Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde!

ZWST informiert Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. Ausgabe 4 • Dezember 2009 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde! I m Mi...
Author: Benjamin Fürst
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ZWST informiert Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.

Ausgabe 4 • Dezember 2009

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde!

I

m Mittelpunkt des Wunders von Chanukka steht das Wunder des Sieges der wenigen und schwachen Hasmonäer über das gewaltige und starke griechische Imperium. Die Hasmonäer hatten die Flagge des Aufstandes geschwenkt und die Griechen auf dem Schlachtfeld geschlagen.

Jahresplan 2010: S. 6-7 !

Wer hätte gedacht, dass sich - 64 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges und der Ermordung von 6 Millionen Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft -, die jüdische Gemeindelandschaft in Deutschland zur drittgrößten jüdischen Gemeinschaft entwickeln würde? Wir sollten uns den Reichtum dessen, was in den letzten 20 Jahren hier wieder neu gewachsen ist, vergegenwärtigen, trotz aller Probleme. Orthodox, liberal oder konservativ, wir sind eine Gemeinschaft, die nicht auseinanderdriften darf. Der beste Beweis war der letzte Jugendkongress, der folgendes gezeigt hat: Bei gutem Willen und ausreichender Bereitschaft von allen Seiten, können wir das, was uns eint, in den Vordergrund bringen.

Eines der Hauptziele der ZWST für das kommende Jahr ist die intensive Professionalisierung der Mitarbeiter in den jüdischen Gemeinden. Die ZWST hat daher mit der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg und der Fachhochschule Erfurt einen Kooperationsvertrag über eine neue Fortbildung abgeschlossen. Wir appellieren an die jüdischen Gemeinden, von diesem Angebot regen Gebrauch zu machen. Nur durch ziel- und bedarfsgerechte Weiterbildung und Vernetzung kann die Stabilität der jüdischen Gemeindelandschaft in Deutschland gefördert werden. (s.S.10) Jüdische Pluralität und Professionalität stärken die jüdische Gemeinschaft. Nur gemeinsam können Impulse gesetzt werden für die Zukunft der über 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland. Wir wünschen Ihnen ein Chanukka Sameach und alles Gute für das kommende Kalenderjahr 2010!

Ihr Beni Bloch, Direktor der ZWST

Jugendkongress 2009: Viele Fragen und ein spannendes Motto Zukunft einer starken jüdischen Gemeinschaft. Daher ist es von großer Bedeutung, dass gerade diese Generation auf einer Plattform wie dem Jugendkongress über eigene jüdische Identitäten diskutieren kann. Die jüdische Gemeinschaft unterliegt einem ständigen Wandel und kann kein starres Gebilde sein. Daher sollten vor allem junge Menschen, die vielleicht noch auf der Suche sind, Fragen stellen können wie „Was bedeutet es, in Deutschland Jude zu sein? Wo gehöre ich hin?“.

Momentaufnahmen vom Jugendkongress, Fotos: Rafael Herrlich

Impressum Hrsg.: Zentralwohlfahrtsstelle Hebelstr. 6 60318 Frankfurt Tel.: 069/94 43 71-0 Fax: 069/49 48 17 www.zwst.org Redaktion u. Satz: Heike von Bassewitz Tel.:069/94 43 71-21 [email protected] Satz & Druck: ADC • Lindenfels Andrej Kulakowski

V

om 19. bis 22. November kamen rund 350 Teilnehmer in Bad Kissingen zum Jugendkongress 2009 zusammen, um sich der spannenden Frage zu stellen: „Jude sein in Deutschland – wozu?“

Die ZWST versteht ihren, in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralrat jährlich stattfindenden Jugendkongress als ein immer wichtiger werdendes Forum der jungen Generation, um zusammenzukommen und Netzwerke zu knüpfen. Netzwerke – auch zwischen den unterschiedlichen Strömungen im Judentum. Es spricht für die jüdische Gemeinschaft, dass es diese Richtungen gibt und schon immer gegeben hat. Ein „Klassiker“ wie der Jugendkongress will den jungen Menschen ermöglichen, sich weiterzubilden und einen demokratischen Diskurs zu führen. Die Generation der 20-35jährigen wird in den jüdischen Gemeinden dringend gebraucht – jetzt und für die

Das vielfältige Programm des diesjährigen Jugendkongresses, bestehend aus Vorträgen, Arbeitsgruppen zu Themen wie „Pluralismus im Judentum“ und einer Podiumsdiskussion der Rabbiner zum Thema

Im Gespräch: Rabbiner Dr. David Bollag, Rabbiner Jonah Sievers u. Rabbinerin Gesa Ederberg 2

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Jugendkongress 2009 1

Stefan Kramer, Generalsekretär des Zentralrates (li.) mit Ebi Lehrer, Vorstandsvorsitzender der ZWST

Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates, im Gespräch mit Rabbiner Teichtel (Berlin) u. mit Inka Margulies, Mitarbeiterin des ZWSTJugendreferates

Gruppeninterview vom 21.11.09, gesendet: RBB „KulturRadioSchalom“ (27.11.09) HR2: „Jüdische Welt“ Deutschlandradio: „Aus der Jüd.Welt“ NDR Info: „Schabbat Schalom“ (04.12.09) u.a.

„Einheitsgemeinde“ hat dies ermöglicht. Zum Ab- Gottesdienst. Ich war 2006 mit einigen Freunden schluss des Jugendkongresses 2009 nahm sich die drin auf dem Jugendkongress in Düsseldorf damals, Zentralratspräsidentin Frau Charlotte Knobloch und ich muss zugeben, wir haben nach ein paar am Sonntagmorgen die Zeit für eine Diskussion Minuten den Raum verlassen, weil uns die gesamte mit den Teilnehmern. Art einfach nicht gefallen hat, es war zu partymäßig.“ Ein Hörfunkinterview mit Teilnehmern von Heinz- Während bei diesem ersten Experiment RabbinerPeter Katlewski (Radio-Journalist u.Autor) verdeut- studenten vom Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg einen liberalen Gottesdienst gestalteten, waren licht die Vielfalt des Kongresses 2009: es dieses Mal gestandene Persönlichkeiten, die Diana, JG Lübeck in jüdischen Einheitsgemeinden amtieren: neben „Zunächst einmal war ich wirklich sehr, sehr über- Rabbinerin Gesa Ederberg, der niedersächsische rascht, eine weibliche Rabbinerin zu sehen. So etwas Landesrabbiner Jonah Sievers und von der Berlihabe ich noch nie in meinem Leben erlebt, und für ner Synagoge Pestalozzistraße Rabbiner Tovia Ben mich ist das eigentlich außergewöhnlich, ich bin’s Chorin. Vielleicht zog deshalb eine Studentin aus nicht gewohnt, und momentan zumindest würde ich Oldenburg ein anderes Fazit: das für mich zumindest nicht unterstützen.“ Diana Melena, Oldenburg kam als Kind mit ihren Eltern aus Lettland nach „Ich habe heute das erste Mal an dem liberalen Deutschland und ist nun in Lübeck Mitglied einer Gottesdienst teilgehabt, und ich fand es einfach orthodox geführten jüdischen Gemeinde. Nicht nur großartig. Es hat mir wirklich sehr gut gefallen. für sie war die Begegnung mit der Berliner Rabbinerin Gesa Ederberg beim Jugendkongress des Jeder wurde mit einbezogen, ich konnte das erste Zentralrats der Juden eine neue Erfahrung. Alex Mal richtig folgen. Mir wurde erklärt, auch noch mal kam als Fünfzehnjähriger mit seinen Eltern nach auf deutsch worum es geht, und die Religion kam Deutschland und ist nun im fränkischen Amberg einfach näher an mich ran.“ Teil einer orthodox geprägten Gemeinde. Der orthodoxe Gottesdienst zog mit vierzig Besuchern gleichwohl doppelt so viele Beter an wie der liberale. Er war vertrauter. Die große Mehrheit der 350 angemeldeten Kongressteilnehmer schwänzte allerdings das Morgengebet und zog es vor, den Vormittag über zu quatschen und vielleicht auch zu flirten. Großen Anklang fanden dagegen die Arbeitsgruppen am Freitag und am Sonnabendnachmittag. Im Zentrum stand die Frage, was eigentlich jüdische Identität ausmacht. Ewgenij - er stammt ursprünglich aus Moskau und lebt heute in Aachen - erfuhr mit Sieben, dass der Jude ist:

Alex, IKG Amberg „Sehr ungewöhnlich. Ich kenne zwar die Rabbinerin, ich akzeptiere sie, ich erkenne sie zwar nicht als Rabbinerin an. Aber ich find, wie gesagt, das ist ein schönes Beispiel auch wieder einmal für die Pluralität. Es war ein tolles Gebet am Freitagabend wo eben die Liberalen und die Orthodoxen gemeinsam gebetet haben. Das habe ich zum ersten Mal in Deutschland erlebt. Wieso nicht? Aber dass es endlich auch mal gemeinsame Veranstaltungen gibt, dass die miteinander reden und nicht nur diskutieren oder sogar streiten. Das ist eine Riesenentwicklung – und das ist gut so.“ Nicht durch mannshohe Stellwände wurden Männer und Frauen beim Freitagabendgottesdienst getrennt, sondern durch eine Reihe von Kübeln mit Zimmerpflanzen. Für die orthodoxen Rabbiner war damit die Mindestanforderung für die Trennung der Geschlechter im Gottesdienst erfüllt. Die Liberalen, die diese im Talmud begründete Praxis nicht für geboten halten, konnten damit leben. Zu den Gottesdiensten am Sonnabendmorgen luden allerdings Orthodoxe und Liberale gesondert ein. Orly, Konstanz

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„Ich persönlich war dieses Jahr nicht beim liberalen

Ewgenij, JG Aachen „Ich kann halt nur sagen, dass bei uns in der Familie dieses Jüdischsein eigentlich nur rein national wahrgenommen wurde, genauso wie man Tatare oder Russe oder Ukrainer oder sonst was hätte sein können.“ Er ist der erste in seiner Familie, der sich ernsthaft mit seiner Religion beschäftigt, dennoch versteht er sich als Atheist. Die Hamburgerin Aviva dagegen ist eher religiös. Bereits in Lettland ging sie in die Synagoge und besuchte eine jüdische Schule. Aber hier beim Jugendkongress sind ihre Prioritäten erst einmal andere: Aviva, JG Hamburg „Ohne jetzt den Wert dieser Veranstaltung mindern zu wollen, würde ich sagen, dass es in erster Linie auch darum geht, viele, interessante, junge, dynamische jüdische Menschen kennen zu lernen aus ganz Deutschland, eine schöne Zeit zu verbringen, aber eine Zeit, die dann auch mit aktuellen Inhalten gefüllt ist.“ Das Interview wurde der ZWST vom Autor HeinzPeter Katlewski zur Verfügung gestellt. (Info: www.hpk-info.de), Fotos: Thomas Künzl, Mainpost (s.a. Berichte in der Mainpost v. 23.11.09, www.mainpost.de)

Projekt für Menschen mit Behinderung Eine ganz besondere Freizeit im Max-Willner-Heim

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Feiertage erzählte, viele Fragen beantwortete und mehrere Gesprächsrunden führte. Die temperamentvollen jüdischen Lieder und Tänze mit Tirza Hodes und Rinat Galili aus Israel brachten den Teilnehmern die jüdische Seele und Kultur näher (Foto u.). Sehr interessant war auch der Spaziergang durch das jüdische Bad Sobernheim mit Eberhard Berkemann, der die jüdische Geschichte der Stadt erzählte. Ein absolut unvergesslicher Moment war die gemeinsame Vorbereitung und das Feiern des Schabbat mit Beni Polak. Die behinderten Teilnehmer haben selbst Blumen gepflückt und den Saal und die Tische dekoriert. Als beim Samstagsgottesdienst einige Teilnehmer zur Thora aufgerufen wurden und mit Hilfe von Dolmetscher Jan Kandror die Segensprüche aufsagten, waren die Eltern zu Tränen gerührt. Sehr viel Spaß und Freude hatten die Teilnehmer an den Kunst- und Musikworkshops, die von Tirza Hodes, Costa Bernstein, Rina Nentwig und Michael Bensman geleitet wurden. Auch der Ausflug mit dem Schiff nach St. Es ist die 5. ZWST-Bildungsfreizeit für Menschen Goar wird allen lange in Erinnerung bleiben. Am mit Behinderung im Rahmen des Projektes „Inte- Ende der ereignisreichen Woche, die leider viel gration von jüdischen Menschen mit Behinderung“, zu schnell vorbei war, hatten die Teilnehmer ein die erste fand im Jahr 2005 statt. Direktor Beni wunderschönes Abschiedskonzert vorbereitet, bei Bloch und die Leiterin des Sozialreferates, Paulette dem es tolle Musik, Gedichte und Tanzeinlagen zu Weber, ließen es sich auch diesmal nicht nehmen, bewundern gab.“ persönlich die Teilnehmer im Max-Willner-Heim zu begrüßen und zu verdeutlichen, wie sehr ihnen dieses Projekt am Herzen liegt. Vom 07. bis 13. September kamen diesmal rund 67 Teilnehmer, Menschen mit körperlicher oder psychischer Behinderung mit ihren Eltern oder anderen Angehörigen. Leider konnten nicht alle teilnehmen, die sich angemeldet hatten. Die besondere Bedeutung dieser Tage in Bad Sobernheim für diese Zielgruppe kann kaum erfasst werden: Die Zuwanderer sind erstens oft doppelt und dreifach isoliert, weil sie meistens älter sind und viel Zeit und Kraft für die Betreuung eines Angehörigen mit Behinderung aufwenden Ein Beispiel für die gute, ganz besondere Atmomüssen. Zweitens haben sie haben kaum die sphäre war der 11-jährige Fima aus Hamburg. Er Chance, mal auszuspannen, eigenen Interessen schien nach anfänglicher Zurückweisung jederund Wünschen nachzugehen und sich zu erholen. manns Kind zu sein, suchte immer Körperkontakt Die mangelnden Sprachkenntnisse bilden drittens und spielte mit dem 20jährigen Eduard, dem oft das erste Hindernis, sich über Ansprüche und Sohn von Tatjana aus Mainz, Fußball. Es schien Möglichkeiten zu informieren, die ihnen und den nicht mehr von Bedeutung zu sein, dass Fima behinderten Familienmitgliedern das Leben etwas nicht spricht, er hatte zu allen einen emotionalen Kontakt aufgebaut, was ihm auch zurückgegeben erleichtern könnten. wurde. Und Irina (59), alleinerziehende Mutter Natalja Poltawez, Mitarbeiterin des ZWST-Projekaus Büttelborn bei Darmstadt, die schon länger tes und eine der Betreuerinnen der Freizeit berichmit ihrem Sohn Stanislav (27) in Deutschland lebt, tet: „Diese schöne Woche war ein großes Ereignis meinte lächelnd: „Auch wenn man es nicht sieht, für alle Teilnehmer, dafür sorgte ein umfangreiStanislav fühlt sich pudelwohl!“ ches, gut durchdachtes und abwechslungsreiches Programm. Alle Tage dieser Woche waren gefüllt Marina, seit kurzem Mitarbeiterin des neuen mit jüdischem Flair, dank der Anwesenheit von mobilen Kompetenzzentrums der ZWST (s.S.5): Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Landesver- „Ich habe mit meinem Bruder Sascha (56) wunband Sachsen-Anhalt), der 4 Tage bei der Gruppe derschöne Tage verbracht. Wir haben uns wie in war und sehr detailliert über die hohen jüdischen einer großen Familie gefühlt, wo jeder beliebt und

ür den Besucher ergibt sich ein entspanntes Bild an diesem sonnigen Septembertag im MaxWillner-Heim: Einige Menschen sitzen gemütlich auf dem weitläufigen, grünen Gelände, genießen die Sonne, während in einem Seminarraum ein Vortrag gehalten wird. Zuerst fällt ein kleiner Junge auf, er ist das einzige Kind. Er spielt Fußball und springt lebendig über die sonnigen Rasenflächen.

Tirza Hodes in Aktion

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Projekt für Menschen mit Behinderung 3

Ansprechpartner des Projektes: Dr. Michael Bader, Projektleiter Tel.: 0163 / 70 19 637 [email protected] Paulette Weber, ZWST-Sozialreferat Leiterin Tel.: 069 / 944 371 31 [email protected] Dinah Kohan Tel.: 0163 / 63 25 819 [email protected] Natalja Poltawez [email protected] Felix Krasny, ZWST Tel.: 069 / 944 371 32 Marina Chekalina, ZWST Mobiles Kompetenzzentrum Tel.: 069 / 944371-19 [email protected]

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akzeptiert ist. Es ist für mich wie für meinen Bruder um die Zukunft ihrer behinderten Kinder oder wichtig, aus dem Alltag rauszukommen und etwas Angehörigen kümmern, was oft auch schwierig ist, Neues zu erleben. Auch treffe ich Freunde und wenn sie selber nicht mehr gesund sind. Daher waBekannte und knüpfe neue Kontakte. Wir können ren auch die Gesprächsrunden mit der Fachärztin uns entspannen und verbunden damit lernen wir für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, etwas über jüdische Traditionen und die rechtliche Viktoria Viprinski und dem Projektleiter Dr. Michael Bader sehr hilfreich. Hier hatten die Zuhörer Situation von Menschen mit Behinderung.“ viele, dringliche Fragen, als ob die Sorge bestände, Die Freizeit konnte zwei Zielgruppen ansprechen: sie sonst nicht beantwortet zu bekommen. Diejenigen, die recht gut integriert sind, d.h. auch die deutsche Sprache gut beherrschen und daher Es ist das Anliegen der ZWST, mit ihrem von der auch eher öffentliche Hilfen in Anspruch nehmen Aktion Mensch geförderten Projekt eine Lücke zu können. Diejenigen, die zum ersten Mal kamen, füllen. Ein zentraler Erfolg ist die Tatsache, dass wurden sofort von der familiären warmen At- man so viele Menschen erreicht hat und neue dazu mosphäre in den Bann gezogen. Dazu Irina: „Ich kommen – nachdem mehrere Versuche in den Jahgenieße die Entspannung, die große Familie. Wir ren vor Projektbeginn erfolglos waren. können uns austauschen und den anderen helfen, Die Begeisterung und die Dankbarkeit der Teildie kaum Deutsch sprechen und zu wenig infor- nehmer sind für die ZWST das größte Lob und miert über ihre Ansprüche sind…“ eine Bestätigung, dass sie mit diesem Projekt seit 5 Jahren den richtigen Weg eingeschlagen hat. Es sind die „kleinen Beispiele“ wie Fima, Eduard, die 38-jährige Sabina, die mit ihrem Gesang die Teilnehmer erfreut, der 23-jährige Philipp oder der zurückhaltende Stanislav, der für sich bleibt und sich trotzdem wohlfühlt. Und natürlich die Angehörigen, die im Max-Willner-Heim für einige Zeit die Widrigkeiten eines schwierigen Alltags vergessen konnten. Der Dank geht an alle, die diese Freizeit mit ermöglicht, organisiert und intensiv betreut haben, wie die unermüdlichen Betreuer und Begleiter, die immer da waren, wenn sie gebraucht wurden sowie ZWST-Mitarbeiter Felix Krasni, der zusätzlich in die Organisation besonders involviert war. HvB, ZWST Fotos: Teilnehmer der Freizeit Kunstworkshop mit Costa Bernstein (2.v.li.) und Michael Bensman (re.) Für alle Angehörigen bot das Programm wichtige Informationen, wie z.B. der ins russische übersetzte Vortrag von Sandra Scheffler, Deutsche Lebenshilfe Worms. Dieser Vortrag verdeutlichte, wie schwer es vor allem für ältere Zuwanderer ist, sich durch den „Dschungel“ und das kaum überschaubare Netz von Vorschriften und Regelungen zu kämpfen. Etwas, was auch für Muttersprachler nicht einfach ist. Wie sollen die Zuwanderer, die oft die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, Anträge auf Pflegegeld, Eingliederungshilfen, Pflegeergänzungsleistungen u.a. stellen? Dazu kommen regionale Unterschiede und oft auch die Möglichkeit der individuellen Verhandelbarkeit, wie Frau Scheffler betonte. Viele Zuwanderer kennen die Möglichkeiten in ihrer spezifischen Situation nicht, differenzierte Unterstützungsleistungen und ein System der Selbsthilfe existierten in den Staaten der ehemaligen SU nicht. Es war selbstverständlich, dass die behinderten Familienangehörigen zu Hause blieben. Jetzt müssen sich die älteren Zuwanderer

Blumen für eine festlich gestaltete Shabbat-Feier

Projekt für Menschen mit Behinderung Neue Aktivitäten des Projektes Mobiles Kompetenzzentrum Nord/Süd: as Kompetenzzentrum bietet Angehörigen von Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, sich mit einem spezifischen Problem oder Anliegen an die ZWST zu wenden. Von hier aus werden die Klienten an den regional zuständigen Mitarbeiter der ZWST weitergeleitet. Je nach Bedarf wird das Anliegen dann per Telefon oder e-mail bearbeitet oder, wenn das Problem es erfordert, wird sich der jeweilige Mitarbeiter vor Ort darum kümmern. Die von der Aktion Mensch zusätzlich geförderte Maßnahme ist im Herbst 2009 gestartet. Marina Chekalina ist seit September 2009 bei der ZWST als Verwaltungskraft für das Mobile Kompetenzzentrum tätig und übernimmt die telefonische Vernetzung. Die Mitarbeiter haben eine soziale Ausbildung und bringen entsprechende Berufserfahrung mit. Zusätzlich fand Ende Oktober 2009 ein „Crash-Kurs“ zu den rechtlichen Voraussetzungen und Ansprüchen statt. Die Mitarbeit von Marina Chekalina im Projekt kann auch als ein Symbol für den Erfolg des Projektes betrachtet werden: Als betroffene Angehörige im Projekt aktiv, bringt sie für diese Tätigkeit im Kompetenzzentrum eine besondere Perspektive mit: Sie kennt die Probleme der Zielgruppe ganz genau und kann die Klienten kompetent weitervermitteln. Da die ZWST immer wieder feststellen muss, dass die mangelnden Sprachkenntnisse eines der größten Hindernisse für eine bessere Integration bilden, plant die ZWST eine Fortbildung für Sprachlehrer zum Thema: „Deutsch für Menschen mit Behinderung“. Dieses Projekt ist einmalig im Bereich der Behindertenarbeit mit Migranten

D

und kann durchaus als Modellprojekt für weitere Maßnahmen in diesem Bereich angesehen werden. Leiterin des Kurses wird die Sprachlehrerin Ninel Perlov sein, die in der Frankfurter Gemeinde seit Oktober 2006 erfolgreich einen Sprachkurs für zugewanderte Familien mit behinderten Angehörigen durchführt. Das didaktische Konzept besteht aus folgenden Elementen: Grammatik und Vokabeln anhand praktischer Beispiele aus dem Alltag, praktische Übungen, in denen die Menge des vermittelten Lernstoffes auf die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer abgestimmt ist, bei Einzelübungen beteiligen sich nur die Menschen mit Behinderung, Vermittlung deutscher und jüdischer Kultur, Fallbezogenheit des Unterrichtes, d.h. Ninel Perlov besucht vor Kursbeginn die Familien, um sich jeweils ein Bild über die Sprachfertigkeit zu machen Das Ziel der geplanten Fortbildung ist die Vermittlung des Konzepts an andere Sprachlehrer, die Deutschkurse in jüdischen Gemeinden anbieten. Mit der entsprechenden Weiterbildung könnten diese Sprachlehrer ihr Angebot auch auf Gemeindemitglieder mit Behinderung ausweiten. Ein weiteres neues Projekt ist die im Herbst 2009 eröffnete Kunstwerkstatt für Menschen mit Behinderung in der ZWST-Zweigstelle Berlin (Joachimsthaler Str.) in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Berlin. Diese Werkstatt wird die persönliche Entwicklung der Menschen mit Behinderung stärken und ihnen dabei zur Seite stehen, ihre gesellschaftliche Isolation zu überwinden. Michael Bensman wird als künstlerischer Leiter in der Berliner Werkstatt mit den Menschen arbeiten. „ZWST informiert“ wird darüber ausführlich berichten. HvB, ZWST

Wichtige Unterstützung der ZWST-Projekte durch die Aktion Mensch

W

ichtige Projekte der ZWST wären ohne Unterstützung der Aktion Mensch in der durchgeführten Form nicht realisierbar und für die Zukunft nicht planbar gewesen, wie z.B. die o.a. Aktivitäten des Behindertenprojektes oder die Projekte für Überlebende des Holocaust.(s.a.S.9). Dafür spricht die ZWST der Aktion Mensch ihren Dank aus.

schen Symptomen auch Migrationsprobleme zu kompensieren haben und häufig unter schweren körperlichen sowie psychischen Störungen leiden.

Treffpunkt für Überlebende des Holocaust 250 Überlebende des Holocaust finden im „Treffpunkt“ der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. psychosoziale Unterstützung. Die Angebote sind für die Betroffenen wichtig, um ihre Hilfe für Child Survivors soziale Isolation zu überwinden. 40 Prozent der Die Hilfsorganisation beteiligt sich an dem neuen Besucher sind schwer behindert und oft nicht in Projekt „Psychosoziale Versorgung von Child der Lage, die Treppen zu den Büro- und VeranstalSurvivors“ der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden tungsräumen zu überwinden. Zur Schaffung eines in Deutschland e.V. Child Survivors sind Überle- barrierefreien Zugangs beteiligt sich die Aktion bende des Holocaust, die Traumata der Verfolgung Mensch am Einbau eines Treppenliftes. und Vernichtung im Kindesalter erlitten haben. Ansprechpartner und nähere Informationen: Ein Großteil der Betroffenen sind Zuwanderer Noemi Staszewski, ZWST, Tel.: 069/ 70 76 87 40 aus GUS-Staaten, die neben den posttraumati-

Aktion Mensch e.V. Heinemannstr. 36 53175 Bonn Tel.: 0228 2092-200 Fax: 0228 2092-7777 mail: presse@ aktion-mensch.de www.aktion-mensch.de

Die Pressemitteilungen wurden der Redaktion von der Aktion Mensch zur Verfügung gestellt.

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Sozialreferat informiert: Jahresprogramm 2010 Ansprechpartnerin: Paulette Weber, Leiterin (069 / 944371-31)

Seminarort: Bildungs- und Freizeitstätte „Max-Willner-Heim“ Janusz Korczak-Str. 15 55566 B. Sobernheim (falls keine anderen Angaben) Änderungen vorbehalten, Anmeldungen über die zuständige Gemeinde

Was?

Wann?

Info?

Seniorenfreizeit im Eden-Park in Bad Kissingen Turnus 1: Belegung von Gemeinden (Tu Bischwat) Turnus 2: Belegung von Gemeinden Turnus 3: Belegung von Gemeinden (Purim) Turnus 4: Belegung von Gemeinden Turnus 5: (Pessach) Turnus 6: für alteingesessene Gemeindemitglieder Turnus 7: für Holocaustüberlebende (Lag Ba`omer) Turnus 8: Frauenbund (J. Jeruschalajim, Shawuoth) Turnus 9: Turnus 10: Turnus 11: Turnus 12: (9. Aw) Turnus 13: Turnus 14: Turnus 15: Turnus 16: (Rosh Hashana, Jom Kippur) Turnus 17: (Sukkoth, Shemini Atzeret, Simchat Thora) Turnus 18: Turnus 19: Frauenbund Turnus 20: Belegung von Gemeinden Turnus 21: Belegung von Gemeinden Turnus 22: Belegung von Gemeinden

Di. 26.01. - Di. 09.02.10 Di. 09.02. - Di. 23.02.10 Di. 23.02. - Di. 09.03.10 Di. 09.03. - Di. 23.03.10 So. 28.03. - So. 11.04.10 So. 11.04. - So. 25.04.10 So. 25.04. - Mo.10.05.10 Di. 11.05. - Di. 25.05.10 Di. 25.05. - Mi. 09.06.10 Mi. 09.06. - Mi. 23.06.10 Mi. 23.06. - Mi. 07.07.10 Mi. 07.07. - Mi. 21.07.10 Mi. 21.07. - Mi. 04.08.10 Mi. 04.08. - Mi. 18.08.10 Mi. 18.08. - Mi. 01.09.10 Mo. 06.09. - Di. 21.09.10 Di. 21.09. - Mi. 06.10.10 Mi. 06.10. - Mi. 20.10.10 Mi. 20.10. - Mi. 03.11.10 Mi. 03.11. - Mi. 17.11.10 Mi. 17.11. - Mi. 01.12.10 Mi. 01.12. - Mi. 15.12.10

Ellen Rubinstein, Tel.: 069/944 371-22

01.09. - 06.09.10 15.12. - 20.12.10

069/944371-31, P.Weber 069/944371-31, P.Weber

22.02. - 25.02.10 22.11. - 25.11.10 22.03. - 25.03.10 26.04. - 29.04.10 21.06. - 24.06.10 23.08. - 26.08.10 03.05. - 06.05.10 wird bekanntgegeben! 24.01. - 27.01.10

069/944371-34, I.Rivin 069/944371-34, I.Rivin 069/944371-34, I.Rivin 069/944371-14, G.Gubinsky 069/944371-14, G.Gubinsky 069/944371-14, G.Gubinsky 069/944371-31, P.Weber 069/933271-31, P.Weber 069/933271-31, P.Weber

wird bekanntgegeben!

069/944371-31, P.Weber

wird bekanntgegeben!

069/944371-31, P.Weber

15.02. - 18.02.10 11.10. - 14.10.10 08.11. - 11.11.10 21.01. - 24.01.10 25.11. - 28.11.10 wird bekanntgegeben! 13.12. - 16.12.10

069/944371-22, E.Rubinstein 069/944371-22, E.Rubinstein 069/944371-22, E.Rubinstein 069/944371-14, G.Gubinsky 069/944371-14, G.Gubinsky 069/944371-14, G.Gubinsky 069/944371-14, G.Gubinsky

18.01. - 21.01.10 25.10. - 28.10.10 22.11. - 25.11.10 04.02. - 07.02.10 08.03. - 11.03.10 01.11. - 04.11.10

069/944371-31, T.Hodes 069/944371-31, T.Hodes 069/944371-31, T.Hodes 069/944371-16, A.Kazwa 069/944371-16, A.Kazwa 069/944371-16, A.Kazwa

wird bekanntgegeben!

069/944371-14, G.Gubinsky

wird bekanntgegeben!

069/944371-23, A.Purnik

28.10. - 02.11.10 wird bekanntgegeben!

069/944371-31, P.Weber 069/944371-31, P.Weber

Herzlich willkommen! Kurhotel Eden-Park Rosenstr. 7 97688 Bad Kissingen kurheim-edenpark.de

Single-Treff in Bad Kissingen Single-Treff I für Erwachsene ab 35 Single-Treff II für Erwachsene ab 35

Sozialarbeit

Fachtagung: „Trauma und Intervention“: Zum professionellen Umgang mit Überlebenden der Shoah u. ihren Familienangehörigen Datum: 24.-27.01.2010 in Frankfurt/M.

Weitere geplante Tagungen: - Thema: „Jüdische Menschen mit Behinderung“ - Thema: „Vernetzung von jüdischen Altenzentren“ - Treffen der Fürsorgefachkommission Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben!

Fortbildung für Sozialarbeiter, Fortgeschr. I Fortbildung für Sozialarbeiter, Fortgeschr. II Fortbildung für Sozialarbeiter, Anfänger I Psychosoziale Versorgung, Fortgeschrittene II Psychosoziale Versorgung I (Neue Seminarreihe) Psychosoziale Versorgung, Fortgeschrittene III Seminar: Arbeit m. Holocaust-Überlebenden/Fortgeschr. Seminar: Arbeit m. Holocaust-Überlebenden Fachtagung: “Trauma und Intervention”

Ausbildung für gesetzliche Betreuer Seminarreihe I u.II

Ausbildung für Mediatoren Seminarreihe I u.II: Möglichkeiten der Konfliktlösung

Ehrenamtliche Seniorenarbeit Fortbildung Bikkur Cholim/Chewra Kadisha I Fortbildung Bikkur Cholim II Fortbildung Chewra Kadisha II Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeit in B.Kissingen I Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeit in B.Kissingen II Seminar für Leiter und Mitarbeiter in Seniorenclubs I Seminar für Leiter und Mitarbeiter in Seniorenclubs II

Israelische Volkstänze, Koshere Küche Tanzseminar für Fortgeschrittene I Tanzseminar für Fortgeschrittene II Tanzseminar für Anfänger Kochseminar I: Shabbat (Bad Kissingen) Kochseminar II: Pessach (Bad Kissingen) Kochseminar III: Rosh Hashana, Sukkot (Bad Kissingen)

Judentum Judentum I u. II (Seminarreihe mit Rabbiner Bollag)

Regionale Integrationsseminare 10 Seminare sind geplant

Projekt für Menschen mit Behinderung ZWST informiert • Seite 6

Freizeit- und Bildungsmaßnahme Kunstworkshop

Jugendreferat informiert: Jahresprogramm 2010 Was?

Wann?

Wo?

06.07. - 19.07. 2010 21.07. - 03.08. 2010 04.08. - 18.08. 2010

B. Sobernheim, Italien

Sommermachanot 1. Turnus: 2. Turnus: 3. Turnus:

Israel-Reise: “Ulpan” (Altersstufe 11-14) 1. Turnus: 2. Turnus:

15.07. - 02.08. 2010 03.08. - 19.08. 2010

Israel-Reise (Altersstufe 15-19)

14.07. - 03.08. 2010

Winter-Machanot 2010/11

23.12.10 - 02.01. 2011

Bar-/Batmitzwa in Israel (Altersstufe 11-14)

B.Sobernheim (10-13 J.) Natz/Südtirol (14-18 J.)

Ansprechpartner: Yair Kannai, Leiter [email protected] Nachumi Rosenblatt Tel.: 069 / 944371-13 Inka Margulies Tel.: 069 / 944371-17

Änderungen vorbehalten, Anmeldungen über die zuständige Gemeinde

23.12.10 - 02.01. 2011

Machanot für die Altersstufe 18+ 1. Turnus Sommer: 2. Turnus Sommer: 3. Turnus Winter:

19.08. - 26.08. 2010 26.08. - 02.09. 2010 03.01. - 10.01. 2011

Italien

05.02. - 07.02. 2010 12.03. - 14.03. 2010 16.04. - 18.04. 2010 12.05. - 16.05. 2010 12.05. - 13.05. 2010 15.10. - 17.10. 2010 29.10. - 31.10. 2010

Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim

29.01. - 31.01. 2010 26.02. - 28.02. 2010 08.10. - 10.10. 2010

Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim

Natz/Südtirol

Aus- und Fortbildung für Madrichim Anfänger in der Jugendarbeit I Seminar für Madrichim der Jugendzentren Anfänger in der Jugendarbeit II Anfänger in der Jugendarbeit III u. IV Madrichim der Sommermachanot/Vorbereitung Anfänger in der Jugendarbeit V Madrichim der Wintermachanot/Vorbereitung

Jugendtreffen Nachbereitung des Wintermachanes in Natz Jugendtreffen zu Purim Nachbereitung der Sommermachanot

Treffen der Jugendzentrumsleiter Treffen Treffen Treffen

29.01. - 31.01. 2010 30.04. - 02.05. 2010 08.10. - 10.10. 2010



Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim

Projekt Mibereshit - Jüdisches Wissen erlebnisreich! zwst-mibereshit.de

Das einzigartige Internetportal zur Jüdischen Jugendarbeit: zwst-hadracha.de

Fortbildung für Lehrer und Erzieher Seminar Seminar Seminar

05.03. - 07.03. 2010 07.05. - 09.05. 2010 12.11. - 14.11. 2010

Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim

05.03. - 07.03. 2010 07.05. - 09.05. 2010 12.11. - 14.11. 2010

Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim

Treffen Treffen Treffen

05.03. - 07.03. 2010 07.05. - 09.05. 2010 12.11. - 14.11. 2010

Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim

Jugendkongress (Altersstufe 20-35)

Termin und Ort werden bekanntgegeben!

Fortbildung für Vorbeter Seminar Seminar Seminar

Treffen der Kindergartenleiter

Projekt “Brückenschlag” für junge Erwachsene 6.Gruppe: Seminar “Auswertung der Israelreise” in Bad Sobernheim 7. Gruppe (im Aufbau): Seminare, Exkursion Gedenkstätte, Israelreise 4. Gruppe: Leadership-Seminare I-III in Bad Sobernheim

Projekt „Brückenschlag“ für junge jüdische Erwachsene zwischen 18 und 35, gefördert von:

Termine, Info u. Anmeldung: www. zwst-brückenschlag.de, ZWST, Tel.: 069 / 944 371-17

Ausgabe 4 Dez. 2009 • Seite 7

Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) Die Zuständigkeit für das MBE-Projekt liegt beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

ZWST-Mitarbeiterin Anna Pimstein

ZWST informiert • Seite 8

Soziale Verantwortung der ZWST - Im Gespräch mit Anna Pimstein

S

eit April 2007 verfügt die ZWST mit der erreichen. Sie scheinen mir eine wichtige VorausMigrationsberatung für Erwachsene (MBE) setzung für Sozialberatung zu sein. Das sind quasi über ein Unterstützungsangebot des Bundes. Die die Konzepte der Ermutigung zum Ausbau eigener Migrationsberatung unterstützt die Zuwanderer Potentiale und Autonomie und unterscheiden sich bei ihrer Integration und leistet Hilfestellung für stark von der Defizitorientierung herkömmlicher die Sozialabteilungen in den jüdischen Gemein- sozialer Arbeit.“ den. - Das Interview mit Anna Pimstein, als MBE Wie läuft die Kooperation mit den Gemeinden? zuständig für Bayern (Schwerpunkt Würzburg) als Fortsetzung des Gesprächs mit Polina Flihler in „Nach einer gewissen Zeit des ´Aneinandergewöhder letzten Ausgabe spiegelt die unterschiedliche nens` ist die Zusammenarbeit zum Wohle aller als Struktur der Gemeindelandschaft in Deutschland gut zu bewerten.“ wieder, hier als Beispiel Sachsen und Bayern. Anna Wie ist die Zusammenarbeit mit den sozialen ist als Sozialarbeiterin auch am neu angelaufenen Verbänden und Einrichtungen in deiner Region? „Mobilen Kompetenzzentrum Nord/Süd“ des Be„Die Kooperation ist sehr hilfreich, die Einfühhindertenprojektes beteiligt. rung der ZWST in die vorhandenen Netzwerke Liebe Anna, bitte gib unseren Lesern ein paar Infos war außergewöhnlich gut. In kurzer Zeit sind in diversen Bereichen sehr gute Netzwerke entüber deinen persönlichen Hintergrund: „Ich bin 29 Jahre alt, in Moskau geboren und standen. Diese zu bilden und mit verschiedenen lebe seit 10 Jahren in Deutschland. Ich habe hier Bereichen Kontakte zu pflegen ist für jeden wichtig, mein Abitur gemacht und in Nürnberg an der aber vor allem im sozialen Sektor unverzichtbar. Georg-Simon-Ohm-Hochschule Sozialpädagogik Ein Sozialarbeiter braucht Verbindungen zu Be(Schwerpunkt ´Sozialmanagement`) studiert. Mein hörden, Ärzten, Juristen, zu den verschiedensten persönlicher Lebensort ist Nürnberg. Ich bin seit Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, er muss quasi „managen“ können. Er sollte einen Überblick Januar 2008 in Würzburg als MBE aktiv.“ über das gesamte soziale Netzwerk haben und Wenn du eine persönliche Bilanz deiner Arbeit die Einrichtungen nicht nur kennen, sondern dort ziehen würdest, inwiefern sind die Konzepte „För- auch entsprechende Kontakte haben, an die er derung der Migranten-Selbstorganisation“ und sich bei Bedarf wenden kann. Heutzutage ist das „Ressourcenorientierung anstelle Defizitorientie- besonders wichtig, denn es gibt eine große Anzahl rung“ erfolgreich? von sozialen Einrichtungen und Diensten, auch für „Mein Ziel ist es, Menschen kompetent zu beglei- die „Insider“ ist es oft nicht einfach, den Überblick ten. Erfolg ist dabei individuell verschieden und zu haben. Besondere Bedeutung kommt diesen hängt stark von den Problemlagen der Klienten Netzwerken auch zu, weil man oft rasch handeln ab. Selbstverständlich muss die theoretische Aus- und nach Lösungen suchen muss.“ bildung sehr gut sein, darüber hinaus ist es wichtig, Gibt es Aktivitäten mit anderen Migrantenpersönliche Erfahrungen zu sammeln und die Gruppen? eigene Tätigkeit permanent zu reflektieren. Ein „Ja, nicht selten. Es kommen Mitglieder der guter Sozialpädagoge ist jemand, der sich ständig unterschiedlichsten Migranten-Gruppen in die weiterentwickelt und jedes Problem als Chance Sprechstunde, rufen an oder schreiben eine E-Mail sieht, neue Erfahrungen zu machen und daraus zu und bitten um Rat. Unsere Beratungsstelle ist ja lernen. Als Herausforderung sehe ich den Umstand, schließlich für jeden offen. “ dass Sozialarbeiter durch die weitgehende öffentliche Finanzierung einen relativ engen Rahmen Anna, was ist dein Anliegen im neuen „Mobilen haben. Da braucht man einiges an Kreativität und Kompetenzzentrum“ mitzuarbeiten? Diplomatie, um neue Lösungswege zu gestalten. „Wir als ZWST haben eine soziale Verantwortung Ich freue mich, dass wir, die Migrationsberater der für diese Zielgruppe, die es besonders schwer hat, ZWST, ein gutes Team sind. Wir arbeiten zwar in sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. unterschiedlichen Bundesländern, haben aber denDabei müssen Hemmschwellen abgebaut und die noch eine gute Verbindung zueinander. Das FürsorBetroffenen über ihre Rechte aufgeklärt werden. geprinzip, welches mit dem Defizitblick verbunden Durch meine Tätigkeit in der Migrationsberatung ist, ist in der sozialen Arbeit immer noch verbreitet. habe ich einen leichteren Zugang zu den Menschen Dem steht der Ansatz der Ressourcenorientierung mit Behinderung und ihrer Familie. Das neue Progegenüber. Die Konzepte der Ressourcenorientiejekt gibt uns die Möglichkeit, unsere Zielgruppe rung und Selbstorganisation haben zum Ziel, die zu erweitern und diese zu unterstützen, dadurch Möglichkeiten der Klienten zu erweitern, aktiv können wir ´Beratung und Hilfe aus einer Hand` zu werden und über das eigene Leben selbst zu anbieten.“ Vielen Dank für das Gespräch! bestimmen. Diese Ansätze ermutigen, die eigenen Stärken und Fähigkeiten zu entdecken und zu nut- HvB, ZWST zen und somit mehr Selbst- und Mitbestimmung zu

Treffpunkte für Holocaustüberlebende Ein geborgener Ort für Überlebende des Holocaust

D

ie Überlebenden des Holocaust werden im Alter häufig mit verdrängtem Leid aus der Vergangenheit konfrontiert: unbegreifliches, erlebtes Leid, Leid resultierend aus dem Verlust von Familie und Verwandtschaft, Bitterkeit aufgrund von Einsamkeit und tiefes Misstrauen den Menschen und der gesamten Umwelt gegenüber. Daraus resultiert oft eine soziale und psychische Isolation, verstärkt durch die Einschränkung der Mobilität. Es sind Menschen, die von den sozialen Einrichtungen der jüdischen Gemeinden bisher leider nur teilweise erreicht werden konnten. Die ZWST unterstützt diese Zielgruppe durch: Initiierung und Organisation von Treffpunkten in den Gemeinden, Tagungen und Fortbildungen sowie Hilfe bei Beantragung von Unterstützungsleistungen der Claims Conference. Neben dem Frankfurter Treffpunkt tragen weitere jüdische Gemeinden oder Einrichtungen mit verschiedenen Aktivitäten zu einer sozialen Beratungs- und Betreuungsstruktur für Überlebende bei, wie die bestehenden Treffpunkte in den Gemeinden Dresden, Recklinghausen, Hannover, Fulda und Magdeburg. Wir haben mit der Sozialarbeiterin der jüdischen Gemeinde Hannover (LV der Jüd.Gemeinden von Nieders.), Alina Fejgina gesprochen: Was führte zu der Entstehung des Treffpunktes in Hannover? „Basierend auf den Erfahrungen mit dem Treffpunkt in Frankfurt/M. wurde er mit Hilfe der ZWST aufgebaut. Ich bin als Sozialarbeiterin in der Beratung tätig und habe dadurch einen direkten Zugang zu dieser Zielgruppe. So konnte man gut einen Überblick über 600-700 betroffene Leute bekommen, wir haben viele persönliche Einladungen an Menschen, die im KZ, im Ghetto oder im Versteck überlebt haben, aber auch an evakuierte Flüchtlinge verschickt. Die Gründung des Treffpunktes, der jetzt seit ca. 1 1/2 Jahren aktiv ist, war in jeder Hinsicht ein Volltreffer!“ Wer kommt in euren Treffpunkt? „Die Hauptgruppe sind Child-Survivors (geb. 1930 -1943), aber auch wenig Ältere und Jüngere. Das Wichtige ist, sie teilen alle ein gemeinsames Migrationsschicksal. Das heißt, sie bringen viele Gemeinsamkeiten aus der Vergangenheit mit, da sie alle aus der ehemaligen SU stammen, wie unterschiedlich ihre individuelle Lebenssituation auch sein mag. So entsteht keine ´Leidens-Konkurrenz`, was durchaus ein Problem sein kann, wenn man sich die unterschiedlichen Überlebens- und Flüchtlingsschicksale anschaut.“ Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste am Treffpunkt? „Das Wichtigste ist eigentlich, dass die Menschen hier einen geborgenen Ort finden. Wir treffen uns 2xmonatlich, die Menschen kommen raus aus ihrer Isolation. Diese Einsamkeit hat zum Teil psychische Gründe, man traut sich nicht, aber auch ganz ´handfeste` Ursachen, wie gesundheitliche Beeinträchtigung oder Geldmangel. Ihre jüdische Gemeinde kennen sie, da haben sie Vertrauen.

Förderung der Treffpunkte durch:

Hier spielt das vertrauenswürdige Betreuungsteam eine wichtige Rolle, gemeinsam mit mir sind das 4 Leute, die mich auch in praktischer Hinsicht stark unterstützen. Mir hilft mein leichter Zugang zu den Menschen und vor allem mein eigener Familienhintergrund.Das schafft eine unverzichtbare Sensibilisierung für diese Arbeit, eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit in den Treffpunkten.“

Kannst du etwas zu den konkreten Aktivitäten sagen? „Wir organisieren Feste anlässlich jüdischer Feiertage wie z.B. zu Chanukka, hier finden die Menschen zurück zu ihren jüdischen Wurzeln. Ein regelmäßiges Programm ist wichtig, was die Leute teilweise selbst vorschlagen, hier benötigt es auch Fingerspitzengefühl. Der Dokumentarfilm ´Mazal Tow`, u.a. mit jüdischen Kriegsveteranen kam z.B. sehr gut an. Aber wir wollen auch über das Leben hier informieren, z.B. war die Bundestagswahl 2009 ein Thema. Auch eine Museumsexkursion mit russischsprachiger Führung war ein großer Erfolg. Bei einer kleinen Umfrage fanden wir folgendes heraus: Am wichtigsten ist den Menschen zunächst ein gutes Programm. Trotz des gemeinsamen Migrantenschicksals sind die Menschen sehr unterschiedlich, sie finden sich zunächst über ein gemeinsames Thema. An zweiter Stelle steht dann aber gleich der Kontakt mit anderen Menschen und die herzliche Atmosphäre, die schon durch einen freundlich gedeckten Tisch geschaffen wird…“. Hast du ein paar Tips für Kollegen in anderen Gemeinden? „Das Wichtigste ist meiner Meinung nach die Teilnahme an allen Fortbildungen und Veranstaltungen, die von der ZWST zu diesem Thema angeboten werden. Darüber hinaus kann ich nur sagen: Habt keine Angst! Learning by doing!“ Vielen Dank! HvB, ZWST Alina kommt aus St.Petersburg, lebt seit 15 Jahren in Deutschland, ist verheiratet und hat 1 Sohn. Ihr erstes Studium wurde in Deutschland nicht anerkannt, sie hat ein weiteres Studium als Sozialpädagogin abgeschlossen (Dipl. FH).

Termin: Tagung: „Trauma und Intervention“: Zum professionellen Umgang mit Überlebenden der Shoah u. ihren Familienangehörigen Datum: 24.-27.01.2010 in Frankfurt/M.

Info: Ausführliches Interview zu den Treffpunkten mit Noemi Staszewski: ZWST informiert, Juni 2009

Ausgabe 4 Dez. 2009 • Seite 9

Seniorenreisen nach Israel Bildungsreise nach Israel: Auszüge aus einem ganz besonderen Reisebericht

I

In der Altstadt v. Jerusalem

Mit Tirza Hodes (li.)

Bäumepflanzen in Neot

Entspannung im Thermalbad

Fischessen im Kibbuz

ZWST informiert • Seite 10

m Winter 2009 organisierte das Sozialreferat der ZWST zwei Israelreisen für Senioren ab 60 Jahren, beide geleitet von Tirza Hodes. Im Folgenden berichten wir von der ersten Reise (15.- 29.11.09 mit 41 Teilnehmern), begleitet von den Betreuern Anatoli Zap (Jüdische Gemeinde Straubing) und Alina Altmann (Jüdische Gemeinde Frankfurt). Das Programm war so gestaltet, dass die Teilnehmer möglichst viel von Israel kennenlernen. Neben Ausflügen gab es Vorträge und Aktivitäten, die sich mit Politik, Religion, Gesellschaft und der Kultur des Landes befassen. Liebenswerte und von Herzen kommende Eindrücke der Teilnehmerin Sofia Sinitskaya (Köln) geben am besten wieder, was so eine Reise für eine 64-jährige Zuwanderin aus der ehemaligen SU bedeuten kann. Die 14-tägige Reise reichte von Tel Aviv…: „Wen sehe ich kurz vor unserem Abflug in Frankfurt/M.: Unsere liebe, teure, unnachahmliche, stets energische, nicht alternde und ewig junge Tirza. Da kann man mit Zuversicht sagen: Alles wird gelingen! Unsere erste Stadt – Tel Aviv. Gierig sauge ich alles ein – mit Augen und Ohren und glaube bis zum Ende immer noch nicht, dass ich in Israel bin.“ Neben den ausführlichen Eindrücken von Museumsbesuchen in Tel Aviv (z.B. das Diaspora-Museum) lobt Frau Sinitskaya, dass man den Reisenden die Möglichkeit gab, neben der jüdischen Religion, auch andere Religionen kennenzulernen, wie der Besuch des Drusendorfes „Usfiya“.Besonders beeindruckt zeigt sie sich in ihrem Reisebericht von der Pflanzung der Bäume in Neot als „Symbol des Lebens auf Erden“, für sie ein wichtiger moralischer Beitrag zum Wohle des Staates Israel. ….über Tiberias: „Jeder Tag und jede Stunde der Reise waren voll mit dem Programm gefüllt. Und erst jetzt, post Faktum, verstehe ich, mit welcher Aufmerksamkeit, Fürsorge und Menschenliebe das Programm zusammengestellt wurde: Dazu gehörten die Thermalbäder Hamat–Gadar, Schwimmen im Kineret-See und im Hotelschwimmbad, Fahrt zum Toten Meer, kleine Geschenke wie Cremes und Fläschchen mit Olivenöl, aber auch…. Die Golanhöhen. Ich habe viel gehört und gelesen von dieser Gegend und über deren Stellenwert im Leben Israels. Aber als Symbol des Friedens empfand ich einen kleinen Granatapfelbaum mit kleinen Früchten. Ein Granatapfel wurde anscheinend von den Vögeln angepickt, und die roten Kerne glänzten in den Sonnenstrahlen wie kleine Bluttröpfchen zur Erinnerung an die Ereignisse, die man nicht vergessen darf, und trotzdem symbolisierten sie, dass das Leben weiter geht.“ ….und Jerusalem: „Mit Sektbechern standen wir an der Balustrade, und unter uns lag die geheimnisvolle, glänzende, anziehende, für uns so ferne und doch so nahe Stadt Jerusalem.

Besonders beeindruckend war für mich der Besuch der Klagemauer, dieses Hoffnungssymbols des jüdischen Volkes. Du bist völlig dem Gebet gewidmet und für dich existiert nichts anderes. Das Gebet befreit dich von allem Unnötigen, gibt dir Kraft und Hoffnung für die Zukunft. Als ob du an diesem heiligen Ort etwas Heiliges und Reines berührst, so riesig in seiner Kraft und Gewaltigkeit. Neben mir stand eine Frau mit ihrem Gebetbuch, und ich wollte, dass sie ein Gebet für mich und meine Verwandten sagt. Bis jetzt verstehe ich nicht, wie wir einander verstanden haben. Weder ich konnte Iwrit, noch sie konnte Russisch, aber wie durch ein Wunder hat sie mich verstanden und betete für mich. Ich bin ihr grenzenlos dankbar.“

Dankesworte der Autorin:„Liebe, teure, lebenslustige, strenge, fürsorgliche und unermüdliche Tirza. Wie kann man denn diese Quelle der Lebenskräfte und Ideen, die aus dieser kleinen und charismatischen Frau wie aus einer Fontäne strömen, erklären? Und unsere Betreuerin Alina ist eine bewundernswerte Frau mit zahlreichen Begabungen und Talenten wie z.B. überwältigende Sprachkenntnisse, sie überwachte unsere Gesundheit und half bei der Lösung vieler Probleme. Unser Betreuer Anatolij half uns bei sprachlichen Problemen. Er beherrscht sehr gut viele Redewendungen und hat so ein Sprachgefühl, dass ich sein Deutsch besser verstehen konnte, als die russische Sprache unseres Reiseführers. Sein Taktgefühl, Anständigkeit und Intelligenz begeistern. Unsere Gruppe bedankt sich bei der ZWST, unseren Reiseleitern und Betreuern sowie den sehr aufmerksamen Reiseführern des israelischen Veranstalters „Egged“ für viel Geduld, für ein wunderbar zusammengestelltes Programm, für die Berücksichtigung unterschiedlichster Interessen, und Nachsicht mit unseren Nachteilen, die wir manchmal für Tugend gehalten haben. Und zum Schluss – unsere Versorgung, ich werde mich noch lange an die Frage von Tirza erinnern: Haben Sie Hunger?“ Frei aus dem Russischen übers. von Assja Kazwa (ZWST), redakt. bearb.: HvB, ZWST, Fotos: Amit Fraenkel, Veranstalter Egged (Israel)

Projekt Perspektivwechsel - Fachtagung in Weimar Erfolgreicher „Perspektivwechsel“ im Umgang mit Antisemitismus

Das Projekt Perspektivwechsel wird gefördert vom Bund...

D

ie 3. Fachtagung des Projektes „Perspektiv- diesem Zeitpunkt designierte Ministerpräsidentin wechsel - Bildungsinitiativen gegen Antise- des Landes Thüringen, den hohen Stellenwert dieser mitismus und Fremdenfeindlichkeit“ fand vom Tagung. Sie gab der Aufforderung zum gemeinsamen 26.-28. Oktober in Weimar statt. Sie befasste sich mit Vorgehen gegen jede Form von Antisemitismus, Möglichkeiten und Strategien der pädagogischen Rassismus und Diskriminierung einen besonderen Auseinandersetzung. Die Tagung spricht mit ihren politischen Nachdruck. Die ZWST bedankt sich für über 150 Teilnehmern für den besonderen Erfolg die Unterstützung durch das Land Thüringen. des Projektes im Land Thüringen. Das Programm HvB, ZWST bot eine spannende Mischung aus Vorträgen, Diskussionen und Workshops. Verschiedene Einrichtungen und Initiativen regten die Teilnehmer dazu an, eigene Projektideen zu entwickeln und ihre Umsetzung zu diskutieren. Zum Publikum gehörten mehrheitlich Lehrer und andere Pädagogen, aber auch Schüler und Studenten. - Die ZWST begrüßt die Anwesenheit der Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, die nicht zum ersten Mal die Fachtagung des Projektes besuchte und in ihrer Eröffnungsrede zu erhöhter „Wachsamkeit“ aufrief. Sie verdeutlichte durch ihre Anwesenheit, als zu

...und durchgeführt in Kooperation mit:

Die Thüringer Landeszeitung vom 27.10.2009 berichtet: Die Thüringer müssen weiter wachsam sein Lieberknecht: Oft wird aus Unterschieden eine Ungleichwertigkeit konstruiert

„E

ine Frau hat morgens einen Geschäftstermin. Die Kindergärten streiken. Da bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihr Kind mitzunehmen. Sie gibt es bei einer Schreibkraft in Obhut. Als die Schreibkraft anschließend gefragt wird, wer das denn gewesen sei, lautet die Antwort: meine Tochter. Professor Andreas Zick von der Uni Bielefeld steigt mit der Rätselfrage ein, wer denn wohl die Schreibkraft sei. Eine junge Frau meint erst: die Mutter der Geschäftsfrau. Eine Zweite ruft: die Lebenspartnerin der Geschäftsfrau. Schließlich sagt jemand eher zögerlich: der Vater des Kindes. Richtig. Nur: Wenn wir Schreibkraft hören, sehen wir vor unserem geistigen Auge eine Frau und kommen nicht auf die naheliegende Lösung. Aus sozialpsychologischer Sicht stieg Zick in das Thema ein, das die Teilnehmer der Fachtagung bis Mittwoch beschäftigen wird: „Das Eigene und das Fremde. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit als Formen gesellschaftlicher Ausgrenzungen.“ Wichtig dabei: der „Perspektivwechsel“,der der Veranstaltung auch den Titel gibt. Sein Beispiel lehrt Demut. So offen wie wir sein wollen, sind wir nicht immer. Perspektivwechsel ist bei den Thüringern angekommen: Benjamin Bloch, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, kann gleich zu Beginn darauf verweisen, dass es in diesem Jahr so viele Anmeldungen gab, dass gar nicht alle Interessierten angenommen werden konnten. Lehrer, Fachpersonal aus anderen Bereichen: Die pädagogische Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Schulen und öffentlichen Verwaltungen ist ein Thema geworden, das an Gewicht gewonnen hat. Auch dank der de-

signierten Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU): Für sie sei es eine Herzensangelegenheit, stellt Bloch fest. Und Lieberknecht selbst verknüpft das Thema mit dem aktuellen Jahr der Demokratie. Eine Herausforderung und Zumutung sieht sie in der NPD. Es heißt: weiter wachsam sein, so die designierte Ministerpräsidentin, die dafür eintritt, dass der Bund alle Möglichkeiten prüft für ein NPD-Verbotsverfahren, verweist sie auf den ersten gemeinsamen Beschluss im neuen Landtag. Wo bisher vor allem bei Kindern und Jugendlichen Projekte gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus auf den Weg gebracht wurden, denkt sie nun auch an effektive Vorgehensweisen, die auf ältere Bürger zielen. Zu oft und zu schnell wird aus ihrer Sicht aus Unterschieden eine Ungleichwertigkeit konstruiert. Das aber sei schädlich als Meinungsklima. Untersucht wurde gestern, im Anschluss an den Eröffnungsvortrag, „Der böse Blick“: Dabei ging es in einer Podiumsdiskussion um die Kontinuität von Feindbildern in unserer komplexen Lebenswelt eine Herausforderung für die politische Bildung. Das Projekt Perspektivwechsel im Film bestimmte dann den Abend. Heute wenden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Verhältnis von Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus zu. Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit Schule in der Einwanderungsgesellschaft, der Verwendung von multimedialer Unterrichtsmaterialien, der vorurteilsbewussten Erziehung und Bildung von kleinen Kindern und der Frage, wie es um den Antisemitismus in der DDR bestellt war.“ Gerlinde Sommer, TLZ, stellvertr. Chefredakteurin

Infos, Broschüren, Tagungsberichte zum Projekt: Projektleiterin Marina Chernivsky, [email protected] oder: [email protected]

Foto: Peter Michaelis, Thüringer Landeszeitung Foto und Artikel wurden der ZWST von der TLZ zur Verfügung gestellt

Ausgabe 4 Dez. 2009 • Seite 11

Neues Fortbildungsprojekt Weiterbildung der Mitarbeiter der jüdischen Gemeinden in Deutschland

Neues ZWST-Projekt: „Professionalität und Innovation“

I

n Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt und der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg startet die ZWST ab 2010 ein umfassendes Professionalisierungsprojekt für die haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter der jüdischen Gemeinden in Deutschland. Die Teilnehmer können in Form einer modularen Weiterbildung, je nach der Belegung der Weiterbildungsschwerpunkte, ein entsprechendes akademisches Zertifikat erwerben. Mit dieser berufsbegleitenden Weiterbildung schafft die ZWST die Möglichkeit, ein qualifiziertes Zertifikat für die Arbeit in den jüdischen Gemeinden zu erlangen. Führungskräfte der Gemeinden können auch einzelne Seminartage belegen, in denen Themen wie Management und Rechtsgrundlagen in Bezug auf die Bedarfe von Non-Profit-Organisationen angeboten werden. Themenschwerpunkte sind:

Projektleitung: Dipl. Päd. Sabena Donath Tel.: 069/ 959 282 84, [email protected]

• • • • • •

Kontakt: Irina Rosensaft, Tel.: 069/ 944 371-39, [email protected]

Fachübergreifend wird der Bereich „Praxiswissen Judentum“ gelehrt, er verknüpft die Sachthemen mit Grundlagen der jüdischen Traditionen und deren Praxis. Teilnehmer können in diesem Modul

Sozialbetriebswirtschaft Soziale Dienste Führung und Management Erziehung und Bildung von Kindern Jugendarbeit Migration

ihr Wissen in Bezug auf Fragen der Halacha sowie jüdischer Religionspädagogik vertiefen. Zu den Zielen der neuen Fortbildung gehört die Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Gemeinden über die fachliche Qualifizierung der Mitarbeiter und Führungskräfte sowie eine intensivierte Vernetzung unter den Gemeinden und den regional ansässigen Institutionen. Zertifikatsvarianten: • • • • •

Sozialbetriebswirt Soziale Arbeit in jüdischen Gemeinden Jugendzentrumsleiter Erzieher in jüdischen Kindertageseinrichtungen Leiter von jüdischen Bildungseinrichtungen

Für diese qualifizierten Zertifikate müssen, je nach Schwerpunkt, zwischen 200 und 400 Lehreinheiten in dreitägigen Blockseminaren absolviert werden. Die Seminare finden in der Regel in der Bildungsstätte Max-Willner-Heim in Bad Sobernheim statt. Eintagesveranstaltungen werden auch dezentral bzw. regional angeboten. Adressaten der Weiterbildung sind Mitarbeiter der Verwaltung und des Vorstandes der Jüdischen Gemeinden sowie deren Einrichtungen wie Altenzentren, Kindergärten, Horte, Krabbelstuben und Jugendzentren. Nachwuchskräfte der Gemeinden sind ebenso willkommen. HvB, ZWST

Mitgliederversammlung der ZWST 2009

I Ein Interview mit Moshe Waks (sel.A.) erschien in der April-Ausgabe 2007

ZWST informiert • Seite 12

n der jüdischen Gemeinde Frankfurt/M. kamen Finanzreferat und die Prüfungskommission. am 6. Dezember 2009 die Delegierten der jüdi- Im Mittelpunkt der folgenden Aussprache stand schen Gemeinden und Landesverbände zur jährli- die teilweise mangelnde Attraktivität der jüdischen chen Mitgliederversammlung der ZWST in der jüGemeinden für die junge Generation und das abdischen Gemeinde Frankfurt/M. zusammen. Zu der nehmende Interesse der jungen Leute. Ein Problem Begrüßung durch Vorstandsvorsitzenden Ebi Lehrer – nicht nur der kleinen Gemeinden, wie deutlich gehörte in diesem Jahr auch eine Gedenkminute an den viel zu früh verstorbenen Moshe Waks (sel.A.). wurde. Gemeinsam suchte man nach Antworten Sein umfassendes Engagement wurde gewürdigt - auf die Frage „Was können wir tun?“ Hier waren nicht nur als Vorstandsmitglied der ZWST, sondern sich die meisten einig: Die Gemeinde muss auf ihre Mitglieder zugehen. Mitmenschlichkeit ist verlangt, auch in der Berliner Gemeinde. nicht Kälte und Bürokratismus. Zu Beginn präsentierte die ZWST ihr oben beschriebenes Fortbildungsprojekt. Projektleiterin Zur Tagesordnung gehörte weiterhin der JahresabSabena Donath stellte sich vor und appellierte an die schluss mit dem Bericht der Prüfungskommission Delegierten: „Schicken Sie Ihre Mitarbeiter in die und einstimmiger Entlastung des Vorstandes. Eine Satzungsänderung (§ 7) wurde beschlossen und ein Seminare!“ Sie skizizerte die Inhalte und beantworneues stellvertretendes Vorstandsmitglied gewählt. tete die interessierten Fragen der Teilnehmer. DirekDie ZWST freut sich über die Wahl von Herrn Dr. tor Beni Bloch wies nicht zum ersten Mal darauf hin, Boris Gutelmacher, er ist im Gemeinderat der Jüdiwie wichtig es für die Mitarbeiter in den Gemeinden schen Gemeinde Frankfurt/M. und seit vielen Jahren ist, einen Abschluss vorweisen zu können, um wei- hauptamtlich bei der Jewish Claims Conference tätig. terhin staatliche Förderungen zu erhalten. Zu den Ein abschließendes Dankeschön für die vertrauensBerichten an die Delegierten gehörte neben dem volle Zusammenarbeit richteten Herr Lehrer und dringenden Appell, die Fortbildungsangebote zu Herr Bloch an den Zentralrat, alle Landesverbände nutzen, ein Überblick über die finanzielle Situation und Gemeinden und bedankten sich bei den Vorder ZWST. Herr Lehrer und Herr Bloch richteten standsmitgliedern und allen Mitarbeitern der ZWST. in diesem Zusammenhang ein Dankeschön an das HvB, ZWST