Jahresbericht 2011

Liebe Leserinnen und Leser, Liebe Freundinnen und Freunde, der lateinamerikanische Subkontinent entwickelt sich in zunehmendem Maße zu einem wichtigen Stützpfeiler der globalen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung und kann sogar teilweise stabilere monetäre Verhältnisse als Europa oder die USA aufweisen. Einige Länder haben jedoch noch in erheblichem Umfange mit instabilen wirtschaftlichen Verhältnissen zu kämpfen. Ziel des Lateinamerika-Zentrum e.V. (LAZ) war es, im Rahmen seiner finanziellen wirtschaftlichen Möglichkeiten gerade diesen Ländern Unterstützung zu gewähren und zu einer Stabilisierung auf lokaler Ebene beizutragen. Lateinamerika hat aber auch verstärkt mit Dürre, Hochwasser und abschmelzenden Gletschern zu kämpfen, deren Ursachen auf Klimaveränderungen zurückgeführt werden. Der Klimaschutz in Lateinamerika hat sich daher – neben der Entwicklungszusammenarbeit zu einem neuen bedeutenden Schwerpunkt unserer Tätigkeit im Bereich der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg-Kreis und der Bundesstadt Bonn haben wir neue Herausforderungen angenommen und begonnen, uns auch in kommunalen Klimapartnerschaften mit Lateinamerika zu engagieren. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, anderer Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, zahlreicher Spender, engagierter Mitarbeiterinnen und freiwilligen Kräften ist es uns gelungen, Zuschüsse für Vorhaben zu erhalten, die dem Ziel dienen, die Lebensbedingungen benachteiligter Menschen, im besonderen Jugendlicher und Frauen, in Lateinamerika zu verbessern und sie in ihrer Fähigkeit zur Selbstachtung und Selbsthilfe zu stärken. Durch die unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas verändern sich in zunehmendem Maße auch die geographischen Schwerpunkte unserer Tätigkeit. Unsere Projektpartner – vor allem in den andinen Regionen - haben es mit ihrem außergewöhnlichen Engagement geschafft, die Not der Menschen zu lindern und konnten den betroffenen Menschen Hoffnung und Perspektiven vermitteln und so die Lebenswirklichkeit dieser Menschen dauerhaft verändern. In Brasilien gewinnt die Partnerschaft mit der Nichtregierungsorganisation Projeto Saúde e Alegria aus Santarém in immer größerem Umfange an Bedeutung. Ihre ehrenamtliche, ideelle und finanzielle Unterstützung hat uns bei unserer Arbeit sehr geholfen. Aus diesem Grunde möchten wir uns für das uns entgegengebrachte Vertrauen und für Ihren Einsatz für die Menschen und die Umwelt in Lateinamerika danken! Mit freundlichen Grüßen

Dr.-Ing. Helmut Hoffmann Präsident

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Jahresbericht 2011

Inhaltsverzeichnis Projekte

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Abschlussbericht

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit

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Danke für die Unterstützung!

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Rechenschaftsbericht

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Impressum

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Traditionelle Tänze der Künstler Imillitay Danzas Latinoamericanas beim Rheinauenfest im Juni 2011

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Projekte KOLUMBIEN Das LAZ führt das Projekt zur ländlichen Entwicklung in Antioquia fort Im Jahr 2010 hat bereits das Projekt zum nachhaltigen Kaffeeanbau mit dem Ziel der Armutsbekämpfung und Verbesserung der Lebensbedingungen in der Region Antioquia in Kolumbien begonnen. Der Kaffeeanbau ist die Haupteinkommensquelle der Begünstigten des Projektes. Aufgrund des bewaffneten Konflikts in der Region mussten viele Bewohner ihre Felder verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen. Seit 2005 hat die Gewalt in der Region abgenommen, sodass viele Bewohner in ihre Heimat zurückkehren konnten. Sie gewinnen wieder Interesse an der Landwirtschaft. Viele landwirtschaftliche Kenntnisse, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, sind leider wegen des Konflikts vernachlässigt oder verloren gegangen.

rung der Familien zu sichern; persönliche Kompetenzen sind durch die Schulungen verstärkt worden. Dadurch haben die Menschen ihre Lebensqualität verbessern können.

Erklärung der Kaffeepflanzen

Aus diesem Grund hat unser Projektpartner CDCA (Comité departamental de cafeteros de Antioquia) die Bedürfnisse dieser Rückkehrer ernst genommen und mit ihnen zusammen dieses Projekt entwickelt.

Das Projekt wurde bis zum 30. April 2012 verlängert. Die Nachhaltigkeit des Projektes ist durch die technische und finanzielle Unterstützung von CDCA weiter gesichert.

In 31 Workshops zu sozialen und ländlichen Entwicklungsthemen haben die Bewohner sich theoretisch und praktisch ausgetauscht. Aufgrund der Teilnahme an den Schulungen sind die Begünstigten in der Lage mit Hilfe ihrer Familien die einzelnen Schritte des Kaffeeanbaus nachzuvollziehen und wieder in die Tat umzusetzen.

PERU Nachhaltige Gesundheitsversorgung für Erdbebenopfer

Die rund 100 Familien haben mittlerweile zum Beispiel die gemeinschaftlichen Gewächshäuser für die Kaffeepflanzen gebaut. Auf kleinen Parzellen pflanzen sie unterschiedliche landwirtschaftliche Produkte an, um eine ausgewogene Ernäh4

In diesem Jahr konnte das Peru-Projekt zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Region Chincha Alta, ca. 200 km südlich von Lima, abgeschlossen werden. Das Projekt richtete sich vorrangig an die Bewohner von elf Elendsvierteln im Distrikt Pueblo Nuevo. Im Rahmen des Projektes wurde ein Gesundheitszentrum gebaut und mit technischen Spezialgeräten eingerichtet. Die Mitarbeiter führten verschiedene Jahresbericht 2011

Projekte Gesundheitskampagnen zur allgemeinen Gesundheit, zu den Themen Schwangerschaft und Hygiene sowie zu Impfungen durch. „Nur allein der Bau von einem Gesundheitszentrum hätte nicht funktioniert“, erzählte das Betreuungspersonal bei einem Projektbesuch. „Viele Bewohner der Region besuchen lieber immer noch die Chamanes als einen Arzt. Deswegen sind die Kampagnen sehr wichtig; so können wir eine Vertrauensbrücke zwischen den Personen und uns Ärzten bauen, umso einen Arztbesuch zu fördern“. Das Projekt war Teil des Programms „Wir sind Hoffnung“ von unserem Partner Solidaridad en Marcha (SEM). Im Jahr 2007 haben sich die gesundheitlichen Bedingungen durch ein Erdbeben in der Region stark verschlechtert. SEM und andere Organisationen, die nach dem Erdbeben in der Region aktiv tätig waren, haben auch damals dieses Problem identifiziert. Mittlerweile ist die Gegend sehr gut mit gesundheitlichen Einrichtungen versorgt. Das Gesundheitszentrum wird stark von Frauen, Kindern und alten Menschen besucht. Unterschiedliche Gespräche mit den Patienten und mit den Mitarbeitern zeigen, dass die persönliche und höfliche Arbeit in dem Zentrum sehr geschätzt wird. Durch die hohe Qualität der Leistungen zu einem bezahlbaren Preis unterscheidet sich das Gesundheitszentrum von anderen gesundheitlichen Einrichtungen in der Region. Vielfältige gesundheitliche Dienste der Allgemeinmedizin, die Technik im Labor, Behandlungen durch Ultraschall und die Bereiche Odontologie, Geburtshilfe, Psychologie und Physiotherapie sind für ihre gute Arbeit zu loben. Das Gesundheitszentrum verteilt in seiner Apotheke auch sehr günstig oder kostenlos benötigte Medikamente für die Patienten. Diese Medikamente sind (meistens) Spenden von privaten Pharmaindustriefirmen.

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Momentan ist das Gesundheitszentrum nur von Montag bis Samstag bis 13 Uhr geöffnet. Die Struktur und Ausrüstung des Zentrums ist für längere Öffnungszeiten geeignet, um so mehr Patienten intensiver zu pflegen. Der Direktor als Oberarzt des Zentrums erklärte, dass eine Verlängerung der Öffnungszeiten geplant ist. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen zunächst mehrere Ärzte angestellt werden. Der Direktor äußerte zudem, dass „Chincha Alta keine große Stadt ist und sehr weit von großen Städten entfernt liegt. Die Ärzte, die mehr Geld verdienen wollen, gehen bzw. bleiben in den großen Städten“. Deswegen arbeiten sie häufig mit dem Staat zusammen und haben ein Abkommen für die Zusendung von Ärzten abgeschlossen. Das Gesundheitszentrum hat bis jetzt Tausenden von Menschen geholfen. Durch eine Erweiterung der Dienstleistungen können in Zukunft noch mehr Menschen behandelt werden.

PERU - PROGRAMM Verbesserung der von Kindern in Peru:

Lebensqualität

Ein neues Programm mit vier Projekten zur Förderung der Kindesentwicklung Das LAZ unterstützt seit November 2011 vier neue Projekte in Peru zur Förderung von Kindern, deren Familien in Armut leben. Die Projekte werden von verschiedenen peruanischen Partnerorganisationen des LAZ durchgeführt und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Von den Projekten werden insgesamt rund 1.350 Kinder und mehr als 2.100 Erwachsene direkt profitieren. Die Begünstigten sind BewohnerInnen von vier 5

Projekte Elendsvierteln der peruanischen Großstädte Lima, Arequipa und Ica, die in Armut oder extremer Armut leben. Etwa 80% der Menschen in diesen Gemeinden haben nur Gelegenheitsjobs und verfügen über kein ausreichendes Einkommen, um ihre Familien zu versorgen. Kinder mit gesundheitlichen Problemen werden in vielen Fällen nicht angemessen behandelt und versorgt. Auch haben Eltern meist keinen Zugang zu Einrichtungen, in denen ihre Kinder tagsüber angemessen betreut werden. Etwa 35 Prozent der Mütter sind alleinerziehend. Im Folgenden werden die Projekte in Lima, Ica und Arequipa näher beschrieben. In Santa María Alta (Lima) und El Salvador (Ica) wird jeweils ein Gemeindezentrum als Kinderbetreuungsstätte und Versammlungsort gebaut und eingerichtet, in Barranco (Lima) ein Rehabilitationszentrum für Kinder mit angeborenen Fehlbildungen errichtet und in Villa Cerillos (Arequipa) ein Begrenzungszaun um das Schulzentrum zur Gewährleistung eines sicheren Schulalltags gezogen. Bau und Ausstattung von zwei Gemeindezentren zur Betreuung der Kinder in Santa María Alta (Lima) und El Salvador (Ica) Durch den Bau von zwei Kinderbetreuungszentren, bei dem die EinwohnerInnen der Gemeinden, von Fachpersonal begleitet, tatkräftig mithelfen, können bis zu 244 Kinder zwischen 0 und 6 Jahren betreut werden. In den Zentren bekommen die Kinder Frühstück, Mittagessen, eine Zwischenmahlzeit und/oder Abendessen, wobei sich die Eltern im Rotationsprinzip mit der Zubereitung der Mahlzeiten abwechseln.

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Kinder sollen ganzheitlich betreut werden

Die Betreuung ist auf die ganzheitliche Entwicklung der Kinder ihrem Alter entsprechend ausgerichtet. Sie werden in ihren psychomotorischen, intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten gefördert und ihre Gesundheit wird durch eine ausgewogene Ernährung gestärkt. Außer den BetreuerInnen und ErzieherInnen ist auch die freiwillige Mitarbeit der Eltern, die besondere Schulungen zu Erziehung und Förderung von Kindern bekommen, für die Betreuung vorgesehen. So sind von Anfang an die Eltern und die Gemeinde an den Projekten beteiligt. Von einer Betreuung profitiert also die ganze Familie. Wenn die kleinen Kinder tagsüber versorgt sind, wird es den Eltern erleichtert, arbeiten zu gehen und den älteren Geschwistern, die Schule zu besuchen. Die Kinderbetreuungszentren werden auch als Ort für Fortbildungen, Informationsveranstaltungen und Austausch für die gesamte Gemeinde dienen. Durch die aktive Teilnahme an der Gemeindearbeit und den Aktivitäten in der Kinderbetreuung entsteht ein stärkerer Austausch und Zusammenhalt in den Stadtvierteln. Diese Projekte werden von langjährigen Partnern des LAZ, den gemeinnützigen peruanischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Alma Capac und Solidaridad en Marcha, durchgeführt.

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Projekte je nach Einkommen und finanzieller Situation der Familien erfolgt. Die Eltern der PatientInnen werden aktiv in die Therapien einbezogen, um eine weitere positive Entwicklung der Kinder zu gewährleisten. Das Projekt wird von der peruanischen NGO Armonizar durchgeführt, die sich besonders für in Armut lebende Kinder mit Fehlbildungssyndromen einsetzt. Die BewohnerInnen von Santa Maria Alta vor dem alten, sehr kleinen Gemeindezentrum

Bau eines Rehabilitationszentrums für die Inklusion von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen in Barranco (Lima) Kinder mit angeborenen Fehlbildungen, wie beispielsweise einer Lippen-KieferGaumenspalte, die in eine in Armut lebende Familie hineingeboren werden, haben es besonders schwer. Sie werden oft in ihrem sozialen Umfeld diskriminiert und eine angemessene Behandlung wird ihnen, aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel der Familien, vorenthalten. Durch ein neues Rehabilitationszentrum mit vielfältigen Therapiemöglichkeiten soll eine Integration dieser heranwachsenden Kinder in die Gesellschaft und eine umfassende Rehabilitation erreicht werden. In dem Rehabilitationszentrum werden Kinder unter 18 Jahren von SpezialistInnen behandelt. Sie werden nach den notwendigen Operationen dort optimal betreut und können durch Bewegungs-, Sprach- und Familientherapien begleitet und unterstützt werden. Das Zentrum verfügt über eine adäquate medizinische Ausstattung sowie über einen Spielbereich und mehrere Grünzonen. Jährlich können dort bis zu 440 Kinder behandelt werden, wobei die Bezahlung Jahresbericht 2011

Bau einer Sicherheitsmauer um das Schulzentrum in Villa Cerillos (Arequipa) zur Gewährleistung eines sicheren Schulalltags Kinder, die in Armut aufwachsen, leben und entwickeln sich unter erschwerten Bedingungen. Sie sind oft Problemen mit Kriminalität, Drogen, Gewalt und Krankheiten ausgesetzt. Eine Schule sollte gerade für diese Kinder ein friedliches und lernförderndes Umfeld bieten. Vor allem aber sollte sie ein geschützter Ort sein, an dem die Kinder sich sicher und aufgehoben fühlen.

Schule in Villa Cerillos

Das Schulzentrum in Villa Cerillos kann aufgrund einer fehlenden Mauer nicht die nötige Sicherheit für die SchülerInnen gewährleisten. Das bedeutet, dass selbst der Schulbesuch ein Risiko für die physische und emotionale Integrität der Mädchen und Jungen darstellt. Ein Schulbe7

Projekte richt zeigt, dass es vermehrt zu Krankheitsfällen auf dem Schulgelände durch Hunde- und Rattenbisse aufgrund von abgeladenem Müll gekommen ist. Des Weiteren verschwinden immer wieder Materialien der Schule. Aus diesen Gründen wird im Rahmen des Projekts ein Zaun um die Schule errichtet. Die Abgrenzung der Schule von der Umgebung trägt zur Beseitigung dieser Probleme bei und gewährleistet einen normalen Schulalltag. Das Projekt wird von der peruanischen NGO Movimiento Acción Social Arequipa (MASA) betreut, die in der Vergangenheit bereits im gleichen Stadtviertel in Kooperation mit dem LAZ und dem BMZ Schulräume errichtet. Projektbegleitende Kampagnen und Bildungsangebote In Ergänzung zu den beschriebenen Baumaßnahmen werden in den Gemeinden Informationskampagnen durchgeführt. Anhand der Anregungen und Vorschläge der EinwohnerInnen haben die Partnerorganisationen beschlossen, sich auf die Themen „Förderung von Kindern und Umgang mit Problemen in der Familie“, „Gesundheit und Vorsorgeuntersuchungen“ und „Inklusion von Kindern mit Behinderung oder Fehlbildungen“ zu konzentrieren. Es werden auch Fortbildungen und Workshops angeboten, wo diese Themen vertieft und gemeinsam Lösungsansätze entwickelt werden.

Im Weihnachtsspenden-Aufruf 2011 hat das LAZ um Spenden für eines der vier Projekte des oben beschriebenen Programms gebeten. Der Erlös geht zugunsten der Förderung der Kindesentwicklung durch die Organisation ALMA CAPAC.

ARGENTINIEN Verbesserte Wassernutzung für die Familien in der Siedlung 18 de Julio Das LAZ konnte im Jahr 2011 ein Projekt in einer Siedlung nahe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires unterstützen. Das Projekt führte unsere Partnerorganisation Madre Tierra durch und hatte bereits Ende des Jahres 2010 begonnen. Die Förderung erfolgte aus Mitteln der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, mit Unterstützung der InWEnt gGmbH. Es handelt sich um eine Siedlung namens 18 de Julio, die vor ca. 3 Jahren in der Peripherie von Buenos Aires entstanden ist. Sie besteht aus etwa 400 Familien, welche größtenteils aus dem Landesinneren oder aus den Nachbarstaaten Argentiniens gekommen sind, um in Buenos Aires Arbeit zu finden. Diese informellen Siedlungen rund um die Hauptstadt, in denen die Menschen unter prekären Bedingungen und mit extrem defizitärer Infrastruktur leben, sind eine Folge der sozialen Ausgrenzung in der Wohnungspolitik. Die Menschen werden aus den großen Städten vertrieben, wo anstelle eines sozialen Wohnungsbaus immer mehr abgeschottete Siedlungen für die reiche Oberschicht entstehen.

Das Programm wird bis Ende 2013 laufen. Wir freuen uns, diese Projekte unserer Partnerorganisationen zu unterstützen. Mit den geplanten Maßnahmen können die Lebensumstände der begünstigten Kinder sowie auch die ihrer Familien und Gemeinden nachhaltig verbessert werden. 8

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Projekte die Wassernutzung gezahlt, so dass das Projekt nach Fertigstellung der Bohrlöcher eigenständig weiter laufen konnte. Dieses Konzept hat die Partnerorganisation Madre Tierra bereits in anderen Vierteln erfolgreich angewandt. In kurzer Zeit und mit verhältnismäßig geringem finanziellem Aufwand kann so eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen erreicht werden. Siedlung 18 de Julio

In 18 de Julio sind ein Drittel der Häuser aus Holz und Blech, die restlichen zwei Drittel haben meist nur einen Raum aus festem Baumaterial. Es gibt keine Stromversorgung und kein Wasser- und Abwassersystem. Etwa 85 Prozent der AnwohnerInnen haben keine feste Arbeit und verdienen ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs ohne soziale Absicherung. Insbesondere die fehlende Wasserversorgung stellt für die BewohnerInnen ein großes Problem dar. Unter den damaligen Bedingungen teilten sich meist mehrere Familien ein Bohrloch, das sehr nah unter der Erdoberfläche blieb und deshalb nur an verunreinigtes Wasser gelangte. Da die Gruben für die Abwasserentsorgung in der Nähe waren, war das Grundwasser besonders stark verschmutzt. Die Folgen sind Krankheiten und Entwicklungsstörungen bei den Kindern. Die BewohnerInnen von 18 de Julio haben sich deshalb an den Verein Madre Tierra gewandt, um Hilfe zu erbitten. Das vom LAZ geförderte Projekt bestand darin, 35 Bohrlöcher mit ausreichender Tiefe einzurichten, welche jeweils mit einem 500-Liter-Wassertank verbunden sind. Jede Bohrung kann so Wasser für 11-12 Familien liefern. Außerdem wird Madre Tierra regelmäßige Treffen mit VertreterInnen der Siedlung durchführen und einzelne AnwohnerInnen darin ausbilden, die Anlagen instand zu halten. Jede Familie hat einen kleinen Betrag für Jahresbericht 2011

Die Auslandsprojekte werden durchgeführt mit finanzieller Unterstützung des BMZ.

Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich.

LATEINAMERIKA UND DEUTSCHLAND Projektbesuche Im Jahr 2011 war die LAZ-Mitarbeiterin Diana Alvarado in Peru und hat das Projekt unseres Partners Solidaridad en Marcha (SEM) besucht. Im Büro des LAZ in Bonn konnten wir Projektverantwortliche verschiedener Organisationen begrüßen, wie z.B. FAAF – Apoyo familiar, Madre Tierra und SEHAS – Servicio habitacional y acción social aus Argentinien, Centro Juana Arzuduy aus Bolivien, PROFEC aus Brasilien sowie CETEC – Corporación de estudios interdisciplinarios y asesoría técnica aus Kolumbien. Sie haben alle spannende Berichte und Projektideen mitgebracht und wir bedanken uns für den regen Austausch und die vielen Information.

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Abschlussbericht BRASILIEN Kommunikation und Fortschritt – ein Reisebericht zum Abschluss des dreijährigen LAZ-Projektes im brasilianischen Amazonasgebiet Projekttitel: Armutsbekämpfung am Amazonas durch die Einrichtung und Ausstattung von „Telezentren“ in elf Gemeinden im Gebiet der Flüsse Amazonas, Tapajós und Arapiuns, Stadt Santarém, Bundesstaat Pará, Brasilien – Projeto Saúde e Alegria. Durchgeführt mit Unterstützung aus Mitteln der EU, der Roisdorfer Mineralquellen GmbH und Co. KG, der Marga und Wilfried Huthmacher-Stiftung, aus privaten Spenden in Deutschland und lokalen Mitteln. Im Rahmen des Projekts „Saúde e Alegria“ hat sich die brasilianische Organisation CEAPS zum Ziel gesetzt, den von Armut geprägten, weit abgelegenen Gemeinden am Knotenpunkt der Flüsse Amazonas, Tapajós und Arapiuns den Zugang zu Informationen und Kommunikation mit der Außenwelt zu ermöglichen. Die Dörfer sind meist nur mit dem Boot zu erreichen und die nächstgrößere Stadt Santarém eine Tagesreise entfernt. Vor einigen Jahren wurde bereits ein Netz von sechs Gemeinde-Computerzentren mit Internetzugang über Satellit, Stromversorgung über Solaranlagen, Unterrichtsräumen und Funkverbindungen eingerichtet. Im Rahmen des Projekts wurde dieses Netz ausgebaut und gefestigt, wobei fünf weitere GemeindeComputerzentren („Telecentros Comunitários“) gebaut und eingerichtet und die bereits bestehenden Zentren weiterentwickelt wurden. Die Telezentren bieten zahlreiche Informations- und Weiterbildungsmöglichkeiten für LehrerInnen, ÄrztInnen, Kleinbauern und -bäuerinnen, ArbeiterInnen im Kleingewerbe sowie für Jugendliche an.

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Ein typisches TELECENTRO

Vor rund zwei Jahren war ich schon einmal zu einem Projektbesuch vor Ort. Seit meinem letzten Besuch hat sich in der ruhigen und beschaulichen Stadt Santarém, wo die Organisation CEAPS ihren Sitz hat, nicht viel geändert: löchrige Straßen und wenige kulturelle Angebote. Umso erstaunter war ich, als ich auf der Suche nach einer Bäckerei plötzlich vor einem frisch eingeweihten, sehr modernen Shopping-Center stand. Ich fühlte mich wie in irgendeiner großen modernen Stadt Brasiliens. Mir wurde klar: es wird in Brasilien überall investiert – auch in Santarém. Mit dem Ziel der Anfertigung eines Abschlussberichtes über die Projektdurchführung und des Verwendungsnachweises für die Geldgeber hat das LAZ mich beauftragt, das Projekt „Saúde e Alegria“ im Februar 2011 erneut zu besuchen. Die operative Projektlaufzeit endete am 31.12.2010. Ich hatte Gelegenheit mit den Projektverantwortlichen vor Ort – Caetano Scannavino (Vize-Präsident), Paulo Lima (Projektkoordinator), Fabio Penna (verantwortlich für die Projektkonzeption) und Elaine Pisa (ProjektFinanzmanagerin) – mehrere Gespräche zu führen.

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Abschlussbericht

Unser Partner in Brasilien

Sie berichteten mir, dass sechs Telezentren komplett eingerichtet und voll betriebsfähig in den Dörfern Muratuba, Suruacá, Belterra, Maguari, Cachoeira do Aruã und Castanhal zu finden sind. Die Telezentren sind mit Computern und Software ausgestattet und bieten Einführungskurse in Informatik und Internetnutzung, den Gebrauch von frei verfügbarer Software sowie auch zur Radiokommunikation an. Sie sind mit Solaranlagen ausgestattet und haben Funkverbindung für Radiosendungen. Der Zugang zum Internet erfolgt über eine Satellitenverbindung. Die Telezentren sind untereinander vernetzt. Engagierte Gemeindemitglieder kümmern sich um die ordnungsgemäße Verwaltung der Zentren sowie um die Überwachung und Instandhaltung der Geräte vor Ort. Die Menschen können sich darüber hinaus durch die Kommunikation per Radio (www.redemocoronga.org.br) austauschen und Informationen über Kurse und Veranstaltungen im Allgemeinen sowie über Maßnahmen der Gesundheitsversorgung und der Umweltbildung erhalten. Dieser Radiofunk stellt ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel zwischen den Siedlungen im Flussgebiet dar. Weitere sechs Telezentren in den Gemeinden São Pedro, Piquiatuba, Vila de Boim, Urucureá, Nuquini und Prainha Jahresbericht 2011

wurden wieder in Betrieb genommen, können aber lediglich Kurse in Informatik und Unterstützung bei den gemeinschaftlichen Radioaktivitäten anbieten, also ohne Internet. Zur großen Freude aller ist in der Zwischenzeit ein Vertrag mit dem brasilianischen Kulturministerium (Ministério da Cultura – MINC) für die Betreuung der vorhandenen und für die Einrichtung von weiteren 10 Telezentren unterzeichnet worden. Diese Unterstützung läuft derzeit in Vila de Boim an. Dort werden Computer bereitgestellt und der Internetzugang über Satellit eingerichtet. Später sind Ausbildungskurse sowie die Vergabe von Stipendien für die jungen Menschen, die die Telezentren in ihren Dörfern betreuen, vorgesehen. Auch der Projektbereich Gesundheit läuft gut und mit konkreten Aussichten auf eine Erweiterung der Aktivitäten auf andere Flüsse der Amazonasregion. Das Gesundheitsboot „Abaré“ beruht auf einem Pilotprojekt der brasilianischen Regierung zur Sicherstellung der Gesundheitsvorsorge und -versorgung der Bevölkerung im Amazonasgebiet. Das Boot ist jeweils drei Wochen lang mit einem Team von 40 Fachkräften unterwegs. In jeder Siedlung hält es für ca. 6 bis 12 Stunden. Durch den Radiofunk des Projekts können sich die BewohnerInnen der vielen Dörfer über den aktuellen Aufenthalt des Gesundheitsbootes informieren. Mittlerweile kommen viele aus den entfernten Dörfern per eigenen Boot angereist, um sich dort ärztliche und zahnärztliche Hilfe zu holen. So ein Vorhaben lässt sich jedoch nicht ganz frei von Schwierigkeiten durchführen. Die schweren Witterungsbedingungen und das Klima in der Region, das von Hitze und Feuchtigkeit geprägt ist, reduzieren die Lebensdauer der elektronischen Geräte und verursachen eine Steigerung der Unterhaltskosten der Computerzentren. Dies hat aber zum Glück nie zu einer langen Stagnation der Projektaktivitäten geführt. Für die In11

Abschlussbericht standsetzung der beschädigten Computerzentren und Geräte wurden Mittel der EU-Kommission für Unvorhergesehenes und finanzielle Eigenmittel des lokalen Partners eingesetzt. Die Überprüfung des finanziellen Teils des Projektes war eine weitere sehr aufwendige Aufgabe. Alle einzelnen Einnahmen- und Ausgabenbelege wurden geprüft und den jeweiligen Projektmaßnahmen zugeordnet. Eine ordnungsgemäße Buchführung konnte festgestellt werden. Die öffentlichen Mittel der EUKommission und die privaten Mittel aus dem Verkauf von KICOS Guaraná der Fa. Roisdorfer Mineralquellen GmbH & Co. KG und anderen Spendern wurden antragsgemäß verwendet. Darüber hinaus wurden mit dem Projektpersonal auf der Grundlage der vertraglichen Vereinbarungen mit dem LAZ weitere Einzelheiten, die die Kooperation im Allgemeinen und die Erstellung des Abschlussberichts betreffen, diskutiert. Eine Gruppe von EU-ParlamentarierInnen hat das Projekt Saúde e Alegria im Februar 2011 besucht. Sie waren tief beeindruckt davon, wie es den Menschen dort gelingt, ihre alltäglichen Schwierigkeiten mit viel Solidarität und Kooperation zu meistern und wie stark sie bemüht sind, den Regenwald zu schützen. Die Gruppe hat das Computerzentrum im Dorf Suruacá besucht und konnte sich über die verschiedenen Projektmaßnahmen vor Ort informieren, wie u.a. das Gemeinde- und Computerzentrum, die neu eingerichtete Netzverbindung für Handys und eine Wasseraufbereitungsanlage, die die Vermeidung von Krankheiten ermöglicht.

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Das Projekt Saúde e Alegria sowie die Telezentren wurden ebenfalls vom Leiter der EU-Delegation in Brasilien und von einer seiner Mitarbeiterinnen während der Projektlaufzeit besucht, so dass sich auch die EU als Hauptgeldgeber vom Erfolg des Projektes mehrfach überzeugen konnte. Ich bin dem Partner CEAPS/PSA noch einmal sehr dankbar für das herzliche Willkommen, für seine Offenheit und für die wertvolle Unterstützung meiner Arbeit in dieser wunderbaren und eindrucksvollen Region, auf die die ganze Welt schaut, „a Amazônia brasileira“. Bonn, den 17.03.2011 Maria Christina Bosch-Hoffmann Projektreferentin Brasilien

Dieses Projekt wurde gefördert von der Europäischen Union. Für den Inhalt ist allein das Lateinamerika-Zentrum verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union gesehen werden.

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit EUROPA Europäisches Bildungsprojekt „2 Grad mehr – na und? Klimaschutz auf lokaler Ebene als Bestandteil der Armutsbekämpfung“ hat begonnen In 2011 hat die Europäische Union ihre finanzielle Unterstützung für das Bildungsprojekt „2 Grad mehr – na und? Klimaschutz auf lokaler Ebene als Bestandteil der Armutsbekämpfung“ zugesagt, welches damit im Oktober 2011 beginnen konnte. Das LateinamerikaZentrum e.V. ist Partner dieses insgesamt dreijährigen Projektes. Die Projektidee Warum wird es auf der Erde wärmer? Was bedeutet das für die Vegetation? Inwieweit sind die Menschen jetzt schon von den Folgen betroffen? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen Klimaschutz und Armutsbekämpfung? Diesen Fragen will das Bildungsprojekt des Rhein-Sieg-Kreises in Kooperation mit lateinamerikanischen und europäischen Partnern nachgehen. Viele Menschen leiden bereits unter den Auswirkungen der globalen klimatischen Veränderungen – insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern. In Europa hingegen wird der Klimawandel oft noch als eine Bedrohung in ferner Zukunft wahrgenommen. An diesem Punkt setzt das Projekt an und möchte Jugendliche und Erwachsene in Europa (insbesondere Deutschland und Polen) über die Aktualität der Problematik informieren und zeigen, dass jede Einzelne und jeder Einzelne einen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz leisten kann.

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Hangrutsch in La Paz (© Stadt La Paz)

Die Projektpartner aus Südamerika werden konkrete Beispiele zur Verfügung stellen In einigen Regionen Südamerikas sind die Lebensgrundlagen der Menschen schon heute bedroht: Oft bleibt der Niederschlag für mehrere Monate aus und Felder verdorren. Wenn es regnet, dann häufig mit solcher Intensität, dass es zu Überschwemmungen kommt. Häuser und ganze Dörfer stehen unter Wasser, Ernten werden fortgespült. Die Gletscher in den Anden schmezen und vielerorts wird das Trinkwasser knapp. Die Partner des Projekts in Bolivien (Stadt La Paz), Brasilien (Projeto Saúde e Alegria), Chile (Universität Talca) und Peru (Creatio) setzen sich für den Klimaschutz und für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in ihrer Region ein, um so Armut zu bekämpfen. Für das Projekt werden sie die Situation der Menschen vor Ort schildern und lokale Klimaschutz- und Anpassungsstrategien vorstellen – auch mittels Kurzfilmen.

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Stadt Bonn macht ebenfalls beim Projekt mit. Eine polnische Kommune wird einige der Aktivitäten vor Ort durchführen – und so das Projekt und seine Inhalte auch in diesem Land bekannt machen.

Überschwemmungen im brasilianischen Amazonasgebiet (©Prefeitura Santarém)

Geplante Projektaktivitäten Deutschland

in

Anschauliche Informationsmaterialien, eine Wanderausstellung und Videofilme werden in nächster Zeit produziert und sollen ab Frühjahr 2013 für Diskussionsrunden und Unterrichtsstunden in Deutschland und Polen zur Verfügung stehen. So sollen der Klimawandel und die Lebenssituation anderer Menschen gut nachvollziehbar werden und es soll sich zeigen: Es sind die Probleme der Einen Welt, die wir nur gemeinsam lösen können.

Dieses Projekt wird gefördert von der Europäischen Union. Für den Inhalt ist allein der Rhein-Sieg-Kreis verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union gesehen werden.

Projektpartner in Europa Der Rhein-Sieg-Kreis ist der Antragssteller und Vertragspartner der Europäischen Kommission. Mit dem Projekt verstärkt er sein Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit auf lokaler Ebene, insbesondere aber auch in der Bildungsarbeit vor Ort im Raum Bonn/Rhein-Sieg. Der Kreis konnte die Europäische Kommission für einen Großteil der Finanzierung gewinnen. Das Lateinamerika-Zentrum e.V. ist Partner des Projektes und wird in enger Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg-Kreis viele der Aktivitäten umsetzen. Zum Beginn des neuen Jahres wird hierfür auch eine zusätzliche Stelle besetzt werden. Die 14

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit DEUTSCHLAND Bewusstseinsbildung für den Zusammenhang von Umwelt- und Klimaschutz und Armutsbekämpfung Der Klimawandel verändert schon jetzt die Lebensbedingungen der BewohnerInnen der brasilianischen Region des Amazonas. Etwa 60 Prozent des Amazonasgebiets kommen dem größten Land Lateinamerikas zu. Die dort lebenden Menschen, die Vegetation und die Tiere sind in Gefahr. Der Regenwald am Amazonas muss geschützt werden, um das Weltklima zu stabilisieren. Nachhaltiges und vorausschauendes Handeln ist essenziell, um Klimaschutz zu leisten. So könnte der Leitsatz des Projektes des LAZ lauten, das im Jahr 2011 zur entwicklungspolitischen Bewusstseinsbildung in nordrheinwestfälischen Schulen beigetragen hat. Das LAZ arbeitete dafür mit seiner langjährigen brasilianischen Partnerorganisation Projeto Saúde e Alegria (PSA) zusammen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits gegenwärtig spürbar. Während ein Großteil der Industrieländer, unter Verwendung überholter Techniken, nahezu grenzenlos für Klimaerwärmung sorgt und weiterhin das Wirtschaftswachstum fokussiert, geraten die Entwicklungsländer in immer größere Schwierigkeiten. Vor allem die Nutzung der fossilen Brennstoffe durch die westlichen Nationen verursacht den Ausstoß von CO2. Aber auch die Zerstörung der tropischen Amazonaswälder ist mittlerweile für einen gewaltigen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die enorme Abholzung des Waldes des Amazonas, die der exportorientierten Fleischindustrie dient, in Verbindung mit den Klimaveränderungen beeinträchtigt das Leben der Menschen in diesem Gebiet stark.

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In Brasilien kommt es zu extremen Wetterereignissen, welche langfristig die Armut verstärken. Die Klimaschwankungen treten mit einer nie vorher dagewesenen Häufigkeit und Intensität auf. Langanhaltende Dürreund extreme Niederschlagsperioden reichen sich, in immer kürzer werdenden Abständen, die Hand. Das gigantische brasilianische Flusssystem des Amazonas, die üppige Artenvielfalt sowie die tropische Flora und Fauna sind in Gefahr.

Das Hochwasser von 2009 (©PSA)

Amazonien erlebte im Jahr 2005 die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. In Dürrezeiten gleichen reiche Flüsse wasserarmen Kanälen, die nur noch wenige Fische beheimaten. Es gibt zwar jedes Jahr eine Trockenzeit in der Amazonasregion, eine solch starke Dürre hingegen ist ungewöhnlich. Dürre und Überschwemmungen haben langfristig Folgen für die Landwirtschaft, sodass Ernten Schaden nehmen oder vernichtet werden. Das führt dazu, dass es der armen Bevölkerung an Grundnahrungsmitteln fehlt. Der tropische Regenwald Brasiliens, der sich in der Regel durch seine Feuerresistenz charakterisiert, wird immer trockener und schrumpft aufgrund der zunehmenden Brandherde. Die Klimaveränderungen, die Umweltverschmutzung und der Anstieg der sozialen Ungerechtigkeit stehen somit in enger Wechselwirkung zu einander. 15

Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Der Klimawandel ist das erste globale, von Menschen geschaffene, Geschehen. Es herrscht die Überzeugung der Industrieländer vor, mit allem fertig werden zu können. Der Klimawandel vergeht jedoch nicht einfach, er vertieft die bestehende globale Ungerechtigkeit weiter. Die Bevölkerungen in den am meisten betroffenen Ländern haben bislang am wenigsten zum Klimawandel beigetragen, während die größten Treibhausgaserzeuger am geringsten unter den Folgen zu leiden haben. Genau an diesem Punkt setzt das neue Bildungsprojekt des LAZ an, um Jugendlichen den Zusammenhang von Klima-/ Umweltschutz und Armutsbekämpfung aufzuzeigen. Mit Projekttagen in Schulen unterschiedlichen Typs sollen einerseits die Folgen des Klimawandels am Beispiel des Amazonasgebietes in Brasilien aufgezeigt und andererseits die Sensibilisierung des alltäglichen Verhaltens zum Schutz des Klimas, bereits im frühen Alter, gestärkt werden. Zur Verdeutlichung der Thematik zeigt das LAZ einen Kurzfilm, der von seiner Partnerorganisation Projeto Saúde e Alegria realisiert wurde. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung in Flussgemeinden im Bundesstaat Pará. Das Projekt erarbeitet zusammen mit den Schülern die ökologischen und sozialen Probleme, die sich aufgrund der Umweltzerstörung und des Klimawandels in der Amazonasregion entwickeln.

Der Kurzfilm zum Projekt

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Ziel des Projekts war es, das Bewusstsein der Jugendlichen für die Problematik zu festigen. Es wird deutlich gemacht, dass jeder Einzelne etwas an seinen Gewohnheiten ändern kann, um noch größere Folgen für Mensch, Wald und Tier zu verhindern. Anstatt ein ausländisches Produkt aus dem Supermarkt zu wählen, ist es ganz einfach im Gemüseladen von nebenan Erzeugnisse aus der Region einzukaufen. Kurze Strecken können mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden und auch bei längeren inländischen Reisen muss die Wahl nicht auf das Flugzeug fallen. Außerdem ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaschutz der Bezug von Ökostrom. Was jedoch die Wenigsten wissen, ist, dass die Viehzucht einen ausschlaggebenden Faktor für die globale Umweltverschmutzung darstellt. Die meisten Bäume im Amazonas fallen, um Platz für Weideland und Futteranbauflächen zu schaffen. Außerdem stoßen Rinder das Treibhausgas Methan aus. Das Gas entsteht bei der Verdauung der Tiere, was sie dann im Schnitt alle 40 Sekunden freisetzen. Das Methan heizt die Atmosphäre mehr als 20-mal so stark auf wie CO2. Es lohnt sich also den eigenen Fleischkonsum zu überdenken. Das LAZ denkt mit seinem neuen Bildungsprojekt über den Tag hinaus und schafft Bewusstsein bei den Jugendlichen für die Ungleichheit der Folgelasten der Umweltverschmutzung. Die klimatischen Veränderungen machen individuelles Handeln erforderlich, um das Voranschreiten der Armut in den Entwicklungsländern zu verhindern und die Existenz des Amazonas-Regenwaldes zu sichern.

Dieses Projekt wurde durchgeführt mit finanzieller Unterstützung des BMZ. Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich.

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Fortführung der Ausstellung „Die Eine Welt im Sucher“ Die Wanderausstellung „Die Eine Welt im Sucher“, welche 2009 erstellt wurde, konnte auch 2011 an weiteren Orten präsentiert werden. An dem EmilFischer-Gymnasium in Euskirchen und in der Hauptschule Much begeisterten sich die SchülerInnen für die ausgestellten Fotos. Außerdem war die Ausstellung im Foyer des Stadthauses Bonn zu sehen. Für die Ausstellung haben 240 Jugendliche aus den Ländern Mexiko, Peru, Brasilien, Chile und Deutschland ihre persönliche Lebenswelt mit Einwegkameras festgehalten. Ziel war ein interkultureller Austausch über die Grenzen der Kontinente hinweg, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Leben der Jugendlichen in verschiedenen Ländern auf der Welt zu zeigen.

Das Restaurant „La Taverna Latina“ in Godesberg unterstützte uns dabei und stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, der peruanische Koch und sein Helferteam standen uns ehrenamtlich zur Seite. Der Lateinamerikanische nungsabend

Begeg-

Beim mittlerweile traditionellen Lateinamerikanischen Begegnungsabend in der Internationalen Begegnungsstätte am 15. September 2011 sorgte der Freundeskreis für ein umfangreiches Angebot südamerikanischer Spezialitäten, Getränke und Cocktails.

Das Internationale und Interkulturelle Kultur- und Begegnungsfest Auch dieses Jahr fand das alljährliche Internationale und Interkulturelle Kulturund Begegnungsfest am 25. Juni 2011 in der Bonner Rheinaue statt. Das LAZ beteiligte sich mit einem Informationsstand. Leider hat das Wetter nicht mitgespielt, denn es war regnerisch und ungemütlich. Das abwechslungsreiche kulturelle Angebot konnte nur wenige BesucherInnen vor die Tür locken. Benefiz-Essen in der Taverna Latina Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums organisierte das LAZ am 04. Juli 2011 ein Benefiz-Essen zu lateinamerikanischen Klängen mit einem umfangreichen Buffet aus Speisen und Getränken. Unsere Gäste hatten die Gelegenheit einen netten Abend bei sommerlichen Temperaturen zu verbringen. Der Erlös war für die Jubiläumsveranstaltung bestimmt. Jahresbericht 2011

Das Büffet des Abends

Verschiedene Künstler untermalten den Abend musikalisch und tänzerisch: Daniel Cueto y su cajon peruano, Duo Mojarra, Piranhas-op-juck und Imillitay Danzas Latinoamericanas. Herzlichen Dank für die tolle Unterhaltung! In dieser lockeren Atmosphäre fand ein gelungener Austausch statt, in dem das LAZ anschaulich über die laufende Arbeit informierte und neue und alte Kontakte knüpfte und intensivierte.

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Fachgespräch im Haus an der Redoute Unter dem Titel „Klimaveränderungen – Lebensveränderungen? Ein Einblick in die Folgen des Klimawandels im brasilianischen Amazonasgebiet und seine globalen Zusammenhänge“ veranstaltete das LAZ gemeinsam mit dem Ibero-Club Bonn am 12. Oktober 2011 eine Podiumsdiskussion in Bonn-Bad Godesberg. Den Rahmen der Veranstaltung bildete das LAZ-Projekt zur Bewusstseinsbildung für den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Armutsbekämpfung. Für das Podium waren eingeladen: Stefan Rostock (Germanwatch e.V.), Birthe Hesebeck (OroVerde – Die Tropenwaldstiftung), Dr. Johannes Reidel (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) und Vera Behm (LAZ). Moderiert wurde die Veranstaltung von der brasilienerfahrenen Journalistin Astrid Prange de Oliveira.

Die ReferentInnen des Abends

Das Fachgespräch wurde durch einen Kurzfilm der brasilianischen Partnerorganisation Projeto Saúde e Alegria über den Klimawandel im Amazonasgebiet begleitet. In der anschließenden Diskussionsrunde gab es zahlreiche Fragen und Beiträge aus dem Publikum. Viele Aspekte wurden eingebracht wie die Informationsflut, der die VerbraucherInnen gegenüberstehen, die Unklarheiten bei 18

Umweltzertifikaten, die Bedeutung einer wachsenden Weltbevölkerung oder die verschiedenen Akteure im Bereich Klimaschutz. Es wurde deutlich, dass der Klimaschutz sich auf mehreren Ebenen etablieren muss, bei jedem Einzelnen, in der Zivilgesellschaft, bei Unternehmen und in staatlichen Institutionen.

Lateinamerikanische Weihnachtsfeier im Haus Mondial der Caritas Bonn Am 14. Dezember 2011 haben die Mitarbeiter und der Freundeskreis des LAZ zur alljährlichen Weihnachtsfeier ins Haus Mondial eingeladen. Neben weihnachtlicher Musik und lateinamerikanischen Rhythmen von Daniel Rodriguez wurde auch für kulinarische Köstlichkeiten gesorgt. Es gab chocolatada, paneton und Glühwein.

Musiker Daniel Rodriguez

Viele Gäste waren dem Einladungsaufruf gefolgt und hatten zu einem leckeren, vielfältigen Buffet beigetragen. Das neue Bildungsprojekt „2 Grad mehr – na und? Klimaschutz auf lokaler Ebene als Bestandteil der Armutsbekämpfung“ wurde dem Publikum vorgestellt.

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Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Wir verpflichten uns zu mehr Transparenz: Initiative Transparente Zivilgesellschaft Wer für das Gemeinwohl tätig wird, sollte der Gemeinschaft sagen: Was die Organisation tut, woher die Mittel stammen, wie sie verwendet werden und wer die Entscheidungsträger sind. Das Lateinamerika-Zentrum hat sich der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen. Unterzeichner der Initiative verpflichten sich freiwillig, zehn Informationen über ihre Organisation auf ihrer Website zu veröffentlichen. Dazu zählen unter anderem: die Satzung, die Namen der wesentlichen Entscheidungsträger sowie Angaben über Mittelherkunft, Mittelverwendung und Personalstruktur.

Ganz einfach spenden ohne selbst zu zahlen! Bei Online-Einkäufen Gutes tun: Unterstützen Sie das LAZ bei der Projektarbeit in Lateinamerika! Folgen Sie dem Link und wählen Sie das LAZ als begünstigte Organisation. Dann kann aus über 1.000 Online-Shops gewählt werden. So kann jeder ganz einfach und ohne zusätzliche Kosten die Menschen in Lateinamerika unterstützen: www.clicks4charity.net

Weiter Informationen erhalten Sie unter: http://www.lateinamerikazentrum.de/init transparentezivilges.html

Gewünschten Online-Shop auswählen:

http://www.transparency.de/InitiativeTransparente-Zivilg.1612.0.html

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Danke für Ihre Unterstützung! Unser Freundeskreis in Bonn Im vergangenen Jahr wurde das LAZ vielfältig von seinem Freundeskreis in Bonn unterstützt. Der LAZ-Freundeskreis besteht aus Ehrenamtlichen und trifft sich einmal im Monat. Er hilft uns vor allem bei Veranstaltungen und Events rund um Lateinamerika. Besonders beim „Internationalen und Interkulturellen Kultur- und Begegnungsfest“ in den Rheinauen und dem „Lateinamerikanischen Begegnungsabend“ bot uns der Freundeskreis tatkräftige Unterstützung und sicherte den Erfolg der Festlichkeiten.

Kicos – die erfrischende Unterstützung Wir danken an dieser Stelle besonders der Roisdorfer Mineralquellen GmbH für Ihre Unterstützung: Für jede verkaufte Flasche des leckeren Guaraná-Getränks Kicos geht 1 Cent an die Projekte des LateinamerikaZentrums.

LAZ-intern 2011 hatte das Lateinamerika-Zentrum 6 Teilzeitmitarbeiterinnen und wurde durch 7 Praktikantinnen unterstützt: Lea Kaftan, Inga Söllner, Ulrike Schoska, Melanie Bleil, Lisa Rometsch, Anna Balkenhol und Eliza Schumann. Kochaktion des Freundeskreises

Außerdem hat sich der Freundeskreis angeboten, die Verköstigung für das Jubiläumsfest des Vereins Salsa in Bonn (SiB) zu übernehmen. Es gab verschiedenes lateinamerikanisches Fingerfood. Ein krönender Abschluss der Freundeskreis-Aktivitäten war, wie schon im Jahr zuvor, die Spendendosen-Aktion. Gemeinsam wurden Dosen mit der Bitte um Spenden für das Projekt mit ALMA CAPAC in Peru beklebt und in Restaurants oder Geschäften aufgestellt. Die Einnahmen aus den FreundeskreisAktivitäten belaufen sich im Jahr 2011 folglich auf 2.358,65 €.

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Rechenschaftsbericht Das Lateinamerika-Zentrum ließ sich auch dieses Jahr seinen Jahresabschluss 2011 von der Solidaris Revisions-GmbH prüfen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist zu folgendem Ergebnis gekommen:

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Impressum

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Impressum

Herausgeber: Lateinamerika-Zentrum e.V. Dr. Werner-Schuster-Haus Kaiserstraße 201 53113 Bonn Telefon: 0228-210788; 0228-24256-84 Fax: 0228-241658 Internet: www.lateinamerikazentrum.de E-Mail: [email protected] Redaktion: Yvonne Burbach Fotos: Lateinamerika-Zentrum e.V.

Spendenkonto: Deutsche Bank Bonn Konto 038 80 25 00 BLZ 380 700 59

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