Marktreport Mosambik. In Kooperation mit:

Marktreport Mosambik Deutschland Portugal Mosambik In Kooperation mit: Herausgeber: AHK Portugal Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskam...
Author: Maike Kolbe
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Marktreport Mosambik Deutschland

Portugal

Mosambik

In Kooperation mit:

Herausgeber: AHK Portugal Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer Avenida da Liberdade, 38-2º 1269-039 Lissabon Abteilung Marktberatung und Marketing Guido Radel E-Mail: [email protected]

Juni 2013 Autoren: Guido Radel, Julia Becker, Dominik Baranowski Disclaimer: Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann. Lissabon im Juni 2013

Inhalt 1.

Einleitung .............................................................................................................................................. 1

2.

Länderprofil ........................................................................................................................................... 2

3.

Wirtschaftliche Situation ....................................................................................................................... 7 3.1.

Von der Plan- zur Marktwirtschaft ................................................................................................ 7

3.2.

Wirtschaftsstruktur ........................................................................................................................ 8

3.3.

Aktuelle Entwicklungen – Wo wird investiert? ............................................................................ 11

3.4.

Mosambik – Außenhandelsstatistik ............................................................................................ 19

4.

Mosambiks Handel mit Deutschland .................................................................................................. 22

5.

Mosambiks Handel mit Portugal ......................................................................................................... 24

6.

Portugal als Brücke zwischen Deutschland und Mosambik ............................................................... 26

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................ 28 Tabellenverzeichnis .................................................................................................................................... 28 Literaturverzeichnis .................................................................................................................................... 29

1.Einleitung Mosambik ist eine der am stärksten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas und gehört sogar weltweit zu den Ländern mit den höchsten Wachstumsraten. Zwar geschieht dies auf Grundlage eines insgesamt noch geringen Bruttosozialprodukts und mit Unterstützung internationaler Zuwendungen. Jedoch besitzt Mosambik umfangreiche natürliche Ressourcen, welche die Grundlage für anhaltendes Wachstum, sozialen Fortschritt und die Nachfrage nach einer Vielzahl von Investitions- und Konsumgütern darstellen können. Die Zukunftsaussichten sind sehr positiv, jedoch scheint die deutsche Wirtschaft bislang nur in geringem Ausmaß davon Kenntnis genommen zu haben. Deutsche Unternehmen sind im internationalen Vergleich in Mosambik kaum präsent. Die Risikoperzeption bildet sich aus hohen administrativen, kulturellen und finanziellen Hürden und rechtfertigt nur für die wenigsten ein lokales Engagement. Um die vorliegenden Chancen nutzen und sich strategisch positionieren zu können, bieten sich portugiesische Unternehmen als bestens geeignete Kooperationspartner. Sie besitzen großes Verständnis für das Funktionieren des Landes und der Märkte aufgrund gemeinsamer Sprache und Vergangenheit, langjähriger Präsenz und einer großen Anzahl portugiesischer Unternehmen und Arbeitnehmer in Mosambik. Sie besitzen häufig Zugang zu Vertriebskanälen und teilweise wichtige persönliche Kontakte. Portugal ist nicht der größte Investor, jedoch das Land deren Investitionen die meisten Arbeitsplätze schafft und sich deutlich auf die wachsende Diversifizierung der einheimischen Wirtschaft beziehen. Portugiesische Unternehmen sind nicht für alle Situationen, aber für eine Vielzahl geplanter Aktivitäten ideale Kooperationspartner für deutsche Unternehmen. Sie bieten Zugang zum mosambikanischen Markt und befinden sich doch in Europa. Aus diesem Grunde veranstaltet die AHK Portugal in Kooperation mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und der AHK Angola seit 2010 jährlich eine Veranstaltung, um deutsche und portugiesische Unternehmer zusammenzubringen. Dieser Marktreport soll deutschen Unternehmen die notwendigen Basisinformationen vermitteln, um ein mögliches Engagement in Mosambik sowie eine mögliche Kooperation mit portugiesischen Unternehmen besser beurteilen zu können. Alle Partnerorganisationen stehen jederzeit für weitere Auskünfte und Hilfestellung bereit.

Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer / AHK Portugal Avenida da Liberdade Nº 38, 2º P - 1269-039 Lisboa Tel.: +351 213 211 200 Guido Radel / Leiter Marktberatung & Marketing [email protected]

Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. Friedrichstraße 206 D - 10969 Berlin Tel.: +49 30 20 60 71 90 Johannes Kurt / Referat für das südliche Afrika [email protected]

1

2.Länderprofil Fläche

Hauptstadt

Bevölkerung

Landessprachen

Religionen

Staats- & Regierungsform

799.380 km²

Maputo

Tabelle 1: Grunddaten zu Mosambik

24.2 Mio. EW

Amtssprache: Portu-

28,4 % Katholiken,

Wachstum: 2,4

giesisch; ca. 40 afrika-

27,2% Protestanten,

% (2012)

nische. Sprachen

17,9% Muslime

Republik, Präsidentielle Demokratie

12

Mosambik liegt im Südosten Afrikas und ist mit 799.380 km² mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Die Landesgrenzen haben insgesamt eine Länge von 4.571 km, wobei der Großteil im Nordwesten mit 1.569 km auf Malawi entfällt, gefolgt von Zimbabwe im Westen mit 1.231 km, Tansania im Norden mit 756 km, Südafrika im Süden mit 491 km, Sambia mit 419 km und schließlich Swaziland mit 105 km. Die „Straße von Mosambik" und die Küstenlinie von fast 2.500 km verbinden die Ostküste des afrikanischen Festlandes mit der gegenüberliegenden Insel Madagaskar. Das Land liegt zwischen 10° und 27° südlicher Breite und ist daher durch subtropisches bis tropisches, feuchtes Klima gekennzeichnet und verfügt über fruchtbare Böden. Im Westen des Landes wird es hügeliger, im Nordwesten existieren Hochplateaus und gebirgige Regionen welche sich bis auf Abbildung 1: Landkarte Mosam1. Maputo 1.967.000 2.436m an der Spitze des Monte Binga bik hinaufziehen. Laut der portugiesisch2. Nampula 576.000 mosambikanischen Industrie- und Handelskammer sind 45% der gesam3. Beira 442.000 ten Fläche Mosambiks aufgrund der guten Bodenqualität und des Wasserreichtums landwirtschaftlich nutzbar. Diese Flächen liegen hauptsäch4. Chimoio 273.000 lich im Norden des Landes, welcher vom Fluss Sambesi durchquert 3

wird. Im Süden ist es trockener und es kommt regelmäßig zu Naturkatastrophen, insbesondere Dürreperioden und Zyklone mit entsprechenden Tabelle 2: Liste der größten Städte (aicep Portugal Global, 2013) Starkregenereignissen und folgenden Überschwemmungen, welche eine effiziente Landwirtschaft erschweren. Mosambik liegt mit einer recht niedrigen Urbanisierungsgrad von 38% auf dem Niveau seiner Nachbarstaaten. Der wichtigste Grund dafür, dass der Großteil der Bevölkerung in ländlichen Gegenden lebt, ist die weit verbreitete Armut und die Subsistenzlandwirtschaft, mit der 5.

Nacala

213.000

1

(Auswärtiges Amt, 2013) (WKO & Wirtschaftskammer Österreich, 2013) 3 (Câmera de Comércio Portugal Moçambique) 2

2

viele ihr Überleben sichern. Mit einem Durchschnittsalter von ca. 17 Jahren handelt es sich um eine relativ junge Bevölkerung. Aufgrund der starken Entwicklungsunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen ist für die Zukunft mit einer verstärkten Wanderungsbewegung in die Städte zu rechnen. Nebenher werden sich aber auch neue Ballungszentren in den Gegenden entwickeln, in denen neue Anlagen zur Förderung von Rohstoffen entstehen. Ebenso typisch für ein afrikanisches Land ist die religiöse Diversität trotz eines geringen ethnischen Anteils von Europäern und Asiaten von nur 0,4%. Der Großteil der Bevölkerung ist mit 56% christlich wobei katholische und verschiedene protestantische Glaubensrichtungen sich die Waage halten. Ungefähr 17% sind muslimischen Glaubens und ein gleich großer Anteil fühlt sich keiner Glaubensrichtung zugehörig, wobei zu letzterer Gruppe auch einige Naturreligionen zu zählen sind. Fast 30 Jahre lang waren jüngere Geschichte und Politik der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mosambik vom Krieg geprägt. Im Jahr 1962, noch zu Zeiten portugiesischer Präsenz, bildete sich die marxistisch-leninistische Partei Mosambikanische Befreiungsfront (Frente de Libertação de Moçambique), kurz FRELIMO, und begann einen bewaffneten Kampf gegen die portugiesischen Kolonialherren, der bis zum Ende der Kolonialkriege 1974 mit wechselndem Erfolg geführt wurde. Kurz darauf, im Jahr 1976, fiel das Land in einen 16 jährigen Bürgerkrieg zwischen der FRELIMO und dem Nationalen Widerstand Mosambiks (RENAMO, Resistência Nacional Moçambicana), an dessen Ende 1992 ein Friedensabkommen mit einem Mehrparteienstaat und der Abkehr vom MarxismusLeninismus standen. Seitdem versuchen die beiden ehemaligen Bürgerkriegsgegner gemeinsam Abbildung 2: Alterspyramide von Mosambik demokratische Strukturen zu festigen und den (The World Factbook, 2013) Friedensprozess sowie die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Bisher wurden die Vereinbarungen des Friedenvertrages überwiegend eingehalten. Der Frieden blieb stabil, obwohl die Oppositionspartei RENAMO mehrmals angekündigt hat, gewaltsam gegen vermuteten Wahlbetrug durch Stimmenklau und fragwürdige Disqualifizierung von Kandidaten vorzugehen. Seit 1992 gab es keine erwähnenswerten gewaltsamen Auseinandersetzungen. Dies ist umso erstaunlicher, als dass seit der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1975 die FRELIMO ohne Unterbrechung stets als Regierungspartei agiert und beide Präsidenten gestellt hat. Die Republik Mosambik ist eine präsidentielle Demokratie. Seit den ersten freien Wahlen vom Oktober 1994 liegt die gesetzgebende Gewalt beim Parlament (Assembleia da República). An der Spitze der Exekutive steht der Staatspräsident. Seit 2005 bekleidet Armando Emílio Guebuza dieses Amt, der mit der Regierungspartei FRELIMO die politische Führung nicht nur im Nationalparlament, sondern auch auf Provinz- und Kommunalebene übernimmt. Er sitzt dem Ministerrat vor und ernennt die Gouverneure, die in den zehn Provinzen plus der Hauptstadt die Zentralgewalt repräsentieren. Der Ministerpräsident, aktuell Aires Bonifacio Ali, wird ebenfalls vom Staatspräsidenten ernannt. Die erste zentralistische Verfassung von 1975 wurde im November 1990 durch eine neue ersetzt um ein Mehrparteiensystem einführen zu können. Grundlagen der Verfassung, die 2005 wiederum eine Überarbeitung erfuhr, sind die Versammlungs-, Rede- und Pressefreiheit, Trennung von Exekutive, Legislative

3

und Judikative, Mehrheitswahlrecht, Gleichstellung der Geschlechter und politischer Pluralismus. Die Marktwirtschaft wurde als grundlegendes Wirtschaftsprinzip ebenfalls festgeschrieben. Oberstes Staatsorgan ist die Nationalversammlung mit 250 Abgeordneten, die in freien, fairen und geheimen Direktwahlen auf fünf Jahre gewählt werden sollen. Die Regierungspartei FRELIMO stellt gegenwärtig die absolute Mehrheit und hält 191 Sitze, die RENAMO 51 und die Demokratische Bewegung Mosambiks MDM (Movimento Democrático de Moçambique) 8 Sitze. In seiner bisherigen Amtszeit hat Präsident Guebuza sein Kabinett wiederholt umgebildet um schneller Resultate im Abbau von Bürokratie zu erzielen, in der Bekämpfung von Korruption und Kriminalität schneller voranzukommen sowie als Reaktion auf die wachsende Armut und die Krise nach den Hunger4

aufständen in Maputo im Jahr 2010 . Eine erneute Regierungsumbildung erfolgte im Oktober 2012 im Anschluss an den 10. Parteitag der FRELIMO, bei dem Präsident Guebuza zwar in seinem Amt bestätigt, seine Macht jedoch von der Partei deutlich eingeschränkt wurde. Die nächsten Wahlen stehen für 2014 an und umfassen gleichzeitig Parlaments- wie auch Präsidentschafts- und lokale Wahlen. Die allgegenwärtige Korruption – im Ranking des Korruptionsindex lag Mosambik 2012 auf Platz 123 von 5

176 - und begleitend erhebliche Mängel im Justizsystem, ist eines der dringlichsten politischen Problem des Landes. Die Tatsache, dass die regierende FRELIMO angeblich aus Staatsmitteln ihren Wahlkampf finanziert, trägt keineswegs zu einem vertrauenswürdigen Bild der Regierung bei. Zudem belastet eine relativ hohe Kriminalitätsrate das gesellschaftspolitische Klima in Mosambik. Denn die Hauptstadt Maputo scheint durch ihre geografisch interessante Lage zu einer Plattform für das organisierte Verbrechen geworden: Geldwäsche, Autodiebstahl, Drogen- und auch Kinderhandel gefährden das friedliche Zusammenleben der mosambikanischen Gesellschaft. Die politische Situation kann deshalb trotz des Friedens nicht als stabil nach europäischen Maßstäben bezeichnet werden. Die Grenzen zwischen der Regierungspartei und dem Staat verschwimmen und die Distanz zwischen einer kleinen, reichen Oberschicht 678

und dem Großteil der Gesellschaft nimmt zu. / /

Im Ranking des Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI), welcher die Ausgestaltung von Demokratie, Marktwirtschaft und politischem Management in 129 Entwicklungs- und Transformationsländern analysiert und bewertet (Stand 2012), befindet sich Mosambik mit einem Wert von 5,40 (Maximalwert: 10) deshalb nicht überraschend im unterem Drittel auf Platz 72. Folgende Punkte werden als nicht ausreichend bewertet: Rechtsstaatlichkeit, politische und soziale Integration, Markt- und Wettbewerbsordnung, Wirtschaftsleistung und Nachhaltigkeit. In Bezug auf die Stabilität demokratischer Institutionen fiel die Bewertung etwas positiver aus.

9

„Polity IV“ ein Index, der primär der Stabilität politischer Systeme nachgeht. Dieser Index bezeichnet das mosambikanische System als offene Anokratie, eine Mischform zwischen Demokratie und Autokratie, und als sehr fragil. Die Indikatoren des Indexes sind politische Partizipation, Rekrutierung der Exekutive,

4 Anfang 2010 kam es in Mosambiks Hauptstadt zu spontanen gewalttätigen Demonstrationen gegen steigende Lebensmittelpreise. Obwohl Mosambik zwischen 1990 und 2010 starke Fortschritte in der Lebensmittelversorgung und auf dem Welthunger-Index WHI einen großen Sprung nach vorne machen konnte, lebt ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Aufgrund von Problemen in der Verteilung der nationalen Lebensmittelproduktion ist das Land stark von Lebensmittelimporten aus Südafrika zu schwankenden Preisen abhängig.

5

(Transparency International) (Bundeszentrale für politische Bildung, 2011) 7 (GIZ, 2013) 8 (Auswärtiges Amt, Mosambik Innenpolitik, 2013) 9 (Transformationsindex BTI, 2012) 6

4

Begrenzung der Macht der Exekutive für die Art des politischen Systems, Legitimität sowie Partizipation der gesellschaftlichen Gruppen für die Stabilität.

10

In dem von der Non-Profit-Organisation Freedom House herausgegebenen Report „Freedom in the World“ wird Mosambik in Bezug auf politische Rechte und bürgerliche Freiheiten im Jahr 2012 mit einem Wert von 3,5 als „teilweise frei“ eingestuft. Als Indikatoren für diese Einstufung dienen der Ablauf von Wahlen, die Möglichkeit zur politischen Partizipation, die Funktionsweise des Regierungssystems, Meinungs- und Glaubensfreiheit, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie die Rechtsstaatlichkeit.

11

Es wird ersichtlich, dass Mosambiks hohe wirtschaftliche Wachstumsraten nicht automatisch einen unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung demokratischer und zivilgesellschaftlicher Strukturen besitzen, und dass die Verteilung des Reichtums noch deutliches Verbesserungspotential besitzt. Mosambik ist noch immer eines der unterentwickeltsten Länder der Welt und belegt mit einem Human Development Index von 0.327 nur Rang 185 von 187 im HDI-Ranking der Vereinten Nationen (2012). Über die Hälfte der Gesamtbevölkerung befindet sich unter der nationalen Armutsgrenze, was überwiegend damit zusammenhängt, dass die Mehrheit im kaum entwickelten ländlichen Raum von Subsistenzlandwirtschaft lebt. Im Jahr 2011 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt lediglich 50,16 Jahre und ist somit eine der niedrigsten der Welt. Der Anteil der Bevölkerung, der über einen angemessenen Anschluss an eine Trinkwas12 serversorgung verfügt, lag 2010 bei 47 %.

Lebenserwartung

50,16 Jahre

Alter der Bevölkerung

< 15 : 43,9 % 15-64: 52,8 % > 65: 3,3 %

Kindersterblichkeit

103,1 aus 1000

Unterernährung

39,2%

Alphabetisierung

56,1%

Schulteilnahme Grundschule

56,25%

Tabelle 2: Überblick soziokulturelle Daten

Zusätzlich zu diesen dringlichen Problemen müssen sich die nationalen Institutionen auf ein exponentielles Bevölkerungswachstum einstellen. Sollten sich die Schätzungen für die nächsten 20 bis 30 Jahre als richtig erweisen, muss für das Jahr 2024 mit einer Verdopplung der Bevölkerungszahl gegenüber 1995 von 15,7 auf 31,7 Millionen gerechnet werden und bis 2050 könnte die Bevölkerung Mosambiks auf fast 50 Millionen Menschen anwachsen. Vor diesem Hintergrund wird der Zielkonflikt der mosambikanischen Regierung deutlich, einerseits für eine kurzfristige und breitere Verteilung des steigenden BIPs zu sorgen und andererseits das Land auf vorhersehbare Entwicklungen vorbereiten zu müssen. Das wichtigste Thema der Innenpolitik ist deshalb mit den beachtlichen Rohstofffunden (besonders Kohle und Erdgas) ein wirtschaftliches Thema. Die Rohstoffe könnten als Grundlage für die Lösung gleich mehrerer Probleme herhalten. In der Regierung und den Medien wird deshalb eine lebhafte Debatte über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklungsstra13

tegie Mosambiks geführt. Die genannten Kennzahlen sollten jedoch nicht über das gewaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklungspotential des Landes täuschen. Mosambik ist ein Land im Aufbruch mit vielen Chancen.

10

(Polity IV, 2013) (Freedom House, 2012) 12 (BMZ, 2013) 13 (Auswärtiges Amt, Mosambik Innenpolitik, 2013) 11

5

Abbildung 3: Entwicklung der mosambikanischen Bevölkerung (IESE 2012)

6

3.Wirtschaftliche Situation 1990

1995

2000

2005

2008

2009

2010

2011

2012*

2013**

BIP (Mrd. US$)

2,5

2,2

4,3

6,6

9,9

9,7

9,2

12,8

14,6

15,8

Reales BIP-Wachstum (%)

1,0

2,7

1,1

8,7

6,8

6,3

6,8

7,1

7,5

8,4

BIP je Einwohner (US$)

185.4

141.0

236.8

316.7

442.9

423.2

393.7

533.3

650

688.4

Inflation (%)

47,0

54,4

12,7

7,2

10,3

3,3

12,7

10,4

2,2

4,5

Tabelle 3: BIP und Inflation (International Monetary Fund) *Schätzung **Prognose

Die mosambikanische Wirtschaft ist in den letzten zehn Jahren durchschnittlich um mehr als 7% pro Jahr gewachsen und zählt somit zu den in den letzten Jahren am stärksten gewachsenen Volkswirtschaften der Welt. Selbst im Jahr 2008, unter dem Druck von hohen Öl- und Lebensmittelpreisen, wuchs das BIP Mosambiks noch um 6,8%. Im Jahr 2009 ließen sich zwar die Ausswirkungen der internationalen Wirtschaftskrise spüren. Jedoch ging auch in diesem Jahr das BIP nur auf 6,3% zurück und wächst seitdem stetig. Treiber dieser Entwicklung sind insbesondere die umfangreichen Rohstoffvorkommen und die stabile politische Situation. Für die nächsten vier Jahre sagt die Economist Intelligence Unit ein weiteres jährliches Wachstum von 7,7% voraus. In diesem Abschnitt soll ein Überblick über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Entwicklungen geben werden.

3.1.

Von der Plan- zur Marktwirtschaft

Die Kolonialzeit in Mosambik hat enge wirtschaftliche Beziehungen nicht nur mit Portugal sondern auch mit Südafrika hinterlassen. Bis zur Unabhängigkeit 1975 erfüllte Mosambik eine signifikante Dienstleistungsfunktion gegenüber Südafrika. Einen Großteil der Deviseneinnahmen bestritt das Land aus den Transferzahlungen der mosambikanischen Wanderarbeiter, die in den Erz- und Kohleminen Südafrikas arbeiteten. Trotz der reichen Rohstoffvorkommen des Landes schien die Kolonialmacht Portugal wenig Interesse in deren Ausbeutung zu haben. Weitere Einnahmen erhielt das Land aus dem internationalen Warentransport über die mosambikanischen Häfen und Eisenbahnen. Nach der Unabhängigkeit entwickelte sich das wirtschaftliche System in mehreren Phasen von einer Plan- zur Marktwirtschaft: Phase 1: Die marxistisch-leninistische FRELIMO-Regierung setzte sich nach der Kolonialzeit für die wirtschaftliche Entwicklung ein, indem sie alle Industrie- und Dienstleistungsunternehmen in Staatseigentum überführte, eine Schwerindustrie aufbaute und die Landwirtschaft in Staatsfarmen, Genossenschaften und Gemeinschaftsdörfern kollektivierte. Im Jahr 1981 wurde ein 10-Jahres-Plan verabschiedet, dessen ehrgeizige Ziele aber nicht annähernd erreicht werden konnten. Obwohl Mosambik bedeutende Kontakte zu den sozialistischen Ländern aufbaute, wurde dessen Antrag auf Mitgliedschaft im „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) unter sowjetischer Führung abgelehnt. Gleichzeitig ließ die Regierung die historisch starke Verbindung zu den Nachbarländern unberücksichtigt, weil sie bspw. wie Südafrika den

7

Bürgerkriegsgegner RENAMO unterstützten und diesem sogar halfen wichtige Teile der wirtschaftlichen Infrastruktur im Süden des Landes zu zerstören. Auch die übermäßige Zentralisierung, eine überhandnehmende Bürokratie und der verschwenderische Umgang mit Ressourcen trugen nicht zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen bei. Phase 2: In der Mitte der 1980er Jahre wurden deshalb die ersten Schritte zu wirtschaftlicher Liberalisierung, Öffnung und Dezentralisierung gemacht. Die wirtschaftlichen Probleme in Mosambik waren so stark, dass sich das Land schon weit vor der Wende in den europäischen Ostblockstaaten aus der sozialistischen Planwirtschaft verabschiedete. Diese Übergangsphase wurde durch den Beitritt Mosambiks zum IWF und zur Weltbank abgeschlossen. Phase 3: 1987 verabschiedete die Regierung des damaligen Präsidenten Joaquim Alberto Chissano (1986-2005) ein Strukturanpassungsprogramm (Programa de Reabilitação Económica, PRE). Das PRE war der Masterplan für die wirtschaftliche Umstrukturierung durch Deregulierung, Abwertung, Privatisierung und Einsparungen im öffentlichen Haushalt. Dennoch konnte sich die Wirtschaft bis zum dem Ende des Bürgerkrieges im Jahr 1992 nicht erholen. Seitdem aber hat die Regierung konsequent weitere Wirtschaftsreformen umgesetzt. Zum Beispiel wurden mehr als 1200 größtenteils kleine Staatsunternehmen privatisiert.

3.2.

14

Wirtschaftsstruktur

Mosambik verfügt über eine vergleichsweise diversifizierte Wirtschaftsstruktur. Der Großteil der Wirtschaftsleistung wird mit 45% Anteil am BIP durch Dienstleistungen (13% der Arbeitsplätze) erwirtschaftet, 15

gefolgt von 32% Landwirtschaft (81% der Arbeitsplätze) und 24,2% Industrie (6% der Arbeitsplätze). Auch wenn Mosambik über umfangreiche Bodenschätze verfügt, ist die Förderung dieser noch nicht prägend für die Wirtschaftsstruktur des Landes.

Abbildung 4: BIP-Entstehung 2010 (Banco Espírito Santo 2012) 14 15

(GIZ, Mosambik Wirtschaftsordnung, 2013) (aicep Portugal, 2013)

8

Der Dienstleistungssektor stellt mit einem Anteil am BIP von rund 45% den größten Wirtschaftsbereich dar. Den größten Anteil davon leistet die Finanzbranche, wobei 90% des Marktes von vier Banken dominiert werden. Mit 40% Marktanteil ist die Banco Internacional de Moçambique (BIM), ein Gemeinschaftsunternehmen der portugiesischen BCP und des mosambikanischen Staates, der größte Finanzdienstleister. Darauf folgt die Banco Comercial e de Investimentos (BCI), eine Tochtergesellschaft der portugiesischen CGD. Die dritt- und viertgrößten Banken Standard Bank und Barclays Bank Moçambique besitzen größtenteils südafrikanisches Kapital. Die Tourismusbranche mit aktuell nur 1,8% des BIP bietet dagegen das größte Wachstumspotential unter den Dienstleistungen. 2011 besuchten etwa 2 Mio. ausländische Touristen vor allem aus Südafrika das Land. Die 2.500 km lange und größtenteils unberührte Küste verschafft Mosambik das Potenzial, sich sowohl als regionales wie auch als internationales Ziel einen Namen zu machen. Wie in anderen Branchen kommen die Investitionen hauptsächlich aus dem Ausland. Sie investieren bspw. in Hotelneubauten wie der britische Großinvestor BW Group, der in den nächsten Jahren Projekte zum Bau von Resorts, Yachthäfen, Golfplätzen und Kasinos für rund 600 Mio. US$ realisieren möchte.16 Die portugiesischen Hotelgruppen sind schon jetzt stark vertreten. Bspw. betreibt Visabeira Turismo sechs Hotels in Mosambik und Pestana Group sowie TD Hotels jeweils drei Anlagen. Amorim Turismo und Sana Hotels möchten 2013 noch ein erstes Hotel eröffnen. Der sogenannte Plano Estratégico para o Desenvolvimento do Turismo 2004-2013, ein Strategieplan für die Entwicklung des Tourismus, gilt als wesentliche Grundlage zur touristischen Entwicklung sowie zur Erleichterung von Investitionen und befindet sich aktuell in Überarbeitung. Die vier ausgewiesenen Entwicklungszonen Pemba, Lago/Lichinga, Ilha de Moçambique/Mossuril und Inhassoro werden aller Voraussicht nach dieselben bleiben. Für die Zukunft des Landes wird der 17 18 Tourismus sicherlich eine bedeutende Rolle spielen. / Mosambik verfügt über sehr gute klimatische und geographische Bedingungen für die Landwirtschaft. Allerdings werden von über 48 Mio. ha fruchtbarem Land bislang nur etwa 9,7% genutzt und die mosambikanische Bevölkerung ist weiterhin auf Lebensmittelimporte angewiesen. Allgemein ist die Landwirtschaft geprägt durch einen Subsistenzcharakter. Industrieller Anbau ist wenig verbreitet, obwohl die klimatischen und geographischen Gegebenheiten diesen ermöglichen würden. Große wasserreiche Gebiete wie z.B. Zambeze, Save und Limpopo sind weiterhin vollkommen unerschlossen. Typische Anbaupro19

dukte sind neben verschiedenen Getreidearten Tabak , Zuckerrohr, Baumwolle, Kokospalmen, Ölsaaten, Tee, Cashew und seit neuestem auch Jatropha als Grundlage für die Produktion von Biokraftstoffen 20

für das westliche Ausland. Auch Holz gehört zu den klassischen Exportprodukten. Laut Regierungsangaben müssten bis 2017 aber etwa 3 Mrd. US$ investiert werden, um die Selbstversorgung zu gewährleisten. Ein erster Schritt in diese Richtung sind staatliche Investitionsprogramme in den Bereichen Bewässerung und Produktionsverfahren sowohl für Kleinbauern wie auch für größere Gemeinschaftsprojekte. Der Ausbau der Bewässerungssysteme soll die Ernten unabhängiger von Regenfällen machen und innovative Anbaumethoden sowie eine verbesserte technische Ausstattung sollen die Produktivität aller

16

(GTAI, 2013) (aicep Portugal, 2013) 18 (Banco Espírito Santo, 2012) 19 Das größte agrarindustrielle Unternehmen und Nachtfröste Unternehmen des Landes ist Moçambique Leaf Tobacco Lda., eine Tochtergesellschaft der Universal Leaf Tobacco Group aus den USA, und verarbeitet über 60.000t Tabak pro Jahr. 20 (GIZ, Mosambik Wirtschaftsordnung, 2013) 17

9

genutzten Flächen fördern. In der Landwirtschaft rechnet die mosambikanische Regierung für 2013 mit einem Wachstum von 4,6%. Die Landwirtschaft Mosambiks zählt sicherlich zu den Schlüsselsektoren für die Entwicklung Mosambiks, da sie notwendig ist um die grundlegenden Bedürfnisse der Bevölkerung zu bedienen und soziale Probleme zu mindern.

21

Das Wachstum des Industriesektors, welcher etwa 23% zum BIP beiträgt, wird vorwiegend durch wenige exportorientierte Großunternehmen in den Branchen Textil-, Holz- und Papier- und Zementindustrie sowie in der wachsenden Lebensmittelverarbeitung vorangetrieben. Weitere Potentiale ergeben sich in der Verknüpfung mit dem Bergbausektor. Eine eigene Maschinenbauindustrie ist in Mosambik nicht vorhanden und fast alle genutzten Anlagen und Transportmittel müssen importiert werden. Schätzungen zufolge soll der Bergbausektor 2013 um etwa 18,6% wachsen und seinen Anteil am BIP bis 2015 von 3% auf bis zu 11% steigern. Insbesondere das mosambikanische Kohlevorkommen, welches als größtes der Welt gilt, dürfte in den nächsten Jahren ein Anwachsen das Anwachsen des Bergbausektors hervorrufen. Des Weiteren gibt es beträchtliche Erdgas-, Kupfer-, Eisenerz-, Titan-, Bauxit-, Graphit-, Tantal-, Betonitvorkommen sowie in geringerem Maße auch Diamanten, Mangan, seltene Erden und Gold. Große internationale Unternehmen wie Vale (Brasilien), Rio Tinto (Großbritannien/Australien), Anadarko (USA), Riversdale (Australien), Kenmare Resources (Irland), Statoil (Norwegen), ENI (Italien), Cross Resources (Australien) oder Pan African Resources (Großbritannien/ Südafrika) sind schon aktiv. Auch indische und chinesische Unternehmen haben sich stark in Mosambik engagiert. Das brasilianische Bergbauunternehmen Vale hat im Jahr 2011 als erstes Unternehmen die Kohleförderung in der Provinz Tete aufgenommen. Im ersten Jahr betrug deren Förderung 600.000t und in den ers22

ten neun Monaten des folgenden Jahres 2012 schon 4. Mio. Tonnen. Als zweite multinationale Bergbaugesellschaft folgte 2012 Rio Tinto mit den zurzeit umfangreichsten Lizenzen zur Kohleförderung. Bis 2020 möchte das Unternehmen in der Provinz Tete jährlich 100 Mio. t Kohle abbauen. Dem steht aber noch die fehlende Transportinfrastruktur Mosambiks im Wege. Es existiert kein ausreichendes Schienennetz um den Abtransport der Kohle aus dem Landesinneren zu gewährleisten. Bislang gibt es mit der Sena Line nur eine einzige Bahnlinie, welche durch Ausbaumaßnahmen in 2012 bis auf. 6 Mio. t Transportkapazität pro Jahr ausgeweitet werden konnte. Durch intensiven Lastwagentransport wird Mosambik seinen Kohleexport bis Ende 2013 wohl insgesamt auf 9 Mio. t erhöhen können. Damit dürfte der Anteil am BIP auf ca. 8% anwachsen. Die von Rio Tinto geplanten 100 Mio. t befinden sich aber noch in weiter Ferne. Für die weitere Entwicklung der mosambikanischen Wirtschaft wird der Ausbau der Transportinfrastruktur von herausragender Bedeutung sein. Gegenwärtig wird insbesondere die Schieneninfrastruktur von Bergbauunternehmen ausgebaut, da der Staat nicht über die notwenigen Finanzmittel verfügt. Dies wiederum kurbelt das Wachstum in der Bauwirtschaft an und führt ebenfalls zu stark ansteigender Zementproduktion. Weitere Bauprojekte gibt es im Straßenbau und bei der Ausweitung bzw. Neubau von Häfen. Mosambik ist für mehrere angrenzende Staaten die effizienteste Verbindung zum Seeverkehr und der mosambikanische Staat investiert einen Großteil des jährlichen BIP um sich als Logistikstandort zu profilieren.

23

Der Gassektor könnte künftig zu einem zusätzlichen Wachstumsmotor werden. Im Rovuma-Becken vor der Küste der nördlichen Provinz Cabo Delgado wurden Gasvorkommen von 140-160 Kubikfuß entdeckt,

21

(aicep Portugal, 2013) (International Monetary Fund) 23 (Banco Espírito Santo, 2012) 22

10

unter anderem von dem italienischen Unternehmen ENI und der US-amerikanischen Anadarko Gruppe. Diese wollen bis 2018 insgesamt 68 Mrd. US$ in die Offshore-Gasförderung investieren und Mosambik zu einem der größten afrikanischen Produzenten machen. Weitere große Gasfelder sind Onshore in der Provinz Inhambane zu finden. Im Hinblick auf die Informations- und Kommunikationstechnik bzw. den Grad der digitalen Vernetzung befindet sich Mosambik im internationalen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Rund 33% der Bevölkerung bzw. 8 Mio. Kunden nutzen den Service von einem der drei Mobilfunkunternehmen Mcel, Vodacom Mozambique oder Movitel. Einen eigenen Internetzugang besitzen bisher nur 5% der Bevölkerung, sprich 1,2 Mio. Mosambikaner. Bis 2016 sollen 40% der Bevölkerung bzw. 11 Mio. Personen über Mobiltelefone verfügen, bis 2017 soll die Anzahl der Internetanschlüsse auf 2,6 Mio. bzw. 10% der Bevölkerung erhöht werden und der Wechsel zu digitalem Fernsehen basierend auf der DVB-T („Digital Video Broadcasting – Terrestrial“) Technik soll bis 2015 erfolgen.

24

Es besteht ein starker Kontrast zwischen der dynamischen Entwicklung kapitalintensiver Grossprojekte und den langsamen Fortschritten in traditionellen kleineren Sektoren. Problematisach ist dabei nur, dass die Entwicklung traditioneller Sektoren einen grösseren Einfluss auf die Anzahl der Arbeitsplätze und die Verringerung der Armut besitzt. Es ist die Aufgabe der Politik, dass durch die Großprojekte in das Land fließende Kapital gewinnbringend einzusetzen. Trotzdem scheint die Vermögensverteilung in Mosambik noch relativ ausgeglichen. Der Gini-Index bzw. Gini-Koeffizient, ein statistisches Maß, das den Grad der Ungleichheit der Einkommensverteilung Abbildung 5: zugeflossene ADI nach Sektoren (2003-11); (Ernst & Young, Africa by numbers - Assessing market nach dem häuslichen Pro-Kopf-Einkommen attractiveness in Africa, 2011) beschreibt, liegt in Mosambik bei 45,6 (2008). GiniKoeffizienten können beliebige Werte zwischen 0 (das Vermögen eines Staates ist auf alle Bewohner gleichmäßig verteilt) und 100 (das gesamte Vermögen eines Staates gehört einem einzigen Bewohner) annehmen. Je näher der Gini-Index an 100 ist, desto größer ist die Ungleichheit, folglich befindet sich Mosambik mit seinem Wert im oberen Mittelfeld.

3.3.

25

Aktuelle Entwicklungen – Wo wird investiert?

In Mosambik verfügen gleich mehrere Branchen über aussichtsreiche Wachstumspotenziale. Dazu gehören in erster Linie die Rohstoffindustrie (Erdgas, Kohle), Elektrizitätsproduktion, Bergbau (Eisen), Infrastruktur (Verkehr, Kommunikation) und Tourismus. Schon heute fließt der größte Anteil internationaler Investitionen in ausgewählte Projekte dieser Branchen. Im Jahr 2011 summierten sich die ausländischen Direktinvestitionen auf knappe 10 Mrd. US$. Schätzungen zu aktuellen Direktinvestitionen laufen jedoch

24 25

(GTAI, 2013) (The World Bank, 2013)

11

weit auseinander. Zudem gibt es eine Reihe von Ankündigungen für Investitionen in Infrastruktur und Rohstoffförderung, welche aufgrund ihrer Abhängigkeit von politischen Entscheidungen einen relativ hohen Grad an Unsicherheit besitzen. Genaue Angaben sind deshalb schwer zu bekommen. Die aktivsten Länder sind Südafrika, Indien, Portugal und Brasilien. In der Vergangenheit spielten auch USamerikanische, australische, irische und italienische Investitionen, welche sich fast ausschließlich auf Rohstoffe bezogen, eine bedeutende Rolle. Es ist mittelfristig mit weiteren Kapitalzuflüssen zu rechnen. Südafrika hat bisher die absolut größte Anzahl an Projekten realisiert und Indien und die USA sind die Länder mit den höchsten Investitionssummen. Eine besondere Rolle spielt Portugal, weil das Land nicht nur zu den größten und aktivsten Investoren zählt, sondern deren Investitionen die größte Anzahl von Arbeitsplätzen schaffen und den größten Beitrag zur sozialen Entwicklung leisten. Als einziges Land scheint es Investitionen in die Papier- und Verpackungsindustrie, in Baumaterialien und erneuerbare Energien zu tätigen.

Abbildung 7: Top-Investoren in Mosambik (Ernst & Young, Africa by numbers - Assessing market attractiveness in Africa, 2011)

Elektrizität Mosambik gilt bereits heute als wichtiger Stromlieferant im südlichen Afrika. Aktuell sind insgesamt ca. 2.400 MW installiert, was aber schon heute zum Elektrizitätsexport ausreicht. Mit der Installation von etwa 5.500 MW zusätzlichen Produktionskapazitäten soll die Stromproduktion bis 2020 beträchtlich ausgeweitet werden. Primärenergieträger sind dabei hauptsächlich Wasserkraft, Kohle und Gas. Das größte existierende Projekt ist das Cahora Bassa-Wasserkraftwerk am Südufer des Sambesi Fluss in der Provinz Tete. Geplant von den portugiesischen Kolonialherren und auch nach der Unabhängigkeit unter portugiesischer Leitung erbaut, wurde er 1979 fertig gestellt. Aufgrund von Sabotageakten während des Bürgerkrieges konnte aber erst 1998 mit der Stromproduktion im 2.025 MW Kraftwerk begonnen werden. 2006 gingen 85% in die Hände des mosambikanischen Staates über. Damit verfügt er an der betreibenden Gesellschaft Hidroelectrica de Cahora Bassa (HBC) über einen Anteil von insgesamt 92,5%, die restlichen 7,5% befinden sich in den Händen der portugiesischen Redes Energeticas Nacionais (REN). Mit ca. 1.500 MW wird der Großteil der Produktion über eine Hochspannungsleitung direkt nach Südafrika exportiert.

12

Das hydroelektrische Potenzial Mosambiks beträgt insgesamt knappe 12,5 GW, von denen bislang ca. 80% ungenutzt sind. Im Norden des gleichen Flusses soll deshalb voraussichtlich ab 2016 für geschätzte 1 Mrd. US$ ein weiteres Kraftwerk (1.245 MW) errichtet werden, das bei vermutlich vier Jahren Bauzeit ab 2020/21 den Betrieb aufnehmen könnte. Ein weiteres Projekt ist flussabwärts von Cahora Bassa geplant: der Bau der Talsperre Mphanda Nkuwa mit einem vier Turbinen Kraftwerk und einer Produktion von 1.500 MW. Die Errichtung, mit der wahrscheinlich 2015 begonnen wird, soll etwa fünf Jahre dauern und 2,4 Mrd. US$ kosten. Die Anteile an der Projektentwicklungsgesellschaft liegen derzeit bei dem brasilianischen Mischkonzern Camargo Corrêa (35%), Energia Capital (35%) und dem staatlichen Stromversorger Electricidade de Mocambique (EDM) (30%). Berichten zufolge wird sich das brasilianische Energieunternehmen Electrobras fortan mit 49% beteiligen und EDM übernimmt den verbleibenden Mehrheitsanteil. Bei beiden Projekten soll ein Großteil der erzeugten Energie an das südafrikanische Stromversorgungsunternehmen Eskom verkauft werden.

26

Studien der mosambikanischen Regierung ergaben, dass Energieerzeugung aus Wasserkraft an rund 100 weiteren Standorten möglich sei. Diverse kleinere Projekte befinden sich bereits in der Planungsphase. Projektname/- größe

Projektstand

Boroma (200 MW)

Machbarkeitsstudien, geplanter Baustart 2016, geplante Fertigstellung 2019, flussabwärts von Mphanda Nkuwa am Sambesi

Lupata (600 MW)

Machbarkeitsstudien, geplanter Baustart 2016, geplante Fertigstellung 2019, flussabwärts von Mphanda Nkuwa am Sambesi

Lurio I (120 MW), Lurio II (120

Machbarkeitsstudie fertig, offen für Vorschläge von Investoren für alle drei Projekte am Lurio River Basin

MW; saisonal), Lurio III (60 MW) Alto Malema (60 MW)

Machbarkeitsstudien, geplanter Baustart 2015

Mavuzi II und III (60 MW)

Konzeptionelle Planung, Mavuzi I soll rehabilitiert werden auf 52 MW

Massingir (25 MW)

Vorstudien

Tabelle 4: Projekte zur Energieerzeugung aus Wasserkraft (GTAI, Mosambik will Stromproduktion bis 2020 weiter erhöhen, 2013)

In Zukunft möchte Mosambik aber auch vermehrt Elektrizität aus Kohle gewinnen. Die heimischen Vorkommen machen diesen Primärenergieträger günstig. Mehrere Bergbaugesellschaften planen den Bau von Kraftwerken.

26

(GTAI, Mosambik will Stromproduktion bis 2020 weiter erhöhen, 2013)

13

Projekt Unternehmen Grundlastkraftwerk

Investitionssumme (US$)

Projektstand

Anmerkung

Phase I 500 Mio.

Machbarkeitsstudie, Baubeginn 2015

Kapazität: 300 MW; Einspeisung von 230 bis 270 MW ins mosambikanische Netz; bis 2023 Ausbau der Anlage auf 1800 MW

k.A.

Machbarkeitsstudie, Baubeginn für 2013 geplant

Anlage 600 MW; ca.60 MW der Energie für Eigenverbrauch, Rest könnte ins Netz von EDM od. Nachbarstaaten gespeist werden; möglicher Ausbau auf 1800 MW

etwa 1 Mrd.

Baubeginn bis 2014, Partner zur Projektbeteiligung gesucht

Kraftwerk 400-600 MW; Erweiterung auf bis zu 2.000 MW vorgesehen

3 Mrd.

k.A.

Kraftwerk 2.640 MW; Produktion von rund 4 Mio. t Thermalkohle pro Jahr

Ncondezi Coal

Moatize-Projekt Vale

Benga-Mine Rio Tinto

Minenprojekt in Chirodzi Jindal Steel

Tabelle 5: geplante Projekte für den Bau von Kohlekraftwerken (GTAI, Mosambik will Stromproduktion bis 2020 weiter erhöhen, 2013)

Im Süden Mosambiks an der südafrikanischen Grenze bei Ressano Garcia entsteht ein Zentrum für die Erzeugung von Elektrizität aus Erdgaskraftwerken. Temporäre Anlagen des schottischen Stromerzeugers Aggreko (107 MW, Erweiterung um 122 MW) sind bereits in Betrieb. Die Umsetzung weiterer Projekte erfolgt von den Unternehmen EDM/Sasol (160 MW, Combined Cycle Gas Turbine) und Gigawatt Moçambique S.A. (100 MW). Die jährliche Produktion soll in dieser Region bis 2020 auf bis zu 2.200 MW ansteigen. Bei einer Erzeugungskapazität von gegenwärtig rund 2.400 MW im ganzen Land (durch Cahora Bassa und die Anlagen von EDM und Aggreko) wird Mosambik mit den geplanten Projekten in Zukunft einen hohen Energieüberschuss besitzen und sich als Elektrizitätsexporteur positionieren können.

27

Auch in die Entwicklung erneuerbarer Energien soll investiert werden. Obwohl Mosambik mit seinen natürlichen Gegebenheiten über gute Voraussetzungen für Solar- und Windenergie, Klein- und MiniWasserkraftanlagen, Biomasse und Geothermie verfügt, wurde mit Ausnahme der Wasserkraft keine dieser regenerativen Energiequellen angezapft. In ländlichen Gebieten ohne Netzanschluss werden 70-

27

(GTAI, Mosambik will Stromproduktion bis 2020 weiter erhöhen, 2013)

14

80% des Primärenergieverbrauchs noch immer durch Biomasse gesichert. Biomasse erhält daher das Hauptaugenmerk bei Projekten der wichtigsten Regierungsagentur Fundo de Energia (FUNAE). Dieser Fonds finanziert sich zu 60% aus Zuwendungen von internationalen Geberorganisationen und zu 40% aus dem Staatshaushalt. Die primäre Funktion als reines Finanzierungsinstrument wurde schnell um die Entwicklung und Durchführung eigener Projekte in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden erweitert. Bis Ende 2013 wird die Institution einen Renewable Energy Atlas erstellen, der Informationen über potentielle Standorte für kommende Projekte, sowie planungsrelevante Daten wie Sonneneinstrahlungswerte oder Windgeschwindigkeiten, bereitstellen soll. Großes Potenzial birgt neben der Wasserkraft die Solarenergie. Mit einer durchschnittlichen Sonneneinstrahlung von 5,2 kWh/km² pro Jahr könnten bis zu 1,5 GWh Strom erzeugt werden. In sonnenreichen Gegenden wie bei der nördlichen Hafenstadt Pemba werden sogar 6 kWh/km² gemessen. PV-Anlagen mit einer Kapazität von derzeit lediglich 1 MW wurden überwiegend im Rahmen der Projekte der FUNAE installiert. In Bezug auf Windenergie gibt es kaum nennenswerte Entwicklungen. In der Provinz Inhambane im Südosten Mosambiks ist eine 300-kW-Turbine als bisher einzige Pilotanlage installiert. Erst nach Veröffentlichung des Renewable Energy Atlas werden Daten zu Windverhältnissen und Potentialen zur Verfügung stehen. Im Bereich Biomasse wird in fünf Zuckermühlen die Bagasse - faserige Überreste der Zuckerfabrikation aus Zuckerrohr und Sorghumhirse - zur Erzeugung von etwa 60 MW Elektrizität für den Eigenverbrauch genutzt. Aufgrund des großen landwirtschaftlichen Potenzials in Mosambik mit ca. 30 Mio. ha ungenutzter Fläche besteht die Möglichkeit, mehrere 100 MW durch die Nutzung von Biomasse zu erzeugen. Für OffGrid-Erzeugungsanlagen eignet sich ebenfalls die Herstellung von Biogas, beispielsweise aus Kokosnussschalen oder Palmkernen. Die Geothermie weist ein Potenzial von lediglich 25 MW in acht geothermische Quellen im ostafrikanischen Graben bei Metangula und Espungabera-Mincaareas auf.

28

Infrastruktur Auch in den Ausbau der Schienenwege werden umfangreiche finanzielle Mittel fließen. Um die Weiterentwicklung des Kohlebergbaus in Mosambik zu einem der weltweit größten Kohlelieferanten gewährleisten zu können, sind neue Transportkapazitäten dringend erforderlich. Zurzeit beschränkt sich der Kohlebergbau auf die Provinz Tete tief im Landesinneren mit der 575 km langen Sena-Linie als einzige zur Küste führende Schienenverbindung – ihre Kapazität wurde Anfang 2013 von ca. 3 Mio. auf 6 Mio. t pro Jahr aufgestockt. Da in der Region mehr als 100 Explorationslizenzen vergeben wurden, ist ein weiterer Ausbau notwendig. Nicht alle ausländischen tätigen Unternehmen können von den vorhandenen Kapazitäten profitieren und die von ihnen geförderte Kohle abtransportieren. Nur für die Transportkorridore im Kohlebergbau wird die staatliche Eisenbahngesellschaft Portos e Caminhos de Ferro de Mocambique (CFM) eine Investitionssumme von 12 Mrd. US$, aufbringen müssen. Das Ziel ist eine Sicherstellung der Exportkapazität von Kohle bis 2018 von 120 Mio. t pro Jahr. Auch anderen Landesteilen, wie beispielsweise in der im Norden gelegenen Provinz Niassa, geben Rohstofffunde Anlass für Investitionen in den Bau neuen Eisenbahnlinien. Die geplante Linie von Lichinga zum Hafen in Pemba mit einer Länge von 700 km und einer Kapazität von 25 Mio. t soll das geplante

28

(GTAI, Mosambik will mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, 2013)

15

Bergbauzentrum in Niassa mit der Küste verbinden. Dafür sollen schätzungsweise 3 Mrd. US$ in die Schienentrasse und 0,6 Mrd. US$ in das Terminal investiert werden. Des Weiteren soll eine durchgehende Eisenbahnstrecke den Norden und Süden Mosambiks miteinander verbinden, denn trotz der mehr als langen und flachen Küstengegend führen die bisher vorhandenen oder geplanten Trassen nur in Ost-West-Richtung von der Küste ins Landesinnere.

29

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Infrastrukturprojekte. Projektbezeichnung

Investitionssumme

Projektstand

Anmerkung

(US$) Coal-to-Liquids Plant; 65.000 bpd in Tete

9,5 Mrd.

Machbarkeitsstudie, Baubeginn für 2016 geplant

Joint Venture zwischen Regierung und Clean Carbon Industries (Hugh Brown & Associates & Twin City Venture Capital)

Ncondezi Coal Power Plant in Tete

1. Einheit 550 Mio.; weitere Einheiten 2,2 Mrd.

EPC Contractor *) soll 2013 ernannt werden, Baubeginn 2014, Inbetriebnahme 2017

Ncondezi Coal, 1. Einheit 300 MW, 5 weitere Einheiten für insgesamt 1.800 MW geplant

Benga Coal Power Plant in Tete

1 Mrd.

Planung, Baubeginn soll 2014 erfolgen

Rio Tinto, 600 MW, Ausbau auf 2.000 MW möglich

Mphanda Nkuwa Hydro Power

ca 2,4 bis 2,9 Mrd. (Schätzung)

Planung, Realisierung bis 2018 geplant

1.500 MW, Unterlauf des Sambesi

Cahora Bassa North Bank Hydro Power

700 Mio.

Planung, Realisierung bis etwa 2019

Erweiterung des bestehenden Wasserkraftwerks um 1.245 MW

Cesul (Centre-South) National Power Grid

1,8 Mrd.

Planung, Realisierung soll 2014 bis 2017 erfolgen

Überlandleitung über ca. 1.300 km von der Provinz Tete nach Maputo

Tete – Macuse Railway and Coal Terminal

2 Mrd.

Auftragsvergabe bis Juli 2013

Bau einer 525 km langen Eisenbahnlinie & eines Verschiffungsterminals mit Kapazität von 20 Mio. t pro Jahr; inkl. Fracht- und Personenverkehr

Tete – Nacala Railway and Coal Terminal

4,4 Mrd.

In Bau, Abschluss bis 2014

Eisenbahnlinie über ca. 900 km und neues Kohleterminal mit 25 Mio. t Kapazität pro Jahr, hptsl. Instandsetzung alter Trassen

3,5 Mrd.

Planung, Baubeginn für 2014 vorgesehen, Abschluss 2016

Bau einer 1.200 km langen Eisenbahnlinie und eines Kohleterminals mit einer Kapazität von 60 Mio. t pro Jahr.

3,6 Mrd.

k.A.

Bau einer 700 km langen Eisen-

(Vale/ Brasilien)

Tete – Nacala Railway and Coal Terminal (ECNR/Kasachstan) Lichinga - Pemba Railway and Coal

29

(GTAI, Mosambik forciert Ausbau der Schienenweg, 2013)

16

Terminal

bahnlinie und eines Kohleterminals mit einer Kapazität von 25 Mio. t pro Jahr.

(ECNR/Kasachstan) Maputo Coal Terminal

800 Mio.

Realisierung geplant für 2016 bis 2018

Kapazitätserweiterung von 6 auf 20 Mio. t durch Logistikunternehmen Grindrod

Tabelle 6: Großprojekte in Mosambik (GTAI, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2012/13, 2013); *) Engineering, Procurement, Construction

Bislang besitzt Mosambik noch keine flächendeckende Stromversorgung. Mit dem Ausbau der Übertragungsnetze und Planungen für eine effiziente Verteilung von Elektrizität wurde aber schon begonnen. Innerhalb der letzten sieben Jahre wurden bereits mehr als 57.000 km an Stromleitungen verlegt. Mosambik hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2014 alle 128 Bezirksstädte des Landes mit einem Netzanschluss zu versorgen und bis 2017 ein vollständiges und effizientes Übertragungsnetz aufzubauen. Das Netz wird unter dem Namen STE (Sistema Nacional de Transporte de Energia) entwickelt. Mit dem 2003 2005 2007 2009 2011 Ausbau der Netze in den zentralen und nördlichen Verbrauch (in Mio. MWh) 1.48 1.65 1.98 2.52 3.19 Regionen des Landes soll bis Ende 2013 die Stromversorgung von 41% der Bevölkerung geBevölkerung (in Mio.) 18.5 19.4 20.5 21.4 22.4 währleistet werden. Die Basis für das Übertragungsnetz bildet eine neue HochspannungsleikWh/Kopf 80 85 96 118 143 tung mit einer Leistung von 3.500 MW, welche die Tabelle 7: Stromverbrauch 2003-2011 (EDM, 2011) Kraftwerke in Tete mit der Hauptstadt Maputo verbinden und die Voraussetzung für die Verteilung des Stroms weiterer vorgesehener Kraftwerke schaffen soll. Die Kosten belaufen sich auf ca. Mrd. 2,2 US$. Realisiert wird das Projekt von einem Konsortium aus dem staatlichen Stromversorger Electricidade de Mocambique (EDM), Redes Energeticas Nacionais (REN) aus Portugal, Eskom aus Südafrika, Electricite de France (EdF) und der brasilianischen Electrobras. Ausschreibungen für die Realisierungsphase sind für 2014 und der Baubeginn für 2014/15 vorgesehen. Bei einer Bauzeit von ungefähr 3,5 bis 4 Jah30

ren sollte die Fertigstellung bis etwa 2017/18 erfolgen. Wenn alle Kraftwerksprojekte, die für die Provinz Tete vorgesehen sind, umgesetzt werden, sind aller Voraussicht nach weitere Investitionen in den Ausbau der Übertragungsnetze notwendig. Die Kraftwerksprojekte umfassen ein Volumen von über 10 GW. Bei dem steigenden Energiebedarf im Süden Afrikas und einem regionalen Defizit von bereits über 6 GW, ist die aktuell geplante Kapazität zweifellos unzureichend. Im FDI outlook hat Ernst & Young im Jahr 2012 einen Überblick über die wichtigsten übergreifenden Einflussfaktoren für ausländische Direktinvestitionen in Mosambik veröffentlicht. Alle Faktoren weisen eine positive Entwicklung auf, wenn bis 2017 auch nicht in allen Bereichen mit einer starken Reduktion der Risiken zu erwarten ist. Herauszuheben sind die umfangreichen Vorkommen natürlicher Rohstoffe und die politische Stabilität.

30

(GTAI, Neues Hochspannungsnetz für Mosambik)

17

2000

2012

2017

Natural resources

Abundance of natural resources, still relatively untapped, provides bright prospects for FDI.

Labor

Relatively small working population. Literacy levels are low but expected to rise.

Market size

A still small economy, but one experiencing sustained and rapid growth.

Infrastructure

The outlook for infrastructure is improving, with transport, power and communications infrastructure expected to expand significantly.

Bureaucracy

Bureaucratic procedures still hinder business, but this trend is rapidly changing.

Corruption and environment

political

Overall outlook for FDI

VERY UNATTRACTIVE

Political situation is relatively calm and stable, although succession is an issue. Corruption is a challenge. Natural resources will attract increasing levels of FDI, and the overall environment for doing business will continue to improve.

UNATTRACTIVE

AVERAGE

ATTRACTIVE

VERY ATTRACTIVE FOR FDI

Abbildung 6: FDI Outlook für Mosambik (Ernst & Young, Africa by numbers - Assessing market attractiveness in Africa, 2011)

Mosambik belegt im Doing Business Report der Weltbank Rang 146 von insgesamt 183 Staaten. Im Vergleich zum Jahr 2012 hat Mosambik somit 7 Plätze eingebüßt. Besonders schlecht schneidet das afrikanische Land in den Kategorien Elektrizitätsanschluss (174), Eintragungen von Eigentum (155) und Lösen von Insolvenzen ab. Dem gegenüber stehen in den Kategorien Starting a Business (96) und Anlegerschutz (49) durchschnittliche, beziehungsweise leicht überdurchschnittliche Resultate. Das bereits einleitend dargelegte Bild von den Strukturen des Landes und dem gegenwärtigen Entwicklungslevel der administrativen Einrichtungen wird durch die beiden angeführten Studien untermauert.

18

3.4.

Mosambik – Außenhandelsstatistik31

Im internationalen Handel spielt Mosambik Mrd. US $ 2008 2009 2010 2011 2012* eine eher untergeordnete Rolle. Importe und Exporte bewegen sich auf niedrigem NiImport 4,0 3,8 4,6 6,3 7,0 veau: im Export-Ranking 2011 belegte Export 2,7 1,9 2,9 3,6 3,9 Mosambik lediglich Platz 120, bei den Importen Platz 116. Der Anteil am Welthandel Außenhandelsüberschuss -1.3 -1.9 -1.7 -2.7 -3,1 lag 2011 nach Angaben der WelthandelsorTabelle 8: Außenhandelsstatistik Mosambik (aicep Portugal, 2013) ganisation WTO bei rund 0,025%. Mosam*Schätzung bik besitzt aufgrund fehlender nationaler Produktion eine langfristig negative Handelsbilanz. Allein die Inbetriebnahme der Aluminiumschmelze MOZAL in der Nähe von Maputo führte 2001 zu einer Verdopplung der Exporte im Vergleich zum Vorjahr. Trotz steigender produktiver Tätigkeit ist das Land weit von einem Außenhandelsgleichgewicht entfernt. Im Jahr 2010 betrug das Handelsdefizit 18,5% vom BIP und stieg in 2011 sogar auf 21,1%. Die wichtigsten Handelspartner Mosambiks sind das Nachbarland Südafrika, die Niederlande und die ehemalige Kolonialmacht Portugal, wobei letztere 2011 als Abnehmerland von Platz 3 (2010) auf Platz 15 gefallen ist und nur noch 1,2% statt zuvor 4,8% der mosambikanischen Exporte nach Portugal gehen. Ebenso an Bedeutung verloren haben die Niederlande. Während 2010 mit 52,7% noch über die Hälfte der mosambikanischen Exporte in die Niederlande geflossen sind, waren es ein Jahr später, 2011, nur noch 39%. Dagegen lassen sich zunehmend stärkere wirtschaftliche Beziehungen mit den Schwellenländern China, Brasilien und Indien feststellen. Bereits 2001 hat China ein Handels- und Investitionsabkommen mit Mosambik geschlossen und würde gerne stärker in der Bauindustrie aktiv werden. Laut Presseinformationen führte Mosambik in den ersten elf Monaten 2012 42% mehr Güter aus der VR China ein als im Jahr zuvor – 2011 lag der Anteil der chinesischen Importe an der Gesamteinfuhr Mosambiks bei 5,9%. Allerdings befürchtet man wie in anderen afrikanischen Ländern im Zusammenhang mit Chinas wachsenden Engagement eine "erneute Kolonisierung". Es existieren Stimmen, die bei den bisherigen Investitionen und teilweise illegalen Tätigkeiten wie z.B. Holzhandel ("Chinese Takeaway"), eine Tendenz zu Ausbeutung und Ausnutzung sehen. Der verarbeitende Sektor ist in Mosambik kaum ausgeprägt und der Importbedarf an Maschinen, Fahrzeugen, Elektronik, chemischen Erzeugnissen und Plastikprodukten ist dementsprechend hoch. Die geplanten und teilweise begonnenen Projekte im Bergbau- und Infrastrukturbereich werden auch in Zukunft für eine steigende Nachfrage insbesondere nach Betriebsmitteln sorgen. Die Economist Intelligence Unit (EIU) rechnet mit einem kontinuierlichen Anstieg der Importe. In 2013 um 10,2%, in 2014 um 8,7% bis auf insgesamt 10,5 Mrd. US$ in 2017. Dazu zählen neben den Betriebsmitteln auch Rohstoffe wie Bauxit für die Aluminiumproduktion oder Grundnahrungsmittel wie Getreide. Auch in den nächsten Jahren dürfte Mosambik eine deutlich negative Handelsbilanz aufweisen.

31

(GTAI, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2012/13, 2013), (aicep Portugal global, 2013), (Auswärtiges Amt, Länderinfo Mosambik, 2013)

19

Über die letzten Jahre konnte trotz des durchgehenden negativen Handelsbilanzsaldos ein stetiges Anwachsen des Exportvolumens beobachtet werden. Hierbei ist Aluminium mit einem Anteil von 45% das Hauptexportgut. Zweitwichtigstes Exportgut ist Kohle, die 2012 ca. 16% aller Export ausmachte. Wenn die Projekte für den Ausbau der Transportinfrastruktur wie geplant umgesetzt werden, bestehen gute Chancen, dass Kohle mittelfristig Aluminium als wichtigstes Exportgut ablöst. Das Exportvolumen von Kohle könnte sich von 2,5 Mio. Tonnen in 2012 auf über 20 Mio. Tonnen in 2017 in nur fünf Jahren verachtfachen. Auch bei Strom und Erdgas bestehen große Wachstumschancen. Daneben gibt es aber kaum exportierbare Erzeugnisse, insbesondere keine verarbeiteten Produkte mit nennenswerter Wertschöpfung. Bedeutende Anteile am Export besitzen Tabak, Meerestiere, Zucker, Baumwolle sowie Früchte und Nüsse. Auch wenn, wie dargelegt, die mosambikanische Wirtschaft auf einem niedrigen Level durchaus diversifiziert ist, so sind es doch nur die Rohstoffsektoren, die auf mittelfristige Sicht für das Wachstum der Wirtschaft verantwortlich sein werden, während insbesondere dem produzierenden Gewerbe ein nur geringes Wachstum vorausgesagt wird. Gegenwärtig wird davon ausgegangen, dass die Wirtschaft in 2013 um 8,8% und in 2014 um 8,2% wachsen wird.

Hauptabnehmerländer

Hauptlieferländer

(% der Gesamtausfuhr)

(% der Gesamteinfuhr)

2010

2011

2010

1. Niederlande 52,7%

1. Niederlande 38,9%

1. Südafrika 34,4%

1. Südafrika 33,6%

2. Südafrika 20,8%

2. Südafrika 16,2%

2. Niederlande 18%

2. Niederlande 10,7%

3. Portugal 4,8%

3. UK 5,5%

3. Indien 5,7%

3. USA 6,4%

4. China 3,5 %

4. China 4,7%

4. Portugal 4,3%

4. China 5,9%

5. China 3,6%

7. Portugal 3,6%

5. Zimbabwe 3,2%

15. Portugal 1,2%

2011

Tabelle 9: Handelspartner Mosambiks (aicep Portugal, 2013)

2007 Aluminium

Anteil %

2011

Anteil %

2007/2011 %

1.517.410

62,91

1.625.727

45,11

7,14

373.432

15,48

586.682

16,28

57,11

Fisch & Meeresfrüchte

70.103

2,91

51.807

1,44

-26,1

Zucker

59.344

2,46

92.641

2,57

56,11

Tabak & Tabakersatzstoffe

51.792

2,15

179.511

4,98

246,59

Maschinen

40.393

1,67

55.824

1,55

38,2

Baumwolle

35.711

1,48

39.247

1,09

9,9

Mineralische Öle

Brennstoffe,

Tabelle 10: Mosambikanische Ausfuhren nach Produktgruppen in 1000 USD (Trade Competitiveness Map, 2013)

20

2007

Anteil %

2011

Anteil %

2007/2011 %

Mineralische Brennstoffe, Öle

496.665

16,29

1.487.753

23,59

199,55

Fahrzeuge

292.422

9,59

643.152

10,2

119,94

Maschinen

249.565

8,18

880.715

13,97

252,9

Getreide

181.481

5,95

308.267

4,89

69,86

Elektronische Geräte

179.359

5,88

232.027

3,68

29,36

Plastik & Plastikprodukte

51.721

1,7

110.317

1,75

113,29

Tabelle 11: Mosambikanische Einfuhren nach Produktgruppen in 1000 USD (Trade Competitiveness Map, 2013)

Unternehmen, die nach Mosambik exportieren wollen, sollten sich vor einem Markteintritt umfassend über die dortigen Marktspezifika sowie die damit verbundene Gesetzeslage informieren. So wurden beispielsweise laut Tomás Timbane von der Anwaltskanzlei GLM (Gabinete Legal Moçambique) Ende 2012 mehrere Reformen und Gesetzesänderungen eingeführt bzw. vorgenommen, die sich zwar im Nachhinein positiv auf internationale Geschäftstätigkeiten auswirken, während des Durchführungsprozesses aller32

dings eine Belastung für das Wirtschaftsgeschehen in Mosambik darstellen. In diesem Zusammenhang ist es ratsam, das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) zu berücksichtigen: Stärken (Strengths) • •

• •

• •

Politische Stabilität Hohes Wirtschaftswachstum (Platz 4 weltweit zwischen 2011-2015 mit 7,7% hinter China, Indien und Äthiopien) Breitgefächerte Nachfrage in einem bislang wenig diversifizierten Markt Strategische Lage als Durchgangs- und Verschiffungsland (für Im- und Exporte der Nachbarstaaten) Gute Anbindung an den Seeverkehr Sehr gute Autobahnverbindung ins Industriezentrum Gauteng in Südafrika

Schwächen (Weaknesses) • • • • • •



32

Fachkräftemangel Noch zu hohe Standortkosten aufgrund schlechter Infrastruktur Beschränkte interne Marktgröße (24 Mio. Einwohner) Portugiesisch Kenntnisse außerhalb Maputos erforderlich Wachsende Parallelwirtschaft Starke Unterschiede zwischen Stadt und Land (60% der mosambikanischen Bevölkerung leben auf dem Land und 80% von der Landwirtschaft) Schlechtes Verkehrsnetz

GLM Interview (PDF) - Jornal de Negócios (28.11.2012)

21

Chancen (Opportunities) • • • • •

• • •

Ergiebige Rohstoffvorkommen (Gas, Kohle) Technologiebedarf (Industrieverarbeitung und Rohstoffgewinnung) Investitionsbedarf beim Ausbau der Infrastruktur (Transport, Kommunikation, Energie) Wachsende Mittelschicht (steigende Konsumund Gebrauchsgüter Nachfrage) Finanzmittel von Geberorganisationen (25 Nationen, 8 Organisationen, 11 Unterorganisationen) Umwelt (Wasserkraftressourcen, Nationalparks) Entwicklung des Finanzsystems (Finanzdienstleistungen, Sparkonten) Programme zur Verbesserung des Bildungssystems (Grund- und Berufsausbildung)

Risiken (Threats) • • • •

Ineffiziente Verwaltung 55 % aller Mosambikaner leben in absoluter Armut (0,5 US$ pro Tag) Unzureichende Gesetzgebung Korruption

4.Mosambiks Handel mit Deutschland Die diplomatischen Beziehungen Mosambiks mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen seit 1976 und gelten als sehr freundschaftlich. Nach Ende des Bürgerkrieges 1992 half Deutschland beim Wiederaufbau des Landes und besonders bei der Förderung demokratischer Strukturen. Besonderes Engagement zeigten dabei die Friedrich-Ebert- und die Konrad-Adenauer-Stiftung, welche mit eigenen Büros in Mosambik vertreten sind. Der deutsche Außenhandel mit Subsahara-Afrika ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen und konzentriert sich vor allem auf die am stärksten wachsenden Länder wie Südafrika, Angola, Nigeria, Ghana, aber auch Mosambik. 2010

%

2011

%

2012*

Im Jahr 2012 erreichte der bilaterale Handel mit Mosambik nach vorläufigen Zahlen einen Wert von Deutsche 140,7 -8,7 128,5 -5,8 121 insgesamt ca. 177 Mio. Euro, was einen leichten Importe Rückgang gegenüber 2011 mit etwa 185 Mio. darDeutsche 62,5 -8,3 57,3 8,2 62 stellt. Deutschland verzeichnete dabei mit Ausfuhren Exporte in Höhe von rund 62 Mio. Euro ein Defizit. Wichtigstes Importprodukt für Deutschland ist mit Abstand Saldo -78,2 -71,2 -59 Aluminium, gefolgt von Tabak, Edelsteinen und Tabelle 12: Handel Deutschland/Mosambik in Mio. € Edelmetallen. Ein Teil der Exporte erfolgt über deut(GTAI, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2012/13, 2013), sche Tochterfirmen in Südafrika und werden deshalb DIHK Import- & Exportstatistik 2012) *vorläufig in den o.g. Zahlen nicht dargestellt. Die deutschen Importe aus Mosambik sind also höher als in den offiziellen Handelsstatistiken erfasst. Das Land gilt nach der Republik Südafrika, Angola und Namibia als viertwichtigster Handelspartner für Deutschland in der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika SADC (Southern African Development Community). Mit einem Anteil von rund 4% befindet sich Deutschland auf Platz 9 der wichtigsten Exportmärkte Mosambiks und mit etwa 3,5% auf Platz 4 der wichtigsten Importpartner. Seitdem beachtliche Rohstoff-

22

vorkommen, vor allem Erdgas, entdeckt wurden, scheint sich die deutsche Wirtschaft zunehmend für Mosambik zu interessieren. Es gibt jedoch nach wie vor kaum nennenswerte große deutsche Investitionen. Im Jahr 2011 lag Deutschland mit Investitionen in Höhe von ca. 550.000 US$ auf Platz 24. Diverse Aktivitäten in 2011 und 2012 haben die Weiterentwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen vorangetrieben. Dazu gehörten die Wirtschaftstage zu Mosambik in München (Mai 2011) und Frankfurt (September 2011) sowie der Besuch einer Unternehmerdelegation des Afrika-Vereins und der AHK Johannesburg in Mosambik (Oktober 2011), welche sich hauptsächlich über die Sektoren Bergbau, Energie und Transportinfrastruktur informieren wollte. Im Jahr 2012 hat es erstmals seit 2007 wieder einen deutschen Stand bei der multisektoralen Handelsmesse FACIM gegeben, an dem die AHK Johannesburg, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und drei große deutsche Firmen beteiligt waren.

33

2,4

1,4

Maschinen

2,4

Nahrungsmittel

3,1

16,1

Kfz und -Teile Mess- und Regeltechnik

3,7

Chemische Erzeugnisse Elektronik

4,5

Elektrotechnik Arzneimittel 13,8

Abbildung 7: Deutsche Ausfuhren in 2011 in Mio. € (GTAI, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2012/13, 2013)

33

(Auswärtiges Amt, Länderinfo Mosambik, 2013)

23

5.Mosambiks Handel mit Portugal Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Portugal und Mosambik erleben seit Jahren einen stetigen Ausbau. Seit Beginn der 1990er Jahre, mit Ende der politischen Unruhen in der ehemaligen Kolonie, entwickelte sich Mosambik zunehmend zum beliebten Zielland portugiesischer 2009 2010 2011 2012 Wachstum Ausfuhren und (Direkt-) Investitionen. Un2008/2012* ter den afrikanischen Staaten mit der Portugiesische Amtssprache Portugiesisch (PALOP) be42,8 29,2 41,9 16,4 -5,4 Importe findet sich Mosambik an dritter Stelle hinter Angola und Kap Verde. Die portugiesische Portugiesische 120,9 150,7 216.9 288,2 33,1 Wirtschaft verzeichnete in den letzten JahExporte ren bedeutende Wachstumsraten bei den Ausfuhren nach Mosambik. Allein zwiSaldo 78,1 121,5 175 271,8 schen 2008 und 2011 stiegen die Exporte Tabelle 13: Handelsbeziehungen Portugal/Mosambik in Mio. € (aicep nach Mosambik um 136% auf 218 Mio. Portugal global, 2013) *jährlicher Durchschnitt Euro an. Auch im Krisenjahr 2009 kletterten die Exporte um circa 30 Mio. Euro und bedienten bei einer starken Wirtschafts- und Marktentwicklung eine robuste Nachfrage nach portugiesischen Gütern in Mosambik. Das Gesamtvolumen der “Made in Portugal“ Konsum- und Gebrauchsgüter stieg allein im Januar 2012 um 141,2% im Vergleich zum Vorjahr und gibt damit einen Hinweis auf die starke portugiesischer Produkte. In den Monaten zwischen Januar und November 2012 wuchsen die Ausfuhren insgesamt um 36%, während bei den Importen ein Rückgang von 59,3% zu verzeichnen war. Unter den Produktgruppen belegte der Export von Maschinen und Geräten Mit 37,5% aller Ausfuhren und einem Wachstum von 65% zum Vorjahr waren Maschinen und Anlagen die wichtigste Export-Produktgruppe für Portugal im Jahr 2011. Die zweitstärksten Exportzahlen erzielten die Ausfuhren von unedlen Metallen mit 10,8%, gefolgt von Fahrzeugen und Transportmitteln mit circa 9,2%. Letztere verzeichneten von 2010 auf 2011 ein Exportanstieg von über 300%. Im Jahr 2010 war Portugal fünftwichtigster Lieferant und wichtigster Investor in Mosambik. Durch weitreichende Investitionsprojekte und deutliche Exportanstrengungen versucht Portugal seine Wirtschaftsbeziehungen mit Mosambik kontinuierlich auszubauen. Zwischen 2003 und 2011 zählte Portugal neben Südafrika, Großbritannien, Indien und Brasilien zu den fünf Hauptinvestoren in Mosambik und führte das Ranking in 34

der Anzahl neuer Projekte souverän an. Folgende Branchen oder Produktgruppen stellen dabei besonders großes Entwicklungspotenzial dar und bieten weitläufige Möglichkeiten für den Außenhandel: Bauwesen, Energiesektor, Maschinenbau, Tourismus, Serviceleistungen rund ums Unternehmen, Landwirtschaft, Fischerei, Wassersportzubehör und diverse Konsumgüter für die steigende Anzahl an kaufkräftigen Konsumenten.

34

(Ernst & Young, Africa by numbers - Assessing market attractiveness in Africa, 2011)

24

Die Klassifizierung der Exportprodukte hinsichtlich ihrer technologischen Intensität ergab für 2011 folgendes Ergebnis: 43,7% der exportierten Produkte der verarbeitenden Industrie nach Mosambik gehörten der Gruppe mit mittlerer bis hoher technologischer Intensität an, gefolgt von den Produkten mit niedriger (24,7%) und mittlerer bis niedriger Intensität (22,9%). Der Anteil der Produkte mit einem hohen technolo-

Portugiesische Exporte nach Mosambik 2007

%

Portugiesische Importe aus Mosambik 2012

%

2007/

2007

%

2012

%

2012 Maschinen & Geräte

2012

26,7

29,8

109,4

37,9

309,7

Agrarprodukte

Unedle Metalle

7,3

8,1

32,8

11,4

349,3

Fahrzeuge/Transport

1,9

2,1

23,6

8,2

1142,1

Lebensmittel

9,5

10,6

21,9

7,6

130,5

12,9

14,4

16,4

5,7

27,1

Chemische Produkte

6,9

7,8

15,8

5,5

129

Kunststoffe & Kautschuk

3,9

4,4

13,0

4,5

233,3

Mineralien & Erze

2,6

2,9

8,7

3,0

234,6

Agrarprodukte

3,9

4,4

8,6

3,0

120,5

Feinmechanik

1,5

1,7

4,4

1,5

193,3

Zellstoffe & Papier

2007/

15,2

59,2

7,5

45,8

-50,7

Lebensmittel

7,2

28,2

0,006

0,0

-99,9

Textilmaterialien

1,1

4,1

0,82

5,0

-25,5

Tabelle 14: Import- und Exportvolumen des Portugal-Mosambikhandels nach Produktgruppen (aicep Portugal global, 2013)

gischen Grad betrug lediglich 8,8%. Bei den Importen war eine solche Einteilung erst gar nicht vorhanden: Etwa 99% der portugiesischen Einfuhren von Produkten der verarbeitenden Industrie Mosambiks 35

(72,3% der gesamten Importe) wurden der Gruppe mit niedriger technologischer Intensität zugeordnet .

35

(aicep Portugal, 2013)

25

6.Portugal als Brücke zwischen Deutschland und Mosambik Im Hinblick auf einen Markteintritt in Mosambik verfügt Portugal über diverse Vorteile, die deutschen Unternehmen die Kontaktaufnahme mit mosambikanischen Handelspartnern erleichtern und beim Aufbau von Wirtschaftsbeziehungen oder der Gründung einer Niederlassung eine große Hilfe darstellen können. Einer der grundlegendsten Aspekte ist zweifelsohne die starke geschichtliche und kulturelle Verbindung zwischen Portugal und Mosambik und, damit zusammenhängend, Portugiesisch als gemeinsame Sprache. Demzufolge würde die sprachliche Barriere bei der Kommunikation zwischen deutschen und mosambikanischen Unternehmen kein allzu großes Hindernis mehr darstellen. 36

Nach Schätzungen leben mittlerweile über 120.000 Portugiesen in Mosambik – eine Zahl, die zwar auch auf die Rezession und die hohe Arbeitslosigkeit in Portugal zurückzuführen ist, aber gleichzeitig dafür spricht, dass sie über ein großes Bewusstsein für die mosambikanische Realität verfügen und sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozioökonomischen Kontext die Rolle des Mediators übernehmen können. Portugiesische Arbeitnehmer finden sich im Wirtschaftsumfeld Mosambiks hervorragend zurecht und sind häufig besser ausgebildet als lokale Arbeitskräfte. Darüber hinaus sind portugiesische Industrie- und Dienstleistungsunternehmen schon seit vielen Jahren in Mosambik aktiv und kennen die marktspezifischen Gegebenheiten; 2011 exportierten 2.039 Unternehmen nach Mosambik, 71 agierten als Importeure. Neben der starken Präsenz portugiesischer Banken (BCP, BES, BNI, BDP) sind große Unternehmen wie TAP, Sonae, Portucel, Galp, Portugal Telecom, REN etc. bereits vor Ort und investieren kräftig. Jedoch gibt es auch eine nicht zu vernachlässigende Anzahl mittelständischer Unternehmen aus gänzlich verschiedenen Branchen, welche Niederlassungen in Mosambik gründen. Dazu gehören z.B. IT-Dienstleister, Getränkeproduzenten oder Fitnessstudios. Für sie erscheint der Markteintritt in Mosambik häufig leichter als bspw. in Deutschland und deshalb häufig als eines der ersten Länder in einer Internationalisierungsstrategie. Diese Unternehmen kommen als Kunden in Betracht, sind aber besonders wertvoll für gemeinsame Aktivitäten. Gerade bei Komplementärgütern lassen sich leicht win-win-Situationen schaffen. Auch bei Rechtsdienstleistungen sind portugiesische Anwaltskanzleien gut geeignete Partner. Das mosambikanische Rechtssystem besitzt Anlehnung an portugiesische Strukturen, portugiesische Kanzleien sind vor Ort stark vertreten und sie unterstützen nicht nur mit juristischer Hilfe, sondern häufig auch mit ihren Kontakten. Wie bereits erwähnt befindet sich Portugal aktuell unter den fünf Hauptinvestoren in Mosambik – von 2007 bis 2010 war Portugal der wichtigste Investor - , insbesondere in der Zellstoff- und Papierbranche sowie in der Zementindustrie, und hat sich eine zentrale Marktposition in folgenden Bereichen gesichert: Bauwesen, Finanzsektor, Möbelindustrie, Tourismus und Energiesektor. Im Zeitraum von 2007 bis 2011 ist der jährliche Durchschnittswert der portugiesischen Direktinvestitionen in Mosambik auf 102,6 Millio-

36

(Welt online, 2012)

26

nen Euro angestiegen und inzwischen ist portugiesisches Kapital in 28 der 100 größten mosambikanischen Unternehmen zu finden.

37

Das in Mosambik vorhandene Marktpotenzial in den Bereichen Infrastruktur, Bergbau, Landwirtschaft, Tourismus und erneuerbare Energien bietet zahlreiche Geschäfts- bzw. Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen, die im Falle einer Kooperation mit portugiesischen Partnern von deren vorteilhafter Marktstellung sowie kultureller Kenntnis profitieren können. Auch die zeitlichen Anlaufkosten dürften geringer ausfallen als bei einem alleinigen Engagement. Denn Kooperationen zwischen deutschen und portugiesischen Unternehmen mit dem Ziel Mosambik können in Europa und im europäischen Rechtsrahmen angebahnt werden. Die AHK Portugal organisiert in Kooperation mit dem Afrika Verein der deutschen Wirtschaft deshalb ein jährliches bilaterales Wirtschaftstreffen in Lissabon, das als Kontakt- und Informationsplattform eine optimale Gelegenheit zum Austausch über gemeinsame geschäftliche Aktivitäten in Mosambik darstellt. Die Brückenfunktion Portugals zwischen Deutschland und Mosambik soll damit allen deutschen Unternehmen zugänglich gemacht werden.

37

(aicep Portugal, 2013)

27

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Landkarte Mosambik ............................................................................................................... 2 Abbildung 2: Alterspyramide von Mosambik ................................................................................................ 3 Abbildung 3: Entwicklung der mosambikanischen Bevölkerung .................................................................. 6 Abbildung 4: BIP-Entstehung 2010 .............................................................................................................. 8 Abbildung 5: zugeflossene ADI nach Sektoren (2003-11); ........................................................................ 11 Abbildung 6: FDI Outlook für Mosambik ..................................................................................................... 18 Abbildung 7: Deutsche Ausfuhren in 2011 in Mio. € .................................................................................. 23

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Grunddaten zu Mosambik .......................................................................................................... 2 Tabelle 2: Überblick soziokulturelle Daten ................................................................................................... 5 Tabelle 3: BIP und Inflation (International Monetary Fund).......................................................................... 7 Tabelle 4: Projekte zur Energieerzeugung aus Wasserkraft ...................................................................... 13 Tabelle 5: geplante Projekte für den Bau von Kohlekraftwerken ............................................................... 14 Tabelle 6: Großprojekte in Mosambik ........................................................................................................ 17 Tabelle 7: Stromverbrauch 2003-2011 ..................................................................................................... 17 Tabelle 8: Außenhandelsstatistik Mosambik .............................................................................................. 19 Tabelle 9: Handelspartner Mosambiks ....................................................................................................... 20 Tabelle 10: Mosambikanische Ausfuhren nach Produktgruppen in 1000 USD ......................................... 20 Tabelle 11: Mosambikanische Einfuhren nach Produktgruppen in 1000 USD .......................................... 21 Tabelle 12: Handel Deutschland/Mosambik in Mio. € ................................................................................ 22 Tabelle 13: Handelsbeziehungen Portugal/Mosambik in Mio. € ................................................................ 24 Tabelle 14: Import- und Exportvolumen des Portugal-Mosambikhandels nach Produktgruppen .............. 25

28

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