Inklusion im Early Excellence Ansatz - Geht nicht, gibt es nicht!

Inklusion im Early Excellence Ansatz Petra Knipping, Fachberaterin im Amt für Kinder, Jugend und Schule der Stadt Mülheim an der Ruhr Inklusion im Ea...
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Inklusion im Early Excellence Ansatz Petra Knipping, Fachberaterin im Amt für Kinder, Jugend und Schule der Stadt Mülheim an der Ruhr

Inklusion im Early Excellence Ansatz Geht nicht, gibt es nicht! Early Excellence in Mülheim an der Ruhr Seit 2007 implementiert die Stadt Mülheim an der Ruhr den elementarpädagogischen Ansatz Early Excellence (EEC) in den städtischen Kindertageseinrichtungen. Sie verfolgt damit das Ziel, Kindern frühzeitig umfassende Teilhabechancen unabhängig von ihrer kulturellen und sozialen Herkunft zu eröffnen. Unter der Überschrift „Mülheim bildet – von Anfang an“ begann Anfang des Jahres 2008 die Pilotphase zur Umsetzung des Early-Excellence-Konzeptes zunächst in drei städtischen Tageseinrichtungen für Kinder. Für die Teams der Einrichtungen ist die Implementierung des Konzeptes ein intensiver Organisations- und Qualitätsentwicklungsprozess, der den Bildungs- und Integrationsgedanken

im

Elementarbereich

neu

definiert.

Die positiven Erfahrungen haben dazu geführt, dass sich nun inzwischen alle 39 städtische Tageseinrichtungen in der Weiterentwicklung hin zur Early-ExcellenceEinrichtung befinden. Der jeweilige Implementierungsprozess ist angelegt auf ca. 3 Jahre, allerdings hat sich im Prozess auch gezeigt, dass manche Einrichtungen eine längere Begleitung durch die Moderatorinnen benötigen. Unterstützt wird der Prozess durch eine Steuerungsgruppe, zur Zeit 7 Fachberaterinnen, die 14-tägig Teamberatung in den Teams durchführen und Fortbildungen anbieten im Rahmen der Einführung des EEC-Ansatzes und der Beobachtungssystematik. Die Leiterinnen der Tageseinrichtungen haben monatliche Entwicklungsgruppen und für die Mitarbeiterinnen wurde der kollegiale Austausch eingeführt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit der Hospitation in den einzelnen Kindertageseinrichtungen, die den Ansatz bereits seit einiger Zeit umsetzen. Das aus England stammende EEC-Konzept basiert auf drei Säulen: Das Kind in seiner Einzigartigkeit steht im Mittelpunkt. Der konsequente "positive Blick" auf seine individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten löst die defizitäre und leistungsorientierte Blickweise in der pädagogischen Praxis ab. 1

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Das pädagogische Handeln orientiert sich an den Selbstbildungsprozessen des Kindes. Das Kind als Akteur seiner Entwicklung zeigt, wo es Anregung bzw. Unterstützung benötigt, um Neues auszuprobieren und Bekanntes zu vertiefen. Die Eltern als Experten ihrer Kinder. Sie sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen ihres Kindes. Zwischen Eltern und Erzieherinnen und Erziehern entsteht eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Im Austausch wird die individuelle Entwicklung und die gezielte Förderung diskutiert. Die Kita knüpft an das Expertenwissen der Eltern an. Dies erhalten Rückmeldungen über die Entwicklung ihres Kindes, die als Anregungen für ihr eigenes Erziehungsverhalten dienen. Die Kita als integriertes Zentrum für Familien im Stadtteil. Die Tageseinrichtung wird zum Treffpunkt für die ganze Familie und öffnet sich in den Sozialraum. Es entstehen Kooperationen mit benachbarten Institutionen, die durch Angebote die Familien unterstützen. Leitgedanken des EEC-Konzeptes sind: Offene Arbeit und Bezugserziehersystem Die Kinder werden durch die Gestaltung der Räume und durch anregungsreiches Materialangebot zu Erkundungen und zu ausdauerndem, fantasievollem Spiel aufgefordert. Kinder aller Altersgruppen kommen zusammen, so werden der Forschergeist, die Kreativität und die Entscheidungskompetenz nachhaltig gestärkt. Die Bezugserzieherin / der Bezugserzieher begleitet das Kind von der Eingewöhnung bis zum Verlassen der Tageseinrichtung. Sie/er steht mit den Eltern über die Entwicklung des Kindes im Austausch. Beobachtung, Dokumentation und individuelles Angebot Über ein differenziertes, EEC-spezifisches Beobachtungssystem werden die speziellen Fähigkeiten, Neigungen und Interessen eines Kindes erfasst. Die gewonnenen Erkenntnisse werden für die Planung von individuellen Angeboten zur Förderung und Weiterentwicklung des Kindes verwendet. Die Erfahrungen werden in einem Situationsbuch meist in Form von Fotos festgehalten. Alle entwicklungsrelevanten Informationen werden in einem Familienordner dokumentiert und bilden die Grundlage für das Gespräch mit den Eltern.

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Eltern In der Erziehungspartnerschaft profitieren Eltern und Erzieherinnen und Erzieher voneinander. Den Eltern werden die Talente und Stärken ihrer Kinder verständlich vermittelt, so dass sie mehr positive Energie in den Erziehungsprozess einbringen und die Entwicklung ihres Kindes besser begleiten können. Die Erzieherinnen und Erzieher erleben durch das positive Miteinander die elterliche Kompetenz als unterstützenden und unverzichtbaren Beitrag zum Bildungs- und Erziehungsprozess. Zentrum für Familien und Kinder Im Mittelpunkt stehen die Interessen und Bedürfnisse der Familien im Stadtteil. Für sie und mit ihnen werden Angebote in der Kita gestaltet. Dazu gehören sowohl Aktivitäten wie ein Elterncafe, Basteltage oder Familienfeste, wie auch Bildungsangebote in Form von Vorträgen und/oder Beratungen zur Unterstützung in Erziehungsfragen. (Auszüge aus der Broschüre "Early Excellence in Mülheim an der Ruhr. Das elementarpädagogische Konzept in städtischen Kindertageseinrichtungen)

Integrative Tageseinrichtungen in NRW zum Zeitpunkt der Umsetzung in der TE Barbarastraße 2009: •

15 Kinder in einer Gruppe, davon 5 Kinder mit Beeinträchtigungen



Altersstruktur 3-6 Jahre –



Ab 2008 im Rahmen eines Modellprojektes auch 2-6 Jahre

Heilpädagogin/Erzieherin/ Kinderpflegerin



Fest angestellte Therapeuten (Sprache/Bewegung)

Umsetzungsprozess in der städtischen Tageseinrichtung Barbarastraße: Struktur -

45 Kinder in drei Gruppen

-

Freigestellte Leitung

-

3 Heilpädagoginnen 3

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-

3 Erzieherinnen

-

1 Kinderpflegerin

-

2 Motopädinnen

-

2 Sprachtherapeutinnen

-

Hauswirtschaftliche Kraft

-

1Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst

Startschwierigkeiten Das Team der Einrichtung hatte eine sehr kritische Grundhaltung (die sich im Laufe des Prozesses als kreative Unterstützung herausstellte) und stand der Umsetzung teilweise ablehnend gegenüber. Zu dem Zeitpunkt gab es noch wenig Fachliteratur und auch im Internet ließen sich nur wenig Informationen finden. es gab viele Fragen, aber wenig Antworten. Was ist, wenn alle Kinder in den Bewegungsraum kommen? Was ist, wenn ein Kind nur in einem Bildungsbereich spielt? Was ist, wenn Eltern mich nach ihrem Kind fragen und es war lange nicht in meinem Bildungsbereich? Wie kann ich den Überblick behalten? Wie können wir verhindern, dass Kinder mit Beeinträchtigungen untergehen? Wie stellen wir die Aufsichtspflicht sicher? ................. Hinzu kam Angst der Therapeuten, dass sie im Gruppengeschehen untergehen und keine Therapien mehr möglich seien, da die Grundlage das Selbstbildungsprinzip und damit Freiwilligkeit der Kinder waren. Hier zeigte sich, dass die Kinder die Aufmerksamkeit und die „Auszeit“ bei der Therapeutin genossen. Allerdings entwickelten sich gerade die Kinder mit Beeinträchtigung und die Kinder unter drei Jahren zu unseren Schutzschilden. Oftmals wurden sie als Begründung angeführt, dass bestimmte Neuerungen/Veränderungen nicht eingeführt werden konnten, da die Kinder damit überfordert seien. Häufige Argumente waren: Alle Kinder mit Beeinträchtigung brauchen Sicherheit, Geborgenheit, Gruppenzugehörigkeit, Schonräume und klare Strukturen. 4

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Dies waren und sind häufig geäußerte Argumente auch im weiteren Umsetzungsprozess in anderen TE. Doch kann man hier auch die provokante Gegenfrage stellen: Was gibt Sicherheit? Ist es tatsächlich der Morgenkreis? Die vielfach gerühmte Essenssituation? Oder ist es vielmehr eine zuverlässige Bezugsperson? Bzw.: Wer braucht Sicherheit? Sind es nicht vielmehr die Erzieher, die in diesen Momenten „einfache“ Übersicht haben? Sich wenig bewegen müssen? Wunsch nach Bequemlichkeit! Kritisch hinterfragt: Brauchen wir Morgenkreise? Mittagessen in der Gemeinschaft? Morgenkreise

- bieten Struktur im Tagesablauf - sind Infozentrale: Was passiert heute? Wo? - Vertiefung von Kommunikationsregeln, sozialen Kompetenzen, Selbstbewusstsein

Mittagessen - Vermittlung von Kulturtechniken, Sozialkompetenzen, Struktur etc. - Aber immer nur in Großgruppe möglich? Sind es nicht auch hier die Erzieherinnen und Erzieher, die mit ihren Bedürfnissen nach Ruhe, klarer Übersicht an alten Strukturen festhalten? Vieles mag Berechtigung haben, jedoch sollte jede einzelne sich kritisch hinterfragen, ob das Kind oder sie selbst mit ihren Bedürfnissen als Begründung für Alltagsstrukturen im Vordergrund stehen. Allerdings sind auch die Bedürfnisse der Erzieherinnen und Erzieher zu berücksichtigen. Es müssen gangbare Wege angestrebt werden, die für alle Beteiligten tragbar und förderlich sind, mit dem Ziel, die bestmögliche Bildung und Förderung aller Kinder. Gerade im Bezug auf Kinder mit Beeinträchtigung ist es wichtig, den Sprachgebrauch und damit auch die ressourcenorientierte Sichtweise zu hinterfragen. Die Kinder sind bereits bei Eintritt in die Kita mit einem Etikett versehen. Kind mit

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Beeinträchtigung, Kind mit Down-Syndrom usw. Dies führt immer zu niedrigen Erwartungen und stellt stets den Förderaspekt in den Vordergrund. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird stets unterschieden zwischen Kindern und Kindern mit Beeinträchtigung/Förderbedarf. Der Begriff Förderbedarf impliziert stets Unterstützung und Therapie und erwartet Anpassungsleistungen von den Kindern. Wünschenswert wäre vielmehr von Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation zu sprechen. das verdeutlicht, dass Hindernisse abgebaut werden müssen und in manchen Situationen Hilfestellung erforderlich ist. Dies ist aber für alle Kinder wichtig. Beispiel: Im Alltag zeigte sich, dass ein fünfjähriges Kind mit Down-Syndrom von der Magnetwand überfordert war. Häufig wird dies als Begründung dafür genutzt, dass das Kind mit EEC überfordert ist. Doch ist eine kleine Tatsache verantwortlich für das Scheitern eines Gesamtprozesses und verhindert dieser Gedanke nicht vielmehr die Suche nach Lösungsmöglichkeiten? Hier gilt es, Barrieren für sein Spiel abzubauen und sich kritisch mit den Fragen auseinanderzusetzen: Muss er an die Magnetwand? Für wen ist dies wichtig? Ist die Gesamtstruktur der Wand übersichtlich genug? Kann er eigene kleine Magnetwand erhalten? Ein kleines Buch in der Bezugsgruppe mit Fotos der Bildungsbereiche erleichtert den Überblick für ihn. Sein Foto könnte farbig hinterlegt werden für größeren Wiedererkennungswert. Dies alles könnte ihm helfen, seine Struktur im Alltag zu finden und sich selbständig zurechtzufinden. Gerade Kinder mit Beeinträchtigung haben mehr Kompetenzen, als Ihnen bislang zugetraut wurde! Unter dem Link https://www.youtube.com/watch?v=8uJAEl2Afao findet sich ein amüsanter Beitrag, der zum nachdenken anregt, in dem was wir den Kindern zutrauen und was sie in Folge leisten bzw. zu leisten in der Lage sind. Noch in den 70ern galten Menschen mit Down-Syndrom als wenig lernfähig mit der Konsequenz: Es wurde ihnen wenig zugetraut und daher konnten sie sich kaum ent6

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falten, was wiederum bestätigte, dass sie nur geringe Erfolge erzielen konnten und wenig lernfähig wären. Heute weiß man, dass kognitive Fähigkeiten sehr unterschiedlich sind. Es wird ihnen mehr zugetraut und ermöglicht (Schulpflicht!!!erst 1978!!!) Mittlerweile gibt es viele Menschen mit Down-Syndrom, die große Fähigkeiten zeigen. Ein Beispiel von vielen dafür ist der Sonderpädagoge und Schauspieler Pablo Pineda. Der Umsetzungsprozess der städtischen TE Barbarastraße begann im August 2009. Es folgten •

Hospitation der Erzieherinnen in Piloteinrichtungen



Unterstützung durch Moderatorin ab Oktober 2009



Öffnung der Gruppen Mai 2010



Beginn Beobachtungssystematik Sommer 2011



Umsetzungsprozess der städtischen TE Barbarastraße

• Die bisherigen Bezugsgruppen blieben bestehen, lediglich die Verantwortung für die einzelnen Kinder wurden auf die beiden bisher zusammen arbeitenden Erzieherinnen klar verteilt. Es bildete sich so ein Tandem, dadurch waren i.d.R. zwei Bezugserzieherinnen gemeinsam in den Gruppenzeiten. Insgesamt haben das alle Beteiligten positiv erlebt, aber es war auch schwierig für den Gesamtprozess, denn die Tandemerzieherinnen bildeten weiterhin eine Einheit und das Loslösen von „meinem“ Raum gestaltete sich schwierig! Es gab ein wöchentliches Rotationsprinzip, aber feste Zuständigkeiten für einzelne Bildungsbereiche was die Gestaltung und Ausstattung mit Material betraf. Insgesamt wurden aber nahezu alle Veränderungen zunächst im Team diskutiert, bevor sie von der einzelnen Erzieherin umgesetzt wurden. Loslassen blieb lange Zeit zentrales Thema •

Mein Raum



Meine Kinder



Meine Kollegin



Meine Eltern

und es war ein weiter Weg von „mein“ zu „unsere" Tageseinrichtung!

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Loslösen vom defizitären Blick, insbesondere im Hinblick auf die Kinder mit Beeinträchtigung war und blieb lange Zeit schwierig. Die Planung von individuellen Angeboten war anfangs vielfach durchzogen vom Gedanken, auch Förderaspekte mit einzubringen. Oftmals wurden Beobachtungen vorgelesen und es zeigten sich klare Stärken des Kindes. Bei der Umsetzung des individuellen Angebots erwähnten die Kolleginnen oft die Gedanken, das Kind habe aber noch Defizite in…. Es war immer wieder zu beobachten, dass die Förderung bestimmter Teilaspekte aus bisherigen Förderplänen die Gedanken der Kolleginnen beeinflussten und sie sich nur schwer davon lösen konnten. Positive Erlebnisse gab es aber auch: In einem Telefonat beschrieb ich Veränderungen auf das Konzept im Hinblick auf die Kinder -

Zunahme der Selbständigkeit

-

Zuwachs an Sprachkompetenzen

-

Kinder zeigten Kompetenzen, die wir ihnen vorher mitunter nicht zugetraut hätten u.v.m.

und plötzlich bemerkte ich, das ich nun die „rosa“ Brille aufhatte! Doch gab es natürlich viele Stolpersteine, aber insgesamt hatte der ressourcenorientierte Blick, das Vertrauen in die Kompetenzen der Kinder auch viel positives beim einzelnen Kind bewirkt. Eines Tages kamen die Kinder vom Außengelände und gingen durch den Flur. Ein Kind mit Autismusspektrumstörung Und aggressivem/autoaggressivem Verhalten setzte sich auf den Boden. Ohne Intervention ging ein anderes Kind hinzu, reichte ihm die Hand und beide gingen zur Garderobe weiter. Die freudige Reaktion der Kollegin: „Hast Du das gesehen? Das ist Inklusion!“ Und genau das war es. Die Kinder gingen ganz selbstverständlich miteinander um und machten keinen Bogen um das Kind, das auf dem Boden saß und mitunter schwer zu motivieren war. Allerdings bedarf es natürlich auch hier der Vorbildfunktion der Erzieherin und einer offenen, wertschätzenden Haltung, unter der die Kinder sich entfalten dürfen. Die Eltern eines Kindes mit Beeinträchtigung meldeten ihr Kind ab, aus Sorge, dass es nur im Bauraum spielen und sich seine Stereotypien festigen würden. 8

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Nach einigen Monaten kam die Familie zurück mit der Begründung: In einem Gruppenraum mit mehreren Aktionsbereichen (Bauteppich, Puppenecke, Maltisch usw.) sei ihr Kind überfordert und würde zu stark abgelenkt. In den einzelnen Bildungsbereichen unserer TE könne er sich deutlicher auf seine Interessen konzentrieren und auch die Tatsache, dass das Kind nun vielleicht tatsächlich längere Zeit in einem Bildungsbereich spielen würde, sahen die Eltern in einem anderen Licht. Es zeigte sich eine starke Veränderung der Teamstruktur vom „Ich“ zum „Wir“ und es entwickelten sich neue

Kommunikationsstrukturen. Die Arbeitsteilung

wurde effektiver, dadurch, dass nicht mehrere Kolleginnen beispielsweise Bilder entwickeln ließen und sich schlimmstenfalls im Drogeriemarkt trafen. Vielmehr erklärte sich eine Kollegin bereit, diese oder ähnlich Aufgaben zu übernehmen. Aufgaben, die früher viel Raum einnahmen (wie z. B. Festgestaltung) wurde arbeitsteiliger und mit deutlich weniger Zeitaufwand gelöst zugunsten von Fallbesprechungen im Team. Und es zeigten sich Kompetenzen bei den Kindern, die wir ihnen mitunter früher nicht in der Form zugetraut hätten. Die TE Barbarastraße ist eine weitläufige Einrichtung und der Turnraum ein langes Stück von der Küche entfernt. Bei einem Fest verletzte sich ein Kind in der Turnhalle, woraufhin hin F. (2;7 Jahre, 3 Monate in TE) seiner Mutter sagte., dass er eben ein Kühlpac aus der Küche hole und verschwand. Kurz darauf kam er mit dem Kühlpac wieder. Früher hätten wir diese Aufgabe eher einem älteren Kind übertragen Dies sind nur ein paar Beispiele, die eine positive Veränderung aufzeigen und trotz allem gab und gibt es auch nach wie vor viele Hindernisse und Dinge, die nicht zufriedenstellend sind. Doch lassen sich diese mit Kreativität, Geduld und einer offenen Haltung verändern im Sinne aller Kinder. Jede Kita muss ihren eigenen Weg finden und der Prozess ist immer abhängig von den Kindern, den Mitarbeitern, den Eltern und den strukturellen Gegebenheiten.

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WICHTIG: EEC ist immer ein Prozess, der nie endet und ständig in Bewegung ist. Voraussetzung ist eine ehrliche, offene, mutige Haltung und Bereitschaft zur Reflexion. Auf zu neuen Ufern!

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