Auslandssemester Erfahrungsbericht im SS 16 an der

NHTV University of Applied Science Mgr. Hopmansstraat 1, 4817 JT Breda, die Niederlande

Hiermit erkläre ich mein Einverständnis über die Weitergabe des Erfahrungsberichts in anonymisierter Form zum Download von der FK 14 – Homepage.

Inhaltsverzeichnis 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6

TIPPS FÜR DIE VORBEREITUNG

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ANREISE FINANZIERUNG VERSICHERUNG SPRACHVORBEREITUNGEN GEPÄCK UNTERKUNFT

2 2 3 3 3 3

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INFORMATIONEN ZUR STADT/LAND

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VOR ORT

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3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6

WOHNUNGSSUCHE UND UNTERKUNFT TELEFON ANMELDUNG UND REGISTRIERUNG VERKEHRSMITTEL FREIZEIT- UND EINKAUFSMÖGLICHKEITEN DIE UNIVERSITÄT

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FAZIT

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BILDER

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1 Tipps für die Vorbereitung 1.1 Anreise In der Präsentation über das Auslandssemester an der Hochschule werden die formellen Abläufe genau erläutert. Wie genau alles abläuft und was genau zu beachten ist, erfährt man hier. Um bei den Unterlagen nichts falsch zu machen, lohnt es sich die Veranstaltung auch schon in einem früheren Semester zu besuchen. Das Erasmus Auslandssemester erfordert eine Menge exakt ausgefüllter und unterschriebener Dokumente sowie eine dauernde Korrespondenz mit der sendenden und der empfangenden Universität. Auf dem Weg in die Niederlande gibt es zwei wesentliche Anreisewege; den Zug oder das Flugzeug. Der schnellste und komfortabelste Weg mag mit Sicherheit das Flug sein. Allerdings ist es nicht möglich direkt von München nach Breda zu fliegen. Der nächstgelegene Flughafen ist ‚Eindhoven’. Von hier aus nimmt man den Bus direkt nach ‚Eindhoven Centraal’. Von dort geht es in ca. 45 min mit dem Zug nach ‚Breda Centraal’, dem Hauptbahnhof in Breda. Es kann natürlich auch der Flughafen Amsterdam Schipol angeflogen werden. Es gibt in allen Zügen Wifi, das heißt man kann schnell alle weiteren Verbindungen einsehen. Die holländische App 9292 hat mir dabei sehr geholfen. Sie zeigt nicht nur an, wie ich am besten ankomme, sondern zeigt mir auch gleich die entsprechenden Kosten für meine Reise an. Ich habe mich bei meiner Anreise für den Zug entschieden, da mein Gepäck schwer war und ich kein Übergepäck bei irgendeiner Airline zahlen wollte. Wer bei der Die Deutsche Bahn AG ein Ticket online, mit dem Sparpreisfinder, bucht, sollte seine Endadresse soweit wie möglich am neuen Zuhause wählen. Das Ticket kostet beispielsweise von München nach Breda genauso viel, wie von Breda nach Amsterdam. Alle solche Nachtzüge fahren nämlich über Amsterdam. Außerdem sollte ein Sitzplatz ausgewählt werden, da man sonst ggf. ständig wechseln muss. Eine ausreichend dicke Jacke ist auch mehr als notwendig. Wer ein Online - Ticket haben möchte und spät bucht sollte beachten, dass von München nach Breda aus ein Ticket online bei der DB erstellt werden kann, allerdings nicht für die Rückreise. Diese muss per Post versendet werden. Also dann lieber rechtzeitig buchen oder über ‚NS International’ gleich alles nur online machen. Ich kann die Zugfahrt grundsätzlich nur denjenigen empfehlen, die keinen leichten Schlaf besitzen und auch viel Gepäck haben werden. Oft ist ein Flug günstiger als ein Zugticket, aber es sollte die Anreise zum Flughafen mitberechnet werden.

1.2 Finanzierung Gibt man für das Erasmusprogramm, alle erforderlichen Dokumente pünktlich und korrekt ab, bekommt man automatisch die Erasmus-Förderung, bei der 70% am Anfang des Semesters und 30% am Ende, bei Abgabe aller restlichen erforderlichen Unterlagen, erteilt werden. Die Zeitspanne ist immer vom ersten Tag der Universität bis zum letzten. Eine weitere Möglichkeit der Förderung ist das Auslands-BAFÖG, welches zusätzlich beantragt werden kann. Ich habe mich dafür nicht rechtzeitig beworben. Den Antrag sollte man möglichst früh an das zuständige BAföG-Amt stellen, da sich die Bearbeitung über mehrere Monate hinziehen kann. Da die Berechnung des Anspruchs auf eine Förderung anders abläuft als beim regulären BAföG, empfiehlt sich die Beantragung auch für Studenten, die im Inland keine Förderung erhalten. Für meinen Aufenthalt konnte ich mein Konto bei der comdirect Bank AG nutzen. Ich kann mit dieser EC-Karte Europaweit umsonst Geld abheben. Die Eröffnung war kostenlos. Für mich war das eine adäquate Lösung. Eine Kontoeröffnung bei einem inländischen Kreditinstitut erschien mir daher, zu diesem Zeitpunkt, als sinnfrei. Zumal die meisten Banken besorgt sind, dass temporäre Konten, nach dem Aufenthalt in den Niederlanden nicht mehr genutzt werden und das Konto aber auch nicht geschlossen wird. 2

1.3 Versicherung Ich bin als Studentin in Deutschland privat versichert und habe meine Versicherung einfach nur gebeten mich für den besagten Zeitraum statt in Deutschland im Auslands zu versichern. Das stellte kein Problem dar. Allerdings bin ich mehrmals an Seitenstrangangina erkrankt und wäre gerne zu einem deutschen Arzt in Deutschland gefahren. Durch meine Versicherung im Ausland stellte das aber eine Schwierigkeit dar. Ich hatte keine Möglichkeit einen Zusatztarif zu wählen, wie bei einer gesetzlichen Krankenversicherung, demnach musste ich von meiner Auslandsversicherung leider ein, zweimal Gebrauch machen.

1.4 Sprachvorbereitungen Es gab keine speziellen Sprachvorbereitungskurse. Jedoch muss beachtet werden, dass der komplette Studiengang hier auf Englisch abläuft. Das bedeutet, dass auch für die anderen holländischen Studenten und die Lehrer die Kommunikation die ganze Zeit auf Englisch abläuft. Man ist damit vertraut nicht ins Niederländische abzurutschen. Auch wenn es keinen angebotenen Kurs gab, denke ich eine gewisse Eigenvorbereitung kann nicht schaden. Ich hatte diese nicht und kam mir am Anfang wirklich oft sehr überfordert vor. Es wird sehr schnelles, Business Englisch gesprochen. Außerdem wird das komplette Semester sehr viel Text geschrieben, das vielfältige Ausdrucksweisen im Englischen erfordert.

1.5 Gepäck Bezüglich des Gepäcks kommt es stark darauf an, wie man sich entschließt anzureisen und ob man schon eine Unterkunft hat. Da ich mich aus gegeben Gepäckgründen für den Zug entschied, kam ich mit einem mittelgroßen Reiserucksack und einem relativ schweren und vollgepackten Koffer in Holland an. Allerdings wusste ich bereits wo ich wohnen würde. Das erleichterte mir die Entscheidung, was ich mitnehmen möchte. Da Deutschland und Holland Nachbarländer sind, ist es an sich kein Problem am Wochenende nach Hause zu fahren und einige Dinge, die noch fehlen zu holen. Die meisten fehlenden Dinge lassen sich in Breda in einem der Läden finden. Wichtige Dokumente, wie Pass oder Ausweis und Krankenversicherungskarte und Original Geburtsurkunde sollten nicht vergessen werden.

1.6 Unterkunft Ich habe mich dafür entschieden, nachdem ich einige frustrierende Stunden mit der Wohnungssuche verbracht hatte, doch einen Facebook Account zu eröffnen. Durch diesen Account, konnte ich bestimmten Wohnungssuchenden Gruppen beitreten und habe so meine Unterkunft in einer netten Familiengegend, kurz vor Abreise, gefunden. Ich hatte allerdings auch überlegt am Anfang in einem Hostel oder Airbnb unterzukommen, um erst einmal in Ruhe anzukommen und dann vor Ort eine Wohnung zu finden, sollte sich nichts vorab finden. Im Nachhinein bin ich froh mit meiner Entscheidung, vorab eine Unterkunft gewählt zu haben. Ich hatte zwar nicht die Gewissheit, da ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Es gab mir dennoch eine gewisse Stabilität und Sicherheit, schon bei Ankunft in dieser Hinsicht versorgt zu sein.

2 Informationen zur Stadt/Land Breda ist ein kleines Städtchen mit dem charmanten Charakter eines verschlafenen Dörfchens. Man fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt, wenn man das erste Mal hierherkommt. Die Menschen sind wie überall in Holland sehr freundlich und hilfsbereit. Breda liegt in der niederländischen Provinz Nordbrabant. So weit im Süden erscheinen die Menschen anders als im Norden. Belgien ist nicht weit weg und Breda ist keine klassisch touristische Stadt. Es erscheint einem auf den ersten Blick fast, als würden hier nur junge Studenten und ältere Herrschaften leben. Auf den zweiten Blick ist das schon nicht mehr so. Die Stadt bietet Vielfalt und vor allem ‚Gezelligkeit’. Das ist eines der bedeutendsten Wörter, die ich in den Niederlanden lernen durfte. 3

Wenn man es liest klingt es schnell wie die Geselligkeit im Deutschen. Das Wort mag dem gleichkommen, doch die Bedeutung, geht in Holland viel tiefer als in Deutschland. Hier hat das Wort einen richtigen kulturellen Status. Die Holländer lieben es gemeinsam beisammen zu sein und sich mit einander zu unterhalten. Die ‚Gezelligkeit’, die in den großen überfluteten Städten oft zu kurz kommt, wird hier in Breda noch richtig ausgelebt. Es gibt viele Veranstaltungen und Feste, hier in Breda in und um den Marktplatz herum. Solche Veranstaltungen können hier in Breda, sehr ‚gezellig’ mit Jung und Alt, Groß und Klein und sogar gemeinsam vor der Kirche im sommerlichem Biergarten gefeiert werden. Was das soziale Leben hier angeht, muss man aber auch bedenken, dass in Holland nicht die gleichen gesellschaftlichen Regeln gelten wie in Deutschland. Die Menschen sind sehr direkt und fragen oft geradeheraus, was stark an unserem Privatsphäre Verständnis kratzt. Besonders in Breda zeigt sich das noch ausgeprägter, da diese Stadt dem touristischen Einfluss nicht so ausgesetzt ist. Inzwischen empfinde ich das als eher erfrischend, aber zu Beginn kostete mich diese Art einige Energie. Ich war es nicht gewohnt und es ging mir oft zu weit. Holland ist ein flaches Land. Vielleicht einer, der Hauptgründe warum das Fahrrad für die Holländer zum wichtigsten fahrbarem Untersatz geworden ist. Wer also in Holland leben möchte, sollte Fahrrad fahren können. Auf dem Fahrrad lässt sich das Land und die Stadt erkunden. Die eindrucksvolle Liebfrauenkirche im Herzen der Altstadt ragt imposant aus dem Stadtbild. An ihr lässt es sich gut orientieren, wenn man seinen Weg einmal nicht mehr finden sollte. Die Stadt bietet ein paar hübsche Parks zum Entspannen, wenn es warm ist. Es gibt in Breda kaum Tourismus. Das habe ich sehr genossen. Nur ein paar verirrte Touristen aus Amsterdam, die lieber hier eine Bootsfahrt auf einem Kanal ausprobieren möchten. Auch wenn ich freie Zeit hatte, habe ich dennoch die Stille und Ruhe dieses Städtchens genossen. Wer also nach großen Ausgehmöglichkeiten sucht, ist hier definitiv in der falschen Gegend. Die einzige berauschende Party, die wohl aber überall in Holland ein Spektakel ist, ist der ‚Koningsdag’. Der offizielle Königstag wird in den Niederlanden mit einem Paukenschlag und viel Aufsehens von allen Menschen gefeiert. Das ganze Land kleidet sich dann in Orange und feiert den Geburtstag der Königin, oder des Königs.

3 Vor Ort 3.1 Wohnungssuche und Unterkunft De Wohnungssuche gestaltete sich von Anfang an als sehr kompliziert. Da ich kein Facebooknutzer bin, fragte ich meine holländischen Freunde vorab um Rat, recherchierte selbstständig, um etwas Passendes für mich zu finden. Leider rückte der Zeitraum immer näher und da ich mich auch noch in meinem Praxis-Semester befand, erschwerte das die persönliche Suche erheblich. Ich wehrte mich stark gegen die Eröffnung eines Accounts auf Facebook nur aus diesem Nutzen, aber letzten Endes lief es darauf hinaus. In den Niederlanden gibt es offenbar keine kostenlosen Websites um eine Wohnung zu finden. Jeder, der mir empfohlenen Websites, wie ‚roomster.nl’, ‚kamersindenederland.nl’ und ‚marktplats.nl’ waren kostenpflichtig und selbst als ich mich entschied für eine zu zahlen, kam nichts dabei heraus. Die Mieten in Breda sind hoch, da es eine Menge Studenten zu Semesterbeginn gibt, die etwas suchen. Zwischen dem Semester scheint es schier unmöglich jemanden zu finden, wer mieten möchte. Die Preise für möblierte Zimmer liegen zwischen 450 - 750€. Bei der Qualität der Unterkunft sollte man sich darauf einstellen, dass vor allem die preisgünstigen Wohnungen oft sehr alt, eher schmutzig und sehr eng sind. Ich habe mich entschieden eine Wohnung zu mieten, bevor ich sie selbst gesehen habe. Ich bin das Risiko eingegangen, mit der Hoffnung eine gewisse anfängliche Stabilität zu kreieren. Ich hatte einige Skype Interviews mit anderen Studenten. Da ich mit anderen Menschen wohnen würde, war es für mich wichtig mit Einheimischen zu leben, bevorzugt holländischen Studenten oder Arbeitenden, 4

die nicht selbst gerade an einem Austauschprogramm teilnahmen. Leider stellte es sich als sehr kompliziert heraus, sich für ein Zimmer zu bewerben, das nicht nur aus sich gerade auflösenden Wohngemeinschaften bestand. Am Ende entstand ein sehr lustiges und freundliches Gespräch mit einem jungen Mädchen in einer Wohngemeinschaft von jungen Studenten und Arbeitenden aus Holland. Ich entschied mich das Zimmer, nur auf Grund von Skype und ohne vorherige Absicherung zu nehmen. Meine Wohngemeinschaft stellte sich am Ende als größtenteils sehr angenehm dar. Das Leben mit nur Süd-Holländern war bestimmt eine wichtige Erfahrung.

3.2 Telefon Es gibt verschiedene Anbieter mit verschiedenen passenden Angeboten. Im Durchschnitt kostet eine Prepaid Sim Card mit 5 € Startguthaben 10-15€. Ich habe mich für Prepaid entschieden, da ich keinen Jahresvertrag eingehen wollte. Einen monatlich kündbaren Vertrag, der nicht völlig überzogen teuer war, konnte ich nicht finden. Letztendlich habe ich mich für den Anbieter ‚Vodafone’ entschieden, da ich so Internet und Telefonie ausgewogen nutzen konnte. Es gibt in den Niederlanden überall und andauernd WIFI Hotspots. In jedem Bus und in jedem Sprinter ist es selbstverständlich, dass man mit dem Internet verbunden sein kann. Die Prepaid Sim Card war damit vollkommen ausreichend. Viele meiner Erasmus Kommilitonen, die keine Anrufe in Holland nutzten, verzichteten sogar komplett darauf.

3.3 Anmeldung und Registrierung Wer in Holland länger als drei Monate leben und wohnen möchte, muss sich in der ‚Gemeende Breda’ offiziell melden und registrieren. Hier ist zu beachten, dass vorher ein Termin im Internet ausgemacht werden muss. Das Prozedere zur Terminvereinbarung wird in Englisch ausführlich auf der Homepage erläutert. Grundsätzlich muss sich jeder, der sich in den Niederlanden niederlässt, sofort anmelden. Die Gemeindemitglieder verlangen neben dem Mietvertrag auch die Geburtsurkunde im Original, eine Kopie reicht nicht. Es ist somit ratsam eine solche aus Deutschland mitzubringen. Falls nicht zur Hand, sollte die Urkunde rechtzeitig vorab bei der zuständigen Behörde angefordert werden. Kurz nach der Anmeldung in der ‚Gemeende’ erhält man eine sogenannte ‚Burgerservicenummer’, kurz BSN-Nummer. Diese Nummer registriert mich im System der Meldebehörde als gemeldet. Da ich als deutsche Staatsbürgerin auch EU-Bürgerin bin und damit EU- Rechte in den Niederlanden genieße, kann ich dann mit besagter BSN-Nummer und einer gültigen Krankenversicherung direkt arbeiten, wenn ich möchte. Wer in den Niederlanden, während seines Aufenthalts, arbeiten möchte, dem kann ich empfehlen, bei der Gemeinde, auch eine Studienbescheinigung von der holländischen Partneruniversität vorzulegen. Es ist in den Niederlanden strafbar kein Mitglied einer holländischen Gesundheitsversicherung zu sein. Nach Ankunft hat man maximal vier Monate Zeit sich eine Versicherung auszuwählen. Ab dem Tag der Anmeldung muss man dann rückwirkend den entstanden Betrag seit Registrierung in den Niederlanden, zahlen. Als Austauschstudent im Rahmen des Erasmus Programmes gelten diese Regeln allerdings nicht, da die Versicherung des Heimatlandes gilt. Ein solches Hintergrundwissen kann einem manchen Ärger ersparen.

3.4 Verkehrsmittel In Holland ist das Fahrrad die Hauptfortbewegungsart. Auch öffentlich kann man ein Fahrrad nutzen. Für 3€ pro Tag und als Besitzer einer ‚OV-Chipcaart’ kann man das Fahrrad überall innerhalb der Niederlande mit hinnehmen und an jedem Bahnhof in den vorgesehenen Stellplätzen wieder zurückbringen. Der Betrag wird von der aufladbaren ‚OV-Chipcaart’ abgezogen. Da Holland ein relativ kleines Land ist, kann man schnell überall hinreisen, wohin man möchte. Eine Fahrt von Breda im Süden nach Den Helder im Norden am Wochenende dauert zum Beispiel in etwa 2,5 bis 3 Stunden. Ich durchquere das Land dabei einmal komplett und muss nur zweimal umsteigen. Tram und U-Bahn gibt es in größeren Städten wie Amsterdam und Rotterdam ebenfalls. Allerding sind alle diese Fortbewegungsmöglichkeiten sehr kostspielig. Eine Busfahrt mit 5

nur zwei Stationen kostet schon 2,40€. Eine Fahrt von Breda nach Rotterdam und zurück, kostete mich jeden Tag 18,40€ und da die NHTV Breda dieses Pflichtprogramm anbot, musste ich innerhalb des kompletten Zeitraumes für die hohen Fahrtkosten aufkommen. Für Studenten gibt es keine Vergünstigungen. Die ‚OV-Chipcaart’ muss online beantragt werden. Die Karte kostet 7,50€. Sie dient nur der Nutzung. Sie bringt keinerlei Rabatte oder dergleichen. Wer eine persönliche ‚OV-Chipcaart’ besitzen möchte, muss auch ein Foto hochladen. Die Karte wird dann an einem der zahlreichen Automaten an jedem Bahnhof oder via Internet aufgeladen und kann dann genutzt werden. In den Niederlanden ist es Pflicht bei jeder Reise ein und auszuchecken. Das kann sehr nutzlos und nervig erscheinen, insbesondere, wenn man nicht mehr aus dem Gebäude herauskommt. Die Karte muss nämlich mit mindestens 20 € aufgeladen sein, um sie überhaupt nutzen zu können. 27,50€ gehen somit immer an die holländische Bahngesellschaft. Es kann natürlich auch jedes Mal ein reguläres Ticket gekauft werden. Allerdings zahlt man dann jedes Mal einen Euro Aufpreis pro Ticket. Die Automaten akzeptieren übrigens kein Bargeld. In den Niederlanden ist die Meastro Card oder „Pin“, wie sie von den Einheimischen nur abgekürzt genannt wird, das beliebteste Zahlungsmittel. Wer also ab nachmittags oder sehr früh mit dem Zug fahren möchte und nur Bares besitzt, sollte an einem anderen Tag an einem Schalter aufladen lassen. Es ist zu beachten, dass nicht an allen Bahnhöfen in den Niederlanden eine solche private Aufladung möglich ist.

3.5 Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten Die Niederlande bieten eine Menge zu sehen. Natürlich sind da die Klassiker, wie die traditionellen Windmühlen, die wunderschönen Grachten und Kanäle oder die ausgiebigen Secondhand Flohmärkte und speziellen Käse-Märkte, die es zu besuchen gilt. Aber Holland ist mehr als nur Käse und Holzschuhe. Da das Land relativ klein ist, kann man schnell mit dem Zug eine andere Stadt erkunden oder sich etwas weiter außerhalb die berühmten Tulpenfelder im April ansehen. Es gibt eine Fülle an Shoppingmöglichkeiten im Stadtzentrum, allerdings muss man hier bedenken, dass die Geschäfte in Breda um 18.00 Uhr schließen. Die Lebensmittelsupermärkte sind dafür auch am Sonntag bis spät abends geöffnet. Da in Holland das ‚Korting’, zu Deutsch Rabatt, gerne gesehen wird, gibt es immer wieder günstige Angebote für Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel ein freies Open Air Kino in den größeren Städten wie Arnhem oder Amsterdam. In jedem Supermarkt lassen sich regelmäßig ‚Korting’ Angebote finden. Das ist besonders nützlich, wenn es um Drogerieprodukte geht. Diese sind in den Niederlanden nämlich recht teuer. Es empfiehlt sich eine Großpackung aus Deutschland mitzunehmen, wenn man nicht teilweise 4€ für ein reguläres Duschgel ausgeben möchte. Für Sportinteressierte gibt es zudem eine Vielzahl an Fitnessstudios, die auch nur wenig kosten und monatlich kündbar sind. Möchte man es etwas ruhiger angehen, bietet Breda zahlreiche gemütliche kleine Cafes und Restaurants zu überschaubaren Preisen. Auch etwas Exotisches wie eine Shisha Bar kann man finden.

3.6 Die Universität Die Breda University of Applied Science, kurz NHTV Breda, präsentiert sich auf ihrer Homepage sehr offen, unkompliziert und sehr gut organisiert und ausgestattet. Verschiedene Angebote im Lehrplan und interessante zusammengeschnittene YouTube Videos von ehemaligen Studenten unterstreichen das Bild der Partneruniversität. Die Fakultät für den Studiengang ‚International Tourism Management’ befindet sich in der Mgr. Hopmansstraat. Das Hauptgebäude N wirkt sehr modern und schön, wenn man es zum ersten Mal sieht. Ich kam mit positiver Einstellung an diese Universität und wurde schnell enttäuscht. Nach dem das ganze Prozedere erledigt war und ich an der Universität für ein Semester eingeschrieben war, erhielt ich eine E-Mail, ob ich nicht an einem Programm für fast zwei Monate nach Bali und Singapur teilnehmen möchte. Die Entscheidung sollte ich relativ schnell fällen und die Bezahlung an das angegebene Konto sollte dann ebenso schnell erfolgen. Mit über 2.000€ wurde hier gerechnet. Ich habe unmissverständlich von Anfang an klargemacht, dass ich das nicht zu zahlen bereit bin und es auch gar nicht kann. Außerdem 6

dachte ich, ich mache ein Auslandssemester in Holland und nicht in Bali und Singapur. Mir wurde dann gesagt, es gäbe auch andere Möglichkeiten das Programm in einer Stadt in den Niederlanden zu absolvieren. Somit entschied ich mich für die Alternative. Noch vor Anreise, wurde den Erasmus - Studenten ein falsches Studienbeginn Datum genannt. Viele hatten schon Flüge oder Züge gebucht und mussten nun auf eigene Kosten um-, oder neubuchen. Nach meiner Ankunft wurde uns dann der Stundenplan von einer zuständigen, freundlichen Dame erteilt und darauf verwiesen diesen mit unseren Online Log-In Daten jeden Tag zu überprüfen. Schnell stellte sich heraus, dass dieses „tägliche prüfen“ aus fast stündlichem Check meines Handys bestand. Die Zimmer und Uhrzeiten konnten jederzeit über die NHTV Breda App verändert werden. Eine universitäre E-Mail - Adresse diente zu Kommunikation. Jedoch bedeutet dies auch seine Nachrichten am Wochenende und an Feiertagen zu überprüfen. Es konnte sich jederzeit etwas ändern oder neue Aufgaben entstehen. Das bedeutete ein dauernder Kontakt mit meinem Telefon von morgens bis abends. Jeder Student war einer Gruppen Nummer zugewiesen. Allerdings hatte mich das System offenbar zwei Gruppen zu gewiesen und so kam es, dass ich eines dienstags Morgens, das Klassenzimmer betrat und mich vor einer Präsentation, die ich angeblich zu halten hätte, widerfand. Als Neuankömmling und Repräsentant der Heimuniversität will man an einer anderen Universität, in einem anderen Land möglichst nichts falsch machen und schon gar nicht zu Beginn einen schlechten Eindruck hinterlassen. Somit hatte ich Sorge etwas zu übersehen, aber nach anfänglichem Schock klärte sich die Verwirrung. Ich musste mich anschließend um die Richtigstellung kümmern. Neben dem Stundeplan galt es das interne System zu verstehen. Da in Holland fast ausschließlich alles online läuft, selbst die Bezahlung, war es wichtig die universitäre ‚Natschool’ zu verstehen. Offenbar gab es dazu auch einen anfänglichen Kurs für Erstsemester. Für uns Austauschstudenten wurde das allerdings nicht erklärt. Nach einer Weile erhielten wir eine E-Mail von der Studienberatung, wie wir uns denn fühlten, daraufhin entschieden einige der finnischen Studenten und ich mit der zuständigen Beraterin über die anfänglichen Probleme zu sprechen. Die Dame war freundlich und versuchte uns zu erklären, dass die Organisation wohl häufig in erster Linie von deutschen Studenten bekrittelt wird, sie aber ihr Bestes tun wird, um uns jemanden zu schicken der uns das System erklärt. Mit Hilfe anderer zuvorkommender Studenten brachten wir es uns schlussendlich selbst bei. Es fand eine „Welcome Week“ eine Woche nach dem Start des Semesters statt. Diese von Studenten organisierte Woche, empfand ich als sehr interessant und sie hat mir gut gefallen. Es brachte die unterschiedlichen Erasmusstudenten der verschiedenen Fakultäten näher in Kontakt. Da ich in meinem Studiengang eine von sieben Erasmus Studenten war, entstand dadurch eine gute Möglichkeit einander zu beschnuppern und Kontakte zu knüpfen. Leider verbrachte ich schlussendlich so viel Zeit in meiner Fakultät mit den Projekten, dass kaum Zeit blieb für freizeitliche Aktivitäten mit anderen Austauschstudenten anderer Fakultäten. Da wir in meiner Fakultät an der Zahl auch nicht viele waren, hielt sich mein persönlicher Kontakt in Grenzen. Ich machte dafür viele Kontakte mit Studenten innerhalb meiner Arbeitsgruppen, die permanent an der NHTV Breda studieren. Bezüglich meines Alternativ Programmes, sollte ich meine 4,5 Monate Austauschprogramm, fast zur Hälfte in Rotterdam verbringen. Die Zugkosten für den täglichen Weg sollten selbstverständlich von uns selbst getragen werden. Auch Übernachtungen in der modernen Stadt waren erwünscht. Für diese Research Projekt in Rotterdam sollten wir, gemäß unseren Betreuern in den jeweiligen Fächern, neben der wissenschaftlichen und praktischen Arbeit, keine Scheu haben die Anwohner in ihren Parkgaragen oder vor der Haustüre anzusprechen um mehr Information für unsere Arbeit zu erhalten. Ich fühlte mich mehrere Male sehr unwohl. Auch ‚das Beobachten’ schien eine wichtige Methode zu sein, den Tag zu füllen. Das tägliche Observieren, Befragen und Recherchieren in dem zugewiesenen Gebiet, ließ uns dann einen nach dem anderen in der 7

Gruppe erkranken. Rotterdam ist windig und im März recht kalt. Das erhöhte den Druck auf die anderen Mitglieder in der Gruppe. Es wurde erwartet auch bei Krankheit von zuhause 100 % zu liefern. Das Kranksein an sich wurde in meinen Augen nicht für sehr ernst genommen. Es entstand ein ständiger emotionaler Druck auf die Betroffenen, wann sie denn endlich wieder da sein könnten. An Ostern baten dann ein paar Studienkollegen und ich um einen freien Tag in der Woche, um das religiöse Fest zu feiern. Bei den wöchentlichen Treffen in der Universität, fand das allerdings kein großes Verständnis. Die Betreuer und zwei weitere Lehrer, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, die laut Papier aber ebenso unseren Bericht bewerteten, zeigten dafür allerdings kein großes Verständnis. Die Niederlande sind nicht unbedingt als religiöses Land bekannt, aber in einem protestantischen Land und dazu noch internationalem Studiengang, hätte man erwarten können, dass nicht nur der holländische ‚Koningsdag’ als Feiertag wahrgenommen wurde. Letztendlich wurde uns nur gesagt, wir sollten auch am Karfreitag und Ostersonntag in Rotterdam arbeiten. Inhaltlich musste ich schnell bemerken, dass diese Universität mehr einer Schule glich. Das mag auch daran liegen, dass die NHTV eine ‚Hogeschool’, zu Deutsch Hochschule, ist. Im holländischen Bildungssystem entspricht das nicht der gleichen Wertung, wie eine klassische Universität. Die Studenten sahen sich selbst als Schüler, die in die Schule gingen. Die Professoren kamen oft aus ganz anderen Fachkreisen und hatten nicht die gleiche Bildung genossen wie die Schüler, die sie nun unterrichteten. Sie verlangten den Studenten viel ab und waren in meinen Augen oft nicht fair, besonders zu den permanenten Studenten vor Ort. Als Austauschstudentin hatte ich eine gerechte Behandlung hinsichtlich der Noten. Allerdings wurde hier jeder Bericht in Prozent bewertet, der dann am Ende zu einer Gesamtnote zusammengerechnet wurde. Das erschien mir zu Beginn als eine neue, positive Bewertungsmethode. Später musste ich dann merken, dass das Pensum, das mir für die wöchentlichen Abgaben in Gruppen erteilt wurde, sehr hoch war, aber nur sehr gering an Wert hatte. Abgesehen von den verschiedenen prozentualen Teilbewertungen, die in diesen Bericht aus anderen Fächern einflossen, sollte die Arbeit an diesem Projekt Rotterdam an sich am Ende mit 1 ECTS anerkannt werden. Ich arbeitete fast ausschließlich in Gruppenarbeit. Das erschien mir zu Beginn als eine sehr lehrreiche Abwechslung und gute Erfahrung für spätere Arbeitsmethoden. Das Arbeiten in Gruppen beschränkte sich am Ende auf ein und dieselbe Gruppe, mit der ich meine Zeit täglich von morgens früh bis abends spät in Rotterdam oder in Breda verbrachte. Jede meiner Aufgaben, die ich in den jeweiligen Kursen zu bewältigen hatte, bestand aus einem Report oder zusammengesetztem Bericht. Ich hatte schlussendlich nur eine Prüfung am Anfang und eine am Ende des Semesters. Der Rest der Noten setzte sich nur aus täglicher Arbeit an diverser Schreibarbeit zusammen. Die Anforderungen an mein Wissen waren beschränkt. Es erschien mir zumeist nur so, als müssten sich die Seiten mit Wörtern und Quellen füllen. Der Qualität wurde damit meiner Meinung nicht genüge getan. Mit der Zeit machte ich einige Bekanntschaften mit anderen Studenten, die nicht Teil eines gut organisierten Erasmus Programmes waren, sondern hier eingeschriebene Studenten waren. Es stellte sich heraus, dass die Studenten mehr als nur unglücklich mit ihrer Situation waren und in meinen Augen in vielerlei Hinsicht ungerecht behandelt wurden. In den Niederlanden müssen alle Studenten für ihre Ausbildung an sich schon viel Geld zahlen. Aber für dieses Pflichtprogramm nehmen einige Studenten sogar Kredite auf, um sich eine solche Reise nach Bali und Singapur finanzieren zu können. Eine solche Kreditaufnahme wird auch von Lehrern empfohlen. Das Semester selber begann Anfang Februar und endete Anfang Juli. Von den Fächern, die ich vorab ausgewählt und auch unterschrieben bekommen habe, konnte ich letztendlich alle belegen. Ich würde die Universität nicht weiterempfehlen.

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4 Fazit Mit gewissem Abstand kann ich nun abschließend sagen, dass das Erasmus Semester an der NHTV in Breda für mich eine Verbesserung meiner Englischkenntnisse und neue Einblicke in das Schul-/Universitätssystem in den Niederlanden erbracht hat. Ich konnte mir durch spezielle Fächer ein gewisses Maß an neuem Wissen aneignen. Mit der holländischen Kultur bin ich nur bedingt in Kontakt gekommen, da kaum Zeit für private Aktivitäten und Erkundungen blieb. Ein Erasmus Semester, wie es von Kommilitonen unterschiedlicher Fakultäten in Europa beschrieben wurde, kann ich nicht behaupten, erlebt zu haben. Ich denke aber, dass neben dem Land und der Menschen, die Partneruniversität ein prägender Faktor in der Erasmus Erfahrung jedes Studenten ist und empfehle daher sich vorab intensiv mit der Partneruniversität auseinanderzusetzen, bevorzugt durch Erfahrungsberichte anderer Studenten und nicht nur dadurch, wie sich die Universität darstellt. Nichtsdestotrotz, ist alles eine Erfahrung und auch diese hat ihr Gutes. Ich habe durch diese Erfahrung meine eigene Universität und alle Privilegien die ich als Student in München genießen darf, mehr schätzen gelernt. Ich habe viele Einblicke in andere Lehr- und Lernmethoden gewinnen dürfen und davon lernen können. Ich denke es ist immens wichtig, Auslandserfahrung zu sammeln, um auch für sich selbst einschätzen zu können, inwieweit man sich anpassen kann und wo seine Grenzen liegen. Nach nunmehr einem ganzen Jahr arbeiten, studieren und leben in anderen Ländern fühle ich mich nun mehr mit meinem eigenen Land verbunden als zuvor und bin um einige Erfahrung reicher. Die Niederlande sind ein wunderbares und sehr interessantes Land, das ich nur jedem empfehlen kann zu besuchen.

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5 Bilder

Park in Breda, an dem ich täglich vorbeiradelte

die schöne Liebfrauenkirche im Stadtkern

Ein typischer Tag in der Altstadt

Breda bei Nacht

Mein Research Gebiet in Rotterdam

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