Ohne Partizipation geht es nicht

Ohne Partizipation geht es nicht  A Anspruch und Herausforderungen eines Grundprinzips h dH f d i G d i i Fachtagung  LVG & AFS „Wir können auch ander...
Author: Adolf Thomas
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Ohne Partizipation geht es nicht  A Anspruch und Herausforderungen eines Grundprinzips h dH f d i G d i i Fachtagung  LVG & AFS „Wir können auch anders ...  und zwar am besten zusammen“ 24. Februar 2015 in Hannover Dr. Liane Pluto, Deutsches Jugendinstitut e.V. München

Beispiel 1: In einem Kindergarten stellen die Erzieherinnen fest, dass es Tage gibt,  an denen einige Kinder ihr Essen nahezu unberührt stehen lassen. Dabei hat das  Team erst kürzlich für ein neues vollwertiges Essen gesorgt und ist ganz stolz, dass  der Kindergarten eine so gute Essensversorgung hat. Die Erzieherinnen wissen,  nachdem sie nun schon einiges ausprobiert haben, nicht mehr richtig weiter (aus  hd i h i i bi t h b i ht h i hti it ( Hansen/Knauer/Sturzenhecker 2011).  Beispiel 2: In einer kleinen stationären Einrichtung ist eine Stelle neu zu besetzen.  Eine Mitarbeiterin nimmt zwar an den Auswahlgesprächen mit den Eine Mitarbeiterin nimmt zwar an den Auswahlgesprächen mit den  Bewerberinnen teil, aber die Entscheidung über die Einstellung behält sich allein  die Leitung vor. Die Beteiligung der Jugendlichen selbst am Auswahlverfahren  wurde mit dem Hinweis auf ihre fehlenden Kompetenzen abgelehnt. Sowohl die  Mitarbeiterin als auch die Kinder und Jugendlichen sehen die neue Mitarbeiterin  erst an ihrem ersten Arbeitstag. Es gibt in der Folge immer häufiger Streit über  alltägliche Dinge zwischen den Jugendlichen, Team und der neuen Mitarbeiterin.  2

Beispiel 3: Nach zähen Verhandlungen mit der Gemeinde hat diese sich  entschlossen die Toiletten des Jugendzentrums zu sanieren Diese waren aus Sicht entschlossen die Toiletten des Jugendzentrums zu sanieren. Diese waren aus Sicht  der MitarbeiterInnen niemandem mehr zumutbar – die Wände verschmiert, zum  g g Teil zerstört und immer wieder Ort von Auseinandersetzungen. Die Jugendlichen  werden vorher gefragt, welche Farbgestaltung sie bevorzugen würden und sie  entscheiden sich für eine. Doch schon bald nach der Renovierung sehen die  Toiletten wieder ganz genauso aus. Die MitarbeiterInnen sind frustriert und sauer  auf die Jugendlichen.

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Gli d Gliederung



W h ißt P ti i ti ? W Was heißt Partizipation? Wovon reden wir bei  d i b i Beteiligung?



Warum reden wir von Beteiligung?



Modell von Partizipation



Acht Eckpunkte für gelingende Beteiligung Acht Eckpunkte für gelingende Beteiligung

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W Wovon reden wir bei Beteiligung? d i b i B ili ?



synonym mit Mitwirkung Mitgestaltung und Mitbestimmung synonym mit Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitbestimmung



Partizipation ist jedoch mehr als Teilnahme und Teilhabe



„Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und  d L b d G das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam  i h ft b t ff t il d i Lösungen für Probleme zu finden“ (Schröder 1995:14)



„Verfügungsgewalt über die eigene Lebensgestaltung“ zu haben  (Fatke 2007: 20)  2007: 20) 5

Warum reden W d wir i von B Beteiligung t ili von Kindern und Jugendlichen? Weil es Weil es … a))

… ein demokratisches Prinzip ist p

b)

… rechtliche Verpflichtungen gibt

c)

… eine pädagogische Grundvoraussetzung ist

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Die G Di Gesellschaft ll h ft llebt bt von d der Beteiligung ihrer Mitglieder 

Demokratie als Lebensform (Dewey) ( y)



Die zentrale Frage ist, wie die Demokratie so gelebt werden kann,  d ih Mit li d dass ihre Mitglieder an gesellschaftlichen und politischen  ll h ftli h d liti h Entscheidungen beteiligt werden.



Es braucht Prinzip der Integration, das unterschiedliche Norm‐ und Wertvorstellungen zusammenbringt und integriert – g g g Aushandlung

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Die G Di Gesellschaft ll h ft llebt bt von d der Beteiligung ihrer Mitglieder 

Alltagssituationen demokratisch, die Regeln des Zusammenlebens  g , g gemeinsam aushandeln, lernen, wie man in der Gemeinschaft  miteinander lebt streitet und Interessen ausgleicht miteinander lebt, streitet und Interessen ausgleicht

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R htli h V Rechtliche Verpflichtung fli ht 

Kinder sind Subjekt und Träger eigener, unveräußerlicher  j g g , Grundrechte, die nicht erworben oder verdient werden müssen 



L it d k d Üb i k Leitgedanke des Übereinkommens: „best b t interests i t t off the th child“  hild“ begründen Vorrang



„alle geeigneten Gesetzgebungs‐, Verwaltungs‐ und sonstigen  Maßnahmen zur Verwirklichung der in diesem Übereinkommen  g anerkannten Rechte der Kinder“ zu treffen



=> die Meinungsäußerungen des Kindes achten (Art 12 das => die Meinungsäußerungen des Kindes achten (Art. 12 das  Recht, gehört zu werden)

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R htli h V Rechtliche Verpflichtung fli ht Kinder haben ein Recht auf … 

freie Meinungsäußerung (Art. 13)



freien Zugang zu Informationen und Medien und Anspruch Informationen  kindgerecht vermittelt zu bekommen (Art. 17)



sich friedlich zu versammeln u. Vereinigungen zu bilden (Art. 15) 



Gedanken‐, Gewissens‐ und Religionsfreiheit (Art. 14)



Di Die entscheidende und zentrale Vorgabe, Kinder und Jugendliche entsprechend  t h id d d t l V b Ki d dJ dli h t h d ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Angelegenheiten zu  beteiligen ist § 8 SGB VIII =>  kein Freifahrtsschein für Nicht‐Beteiligung.  beteiligen ist § 8 SGB VIII => kein Freifahrtsschein für Nicht‐Beteiligung 10

E i h Erziehung ohne h B Beteiligung t ili iistt D Dressur 

Beispiele aus der Geschichte: Montessori – Achtsamkeit, Korczak – Kinderversammlungen, Situationsansatz g ,



Bildung ist vor allem Aneignung von Welt, also Selbsttätigkeit von  Kindern und Jugendlichen Kindern und Jugendlichen



Erziehung muss die Subjektivität jedes einzelnen Menschen  achten und sich darauf einstellen



Partizipation ist paradoxe Anforderung: das, was man zu  p p g , erreichen versucht, muss man bereits voraussetzen

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Beteiligungskreis Mitdenken

Mitverant‐ worten

Mit d Mitreden

BETEILIGUNG Mit‐ gestalten

Mitplanen

Mitent‐ scheiden

vgl. Pluto 2007

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung 1)

Anerkennung, dass Kinder und Jugendliche sich beteiligen  wollen 

D Ni ht Ei f d Das Nicht‐Einfordern von Partizipation ist nicht mit  P ti i ti i t i ht it Partizipations‐Desinteresse gleichzusetzen



Wissen über die Möglichkeiten sich zu beteiligen notwenig



Beteiligung ist Beziehungsgestaltung und Suche nach  Anerkennung

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung 2)

Partizipation braucht Zeit zu wachsen 

Probieren statt studieren



Nicht alles kann gleichzeitig begonnen werden Nicht alles kann gleichzeitig begonnen werden



Ist für alle ein Lernprozess



I i h Ist nicht ungewöhnlich, dass Umwege dazu gehören öh li h d U d hö

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung Professionelles Selbstverständnis hinterfragen

3) 

Keine Angst vor Machtverlust und dem Verlust der eigenen  Fachlichkeit



Offenheit für das Ergebnis und auch aushalten, dass nicht die  beste Lösung gefunden wurde



Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen g herauszufinden,  was das Beste in der Situation ist



Wissen was man selbst will Wissen, was man selbst will 15

Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung 4)

Beteiligung braucht aktive Unterstützer, Förderer und  Motivatoren 

Information Transparenz Verlässlichkeit Information, Transparenz, Verlässlichkeit



Situationen auf Beteiligungsfreundlichkeit prüfen



Brücken bauen, Unterstützer finden, Mut machen

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Portale und  Portale und Internetseiten,  Jugendringe

www.diebeteiligung.de

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d 5) Kind‐ und jugendlichengerechte 5) Kind und jugendlichengerechte Beteiligung Methoden zz.B.  B Gesprächsregeln, Kommunikations‐ formen, Visualisierungen, Abstimmungs‐ verfahren

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung Partizipative Institutionen: Sichere Arbeitsbedingungen und 

6)

Mitbestimmungsmöglichkeiten 

Spannung zwischen der Logik der Institutionen und Spannung zwischen der Logik der Institutionen und  pädagogischen Anforderungen



Handlungsspielräume für MitarbeiterInnen notwendig



Konstruktive Beschwerdekultur etablieren

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung Institutionelle Beteiligungsformen notwendig

7) 

Kinder, Jugendliche und ihre Eltern brauchen ein  Gegengewicht in Institutionen – verlässliche  Gegengewicht in Institutionen – verlässliche Mitbestimmungsformen



Gemeinsam geeignete Formen entwickeln



Schriftlich klar verankern, welche Funktionen ein bestimmtes  Gremium hat, welche Regeln dort gelten, welche  Auswirkungen diese haben Auswirkungen diese haben



Alle immer wieder darüber informieren

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Acht A ht E Eckpunkte k kt fü für gelingende li d Beteiligung Kultur der Partizipation

8) 

Partnerschaftlicher Umgang als Teil der gesamten  Organisationskultur Fehlerfreundlichkeit Organisationskultur, Fehlerfreundlichkeit,  Wiedererkennbarkeit



Vielfalt an Beteiligungsmöglichkeiten



( (kommunale) Beteiligungsstrategie ) g g g

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Herzlichen Dank für Ihre  Aufmerksamkeit

E-Mail: [email protected] Projekthomepage P j kth www.dji.de/jhsw

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Lit t Literatur Betz Tanja/Gaiser Wolfgang & Pluto Liane (2010): Partizipation von Kindern und Jugendlichen Betz, Tanja/Gaiser, Wolfgang & Pluto, Liane (2010): Partizipation von Kindern und Jugendlichen.  Forschungsergebnisse, Bewertungen, Handlungsmöglichkeiten. Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU Verlag Gadow, Tina/Peucker, Christian/Pluto, Liane/Santen, Eric van/Seckinger, Mike (2013): Wie geht´s der Kinder‐ und  Jugendhilfe? Empirische Befunde und Analysen. Weinheim/Basel: Empirische Befunde und Analysen Weinheim/Basel: Beltz Juventa Beltz Juventa Hansen/Knauer/Sturzenhecker: Partizipation in Kindertageseinrichtungen. Weimar, Berlin 2011 Schröder, Richard (1995): Kinder reden mit! Beteiligung an Politik, Stadtplanung und Stadtgestaltung. Weinheim,  Basel asel Fatke, Reinhard/Schneider, Helmut (2007): Die Beteiligung junger Menschen in Familie, Schule und am Wohnort. In:  Bertelsmann Stiftung (Hrsg): Kinder‐ und Jugendbeteiligung in Deutschland. Entwicklungsstand und  Handlungsansätze. Güterloh g Pluto, Liane/Eric van Santen & Mike Seckinger (2014): Lebenslagen Jugendlicher als Ausgangspunkt kommunaler  Politikgestaltung. Eine Expertise zur beteiligungsorientierten Erhebung von jugendpolitischen Bedarfen.  München  Pluto, Liane (2007): Partizipation in den Hilfen zur Erziehung. Eine empirische Studie. München: DJI‐Verlag Straus, F./Sierwald, W. (2008): Gelingende Beteiligung im Heimalltag aus Sicht von Jugendlichen. Verfügbar unter  www.diebeteiligung.de/pdf/spi2009_2_studie_gelingende_beteiligung.pdf

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