Erfahrungsbericht vom Auslandssemester in Bloemfontein Juli bis Dezember 2010

Bloemfontein, 30. März 2011 Erfahrungsbericht vom Auslandssemester in Bloemfontein Juli bis Dezember 2010 I. Motivation Im Masterstudiengang BWL d...
Author: Günther Beck
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Bloemfontein, 30. März 2011

Erfahrungsbericht vom Auslandssemester in Bloemfontein Juli bis Dezember 2010

I.

Motivation

Im Masterstudiengang BWL der Universität Bremen bietet es sich insbesondere im dritten Semester an, ein Auslandssemester zu absolvieren. Daher wollte ich diese Chance nutzen, um was Neues zu erleben, die Welt kennenzulernen und mit den verschiedensten Menschen zusammenzuleben und zu studieren. Da ich mich zudem sehr für andere Kulturen, Sitten und Lebensgewohnheiten interessiere, zog es mich für ein Auslandssemester über die europäische Grenze hinaus ins ferne Südafrika. II.

Vorbereitungen

Insgesamt verläuft der Vorbereitungsprozess für ein Auslandssemester an der UFS recht unkompliziert, jedoch sollte man rechtzeitig, circa ein halbes Jahr, vorher beginnen. Aufgrund des bestehenden Austauschprogramms zwischen dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen und der Faculty of Economic and Management Science der University of the Free State (UFS) werden jedes Semester bis zu sechs Austauschplätze für Bremer Studenten zur Verfügung gestellt. Auf diese bewirbt man sich beim Büro für Praxis und Internationales des FB 7 bei Frau Maren Hartstock mit einer schriftlichen Bewerbung. Anschließend erfolgt noch ein persönliches Auswahlgespräch. Nähere Informationen zum Bewerbungsprozess gibt es unter http://www.wiwi.uni-bremen.de/international/out_partner.htm. Beachtet, dass sowohl für das Wintersemester als auch für das Sommersemester der Bewerbungsschluss der 15.Februar eines Jahres ist! Nach Annahme zum Austausch wird man von Mrs. Erica du Preez, die Verantwortliche für die Austauschstudierende von der UFS kontaktiert, die einem weitere Formulare und Unterlagen wie ‚Proof of residence‘ zukommen lässt bzw. einfordert. Sie hilft auch bei all euren Fragen und Anliegen vor und während eures Aufenthalts mit unglaublichem Engagement, Freundlichkeit und Kompetenz weiter. Außerdem muss man einen Antrag für ein ‚Study Permit‘ bei der südafrikanischen Botschaft in Berlin stellen, um sein Visum zu bekommen (http://www.suedafrika.org/). Da diverse Unterlagen benötigt werden, die man teilweise von anderen Institutionen einfordern muss, sollte man rechtzeitig mit diesem beginnen. 1

Ebenso sollte man möglichst schon mindestens ein viertel Jahr vor Abflug seinen Hausarzt aufsuchen, um die notwendigen (und sehr zahlreichen) Impfungen zu erhalten. Diese müssen teilweise nach einigen Wochen wiederholt werden, um vollen Impfschutz, z.B. gegen Hepatitis zu gewährleisten. Bei Reisen in malariabedrohte Gebiete wie in den Norden Südafrikas (z.B. in den Krüger Park) oder nach Mozambique sind Vorkehrungen gegen Malaria zu treffen. Daher sollte man entweder schon zu Hause oder direkt vor Ort einen Arzt aufsuchen, um sich Malariatabletten zu besorgen. Zu empfehlen ist das Mittel Malarone, welches man 12 Tage vor Einreise in das Gebiet und bis 7 Tage nach dem Verlassen einnehmen muss. Die südafrikanischen und deutschen Preise sind vergleichbar. III.

Studium an der University of the Free State

Kurswahl Die Wahl der Kurse sollte man vorher mit der Universität Bremen absprechen und sich durch ein „learning agreement“ bestätigen lassen, damit später keine Anrechnungsprobleme entstehen. Informationen zu den angebotenen Kursen erhält man von Mrs. Erica du Preez oder auf der Homepage der UFS unter Academic Programmes (http://www.ufs.ac.za/). Die Kursnamen bestehen aus drei Zahlen. Die erste Zahl gibt das Studienjahr an (1,2 und 3 stehen für Undergraduate Kurse, 6 steht für Postgraduate Kurse). Die zweite Zahl weist auf den Semester Term, in dem der Kurs angeboten wird, hin. Eine 1 oder 3 bedeutet, dass der Kurs im First term (Februar bis Juni) und eine 2 bedeutet, dass der Kurs im Second term (Juli bis Dezember) angeboten wird. Bei einer 0 geht der Kurs über zwei Semester. Die dritte Zahl ist für die Kurswahl belanglos. Darüberhinaus werden 16 SA Credit Point Kurse (2 Std. wöchentlich) und 8 SA Credit Point Kurse (1 Std. wöchentlich) angeboten. Vorlesungen Ich habe sowohl Undergraduate als auch Postgraduate Kurse besucht. In Undergraduate Kursen sitzt man oft mit mehr als 100 Studenten in einem Vorlesungssaal. Man schreibt in der Regel zwei Semestertests plus ein Final Exam am Ende des Semesters, hinzukommen Individual und/oder Group Assignments (Hausarbeiten), die man während des Semesters zu bearbeiten hat. In den Postgraduate Kursen ist die Anzahl der Studenten deutlich kleiner (2030 Studenten) und die Vorlesungen zeichnen sich durch eine persönliche Atmosphäre aus. Während des Semesters hat man Individual und Group Assignments in Form von Hausarbeiten oder Präsentationen einzureichen und am Ende des Semesters schreibt man eine schriftliche Klausur (Final Exam).

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Die Endnote eines Kurses setzt sich aus der Semesternote (insb. Assignments, teilw. auch Tests, mündliche Note) und der Note des Final Exams zusammen. Auch wenn sich dies zunächst nach einem hohen Arbeitsaufwand anhört, so ist dieser bei konstantem Studieren gut zu bewältigen, sodass einem genügend Zeit zum Reisen und Land und Leute kennenlernen bleibt. Die Vorlesungen sind grundsätzlich etwas praxisorientierter und interaktiver als an der Universität Bremen. Selbst in den vollen Undergraduate Kursen werden gerne mal kleinere Gruppenarbeiten während der Vorlesung durchgeführt. Alle Professoren sind zudem sehr nett und helfen bei Fragen jederzeit gerne weiter. Nicht selten habe ich von ihnen auch den Satz gehört: „You must enjoy!“. Unterkunft und Campusleben Bezüglich der Unterkunft, kann man entweder im JBM Annex On-Campus in einem Apartment oder in einem Haus Off-Campus wohnen. Bei beiden Wohnvarianten hat man ein eigenes Zimmer mit Internetanschluss und teilt sich Küche und Bad mit den anderen internationalen Studenten. Das Haus besitzt zudem ein gemeinsames Wohnzimmer (mit einem Fernseher der DStv überträgt, sodass auch deutsche Bundesligaspiele angeschaut werden konnten), Pool und einen größeren Garten, jedoch ist man aufgrund der Entfernung zum Campus, Malls etc. auf ein Auto angewiesen. Ich habe mich für das JBM entschieden, da zum einen die Miete günstiger ist und zum anderen man selbst etwas unabhängiger ist. Die UniGebäude, der kleine Supermarkt, die Fast Food Restaurants, Cafés auf dem Campus sind alle innerhalb weniger Minuten zu Fuß erreichbar. Auch befinden sich ein Schwimmbad und ein Sportstadion für den sportlichen Ausgleich direkt neben dem JBM Gebäude. Der kleinere aber feine Garten des JBMs eignet sich zudem hervorragend für unvergessliche BraaiAbende (traditionelles südafrikanisches Grillen), sowie Kaffee- und Plauderpausen mit seinen Mitbewohnern zwischendurch. Jedoch selbst, wenn man im JBM wohnt, ist der Kauf eines Autos zusammen mit ein paar Leuten sehr zu empfehlen, da es kein wirkliches öffentliches Nahverkehrssystem in Südafrika gibt. Taxifahrten sind zwar im Vergleich zu deutschen Taxipreisen recht günstig (4 EUR pro Fahrt), aber keine wirkliche Alternative, da man auf ein Auto im südafrikanischen Alltag (für Lebensmitteleinkäufe, Besuche bei Freunden oder der Malls), Spontanaktivitäten oder für Reisen einfach angewiesen ist. Zudem sollte man im Dunkeln nicht alleine zu Fuß unterwegs sein. Ich selbst habe mir ein Auto mit fünf Mitbewohnern geteilt und kann aus Erfahrung sagen, dass die Vorzüge des eigenen Autos die damit verbundenen Kosten übertreffen.

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Allerdings muss man anmerken, dass Gebrauchtwagen in Südafrika erheblich teurer als in Deutschland sind. Die Freizeit lässt sich auf dem Campus und in Bloemfontein abwechslungsreich gestalten. In unmittelbarer Nähe des JBMs befinden sich nicht nur Sportstadion und Schwimmbad, sondern auch eine Tennis- und Basketballanlage, sowie ein gut ausgestattetes Fitnessstudio. Mir entgegengekommen ist, dass man bei dem Fitnessstudio auf dem Campus keinen Vertrag schließt, sondern pro Besuch einfach 10 Rand zahlt. Außerhalb des Campus gibt es zwei große Shopping Malls (Mimosa Mall und Waterfront) mit zahlreichen Geschäften, Restaurants, Cafés, Bars und Kinos. Auf jeden Fall sollte man sich auch ein Besuch eines Rugby-Match von den „Cheethas“ im Free State Stadium, ein Fußballspiel von Bloemfontein Celtic und ein Cricket-Match nicht entgehen lassen. Desweiteren sollte man einen Ausflug zum „Naval Hill“ im Frankling Nature Reserve unternehmen, auf dem man mit etwas Glück frei lebende Giraffen, Strauße und Bullen beobachten kann. Nehmt euch ein paar Quarts Bier mit, genießt den schönen Ausblick über die Stadt und schaut euch den Sonnenuntergang an! Sehr lohnenswert ist auch ein Besuch auf der „Cheetah Experience“-Farm, auf der man Geparden, Löwen und Leoparden von sehr Nahem sehen und teilweise streicheln darf und mit kleinen Löwenbabys knuddeln darf. Mir sehr gut gefallen hat auch die Oliewenhuis Art Gallery, in der man eine der besten Sammlungen südafrikanischer Kunst findet. Zudem gibt es in Bloemfontein noch Museen, einen Zoo und den Botanical Garden. Das Nachtleben Bloemfonteins findet hauptsächlich auf der 2nd Avenue statt, wobei insbesondere die Bars/Clubs Mystic Bur, Barbas und Cubana zum Ausgehen und Feiern einladen. Viel Spaß bereitet einem auch ein Besuch des Windmill Casinos und Entertainment Centre, wo man unter anderem Bowlen und Billiard spielen kann oder beim Black Jack, Poker, Roulette sein Geld versuchen zu vermehren kann. An dieser Stelle sei anzumerken, dass während Feiern und Essen gehen in Südafrika deutlich günstiger als in Deutschland ist, so sind die Preise für Lebensmittel mit den Deutschen vergleichbar bzw. sogar teilweise teurer. IV.

Reisen im Gastland

Während seines Auslandsaufenthalts in Südafrika sollte man sich unbedingt die Zeit zum Reisen nehmen, um die natürliche und kulturelle Vielfalt des Landes und seine einzigartige Schönheit zu entdecken. Wir haben sowohl diverse (lange) Wochenenden, die „Spring Break“-Ferien und die Zeit nach den Klausuren genutzt, um zu reisen.

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So bieten sich an den Wochenenden Ausflüge nach Johannesburg, Durban und Lesotho an. Zudem hatte ich die Möglichkeit, einen Wochenend-Trip zum Wandern und Klettern in die Drakensberge mit einer Gruppe von Südafrikanern zu unternehmen. Ich kann jedem nur empfehlen, jede Einladung von Einheimischen, sei es zum Braai oder der Besuch einer Farm, anzunehmen. So könnt ihr Land und Leute am besten kennenlernen, die verschiedenen Kulturen innerhalb Südafrikas erfahren und einfach Südafrika pur erleben! Während Spring Break (April/Mai) sind wir zunächst für zwei Tage in den Krüger National Park gefahren, um die „Big Five“ in freier Wildbahn zu beobachten. Danach sich wir durch Swaziland weiter nach Mosambik (Maputo und Tofo) gereist. Dabei haben wir unser Auto am Hostel in Swaziland stehen gelassen und sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Minibus/Minitaxi) weitergereist. Obwohl bei der Reise durch Mosambik deutlich spürbar wird, dass es eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt ist, war die Reise eine wertvolle Erfahrung und ein wahres Abenteuer. Zudem konnte man merken, wie entwickelt Südafrika im Gegensatz zu Mosambik doch ist, obwohl selbst Südafrika noch mit vielen schweren Problemen zu kämpfen hat. Nach den Final Exams in Dezember erkundigten wir dann noch drei Wochen lang die Südküste Südafrikas entlang der Garden Route. So sind wir mit Übernachtungsstops in Port Alfred (Klenemonde), Port Elisabeth, Jeffrey’s Bay, Stormsriver im Tsitsikamma National Park, Knysna, Oudtshoorn, Mosselbay, Hermanus und Fishhoek bis nach Kapstadt gefahren. Bei dieser Tour zeigte sich uns Südafrika nochmal in all seiner Einzigartigkeit: wunderbare weiße Strände, kristallblaues Wasser, Kliffs und grüne Landschaften; und immer wieder durften wir die unglaubliche Gastfreundschaft der Einheimischen erfahren. V.

Fazit

Ich würde mich jederzeit wieder für ein Auslandssemester in Bloemfontein, Südafrika, bewerben und kann jedem nur empfehlen, das Angebot in diesem faszinierenden Land voller Kontraste zu studieren, wahrzunehmen. Sowohl meine Erwartungen an das Studium wurden erfüllt als auch persönlich konnte ich durch die kulturellen Unterschiede meinen Horizont enorm erweitern. Noch nie zuvor habe ich Reichtum und Armut so dicht beieinander gesehen. Ich durfte wertvolle Erfahrungen sammeln, Menschen aus den verschiedensten Ländern kennenlernen und neue Freunde gewinnen. Für mich war/ist die Zeit in Südafrika ein großartiges Erlebnis, die ich nicht missen möchte, und die ich dank der sehr guten Kooperation der Universität Bremen mit der UFS noch eine Weile genießen darf. 5

Hier noch ein paar Fotos! Blick auf Bloemfontein vom Naval Hill

Blick auf Kapstadt

Drakensberge

Drakensberge

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