GESUND BLEIBEN MITTEN IM LEBEN Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer

DOKUMENTATION Landeskonferenz Hessen 31. Oktober 2011

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Impressum

Inhaltsverzeichnis

Redaktion Rolf Reul Oliver Janiczek Dietmar Rehm

Thematische Einleitung

Herausgeber HAGE - Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. Wildunger Straße 6/6a 60487 Frankfurt Tel.: 069-71376780 E-Mail: [email protected] www.hage.de Vereinsregister: Frankfurt am Main VR 14882 Gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), eine Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit Postfach 91 01 52 51071 Köln www.bzga.de Fachliche Auskunft Rolf Reul [email protected] Satz, Layout und Lektorat Julia Rosenkranz Entwurf Siebel GmbH Design und Unternehmenskommunikation www.siebel.de Druck Druck- und Verlagshaus Weidenbach Rathausstraße 1-3 45683 Dillenburg www.weidenbach-druck.de Bildernachweis Umschlagseite: Paar © ChantalS - Fotolia.com; Bäckerei © contrastwerkstatt - Fotolia.com; Familie © Kzenon - Fotolia.com; Freunde © yanlev - Fotolia.com Innenteil: Tagungsfotos: Andreas Mann | Fotografie; © HAGE e.V. Wenn nicht anders angegeben: Abbildungen zu Fachvorträge von Referenten gestellt.

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„Für Gesundheitsförderung ist es in keinem Lebensalter zu spät“ Rolf Reul, Koordinierungsstelle Gesundheitsförderung in der mittleren Lebensphase HAGE e.V.

Inhalt

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Eröffnung und Grußworte Stefan Grüttner, Hessischer Sozialminister Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

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Fachvorträge zum Thema Gesundheit von Frauen und Männern in der mittleren Lebensphase „Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung bei Männern und Frauen im mittleren Alter: Der Gender Mainstreaming Ansatz als Weg zur Chancengleichheit der Geschlechter“ Prof. Dr. Daphne Hahn, Hochschule Fulda „Psychische Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter“ Dr. Cornelia Lange, Robert Koch-Institut (RKI) „Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand der Erwachsenen in Hessen“ Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium

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Workshops Workshop 1: Frauengesundheit „Frauengesundheit heute - Trends und Strategien“ Dr. Monika Köster, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

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Workshop 2: Familie „Familien in Bewegung“ Brigitte Ebers, Landessportbund Hessen e.V.

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Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement „Daten und Fakten aus dem aktuellen BKK Gesundheitsreport 2011“ Michael Pufahl, BKK Hessen „Fit im Berufsalltag durch richtig essen und trinken“ Dr. Ulrike Freund, DGE-Sektion Hessen

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Workshop 4: Männergesundheit „Die »Verborgenheit der Gesundheit« ist typisch männlich“ Jürgen Hardt, Psychotherapeutenkammer Hessen „Gesundheitssport mit Männern“ Gundi Friedrich, Landessportbund Hessen e.V.

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Workshop 5: Gesundheitsförderung bei erwerbslosen Frauen und Männern „»Train to Job«- Ein Ansatz zur Gesundheitsförderung von langzeitarbeitslosen Frauen und Männern“ Barbara Gawlik-Chmiel, Werkstatt Frankfurt e.V. „AGILer – Aktivierende GesundheitsInitiative für Langzeiterwerbslose“ Lars Gabrys, Abteilung Sportmedizin der Goethe Universität Frankfurt

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Podiumsdiskussion

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Maßnahmenevaluation: Resonanz der TeilnehmerInnen

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Headline Abschnitt

Thematische Einleitung

Grußworte

Eröffnung Stefan Grüttner, Hessischer Sozialminister Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

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„Für Gesundheitsförderung ist es in keinem Lebensalter zu spät“

Grußwort Sozialminister Stefan Grüttner

Rolf Reul, Projektkoordination „Gesund Bleiben“

Stefan Grüttner, Hessisches Sozialministerium

„Was Hänschen nicht gelernt hat, kann Vor diesem Hintergrund unterstützt die Hans trotzdem noch lernen“. So endet die BZgA die Hessische Landeskonferenz „GELandekonferenz Gesund Bleiben Mitten SUND BLEIBEN MITTEN IM LEBEN“ und im Leben - Strategien der Gesundheits- sorgt somit gemeinsam mit dem Hessiförderung für Frauen und Männer am schen Sozialministerium sowie der Hessi31.10.2011. Die wohl wichtigste Erkenntnis sche Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsstand damit am Schluss der Veranstaltung. erziehung (HAGE) für einen erfolgreichen Gesundheitsförderung und Prävention soll- Abschluss der diesjährigen Veranstaltungsten sich nicht nur auf Kinder und Jugend- reihe des Projektes „GesundLeben – Geliche und ältere Mitbürger konzentrieren, sundBleiben“ in der Nachhaltigkeitsstraauch in der mittleren Lebensphase lassen tegie des Landes Hessen. sich durch geeignete Strategien, die Lebensqualität verbessern und die Lebens- In einführenden Impulsreferaten kristallierwartung erhöhen. sierte sich insbesondere heraus, dass die steigenden Zahlen psychischer ErkrankunIn der vorliegenden Dokumentation wird gen bei Männern und Frauen ein zentrales dabei insbesondere der Gender Mainstre- Gesundheitsproblem darstellen. Daraus aming Ansatz, also die Berücksichtigung entsteht Handlungsdruck für die Akteure der unterschiedlichen Lebenssituationen im Gesundheitswesen. Dieser Herausforund Interessen von Frauen und Männern, derung muss sowohl mit individuellen in den Mittelpunkt gestellt. Die Bundeszen- Ansätzen, als auch in unterschiedlichen trale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Lebenswelten begegnet werden. geht in ihren Kampagnen, Programmen und Maßnahmen grundsätzlich zielgrup- Neben der Arbeitswelt und der Kommune penspezifisch und somit auch Geschlechter spielt auch das familiäre Lebensumfeld differenzierend vor. So bietet die BZgA z.B. eine wichtige Rolle. Die dort häufig vormit www.frauengesundheitsportal.de und zufindenden Probleme, wie die Vereinbarwww.maennergesundheitsportal.de quali- keit von Beruf und Familie, Arbeitslosigtätsgesicherte Gesundheitsinformationen keit sowie alleinerziehendes Elternteil zu für Frauen und Männer im mittleren und sein, müssen in zukünftigen Strategien der höheren Lebensalter. Prävention stärker berücksichtigt werden.

Die verschiedenen Workshops bei der Landeskonferenz spiegelten diese Zusammenhänge wieder und zeigten einige bereits existierende gute Beispiele der Praxis. Neben der Fortführung der Landesstrategie „GesundLeben – GesundBleiben“ des Hessischen Sozialministeriums, ist eine stärkere interdisziplinäre und multisektorale Vernetzung und Kooperation zwischen den Akteuren für ein erfolgreiches Handeln unerlässlich. Hier kann insbesondere die HAGE auch in Zukunft wichtige Beiträge leisten. Wir wünschen Ihnen beim Lesen dieser Dokumentation viele gute Impulse für Ihre zukünftigen Aktivitäten in der Gesundheitsförderung und Prävention.

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Pott, sehr geehrte Frau Dr. Köster, sehr geehrte Frau Prof. Dr. Hahn, sehr geehrte Frau Dr. Lange, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zur der Landeskonferenz „ Gesund Bleiben - Mitten im Leben – Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer“ hier in den Gebäuden des Landessportbunds Hessen in Frankfurt. Mein Dank gilt der BZgA; Frau Prof. Dr. Elisabeth Pott und Frau Dr. Monika Köster, die mit uns gemeinsam diese Konferenz unterstützt und inhaltlich entwickelt haben. Der HAGE danken wir für die Organisation der Konferenz und die Flexibilität, auf die hohe Anmelderate so prompt zu reagieren. Wir mussten nämlich unsere ursprüngliche Tagungsplanung anpassen, da die erwartete Teilnehmer Zahl von 120 weit überschritten wurde. Das zeigt, wie wichtig und gesellschaftsrelevant das Thema Gesundheitsförderung und Prävention besonders in der Mittleren Lebensphase ist. Angesichts der mehrfachen Belastungen des täglichen Lebens ist auch für die

Zukunft mit einem wachsenden Stellenwert zu rechnen.

Unsere heutige Konferenz ist nun die 3. dieser Landeskonferenzen und ich erhoffe mir eine ähnlich engagierte Diskussion und nachhaltige Resonanz, d.h. viele gute, neue Ansätze für die Prävention und Gesundheitsförderung als Resultat der heutigen Konferenz.

Das Hessische Gesundheitsministerium hat 2010, im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Hessen, einen umfassenden Gesundheitsförderungsplan mit dem Titel “GesundLeben – GesundBleiben“ entwickelt. Im Rahmen dieses Projektes Wie das Konferenzprogramm verdeutlicht, wurden bereits zwei Landeskonferenzen, sind in Hessen bereits viele Projekte für jeweils für die Lebensphasen Gesund Al- Erwachsene in den unterschiedlichen Settern und Gesund Aufwachsen, durchge- tings und Lebenskontexten auf den Weg führt. Die erste Landeskonferenz mit dem gebracht worden. Die Verantwortlichen Titel “Altersbilder im Wandel – Herausfor- dieser Projekte möchte ich ebenfalls heuderungen für die Gesundheitsförderung“ te hier in Frankfurt begrüßen. Ich danke fand bereits im Januar als Auftaktveran- Ihnen für Ihr tatkräftiges Engagement für staltung statt. die Gesundheitsförderung der Frauen und Männer in Hessen. Durch Praxisbeispiele Daraus resultierend wurden im Laufe des möchten wir Ihre Erfahrungen darstellen, Jahres bereits mehrere Präventionsprojek- in vier Workshops zur Frauen- und Mänte lanciert, wie z. B. Bewegungsparcours nergesundheit, dem Setting Familie, der und ein Ernährungsprojekt für pflegende betrieblichen Gesundheitsförderung und Angehörige. Die Dokumentation kann auf der Gesundheitsförderung für erwerbslose der Webseite der BZgA, der HAGE und Frauen und Männer. meines Ministeriums, aber auch draußen auf dem Informationstisch bezogen wer- Durch Ihre Beiträge zur Diskussion in dieden. Als Resultat der 2. Landeskonferenz sen Workshops tragen Sie maßgeblich dazu werden wir uns in der Gesundheitsförde- bei, dass wir uns gemeinsam hier in Hesrung von Kinder und Jugendlichen der sen austauschen, voneinander lernen und Stärkung der Resilienzförderung, das heißt im Rahmen der gegebenen Ressourcen die der psychischen Gesundheit, zuwenden.

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Eröffnung

Grußworte

Gesundheit der Betroffenen bestmöglich stärken.

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Im Rahmen des Gesundheitsförderungsplans: “GesundLeben – GesundBleiben“ haben wir - basierend auf den Daten der hessischen Krankenkassen über die chronischen Erkrankungen - eine alters- und geschlechtsspezifische Darstellung des Gesundheitsstands der Hessen zusammengestellt. Frau Dr. Maulbecker Armstrong wird das in Ihrem Beitrag „Daten und Perspektiven zum Gesundheitsstand der Erwachsenen in Hessen“ anhand grafischer Darstellungen erläutern. Darauf basierend können die Gespräche in den Workshops zum Beispiel zur Frauen- oder Männergesundheit passgenau an dem entsprechenden Gesundheitsstand bzw. der Häufigkeit und Entwicklung von bestimmten Erkrankungsmustern orientiert werden. Lassen Sie mich zum Gesundheitsstand der Hessen ein paar Fakten kurz ansprechen:

lichen Gesundheitsförderung erreichbar. gen eine Vielzahl von fachlichen VorschläVielfältige Programme setzen hier mit Be- gen zur Verbesserung des Gesundheitswegung, Ernährung aber auch zunehmend wesens für Menschen mit Behinderungen Betrachtet man das Bundesland Hessen, auf psychische Gesundheit ausgerichtete geprüft. so ergibt sich im Einklang mit den Studie- Programme an. Das Thema Burn-Out am nergebnissen zum Beispiel der BzgA auf Arbeitsplatz war ja in den vergangenen Die Häufigsten Erkrankungen der Hessen Bundesebene ein entsprechendes alters- Tagen im besonderen Fokus der Medien. und geschlechtsdifferenziertes Bild der Auf Grund des Fortschritts in der Gesundhäufigsten Krankheiten der Hessen: So hat der Bereich der betrieblichen Ge- heitsversorgung und der verbesserten Lesundheitsförderung in den zurückliegen- bensbedingungen hat sich der Anspruch Männer sind insgesamt, entsprechend der den Jahren deutlich an Gewicht für die an die gesundheitliche Versorgung grunddiagnostizierten Fallzahlen der gesetzli- Gesundheitsversorgung gewonnen, was legend geändert, Akuterkrankungen vor chen Krankenkassen, im Alterssegment sicher durch die Beiträge in dem Workshop allem Infektionskrankheiten, aber auch der Erwachsenen weniger von Krankhei- Betriebliches Gesundheitsmanagement Unfallfolgen waren lange im Zentrum der ten betroffen als Frauen. Hier besteht eine heute Nachmittag verdeutlicht wird. medizinischen Versorgung. Diese sind jeUmkehrung des Kinder- und Jugendalters, doch heute durch den medizinisch-pharin dem die Jungen noch eine höhere Krank- Die besonderen Belastungen von Erwerbs- makologischen Fortschritt weitgehend heitslast aufzeigen als die Mädchen. Insge- losen und deren Bedürfnissen, werden in beherrschbar. samt kann man sagen, dass der allgemeine dem Workshop Gesundheitsförderung Anstieg von chronischen Erkrankungen bei bei Erwerbslosen mit Hilfe von Praxisbei- Chronisch-degenerative Krankheiten, wie Männern ca. fünf Jahre später eintritt als spielen thematisiert. Aber auch Kitas und die des rheumatischen Formenkreises, Debei Frauen (Frauen mit ca. 40 und Män- Schulen können als Gesundheitsplattform pression, Demenzerkrankungen, Diabetes ner mit ca. 45 Jahren). Aufgrund unter- dienen, um den Eltern „gesunde Lebens- und Herz-Kreislauferkrankungen, inklusive schiedlicher Faktoren wie verschiedene weisen“ nahezubringen. Im Workshop der Schlaganfälle treten nun in den VorBeanspruchung im Erwerbsleben und ver- Familie möchten wir deshalb Ansätze be- dergrund der Gesundheitsversorgung und schiedene Aufgaben innerhalb der Familie sprechen, die Erwachsene in den Settings sind oft durch unseren sich veränderten sind Frauen und Männer diversifizierten Kita und Schule erreichen. Erwachsene in Lebensstil bedingt. Der Blick auf die häuLebensbedingungen ausgesetzt, die den besonderen Lebenslagen, wie Pflegende, figsten Erkrankungen von Erwachsenen Gesundheitszustand der Erwachsenen ge- Menschen mit Migrationshintergrund in Hessen bestätigt die Prävalenz dieser schlechtsspezifisch differenzieren. aber auch sozial Benachteiligte, müssen chronischen Erkrankungen. durch zielgruppengerechte Programme Dieser Verschiedenheit zwischen den Ge- angesprochen werden. In der Lebensphase der Erwachsenen, sind schlechtern muss durch vielfältige Maßdie psychischen Erkrankungen mit 310.000 nahmen und vor allem durch eine gen- Für Menschen mit Behinderungen wird Fällen unter 16- bis 64-Jährigen Hessinnen dersensible Gesundheitsförderung und zurzeit im Rahmen der Erstellung eines und Hessen die häufigste Erkrankung. DaPrävention Rechnung getragen werden. Hessischen Aktionsplans zur Umsetzung bei ergeben sich hier die größten UnterMenschen in dieser Lebensphase sind über der Konvention der Vereinten Nationen für schiede zwischen den Geschlechtern. Bei die Arbeitswelt im Rahmen der betrieb- die Rechte von Menschen mit Behinderun- Frauen wurden psychische Erkrankungen

Eröffnung

Grußworte

deutlich häufiger diagnostiziert (Frauen 2,4 %, Männer 1,3 %). Dies ändert sich auch nicht über die Lebensjahre. Depressionen sind die häufigste Ursache für psychische Erkrankungen in Hessen. Frauen leiden fast doppelt so häufig unter Depressionen wie Männer.

dingte Faktoren, wie sich wandelnde Familienstrukturen oder die soziale Lebenslage der Menschen.

ren. Friedrich Schiller sagt dazu: Es ist der Geist, der sich den Körper baut.

Unsere Landeskonferenz „ Gesund Bleiben Ein ganz wichtiges Element ist jedoch auch - Mitten im Leben – Strategien der Gesunddie Gesundheitskompetenz des Einzelnen heitsförderung für Frauen und Männer“ im Sinne einer Hilfe zu Selbsthilfe. Qua- ist die Auftaktveranstaltung für das Teillitätsgesicherte Gesundheitsinformation projekt „Gesund Bleiben“. So möchten wir In der Häufigkeit folgen auf die psychi- wie die der BZgA spielt darin eine zentrale heute mit Ihnen in den aktiven Austausch schen Erkrankungen, die klassischen Life- Rolle. Frau Prof. Pott wird in ihrem Beitrag über Ansätze und Beispiele der Gesundstyle-Erkrankungen: Diabetes mit 207.000 auf die Geschlechter sensible Arbeit der heitsförderung treten und einen Prozess und Herzkreislauferkrankungen 180.000 BZgA eingehen. Zusätzlich zu dem bereits des voneinander Lernens und miteinander betroffenen Hessinnen und Hessen. existierenden Portal für Frauen wird es nun Handelns anregen. bald ein Portal für uns Männern geben. Nicht nur altersspezifisch sondern auch Aber dazu wird Frau Prof. Pott in Ihrem Und noch ein Zitat von Arthur Schopengeschlechtsspezifisch können wir nun die Beitrag nun mehr berichten. hauer: Gesundheit ist zwar nicht alles Häufigkeit, aber auch die Entwicklung - aber ohne Gesundheit ist alles nichts… dieser Krankheitsmuster differenzieren. Beim Umgang mit der eigenen Gesundheit Aber nach der Landeskonferenz heute, Anhand der Verlaufskurven lassen sich so wird es künftig nicht nur darum gehen, von bitte ich Sie, die Gesundheit alters- und unter Berücksichtigung von genderspe- Projekten und Präventionsprogrammen zu geschlechtsdifferenziert zu betrachten! zifischen Aspekten Prioritäten und Inter- profitieren, sondern auch Verantwortung ventionspunkte für die Prävention und für die eigene Gesundheit zu übernehmen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen anGesundheitsförderung in Hessen ableiten. Unser Ziel muss es sein, die hessischen regende Vorträge und konstruktive DisSo sind heute die zentralen Einflussfakto- Bürgerinnen und Bürger dazu zu be- kussionen! ren auf unsere Gesundheit der individuelle fähigen, Verantwortung für ihre GeLebensstil, z. B. das Ernährungs- und Be- sundheit zu übernehmen, um so ein Vielen Dank! wegungsverhalten, aber auch verhältnisbe- langes und gesundes Leben zu füh-

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Eröffnung

Grußworte

Grußwort Prof. Dr. Elisabeth Pott

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Umfeld, über die Betriebe und den beruflichen Alltag, über den Freizeitbereich.

Prof. Dr. Elisabeth Pott, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Sehr geehrter Herr Minister Grüttner, sehr geehrte Frau Dr. Maulbecker-Armstrong, sehr geehrte Frau Prof. Hahn, sehr geehrte Frau Dr. Lange, sehr geehrter Herr Reul, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, im Rahmen der heutigen Landeskonferenz in Hessen zur Eröffnung zu sprechen. Diese Tagung knüpft an die langjährige und gute Zusammenarbeit zwischen dem Hessischen Sozialministerium, der Hessischen Arbeits­gemeinschaft für Gesundheits­ förderung und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung an. Wir haben in enger Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landesebene gemeinsam bereits Vieles auf den Weg gebracht. Die heutige Tagung ist – dies hat auch Herr Minister Grüttner schon angesprochen in diesem Jahr bereits die 3. gemeinsame lebensphasenbezogene Konferenz hier in Hessen - zunächst zum Thema Alter, dann bezogen auf das Thema Gesund aufwachsen und heute nun bezogen auf das mittlere Erwachsenenalter. „GESUND BLEIBEN MITTEN IM LEBEN Strategien der Gesund­heitsförderung für Frauen und Männer“ ist der Titel unserer Veran­stal­tung und wir wollen uns heute gemeinsam und sektor­übergreifend auf Fragen einer geschlechtergerechten und geschlechter­sensiblen Gesund­heits­ förderung konzentrieren. Dass Gender Mainstreaming als Grundsatz und Leitprinzip über das Bundes­ gleichstellungsgesetz verankert ist, ist bekannt. Es geht um Chancengleichheit von Männern und Frauen. Dies bezieht sich ja zunächst und ganz grundsätzlich auf den Einbezug geschlechts­spezifischer Belange in alle Felder von Gesellschaft und Politik, angefangen von einer geschlechter­­ gerechten Sprache bis hin zu einer entsprechen Umsetzung in allen Bereichen.

Frau Prof. Hahn wird im Anschluss in ihrem Vortrag näher hierauf eingehen. Für die Gesundheitsförderung heißt dies, dass wir uns zunächst die gesellschaftliche Entwicklung, die Bevölkerungsstruktur, die Familien­strukturen und die Ziel­gruppen selbst sehr genau ansehen müssen. Die Voraussetzungen, Biogra­fien und Lebensverläufe sind unter­schiedlich. Wichtig sind die persönlichen Lebensumstände wie z.B. die familiäre Situation, der Bildungshintergrund, der kulturelle Hintergrund, die berufliche Situation von Männern und Frauen, die Wohnsituation, die Lebensstile: Der gesellschaftliche Wandel hat Veränderungen in vielen Bereichen mit sich gebracht. Die Zusammensetzung der Bevölkerung hat sich aufgrund der demografischen Entwicklung verändert; die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich geändert. Die Familienstrukturen haben sich verändert. So haben wir in Deutschland heute einen hohen Anteil an Einpersonen­haushalten, eine hohe Scheidungsrate, 1,6 Millionen Allein­erziehende (90% hiervon sind Frauen), viele Patch­work­familien.

Eröffnung

Grußworte

me auf, erleben gesund­heitliche Probleme anders. Zum Thema psychische Gesundheit, das derzeit stark im Fokus auch der öffentlichen Diskussion steht, wird Frau Dr. Lange später vortragen. Eine Zahl nur: Jede 4. Frau und jeder 8. Mann erkranken im Laufe des Lebens an einer Depression.

Wenn wir uns das Gesundheitsverhalten näher ansehen, werden geschlechts­ spezifische Verhaltensweisen und Gesundheits­konzepte deut­l ich. Männer verhalten sich gerade in Fragen der Gesundheits­­förderung anders, als Frauen. Dies hat sehr viel zu tun mit dem traditionellen Rollenverständnis, welches das Verhalten prägt. Natürlich spielen auch hier weitere zielgruppenspezifische Faktoren eine Rolle. Vor allem der Bildungshintergrund sowie die ökonomische Situation haben einen beson­deren Einfluss auf die Gesundheit. So haben z.B. Männer der höchsten Einkommensgruppe eine um über 10 Jahre höhere Lebenserwartung, als Männer der untersten Einkommens­ gruppe. Bei Frauen beträgt der Unterschied 8 Jahre. Diese Frauen und Männer, Im Zusammenhang des viel diskutierten die in teils schwierigen und belastenden Themas Familie, Kinder, Beruf und Mehr- Verhältnissen leben, haben einen beson­ fachbelastung möchte ich unbedingt auch ders hohen Bedarf an gesundheitsförderndas Thema Pflegende Angehörige anspre- den Maßnahmen, sind jedoch gleichzeitig chen: In Deutschland werden über 1,5 Mil- auch besonders schwer zu erreichen. lionen pflege­­­bedürftige Personen zu Hause versorgt. Ein Großteil der pflegen­den Ange- Wenn wir Frauen und Männer mit Maßhörigen – es sind dies überwiegend Frauen nahmen der Gesundheits­förderung er– fühlt sich durch die Pflege belastet und reichen wollen, müssen wir unsere Proweist Krankheitssymptome auf. gramme sehr gezielt auf die Lebenswelten und den Alltag von Frauen und Männern Wenn wir uns die Daten zur Mortalität ausrichten. Für unsere Strategien und und Morbidität ansehen, wenn wir Ge- unsere praktische Arbeit heißt dies, dass sundheitsverhaltensweisen analysieren, wir unterschiedliche Wege und Formen dann werden Unterschiede zwischen der Zielgruppen­ansprache brauchen und den Geschlechtern sehr deutlich. Frau Dr. spezifisch konzipierte Angebote. Dies erMaulbecker-Armstrong wird uns später fordert ein sehr sensibles Vorgehen, teils die Daten zum Gesundheitszustand der in Form geschlechter­differenzierender und Männer und Frauen in Hessen vorstellen. teilweise auch in Form gemeinsamer, aber Es gibt frauen- und männerspezifische Le- geschlechtersensibler An­sprache. In jedem benslagen, Lebensstile und Gesundheits- Falle muss die Zielgruppen­ansprache passprobleme. „Frauen sind anders krank, als genau sein und die Männer und Frauen in Männer!“ sagt man. Frauen haben teils an- ihren jeweiligen Lebenswelten „abholen“, dere Krankheiten, weisen andere Sympto- d.h. in den Stadtteilen, über das familiäre

Die Vielfalt, auch die Vielfalt neuer Lebensformen und –konstellationen, müssen wir bei unseren Strategien entsprechend im Blick haben (Diversity-Ansatz). Wichtig ist es zum einen, dass wir die Bedarfe und Heraus­forderungen, die sich stellen, im Blick haben, dass wir jedoch vor allem auch die Ressourcen im Blick haben, auch regional. Welche Möglichkeiten gibt es bereits? Welche Angebote gibt es vor Ort? Worauf können wir aufbauen? Welche Strukturen können wir nutzen? Welche Kooperationen bieten sich an? Wie erreichen wir Bürgerinnen und Bürger mit Informationen und gesundheitsfördernden Angeboten? Welche Ansätze haben sich in der Praxis bewährt? Wie können wir die Qualität unserer Angebote sicherstellen? zen zu unterscheiden. Daher brauchen Mit diesen Fragen werden wir uns heute Frauen und Männer seriöse Informa­tionen, Nachmittag in den Workshops näher be- um sich selbst entsprechend zu zentralen schäftigen und hier auf die unterschiedli- Gesund­heits­themen informieren zu könchen Aspekte eingehen. nen. Hierbei ist wichtig, dass neutrale (an­ bie­ter-) unabhängige GesundheitsinformaMeine Damen und Herren, tionen bereit gestellt werden. wir sollten Bürgerinnen und Bürger durch Vor diesem Hintergrund stellt die BZgA unsere Maßnahmen darin unterstützen, Gesundheitsinformationsportale zu versich gesundheitsbewußt zu verhalten und schiedenen Themen und für unterschiedzielgerichtet und aktiv etwas zur Förde- liche Zielgruppen (Mädchen und Jungen, rung ihrer Gesundheit zu tun. In diesem Männer und Frauen) bereit, so z.B. zu FraZusammenhang möchte ich ergänzend auf gen der Suchtprävention, Aidsprävention, die Bedeutung der Stärkung von Gesund­ Sexualaufklärung und Familien­planung heitswissen und Gesundheitskompetenz und – geschlechtsspezifisch – ein Frauenhinweisen. Zwar nehmen die Informati- gesundheitsportal. Im Januar 2012 wird onsangebote im Internet zu Themen der auch unser Männergesundheitsportal frei Frauen- und Männer­gesundheit zu, aller- geschaltet. Diese geschlechtsspezifischen dings ist es kaum möglich, seriöse Fach­ Portale sind konsequent auf die Informa­ informationen von Angeboten mit nicht tions­­­bedürfnisse und das Mediennutnachgewiesenem gesund­heitlichem Nut- zungsverhalten von Frauen bzw. Männern

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zugeschnitten und halten Informationen zu den zentralen Gesundheitsthemen bereit, u.a. zu gesundheitsbezogenen Verhaltens­weisen im Alltag (z.B. Bewegung und Sport, Stressbewältigung, Alkohol­ konsum, Rauchen) sowie auch zu einzelnen Krankheitsbildern (u.a. psychische Erkrankungen, Herz-Kreis­lauf­­erkrankungen, Krebs­er­krankun­gen), Risikofaktoren und Möglichkeiten der Prävention. Meine Damen und Herren, es geht heute um Strategien der Gesundheitsförderung für Männer und Frauen. Ich bin sehr gespannt auf die Vorträge und den fachlichen Austausch mit Ihnen und wünsche uns eine interessante Tagung mit vielen Anregungen für unsere Arbeit. Vielen Dank!

Fachvorträge

Gesundheit von Frauen und Männern in der mittleren Lebensphase 10

Prof. Dr. Daphne Hahn, Hochschule Fulda Dr. Cornelia Lange, Robert Koch-Institut Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium

Prof. Dr. Daphne Hahn, Hochschule Fulda

Was heißt „Mittleres Lebensalter“ In der Literatur variieren Altersgruppeneinteilungen und Zeitspannen, die darauf abzielen, das mittlere Lebensalter ein- bzw. abzugrenzen je nach Fragestellungen. Der Frauengesundheitsbericht aus dem Jahr 2001 verweist auf die in der Forschung

meist verwendete Altersspanne zwischen 35 und 65 Jahren, konzentriert sich aber in der Darstellung der gesundheitlichen Situation von Frauen in diesem Alter sehr stark auf Frauen am Ende ihrer fertilen Phase (BMFSFJ 2001). Der Spezialbericht des Robert-Koch-Institutes aus dem Jahr 2005 begründet die Eingrenzung der dort verwendeten Altersspanne von 30 bis 65 Jahren damit, dass Dreißig das durchschnittliche Alter der ersten Eheschließung und der ersten Geburt ist (RKI 2005). Damit werden für den Beginn vor allem familienplanerische Aspekte herangezogen. Als obere Grenze wird ein Alter von 65 Jahren angesetzt, was dem offiziellen Zeitpunkt der Berentung entspricht, d. h. dass unterschiedliche Kriterien für den Beginn des mittleren Lebensalters und dem Ende herangezogen werden. Für die Ausschreibung dieser Tagung wird das mittlere Lebensalter mit der Begründung abgegrenzt, dass die Altersgruppe der bis 17-Jährigen und der über 65-Jährigen in der vergangenen Zeit vor allem im Kontext sozial bedingter Unterschiede sehr stark beachtet wurde, die dazwischen hingegen ein wenig zu kurz

Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung

nicht selten für die vorhergehende Generation gleichzeitig aufbringt.

Die gesundheitliche Belastung durch Verletzungen spiegelt sich auch in der Arbeitsunfähigkeit wider. Bezogen auf die Arbeitsunfähigkeit weisen Männer fast doppelt so viele Krankheitstage durch Verletzungen auf wie Frauen. Auch die Anzahl der Krankheitstage durch Muskelund Skeletterkrankungen liegt um etwa ein Drittel höher bei den Männern als bei den Frauen, was damit zu erklären ist, dass Männer nach wie vor in typischen Beschäftigungsfeldern arbeiten wie der industriellen Produktion und damit körperlich stark beanspruchende Tätigkeiten ausführen und sich gleichzeitig riskanter verhalten.

Gesundheitliche Situation von Männern und Frauen im mittleren Alter Bei der Gesundheit von Männern und Frauen zeigen sich verschiedene typische Unterschiede. Männer sterben früher als Frauen, rauchen mehr, konsumieren mehr Alkohol und illegale Drogen, ernähren sich weniger gesund und konsumieren weniger Obst und Gemüse, haben häufiger schwere und tödliche Unfälle, sind häufiger übergewichtig und fettleibig als Frauen, sind zurückhaltend in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, bewerten aber ihren Gesundheitszustand besser als dies Frauen tun (BKK 2010; RKI 2011). Frauen hingegen leiden häufiger an psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen, fühlen sich mehr als Männer seelisch belastet, leiden häufiger an chronischen Erkrankungen, gehen jedoch häufiger zur Früherkennung und nehmen auch weitaus mehr Präventionsangebote wie Kurse in Anspruch (BKK 2010; RKI 2011).

„Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung bei Männern und Frauen im mittleren Alter: Der Gender Mainstreaming Ansatz als Weg zur Chancengleichheit der Geschlechter“

Mein Beitrag soll Möglichkeiten und Wege zur geschlechtersensiblen Prävention und Gesundheitsförderung bei Männer und Frauen im mittleren Alter aufzeigen. Dazu wird nach einer einführenden begrifflichen Eingrenzung, welche Altersspanne das „mittlere Lebensalter“ umfasst, ein Überblick über die gesundheitliche Situation dieser Altersgruppe sowie darüber gegeben, wie in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion Geschlecht verstanden wird. Abschließend wird dargestellt, wie Gender Mainstreaming bei der Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit umgesetzt werden kann und wie für diese Umsetzung der Public Health Action Cycle als Instrument der Planung eingesetzt werden kann.

Fachvorträge

gekommen sind. Diese Abgrenzung führt dazu, dass alle zwischen 18 und 65 Jahren zum mittleren Lebensalter zählen, womit eine in sich - bezogen auf ihre Lebens- wie ihre Gesundheitssituation - sehr heterogene Gruppe unter das mittlere Lebensalter subsumiert wird. Bleibt noch das durchschnittliche Alter, um das sog. mittlere Alter festzulegen. Bei Männern lag es bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von ca. 77 Jahren im Jahr 2009 bei 38,5 Jahren und bei Frauen bei 41 Jahren. Jede Eingrenzung hat ihre Vor- und Nachteile. Bezieht man das dritte Lebensjahrzehnt mit ein, gehört die gesamte Ausbildung und berufliche Konsolidierung mit hinein also der auch der Eintritt in das Berufsleben, was zum Austritt mit 65 Jahren passen würde. Ich lasse in meinen Darstellungen zur Gesundheit die Altersgruppen unter 20 und über 65 aus und konzentriere mich auf die Altersgruppen um das Durchschnittalter herum. Häufig wird die mittlere Generation auch als Sandwichgeneration bezeichnet, weil sie sowohl Pflegeleistungen für die nachfolgende und

Im mittleren Lebensalter ist die Sterblichkeit der Männer etwa doppelt so hoch wie der Frauen. Männer in der Altersgruppe zwischen 30 und 54 Jahren sterben vor allem durch Arbeitsunfälle, Suizide, Kreislauferkrankungen sowie Krankheiten der Verdauungsorgane (vgl. Abb. 1).

Sehr deutliche Differenzen zwischen Männern und Frauen zeigen sich insbesondere bei den psychischen Störungen, wobei hier gleichzeitig eine enorme Zunahme seit Beginn der statistischen Auswertungen 1976 zu verzeichnen ist. Gab es 1976 bei allen Mitgliedern der BKK beispielsweise 46 Ausfalltage aufgrund einer psychischen Diagnose – davon 61 bei Frauen – waren es im Jahr 2000 bereits 104 bei allen Mitgliedern und sogar 127 bei Frauen (BKK 2010). Der Gesamtanteil hat sich nicht nur aber auch aufgrund des wachsenden Frauenanteils an den Pflichtversicherten erhöht. Insgesamt setzen sich die gesundheitlichen Differenzen zwischen Männern und Frauen im mittleren Lebensalter fort. Der hohe

In welchen Bereichen steht es um die Gesundheit von Männern und Frauen im mittleren Alter jeweils schlecht?

Im mittleren Lebensalter ist die Sterblichkeit der Männer doppelt so hoch wie der Frauen. ♂ 490/100.000, ♀247/ 100.000 zwischen 30 und 64. Vor allem durch Arbeitsunfälle, Suizide, Kreislauferkrankungen, Krankheiten der Verdauungsorgane! (RKI 2005)

Abbildung 1: Gesundheitliche Situation von Männern und Frauen

Anteil an vermeidbaren Erkrankungen bietet großes Potenzial für Prävention und Gesundheitsförderung. Erklärungsansätze für Unterschiede in der Gesundheit von Männern und Frauen Es gibt verschiedene Ansätze diese gesundheitlichen Unterschiede zu erklären. Folgende werden diskutiert: • Biologische Ansätze: Diese spiele vor allem eine Rolle bei Erkrankungen, die mit den reproduktiven Organen z. B. Hormonen oder anatomischen Unterschieden bezogen auf Blasenentzündungen zusammenhängen. Der Beitrag der biologischen Vorteile von Frauen zur höheren Lebenserwartung wird jedoch als sehr gering eingeschätzt (BMFSFJ 2001; Springer KW et al. 01.06.2011; RKI 2006). • Arbeits- und Lebensbedingungen: Ein großer Teil der gesundheitlichen Ungleichheit wird durch unterschiedliche Arbeits- und Lebensbedingungen verursacht, was darin begründet liegt, dass Frauen und Männer unterschiedlich in Erwerbs- und Familienarbeit eingebunden sind und Erwerbsarbeit mit unterschiedlichem Prestige- und Risikopotenzial verbunden ist. Männer arbeiten mehr mit Lärm, Staub, Hitze, Schmutz, sind aber eher in prestigeträchtigeren Bereichen beschäftigt wie Wirtschaft, Politik, staatliche Institutionen. Frauen arbeiten meist in schlechter bezahlten Berufen, Teilzeittätigkeiten und sind oft prekär beschäftigt. Die Differenz im Einkommen betrug in Deutschland 2010: 23,1 % (Europäische Kommission 2011). Hinzu kommen oft schlechtere Bindungen für die Wiederherstellung der Gesundheit nach z. B. einer Krankschreibung, weil diese zwar vor Erwerbsarbeit schont, häufig nicht zu ausreichender Entlastung von Haus- und Familienarbeit führt. • Geschlechtsspezifische Sozialisation: Die Frühsterblichkeit der Männer ist vor allem verhaltensbedingt. Vorstellungen wie Männer und Frauen sein müssen gehen in ihre Verhaltensweisen ein, führen zur Wahl bestimmter sog. frauentypischer Berufe, zu gesundheitsriskanten Verhaltensweisen, zu Essstörungen, die an ein schlankes Körperideal gebunden sind. Männer verhalten sich in vielen Be-

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Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung

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reichen gesundheitsriskanter als Frauen, lernen z. B. beim Sport an (bzw. über) Grenzen zu gehen (Verletzungshäufigkeit bei Männern 79 %, Frauen 21 %). Frauen übernehmen in der Regel die Pflege von Angehörigen und arbeiten häufiger in Gesundheits- und Pflegeberufen, die aber in der Regel wenig prestigeträchtig sind. • Unterschiedliche Erfahrungen im Gesundheitssystem: Vorstellungen, wie Männer und Frauen sein müssen, d. h. Geschlechterstereotype, gehen auch in die Versorgung ein. So werden in der medizinischen Versorgung bei Frauen eher psychische Diagnosen gestellt, bei Männern eher körperliche, was bedeutet, dass der jeweils andere Aspekt oft unterbewertet wird. Ein weiteres Beispiel ist, dass Rehabilitationsmaßnahmen weniger von Frauen in Anspruch genommen. Zum einen werden sie von ärztlicher Seite häufiger nicht für notwendig erachtet (richtige Arbeit ist Männerarbeit) oder weil nicht die Fähigkeit zur Erwerbsarbeit wiederhergestellt werden muss. • Methodische Probleme und Verzerrungen: In der Auseinandersetzung zum Thema Geschlecht und Gesundheit wird häufig die These vertreten, dass Frauen deshalb kränker sind als Männer, weil sie mehr Beschwerden angeben. Das gilt auch für das mittlere Lebensalter. Unklar ist aber, ob Frauen tatsächlich mehr Be-

schwerden haben oder aber sie besser wahrnehmen und auch in Befragungen ehrlicher antworten (RKI 2005). Ein weiteres Problem ist, dass bei Befragungen oft Instrumente eingesetzt werden, die für einen geschlechtsneutralen Einsatz konzipiert wurden. Fragebögen zur Erhebung der körperlichen Aktivität gehen oft von männlichen Aktivitätsmustern aus und richten sich auf Freizeitaktivitäten und Sport. Ergebnis: Frauen treiben weniger Sport = Frauen bewegen sich weniger. Gefragt wird nicht nach Aktivitäten im Haushalt oder bei Familienarbeit (Abel et al. 01.07.2001). Wie sind soziale bzw. kulturelle Einflüsse mit biologischen Einflüssen verknüpft? Die Diskussion war lange Zeit von einer Unterteilung in „sex“ als biologisches Geschlecht und „gender“ als sozial und kulturell hergestelltes Geschlecht gekennzeichnet. In der aktuellen Diskussion wird die Unterteilung in „sex“ als biologisches Geschlecht und „gender“ als soziales Geschlecht infrage gestellt, weil dadurch der Eindruck erweckt wird, dass es sich um klar voneinander getrennte Bereiche handelt. Es ist davon auszugehen, dass „sex“ nicht unverfälscht existiert, sondern stets Effekte von „gender“ einfließen, biologisches und soziales Geschlecht sich also wechselseitig beeinflussen (Springer KW et al. 01.06.2011). Dafür ist es sinnvoll, die dichotome Aufteilung in „sex“ und „gender“ aufzuheben. Klarheit muss deshalb darü-

Fachvorträge

ber hergestellt werden, welche Mechanismen genau wirksam sind. „Sex“ an sich ist aber kein biologischer Mechanismus mit Erklärungscharakter (Springer KW et al. 01.06.2011). Für die Forschung bedeutet das, Differenzen zwischen Männern und Frauen an plausible Mechanismen sowie messbare Variablen zu knüpfen und Hypothesen aufzustellen, die soziale Pfade mit einbeziehen.

Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung

Fachvorträge

Setting-Ansatz

Individueller Ansatz Betriebli. Gesundhf.

Anzahl

Prozent

Anzahl

Prozent

Anzahl

Prozent

Anzahl

Prozent

Weibliche Personen

3,5 Mio.

51%

1,6 Mio.

77%

0,33 Mio.

38%

5,5 Mio.

56%

Männliche Personen

3,4 Mio.

49%

0,47 Mio.

23%

0,53 Mio.

62%

4,4 Mio.

44%

Summe

6,9 Mio.

100%

2,1 Mio.

Quelle: (MDS 2010): 24

Gender Mainstreaming ist als politische Strategie entwickelt worden, um die Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen voranzubringen. Den Anstoß dazu gab die 3. Weltfrauenkonferenz in Nairobi 1985. Im Vertrag von Amsterdam vom 1. Mai 1999 haben EU-Mitgliedsstaaten die Umsetzung von Gender Mainstreaming zur Durchsetzung der Gleichstellung rechtlich verbindlich codiert. Kurze Zeit später, am 1. Juni 1999, legte das Bundeskabinett in einem Beschluss die Gleichstellung von Männern und Frauen als durchgängiges Leitprinzip für die Bundesregierung fest und empfahl die Umsetzung von Gender-Mainstreaming zur Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen. Mit der Novellierung der gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien am 26.7.2000 ist die Umsetzung des Ansatzes für alle normgebenden, politischen und verwaltenden Maßnahmen der Bundesregierung festgeschrieben worden (Schweikert 2001). Auch für die WHO ist die Gleichstellung der Geschlechter eine zentrale Voraussetzung zu Umsetzung ihrer Gesundheitsziele, sie hat Gender Mainstreaming als Schlüsselstrategie festgelegt.

4. die Festlegung klarer Verantwortlichkeiten und Festlegung von Verantwortlichkeiten,

Gender Mainstreaming zielt auf gerechte Teilhabe beider Geschlechter in allen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereichen. Zur Umsetzung dieses Ziels müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

Prävention und Gesundheitsförderung

2. ein Verständnis von Politik, die die Lebensrealitäten von Männern und Frauen einbezieht, 3. die Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen,

100%

0,85 Mio.

100%

9,9 Mio.

100%

Tabelle 1: Wahrnehmung von Präventionsangeboten nach Geschlecht

Gender Mainstreaming

1. die Formulierung eines klaren politischen Willens zur Umsetzung,

Gesamt

5. die Vermittlung von Kompetenz und Sachkenntnis zum Thema Gender Mainstreaming und ungleichen Chancen, 6. Daten und Forschung zu geschlechtsspezifischen Differenzen sowie 7. Mechanismen zur Begleitung und Bewertung der Ergebnisse. Mittlerweile sind eine Reihe von Instrumenten entwickeln worden, die die Umsetzung der Strategie unterstützen sollen. Dazu gehören u. a. ‚Gender-Kompetenz‘ als berufliche Schlüsselqualifikation, um relevante Geschlechteraspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu arbeiten oder Gender Impact Assessment‘, das die Wirkung von Maßnahmen bezogen auf die Gleichstellung der Geschlechter ermitteln soll. Diese Instrumente können unterstützend eingesetzt werden, werden jedoch erst dann zur gewünschten Wirkung führen, wenn die o. g. Bedingungen in ihrer Komplexität berücksichtigt werden.

• Welche Strategien der Prävention und Gesundheitsförderung geeignet sind, nachteilige Unterschiede zu vermindern ohne eine Gruppe zu stigmatisieren und die Chancen für eine gute Gesundheit für Männer und Frauen zu verbessern? Betrachtet man einzelne GKV-Leistung zeigt sich, dass bei den meisten individuell orientierten Angeboten der Anteil der Frauen deutlich überwiegt. Tabelle 1 zeigt, dass Frauen bei individuellen Präventionsangeboten weitaus stärker beteiligt sind als Männer, bei der betrieblichen Gesundheitsförderung ist es umgekehrt (MDS 2010). Dies gilt vor allem für Angebote in den Bereichen Ernährung, Stress und Bewegung. Nur bei den Angeboten im Bereich der Sucht- und Genussmittel ist der Anteil der Männer etwas gleich groß (Kolip 2008).

Insgesamt sind in den vergangenen Jahren individuelle Präventionsangebote immer stärker wahrgenommen worden und verzeichneten einen Anstieg von 352.961 im Jahr 2002 auf 2.105.409 im Jahr 2009 (MDS 2010). Beispiel psychische Störungen und Geschlecht Ein Beispiel für die Relevanz geschlechtsspezifischer Unterschiede zwischen Männern und Frauen ist der Bereich der psychischen Störungen. Diese Erkrankungsgruppe spielt auch für das mittlere Lebensalter eine große Rolle und wäre zugleich ein dankbares Thema für gute Präventionsarbeit. Psychische Störungen verursachen außerordentliche hohe Kosten und weisen große geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Im Jahr 2998 kosteten sie 28 Mrd. Euro an Behandlungskosten und weitere 45 Mrd. Euro indirekte Kosten (Bödeker, Friedrichs 2011). Im internationalen Vergleich sind Frauen 2- bis 3-mal häufiger von Depressionen betroffen als Männer. Im von der Europäischen Kommission im Jahr 2005 herausgegebenen Grünbuch psychische Gesundheit werden die Ziele und Strategien von Prävention und Gesundheitsförderung auf europäischer Ebene auf der Grundlage des Modelles von Lethinen (vgl. Abb. 2) abgeleitet, dass sich sehr stark an sozialen und kultu-

Prävention und Gesundheitsförderung gehen von der Vermeidbarkeit bestimmter Erkrankungen und der Möglichkeit der Förderung von Gesundheit aus. Für die Prävention stellen sich die bezogen auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen die Fragen: • Welche Erkrankungen vermeidbar sind, d. h. ob es z. B. unvermeidbar ist, dass Männer 2- bis 3-mal häufiger als Frauen an einem Unfall sterben oder dass Frauen 2- bis 3-mal häufiger an Depressionen erkranken als Männer?

Abbildung 2: Funktionsmodell psychische Gesundheit (Europ. Kommission 2005:16)

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Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung

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rellen Faktoren wie Arbeitsbedingungen, Gewalterfahrungen, Wohnbedingungen, Erfahrungen der frühen Kindheit für die Entstehung psychischer Störungen anlehnt (Europäische Kommission 2005). Wie im Abschnitt Erklärungsansätze für gesundheitliche Differenzen dargestellt, ist es die Verknüpfung unterschiedlicher Faktoren wie Sozialisation, Arbeit- und Lebensbedingungen etc. die zu den teilweise sehr großen Unterschieden auf gesundheitlicher Ebene führt.

fen (Ruckstuhl et al. 2008). In den vergangenen Jahren wurde das Modell weiter differenziert, um aber modellhaft zu zeigen, wie es für die Planung von Präventionsmaßnahmen für mentale Gesundheit eingesetzt werden kann, greife ich hier auf das vierstufige Modell zurück. Soll ein Ziel die gerechte Teilhabe der Geschlechter sowie die Förderung der Chancengleichheit sein, muss dies den gesamten Prozess hindurch berücksichtigt werden.

Der Public Health Action Cycle als Instrument Gender Mainstreaming und Prävention zu verbinden

Die erste der vier Schritte ist die Eingrenzung des Problems (Assessment). Die globale Frage könnte lauten: In welchen Bereichen steht es um die Gesundheit von Männern und Frauen jeweils schlecht? Welche Bereiche sollten gefördert werden? Welche gesundheitlichen Ungleichheiten sind vermeidbar, welche unvermeidbar. Bezogen auf die psychische Gesundheit und anknüpfend an das Funktionsmodell müssen demzufolge Bereiche eingegrenzt werden, die erstens relevant für die Gesundheit sind wie beispielsweise Suchterkrankungen bei Männern oder Depressionen bzw. Essstörungen bei Frauen und die zweitens erfolgreich durch Prävention reduziert werden können.

Ein erprobtes Konzept, um Interventionen der Prävention und Gesundheitsförderung zu entwickeln, ist der Public Health Action Cycle. Das mittlerweile klassische Modell des Public Health Action Cycles (vgl. Abb. 3) umfasst vier aufeinander aufbauende Stu-

Im zweiten Schritt wird eine passende Strategie formuliert (Policy Development). Dazu gehört zu ermitteln, welche Interessenkonstellationen berücksichtigt werden müssen, welche Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und bereits als

Der unterschiedlich hohe Anteil von Männern und Frauen bei Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Suchtstörungen etc. sowie die o.g. Erklärungsansätze, die solche Differenzen ebenfalls überwiegend sozial-kulturell erklären, deutet das große Potenzial für Prävention und Gesundheitsförderung an, wobei gerade an diesem Beispiel deutlich wird, dass Geschlecht als sozialer Einflussfaktor auch bei der Planung von Interventionen berücksichtigt werden muss.

Abbildung 3: Public Health Action Cycle (Rosenbrock 1995)

Fachvorträge

wirksam evaluiert wurden oder auch, wer die Hauptakteure sein könnten. Zu klären ist hier auch die Richtung der Veränderungen: Sollen Strukturen verändert, individuelle Ressourcen gestärkt oder der Zugang zu Dienstleistungen verbessert werden? Wichtig ist die Suche nach passenden Kooperationspartner/innen. Der dritte Schritt folgt thematisch der Umsetzung der Intervention (Implementation). Dieser Schritt richtet sich auf die Suche nach den passenden Methoden, um das formulierte Ziel zu erreichen. Dazu zählen die spezifischen Zugangswege für die jeweiligen ausgewählten Zielgruppen ebenso wie das passende Personal, dass bezogen auf die Förderung der Chancengleichheit der Geschlechter unbedingt auch über Gender-Kompetenz verfügen muss. Als vierter und letzter Schritt folgt die Evaluation. Hierbei wird der Fortgang der Intervention danach beurteilt, ob die vorab gesetzten Ziele – die gesundheitsbezogene Ziele ebenso wie die Gleichstellungsziele - erreicht wurden oder es zu nichtintendierten Effekten kam. Resümee Gender Mainstreaming in der Prävention und Gesundheitsförderung ist eine etablierte Strategie, für die mittlerweile unterschiedliche Methoden und Instrumente entwickelt wurden, um auch die gesundheitliche Chancengleichheit von Männern und Frauen zu fördern. Sie funktioniert vor allem dann, wenn ausreichendes Wissen über die Zielgruppen sowie deren gesundheitliche Besonderheiten vorhanden sind und wenn die Akteure über entsprechendes Wissen dazu verfügen. Problematisch bei der Durchsetzung des Ansatzes ist jedoch, dass er meist als Top-down-Ansatz funktioniert und über die Köpfe der Betroffenen hinweg das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter gesellschaftlich durchsetzen soll. Wenn aber – wie aktuell bezogen auf Gesundheitsförderung diskutiert – diese zu einem Zuwachs an Selbstbestimmung über das eigene Leben führen soll, wäre es auch wichtig, die Akteure und Akteurinnen stärker mit einzubeziehen also stärker als bisher partizipativ zu agieren.

Fachvorträge

Geschlechtersensible Prävention und Gesundheitsförderung

Literaturverzeichnis

Kolip, Petra (2008): Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention. In: Bundesgesundheitsbl- Gesundheitsforsch- Gesundheitsschutz, Jg. 51, S. 28–35.

Abel, Thomas; Graf, Nicole; Niemann, Steffen (2001-07-01): Gender bias in the assessment of physical activity in population studies. In: Sozial- und Präventivmedizin/Social and Preventive Medicine, Jg. 46, H. 4, S. 268–272. BKK (Hg.) (2010): Gesundheit in einer älter werdenden Gesellschaft. BKK-Gesundheitsreport 2010. BMFSFJ (Hg.) (2001): Bericht zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland: Eine Bestandsaufnahme unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklung in Ost und West. Berlin: Kohlhammer (209). Bödeker, Wolfgang; Friedrichs, Michael (2011): Psychische Belastungen am Arbeitsplatz kosten Millionen. In: Böckler Impulse, H. 16, S. 2. Europäische Kommission (2005): Grünbuch Die psychische Gesundheit der Bevölkerung verbessern. Entwicklung einer Strategie für die Förderung der psychischen Gesundheit in der Europäischen Union. Herausgegeben von Europäische Kommission. Brüssel. ((2005)484). Online verfügbar unter http://ec.europa.eu/ health/mental_health/policy/index_de.htm, zuletzt geprüft am 24.02.2012. Europäische Kommission (Hg.) (2011): Die Situation in Ihrem Land - Justiz. Online verfügbar unter http://ec.europa.eu/justice/genderequality/gender-pay-gap/national-situation/index_de.htm, zuletzt aktualisiert am 02.03.2012, zuletzt geprüft am 07.03.2012.

MDS (Hg.) (2010): Präventionsbericht 2010. Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung: Primärprävention und betriebliche Gesundheitsförderung. Berichtsjahr 2009. RKI (Hg.) (2005): Schwerpunktebericht: Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter. Berlin (Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes). RKI (Hg.) (2006): Gesundheit in Deutschland. Berlin (Gesundheitsberichterstattung des Bundes). RKI (Hg.) (2011): Daten und Fakten. Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009“. Berlin (Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes). Rosenbrock, Rolf (1995): Public Health als Soziale Innovation. In: Das Gesundheitswesen, Jg. 57, H. 3, S. 140–144. Ruckstuhl, Brigitte; Somaini, Bertino; Twisselmann, Wibke (2008): Förderung der Qualität in Gesundheitsprojekten. Der Public Health Action Cycle als Arbeitsinstrument. Herausgegeben von Institut für Sozial- und Präventivmedizin Zürich. Bundesamt für  Gesundheit. Online verfügbar unter http://www.quint-essenz.ch/ de/files/Foerderung_der_Qualitaet.pdf, zuletzt geprüft am 24.2.2012.

Schweikert, Birgit (2001): Die Umsetzung von Gender Mainstreaming auf Bundesebene. Hintergrund, aktueller Stand und Planungen. In: Forum Sexualaufklärung und Familienplanung, S. 9–13. Springer KW; Mager Stellman J; Jordan-Young RM (2011/06/01): Beyond a catalogue of differences: a theoretical frame and good practice guidelines for researching sex/gender in human health. In: Soc Sci Med.

Prof. Dr. Daphne Hahn Hochschule Fulda Fachbereich Pflege & Gesundheit Marquardstr. 35 36039 Fulda Tel: +49 (0) 661/9640-634 Fax: +49 (0) 661/9640-649 E-Mail: [email protected]

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Psychische Gesundheit von Frauen und Männern

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Fachvorträge

Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand Headline Kapitel

Fachvorträge

„Psychische Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter“

„Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand der Erwachsenen in Hessen“

Dr. Cornelia Lange, Robert Koch-Institut (RKI)

Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium

Seelisches Wohlbefinden ist ein elementarer Bestandteil von Gesundheit, entsprechend der WHO-Definition: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“. Das seelische Wohlbefinden ist gestört, wenn psychische Belastungen oder psychische Störungen vorliegen. Psychische Belastungen drücken sich in einem negativen emotionalen Befinden aus; es ist aber nicht zwangsläufig eine Behandlung erforderlich. Bei psychischen Störungen handelt es sich dagegen um klinische Diagnosen entsprechend internationaler Klassifikationen, die in der Regel behandlungsbedürftig sind. Zu den häufigsten psychischen Störungen gehören Depressionen, die weltweit in Ländern mit mittlerem oder hohem Einkommen an erster Stelle der Krankheitslast stehen (WHO 2008: The global burden of disease: 2004 update. WHO, Geneva). In letzter Zeit häufen sich die Anzeichen, dass psychische Störungen in der Bevölkerung zunehmen oder zumindest offener über psychische Störungen oder psychische Erschöpfungszustände berichtet wird. Eine zunehmende Zahl im Erwerbsleben stehender Menschen im mittleren Lebensalter leidet an behandlungsbedürftiger Erschöpfung. Die Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund affektiver Störungen haben sich in den letzten 10 Jahren vervielfacht; ebenso ist ein Anstieg der Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Störungen zu beobachten. Anhand aktueller Daten der vom Robert Koch-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführten Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell – GEDA 2010“ wird die Häufigkeit beeinträchtiger psychischer Gesundheit bzw. von Depressivität oder Depression ermittelt. GEDA ist repräsentativ für die erwachsene Wohnbevölkerung in Deutschland. Einbezogen in die Studie waren über 20.000 Frauen und Männer. Da in GEDA eine Vielzahl gesundheitlicher Parameter

sowie der Sozialstatus und Arbeits- und Lebensbedingungen erfasst werden, sind Zusammenhangsanalysen zur psychischen Gesundheit und relevanten Einflussfaktoren möglich (Kurth et al. 2009, RKI 2011). Untersucht werden sowohl die Häufigkeit psychischer Belastungen als auch die Häufigkeit von depressiven Erkrankungen in der Bevölkerung. Bei 13,5 Prozent der Frauen und 7,3 Prozent der Männer ist die psychische Gesundheit beeinträchtigt (Vier-WochenZeitraum). 9,0 Prozent der Frauen und 5,1 Prozent der Männer berichteten, an einer depressiven Verstimmung oder Depression in den letzten 12 Monaten zu leiden. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist signifikant. Das Risiko, eine depressive Verstimmung oder eine Depression zu berichten, ist bei Frauen und bei Männern in den Altersgruppen von 30 bis 64 Jahren, bei geringer sozialer Unterstützung, schlechtem Gesundheitszustand und bei gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen erhöht. Das Risiko seelisch beeinträchtigt zu sein, ist zudem bei Frauen und Männern mit niedrigem Bildungsstatus erhöht. Gut vier Fünftel derjenigen, bei denen in den letzten 12 Monaten eine Depression bestand, waren jemals deswegen in Behandlung. Der höchste Anteil Behandelter findet sich in der Gruppe der 30- bis 64-Jährigen. Über 65-Jährige hatten signifikant seltener eine Behandlung als andere Altersjahrgänge. Es gibt keine relevanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Behandlungshäufigkeit. Schlechte psychische Gesundheit geht einher mit gesundheitlichem Risikoverhalten. So liegt der Anteil der Raucherinnen und Raucher bei den Befragten, die eine Depression in den letzten 12 Monaten berichten, signifikant über den Anteilen derjenigen ohne Depression in den letzten 12 Monaten (35,0 Prozent vs. 25,3 Prozent bei den Frauen; 43,6 Prozent vs. 33,4 Prozent bei den Männern). Für riskanten Alkoholkonsum zeigt sich dagegen ein umgekehrtes Bild: Der Anteil von Personen mit

Alkohol-Risikokonsum ist bei denjenigen, die eine Depression berichten, signifikant niedriger als bei denjenigen, die nicht eine Depression berichten (18,5 Prozent vs. 22,5 Prozent bei den Frauen; 24,6 Prozent vs. 33,0 Prozent Männer). Fazit: Rund zehn Prozent der GEDA 2010 Befragten haben eine beeinträchtigte psychische Gesundheit, etwa sieben Prozent berichten von einer Depression in den letzten 12 Monaten. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Die höchsten Prävalenzen für Depression in den letzten 12 Monaten finden sich in den Altersgruppen der 30- bis 64-Jährigen, sowie bei Menschen mit niedrigem Bildungsstatus. Gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, geringe soziale Unterstützung sowie schlechte allgemeine Gesundheit stellen voneinander unabhängige Risikofaktoren dar. Präventionsstrategien im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements sowie Ansätze zu einer Verbesserung der Work-Life-Balance könnten dazu beitragen, die Risiken und Auslöser für eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit zu reduzieren. Cornelia Lange, Stephan Müters, Elena von der Lippe, Robert Koch-Institut Berlin Literatur Kurth B, Lange C, Kamtsiuris P, Hölling H (2009) Gesundheitsmonitoring am Robert Koch-Institut. Sachstand und Perspektiven. Bundesgesundheitsbl 52: 557-570 Robert Koch-Institut (Hg.) (2010) Depressive Erkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 51. Robert Koch-Institut, Berlin Robert Koch-Institut (Hg.) (2011) Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009“. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Robert Koch-Institut, Berlin Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. www.rki.de

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In diesem Beitrag wurde die Gesundheit chertendaten von verschiedenen gesetz- die Verlaufskurven der häufigsten Krankder in Hessen lebenden Erwachsenen dif- lichen Krankenkassen (GKV) und beziehen heiten der hessischen Bevölkerung nach ferenziert für Frauen und Männer im Alter sich auf die ca. 5 Mio. GKV-Versicherten in Lebensalter als % der Bevölkerung in dem von 18 bis 64 Jahren dargestellt. Entspre- Hessen. Die altersspezifischen Häufigkei- entsprechenden Lebensalter dargestellt. chend der Studie „Gesundheit in Deutsch- ten wurden auf die Gesamtheit der hessi- (Abb. 2) land aktuell“ bewerten 68 % der Frauen schen GKV-Versicherten hochgerechnet. und 73 % der Männer ihre Gesundheit als Zur Plausibilitätsprüfung wurden die Daten Man erkennt, dass sich die genannten sehr gut oder gut (1). In Hessen ergibt sich mit denen der Bundesversicherungsanstalt Lifestyleerkrankungen im Erwachsenenein entsprechendes Bild. Die verbesserten verglichen. Die hier dargestellten Krankhei- alter manifestieren. Männer sind in dieser medizinischen Möglichkeiten und der so- ten wurden analog den hierarchisierten Lebensphase weniger krank als die Frauen. ziodemographische Wandel führen dazu, Morbiditätsgruppen (HMGs) des Morbi- Hier besteht eine Umkehrung des Kinderdass viele Krankheiten, wie zum Beispiel RSA zusammengefasst. (Abb. 1) und Jugendalters, in dem die Jungen noch Tumorerkrankungen, aber auch HIV/AIDS eine höhere Krankheitslast aufzeigen als zu chronischen Erkrankungen werden Psychische Erkrankungen sind die häu- die Mädchen. und stark zunehmen. Hinzu kommt der figsten Krankheiten der Erwachsenen in durch Bewegungsmangel und ungesunde Hessen. Bei Frauen sind Depressionen Frauen und Männer sind unterschiedlichen Ernährung gekennzeichnete Lebensstil, der die dritthäufigste Diagnose, sie stehen Lebensbedingungen im Berufs- und Privatlangandauernde chronische Krankheitsver- bei Männern hingegen erst an Platz sechs. leben ausgesetzt und unterscheiden sich läufe bedingt. im Gesundheitsverhalten und im GesundFür die Planung von Präventionsprogram- heitsstatus. GesundheitsförderungsproDer Zusammenhang zwischen einer ge- men für spezifische Risiko- oder Betrof- gramme und Präventionsinitiativen sollten sundheitsfördernden Lebensweise und fenengruppen ist es wichtig, eine nähe- deshalb Frauen und Männer in dieser Ledem Gesundheitszustand wird zunehmend rungsweise Aussage über die erwartete bensphase differenziert ansprechen. auch physiologisch und seit kurzem sogar Zahl von Betroffenen machen zu können, auf molekularer Ebene nachweisbar. So sowie darüber in welchem Lebensalter die Darum werden die Krankheiten in den wurde anhand molekularer Analysen ge- sich die Krankheit entwickelt. So wurden nachfolgenden Darstellungen der häuzeigt, dass der Alterungsprozess, aber auch Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer der Krankheitsfortschritt durch gezielte Hessisches Sozialministerium Präventionsprogramme verlangsamt werden konnten. So wurde eine verbesserte Die häufigsten Erkrankungen der Erwachsenen Reparatur von Telomeren (Schutzkappen (18 bis 64 Jahre) in Hessen, 2009 der Chromosomen), dem Marker für die Anzahl Alterung von Zellen, bei Krebspatientinnen nach Bewegungsprogrammen einerseits 310.540 Psychische Erkrankungen und Stressbewältigungsprogrammen durch Krebsberatung andererseits erreicht (2). 206.940

Diabetes

Bei beiden Geschlechtern ist eine hohe Prävalenz von den durch den Lebensstil verursachten typischen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen festzustellen. Würde man die Hypertonie, den Bluthochdruck, zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen, dann wären diese die häufigsten chronischen Erkrankungen der hessischen Bevölkerung.

179.520

Herzkrankheiten

132.540

Lungenkrankheiten Alkohol/Drogen Neubildungen

86.520 73.280

Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von "hierarchisierten Morbiditätsgruppen" (HMG); eigene Berechnung/Hessen 2009 Die dargestellten Fallzahlen entstammen dem im Dezember 2011 publizierten Gesundheitsbericht des Landes Hessen (2). Die Krankheitsdaten basieren auf Versi- Abbildung 1: Fallzahlen der häufigsten Erkrankungen im Erwachsenenalter Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Montag, 26. März 2012

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Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand

Fachvorträge

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Hessisches Sozialministerium

Die häufigsten Erkrankungen in Hessen, 2009 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen in Prozent Frauen 50

18

Fallzahlen

40

Psychische Erkrankungen

393.580

30

Diabetes

328.340

20

Lungenerkrankungen

186.980

10

Neubildungen

129.230

Rheuma

0

1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

83.280

90 Alter in Jahren

Männer 50

Fallzahlen

40

Diabetes

30 20 10

284.820

Lungenerkrankungen

328.340

Psychische Erkrankungen

193.010

Neubildungen

112.440

Rheuma

0

1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

33.320

90 Alter in Jahren

Legende: Herz-Kreislauferkrankungen sind in dieser Abbildung der Übersichtlichkeit halber nicht aufgenommen, Die hier erfassten Erkrankungen entsprechen den HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppen Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von "hierarchisierten Morbiditätsgruppen" (HMG); eigene Berechnung/Hessen 2009

10

Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Montag, 26. März 2012

Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand

Fachvorträge

Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Hessisches Sozialministerium

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, wenn man den Bluthochdruck (Hypertonie) dazu rechnet, die häufigsten chronischen Erkrankungen der hessischen Bevölkerung. Im Jahr 2006 waren 2,6 Mio. Behandlungsfälle in Deutschland auf Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems zurückzuführen. Dies entsprach einem Anteil von 15 % an allen Diagnosen im Krankenhausbereich. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind aber nicht nur die häufigsten Erkrankungen, sondern auch die häufigste Todesursache. Rund 43,7 % der Sterbefälle im Jahr 2006 waren auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Besonders ab 40 Jahren, das heißt im Erwachsenenalter, nehmen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr zu. Männer sind davon viel häufiger betroffen als Frauen (2). (Abb. 5)

Starker Anstieg der diagnostizierten Depressionen bei Erwachsenen in Hessen

Frauen Männer

20

Fallzahlen Depressionen

18 16

1 bis 90 Jahre

Weiblich

Männlich

289.910

115.700

14 12 10 8 6 4 2 0

1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

90 Alter in Jahren

85

7 Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Freitag, 13. April 2012

Abbildung 2: Die häufigsten Erkrankungen getrennt nach Alter und Geschlecht

Diabetes

Abbildung 4: Fallzahlen diagnostizierter Depressionen nach Alter und Geschlecht

figsten Krankheiten jeweils getrennt für Frauen und Männer und auf das Lebensalter bezogen dargestellt. (Abb. 2)

Vor dem Hintergrund der Demografie und der damit verbundenen Zunahme chronischer Erkrankungen ist eine gezielte, wirksame und breit angelegte Prävention von Übergewicht notwendig. So weist beispielsweise die EU darauf hin, dass „über 50 % der EU-Bürger übergewichtig oder fettleibig ist“ (6) Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2009 insgesamt 51 % der erwachsenen Bevölkerung (60 % der Männer und 43 % der Frauen) in Deutschland übergewichtig. Der Anteil der Übergewichtigen in der Bevölkerung korreliert

mit der Zahl der Diabeteserkrankungen, die ebenfalls zunehmend ist.

Psychische Erkrankungen Die psychischen Erkrankungen sind die Krankheitsgruppe mit der höchsten Zuwachsrate und unter den häufigsten Ursachen für Krankheitstage und Arbeitsunfähigkeit nach den Rheumatischen Erkrankungen (Muskel-Skeletterkrankungen). (Abb. 3) Nach einer Untersuchung des wissenschaftlichen Instituts der AOK haben Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen seit 1995 um 80 Prozent zugenommen (3). 16,5 % aller Arbeitsunfähigkeitstage werden in Hessen allein durch psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen verursacht. Im Durchschnitt fehlen Arbeitnehmer 40,5 Arbeitstage aufgrund von psychischen Erkrankungen. Die volkswirtschaftlichen Kosten wegen des Produktionsausfalls wurden für 2007 auf 4,4 Milliarden Euro geschätzt.

Nach Einschätzung der WHO löst die Depression Herz-Kreislauf-Probleme als häufigste Krankheit weltweit ab. Es wird von der WHO angenommen, dass bis 2020 Depressionen den 2. Platz der Verursacher von DALYs (Disability Adjusted Life Years) annehmen werden. Schon heute ist die Depression die zweithäufigste Ursache der DALYs in der Altersgruppe von 15-44 Jahren (4). Bundesweit erhalten durchschnittlich nur weniger als 25% der Erkrankten eine Behandlung (5).

Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Hessisches Sozialministerium

Psychische Gesundheit zunehmen im Fokus der Betrieblichen Gesundheitsförderung

 Muskel-Skelett-Erkrankungen  Psychische Erkrankungen  Erkrankungen des Atemsystems  Verletzungen, Vergiftungen

23% 17,6% 16% 8%

Die häufigste Form der psychischen Stödabei sind die Steigerungsraten im Vergleich zum Vorjahr bei den Psychischen Erkrankungen mit 25% am höchsten rungen sind die Depressionen. Von Depressionen sind Menschen beider Geschlechter und aus allen sozialen Schichten betroffen. Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Freitag, 13. April 2012 Depressionen nehmen im Erwachsenenalter stetig zu. Dabei ist der Anteil der betroffen Frauen deutlich höher als der der Abbildung 3: Psychische Gesundheit Männer. (Abb. 4)

Rheumatische Beschwerden sind der Anlass für 10 Prozent aller Arztbesuche, sie betreffen 20 Prozent aller gestellten Diagnosen, verursachen 40 Prozent aller stationären Heilverfahren und 21 Prozent aller Krankenstandstage. Das sind die direkten Kosten der medizinischen Versorgung der Erkrankung.

Volkswirtschaftlich viel schwerwiegender sind jedoch die indirekten Kosten: 3/4 der Frauen. Ab 40 überholt die Prävalenz der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) Männer die der Frauen. (Abb. 6, S. 20) sind im ersten Krankheitsjahr mindestens einmal arbeitsunfähig - und dies fünfmal Rheuma so lang wie alle anderen Krankenkassenversicherten. Nach mehr als 10-jähriger In Deutschland sind 9 bis 10 Millionen Krankheit sind 40 Prozent der RA-PatienMenschen von Rheuma betroffen, davon ten nicht mehr erwerbstätig und erhalten leiden 1,5 Millionen an entzündlich-rheu- eine Erwerbsminderungsrente. 20% der matischen Erkrankungen. Arbeitsausfallstage in Deutschland entfallen auf RA entsprechend einem BruttoMitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Hessisches Sozialministerium

Signifikante Zunahme der Herz-KreislaufErkrankungen ab dem Alter von 40 Jahren bei beiden Geschlechtern, aber höhere Prävalenz bei Männern Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen in Prozent 45 40 35 30 25 20 15 10

Frauen

Männer Herzinsuffizienz

Herzinsuffizienz

Angina pectoris/Z. n. altem Myokardinfarkt

Angina pectoris/Z. n. altem Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit/andere chronischischämische Erkrankungen des Herzens Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen

Koronare Herzkrankheit/andere chronischischämische Erkrankungen des Herzens Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen

Hypertonie

Hypertonie

Näher bezeichnete Arrhythmien

Näher bezeichnete Arrhythmien

Fallzahlen Kerz-Kreislauf-Erkrankungen Weiblich

Männlich

Herzinsuffizienz

14.680

24.960

Angina Pectoris

6.500

16.140

Koronare Herzkrankheit

17.800

47.700

Herzklappendefekte

14.950

14.410

8.930

13.450

Arrhytmien

5

In Hessen hatten 2009 mehr als 328 000 0 Frauen und 284 000 Männer die Diagno18-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 Alter in Jahren se Diabetes. An den Verlaufskurven der 11 Erkrankung erkennt man deutlich, dass sich der Diabetes-Typ-2 im Erwachsenenalter manifestiert. Ebenfalls gut erkennbar ist eine höhere Fallzahl bei den jüngeren Abbildung 5: Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit steigendem Lebensalter Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Montag, 26. März 2012

26 Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Freitag, 13. April 2012

Folgen von Diabetes sind meist gefäßbedingte Erkrankungen wie Hypertonie (75,2 %) Herzinfarkt (9,1 %), Retinopathie (11,9 %), Nierenschäden und auch Neuropathie (10,6 %). Diabetiker haben ein bis zu viermal höheres Risiko einer koronaren Herzkrankheit. Mehr als 75 % der Diabetiker versterben an akuten Gefäßverschlüssen, vor allem an Herzinfarkt. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass mehr als 20 % der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland allein für die Behandlung der Menschen mit Diabetes, inklusive der Versorgung der vielschichtigen Begleit- und Folgeerkrankungen, aufgebracht werden müssen. Gegen Diabetes kann man wirksam präventiv vorgehen, denn weniger als 9,5 Prozent der deutschen Diabetiker leiden an Diabetes-Typ-1, der angeborenen Diabetes. Über 90 Prozent der Betroffenen haben hingegen den sogenannten Diabetes-Typ-2. Dieser ist durch rechtszeitige gezielte Präventionsmaßnahmen vermeidbar.

Fast 2/3 (65%) der AU- Fälle wurde im Jahr 2009 durch die folgende Krankheiten verursacht

An den Fallzahlen für Hessen sieht man, dass hier Rheuma eine der häufigsten Erkrankungen der Erwachsenen und vor allem der älteren Menschen ist und dass sich die Fallzahlen und Krankheitsverlaufskurven für Männern und Frauen unterscheiden. An der starken Zunahme der Fallzahlen im Erwachsenenalter erkennt man den Grund für die hohe Prävalenz im Alter. Im Jahr 2009 litten ca. 115 000 Menschen in Hessen an Rheuma, 83 000 Frauen und 33 000 Männer. (Abb. 7, S. 20)

19

Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand

Fachvorträge

Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer

Motto „Du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“ soll durch zielgruppenspezifische Kampagnen für Männer (Darmkrebs), Frauen (Brustkrebs) und der Allgemeinbevölkerung (Hautkrebs) die Teilnahmerate an Vorsorgeuntersuchungen erhöht werden. Gleichzeitig werden Gesundheitsförderungsprogramme für Krebspatientinnen und Krebspatienten entwickelt.

Hessisches Sozialministerium

Diabetes in Hessen Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen in Prozent

20

Frauen Männer

50

Fallzahlen Diabetes

Gesamt davon Typ 1 davon Typ 2

40

Weiblich

Männlich

328.340 36.200 292.140

284.820 34.420 250.400

Mit dem in Hessen publizierten Gesundheitsbericht (2) und den Landeskonferenzen möchten wir die Daten und Fakten zum Gesundheitsstand der Hessischen Bevölkerung öffentlich darstellen und den Kontext

20

10

Typ-1-Diabetes 1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

80

85

20

Im Laufe ihres Lebens erkranken rund 38 Prozent der Frauen und rund 47 Prozent der Männer in Deutschland an Krebs. Das entspricht 430 000 neuen Erkrankungen und 210 000 Sterbefällen jährlich. Die Neuerkrankungsrate bei Männern liegt mit 229 000 pro Jahr über der der Frauen mit 118 000 pro Jahr. Die Anzahlt der Krebsneuerkrankungen nimmt trotz des Fortschitts in der gesundheitlichen Versorgung zu, zum einen wegen des demographischen Wandels, aber zum anderen auch durch unseren Lebensstil bedingt. Gleichzeitig sind jedoch nach einer neuen Studie rund 40 Prozent aller Krebsfälle vermeidbar (9). In Hessen lebten im Jahr 2009 knapp 240 000 Menschen mit der Diagnose Krebs. Krebs ist bei den Hessen unter 65 Jahren die häufigste Todesursache, entsprechend 29% der Todesfälle der Männer und 22% der Frauen in Hessen. (Abb. 8, S. 21)

Frauen 50

Krankheiten des Kreislaufsystems

21

13

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

7

14

7 7

4

Krankheiten des Atmungssystems

8) Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin Abt. Epidemiologie und Versorgungsforschung. (www.drfz.de, 11. April 2011).

5

3 4

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 3

Sonstige

5

3 3

Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane

3 1 2 2

17

Abbildung 8: Die häufigsten Todesursachen nach Krankheitsgruppen und Geschlecht

von Vorsorgeuntersuchungen war. Nach Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung ist es nur fast jede zweite Frau und nur jeder fünfte Mann (10).

zu den Präventions- und Gesundheitsförderungsinitiativen der verschiedenen Träger herstellen. Die Fallzahlen und Verlaufskurven der häufigsten Krankheiten der Erwachsenen in Hessen werden differenziert nach Alter und Geschlecht bereitgestellt, um passgenaue Handlungsansätze für die Prävention und Gesundheitsförderung, zum Beispiel in der Frauen und Männergesundheit, aufzuzeigen.

Das Hessische Sozialministerium hat deshalb zusammen mit der Hessischen Krebsgesellschaft und der Stiftung Leben mit Krebs die Hessische Krebspräventionsinitiative 2012 ins Leben gerufen. Unter dem Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Hessisches Sozialministerium

Prävalenz von Rheuma bei Männern und Frauen Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen in Prozent

Fallzahlen Rheuma 18 bis 64 Jahre

6

Weiblich

Männlich

31.070

14.020

Frauen

5 4 3

Männer

2 1 0

20

25

30

35

40

45

50

55

60

1 Rheumatoide Arthritis und entzündliche Bindegewebserkrankungen Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von "hierarchisierten Morbiditätsgruppen" (HMG), eigene Berechnung/Hessen, 2009

Abbildung 7: Häufigkeit rheumatischer Erkrankungen der 18 bis 64-Jährigen Frauen und Männer

14

7) Statistisches Bundesamt, Mehr als jeder Zweite in Deutschland hat Übergewicht, Pressemitteilung Nr.194 vom 02.06.2010 (www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/ Internet/DE/Presse/ pm/2010/06/PD10__19 4__239,templateId=renderPrint.psml).

6

4

Quelle: Todesursachenstatistik, Hessisches Landesamt Wiesbaden

Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Montag, 26. März 2012

Trotz der weitverbreiteten Angst, selbst an Krebs zu erkranken, nehmen immer noch zu wenige Menschen die Möglichkeit

Männer

Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Freitag, 13. April 2012

Abbildung 6: Diabetes in Hessen nach Alter und Geschlecht

Krebs

(http://europa. eu/rapid/pressReleasesAction. do?reference=IP/11/192&format= HTML&age d=1&language=DE&guiLanguage=en).

34

Neubildungen

Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten

90 Alter in Jahren

Dr. Catharina Maulbecker HSM V8, Montag, 26. März 2012

wertschöpfungsverlust von 13 Mrd. € in Deutschland (Abb. 3, S, 18). Doch Maßnahmen, die die Erwerbstätigkeit erhalten könnten, wie Leistungen zur Rehabilitation, erhalten gemäß der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie nur zirca ein Drittel der Betroffenen. (8)

in Prozent

Psychische und Verhaltensstörungen

Typ-1-Diabetes

0

Krebs ist die häufigste Todesursache bei Personen unter 65 Jahren in Hessen

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde

Typ-2-Diabetes Typ-2-Diabetes

Mitten im Leben: Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Hessisches Sozialministerium

Krankheiten des Verdauungssystems

Ausblick

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Daten und Perspektive zum Gesundheitsstand

Fachvorträge

Menschen in dieser Lebensphase sind durch die Arbeitswelt im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung erreichbar. Vielfältige Programme, die auf Bewegung, Ernährung aber auch zunehmend auf psychische Gesundheit ausgerichtet sind, setzen hier an. Kitas und Schulen können als Gesundheitsplattform dienen, um Eltern „gesunde Lebensweisen“ zu vermitteln. Erwachsene in besonderen Lebenslagen wie Pflegende, Menschen mit Migrationshintergrund aber auch allgemein sozial Benachteiligte müssen durch zielgruppengerechte Programme in den jeweiligen Lebenswelten angesprochen werden. Heute sind die zentralen Einflussfaktoren auf unsere Gesundheit vermehrt der individuelle Lebensstil, die Lebensweisen, wie das Ernährungs- und Bewegungsverhalten, aber auch der Umgang mit psychischen Belastungen.

Diese persönliche Gesundheitskompetenz der Erwachsenen kann durch die Bereitstellung von gendersensiblen, passgenauen Präventionsinitiativen und Informationen zur persönlichen Gesundheitsförderung unterstützt, aber nicht ersetzt werden. Entsprechend dem Motto der Landeskonferenz „GESUND BLEIBEN - MITTEN IM LEBEN“ soll diese Landeskonferenz einen Beitrag zur Förderung der Gesundheit der Erwachsenen in Hessen sein, jedoch nicht die persönliche Verantwortung für die eigene Gesundheit ersetzen. Literatur: 1) Robert Koch-Institut, Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell 2009«, Berlin, 2011. 2) Gesundheitsbericht Hessen 2011: www.gesundheitsbericht.Hessen.de. 3) Präventionsbericht 2010 GKV Spitzenverband. 4) www.who.int/mental_health/management/ depression/definition. 5) Gesundheit in Deutschland aktuell 2009, Robert-Koch-Institut. 6 ) Pressmitteilung EU-Rapid: vom 15.2.2011: Gesundheit – Erneutes Engagement zur Bekämpfung von Übergewicht, Adipositas und damit verbundenen Gesundheitsproblemen

9) British Journal of Cancer Research, Vol 105 Dec. 2011. Max Parkin, Centre for Cancer Prevention, Queen Mary University of London http://info.cancerresearchuk.org/ groups/cr_common/@nre/@new/@pre/ documents/generalcontent/cr_080626.pdf. 10) Ärzte Zeitung, 21.02.201 und Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung (ZI) 2009 zu Teilnahmerate an Krebsvorsorgeuntersuchungen.

Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong Hessisches Sozialministerium Referatsleiterin Prävention Dostojewskistraße 4 65187 Wiesbaden Tel: 0611-817-3654 Fax: 0611-817-3651 E-Mail: catharina.maulbecker-armstrong @hsm.hessen.de

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Workshops

Workshop 1: Frauengesundheit Dr. Monika Köster, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

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WORKSHOPS

Frauengesundheit heute - Trends und Strategien

Dr. Monika Köster, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

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Workshop 1: Frauengesundheit

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Workshops

Workshops

Workshop 1: Frauengesundheit

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Workshop 1: Frauengesundheit

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Workshops

Workshops

Workshop 1: Frauengesundheit

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Workshops

Workshops

Workshop 2: Familie

Workshop 2: Familie 28

Brigitte Ebers, Landessportbund Hessen e.V.

„Familien in Bewegung“

Brigitte Ebers, Landessportbund Hessen e.V.

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Workshop 2: Familie

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Workshops

Workshops

Workshop 2: Familie

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Workshop 2: Familie

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Workshops

Workshops

Workshop 2: Familie

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Workshop 2: Familie

Workshops

Workshops

Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement 34

Michael Pufahl, BKK Hessen Dr. Ulrike Freund, DGE-Sektion Hessen

„Daten und Fakten aus dem aktuellen BKK Gesundheitsreport 2011“

Michael Pufahl, BKK Hessen

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Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement

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Workshops

Workshops

Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement

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Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement

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Workshops

Workshops

Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement

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Workshop 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement

Workshops

„Fit im Berufsalltag durch richtig essen und trinken“ 40

Dr. Ulrike Freund, DGE-Sektion Hessen Berufstätige verbringen die meiste Zeit • Ein Angebot energiearmer Getränke zur Die Qualitätsstandards für die Betriebsdes Alltags an ihrem Arbeitsplatz und ausreichenden Versorgung mit Flüssig- verpflegung stehen unter http://www. nehmen dort in aller Regel mindestens keit, das idealerweise vom Arbeitgeber jobundfit.de zum Download bereit. Hier eine Mahlzeit zu sich. Umso wichtiger ist zur Verfügung gestellt wird. finden Sie auch weitere Informationen und es, im Rahmen der betrieblichen GesundDownloadangebote des Projekts „Job&Fit heitsförderung eine auf die Bedürfnisse • Eine ansprechende Gestaltung der Es- – Mit Genuss zum Erfolg!“. der Berufstätigen abgestimmte Ernährung sensräume und eine angenehme Essatanzubieten. Sie unterstützt die Leistungsmosphäre für eine gesteigerte Akzepfähigkeit und hat langfristig das Potenzial, tanz des Essensangebots. Sektion Hessen – DGE e. V. der Entstehung ernährungsmitbedingter Taunusstr. 151 Krankheiten vorzubeugen. • Kompetente Mitarbeiterinnen und 61381 Friedrichsdorf Mitarbeiter in der Küche und in der Tel.: 06172/959810 Wie kann eine gesundheitsfördernde VerAusgabe. Fax: 06172/959808 pflegung im Betrieb angeboten werden E-Mail: [email protected] und welche Maßnahmen sind dazu erfor- • Eine Preisgestaltung, die es den Beschäfderlich? tigten ermöglicht, an einer Betriebsverpflegung teilzunehmen. Mit dem „DGE-Qualitätsstandard für die Betriebsverpflegung“ stellt die Deutsche Berücksichtigt werden auch Aspekte der Gesellschaft für Ernährung e.V. die grund- zielgerichteten Gästekommunikation in legenden Weichen für eine optimierte Ver- Betriebsrestaurants, um ihre Gäste für pflegung am Arbeitsplatz. Praxisbezogen die Thematik „gesundheitsförderliche Erwerden Anforderungen hinsichtlich einer nährung“ zu sensibilisieren und in einer optimalen Lebensmittelauswahl, der Spei- entsprechenden Verhaltensänderung zu senplanung und der entsprechenden Spei- unterstützen. Das bedeutet: Wer sich als senherstellung erläutert. Wünschenswert Erwerbstätiger den Vorteilen einer ausgeist, wenn folgendes berücksichtigt wird: wogenen Ernährung bewusst ist und sein „Essen und Trinken“ entsprechend auswäh• Ein ernährungsphysiologisch ausgewo- len möchte, dem wird diese Möglichkeit genes Essensangebot für die Mittags- auch am Arbeitsplatz gegeben werden, und Zwischenverpflegung. egal ob es um die Kantine oder die selbst mitgebrachte Lunchbox ist.

Workshops

Workshop 4: Männergesundheit Jürgen Hardt, Psychotherapeutenkammer Hessen Gundi Friedrich, Landessportbund Hessen e.V.

„Die »Verborgenheit der Gesundheit« ist typisch männlich“

Jürgen Hardt, Psychotherapeutenkammer Hessen Meine Damen und Herren, die „Verborgenheit in der Gesundheit“ ist ein eigenartiger Titel, der sich nicht von selbst versteht, und ich werde Sie nicht sofort darüber aufklären, was damit gemeint ist. Sie müssen sich gedulden! Und ich bitte Sie, meiner Einleitung mit der Frage im Hinterkopf zu folgen, was wohl mit „Verborgenheit der Gesundheit“ gemeint sein könnte. „Gesundheitserziehung“ setzt sich ein hohes Ziel. Sie will das sogenannte Gesundheitsverhalten verbessern und das heißt, ein Verhalten das höchstwahrscheinlich zu Krankheiten führen wird. Das ist komplizierter, als es zuerst scheinen mag, denn das Verhalten, um das es geht, ist hochkomplex und höchst komplex motiviert. Um einwirken zu können, müssen wir aber Vorstellungen davon haben, wie das „Gesundheitsverhalten“ zustande kommt, wie es von was motiviert ist, was auf es einwirkt, von was es abhängig ist. Dann erst können wir gezielt darauf einwirken. Wenn beginnen wir nach Motivationszusammenhängen zu fragen, stellen wir fest, dieses Verhalten ist wie jedes Verhalten von vielen Faktoren – persönlichen, kultu-

rellen, sozialen - bestimmt und abhängig, einem mehr oder weniger bewusst intenMotivbündel, die sich in der Komplexität dierten und reflektierten Prozess der Erseelischer Zusammenhänge verlieren. So ziehung und weiterer Beeinflussung. Das sind wir geneigt, nicht tiefer in den kom- persönliche Verhalten folgt Mustern, die plexen Bedingungszusammenhang einzu- wir als Kinder erworben haben und deren dringen, lieber das Fragen aufzugeben, um „Ausgestaltung“ mehr oder weniger „gedann sofort irgendetwas zu tun, damit end- sellschaftskonform“ geschieht. Der Familich etwas getan ist. Und benutzen vage lie kommt in diesem Entwicklungsprozess Modellen davon, wie was bewirkt wird. in unserer Kultur eine große Bedeutung Hauptsache es wird endlich etwas getan. zu. Wobei aber die Kulturrelativität von Familien zu beachten ist. So hat Familie Ich lasse das komplexe Problem aus, dass sich in meiner Lebenszeit weitgehend gedas „Gesundheitsverhalten“ etwas Höchst- ändert, wie ich in „Sehnsucht Familie in persönliches zu sein scheint, und dass wir der Postmoderne“ (Hardt. J. et al. 2010) deswegen nach der Berechtigung fragen aufgezeigt habe. Gerade das sogenannte müssen, die uns erlaubt, in das höchstper- „Gesundheitsverhalten“ wird im familiäsönliche Gesundheitsverhalten einzugrei- ren Kontext erworben und – so muss man fen. Das würde uns zu Fragen der Freiheit fragen – wie steht es um das Gesundheitsdes Einzelnen und den Verpflichtungen verhalten, wenn Familie zur sentimentalen gegenüber einer Gemeinschaft bringen, Illusion geworden ist, und ihre Erziehungswie ich es 2005 in „Was heißt Präventi- kompetenz völlig verlorengegangen. (Das on?“ (PTJ) ausgeführt habe. Dann ergibt scheint zumindest Schichtspezifisch sehr sich, dass der Einzelne immer in Gemein- ausgeprägt zu sein.) schaft lebt und ohne diese nicht leben, bzw. überleben kann, und besonders auf Auch dieser Gedanke wäre wert, weiter die Gemeinschaft im Krankheitsfall ange- verfolgt zu werden. Ich werde stattdeswiesen ist. sen einen anderen Gedanken aufnehmen. Aber zuerst festhalten: – mit Recht können Ich gehe auf etwas anderes ein: Verhalten Sie sagen, dass das kein neuer Gedanke wird „gelernt“, erworben, aus mehr oder ist – „Gesundheitsverhalten“ ist wie alles weniger freien Stücken übernommen, in Verhalten ein Produkt komplizierter kultu-

41

Workshop 4: Männergesundheit reller gesellschaftlicher Vermittlung- und Aneignungsprozesse.

42

der Gesundheitserziehung? Mit dem Titel beziehe ich mich auf eine kleine Schrift eines der oder des bedeutendsten deutschen Philosophen der zweiten Hälfte des gerade vergangenen Jahrhunderts: Hans Georg Gadamer. Er ist ein Denker, der weltweiten Ruf hatte und der ein langes Leben, meist in Gesundheit, genießen konnte. Er ist rüstig als 101Jähriger Greis gestorben und man könnte also sagen, er hat mit seinem langen Leben bewiesen, dass er etwas von Gesundheit verstanden hat. Die kleine Schrift mit Vorträgen, die er meist vor und für Ärzte gehalten hat, lohnt sich zu lesen, wenn man sich mit Gesundheitserziehung und Prävention beschäftigt.

Sie können jetzt einwenden: Verhalten ist doch das, was ich tue, was ich will, was ich mache, also bewusst intendiere und in Gang setze. Diesen Einwand können wir schnell erledigen, zeigen doch unendlich viele wissenschaftliche Untersuchungen, dass das, was wir wollen, oft nicht der Anlass einer Handlung ist, dass unserer Willen kaum etwas initiiert und unsere Willensfreiheit unsere liebste gesellschaftskonforme Illusion ist, die wir über uns selbst erhalten möchten. Die bewusste Entscheidung übt zwar einen gewissen, oft milde korrigierenden, meist aber nur „rationalisierenden“ Einfluss auf unser Verhalten Was meinte Gadamer damit, wenn er und besonders das Gesundheitsverhalten von der „Verborgenheit der Gesundheit“ aus. Es wird eher von unbewussten – im sprach? Dazu muss man wissen, dass Gaengeren Sinne – und unbeachteten Moti- damer methodischer Phänomenologe war ven bestimmt, in Gang gesetzt und in Gang (Seine Hauptschrift „Wahrheit und Methogehalten. de“). Gadamer kam von Edmund Husserl und Martin Heidegger und ging, um ein Wir möchten – auch in der Gesundheits- tieferes Verständnis zu gewinnen, wie dieerziehung – gerne daran glauben, dass die se beschreibend von den Phänomenen aus, bewusste, wohl abgewogene, alle Gründe ohne Vorannahmen und ohne Vorurteile, und Folgen in Rechnung stellende Überle- die die Tradition bereithalten und in degung entscheidend für diese Verhaltens- nen wir üblicher Weise gefangen sind. Das steuerung ist, denn dann hätten wir kein heißt, er versuchte, sich den Lebensdingen Rechtfertigungsproblem für unseren Ein- in frischer Weise anzunähern, indem er sie griff in das persönliche Gesundheitsverhal- beschrieb, wie sie sich ihm ohne Vorurteil ten. Wir könnten uns auf die Leitziele un- zeigten und versuchte dabei alles zu verserer, noch der Aufklärung verpflichteten, gessen, was er zu wissen vermeinte. Kultur beziehen und Informationsvermittlung über gesundheitliche Folgen, Chancen Bezogen auf die Gesundheit bedeutet das, und Risiken als zentrales, ausreichendes dass die Gesundheit sich nicht selbst zeigt, und ausschließliches Mittel der Verände- wenn alles gut geht, wenn uns nichts fehlt. rung praktizieren. Aber der Alltag zeigt Erst wenn uns etwas fehlt, wenn es uns – dazu braucht man nicht die Erfahrung nicht gut geht, fällt Gesundheit in den Blick. eines Psychoanalytikers – dass Aufklärung „Uns fehlt etwas“, sagen wir aber nur dann, und Wissen nicht genügen, um Verhalten wenn wir krank sind, dann sind wir aber zu ändern: Es muss die Bereitschaft dazu eben gerade nicht gesund. Daraus schließt kommen, das Wissen zu gebrauchen und Gadamer in vielen Überlegungen, dass Gesich nach dem, was man weiß und erkannt sundheit ein „verborgenes“ Gut ist, das hat oder wissen könnte, auch zu richten. sich nur in der Abwesenheit zeigt. Ein Gut, Wir kommen also nicht darum herum, zu das zwar nicht alles ist, wie Schoppenhauer akzeptieren, dass das Gesundheitsverhal- meinte, ohne dies aber alles andere im ten von kulturell-gesellschaftlichen Mo- Leben nichts ist und gleichzeitig verborgen. tiven organisiert wird. Das ist aber auch zugleich unsere Chance, impliziert es doch, Ich verlasse jetzt diese abstrakt philosodass wir auf kulturelle / gesellschaftliche phische Ebene und komme auf den Titel Faktoren Einfluss nehmen dürfen / müssen zurück; nämlich die Frage: „Ist die Verborund das ist eine legitim politische Aufga- genheit der Gesundheit typisch männlich?“ be und Frage: Es liegt im Geltungsbereich gemeinschaftlich legitimierter Politik, der Ich habe oben heraus gestellt, dass das Schaffung von Lebensverhältnissen. Gesundheitsverhalten kulturell vermittelt wird und das muss jetzt spezifiziert werWenn Gesundheit aber das „Verborgene“ den. Männlich und Weiblich sind wichtige ist, was bedeutet das für unsere Strategien Kulturprodukte, in die biologische Grund-

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tatsachen des Lebens eingehen, sie aber nicht völlig bestimmen. Die Typisierung von männlich und weiblich ist vorwiegend kulturabhängig und deswegen höchst unterschiedlich je nach kulturellem Kontext. (Sie sehen den Kultureinfluss besonders deutlich in der Kultur des Schmerzerlebens verbunden mit den sexuellen Typisierungen.) Ich mache das konkreter, in dem ich auf unsere Geschichte eingehe: Ich bin im sogenannten Dritten Reich geboren und meine primäre Erziehung fand noch in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus statt. Nicht, dass meine Familie besonders ideologisch geprägt gewesen wäre, ist hier von Bedeutung, sondern das gesamte erzieherische und gesellschaftliche Umfeld meiner Kindheit war noch geprägt von Idealen und Normen des Dritten Reiches. So z.B., war unhinterfragt klar, wie ein Junge zu sein hatte. Zwar nicht mehr „zäh wie Leder, schnell wie ein Windhund und hart wie Kruppstahl“, aber auch ein deutscher Junge in der Nachkriegszeit ist von Grunde auf kerngesund, nicht wehleidig, zu allem in der Lage, wenn er nur will. Dabei ist er sogleich gehorsam und fleißig bemüht, jede Schwäche an sich zu bekämpfen und nieder zu ringen. Dieses Bild, vielleicht ein wenig überzeichnet, prägte die Erziehung in der Schule bis zum Abitur, besonders im Turnunterricht, wo die Schwächlinge einen schweren Stand hatten. Krankheit war in diesem Kontext zu erst einmal Schwäche und wurde mit dem Appel „stell dich nicht so an“ oder „stell dich nicht an“ beantwortet. Das wurde auch so von den Jungen internalisiert, wenn sie zu einem richtigen Mann werden wollten. Diesem Typus des Jungen stand der Typus des Mädchens diametral entgegen. Mädchen waren weich, weinerlich, empfindsam, leicht kränkbar – während es hieß: „Jungen können, wenn sie nur wollen“ hieß es „Mädchen wollen, wenn sie nur können“. Dass das einen geheimen obszönen Hintersinn haben könnte, darauf wäre damals niemand gekommen. Was heißt das Alles für das Gesundheitsverhalten in unserer Zeit, die durch Nachwirkungen nationalsozialistischer Ideale geprägt ist? Ein richtiger Junge kann dieser Ideologie folgend alles von sich fordern, er kann alles, wenn er nur will, ohne daran Schaden zu nehmen. Mädchen dagegen sind empfindsam, sie brauchen Rücksicht

Workshops

Workshop 4: Männergesundheit

und Pflege. Während der Junge immer auf leistungsfähige Mann von sich glaubt, er die Welt nach außen gerichtet ist, (So auch kann alles, wenn er es nur will, was in seidie Deutung der Erektion in der Entwick- nen Kreisen als normal und gesund angelungspsychologie, die im Nationalsozia- sehen wird, die Sorge um die Gesundheit lismus führend war, ein Hinweis auf den hat keinen Platz, weil sie im Verborgenen Eroberungswillen.) kreist das Mädchen zu sein hat . um sich selbst. Die Pflege und Sorge für die Kinder erweitert nur die Selbstsorge. Hier möchte ich noch einen anderen für deren Schwäche, die ihnen aufgegeben Gedanken einbringen, der sich ebenfalls ist. Damit Erhalt der Gesundheit ein Teil zu diskutieren lohnt. In unserer spätmoder bewussten Lebensführung, sowie die dernen, ausdifferenzierten Gesellschaft Versorgung in Krankheit und Schwäche. hat sich unser Verhältnis zur Gesundheit gewandelt. Sie ist wegen der Erfolge der Meine Damen und Herren, glauben Sie Medizin und den damit verbundenen exnicht, dass diese Muster heute keine Rolle tremen Krankheitsbehandlungskosten in mehr spielen, sie sind bis heute wirksam den Blick geraten und öffentlich geworden. und hauptsächlich in gesellschaftlichen Um dem öffentlichen Interesse Rechnung Typisierungen deutlich zu erkennen. Dazu tragen zu können, wird Gesundheit als Proeine kleine Fallvignette. dukt, als Ware und zugleich als kostbares persönliches Gut aus der natürlichen VerEin äußerst erfolgreicher Akademiker mitt- borgenheit herausgerissen. Die Vorsorge leren Alters, selbst im therapeutischen Be- wird zu einer Quasi-Verpflichtung so dass reich tätig, wird, als er extrem gefordert Gesundheit ständig zu beachten ist. Dabei ist und was ihn früher belebte, mehrfach wird das natürliche gesunde Leben, das plötzlich ohnmächtig. Er hatte eine steile hintergründig verborgen bleibt, zu einem Universitätskarriere hinter sich und wusste, kulturell gemachten und bewusst zu verwas er und dass er alles von sich abfordern antwortenden Leben. kann. Natürlich wird er, wie bei einem solchen Fall nicht anders zu erwarten, von Weil aber Gesundheit im gesellschaftliallen Koryphäen durchgecheckt. Es finden chen Kontext nicht nur ein höchstpersönsich keine somatischen Befunde, die die liches Gut ist, sondern weil ihre Erhaltung, plötzlichen Ohnmachten erklären. Er ist Wiederherstellung und Behandlung eine völlig gesund, eher topfit. Denn im Übrigen öffentliche, gemeinschaftliche Aufgabe ist, lebt er auch sehr gesund. Ein medizinisches bleibt sie nicht mehr nur in der privaten Rätsel. Verfügung, sondern wird ein öffentliches Bewandtnis. Daraus schöpfen wir die LegiBis eine lebenserfahrene Schwester den timation der öffentlichen GesundheitserPatienten fragt, wie er es denn mit dem ziehung, weil die Krankheitsversorgung gemorgendlichen Frühstück halte. Er erzählt meinschaftlich organisiert ist. Wie verhält ihr, dass er am Morgen nur eine sehr kleine es sich dann mit der gesunden VerborgenTasse Espresso trinkt, um beim morgendli- heit der Gesundheit: wenn sie öffentlich, chen Besprechungsmarathon nicht durch zu einem Produkt, zu einer Ware geworden einen Harndrang gestört zu werden. Oder ist, die gesellschaftlich hergestellt und ersogar wegen eines Harndrangs die Bespre- halten werden soll und die wir gegenüber chung verlassen zu müssen. So wurden der Gemeinschaft zu verantworten haben. die kurzen Ohnmachten verständlich, als Symptome einer vorübergehenden Dehy- Die Frage danach steigert sich zu einem Padrierung, möglicherweise mit einer Hypo- radox, wenn Gesundheit zu einem sozialen glykämie verbunden. Statussymbol wird, um den Gesundheitsmarkt, der von der Gesundheitsindustrie Eigentlich hat dieser erfolgreiche Mann ein bestellt wird, weiter in Gang zu halten. Ideal von Gesundheit erfüllt. Um diesem Die Gesundheitswirtschaft hat schon Ideal einer extremen Leistungsfähigkeit zu 2007 propagiert, dass der Gesundheitsentsprechen, hat er Vorsorge geleistet, um markt der letzte große Wachstumsmarkt einer körperlichen Schwäche nicht nachge- ist. Deswegen muss – zur Steigerung des ben zu müssen. So wird Gesundheit zum Umsatzes - die Gesundheit zu einem StaBesiegen der Natur, auf Kosten der Natur. tussymbol werden. Damit ist sie endgültig aus der Verborgenheit herausgerissen Wir können hier weiter überlegen und und wird auf den Markt getragen. Der Gewerden feststellen, dass dieser äußerst sundheitsmarkt lässt keine Verborgenheit

zu, sondern lebt als öffentliches Ereignis. Gesundheit wird nicht nur etwas, das wir wahrnehmen und verantworten müssen, sondern das wir ständig hüten und beachten müssen, um sie nicht zu verlieren. So wird Gesundheit zu einer Ware, die erworben, gemacht, angeboten und verkauft, bzw. begehrt, beworben und verkauft werden kann. Ist die Vermarktung der Gesundheit unter dem Gesichtspunkt einer Gesundheitserziehung der richtige Weg? Und werden wir demnächst neben dem Gesundheits- einen Präventionsmarkt haben; Anzeichen gibt es zuhauf, wer bedenkt die Folgen? Oder ist nicht anzustreben, dass gesellschaftliche Verhältnisse hergestellt werden, in der Gesundheit wieder in die Verborgenheit des privaten Lebens zurücksinken kann? Alles ungelöste Fragen, von deren Antworten die Entwicklung der spätmodernen Gesellschaft mit abhängen wird.

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Workshop 4: Männergesundheit

Workshops

Workshops

Workshop 4: Männergesundheit

„Gesundheitssport mit Männern“

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Gundi Friedrich, Landessportbund Hessen e.V.

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Workshop 4: Männergesundheit

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Workshop 4: Männergesundheit

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Workshop 5: Gesundheitsförderung bei Erwerbslosen

Workshop 5: Gesundheitsförderung bei erwerbslosen Frauen und Männern 48

Barbara Gawlik-Chmiel, Werkstatt Frankfurt e.V. Lars Gabrys, Abteilung Sportmedizin der Goethe Universität Frankfurt

„»Train to Job« - Ein Ansatz zur Gesundheitsförderung von langzeitarbeitslosen Frauen und Männern“ Barbara Gawlik-Chmiel, Werkstatt Frankfurt e.V.

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„AGILer – Aktivierende GesundheitsInitiative für Langzeiterwerbslose“ 52

Lars Gabrys, Abteilung Sportmedizin der Goethe Universität Frankfurt

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Dr. Monika Köster, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium Monika Pfirrmann, hvv-Institut gGmbH des Hessischen Volkshochschulverbands e.V. Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. Gundi Friedrich, Landessportbund Hessen e.V. Dr. med. Rainer Diehl, Deutsche Rentenversicherung Hessen Moderation: Heinz Günter Heygen, hr4

GESUND BLEIBEN - MITTEN IM LEBEN Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer

Heinz Günter Heygen: Wir reden heute von gesundheitlicher Prävention bei Frauen, Männern, in der Familie, im Betrieb, bei Erwerbslosen und haben ja sehr eindrucksvoll heute Morgen schon lernen dürfen, dass dazu sehr viele aussagekräftige Daten vorliegen. Das heißt, man weiß, wann man in Bezug auf welches gesundheitliche Problem, bei wem, in welchem Alter, ansetzen müsste, um das Gesundheitsprofil zu verbessern. Jetzt beginnt allerdings erst die eigentliche Arbeit. Denn diese Daten und die damit verbundenen Erkenntnisse müssen in die Praxis transferiert werden. Auf die Frage, wie man dies umsetzt, wollen wir versuchen, in dieser Runde Antworten zu finden. Ich

beginne ganz unkonventionell mal nicht Erste Frage in die Runde, beginnen wir mit in alphabetischer Reihenfolge, sondern so Frau Dr. Monika Köster. Welchen Eindruck wie ich es mir hier notiert habe und stelle haben Sie gewonnen, wenn sie die letzten die Gäste auf dem Podium vor. Ich darf Stunden Revue passieren lassen? ganz herzlich begrüßen, Dr. Monika Köster, Mitveranstalterin von der Bundeszentrale Dr. Monika Köster: Wir haben eine spanfür gesundheitliche Aufklärung, Dr. Catha- nende fachliche Diskussion erlebt. Was wir rina Maulbecker-Armstrong aus dem Hes- heute mehrfach und intensiv diskutiert sischen Sozialministerium, Dr. Rainer Diehl haben, ist das Thema der Differenzierung. von der Deutschen Rentenversicherung Dies ist eine ganz wichtige Dimension und Hessen, Thomas Altgeld von der Landes- wir hatten die Gelegenheit, uns ausführvereinigung für Gesundheit und Akademie lich mit den einzelnen Aspekten auseinfür Sozialmedizin aus Niedersachsen so- anderzusetzen. Man muss die einzelnen wie Gundi Friedrich vom Landessportbund Zielgruppen bzw. Bereiche wie z.B. Männer, Hessen und Monika Pfirrmann vom hvv- Frauen oder Familien, Arbeitswelt, unterInstitut, das ist das Institut des hessischen schiedliche Altersgruppen und LebenssiVolkshochschulverbandes. tuationen, sehr differenziert betrachten.

Dr. Monika Köster, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Man muss die einzelnen Zielgruppen bzw. Bereiche wie z.B. Männer, Frauen oder Familien, Arbeitswelt, unterschiedliche Altersgruppen und Lebenssituationen, sehr differenziert betrachten. Pauschalrezepte gibt es nicht, wir sollten vielmehr sehr sorgfältig differenzierend vorgehen.“

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Pauschalrezepte gibt es nicht, wir sollten Heinz Günter Heygen: Dann gebe ich nun einer von der Landesseniorenunion und vielmehr sehr sorgfältig differenzierend an Herrn Altgeld weiter. einer, der sich nicht geoutet hat, welchen vorgehen. Wenn wir Strategien und Maßberuflichen Hintergrund er hat. Ansonsten nahmen entwickeln, müssen wir vor allem Thomas Altgeld: Im Workshop Männerge- war die Männergesundheit auch eher ein die Zielgruppen, um die es geht, beteiligen. sundheit haben wir als eines der Haupt- „Frauenthema“. Wir müssen z.B. entsprechende Vorausset- probleme die Erreichbarkeit der Männer zungen schaffen und dafür sorgen - das ist für das Thema Gesundheit identifiziert. Heinz Günter Heygen: Das habe ich auch auch in unserer Arbeitsgruppe zur Frauen- Objektiv gibt es vielleicht viele Problem- festgestellt. Bei der Workshopgruppe gesundheit diskutiert worden -, dass sich lagen, die Männern zugeschrieben werden, Langzeiterwerbslose waren ebenfalls nur die Zielgruppen entsprechend über die aber die Frage ist, ob sie das selber von zwei Männer und da wurde ich schon Angebote informieren können. Im Rahmen sich so wahrnehmen. Wir von der Landes- mitgezählt. Nun bitte Frau Friedrich vom der heutigen interdisziplinär besetzten Ta- vereinigung Niedersachsen haben dazu Landessportbund. gung wurde engagiert und praxisbezogen gerade einen Newsletter herausgegeben. diskutiert. An vielen Punkten und zu un- Die Frage ist: Mit welchen Themen kommt Gundi Friedrich: Ich habe im Workshop terschiedlichen Fragestellungen wurde das man wirklich an und - das ist ja auch hier Männergesundheit das Praxisbeispiel Geso notwendige Sektor übergreifende und in der Konferenz noch mal deutlich ge- sundheitssport mit Männern seitens des Berufsgruppen übergreifende Vorgehen in worden - die richtigen Themen müssen Landessportbundes Hessen vorgestellt. In der Gesundheitsförderung und Prävention gewählt und dann auch in der Ansprache unseren Turn- und Sportvereinen gibt es vor Ort angesprochen. Als weiterer wichti- richtig adressiert werden. Ich bin ganz be- eine Vielzahl von Bewegungsangeboten, ger Punkt wurde die erforderliche Stärkung eindruckt, dass sie in Hessen so viele Leute die von Männern sehr gut angenommen der Kompetenzen diskutiert. dazu in den Foren versammeln konnten werden. Dabei handelt es sich in Regel und ich hoffe, dass das auch in dieser Form jedoch um sportartspezifische Angebote Heinz Günter Heygen: Ich bitte Frau Dr. in Praxis mündet, also dass man nicht das wie Handball, Fußball, Volleyball usw. „GeMaulbecker-Armstrong Ihren Eindruck der macht, was das Leichte oder das Nahe- sundheitssport“ ist bei Männern allerdings Workshops wiederzugeben. liegenste ist, sondern dass man wirklich kein Thema. Eine kürzlich durchgeführte mit den Männern, wie Frau Dr. Köster es Befragung unserer GesundheitssportDr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Ich gesagt hat, auch ins Gespräch kommt und Übungsleiter/-innen ergab, dass sich in diemöchte die Vielfalt der Teilnehmer und die sie nicht mit fertigen Programmen konfron- sen Angeboten lediglich 10 -20 % Männer Qualität der Diskussionen in den Work- tiert und sich dann aber darüber wundert, befinden. Der Begriff „Gesundheitssport“ shops hervorheben. Sie alle sind sehr enga- dass sie angeblich schwer erreichbar sind. spricht Männer einfach nicht an. Für die Ingiert und tragen viel bei und ich glaube das Wenn man früh kommuniziert und früh halte sind Männer durchaus zu begeistern. ist es, was wir auch brauchen, nämlich die auch die Interessenlagen einbezieht, dann Menschen in ihren Lebenswelten abzuho- kann man eben auch an Männer rankom- Heinz Günter Heygen: Ähnliche Erfahrung, len, und mit ihnen zusammen zu überlegen, men. Es gibt keine - glaube ich - per se wenn ich das einbinden darf, haben wir wie man dort Gesundheitsförderung auch überhaupt nicht erreichbare Zielgruppe. auch mit unserem HR 4 Tanztreff, den wir hinbekommen kann. Die Daten und Fakten zusammen mit der BKK zur gesundheitlihaben wir. Best Practice Beispiele haben Heinz Günter Heygen: Dass sie als Mann chen Prävention veranstalten, gemacht. wir zum Teil auch gehört heute Nachmit- jetzt in dem Workshop waren, kann man tag. Jetzt geht es eigentlich darum, wie das ausblenden oder hilft das? Dr. med. Rainer Diehl: Ja, ich bin leider der können wir das denn umsetzen, so wie einzige Arzt in der Runde und muss vielSie es eben gerade gesagt haben. Mein Thomas Altgeld: Das war selbstver- leicht ein wenig Wasser in den Wein - auch Wunsch ist, dass heute ein Startpunkt ist ständlich nicht schlecht, da an unserem der heute Vormittag gehaltenen Vorträfür die Menschen Mitten im Leben gesetzt Workshop insgesamt 23 Personen teilge- ge - gießen. Wir haben ja gelernt, wie gut wird, um zu sehen, was wir hier in Hessen nommen haben und neben mir nur zwei die Deutschen und auch die Hessen ihren für Erwachsene tun können. weitere Männer teilgenommen haben, Gesundheitszustand einschätzen. Wir als

Dr. med. Rainer Diehl, Deutsche Rentenversicherung Hessen „Ich denke, Prävention geschieht immer in zwei Ebenen. Einmal im Einzelfall, das haben wir beim Arzt, das haben wir im Dialog, das haben wir bei Betroffenen mit Signalereignis. Und sie geschieht für eine ganze Gruppe auf der Basis von Verhaltens- und Verhältnisprävention. Beide Wege brauchen wir.“

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Ärzte haben da leider dann oft doch einen heitsmanagement das Augenmerk auf die anderen Eindruck. Die Patienten kommen Männer zu richten und dort besteht das zunehmend zu spät. Sie halten sich häufig bereits angesprochene Problem an diese für gesund, gerade die Männer mit einer, Gruppe heranzukommen. Ich denke, Präja, „Indianermentalität“, die ein stückweit vention geschieht immer in zwei Ebenen: vor sich selbst verleugnen schon einge- einmal im Einzelfall, das haben wir beim schränkt und betroffen zu sein, dies aber Arzt, das haben wir im Dialog, das haben erst Recht auch nach außen hin tun. Inso- wir bei Betroffenen mit Signalereignis. Und fern denke ich, sehen wir als Ärzte dann sie geschieht für eine ganze Gruppe auf der auch oft Patienten zu spät. Und ich bin ja Basis von Verhaltens- und Verhältnispräauch leitender Arzt bei der Deutschen Ren- vention. Beide Wege brauchen wir. tenversicherung Hessen, die Rehabilitationsmaßnahmen erbringt, welche ja auch Heinz Günter Heygen: Die erste Frage habe angesprochen wurden: auch da sehen wir ich zu dreiviertel ernst gemeint. Die zweite doch zunehmend krankere Patienten. Wir Frage meine ich zu 100 % ernst. Hat das sehen sie zunehmend später und wir ver- späte Sehen des Patienten auch damit zu suchen dann, das Signalereignis Krankheit tun, dass man möglicherweise im Arbeitsnoch zu nutzen, um zumindest sekundäre prozess steckt und das aussitzt und sagt, und tertiäre Präventionen einzubringen, ich darf nicht krank sein, weil das nicht gut die zunehmende Bedeutung hat und für ankommt. Könnte dies eine Unrsache sein? die sich dann auch durch diese Signalereignisse oft überhaupt erst die Chance bietet, Dr. med. Rainer Diehl: Das ist zutreffend mit solch einem „Indianer“ in den Dialog und sicherlich ein Stück diese „Indianerzu kommen. mentalität“. Erst recht in dem heutigen Arbeitsprozess, wo man keine Schwächen zuHeinz Günter Heygen: Da habe ich zwei geben kann, aus Sorge um den Arbeitsplatz. Nachfragen. Die erste Nachfrage, Herr Doktor Diehl, wäre: Haben wir über Jahrhun- Heinz Günter Heygen: Dann bitte Frau derte, wenn nicht Jahrtausende den Fehler Pfirrmann. begangen, dass wir den Mann als das stärkere Geschlecht apostrophiert haben und Monika Pfirrmann: Ich habe an der Arsich jetzt herausstellt, dass es eben gerade beitsgruppe Familie teilgenommen und umgekehrt ist, und die Männer mehr Angst sehr gut zugehört. Aus meiner Sicht ist dies haben zum Arzt zu gehen? eine Veranstaltung, wo man sich sehr einig ist. Die Datenlage ist klar. Wir wissen relaDr. med. Rainer Diehl: Da ist sicher etwas tiv viel und müssen uns überlegen, welche dran und selbst die Frage, ob wir das stär- Konsequenzen muss das für die Angebokere Geschlecht sind, ist ja umstritten. Mit te haben. Auch die Überlegung, andere unserem verkümmerten Y-Chromosom, Settings zu schaffen, halte ich für wichtig. sind wir ja nun in der Tat etwas minderwer- Dies gilt sowohl für die Beteiligten als auch tiger ausgestattet. Insofern wäre es sicher für die Dienstleister als Anbieter. Auch wir gut und ist es sicher wichtig, in solchen als Bildungsinstitution, als VolkshochschuArbeitsgruppen auch auf die Männer zu le mit dem Sportbund, mit den Kirchen, achten und gerade auch in der betriebli- müssen uns ändern, um interessant zu chen Prävention, im betrieblichen Gesund- werden für die, die es brauchen. Was ich

Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. „Wir haben zu viel nebeneinander und das macht bestimmte Settings präventionsmüde. Mehr zusammen, wäre mehr in diesem Bereich.“

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auch für wichtig halte, ist der Begriff Lernen in diesem Zusammenhang. Es wurde festgestellt, dass das Geschwisterlernen, das Erfahrungslernen und das Generationenlernen nachlässt. Dies nehme ich zum Anlass, die Fahne der Bildung auch bei der Gesundheit, auch wenn das gerne ausgelassen wird, hochzuhalten. Wir sprechen hier von Verhaltensänderungen, die mit einem Lernprozess einhergehen müssen. Einüben ist eine Seite, Wissen eine andere Seite und wenn wir beide Seiten verbinden und dann noch in die Praxis bringen, dann haben wir ganz gute Karten. Die Richtung ist klar. Wir wissen, wo wir hin wollen oder zumindest die, die heute hier anwesend sind, aber es ist notwendig, dies in der Praxis umzusetzen. Heinz Günter Heygen: Also lernen ist das Eine und Bewusstsein schaffen ist das Andere. Aber wie können Sie die Leute erreichen? Monika Pfirrmann: Also ich vertrete die Volkshochschule und die Volkshochschulen sind nicht ein Verein zu dem man geht, weil man sich verpflichtet fühlt, sondern die Leute kommen freiwillig. Da würde ich gerne auf ein Beispiel eingehen. Wir haben vor Jahren ein Projekt gemacht mit Migrantinnen an der Volkshochschule Offenbach. Dort haben wir Gesundheitsbewegungsübungen im Rahmen eines Deutschkurses angeboten und das im Anschluss evaluiert. Wie kommt das an? Wäre das eine Lösung im Sinne von integrierten Angeboten? Deutschkurse sind bei den Migrantinnen sehr gut anerkannt. Während das Thema Gesundheitsbildung noch lange nicht diesen Stellenwert hat. Auf diesem Weg konnte man die Migrantinnen jedoch für das Thema Gesundheitsförderung gewinnen. Das Problem war nur, wie geht

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V.l.n.r: Heinz Günter Heygen, Dr. Monika Köster, Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Thomas Altgeld, Gundi Friedrich, Dr. med. Rainer Diehl, Monika Pfirrmann es weiter? Wie kann man so etwas weiter befördern? Heinz Günter Heygen: Ich habe sie auch nur angesprochen, weil sie mit in der Gruppe waren. Das ist der Grund und weil die Volkshochschule natürlich in einer anderen Situation ist. Wenn sie etwas anbieten, dann ist da schon der Terminus Schule drinnen. Deswegen möchte ich die gleiche Frage an Gundi Friedrich weitergeben. Wie ist das, wenn sie was anbieten, wenn sie, wie ich es gesehen habe, Familienprogramme machen, wo man zum Schluss auch eine Urkunde bekommt und ein Fotoshooting. Sind es nur bestimmte Familien, die dahin kommen und bei anderen ist es dann, wie wir auch gehört haben, schwierig?

die Menschen, die in der Bewegung für sich eine sinnvolle Bereicherung, einen Ausgleich vom Alltag erkannt haben. Für sport – bzw. bewegungsferne Menschen gilt es neue Zugangswege zu erschließen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei unsere regionalen Netzwerke Sport und Gesundheit, die verschiedene Akteure im Gesundheitswesen (Ärzteschaft, kommunale Vertreter aus dem Sport-, Schul- und Gesundheitsamt, Volkshochschule, karitative Einrichtungen, Sportvertreter) an einen Tisch bringen und damit regionale Kooperationsformen fördern. Über diese regionale Vernetzung können wir unterschiedliche Module wie das „Rezept für Bewegung“ in enger Kooperation mit der Ärzteschaft oder den Einsatz von ehrenamtlich tätigen „Bewegungs-Starthelfern“ zur Ansprache und Motivation sportferner Menschen kommunizieren und umsetzen.

ben Sie für Ansätze in der Gesundheitsförderung, Frau Dr. Köster, um die Frauen zu erreichen? Ist das einfacher? Muss das eventverbrämt sein oder nehmen auch Frauen teil, weil sie sagen, das ist vernünftig?

Frau Dr. Monika Köster: Wenn wir bestimmte Zielgruppen erreichen wollen, müssen wir sie und ihre Lebenssituation, Lebenslagen und Vorstellungen ernst nehmen. Das trifft sowohl auf Frauen zu, als auch auf Männer, auch auf unterschiedliche Altersgruppen oder auf Personen in unterschiedlichen sozialen Lagen oder mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund. Es gibt ja nicht „die“ Frauen oder „die“ Männer. Hinzu kommt, dass wir uns in einem besonderen Feld bewegen, es Gundi Friedrich: Die Zielgruppenanspragibt die Werbung, wir bewegen uns in che ist sicherlich ein zentrales Thema Zeiten des Internet, es gibt schlichtweg für unsere Sportvereine. Sei es bei Famieine unglaubliche und unüberschaubare liensport –, Freizeitsport- oder Gesund- Heinz Günter Heygen: Ich will auf die Vielfalt an Informationen und Angeboten. heitssportangeboten, wir erreichen nur Gruppe Frauen zurückkommen. Was ha- Wenn die Zielgruppen sehen, dass es sich

Monika Pfirrmann, hvv-Institut gGmbH des Hessischen Volkshochschulverbands e.V. „Dies nehme ich zum Anlass, die Fahne der Bildung auch bei der Gesundheit, auch wenn das gerne ausgelassen wird, hochzuhalten. Wir sprechen hier von Verhaltensänderungen, die mit einem Lernprozess einhergehen müssen.“

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z.B. um seriöse und qualitätsgesicherte bei den anderen ist das aber das ProbGesundheitsinformation im Netz handelt, lem, die bewegen sich nicht, die sind zu dann stoßen diese Seiten auch auf ihr In- dick und deshalb denke ich, ist es wirkteresse. Bei den Praxisangeboten ist es lich eine Frage von Alltag. Also von Alltag z.B, wichtig, auf welche Weise man die von Schulen und Kindertagesstätten, von Zielgruppen anspricht und ob man sie zur Betrieben. Wir hatten eben auch das BeTeilnahme motiviert. Welchen Titel trägt spiel der Arbeitsämter. Mitarbeiter von das Angebot? Welche Inhalte werden wie Arbeitsämtern arbeiten unter schwierigen und von wem angeboten? Welche Kosten Bedingungen. Sie sind daher nicht nur für entstehen? D.h. wir müssen versuchen, die die Gesundheit ihrer Klienten zuständig, Menschen entsprechend ihrer Lebensstile, sondern sollten auch mal ihr eigenes GeInteressen und Verhaltensweisen abzuho- sundheitsmanagement ins Auge fassen. len. Ein weiterer ganz wichtiger Punkt, der Wir brauchen eigentlich eine Kultur die auch in unserem Workshop zur Frauen- früh fragt und früh die Interessen abklärt gesundheit diskutiert wurde, ist natürlich und dann kommt man vielleicht auch zu die Partizipation, also die Beteiligung der weniger Aktionismus, weniger Events und Zielgruppe z.B. auch an der weiteren Aus- zu mehr Verankerung im Alltag. gestaltung der Angebote. Heinz Günter Heygen: Das kann man nur Heinz Günter Heygen: Dann gebe ich die unterstützen. So Paradebeispiele sind ja Frage an Herrn Altgeld weiter, der sich die Camps beispielsweise, von Boxern die auch gerade gemeldet hat. Wie ist es bei sagen ich war auch mal im Knast und hole den Männern? Wie ist es bei den Männern jetzt die Schwererziehbaren und sage deund deren Erreichbarkeit? nen, ich habe auch mal Mist gebaut und ich war mal im Knast aber man kann es Thomas Altgeld: Es gibt viele typische trotzdem schaffen. Diese Projekte, sind Beispiele dafür, dass sich Menschen für offensichtlich sehr erfolgreich. Man begegandere Menschen etwas Gutes überlegen net sich auf Augenhöhe und gegenseitig und dass dieses gut Gemeinte leider nicht glaubwürdig. Das ist ein entscheidender gut gemacht wird. Z. B. könnte man über- Punkt. legen, etwas für gestresste Menschen zu tun. Wenn ich ihnen das jetzt zuschreibe, Dr. med. Rainer Diehl: Nach meiner Aufwas kann ich für Sie tun, dann würden Sie fassung ist die persönliche Betroffenheit auch allergisch reagieren. Also wenn ein durch Nichts zu ersetzen Wir haben das Angebot von außen an gestresste Men- Gleiche Modell in der Medizin mit den schen herangetragen wird und die das Selbsthilfegruppen. Das sind persönlich alle nicht annehmen können, weil sie im Betroffene, die vielleicht einen Schritt Zweifelsfall keine Zeit haben, läuft dies ins weiter sind und die anderen helfen wolLeere. So oder so ähnlich läuft es leider in len mit eigener Betroffenheit und mit eivielen Bereichen der Gesundheitsförde- gener Erfahrung. Ich würde mir bei den rung. Also dass die Themen zugeschrieben Präventionsprojekten, die häufig im Raum werden und im Zweifelsfall von Menschen stehen, auch so ein Stück weit mehr „Hilfe die wie Sie eine perfekte Figur haben, ein zur Selbsthilfe“ wünschen, im Sinne des hohes Bildungsniveau, gut aussehen, sich Betroffeneneinstiegs, der für andere Behäufig genug bewegen und dann sagen

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troffene viel überzeugender ist und nicht so von ex cathedra. Heinz Günter Heygen: Frau Dr. Maulbecker-Armstrong möchte ich gerne noch mal ins Boot holen. Vielleicht könne Sie noch einmal etwas zum Thema Erreichbarkeit von Menschen sagen. Sie haben die Vorarbeit geleistet, Sie kennen die Daten, Sie kennen die Ansatzpunkte und die Brennpunkte. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Wir als Landesregierung können natürlich nicht überall vor Ort sein. Da sind Sie alle näher dran, deswegen gibt es auch heute die Veranstaltungen und gab es auch die Workshops. Die Sportvereine sind vor Ort, die Volkshochschulen sind vor Ort, die Ärzte sind vor Ort. Wir können die Daten zusammenstellen, wir können Best Practices identifizieren, wir können eine Plattform bieten für Präventionsprojekte die ich vorher erwähnt habe. Wir können anschieben mit Ideen, aber gemacht werden muss das vor Ort mit den Menschen zusammen. Es wurde schon mehrmals gesagt, das es nicht „von oben herab“ funktioniert und da spielt es keine Rolle wer wer ist. Wichtig ist, dass es zusammen gestaltet wird mit den Menschen. Dazu gibt es auch ein positives Beispiel: Klasse 2000, dass vom Lions Club mit Schülern gestaltet wird. Erwähnen möchte ich auch unseren Bewegungsparkours: da standen die Bewegungsstarthelfer vor Ort im Park und es kamen die Menschen. Das waren über 65-jährige nicht sportlich Aktive, die zwar heute nicht unsere Zielgruppe sind, aber ebenfalls als gutes Beispiel Erwähnung finden sollten. In den drei Monaten der Testphase wurde das Angebot angepasst. Also die Bewegungsstarthelfer oder Übungsleiter in Hanau und Darmstadt haben mit den Menschen, die das Angebot benutzt haben,

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überlegt, wie man das Programm gestalten, steigern und spaßiger machen kann. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Psyche im Sinne von Lebensfreude und Spaß an der Bewegung haben, denn dann gelingt auch die Nachhaltigkeit. Nach einem langen Arbeitstag möchte ich am Abend doch irgendwas machen, was mir Spaß und Freude macht und bringt. Und das wäre auch mein Wunsch an diese Tagung. Als Landesregierung können wir anstoßen, können Daten zeigen, können vernetzen, all diese Dinge tun und dann hoffen, dass Sie alle mit uns zusammenarbeiten und dass wir nächstes Jahr hier stehen und ein paar gute Präventionsprojekte auf den Weg gebracht haben. Das soll jetzt aber nicht das Schlusswort sein. Heinz Günter Heygen: Nein, ich habe Ihnen auch deswegen jetzt den Ball zugespielt, weil ich noch einige weitere Fragen habe, die Sie jetzt schon teilweise beantwortet haben. Wie stellt sich das Sozialministerium die in die Struktur gehende Gesundheitsförderung bei der heute angesprochenen Altersgruppe vor? Wo will das Ministerium ansetzen? Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Der Datensatz den heute Morgen ja sowohl meine beiden Vorrednerinnen als auch ich angesprochen habe, gibt ja schon ein stückweit vor, wo Handlungsansätze sind, nämlich was sind die häufigsten Krankheiten. Psychische Erkrankungen, Krebs ist ein großes Thema und die Lifestyle Erkrankungen sind hier zu nennen. Sowohl geschlechterspezifisch als auch altersspezifisch muss man dann hinterfragen, wann diese Erkrankungen einsetzen. Das heißt, wo kann man vorher ansetzen. Dann muss man in die Settings reingehen und sich überlegen, wie kann ich dort vor Ort etwas gestalten und dann ist man als

Landesregierung gut beraten, wenn man bräuchten wir für den ganzen Bereich untersucht, welche Ansätze sind bereits mehr Zusammenwirken, zwischen den vorhanden, um auch ein voneinander ler- Kassen im Allgemeinen. Auch unter den nen zu ermöglichen, insbesondere auch gesetzlichen Krankenkassen ist einfach zuvon anderen Bundesländern. Wenn man viel Wettbewerb in diesem Bereich und woanders in der Männergesundheit weiter es ist eigentlich nicht zu vermitteln, dass ist, dann müssen wir halt mal schauen, was alle getrennt voneinander in Schulen und läuft denn dort schon gut und das dann Kindertagesstätten mit unterschiedlichen möglichst schnell auch hier in die Fläche Programmen tätig sind. Die Privatkassen bringen. Und das ist, glaube ich, auch wären da ein zusätzlicher „Player“. Da solletwas, dass wir mit der Bundeszentrale ten eher Gemeinschaftsaktionen mit der für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) BZGA oder über die jeweilige Landesverdiskutieren. Einzelne Pilotprojekte zu einigung versucht werden, wie kann man jedem Thema und jeder Gruppe gibt es Träger zusammenführen und gemeinsam viele. Die Kunst ist es, diese in möglichst zu handeln und zu kommunizieren. Dies vielen Kommunen und Settings nachhaltig ist nach meiner Auffassung eine Herauszu verankern. Es muss ritualisiert werden, forderung für diesen Bereich. denn Gesundheit ist ein stückweit ein Ritual, das gelernt sein will. Und wenn es Heinz Günter Heygen: Vielleicht mögen mir dann Spaß und Freude macht, dann sie noch was dazu sagen? internalisiere ich das auch. Dr. Monika Köster: Ein ganz wichtiger Heinz Günter Heygen: Ja, es hat sehr viel Aspekt, vor allem vor dem Hintergrund mit Disziplin zu tun. knapper Ressourcen, ist die Vernetzung zwischen den einzelnen Sektoren und Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Akteuren: professionsübergreifend, aber Wenn es Spaß macht, dann macht die eben auch im Zusammenspiel von Bund, Disziplin vielleicht auch Spaß. Ländern und Kommunen. Wenn alle zielgerichtet zusammenwirken, besteht Heinz Günter Heygen: Die nächste Frage die Chance, gemeinsam wirklich viel zu lautet: Was ist mit den Privatkassen? Das erreichen. Deswegen sind auch solche betrifft Lehrer, Beamte, usw., wie werden Veranstaltungen wichtig. Es geht darum, die erreicht? Ist es politisch denkbar, Pri- Transparenz zu schaffen, einen Überblick vatkassen ggf. stärker an der Prävention zu gewinnen, gute Praxisbeispiele zu finanziell zu beteiligen Vielleicht kann Herr identifizieren und um einen umsetzungsAltgeld dazu etwas sagen. orientierten Austausch der Akteure. Was können wir von den anderen lernen. Wie Thomas Altgeld: Ja das wäre eher eine sieht es in den Ländern und in den einzelFrage für Frau Dr. Köster, weil es eine Ver- nen Regionen aus? Welche Erfahrungen einbarung mit der BZGA gibt, zumindest können die Akteure einbringen? einen Teil von Präventionsaktivitäten zu unterstützen. Ich glaube es ist aber auch Heinz Günter Heygen: Eine Frage an Frau jetzt nicht nur die Frage private Kassen Dr. Maulbecker-Armstrong: Wie sieht es im und gesetzliche Kassen auf der einen oder Bereich des betrieblichen Gesundheitsmaauf der andere Seite, sondern eigentlich

Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Hessisches Sozialministerium „Einzelne Pilotprojekte zu jedem Thema und jeder Gruppe gibt es viele. Die Kunst ist es, diese in möglichst vielen Kommunen und Settings nachhaltig zu verankern.“

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GESUND BLEIBEN - MITTEN IM LEBEN nagements aus? Macht da jeder sozusagen sein eigenes Management?

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sind. Diese Lösungen müssen die lokalen Verhältnisse berücksichtigen und das ist für uns als Landesregierung schwierig, da auch jede Kommune anders organisiert ist. Unabhängig von der Organisation muss man immer den Kümmerer vor Ort finden, das heißt, die engagierten Personen vor Ort, die Präventionsprojekte dann auch umsetzen und sich dafür engagieren.

Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Wir möchten als Landesregierung mit den Kassen zusammen arbeiten und gemeinsam versuchen, Präventionsprojekte zu finanzieren und haben dadurch eine integrierende Funktion. Ich habe ja mehrere gemeinsame Projekte angesprochen, das geht eigentlich schon gut. Ich wollte zu Heinz Günter Heygen: Wir lernen daraus: dem anderen Thema noch etwas sagen. Es gibt nicht nur Harmonisierungsbedarf in Ich glaube, Lehrer waren angesprochen. Europa, sondern auch etwas tiefer. Diese Wir arbeiten als Landesregierung über die Frage hier geht an Frau Dr. Köster. Da hat Ressortgrenzen hinweg eng zusammen, sich jemand ein kleines bisschen gewunalso z.B. mit dem Kultusministerium. Ich dert und sagt: „Frauenbewegung durch weiß, dass das Kultusministerium im Be- Haushaltsarbeit soll gesund sein? Was reich Schule und Gesundheit auch die Leh- ist mit Verspannungen und Rückschäden rergesundheit in den Blick genommen hat. usw.? Burnout bei Lehrern ist hier ein wichtiges Thema. Mein Referat Prävention beschäf- Frau Dr. Monika Köster: Das ist ein Beitrag tigt sich somit nicht nur mit Präventions- zu einen Thema, das ja schon angesproprojekten des Sozialministeriums, sondern chen wurde. Wie werden denn Sport- und wir arbeiten mit den anderen Ministerien Bewegungsaktivitäten gemessen? Sind an gemeinsamen Präventionsansätzen. ausschließlich reine Sportaktivitäten z.B. Eine spezielle Problematik ist dabei auch, im Sportverein gemeint? Oder geht es dass in jedem Bundesland die Prävention auch um Bewegungen im Alltag? Es gibt in anderen Ressorts und oft anderen Mi- sehr unterschiedliche Untersuchungen, so nisterien angesiedelt ist. Manchmal sind auch z.B. Erhebungen, die das Fahrradauch Aspekte der Ernäherung und der fahren, das Spazierengehen, die Arbeit im Sport im Gesundheitsressort mit dabei. Garten usw. mit einbeziehen, von daher Bei uns gehört der Sport zum Innenmi- war diese Frage auch durchaus berechtigt. nisterium, Ernährung zum Umweltmi- Man muss die einzelnen Erhebungen und nisterium, das heißt, man muss sich ein Aussagen sehr genau anschauen. stückweit in jedem Land selber finden. In Hessen gibt es dazu eine interministerielle Heinz Günter Heygen: Also, um die Frage Arbeitsgruppe INFORM der 4 Ministerin: einfach noch ein bisschen zuzuspitzen: Ich Sozialministerium, Kultusministerium, nenne jetzt mal zwei Beispiele: der Mann Umweltministerium und Innenministe- läuft drei Mal die Woche eine Stunde rium, welches die Arbeitsgruppe leitet. durch den Wald und die Frau hat drei KinBei dieser Organisatzionsvielfalt hilft es der und einen Büroarbeitsplatz und läuft dann eben, mit der Bundesebene wie der von morgens bis abends durch die Gegend. BZgA zusammen zu arbeiten oder über Wer verhält sich gesünder? Derjenige, der die Grenzen zu schauen, wie dort die Lö- Sport treibt? Oder derjenige, der in Anfühsungsansätze für Gesundheitsförderung rungszeichen keinen Sport treibt?

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Dr. med. Rainer Diehl: Das Laufen mit den drei Kindern kann auch sehr gesund sein, wenn es nicht im Distress oder mit zu schweren Taschen, die falsch getragen werden, geschieht. Also Hausarbeit kann durchaus gesund sein, wenn sie ergonomisch, physiologisch geleistet wird, gesünder als das Straßenjoggen des Mannes, der dann Jogger-Arthrosen bekommt, weil der Belag viel zu hart ist. Heinz Günter Heygen: Und die Frau hat aber dann Rückenprobleme? Dr. med. Rainer Diehl: Wenn sie ergonomische Arbeitshaltungen mit einer vernünftigen Küche und Arbeitsbedingungen hat, braucht sie die nicht zu bekommen. Dann ist das auch eine physiologische Tätigkeit und gerade mit den Kindern herumlaufen oder viel zu Laufen, wenn man nicht nur schleicht, sondern doch etwas schnell geht, ist ein toller Trainingseffekt. Also da ist Einzelfallbetrachtung erforderlich. Ich kenne einige Damen aus der Nachbarschaft, die auch viel herumgerannt sind und die alle so ein bisschen Schulterverspannungen haben. Das Tragen kann ein Risikofaktor sein, wenn ich schwere Taschen falsch trage. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Dazu möchte ich jetzt noch mal auf das Schrittzählerprogramm unseres Ministeriums aufmerksam machen. Drei mal zehn Minuten am Tag gehen, egal ob es der Mann in der Arbeit, der dann eben statt Fahrstuhl die Treppen nimmt, oder ob es die Frau in ihrem Kontext zu Hause tut, sind wichtig. Allerdings gibt es auch Männer die zu Hause sind und Kinder erziehen, genauso gibt es Frauen die mehr arbeiten als die Männer. Jeder sollte einmal genau hinschauen, wie viele Schritte schaffe ich denn am Tag. Und ich hatte vorhin schon gesagt, eine Büroarbeiterin, ein Büroar-

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beiter, kommt auf 3.000 Schritte und das ist zu wenig. Drei Mal zehn Minuten sollte n es mindestens sein. Die WHO hat festgestellt, dass unser sitzender Lebensstil einer der bedeutendsten Risikofaktoren ist und das gilt für viele Menschen in unterschiedlichsten Settings. Dies war mir noch sehr wichtig. Heinz Günter Heygen: So langsam kommen wir zum Ende. Wir können eine Schlussrunde machen, wo Sie jeder noch einen Wunsch äußern, vielleicht für die Zukunft. Monika Pfirrmann: Mein Interesse habe ich vorhin schon benannt, das heißt weiter die Kooperationen zu fördern, über die Grenzen hinweg zu schauen, vielleicht Vorurteile zu revidieren und wirklich mit dem was wir wissen, in die Praxisumsetzung zu gehen. Dr. med. Rainer Diehl: Ja mein Wunsch ist, dass es uns gelingen möge, diese „Hilfe zur Selbsthilfe“, die wir ja hier starten wollen und mehr in die Kommunen und letztlich an den Menschen, an den Patienten zu bringen, doch so transportieren zu können und dass es auch gelingen möge, die Brücke vom Lehrer und Lehren über das Lernen und Tun wirklich bis zur Nachhaltigkeit zu schlagen. Gundi Friedrich: Also, mir wäre es, glaube ich, wichtig, dass ich noch mal den Begriff der Vernetzung und das Zusammenspiel auf kommunaler Ebene aufgreife. Wir haben als Landessportbund Hessen vor fünf Jahren begonnen mit regionaler Vernetzung. Und hier ist es einfach unheimlich wichtig, dass das alles was es bereits gibt, was ja Frau Dr. Maulbecker-Armstrong auch schon angesprochen hat, dass das an entscheidender Stelle dann auch zu-

sammengeführt wird und zielbringend für die Zielgruppen mit den entsprechenden Partnern am Tisch dann auch umgesetzt wird. Da liegt noch viel Arbeit vor uns, hier sind noch sehr viele Barrieren zu brechen und zu sensibilisieren für die Vernetzung, damit diese Themen dann auch entsprechend aus der Sicht der Bewegung umgesetzt werden.

Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong: Ich möchte mich zum Abschluss bei Ihnen, Herr Heygen, für die Moderation bedanken und meine Hoffnung aussprechen, dass es in ungefähr einem Jahr eine erneute Anschlusskonferenz geben wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir dann über mehrere Projekte berichten können, die integrierend sind, die vor Ort sind, die die Betroffenen einbinden und mit den Thomas Altgeld: Ich würde mich ihrem Zielgruppen zusammen gestaltet sind. Wunsch auf jeden Fall anschließen. Ich Die Hessische Arbeitsgemeinschaft für glaube, wir brauchen nicht mehr Präven- Gesundheitserziehung trägt in einer Dation und mehr spezielle Prävention, son- tenbank, dem Inventarium, die Projekte dern wir haben sehr viel Prävention, die zusammen. Dort können Sie die Projekte nebeneinander organisiert ist. Deshalb finden, die in Hessen kreiert worden sind. stellt sich tatsächlich die Frage, wie man Ich bedanke mich abschließend bei den das mehr zusammenbringen kann und Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den wie man von diesem Konkurrenz- oder Referentinnen und Referenten und wünFeindbeobachtungssystem oder maximal sche Ihnen weiterhin alles Gute. additiver Kooperation, dass alle irgendwie sagen, was sie jetzt machen, aber nichts an ihren Kerngeschäften verändern, wie man davon wegkommt und eher zu Projekten, Gemeinschaftsprojekten kommt. Und da will ich auf jeden Fall noch mal eine Lanze für die Landesvereinigung brechen. Sie haben in Hessen ja die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung, die den Überblick hat und in Zusammenarbeit mit den Ministerien tatsächlich eben diese Gemeinschaftsaktionen fördern kann. Wir haben zu viel nebeneinander und das macht bestimmte Settings präventionsmüde. Mehr zusammen, wäre mehr in diesem Bereich. Dr. Monika Köster: Diesen Wünschen kann ich mich nur anschließen. Besonders wichtig sind Transparenz, Vernetzung und Zusammenarbeit. Den erforderlichen Dialog werden wir als BZgA mit Ihnen gemeinsam sehr gerne fortführen.

Gundi Friedrich, Landessportbund Hessen e.V. „Für sport – bzw. bewegungsferne Menschen gilt es neue Zugangswege zu erschließen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei unsere regionalen Netzwerke Sport und Gesundheit, die verschiedene Akteure im Gesundheitswesen an einen Tisch bringen und damit regionale Kooperationsformen fördern.“

67

Maßnahmenevaluation

Maßnahmenevaluation: Teilnehmerresonanz der Fachtagung 68

Resonanz der TeilnehmerInnen

Maßnahmenevaluation

Für weitere Anmerkungen und Anregungen sind wir Ihnen dankbar. (n = 24 Beiträge) Anzahl

Cluster

8 (24,2%)

Mehr Diskussionszeit bzw. Austauschzeit; weniger Input

6 (18,2%)

Mehr Praxisbezug bzw. Konkretisierungen

4 (12,1%)

Dopplung von Inhalten

4 (12,1%)

Kritik an Referenten bzw. Moderatoren

3 ( 9,1%)

Keine aktive Bewegungsangebote f. Teilnehmer

3 ( 9,1%)

Fehlen eines spezifischen Themas (Psychologische Gesundheitsförderung)

2 ( 6,1%)

Lob des Veranstaltungsmanagement

2 ( 6,1%)

Lob der Referenten bzw. Moderatoren

1 ( 3,0%)

Zeitmanagement

Burkhard Nolte, HAGE e.V.

Gesund bleiben - Mitten im Leben Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer Als Maßnahme zur HAGE-Qualitätsent- (Quelle: Altgeld Th u.a. (2000) Qualitäts- kognitive, arbeitspraktische, kommuniwicklung wurde die Fachtagung „Gesund management in gesundheitsfördernden kative und organisatorische Aspekte der bleiben - Mitten im Leben. Strategien Einrichtung. Bonn) wurde eine schriftliche Veranstaltung. Eine Frage erfasst die gloder Gesundheitsförderung für Frauen Teilnehmerbefragung durchgeführt. Der bale Zufriedenheit. Abgerundet werden und Männer” unter dem Gesichtspunkt von uns modifizierte Fragebogen enthält diese Kernvariablen durch Fragen nach der Ergebnisqualität evaluiert. In Anleh- zur kritischen Reflexion der Fachtagung den Informationsquellen, durch die die nung an einen Entwurf der Landesverei- neun Fragen zur Teilnehmerzufrieden- Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die nigung für Gesundheit Niedersachsen e.V. heit. Diese Variablen beziehen sich auf Fachtagung aufmerksam wurden, und

Profil der Zufriedenheit der TeilnehmerInnen mit der Fachtagung Item-Mielwerte (Skalierung: 1 = stark posiv; 5 = stark negav), n max = 57

Fachtagung insgesamt

2,19

Informaonsumfang zum Thema

2,15

neue Erkenntnisse

2,98

Anregung für eingene Arbeit

3,18

Austauschmöglichkeiten

2,84

Mischung aus Theorie & Praxis

2,86

Organisaon

1,70

Veranstaltungsort

1,54 grand mean (2,40)

1,00

2,00

3,00

4,00

5,00

69

Tabelle 1: Antwortcluster nach der Geschlechtszugehörigkeit. Von den 142 Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben sich 57 an der Befragung beteiligt (Responsrate = 40,1%). Dabei handelt es sich sind überwiegend um Frauen (96,4%). Für die vorliegende Ergebnispräsentation konzentrieren wir uns auf die Kernvariablen zur Zufriedenheit. Die Ergebnisbesprechung erfolgt mittels der statistischen Kennzahlen der Mittelwerte der acht fünfstufig skalierten Zufriedenheitsfragen*. In der folgenden Abbildung sind die Mittelwerte grafisch dargestellt. Anhand der Reihenfolge der Items, wie sie im Fragebogen erscheinen, ergibt sich so ein Profil der Zufriedenheit der TeilnehmerInnen mit der Fachtagung „Gesund bleiben - Mitten im Leben. Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer“. Die erste Ausprägung des Profils bildet der mittlere Zufriedenheitswert von 2,19 für die Gesamteinschätzung der Veranstaltung. Auf gleichem Niveau folgt die erste wissensbezogene Variable: der Informationsumfang wird von den Befragten im Durchschnitt mit der zweitbesten Kategorie, nämlich ‚ausreichend’ angesehen. Die Werte der folgenden vier Zufriedenheitsmerkmale streben dann deutlich zur Skalenmitte. Damit wird zu Ausdruck gebracht, dass im Durchschnitt die Teil* Informationen über weitere Lage- und Streuungsmaße der Verteilungen sind beim Verfasser.

nehmerinnen ‚einige’ neue Erkenntnisse sowie ‚einige’ Anregungen für ihre Arbeit gewonnen haben. Auch die Gelegenheiten zum gemeinsamen Austausch und die Mischung aus Theorie und Praxis werden als ‚teile / teils’ eingestuft (Mittewert 2,84 bzw. 2,86). Die Zufriedenheit der letzten beiden Items steigt stark an. Die beiden organisationsbezogenen Merkmale erhalten die beste Zustimmungen von allen: 1,70 Skalenpunkte für die Gesamtorganisation und sogar 1,54 für den Tagungsort. D.h. die Teilnehmerinnen erleben diese Veranstaltungsgesichtspunkte als ‚sehr gut bis gut’. Der Referenzwert des grand mean (i.e. der Mittelwert aller Item-Durchschnitte) von 2,40 auf der fünfstufigen Skala zeig an, dass die Fachtagung „Gesund bleiben - Mitten im Leben. Strategien der Gesundheitsförderung für Frauen und Männer“ von den befragten TeilnehmerInnen alles in allem zwischen „gut“ und „befriedigend“ bewertet wird. Dieser Referenzwert und damit die Zufriedenheit der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegen unter dem Durchschnitt aller bisherigen HAGEFachtagungen, die in Form der Teilnehmerresonanz evaluiert wurden. Das langjährige Mittel (2006 bis 2010) der Teilnehmerzufriedenheit liegt für alle Veranstaltungen dieser Art bei dem Wert 2,10 der fünfstufigen Skalierung, die einen Resonanzbogen von 1,00 für „stark positiv“ bis 5 für „stark negativ“ überspannt.

Erläuternde Hinweise zu diesem Ergebnis können uns die schriftlichen Anregungen der TeilnehmerInnen geben. Die Textauswertungen ergeben die in Tabelle 1 aufgeführten Antwortcluster. Es wird deutlich, dass die Wünsche nach mehr Diskussionszeit und nach stärkerem Praxisbezug in erst Linie die Anmerkungen und Anregungen prägen. Weitere Informationen zur Teilnehmerresonanz sind im folgenden Anhang enthalten. Dieser beinhaltet die relativen Häufigkeiten für die kategorialen und ordinalskalierten Variablen. Zur besseren Orientierung werden die Modalwerte (i.e. der am häufigsten auftretende Wert einer Variable) optisch hervorgehoben. Es kommt gelegentlich zu Abweichungen bei den Summenwerten der relativen Häufigkeiten, da die Werte auf eine Stelle hinter dem Komma gerundet werden. Als Form der Ergebnisaufbereitung werden die berechneten Werte unmittelbar in den Fragebogen übertragen. Durch diese Zusammenführung der Original-Frageformulierungen mit den numerischen Ausprägungen ergibt sich eine geordnete, überschaubare Darstellung der Ergebnisse.

Resonanz der TeilnehmerInnen

Maßnahmenevaluation

Teilnehmerresonanz Insgesamt haben sich an der TeilnehmerInnen-Befragung 57 Personen beteiligt. Bei insgesamt 142 Teilnehmerinnen und Teilnehmern entspricht dies einer Response-Rate von 40,1%. ­ Ergebnisdarstellung: Relative Häufigkeiten der Fragebogenitems in Prozent2, absolute Häufigkeiten in Klammern, Modalwerte rot unterlegt, x = Mittelwert / s = Streuung, nmax=57

70

„Zufrieden?! Wir würden uns freuen, wenn Sie sich 5 Minuten Zeit nehmen, uns ein Feedback zu geben!“3 Wie hat Ihnen die Fachtagung insgesamt gefallen? (n=57)

Resonanz der TeilnehmerInnen

Maßnahmenevaluation Hat Ihnen der Veranstaltungsort gefallen? (n=57) 56,1% (32)

36,8% (21)

5,3% (3)

./.

./.

sehr gut

gut

teils/teils

bedingt

gar nicht

x = 1,54 / s = 0,76

Durch wen oder wodurch haben Sie von der Fachtagung erfahren? (n=56)

71

48,2% (30)

Ich wurde direkt angeschrieben.

10,7% (6)

Ich wurde durch das Internet auf die Veranstaltung aufmerksam. Ich wurde direkt angeschrieben und ich wurde durch das Internet auf die Veranstaltung aufmerksam.

17,5% (10)

50,9% (29)

26,3% (15)

5,3% (3)

./.

3,6% (2)

sehr gut

gut

teils/teils

bedingt

gar nicht gut

37,5% (21)

Ich habe auf anderem Weg davon erfahren.

x = 2,19 / s = 0,79

An welchem Workshop haben Sie teilgenommen? (n=56)

Wie bewerten Sie den Informationsumfang der Fachtagung? (n=55) 20,0% (11)

50,9% (28)

23,6% (13)

5,5% (3)

./.

10,7% (6)

23,2% (13)

30,4% (17)

17,9% (10)

17,9% (10)

umfassend

ausreichend

teils/teils

lückenhaft

gar nicht umfassend

Workshop 1 Frauengesundheit

Workshop 2 Familie

Workshop 3 Betriebl. Gesundheitsmanagement

Workshop 4 Männergesundheit

Workshop 5 Ges. förderung b. erwerbslosen Frauen/Männern

x = 2,15 / s = 0,80

Haben Sie neue Erkenntnisse gewonnen? (n=57) 1,8% (1)

22,8% (13)

50,9% (29)

24,6% (14)

./.

sehr viele

viele

einige

wenige

keine

Sind Sie im Betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig? (n=57) 66,7% (53)

Nein

28,1% (16)

Ja

x = 2,98 / s = 0,74

Aus welcher Einrichtung kommen Sie? (n=55)

Haben Sie Anregungen für die eigene Arbeit erhalten? (n=57) ./.

14,0% (8)

57,9% (33)

24,6% (14)

3,5% (2)

16,4% (9)

Agentur für Arbeit / Jonbcenter

sehr viele

viele

einige

wenige

keine

10,9% (6)

Bildung und Erziehung

1,8% (1)

x = 3,18 / s = 0,71

Hätten Sie gern weitere Themen im Programm gehabt? (n=42) 64,3% (27)

Nein

35,7% (15)

Ja, (Auswahl)

• • • • • •

„reale Beispiele aus z.B. Sozialen Brennpunkten“ Finanzierungsproblematik Gesundheitsförderung ist nicht nur Bewegung! Rolle der Krankenkassen, Rolle der Rentenversicherer Impulsreferat zur betrieblichen Gesundheitsförderung Psychologische Gesundheitsförderung

Verein / Verband

./.

Medizinischen Versorgung / Krankenbehandlung

Bundes- oder Landesministerium

12,7% (7)

StudentIn, Universität/Fachhochschule

12,7% (7)

andere Verwaltung

3,6% (2)

Wissenschaftl. MitarbeiterIn, Universität/Fachhochschule

1,8% (1)

Sozialversicherung

20,0% (11)

Sonstige

Weitere Informationen zu Person (n=55) 96,4% (53)

Waren die Gelegenheiten zum gemeinsamen Austausch für Sie ausreichend? (n=57) 3,5% (2)

45,6% (26)

22,8% (13)

19,3% (11)

8,8% (5)

reichlich

ausreichend

teils/teils

bedingt

gar nicht

x = 2,84 / s = 1,07

Wie bewerten Sie die Mischung aus theoretischem Input und Einbeziehung von Praxisbeispielen? (n=56) 1,8% (1)

39,3% (22)

33,9% (19)

21,4% (12)

3,6% (2)

sehr gut

gut

teils/teils

bedingt

gar nicht gut

x = 2,86 / s = 0,90

Waren Sie mit der Organisation zufrieden? (n=57) 45,6% (26)

42,1% (24)

8,8% (5)

3,5% (2)

./.

sehr zufrieden

zufrieden

teils/teils

bedingt

gar nicht zufrieden

x = 1,70 / s = 0,78

18,2% (10)

weiblich

3,6% (2)

männlich

Für weitere Anmerkungen und Anregungen sind wir Ihnen dankbar: (n=57) 57,9% (33)

Keine Nennung

42,1% (24)

Nennung: (Auswahl) • Die Statements in den Workshops etwas kürzer, dafür ausführliche Diskussion ermöglichen; d.h. Anregungen aus dem Teilnehmerkreis ermöglichen. • In Workshop gab es zu viel Input (3 Vorträge!) und es blieb kaum Zeit zum Austausch • Impuls-Dozenten von Universitäten sind für eine solche Veranstaltung prestigeträchtig, aber für das praxisorientierte Auditorium als Vortrag vorwiegend in der Wissenschaftssprache Englisch oft anstrengend

• mehr Praxisbeispiele in den Workshops • Der Moderator labert zu viel / nimmt bei der Podiumsdiskussion den Podiumsteilnehmern die Zeit weg. • Ich hätte mir gewünscht mit „Bewegung“ ganzheitlich das Thema der Tagung begleitet zu haben. Mir hat nach der langen Sitzerei der Rücken weh getan • Zeitplanung f. Workshops zu eng • mehr konkrete Lösungsvorschläge entwickeln

2 Es kommt gelegentlich zu Abweichungen bei den Summenwerten der relativen Häufigkeiten, da die Werte auf eine Stelle hinter dem Komma gerundet wurden. 3 Fragebogen modifiziert nach: Altgeld, Th. u.a. (2000) Qualitätsmanagement in ­gesundheitsfördernden Einrichtung. Bonn