Willkommen Zuhause! Liebe Leserinnen und Leser, die Ursprünglichkeit des Landlebens in Baden-Württemberg steht im Fokus von Mein Ländle. Eindrucksvolle Landschaften, spannende Menschen, faszinierende Natur, überraschend lebendige Traditionen, herausragende Kulinarik, tolle Rezepte, außergewöhnliches Kräuterwissen, kompetente Gartentipps, wenig bekannte Wander- und Ausflugstipps und vieles mehr machen Mein Ländle zum Inspirations- und Impulsgeber für den Alltag und die Festtage. Authentizität, Wertigkeit, Nachhaltigkeit und Originalität sind die Pfeiler, die Mein Ländle zu einer liebens- und lesenswerten Zeitschrift baden-württembergischen Landlebens machen wollen. Folgen Sie uns in dieser Ausgabe in den Odenwald und entdecken Sie eine Landschaft, die grenzüberschreitend schön ist. Licht ist das Leitthema, dem sich gleich mehrere Beiträge widmen. Dafür haben wir das Lichtermuseum in Wettersdorf im Odenwald besucht, Martinibräuche angesehen, einem Kerzenzieher am Kaiserstuhl über die Schulter geschaut und Rübengeister für Sie gebastelt. Versuchen Sie es doch auch einmal. Das ist allemal origineller als die Halloween-Kürbisköpfe. Geradeso originell wie die finsteren Gesellen, die die Bischofsnikoläuse im Schwarzwald begleiten. Tauchen Sie ein in uralte Bräuche, die von jungen Leuten heute noch gelebt werden.

Mein Ländle ist etwas für Genießer. Wir haben für Sie ein Weihnachtsmenü mit baden-württembergischen Produkten gekocht, den Tisch festlich gedeckt und Top-Sommelière Natalie Lumpp hat auch noch erlesene Weine ausgewählt. Schließlich waren wir zu Besuch bei Karl und Verena Amann im Gasthaus Hirschen in Horn auf der Halbinsel Höri im Bodensee. Auch sie verraten uns zwei Rezepte. Und schließlich: Springerle – ein altes Gebäck, das früher sogar an Ostern hergestellt wurde. Wir waren beim Springerles-Kaiser und haben gleich auch noch ein garantiert funktionierendes Rezept für Sie. Winterwandern im Schwarzwald, das ist etwas ganz Besonderes für alle Sinne. Wir haben eine herrliche Route bei Menzenschwand für Sie ausgewählt. Wenn wir Ihnen mit Mein Ländle eine Freude bereiten können, dann wäre unser höchstes Ziel erreicht. Wir freuen uns über jede Art von Kritik und Anregung. Schreiben Sie uns: [email protected]. Es grüßt herzlich aus der Mitte des Ländles

Ihr Wulf Wager

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Odenwald

Bürstenbinder

46 Springerle

10

30

Weihnachtsbräuche

36

Weihnachtsmarkt Bad Wimpfen

100

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Kerzenwerkstatt

Inhalt Ausgabe 6 / 13 MeinLändle Der Odenwald...........................................10 Weihnachtliche Märkte im Odenwald.......17 Restauranttipp..........................................17 Rezepte mit Odenwälder Grünkern..........18 ThemenLändle: Licht Im Wettersdorfer Lichtermuseum...........20 Ein Besuch in der Kerzenwerkstatt..........22 Laternelaufen und andere Bräuche.........26 Rübengeister selbst schnitzen.................28 BackLändle Die traditionsreichen Springerle..............30 Rezept Springerle.....................................35

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BräucheLändle Weihnachtsbräuche im Schwarzwald......36 Der heilige Nikolaus.................................41 BastlerLändle Originelle Miniwelten................................42 Schwarzwälder Kuscheltorte...................92 SchafferLändle Vagabundenleben als Bürstenbinder.......46 KräuterLändle Die Hagebutte...........................................52 Rezepte mit Hagebutte.............................54 Der Weißdorn............................................56 Rezepte mit Weißdorn..............................58

WirtshausLändle Landgasthaus und Hotel Hirschen in Gaienhofen-Horn am Bodensee...........60 Rezept Gänsebraten „Hirschen-Art“........64 Rezept Ochsenfetzen................................66 GartenLändle: Mit Volker Kugel Kübelpflanzen einwintern........................68 NaturLändle Der Fuchs im Winter.................................70 WanderLändle Winterwanderung im Bernauer Hochtal................................76

DekoLändle Festlicher Weihnachtstisch......................80 Bastelanleitung Weihnachtsengel............81

ReiseLändle Mit dem Wohnmobil zum Altdeutschen Weihnachtsmarkt nach Bad Wimpfen....100

GenießerLändle Weihnachtsmenü ganz ohne Stress.........82 Die passenden Weine zum Menü..............87

BücherLändle Neues aus und für Baden-Württemberg.........................114

WeinLändle: Mit Natalie Lumpp Eine weihnachtlich weinhaltige Geschichte................................................88 MuseumsLändle Der Schneemannsammler.......................94

Immer dabei

Editorial................................................ 3 In dieser Ausgabe................................ 7 DenkerLändle...................................... 8 Großmutters ErfahrungsSchatz........ 51 Sell und Jenes..................................102 Herr Hämmerle�������������������������������107 Mein Ländle in Zahlen......................108 Marktplatz.........................................112 Äffle & Pferdle..................................115 Termine.............................................116 Impressum, Vorschau.......................122

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DenkerLändle

In dieser Winterfrühe wie ist mir doch zumut! O Morgenrot, ich glühe vor deinem Jugendblut. Es glüht der alte Felsen, und Wald und Burg zumal, berauschte Nebel wälzen sich jäh hinab ins Tal. Mit tatenfroher Eile erhebt sich Herz und Sinn, und flügelt goldne Pfeile durch alle Ferne hin. (…) Ach wohl! was aus mir singet, ist nur der Liebe Glück, die wirren Töne schlinget sie sanft in sich zurück. Eduard Mörike (1804–1875), deutscher Erzähler, Lyriker und Dichter

Winterstimmung am Hohenzollern, Foto: Fotolia /Jens Ottoson

MeinLändle

Odenwald

Der

Steinreich, urwüchsig und geschichtsträchtig

Im baden-württembergischen Teil des Odenwalds von Buchen bis Zwingenberg herrscht Abwechslung pur. Ganz egal wann, wie und wo man im Mittelgebirge unterwegs ist, es ist ein Erlebnis für alle Sinne.

Freilandmuseum Walldürn-Gottersdorf oder in der Grünkernmetropole Walldürn-Altheim zu besichtigen gibt. In Altheim findet sich die denkmalgeschützte Darrenstraße als Teil der Museumsstraße Odenwälder Bauernhaus. Ein kleines Museum gewährt einen Einblick in die regionale Spezialität, die sich heute wieder großer Beliebtheit erfreut. Inzwischen nutzen viele Köche das gedarrte Korn für süße und pikante Zubereitungen. Selbst feine Lebkuchen kann man daraus backen. Wer dem Grünkern mit dem Drahtesel auf die Spur kommen möchte, strampelt auf dem Grünkernradweg von Widdern nach Walldürn-Gottersdorf (46 km) oder hängt noch eine Schleife über Rosenberg, Boxberg und Hardheim an (zusätzlich 66 km).

Vom nackten Hintern und der Fasenacht Buchen, die „Bleckerstadt“, ist vor allem durch die Buchener Fasenacht bekannt. Eine Urkunde aus dem Jahr 1447 erlaubte es einst den Buchenern, öffentlich Umzug zu halten und sich an Tanz und Fasenachtsspiel zu ergötzen. So etwas lassen sich die Narren nicht zweimal sagen. Ab dem schmutzigen Donnerstag, wenn der Ausscheller die Fase­ nacht ausgerufen hat und am Abend

Ländliches Kulturgut in der denkmalgeschützten Darrenstraße im Walldürner Stadtteil Altheim

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ie wäre es mit einer Schifffahrt auf dem sich schlängeln­ den Neckar? Dem Besuch stolzer Burgen an der Burgenstraße? Einer Stippvisite im Heidelberger Schloss samt romantischer Altstadt? Einer Wallfahrt nach Walldürn? Dem Anblick der Heiligenbildstöcke und Mariensäulen des Madonnenländchens, der Kloster und Kirchen? Es locken der Limes, bunte Feste und lebhafte Märkte, liebevoll restauriertes Fachwerk, stille Gassen und viele ausgefallene Themenmuseen voller altertümlicher Schätze, historische Stadtführungen und der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald.

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Unreif geernteter Dinkel als Spezialität Der Grünkern gehört zum Odenwald wie die Römer und Ritter. Um das Jahr 1660 wurde er zufällig entdeckt. Seinerzeit zwangen Missernten durch verregnete Sommer zu einer verfrühten Dinkel­ernte. Anschließend trockneten und rösteten, also darrten die Bauern das noch grüne Korn in der Restwärme der Öfen. Fürs Brot war der Grünkern jedoch nicht geeignet, wohl aber als Suppeneinlage. Später trockneten sie das Korn in speziellen Darren, die es unter anderem im Odenwälder

Zwei Wahrzeichen Buchens: die 1754 errichtete Mariensäule (oben) und der Blecker am Fasenachtsbrunnen

das Fasenachtsspiel am Alten Rathaus folgt, sind sie auf den Beinen. Samstags Sitzung, sonntags der Gänsmarsch der Traditionsfiguren. Weiter geht es mit dem Rosen­montagsumzug. Die tollen Tage enden nach dem Frühschoppen und dem Kinderumzug am Dienstag mit einer bedrückenden Aktion: Um Mitternacht verbrennen die Buchener ihre Fasenacht am Alten Rathaus. Laut weinen die markantesten Gestalten, die kunterbunten Huddelbätze mit ihren Glöckchen, die Stadtkapelle setzt zum letzten Mal zum traditionellen Fasenachtslied „Kerl wach uff“ an. Wenn der Alltag wieder in die Odenwaldstadt einkehrt, lohnt sich ein Stadtspaziergang vorbei an der Mariensäule,

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Greifvögel mit über zwei Metern Spannweite sorgen bei der Deutschen Greifenwarte auf der Burg Guttenberg für Nervenkitzel.

Bei den Falknerstunden stehen die Tiere für ganz private Momente, quasi von Auge zu Auge, parat.

dem Stadtturm, dem Beginenklösterle und der Stadtkirche. Übrigens gibt es den Blecker, die Symbolfigur Buchens, an verschiedenen Stellen zu entdecken. Unter anderem streckt er am Fasenachtsbrunnen seinen nackten Hintern entgegen. Im Mittelalter diente der in Stein gehauene Kerl als Neidfigur, um von den Bewohnern böse Geister und Unheil abzuhalten.

nach Walldürn ziehen die zahlreichen Heiligenbildstöcke und Mariensäulen die Blicke auf sich. Jahr für Jahr strömen die Pilger vier Wochen lang, meist zu Fuß, aber auch mit dem Motorrad oder Fahrrad, in den geschmückten Wallfahrtsort mit seiner beeindruckenden Basilika. Start der Prozessionszeit ist der Sonntag nach Pfingsten. Die Walldürner Wallfahrt beruht auf der Schusseligkeit eines Priesters im Jahr 1330. Während der heiligen Handlung stieß er aus Versehen den Kelch um. Der Wein ergoss sich auf das Korporale, das Leinentüchlein. Blutig rot zeichnete sich darauf das Bild des Gekreuzigten ab. Erst kurz vor seinem Tod bekannte der Priester sein Geheimnis. Das Tuch hielt er bis dahin unter der Altarplatte verborgen. Während der Wallfahrtszeit sind die original Walldürner Schießerli, kleine weiße Lebkuchen mit Anis, sehr

Die Margaretenschlucht zwischen Neckargerach und Reichenbuch lockt mit Aussichten und Abenteuer.

Majestätisches Federvieh Kraftvoll, spektakulär und mit scharfem Blick fliegen die Adler und Geier der Deutschen Greifenwarte in ihrer Flugschau übers Neckartal und die Zinnen der Stauferburg Guttenberg, die um 1200 erbaut wurde. Mitunter kommen die beeindruckenden Tiere den Besuchern in den Zwingeranlagen ganz nah. Wem das Spektakel mit dem edlen Federvieh jedoch das Blut in den Adern stocken lässt, der kann den Burgaufenthalt für einen Ausblick nutzen, das Mittelalter bei einem Besuch im Burgmuseum erleben oder sich in der Burgschenke ein Rittermahl in ausgelassener Runde gönnen. Keine Bange, die Zeiten der wüsten Gelage in Haßmersheim sind längst vorbei. Für manierliche Tischsitten sorgen die amüsanten wie nachhaltigen Erziehungsmethoden von Ritter Uwe und seinem Gefolge.

Wallfahrt zum Heiligen Blut Walldürn ist vor allem durch die Wallfahrt zum Heiligen Blut und den Großen Blutfeiertag bekannt. Schon bei der Anreise durch das Madonnenländchen

Die Tropfsteingebilde in der Eberstadter Tropfsteinhöhle wachsen in 100 Jahren um einen Kubikzentimeter.

beliebt. Ursprünglich tauchte der Bäcker den Reisigbesen in die süße Masse und schoss den Teig so in den heißen Ofen ein. Heute sind die Leckerbissen genormt. Aber das mindert den interessanten Geschmack in keiner Weise.

Ab in die Wildnis In der Neckargeracher Margaretenschlucht wartet das Abenteuer. Es ist das faszinierende Reich des Waldes, des Wassers, der Farne und Feuersalamander. Wer sich zur wilden Naturexpedition aufmacht, wird mit Ausblicken ins Neckartal, Informationen über den Naturpark Neckartal-Odenwald und einer beeindruckenden Landschaft inmitten des Sandsteins belohnt. Zur eigenen Sicherheit ist gutes Schuhwerk wichtig, zudem sollte das Wetter mitspielen.

Bei Eis und Schnee ist die turbulente Schlucht allerdings unbegehbar.

Auf den Katzenbuckel Um den höchsten Berg im Odenwald zu erklimmen, muss man kein Bergsteiger sein. Der Katzenbuckel des ehemaligen Vulkans ragt mit seinen 626 Metern über NN in die Landschaft und ist zugleich Wandereldorado, Aussichtsplattform und geologisch-mineralogischer Lehrpfad. Auf dem Weg zum 18 Meter hohen Katzenbuckelturm aus Sandstein passiert man einen tiefgrünen See, die Info­tafeln des Kristallwegs sowie die Mattenschanzen der Skispringer des DSV-Stützpunkts. Übrigens widmet sich die Turmschenke Waldbrunn am Fuße des Katzenbuckels dem Grünkern und bereitet deftige wie süße Grünkern-

spezialitäten zu. Nur wenige Meter entfernt verwöhnt die romantisch und ruhig gelegene Katzenbuckel-Therme Waldbrunn Erholungssuchende. Und wer schon immer dem Geheimnis der Geobiologie auf die Spur kommen wollte und an Wünschelruten, Erdstrahlen und Wasseradern interessiert ist, nutzt den eigens angelegten Lehr- und Übungsgarten vor der Therme für erste Rutengänge.

Unterirdisches Naturdenkmal Zauberhaft wirkt die Eberstadter Tropfsteinhöhle, die als eine der schönsten Höhlen gilt und ihre Entdeckung einem Zufall zu verdanken hat. Nach Spreng­ arbeiten im Muschelkalksteinbruch klaffte 1971 plötzlich ein großer Spalt. Erste Erkundungen bestätigten, was die Besucher tief unter der Erde noch immer begeistert: imposante Tropfsteingebilde, die märchen­hafte Namen wie

authentischen Einrichtungsgegenstände und Steckbriefe der früheren Bewohner im Odenwälder Freilandmuseum in Walldürn-Gottersdorf. Dass diese Menschen nicht immer das große Los gezogen hatten, sich aber auf ihre Weise mit ihrem Schicksal arrangierten, bekunden die liebevoll wieder aufgebauten Gebäude, die vom ärmlichen Tagelöhnerhäuschen über die Ziegelei bis zum stattlichen Großbauern­hof reichen. Ehe man sich versieht, steckt man schon mitten im Leben anno dazumal. Steigt knarrende Stufen empor, duckt sich, steht auf Lehmstampfboden und bekommt eine ordentliche Prise vom Mief und den Alltagssorgen der nicht immer so guten alten Zeit mit.

„Salvete amici“ Obwohl die Römer schon längst abgezogen sind, schafft man es im Odenwald kaum, ihnen zu entkommen. Sie errichteten seinerzeit gleich zwei Limes­ linien im Odenwald. Die 2000 Jahre alte Geschichte der Römer ist spannend wie eh und je. Immer wieder tauchen rekon­ struierte Wachtürme, Grenzbefestigungen, Wälle, Mauern und römische Se­­­h­ enswürdigkeiten auf, die einen Besuch wert sind. Mit knapp 80 Kilometern Länge verläuft der Odenwald-­Limes von Wörth am Main bis nach Bad Wimpfen am Neckar. Besucher erkunden die Schätze per pedes, mit dem Rad oder

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im Odenwald

Im Römermuseum Osterburken am Welterbe Limes dreht sich alles um den Grenzwall, Mythen und Kultur.

Auto. In Osterburken, am UNESCOWelt­erbe Limes, ist das Römermuseum beheimatet. Römerspuren zeigen sich unter anderem auch in Walldürn (Römerbad), Buchen (Kleinkastell), Adelsheim (Limesmauer, Limeswall und Grundmauern von Wachtürmen) sowie in Schöntal (Grenzwall) und Michelstadt (Römerkastell, Römerbad, Wachturm). In diesem Sinne, „salvete amici“, was so viel heißt wie: „Seid gegrüßt, Freunde!“

Zeitreise in die ländliche Lebenswelt Anschauliche Geschichte und zu Herzen gehende Geschichten aus lang vergangenen Tagen erzählen die Bauwerke,

Der Odenwald ist zu allen Jahreszeiten eine Reise wert und bedient dabei ganz selbstverständlich die unterschiedlichen Ansprüche von abenteuerlich bis roman­ tisch für Jung und Alt. Nur eines sollte man immer im Gepäck dabei­haben: ausreichend Zeit! Ihn an nur einem Tag oder einem Wochen­ende zu erobern, ist ein schier unmögliches Unterfangen. Zu verschieden sind die Attraktionen. Zu abwechslungsreich die Städte und Gemeinden. Zu fesselnd Geschichte, Kultur und Natur. Und zu gastfreundlich die Odenwälder. Egal was man erlebt, es ist immer nur ein kleiner Vorgeschmack, ein Puzzlestück eines großen Ganzen, eben des Odenwaldes, der sich auch über Teile Hessens und Bayerns erstreckt. Vielleicht sollte man es wie die futternde Maus im Grünkern halten: immer langsam voranarbeiten und den Moment genießen. Wie wäre es mit dem Besuch eines weihnachtlichen Marktes als erstes Ziel? Text: Sabine Ries, Fotos: Simone Mathias (11), Sabine Ries (2), Alexander Linke (1), Fotolia (1)

November 2.11. Mittelaltermarkt und Kunst­ handwerk in Mosbach 24.11. Krippenausstellung Walldürn-Rippberg 29.11. Altdeutscher Weihnachtsmarkt Bad Wimpfen (bis 1.12.) 29.11. Weihnachtliches Dorffest Waldbrunn (bis 1.12.)

Dezember 1.12. Adventskonzert der Dilsberger Kantorei in Dilsberg 1.12. Adventszauber Schwarzach 1.12. Weihnachtsmarkt Schönbrunn-Moosbrunn 5.12. Weihnachtsmarkt Buchen (bis 8.12.) 6.12. Altdeutscher Weihnachtsmarkt Bad Wimpfen (bis 8.12.)

Übrigens schmeckt der Odenwald auch vorzüglich und setzt auf das regionale Angebot. Leckereien von Wild, Bärlauch, Kartoffeln und Grünkern sind den Odenwälder Köchen deshalb nicht fern. Wenn die Küchenkünstler ihr kulinarisches Verwöhnprogramm mit ausgezeichneten Destillaten, edlen Tropfen, Apfelspezialitäten, feinen Weinen und süßen Träumen anreichern, läuft einem schon beim Gedanken das Wasser im Mund zusammen.

Geschichte zum Greifen nah – konservierte Baureste des römischen Kastells in Osterburken

„die Weiße Frau von Eberstadt“, „Elefanten­rüssel“ oder „Haifischrachen“ tragen. Für ergänzendes Wissen sorgen neben der Höhlenführung der geologische Lehrpfad sowie die Höhlenwelten beim romantisch gelegenen See. Praktisch ist der Tipp, dass bauliche Details an Fundamenten, Fensterstürzen und Treppen zeigen, auf welchem Gestein man sich gerade befindet: Granit und Sandstein wie beim Heidelberger Schloss oder roter Sandstein wie im Hohen Odenwald.

Märkte Weihnachtliche

6.12. „Weihnachten am Fluss“ in Neckargemünd (bis 8.12.) 7.12. Weihnachtsmarkt in Osterburken (bis 8.12.) 7.12. Dilsberger Weihnachtsmeile (bis 8.12.) 7.12. Mittelalterliches Weihnachtsdorf Adventon in Osterburken (bis 8.12.) 13.12. Altdeutscher Weihnachtsmarkt Bad Wimpfen (bis 15.12.) 13.12. Weihnachtsmarkt (bis 15.12.) 14.12. Weihnachtsmarkt Walldürn-Altheim 14.12. Mittelalterliches Weihnachtsdorf Adventon in Osterburken (bis 15.12.) 14.12. Weihnachtsmarkt in Mudau (bis 15.12.) 21.12. Waldweihnacht in Wilhelmsfeld 21.12. Mosbacher Weihnachtszauber

Restauranttipp Wirtschaft zum Krabbenstein Inhaber: Ewald Böhle Obere Badstr. 13 69412 Eberbach Telefon: 06271 7377 Das älteste und gutbürgerliche Wirtshaus mitten in der historischen Altstadt von Eberbach am Neckar ist nicht zu verfehlen. Um es zu finden, genügt das Wissen um seine farbenprächtige Fassade mit den Sgraffito-Malereien, einer speziellen Stucktechnik. Sie zeigen an der Frontseite die Eberbacher Berufe. Die frisch zubereiteten und reichhaltigen Speisen schmecken in dem gemütlichen Ambiente der Gaststube mit dem Kachelofen besonders gut. Sommers öffnet hinter dem Haus der Biergarten. Bis zum Neckar sind es nur wenige Gehminuten. Ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die Stadt, die den Zweitnamen „Herz des Neckartals“ trägt, lohnt schon wegen der vier Stadttürme, Gassen und historischen Gebäude.

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KräuterLändle

Ein

Männlein

steht im Walde …

Heckenrose – Hagebutte – Rosa canina Familie der Rosengewächse – Rosaceae Im Spätsommer reifen aus den Blüten­ böden der Heckenrose Scheinfrüchtchen, die Hagebutten. Diese sind sehr vitaminreich und verbergen in ihrem Inneren steinharte Nüsschen („Kernle“), umgeben von „Juckpulver“, das wir aus der Kinderzeit kennen. Erkennungsmerkmale: typische Rosenblätter, zartrosa Blüten, fünf Blütenblätter, nie gefüllt, rote Früchte (Hagebutten) Standort: als Heckenstrauch zusammen mit Schlehe, Weißdorn, Blutrotem Hartriegel, Hasel u. a., als einzelner Strauch meist an mageren Hängen und Böschungen Inhaltsstoffe (Auszug): reichlich Vitamin C (300–3000 mg/100 g Frucht),

Vitamine A, B, E, K, Anthocyane, Carotinoide, Mineralstoffe, ätherische Öle, Lecithin, Vanillin, Fruchtsäuren Wirkung: entzündungshemmend, schmerzlindernd, antioxidativ, Abnahme der Morgensteifigkeit, verbesserte Hüftund Kniegelenksbeweglichkeit Indikation: zur Stärkung der körper­eigenen Abwehrkraft, stoffwechsel­fördernd, durchspülend; der vanilleartig duftende Samen soll mild harntreibend wirken Nebenwirkungen: keine bekannt Sammeln und Aufbewahren: Blütenblätter an einem sonnigen Tag sammeln und frisch verwenden, in offener Schale oder

einem Körbchen trocknen für Tee; Früchte sind Ende September reif, für Mus, Wein oder Likör Früchte frisch verwenden Verwendung: Blätter, Blüten, Früchte für Getränke, Gelee, Nachspeisen, Gebäck, Mus oder Wein, Blätter von Wein- oder Apfelrose für Tee. Tipp: unbedingt einmal das Kernlesmehl (aus der ganzen Frucht) ausprobieren, zum Beispiel in Honig, Kefir, Joghurt oder Salatsoße

Text: Birgit Dirschka, Fotos: Fotolia (3), Birgit Dirschka (2), Michaela Walz (2)

Die Hagebutte – Vitaminbombe für kalte Tage

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enn es Winter wird, beginnt die Zeit des Backens und Kochens. Es ist aber auch die Zeit, in der es besonders wichtig ist, den Körper mit all den Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen, die er braucht. Unsere Vorfahren bedienten sich dabei der Natur, sie waren mit der Volksheilkunde mehr vertraut, als wir es sind. Denn anders als heute gab es damals nicht an jeder Ecke eine Apotheke, in der man sich mit Vitaminpillen versorgen konnte. Die schwäbischen und badischen Großmütter kannten ein ganz besonderes Mittel, mit dem sie gut durch den Winter kamen – ohne viel Wissenschaft und Technik: die Heckenrose, die sich vielseitig verwenden lässt.

Standort – rund 1000 Milligramm in 100 Gramm Frucht bereithält. Etwas Wirkungsvolleres kann man im Winter kaum zu sich nehmen.

hielt den Körper schön warm, wenn es draußen frostig war oder schneite. Auf dem mit Holz beheizten Ofen stand eine Kanne mit diesem Tee parat und wenn die erste Kanne geleert war, wurde mit denselben Kernen noch einmal Tee zubereitet. Das Ganze wiederholte man bis zu fünfmal, vielleicht kam deswegen die Bezeichnung „Schwobatee“ auf. Und wenn neue Kerne dazukamen, blieben die alten in der Kanne. Das ist sinnvoll, da die Kieselsäure (Silicium), die in den Kernen sitzt, erst nach etwa 25 Minuten im heißen Wasser gelöst wird. Und die Vanillestoffe, die ebenfalls in den Kernen

Zur inneren und äußeren Anwendung

Hagebuttenkerne bilden die Grundlage für einen leckeren Tee. Leuchtende Boten des Herbstes

Geheimtipp: Kernlestee Es lohnt sich auch heute noch, die „Mutter aller Rosen“ für das Wohlbefinden einzusetzen. Zum Beispiel mit einem Kernlestee, einem sehr wertvollen, vitaminreichen Getränk! Früher wurde dieser Tee aus den Kernen der Hagebutte – mit Apfelschalen, Zimtstangen, Nelken oder anderen Kostbarkeiten gewürzt – gern über den Winter getrunken. Das

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stecken, kommen erst nach dem zweiten oder dritten Aufbereiten so richtig zur Geltung.

Reich an Vitamin C Keine eingeführte Südfrucht kann uns so viel Vitamin C liefern wie unsere heimische Hagebutte, die – je nach

Bekannte Gesundheitsfirmen nutzen die Kerne der Frucht heute, um kostbares Wildrosenöl herzustellen, und in der Medizin nutzt man das Hagebuttenkernmehl bei Arthrose und als Radikalfänger (Zellschutz). Die Hagebutte sollte also ganz oben auf der „Hitliste“ der Wildfrüchte stehen und zurück in unser Bewusstsein und in unsere Küchen wandern. Deshalb am besten bald einen kleinen Spaziergang in die Natur unternehmen, ein paar Früchte sammeln und diese zu Mus, Tee, Marmelade, Essig, Wein, Sirup, Gelee oder „Spitzbuebe“ verarbeiten. Und viele weitere interessante Rezepturen ausprobieren, mit dem Männlein, das immer noch still und stumm im Walde steht …

Rezepte Kernlestee

Spitzbuebe

1.

Alle Zutaten auf dem Nudelbrett so lange fein hacken, bis sich die Masse zusammenballt und ein leichter Teig entsteht. 1 Stunde kalt stellen.

mit Hagebutte

2.

Danach messerrückendick (4 – 5 Zentimeter Durchmesser) auswellen und mit runden Formen ausstechen. Aus der Hälfte der Plätzchen mit dem Fingerhut drei runde Löchlein oder ein größeres Loch in der Mitte ausstechen.

Ein idealer Haustee und zur Vorbeugung in Erkältungszeiten

3.

Plätzchen und Ringe auf getrennten Blechen etwa 10 Minuten hell backen (200 Grad). Achtung, besonders die Ringe verbrennen sehr leicht!

4.

Zutaten:

Nach dem Erkalten die Plätzchen mit Hagebuttenmarmelade bestreichen und die Ringe darauflegen. Zuletzt kann man sie mit Puderzucker bestreuen oder mit Vanilleoder Zitronenglasur bestreichen.

2 EL Hagebuttenkerne Nach Belieben zum Würzen Apfel, Ingwer, Zimt, Nelken, Orange zum Süßen Birnensaft oder Honig

Zutaten: 250 g Butter 200 g Rosenblüten-Zucker 400 g weißes Dinkelmehl, dreimal gesiebt 125 g abgezogene, geriebene Mandeln etwas selbst gemachten Vanillezucker (Vanilleschoten schneiden und in Zucker einlegen – am besten schon im Frühjahr) Zum Bestreichen: etwas Hagebuttenmarmelade etwas Puderzucker zum Bestäuben oder Vanille- oder Zitronenglasur

Text: Birgit Dirschka, Fotos: Fotolia (6), Birgit Dirschka (1)

Hagebuttenkerne in kaltem Wasser 20 Minuten einweichen, danach sprudelnd aufkochen, auf der heißen Herdplatte belassen und bei kleinster Temperatur 30 bis 40 Minuten heiß ziehen lassen. Den Tee kann man mit Apfel, Ingwer, Zimt und Nelke würzen. Eine Bio-Orangen­scheibe in den letzten 10 Minuten Zubereitungszeit zugeben, zum Süßen Birnendirektsaft oder Honig nehmen. Ein toller Tee auch für den Kindergarten!

Hägegeistle Zutaten: 500 g Hagebutten 2 Liter Korn, Wodka oder Kirschwasser (38 %) 100 g Krümmelkandis 1 Sternanis 1 Bio-Orange 1 kleine Zimtstange 1 Handvoll Duftrosenblätter, nicht gespritzt

Hagebuttenmarmelade Wer die Hagebutten selbst sammelt, muss die Kerne von den Früchten entfernen (und kann diese zum Beispiel für Kernlestee trocknen). Die Früchte dann mit wenig Wasser in 10 Minuten weich kochen. Anschließend durch ein Haarsieb streichen und das Mark zu einem Kilo abwiegen. Mit 1 Kilogramm feinstem Zucker mischen, ein Schnapsglas Hägengeist, Hagebuttenwein oder -likör dazugeben und die Masse eine Nacht im kühlen Keller durchziehen lassen. Am nächsten Tag zur Marmelade einkochen und in heiße Gläschen abfüllen. Nach dem Erkalten verschließen.

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Zutaten: 1 kg Hagebuttenmark  kg echter feiner Rohrzucker 1 1 Schnapsglas Hägengeist, Hagebuttenwein oder -likör

Die Hagebutten, am besten nach dem ersten Frost gesammelt, waschen, säubern und quetschen und anschließend in Korn, Wodka oder Kirschwasser ansetzen. 14 Tage an einem warmen Ort ziehen lassen. Krümmelkandis in ¼ Liter Wasser auflösen und nach dem Erkalten zum Alkohol geben – Sternanis, die Schale der Bio-Orange und die Zimtstange hin­ zufügen und nochmals 2 Wochen ziehen lassen. Danach abseihen, in Fläschchen füllen und dem Getränk nochmals 2 bis  4 Wochen Ruhe gönnen. Auf Ihr Wohl!

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