Auslandssemester-Erfahrungsbericht

Auslandssemester-Erfahrungsbericht WS 13/14 Edinburgh Napier University Business School 219 Colinton Rd EH14 1DJ Edinburgh Vereinigtes Königreich 1....
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Auslandssemester-Erfahrungsbericht WS 13/14 Edinburgh Napier University Business School 219 Colinton Rd EH14 1DJ Edinburgh Vereinigtes Königreich

1. Tipps zu Vorbereitungen und Anreise 1.1

Anreise

Die Anreise gestaltet sich am bequemsten mit dem Flugzeug. Als Hauptstadt Schottlands wird Edinburgh von einigen Flughäfen angeflogen. Da ich vor Abflug noch einige Zeit in meiner Heimatstadt verbrachte, lag es für mich näher von Stuttgart aus zu fliegen. Um zusätzlichen Stress mit Gepäckgebühren und ähnlichem zu umgehen, entschied ich mich für einen Flug mit Lufthansa. Es fliegen aber auch flybe, easyjet und ryanair von Memmingen und München. Empfehlenswert ist, dass man auch bei den Billigfliegern frühzeitig bucht, da sonst die Gebühren steigen. Zudem kann man Kosten sparen, indem man den Rückflug direkt dazu bucht.

1.2

Gepäck

Da der Winter in Schottland als nass und windig bekannt ist, empfiehlt es sich am Gepäck nicht zu sparen. Regenjacke und feste Schuhe sind ein Muss. Auf Ausflügen in die Highlands und auf die schottischen Inseln waren meine Wanderschuhe auch immer treue Begleiter. Sicherlich kann man vor Ort auch alles Nötige kaufen, falls der Koffer schon voll ist, allerdings ist es verhältnismäßig teurer als bei uns in Deutschland. Ich muss dazu sagen, dass ich erstaunt war, wie selten es in Edinburgh letztendlich geregnet hat. Im September lagen wir ab und zu in den Meadows im T-Shirt und haben die Sonne genossen. Und auch bis in den November war das Wetter besser als gedacht. Nur den Wind sollte man nicht unterschätzen.

1.3

Ankunft

Für die Einreise nach Schottland benötigt man kein Visum, man muss lediglich die Passkontrollen durchlaufen. Bei der Ankunft in Edinburgh empfiehlt es sich mit dem Bus in die 30 Minuten entfernte Innenstadt zu fahren. Der Airlink Bus 100 fährt direkt über die Princess Street, die Haupteinkaufsstraße, zur Waverley Station, dem Bahnhof. Von dort aus fahren die Lothian Buses, die Stadtbusse, in alle Richtungen. Das single ticket kostet 3,50. Eine günstigere Alternative ist der Bus 35, der eine andere Route in die Innenstadt fährt und nur 1,20 kostet. Ich hatte mir von Deutschland aus bereits ein Hostel für die ersten beiden Nächte in Edinburgh gebucht. So hat man schon eine erste Anlaufstelle nach der Ankunft. Meine ersten Nächte verbrachte ich in dem Caledonian Backpackers. Dies ist zwar etwas teurer, allerdings liegt es direkt am Anfang der Princess Street und von dort kann man eigentlich alles gut erreichen. Zudem ist der Standard gut und Frühstück ist inklusive. Empfehlenswert ist es, das Hostel so früh wie möglich zu buchen, da, wie oben erwähnt, im August in Edinburgh die Festival Season ist und es somit sehr schwer werden kann, kurzfristig eine Unterkunft zu finden.

1.4

Wohnungssuche

Die Wohnungssuche vorab gestaltet sich in vielerlei Hinsicht schwer. Es ist möglich sich für einen Wohnheimplatz zu bewerben. Für Austauschstudenten, die nur ein Semester an der

Napier University studieren, ist es aber unmöglich einen Platz im Wohnheim zu erhalten, da diese nach Dauer des Aufenthalts vergeben werden. Generell würde ich auch von den Wohnheimen abraten, da sie teurer sind als ein Zimmer in einer privaten Wohngemeinschaft. Es gibt die Möglichkeit über das Internet zum Beispiel auf gumtree.com nach Zimmern in WGs in Edinburgh zu suchen. Allerdings würde ich davon abraten, von Deutschland aus fix zuzusagen bzw. Kautionen vorab zu überweisen, da es erstens viele Betrüger gibt und zweitens man sich die Wohnung auf jeden Fall vorher anschauen sollte. Die Wohnstandards sind in Edinburgh teilweise sehr niedrig. Auf meiner Suche nach einem geeigneten Zimmer habe ich viele heruntergekommene Wohnungen und mit Schimmel überwucherte Bäder zu Gesicht bekommen. Deshalb auf keinen Fall vor Besichtigungen zahlen. Empfehlenswert ist, dass man bis zur Anreise die Angebote auf Gumtree im Auge behält und eventuell bereits Besichtigungstermine für die ersten Tage vereinbart. Nach der Ankunft in Edinburgh ist es um einiges leichter nach einem Zimmer zu suchen, da man flexibler ist und man ja vor allem Zeit hat. Meine erste Anlaufstelle war neben Gumtree die Wohnungsvermittlung von der Napier University. Diese bietet Hilfe bei der Wohnungssuche an und befindet sich am Merchiston Campus. Dort kommt man mit dem Bus 10 hin. Man erhält kostenlosen Internet- und Telefonzugang. Zudem trifft man andere Austauschstudenten, mit denen man sich zusammen tun kann um eine Wohnung anzumieten. Da es sehr schwierig ist ein Zimmer für nur 4 Monate zu finden, ist es am Besten sich andere Austauschstudenten zu suchen, die ebenfalls nur für ein Semester vor Ort sind. Die Mieten sind meistens für so eine kurze Zeit etwas höher und liegen so zwischen 330-450 Pfund, wobei hier Strom meistens nicht inklusive ist. Der belief sich bei mir auf etwa 30 Pfund pro Monat. Ich würde empfehlen, nicht zu weit außerhalb zu wohnen, da sich das Leben rund um die Princess Street abspielt und manche Nachtbusse nur stündlich fahren. Viele Studenten bevorzugen es, nah an der Uni zu wohnen, allerdings hat man nur 6-9 Unterrichtsstunden pro Woche und meiner Meinung nach lohnt sich das kaum dafür extra in die Nähe des Campusses zu ziehen, der leider etwas außerhalb liegt.

2. Information zu Stadt/Land 2.1

Edinburgh

Edinburgh ist die Hauptstadt Schottlands und mit ca. 453 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Schottland gehört zu Großbritannien und hat somit die britische Währung, den Pfund Sterling. Die Stadt ist meiner Meinung nach nicht zu groß und nicht zu klein. Die Innenstadt ist zwar überschaubar, aber dafür wunderschön. Die Princess Street ist die Haupteinkaufsstraße. Sie teilt die Stadt in Alt- und Neustadt. Die Altstadt mit ihren alten Gebäuden und kleinen verwinkelten Gassen erinnert mich immer an Harry Potter und die Szenen in der Winkelgasse. In Edinburgh hat sich Joanne K. Rowling übrigens auch für die Harry Potter Reihe inspirieren lassen. In dem Café „The Elephant House“ in der Altstadt hat sie die ersten Zeilen geschrieben. Das Café ist aber auch so einen Besuch wert. Zudem findet man auf dem Greyfriars Kirkyard das Grab von „Thomas Riddle“. Bei einem Spaziergang über den Friedhof hat Rowling sich diesen Namen eines Grabsteins für Lord Voldemort ausgesucht. Es gibt sehr viele Geistertouren nachts über diesen Friedhof, die mit spannenden Geschichten gefüllt sind. Zudem empfehle ich eine Ghost Tour auf der Royal Mile. Es gibt mehrere Anbieter. Meiner Meinung nach ist die von Mercat Tours am besten, da

die Leiter ein sehr gutes Schauspieltalent mitbringen und die Tour somit noch einzigartiger machen. Ziel der Tour sind die Katakomben Edinburghs, die man gesehen haben muss.

2.2

Ausflugsziele in Schottland

Während meines Aufenthalts habe ich auch ein paar Ausflüge gemacht. Mein erster Ausflug ging in die Highlands. Meiner Meinung nach ein Muss für jeden, der in Schottland ist. Mit drei anderen Austauschstudenten habe ich mir ein Auto für drei Tage bei Sixt gemietet. Wir sind aus Edinburgh los in Richtung Inverness gefahren. Auf dem Weg kann man immer wieder Schafe und Highland Cows beobachten und die atemberaubende Landschaft bestaunen. Am Loch Ness kann man dann natürlich Nessie sehen, füttern und streicheln ;). In Inverness haben wir eine Nacht in einem Bed and Breakfast verbracht, bevor es dann weiter auf die Isle of Skye ging. Vor allem der Weg dorthin durch Glen Coe war atemberaubend. Aber auch die Insel bietet so viel Schönes, das man gesehen haben muss. Wir haben in Porttree übernachtet und sind die Insel gut an einem Tag abgefahren. Am letzten Tag sind wir dann durch Loch Lomond zurück nach Edinburgh gefahren. Meiner Meinung nach reichen diese drei Tage für den Trip vollkommen aus und ich finde man sollte sich unbedingt ein eigenes Auto holen, da man so immer mal wieder anhalten kann und die Landschaft genießen kann. Es gibt natürlich auch organisierte Trips, allerdings kann ich dazu nicht viel sagen. Wahrscheinlich kann man sich in einer der Touristeninfos in der Innenstadt darüber informieren. Desweiteren empfehle ich einen Ausflug nach St. Andrews. Man fährt ungefähr eine Stunde mit dem Zug von Edinburgh für 20 Pfund Return. Diese mittelalterliche Stadt hat ganz besonderen Charme. Sie ist bekannt für ihre Universität, die älteste Schottlands, die auch Prinz William und Kate besuchten. Zudem ist der Golfplatz einer der ältesten überhaupt und hier wurde Golf erfunden. Kleiner Tipp: Besucht St. Andrews an dem Wochenende, an dem der Alfred Dunhill Link Championship stattfindet, da man als Student umsonst auf den Golfplatz darf und zuschauen kann. Ein weiterer Ausflug ging nach Glasgow, die größte Stadt Schottlands. Sie ist ein totaler Gegensatz zu Edinburgh, da sie eher eine Industriestadt ist und vor allem bekannt als Shoppingparadies. Sehenswert ist neben der Kathedrale die Universität. Mit dem Citylink Bus kommt man für 10 Pfund hin und zurück und auch sehr günstig in weitere Städte Schottlands.

3. Vor Ort und die Universität 3.1

Napier University

Die Napier University hat drei Campi in Edinburgh. Die Business School, an der alle Managementstudiengänge angeboten werden, ist am Craiglockhart Campus. Dieser ist nicht ganz so zentral, meiner Meinung nach aber der Schönste. Mit den Buslinien 10, 23 oder 27 ist er vom Zentrum in etwa 20 Minuten zu erreichen. Der Campus bietet eine große Bibliothek mit vielen Computern, eine kleine Mensa und sogar einen eigenen Starbucks im Gebäude. Zudem werden im Fitnessraum verschiedene Kurse angeboten. In der großen

Aula, dem „Auge“, fand auch die Begrüßungs- und Einführungsveranstaltung statt, in der die Immatrikulation und die Fächerwahl erklärt wurden. Der Hauptunterscheid der Fächer in Edinburgh zu denen bei uns sind die Credits. In Edinburgh erhält man für ein Modul umgerechnet 10 ECTS. Somit musste ich nur 3 Module belegen. Ein Modul besteht aus einer Vorlesung und einem Tutorium, in dem die Inhalte vertieft werden. Die Anwesenheit wird zwar in jedem Fach überprüft, allerdings ist das dort nicht so streng. Man kann fehlen, wenn man dem Professor vorab in einer Mail Bescheid gibt bzw. der Professor spricht einen erst an, wenn man sehr oft gefehlt hat. Auf die Endnote hat das aber keinerlei Auswirkung. Während des Semesters müssen je nach Fach Essays, Reports und Präsentationen gehalten bzw. abgegeben werden aus denen sich die Endnote zusammensetzt. Auch die Benotung ist in Edinburgh anders als bei uns. Anstatt einer Note von 1-4 erhält man eine Prozentzahl. Mit 40% hat man das Modul bestanden, 65% ist „Merit Standard“ und vergleichbar mit vielleicht einer 1,7 bei uns, da 80% und mehr sehr selten vergeben werden. Meine schottischen Kommilitonen meinten, dass über 80% nur vergeben wird, wenn der Report so gut war, dass sie einem anbieten den in einem Journal zu veröffentlichen. Ich habe folgende Kurse belegt: -

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-

Airline Marketing and Management Dieser Kurs ist aus dem vierten Jahr. Die Vorkenntnisse die wir aus dem Grundstudium zum Thema Airline-Management haben reichen aber vollkommen aus. Mir hat dieses Modul sehr sehr gut gefallen. Die Professorin Shuna Marr ist sehr nett und gestaltet ihre Vorlesungen sehr gut. Sie ist zwar Schottin, aber hat kaum einen Akzent. Das Modul gibt einen umfassenden Einblick in das Airline Marketing mit zahlreichen Praxisbeispielen. In diesem Modul mussten zwei Reports à 2500 Wörtern verfasst werden, die jeweils zu 50% in die Endnote zählen. Dazu gab uns Shuna Beispielreports, die mir beim Schreiben sehr halfen. Mit normalem Aufwand bei großem Interesse für das Thema ist hier eine sehr gute Note zu erreichen. Sports Event Tourism Dieser Kurs ist aus dem zweiten Jahr. Er behandelt verschiedene Auswirkungen von großen Sportereignissen wie die Olympischen Spiele oder die FußballWeltmeisterschaft. Die Professorin Eleni Theodoraki gestaltet den Unterricht gut, allerdings wiederholt sie häufig dieselben Themen. Es musste eine Gruppenpräsentation mit Report über positive und negative Auswirkungen verfasst werden, sowie ein Einzelreport am Ende des Semesters. Letzterer behandelte das Thema Business Plan zu einem Produkt oder Service, der an einem Sportevent verkauft wird. Diese Aufgabe war sehr unklar definiert und das Thema wurde in den Vorlesungen quasi nie behandelt. Zudem sollte der Business Plan nicht alles beinhalten, sondern nur anschneiden und letztendlich wusste keiner so wirklich was gefordert ist. Allerdings ist die Professorin sehr hilfsbereit und man kann jederzeit mit ihr einen Termin vereinbaren, um die Themen zu besprechen. Zudem habe ich mit relativ wenig Aufwand in diesem Modul eine sehr gute Note erhalten. Scottish Culture and Society Dieses Modul wird nur für Austauschstudenten angeboten und behandelt die schottische Kultur und Geschichte. Mir hat das Modul sehr gut gefallen, da die zwei Professorinnen Schottland und dessen Kultur sehr interessant vorstellen. Zudem sind zwei Ausflüge Bestandteil des Moduls: Die Besichtigung des Edinburgh Castles und ein Ausflug nach Glasgow. Dafür musste jeder Student 25 Pfund zahlen. Zudem

organisierten die Professorinnen einen Nachmittag, bei dem uns der Volkstanz Ceilidh gezeigt wurde und wir Haggis probieren konnten. Ein sehr interessantes und unterhaltsames Modul, bei dem man sehr viele andere Austauschstudenten kennenlernt. Während des Semesters gab es zwei kleine Tests, eine Präsentation, die in Paaren geschrieben werden musste und ein Einzelreport am Ende des Semesters. Auch hier ist mit normalem Aufwand eine sehr gute Note zu erzielen.

3.2

Kontakt zu Einheimischen

Ich hatte das Glück, dass ich in den meisten Vorlesungen die einzige Austauschstudentin war. Durch die viele Gruppenarbeit kommt man sehr leicht ins Gespräch mit Einheimischen. Generell ist mir allerdings aufgefallen, dass von ihrer Seite nicht allzu viel Interesse bestand Kontakt aufzubauen. Man muss also selber die Initiative ergreifen. Da die Schotten bereits mit 17 anfangen zu studieren, sind sie deutlich jünger als wir. In dem Modul aus dem vierten Jahr waren die meisten Studenten 21 Jahre alt. In diesem habe ich auch zwei sehr nette Schottinnen kennengelernt, mit denen ich viel unternommen habe und „the scottish way of life“ kennengelernt habe. Ansonsten lernt man ganz einfach ganz viele andere Austauschstudenten kennen, ob bei der Fresher’s Week, der Einführungswoche, oder anderen von der Uni angebotenen Aktivitäten. Unter diesen ist der Anteil der deutschen Austauschstudenten leider am höchsten. Zudem gab es sehr viele Franzosen, aber auch Amerikaner und Kanadier.

3.3

Fazit

Rückblickend war die Zeit in Edinburgh eine unvergessliche Erfahrung, die ich jederzeit wieder machen würde. Die Stadt ist unglaublich schön und bietet sehr viel, das Land und seine atemberaubende Landschaft faszinieren einfach und die Leute sind so offen und herzlich. Ich habe zahlreiche Leute aus der ganzen Welt kennengelernt und teilweise sind echte Freundschaften daraus entstanden. Zudem war es aufregend, in einem anderen Land mit einer anderen Sprache, anderen Standards und Gewohnheiten zu leben. Somit hat das Auslandssemester mich im sozialen als auch im interkulturellen Bereich geprägt und verändert. Desweiteren habe ich mein Englisch profiliert und meine Kompetenzen im Bereich wissenschaftliches Arbeiten erweitert. Vor allem durch das viele Schreiben von Essays und Reports fühle ich mich in dieser Hinsicht jetzt sehr sicher und werde sicherlich davon in den kommenden Semestern profitieren. Ich kann somit nur jedem Studenten dazu raten, ein Auslandssemester in Edinburgh zu absolvieren, da diese Entscheidung sicherlich nicht bereut werden kann.

4. Bilder über Partneruniversität, Stadt und Land

1. Aussicht vom Carlton Hill über Edinburgh

2. Isle of Skye

3. Loch Ness

4. Edinburgh Napier University

5. Blick auf das Edinburgh Castle