Erfahrungsbericht. Ein Auslandssemester in Malaysia

Erfahrungsbericht „Ein Auslandssemester in Malaysia“ Name: Irina Freye E-Mail-Adresse: [email protected] Heimatort: Stuttgart Austaus...
Author: Susanne Wetzel
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Erfahrungsbericht „Ein Auslandssemester in Malaysia“

Name:

Irina Freye

E-Mail-Adresse:

[email protected]

Heimatort:

Stuttgart

Austauschuniversität:

Universiti Teknologi MARA (UiTM)

Austauschort:

Shah Alam, Malaysia

Austauschzeitraum:

September 2014 bis Januar 2015

Vorbereitung Im Februar/März habe ich mich um einen Austauschplatz an der Partneruniversität in Malaysia beworben. Nach ein paar Wochen habe ich dann eine positive Rückmeldung von der HFT bekommen, dass diese meine Bewerbung unterstützt und meine Unterlagen nach Malaysia weiterleitet. Die endgültige Zusage von der UiTM habe ich dann allerdings erst Ende Juni erhalten. Mir wurde aber schon im Vorfeld positive Rückmeldung von Seiten der HFT gegeben, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach eine Zusage bekomme. Ich habe dann einfach mit der Planung und Organisation begonnen, obwohl immer noch keine Zusage da war. Zunächst habe ich die ganzen erforderlichen Unterlagen für die Hochschule organisiert (Urlaubssemester beantragen, Bewerbung für ein Stipendium, Kurse wählen, Learning Agreement ausfüllen, etc.). Es war mir leider nicht möglich das aktuelle Kursangebot auf der Homepage der UiTM zu finden, deshalb habe ich meine Kurse auf Grundlage der Kursangebote des Vorjahres gewählt. Mit der Bewerbung für ein Stipendium habe ich noch gewartet weil die Zusage der Uni in Malaysia abwarten wollte. Dabei habe ich leider die einige Fristen verpasst, z.B. die für das Baden-Württemberg Stipendium.

Kleiner Tipp: So schnell wie möglich für alle angebotenen Stipendien bewerben, auch wenn noch keine Zusage vorliegt oder sogar zwei Bewerbungen laufen.

Des Weiteren musste ich das Auslands-Bafög beantragen, eine Nachmieter für meine Wohnung

suchen,

Informationen

zu

Visabestimmungen

und

benötigte

Impfungen

recherchieren, Auslandsreiseversicherung abschließen, Flüge buchen etc. Die Planung und Organisation des Auslandsaufenthaltes neben dem aktuellen Semester hat viel Zeit und Mühe gekostet. Ich habe außerdem immer wieder versucht Informationen zu dem aktuellen Stand der Bewerbung heraus zu bekommen. Die Zusagen für den Platz im Internationalen Studentenwohnheim habe ich erst kurz vor der Abreise per E-Mail erhalten.

Nützliche Infos: Auch wenn die Zusage und auch sonst Antworten erst recht spät kommen, so ist es doch hilfreich sich vorher schon mit dem „Office of International Affairs“ (OIA), UiTM in Verbindung zu setzen. Ein Visum muss vorher nicht beantragt werden, da man bei der ersten Einreise ein Touristen-Visum erhält, welches drei Monate gültig ist. Das Studenten-Visum wird dann direkt im „Office of International Affairs“ beantragt. Allerdings muss hierfür der Reisepass abgegeben werden, was ärgerlich ist, da man in der Zeit nicht mit dem Flugzeug und außerhalb des Landes Reisen kann. Allerdings dauert die Bearbeitung nur halb so lag, wenn man sagt, dass eine Reise schon fest geplant ist. Einfach wieder oft nachfragen.

Studieren an der UiTM Das OIA organisiert einen Abholservice von Montag bis Freitag vor 17 Uhr vom Flughafen oder Kuala Lumpur bis zum Wohnheim. Das Büro ist bis ca. 17 Uhr geöffnet, sodass man direkt die Schlüssel bekommt und einziehen kann. Bei der Eröffnungsveranstaltung mit allen Internationals werden die ersten Informationen vermittelt und es findet eine Campus Begehung statt. Die Bachelorstudenten der Business Fakultät studieren am Campus in Puncak Alam, welcher ca 1h 15min mit dem Bus entfernt ist. Das OIA bietet allen Studenten vor Ort Zimmer an, die wesentlich günstiger sind als im Wohnheim in Shah Alam. Allerdings gibt es dort keine richtigen Einkaufsmöglichkeiten und auch sonst keine Geschäfte. Der Campus in Puncak Alam ist ganz neu gebaut, weshalb es noch keine Infrastruktur in der näheren Umgebung

gibt.

Wohnheim

in

Ich

bin

Shah

im Alam

geblieben und habe die Busfahrt in Kauf genommen. Da die Fakultät erst ganz frisch an den neuen Campus gezogen ist und viele Stellen und Verantwortlichkeiten neu

verteilt

Organisation

wurden,

war

an

Business

der

die

Fakultät noch sehr unstrukturiert. Die UiTM arbeitet wie auch die HFT mit einem Online Portal für die Studenten (Student Portal), in dem alle Vorlesungsunterlagen zu finden sind. Da hierüber auch die Anmeldung für die Prüfungen erfolgt ist es wichtig, dass der Zugang wirklich funktioniert. Dies war bei mir und einigen anderen Studenten leider nicht der Fall und wir mussten oft an den verschiedenen Stellen nachhaken bis der Zugang dann letztendlich funktioniert hat. Unsere Stundenpläne haben wir Bachelor Studenten leider erst so spät bekommen, dass wir die erste Vorlesungswoche verpasst haben.

Nützliche Infos: Wer schon weiß welche Kurse er belegen möchte, findet die Zeiten und Orte folgendermaßen: Bei Google einfach „course schedule uitm“ eingeben, dann gelangt man auf

folgende

Seite:

http://icress.uitm.edu.my/jadual/jadual.htm.

Hier

einfach

die

entsprechende Fakultät auswählen und mit dem Klick auf die Kurse findet man Zeiten und Räumlichkeiten der Kurse und kann sich so einen eigenen Vorlesungsplan erstellen.

Ich habe bei meiner Kurswahl darauf geachtet, dass die Kurse gebündelt an gleichen Tagen stattfinden, um die Vorlesungstage so gering wie möglich zu halten. Die folgenden Kurse habe ich belegt: HRM645

Change and Organizational Development

HRM549

Human Resource Development

HRM544

Performance Management

ENT530

Principles of Entrepreneurship

Im Kurs ENT bestand die Prüfungsleistung aus zwei Hausarbeiten und die Prüfung am Ende des Semesters. In den HRM Kursen waren es zwei Tests, eine Gruppen-Präsentation, eine Hausarbeit und die Prüfung am Ende des Semesters. Allerdings hatte ich den Eindruck dass bei den Prüfungsleistungen eher Wert auf Quantität als auf Qualität gelegt wurde. Nichtdestotrotz war der Arbeitsaufwand somit während des gesamten Semesters recht hoch. Feedback zu den abgegebenen/erbrachten Leistungen habe ich leider auch nach mehlmaligem Nachfragen nur vereinzelt erhalten. Oftmals sind Vorlesungen ausgefallen oder wurden verschoben und haben sich dann bei mir mit anderen Vorlesungen überschnitten. Professoren

Allerdings trotz

sind

mir

die

Anwesenheitspflicht

immer entgegen gekommen wenn ich einmal nicht an der Vorlesung teilnehmen konnte.

Ich

wurde

von

meinen

Kommilitonen zunächst sehr schüchtern aber

sehr

freundlich

begrüßt

und

aufgenommen. Es ist mir in den ersten Wochen immer wieder passiert, dass mich fremde Studenten auf dem Campus angesprochen und um ein Foto mit ihnen gebeten haben. Ich war überrascht darüber wie viele der Studenten dort noch nie einen Europäer oder Ausländer allgemein gesehen haben. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen die mir begegnet sind, hat mich tief beeindruckt und ich habe mich sehr willkommen und geschätzt gefühlt.

Kleiner Tipp: Die Vorlesung Principles of Entrepreneurship bei Prof. Madya Dr. Fauziah Pawan kann ich wärmstens weiterempfehlen. Sie ist eine tolle Persönlichkeit und hat mich sehr inspiriert.

Leben in Shah Alam Trotz der langen Busfahrt habe ich es nicht bereut mich für das Studentenwohnheim in Shah Alam entschieden zu haben. Der Großteil der Austauschstudenten ist ebenfalls hier geblieben und so waren gemeinsame Unternehmungen und Ausflüge gut möglich. Diese haben wir selber organisiert denn im Vergleich zu dem Angebot der HFT für Austauschstudenten wurden kaum Unternehmungen von Seiten der UiTM angeboten. Die Apartments im Wohnheim werden zu dritt bewohnt, wobei es ein großes Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer und zwei kleinere Schlafräume gibt, die sich ein Badezimmer teilen. Die Zimmer

sind mit Bett, Schrank, Schreibtisch, Regal und auf Wunsch auch mit

Klimaanlage (kostet aber extra) ausgestattet. Der große Wohnraum verfügt über eine Küchenzeile, einen großen Tisch und mehreren Sofas.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die

kalte Dusche. Zwar ist es in Malaysia mit 35 bis 40 Grad sehr heiß, aber mich hat es morgens um 6:30 Uhr doch einige Überwindung gekostet kalt zu duschen. In dem Studentenwohnheim wohnen Männer und Frauen auf separaten Etagen und offiziell ist es nicht gestattet sich auf dem anderen Stockwerk aufzuhalten. Ich habe aber nicht mitbekommen, dass kontrolliert wurde und natürlich haben wir Studenten uns untereinander immer in einem der Apartments getroffen. Für das Zimmer zahlt man je nach Größe 100 bis 150€ und zusätzlich für Wasser und Strom ca. 15-20€ extra. In der näheren Umgebung des Wohnheims gibt es viele Restaurants und kleine Minimärkte zum einkaufen. Ein kleiner Supermarkt, Copyshop und eine Wäscherei sind direkt auf dem Gelände im nächsten Wohnblock. Ein großer Supermarkt (Giant) ist in ca. 20 min fußläufig erreichbar.

Die

verschiedenen

Bushaltestellen

sind

ebenfalls zu Fuß erreichbar. Zu der KTM Station Padang Jawa (vergleichbar mit S-Bahnen in Deutschland) läuft man 30 min. Hier bittet sich an, ein Taxi zu bestellen, welches ca. 1-2€ kostet. Von der Station aus kann man mit dem KTM in 20 Minuten nach Kuala Lumpur fahren. Alternativ fahren Busse oder man kann sich auch ein Taxi nehmen (gerade wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist).

Kleiner Tipp: Es macht auf jeden Fall Sinn sich die kostenlose App „MyTeksi“ für Malaysia auf das Handy zu installieren.

Shah Alam ist eine sehr traditionelle Stadt in der fast nur Muslims leben. So kann es passieren, dass man als Europäer teilweise angestarrt wird, gerade wenn man zu leicht bekleidet herum läuft. In Kuala Lumpur hingegen sind viele Touristen unterwegs, unter denen man gar nicht weiter auffällt. Im Gegensatz zu Shah Alam gibt es hier Bars, Kinos und Clubs. Kuala Lumpur verfügt über ein sehr gutes Bahn- und Busliniennetz und es gibt zwei

Flughäfen.

innerhalb

von

Für

Malaysia

Reisen oder

in

umliegende Länder gibt es viele Billigairlines bei denen man auch kurzfristig noch sehr gute Flugpreise bekommt

(Malindoair,

Tigerair,

Airasia). Innerhalb von Malaysia fahren auch sehr viele Fernbusse. Hier würde ich allerdings nicht empfehlen den ganz billigen buchen, denn dann sind es wirklich alte, unbequeme und stinkende Busse. Es gibt für die Busse und Bahnen in Kuala Lumpur und Shah Alam sogenannte „TouchNGo“ Karten, die aufgeladen wird und beim Einsteigen entwertet wird. Diese bietet sich besonders an wenn ihr mehrmals in der Woche nach Puncak Alam fahren müsst, denn die Busfahrer geben kein Wechselgeld heraus. Wenn ihr in Malaysia ankommt macht es auf jeden Fall Sinn, euch eine SIM Karte vor Ort zu kaufen. Ich habe den Anbieter „U Monile“ genutzt und für Internet, Telefonie und SMS umgerechnet unter 10€ gezahlt. Wir haben uns im Wohnheim das W-LAN mit unserer Nachbarin geteilt und ihr jeden Monat 12€ dafür gezahlt. Ansonsten gibt es im Wohnheim auch PC Räume bei denen man allerdings ein Verbindungskabel benötigt um das Internet nutzen zu können.

Reisen in Malaysia Ich kann Malaysia auch als Urlaubsziel nur empfehlen. Es gibt an der Küste viele schöne kleine Inseln, die einen oder mehrere Besuche wert sind. Diese sind glücklicherweise noch nicht so von Touristen überlaufen wie beispielsweise Thailand. Dafür sind gerade in den

günstigeren Unterkünften die Standards aber auch nicht mit denen in Europa vergleichbar (z.B. kaltes Wasser). Es gibt auch tolle Reiseziele im Landesinneren wie Cameron Highlands oder der Taman Negara National Park. Auch der Ostteil Malaysias an der Grenze von Indonesien soll wunderschön sein. Allerdings war während der Zeit meines Aufenthaltes das Wetter nicht so gut, sodass ich diesen Teil leider nicht bereist habe. Malaysia ist aufgrund der günstigen Lage ein guter Ausgangspunkt, um noch andere asiatische Länder zu bereisen.

Streetart an Häuserwänden in Georgetown, Penang

Persönliches Fazit Ich bin unglaublich froh, dass ich die Chance ein Semester in Malaysia zu studieren, genutzt habe. Es ist nicht immer einfach gewesen und ich bin gerade am Anfang aufgrund der fehlenden oder chaotischen Organisation an meine Grenzen gestoßen. Auch während des Semesters ist mir immer wieder bewusst geworden, wie fremd man sich in einem Land mit einer so unterschiedlichen Kultur fühlen kann. Aber die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Malaien haben mich tief beeindruckt und mir oft ein Gefühl von Zugehörigkeit gegeben. Und so konnte ich den anfänglichen Kulturschock (der leider nicht ausbleibt) überwinden, habe wunderbare Menschen kennen gelernt und konnte viel über Land, Leute, Kultur und Religion lernen.

Ich bin sehr dankbar für diese Zeit und möchte mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben, besonders meinen Freunden und meiner Familie. Der Knödler-Decker-Stiftung möchte ich herzlich für die finanzielle Unterstützung danken.

Oben: Malaysisches Hochzeitspaar mit der Familie meiner Kommilitonin Unten: Sonnenuntergang auf der Insel Perhentian Island