. Mit diesen Geldern können die Gorilla-Schutzgebiete und sogar weitere Nationalparks finanziert werden. In Uganda und Ruanda (im Kongo ist aufgrund der instabilen politischen Lage derzeit kein Gorilla-Tourismus möglich) wird die lokale Bevölkerung zudem an den Eintrittsgeldern der Touristen prozentual beteiligt. Es werden Schulen, Krankenhäuser und Waisenhäuser gebaut und Infrastruktur geschaffen. Außerdem entstehen für die Menschen dort durch den Tourismus wirtschaftliche Alternativen zum Ackerbau, sie können als Führer und Träger arbeiten, Unterkunft und Verpflegung anbieten und Souvenirs verkaufen. So gibt es in der näheren Umgebung der Schutzgebiete auch kaum etwas, das nicht nach dem wichtigsten Wappentier der Region benannt ist: Das Gorilla-Restaurant reiht sich neben etliche Gorilla-Shops, ein Schild weist den Weg zum Gorilla-Hostel und Gorilla-Krankenhaus. Der Tourismus wurde bewusst so konzipiert, dass das Geld, das die Touristen ausgeben, in den umgebenden Dörfern bleibt und nicht zu ausländischen Großinvestoren fließt. Größere Hotels sucht man daher vergeblich, die meisten Unterkünfte bestehen aus einfachen Gasthäusern oder so genannten „community camps“, welche von den Dorfbewohnern gemeinsam bewirtschaftet werden. Aber natürlich hat das Konzept auch seine Schattenseiten. Bei den Menschen

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Schwerpunkt | Gorillas in Gefahr

Entdeckung Erst im Jahr 1902 wurde der Berggorilla entdeckt. Haupmann Robert von Beringe von der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika stand am 17. Oktober in den Virungabergen einer Familie Berggorillas gegenüber, von denen er sogleich zwei Tiere erschoss. Im Zoologischen Museum von Berlin wurde anhand des Skelets eine neue Art beschrieben, die zu Ehren ihres Entdeckers den Namen Gorilla beringei bekam.

Silberrücken Bei älteren Männchen färbt sich das Fell am Rücken grau. Der Silberrücken ist das dominante Männchen, der Chef der Gruppe.

umliegenden Dorfgemeinden und Entwicklung der nationalen Ökonomie. Ebenso müssten mehr Permit-Gelder in den Nationalpark selbst zurückfließen – in die Ausbildung, Ausrüstung und Gehälter der Ranger. Denn sie sind es, die den Schutz der Berggorillas bewerkstelligen und so dafür sorgen, dass wir diese wundervollen Tiere auch weiterhin beobachten dürfen. Nach genau einer Stunde mahnt Maddie zum Abschied, die Besuchszeit ist um. Als ob er das wüsste, erhebt sich der massige Silberrücken und bewegt sich im typischen Gorilla-Knöchelgang auf seine Familie zu. Diese reagiert auf das Zeichen zum Aufbruch, die Jungtiere klettern auf die Rücken ihrer Mütter und alle setzen sich gemächlich in Bewegung. Bevor er als letzter im Dickicht verschwindet, dreht sich der Silberrücken noch einmal zu uns um und zeigt sich in seiner vollen Größe – wie um zu unterstreichen, dass die gewährte „Audienz“ nun beendet ist. Ergriffen machen wir uns auf den Rückweg.

entweder im Zoo oder vor 1974 geboren. Bei den echten Berggorillas, die es in Zoos gegeben hatte, ist eine erfolgrteiche Nachzucht nie gelungen – warum ist ungeklärt.

Populationsgröße Insgesamt leben rund 700 Tiere auf unserem Planeten, etwa 340 in Bwindi und rund 360-370 in den Virungabergen.

Verbreitungsgebiet Lediglich in zwei Gebieten (grau umrandet) kommt der Berggorilla vor. In den drei aneinander grenzenden Nationalparks im Dreiländereck DR Kongo, Ruanda, Uganda und im Bwindi Impenetrable Forest in Uganda.

Haltung in Zoos Es gibt heute keine Berggorillas in Gefangenschaft. Noch in den 1970er Jahren wurden von Zoos (z.B. Köln) Jungtiere aus freier Wildbahn angefordert bzw. deren Fang in Auftrag gegeben. Im ersten Erhaltungszuchtbuch von 1962-1970 wurden 21 Berggorillas gelistet, von denen sich später etwa die Hälfte als Gorilla b. graueri, also östliche Flachlandgorillas entpuppte. Im Jahr 1974 kamen die Zoos weltweit überein, keine Menschenaffen mehr für die Haltung aus der Natur zu entnehmen, d.h. alle heutzutage gehaltenen Menschenaffen sind

Bwindi Imp. Forest Nationalpark

DR KONGO Virunga Nationalpark (Gorilla-Sektor)

UGANDA Mgahinga Gorilla Nationalpark

Volcanoes Nationalpark

Goma

RUANDA

Bild: Google Earth

Berggorilla (Gorilla beringei beringei)

vor Ort herrscht Unzufriedenheit über die Verteilung des Geldes aus dem PermitVerkauf. Tatsächlich könnten mit diesen Geldern noch mehr Umweltbildungsund Entwicklungsprogramme für die Menschen in der Region gefördert werden. Denn zu den Hauptproblemen in der Region zählt die Überbevölkerung und durch die wirtschaftlichen Anreize durch den Tourismus kommt es sogar noch zu einem starken Zuzug aus anderen Landesteilen. So gewinnen Maßnahmen wie Familienplanung und die Errichtung von Pufferzonen rund um die Schutzgebiete zunehmend an Bedeutung. Denn allein die Einnahmen aus dem Gorilla-Tourismus beständig zu erhöhen, darf nicht das einzige Standbein für die sozioökonomisch-ökologische Entwicklung in der Region sein. Die Gorilla-Populationen in den sehr eng begrenzten Rückzugsgebieten können den Drang nach mehr Profit nicht unbegrenzt weiter auffangen. Es gilt, ein Gleichgewicht zu erhalten zwischen Gorilla-Schutz, Unterstützung der

Aus der Gesellschaft | ZGF intern

Aus dem Bonoboland wird der Borgori-Wald Am 6. September feierte der Zoo Frankfurt Richfest für das neue Menschenaffenhaus. Von Dagmar Andres-Brümmer.

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er Himmel hatte ein Einsehen und es blieb trocken. Und das war auch gut so, denn das Haus, in dem sich am 6. September rund 150 Gäste versammelten, hat noch kein Dach. Richtfest im neuen Menschenaffenhaus des Frankfurter Zoos, und zum ersten Mal erschlossen sich die seltsamen ovalen Riesenlöcher in der massiven Betondecke, die einem beim Blick auf die Baustelle sofort ins Auge fallen. Die Öffnungen lassen Tageslicht ins Innere des Gebäudes fallen und vermitteln den Eindruck im Freien zu stehen. Im Moment ist das zwar auch noch wirklich der Fall, doch bald werden die riesigen Dachluken mit speziellen, von Luftpolstern getragenen Folien überspannt sein. „Das neue Affenhaus soll in angemessener Sprache die würdige Präsentation von Menschenaffen gewährleisten und das öffentliche Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz fördern“, sagte der Architekt des Gebäudes Harald Fay. Die wellige Form des Daches sei einem Blatt nachempfunden, das sich mit seiner späteren Begrünung perfekt in den Zoo einfügen soll.

Entdeckungstour im Dschungel Auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern entsteht ein zusammenhängendes Landschaftsrelief aus Wasserfällen, Tropenpflanzen, Bachläufen, Felsen, Hügeln und Sumpflandschaften. Der Innenbereich für Besucher und Tiere umfasst knapp 2.700 Quadratmeter. Westliche Flachlandgorillas, Bonobos, OrangUtans, Drills und Guerezas werden in dem Gebäude ein neues Zuhause finden. Einblicke aus unterschiedlichen Perspektiven in die großzügigen, naturnah gestalteten Innen- und Außenanlagen und ein Baumwipfelblick lassen die Besucher hautnah am Leben der Affen teilhaben. Ein Rundweg wird als „Entdeckungsreise durch den Dschungel“ gestaltet werden.

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hat das Projekt mit zwei Millionen Euro unterstützt. Dieses Geld stammt aus Spenden, die der ZGF zweckgebunden für die Förderung des Zoo Frankfurts zugedacht worden sind. Die ZGF unterstützt mit ihrem finanziellen Beitrag die Gestaltung der Außenanlagen sowie die Wissensvermittlung. „Wir legen Wert auf deutliche und prägnante Hinweise auf die internationalen Naturschutzprojekte der ZGF, etwa im Virunga Nationalpark im Kongo, wo wir am Schutz der bedrohten Berggorillas nachhaltig mitarbeiten“, betonte ZGF-Präsident Gerhard Kittscher bei der Überreichung des symbolischen Schecks an Kulturdezernent Professor Dr. Felix Semmelroth. Die Notwendigkeit den neuen BorgoriWald mit Naturschutzthemen zu koppeln sieht auch der Kulturdezernent, denn es gäbe heute weltweit wohl weniger Menschenaffen als Frankfurt Einwohner habe, mutmaßte Semmelroth. „Diese Kooperation einer „ex-situ“-Einrichtung, wie dem Zoo Frankfurt mit einem „in-situ“-Netzwerk, wie sich das weltweite Engagement der ZGF für Tier- und Naturschutz auf einen knappen Nenner bringen ließe, ist für die Stadt Frankfurt am Main als Betreiberin der traditionsreichen Einrichtung von herausragender Bedeutung“, sagte Semmelroth. Die Dimension des neuen Hauses ist nun klar ersichtlich, doch der neue Name „Borgori“ erschließt sich nicht wirklich von alleine. Was nach einer Figur aus einem Fantasieroman klingt, ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Bonobo, Orang-Utan und Gorilla. Den Affen wird das egal sein, sie dürfen sich auf den Umzug in ihr schönes neues Haus im nächsten Jahr freuen.

Der Frankfurter Kulturdezernent Professor Dr. Felix Semmelroth konnte am Richtfest für den Borgori-Wald einen symbolischen Scheck über zwei Millionen Euro von der ZGF in Empfang nehmen.

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Gesellschaft Persönliches rund um die ZGF

Verstärkung in Kasachstan

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er Geoökologe Steffen Zuther verstärkt seit Sommer das Team in Kasachstan. Er hift in den nächsten zwei Jahren bei der Datenverarbeitung und – aufbereitung für Planungsunterlagen und Kartenmaterial. Zuther hat an der Universität Braunschweig Geoökologie studiert und sich schon während des Studiums intensiv mit geografischen Informationssystemen befasst. Seinen Zivildienst absolvierte er im Naturschutzzentrum Katinger Watt des NABU. Seine Diplomarbeit fertigt er in West-Sibirien an. Er wird im Büro in Kustanai der Projektleiterin Tatyana Bragina bei der Ausweisung der großen Schutzgebietssysteme für die Saigas behilflich sein. Ebenso neu im Kasachstan-Team: die Biologin Eva Klebelsberg. Sie hat zuvor bereits Auslandserfahrung in Projekten in Afrika und Lateinamerika gesammelt. Klevelsberg wird ihren Dienstsitz voraussichtlich in der kasachischen Hauptstadt Astana haben und soll dort die Kontakte zu verschiedenen Partnern aufbauen bzw. weiterentwickeln. Ferner soll sie die wichtigen Beziehungen zu den entscheidenden kasachischen Regierungsstellen pflegen, um die Ausweisung der Schutzgebiete auf dieser wichtigen Entscheidungsebene zu befördern. Die beiden Stellen werden durch das CIM -Programm zunächst für zwei Jahre gefördert.

Foto:DUH

Trauer um Gerhard Thielcke

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ZGF Gorilla 3/2007

Die ZGF trauert um Professor Dr. Gerhard Thielcke. Der Zoologe war seit 1972 Mitglied in der ZGF und ist einer der Mitbegründer und geistigen Väter der deutschen Umwelt- und Naturschutzbewegung. Thielcke hat 1973 den Bund für Umwelt und Naturschutz Baden-Württemberg gegründet und stand dem BUND Landesverband 25 Jahre vor. 1975 gründete er gemeinsam mit Hubert Weinzierl und Bernhard Grzimek den BUND Bundesverband, dessen Vorsitzender er bis 1983 war. Thielckeerkannte früh welche Naturschutzschätze es in Süd- und Osteuropa lagen zu bewahren galt und gründete gemeinsam mit dem Naturschutzbund

Deutschland NABU die Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur), die sich verstärkt um Naturschutzvorhaben in Mittel- und Osteuropa kümmerte. 1998 gründete er den Global Nature Fund (GNF), um der globalen Herausforderung im Naturschutz begegnen zu können. Von 1972 bis 1981 war der Ornithologe Vorsitzender des Internationalen Rates für Vogelschutz und schärfte das Bewußtsein für den Naturschutz auch durch die erste Ausgabe der Roten Liste gefährdeter Tiere und Pflanzen in Deutschland. Er war Initiator zahlreicher Medienkampagne, wie „Rettet die Vögel“ oder „Rettet die Frösche“, die einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung in Deutschland leisteten. Gerhard Thielcke, Gründer und Ehrenvorsitzender der Deutschen Umwelthilfe, des BUND, von EURONATUR und des Global Nature Fund, verstarb Ende Juli im Alter von 76 Jahren.

Neue ZGF-Mitglieder

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erzlich willkommen bei der ZGF heißen wir: Dr. Manuel Begert, Kelkheim | Milena Bös, Gießen | David Borggreve, Frankfurt | Wolfgang Brinkmann, Alzenau | Monika Dreier, NeunkirchenSeelscheid | Annette-Christine Eichendorf, Bad Honnef | Helmuth Eidemüller, Mainz | Florian Esser, Willich | Edda Freitag, NeuIsenburg | Dr. Claus Fruhen, Olsberg | Fintan Habig, Sulzheim | Anna Bettina Hamann, Leipzig | Eric Hambuch, Ratingen | Dr. Lutz Haney, Dresden | Dirk Heinemann, Selm | Marcel Henrich, Dietzenbach | Sabine Hochmuth, Berlin | Dennis Horch, Frankfurt | Ursula Jeffrault, Frankfurt | Michael Jung, Recklinghausen | Jutta Krieger, Frankfurt | Andreas Kromer, Rottendorf | Christina Luther, Iserlohn | Dr. Franziska Luxenhofer, Bochum | Michaela Marschner, Wenzenbach | Melanie Neugebauer, Frankfurt | Christian Niebelschütz, München | Thoralf Niehus, Leipzig | Prof. Dr. Hans-Gert Penzel, Frankfurt | Christian Preiser, Frankfurt | Martin Rath, Frankfurt | Martina u. Hans-Jürgen Reinelt, Egelsbach | Hans-Joachim Rost, Frankfurt | Tobias Roth, Wiesbaden | Ulrich Schindele, Kempten | Michael Seng, Aßlar | Andreas Siemes, München | Andreas Simmelbauer, Dornstadt | Erika Simon, Frankfurt | Antonio Sirolli, Rom / Italien | Isolde Sonnemann, Frankfurt | Dr. Georg Stocker, Frankfurt | Julio Tortajada, Valenica / Spanien, Mark Wenning, Berlin | Werner Wienke, Much | Markus Winterstein, Celle

Aus der Gesellschaft | ZGF intern

Auch der Turmfalke nutzt den Standortvorteil Die erste „Frankfurter Woche der biologischen Vielfalt“ lud vom im Juni dazu ein, Natur in der Metropole zu erleben, initiiert und organisiert vom Projekt „Naturschutz-Botschafter“ der ZGF und des Zoos, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Von Nicole Unruh.

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iele Menschen wissen gar nicht, wie viel Natur sich im urbanen Raum, direkt vor der Haustür, erleben lässt“, sagt ZGF-Projektleiterin Eva Gross. „Ob Stadtwald, Teiche oder Wildwiesen – auf den Frankfurter Grünflächen findet sich eine Fülle von Arten“. Ein typischer Vertreter der vielfältigen Fauna in der Skylinestadt ist der Turmfalke, der Vogel des Jahres 2007. „Als klassischer Kulturfolger fühlt er sich in höheren Gebäuden wohl“, berichtet Klaus Richarz, der Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt. Etwa 50 Brutpaare haben sich von der Friedberger Warte bis zum Kaiserdom eingenistet und nutzen den Standortvorteil: In den Straßenschluchten der Großstadt können die Turmfalken andere Vögel in die Enge treiben und erbeuten, was ihnen auf offener Landschaft kaum gelingt. Und wenn es Nacht wird in Frankfurt, sind auch die Fledermäuse unterwegs. Insgesamt 14 verschiedene Arten hat das Umweltamt unter den Nachtschwärmern aufgespürt, als es in den vergangenen zwei Jahren in einer groß angelegten Untersuchung auf die Spur der streng geschützten Tiere ging. Seither ist aktenkundig, dass nicht nur Diskogänger, sondern auch die Großen Abendsegler (Nyctalus noctula) im nächtlichen Frankfurt ihre Balzquartiere aufschlagen. Die Biologin Dr. Indra Ottich vom Forschungsinstitut Senckenberg führte interessierte Besucher zum ehemaligen Flugplatz in Bonames, wo einst Hubschrauber der US-Armee landeten und den heute bedrohte Arten wie das Tausendgüldenkraut und die Wechselkröte zurückerobert haben. Mit etwas Glück lässt sich Frankfurts wildes Tierleben auch im Alltag beobachten; etwa die Mauereidechse am Mainufer, der seltene Hirschkäfer im Stadtwald oder der Wendehals am Berger Hang.

Die ZGF nahm die Aktionswoche auch zum Anlass, um für den natürlichen Reichtum auf der ganzen Erde zu werben. „Die Regenwälder beherbergen eine Schatzkammer für moderne Entwicklungen“, betont Eva Gross. „Wir sollten auch ein wirtschaftliches Interesse daran haben, dass dieser Lebensraum nicht vernichtet wird.“ Eine Ausstellung im Nordwestzentrum zeigte diese Zusammenhänge – etwa, was ein Reifenhersteller vom Baumfrosch in Sachen Bodenhaftung lernen kann. ZGF und Zoo haben im Rahmen ihres gemeinsamen Projektes 40 ehrenamtliche NaturschutzBotschafter ausgebildet, die begleitend zur Ausstellung die Besucher des Einkaufszentrums über die Vielfalt des Lebens aufklärten. Mit ihrem zebragestreiften Infomobil und großen Basteltischen zogen sie große und kleine Besucher in ihren Bann. Nach dieser ersten Erlebniswoche mit mehr als vierzig Aktionen zur biologischen Vielfalt, möchte die ZGF den Event im Veranstaltungskalender der Stadt etablieren. „Wir haben in Frankfurt viele hervorragende Organisationen, die sich mit Naturschutz befassen und gemeinsam etwas bewirken wollen“ meint die Projektleiterin Eva Gross. Dies belegten auch die positive Resonanz der 18 veranstaltenden Organisationen und die über 700 Besucher.

Kinder basteln Vielfalt – eine von zahlreichen Aktionen, mit denen das Projekt NaturschutzBotschafter im Juni das Thema Biodiversität in Frankfurts Öffentlichkeit trug.

Nicole Unruh ist freie Journalistin aus Offenbach.

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Ihr Interesse für die Natur ... kann uns helfen, die biologische Vielfalt unserer Erde zu bewahren Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt wurde im Jahre 1858 von Frankfurter Bürgern zur Errichtung eines Zoos gegründet. Mit der Arbeit von Prof. Dr. Bernhard Grzimek in der Serengeti bekam die ZGF in den 60er Jahren einen neuen Arbeitsschwerpunkt: den internationalen Naturschutz. Heute sind wir eine der größten international tätigen Naturschutzorganisationen in Deutschland. Mit rund 80 Projekten in 30 Ländern fördern wir in Kooperation mit lokalen Partnern die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Schutz bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume. Diese Projekte können wir nur dank unserer Förderer verwirklichen. Dabei sind wir auch auf Ihre Hilfe angewiesen. Unterstützen Sie unsere weltweite Naturschutzarbeit mit Ihrer Spende.

Durch ein regelmäßiges Engagement Möchten Sie zu den treuen ZGF-Förderern gehören, durch deren Spende wir unsere Arbeit langfristig sichern können, so hilft uns ein jährlicher Spendenbeitrag (per Dauerauftrag oder Bankeinzug).

Durch eine Projektspende Soll einem von Ihnen favorisierten Projekt schnelle Hilfe zukommen, so können wir Ihre zweckgebundene Spende zu 100 % dem Projekt zufließen lassen. Geben Sie dann bitte das Projekt bei der Spende mit an.

Durch eine Mitgliedschaft in der ZGF So werden Sie ein Mitglied unserer ZGF-Familie und wir informieren Sie nicht nur über unsere Projekte, sondern geben Ihnen auch Einblick in unsere strategischen Ausrichtungen. Jedes Mitglied hilft, den Einfluss und die Wahrnehmung der ZGF weltweit zu stärken.

Durch eine Patenschaft Übernehmen Sie eine Patenschaft für eines von fünf bedrohten Tierarten, die im Rahmen von ZGF Projekten geschützt werden. Es ist ganz essentiell, deren Lebensraum heute zu sichern, um die Existenz dieser Tierarten auch morgen zu wissen. Mehr dazu finden Sie am Ende des Heftes.

Durch eine Erbschaft oder Zustiftung Ein solches Zeichen für den Natur- und Artenschutz zu setzen, wird für die kommenden Generationen als Vorbild gelten. Gerne laden wir Sie ein, unsere Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ näher kennenzulernen. Sehr gerne beantworten wir Ihre Fragen und senden Ihnen mehr Information zu. Telefonisch erreichen Sie Frau Monika Lennig unter: +49 (0)69 9434 460 oder per E-Mail: [email protected] | www.zgf.de | Fax: +49 (0)69 439 348 Zoologische Gesellschaft Frankfurt e.V. | Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ Alfred-Brehm-Platz 16 | D-60316 Frankfurt am Main Nutzen Sie für Ihre Spende einfach den beigelegten Überweisungsträger in diesem Heft. Spenden sind steuerlich absetzbar. Bei Spenden bis 100 Euro genügt der Einzahlungsbeleg gegenüber dem Finanzamt. Bei Spenden von mehr als 100 Euro stellen wir Ihnen automatisch eine Spendenquittung aus, sofern Sie Ihre Anschrift auf dem Überweisungsträger angeben.

SPENDENKONTEN Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01 Konto Nr. 80002 IBAN: DE63 5005 0201 0000 0800 02 SWIFT-BC: HELADEF1822 in der Schweiz Die Post, Basel Konto Nr. 40-290-6

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in Österreich Bank Austria, Creditanstalt Wien, BLZ: 12 000 Konto Nr. 69 75 89 406

Junge Nebelparder im Katzendschungel Am 16. Juli 2007 erblickten zwei junge Nebelparder das Licht der Welt im Frankfurter Zoo. Noch sind sie klein und hilflos, doch schon bald werden sie, wie ihre Eltern TEZPUR und KAMIRI, im Katzendschungel von Ast zu Ast springen. Von Volker Grün. eit ihrer Geburt stehen die Kleinen unter ständiger Beobachtung. Mit Nachtsichtkameras in beiden Wurfboxen wird jede Bewegung der Mutter und ihrer Jungen aufgezeichnet. Zusätzlich wird im wöchentlichen Turnus das Gewicht der Jungtiere ermittelt und der Gesundheitszustand kontrolliert. Der Nebelparder (Neofelis nebulosa) bewohnt die tropischen und subtropischen Regenwälder Südostasiens. Er sieht entfernt einem Leoparden ähnlich, ist aber kleiner und hat größere, wolkige Flecken, denen er seinen Namen zu verdanken hat. Mit seinen relativ kurzen Beinen und dem langen Schwanz ist er bestens ans Klettern angepasst. Die ungewöhnlich langen Krallen wirken wie Steigeisen. Er läuft Baumstämme mit dem Kopf voran herab, hangelt an waagerechten Ästen mit dem Rücken nach unten entlang oder hängt nur mit den Hinterpfoten festgekrallt von einem Ast herab. Kein anderes Raubtier dieser Größe ist zu ähnlich akrobatischen Kletterleistungen fähig. Beim Klettern ist ihm der lange Schwanz eine große Hilfe für die Balance. Nebelparder ruhen meist tagsüber in einer Astgabel oder Baumhöhle und gehen nachts auf die Jagd. Neben Hirschen, Schweinen, Vögel und Schlangen stehen auch Primaten, wie Nasenaffen, Schweinsaffen und Gibbons auf ihrer Speisekarte. Bei Einheimischen heißt der Nebelparder daher sebegyar oder bandar bagh was soviel wie „Affenfänger“ bzw. „Affentiger“ bedeutet. Wegen seines schönen, weichen Fells, wurde der Nebelparder in der Vergangenheit stark bejagt. Auch heute noch wird er von Wilderern verfolgt, die es oft auch auf seine Knochen abgesehen haben, die in der chinesischen Heilmedizin Verwendung finden. Auch seine bis zu 4,5 cm langen Eckzähne werden genutzt und zu

Foto: Volker Grün

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Schmuck verarbeitet. Die Hauptbedrohung geht aber heute von der Zerstörung seines Lebensraumes aus. Die Vernichtung der Regenwälder zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, vor allem aber die ökologische Zerstörung der Wälder durch kommerziellen Holzeinschlag schreitet in seiner südostasiatischen Heimat immer weiter voran. Zurzeit werden nur in zwei europäischen Zoos Nebelparder gezüchtet. Im Zoologischen Garten Frankfurt haben Nebelparder eine lange Tradition. Schon 1963 gelang die europäische Erstzucht dieser seltenen Großkatze in Frankfurt. Mit TEZPUR (* 2003) und KAMIRI (* 2004), die 2005 aus dem englischen Howletts Zoo in den Frankfurter Katzendschungel einzogen, will der Zoo diese Tradition wieder aufleben lassen. Bis die Jungtiere die Wurfbox verlassen werden, sind sie über einen Monitor im Katzendschungel zu sehen.

37 Tage alt sind die beiden jungen Frankfurter Nebelparder auf diesem Foto. In ihrem ersten Lebensmonat haben sie kräftig an Gewicht zugelegt.

Volker Grün, MSc(Hons) ist Volontärassistent im Zoo Frankfurt.

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Keine Jaguare aus dem Zoo für China

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ufgrund eines Artikel in der BILD vom 19.9.2007, in der diese spekulierte: “Frankfurter Jaguare zu Potenzmittel verarbeitet?“, erklärte Pressesprecherin des Zoos Anja Runge: „Wir möchten klarstellen, dass diese Berichterstattung in Bezug auf unsere Einrichtung jeder Grundlage entbehrt. Kein Jaguar des Zoologischen Gartens Frankfurt ist nach Asien gegangen. Der Zoologische Garten Frankfurt, als Einrichtung mit hohen wissenschaftlichen Standards, ist an der Abbzw. Aufnahme von Tieren im Rahmen

international geltender Richtlinien der Verbände WAZA (World Association of Zoos and Aquariums) und EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) beteiligt. Dementsprechend ist der Zoologische Garten Frankfurt nicht im Tierhandel involviert.“ Darüber hinaus hält die traditionsreiche Frankfurter Einrichtung bereits seit Jahren keine Jaguare mehr, das letzte Tier dieser Art ist im Jahr 1995 unter natürlichen Umständen in hohem Alter verstorben.

Nachwuchs & Veränderungen im Zoo Frankfurt GEBOREN 4 Darwinnandus, 4 Kahnschnäbel, 2 Elsterreiher, 7 Brandgänse, 1 Kongopfau, 1 Senegaltrappe, 1 Rotstirn-Jassana, 1 Säbelschnäbler, 1 Kaptriel, 12 Rußköpfchen, 1 Blauflügelkookaburra, 1 Blauracke, 2 Furchenschnabel-Bartvögel, 1 Bänderpitta, 2 Kleine Kubafinken, 3 Ultramarinbischöfe, 4 Rebhuhnastrilde, 6 Blaukopf-Schmetterlingsfinken, 5 Siedelweber, 1 Textorweber (zum 1. Mal in Frankfurt), 2 Amethyst-Glanzstare (zum 1. Mal in Frankfurt), 1 Balistar, 5 Schmalschnabelstare, 1 Zwerggleitbeutler, 3 Igeltanrek, 2 Fettschwanzmakis, 4 Kaiserschnurrbart-Tamarine, 1 Mantelpavian, 1 Zweizehen-Faultier, 2,0 Braunborsten-Gürteltiere, 2 Streifengrasmäuse, 3 Zwergmangusten, 2 Nebelparder, 1,1,1 Zwergseebären, 1,1 Seehunde, 1,0 Zwergesel, 1,1 Alpakas, 1 Chinesischer Muntjak, 0,1,1 Mhorrgazelle, 1,0 Rappenantilope.

GESTORBEN 4 Darwinnandus, 1 Elsterreiher, 1,0 Weißstorch, 1 Kongopfau, 1 Rotstirn-Jassana, 1,0 Bartlett-Dolchstichtaube, 0,1 SchwarznackenFlaumfußtaube, 0,1 Rußköpfchen, 3 Blaukrönchen, 0,1 Bienenfresser, 1 Bänderpitta, 1 Ultramarin-Bischof, 0,1 Montserrat–Trupial, 0,1 Gouldamadine, 0,1 Gemalter Astrild, 1 Blaukopf-Schmetterlingsfinken, 3 Siedelweber, 1 Feuerweber, 2 Textorweber, 1 AmethystGlanzstar, 1 Balistar, 2 Schmalschnabelstar, 1 Zwerggleitbeutler, 1,0 Tupaia, 1,0 Fettschwanzmaki MOSKAU, 0,1 Rotbauch-Tamarin ROSWITHA, 1 Mantelpavian, 0,1 Zwergmaus, 1,0 Schwimmratten, 2,1 Wüstenschläfer, 0,1 Wildmeerschweinchen, 0,1 Fennek (Flughafen), 2 Zwergmangusten, 0,1 Rostkatze TELLULA, 2,1 Rostkatzen, 1 Zwergseebär, 0,1 Mhorr-Gazelle

ZUGÄNGE 1,1 Gaukler (Einstellung Zoo Wuppertal), 1,1 Jungfernkraniche (Privat), 1,0 Socorro-Taube (Zoo Poznan/PL), 1,2 Kowari (Zoo Poznan/ PL), 1,1 Moholi-Galago (Zoo Kopenhagen/DK), 1,0 Coendou (Einstellung Kerzers), 1,0 Zwergaguti (Zoo Krefeld), 0,1 Fennek (Einstellung, Flughafen)

ABGEGEBEN 0,1 Schopftinamu (Privat), 1,1 Kahnschnäbel (Zoo Montpellier/F), 1,0,3 Hammerköpfe (Zoo Wroclaw/PL), 0,1 Weißstorch (Vivarium Darmstadt), 1,1 Rothalsgänse (Vivarium Darmstadt), 1,1 Eiderente (Zoo Heidelberg), 1,2 Eiderenten (Zoo Wuppertal), 7 Brandgänse (Wildpark Eekholt), 1,1,1 Weißkopf-Seeadler (NBPC, Newent/UK), 0,1 Gaukler (NBPC, Newent/UK, Einstellung), 1,1 Ostafrikanische Kronenkraniche (Privat), 1,1 Rotstirn-Jassana (Vogelpark Avifauna, Alphen/NL), 1,1 Stelzenläufer (Zoo Rotterdam/NL), 1,0 Kiebitz (Zoo Heidelberg), 0,1 Fächertaube (Zoo Wroclaw/PL), 0,1 Bronzenacken-Fasantaube (Zoo Köln), 0,1 Socorro-Taube (Zoo Köln), 1,1 Inkakakadu (Zoo Amsterdam/NL), 4 Rußköpfchen (Privat), 1,0 Guirakuckuck (Vogelpark Avifauna, Alphen/NL), 4,0 Scharlachspinte (Zoo Kopenhagen/DK), 3 Furchenschnabel-Bartvögel (Zoo Leipzig), 0,1 Blassfuß-Töpfervogel (Zoo Wuppertal), 5 Rebhuhnastrilde (Wilhelma Stuttgart), 0,2 Amethyst-Glanzstar (Privat), 1,1 Balistare (Zoo Köln), 50,50 Brillenblattnasen (Tierpark Hagenbeck, Hamburg), 30,30 Brillenblattnasen (Zoo Montpellier/F), 1,1, Mausmakis (Zoo Antwerpen/B), 3,0 Moholi-Galagos (Zoo Kopenhagen/DK), 0,1 Bolivianisches Totenkopfäffchen SHAKIRA (Einstellung Amsterdam/NL), 2,4 Zwergmäuse (Zoo Krefeld), 0,3 Wildmeerschweinchen (Zoo Pilzen/CZ), 3,3 Zwergmangusten (Tierpark Hagenbeck, Hamburg), 1,0 Netzgiraffe LENGAI (Zoopark Erfurt), 1,0 Zwergziege (Wilhelma, Stuttgart) Erläuterung: Tiergärtner bezeichnen mit der Zahl vor dem Komma die Männchen, nach dem Komma die Weibchen. 2,3 Tiere bedeutet: 2 Männchen und 3 Weibchen.

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