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1962–2012

50 Jahre GGG Ausländerberatung 50 Jahre erfolgreiche Integration.

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50 Jahre GGG Ausländerberatung

1962–2012

50 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe Mode und Technik änderten sich, doch die Kernaufgabe unserer 1962 gegründeten Organisation blieb im letzten halben Jahrhundert erhalten: «den in Basel ansässigen Gastarbeitern bei der Überwindung mannigfaltigster Schwierigkeiten behilflich zu sein» (Zitat aus den CIBA-Blättern 1968) – auch wenn man heute nicht mehr Gastarbeiter sagt, sondern «Personen mit ­Migrationshintergrund».

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2011

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GGG Ausländerberatung

WILLKOMMEN

1962–2012

Jubiläum in bewegter Zeit Kurz vor dem 50. Jahrestag ihrer Gründung befindet sich die GGG Ausländerberatung in einem ausserordentlich bewegten Umfeld.

Dr. Géza Teleki Präsident der Kommission

Von politischer Seite wurde mit dem bedrohlichen Schlagwort «Masseneinwanderung» eine Initiative zur Einschränkung der Zuwanderung lanciert. Die mit der EU auf Gegenseitigkeit vereinbarte Personenfreizügigkeit ist zunehmend Gegenstand von Kritik. Der anhaltende Zustrom von Ausländern wird für Wohnungsknappheit und Platzmangel in den Eisenbahnen verantwortlich gemacht. Demgegenüber melden Wirtschaft und Arbeitsmarkt trotz schwächerer Konjunktur einen anhaltenden Bedarf an ausländischen Arbeitskräften. Auch die Integrationspolitik steht unter zunehmendem Druck. Das Basler Integrationsmodell, das zunächst landesweit Lob erhielt, wird heute von verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Das Mittel der Integrationsvereinbarung, welche versuchsweise zur Durchsetzung der Integration im Einzelfall eingeführt wurde, wird als für Migranten zu nachteilig kritisiert. Unsere Ausländerberatung selbst geriet anlässlich der Verlängerung des Leistungsvertrags ins Kreuzfeuer der politischen Debatte. Im Grossen Rat reichten die Anträge zur Leistungsabgeltung, je nach Partei, von gänzlicher Streichung bis zu Erhöhung um 45 000 Franken. Dass die Ratsmehrheit sich für eine Aufstockung entschied, freut uns natürlich. Noch mehr freuen uns aber die anerkennenden Voten über unsere Arbeit, die von kompetenter Seite im Rat vorgetragen wurden. In der Vorfreude auf unser Jubiläum, welches im Rahmen des GGG-Tags am 16. Juni 2012 gefeiert werden wird, ­danke ich allen Menschen und Institutionen, welche in den letzten 50 Jahren die GGG Ausländerberatung zur allgemein bekannten und geschätzten Kompetenzstelle entwickelt haben.

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GRUSSWORT

50 Jahre GGG Ausländerberatung

Kompetenz und Menschlichkeit Der vorliegende Jahresbericht 2011 der GGG Ausländerberatung ist eine Chronik von 50 Jahren kompetenter und einfühlsamer Arbeit. Für den Kanton Basel-Stadt ist sie eine nicht wegzudenkende Unterstützung bei der sensiblen Aufgabe, neue Basler Einwohner/-innen zu beraten, damit sie sich schnell gut einleben können oder in heiklen Situationen den richtigen Rat bekommen oder die richtige Anlaufstelle finden. Für diese Menschen ist es eine riesige Hilfe in einem für sie unbekannten Land, in einer ganz n ­ euen Lebenssituation, einem Menschen gegenüber zu sitzen, der ihre Sprache nicht nur im linguistischen Sinn spricht. Die GGG Ausländerberatung hat sich im Laufe der Jahre zu einer wichtigen Drehscheibe in der Integrationsförderung entwickelt. Sie berät nicht nur Privatpersonen, ­sondern auch Organisationen, die ihrerseits Integrationsprojekte durchführen möchten. Es ist uns wichtig, eine so erfahrene und verlässliche Organisation zu unterstützen. Ihre Nähe zur Migrationsbevölkerung macht sie zu einem wertvollen Partner in der Integrationsarbeit.

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Dr. Guy Morin Regierungspräsident Basel-Stadt

Diese Chronik zeigt weiter, dass hier mitgedacht wird und auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert wird. Ergebnisse sind unter anderem die sehr erfolgreichen Kurse zur Weiterbildung von religiösen Betreuungspersonen, die der Vielfalt der in Basel vertretenen Glaubensrichtungen Rechnung tragen und das friedliche Miteinander fördern. Eine weitere Erfolgsgeschichte stellt der Film zu dem heiklen Thema Zwangsheirat dar, der den Einstieg in ein sehr sensibles Thema ermöglicht und Diskussionen über das Leben in zwei Kulturen anregt. Unsere Zusammenarbeit ist von grossem gegenseitigem Respekt wie auch von der Freude an der Arbeit mit den Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen geprägt. Im Namen des Regierungsrates bedanke ich mich sehr herzlich für die wertvolle Arbeit der ­GGG Ausländerberatung und die wichtige Zusammenarbeit im Laufe der vergan­genen Jahre und wünsche der Institution weiterhin viele erfolgreiche Momente. 3

50

Jahre

2011 GGG Ausländerberatung

JUBILÄUM

1962–2012

50 Jahre Chronik 1961-1962

«Im Verkehr mit dem Fremdarbeiter sollte jedermann etwas mehr Freundlichkeit und Gemüt zeigen.»  Bericht über die Probleme der ­fremdländischen Arbeitskräfte 1962

Am 12. April 1961 beschliessen Vertreter von Kantonsregierung, Wirtschaft und gemeinnützigen Institutionen, eine Kommission mit der «Betreuung der Fremdarbeiter» zu beauftragen. Am 12. Oktober 1961 beginnt die von der GGG gegründete «Kommission zur Beratung ausländischer Arbeitskräfte» mit der Planung einer Beratungsstelle. 10 Monate später, am 6. August 1962, eröffnet die GGG die «Beratungsstelle für ausländische Arbeitskräfte» an der St. Alban-Vorstadt 24. Zwei Teilzeitangestellte werden mit der Aufgabe betraut, «den Ausländern in jeder Weise ­beratend zu helfen.»

1963-1969 «Man kommt zu uns, weil wir ihre Sprache sprechen und ihre Mentalität kennen. Sie wissen, dass wir nicht versuchen werden, ihnen gewaltsam unsere Mentalität aufzuzwingen. Wir versuchen immer irgendwie einen Mittelweg zwischen unseren und ihren Gewohnheiten zu finden. Man kann sich uns ohne Risiko anvertrauen.» Jahresbericht 1969

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In den ersten Jahren werden jährlich rund 3000 Personen beraten, vor allem Spanier und Italiener. Die Kommission bemüht sich mit grossem Einsatz um die Verbesserung der Wohnsituation. Arbeitgeber und Kanton leisten finanzielle Beiträge. 1965 wird ein ständiges Sekretariat mit einem vollamtlichem Geschäftsführer eingerichtet. Ab 1966 werden «Aufklärungsabende» mit Referaten und Filmen über die Schweiz sowie audiovisuelle Deutschkurse angeboten. Später kommen diverse Kurse, Mittagshorte und Aufgabenstunden hinzu. 1969 zieht die Beratungsstelle an die Eulerstrasse 26 um und erweitert die Öffnungszeiten auf die ganze Woche. Neu werden Sprechstunden für «Eheprobleme, Fragen des Verkehrs und Berufseingliederung» a ­ ngeboten. Das im selben Haus eröffnete Freizeitzentrum entwickelt sich rasch zum Treffpunkt ausländischer Gruppen.

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50 Jahre GGG Ausländerberatung

››› «Zum Bersten voll» Im 1969 an der Eulerstrasse eröffneten Freizeitzentrum wird viel gesungen, getanzt, gebetet, gelesen, informiert, gespielt und diskutiert. 1972 werden rund 3500 Besucher gezählt. Der Rekord wird 1973 erreicht: Bei einer Ramadan-Feier sind gleichzeitig 381 Personen im Haus (1,5 pro m2)!

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50

Jahre

2011 GGG Ausländerberatung

JUBILÄUM

1962–2012

1970-1979 « Neben der Assimilierung der bei uns tätigen Ausländer und ihrer Familien wird vermehrt Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden müssen mit dem Ziele, einerseits bei unserer einheimischen Bevölkerung vorhandene Vorurteile gegenüber den Ausländern abzubauen, andererseits bei den Ausländern das Verständnis für unsere Eigenart zu fördern. »

Zunehmend kommen Ratsuchende aus Jugoslawien, Türkei, Portugal und Griechenland. Bis zu 5000 Personen werden jährlich beraten, oft mit Hilfe von Dolmetscher/­ -innen. Erste schriftliche Übersetzungen werden angeboten. 1972 wird eine «Vermittlungsstelle für Wohnungsbeschaffung» eingerichtet. Die grössten Beiträge kommen weiterhin vom Kanton und von den Arbeitgebern – der Basler Volkswirtschaftbund empfiehlt einen Beitrag von Fr. 3.– pro beschäftigtem Ausländer. 1978 werden die Orientierungsabende mangels Nachfrage eingestellt.

Regierungsrat Dr. E. Wyss 1972

1980-1989

« Viele Schicksale, kleine und grosse Sorgen sind an mich herangetragen worden. Ich habe Menschen aus den verschiedens­ten Ländern kennengelernt, ­Kontakt mit Arbeitgebern, Hausverwaltungen, Behörden und Institutionen gehabt. All diese – vorwiegend positiven – Erfahrungen waren lehrreich und interessant. Ich werde die Zeit bei der GGG Ausländerberatung sicher nie vergessen.» Eine Beraterin bei ihrem Abschied 1993

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Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Jugoslawien und der Türkei steigt die Zahl der beratenen Personen auf über 8000. Der Name wird 1984 in «Ausländerbetreuung der GGG» geändert. In die Kommission wird je ein Vertreter aus Italien, Jugoslawien, Spanien und der Türkei aufgenommen. 1985 gibt es kurzfristig eine Entlastung durch die Gründung unserer Schwesterorganisation, der heute noch bestehenden Beratungsstelle für Asylsuchende (BAS).

1990-1999 1991 wird der Name in «Ausländerberatung der GGG» geändert. Die GGG kauft die Liegenschaft an der E ­ ulerstrasse 26. Die Zahl der Konsultationen steigt 1994 auf den Höchstwert von 12 252. Drei Viertel der Ratsuchenden kommen aus Spanien, (Ex-)Jugoslawien und der Türkei. Neue Berater/-innen werden angestellt. 1999 bieten 11 Mitarbeitende Beratungen in elf Sprachen an, seit 1995 unterstützt durch Computer.

50 Jahre GGG Ausländerberatung

››› 10 Jahre Kompetenzzentrum Integration 2001 nimmt die Informationsstelle Integration ihre Arbeit auf. Sie ­erfasst alle Integrationsangebote in Basel und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Weitere Aufgaben sind Vernetzung, Koordination, Projektberatung, Weiterbildung und Sensibilisierung der Zivilgesellschaft. Die Informationsstelle Integration ist heute die zentrale Anlaufund Koordinationsstelle für alle Personen und Organisationen, die sich für Integrationsanliegen engagieren.

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50

Jahre

2011 GGG Ausländerberatung

CU J HB R IOLNÄ IUKM

1962–2012

2000-2011 « Wer wie der Unterzeichnete schon in den Sechziger-Jahren in den Anfängen der Ausländerberatung mitwirken konnte, darf mit Genugtuung feststellen, dass sich die Idee aus den Sechziger-Jahren auch heute noch bewährt. Immer noch geht es darum, Ausländerinnen und Ausländern beizustehen und ihnen zu helfen, sich in einer fremden Kultur mit einer anderen Sprache und mit verschiedener Mentalität zurechtzufinden.» Alt-Regierungsrat Dr. Peter Facklam zum 40-jährigen Jubiläum 2002

« Der Kanton ist froh, sich im oft schwierigen Integrationsbereich auf einen verlässlichen Partner stützen zu können, der in seinem Wirken die sich stets wandelnden sozialen und ökonomischen Entwicklungen berücksichtigt, ohne dabei die grundlegenden Werte wie Menschlichkeit und Respekt zu ­vernachlässigen.» Regierungsrat Hanspeter Gass 2006

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Zunehmend kommen Ratsuchende aus Jugoslawien. Zu Beginn des neuen Jahrtausends werden die slawischen Sprachen ausgebaut. Später kommen noch Beratungen in Thai und Tamil dazu. 2001 nimmt die Informationsstelle Integration ihre Arbeit auf. Ein Jahr darauf präsentiert sie alle Integrationsangebote auf der regionalen Integrationsdatenbank www.integration-bsbl.ch. 2003 erhält die Ausländerberatung ihren ersten eigenen Auftritt im Internet: www.auslaenderberatung-basel.ch. Ab 2007 werden Begrüssungsveranstaltungen für neu Zugezogene organisiert und die Begrüssungen in den Quartieren koordiniert. 2008 tritt das neue Basler Integrationsgesetz in Kraft. Daraufhin werden die Informationsangebote, die Zusammenarbeit mit der Arbeitgeberschaft und eigene Projekte ausgebaut. Das Interesse an den Projekten «Besseres Deutsch durch Begegnung» und «Wie ticken die Schweizer/innen?» ist bis heute sehr hoch. 2010 erhält die GGG einen neuen Auftritt, in dessen Rahmen unsere Organisation in «GGG Ausländerberatung» umbenannt wird. Ein vom Bund gefördertes Projekt soll die Migrationsbevölkerung zum Thema Zwangsheirat sensibiliseren. 2011 zählt die GGG Ausländerberatung 15 Festangestellte. Die Beratungsstelle berät 8246 Personen in 15 Sprachen. Die Datenbank der Informationsstelle Integration umfasst rund 4000 Adressen. Der Übersetzungsdienst bearbeitet knapp 500 Aufträge. Eine erfolgreiche Integration bleibt auch das Ziel für die nächsten 50 Jahre.