NEWSLETTER NR. 6. Liebe Mitglieder und Freunde von D.A.V.I.D.e.V.,

NEWSLETTER NR. 6 Liebe Mitglieder und Freunde von D.A.V.I.D.e.V., unsere Seminarveranstaltung und Mitgliederversammlung in Eisenach am 8./9. Oktober s...
Author: Nicole Albrecht
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NEWSLETTER NR. 6 Liebe Mitglieder und Freunde von D.A.V.I.D.e.V., unsere Seminarveranstaltung und Mitgliederversammlung in Eisenach am 8./9. Oktober sind immer noch frisch und auch sehr positiv in unserer Erinnerung. Vielleicht liegt es daran, dass trotz des trüben Wetters alles so gut gestimmt hat. 1. Der Tagungsort – das Logotel in Eisenach – hat sich für unsere Zwecke bewährt. Nach Abstimmung mit den anwesenden Mitgliedern haben wir das Hotel gleich schon für das Jahr 2012 am 27./28 Okt. gebucht. Termin bitte vormerken 2. Der Referent – In einer sehr gekonnten und authentischen Präsentation sprach der Autor, Jurist und ehrenamtliche Mobbingberater Christian Lundbeck zum Thema: “Depression ist die Sehnsucht nach Zukunft“ mit Untertitel „Mobbing – Erscheinung und psychosoziale Folgen“, wobei er auch eigene Erfahrungen oder Erfahrungen aus der Mobbing-Beratung einfließen ließ. Deutlich wurde: Mobbing entsteht und ereignet sich überall, aber in hohen Maßen in den „helfenden“ Berufen, wobei man die Mitarbeit in kirchlichen Werken und Verbänden ebenso wie in allen diakonischen Bereichen und selbstverständlich auf dem Feld der Gemeinden im weitesten Sinn mit hinzuzählen kann. Mobbing geschieht an hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern gleichermaßen. Es kann in die Falle der Depression und des Minderwertigkeitsgefühls bis hin zu ernsthaften Krankheiten führen. Im schlimmsten Fall wird das soziale „Ich“ des Betroffenen ermordet, zurück bleibt ein Schatten seiner selbst, der Hilfe braucht, um sich zu wehren oder ein neues Leben nach dem Mobbing zu beginnen. 3. Das Buch Lundbeck, Christian: Zeige mir Deine Wunde! Impulse für Opfer, für Beratung, Mediation und Seelsorge. Lektorat und Geleitwort: Sabine Sunnus. Fenestra-Verlag Wiesbaden-Berlin. ISBN-13: 978-3-9813498-4-9 Von der ersten Kontaktaufnahme von Herrn Lundbeck mit D.A.V.I.D.e.V. bis zur Realisierung des Buches vergingen nur wenige Monate. Genau zum Tagungstermin lag es druckfrisch vor. Wir danken dem Autor für sein Vertrauen, Sabine Sunnus für die begleitende Projektarbeit und Dr. Karl Martin für die zügige Realisierung zum anvisierten Erscheinungstermin. Helfen Sie mit bei der Verbreitung des Buches. Sie unterstützen damit die Aufklärung über Mobbing in der Gesellschaft und die Wichtigkeit der Mediation in Konfliktsituationen. Buchbesprechung s. unten. 4. Die Teilnehmer: 28 Mitglieder und Interessenten waren unserer Einladung gefolgt. Wie immer hörten wir schlimme Geschichten, während wir, der Vorstand noch weitere aus den Beratungskontakten in unseren Herzen und in unserer Erinnerung tragen. Durch das Referat, aber auch durch die Präsenz einiger Betroffener als Mitarbeiter im weitesten Sinn im kirchlichen Bereich, verteilte sich der Focus der Aufmerksamkeit in neuer Weise auf Berufe, die nicht zum Beruf des Pfarrers, der Pfarrerin oder des Vikars/der Vikarin gehörte. Die schlimmste Nachricht ereilte uns nach der Heimkehr am Sonntagabend. Ein von Mobbing hart getroffener ehemaliger Vikar (der auf Grund eines unbewiesenen Verdachtes sofort von der Kirche verstoßen wurde - selbst nachdem die Staatsanwaltschaft jeden Verdacht für unbegründet erklärt hatte - nicht wieder rehabilitiert wurde,) starb an Magenkrebs.

Sein letzter Wunsch war es, dort begraben zu werden, wo man ihn verstoßen hatte. Er wollte in die Mitte der Gemeinde zurückkehren. Unter dem Titel „Keine Chance für die Wahrheit“ erzählt Sabine Sunnus seine schmerzliche Geschichte (unten). 5. Das Abendprogramm – Ganz bewusst hatten wir uns bei der Vorbereitung entschieden, ein kleines Abendprogramm anzubieten. Durch ein Märchen über die Versöhnung von David und Goliath, geschrieben von Ingrid Ullmann und von Sabine Sunnus mit einer heiseren Stimme sehr feinfühlig vorgetragen, aber noch mehr durch die launige Weinprobe, die unser Vorstandsmitglied Norbert Hufnagel den Teilnehmern anbot, gelang uns allen der Schritt von der Traurigkeit zur Zuversicht und zum Lachen. 6. Die Mitgliederversammlung – Erfreulicherweise waren neue Teilnehmer erschienen, die zum Teil auch unserem Verein beitraten und ganz sicher unsere Arbeit bereichern und unsere Kompetenz verstärken werden. Nennen dürfen wir an dieser Stelle stellvertretend Frau Professor Gisela Kittel, die sich schon öffentlich exponiert hatte, um das unwürdige und „un-rechte“ Wartestandverfahren anzuprangern. Die Rede, die sie nach der Vorstellungsrunde gehalten hat, ist auf unserer Homepage nachzulesen. Besonders gefreut haben wir uns auch über Verstärkung aus dem juristischen Bereich. Es ist immer gut, wenn wir bei Unsicherheiten jemanden ansprechen dürfen, der uns mit roter, grüner oder gelber Karte den richtigen Weg durch den Paragraphendschungel weist. 7. Die Interseite – sie steht! Noch ist der ausgearbeitete Ansatz nicht ganz vollständig realisiert, doch wird dies Anfang des neuen Jahres geschehen. Dann müssen wir sie bewusster als bisher als Kommunikationsbrücke für unsere schwierigen Themen einsetzen. 8. Die Pressearbeit – Der Vorstand dankte Rainer Mischke in Abwesenheit für sein Engagement in Sachen Verbreitung des Buches: Kirchenrecht/Sonderrecht/Unrecht, welches wir den wichtigsten Redaktionen in unserer Republik mit einem sorgfältig erarbeiteten Schreiben zugesandt hatten. Leider blieb diese Aktion ohne unmittelbaren Erfolg. In diesem Zusammenhang möchten wir auch mitteilen, dass der angekündigte Fernsehfilm nicht zum Tragen kommt. Die zuständige Redakteurin hat sich einfach ausgeklinkt und reagiert nicht mehr auf Nachfragen. 9. Regionales Beraterteam – Es haben sich einige Personen zur Verfügung gestellt, die bereit sind, das Beratungsnetz mit auf- und auszubauen. Die Aktualisierung der Liste wird laufend fortgeführt. Das erste Treffen steht mittlerweile auch fest, es wird am 25. Februar 2012 in Eisenach sein, wo auch eine professionelle Supervisorin in die wichtigsten Standards der Beratung einführen wird. Dazu lädt Dr. Karl Martin noch gesondert ein. An der Vorbereitung und Durchführung der Tagung haben auch Personen mitgewirkt, die ihre „evangelische Kirche“ nur allzu gut kennen. Sie möchten nicht genannt werden. Wir danken aber ausdrücklich allen, die sich an diesem Wochenende eingebracht haben. Soweit der Bericht von unserer Tagung in Eisenach.

Aus der Beratung: Keine Chance für die Wahrheit Gero Karger wurde die soziale Existenz entzogen Nach dem Wochenende unserer Tagung und Mitgliederversammlung in Eisenach erreichte uns eine sehr traurige Nachricht: Mit nur 35 Jahren starb Vikar Gero Karger an Magenkrebs. "Auch wenn er schon vor dem Mobbingfall unter Magenproblemen litt, hatte er wohl nach den Erfahrungen und zusätzlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen infolge des Mobbings nichts mehr entgegenzusetzen", schrieb ein Gemeindeglied aus Vasbeck im Waldecker Land. Die Nachricht schmerzt. So wie seine Geschichte in ihrer Heftigkeit geschmerzt hat. Sie nahm ihren Lauf. Die Vorgesetzten und kirchenleitenden Personen haben an der entscheidenden Stelle das klare Wort für ihren jungen Pfarrer nicht gesprochen: Das Nein zur Anklage. Die Rehabilitation vonseiten der Kirche steht noch heute aus. Auslöser war ein schlimmer Vorwurf: Der Pfarrer zu Anstellung sollte einen siebzehnjährigen Jugendlichen missbraucht haben. Die Eltern des jungen Mannes wandten sich deshalb an ein Mitglied des Kirchenvorstandes aus ihrem Ort und dieser wiederum teilte den Verdacht der zuständigen Dekanin mit. Die Kirchenleitung stellte Strafanzeige. In bemerkenswert kurzer Zeit entschied die Staatsanwaltschaft, keine Anklage zu erheben. Die Bedeutung: Der Angezeigte ist unschuldig. Es hatte sich schnell herausgestellt, dass die Familie des Jugendlichen diesen Verdacht nicht aufrecht halten konnte und dass der Vorwurf jeder konkreten Grundlage entbehrte. Die örtlichen Zeitungen brachten diese Meldung. Doch die Evangelische Kirche in KurhessenWaldeck reagierte restriktiv: Nachdem die Dekanin auf den Vorwurf mit sofortigem Verbot für alle Dienstgeschäfte durch Gero Karger bereits reagiert hatte und sie ihm - wie übrigens auch den Pfarrkollegen sowie den Kirchenvorstandsmitgliedern - ein absolutes Schweigegebot auferlegt hatte, hielt die Kirchenleitung nun auch daran fest, ihn zunächst zu versetzen und ihn nicht, wie vorgesehen, zum 1. November 2008 ins Beamtenverhältnis zu übernehmen. Erst im Mai war er zum Kreisjugendpfarrer ernannt worden, seine Arbeit in den drei Gemeinden von Vasbeck war aufgeblüht, die Konfirmanden und Jugendlichen sowie die meisten Eltern freuten sich über die neu erwachte Lebendigkeit bei ihrem GemeindeNachwuchs. Dazu geben Bilder und Berichte in der örtlichen Presse von damals einen eindrucksvollen Einblick. Und gegen die Versetzung ohne Angabe von Gründen demonstrierten auch viele von ihnen. Sie wollten ihren jungen Pfarrer behalten. Diesem warf aber die Kirchenleitung in ihrer Pressemitteilung "unprofessionelles Verhalten" und "eigene Fehler" vor. Das musste ausreichen, um ihn durch Rede- und Kontaktverbot so lange vor seiner Außenwelt zu "schützen", so die Dekanin, bis eine Lösung für ihn gefunden sei. Nun aber brach eine heftige Kampagne los. Gerüchte, Spekulationen und Verleumdungen um den jungen Pfarrer breiteten sich ungehemmt aus, die Kirchenvorstände der drei Gemeinden zerstritten sich. Weil die Gerüchte ein Ende haben und die Wahrheit auf den Tisch kommen sollte, hatte Karger noch selbst eineGemeindeversammlung initiiert. Da er aber nun nicht erscheinen durfte, übernahmen Gemeindegliederund Kirchenälteste die Einladung. An die 300 Menschen kamen, die große Mehrheit bis auf drei Stimmen mit dem überzeugenden Votum: "Wir wollen ihn behalten." Ihr Argument in Richtung Kirchenleitung und Bischof war ebenso eindeutig: Der Staatsanwalt hat den Gerüchten den Boden entzogen, es ist nichts dran, es gibt keinen Grund, ihn zu versetzen. Und wir brauchen ihn.

Ein ehemaliger Kirchenältester aus Vasbeck hatte aus der über 60-seitigen Verteidigungsschrift von Kargers Anwalt die entscheidenden Passagen vorgelesen. Unter anderem ging daraus auch die sehr schwierige Situation der anklagenden Familie hervor, um die sich Karger in besonderer Weise gekümmert hatte. Annäherungsversuche habe es aber nie gegeben. Karger habe sich nicht schuldig gemacht, zitierte er die Grundlage. Und sie boten einen Kompromiss an: Nach einer Kur sollte Karger seine Probezeit in diesem Kirchspiel zu Ende bringen. Sollte es Schwierigkeiten geben, könne er auf eigenen Wunsch versetzt werden. "Das wäre schade, aber ein sauberer Weg", fasste der Kirchenälteste die Bitte der Gemeindeversammlung zusammen. Für genau die gleiche Zeit hatte die Dekanin kurzfristig eine für die drei Kirchenvorstände verbindliche Sitzung in ihrem Dekanat angesetzt. Zwei von ihnen waren ihr gefolgt, der dritte Kirchenvorstand saß in seiner Gesamtheit in der Gemeindeversammlung. Auch die Pfarrkonferenz war Karger verboten worden. Das hielt allerdings nicht alle Kollegen und Kolleginnen auch aus entfernter liegenden Dekanaten davon ab, Karger zumindest seelische Unterstützung zu geben und so in diesen schweren Stunden ihre Nähe zu vermitteln. Auch der Vorsitzende des Pfarrerausschusses führte manche Gespräche mit ihm. Sie alle mussten mit wachsender Sorge zusehen, wie Gero Karger sich immer mehr verkroch. Unter diesem existentiellen Druck - nicht nur von außen, sondern nun auch vonseiten seiner Kirche glitt er in tiefe Depression. Nach einemlängeren Klinik- und Kuraufenthalt wurde er einem Dekan in der Nähe von Hanau "beigegeben", ohne feste Arbeitsplatzbeschreibung und Aufgaben. Er war ein junger Mann voller Fähigkeiten, er konnte mitfühlen und sich engagieren. Er war sehr gerne Pfarrer geworden. Während seines Studiums hatte er in der Altenpflege gearbeitet und kriminelle Jugendliche besucht. Mit ihnen versuchte er, Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln. Seine langjährig schwer kranke Mutter unterstützte er schließlich auch finanziell. Für sich selbst hat er Fehler eingeräumt in seiner Arbeit als Pfarrer. Die haben ihn vielleicht angreifbar gemacht. Aber er war am Anfang seiner Berufslaufbahn und bitter stellen sich viele Fragen an die Vorgesetzten in dieser Kirche. Wo warst Du, Adam? Der Kommentar von Theresa Demski in der WLZ vom 9. Oktober 2008 bringt den umfassenden Schaden auf den Punkt. So reagierte damals die Öffentlichkeit im Waldecker Land: "Die Würfel sind gefallen: Über die Köpfe der Gemeinden und Kirchenvorstände hinweg hat die Landeskirche die Zukunft des Vasbecker Kirchspiels besiegelt und Pfarrer Karger versetzt - obwohl die Staatsanwaltschaft seine Unschuld betont hat. Was bleibt, sind Unverständnis und Bedauern. Gemeinsam haben Karger und Hunderte Gemeindeglieder einen Kampf gegen Verleumdung und Dummheit geführt. Gemeinsam hätten sie nun gestärkt in die Zukunft treten können. Diese Chance gab die Landeskirche den Menschen nicht. Und auch ihrem Pfarrer gab sie diese Chance nicht. Es wirkt wie eine Strafversetzung, was aus Kassel angeordnet wurde. Die Landeskirche hat sich am Ende nicht hinter ihren Pfarrer gestellt, sondern Nächstenliebe, Courage und all die christlichen Werte, die sie verkündet, hinter leeren Formeln versteckt. Was nach diesem dunklen Tag bleibt, ist die Enttäuschung darüber, dass Kirche ihren Pfarrer allein gelassen hat, statt mit ihm und den vielen engagierten Gemeindegliedern gemeinsam den Kampf gegen die Verleumdung anzutreten, die so willkürlich Leben zerstört. Das wäre eine große Chance gewesen." Sabine Sunnus

Eine wichtige Information aus der EKM

In die Mobbingfalle geriet der hoch angesehen Pfarrer Giselher Quast der Magdeburger Domgemeinde. Wieder einmal wurde das volle Programm abgespult: Über eine Person sprechen statt mit ihr, Schweigepflicht, Versuch seine Unterstützer zu gängeln, geballte Machtfaust in der Kirchenbürokratie, willkürliche Anwendung von Kirchenrecht, Regisseur des Trauerspiels Dr. Christian Frühwald, Personalreferent, der auch noch andere Opfer auf dem Gewissen hat. Irgendwann wendete sich das Blatt in Magdeburg, zu groß war die Phalanx der Unterstützer. Dr. Frühwald ging und Giselher Quast kam wieder. Nachzulesen ist das Drama unter edithaschimpft.webs.com Ausblick: Im nächsten Newsletter informieren wir Euch über einen interessanten Briefwechsel, den Norbert Hufnagel geführt hat. Liebe Freunde, es gibt zwei letzte Meldungen des Jahres – Sabine Sunnus berichtet der erfolgreichen Abwendung eines Ungedeihlichkeitsverfahrens in der EKHN, in den Neinstedter Anstalten wird der erst seit Juni eingeführte, neue Vorsteher und Pfarrer aus dem Amt entfernt. Nachzulesen unter www.neinstedter-anstalten.de Nun bleibt mir nur noch allen Mitgliedern und Freunden ein friedliches Weihnachtsfest und ein gutes, neues Jahr 2012 zu wünschen. Lasst uns weiter entschieden zusammenstehen, um mehr Miteinander und Verantwortungsbewußtsein im kirchlichen Milieu zu fördern und den von verleumderischen Machenschaften Betroffenen zu helfen! Auf der nächsten Seite findet Ihr die Buchbesprechung. Ingrid Ullmann D.A.V.I.D.e.V.

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