Liebe Frauen, liebe Mitglieder, liebe Freunde,

1 2 Grußwort Liebe Frauen, liebe Mitglieder, liebe Freunde, „Wie war Ihr Urlaub?“ - „Wunderbar! Im Elbsandsteingebirge konnte ich nach Herzenslust...
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Grußwort

Liebe Frauen, liebe Mitglieder, liebe Freunde, „Wie war Ihr Urlaub?“ - „Wunderbar! Im Elbsandsteingebirge konnte ich nach Herzenslust klettern. Es gibt viele verschiedene Schwierigkeitsgrade zum Aussuchen. Genau richtig für mich. Ich konnte mich so richtig „auspowern“, das beste Gegengewicht zum ständigen Sitzen im Büro“, so mein Nachbar. Der andere Nachbar antwortet: „Ich angele so gern, sitze still am Steg und schaue ganz entspannt in die Landschaft. Leider hatten die vielen Kormorane am Schweriner See so viele Fische gefangen, dass für die Menschen nicht mehr viel übrig war. Aber sonst konnten wir gut entspannen. Das war mal etwas anderes, als das dauernde Reden am Arbeitsplatz.“ Meine Bewertung der beiden Urlaube: Daumen runter! Ich „like“ das nicht! Mein Urlaub war anders, abwechslungsreich: schöne Städte ansehen, Ostseewasser über Luise Böttcher die Füße spülen lassen, im Kiefernwald spazieren gehen und schweigen oder interessante Gespräche führen mit anderen Mitreisenden der Gruppe. Hilft mir ein „Like“ meines Nachbarn für meine eigene Entscheidung, was ich gerne im Urlaub erleben möchte? Nein, es hilft mir überhaupt nicht. Bewertungen sind so relativ. Sie müssen immer in Bezug zu den eigenen Erwartungen und Wünschen gesehen werden - und im Kontext der Zeit! Hier denke ich besonders an die Modestile in der Bekleidung: Was gestern ganz toll war, ist heute völlig daneben. Selbst die Ernährung, das Essen ist Moden unterworfen. Aus der ganzen Welt sind schon Rezepte bei uns gelandet. Wer gibt einen „Like“ (= Daumen hoch) für den Italiener um die Ecke? Vor 30 Jahren hätte er einen „Like“ für seine Pizza bekommen, heute muss er ein ansprechendes Salatangebot machen und besondere Vorspeisen bieten. Das chinesische Restaurant hat vor 20 Jahren einen Like von Menschen bekommen, die gern süß -sauer aßen. Wenn heute nicht auch noch mongolische Küche angeboten wird, geht der Daumen nach unten. Ob ich in das eine oder andere Restaurant gehe, richtet sich nach meinem eigenen Geschmack und auch nach meinem ganz aktuellen Appetit. Es hilft mir, wenn andere beschreiben, was mich dort erwartet. Aber die Beurteilung „hat mir geschmeckt“ oder eben nicht, die ist sehr, sehr subjektiv. Ich möchte Mut machen, sich auf die eigene Fähigkeit zur Beurteilung zurückzubesinnen. Die Entscheidung, die daraus folgt, ist für Sie genau die richtige. Lassen Sie sich nicht verwirren durch die Bewertungen anderer! Es grüßt Sie herzlich

Luise Böttcher Vorsitzende des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e. V.

INHALTSÜBERSICHT

Evangelische Frauen aktuell 2 / Juli 201 6

Seite

Geben Sie ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft Grußwort Vorsitzende Luise Böttcher

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Vorwort Geschäftsführende Pfarrerin Angelika Thonipara

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Schwerpunktthema: Leben in einer Bewertungsgesellschaft

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Anregung für die Praxis: Maria und Marta (Lukas 10, 38 -42)

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Landesverband: Termine, alternativer Organspendeausweis, Jahreshauptversammlung, Social Freezing

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Frauenarbeit: Kampagne „Gib mir keinen Like!“, Gottesdienst 2. Advent, FrauenReise nach Sizilien, WGT 2017

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Aktuelles aus den Evangelischen Familien-Bildungsstätten in Gießen, Offenbach, Wetterau und Wiesbaden

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Informationen aus unseren Mitgliedsgruppen und Verbänden, Katharina -Zell-Stiftung

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Impressum und Bildnachweise

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Vorwort Liebe Freundinnen und Freunde unseres Frauenverbands, Bewertungsgesellschaft in der Praxis - eine Lebensgeschichte: In den siebziger Jahren in einem afrikanischen Land geboren, heiratete sie mit knapp zwanzig Jahren einen Landsmann, der bereits in Deutschland lebte und arbeitete. Aus Liebe zu ihm und als Ehefrau verlässt sie ihr Heimatland und zieht zu ihm nach Deutschland. Sie – die junge hübsche Frau, vertrauens- und hoffnungsvoll. Ihre neue Heimat: das Rhein-Main-Gebiet. Sie wird Mutter von drei Kindern, erlebt häusliche Gewalt, ihre Kinder sexuelle Übergriffe von Freunden des Vaters. Sie stellt sich schützend vor ihre Kinder, kämpft um sie. Die Ehe wird geschieden, sie erhält das alleinige Sorgerecht. Sie bricht zusammen, ausgepowert und perspektivlos wird sie in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen. Sie – die Kranke. Schnell wird sie sich darüber klar, dass sie gerne in ihr Heimatland zurückgehen möchte, zu ihrer Herkunftsfamilie. Darin und in ihrem christlichen Glauben findet sie Kraft und neue Zukunft. Sie – die Heimkehrerin. Nach zwei Jahren packt sie noch einmal ihre Koffer. Die Kinder sehen keine Zukunft und möchten zurück in ihre alte Heimat, ins Rhein-Main-Gebiet in Deutschland, wo sie geboren wurden, wo ihre Freunde sind, wo alles einfacher scheint als in der afrikanischen Hauptstadt. Der Weg zurück nach Deutschland ist nicht einfach. Die Kinder haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Sie kommen als deutsche Staatsbürger/innen und nicht als Flüchtlinge. Hier liegt nicht die Schwierigkeit. Sie jedoch braucht eine Wohnungsadresse. Wer will eine alleinstehende, geschiedene Frau ohne Arbeit mit drei Kindern im Pubertätsalter, dunkler Hautfarbe aufnehmen? Niemand. Sie – die Kämpferin. Mit Hilfe einer Frauenhilfsorganisation gelingt es. Sie landen auf dem Flughafen Rhein-Main und werden die nächste Zeit in Passau leben. Fast zeitgleich kommen in Passau täglich die vielen Flüchtlinge aus Syrien und anderswo an. Ist das das Deutschland, das wir kennen? „Warum seid ihr hier?“, „Was wollt ihr hier?“, „Ihr nehmt uns….weg“. Der tägliche Gang aus dem Haus wird zum Spießrutenlauf. Diese urbayerische Welt und ihre Sprache sind schwer zu verstehen. Die Menschen haben nur ein Bild von ihr im Kopf. Sie – „der“ Flüchtling.

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Sie macht eine Umschulung als Altenpflegerin. Aus ihrer Heimat kennt sie es, dass die Alten geschätzt werden und gut zu behandeln sind. Sie ist eine Persönlichkeit, die Nähe und Fürsorge lebt und zeigt, respektvoll anderen begegnet, hilfsbereit und höflich. Bei den ersten VorstelAngelika Thonipara lungsgesprächen in Altenheimen wird sie abgelehnt „Du kannst hier nicht arbeiten. Die Menschen haben Angst vor Dir!“ Sie – die Dunkelhäutige. Mit Hilfe von einigen Gutwilligen in Ämtern und Einrichtungen ist es gelungen, dass sie und ihre Kinder nun wieder eine Perspektive im Raum Rhein-Main haben. Sie hat eine Arbeitsstelle gefunden. Hier schätzt man ihre wertschätzende Art den Alten gegenüber. Die Alten sehen nicht ihr dunkle Haut, sondern ihre weißen Zähne. Sie freuen sich, dass jemand freundlich mit ihnen ist und immer lacht. Vielleicht kann es jetzt gut werden. Sie – die Verletzte. Wer bin ich? Die junge hübsche Frau, vertrauens- und hoffnungsvoll? Die Kranke? Die Heimkehrerin? Die Kämpferin? „Der“ Flüchtling? Die Dunkelhäutige? Die Verletzte? Wer ich auch bin Dein bin ich, oh Gott (nach Dietrich Bonhoeffer)

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Herzlich, Ihre

Angelika Thonipara, Geschäftsführende Pfarrerin Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.

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Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft

Geben Sie Ihre Bewertung ab – Leben in einer Bewertungsgesellschaft 90 Prozent der Menschen vertrauen auf Bewertungen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage (trusted shop 2015). Ist das so? Richten wir uns wirklich so sehr nach der Meinung anderer? Und was macht das mit uns? Elke Seipel und Mareike Rückziegel sind diesen Fragen nachgegangen. Ob Facebook, Jameda oder Amazon – überall und ständig werden wir aufgefordert, unsere Bewertung abzugeben. Wir buchen keinen Urlaub mehr, ohne uns vorher genau die Rankings angeschaut zu haben und die Auswahl der Lieblingspizzeria erfolgt nicht mehr, weil es uns dort so gut geschmeckt hat, sondern weil sie fünf Sterne und fünfhundert Likes hat. Übertrieben? Vielleicht. Doch Fakt ist: Wir leben in einer Bewertungsgesellschaft. Eine Bewertung ist ein komplexes MiteinanderVergleichen: von Situationen, von Produkten, von Kulturen oder Menschen. Zur Orientierung, Optimierung und Beurteilung. Sie durchzieht mehr oder weniger alle unsere Lebensphasen und wird inzwischen in vielen Sparten als Maximierungsmittel genutzt. Ob in Wissenschaft, in der Medizin, in Kunst und Kultur, bei der Arbeit: überall begegnen uns Bewertungspraktiken; ein ganzes Bewertungssystem, das sich zu einer Bewertungsgesellschaft zusammenfügt. Alle sind davon betroffen und alle machen mit. Bewertung – von Anfang an Das beginnt schon lange vor unserer Geburt: Passen die Ultraschallbilder in die Norm? Entwickelt sich der Embryo normal? Nach der Geburt wird das Baby vermessen, seine Lebensfunktionen bewertet. Medizinischer Segen, ganz klar – und trotzdem eine starke Prägung. Die ganz genauso weitergeht: Entwickelt sich mein Kind altersgemäß? Lernt es rechtzeitig krabbeln, laufen, sprechen, mit Messer und Gabel essen? Schuleignungstest, das erste Zeugnis – in Form von Schulnoten wird Bewertung erstmals ganz offensichtlich: Sie sind der Versuch einer objektiven Bewertung nach definierten Kriterien und kaum eine Bewertung bestimmt unseren Lebensweg mehr, legt stärker unsere Möglichkeiten und Hemmnisse fest. Diese Bewertungspraktiken begleiten uns durch das ganze Leben bis in das hohe Alter und beeinflussen unser Leben und Verhalten.

Ohne Bewertung geht nix! Das Bewerten und Beurteilen ist ein menschliches Bedürfnis. Alles, was wir erleben, alles, was wir sehen, ordnen wir ein und beurteilen es. Eine wichtige Fähigkeit für unsere Sicherheit und unser Überleben, denn wenn wir Situationen nicht richtig einschätzen könnten, nicht feststellen könnten, ob ein Lebensmittel gut ist oder giftig, ob ein Mensch uns guttut oder ob er uns schadet – dann würden wir uns im Leben nicht zurechtfinden. Alltagsbewältigung mittels Bewertung? Wer ist der ideale Partner? Wo liegt der schönste Campingplatz? Und wo ist der Arzt, dem die Frauen vertrauen? Längst ist bekannt, dass 20 bis 30 Prozent aller Bewertungen im Netz manipuliert sind. Mit konstruierten und gefälschten Bewertungen lassen sich die eigenen Ziele verfolgen, Menschen manipulieren, Wahlen gewinnen und Produkte verkaufen. Besonders skurrile Auswüchse der Bewertungsgesellschaft: Unternehmen, die rund um die Uhr fingierte Bewertungen für ihre Kunden verfassen und posten. Und dennoch nutzen die meisten Menschen die Bewertungen anderer zur eigenen Urteilsfindung. Dahinter steckt der Wunsch, perfekt zu entscheiden, alles zu optimieren und möglichst jedes Risiko auszuschalten. Bewertungsportale suggerieren, dass das möglich sei. Doch dabei geht viel verloren: Das Zutrauen in das eigene Urteil, das Selbst-Denken und -Erfahren, das Sich-Überraschen-Lassen, das Annehmen und Wertschätzen des Gegebenen. Begehren nach Bewertung „Ich fühle mich schlecht, wenn ich auf Facebook kein „gefällt mir" bekomme.“ Bewertung in den sozialen Medien – vor allem die 18-25-Jährigen sind davon betroffen (vgl. S.11-12). In Facebook beispielsweise ist die Bewertung der Beiträge ein zentrales Element. Eine positive Bewertung gibt ein gutes Gefühl, gleichzeitig ist die Angst

Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft

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Foto: Lucas1989/photocase.de

vor negativen Bewertungen enorm groß. Das persönliche Wohlbefinden hängt zunehmend von der Anzahl der erhaltenen „Likes“ ab. Wie fatal: Hier wird nicht kognitiv aufgrund von Recherche und Wissen bewertet, die Bewertung findet allein auf der emotionalen Ebene statt. Das kann schnell zu Ausgrenzungen führen, insbesondere, wenn wir dabei blind einem anderen folgen. Vom Wert und Werten In dem Wort Bewertung steckt auch das Wort „Werte“. Werte definieren unser Zusammenleben, sie schaffen einen Rahmen und geben Sicherheit. Mit normativen Bewertungskriterien regeln sie, welche Werte eine Gesellschaft leben möchte. Somit schaffen Bewertungen auch Werte. Doch was passiert, wenn Wertvorstellungen und Wertzuschreibungen aufeinander treffen? Wenn Menschen nicht den Bewertungsvorstellungen entsprechen, sich anders verhalten? Dann bergen Bewertungsmechanismen die Gefahr, in sozialen Zusammenhängen Ungleichheiten zu bewirken. Die Konkurrenz des vermeintlich Wertvollen gegenüber dem weniger Wertvollen manipuliert die Menschen und verändert uns ebenso wie unser Zusammenleben. Fehler machen ist erlaubt! Es ist grundsätzlich ja nicht falsch, Produkten,

Dienstleistungen, sich selbst und seinem Leben kritisch gegenüberzustehen und wissen zu wollen, was gut läuft und was nicht. In der schnelllebigen Social Media-Bewertungsgesellschaft geht eines jedoch unter: die Gründe für unsere Bewertungen. Die eigene (kritische) Meinung zu begründen, wird ausgelassen. Das führt leicht zu (vor-)schnellem Be- und Verurteilen. Ein echter Meinungsaustausch kann so nicht entstehen. Daher ist es vor allem wichtig, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden: Was ist mir selbst wichtig? Worauf lege ich Wert? Sich selbst zu vertrauen birgt natürlich die Gefahr, auch einmal daneben zu liegen. Aber das macht nichts, das gehört dazu: „Gott schreibt auf ungeraden Zeilen gerade“ – das Leben ist ein Auf und Ab, es verläuft nicht immer alles gradlinig. Wir dürfen auch Fehler machen, scheitern. Viel wichtiger ist es, den eigenen Erfahrungen und Einschätzungen zu trauen und die eigene Wahrnehmung zu schulen. Wie schön wäre es, wenn die Menschen wieder lernen würden, ohne normative und moralische Bewertungen auszukommen – und dem eigenen Herzen, Bauch und Verstand zu trauen. Elke Seipel, Referentin Frauenarbeit Mareike Rückziegel, Öffentlichkeitsarbeit

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Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft Soziologie der Bewertung

Die alltägliche Vermessung der Welt: vergleichen, bewerten, ausschließen Vergleichen und Bewerten sind im Grunde genommen ganz alltägliche Phänomene. Sie sind allgegenwärtig und scheinen in zunehmendem Maße das Handeln von Menschen zu bestimmen und somit eine gesellschaftliche Relevanz zu besitzen. Umso mehr mag es daher verwundern, dass die Soziologie erst seit einiger Zeit das Bewerten zu einem eigenständigen Gegenstand von Betrachtungen macht. Momentan ist man vor allem damit beschäftigt, zunächst einmal die wichtigen Fragen aus soziologischer Perspektive in Zusammenhang mit der Praxis des Bewertens, Sortierens und Ausschließens zu formulieren: Was ist überhaupt unter Bewertung zu verstehen? Und was unterscheidet Bewertung begrifflich von Wert, Wertschätzung oder dem Wertvollen? Welches Bild von Gesellschaft und gesellschaftlicher Wertschätzung spiegelt sich im allgegenwärtigen Bewerten wider? Wer sind die Akteure bei der Bewertung? Zu den Bereichen, in denen Bewertung quasi „zuhause“ ist, gehört die Wirtschaft. Zentrale Fragen, die die Wirtschaft bewegen, sind: Wie kommt ein bestimmtes Gut zu seinem Preis? Wie ist eine bestimmte Arbeit zu bewerten, also zu honorieren? Relativ vertraut ist uns auch die Bewertung in der schulischen Bildung mittels Noten. Wobei es auch immer wieder Diskussionen darum gibt, wie Benotungen zustande kommen und wie sinnvoll Benotungen überhaupt sind und wie sie am gesellschaftlichen Ausschluss von Menschen mitwirken (vgl. S.12-13). Erstaunlich ist allerdings, dass die Bewertung längst inflationär fast alle Bereiche menschlichen Lebens erfasst hat. Hier lässt sich ein Zusammenhang sehen mit einer Entwicklung in den kapitalistischen, marktorientierten Gesell-

Foto: misterQM/photocase.de

schaften, die mit dem Schlagwort „Ökonomisierung aller Lebensbereiche“ charakterisiert wird. Das heißt, wir haben es mit einer zunehmenden Orientierung an den Prinzipien des Marktes zu tun, indem quasi alles zur Ware werden kann und Entscheidungen in erster Linie von Kosten-Nutzen-Erwartungen bestimmt sind. Zudem scheint das Sortieren, Bewerten und Ausschließen aber auch einem menschlichen Bedürfnis nachzukommen, diese Welt in ihrer wachsenden Unübersichtlichkeit zu ordnen. Statistiken, Raster, Ranglisten und Ähnliches sollen dazu dienen, Handlungsentscheidungen zu erleichtern. Aber was passiert eigentlich, wenn wir bewerten? Hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen, wie Bewertungsurteile überhaupt zustande kommen. Der Soziologe Thorsten Peetz spricht von einem Prozess der Bewertung, der mehrere Schritte umfasst, die miteinander verknüpft sind. Er sagt: „Bewertung verbindet Prozesse der Identifizierung, Klassifizierung, Relationalisierung und Asymmetrisierung.“ Das heißt, zunächst muss es möglich sein, eine Person, ein Ding, eine Organisation oder auch ein Ereignis als solches identifizieren, also eindeu-

Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft tig erkennen zu können. Der nächste Prozess ist der der Klassifizierung dessen, was identifiziert wurde. Dabei wird etwas mit Namen oder Etikett versehen und eingeordnet. Dann wird es in Relation, also in Beziehung zu etwas Vergleichbarem gesetzt. Das Erkannte und Eingeordnete wird dann mit unterschiedlichen Wertigkeiten besetzt. So kommt insgesamt ein Bewertungsurteil zustande, das nach außen kommuniziert werden kann. In diesem Prozess der Bewertung kommt dem Vergleich eine wichtige Rolle zu. Die Soziologin Bettina Heintz von der Universität Luzern beschäftigt sich seit einigen Jahren eingehend mit der Funktion und Bedeutung von Vergleichen, insbesondere mit Vergleichen, die mit Zahlen arbeiten. Vergleiche dienen zunächst einmal dazu, zwischen Personen, Dingen, Ereignissen eine Beziehung herzustellen. Sie beruhen auf der Annahme, dass zwischen dem, was verglichen wird, in mindestens einer Hinsicht Gleichheit besteht. Andernfalls würde eine Grundlage für einen Vergleich fehlen. Gleichzeitig muss aber auch eine Unterschiedlichkeit gegeben

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Wie problematisch Vergleiche sein können, lässt sich am Beispiel von Kultur- und Ländervergleichen zeigen. Zum einen ist es so, dass die faktische Verflechtung zwischen Ländern und Kulturen eine klare Gegenüberstellung verschiedener Kulturen und Länder nahezu unmöglich macht. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass es quasi keine Position außerhalb von Kultur gibt. Mit anderen Worten, alle Einschätzungen und Vergleiche, die Menschen vornehmen, sind immer kontextabhängig. Sie erfolgen schließlich aus einem bestimmten kulturellen Kontext der beobachtenden Person heraus. Jeweilige kulturabhängige Wertvorstellungen und Orientierungen fließen meist unbewusst mit ein. Wenn es um Vergleiche und Bewertungen geht, dann genießen solche, die mit Zahlen arbeiten, also beispielsweise Statistiken, Ratings, Rankings und Bestenlisten, eine besonders hohe Akzeptanz. Sind Zahlen einmal in der Welt, entwickeln sie schnell eine hohe Wirkmächtigkeit. Zahlen werden häufig mit Objektivität gleichgesetzt. Diese Objektivität ist aber meist nur eine vermeintliche. Denn jeder quantitativen Bewertung geht eine Vielzahl von Entscheidungen und Bearbeitungsschritten voraus. Es mussten Bewertungsobjekte ausgewählt werden, Kategorien und Standards aufgestellt werden, Daten analysiert und rechnerisch ausgewertet werden bis am Ende eine Zahl da steht, die sich wiederum mit anderen in Beziehung setzen lässt. Gerade weil Bewertungen, insbesondere quantitative, aber eine solch hohe gesellschaftliche Relevanz beigemessen wird, ist es notwendig, sich kritisch mit dem Zustandekommen und den Wirkungen zu befassen. Denn letztlich geht es dabei auch um die Grundprinzipien menschlichen Zusammenlebens.

Foto: johny schorle/photocase.de

sein. Vergleiche beruhen also auf einer Kombination von teilweiser Gleichheit und Differenz. Alle Rankings funktionieren beispielsweise auf dieser Grundlage, indem sie mit der Verschiedenheit des Gleichen arbeiten.

Dr. Christiane Wessels, Referat Erwachsenenbildung im Zentrum Bildung der EKHN

Literaturhinweise Bettina Heintz: Numerische Differenz. Überlegungen zu einer Soziologie des (quantitativen) Vergleichs, in: Zeitschrift für Soziologie 2010, Heft 3, S. 162-181 Torsten Peetz: Elemente einer Soziologie der Bewertung. (bisher unveröffentlichtes Manuskript)

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Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft

Bewertung in sozialen Netzwerken

Gedanken und Erfahrungen einer Studentin der sozialen Arbeit Seit meiner Kindheit bin ich mit Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen, für mich ist ein funktionierender Internetanschluss so selbstverständlich wie der morgendliche Kaffee. Seit meiner Jugend existieren soziale Netzwerke. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wichtig es für mich als Teenager war, in sozialen Netzwerken angemeldet zu sein, um nicht als Außenseiterin zu gelten. Gleichzeitig ist die Anmeldung Voraussetzung, um online bewerten zu können. Auch ein Teil des Hochschulalltags spielt sich in sozialen Netzwerken ab, und auch hier gilt: Nichts geht ohne Bewertungen. Neue Dimensionen der Bewertung In meinem Freundkreis und unter Kommiliton_innen reden und bewerten wir in den sozialen Netzwerken zum Beispiel Konsumgüter, die neuesten Modetrends und nach wie vor das äußere Erscheinungsbild des Menschen. Erst im Nachhinein wird mir oft bewusst, wie oberflächlich wir hier häufig urteilen. Eine Tendenz, die sich durch soziale Netzwerke in den vergangenen Jahren verstärkt hat. Soziales Netzwerk meint im Allgemeinen Portale im Internet, wie zum Beispiel Facebook, Twitter und Instagram. Sie dienen dazu, Kontakte zwischen Menschen zu vermitteln, Meinungen auszutauschen und Beziehungen zu pflegen. Dies alles geschieht online, zu einem großen Teil am Handy oder zu Hause am Laptop. Das klingt eigentlich zunächst nach einem sehr hilfreichen Medium! Bewertungen und der persönliche Bezug Das Bewerten in sozialen Netzwerken funktioniert mit unterschiedlichen Mitteln. Zum einen gibt es den „Like“- oder auch „Gefällt mir“Button. Finde ich als Internetnutzerin ein Profil, ein Bild oder einen Post (einen geschriebenen Beitrag) ansprechend, kann ich per Mausklick einen Like setzen. Und ich kann unter alle Beiträge einen Kommentar hinzuzufügen und meine Meinung so der Öffentlichkeit mitteilen. Das hat Vor- und Nachteile. Bewertungen in sozialen Netzwerken können

zum einen sehr hilfreich sein, denn je mehr ein Post oder Bild kommentiert und/oder „geliked“, sprich bewertet wurde, umso mehr wird das Bild Internetnutzer_innen angezeigt. Sozialen Projekten oder Organisationen gelingt es so zum Beispiel, ihre neuesten Aktionen und Kampagnen publik zu machen. So bin ich Mitglied der Greenpeace- und WWF-Gruppe auf Facebook. Gerne like und kommentiere ich dort aktuelle Themen. Doch inwieweit bewirkt oder verändert ein Like oder Kommentar in Sozialen Netzwerken konkret etwas? Bis auf die Tatsache, dass mehr Menschen von dem Bewerteten erfahren, ist mir bewusst, dass ein Like oder Kommentar rein gar nichts verändert. Doch das verdränge ich, trotzdem ändere ich nichts an meinem Verhalten: Bewertungen in sozialen Netzwerken tragen dazu bei, diese Verdrängung weiter zu festigen. Rund um die Uhr online Gerade jüngere Menschen neigen dazu, die Basis für ihr ganzes Leben auf Soziale Netzwerke zu stützen, ganz getreu dem Motto „24 Stunden online“. Das birgt ein enormes Suchtpotenzial. Ich erwische mich selbst gerne dabei, dauernd auf mein Handy zu schauen. Wer hat mir geschrieben? Wer ist wo gerade unterwegs und unternimmt gerade was? Nahezu alles wird geteilt oder gepostet. Im Hochschulalltag kann das allerdings oft hilfreich sein: um Kontakt zu älteren Semestern herzustellen zum Beispiel, oder um Antworten auf allgemeine Fragen über Hausarbeiten oder Vorlesungen zu erhalten. Hierfür gibt es eine eigens dafür erstellte Gruppe, in der fast alle Studierenden der Hochschule Mitglied sind. Im Studium oder bei der Arbeit sind Bewertungen also oftmals durchaus hilfreich. Gefahr der Abhängigkeit von Bewertungen Wer freut sich nicht über zahlreiche Likes der neuesten Familienfotos oder über Kommentare des wöchentlich aktualisierten Profilbilds? Doch während Likes und positive Kommentare einem vorübergehend neues Selbstbewusstsein vermitteln, kann sich dies auch ganz schnell wenden. Je mehr ich im Internet privat von mir preisgebe, umso angreifbarer mache ich mich.

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Dennoch überwiegt meist der Wunsch nach Anerkennung durch Bewertungen in Sozialen Netzwerken, Gefahren werden verdrängt. Ich kenne Freundinnen, die ihren Account sperren ließen, weil sie bedrohliche Nachrichten von Unbekannten erhielten. In den Medien hört man immer wieder von Suizid von Jugendlichen, dem negative, gehäss i ge Kommentare in sozialen 24 Stunden online: Ein Leben ohne ständige Erreichbarkeit ist vor allem für jüngere MenNetzwerken vorausgin- schen kaum mehr vorstellbar. Foto: shutterstock gen. Es ist erschreckend, welchen Einfluss Bewertungen in Soziaschen Anteil an seinem Schicksal nahmen und len Netzwerken auf die eigenen Emotionen und für ihn die Kommunikation über soziale Netzden realen Alltag haben. werke viel Positives vermittelte. So habe auch ich seine Posts kommentiert und geliked. Kritik wird kommentiert statt reflektiert Bei vielen setzt ein Umdenken ein Im Internet wird viel Kritik geübt. Doch anders Mittlerweile fragen sich viele meiner Kommilials bei persönlichen, direkten Bewertungen ton_innen immer wieder, was genau ist der Sinn bringt einen das selten zum Nachdenken: Anvon Bewertung? Was steckt dahinter? Was statt die Kritik zu reflektieren, wird in sozialen macht das mit mir? Und beziehen diese ThemaNetzwerken ein Kommentar unter den anderen tik auch allgemein auf die Kommunikation im geschrieben. Man neigt dazu, nicht mehr selbst Internet. Auch ich versuche mir immer wieder zu nachzudenken und Dinge viel schneller zu ververgegenwärtigen, was wirklich zählt im Leben: gessen, da im gleichen Moment hunderte von aktives Handeln. Das Handy und damit die Veranderen Themen, inklusive Bewertungen, gebindung zu sozialen Netzwerken wenigstens für postet, geschrieben und geteilt werden. Oft finein paar Stunden auszuschalten fällt schwer. den sich unter einem Post in hundertfacher AusDennoch: Das bewusste Loslassen, der Verzicht führung die genau gleichen Kommentare. auf das dauerhafte Streben nach Anerkennung Zuspruch und Mitgefühl über Likes und Komlässt sich trainieren und ich beobachte bei viementare len meiner Freund_innen ein Umdenken. In den Oft lese ich etwas Interessantes, worüber ich Studentenkreisen erlebe ich einen Rückgang mir noch weitere Gedanken mache oder etwas, der Posts und Kommentare und somit der Bedas mich berührt. Schwerkranke Menschen, die wertungen. Vielen wird bewusst, das es im Leihren Alltag und ihr Leiden beschreiben, erfahben um weit mehr geht, als um das Ziel, so viele ren im Internet Zuspruch und Mitgefühl. So habe Likes wie möglich für das aktualisierte Profilbild ich zum Beispiel die Geschichte des vor zwei zu erhalten, das zudem genauso aussieht, wie Jahren an Krebs verstorbenen Stephen aus die zahlreichen anderen zuvor. Denn eines steht England mitverfolgt. Stephen hat vor seinem fest: Egal, wie viele Bewertungen es auch beTod viele wundervolle Dinge erreicht und dies kommt - es zeigt den gleichen Menschen. der Internet Community mitgeteilt. Ich bin mir Franziska Benz, Studentin an der Evangelischen Fachhochsicher, dass ihm bewusst war, wie viele Menschule, Darmstadt

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Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft

„Sieh hin, es ist sehr gut!“ Vom Umgang mit Bewertung aus feministischtheologischer Sicht Es gehört zu den Eigenheiten von Religion und damit auch zu unserem christlichen Glauben, dass Werte vermittelt und Bewertungen abgegeben werden. Schon am Anfang der Bibel, im ersten Schöpfungsbericht, wird uns eine wesentliche Bewertung überliefert. Gott bewertet die gesamte Schöpfung als gut. Gottes Entwurf der Welt ist von seinem Ursprung her eine Wertschöpfung. Das Gefüge dieser Schöpfung wird durch menschliches Handeln gestört. Die Bibel erzählt von Gottes Bemühen, dem etwas entgegenzusetzen. Das grundsätzliche „Ja“ Gottes zur gesamten Schöpfung macht jedes einzelne Wesen der Schöpfung zu etwas Wertvollem. Als göttliches Ebenbild sind die Menschen geschaffen, als Frau und Mann. Sie sind gleichwertig. Sie haben den Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren und sind von daher mit besonderen Kompetenzen ausgestattet. Aus dem Blickwinkel Gottes

gesehen ist die Welt gut und kommt ohne weitere Bewertungen aus. Doch ist es für den Menschen schwer, diesen Blickwinkel einzunehmen bzw. durchzuhalten. Das Essen vom Baum der Erkenntnis führt nämlich, anders als die Schlange es verspricht, nicht dazu, so zu sein wie Gott. Die Erkenntnis von Gut und Böse führt zu allererst zu einem neuen, als negativ empfunden Gefühl: Das der Scham. Die Bewertung des eigenen Körpers, des eigenen nackten Körpers wird zum Problem. Man könnte dies auch als die Geburtsstunde menschlicher Bewertungskultur verstehen und darin auch gleich das erste Zutagetreten ihrer fatalen Folgen erkennen. Denn Menschen werden schuldig in der Art wie sie einander bewerten. Kain erschlägt Abel auch, weil er sich von Gott abgewertet fühlt. Daraufhin urteilt er seinerseits und unterscheidet lebenswertes und unwertes Leben. Hier hat die Bewertung tödliche Konsequenzen. Und das hat sie in ihrer schärfsten Form bis heute. Gott reagiert darauf und gibt den Menschen Gebote an die Hand. Wie ein Geländer sollen sie zum guten Leben helfen. Sollen helfen, Men-

Schon im Schöpfungsbericht findet sich eine ganz wesentliche Bewertung: „Und Gott sah: Ja, es war gut.“

Genesis 1 (Bi g S)

Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft schen und Situationen richtig einzuschätzen und zu bewerten. Israel erhält dieses Geschenk durch Moses in Form der zehn Gebote. Jesus wiederholt den Kern der Gebote im Doppelgebot der Liebe: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst“ (Lk 10,27). Die Liebe wird zum Maßstab der Bewertung. Aus christlicher Perspektive ist die Liebe der Leitfaden des Umgangs miteinander. Und zwar in dreifacher Hinsicht: In Bezug auf Gott, in Bezug auf sich selbst und in Bezug auf die Nächsten. Die als Liebesbeziehung charakterisierte Beziehung zu Gott dient dabei als Fundament. Unter Gottes liebendem Blick kann sich der Mensch selbst annehmen, weil er und sie sich geliebt wissen. So mit sich selbst versöhnt gilt es die Liebe, die Gott schenkt, weiterzugeben. Als Beispiel dafür, was das praktisch heißt, erzählt Jesus die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Der Samariter bewertet den verletzten und hilfsbedürftigen Menschen nicht nach Herkunft oder Religionszugehörigkeit, sondern bewertet alleine die Not, die er sieht und die er lindert. Die barmherzige Samariterin Der barmherzige Samariter sollte Rollenmodell aller Christ_innen sein. Faktisch ist er es vor allem für die Christinnen geworden. Bis heute sind es überwiegend Frauen, die die tätige Liebe in Pflege und verwandter care-Arbeit in die Tat umsetzen. Das Ideal des barmherzigen Samariters ist in der Alltagserfahrung eines der Samariterin. Schon früh ist das die Rolle, die den Frauen in den Gemeinden zugeschrieben wird: Sie sollen sich dienend dem Mann unterordnen. Luther hat diese Lesart der durch ihn benannten Haustafeln im Epheserbrief und im Kolosserbrief für lange Zeit in den Köpfen zementiert (vgl. Eph 5,22ff und Kol 3,18ff). Sie spiegelt sich auch darin wieder, welche Berufe den Frauen in der Kirche zuallererst zugestanden wurden: Dies waren Tätigkeiten im Kontext von Pflege und Fürsorge. Erst spät kam das Recht der Ordination dazu. Wie fragil dieses Recht auch in manchen Protestantischen Kirchen nach wie vor ist, zeigt, dass die Lutherische Kirche in Lettland gerade die

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Frauenordination wieder abgeschafft hat. So führte das eigentlich als heilsames Bewertungskonzept gedachte Doppelgebot der Liebe de facto zur Abwertung von Frauen, denen einseitig die Umsetzung des Gebotes auferlegt und ihnen damit gleichzeitig der Zugang zu anderen Ämtern innerhalb der Kirche versagt wurde. Kontinuierliche Ausgrenzung und Abwertung prägen das eigene Selbstwertgefühl. Betroffene verlieren ihre Selbstachtung und Selbstliebe oder bewegen sich in einem ständig mühsamen Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung. Die unterschiedliche Bewertung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse oder ihrer Sexualität widerspricht der Schöpfung, wie sie eigentlich von Gott gedacht war. Um den Bewertungen der Menschen etwas entgegenzusetzen, ergreift Gott Partei für die Kleinen und Schwachen. Dem verlorenen Paradies stellt Gott den Entwurf einer Neu-Schöpfung gegenüber. Ein neuer Himmel und eine neue Erde, das Reich Gottes, steht am Ende aller Zeiten, ist jedoch heute schon angebrochen, wo Menschen einander in Liebe begegnen. In diesem Reich zählen die Bewertungskonzepte der Menschen nicht mehr. Jesus hat dieses Himmelreich Gottes hier auf Erden schon konkret werden lassen. Im Magnifikat singt Maria von der Umkehr der Verhältnisse (Niedrige werden erhöht und Mächtige stößt er vom Thron (Lk 1,46ff)). Gottes Sympathie gilt denen, die im Weltgeschehen unterzugehen drohen. Durch Jesus wird nochmals bestätigt, dass Gottes besondere Aufmerksamkeit den Kleinen und Schwachen gilt. Durch seine Zuwendung werden Menschen aus der Erniedrigung emporgehoben und befreit von Abwertung, Verurteilung und Ausgrenzung. Jesus weist somit auf die zukünftige Wiederherstellung der Schöpfung Gottes, in der alle Menschen die Wertschätzung Gottes erleben. Die unterschiedlichen Bewertungen der Menschen werden nivelliert (da ist weder Mann noch Frau (Gal 3,28)) und alle haben Anteil an der Fülle der Schöpfung. Einen Menschen zu lieben bedeutet deshalb auch, ihn so zu sehen, wie Gott ihn gemeint hat. Janine Knoop-Bauer, Theologische Referentin Ulrike Hofmann, Pfarrerin, Haus der Kirche, Darmstadt

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Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft

Bewertung Bildung und Erziehung - die FBS-Leiterinnen im Gespräch Bewertung ist nicht nur für uns Erwachsene allgegenwärtig – auch Kinder sind ständiger Bewertung ausgesetzt. Durch ihre Eltern, Erzieher_innen, Freunde, und durch sich selbst. Wie geht die Bildungsarbeit damit um? Evangelische Frauen aktuell sprach dazu mit vier Expertinnen: den Leiterinnen unserer Evangelischen Familien-Bildungsstätten. Redaktion: Viele Menschen definieren sich über äußere Werte: Position und Gehalt im Job, Marke und PS ihres Autos, Markenklamotten, Größe und Lage ihrer Immobilie. Auch bei Kindern lässt sich solch ein Verhalten bereits beobachten. Dort geht es um das coolste Fahrrad, die meisten Sammelkarten, das neueste Handy. Klassenbester oder die schnellste Läuferin der Schule zu sein, fühlt sich gut an – der Vergleich mit anderen ist ganz wichtig. Andrea Kube, Leiterin Ev. Familien-Bildungsstätte Wetterau: Ja, doch das ist eine fatale Entwicklung. Was passiert, wenn plötzlich jemand schneller läuft oder bessere Noten schreibt? Baut sich das Selbstwertgefühl auf solchen Werten auf, nimmt es schnell Schaden. Schon Nummer zwei zu sein fühlt sich für viele schlecht an. Konkurrenzdenken und Missgunst bestimmen das Miteinander. Ute Hohmeier, Leiterin Ev. Familien-Bildungsstätte Offenbach: Oh ja, Konkurrenz ist nicht nur belebend, wie es so schön heißt! Ich erinnere mich, dass meine Tochter, als sie gerade in die Schule gekommen war, sich dem sehr demonstrativ verweigert hat: Sie besuchte damals einen Turnverein, zu dem sie auch sehr gerne und mit großer Begeisterung hingegangen ist, weil sie dort so viel Neues lernen konnte. Sie war auch eine sehr gute und schnelle Läuferin. Doch bei den Vereinsmeisterschaften ist sie dann plötzlich kurz vor dem Ziel einfach stehengeblieben. Sie hat auf die anderen gewartet und ist dann mit ihnen gemeinsam über die Ziellinie getreten. Sie wollte nicht gewinnen, sondern hat immer – auch später noch – betont: Ich will das „nur“ können! Sie wollte selbst spüren, dass sie das kann. Die „formelle“ Bewertung von außen war ihr egal. Betina Seibold, Leiterin Ev. Familien-Bildungsstätte Wiesbaden: Das ist großartig! Ich wünschte, dass viel mehr Kinder solch ein Selbstbewusstsein hätten. Aber der Alltag in vielen Schulen und Vereinen wirkt dem regelrecht entgegen

– alles wird dokumentiert, bewertet und genau unter die Lupe genommen. Diese ständige Erwartungshaltung ist einengend und ungerecht: Was ist, wenn das Kind in dem Moment einfach nicht so gut drauf ist? Oder gerade Streit hat zuhause? Noten sind nur Momentaufnahmen! Christiane Hegemann, Leiterin Ev. FamilienBildungsstätte Friedberg: Und die Herausforderungen wachsen von Tag zu Tag. Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen machen die Familienphase zu einer Hochleistungsphase! Redaktion: Wie meinen Sie das? Hegemann: Die Erziehung von Kindern und die Verantwortung für deren gelingende Entwicklung, Partnerschaften aktiv zu leben, Angehörige zu pflegen und zu betreuen, das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das steigende Armutsrisiko – das sind nur einige der Herausforderungen, vor denen Familien heute stehen. Seibold: Und es sind nicht nur die Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft an die Eltern – auch die Messlatte, die Eltern bei sich selbst anlegen, liegt hoch! Kenntnisse und Kompetenzen, die Menschen dazu befähigen, diese vielfältigen Herausforderungen zu meistern, sind keine natürliche Ressource mehr, sondern müssen im Sinne des „Doing family“ erworben werden. Redaktion: Wie kann es vor diesem Hintergrund gelingen, dass sie das Zusammenleben als spannende und bereichernde Aufgabe erleben und sich nicht ein Gefühl von Unsicherheit, Überforderung oder sogar des Scheiterns einstellt? Hegemann: Familienbildung unterstützt und begleitet Familien beim „Abenteuer Familie“ und ergänzt die Erfahrungen, die in der Familie gemacht wurden. Dabei setzt sie immer bei den Kompetenzen an und stärkt sie. Das bedeutet für Fachkräfte, Eltern als kompetente und gleichberechtigte Partner zu sehen. Dazu gehört das Warten und Beobachten in angemessener Weise,

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Welche Rolle spielt Bewertung in Erziehung und Familienbildungsarbeit? Darüber diskutieren (v.l.): Andrea Kube, Leiterin Ev. FBS Wetterau, Christiane Hegemann, Leiterin Ev. FBS Gießen, Ute Hohmeier, Leiterin Ev. FBS Offenbach, Mareike Rückziegel, Öffentlichkeitsarbeit EFHN und Betina Seibold, Leiterin Ev. FBS Wiesbaden. Foto: EFHN

ein Kennenlernen und Wertschätzen der Lebensumstände von Familien. Seibold: Ermutigung statt Belehrung – darum geht es. Kube: Das ist ein Grundsatz, der ja ganz genauso auch für den Umgang von Eltern mit ihren Kindern Gültigkeit hat: Menschen, die ihr Selbstwertgefühl aus ihren inneren Qualitäten schöpfen, müssen sich nicht mit anderen messen. Und sind dementsprechend weniger abhängig von äußeren Bewertungen. Die eigenen Charakterstärken wie Zuversicht, Zielstrebigkeit, Aufrichtigkeit, Mitgefühl, Loyalität oder Verbindlichkeitzu kennen und sich dieser gewiss sein zu können, schafft echtes Selbstwertgefühl. Denn diese Eigenschaften sind für sich gesehen wertvoll, auch wenn jemand anderes sie auch zeigt. Hohmeier: Ich bin überzeugt davon, dass Kinder, die sich auch an der Leistung von anderen erfreuen, sich selbst und andere viel realistischer einschätzen können als andere. Sie können sich Herausforderungen besser stellen und ihre eigene Leistung klarer einschätzen – weitgehend unabhängig von der Meinung anderer. Redaktion: Wie können wir diese positiven Eigenschaften bei Kindern stärken? Kube: Indem wir beschreiben, welche Eigenschaft wir beobachten. Statt zu sagen: „Das ist aber ein tolles Bild“ können wir die Tugend be-

nennen, die das Kind beim Malen gezeigt hat, z.B. Sorgfalt, Ausdauer oder Freude. Also „Ich sehe Deine Einsatzbereitschaft, mit der Du die Aufgabe erledigst.“ anstatt „Ich schätze Deine Einsatzbereitschaft…“. Die so wertgeschätzte Person bleibt unabhängig von Lob und Bewertung Dritter. Sie entwickelt echte Selbstachtung. Seibold: Viele Eltern entwickeln automatisch solch eine Beziehung auf Augenhöhe zu ihren Kindern – weil sie sie lieben und ernst nehmen. Hegemann: Ja, doch leider entsteht bei den Familien durch die Vielfalt der Ratgeberliteratur mit widersprüchlichen Erziehungsmodellen, verwirrenden Informationen aus dem Internet und den sozialen Netzwerken häufig ein ganz anderer Eindruck. Da ist es schwer, dem eigenen Gefühl zu trauen. Hier setzen wir mit unseren Angeboten an. Der Besuch einer Eltern-Kind-Gruppe z.B. ermöglicht Kontakt und Austausch mit Menschen in ähnlicher Situation; bietet ein Forum, in dem sie offen über die Entwicklung ihrer Kinder sprechen können. So können sie eine ihnen gemäße, eigene Erziehungshaltung entwickeln. Seibold: Statt auf Ratgeber sollten Eltern öfter auf ihr Bauchgefühl hören: Sie wissen selbst am allerbesten, was richtig und wichtig für ihre Kinder ist! Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch!

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Frauenarbeit - wozu? Wie Frauenbildungsarbeit heute bewertet wird

Elke Seipel, Foto: EFHN Referentin Frauenarbeit

„Frauen sind heute doch längst alle emanzipiert!“, „Frauen und Männer haben alle die gleichen Rechte.“, „Frauenarbeit? Das macht doch schon die Erwachsenbildung der Kirche.“, „Wozu brauchen wir eigentlich noch die Frauenarbeit des Landesverbands? Und das Geld, wozu braucht Frauenarbeit überhaupt Geld?“ Mit solchen und ähnlichen Aussagen müssen sich unsere Referentinnen für Frauenarbeit leider immer häufiger auseinandersetzen. Was steckt hinter diesen Bewertungen und (Vor-)Urteilen? Elke Seipel, Referentin für Frauenarbeit und seit fast dreißig Jahren im Landesverband tätig, hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt.

Mit der Emanzipationsbewegung der 70er-Jahre zog die Frauenbildungsarbeit in die Institutionen ein. Auch in kirchliche Einrichtungen: die Frauenbildung eroberte sich Räume innerhalb der etablierten Weiterbildungsinstitutionen und entwickelte neue Veranstaltungsformen. Fachbereiche für Frauenbildung wurden gegründet. Über die Jahrzehnte, von den 80er- und 90er-Jahren bis heute, hat sich die Frauenbildungsarbeit in den Einrichtungen verändert und den jeweiligen gesellschaftlichen Strömungen angepasst: von der Frauenbildungsarbeit zum Gender Mainstream und der geschlechterbezogenen und geschlechtergerechten Bildungsarbeit. Auch in der Erwachsenbildung der EKHN, die die Frauenbildungsarbeit in eine geschlechtergerechte Bildungsarbeit umwandelte. Damit wurde Frauenarbeit als eigenständiger Bildungs- und Erfahrungsraum zugunsten von Gleichstellungsstellen und GenderMainstreaming-Programmen vielerorts aufgegeben. Der Verband ist einen anderen Weg gegangen: unabhängig, selbstständig, und doch vernetzt und eingebunden innerhalb der EKHN. Im Laufe seiner Geschichte hat sich die Frauenarbeit auch im Landesverband EFHN mit dem Strom der gesellschaftlichen und kirchlichen Gegebenheiten weiterentwickelt und immer wieder verändert. Ihre Grundsätze aber hat sie immer beibehalten: Frauen zu unterstützen und zu stärken in ihrem Engagement in Kirche und Gesellschaft. Und zwar auf differenzierte Weise, so, wie Frauen die Welt verstehen und erleben. Nicht an Modeströmungen oder finanziellen Vorteilen orientiert, sondern an den Lebenswerten von Frauen und deren gesellschaftlichen Realitäten, die sie anders beschreiben als Männer. Die feministische

Theologie ist die Grundlage der Frauenarbeit und zeigt sich u.a. in den von Frauen gestalteten Gottesdiensten. Mit den Materialien für den Gottesdienst zum 2. Sonntag im Advent trägt der Landesverband bewusst Bibeltexte in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache in die gottesdienstliche Praxis der EKHN hinein. Frauen wünschen sich eine andere Kirche und eine spirituelle Praxis. Bis heute trägt die Frauenarbeit des Landesverbands dazu bei, die oft unsichtbare und verloren gegangene weibliche Tradition in der Kirchengeschichte, in der Rede und in den Bildern von Gott sichtbar zu machen. Hier finden Frauen ihre Identität als Christinnen gestärkt, die sich nicht von männlichen Vorstellungen und Bildern ableitet. Biblische Frauengestalten und herausragende Frauen der Kirchengeschichte, wie beispielsweise Katharina Zell, stehen für eine weibliche Spiritualität. In verschiedenen Veranstaltungs-Formaten wird dies erfahrbar: in Frauen-Gottesdiensten, Seminaren, im Weltgebetstag und vielem mehr. Geld Geld Geld ... … auch ein Frauenverband kann nicht ohne auskommen. Die Zuweisungskürzung der EKHN hat Konsequenzen erfordert, die bis an die Basis spürbar sind: weniger Personal und damit weniger Präsenz in den Regionen. Doch der Landesverband mit seinen Mitarbeiterinnen ist weiter dabei, die Frauenarbeit vor Ort zu sichern und zu fördern - auch mit weniger Mitteln. Hier arbeitet der Verband an der Schnittstelle zur EKHN und deren Strukturen, damit die Frauenarbeit vor Ort in den synodalen Haushalten mit bedacht wird. Der Landesverband ist auf die Regionen zuge-

Geben Sie Ihre Bewertung ab. Leben in einer Bewertungsgesellschaft gangen, hat Kooperations-Vereinbarungen geschlossen, hat die Mitgliedschaften der Kirchengemeinden beworben, das Bilden von Dekanatsfrauenausschüssen gefördert und ist vor Ort mit den Dekanaten im Gespräch. Die Mitgliedsgelder sind wichtiger Bestandteil und Ausdruck der Solidarität für die Frauenarbeit und deren Erhalt. Vielleicht erfordert das ein Umdenken in Kopf und Herz: Nicht „Was haben wir vom Verband“, sondern „Wir helfen mit unserem Beitrag dem Verband, die Themen von Frauen innerhalb der EKHN zu vertreten“. Unser Verband bleibt dran! „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Das Bibelwort aus dem 2. Timotheusbrief 1,7 ist seit 2007 der Leitspruch unseres Verbands. Ein Wort des Zuspruches und Ermutigung, geschrieben als Vermächtnis des Apostels Paulus, gerichtet an Timotheus, einen Gemeindeleiter in Ephesus. Die Lage damals war nicht einfach. Christen wurde übel mitgespielt und oft genug mussten sie Nachteile in Kauf nehmen. Der Brief soll Timotheus Mut machen. Interessant ist, dass Paulus dabei an zwei Frauen erinnert, die offensichtlich schon in der christlichen Gemeinde lebten: Er weist auf seine Großmutter Lois und seine Mutter Eunike hin. Wie sie soll Timotheus dem Glauben vertrauen und der Kraft, die schon den Müttern daraus erwuchs – der Kraft des eigenen Werts und der gegenseitigen Wertschätzung. Frauen gestalten seit jeher mit ihrem Engagement die Frauenarbeit in den Gemeinden. Frauen übernehmen Verantwortung: in Familie,

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Beruf, Freundeskreis, Gesellschaft; aber auch in der Kirchengemeinde, im Dekanat, auf landeskirchlicher Ebene. Sie sitzen im Kirchenvorstand, der Dekanats- und Landessynode, leiten einen Frauenkreis, organisieren Krabbelgruppen, gestalten Gottesdienste, machen Besuche. Frauen sind in vielen Ehrenämtern in der Kirche aktiv. In der EKD gibt es ca. 2.000 Frauengruppen. Zum Landesverband EFHN gehören rund 300 Frauengruppen. Was für eine starke Kraft! Hier werden sie unterstützt durch Fortbildung und Begleitung im Netzwerk Evangelischer Frauenverbandsarbeit. In einer Kooperationsvereinbarung mit der EKHN wurde dies gegenseitig unterschrieben. Bewertung entwertet den eigenen Wert. Die Frauenarbeit und der Verband bedürfen keiner Bewertung, sie brauchen keine externe Legitimation. Die Tatsache, dass mehr als 80 Prozent der Haupt- und Ehrenamtlichen in der EKHN Frauen sind, spricht für sich. Der Landesverband ist frei und unabhängig in der Gestaltung seiner Arbeit, das ist ein enormer Vorteil. Gewählte Delegierte aus den Regionen sind stimmberechtigt und können mitgestalten. Einen Verband im Hintergrund zu wissen, der globale und regionale Themen im Blick behält, von denen Frauen aller Altersgruppen und Herkunft elementar betroffen sind – Migration, Armut, Carearbeit oder Gewalt – der diese Themen reflektiert und an die Basis bringt - das sollte nicht in Frage gestellt werden. Meine Vision: Lasst uns die Energie, die in der permanenten Legitimierung der Frauenarbeit liegt, in ihren Erfolg stecken! Sie sollte in eine fruchtbare Zusammenarbeit münden, um weiterhin gemeinsame Strukturen zu befördern, damit die Frauenarbeit auf gutem Boden in die Zukunft gehen kann. Gemeinsam das Erbe unserer Mütter und Großmütter zu ehren und weiterzutragen, in unserer ganz besonderen, eigenen und individuellen Art, für die Töchter von morgen: das wünsche ich mir.

Engagiert für starke Frauenarbeit: Die Delegierten des Landesverbands

Foto: EFHN

Elke Seipel Referentin Frauenarbeit

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Bibel verstehen

Bibel verstehen: Die Spiritualität von Marta und Maria Lukas 10, 38-42 aus: Bibel in gerechter Sprache

Als sie sich aufmachten, ging er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn auf. 39Und bei ihr war ihre Schwester, die hieß Maria. Diese setzte sich zu den Füßen des Herrn und hörte sein Wort. 40Marta aber war vom vielen Dienst beunruhigt. Sie trat herzu und sagte: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein zurücklässt, um zu dienen? Sprich mit ihr, damit sie mit mir zusammen Hand anlegt!“ 41Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Marta, Marta, du sorgst dich und lärmst über die Vielheit. 42 Eines aber ist nötig. Maria hat das gute Teil gewählt, das wird man nicht von ihr wegnehmen.“ 38

Diese Textstelle von den beiden Schwestern Marta und Maria, die Jesus aufnehmen, hat für Frauen eine schwierige Wirkungsgeschichte entfaltet. Beide wurden zum Sinnbild gegensätzlicher geistlicher Haltungen und Rollen: Martas aktives Tun wurde abgewertet als unreife Spiritualität, die im Hier verhaftet ist. Marias hörende Haltung auf Gottes Wort hingegen wurde zum Symbol vollendeter Spiritualität. Die Kunst nahm dieses Bild ab dem 10. Jahrhundert auf und prägte unsere inneren Bilder bis heute: Jesus in der Mitte sitzend, zu seinen Füßen die lauschende, zarte und schöne Maria und schräg hinter ihnen in Vorwurfshaltung die kräftige, mit Kochutensilien schwingende Marta. Es ist zu vermuten, dass beide Schwestern in der frühen Kirche bekannte und bedeutende Frauen waren. Das Christusbekenntnis von Marta im 2. Joh. 11,1-14 stellt sie beispielsweise auf die gleiche Stufe mit Petrus, auf den sich die Kirche gründet. Im Zuge einsetzender Wertschätzung von Frauen im 13. Jh. kritisierte Meister Eckhart die abwertende Sicht auf Marta. Er sah sie als die Reifere, die die Haltung ihrer Schwester Maria anfragt. Aus seiner Sicht will Marta, dass Maria nicht im „Wohlgefühl und in der Süße stecken“ bleibt. Für die Beginen im 12. Jh. war Marta beispielsweise ein Vorbild der Caritas. Zeitgleich entwickelt sich die Legende, Marta sei mit ihren Geschwistern Maria und Lazarus auf einem ausgesetzten Boot bei Marseille wunderbar gelandet, dort sei sie dann missionierend durchs Land gezogen. Im Rhone-Tal soll sie einen Drachen mit Kreuz und Weihwasser gezähmt haben; männliche Helden töten den Drachen mit dem Schwert. Georg ist als Drachentöter im Gedächtnis geblieben, Marta geriet als Drachenbesiegerin in Vergessenheit. Stattdessen blieb Marta die

klischeehafte Rolle, die Frauen bis heute eher durchlitten oder als Rollenfestlegung fürchten: praktisch, tüchtig, dienend auf Haushalt und Küche reduziert, mit praktischer Intelligenz ausgestattet, aber mit wenig geistlicher Tiefe. Auch Maria wird vom Vorbild zur Vergessenen: die Schülerin Jesu, die am Ostermorgen als erste zum Grab Jesu ging, um ihn zu salben, verschmilzt mit der namenlosen Sünderin, die Jesus salbt (Lk. 7); und mit Maria Magdalena, die ebenfalls zur Sünderin wird und Jesus salbt. Die Verschmelzung der drei Frauengestalten wird Ende des sechsten Jahrhundert besiegelt. Die Neutestamentlerin Elisabeth Schüssler Fiorenza vertritt die These, beim Dienst (Diakonia) von Marta ginge es um das urchristliche Leitungsamt (Apg. 6,1-7), den Tischdienst beim Gemeindemahl in der Hauskirche. Dieser Dienst schließe das Amt der Verkündigung mit ein. Aus ihrer Sicht bleibt Maria beim Hören. Wenn Marta Marias Unterstützung einfordert, geht es folglich um die Frage von Ämtern. Lukas spiele zwei führende Frauen gegeneinander aus, um die Leiterinnen von Hauskreisen zurück zu drängen, die sich auf Marta berufen. Diese Interpretation wirft noch einmal ein ganz anderes Licht auf diese Geschichte. Wie könnte aus dieser Sicht der Konflikt zwischen den Frauen gelöst werden? Renate Drevenšek, Referentin Frauenarbeit Quellen: Heilig, Petra: Die Weisheit beherbergen: Martha und Maria schenken neues Verstehen. In: Ideen und Informationen. Arbeitsbuch zum WGT 2008 *1 Rugenstein, H.: Martha?... Martha?! Berufungsgeschichte nach innerem Dialog – statt unüberlegter Strafgeschichte. In: Ideen und Informationen. *2 Ruschmann, Susanne: Marta und Maria. Gegensätze – Vorbilder – Jüngerinnen. Katholisches Bibelwerk e.V., Stuttgart 2005

Anregung für die Praxis Maria und Marta – oder von der glücklichen Pechmarie

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he, wie Marta gefangen ist in ihrer Rolle. Sie möchte alles richtig machen. Alles so, wie es sich für eine gute Frau gehört. Und als Gegenleistung sehnt sie sich nach Anerkennung. Nach ihrem Happy End – nach ihrem persönlichen Goldregen. Das kann ich gut verstehen. Aber muss sie sich wirklich damit abfinden, dass ihre Art zu leben nicht belohnt wird? Ist das alles, was Jesus ihr zu sagen hat?

„Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Sie hatte aber die hässliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere musste alle Arbeit tun.“ So beginnt das Märchen von Frau Holle. Wie es ausgeht, ist schnell erzählt. Die schöne In der biblischen Geschichte liegt die Moral nicht so fleißige Tochter leidet sehr unter ihrer Stiefmutter. einfach auf der Hand. Jesus legt weder Marta noch Aus Verzweiflung springt sie in einen Brunnen und Maria auf eine Rolle fest. Das ist ungewohnt. So kommt zu Frau Holle. Dort erweist sie sich als fleißig, ungewohnt, dass es nicht leicht ist, es zu verstehen. hilfsbereit und mitfühlend und wird zur Belohnung am "Maria hat das gute Teil erwählt", sagt Jesus. Wer Ende mit Gold überschüttet. Die faule Tochter macht wählen soll, muss erst einmal die Freiheit dazu hasich daraufhin auch auf den Weg zu Frau Holle, kann ben. Jesus Botschaft an Marta ist: Nimm dir diese sich aber nicht bewähren und wird letztlich mit flüssiFreiheit, Marta! Nimm Dir die Freiheit, selbst zu entgem Pech begossen. Zwei ungleiche Schwestern. scheiden, was du jetzt tust. Nimm Dir die Freiheit, Aber das Ende macht ganz deutlich, welcher hier der dich aus der Rolle, die Dich so unfroh macht, zu beVorrang zu geben ist. Fleißig sollen die Mädchen freien. Du musst sie nicht bedienen, um mir zu gefalsein, lieb und mitfühlend. Und wenn sie das beherzilen. Bei mir darfst Du auf Deine Sehnsucht hören. gen, dann wartet am Ende auch eine Belohnung auf Bei mir darfst Du Du sein. Maria hat das erkannt, sie. In diesem Fall in Form großen Reichtums. In andeshalb hat sie das gute Teil erwählt. Wir müssen deren Geschichten ist es auch gerne Mal ein Prinz, nicht in unseren gelernten Rollen bleiben. Vor allem Kindersegen und immerwährendes Glück. Und wenn dann nicht, wenn sie uns unfroh und unfrei machen. sie nicht gestorben sind… Generationen von MädJesus eröffnet uns den Raum, aus diesen Rollen chen haben die Geschichte so erzählt bekommen. herauszutreten. So zu leben, als die Menschen zu Und damit ein Rollenbild verinnerlicht, das bis heute leben, die wir sein möchten. Mädchen brauchen keinachwirkt. ne Goldmaries zu sein. Auch nicht in ihren modernen Ich möchte eine andere Geschichte erzählen: Es waFormen. Frauen brauchen nicht die Supermütter sein ren einmal zwei ungleiche Schwestern. Die eine hieß oder die nie alternden Powerfrauen. Marta und die andere Maria. Marta war fleißig und machte die ganze Arbeit im Haus. Maria aber war faul, saß nur da und lauschte den Lehren eines Wanderpredigers, der gerade zu Besuch gekommen war. Aber als Marta die verdiente Belohnung erwartete, da wurde sie bitter enttäuscht. Denn der Wanderprediger fand es ganz in Ordnung, dass die faule Maria ihm zuhörte. Denn sie hatte nach seinem Ermessen das gute Teil erwählt. Das ist die Geschichte von Maria und Marta (Lk 10). Sie ähnelt der Geschichte von Frau Holle. Nur sind die Rollenbilder hier nicht so festgezurrt und statisch wie im Märchen. Auf diese Weise rücken sie viel Mädchen, traut euch: Jesus ermutigt uns, wir selbst zu sein. Foto: pexels.com näher an unsere Erfahrungen heran. Denn täglich erfahren vor allem Frauen, dass ihre BemüJesus nimmt uns an – so wie wir sind. Er stärkt unsehungen um ein tadelloses Goldmariechen-Image eben re Sehnsüchte und ermutigt uns, nicht auf den Goldnicht belohnt werden. Care-Arbeit wird nicht honoriert regen zu warten, sondern mutig das Gold und das in unserer Gesellschaft, obwohl die Gesellschaft von Glück zu suchen, das darin liegt, wir selbst zu sein. ihr lebt. Immer habe ich mich geärgert darüber, wie Janine Knoop-Bauer, Theologische Referentin schlecht Marta in der Geschichte wegkommt. Ich se-

Termine August - Oktober 2016

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Weitere Veranstaltungen finden Sie auf unserer Webseite www.EvangelischeFrauen.de im Veranstaltungskalender.

Nord-Nassau Dekanat Bad Marienberg 28.09.2016, 14:30 Uhr, Dekanatsfrauentag, Thema: „Psalmen“, Ort: Westerwaldhalle, 56477 Rennerod Infos: Hildegard Peter, 02663 25 53, E-Mail: [email protected] ———————————————————————–—-01.10.2016, 18 Uhr, Meditatives Abendgebet zur Aktion Lucia - Licht gegen Brustkrebs, Ort: Ev. Kirche 57627 Hachenburg —————————————————————————Dekanat Biedenkopf Gladenbach 10.10.2016, 19 Uhr, Gottesdienst zur Aktion Lucia Licht gegen Brustkrebs, Ort: Ev.-luth. Kirche, Kirchweg, 35216 Biedenkopf-Wallau —————————————————————————23.10.2016, 14:30 - 17:15 Uhr, Dekanatsfrauentreffen Thema: „Glaube macht fröhlich“, Ort: Bürgerhaus, Rothenbergstr. 12, 35232 Dautphetal-Buchenau, Anmeldung bis 17.10. an Ursula Kreutz, 06461 88 612, E-Mail: [email protected] —————————————————————————Dekanat an der Dill 06.10.2016, 18 Uhr, Abendandacht „Gib uns mehr Licht und lass uns füreinander einstehen - Aktion Lucia - Licht gegen Brustkrebs, Ort: Ev. Kirche Steinbrücken, Dillenburger Str. 46, 35716 DietzhölztalSteinbrücken —————————————————————————12.10.2016, 19 Uhr, Valerie Lill „Von heute an“, Musik & Lyrik zum Dekanatsfrauenabend, Ort: Stadthalle Haiger, Infos: Margot Kögel, 02771 6904, Christa Kunz, 02774 36 75 —————————————————————————Dekanat Runkel 03.09.2016, 15-17:30 Uhr, „Unser Leben ist bunt und vielfältig! Wer bin ich? - Wer bist Du?, anschl. Delegiertenwahl, Ort: Dorfgemeinschaftsraum im Rathaus, Le Thillay-Platz/Weiherweg, 65597 Hünfelden-Kirberg, Anmeldung: Erika Preukschat, 06431 45 032, E-Mail: [email protected], Inge Preußer, 06438 17 17, E-Mail: [email protected] —————————————————————————28.10.2016, 18-19 Uhr, Ökumenischer Gottesdienst “Licht gegen Brustkrebs“, Ort: Kapelle St. VincenzKrankenhaus, Auf dem Schafsberg, 65549 Limburg —————————————————————————Dekanat Selters 21.10.2016, 19:30-22 Uhr, Einführung in die Materialien zum Gottesdienst am 2. Sonntag im Advent, Ort: Ev. Gemeindehaus, Amtsstr. 10, 56242 Selters,

Anmeldung bis 14.10. an Elke Pollatz, E-Mail: [email protected] —————————————————————————29.10.2016, 14:30-17:30 Uhr Dekanatsfrauentag, Thema: „Sonntag, ein Geschenk des Himmels“, Ort: Festhalle, Jahnstr. Selters, Infos: Elke Pollatz, E-Mail: [email protected] —————————————————————————Dekanat Vogelsberg 16.09.2016, 18 Uhr, Thementag: „Reformation heute“, anschl. Delegiertenwahl, Ort: Stadtkirche Lauterbauch Nähere Infos: Pfrin. Sylvia Puchert, 06644 358, E-Mail: [email protected] —————————————————————————12.10.2016, 18 Uhr, Gottesdienst „Aktion Lucia - Licht geben Brustkrebs“, bereits im 10. Jahr, Ort: Stadtkirche Lauterbach, 36341 Lauterbach —————————————————————————-

Oberhessen Dekanat Alsfeld 09.09.2016, 18 Uhr, „Frauen, 1000 Götter und der eine Gott – Frauen in Indien“, Bildvortrag Indienreise anschl. Delegiertenwahl, Ort: Gemeindehaus, Am Kirchberg 20, 36304 Alsfeld-Eifa, Infos: Angelika Maschke, 0175 2723 469, [email protected] —————————————————————————Dekanat Gießen 02.09.2016, 16-18:30 Uhr, „Von Kirchturm zu Kirchturm“, Pilgerweg von der Jugendburg Hohensolms nach Königsberg, Anmeldung: Ev. Thomasgemeinde, 0641 52 191, [email protected] Forum FrauenSingen —————————————————————————29.09.2016, Uhr, Vollversammlung, Thema: „Die Der Verband19Evangelische Chöre in Hessen und Welt im Kulturbeutel“ anschl. Delegiertenwahl, Nassau bietet wieder einen Singtag an mit Workshops für singende am Frauen aus Frauenchören, Ort: Gemeindehaus Lutherberg, Lutherberg ge1, mischten Chören undAdelheid für alle interessierten Frauen, 35394 Gießen, Infos: Stroh, 0641 49 48 55, die (noch?) nicht im Chor singen. E-Mail: [email protected] Wann: 20.06.2015, 9.30 Uhr —————————————————————————Wo: Ev. Wetterau Saalkirche, Ingelheim Dekanat Kosten: 15 bzw.Uhr, 25 €Pilgerinnentag rund um Clee27.08.2016, €8-17 berg, Anmeldung: Susanne Hess, 06035 96 70 42, Anmeldung: bis 24.5.2015 E-Mail: [email protected] im Internet www.chorverband-ekhn.de —————————————————————————Veranstaltende: Fachausschuss Frauenchöre im 25.09.2016, Dekanatsfrauentag, Ort: BürVerband Ev.14-17 ChöreUhr, in Hessen und Nassau, Zentrum Verkündigung EKHN, Landesverband EFHN, Evangegerhaus Oppershofen, Lattwiesenweg 8, 35519 Rolische Saalkirchen – und Burgkirchengemeinde und ckenberg-Oppershofen, Anmeldung bis 17.09. an Katholische St. Remigiusgemeinde Ingelheim Karola Odenweller, 06032 87 042, E-Mail: [email protected] —————————————————————————07.10.2016, 18 Uhr, Frauenmahl in Münzenberg „Verbunden oder angekettet?, Ort: Burghotel Münzenberg, Wohnbacher Str. 1, 35516 Münzenberg, Anmeldung bis 30.09. bei Jutta Kutt, 06033 54 98, E-Mail: [email protected]

Evangelische Frauen aktuell 2/2016

Termine August - Oktober 2016 Rheinhessen Dekanat Alzey 14.09.2016, 20 Uhr, Dekanatsfrauentreffen: Ort: MartinLuther-Haus, Obermarkt 13, 55232 Alzey, Infos: Mechthild Fitting, 06731 49 99, E-Mail: [email protected] ——————————————————————–———— Dekanat Ingelheim 13.09.2016, 19 Uhr, Thementag: „Die Welt im Kulturbeutel“ anschl. Delegiertenwahl, Ort: Ev. Gemeindehaus, Vordergasse 48, 55288 Partenheim, Infos: Hiltrud Runkel, 06732 2663, E-Mail: [email protected] ———————————————————–-———–-——– Dekanat Mainz 08.09.2016, 20-22 Uhr, „Weltgebetstage 2016/2017: Rückblick (Kuba) - Ausblick (Philippinen) anschl. Delegiertenwahl, Ort: Ev. Paulusgemeinde, Moltkestr. 1, Mainz, Anmeldung: Andrea Langer, 06131 81 597, E-Mail: [email protected] ————————————————————————–-—Dekanat Oppenheim 19.07.2016, 19 Uhr, Themenabend: „Die Welt im Kulturbeutel“, anschl. Delegiertenwahl, Ort: Gemeindehaus, Kirchstr. 2, 67583 Guntersblum, Anmeldung: Erika Oswald, 06249 83 38, E-Mail: [email protected] ————————————————————————–-—-

Rhein-Main Dekanat Frankfurt 11.10.2016, 19 Uhr, Ökumenischer Frauengottesdienst „Aktion Lucia - Licht gegen Brustkrebs „Pflege das Leben, wo du es triffst“, Ort: Alte Nikolai-Kirche, Römerberg, 60311 Frankfurt ——————————————————————————Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim 17.09.2016, 9:30-11:30 Uhr, Frauenfrühstück, Thema: „Farbe und ihre Wirkung“, Ort: Ev. Kirchengemeinde Wallerstädten, Sanddeich 13, 64521 Wallerstädten, Anmeldung: Johanna Becker, 06142 91 367-20, E-Mail: [email protected] ———————————————————————–-——– 15.10.2016, 9:30-11:30 Uhr, Frauenfrühstück, Thema: „Freundinnen - Was ist das Besondere an dieser Beziehung“, Ort: Ev. Bonhoeffer-Gemeinde Haßloch Nord, Moritz-v.-Schwind-Str. 11, 65428 Rüsselsheim, Anmeldung bis 12.10., Johanna Becker, 06142 91 367-20, E-Mail: [email protected] ———————————————–-–-—————————Dekanat Offenbach 07.10.2016, 14-17 Uhr, Meditatives Abendgebet „Gib uns mehr Licht und lass uns füreinander einstehen“, Ort: Ev. Stadtkirche, Herrnstr. 44, 63065 Offenbach ——————————————————————————-

Starkenburg Dekanat Bergstraße 30.09.2016, 19 Uhr, Abendandacht „Gib uns mehr Licht

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und lass uns füreinander einstehen - Aktion Lucia, Ort: Ev. Kirche, Hirschgasse 3, 69509 Mörlenbach ——————————————————–-—————–— Dekanate Darmstadt-Stadt und Darmstadt-Land 01.09.2016, 17-19:30 Uhr, Organspende – meine Entscheidung! anschl. Delegiertenwahl, Ort: KatharinaZell-Haus, Erbacher Str. 17, 64287 Darmstadt, Anmeldung: Renate Drevenšek, 06161 29 88, E-Mail: [email protected] —————————————————————————Dekanat Darmstadt-Land 23.09.2016, 15:30-19:30 Uhr, „Schöner Tagen“ - Impulse für Kirchenvorsteherinnen, Ort: Prälat-DiehlHaus, Grabengasse 20, 64372 Ober-Ramstadt, Anmeldeschluss: 05.09., Anmeldung: Gerlinde Nintzel, 06154 81 420, E-Mail: [email protected] —————————————————————————Dekanat Vorderer Odenwald 20.08.2016, 9:30-11:30 Uhr, Frauenfrühstück „Bewegung und Bewegungsfreude - ein Aspekt von Lebenskunst“, Ort: Ev. Gemeindehaus, Opelgasse, Groß-Zimmern, Infos: Cordula Habenicht, 06071 48 568, E-Mail: [email protected] —————————————————————————12.09.2016, 17-19 Uhr, „Unser Leben ist bunt und vielfältig! Wer bin ich? – Wer bist du?, anschl. Delegiertenwahl, Ort: Ev. Dekanatszentrum, Am Darmstädter Schloß 2, 64823 Groß-Umstadt, Anmeldung: Cordula Habenicht, 06071 48 568, E-Mail: [email protected] —————————————————————————O8.10.2016, 14-17 Uhr, Ein Nachmittag im Herbst für mich. „Wer‘s glaubt, wird selig?!“ Von Horoskopen in der Regenbogenpresse bis zu den Herrnhuter Losungen, Ort: Ev. Gemeindehaus, Marienstr. 21a, 64354 Georgenhausen, Infos: Cordula Habenicht, 06071 48 568, E-Mail: [email protected] —————————————————————–-—–-—– 11.10.2016, 19 Uhr, Bibelwerkstatt - Vorbereitung für 2. Advent - Gottesdienst, Ort: Ev. Gemeindehaus, Opelgasse, 64846 Groß-Zimmern, Infos: Cordula Habenicht, 06071 48 568, E-Mail: [email protected] ——————————————————————–———

Süd-Nassau Dekanat Kronberg 06.10.2016, 17 Uhr, Meditatives Abendgebet zur Aktion Lucia, „Aus Quellen schöpfen“, Ort: Pfarrzentrum St. Bonifatius, Hermann-Löns-Str. 26, Hofheim, —————————————————————————13.10.2016, 16 Uhr, Einführung in den Gottesdienst am 2. Sonntag im Advent, Ort: Ev. Gemeindehaus Schwalbach/Taunus, Infos: Christel Schuhmacher, Telefon: 06192 85 86

Evangelische Frauen aktuell 2/2016

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Landesverband

Jahreshauptversammlung 2016

Vernetzung mit der Frauenarbeit des Referates Erwachsenenbildung der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck

Zwischen Leben und Tod - grundlegende Aspekte der Organspende Luise Böttcher, Vorsitzende des Vorstands

Foto: Mechthild Köhl

„Frauenarbeit ist ein Teil von Kirche“, so das Fazit von Angelika Thonipara, geschäftsführende Pfarrerin des Landesverbands, in ihrem Bericht auf der diesjährigen JHV. „Auch die Frauenarbeit des Verbandes ist ein Teil von Kirche." Mit Hilfe des Netzwerks und der frauenspezifischen Spiritualität hat der Landesverband Frauen aus den Nischen geholt, ermächtigt, gefördert und gestärkt. „Eine starke und selbstbewusste Frauenarbeit tut der Kirche gut", zeigte sich Thonipara überzeugt. „Wir können erheblich zur Lebendigkeit in den Gemeinden beitragen." Zum Beispiel durch das Jahresthema „MehrFach Zugehörigkeit - und wer bist Du?", die EFiDKampagne „Organspende entscheide ich" oder die Brotbeutelaktion „Gewalt kann einpacken". (Die vollständigen Berichte von der JHV finden Sie auf www.EvangelischeFrauen.de) Mareike Rückziegel, Öffentlichkeitsarbeit

Buchtipp Das innere Korsett. Wie Frauen dazu erzogen werden, sich ausbremsen zu lassen Die Autorinnen des Buches legen offen, unter welchen Bewertungsmechanismen Frauen von klein auf stehen, und wie diese maßgeblich das Selbstbild prägen. Sie enttarnen die heimlichen Erzieher, die schon kleinen Kindern vermitteln, welche geschlechtergebundene Rolle ihnen gesellschaftlich zugeteilt ist. In der damit verbundenen oft unbewussten Tradierung alter Rollenmuster sehen die Autorinnen einen Grund für die große Diskrepanz zwischen den vorhandenen Rechten von Frauen und der tatsächlichen Nutzung derselben. Denn diese Rollenmuster wirken wie ein inneres Korsett, das die Frauen daran hindert, ihre Stärken zu leben und ihre Chancen zu nutzen. Das innere Korsett. Wie Frauen dazu erzogen werden, sich ausbremsen zu lassen, Häfner, Gabriela; Kerber, Bärbel, München 2015

In Deutschland werden mehr Organe für lebensrettende Transplantationen benötigt, als Spenderorgane zur Verfügung stehen. Eines der Ziele des im Jahr 2013 novellierten Transplantationsgesetzes besteht darin, mehr Menschen zur Spenden-bereitschaft zu bewegen. Um Bürgerinnen und Bürgern eine „informierte und unabhängige“ Entscheidung zu ermöglichen, sieht das Gesetz breite Aufklärung vor. Umgesetzt wurde das bisher nicht, auch erneute kontroverse Diskussionen im Deutschen Ethikrat haben die Aufklärung nicht verbessert. Die Tagung „Zwischen Leben und Tod-grundlegende Aspekte der Organspende“ am 14. September 2016 der evangelischen Akademie Hofgeismar in Kooperation mit den Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. und dem Referat Erwachsenenbildung/Frauenarbeit der EKKW soll hierzu einen Beitrag leisten. Die Tagung wird grundlegende medizinische, juristische, psychologische und philosophisch-theologische sowie seelsorgerische Aspekte der Organspende wie auch der Organtransplantation beleuchten. Sie ist eine Nachfolgeveranstaltung des Evangelischen Juristenforums zum Thema „Hirntod und Organspende“. ReferentInnen der Tagung sind: Prof. Dr. med. Burkhard Brosin, Cornelia Coenen-Marx, Direktor Prof. Dr. jur. Wolfram Höfling, Dr. Fabian Kliesch, Susanne Krahe, Prof. Dr. Alexandra Manzei und Dr. Jens Ried. Debora Gillessen, Fachreferentin für Erwachsenenbildung und Frauenarbeit im Referat Erwachsenenbildung, Dezernat Bildung im Landeskirchenamt Kassel

Magistra-Pädagogin, Kriminologin und Polizeiwissenschaftlerin M.A., Mediatorin

Landesverband

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„Social Freezing widerspricht der Kreatürlichkeit des Menschen“

Gut überlegt entscheiden: Der andere Organspendeausweis

Der Landesverband hat aus aktuellem Anlass eine Stellungnahme zum Einfrieren von Eizellen veröffentlicht

Was ist eigentlich der Hirntod? Empfinden Hirntote wirklich nichts mehr? Dürfen wir sterbendes Leben geben, um einem anderen Menschen das Weiterleben möglich zu machen? Geht es gerecht zu bei der Verteilung von gespendeten Organen? Und was passiert überhaupt mit gespendeten Geweben? Mit diesen und vielen weiteren Fragen setzt sich die Kampagne „Organspende. entscheide ich.“ auseinander. Der Vorstand des Landesverbands hat sich dieser Kampagne angeschlossen.

Social Freezing widerspricht der Kreatürlichkeit des Menschen. Der Anfang des Lebens steht nach biblischem Verständnis unter dem besonderen Schutz Gottes. Gesellschaft und Kirche sind aufgefordert, diesen juristisch, ökonomisch und medizinisch zu sichern. Social Freezing ist in erster Linie ein Geschäftsmodell. Die Frage muss darum erlaubt sein: Wem nützt es? Am Wenigsten den Frauen. Es suggeriert jungen Frauen, sie hätten die große Freiheit zu Karriere und Kinderwunsch, und zwar genau in dieser Reihenfolge. Familienplanung bleibt damit aber weiterhin alleine in der Verantwortung der Frau. Das Scheitern, Beruf und Familie in Einklang zu bringen, erleben Frauen als individuelles, persönliches Scheitern.

Herzstück ist der andere Organspendeausweis, der eine differenziertere Willenserklärung ermöglicht als der übliche Spendenausweis.

Social Freezing ist für eine gesunde Gesellschaft nicht gut. Es ordnet Schwangerschaft, Geburt und Reproduktion ökonomischen Zwängen unter. Eine gesunde Gesellschaft aber gibt dem Werden und Wachsen von neuem Leben Zeit und zwar dann, wenn es für die Frau bzw. das Paar „dran“ ist. Politik und Gesellschaft sind dazu aufgerufen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Willkommenskultur für Kinder grundsätzlich befördern. Hierzu gehört auch die Neubewertung von Care-Leistungen. Social Freezing blendet die Risiken und Belastungen für den weiblichen Körper und die Psyche aus. Im Fall einer Krebserkrankung nimmt man das in Kauf. Die Möglichkeit zur Erfüllung von Kinderwunsch nach überstandener Krebserkrankung kann Trost, Kraft und Perspektive in einer belastenden Situation geben. Darauf sollte Social Freezing begrenzt bleiben. Social Freezing wirft zahlreiche Fragen auf:  Im Falle der Finanzierung der Maßnahme durch den Arbeitgeber besteht die Frage, wer darüber entscheidet, welche Frau davon profitieren „darf“. Steht dies Frauen in allen Funktionen und Hierarchieebenen zu? Wer entscheidet, wann das Angebot umgesetzt wird?  Wer sagt, dass Frauen ihre produktive Phase nur in jungen Jahren haben? Häufig kommen Frauen nach der Familienphase höchst innovativ und mit zahlreichen neu erworbenen Kompetenzen an ihren Arbeitsplatz zurück.  Ist dies letztlich ein Modell für privilegierte Frauen, für die sich im Anschluss die Frage nach der Leihmutterschaft stellt? Angelika Thonipara, Geschäftsführende Pfarrerin

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von unserem Dachverband, den Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD). Die Kampagne setzt sich für eine umfassende Information zu diesem komplexen Thema ein, um den Menschen ohne Druck eine freie, informierte und differenzierte Entscheidung zu ermöglichen. Dieser Zeitung liegt ein alternativer Organspendeausweis bei. Falls Sie weitere Ausweise benötigen oder Fragen haben, können Sie sich gerne an unsere Kampagnenpatin Gerline Nintzel wenden: Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. Gerlinde Nintzel E-Mail: [email protected] Telefon: 06154 81420

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Frauenarbeit

Maria, machtvoll erklingt dein Lied

Neue Schritte wagen - FrauenReise nach Sizilien vom 11. - 18. Juni 2016

„Meine Seele erhebt die Lebendige!“ (LK 1,46): Maria singt mit Elisabeth das Magnificat. Worte als Hoffnung für die Armen und Unterdrückten in der Welt. Hoffnung, die heute ebenso nötig ist, wie zur Zeit Marias. Sie sind die Grundlage für den diesjährigen Gottesdienst zum 2. Advent. Singend und lobend, bewegt und bewegend haben wir uns in der Gottesdienstwerkstatt dem Text genähert. 13 Frauen waren der Einladung nach Schwalbach am Taunus gefolgt. Unter Leitung von Renate Drevenšek , Ulrike Lang und Janine Knoop-Bauer haben wir die junge Frau Maria kennengelernt, von ihrer Not und ihrem Mut gehört. Durch ihre Worte haben wir uns inspirieren lassen, auch selbst Worte zu finden, für die Hoffnung, die uns trägt.

„Vor einem Jahr starb mein Mann. Wir waren über so viele Jahre eng miteinander verbunden, dass ich das Gefühl habe, ich bin nur noch halb. Wer bin ich jetzt? Ich muss ganz neu leben lernen“ - So beschreibt eine der 16 Teilnehmerinnen ihre Motivation, sich für die Trauerreise nach Sizilien anzumelden .Neu leben lernen, dem eigenen Begehren nach Krankheit und Verlusten wieder auf die Spur kommen – dazu lud die Reise nach Sizilien ein. An dem wunderschönen Ort Cevalú im Norden Siziliens war es leicht, durch Licht, Wärme und Meer wieder in Kontakt zu kommen mit der Sehnsucht nach Leben. Kleine Wanderungen, Meditationen und Ausflüge schufen Möglichkeiten zu Austausch und Gespräch miteinander. Beides fand Raum: sowohl die Trauer über Verlorenes als auch die Freude und Dankbarkeit für das Geschenkte im Leben. „Für mich war es ein großer Schritt, mich für diese Reise anzumelden. Ich war völlig ausgelaugt von der Pflege meines Mannes, dann meiner Schwiegermutter. Mühsam lerne ich mein eigenes Leben ernst zu nehmen und ihm Vorrang zu geben. Ich bin durch die Reise ermutigt, Altes loszulassen und das Risiko des Neuen auf mich zu nehmen. Diese Reise war der erste Schritt dazu und ich danke den Frauen für die gegenseitige Ermutigung, meiner eigenen Kraft zu trauen.“

Gottesdienst zum 2. Advent

Gottesdienstwerkstatt 2016

Foto: Janine Knoop-Bauer

Die Ergebnisse werden in das Gottesdienstheft zum Gottesdienst für den 2. Advent einfließen, das der Landesverband im September herausgeben wird. Wie in jedem Jahr wird es auch wieder eine Postkarte geben, die ab sofort über den Landesverband bestellt werden kann ([email protected]). Janine Knoop-Bauer, Theologische Referentin

Fernstudium geschlechtergerechte Theologie Der Verband Evangelische Frauen in Baden bietet einen Fernkurs Geschlechtergerechte Theologie an, an dem auch Frauen aus der EKHN teilnehmen können. Das neu konzipierte Fernstudium baut auf dem Material des Fernstudiums feministische Theologie auf, das seit 2004 mit großem Erfolg in fast allen deutschen ev. Landeskirchen angeboten wurde. Frauen aus unserer Landeskirche können einen Zuschuss vom Landesverband erhalten. www.evangelische-frauen-baden.de

Heile mein Herz Alles lenkende Schöpferkraft, heile mein Herz; das, weil es so tief liebte, nun so tief trauert und schmerzt. Heile mein Herz, damit ich das Ewige im Leben spüren kann. Die Reise fand in Kooperation mit dem evangelischen Dekanat Mainz statt und wurde begleitet von Sigrid Victor (Wanderleiterin) und Sabine Ufermann (Evangelische Klinikseelsorge Mainz).

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Frauenarbeit Neues aus dem Jahresprojekt

Gib mir keinen Like!

Projektteam startet Kampagne mit Studierenden der Fachhochschule Dieburg Ständig werden wir aufgefordert, sogenannte Likes (positive wie negative Bewertungen) abzugeben: So sollen andere Menschen, Situationen oder Dinge noch besser und attraktiver werden. Doch manchmal passiert genau das Gegenteil: Ausgrenzungen, Beleidigungen oder eine regelrechte Bewertungssucht können die Folge sein. Deshalb haben der Landesverband und das Projektteam in Zusammenarbeit mit Studierenden der Fachhochschule Dieburg unter Begleitung von Professor Thomas Pleil eine Kommunikations-Kampagne dazu entwickelt: Gib mir keinen Like! Wie wirkt sich die Kultur der Bewertung in Gesellschaft und Netz auf die Zugehörigkeiten der jungen Menschen aus? Gibt es Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen? Wie steuert eine ständige Aufforderung zur Bewertung die gesellschaftliche Meinung? Wie verändert sich unsere Gesellschaft mit dem Bewusstsein, dass alles ständig bewertet wird? Das waren Leitfragen, anhand derer die Studierenden die Kampagne entwickelt haben - mit eigener Website, Hintergrundtexten, persönlichen Berichten, vielen Bildern, einem Aufkleber, den Sie auch in dieser Zeitung finden (siehe Mitmachaktion rechts im Kasten) sowie dem Slogan „Gib mir keinen Like“. „Sage mir deine Meinung, aber bewerte mich nicht“ - das ist der Kerngedanke dabei. „Ich brauche keine Bewertungen, um mich besser zu fühlen oder eine Entscheidung treffen zu können. Ich bin kein Produkt!“ Die Artikel an verschiedenen Stellen zum Thema geben die Hintergrundinformationen, mit denen Sie in Ihren Gruppen schon ins Gespräch kommen können.

Vielleicht erinnern Sie sich selbst an eigene Erfahrungen oder Situationen, in denen Sie einer Bewertung ausgesetzt waren oder in denen Ihr Verhalten, Ihre Leistung oder Sie selbst bewertet wurden - einfach nur, weil Sie so sind, wie Sie sind? Elke Seipel, Referentin Frauenarbeit

Mitmachaktion

Gib mir keinen Like …denn ich bin kein Produkt

Gib mir keinen Like

…damit ich mich besser fühle

Verbreiten Sie diese Sticker und tragen Sie unsere Botschaft gegen be- und verurteilende Bewertungen weiter: Sage mir ruhig deine Meinung - aber bewerte mich nicht! Ich bin kein Produkt! Senden Sie uns ein Foto von sich und der Stelle, an der Sie Ihren Aufkleber platziert haben (Vorsicht: bitte nur an erlaubten Stellen!) und wenn Sie mögen, teilen Sie uns doch auch noch Ihre Meinung zum Thema „Leben in einer Bewertungsgesellschaft“ mit. Schicken Sie das Foto und Ihre Meinung an: [email protected] Dazu bitte Ihr Einverständnis, dass wir das Foto auf Facebook einstellen dürfen. www.gibmirkeinenlike.de Folgen Sie uns auf Facebook: gibmirkeinenlike

Starke Frauen – vor und hinter den Kulissen! FrauenMarktplatz LebensKUNST macht Frauenarbeit in Rheinhessen sichtbar Mehr als 30 Ausstellerinnen präsentierten sich und ihre Arbeit auf dem dritten FrauenMarktplatz LebensKUNST, den der Landesverband im Rahmen des Jubiläums 200 Jahre Rheinhessen gemeinsam mit dem Evangelischen Dekanat Ingelheim organisiert hat. Rund 250 Frauen aus Kirche, Kultur, Gesellschaft und Politik kamen am 25. Juni nach Ingelheim in die Evangelische Versöhnungskirchengemeinde, um sich ein Bild von dem vielfältigen Engagement von Frauen in Kunst, Kultur, in den Unternehmen, in den Kirchen und in der Diakonie sichtbar zu machen. Den vollständigen Bericht und viele weitere Bilder finden Sie unter www.evangelischefrauen.de > Aktionen > FrauenMarktplatz LebensKUNST. Ulrike Lang, Referentin Frauenarbeit

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Weltweite Ökumene Ökumenische Tagungen WGT 2017

Philippinen: „Was ist denn fair?“

Werkstatt-Tage Weltgebetstag Termine Samstag 19.11.2016, 9.00 - 17.00 Uhr Leitung: Ute Hohmeier, Elisabeth Becker-Christ Ort: Ev. FBS, Wingert 18, 35396 Gießen Samstag 19.11.2016, 9.00 - 17.00 Uhr Leitung: Ulrike Lang, Elke Seipel Ort: Erbacher Straße 17, Darmstadt Kosten/Tag: 18,00 / 15,00 € für Mitglieder Die Werkstatt-Tage sind gedacht für die ökumenischen Weltgebetstagsteams in den Dekanaten, die eine Vorbereitungsveranstaltung durchführen möchten.

Was Sie erwartet  Einführung in das Land und das Thema des WGTs  Bibelarbeit  Austausch und Vertiefung des Schwerpunktthemas  Austausch und Vorschläge über kreative Möglichkeiten der Umsetzung für den Gottesdienst  Allgemeine Infos über die Weltgebetstagsarbeit

Wenn Sie sich intensiv mit dem Thema und der Liturgie auseinandersetzen und Ihr erworbenes Wissen weitergeben möchten, sind Sie hier richtig. Termin: Ort: Team: Kosten:

W 1 04.11. – 06.11.2016 Theologisches Seminar Herborn U. Hohmeier, M. Kohrn, U. Lang EZ 159,50 € / DZ 139,50 € plus 25,00 € Tagungsgebühr

Termin: Ort: Team: Kosten:

W 2 06.01. – 08.01.2017 Exerzitienhaus Hofheim Chr. Rudershausen, E. Seipel, NN EZ 131,00 € / DZ 121,00 € plus 25,00 € Tagungsgebühr

Termin: Ort: Team: Kosten:

W 3 13.01. – 15.01.2017 Haus am Maiberg I. Kraus, M.-L. Schilder, U. Hohmeier EZ 105,00 € / DZ 95,00 € plus 25,00 € Tagungsgebühr

Die Tagungen beginnen Freitag um 18 Uhr und enden Sonntag 14 Uhr.

Neue Texte im Materialpool Folgende neue Texte finden Sie im Login-Bereich: Andachten: Liedandacht Gott gab uns Atem; Geh deinen Weg ruhig, mitten in Hast und Lärm; Ök. Wanderfriedenskerze: Gedenkandacht für Lilli Jahn Gottesdienste: „LebensKUNST - Reisen mit leichtem Gepäck?“; Zwei Magnificate aus der Gottesdienstwerkstatt 2016 zum Gottesdienst am 2. Advent

Laden Sie uns ein  Gerne kommen wir zu einem Arbeitstag zu Ihnen ins Dekanat (60 € pro Termin/Anfahrt)  Wir beraten Sie gerne auch per E-Mail oder Telefon.  Die entsprechenden Unterlagen erhalten Sie Ende August per E-Mail. Fachgespräch Partnerschaftsbesuch Philippinen Der ökumenische Arbeitskreis WGT hat die Frauen der Delegation des Partnerschaftsbesuches von den Philippinen, die im September und Oktober das Bistum Limburg besuchen, zu einem Fachgespräch am Mittwoch, 19.10.2016, 10-14 Uhr, Evangelisches Frauenbegegnungszentrum, Saalgasse 15, 60311 Frankfurt, eingeladen. Gerne begrüßen wir weitere an der WGT-Arbeit interessierte Frauen. Anmeldung: Marlies Klinge, Tel. 06151 66 90-152, E-Mail: [email protected] www.EvangelischeFrauen.de Tagesseminar Weltgebetstag 2017 Termin: 19.11.2016 Ort: Ev. Dornbuschgemeinde Infos: Ulrike Kress, 069 51 73 30, E-Mail: [email protected] Gruppenarbeit: Barmherzigkeit damals und heute; Bibel verstehen: Der Barmherzige Samariter Übungen: Von Kopf bis Fuß – Entspannung im Sitzen; Rhythmus und Konzentration, Übung mit den Händen; Methoden zum Bibelgespräch; Bibelverse erkunden – mit Atemgeste Vorlesetexte: J. Senfter, Komponistin aus Oppenheim Kontakt: Ulrike Lang, Telefon 06151 66 90-157 E-Mail: [email protected]

Familien-Bildungsstätten

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KreativNacht 2016 in Friedberg Die erste KreativNacht der Evangelischen Familien-Bildungsstätte in Friedberg war ein voller Erfolg! Von Musik, Literatur und Töpfern über verschiedene Bastel- und Näharbeiten bis hin zu Malerei, Tanz und gutem Essen - viele verschiedene Angebote boten ein buntes Programm voller abwechslungsreicher Unterhaltung. Die zahlreichen Besucher_innen und Aktiven dankten es mit viel guter Laune und wünschen sich auch für nächstes Jahr wieder eine KreativNacht. Ein großes Dankeschön an alle, die für die zahlreichen kreativen Angebote sorgten: Caroline Susemihl, Miriam Burow, Ulrike Johannsen, Peter Mahla, Oliver Kube, Martin Schnur, Tina Ohl, Renate Korte, Kornelia Krimmler, Andrea Hauck, Kerstin Schulz, Gitti Verseck, Andrea Kube, Vera Liss, Martina Noblé, Angelika von Zitzewitz-Schumann. Andrea Kube, Leiterin der Ev. FBS Wetterau

Foto: Angelika von Zitzewitz-Schumann / Ev. FBS Wetterau

Geschenkidee gesucht? Sie suchen nach einem persönlichen und originellen Geschenk für eine besondere Person? Sie wollen nicht schon wieder Wein, Blumen oder Schokolade verschenken? Dann verschenken Sie doch einmal einen FBS Gutschein! Ob die Teilnahme an einem bestimmten Kurs oder einen Wertgutschein, den der/die Beschenkte nach eigenem Belieben in einem Kurs eigener Wahl einlösen kann - Gelegenheiten gibt es viele, um einem lieben Menschen eine Freude zu bereiten. Gutscheine erhalten Sie in allen vier FBSen zu den jeweils bekannten Öffnungszeiten. Kontakt: www.evangelischefrauen.de/familienbildung.html

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Mitgliedsgruppen und Verbände

Saalgasse 15, Frankfurt am Main Telefon 069 92 07 08 -0 www.eva-frauenzentrum.de

10. September beSTIMME dich selbst Von Kopf bis Fuß auf Stimme eingestellt Die Stimme ist mehr als nur eine Stimme. Sie beSTIMMEn damit Ihr Auftreten, wie Sie wahrgenommen werden. Wollen Sie erfahren, was alles in Ihrer Stimme steckt, neue Klänge ausprobieren und sich selbst und sich spielerisch einen eigenen Klangraum erobern? Dann sind Sie in diesem Workshop genau richtig. Brigitte Volhard ist Stimmpädagogin und unterrichtet funktionales Stimmtraining. Ort / Zeit: EVA, 11.00 - 17.00 Uhr Kosten: 35 €, erm. 27 € Referentin: Brigitte Volhard Leitung: Nike Klüber Anmeldung: bis 15.07., Telefon 069 / 920 708-0 ————————————————————————— 24. September

„Meine (Glaubens-) Sprache“

Ein Workshop mit Freude an feministischerliturgischer Sprache Wie will ich von Gott singen und sprechen? Welche Worte und Bilder sind mir wichtig in meinem Glauben, welche will ich da nicht haben? Warum tragen mich Lieder oder Psalmen in modernen Übertragungen oder gerade doch in den vertrauten Worten der

Tradition? Gibt es da eher Grenzen für mich? Und vielleicht auch ganz viel Freiheit? Ein Workshop für Frauen, die - so wie wir - Freude daran haben, mit Sprache umzugehen. Wir wollen liturgische Sprache hinterfragen und feministisch formen, wir wollen gemeinsam diskutieren und ausprobieren, wo wir uns finden und treffen mit unseren je ganz eigenen Glaubens-Sprachen im Gottesdienst. Ort / Zeit: EVA, 14.00 - 18.00 Uhr Kosten: 12 €, erm. 8 € (inkl. Getränke, Kuchen) Leitung: A. Daur-Lyrhammer, U. Mühlberger, U. Seibert, Dr. K. Siedlaczek Kooperation: Katholische Erwachsenenbildung Ffm Anmeldung: bis 19.09., Telefon 069 / 920 708-0 ————————————————————————— 13. Oktober Sprachlose Mütter sprechen Die Geschichten von Frauen im Nationalsozialismus War meine Mutter eine der Frauen, die Hitler zugejubelt haben? War sie „Mitläuferin“, eine „Verführte“, eine „Täterin“ oder „viel zu jung“? Die Theaterpädagogin und Autorin Barbara Linnenbrügger ist diesen Fragen (nicht nur) bei ihrer Mutter, die sie zeitlebens als eine „sprachlose“ Frau erlebte, nachgegangen, hat sich gefragt, was die Jugendlichen und jungen Frauen der NS-Zeit als Mütter ihren Töchtern und Enkelinnen auf den Lebensweg mitgaben. Sie lädt zur gemeinsamen Spurensuche nach diesen Frauen ein - sei es die eigene Mutter oder Großmutter, die Tante oder Lehrerin oder unbekannte Frauen. Lassen wir die sprachlosen Mütter sprechen: durch Texte, Bild-/Film-Material und den persönlichen Austausch untereinander. Ort / Zeit: EVA, 18.00 - 21.00 Uhr Kosten: 7 €, erm. 5 € Referentin: Barbara Linnenbrügger, Theaterpädagogin und Autorin Leitung: Nike Klüber, Mechthild Nauck, Ute Seibert Anmeldung: bis 30.09., Telefon 069 / 920 708-0 Kooperation: Büro für Staatsbürgerliche Frauenarbeit

Impressum Herausgeberin: Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V., Erbacher Str. 17, 64287 Darmstadt, V.i.S.d.P.: Angelika Thonipara, Redaktion: Mareike Rückziegel, Mechthild Köhl, Telefon 06151 66 90 -165, E-Mail: [email protected], Bankverbindung: Evangelische Bank eG, IBAN: DE14 5206 0410 0004 1007 19, BIC: GENODDEF1EK1, www.EvangelischeFrauen.de, Umschlaggestaltung: piva & piva, Erscheinungsdatum: Juli 2016, dreimal jährlich, Auflage: 3.200 Exemplare. Sie können unsere Mitgliederzeitung auch im Abonnement beziehen oder zusätzliche Exemplare bestellen: Tel. 06151 6690-150, E-Mail: [email protected], Redaktionsschluss für Ausgabe Nr. 3/2016 ist Anfang Oktober 2016. Das Heft Nr. 3/2016 erscheint im November 2016.

Meldungen / Katharina-Zell-Stiftung

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Gegen das Runzeln der Seele Weit über die Grenzen des ev. Dekanats Vorderer Odenwald hinaus sind am Samstag, den 28. Mai 2016, Frauen nach FränkischCrumbach gekommen. Am Parkplatz der Ruine Rodenstein treffen sie sich. Ihr Anliegen: Sie alle wollen sich am FrauenPilgerweg rund um die Burgruine Rodenstein beteiligen. Rund 40 Frauen kann Organisatorin Liesel Delzeit aus Lengfeld begrüßen mit den Worten „Es wird viel Begegnung unter uns Frauen möglich sein und genug Raum, um Gottes Nähe zu erspüren“. „Weggemeinschaft wollen wir werden für diesen Nachmittag – gekommen aus allen Himmelsrichtun- Unterwegs im Odenwald: Frauen auf Pilgertour. Foto: Liesel Delzeit gen und jede aus ihrem Alltag aufgebroEnkeln dabei. Eine andere Teilnehmerin ist begeistert, chen“, stimmt Cordula Habenicht aus Groß-Zimmern dass immer wieder Pfade entdeckt werden, die bisher die Frauen auf die Wanderung ein. Die Frauen, die noch nicht bekannt waren. Einen Teil der Strecke lauregelmäßig an der Pilgerwanderung teilnehmen, nehfen die Pilgerinnen schweigend, es gibt aber auch men nicht nur ein Stück Ruhe und Stärkung mit in genug Raum für Gespräche untereinander. Zum Ende ihren Alltag, sondern lernen auch den Landkreis kendes Pilgerweges erhalten die Frauen in der Kirche von nen. Bei Neunkirchen, Habitzheim, Lengfeld, Ueberau Fränkisch-Crumbach von Herrn Bernd Sykora einen und Niederklingen sind die Pilgerinnen schon gewankleinen Einblick in die Geschichte der „Rodendert, auch den Raibacher Kuckucksweg haben die steiner“. Anschließend wird im Gemeindesaal der Damen schon beschritten und im vergangenen Jahr „Tisch gedeckt“ – ein vielfältiges Angebot zaubern die ging es rund um den Reinheimer Teich. „Es sollen Frauen aus ihren mitgeführten Rucksäcken. Mit dem möglichst viele mitgehen können, von jung bis alt“, Abschlusssegen von Irmgard Sykora endet der diessagt Andrea Alt vom Vorbereitungsteam zur Auswahl jährige Pilgertag „Gegen das Runzeln der Seele“. der Wege. So ist an diesem Nachmittag auch eine Großmutter mit ihren beiden vier- und sechsjährigen Liesel Delzeit, Delegierte Dekanat Vorderer Odenwald

Gewalt kann einpacken! Brotbeutelaktion der Katharina-Zell-Stiftung

Wir sagen DANKE!

Die Katharina-Zell-Stiftung unterstützt in 2015 und 2016 finanziell Projekte, die sich für von Gewalt Seit Beginn unserer Spendenaktion in 2015 konnten wir bereits neun Projekte mit fast 9.000 Euro fördern! betroffene Flüchtlingsfrauen einsetzen. Wir möchten Sie herzlich einladen, dabei mitzumachen – mit der So zum Beispiel ein Tanzprojekt für traumatisierte Frauen, Aktion Brotbeutel – Gewalt kann einpacken! Frauen eine Fortbildung für Haupt- und Ehrenamtliche zur Sensibilisierung für traumatisierte geflüchtete Frauen. nähen aus alten Stoffen Brotbeutel, die sie bei einem Bäcker ihres Vertrauens vor Ort auslegen. DieWeitere Förderanträge nehmen wir unter info@katharinase Beutel können von den Kundinnen und Kunden zell-stiftung.de gerne entgegen. gegen eine Spende an die Stiftung mitgenommen werden. Auf diese Weise hoffen wir, Aufmerksamkeit für das Thema (sexuelle) Gewalt an Flüchtlingsfrauen zu schaffen und darüber hinaus unser Spendenziel von 24.000 Euro bis Ende 2016 zu erreichen. Wenn Sie oder Ihre Gruppe sich beteiligen möchten, freuen wir uns sehr! Bitte schreiben Sie uns, rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine E-mail an [email protected]. Sie erhalten von uns dann ein Startpaket, das weitere Informationen, eine Spendendose, 100 Flyer, eine einfache Nähanleitung sowie drei Muster Brotbeutel beinhaltet. Barbara Uhdris, Lydia Bergerhausen, Tanja Bergelt, Christiane Hucke und Angelika Thonipara , Stiftungsvorstand

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