Herausgeber: Andreas Blank, Hans Hahn, Helge Meyer Autoren:

Heinz Hagel, Hans Hahn, Claudia Kauenberg, Jörn Menne, Helge Meyer, Udo Müller-Stefer, Ingo Schaub, Christian Schmidt

Ausbildung im Einzelhandel Warenbezogene Prozesse

1. Auflage

Bestellnummer 20550

Bildungsverlag EINS

Bildquellenverzeichnis Barcodat GmbH, Dornstetten Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, München Benetton Group Spa, Ponzano, Treviso, Italien Behrla/Nöhrbaß GbR, Foto Stephan BilderBox, Thening, Österreich Bömken & Höhndorf GbR, Meerbusch Coop, Basel Digital Grafik, Bad Homburg v. d. Höhe dm-drogerie markt GmbH &Co. KG, Karlsruhe Erich Schmidt Verlag GmbH & Co., Berlin FGL – Fördergemeinschaft Gutes Licht, Frankfurt a. M. Globus Infografik GmbH, Hamburg Heinrich Klar GmbH & Co. KG, Wuppertal Ihr Platz GmbH & Co. KG, Osnabrück Intermec Technologies GmbH, Düsseldorf Kaufhof Warenhaus AG, Köln Metro AG, Düsseldorf MEV Verlag, Augsburg Nova Development Corporation, Calabasas, USA Oliver Heidrich, Köln PixelQuelle.de, München REWE-Zentral-Aktiengesellschaft, Köln Rossmann Online GmbH, Burgwedel Siemens AG, München Steffie Becker, Bonn Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG, Mühlheim a. d. R. Mit freundlicher Unterstützung der Karstadt-Filiale Köln-Porz, der expert Bielinsky-Filiale Troisdorf, des REWE-Marktes Kolmitz GmbH Neunkirchen und des Porzer Sportladen Lifestyle GmbH Köln. Leider konnten wir nicht zu allen Abbildungen die Inhaber der Rechte ermitteln. Sollte jemand betroffen sein, so bitten wir ihn sich zu melden.

www.bildungsverlag1.de Gehlen, Kieser und Stam sind unter dem Dach des Bildungsverlages EINS zusammengeführt. Bildungsverlag EINS Sieglarer Straße 2, 53842 Troisdorf ISBN 3-427-20550-9 © Copyright 2005: Bildungsverlag EINS GmbH, Troisdorf Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.

3

Vorwort Dieses Buch erfüllt die Anforderungen der Ausbildungsordnung des lernfeldorientierten Rahmenlehrplans für den Ausbildungsberuf „Verkäufer/Verkäuferin und Kaufmann/ Kauffrau im Einzelhandel“. Die Gliederung der Inhalte orientiert sich an den Richtlinien des Rahmenlehrplans, der die zu vermittelnden Kompetenzen und die Inhalte einzelnen Lernfeldern zuordnet. Die Lernfelder sind didaktisch reduzierte Handlungsfelder der betrieblichen Praxis und durch spezifische Zielformulierungen beschriebene thematische Einheiten. Sie orientieren sich an konkreten beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsabläufen, die mit dem Berufsbild umschrieben sind. Um den Auszubildenden der verschiedenen Branchen die Lerninhalte zu veranschaulichen und wegen der Verschiedenheit der Ausbildungsbetriebe, werden bei der Erarbeitung einzelner Lernfelder drei unterschiedliche Modellunternehmen mit je einem Ausbildenden zugrunde gelegt: ● Center Warenhaus GmbH mit der Auszubildenden Sabine Freund ● Mars Elektrofachmarkt e. K. mit dem Auszubildenden Mehmet Aydin ● Schlegel Lebensmitteldiscount KG mit der Auszubildenden Kerstin Dahm Im Vergleich mit diesen Modellunternehmen erkennen die Auszubildenden die Besonderheiten ihres Ausbildungsbetriebes. In diesem Buch „Ausbildung im Einzelhandel, Warenbezogene Prozesse“ sind folgende berufsspezifischen Lernfelder zusammengefasst: Lernfeld 4: Waren präsentieren Lernfeld 5: Werben und den Verkauf fördern Lernfeld 6: Waren beschaffen Lernfeld 7: Waren annehmen, lagern und pflegen Die Kapitel innerhalb der Lernfelder sind in sachlogisch strukturierte Unterrichtseinheiten gegliedert. Jede Unterrichtseinheit ist folgendermaßen aufgebaut: 1. Handlungssituation, 2. Sachinhalt, 3. Zusammenfassung, 4. Aufgaben Jede Unterrichtseinheit (= Gliederungspunkt im Buch) wird mit einer unternehmenstypischen Handlungssituation eingeleitet. Über Arbeitsaufträge werden die Schüler zur eigenständigen Lösung der darin erkennbaren Problematik aufgefordert. Betriebliche Probleme werden an Beispielen mit Lösungen veranschaulicht, Zusammenhänge in Schaubildern schematisiert, Lösungswege und wichtige Merkstoffe jeweils aus dem schülergemäßen Text hervorgehoben sowie in einer Zusammenfassung als Grundlage der Übung und Wiederholung strukturiert dargestellt. Zu jedem Lernfeld werden Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und Umfang, einerseits zur Sicherung und Anwendung betriebswirtschaftlicher Begriffe, Definitionen und Abläufe, andererseits zur Auswertung und entscheidungs- und handlungsorientierten Durchdringung der Ergebnisse gestellt. Jedes der Lernfelder wird mit fallbezogenen Wiederholungs- und prüfungsvorbereitenden Aufgaben abgeschlossen.

4

Vorwort

Verweise zu anderen Lernfeldern, bei denen die zu bearbeiteten Inhalte ebenfalls behandelt werden, sind an den entsprechenden Stellen mit der Unterlegung des Begriffes und einem Verweis auf das jeweilige Lernfeld gekennzeichnet. Die dem Buch beiliegende CD-ROM enthält ein Warenwirtschaftsprogramm inklusive integriertem Datenkranz eines Modellunternehmens, ausführliche Beschreibungen zur Arbeit mit diesem Programm anhand von Lernsituationen, um ein selbstständiges Arbeiten mit diesem Programm zu ermöglichen, und Belegmasken der Modellunternehmen. Im Materialienband sind alle Aufgaben ausführlich gelöst. Ferner werden zu jedem Lernfeld handlungsorientierte Unterrichtsskizzen vorgestellt. Darüber hinaus sind zahlreiche Kopiervorlagen enthalten, die die Arbeit der Lehrer und Schüler im Unterricht unterstützen. Unter der Internetadresse www.modellunternehmen-rheinpark.de ist ein virtuelles Modellunternehmen in Vorbereitung, in dem den Schülern die Geschäftsprozesse im Einzelhandel per Mouse-Klick näher gebracht werden. Der Online-Service ist vielseitig einsetzbar und bietet Schülern u. a. praxisorientierte Aufgaben mit Bezug zu den Modellunternehmen und Lehrern in einem separaten Bereich komplette Unterrichtseinheiten. Die Verfasser

5

Inhaltsverzeichnis Bildquellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

LERNFELD 4:

Waren präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

27

1 Die Grundsätze der Warenplatzierung und -präsentation beachten . . . .

27

2 Das Geschäft verkaufsfördernd gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

35 35 43

2.1 Das Äußere des Geschäftes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Das Innere des Geschäftes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 Kundengerecht und verkaufswirksam platzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Visual Merchandising . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Platzierung im Verkaufsraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Platzierung in Warenträgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verkaufsfördernde Sonderplatzierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erlebnisorientierte Präsentationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Warenpräsentation für alle Sinne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

49 49 51 58 69 72 75

4 Ein Konzept für die Warenpräsentation entwickeln und vorstellen . . . . .

78

LERNFELD 5:

Werben und den Verkauf fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

1 Werbung als Teil der Marketingarbeit eines Einzelhandelsunternehmens einsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6

2 Marktforschung als Grundlage der Werbung berücksichtigen . . . . . . . . . 100 3 Ziele, Grundsätze, Arten und Gestaltung der Werbung unterscheiden . . 105 4 Werbemittel und Werbeträger einsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5 Werbeplan erstellen, Werbeetat und Werbeerfolg ermitteln . . . . . . . . . . 117 6 Ladengestaltung, Konditionen- und Kundendienstpolitik, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit als Ergänzung der Werbung einsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 7 Die Verpackung der Ware auswählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 8 Warenzustellung im Einzelhandel als Serviceleistung einbeziehen . . . . . 136 9 Gesetzliche Vorschriften, Grenzen und Verhaltensregeln der Werbung berücksichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 LERNFELD 6

Waren beschaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

1 Beschaffungsprozesse planen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 1.1 Aufgaben und Ziele des Beschaffungsprozesses und Organisation der Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

6

Inhaltsverzeichnis

1.2 Sortimentspolitik als Grundlage des Beschaffungsprozesses . . . . . . . . . . . . . 161 1.3 Mengen-, Zeit-, Preisplanung und Beschaffungsstrategien . . . . . . . . . . . . . . 170 1.4 Bezugsquellenermittlung und Kooperationsformen im Einkauf . . . . . . . . . . 179

2 Beschaffungsprozesse steuern und durchführen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 2.1 2.2 2.3 2.4

Anfrage, Angebot und Verhandlungstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inhalte des Angebots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angebotsvergleich und Bestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bezugskalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Einfache Bezugskalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Zusammengesetzte Bezugskalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Besondere Arten des Kaufvertrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

LERNFELD 7

186 194 205 214 214 223 227

Waren annehmen, lagern und pflegen . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

1 Aufgaben bei der Warenannahme wahrnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 2 Störungen bei der Erfüllung des Kaufvertrages abwickeln . . . . . . . . . . . . 243 2.1 Die Schlechtleistung (mangelhafte Lieferung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 2.2 Die Nicht-Rechtzeitig-Lieferung (Lieferungsverzug) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

3 Waren lagern und pflegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5

Aufgaben eines Lagers und Lagerarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lagergrundsätze, Sicherheit und Umweltschutz im Lager . . . . . . . . . . . . . . . Lagerorganisation und Arbeitsabläufe im Lager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Risiken der Lagerhaltung und Lagerkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Computergestützte(r) Wareneingang, Lagerplatzverwaltung, Lagerbestandsführung und Warenausgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Ermittlung von Beständen und Auswertung von Lagerkennzahlen . . . . . . . 3.6.1 Inventur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.2 Inventar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.3 Lagerbestandskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.4 Lagerbewegungskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

257 261 268 273 277 282 282 291 300 304

Verzeichnis der Gesetzesabkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317

Waren lagern und pflegen

3

Waren lagern und pflegen

3.1

Aufgaben eines Lagers und Lagerarten Im Mars Elektrofachmarkt e. K. wurde ein größerer Teil des Vorratslagers zu einer Cafeteria für Kunden ausgebaut. Viele Kunden finden es angenehm, beim Einkauf eine kleine Erfrischung zu sich nehmen zu können. Die Umsätze nehmen zunächst sichtbar zu. Frau Mars freut sich, denn ihre Konkurrenz bietet keinen solchen Service. Nach etwa einem halben Jahr gehen aber die Umsätze deutlich zurück und sinken noch unter den Stand vor dem Umbau. Die Verkäufer beklagen, dass sie viele Kunden nicht bedienen können, weil Waren nicht vorrätig sind.

ARBEITSAUFTRÄGE ◆ Erläutern Sie mögliche Ursachen für den Umsatzrückgang. ◆ Beschreiben Sie die Aufgaben eines Lagers und die verschiedenen Lagerarten.

● Aufgaben eines Lagers Ein Einzelhändler will mit seiner Lagerhaltung zwei Ziele erreichen: ● Er muss seinen Kunden die gewünschten Waren möglichst schnell und in ausreichender Menge liefern können. ● Er muss bei der Lagerhaltung die Lagerhaltungskosten möglichst gering halten. Ein Einzelhändler kann auf ein Vorratslager in der Regel nicht verzichten, denn er weiß niemals genau, welche Waren in welcher Menge seine Kunden nachfragen. Seine Lieferanten bringen die Waren nicht mehrmals täglich in genau der Menge, Ausführung und Art, in der sie nachgefragt werden. Das Lager in einem Einzelhandelsunternehmen gleicht also Unterschiede zwischen Warenbeschaffung und Warenverkauf aus. Dabei erfüllt es verschiedene Aufgaben: Sicherung der Verkaufsbereitschaft: Die Lagerhaltung sichert dem Einzelhändler einen gleichmäßigen und kundengerechten Warenverkauf, wenn die Lieferung der Ware Schwankungen oder Verzögerungen ausgesetzt ist, z. B. durch Ernten, lange Liefer- und Produktionszeiten, Streiks, Verkehrsstörungen usw. Schwankungen des Verkaufs und der Beschaffung von Waren können aus modischen oder saisonbedingten Gründen auftreten. Beispiel Modische Sommertextilien werden von der Center Warenhaus GmbH bereits im Herbst des Vorjahres bestellt. Sie werden meist am Anfang des Jahres geliefert und können bereits im Frühjahr angeboten werden, wenn die Nachfrage einsetzt.

Ferner ist der Einzelhändler bei einigen Artikeln verpflichtet (z. T. durch Vertrag mit dem Lieferer), einen bestimmten Vorrat bereitzuhalten, um Ersatz- und Verbrauchsteile anbieten zu können. Beispiele Im Elektrohandel Batterien, Staubsaugertüten, Kabel; im Fotohandel Filme, Speichermedien (SD-Karten)

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Ausnutzung von Preisvorteilen: Häufig gewähren Lieferer dem Einzelhändler Mengenrabatte, wenn größere Mengen bestellt werden. Außerdem können sich die Bezugskosten (Transport usw.) je Stück/Gewichtseinheit verringern. Beispiel Der Mars Elektrofachmarkt e. K. verkauft täglich rund 20 Glühbirnen zu 60 Watt. Der Elektrofachmarkt kann sie zu folgenden Bedingungen einkaufen: Bis 16 Stück 0,34 EUR, bis 128 Stück 0,33 EUR, bis 256 Stück 0,32 EUR, größere Mengen 0,31 EUR, ab 256 Stück erfolgt die Lieferung frei Haus, für kleinere Mengen werden je Lieferung 6,00 EUR Versandkosten berechnet.

Umformung, Veredelung: Im Lager eines Einzelhändlers wird die Ware häufig erst verkaufsfähig gemacht. Hier wird umgepackt, sortiert, gemischt usw. Außerdem wird die Ware für den Kunden in bedarfsgerechte Mengen portioniert (Umformung). Einige Waren benötigen eine bestimmte Reifezeit, um in den Verkauf zu kommen. Die Reifung erfolgt im Lager (Veredelung). Beispiele – Die Frischfleischabteilung der Center Warenhaus GmbH erhält am Donnerstag u. a. 45 Schweinehälften, hieraus müssen kundengerechte Portionen erstellt werden. – Im Lebensmittelhandel wird durch die Lagerung die Qualität der Ware verbessert, insbesondere Wein, Käse, Obst (Warenmanipulation).

Zeitliche Überbrückung: Zwischen der Produktion der Waren beim Hersteller und dem Kauf dieser Waren durch den Kunden liegt in der Regel eine zeitliche Differenz. Diese Zeitspanne muss überbrückt werden. Beispiel Lautsprecherkabel aus Kupfer werden vom Hersteller aufgrund stark schwankender Kupferpreise zu stark schwankenden Preisen angeboten. Der Mars Elektrofachmarkt e. K. kauft größere Mengen bei niedrigen Herstellerpreisen ein.

● Lagerarten Im Einzelhandel gibt es verschiedene Lagerarten. Sie unterscheiden sich nach Branche, Größe, Betriebs-, Vertriebs- und Verkaufsform. Die Lagerarten können hinsichtlich der gelagerten Güter in Warenlager (für die Verkaufswaren) und Zusatzlager (für Verpackung usw.) eingeteilt werden.

° Warenlager Verkaufslager: Hier wird der Verkaufsraum gleichzeitig als Vorratslager genutzt. Die Waren werden nach kundengerechten Gesichtspunkten präsentiert und werbewirksam ausgestellt. Insbesondere bei der Selbstbedienung und im Vorwahlsystem wird den Kunden dadurch ein unmittelbarer Kontakt zur Ware ermöglicht. Gleichzeitig wird eine große Menge von Waren verkaufsbereit gehalten. Beim Verkaufslager ist es erforderlich, dass Verpackungsmaterial sofort nach der Warenlieferung entfernt und die Ware in die Regale, Ständer usw. eingeräumt wird. Im Verkaufsraum werden oft auch alle Lagerarbeiten erledigt (Warenannahme, -prüfung, -auszeichnung usw.).

Verkaufslager

Die Einrichtung und Dekoration ist je nach Betriebsform aufwendig gestaltet oder einfacher gehalten. Sie soll insbesondere in Geschäften mit einer höherwertigen Ausstattung den Kunden zum Kauf anregen.

Waren lagern und pflegen

Reservelager: Das Reservelager dient dem schnellen Auffüllen der Bestände im Verkaufsraum. Häufig befindet es sich unmittelbar neben dem Verkaufsraum, um Transportwege und -zeiten zu sparen. Hier wird auch die Warenannahme abgewickelt, die Ware ausgepackt, ausgezeichnet usw. Die Kunden haben zum Reservelager keinen Zutritt. Große Einzelhandelsunternehmen mit mehreren Filialen (Warenhäuser, Supermarktketten) haben neben ihrem meist kleinen Reservelager in der Nähe der Verkaufsräume noch großflächige Außenlager, die aus Kostengründen in verkehrsgünstigen Stadtrandlagen angelegt werden. Hier lagern oft Waren für mehrere Filialen. Die Filialen fordern vom Außenlager die Waren an und halten nur kleine Bestände Außenlager im eigenen Reservelager. Die Außenlager sind häufig Zentrallager (vgl. unten), von denen die Filialen eines Gebietes beliefert werden. Die Lieferanten bringen die Waren zum Zentrallager, wo sie dann umgepackt werden und an die einzelnen Filialen in den angeforderten Mengen versandt werden.

° Zusatzlager Neben dem Reservelager benötigen einige Einzelhandelsunternehmen noch besondere Räume und Flächen für die Lagerung von Verpackungsmaterial, das bei der Warenanlieferung anfällt und nicht sofort entsorgt werden kann, z. B. Lager für Euro-Paletten, Kisten, Kartons u. Ä. Ebenso muss das Verpackungsmaterial, das Kunden beim Einkauf zurücklassen oder zurückbringen, bis zur Entsorgung gelagert werden. Lebensmittelbetriebe mit Mehrwegflaschen für Getränke benötigen darüber hinaus noch Stellflächen für das Leergut. Darüber hinaus benötigt jeder Einzelhändler Lagerfläche für Warenträger (Ständer, Gondeln), für Displays, Werbematerial, Dekorationen sowie für Verpackungsmaterial (Tragetaschen, Tüten usw.).

° Zentrale und dezentrale Lager Bei der zentralen Lagerung werden alle Waren an einem betriebszentral gelegenen Ort untergebracht (typisch für Klein- und Mittelbetriebe). Bei der dezentralen Lagerung wird der gesamte Warenbestand auf mehrere Lager verteilt. Aufgrund der Beschaffenheit von Waren oder aufgrund gesetzlicher Vorschriften ist häufig eine Trennung der Waren erforderlich. Beispiele – Lagerung im Freien von Bauholz, Sand usw. – Lagerung in Speziallagern von brennbaren oder explosiven Stoffen.

Vorteile der zentralen Lagerung

Vorteile der dezentralen Lagerung

– gute Übersicht über alle Lagergüter – einfachere Verwaltung und bessere Kontrolle – geringere Raumkosten durch bessere Nutzung des Lagerraums – niedrigere Personalkosten – geringere Lagermengen, da Mindestbestand nur einmal vorhanden ist

– kürzere Transportwege bei der Wareneinund auslagerung – schnellere Warenausgabe – Einsatz von besonders ausgebildetem Fachpersonal für gefährliche Materialien (Chemiekalien, explosive Stoffe) – größere räumliche Nähe zu den Verkaufsstellen

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° Eigen- und Fremdlager Einige Einzelhandelsunternehmen benötigen nur kurzfristig ein größeres Reservelager. Sie können bei Bedarf geeignete Lagerfläche anmieten. Man nennt solche Lager Fremdlager, im Gegensatz zu den Eigenlagern. Fremdlager sind zweckmäßig, wenn die eigene Lagerkapazität nicht ausreicht oder Waren bis zur Schaffung eigener Lagerräume zwischengelagert werden müssen.

Aufgaben eines Lagers und Lagerarten ● Ein Lager ist der Ort, an dem Ware auf Vorrat aufbewahrt wird, es hat folgende Aufgaben: – Ausnutzung von Preis- und Kostenvorteilen – Sicherung der Verkaufsbereitschaft bei Lieferstörungen – Umformung (bedarfsgerechte Verkaufsmengen, -packungen) – Veredlung (Reifezeit bei Lebensmitteln) – zeitliche Überbrückung

Lagerarten ● Warenlager: Waren werden für den Verkauf gelagert. – Verkaufslager: Waren werden im Verkaufsraum gelagert. – Reservelager: Zusätzliches Lager zum Auffüllen des Verkaufslagers. ● Zusatzlager: Lager für Verpackung, Dekorationen, Leergut usw. ● Zentrallager: Waren werden an einem Ort gelagert. ● Dezentrale Lager: Warenbestand wird auf mehrere Lager verteilt. ● Eigenlager: Lager gehört dem Einzelhändler. ● Fremdlager: Lagerraum ist angemietet (z. T. nur kurzfristig).

1. Erläutern Sie die Aufgaben des Lagers in Ihrem Ausbildungsbetrieb. 2. Nennen Sie Beispiele, bei denen ein Lager es ermöglicht, Preis- und Kostenvorteile bei der Warenbeschaffung auszunutzen. 3. Überprüfen Sie, warum einige Einzelhändler trotz hoher Mengenrabatte und ausreichender Lagerfläche kleinere Bestellmengen bevorzugen. Beantworten Sie die Frage für ein Lebensmittelgeschäft und ein Bekleidungsgeschäft. 4. Erklären Sie die Unterschiede zwischen a) Verkaufs- und Reservelager, b) Eigen- und Fremdlager. 5. Das Sportfachgeschäft „Sporting“ in der City einer Großstadt möchte ein Außenlager errichten. Erläutern Sie einige Gründe, die für diese Entscheidung vorliegen können. 6. Erklären Sie, was man unter einem Zentrallager versteht. 7. Beschreiben Sie die Lagerarten in Ihrem Ausbildungsbetrieb.

Waren lagern und pflegen

3.2

Lagergrundsätze, Sicherheit und Umweltschutz im Lager Daniela Mars betreibt den Mars Elektrofachmarkt e. K. im Einkaufszentrum Rheinpark Köln. Sie plant eine Zweigstelle in der Nachbarstadt Bonn zu errichten. Diese soll selbstständig von ihrem Sohn geleitet werden. Für die Filiale wird ein Neubau erforderlich. Zu diesem Zweck findet eine Besprechung mit dem Architekten Herrn Heuber statt, an der auch der Auszubildende Mehmet Aydin teilnehmen darf. Herr Heuber fragt Frau Mars: „Frau Mars, welche Anforderungen stellen Sie an Ihr Lager? Ich muss das wissen, um die Räume zu planen. Ich benötige hierzu Angaben über Lage, die erforderliche Fläche und Höhe Ihrer Lagerräume.“ Mehmet redet etwas vorschnell dazwischen: „Das Thema Lager behandeln wir gerade in der Berufsschule.“ Frau Mars bittet aus diesem Grunde Mehmet, am Beispiel des Lagers im jetzigen Elektrofachmarkt zu überprüfen, welche Gesichtspunkte bei der Gestaltung der Lagerräume zu beachten sind.

ARBEITSAUFTRÄGE ◆ Überlegen Sie, welche Lagergrundsätze für einen Elektrofachmarkt gelten und stellen Sie diese in einer Tabelle zusammen. ◆ Erläutern Sie, welche Gesichtspunkte bei der Sicherheit und beim Umweltschutz im Lager zu beachten sind.

● Lagergrundsätze Damit die Aufgaben des Lagers im Einzelhandel erfüllt werden können, muss ein Lager bestimmten Anforderungen genügen. Diese Anforderungen sind zwar von Branche, Betriebsform und -größe abhängig, doch lassen sich auch allgemeine Grundsätze festlegen.

° Warengerechte Lagerung Einige Waren haben bestimmte Eigenschaften, auf die bei ihrer Lagerung besonders Rücksicht genommen werden muss. Die Lagerbedingungen müssen den Erfordernissen der Ware angepasst werden, sonst kann es zu kostspieligen Lagerverlusten kommen. Jede Ware muss entsprechend ihren Eigenarten im Lager geschützt werden, um Verderb und Beschädigungen zu vermeiden. Gesichtspunke bei der warengerechten Lagerung

Beispiele

Belüftung

Holz, Bücher, Papierwaren, Textilien, Tabakwaren u. a. bedürfen gut durchlüfteter Lagerräume.

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Gesichtspunke bei der warengerechten Lagerung

Beispiele

Licht

Bestimmte Nahrungsmittel und einige Textilien sind lichtempfindlich, sie dürfen keinen starken Lichtquellen ausgesetzt sein.

Temperatur

Einige Lebensmittel müssen kühl gelagert werden, bei Tiefkühlkost darf auf keinen Fall die Kühlkette unterbrochen werden; einige Waren (Farben, Lacke, Disketten, DVDs usw.) dürfen nicht zu kalt gelagert werden.

Luftfeuchtigkeit

Papierwaren, Metallwaren, Holz- und Lederwaren benötigen eine bestimmte Luftfeuchtigkeit.

Staubschutz

Unverpackte Ware muss vor Staub geschützt werden (Bekleidung, einige Lebensmittel).

Schädlingsbefall

Schutz der Ware vor Schädlingen wie Motten bei Textilien, Schimmel bei Lebensmitteln, Holzwurm bei Möbeln usw.

° Geräumigkeit Im Einzelhandel werden im Lager häufig noch zusätzliche Arbeiten erledigt. Die Ware wird angenommen, aus- und umgepackt, ausgezeichnet, abgewogen usw. Hierzu muss genügend Platz vorhanden sein, damit durch Umräumarbeiten nicht zusätzlich Zeit benötigt wird und zusätzliche Kosten verursacht werden. Die Artikel müssen mühelos aus den Regalen entnommen und transportiert werden können. Es muss auch genügend Platz für unvorhergesehene Warenlagerungen vorhanden sein, z. B. für einen günstigen Großeinkauf. Ist ein Lager nicht groß genug, so können keine maschinellen Hilfen wie Gabelstapler, Hubwagen usw. eingesetzt werden. Nicht nur die Fläche, sondern auch die Höhe eines Lagers ist wichtig. So können bei geeigneten Regalsystemen (Hochlager, vgl. Seite 271) Lagerflächen vergrößert werden.

° Übersichtlichkeit Ein Lager muss so gestaltet sein, dass benötigte Ware schnell und ohne Verwechslung gefunden werden kann. Das Lager wird in übersichtliche Zonen gegliedert, jede Warengruppe erhält einen eigenen Bereich. Dies ermöglicht auch eine zügige Bestandskontrolle und die Inventurarbeiten. Es gilt meist der Grundsatz first in – first out (fifo), d. h., neue Ware wird hinter der alten einsortiert. Damit wird vermieden, dass alte Ware noch mehr veraltet und unverkäuflich wird.

° Sachgerechte Einrichtung von Lagern Art und Umfang der Lagerausstattung müssen zweckmäßig und wirtschaftlich sein. Die Lagerarbeiten müssen reibungslos ablaufen. Hierzu ist eine sinnvolle Lagerausstattung erforderlich. Sie hängt wesentlich von Art und Menge der Ware ab. Zur Lagerausstattung gehören alle Hilfsmittel, die der Aufbewahrung, Pflege, dem Auffinden und dem Transport der Ware dienen. Hierzu gehören Regale, Ständer, Leitern, Transportkörbe, Hebemaschinen (z. B. Gabelstapler) usw.

° Grundsätze zur Warenpflege Die gelagerten Güter sind Vermögenswerte. Um Beschädigungen und Verderb der Waren zu vermeiden, müssen sie gepflegt werden. Die Warenpflege umfasst neben der warenge-

Waren lagern und pflegen

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rechten Lagerung (vgl. Seite 262) alle Arbeiten, die Waren in einen verkaufsfähigen Zustand versetzen und diesen erhalten. Beispiele Bügeln von Kleidungsstücken; Aussortieren verdorbener Ware (bei Obst, Gemüse usw.); Aussortieren von Lebensmitteln, deren Verfallsdatum überschritten ist; Reinigen, Entstauben von unverpackter Ware; Polieren von Bestecken, Schmuck, Glasware usw.

● Sicherheit im Lager Die Sicherheit bei der Lagerhaltung umfasst den Unfall-, Brand-, Gefahren- und den Diebstahlschutz.

° Unfallschutz im Lager Nach § 120a der Gewerbeordnung (GewO) sind Arbeitsräume, Betriebsvorrichtungen, Maschinen und Gerätschaften so einzurichten, dass die Arbeitnehmer gegen Gefahren für Leben und Gesundheit geschützt sind. Jeder Arbeitnehmer ist verpflichtet, die Vorschriften zur Verhütung von Unfällen und die Sicherheitsanweisungen zu befolgen. Zudem muss der Arbeitgeber jeden Arbeitnehmer gegen die Folgen eines Arbeitsunfalles versichern (gesetzliche Unfallversicherung). Für die Überwachung der Betriebssicherheit sind das Gewerbeaufsichtsamt (Amt für Gewerbeschutz, Staatliches Umweltamt) und die Träger der Unfallversicherung (Berufsgenossenschaften) zuständig. Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten müssen einen Sicherheitsbeauftragten benennen. Er ist für die Einhaltung und Überwachung der Sicherheitsmaßnahmen zuständig. Beispiel Der Mars Elektrofachmarkt e. K. hat Alex Kraft, Mitarbeiter im Lager/Versand, zum Sicherheitsbeauftragten ernannt. Er führt ständig Kontrollgänge zur Überwachung der Sicherheitsmaßnahmen durch.

Unfälle sollen durch sicherheitstechnische und sicherheitsorganisatorische Maßnahmen und die Verwendung von Sicherheitszeichen verhütet werden (Arbeitsstättenverordnung). Beispiele – Sicherheitstechnische Maßnahmen: Verwendung von Leitern, technischen Geräten mit dem GS- oder CE-Zeichen (= geprüfte Sicherheit). – Sicherheitsorganisatorische Maßnahmen: Verwendung von Sicherheitsschuhen beim Umgang mit schweren Lasten. – Beim Mars Elektrofachmarkt e. K. verwendete Sicherheitskennzeichnung im Lager: Verbotszeichen

Gebotszeichen

Warnzeichen

Rettungszeichen

Feuer, offenes Licht und Rauchen verboten

Sicherheitshelm tragen

Warnung vor gefährlicher elektrischer Spannung

Richtungsangabe zur ersten Hilfe

Da heutzutage Lagerarbeiten häufig computergestützt abgewickelt werden, sind für diese Mitarbeiter durch eine besondere EU-Richtlinie Mindeststandards zum Gesundheitsschutz für die Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen einzuhalten. Diese Richtlinie beinhaltet Vorschriften, um die mögliche Gefährdung des Sehvermögens sowie die körperliche und psychische Belastung der Arbeitnehmer am Bildschirm zu vermeiden. Die Arbeitnehmer müssen auf diese Belastungen hingewiesen werden und sie sollten im Zweifelsfall durch eine qualifizierte Person (Arzt) untersucht werden. Ebenfalls muss der

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