AuslandssemesterErfahrungsbericht Wintersemester 2015/2016 Universidad de Guadalajara Av. Juárez No. 976, Centro, 44100 Guadalajara, JAL, Mexico

„Hiermit erkläre ich mein Einverständnis über die Weitergabe meines Erfahrungsberichts in anonymisierter Form zum Download von der FK 14- Homepage.“

1) Tipps zu Vorbereitungen

Mein Auslandssemester in Guadalajara, Mexiko war eine unvergessliche Zeit und das Wichtigste, was ich zukünftigen Outgoings ans Herz legen möchte, ist, dass man sich niemals von anderen Menschen in seiner Entscheidung beeinflussen lassen sollte. Gerade ein Land wie Mexiko ist von vielen Vorurteilen geprägt, von denen man sich nicht abschrecken lassen sollte. Ich habe mich im gesamten halben Jahr sehr wohl gefühlt und würde jedem Studenten einen Aufenthalt in diesem wunderschönen Land empfehlen. Meinen Flug habe ich relativ kurzfristig Ende Juni gebucht, circa drei Wochen vor meiner Abreise, da ich den Letter of Acceptance auch erst kurz vor der Buchung erhalten habe. Im Mai hatte ich schon einen anderen Flug nach Cancún gebucht, um sicher etwas Günstiges in der Hand zu haben. Nach der offiziellen Bestätigung vonseiten der Universidad de Guadalajara habe ich mich dann doch für ein Angebot mit Hin- und Rückflug bei American Airlines entschieden. Den Hinflug beging ich vier Tage vor Unistart und für den Rückflug habe ich mich für ein Datum Ende Januar entschieden. Nach Guadalajara kommt man am besten mit einem Langstreckenflug nach Cancún und fliegt von dort aus in einem Inlandsflug weiter nach Guadalajara. Eine andere Variante ist, nach einem Flug über die USA zu suchen und muss dabei auch nur einmal umsteigen. Ich habe mich für die Variante über die USA entschieden, bei der ich jeweils in Dallas, Texas umgestiegen bin. Bei einem Flug über die USA ist unbedingt an den ESTA-Antrag zu denken, der einem die Berechtigung zur Einreise gewährleistet. Bei American Airlines konnte ich eine Freigepäckmenge von 23kg mit mir führen und für das Handgepäck hatte ich keine Restriktionen, was sehr praktisch war, um noch einige Kilos dort zu verstauen. Für ein Studium in einem spanischsprachigen Land empfiehlt es sich in jedem Fall, die Landessprache gut zu beherrschen. Ich habe vor meinem Studium bereits ein Jahr in Spanien gelebt und hatte daher keine Kommunikationsprobleme. Wichtig ist es, den Antrag auf Auslandsbafög mindestens ein halbes Jahr vorher bei der zuständigen deutschlandweiten Stelle zu beantragen, sonst bekommt man seinen Zuschuss entsprechend erst ein halbes Jahr nach der Beantragung. Das zuständige Amt für Mexiko hat seinen Sitz in Bremen. Da ich einen Bafög-Zuschuss erhalten habe, habe ich keinen Wohngeldantrag gestellt. Die Wohnungssuche stellte kein großes Problem für meinen halbjährigen Aufenthalt in Guadalajara dar. Es gibt einige Gruppen auf Facebook, in denen man ganz einfach die Vermieter kontaktieren kann. Meistens posten diese auch direkt Fotos der Wohnung, also verschafft man sich auch schnell einen Überblick über das Angebot. Viele bieten dort auch an, dass man sich die Wohnung vor Ort noch einmal anschauen kann, wenn man sich unsicher ist. Ich würde aber jedem empfehlen, schon von zu Hause aus etwas zu reservieren, damit man bei Ankunft schon direkt einziehen kann. Außerdem erhält man ein paar Wochen vor dem offiziellen Unistart eine Liste an vertrauenswürdigen Vermietern von der Universidad de Guadalajara zugesendet. Viele der aufgelisteten Wohnungen liegen in der Nähe der

zukünftigen Fakultät, aber auch einige in der Nähe des Stadtzentrums von Guadalajara. Ich habe auf dieser Liste die für mich ansprechendste Wohnung gefunden, die genau zwischen dem Stadtzentrum und der Fakultät gelegen war. Dies erschien mir ein angenehmer Kompromiss, um beide Orte in angemessener Zeit zu erreichen. Eine Auslandskrankenversicherung kann man bei sehr vielen verschiedenen Versicherungen abschließen. Ich habe mich für meinen halbjährigen Aufenthalt für das Angebot des ADAC entschieden.

2) Allgemeine Informationen zu Guadalajara

Guadalajara ist die zweitgrößte Stadt Mexikos und einzigartig durch ihre schnelle Entwicklung und Modernität. Mit circa vier Millionen Einwohner ist sie unglaublich groß und man kann in einem halben Jahr kaum alle Ecken der Stadt erkunden. Wirtschaftlich gesehen ist sie die produktivste Stadt Mexikos und bekommt immer mehr Zuwachs durch junge Menschen, die sich hier durch das erhöhte Aufkommen im Bereich der Fertigungs- und Handelsindustrie niederlassen. Guadalajara ist aus dem schnellen Bevölkerungswachstum der vorher eigenständigen Stadtgemeinden San Pedro Tlaquepaque, Tonalá, Zapopan, Tlajomulco, El Salto, Juanacatlán, Ixtlahuacán de los Membrillos und Guadalajara entstanden. Diese Gemeinden haben bis heute eigenständige Zentren, auf die die Bewohner natürlich immer noch sehr stolz sind. Diese sind bis heute vertreten durch einzigartiges Kunsthandwerk und Gastronomie. Besonders gut gefallen hat mir das Zentrum von Tlaquepaque, in dem man wunderschön flanieren und sehr viele verschiedene mexikanische Köstlichkeiten probieren kann. Am schönsten ist ein Ausflug abends am Wochenende, wenn viele Mexikaner auf den Straßen sind und die Feierstimmung groß ist. Die Stadt hat sehr viel im Bereich Tourismus zu bieten. Dienstag abends gibt es zum Beispiel wöchentlich eine kostenlose Veranstanstaltung im Teatro Degollado, dem größten und wichtigsten Theater der Stadt, bei denen Theateraufführungen und traditionelle Musik des Bundesstaates Jalisco im Vordergrund stehen. Auch empfehlenswert sind die Auftritte der Mariachi-Gruppen donnerstags am Plaza de los Mariachis im Zentrum. Wichtige Events in der Stadt sind die zweitgrößte Buchmesse der Welt und Konzerte von bekannten nationalen und internatiolen Künstlern. An einem ruhigen Wochenende in der Stadt lohnt es sich zu einem Spiel der „Chivas“ zu gehen, die in der ersten mexikanischen Fußballliga spielen und auf nationaler Ebene eine sehr beliebte Mannschaft sind. Eine Stunde von Guadalajara entfernt befinden sich das weltweit berühmte Dorf Tequila im Nordwesten und Mexikos größter See Lago de Chapala im Süden. Diese beiden Destinationen lohnen sich für einen Tagesausflug. In Tequila gibt es viele ortsansässige Tequilafabriken, die Besichtigungen und Verkostungen anbieten, die man unbedingt einmal erleben sollte. Direkt in Chapala gibt es einige schöne Märkte und auch das am See liegende Xochimilco sollte man wegen des aufrgenden gastronomischen Angebotes einmal besucht haben.

Die direkt an der Pazifikküste gelegene touristische Stadt Puerto Vallarta kann man einfach mit dem Bus in circa vier bis fünf Stunden von Guadalajara aus erreichen. Auch empfehlen kann ich das im Bundesstaat Nayarit liegende Sayulita, das bekannt ist für die große Anzahl an Surfern und Besuchern aus den Vereinigten Staaten und Kanada. In dem von Jalisco aus östlich gelegenen Bundesstaat Michoacán sollte man in jedem Fall die Hauptstadt Morelia anschauen und das berühmte Schmetterlingsreservat Reserva de la Mariposa Monarca. Um die Hauptstadt Ciudad de México zu besichtigen, würde ich einen Aufenthalt von ein paar Tagen einplanen, denn die Stadt hat wirklich unglaublich viel zu bieten und hat mir besonders gut gefallen. Im Allgemeinen fand ich die Angebote von den studentischen Organisationen „Intégrate“, „Conexión“ und „Yo soy GDL“ sehr gut, da man auf diesen Reisen kostengünstig unterwegs ist, man sehr schnell andere Austauschstudenten kennenlernt und nichts selbst organisieren muss. Auch nach dem Semester bieten diese Gruppen noch Reisen in den Osten und Süden Mexikos sowie in die Karibik an, die sehr preisgünstig sind und es sich lohnt, noch ein paar Wochen nach dem Semester zum Reisen dort zu bleiben. Auch findet man bei Glück sehr billige Flüge von Guadalajara oder Mexiko City aus nach Costa Rica, Belize oder Guatemala, um noch andere Länder zu erkunden. Im Allgemeinen erreicht man die meisten Destinationen Mexikos bequem mit dem Bus. Hier habe ich auch von niemandem von negativen Erfahrungen gehört. Um in den Osten oder schnell an den Strand in Puerto Vallarta zu kommen, fliegt man am besten von Guadalajara an die Flughäfen Cancún oder Puerto Vallarta. Das Wetter in Guadalajara ist für unser Empfinden immer warm. Während meiner Ankunft im August hat die Sonne sehr stark geschienen und die Temperatur lag gefühlt immer über dreißig Grad. Ab November wird es in den Nächten etwas kühler und ich würde daher ein oder zwei Pullover einpacken. Eine Winterjacke ist jedoch meiner Meinung nach nicht mitzunehmen. Sehr wichtig ist es, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und eine Kopfbedeckung mitzunehmen, da die Sonne in Mexiko viel aggressiver als bei uns in Europa ist und die Gefahr des Sonnenbrandes unglaublich schnell bei einem bereits kurzen Aufenthalt draußen auftritt.

3) Vor Ort

Die Unterkünfte in Guadalajara sind um einiges billiger und man bekommt ein schön eingerichtetes Zimmer für einhundertundfünfzig Euro durchschnittlich. Die Qualität der Wohnhäuser für Studenten ist im Allgemeinen etwas schlechter als wir es aus Deutschland kennen. Wer aber nicht auf Komfort verzichten möchte, der kann zum Beispiel eine Zimmeranfrage bei der Studentenorganisation „Intégrate“ stellen. Diese Organisation besitzt sehr viele Häuser für Austauschstudenten in der Stadt und diese sind oftmals mit einer modernen Gemeinschaftsküche sowie einem großen Garten mit Pool ausgestattet. Internet und volle Möblierung gehören in jeder Unterkunft ohne Zusatzkosten zum Angebot.

Ich habe während meines Auslandssemester in der Nähe des Zentrums von Guadalajara mit sechs mexikanischen Mitbewohnern und meinen Vermietern gewohnt. Zum historischen Zentrum der Stadt und auch zur Uni war es ungefähr dieselbe Fahrzeit, also ein Kompromiss in beide Richtungen. Für mich war dies von der Lage her die optimale Lösung, da man in Uninähe oft eine Fahrzeit von mehr als einer Stunde bis zum historischen Zentrum hat. Meine Vermieter haben sich während der gesamten Zeit sehr liebevoll um mich gekümmert und mir mit allen meinen Fragen gerne geholfen. Auch war es für mich optimal, mit mexikanischen Studenten zusammen zu leben, um mein Spanisch zu praktizieren und schnell Kontakt zu Einheimischen zu erlangen. Vor Abreise richtet man sich am besten ein Konto bei der Deutschen Kreditbank ein, mit deren Kreditkarte man weltweit kostenlos Geld abheben kann. Ich habe mir vor Ort eine mexikanische SIM-Karte von Telcel gekauft, mit der man sehr kostengünstig im Internet surfen und telefonieren kann. Im Sport- und Freizeitbereich hat Guadalajara durch seine vielen Parks und Sportzentren genug zu bieten. Auch kann ich die Angebote der Uni empfehlen, die einem auch am Anfang des Semesters während der Einführung präsentiert werden. In der Stadt gibt es mittlerweile zwei U-Bahn Linien, mit denen man schnell unterwegs ist. Das Bussystem ist auch gut organisiert, nur gibt es keine markierten Bushaltestellen und keine Fahrpläne. Man stellt sich an die Straße und hält die gewünschte Buslinie mit ausgestrecktem Arm an. An diesen Umstand gewöhnt man sich aber schnell und die meisten Linien sind sehr hoch frequentiert.

4) Universidad de Guadalajara

Die Tourismusfakultät befindet sich auf dem Campus CUCEA in dem Stadtteil Zapopan. Die erst vor einigen Jahren gebaute Anlage ist sehr modern und verfügt über ein eigenes Freiluft-Sportzentrum, sehr viele gastronomische Angebote und einer Bibliothek. Das Wintersemester geht normalerweise immer von Mitte August bis Mitte Dezember, wobei die genaue Dauer des Semesters immer etwas variieren kann. Da die Universidad de Guadalajara (im Folgenden: UdG) eine Partneruniversität der Hochschule München ist, lief das Bewerbungsprozedere für mich sehr einfach ab. Ich habe alle notwendigen Unterlagen im International Office abgegeben und anschließend musste ich nur noch auf den Letter of Acceptance der UdG warten. Dies hat sich in meinem Fall leider bis Anfang Juni hingezogen und ich hatte nur noch ein paar Wochen, um alles für meinen Auslandsaufenthalt zu organisieren. Am wichtigsten ist nach dem Erhalt der Bestätigung, dass man schnell einen Beratungstermin für benötigte Impfungen bei seinem Hausarzt vereinbart, um noch genug Zeit für alle notwendigen Impfungen zu haben. An unserem ersten Uni-Tag bekamen wir eine schöne Begrüßung in einem großen Theater in der Innenstadt gerichtet an alle Austauschstudenten der Universidad de Guadalajara. Dies war sehr gut organisiert, um erste Kontakte zu anderen Austauschstudenten zu knüpfen und

wichtige Informationen für das Auslandssemester zu erhalten. Außerdem haben wir an der Fakultät in der zweiten Woche eine zweite Veranstaltung zum Thema Studienablauf und Termine organisiert bekommen. Ich habe meine Kurswahl anhand der Empfehlungen vorheriger Austauschstudenten getroffen und die letztendliche Entscheidung dann davon abhängig gemacht, wie die Fächer in meinen Stundenplan passen. Meine belegten Fächer waren Psicologia aplicada al turismo, Mercadotecnia 3, Patrimonio turístico natural, Folklore de México, Socioantropologia aplicada al turismo und Operación de viajes. Diese sechs Fächer kann ich jedem wärmstens empfehlen. Die Professoren hatten schon alle etwas unterschiedliche Ansprüche, aber ich konnte alles ohne Probleme meistern. Wichtig ist es sich darauf einzustellen, dass man in dem mexikanischen universitären System wirklich regelmäßig die gestellten Aufgaben zu Hause erledigen sollte und auch die Anwesenheit in den Vorlesungen etwas Grundlegendes zum Bestehen des Faches ist. Wenn man sich aber gut beteiligt und alle Aufgaben fristgerecht erledigt, dann kann man problemlos sehr gute Noten erreichen. Die Uni verfügt auch über gute Sprach- und Sportkurse, von denen ich auch nur Gutes gehört habe. Ich selbst habe Tennis in einem Anfänger-Kurs belegt, was mir viel Spaß bereitet hat und man sehr schnell neue Freunde gefunden hat, die das sportliche Interesse teilen. Die Fakultät CUCEA verfügt über W-Lan und eine quantitativ hohe Ausstattung an PC´s und Fachlektüre in der Bibliothek, in der ich während meines Auslandssemesters auch gerne gearbeitet habe. Auch sehr gut gefallen hat mir der Service des International Office, das sich auch im Gebäude der Bibliothek befunden hat. Die dort arbeitenden Studenten und Festangestellte hatten immer ein offenes Ohr und haben mir besonders in den ersten Wochen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Abschließend kann ich nur noch einmal jedem, der über ein Auslandssemster im schönen Guadalajara nachdenkt, einen Aufenthalt dort empfehlen. Ich habe unglaublich schnell Kontakt zu den Einheimischen gefunden und mich schnell wie in einer zweiten Heimat gefühlt. Die Mexikaner helfen einem unglaublich gern mit allen offenen Fragen und sind hierbei auch überaus geduldig mit Austauschstudenten, die bisher noch nicht viel Praxis mit der spanischen Sprache hatten. Guadalajara hat als zweitgrößte Stadt Mexikos schon sehr viel im kulturellen Bereich zu bieten, ist meiner Meinung nach aber außerdem ein hervorragender Ausgangspunkt, um schnell in den freien Tagen andere wunderschöne Regionen Mexikos bereisen zu können. Für mich war es eine wichtige Erfahrung, ein anderes universitäres System kennenzulernen und meine Spanischkenntnisse deutlich verbessern zu können. Ich werde mein Auslandssemster in Mexiko niemals vergessen und möchte jedem empfehlen, den Schritt in eine andere Welt zu wagen!

Kathedrale von Guadalajara

Historisches Zentrum Guadalajaras

Barrancas de Huentitán

Volcano de Colima

Sonnenuntergang am Strand

Palacio Bellas Artes, Mexico City

Fakultät CUCEA

Garten der CUCEA