No. 54 | Sommer 2013

FABRIK RUND BRIEF

25 Jahre Vorderhaus

25 Jahre Naturschule

20 Jahre AMICA

Nach „24 Stunden“ im September gibt es jetzt eine Spielzeit lang ganz besondere Veranstaltungen

Die Naturschule Freiburg verhilft seit 1988 zu einem besseren Verständnis der Natur

Zwei Generationen AMICA: Martha Achatz und Sandra Takács im Gespräch

Impressum Herausgeber FABRIK für Handwerk, Kultur und Ökologie e.V. Habsburgerstraße 9 79104 Freiburg Tel. +49 (0)761.50365-30 eMail: [email protected] Internet: www.fabrik-freiburg.de Redaktion Joachim Herb, Regina Leonhart, Ute Lingg, Hans Schmid, Martin Wiedemann Fotos & Illustrationen BAGAGE (22), Heide Göttner (15), Felix Groteloh (1/2), Bernd Jörger (12), Ute Lingg (21), Naturschule Freiburg (20), Bernd Obrecht (4), Dieter Pfeiffer (5, 24), Klaus Polkowski (10), Marie Reul (19), übrige: FABRIK-Archiv Satz & Layout Regina Leonhart, Hans Schmid Druck schwarz auf weiss Papier 100% Recycling Auflage 2.500 Exemplare

Die Künstler danken dem Publikum für den verdienten Applaus: Öl des Südens auf der Bühne des Vorderhauses während der „24 Stunden“ im September 2012

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Erscheinungsweise halbjährlich (in der Regel Juli & Dezember)

FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Inhalt

der Sommer-Rundbrief der FABRIK ist ein Rundbrief voller Jubiläen. Drei größere und ein kleineres sind es dieses Mal.

03 | Editorial

Bei rund zwei Dutzend Betrieben und Einrichtungen auf dem Gelände verwundert es nicht, dass es immer wieder etwas zu feiern gibt. Die 20 Jahre von AMICA und die 25 Jahre von Vorderhaus-Kultur und Naturschule sprechen für Beständigkeit und Beharrlichkeit, für kluge Entscheidungen und richtige Weichenstellungen. Die fünf Jahre bei der Vorderhaus-Gastronomie stehen für die Fähigkeit, Neues zu entwickeln und mit großem Erfolg für frischen Wind zu sorgen. Auf den Lorbeeren ausruhen wird sich dabei niemand von denen, die da feiern. Denn schon am nächsten Tag steht erfahrungsgemäß wieder die Arbeit im Vordergrund. So findet sich denn auch in diesem Rundbrief wie immer einiges von der großen Vielfalt der Themen, die von den Gruppen und Einrichtungen auf dem Gelände bearbeitet werden. Da es immer hilfreich ist, Momente zu haben, an denen wir kurz innehalten, um zurück und nach vorne zu schauen, gebührt den Jubiläen aber auch der Platz, den sie hier einnehmen. Den Jubilaren selbst geben wir gerne an dieser Stelle das Geburtstagsständchen eines zumindet den Älteren unter ihnen noch bekannten Altmeisters auf den Weg: May you always do for others and let others do for you. May you have a strong foundation When the wind of changes swift. May your heart always be joyful, May your song always be sung, May you stay forever young, Forever young, forever young

04 | Nachrichten Schreibwettbewerb 2013 | Motorradparkplätze | Förderkreisabend | Jahresergebnis 2012 | Kita unter Wasser | Stiftung 100 | FABRIK 2020 | 08 | 25 Jahre Vorderhaus Das Jubiläumsprogramm 10 | Chapeau – und weiter so! Eine Lobhudelei auf das Vorderhaus von Volkmar Staub 14 | „Wir können uns da nicht einfach raushalten“ 20 Jahre AMICA - ein Gespräch zwischen Martha Achatz und Sandra Takács aufgezeichnet von Julia Littmann 18 | 25 Jahre Naturschule Freiburg Weit mehr als nur Naturpädagogik 21 | 5 Jahre neue Vorderhaus-Gastronomie Ein kleines, aber bemerkenswertes Jubiläum 22 | Heilpädagogischer Landschaftsbau BAGAGE engagiert sich in der Schweiz 23 | Siebzig singende Chinesen Die 4. Figurentheatertage im Vorderhaus von Marion Klötzer

In diesem Sinne wünschen wir allen eine angenehme Lektüre die Rundbrief-Redaktion

24 | SolidarEnergie vergibt die Preise 2013 Unterstützung für soziale und kulturelle Projekte 25 | Literarische Sommertipps aus dem Vorderhaus 26 | Fränkische Fragmente Eine Kolumne von Jürgen Roth 27 | Adressen & Kontakte

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

Nachrichten

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Wir proben den Aufstand

13 LICHE VON FÜR JUGEND TTBEWERB SCHREIBWE

REN BIS 17 JAH

Sieben von zehn SiegerInnen auf der Bühne des Vorderhauses: Leon Bootsmann, Joya Lay, Anna Lindner, Helena Singer, Helena Köster, Lea Schneider, Annika Scherlin

Die Motorradclubs der FABRIK hatten in ihrem Clubraum ein aufmerksames Publikum

Wir proben den Aufstand!

Motorradparkplätze

11. Schreibwettbewerb für Jugendliche von 13 bis 17 Jahren

Wer probt den Aufstand? Wir! Wir üben die Auflehnung, wir versuchen die Revolte, wir trainieren die Rebellion!Wir wehren uns und weigern uns, wir widerstehen und widersprechen, wir begehren auf und setzen uns durch, wir machen weiter und bleiben dran, wir ziehen es durch ... Zum ersten Mal im Sommer an einem Samstag um 18 Uhr fand die diesjährige Preisverleihung des Schreibwettbewerbs auf der Vorderhausbühne statt. Eine frisch und freche Moderation bot Sophie Passmann, die Gewinnerin des Schreibwettbewerbs im Jahr 2011. Schweißtreibende Publikumsanimation von den „Breakdancerinnen“ Joëlle und Naomi, verkürzten den PreisträgerInnen die Wartezeit bis zur Prämierung ihrer Geschichten. Die Jury, die aus Vertretern des Literaturbüros und des Vorderhauses sowie aus Preisträgerinnen der vergangenen Jahre bestand, hatte aus 66 Einsendungen die zehn besten Stories ausgewählt. Die ersten 10 Plätze wurden von sieben Mädchen und drei Jungen belegt. Sieger wurde Leon Bootsmann (17 Jahre), in der ganzen Geschichte des Schreibwettbewerbes erst der zweite Junge auf Platz 1. Die Jüngste, Helena Singer (13 Jahre), kam mit ihrer Kurzgeschichte auf Platz 3. Am weitesten angereist war Annika Scherlin (Platz 6), die mit ihrer Mutter den weiten Weg aus Herford nach Freiburg kam. Mittlerweile ist der Schreibwettbewerb zu einer festen Institution in Freiburg und der Region geworden, die auf der bewährt guten Zusammenarbeit zwischen den Kooperationspartnern Literaturbüro Freiburg, Vorderhaus – Kultur in der Fabrik, SWR Studio Freiburg und Kulturamt der Stadt Freiburg beruht und bereits zum elften Mal stattfand.

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Die Motorradclubs informieren den Verkehrsausschuss Die beiden Motorradclubs der FABRIK, der MC Kuhle Wampe und der MC Weingarten, hatten im April den Verkehrsausschuss des Freiburger Gemeinderats zu sich eingeladen, um den Stadträten ihre Vorstellungen darzustellen, wie die Parkplatzsituation in der Innenstadt nicht nur für Motorradfahrer verbessert werden könnte. Beachtlich viele, nämlich acht Stadträte aus fast allen Fraktionen waren gekommen, und so fand die vorbereitete umfangreiche Powerpoint-Präsentation zum Thema Parkplätze in der Innenstadt auch den verdienten Anklang. Durch die aktuell geplanten städtischen Baumaßnahmen sollen nämlich insgesamt achtzig ausgewiesene Motorrad- und Rollerparkplätze wegfallen. Folglich muss ein schlüssiges Konzept entwickelt werden, wie der „ruhende Verkehr“ für alle, die in Freiburgs Innenstadt unterwegs sind, befriedigend organisiert werden kann.

Nachrichten

FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

Was do war: ein bayerisches Essen, ein Regisseur, ein Hauptdarsteller, ein Ideengeber, ein Film, und jede Menge Förderkreismitglieder.

Der „FABRIK-Jahresbericht 2012“ gibt eine prägnante Zusammenfassung des vergangenen Jahres.

Was weg is, is weg

Erfreuliche Zahlen

Kino statt Kleinkunst beim Förderkreisabend des Vorderhauses „Was weg is, is weg“ unter diesem Motto stand dieses Mal das Dankeschön, das die Kultur ihren Förderern und Förderinnen alljährlich zum Geschenk macht. Zum ersten Mal fand dieser Abend im Frühsommer unter freiem Himmel im lauschigen Biergarten der Vorderhaus-Gaststätte statt. Die Freunde und Förderer wurden mit einem zünftigen bayerischen Buffet verköstigt, und für Auge und Ohr gab‘s Kino statt Kleinkunst. „Was weg is, is weg“, eine rabenschwarze bayerische Komödie, inspiriert von Jess Jochimsens Roman „Bellboy“, feierte im Vorderhaussaal seine Freiburg-Premiere in Anwesenheit von Hauptdarsteller Mathias Kellner und Regisseur Christian Lerch. Auch Jess Jochimsen, der im Film selbst eine kleine Nebenrolle spielt, gab sich die Ehre. Umrahmt von Songs von Mathias Kellner, seines Zeichens auch begnadeter Musiker, eröffnete Karin Hönes vom Kulturbüro den Abend mit charmanten und warmherzigen Worten an die Gäste, hieß die neuen Mitglieder im Förderkreis willkommen, bedankte sich herzlich für die Unterstützung der Vorderhaus-Kultur und bot einen Ausblick auf die kommende „Jubel“-Spielzeit anlässlich des 25. Geburtstages der Kultur in der FABRIK.

2012 war auch finanziell ein gutes Jahr

Der FABRIK e.V. kann mit dem Jahr 2012 zahlenmäßig sehr zufrieden sein. Während das Haushaltsvolumen erstmals die Million Euro überschritt, fiel das steuerliche Jahresergebnis nach mehreren Jahren mit kleinen Defiziten erstmals wieder bescheiden positiv aus (+ 5.278 €). Besonders erfreulich war jedoch im letzten Jahr, dass mit den erhöhten öffentlichen Zuschüssen von Stadt und Land und der erfolgreichen Kampagne zur Verdoppelung der Mitgliederzahl des Vorderhaus-Förderkreises nun eine auch finanziell tragfähige Basis für die Kulturarbeit der nächsten Jahre geschaffen ist. Ohne diese Mehreinnahmen wäre es z.B. einfach nicht möglich gewesen, die 25 Jahre alte Toilettenanlage im Vorderhaus in diesem Umfang und in dieser Qualität zu erweitern und zu sanieren (vielen Dank an alle, die auf verschiedenste Weise dazu beigetragen haben!). Trotz hoher Baukosten war es in 2012 möglich, wiederum einen Teil der Schulden des Vereins zu tilgen: nachdem im Laufe der vielen Jahre der FABRIK e.V. über 3 Millionen Euro investiert hat, sank zum Jahresende der Schuldenstand der vielen kleinen privaten Darlehen erstmals unter eine Million Euro. Einen steigenden Zuspruch verzeichneten in 2012 die Vorderhaus-Kulturveranstaltungen (über 30.000 BesucherInnen) ebenso wie die Kurse und Seminare auf dem Gelände der FABRIK (über 21.000 TeilnehmerInnen).

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

Nachrichten

Mehrere Zentimeter Wasser – und alles spiegelt sich ...

Der Vorstand unterzeichnet das Gründungsgeschäft: Stephan Jarvers, Peter Kern, Stefan Naundorf, Horst Scheuble, Ute Eisenacher (v.l.n.r.)

Eine schöne Oster-Bescherung

Das Etappenziel ist geschafft

Das hätte wirklich nicht sein müssen, aber es hätte auch schlimmer kommen können! Mittwoch vor Ostern – vorletzter Tag vor den Osterferien, zumindest für die Kindertagesstätte. Als erste in der FABRIK wollen an diesem Tag kurz nach 6 Uhr die Drucker ihre Arbeit aufnehmen, doch welch böse Überraschung: mehrere Deckenplatten im Drucksaal sind heruntergebrochen, vollgesogen mit Wasser, das über Nacht die Kita im Stockwerk darüber überflutet hatte. Der Wasserschlauch an einer kleinen Spülzeile war undicht geworden und hatte weite Teile der Kindertagesstätte bis zu mehreren Zentimetern unter Wasser gesetzt. Erst einmal Wasser schöpfen, eimerweise! Der Sachverständige von der Gebäudeversicherung und die Trocknungsspezialisten sind am nächsten Tag da, am Besten wäre, heißt es, die nassen Gipskartonwände rundum sofort zu öffnen und nicht bis nach Ostern zu warten. Zunächst ist also österliche Eigenarbeit angesagt. Die Hoffnung der ersten Tage, das ganze Desaster ließe sich in der glücklicherweise anstehenden Kita-Ferienwoche beseitigen, wird absolut trügen: rund vier Wochen lang wird dieser Wasserschaden Kinder, Eltern, Erzieher, Handwerker, Sachverständige, Hausmeister und Verwalter auf Trab halten. Denn neben den Trocknungsund Sanierungsarbeiten mussten Untersuchungen auf Schadstoffe vorgenommen werden, Reinigungsfachleute zum Einsatz kommen und für die Kinder ständig Ausflüge oder alternative externe Aufenthaltsräume organisiert werden (zum Glück war das Mittagessen in der Hausküche noch möglich). Viel Nerv und Zeit hat der Wasserschaden gekostet und viel Geld: rund 18.000 €, die weitgehend von der Versicherung übernommen werden. Aber wir hatten auch Glück im Unglück: selbst die ältesten Dämmschichten in den Ständerwänden enthielten kein Asbest, und, wäre jenes kleine Schläuchlein nur zwei Tage später undicht geworden, dann hätte es die ganzen schönen Ostertage Zeit gehabt, nicht nur die komplette Kita, sondern auch die komplette Druckerei unter Wasser zu setzen!

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Stiftung 100 – der Verein wird zur Stiftung

Die Initiative zur Gründung der Stiftung 100 hat ihr Etappenziel erreicht: vor wenigen Wochen wurde das sogenannte Stiftungsgeschäft unterzeichnet. Nach der offiziellen Anerkennung durch das Regierungspräsidium wird eine öffentliche Gründungsveranstaltung am 18. Oktober 2013 in Lahr stattfinden. Den Festvortrag hält Rupert Neudeck, der Gründer von Cap Anamur/Dt. Notärzte e.V. und Grünhelme e.V.. Neudeck wurde weltberühmt durch die Rettung von über 10.000 vietnamesischen Flüchtlingen (boatpeople) nach dem Rückzug der Amerikaner aus Vietnam. „Normalerweise werden Stiftungen von wohlhabenden Personen gegründet. Wir wollten einer nicht ganz so wohlhabenden Bevölkerungsgruppe die Möglichkeit bieten, eine Stiftung zu errichten“, erläutert Vereinsvorsitzender Stefan Naundorf. „Die Stiftung soll Menschen unterstützen, die unverschuldet durch eine Vielzahl von Gründen, nicht zuletzt durch ein ungerechtes Handelssystem, in Not geraten sind, von jeglichen Bildungschancen ausgegrenzt werden und keine hinreichende medizinische Versorgung erhalten.“ Zur Zeit unterstützt die Stiftung Projekte in Nepal, Bangladesch, Nicaragua und im Senegal. Die 78 Stiftungsgründer, zu denen auch der FABRIK e.V. gehört, erbringen zusammen ein Startkapital von 75.000 €. Zustifter kann weiterhin jeder werden, vorausgesetzt ist die Bereitschaft, 1.000 € (auch in jährlichen Teilbeträgen) als Stiftungskapital einzubringen und als Mitglied des Stifterkreises im Stiftungskuratorium die Geschicke der Stiftung mitzubestimmen.



Weitere Infos unter www.stiftung100.de

Nachrichten

FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

Auf unserem Gelände sind die Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten groß: wie stellen wir uns die FABRIK in zehn bis zwanzig Jahren vor?

Die Zukunft rückt näher Im Rahmen des Projekts „FABRIK 2020“ sind mehrere Arbeitsgruppen entstanden

Auf unserem Weg hin zu einem Zukunftskonzept für die FABRIK sind auf dem letzten Plenum im Mai verschiedene Arbeitsgruppen gebildet worden. Gleichzeitig wurde klar, dass uns das Projekt „FABRIK 2020“ sicher noch über das Jahr 2013 hinaus beschäftigen wird. (1) AG Transparenz und Integration Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit, wie wir auf dem Gelände das Wissen über die FABRIK insgesamt, über die anderen Betriebe und die anderen Menschen auf dem Gelände ausbauen können. Die FABRIK bietet jedem/jeder Einzelnen mehr Möglichkeiten als geahnt. Aber wir müssen auch immer wieder feststellen, dass viele nicht genau wissen, wie Zuständigkeiten, Entscheidungswege und Abläufe geregelt sind. Gleichzeitig geht die AG der Frage nach, wie neue MitarbeiterInnen auf dem Gelände besser integriert werden können. Wie werden sie aufgenommen und „betreut“, welche Angebote gibt es, wie findet man sich schneller zurecht. Ganz konkretes Ziel könnte sein, ein Intranet für alle FABRIKlerInnen einzurichten, so dass sich alle Interessierte auf leichtem Weg über aktuelle Termine, Neuigkeiten, Angebote und Gesuche, etc. informieren können. (2) AG Außendarstellung Die FABRIK stellt ihr Licht zu sehr unter den Scheffel. Auf die Strukturen, die Potentiale, die Freiräume und die Möglichkeiten, die die FABRIK zu bieten hat, können wir alle stolz sein, aber wir müssen sie auch mehr nach außen hin zeigen und propagieren.

Die FABRIK ist auf ihre Art ein Gesamtkunstwerk, das zu wenig als solches wahrgenommen wird, auch von uns selbst. Für alle, die hier arbeiten, bietet die FABRIK eine enorme Lebensqualität, und aus der Sicht der Betriebe stellt sie einen unschätzbaren Rahmen und ein wertvolles Netz voller Synergien dar. Ein Medium zur besseren Präsentation der FABRIK könnte der geplante Großbildschirm im Foyer des Vorderhauses sein. (3) AG Soziales Miteinander Diese AG verfolgt Überlegungen und Ideen aus der UtopieGruppe weiter. Wie können wir neue Räume schaffen, welche neuen Aktivitäten und Angebote sind denkbar? Pausentreffs, afterwork-Veranstaltungen, Stammtische, Betriebssport, ein Tauschring, gemeinsame externe Aktionen u.a.m. sind denkbar. Gleichzeitig wird bewusster geschaut, wo es Bedarf an solidarischer gegenseitiger Unterstützung gibt, nicht nur in persönlichen Situationen, sondern gerade auch im Alltag. (4) AG „FABRIK-Tag“ Die Arbeitsgruppe plant für September einen „internen Tag der offenen Tür“. Alle auf dem Gelände sollen einen ganzen Tag lang die Möglichkeit haben, sich gegenseitig besser kennenzulernen, zusammenzusitzen, zu essen und zu trinken. Dazu werden alle, die Lust und Laune dazu haben, irgendwann im Laufe des Tages anderen eine halbe bis dreiviertel Stunde lang zeigen, welche Leidenschaften und Fähigkeiten, welches Wissen sie haben, egal ob beruflich oder privat, als Arbeit oder als Hobby.

FABRIK 2020 - Zeitschiene der 4 Projektphasen 13. Nov. 2012 1. Recherche: Meinungsbild, aktueller Stand

6. Mai 2013 2. 'HÀQLWLRQ8QVHUH)$%5,.  3.9HUlQGHUXQJ.RQNUHWH6FKULWWH  4..RQWUROOH:LHZHLWVLQGZLU"

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

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25 Jahre Vorderhaus

25 Jahre Vorderhaus – Kultur in der FABRIK Das muss gefeiert werden! U Und zwar fröhlich und ausgiebig, so wie gerne gefeiert wird im V Vorderhaus. Weil wir schon ein wenig stolz sind auf diese zweieinhalb Jahrzehnte. Stolz auf unsere Arbeit. Stolz aber auch auf die kritische Sympathie unseres Publikums und die Unterstützung durch unsere Freunde und Förderer. Denn Solidarität und Kritik brauchen wir wie die Luft zum Atmen. Wie es sich gehört für die führende Kabarettbühne der Region, hat das Kulturteam ein Festprogramm zusammengestellt, bei dem sich Alte und Erfahrene mit Jungen und ges Stürmischen treffen. Bei acht „Tandems“ zwischen Oktober und Mai stellen etablierte Künstler Kolleginnen und Kollegen vor, die ihnen am Herzen liegen und die sie fördern wollen. Außergewöhnliches bringt der 13. März 2014. Fast alle Freiburger Kabarettisten finden sich außer der Reihe in der Reihe „Kabarett im Großen Haus“ zu einem Geburtstagsgruß zusammen. Den Künstlern und dem Theater Freiburg herzlichen Dank dafür! Zur Einstimmung auf das Jubiläum hat Volkmar Staub, dem Haus seit Anfang verbunden, für den Rundbrief eine sehr persönliche Lobhudelei geschrieben. Auch an ihn ein Danke von Herzen!

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

25 Jahre Vorderhaus

Georg Schramm & Team und Struppi 13. Oktober 2013

Pigor und Eichhorn & Sarah Hakenberg 20. Oktober 2013

Thomas Reis & Signe Zurmühlen 16. November 2013

Annamateuer und Außensaiter & Olaf Bossi 14. Dezember 2013

Volker Pispers & Vocal Recall 6. Febraur 2014

Andreas Thiel & Knut und Tucek 27. Februar 2014

Klaus B äuerle Sascha Bendiks Die Gis elas Matthia s Deuts chmann Jess Jo chimse n Frank S auer Georg S chramm Schroe der Volkma r Staub Martin Wangle r

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Florian Schroeder & Christine Prayon 22. März 2014

GALA 25 Jahre Vorderhaus am 13. März 2014 im Theater Freiburg

Jess Jochimsen & Manuel Stahlberger 8. Mai 2014

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

25 Jahre Vorderhaus

Das Vorderhaus ist uns von Beginn an ein Partner gewesen, mit dem jede Zusammenarbeit sehr angenehm war. Es ist daher kein Wunder, dass aus enger Partnerschaft eine Freundschaft wurde, die sich gerade in schwierigen oder bedrohlichen Zeiten bewährt hat.Wir freuen uns auf den Fortgang der Freundschaft und viele weitere gemeinsame Projekte! Marc Oßwald, KOKO & DTK Entertainment GmbH

Das Vorderhaus schafft es, ein (groß-)städtisches Lebensgefühl mit sehr persönlicher Ansprache zu verbinden und bis heute einem glatten, unpolitischen Zeitgeist zu widerstehen. Ihr präsentiert immer wieder Anstöße und Anstößiges, beides macht Spaß. Wir erleben bei Euch oft kleine und große Überraschungen, die uns erfreuen und die unseren Horizont erweitern. Danke! Claudia John und Joachim Hudewentz, Förderkreismitglieder

Liebe Freundinnen und Freunde vom Vorderhaus, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Wir blicken auf 25 Jahre gemeinsame Geschichte zurück - viele spannende Projekte und eine gemeinsame, solidarische Basis für Kulturarbeit in Freiburg. Ihr habt viel bewegt und gestaltet ein tolles Programm, gern sind wir ab und zu Eure Gäste und die Zusammenarbeit mit Euch ist fruchtbar, setzt neue Impulse und macht Spaß. Neue Veranstaltungen, Formate, Kooperationen und Projekte denken wir uns heute zusammen aus und freuen uns auf mit Euch auf morgen! Für das E-WERK Team: Wolfgang Herbert und Laila Koller

Das Vorderhaus war für mich schon immer ein Ort, wo ich mich wohl gefühlt habe - als Ort für Gespräche, Begegnungen, politischen Auseinandersetzungen, Essen und Trinken und natürlich vor allem als Ort der Kultur. Man ist bei und unter Freunden und das ist eine wunderbare Sache! Ein wenig dabei mithelfen zu dürfen dass dies so bleibt, ist sozusagen angenehmste 10

Chapeau – und weiter so! D

ie Kelche hoch, wir haben was zu feiern. Und ich darff heute mal ohne Ironie und aus vollem Herzen lobhudeln. n. Heute reicht kein „Aperol Spritz“, kein „Hugo“, und schon gar ar kein „Schorle“, heut muss es schon mal Schampus sein. Der er Freiburger Kulturtempel „Vorderhaus“, das Zentrum und das Herz der FABRIK wird 25! Ich kann zwar nur für mich selber sprechen, aber den Kollegen, die Kollegin, von denen, die je hier auftreten durfte und da widersprechen würde, müsste man mir erst mal zeigen: Gratulation und ein ganz großes Danke, Danke, Danke, dafür, dass Ihr es gemacht habt, wie Ihr es gemacht habt, und dass Ihr es hoffentlich so weitermacht. Wir erinnern uns. 1988: Ronald Reagan, der Staatsschauspieler war noch im Amt, Richard Weizsäcker war Bundespräsident und Kanzler war schon lange und immer noch der Dicke, Kati Witt, die schärfste Kufe der DDR, hatte grade in Calgary Olympia-Gold geholt, Steffi Graf hat gegen die schöne Argentinierin Gabriele Sabatini die US Open gewonnen, Loriot seinen Film Ödipussy rausgebracht, Radio Dreyeckland wurde gerade legalisiert, die Bundesrepublik hat ein Doppelsteuerabkommen mit Simbabwe abgeschlossen, ja, kein Witz, auch wenn der Schweizer lacht, und genau da mitten hinein habt Ihr am 22. September mit der Frankfurt City Bluesband die Bühne im Vorderhaus eröffnet. Das hat die Welt erschüttert. Noch im Oktober ist daraufhin Franz Josef Strauß gestorben und ein Jahr später ist die Berliner Mauer den Erschütterungen erlegen. Und da heißt es immer, Kleinkunst würde nix bewirken.

25 Jahre Vorderhaus

„Kleinkunst“ – ich weiß, Martin hat „K den Begriff schon vor 10 Jahren nicht gemocht gem und bei Eurem Fest zu „25 Jahre Jah FABRIK“ ungefähr so definiert: „Alles, „Al was halt nicht auf den etablierten Bühnen stattfindet und halt au kein Ro Rockkonzert isch.“ Inzwischen habt Ihr Euch E längst selber als „die Kabarettbühne“ b Freiburgs etabliert. Ich finde den Begriff Kleinkunst auch nicht glücklich, aber o.k. Er bewahrt vor Größenwahn. In einer Zeit, wo es die politischen und die ideologischen Gebäude zerbröselt hat, wo man von Glück reden kann, wenn man beim Sortieren der Trümmer und im postmodernen Daherschwallern hie und da mal ein glitzerndes Steinchen der Weisheit findet, da ist auch Philosophie, Kunst und Politik nur noch als Kleinkunst möglich. Einer Ei der viel zu früh verstorbenen Großen unserer Zunft, die alle gern und oft bei Euch gespielt haben, nein, nicht Heinrich Pachl, nicht Thomas „Schnulli“ Koppelberg, auch nicht Klaus Huber, sondern Matthias, der Beltzebub aus Frankfurt, hat „Kleinkunst“ sehr schön aphorismüsiert. Zum Jubeljahr Eurer großen „Kleinkunst-Arbeit“ ein längeres Zitat des Meisters: „Kleinkunst vernichtet absolut maschinell alles Große, groß ist dick, dumm und harmlos und noch nicht einmal krank. Großkunst ist unbestechliches Hecheln geistig total verkrebster Arschköpfe um metaphysische Anerkennung im öffentlich-rechtlichen Raum, und die Hirnlappen der Großkünstler eigenen sich nicht einmal zum Angreifen heißer Henkel. Hochkultur ist Blödwichsen auf Stelzen, ist Mordversuch mit ungeladenem Revolver…. Kleinkunst ist Pathos, Mensch-Sein und –Bleibenwollen….Kleinkunst ist dumm, gemein und betulich, geizig, verklemmt und beschränkt. Kleinkunst ist Symbol des Realen und damit jedem Versuch überlegen, das Barbarische zu zähmen…“ (zitiert nach Matthias Beltz „GUT und BÖSE, Zweitausendeins, 2004) Man kommt ja viel rum als Handelsvertreter in Sachen Humor und sieht dabei die Entwicklungen der verschiedensten Häuser. Manche sind so was von stehengeblieben und aalen sich in ihrem Sumpf der frühen Jahre, streichen alle 10 Jahre mal die Wände neu, haben immer noch den

FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

„Bürgerpflicht“ und Fördermitglied zu sein eine Ehre! Ich beglückwünsche das Vorderhaus für die vielen tollen und erfolgreichen Jahre und sage danke für das schöne und vertrauensvolle Miteinander – u.a. beim freiburggrenzenlos-festival aber auch bei der Internationalen Kulturbörse Freiburg und anderen Projekten. Holger Thiemann FWTM und Förderkreismitglied

Lob der Wildheit: Im Denken, im Handeln, auf der Bühne. Lob des Politischen: In den Tränen, der Wut und im Lachen. Lob des Eigensinns: Im Programm, im Team und in der ganzen Fabrik. Lob der Professionalität: Ein Haus, das zurecht Vorderhaus heißt. Ich neige mein Haupt, ziehe den Hut und gratuliere! Stefanie Stegmann Literaturbüro Freiburg

Proberaum zu vermieten – 1994 diese Annonce in der Zypresse. „Ja, Marlene Wenk, am Apparat, ja wir vermieten einen Proberaum in der Habsburger Fabrik.Wissen Sie wo das ist, Frau Denker?“ - Nein, das wusste ich nicht. Diese Anzeige hat mich ungeahnt erfolgreich an meine Freiburger Theaterfamilie vermittelt – an Kollegen und und an diesen wunderbaren Ort – Kultur in der Fabrik. Gerade die Berliner Schauspielschule abgeschlossen, endlich ein Ort an dem ich richtig loslegen konnte.Theaterspektakel am Totensonntag, Rollmopsverkauf um 4:00 Uhr morgens als Meerjungfrau, zahlreiche Eigenproduktionen, „Wir waren da“ 20- minütiges Minidrama ohne Worte, Parodie Angela Merkel und und und ... Lob an meine Stammbühne – ein Gefühl, immer willkommen zu sein, als Mensch und als Künstler – klasse! Sybille Denker Schauspielerin und Förderkreismitglied

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

„Wie das Land, so das Jever!“ Ein Mann fällt mit ausgebreiteten Armen in die Dünen und ein Bier trifft das ganze Lebensgefühl des hohen Nordens. „Wie die Freiburger, so die Fabrik!“ kann ich da in Anlehnung an diese Werbung nur bewundernd sagen. Die Fabrik hat das Lebensgefühl der Freiburger nicht nur getroffen, sondern durch ihre Einzigartigkeit und Beharrlichkeit auch geprägt. Glückwunsch an Freiburg, dass es die Fabrik hat! Udo Eichmeier Kulturamt Freiburg

25 Jahre Vorderhaus heißt 25 Jahre Mitgliedschaft in der LAKS - Als ich 2008 das Vorderhaus das erste Mal besuchte, war es für mich eins von über 50 soziokulturellen Zentren und Initiativen im Land. Doch schon der erste Besuch zeigte mir, das sogenannte Vorderhaus ist in Wirklichkeit zentraler Ort für Kommunikation, kulturell/ künstlerisches Engagement, Probe- und Premierenbühne für bislang unentdeckte Talente der politischen Kabarettszene und Lieblingsbühne von etablierten KünstlerInnen dieses Genres. Stetiges Engagement, auch auf Landesebene mit anderen Zentren, künstlerisches Feingespür, Mut zur Innovation und ganz viel Herzblut für die gemeinsame Sache, zeichnet die MacherInnen dieser Kulturstätte aus, so dass jede und jeder, die/der hier einmal war, gerne wiederkommt. - mich inbegriffen. Ich gratuliere den Vorderhäuslern zu 25 Jahre erfolgreicher soziokultureller Kulturarbeit, die weit über die Grenzen Freiburgs bekannt ist. Ilona Trimborn-Bruns Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren in Baden-Württemberg e.V.

25 Jahre Vorderhaus

gleichen schlechten Wein wie vor 20 Jahren und verwalten ihr Programm so gut sie es halt können, - oft immer noch sympathisch, es gibt noch Läden unserer Szene, da hängt noch Che Guevara an der Wand, ich schwörs! -, wieder andere Läden haben sich aufgebretzelt zu „Lifestyle-Puffs“ und wollen endlich Kohle machen mit den angesagtesten Comedians und ihrer Klientel der neureichen Upperclass-Wonne-Bees (wenn mans laut liest, weiß jeder was ich meine). Manchmal darf dann sogar ich da noch spielen, aber diese Läden hecheln dem Zeitgeist hinterher - oft ohne viel Geist. „Der Zeitgeist ist der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln“ – so blöd war der alte Goethe ja auch nicht. Wir müssen uns immer wieder neu definieren und positionieren. Man kann dem Zeitgeist aber auch gerecht werden, ohne seine Werte und seine Geschichte zu verlieren, ohne Dogmatik, cool und doch hot bleiben, innovativ sein, und das in den verschiedensten Genren. Und das ist dann große Kunst. Ihr seid Euch bei allem notwendigen Wandel, ob neue Bestuhlung, ob neue Gastronomie (auch da Gratulation und Danke an Christian und Kollegen) treu geblieben. Neulich habe ich in der Berliner U-Bahn das schöne Schild gesehen: „Halt - Nicht stehenbleiben!“. Das trifft für Euch in vollem Umfang zu. Bei Euch ist der Bezug zum Umfeld, zum Gesamtprojekt FABRIK, zu den regionalen politischen Vernetzungen immer spürbar und wichtig geblieben. Den etwas muffig-bürokratischen Begriff des „Soziokulturellen Zentrums“ habt Ihr immer ernst genommen und belebt, - das gilt für die ganze FABRIK, aber heute soll ja die Kultur mit Lob behudelt werden. Ihr, die Vordenker, Vorbereiter und Macher des Programms, Ihr seid neugierig geblieben. Nicht nur, was neue Kolleg(inn)en der Kabarettszene betrifft, Eure Gier auf Neues hat sich auch immer wieder gezeigt in Projekten, die Ihr angestoßen oder mitproduziert habt. Wo soll ich da anfangen, wo aufhören? UNTER STERNEN, die Stunksitzungen, die HeinzErhardt-Show, SCHAU-ins-LAND, die ZUGABE, den Schreibwettbewerb oder Eure Figurentheater- und Musikkabarettreihe, um nur einige zu nennen. Eure Arbeit lebt und blieb immer lebendig. Schade, dass wir die Idee einer „Sommer-Satire“ bisher nicht umsetzen konnten, wer weiß, vielleicht kommts ja noch. Aber Eure absolut einzigartigen Veranstaltungen wie der legendäre „Bad Men“ damals oder im vergangenen Jahr die 24-Stunden-Programm-Session – grandios und einmalig! Meine Lobhudelei zu Euren Lasten könnte jetzt fortfahren über Eure Kompetenz, Euer Verständnis, Eure Großzügigkeit, was Künstlerwohnung

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FABRIK-Rundbrief | Sommer 2013

25 Jahre Vorderhaus

und zur Verfügung stellen von Proberaum betrifft, bis zur Künstlerbetreuung. Das alles macht Ihr mehr als perfekt und wir halbjährig Heimatlosen wissen das zu schätzen. Am liebsten denke ich jedoch an die vielen Abende zurück (und hoffentlich voraus), wenn man nach der Show zusammensitzt zum „social drinking“. Die besondere Herzlichkeit bei Euch haben mir auch viele andere Kollegen bestätigt. Ich vermute, Ihr vom Kulturbüro könntet ein Handbuch über das Leben und Lieben der deutschen Kabarettisten schreiben. Wer kennt die Stories, den Klatsch, die skurrilen Abstürze, die Liebeleien, ja, auch die Erfolge der deutschen Humoristen besser, als diejenigen, die beim After-ShowViertele V mit ihnen zusammensitzen. Da wisst Ihr Ih von vielen vermutlich mehr als die Geheimdienste der Amis und der Briten zusammen. d V Vielleicht auch mehr als manchem von uns lieb ist. ist Und da kamen bei vielen Stammgästen einige Sitzungen zusammen. Und bei diesen Gesprächen und nach einigen Schorle klärt sich gegen Morgen für uns politisch Obdachlosen dann für ein paar Stunden auch die Weltlage. So haben wir bei Euch am Tisch gemeinsam den ersten und zweiten Irakkrieg überstanden, den Abgang Kohls und Schröders feucht bebechert, wir haben die Bankenkrise benebelt, den Absturz Möllemanns als Schritt in die richtige Richtung gefeiert, wir haben uns die Arabellion schöngetrunken, und auch Frau Merkel werden wir überleben. Deshalb werden solche von so tollen Menschen gelebten und belebten Kulturorte wie das Vorderhaus von uns so trinkend benötigt. Man fühlt sich bei Euch zuhause. Jedenfalls für mich ist Euer Vorderhaus eine kleine Heimat im bloch´schen Sinne geworden. Auf Tour entsteht ja nur sehr selten „…etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ Bloch war halt nie im Vorderhaus. Bei Euch habe ich schon so oft einen Vorschein davon erleben dürfen. Für Eure Zukunft ist mir nicht bange, solange Ihr, die Fünferbande der Kultur, das Vorderhaus auf Vordermann und Vorderfrau haltet. Und drum ist es mir zum Schluss ein großes Bedürfnis, es Euch allen noch mal einzeln und persönlich zu sagen: Liebe Gina, liebe Karin, liebe Ute, lieber Dieter, lieber Martin, mit den Worten des alten Komikers Horst Hrubesch: „Da bleibt mir nur ein einziges Wort zu sagen: Vielen Dank!“

Es ist kurz vor neun Uhr morgens. In knapp einer Stunde beginnt meine Probe. Eine Stunde um schnell noch Text zu lernen. Zwischendrin werde ich noch ein paar Zeilen schreiben, um die mich das Kulturbüro gebeten hat. Ein paar Zeilen, die meine Verbundenheit zum Vorderhaus beschreiben sollen. Inzwischen ist es kurz vor 10 Uhr. Ich habe mehrere Seiten Text gelernt, aber noch keine einzige Zeile geschrieben. Gleich beginnt meine Probe - im Vorderhaus, wo sonst. Also rauf aufs Fahrrad - auf dem Weg wird mir schon noch was einfallen ... zu mir und zum Vorderhaus ... zu meiner Hausbühne - wie ich sie seit einigen Jahren liebevoll nenne. Peter W. Hermanns Schauspieler und Regisseur, Förderkreismitglied

Viel gelacht, oft gestaunt, manchmal den Kopf geschüttelt, nie gelangweilt - Glückwunsch zu einem Programm, das alles bietet: Kritisches, Politisches, Unterhaltendes. Und man merkt, Unterhaltung hat was mit Haltung zu tun. Das Vorderhaus ist in jeder Hinsicht eine gute Adresse. Und ein toller Partner für gemeinsame Projekte! Klaus Gülker SWR Studio Freiburg, Förderkreismitglied

Mit dem Vorderhaus verbinden sich für mich viele Erinnerungen an tolle Abende. Egal ob Matthias Deutschmann oder die Schattenspringer, ob Bernd Lafrenz oder Georg Schramm, immer ist dort Kleinkunst ganz groß. Das Vorderhaus ist in den Jahren seines Bestehens zu einem Teil Freiburgs geworden, zu einer echten Instanz, die nicht mehr wegzudenken ist aus dem kulturellen Leben dieser Stadt.“ Ulrich von Kirchbach Kulturbürgermeister der Stadt Freiburg

Euer Volkmar Staub

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20 Jahre AMICA

„Wir können uns da nicht einfach raushalten“ Amica e.V. wird 20 – Martha Achatz, eine der Gründerinnen, und Sandra Takács, eine der aktuellen Referentinnen, im Gespräch. AMICA – das ist wie eine gute alte Freundin in der FABRIK. Amica e.V. wurde vor 20 Jahren gegründet, um Frauen zu helfen, die in Kriegen traumatisiert wurden. Gegründet – nicht ganz zufällig – im Umfeld eines soziokulturellen Zentrums, das Solidarität lebt. Die Hilfsorganisation entstand als unmittelbare Reaktion auf die Morde und Massenvergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien, die Ende 1992 in den Medien berichtet wurden und die Menschen erschütterten. Und Amica beweist seither – obschon klein und längst nicht optimal ausgestattet – dass sie einen langen Atem hat. Und das ist gut so.

Sandra Takács: Wie nah bist du eigentlich heute noch an dem Thema und wie nah bist du an Amica? Martha Achatz: Als ich 1994 den Staffelstab weitergegeben hatte, habe ich mich auch wieder ganz anderen Sachen zugewendet. Ich bin natürlich noch interessiert und sympathisiere sehr mit eurer Arbeit, aber nah dran bin ich nicht mehr. Was sind denn heute eure Schwerpunkte? Sandra Takács: Das derzeit wichtigste Anliegen ist vermutlich die Umsetzung der Gesetze. Die Resolution 1325 gibt es zwar auf dem Papier – die unter anderem vorsieht, diejenigen zu verfolgen, die Kriegsverbrechen

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an Frauen begehen, aber nach wie vor ist es unendlich schwierig, die Täter auch zu bestrafen. Ganz schlecht: Wenn im kommenden Jahr der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag geschlossen wird, der seit Mitte der 90er Jahre die schweren Verbrechen aufklären soll, die im ehemaligen Jugoslawien begangen wurden. Wenn es dabei bleibt, heißt das, wir haben nur ganz wenig Zeit, um noch Urteile herbeizuführen. Noch besser wäre, eine Verlängerung durchzusetzen, denn nach wie vor wurden die meisten Täter nicht zur Verantwortung gezogen.

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20 Jahre AMICA

Unterhalten sich über Kontinuität und Wandel in der Arbeit von AMICA: Martha Achatz, Unternehmerin und eine der Gründerinnen von AMICA, und rechts neben ihr Sandra Takács, Soziologin und heutige Mitarbeiterin von AMICA, zuständig für Osteuropa und den Kaukasus

Martha Achatz: Sicher ist es immer noch unendlich schwierig, Frauen zu Aussagen zu bewegen – es gibt ja nach wie vor keinen Zeugenschutz auf kommunaler Ebene. Und ist das nicht furchtbar, dass trotz der Prozesse so viele unbestraft davon kommen, dass – im Gegenteil – viele Täter von damals Politiker von heute sind? Sandra Takács: Genau. Es gibt ja inzwischen in Sarajewo die Organisation „Frauen – Opfer des Krieges“. Allein schon in deren Datenbank sind 25.000 Fälle erfasst. Verurteilt wurden am Ende gerade mal 40 Täter. Und oft ist es auch so, dass die Frauen, die bereit wären, zu Aussagen anzureisen, in solchen Armutsverhältnissen leben, dass die Reise eben unmöglich ist. Außerdem brauchen sie auch heute – 20 Jahre danach – eine gute

psychosoziale Unterstützung, um das überhaupt auszuhalten, in diesen Prozessen auszusagen. Martha Achatz: Damals war das so nah, dass die Frauen in der Regel ja gar nicht darüber sprechen konnten. Da war es einfach schon ein ganz wichtiger Schritt, Orte und Gelegenheiten zu schaffen, wo sie mit anderen Frauen zusammen sein konnten, die ähnliches erlebt hatten. Deswegen gefällt mir auch, dass wir für den Verein den Namen Amica gefunden haben. Freundin. Eine, der man sich anvertraut, mit der man auch Schweres und Schlimmes teilt. Entstanden war das Ganze ja aus dem Verein „Frauen helfen Frauen“. Und als der sich professionalisiert hat, wollten wir nicht nur neue Strukturen, sondern auch einen neuen Namen.

Sandra Takács: Du warst ja ganz am Anfang eine treibende Kraft – und du warst ja auch ganz früh schon vor Ort. Wie war das? Was hast du da für eine Situation vorgefunden? Martha Achatz: Nach den ersten Artikeln in der BZ und in der Emma haben sich hier in Freiburg einige hundert Frauen zusammengetan – dieses Konzept von Massenvergewaltigung als „organisiertes Verbrechen“ im Zusammenhang mit Krieg – das hat uns wahnsinnig empört. Allerdings war ich persönlich überzeugt, dass das auch so ein Mediending war. Also so eine gnadenlose Übertreibung. Ich bin zusammen mit Helga Blume bei einer Gruppe Schweizer Frauen mitgefahren, die zu einer Demo nach Zagreb fuhren. Dort habe ich aber dann für mich

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20 Jahre AMICA

die Initiative ergriffen und bin weitergeflogen nach Split. Unter unserem Viersitzerflugzeug war Kriegsgebiet – da wurde geschossen. Ich habe mich in Split einer kleinen Journalistengruppe angeschlossen, die nach Bosnien wollte und wurde kurzerhand als Pressefrau eingestuft. Sandra Takács: Wäre zu der Zeit denn auch humanitäre Hilfe ins Land gelassen worden? Martha Achatz: Nein. Damals noch nicht. Wir sind bei Nacht und Nebel über die Grenze und in ein Flüchtlingslager. Dort habe ich Frauen getroffen, die Massenvergewaltigungen überlebt haben. Da war sofort klar, dass nichts an den Medienberichten übertrieben war. Es war zum Heulen. Die Geschichten dieser Frauen haben mich komplett erschüttert – und ich habe sie aufgeschrieben. Mit diesen Berichten bin ich in Deutschland dann auf Veranstaltungen eingeladen worden – in Freiburg haben wir nach unserer Rückkehr diesen ersten Verein „Frauen helfen Frauen“ gegründet. Sandra Takács: Und ihr wart dann doch mit etlichen Transporten vor Ort – wie seid ihr da ins Land gekommen? Martha Achatz: Vom Frühjahr 1993 an war es über „UNHCR“ wieder möglich einzureisen. Wir fuhren mit unseren lahmen weiß angemalten 7,5-Tonnern voll mit Sachspenden – und hatten UNHCRAusweise. In den UNHCR-Konvois sind wir dann eingereist und haben sie natürlich prompt verloren: So lahm und so voll beladen mit den Sachspenden konnten wir mit denen nicht mithalten. Da kamen wir uns etliche Male wahnsinnig schutzlos vor. Wir wussten ja gar nicht, wo gerade gekämpft wurde, wo Minenfelder waren... Wir sind dann auch tatsächlich mal in eine sehr brenzlige Situation geraten – in einen Häuserkampf, da wurde geschossen und es flogen Handgranaten. Sandra Takács: Unvorstellbar. Häuserkampf kennen wir natürlich nicht – nur die Minenfelder sind immer noch eine virulente Gefahr. Aber sag mal, im Rückblick muss man doch feststellen, dass ihr damals irres Glück hattet! Martha Achatz: Ja, wir hatten wahnsinniges Glück! Wenn ich mir heute überlege,

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wie wir da unterwegs waren ... mein Mann Max ist ja auch gefahren, etliche Leute aus dem Fabrik-Umfeld, von Zapf hatten wir Leute, die gefahren sind. Und es war so wichtig, dass wir das gemacht haben, denn damals sind ja nur ganz wenige Hilfsorganisationen ins Kriegsgebiet reingefahren. Alles hat da gefehlt. Sandra Takács: Und wie ging das mit dem Sammeln von Hilfsgütern? Martha Achatz: Im Grunde waren wir alle hoffnungslos damit überfordert. Wir haben das alle ehrenamtlich gemacht und wurden überflutet von Sachspenden, die ja dann gesichtet, sortiert und gelagert werden mussten. In der Fabrik, in meinen eigenen Lagerräumen und schließlich konnten wir dann noch ein Warenlager vom Herbst bis zum Frühjahr im Strandbad einrichten – das war eine große Hilfe. Es gab dann richtig eine Art Fahrdienst nach Zagreb – und von dort aus weiter. Bei einer der Fahrten nach Tuzla lernten wir die Gynälokolgin Kreitmeyer kennen. Mit ihr zusammen richteten wir dort unser erstes Hilfszentrum mit Kindergarten, Frauentreff und humanitären Lagerräumen ein. Diese enge Verbindung zu Frau Kreitmeyer war für alles Weitere Gold wert ... Naja, überleg mal, was seither alles entstanden ist! Sandra Takács: Stimmt – da kam nach den Transporten die Vernetzung vor Ort, die Zentren, die soziale und therapeutische Arbeit, andere Einsatzorte und Gebiete – wir haben uns dabei bewusst auf die zwei großen Regionen Balkan und Mittlerer Osten beschränkt. Und wollen vor allem nicht die schnelle Hilfe, viele Hilfsorganisationen ziehen sich bald zurück. Wir bleiben. Heute haben wir diese unmittelbaren Hilfseinsätze eben gar nicht mehr, also diese Zeit des ersten Helfens ist rum. Heute haben wir ganz viel institutionelle Arbeit, juristische und politische Arbeit. Völlig anders als bei euch damals. Aber weißt du, es ist wirklich berührend und beeindruckend zu hören, mit wie viel Einsatz du und ihr alle damals gearbeitet habt! Martha Achatz: Ja, das hatte eine ganz schöne Wucht! Und es ging dann auch irgendwann über unsere Kräfte. Ich war

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20 Jahre AMICA

im echten Leben ja Unternehmerin und hatte auch eine Verantwortung für meine Mitarbeiterinnen – und ich war völlig am Ende. Deswegen habe ich damals für mich wirklich einen Schnitt machen müssen. Wenn wir jetzt hier miteinander sprechen, ist das für mich ein richtiger Zeitsprung. Erzähl doch mal, wie es heute dort aussieht, du fährst doch regelmäßig hin, oder? Ist dort immer noch alles voller Ruinen? Ich kann’s mir gar nicht vorstellen! Sandra Takács: Nein, Ruinen sind dort nicht mehr zu sehen – an den Krieg erinnern nur noch die Bombenkrater in der Landschaft. Ich bin zweimal im Jahr in Bosnien, im Kosovo und in Tschetschenien – also in die Regionen, für die ich bei Amica zuständig bin. Und von Tuzla aus fahre ich dann zum Beispiel auch regelmäßig in die Dörfer, in die die Frauen zurückgekehrt sind und schaue mir an, welche Fortschritte sie in der Vernetzung machen, wie sie nach und nach wieder ein Alltagsleben herstellen. Martha Achatz: Wie halten die das bloß aus? Wie schaffen die das alle wieder, Tür an Tür miteinander zu leben? Sandra Takács: Also Tür an Tür leben sie gar nicht, sondern die muslimische Bevölkerung lebt erkennbar ein bisschen abseits – deren Häuser und die Moscheen stehen am Rand der Dörfer. Und es gibt auch im Alltag deutliche Anzeichen für diese Spaltung. Zum Beispiel gibt es Schulen mit zwei Eingängen... Martha Achatz: Ich stelle mir eure Arbeit, eure Aufgaben jetzt auf eine ganz andere Art auch als eine ziemliche Herausforderung vor – den langen Atem zu haben und das alles in die Zeit zu tragen. Die Gewalterfahrung der Frauen von damals ist ja nicht weg. Das ist alles schon so lange her, aber die Frauen stehen doch noch gar nicht wieder im Leben. Deren Traumatisierung reicht doch in die Familien, in die Gesellschaft, in die nächsten Generationen ... Sandra Takács: Das ist ein Thema, das uns sehr beschäftigt, denn die Traumatisierung bleibt tatsächlich wie ein Erbe aus dieser Gewalterfahrung gegenwärtig. Deshalb ist auch die Weiterbildung im therapeutischen Bereich so wichtig. Und nach

der Traumaarbeit und der therapeutischen Arbeit ist es wichtig, wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen, Qualifizierung, Kooperativen ... Martha Achatz: Egal was – das kostet alles Geld, das ist doch das Problem. Und außerdem: ihr seid nur zu dritt! Sandra Takács: Wir sind drei Hauptamtliche, aber außerdem haben wir zwei Mitarbeiterinnen und wir sind schon noch mehr, denn wir haben einen Kreis von Ehrenamtlichen, die uns unterstützen. Aber du hast recht, was uns fehlt ist die institutionelle Förderung. Wir arbeiten mit Spenden, Stiftungsgeldern und Projektförderung – und versuchen als sehr kleine Organisation große Wirksamkeit zu entfalten. Das ist natürlich extrem schwierig, weil erstens das Medieninteresse für diese konkreten Problemlagen ein kurze Halbwertzeit hat und weil zweitens der politische Aspekt auf den ersten Blick staubtrocken ist. Die Umsetzung der Resolution 1325. Wen interessiert das schon? Wir müssen erreichen, dass diese Themen nicht völlig aus der öffentlichen Wahrnehmung rutschen. Martha Achatz: Das muss doch alle interessieren, das ist doch wahnsinnig brisant! Wenn wir dort nicht solidarisch die Aufarbeitung und den Aufbruch unterstützen, dann wirkt sich das doch auf alle weiteren Kriegsgebiete und auch auf eure Arbeit und unser Leben hier aus! Sandra Takács: Ja, das bewegt uns ja auch, dass wir finden, wir haben was abzugeben und wir können uns da nicht einfach raushalten. Und wenn ich mir klarmache, wie bedingungslos ihr damit angefangen habt, dann ist das auch ganz viel Bestätigung dafür, dass wir weitermachen!



AMICA: das Wichtigste, Jahr für Jahr:

1992 Winterhilfe in Bosnien 1993 Frauenzentrum in Tuzla 1994 Projekthaus in Tuzla eröffnet 1995 Stadtteilgruppen in Tuzla 1996 Erste Partnerorganisation Prijateljice gründet sich

1997 Ferien vom Krieg für 400 Kinder 1998 Versöhnungsprojekt Tuzla-Srebrenica 1999 Hilfe für Flüchtlinge aus dem Kosovo 2000 Zentrum in Rahovec/Orahovec entsteht 2001 Multiethnische Ferienfreizeit 2002 Hilfe für sozial schwache und behinderte Kinder im Kosovo 2003 AMICA unterstützt Rückkehrerrinnen in Bosnien 2004 Bau eines Frauenzentrums im palästinensischen Flüchtlingslager Dheisheh 2005 Zusammenarbeit mit Zhenskoe Dastoinstva in Grozny beginnt 2006 Winterhilfe für tschetschenische Flüchtlinge 2007 EU-Projekt: Öko-Landbau im Kosovo 2008 Rechtsberatung für Frauen in Grozny Mädchenaustausch DeutschlandIsrael-Palästina

Aufgezeichnet von Julia Littmann

2009 Studie zu Alleinerziehenden im Kosovo 2010 Deutscher UNIFEM-Preis für AMICA 2011

Internationales Netzwerkprojekt: Gewalt gegen Frauen bekämpfen

2012 10 Jahre Jugendcamp im Kosovo Erstes Projekt in Libyen

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Naturschule Freiburg

25 Jahre Naturpädagogik Die Naturpädagogik und die Naturschule Freiburg e.V. gibt es seit 25 Jahren. Aber wer ist denn die Naturschule, die ihr Büro im 2. OG im Haupthaus der FABRIK hat? Und was machen die da? Bedeutet Naturpädagogik, „Bäume umarmen“? Naja, nicht ganz: Naturpädagogik möchte, dass Mensch und Natur einander näher kommen. Im Alltag und natürlich in der Freizeit, im Wald, auf Wiesen, am Wasser.

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N

atur und Mensch näher zueinander bringen; das war die Vision einiger engagierter Menschen vor 25 Jahren. Damals trafen sich ein paar Studierende an den Wochenenden zum regelmäßigen Austausch. Untereinander vermittelten sie sich naturkundliches Wissen. Wie konnte man die Beziehung Mensch-Natur, die bei vielen Menschen nicht (mehr) existierte, wieder neu schaffen und fördern? Diese Frage stand beim gegenseitigen Austausch im Vordergrund. Diese Studierenden gründeten 1988 den Verein Weltenesche – ganzheitliche Bildungsstätte e.V. (heute Naturschule Freiburg e.V.) und pflanzten auf dem Universitätsgelände in der Rempartstraße eine Esche. Und möchtet Ihr nun wissen, warum ausgerechnet eine Esche gewählt wurde? Nun ja, der damalige Vereinsname orientierte sich an der „Weltenesche“. Dieser Baum heißt auch Yggdrasil und entstammt der Edda (Sammlung germanischer Götter- und Heldenlieder aus dem 9.-12. Jh.).Yggdrasil streckt ihre Wurzeln in drei Welten: die Götterwelt, das Todesreich und das Land der Riesen (das später von den Menschen bewohnt wurde). In den Wipfeln der Esche befand sich das Reich der Götter. Ein Drachen und Schlangen, ein Adler, ein Eichhörnchen und Hirsche bewohnten die Esche. So stand die Weltenesche im Zentrum allen Lebens. Dies spiegelte den Wunsch der Vereinsgründer/innen wieder, die Natur ins Zentrum zu rücken. So stand die Esche als Symbol für ein ökozentrisches Weltbild. Dieses Weltbild sieht den Menschen als Teil der Natur und nicht als Mittelpunkt der umgebenden Umwelt. Der Mensch nimmt sich hier als Teil der Natur wahr. Noch heute vertritt die Naturschule Freiburg e.V. ein Nachhaltigkeitsdenken auf der Basis eines ökozentrischen Weltbildes. 1993 kam es zur Namensänderung. Da der ursprüngliche Vereinsname häufig zu Missverständnissen geführt hatte, wurde die Weltenesche in die Naturschule Freiburg e.V. umbenannt.

Naturschule Freiburg

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Im ersten Vereinsjahr 1989 entwickelte der Verein ein Lehrkonzept: „Welche Inhalte können Mensch und Natur wieder zusammenbringen? Zeit und Raum für eigene Naturerfahrung, Naturkundliches Wissen, die historische Bedeutung der Natur für den Menschen?“ Die gemeinsame Erfahrung und das Wissen zur Vermittlung naturkundlicher Inhalte wurde kostenlos weitergegeben und so ein kleiner Referentenstamm aufgebaut. Die hier entstandene erste berufsbegleitende Weiterbildung Naturpädagogik vermittelte Naturkunde, Methoden und Didaktisches und fand fortan regelmäßig in Freiburg statt. Der erste Freiburger Waldkindergarten wurde gegründet und befand sich etwa 2 Jahre unter der Trägerschaft der Naturschule Freiburg e.V. Bereits zehn Jahre nach der Gründung wurde eine Zweigstelle der Naturschule Freiburg e.V. in Göttingen gegründet, um die Weiterbildung auch hier anbieten zu können. Dies war der Beginn der örtlichen und später auch inhaltlichen Ausweitung: 1999 startete zusätzlich zur Weiterbildung Naturpädagogik der erste Kurs Kindergarten im Wald. Diese Weiterbildung qualifiziert Erzieher/innen gezielt für die Arbeit in Waldkindergärten und ist somit ein wesentlicher Beitrag zur Etablierung von Waldspielgruppen und Waldkindergärten. Den Landesnaturschutzpreis Baden-Württemberg für ihr „überdurchschnittliches und nachhaltiges Engagement im Bereich außerschulische Umweltbildung und Naturpädagogik“ erhielt die Naturschule 2002. In diesem Jahr wurden bereits Weiterbildungskurse in Stuttgart, Heidelberg, Bonn, Berlin, Göttingen und nach wie vor in Freiburg angeboten. Kinder und Jugendliche in Freiburg konnten am Ferienfreizeitangebot der Naturschule teilnehmen.

Das Naturschule-Team: Julia Nessler, Matthias Woerne, Elke Hieber, Sabine Bammert, Kora Schnieders, Charlotte Wehner und Nathalie Schott (von oben nach unten)

Noch immer hatte die Naturschule ein winziges Büro in der Rempartstraße, bis sie 2003 in die Räume und die freundliche Nachbarschaft der FABRIK einziehen durfte. So fallen dieses Jahr 2013 gleich zwei „runde Geburtstage“ zusammen: 25 Jahre Naturschule und 10 Jahre Naturschule in der FABRIK. Hier, in kreativer Umgebung von Töpferei, Druckerei, Kulturbüro sind auch viele neue Ideen entstanden: Jährlich finden etwa sieben Ferienfreizeiten für Freiburger Kinder und Jugendliche von 6-12 statt – im Freiburger Stadtwald und im Schwarzwald, teilweise in Kooperation mit dem Mundenhof. Neue Fort- und Weiterbildungsprodukte werden bundesweit angeboten. Das Angebot umfasst 2013 ein breites Spektrum: Wild- und Heilkräuterpädagogik, Facherzieher/in Natur- und Waldpädagogik, Wildnispädagogik, Tourenleitung und Landschaftserleben, Elementare Naturbildung und nach wie vor der „Klassiker“ die Weiterbildung Naturpädagogik. Diese sechs Weiterbildungen werden heute an mehreren Orten in Deutschland angeboten. Zusätzlich bieten zahlreiche Fortbildungen Interessantes zu speziellen Themen für Multiplikatoren/-innen; z.B. Naturpädagogik mit Behinderten, Psychomotorik, Natur und Kunst, Erster Hilfe in der Natur etc.

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Veranstaltungsort ist in der Regel die Natur selbst. Für Seminare mit Übernachtung werden Gruppen- und Tagungshäuser angemietet, die möglichst naturnah gelegen sind, so dass Theorieteile im Seminarraum mit Praxisteilen in der Natur während eines Seminares abwechseln. In den drei Büros in Freiburg, Göttingen und Leutenbach findet die Organisation und Koordination aller Kurse statt.

Naturschule Freiburg



Wichtige Etappen in der Geschichte der Naturschule Freiburg e.V. 1988 Vereinsgründung „Weltenesche – Ganzheitliche Bildungsstätte e.V.“ 1989 Start der berufsbegleitenden Weiterbildung „Naturpädagogik“ in Freiburg 1993 Umbenennung in „Naturschule Freiburg e.V.“ 1998 Eröffnung Büro Göttingen 1999 Erstmalig berufsbegleitende Weiterbildung: „Kindergarten im Wald”. 2000 Weiterbildung „Naturpädagogik” inzwischen in Freiburg, Stuttgart, Heidelberg, Bonn, Göttingen, Berlin 2002 Die Naturschule Freiburg erhält den Landesnaturschutzpreis BadenWürttemberg 2002 für „überdurchschnittliches und nachhaltiges Engagement im Bereich außerschulische Umweltbildung und Naturpädagogik“. 2003 Einzug des Freiburger Büros in die FABRIK 2005 Angebotserweiterung durch verschiedene Ergänzungsseminare

Als Jubiläumshighlight wird die Naturschule am 9./10. Oktober 2013 ihre zweite Fachtagung ausrichten. Thema wird sein: „Lernen in und von der Natur. Wir sind zu Gast im Tagungshaus Waldhaus in Littenweiler. Namhafte Referenten wie Prof. Dr. Ulrich Gebhard, Prof. Dr. Trommer, Anke Schlehufer und weitere werden mit ihren Beiträgen unter anderem aufzeigen, welche biographische Bedeutung Naturerfahrung hat, welches Potenzial Natur für Lernprozesse bietet und welche therapeutischen Möglichkeiten es in der Natur gibt. Naturpädagogen/-innen von nah und fern werden an diesen Tagen in Freiburg dabei sein. Bei einer naturpädagogischen Veranstaltung kann man Bäumen durchaus näher kommen – und der/die ein oder andere Teilnehmende möchte eventuell den Baum auch ertasten und in vollem Umfang spüren. Warum also nicht einen Baum umarmen? Dass Naturpädagogik noch viel mehr ist, als Bäume umarmen, ist hoffentlich klar geworden: Naturpädagogik ist mit ihrer Beziehungsarbeit auf den Ebenen von Kopf, Herz und Hand ein wesentlicher Bestandteil der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Sie leistet einen wichtigen Beitrag zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung.

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2008 Zertifizierung zum Weiterbildungsträger für den Baden-Württembergischen Orientierungsplan Eröffnung Büro im Raum Stuttgart 20jähriges Jubiläum mit einer Woche Sonderveranstaltungen 2009 Erste Tagung der Naturschule unter dem Motto „Naturerleben 21“ in Mitteldeutschland 2010 Ein jährliches umfangreiches Fortbildungsangebot für Multiplikatoren erscheint zusätzlich zum Weiterbildungsangebot. 2013 25 Jahre Naturschule Freiburg: Das Sortiment an Weiterbildungen umfasst inzwischen sechs verschiedene Weiterbildungen; die Kursorte reichen von Schleswig-Holstein bis Bayern, von Bonn bis Leipzig. Im Herbst findet die zweite Fachtagung mit dem Thema „Lernen in und von der Natur“ in Freiburg statt.

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Vorderhaus-Gastronomie

5 Jahre neue Vorderhaus-Gastronomie Ein kleines, aber feines Jubiläum Sie selbst sehen es nicht als Jubiläum und auch nicht als Grund, in größerem Stil öffentlich zu feiern – wir aber schon: Seit nun schon fünf Jahren betreibt Christian Miess mit seinem Team die VorderhausGaststätte. Als Gäste, die genießen dürfen, während andere arbeiten, als Arbeitskollegen bei den Kulturveranstaltungen und auch als wirtschaftlich denkender Verpächter sind wir glücklich darüber, genau diese Gaststätte mit genau diesem Team bei uns in der FABRIK zu haben. Die Küche ist hervorragend, unkonventionell und bodenständig zugleich - man merkt, die Köche haben Freude an ihrer Arbeit und am Experimentieren. Der Service ist umsichtig und schnell, immer freundlich und persönlich, auch hier ist bei der Arbeit viel Spaß dabei. Es wird Gäste geben, die von einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis schwärmen – wir schwärmen einfach von Euch, liebes Vorderhaus-Team. Vielen Dank und weiter so! Das Gastro-Team will wie gesagt keine großen Worte machen, zu Wort sollen trotzdem drei kommen, die von Anfang an dabei sind. Wir haben deshalb Christian Miess, Joachim Mast und Andreas Hansen gebeten, uns Rede und Antwort zu stehen.

„Lieber Joachim, hilft Schauspielerfahrung bei der Alemannischen Bühne beim Kellnern?“

„Lieber Hansen, hilft ein ruhiges hanseatisches Naturell, wenn es im Service hoch her geht?“

„Lieber Christian, hilft ein sonniges Gemüt, wenn Gastronomie manchmal stressig ist?“

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BAGAGE

Inklusion inbegriffen Die Pädagogische Ideenwerkstatt BAGAGE e.V. plant und baut gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Heilpädagogischen Schule in Liestal/Schweiz Während einer Woche im Frühjahr entstand im Außengelände der Schule ein Weidenpalast mit Mosaiktisch und Mosaikhockern. Wunderbare Begegnungen und Erfahrungen waren neben einem tollen Bauwerk ein Highlight auch für die „BAGAGE-Baukünstler“. Neben dem gemeinsamen Bauwerk entstand außerdem ein dreißig Meter langer Balancierparcours aus Robinenstämmen, Wackelbrücken und Podesten. Für die Freizeit, aber auch für Einzeltherapien im motorischen und sensorischen Bereich. Sehr beeindruckend in dieser gemeinsamen Woche waren die Aufgeschlossenheit, die Ausdauer und Freude der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Eine solch intensive und liebevolle, dabei gleichzeitig fordernde, unterstützende und fördernde Betreuung durch die MitarbeiterInnen und LehrerInnen der Schule für Ihre Schülerinnen und Schülern hatten wir so bisher selten erlebt. Je nach Interesse und Können konnten sich die Kinder und Jugendlichen unter unserer Anleitung an den verschiedenen Arbeiten und Bauteilen beteiligen. Da wir mit vielen PädagogInnen und unseren pädagogisch geschulten Facharbeitern vor Ort waren, konnten wir sehr individuell die Arbeitsgruppen anleiten und je nach Grad der Behinderung für alle Kinder „ihre Arbeit“ finden. Der Höhepunkt war das Aufstellen der riesigen Weidenbögen mit der gesamten Schule und natürlich das Einweihungsfest nach Abschluss der Arbeiten. Es war berührend, wie sich die Kinder anstrengten, „Hochdeutsch“ zu reden, damit wir Sie verstehen, wie Sie sich mit Gesten verständigten, wie sie lachten, sich freuten, wie hilfsbereit sie waren und trotz ihrer Behinderung vollsten Körpereinsatz zeigten. Wunderbar, wie schnell und natürlich das gemeinsame Arbeiten innerhalb von Minuten alle Grenzen von Behinderung oder Nichtbehinderung relativierte und die gemeinsame Arbeit das normalste der Welt war. Während der Bauphase fiel uns ein Junge ca. 13 Jahre auf, der immer an derselben Stelle am Zaun stand, und auf die darunter

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liegende vierspurige Straße blickte. Sein Beobachtungsplatz, leicht versteckt hinter einem Gebäude, so erklärten uns auf Nachfrage die LehrerInnen, nutzte der autistische Junge für Beobachtung und Zählung von Fahrzeugen und Verkehr. Er war sozusagen der Verkehrs- und Fahrzeugexperte der gesamten Schule. Dieser Platz war für diese Art der Beobachtung wie geschaffen. Noch während der Bauphase schwirrten die ersten „Erweiterungspläne“ in unseren Köpfen herum. Der Platz soll nun als Beobachtungsplatz ausgebaut werden. Der Zaun erhält farbige Fenster und Gucklöcher, am Zaun selbst werden Abakusse mit verschiedenfarbigen Kugeln angebracht, mit denen die verschiedenen Fahrzeuge gezählt werden können. So wird aus einer zufälligen Beobachtung ein neuer Lernort im Außengelände entstehen.



Die Heilpädagogische Schule Liestal, Baselland Kinder mit einer geistigen Behinderung oder einer schweren Lernstörung mit Wohnsitz im Kanton BaselLandschaft können ab dem 4. Altersjahr in die Heilpädagogische Schule Baselland aufgenommen werden. Der Unterricht in der Schule ist dem Prinzip der Ganzheitlichkeit verpflichtet. Durch geeignete Lernaktivitäten werden möglichst alle Sinne, das Denken, die Gefühlswelt, die Sprache, das Sozialverhalten, die Bewegungsund die Handlungsfähigkeit angesprochen und ausgebildet. Spezielle Methoden werden angewendet, wo sie sinnvoll sind. Die Heilpädagogische Schule Baselland unterrichtet und begleitet die ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zu einer beruflichen Anschlusslösung. Sie unterstützt die Entfaltung der Gesamtpersönlichkeit und legt großen Wert auf die Entwicklung der Selbständigkeit und Erlebnisfähigkeit.

Figurentheatertage

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erlich-expressiven Tischfiguren (Matthias Hänsel) in rasanten Wechseln zum Leben. Das ist streckenweise von so beklemmender Dichte, dass man sich bei aller Bewunderung für die handwerkliche Präzision doch Im Vorderhaus fanden zum vierten Mal die Figurentheater- zunehmend von Tempo, Textfülle und Atmotage statt / Stücke für Kinder und Erwachsene sphäre erschlagen fühlt, zumal der Lichtblick Musik fast außen vor bleibt. Und doch Eine leuchtend rote Gummischnur durchFigurentheatertage im Freiburger Vorderschwingt diese Inszenierung noch lange schneidet die ansonsten schwarze Bühne – haus. Auch für die vierte Ausgabe hatte nachtschwarz in einem nach, so grandios und während ein kleiner Totenkopf in karierOrganisatorin Ute Lingg ein spannendes und verstörend sind ihre Bilder. tem Kittelchen auftaucht, ertönt von links Programm für Kinder und Erwachsene zuWeil aufgrund von Krankheit das zweite solch ulkiges Schnarchen, dass einem sofort sammengestellt, bei dem fünf Tage lang Erwachsenenstück „Kuckucksheim“ ausfaldas Herz aufgeht. Ist diese Ente im preisgebekannte Ensembles aus Deutschland ihre len musste, zeigte das Erfreuliche Theater krönten Stück „Ente, Tod und Tulpe“ nach Produktionen zeigten und dabei nicht nur Erfurt noch einmal seine „Reise zum Mitteldem gleichnamigen Bilderbuch von Wolf ganz unterschiedliche Stoffe auf die Bühne punkt der Welt“ frei nach Jules Verne. Und Erlbruch doch ein hinreißend eigenwilliges brachten, sondern auch eine ungeheure damit eine turbulente Odysee in Sachen Federvieh, wie sie so jeden Morgen nach Vielfalt an Darstellungsformen. Einen Objekttheater, energiegeladen und virtuos wildem Schimpfgeschnatter von Roland Mernitz und Tilo mit ihrem Handtuch zum Teich Müller in Szene gesetzt. So ist watschelt, um sich dann prudas klapprige Metallbett der stend, quiekend und gurgelnd beiden schrulligen Forscher in die Fluten zu stürzen. Doch Lindenbroock und Saggnusson der Tod, der ist immer dabei. mal unbekannter Planet, mal Fantastisch, wie die BerMount Everest oder Fahrstuhl liner Martina Couturier und in die Kloake Singapurs, wähHeiki Ikkola diesen Bilderbuchrend Waschmaschinentrommel klassiker auf die Bühne zauund Sonnenschirm als wanbern und dabei nicht nur ganz delbares Equipment auf einer nah an der Vorlage bleiben, unglaublichen Expedition funsondern auch mit aller künstlegieren. Wie die beiden Astrorischen Eigenständigkeit neue nauten durch den Weltraum Bilder schaffen. Da gibt es in schweben, in einer Gondel mit blaues Licht getauchte Unsiebzig singenden Chinesen „Ente, Tod und Tulpe“ behandelt einfühlsam und poetisch das Tabu-Thema Sterben und Tod (für Kinder ab 5 Jahre). terwasserszenen, Lieder und in die Tiefe sausen oder halbSchattenspiel - und am Ende verdurstet im Stillen Ozean sogar eine Diashow: Ente am Eiffelturm, ebenso düsteren wie fesselnden Kosmos dümpeln, strotzt nicht nur vor Sprachwitz Ente in den Bergen und schließlich, Ente entwarf Detlef Heinichen vom Theatrium und überbordender Fantasie, sondern ist am endlosen Meer. Dabei sind die Mittel so Dresden in seinem opulenten Ein-Mannebenso verspielt wie pfiffig in Szene gesetzt. reduziert wie raffiniert: Wird hier doch mit Stück „Schlafes Bruder“ nach dem BestBlitzschnelle Umbauten werden launig ins zwei Handpuppen, einer Mischung aus Figuseller von Robert Schneider (Regie: Pit Geschehen integriert, statt Illusionstheater ren- und Schauspiel und viel Livemusik (MaHolzwarth, Renato Grüning). gibt es handgebastelte Szenerien, die einen rie Elsa Drelon) erst umwerfend komisch, Auf der Bühne steht das Fragment eidoch mühelos einsaugen. Ein schönes Beidann zunehmend poetisch und schließlich nes mittelalterlichen Beinhauses, darüber spiel für die Vielfalt des Genres. zum Heulen schön erzählt, dass der Tod eine Art Triptychon aus klapprigen HolzkäDabei hätte man vor allem den sperzum Leben gehört. Eine beeindruckende Insten, das in den folgenden zwei Stunden rigen Stoffen mehr Zuschauer gewünscht, szenierung, die auf ganz unterschiedlichen Schauplatz dramatischer Szenen wird. Erzeigt sich doch hier, was Figurentheater in Spiel- und Denkebenen agiert und trotz Thezählt wird das Leben des Musikgenies Elias seiner Mixtur aus Unmittelbarkeit und Kreamenschwere ihre kleinen Zuschauer in den in einer klaustrophobisch engen Dorfwelt, tivität vermag: Vielschichtige Welten zu erBann schlägt (Regie: Jörg Lehmann). beherrscht von Inzucht, Gewalt und Aberschaffen, die das Kopfkino zum Schnurren Grandiose und verstörende Bilder glaube. Heinichen rollt als weißgeschminkbringen. „Ente, Tod und Tulpe“ war einer der vielen ter Nachfahre die Geschichte von hinten auf Marion Klötzer, BZ, 9. März 2013 Höhepunkte der jetzt zu Ende gegangenen und erweckt sie mit rund zwanzig schau-

Siebzig singende Chinesen

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SolidarEnergie

Ökologisches Engagement, klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften mit Kultur und sozialer Verantwortung verbinden, das war der Grundgedanke als sich die Elektrizitätswerke Schönau, die Volksbank Freiburg und die von diesen Unternehmen geförderte Kleinkunstbühne „Vorderhaus – Kultur in der FABRIK“ vor drei Jahren entschlossen, ihre Kompetenzen in einem gemeinsamen Projekt zu bündeln. Die Erlöse stammen aus Photovoltaik-Anlagen, erstellt auf Dächern, die von Dritten zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt werden.

SolidarEnergie-Preisverleihung 2013 Zum 3. Mal wurden soziale und kulturelle Projekte mit Sonnenenergie gefördert Mit dem Ertrag aus sechs Anlagen konnte bisher dreimal der mit 3.000 Euro dotierte Preis der SolidarEnergie vergeben werden. Erster Preisträger war Prof. Johann Georg Schaarschmidt. Der ehemalige Rektor der Freiburger Musikhochschule spendete sein Preisgeld an die Freiburger Straßenschule, deren rühriger Vorsitzender er lange war. Ihm folgte als Preisträgerin Claudia Kunz, eine über das Maß engagierte Rektorin an einer Grund- und Hauptschule, die ihren Preis dem Förderverein zur Verfügung stellte.



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Mit insgesamt 11.000 Euro gefördert wurden im Jahr 2013 folgende Projekte: Nachbarschaftswerk e.V., Haslacher Netz, Freiburg: Vermittlung Ehrenamtlicher an Hilfsbedürftige, Unterstützung einer Kultur des Helfens Spielmobil Freiburg e.V. : Offene Jugendarbeit beim „10. KinderKunstDorf“ Heilsarmee Freiburg: Anschaffung eines Tischkickers für das Begegnungscafé „Insel“ friga, Sozialberatung in der FABRIK, Freiburg: Beistandsschulung „Keiner geht allein aufs Amt“ AIDS-Hilfe e.V., Freiburg: Schulung zur ehrenamtlichen Beratung von Betroffenen Diakonieverein e.V., Freiburg: Förderung bei der Gründung eines interkulturellen „Schneiderinnenkollektivs“ Rosa Hilfe e.V., Freiburg: Entwicklung eines Leitbildes zur Stabilisierung der Arbeitsgrundlage im Rahmen der Rosa Hilfe PAKT e.V., Freiburg: Freikunst – Kunstwochen im Park, Projekt für Kinder und Erwachsene, mit oder ohne Handicap

Preisträger 2013 ist der Neustädter Unternehmer Willi Sutter, der nachhaltig darin investiert, alte Bausubstanz zu erhalten, zu erweitern und öffentlich zu nutzen. Dazu passend spendete er sein Preisgeld dem gemeinnützigen Verein „Obdach für Frauen“. Der Preis der SolidarEnergie ist allerdings nicht nur mit einer Geldsumme und einer Skulptur dotiert. In einer Gegend, in der die Sonne gewöhnlich kräftig scheint und in der klimatische Bedingungen herrschen wie im Südbadischen, da wächst auch Wein. Und wer Gutes tut, dem soll auch dieser „Sonnenertrag“ gegönnt sein. Deshalb gehört zum Preis der lebenslange Nießbrauch an einem Rebstock, ein paar gute Flaschen Kaiserstühler, gestiftet vom Weingut Schwarzer Adler. Alle Preisträger stehen stellvertretend für viele Menschen, die sich engagieren, wo soziale Härten gemindert oder Bildung und Kultur gefördert werden sollen. Die SolidarEnergie freut sich, dass in nunmehr drei Jahren insgesamt 31 Projekte und Initiativen, die sich im Sozial – und Kulturbereich engagieren und wertvolle gesellschaftliche Arbeit leisten, mit 33.400 Euro unterstützt werden konnten.

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Buchtipps

Jürgen Lodemann Fessenheim Novelle

Der Sommer kommt Das Vorderhaus empfiehlt zwei Neuerscheinungen von Förderkreismitgliedern

Jess Jochimsen Liebespaare bitte hier küssen! Eine fotografische Spurensuche im städtischen Hinterland Heruntergekommene Buden, seltsame Beschilderungen, windige Bestatter, fragwürdige Tanzlokale ... die bizarre Welt der Vorstädte. In 120 Farbfotografien und zwei Dutzend Gedankensplittern zeigt Jess Jochimsen nicht den Selbstdarstellungsglamour der Zentren, sondern die „trotzige Würde“ des Hinterlands. Eine satirische Liebeserklärung an die abgewendete Seite der Städte, ein Bildband, randvoll „mit freiwilliger und unfreiwilliger Komik, mit Trotz und Trost und Trostlosigkeit. Und immer wieder Melancholie – eine wahre traurige Freude.“ (Thüringer Allgemeine). dtv, 2013. Bildband, 160 Seiten, brochiert. 12,90 Euro

In der Novelle von Jürgen Lodemann geht es um einen vorgestellt explodierenden Brüter, es geht darum, wie mühsam gerade Männer zu einem Augenblick der Wahrheit zu bringen sind, es geht sehr konkret um eine Nacht mit einer Geologin und darum, wie die schöne alte Stadt Freiburg sich trotz allem noch retten könnte. Und es geht um Leute, die zwar die heikle Geologie von Hochrhein und Oberrhein kennen und auch die Gefahr, die vom maroden Meiler ausgeht, die aber kleinmachend-gescheit von Ohnmacht reden und statt Aufruhr lieber Aufstieg, lieber politische Karriere machen. »Fessenheim« und die »Endlager«Gaukelei werden zur akuten »Doku-Fiktion«, zum politischen Alarm, zu einem Weckruf an alle … Klöpfer & Meyer, 2013. 144 Seiten, gebunden. 18,00 Euro

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Jürgen Lodemann war langjähriger Fernsehjournalist, lebt in Essen und Freiburg und war schon des öfteren mit Lesungen im Vorderhaus zu Gast.

Jess Jochimsen ist Autor, Kabarettist und Fotograf. Er war zuletzt im April mit seinem neuen Programm „Für die Jahreszeit zu laut“ im Vorderhaus zu erleben. „Liebespaare bitte hier küssen!“ ist sein zweiter Bildband. > jessjochimsen.de

münstersommer freiburg 2013

unter sternen vorlesen im august 02.08. 03.08. 09.08. 10.08. 16.08. 17.08. 23.08. 24.08. 30.08. 31.08.

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Marc Hofmann - Texte und Songs von der unsicheren Seite Jürgen Roth – Franken und anderes deutsches Elend Rainer Bauck – Gustav und der Riesen-Flohmarkt Peter Unfried – Autorität ist, wenn die Kinder durchgreifen Martin Fromme – Besser Arm ab als arm dran Caroline Günther – EinSatz Christian Bartel – grundkurs weltherrschaft Lisa Kränzler – Nachhinein Jochen Schmidt – Schneckenmühle Martin Gülich – Was uns nicht gehört

Spechtpassage, Wilhelmstraße 15/1, Freiburg, bei Regen im josfritzcafé. Einlass 20 Uhr, Beginn 20.30 Uhr | Vorderhaus – Kultur in der FABRIK | E-WERK Freiburg

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Kolumne

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Fränkische Fragmente von Jürgen Roth



Jürgen Roth, geboren 1968, lebt als Schriftsteller in Frankfurt am Main. Zahlreiche Bücher und Hörbücher, darunter zusammen mit Hans Well von der ehemaligen Biermösl Blosn „Stoibers Vermächtnis“ (Kunstmann Verlag). Neben dem Frankenbuch erscheint in Kürze (zusammen mit Stefan Gärtner) „Benehmt euch! Ein Pamphlet“ (Dumont Verlag). Jürgen Roth liest in der Reihe „unter sternen““ am 3. August 2013 in der Spechtpassage „Franken und anderes deutsches Elend“. Beginn 21.30 Uhr. Näheres unter vorderhaus.de

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ir ist nicht bekannt, was die Freiburger über die Franken zu denken pflegen – vermutlich aber das, was die Franken zu den Freiburgern zu sagen haben: nichts. Zirka vierhundert Autobahnkilometer liegen zwischen Freiburg und Nürnberg, die mentale Distanz zwischen Freiburgern und Franken ist ungleich größer. Außer einer Alliteration verbindet sie nichts. Während im Badischen wenigstens mal der Versuch einer Revolution unternommen wurde, rannten die schmählichen Franken den Nazis bereits in den zwanziger Jahren derart begeistert hinterher, daß Hitler das ehemalige Weltreich zur Brücke zwischen München und Preußen erkor. Gleichwohl seien mir als Halbfranken einige wenige privatistische Annotationen erlaubt, zu Franken, denn zu Freiburg fällt mir partout: nichts ein. 1) Das beste Fußballspiel aller Zeiten, das WM-Halbfinale Frankreich gegen Deutschland 1982, habe ich im mittelfränkischen Neuendettelsau im abgedunkelten kleinen Wohnzimmer meiner Großeltern gesehen, frierend vor Aufregung. Meine tiefgläubige Großmutter hielt das Fernsehen für diabolisch, deshalb stand auf einer zierlichen Kommode bloß ein bescheidenes Schwarzweißgerät. Zeugen dieser unfaßbaren Partie außer mir: eine alte Couch mit rauhem grünem Bezug, ein kantiger Sessel, ein ausziehbarer Eßtisch, ein paar blaßrot gepolsterte Stühle, eine nußbraune Anrichte mit dem „Geschirr für gut“ und Dürers „Betende Hände“. Warum ich alleine war, ist mir entfallen. Bis heute hege ich die Vermutung, ich sei der einzige gewesen, der den Kampf in Sevilla – auf Biegen und Kieferbrechen – wirklich verfolgt hat. 2) Nichts, rein gar nichts geht über ein spärlich besuchtes fränkisches Wirtshaus – selbstverständlich ohne Musikbeschallung, ohne jeden Zierat (sei’s aus der bäuerlichen Rumpelkammer oder aus irgendeinem Katalog innenarchitektonischer Absonderlich- und Scheußlichkeiten), ohne lukullischen Firlefanz. Fränkische Gaststätten, denen man ihren ursprünglichen funktionalen Charakter anmerkt, sind perfekte Wirtshäuser, Orte der Zuflucht vor dem in Bayreuth schließlich deutschnational institutionalisierten Wagnerschen Weltenwahn. Leider sind sie arg im Verschwinden begriffen. 3) In Wendelstein südöstlich von Nürnberg kann man in der Gemeindebücherei nach Anmeldung das Scharrer-Zimmer besichtigen. Adam Scharrer schilderte „in den Dorfgeschichten (1948) die Not der Landarbeiter in der Weimarer Republik, wobei die Schauplätze zumeist im Nürnberger Landgebiet […] lokalisiert werden können“, schreiben Klaus Gasseleder und Thomas Kraft in Spaziergänge durch das Franken der Literaten und Künstler (Zürich/Hamburg 2008). „Scharrer, der in Lauf an der Pegnitz eine Mechanikerlehre absolvierte […], 1934 nach Moskau emigrierte und 1948 in Schwerin starb, gilt als einer der führenden proletarisch-revolutionären Schriftsteller seiner Zeit.“ „Franken ist ein gesegnetes Land“, zitieren Gasseleder/Kraft im Vorwort aus Goethes Götz von Berlichingen und fahren fort: „Diesem von tiefer Einsicht geprägten Satz kann man sich nur anschließen.“ Auch dann, wenn man – wie die beiden – weiß, daß Max Dauthendey „erlebte, daß Bürger auf der Straße den von ihm verehrten Émile Zola ein ‚Schwein‘ nannten“? Und weshalb tauchen bei Gasseleder/Kraft alle auf, von Wolfram von Eschenbach über die Erlanger Studenten Tieck und Wackenroder bis zu Oskar Panizza und Leonhard Frank – und der Riese Karlheinz Deschner fehlt? 4) In Erlangen war ich noch nie. Kenne lediglich die Betonsiedlungsverbrechen entlang der A 73. Die „Dichterhäuser“ (Fichte, von Platen, Rückert et alii)? Interessieren mich nicht. Schloßgarten, Markgrafentheater, Universität – sind mir gleich. An der Bücherverbrennung am 12. Mai 1933 beteiligten „sich viele Studenten und Professoren der Universität eifrig“ (Gasseleder/Kraft). „Die Universität Erlangen war die erste deutsche

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AMICA BAGAGE – Pädagogische Ideenwerkstatt bagageArt Fahrradwerkstatt Reparatur in Selbsthilfe Die Radgeber & Tandemladen (Spechtpassage) Freiburger Kinderhaus-Initiative Freie Holzwerkstatt Friedlicher Drache Gertrud Schröder friga – Sozialberatung Graphik & Siebdruck Werkstatt Keramik-Werkstatt der FABRIK Offene Werkstatt Kindertagesstätte FABRIK Markt & Strategie Eckhard Tröger Medien Service Siegfried Wernet Motorradclub Kuhle Wampe Motorradclub Weingarten Naturschule Freiburg Probe — Projektberatung in der FABRIK schwarz auf weiss Druck & Litho The Move — Neuer Tanz im Alten Saal Vorderhaus Gaststätte Wochenmarkt in der FABRIK Zett [di’zain] Günther Zembsch

556 92 51 55 57 52 55 57 31 5 27 29

www.amica-ev.org www.bagage.de www.bagageArt.de www.fahrradwerkstatt-freiburg.de

292 76 70 707 68 22 5 45 31 47 14 85 090010-37442 5 71 46 50 365-56 55 35 95 557 46 01 514 57-16

2 44 08 27 28 39 514 57-0 707 85 33 557 70 70 590 09 83 514 57-18

Mo-Fr 8.30-12, 13-17 Mo-Fr 10-13, 15-18.30 Mo-Fr 15-18.30, Sa 10-14

Mo-Fr 8.30-12.30, 13.30-17 Di-Do 10-15

www.radgeber-freiburg.de www.freiburger-kinderhausinitiative.de www.wir-machen-moebel.de www.friedlicherdrache.de www.friga-freiburg.de www.keramikwerkstatt.fabrik-freiburg.de

Di 16-20, Fr 17-21 Mo-Fr 7.30-16 www.marktundstrategie.de Mi 20.30 Fr 20 Mo-Fr 9-12

www.freiburg.kuhle-wampe.de www.mcw-freiburg.de www.naturschule-freiburg.de

www.sawdruck.de www.move-freiburg.de Mo-Fr ab 11.30, Sa ab 12, So ab 9.30 www.vorderhaus-restaurant.de Sa 9-13

Hochschule, an der sich der Nationalsozialismus [schon 1929] durchzusetzen vermochte.“ (Rainer Hambrecht, in: BilderLast – Franken im Nationalsozialismus, Nürnberg 2008) (Mit der Achtung gegenüber der aus Nürnberg vertriebenen jüdischen Bevölkerung war es übrigens auch in Fürth nie weit her, entgegen den gängigen Behauptungen. Jakob Wassermann notierte: „Ein höhnischer Zuruf von Gassenjungen, ein giftiger Blick, abschätzige Miene, gewisse wiederkehrende Verächtlichkeit, das war alltäglich.“) Katrin Müller-Hohenstein fällt zu ihrer Heimatstadt Erlangen auch nicht mehr ein als: „gefühlte 5.000 Einbahnstraßen“, „nach wie vor eine der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands“, „unglaubliche Dichte an Bars und Cafés“, „glücklicherweise gibt es ja dieses Lied ‚Wissenswertes über Erlangen‘ von Foyer des Arts“ (Süddeutsche Zeitung, 9. Oktober 2011). Und Renate Just beschreibt ihre Geburtsstadt „als eine kregle, kneipenübersäte, etwas neubiedere Studentenstadt, vorbildlich verkehrsberuhigt, mit Unmassen von Fahrrädern“, ja als „fahrradklingelnde Studentenboutiquenstadt“, also praktisch als: Münster.

5) Folglich nichts wie weg, ins bis heute unbekannte Franken, in die Fränkische Rhön, in ihre südöstlichste Ecke, wo der nördlichste Landkreis Bayerns/Frankens, Rhön-Grabfeld, an den Landkreis Haßberge grenzt, in dem, hochbetagt, Karlheinz Deschner lebt. Die kreuzüberflüssige A 71 bei Maßbach in östlicher Richtung verlassen. Auf dem Weg nach Rothhausen (sic!) ein traumschönes Tal durchkurven. Das Ortsschild von Stadtlauringen verkündet allen Ernstes: „Bayerns beste Franken 2012“ (wer hat diesen Dreck ausgeheckt?). „Serrfeld?“ sagt der Tankwart. „Pfff. Am Arsch der Welt.“ Und wendet sich ab. Es gibt kaum einen anmutigeren Flecken Erde als rund um Serrfeld (Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke; kein Scherz!). Zivilisationsgeräusche sind Raritäten. Die Dörfer leeren sich. Der Himmel wölbt sich gütig übers grazile Wiesen-Wälder-FelderGehuckel. Hier ein paar Halbe, an einem Ackerrain hockend, trinken und in die Gegend glotzen – das ist mein Franken, das kultur- und wein- und weltmüden Freiburgern ans Herz gelegt sei, sofern sie des heute allerorten üblichen Herumlärmens abhold sind.

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VORDERHAUS K U LT U R I N D E R FABRIK