Lukas Klinik

Aktuell

Newsletter der Lukas Klinik | Spezialklinik für Onkologie | CH-4144 Arlesheim | www.lukasklinik.ch | Sommer 2013 | Ausgabe 12

50 Jahre Lukas Klinik Seite 2

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In dieser Ausgabe. «Eine Forderung der Zeit» | Seite 2 50 Jahre Lukas Klinik | Seiten 4– 6

Das Jahr 2013 ist für die Lukas Klinik ein Jubiläumsjahr: An Michaeli, am 29. September 1963, wurde die Lukas Klinik als Zentrum für Krebstherapie mit damals 20 Betten feierlich eröffnet. Diese Klinikgründung war in mancher Hinsicht einzigartig für die damalige Zeit. So war sie eines der ersten Zentren, in die Patientenversorgung, Lehre und Forschung für Menschen mit Krebs integriert wurden. Zu ihrer Entstehung haben drei Pioniere und Persönlichkeiten der anthro­ posophischen Medizin beigetragen: die Ärztin Ita Wegman, der Arzt und

Gründer des Instituts Hiscia, Alexandre Leroi, und Rita Leroi, die erste Chef­ ärztin. Im Innern dieses Newsletters erhalten Sie einen Einblick in die Gründungsgeschichte. Eine Auswahl an Fotos aus alten Dokumenten zeigt die Persönlichkeiten und streift die Entstehungszeit der Klinik. Eine Übersicht präsentiert das Programm der Jubiläumsveranstaltungen ab Juni 2013 in Arlesheim und Basel. Silke Helwig, Ärztin und Autorin, erzählt in einem Interview von ihren Begegnungen mit Rita Leroi und deren Arbeitsweise. Sie hat mit Rita Leroi in den 80er-Jahren zusammengearbeitet und über sie eine Biografie verfasst, die im September 2013 erscheinen wird.

«Die Ärzte sind nicht arrogant» | Seite 6

Liebe Leserin, lieber Leser Nach langer, sorgfältiger Suche nach einem Onkologen mit Interesse und Engagement für die anthroposophische Onkologie hat sich im Lauf des letzten Sommers eine Zusammenarbeit angebahnt, die im Februar 2013 Realität wurde: Herr Bernd Himstedt-Kämpfer hat seine Arbeit als leitender Arzt unserer Klinik aufgenommen, seit Mitte Juni dieses Jahres hat er die Auf­gaben des Chefarztes übernommen. Ich bin froh und dankbar, dass er trotz der schwierigen Situation, in der sich die Lukas Klinik befindet, bereit war, diese verantwortungsvolle Aufgabe für die Klinik wie auch für die anthroposophische Medizin zu übernehmen. Ganz besonders aber freut es mich, dass Herr Bernd Himstedt-Kämpfer nicht nur alle

Qualifikationen mitbringt, die unsere Klinik in Zukunft benötigt, sondern auch sein grosses Engagement für die Lukas Klinik und unsere Patienten. So bin ich dankbar, dass ich die Auf­ gaben und die Verantwortung des Chefarztes abgeben kann und die Lukas Klinik künftig in guten Händen weiss. Persönlich werde ich meine ärztliche Tätigkeit fortführen und in der Ambulanz der Klinik tätig sein. Auch als Vorstandsmitglied des Vereins für Krebsforschung werde ich meine Aufgaben weiterhin wahrnehmen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Patientinnen und Patienten, für Ihr Interesse an der Lukas Klinik, für die zahlreichen guten Gespräche und Begegnungen und für Ihre Treue recht herzlich bedanken.

Michael Lorenz Chefarzt der Lukas Klinik bis Mitte Juni 2013 und Vorstandsmitglied des Vereins für Krebsforschung

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«Unser Angebot ist eine Forderung der Zeit» Seit dem 14. Juni 2013 ist Bernd Himstedt-Kämpfer neuer Chefarzt der Lukas Klinik. Der Internist, Onkologe und Palliativmediziner hat diese Leitungsaufgabe von seinem Vorgänger Michael Lorenz übernommen. Im folgenden Gespräch mit Christoph A. Müller spricht er über seine Anliegen und Pläne.

Herr Himstedt, was hat Sie bewogen, die Leitung der Lukas Klinik zu übernehmen? In der Lukas Klinik werden Schulmedizin und anthroposophische Medizin gleichberechtigt angeboten. Dies hat eine Tradition von 50 Jahren und ist dabei sehr zeitgemäss. Dazu beitragen zu können, die Klinik für die nächsten 50 Jahre gut aufzustellen, ist für mich eine wunderbare Aufgabe.

Bei aller Freude über das Erreichte – die Lukas Klinik kann sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Sie befindet sich im Umbruch. Was bedeutet diese Herausforderung für Sie als neuen Chefarzt? Genau das meine ich mit den nächsten 50 Jahren. Es gibt bei uns eine enorme Erfahrung, die man anderswo nicht findet, eine Qualität, die uns auch von Patientenseite immer wieder bestätigt wird. Sie ruht auf den vier Säulen Medizin, Pflege, Therapien und Ernährung. Wir müssen uns aber fragen: Wie können wir diese Qualität auch unter anderen wirtschaftlichen Bedingungen erhalten? Unsere Kompetenz

«Unsere Kompetenz und unser Kerngeschäft ist die anthroposophische Onkologie. Wir wollen die Menschen durch den ganzen Krankheitsprozess begleiten.»

Dr. med. Bernd Himstedt-Kämpfer Bernd Himstedt-Kämpfer ist in Düsseldorf geboren und studierte Medizin in Düsseldorf und in Berlin. Als Assistenzarzt lernte er in England die Hospiz­­arbeit von Cicely Saunders kennen. Zweieinhalb Jahre wirkte er bei «Home Care Berlin», bei dem Palliativ­ patienten in der letzten Lebensphase zu Hause betreut wurden. Den Internisten und Onko­logen erlangte Himstedt im Städtischen Klinikum der Stadt Brandenburg und in einem Schwerpunkt-Krankenhaus in Potsdam, wo er eine Palliativ­abteilung mit aufbaute und die Onkologie mit verantwortete.

und unser Kerngeschäft ist die anthroposophische Onkologie. Wir wollen die Menschen durch den ganzen Krankheitsprozess begleiten. Dazu gehört die akute wie die palliative Situation. Ferner werden wir auch die Rehabilitation ausbauen, um in nicht akuten Phasen gesundheitsfördernd arbeiten zu können. Ein solches Angebot macht nur Sinn mit einem ambulanten und einem stationären Bereich, weil beide Bereiche einander ergänzen. Gibt es weitere wichtige Aufgaben? Ja, es ist mir ein Anliegen, dass wir uns selbstbewusst in die onkologische

Landschaft stellen und sagen: Wir haben dieses Verständnis von Onkologie, andere haben ein anderes Verständnis. Wie können wir vonein­ ander lernen und gemeinsam Patienten versorgen? Wir führen ja auch schulmedizinische Therapien wie Chemotherapien durch. Es geht darum, die verschiedenen Methoden so zu verbinden, dass für die Patienten eine optimale Behandlung resultiert. Auch wollen wir herkömmliche Onkologien nicht konkurrenzieren, wir wollen sie zum Wohl des Patienten ergänzen. Gibt es Ansätze für eine derartige Zusammenarbeit? Ja, ich habe in den Monaten, seit ich an der Klinik bin, das Gespräch mit Kollegen in anderen Institutionen der Region gesucht und habe eine grosse Offenheit erfahren. Mehrmals wurde mir gesagt: «In Basel kann man ohne die Lukas Klinik keine Onkologie betreiben.» Natürlich gibt es auch Skepsis und wir werden gefragt, ob wir die Wirkung der Misteltherapie nachweisen können. Genau das haben vielfältige Studien in den letzten Jahren gezeigt: Wir müssen den Vergleich mit Wirksamkeitsnachweisen schulmedizinischer Methoden nicht scheuen. Die anthroposophische Medizin baut ja auf der Schulmedizin auf. Ist es für eine kleine Klinik möglich, mit der komplexen Entwicklung der Schulmedizin Schritt zu halten? Das kann man sehr gut, wenn man sich klar ist über die eigenen Grenzen. Für eine komplexe Abklärung beispiels­weise fehlen uns die Grossgeräte und das spezialisierte Know-how, dafür

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Neue Leitung

über­weisen wir Patienten an die entsprechenden Institutionen. Durch Austausch mit anderen Onkologen und entsprechende Fortbildungen sind wir aber gut in der Lage, schulmedi­ zinische Behandlungen nach aktuellem Stand durchzuführen. Was betrachten Sie als wichtigste Aufgaben eines Chefarztes? Im Moment stehen für mich zwei Aufgaben im Vordergrund. Nach aussen: Kontakte intensivieren und strukturieren. Nach innen: An einer Atmosphäre arbeiten, in der Ver­ änderungen als Chancen gesehen werden können, und bei diesen Veränderungen alle mitnehmen. Die Identität der Lukas Klinik lebt von den Menschen, die hier arbeiten. Was sich als Qualität zeigt, ist das Ergebnis der Anstrengungen aller, die hier mitwirken – unabhängig von der formalen Qualifikation.

Seit einigen Monaten hat die Klinikleitung der Lukas Klinik neue Gesichter: Benjamin Kohlhase, Diplom Kaufmann und Kaufmännischer Leiter und Pedro Heinz Mösch, stellvertretender Chefarzt, nehmen Einsitz in die Klinikleitung. Michael Lorenz hat seine Tätigkeit als Chefarzt vor kurzem beendet und wird weiterhin ambulante Patienten betreuen. Neuer Chefarzt ist seit 15. Juni 2013 Bernd Himstedt-Kämpfer (vgl. nebenstehendes Interview). Christoph von Dach, Leiter Pflege und Beauftragter Öffentlichkeitsarbeit, ist das vierte Mitglied der Klinik­leitung; er gehört ihr seit 2005 an. Iwer Helwig hat die Klinikleitung verlassen und ist heute Geschäftsführer des Vorstands des Vereins für Krebsforschung, dem Träger von Lukas Klinik und Institut Hiscia. Ausbau der ambulanten Angebote Die Lukas Klinik, als Kompetenzzentrum für Onkologie mit Schwerpunkt in der Misteltherapie und der anthroposophischen Medizin, arbeitet stationär und ambulant. Mit ihrem vielfältigen, ganzheitlichen Angebot erfüllt sie ein wichtiges Bedürfnis der heutigen Zeit. Die ambulanten Angebote, die im Jahr 2012 von gegen 5000 Patientinnen und Patienten mit rund 10 000 Konsultationen genutzt wurden, werden weiter ausgebaut. Sie bestehen aus der Tagesklinik mit 15 Betten, dem Sprechstundenangebot mit 10 Arztpraxen sowie dem Therapie­bereich mit Heileurythmie, Physiotherapie (Bäder, Massagen, Wickel, Wärme­packungen), Biographiearbeit, Malen und Plastizieren sowie der Sprachgestaltung. Als zu­ sätzliches, neues Angebot hat die Lukas Klinik eine onkologische Rehabilitation eingerichtet, die auf der Basis von ambulanten Therapietagen funktioniert.

Was wünschen Sie der Klinik für die Zukunft? Dass sie wieder mehr ein Zentrum wird, von dem Entwicklung ausgeht. Wir sind Gott sei Dank nicht mehr die einzige Klinik, die anthroposophische Onkologie anbietet. Damit gibt es die Möglichkeit, mit anderen gemeinsam die Behandlung von Tumorkranken zu verbessern. Und in diesem Konzert wollen wir wichtige Impulse geben.

Die neue Klinikleitung Christoph von Dach, Bernd Himstedt-Kämpfer, Benjamin Kohlhase und Pedro Heinz Mösch (von links).

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50 Jahre Lukas Klinik Tatkraft und Weitsicht An der Wiege der Lukas Klinik standen Pionierinnen und Pioniere der anthroposophischen Medizin und der Misteltherapie. Ihrer Tatkraft und ihrer Weitsicht, die noch heute spürbar sind, ist die Gründung der Lukas Klinik vor 50 Jahren zu verdanken.

Im Jahr 1963, dem Gründungsjahr der Lukas Klinik, waren konventionelle Krebstherapien für die Patienten mit grossen Belastungen verbunden. Die Operationen entwickelten sich zu immer radikaleren Eingriffen, die Strahlentherapien arbeiteten mit intensiven Dosisschemata. Chemotherapien, die zunächst bei bösartigen Bluterkrankungen angewendet wurden, waren mit vielen Neben­wirkungen verbunden und steckten noch in ihren Anfängen. Die anthroposophische Onkologie hatte seit 1920 Erfahrungen mit der Mistel­therapie gesammelt. Ihr ging es um den Menschen mit der Krebs­erkrankung und um Wege, der Krankheit mit heilungsunter­ stützenden Methoden zu begegnen. Daraus entstand ein modernes, fundiertes und weltweit anerkanntes Konzept der Krebsbehandlung. Ärzte aus ganz Europa Zur Gründung der Lukas Klinik führte das Bestreben, ein Zentrum für Patientenversorgung, Lehre und Forschung zu schaffen. An der Wiege der Lukas Klinik standen drei Personen: Ita Wegman, Alexandre Leroi und Rita Leroi. Die Ärztin Ita Wegman war eine Pionierin auf dem Gebiet der anthroposophischen Medizin und der Mistel-

therapie. Aufbauend auf Angaben von Rudolf Steiner, mit dem sie über Jahre verbunden war, behandelte sie erste Patientinnen mit einem von ihr entwickelten Mistelpräparat. Ihre damaligen Erfolge legten die Grundlage für alle weiteren Entwicklungen. Als herausragende Ärztin war sie auch Forscherin und Dozentin: Sie unterrichtete Ärzte aus ganz Europa in anthroposophischer Medizin, unter ihnen den späteren Gründer der Lukas Klinik, Alexandre Leroi, und gründete 1921 das Klinisch-Therapeutische Institut in Arlesheim (heute: Ita Wegman Klinik). Neben vielen anderen therapeutischen Einrichtungen war sie es auch, die den Verein für Krebsforschung initiierte. Alexandre Leroi kam nach Abschluss seines Studiums in Berlin nach Arlesheim und ging als Gründer des Instituts Hiscia in die Geschichte ein. Er war es, der mit Schenkungsgeldern ein Landstück in der Nachbarschaft des Klinisch-Therapeutischen Instituts und des Vereins für Krebsforschung in Arlesheim erwarb und damit die Voraussetzungen schuf für den späteren Bau der Lukas Klinik. Seine berufliche Leidenschaft galt der Entwicklung der maschinellen Herstellung von Iscador® und der Weiterbildung von Ärzten in anthroposophischer Medizin und

Krebstherapie. Beide Projekte konnten auch nach seinem Tod 1968 weiter­geführt werden. Gemeinsames Wirken Rita Leroi, Gattin von Alexandre Leroi, war die erste Chefärztin. Als Repräsentantin der anthropo­sophischen Krebstherapie und als Klinikleiterin war sie weithin bekannt, nicht zuletzt im Ausland und auch in nicht anthroposophischen Fachkreisen. Mit grosser Tat- und Überzeugungskraft gewann sie Vertrauen bei den umliegenden Spitälern und machte die Iscador­ Therapie im In- und Ausland bekannt. Sie führte die Klinik bis zu ihrem Tod im Jahre 1988 (mehr über Rita Leroi lesen Sie im Interview auf Seite 6 unseres Newsletters mit Silke Helwig, Ärztin und Biografin von Rita Leroi). Die Impulse dieser Pioniere wirken bis heute: das ganzheitliche Verständnis der Krebsbehandlung als gemeinsames Wirken von Ärzten, Pflegenden, Therapeuten, einem fördernden Rhythmus und einer gesunden Ernährung. Die Verbindung von Behandlung mit Lehre und Forschung. Das Anliegen, die Misteltherapie als Zentrum der Therapie einer grossen Zahl von Fachleuten und Patienten nahezubringen. Der Pioniergeist von 1963 atmet bis heute.

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Das Jubiläums-Programm 15. Juni 2013 Krebs-Tagung 2013, für Ärztinnen und Ärzte. Schwerpunkt: Misteltherapie in Forschung und Praxis.

14. August 2013

1. Podiumsdiskussion im «Unternehmen Mitte». Nach einer filmischen Einleitung durch «Leben mit Krebs» erzählen Betroffene in einer offenen Gesprächs- runde von ihrem Leben mit Krebs. Moderation: Cornelia Kazis. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

11. September 2013 Feier zum 100. Geburtstag von Dr. Rita Leroi, mit Buchvernissage in der Lukas Klinik

14. September 2013

Lukas Klinik Tag 2013, der Tag für Betroffene und Interessierte. Im Mittel- punkt stehen die Auseinandersetzung mit dem Thema «Von Krebs betroffen sein» und das Behandlungskonzept der Lukas Klinik. Mit Referaten, Workshops und Besichtigungen der Klinik. Veranstaltungsorte: Lukas Klinik/ Evangelisches Kirchgemeindehaus Arlesheim

Weitere Daten

Die Daten für die beiden weiteren Podi - umsdiskussionen zu den Themen «Gesundheitspolitik heute» und «Anthro- posophische Onkologie» standen bei Redaktionsschluss dieses Newsletters noch nicht fest. Bitte konsultieren Sie dafür unsere Website oder rufen Sie uns an.

19. September 2013

Jubiläumsfeier 50 Jahre Lukas Klinik. Eine Feier für uns, eine Feier für Sie, eine Feier für Arlesheim. Einzelheiten dazu finden Sie ab Sommer 2013 auf unserer Website.

Spatenstich zum Mistellehrpfad, ein Geschenk der Lukas Klinik an die Gemeinde Arlesheim (mehr dazu auf Seite 8 unseres Newsletters).

Feiern Sie mit uns Reservieren Sie sich Ihre Daten, kommen Sie vorbei, feiern Sie mit uns, Sie sind herzlich eingeladen!

UM R T N E IM Z MENSCH

E R H A 50 J KLINIK

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Die folgenden Bilder zeigen Porträts von Ita Wegman, die den Weg der Mistel­ therapie begonnen hat, sowie von Alexandre und Rita Leroi, dem Gründerpaar der Lukas Klinik. Weitere Bilder zeigen die Grundsteinlegung, den ersten Bau mit damals 20 Betten sowie einen Streifzug durch die Zeit.

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Wie erlebten Sie Rita Leroi? Die Ärztin Silke Helwig ist seit 1984 in der Lukas Klinik tätig und hat vier Jahre mit Rita Leroi zusammengearbeitet. Im kommenden September erscheint ihre Jubiläumsschrift zum 100. Geburtstag von Rita Leroi: «Es geht um mein Leben». Wir haben ihr drei Fragen gestellt. Wir erlebten Sie Ihre erste Begegnung mit Rita Leroi? Ich habe sie in den Siebzigerjahren als Vortragende in Hamburg zum ersten Mal gesehen. Als erste wirkliche Begegnung erinnere ich mich an ein Gespräch in ihrem Sprechzimmer am Ende meines vierwöchigen Gastarzt-Aufenthaltes in der Lukas Klinik im November 1983. Ich sehe sie noch genau vor mir, wie sie hinter ihrem Schreibtisch sitzt, ganz aufrecht, den Kopf leicht schräg, die Augen blitzend, jung, der Blick offen auf mich gerichtet. Klar in der eigenen Haltung, offen für das Gegenüber – das umschreibt eine Grundgeste. Ich ­­ empfand, dass ihre klaren Fragen von einem warmen Interesse begleitet waren ohne störende Zwischentöne. Ich fühlte mich wahrgenommen von dieser grossen Persönlichkeit.

Sie haben vier Jahre mit ihr zusammengearbeitet. Was schätzten Sie an der Ärztin und Klinikleiterin Rita Leroi? An der Ärztin: Ihre Art der Beziehung zu den Patienten, die immer Raum für unmittelbare Begegnung schaffte. Die Patienten empfanden es, als habe sie sich alle Zeit der Welt genommen, auch wenn es nur fünf Minuten waren. Ihre Definition des Ärztin-Seins ging weit über übliche medizinische Aspekte hinaus. Es umfasste lebens­ praktische Fragen wie Kleidung, Essen, Umgang mit Medien ebenso wie biografische Gesetze und Karma. An der Chefin: Sie wusste Für­ sorglichkeit und strenge Klarheit sehr gut zu verbinden, vielleicht ein Merkmal einer weiblichen Chefin. Ich schätzte ihre Achtung vor der Arzt-Patienten-Beziehung. Sie hatte ein feines Gespür dafür, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Weise sie gegenüber uns jungen Ärzten die «Chefin» zum Ausdruck brachte: In der Vor- und Nachbesprechung beratend oder auch bestimmend, im gemeinsamen Patientenkontakt immer fördernd. Was bedeutet – aus Ihrer Sicht – Rita Leroi für die heutige Lukas Klinik? Sie ist Vorbild für das, was gerade in heutiger Zeit (wieder) gebraucht wird:

die ganz menschliche Art im Sinne von Zusammenklang weiblicher und männlicher Qualitäten; den Patienten zugewandt in liebevollem Interesse; Wärme und Vertrauen schenken; mit dem Heilerwillen ein zuverlässiger Partner in jeder Phase der Krankheit sein. Ich denke, wir können heute von ihr bis ins praktische Leben hinein Ideen für das eigene Wirken, Ermutigung und Begeisterung erhalten. Silke Helwig: «Es geht um mein Leben» – Jubiläumsschrift zum 100. Geburtstag von Rita Leroi, erscheint im September 2013 im Zbinden Verlag, Basel

Rita Leroi

«Die Ärzte sind nicht arrogant» Eine ungewöhnliche Geschichte: Die in den USA lebende und an Krebs erkrankte Karen M. Gardner findet durch eigene Recherchen die Lukas Klinik und entschliesst sich zu einer Reise in die Schweiz, um sich hier behandeln zu lassen. Lesen Sie ihren Erfahrungsbericht.

Ich bin eine 72 Jahre alte Frau und erhielt im November 2012 die Diagnose «aggressiver Blasenkrebs Stufe 1». Ich bin eine pensionierte Computerwissenschaftlerin mit Doktorat und habe viele Jahre auf medizinischem Gebiet gearbeitet, deswegen kenne ich mich mit onkologischen Daten gut aus. Mit meinem

Wissen über die geringen Erfolgsaussichten des «Kriegs gegen den Krebs» und meiner Neigung zu alternativen Lösungen versuchte ich es mit einer in den Vereinigten Staaten empfohlenen BCG-Instillation (lokale Einträufelung des abgeschwächten TuberkuloseBazillus Calmette-Guerin), die oft – aber nicht immer – in der Blase eine Immun-

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reaktion hervorruft und die weitere Ausbreitung des Tumors stoppt. Ich unternahm weitere Recherchen über Möglichkeiten, um die Entwicklung der Krankheit einzudämmen, und entdeckte so die Lukas Klinik und ihre Misteltherapie mit Iscador®. Diese Behandlung wird in den USA nicht angeboten, aber mir schien es eine gute Wahl zu sein, da sie ebenfalls eine Immunreaktion bewirkt, sodass der eigene Körper die Krankheit bekämpft. Leider sind viele Studien, die die Wirksamkeit von Iscador® aufzeigen, auf Deutsch abgefasst und nicht auf Englisch übersetzt. Trotzdem war ich beeindruckt von den Studien, die auf Englisch vorliegen. So entschied ich mich, Patientin der Lukas Klinik zu werden, und verbrachte dort zwei Wochen. Ich erinnere mich an all die leckeren vegetarischen Bio-Mahlzeiten (Fleisch oder Fisch ist auf Wunsch einmal pro Woche erhältlich), ich bekam die Iscador®-Behandlungen und weitere Therapien, zum Beispiel Kunst­therapie. Wissenschaft und Gartenbau Die Klinik gründet auf anthroposophischen Prinzipien, und ich freute mich, mehr über das Verständnis von Heilung zu erfahren. Bei der Gartenbau-Ausbildung, die ich nach meiner Pensionierung gemacht habe, und als unentwegte Gärtnerin, die ich bin, hatte ich die Wachstumspracht von Gärten und Landwirtschaftsbetrieben gesehen und erlebt, die biologischdynamische Methoden anwenden (die ebenfalls auf anthroposophischen Grundlagen beruhen). So gab es für mich zwei Gründe, dieser Heilmethode zu vertrauen: der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit von Iscador® in Forschungspublikationen und die Philosophie, die mir durch meine Kenntnisse über biodynamische Landwirtschaft vertraut ist.

Beim Eintritt in die Klinik wurde ich in meinem Zimmer willkommen geheissen und hatte ein längeres Gespräch mit dem Arzt über meine Ziele und Absichten sowie über die Behandlungsstrategie angesichts meiner Krankengeschichte. Als stationäre Patientin erhielt ich Iscador®-Injektionen, die ein hohes Fieber auslösten, was alle sehr glücklich machte, weil es eine Reaktion meines Immunsystems bedeutete. Ich bekam auch Instillationen von Iscador® in der Blase sowie intravenöse Gaben von Iscador®. Wie vorgesehen, stieg in der Folge meine Körpertemperatur an mit dem hoffentlich vorteilhaften Ergebnis, dass mein Immunsystem nun «gelernt» hat, das Wiederauftreten des Krebses abzuwehren. Freundlich, kompetent, einfühlsam Ich fand die Mitarbeitenden, Ärzte und Pflegende, unglaublich unterstützend und freundlich, und ich schätzte die Zeit, die sie mit mir verbrachten. Mir war ein Arzt zugeteilt, der mich fast täglich besuchte und manchmal sogar zweimal am Tag, und ich hatte ein Team von Pflegefachfrauen, die kompetent und einfühlsam waren. Die Ärzte sind NICHT arrogant, welch angenehme Abwechslung! Nicht alle sprechen Englisch und ich spreche kein Deutsch – so waren wir gelegentlich frustriert über unsere Unfähigkeit zu kommunizieren. Indessen spricht eine genügende Anzahl von Ärzten und Pflegenden Englisch, um Kommunikation zu ermöglichen. Ich sprach mit anderen Patientinnen und Patienten aus verschiedenen Ländern, die alle an unterschiedlichen Krebsarten litten und hier waren, um ihre individuelle Iscador®-Therapie zu erhalten. In Europa ist diese Behandlung recht verbreitet. Eine Freundin war als Begleiterin mit mir gekommen. Die Lukas Klinik half

Karen M. Gardner Dr. phil, 72, arbeitete während vielen Jahren als Informatikwissenschaftlerin auf medizinischem Gebiet. Sie ist eine leidenschaftliche Gärtnerin und lebt in den USA.

ihr, ein kleines Hotel in der Nähe zu finden. Sie verbrachte Zeit mit mir, genoss aber ebenso das Dorf Arlesheim und die Spazierwege in der Umgebung. Oft ass sie mit mir zusammen. Es ist beruhigend, eine Freundin oder Verwandte in der Nähe zu haben, aber aufgrund meiner Erfahrung hätte ich keine Mühe, allein wiederzukommen. Ich werde mir für einige Zeit Iscador® spritzen (was übrigens schmerzlos ist), und die Klinik erklärte, sie habe bisher keine Schwierigkeiten, Iscador® in die USA zu verschicken. Ohne dieses Medikament riskiere ich zu 80% einen Rückfall, und deshalb hoffe ich, dass die Iscador®-Behandlung diesen Prozentsatz erheblich senken wird. Nun, da ich wieder zu Hause bin, spüre ich eine Steigerung meiner Energie, was – nach dem, was ich gelesen habe – eine ihrer Wirkungen sein soll.

Die Lukas Klinik in Stichworten

Wir zeigen Ihnen die Lukas Klinik Information und Besichtigung Möchten Sie die Lukas Klinik persönlich kennenlernen und herausfinden, ob Sie sich bei uns wohl­ fühlen würden? Für Betroffene und Angehörige führen wir einmal pro Monat an einem Samstag einen Info-Morgen durch. Gerne laden wir Sie ein, sich bei uns umzusehen, jeweils 10.30 bis 12.30 Uhr: 22. Juni 2013 27. Juli 2013 17. August 2013 12. Oktober 2013 9. November 2013 7. Dezember 2013 18. Januar 2014 15. Februar 2014 Bitte melden Sie sich telefonisch oder per E-Mail an.

Info-Nachmittage für Selbsthilfegruppen Für die Mitglieder von Selbsthilfegruppen und ihre Angehörigen führen wir regelmässig Info-Nachmittage durch, an denen jeweils eine bestimmte Krebsart im Mittelpunkt steht. Wir informieren Sie gerne über die Termine und schicken Ihnen eine Einladung.

So erreichen Sie uns Tramlinie 10 ab Bahnhof SBB in Basel bis Arlesheim Dorf. Dann 10 Minuten zu Fuss (Wegweiser Lukas Klinik vorn rechts an der Tramhaltestelle).

Möchten Sie unseren Newsletter regelmässig erhalten? Schicken Sie uns Ihre Adresse per E-Mail oder Postkarte mit dem Vermerk «LukasKlinikAktuell». Falls Sie das vorliegende Heft persönlich zugestellt erhielten, brauchen Sie nichts zu unternehmen. Die nächste Ausgabe erscheint im Winter 2013. Teilen Sie uns mit, wenn Sie keine Zustellung mehr wünschen.

E  in kleines, individuelles Akutspital für Tumorerkrankungen. E  in Kompetenzzentrum für integrative Tumortherapie und Supportive Care – mit folgenden Bereichen: Akut-onkologische und Akutpalliative Station; Ambulatorium mit Arztpraxen, Tagesklinik, Therapiezentrum und Onkologischer Rehabilitation. Unser medizinisches Angebot umfasst ausser den gängigen schulmedizinischen Methoden die erweiterten Möglichkeiten der anthroposophischen Medizin. W  ir sind Pioniere in der Entwicklung der Misteltherapie.

Zu unserer Therapie gehören besondere Pflegemethoden (rhythmische Einreibungen, Bäder, Massagen), Physiotherapie, künstlerische Therapien (Heileurythmie, Malen, Plastizieren) sowie Biographiearbeit. Sie werden bei uns als ganzer Mensch mit Körper, Seele und Geist angesprochen. Mit unserer Behandlung versuchen wir, nicht nur die Krankheit zu bekämpfen, sondern die Aufbaukräfte anzuregen und zu stärken. Wir nehmen Patientinnen und Patienten in allgemeiner, halb­privater oder privater Abteilung auf und führen für Sie die Abklärungen bei Ihrer Krankenkasse durch.

Mistellehrpfad: Ein neues Projekt Das Wissen um die Heilkraft der Mistel reicht weit zurück: Schon den keltischen Druiden galt sie als «Alles Heilende», wenn sie auf der Eiche wuchs. Ihr spezifisches Potenzial für die Krebsbehandlung wurde im 20. Jahrhundert entdeckt. Dass daraus die am häufigsten angewendete komplementär-onkologische Methode wurde, hat viel mit Arlesheim zu tun und mit den Pionieren und Pionierinnen, die hier tätig waren, mit den Kliniken und Organisationen, die hier wirken. Um der Bedeutung von Arlesheim und seinen Persönlichkeiten, die den Ruf der Mistel und ihrer Heilkraft begründet haben, für breite Kreise bekannt zu machen, wurde das Pro-

jekt Mistellehrpfad ins Leben gerufen: An 18 Stationen mit Stelen, Tafeln, einem Informationspavillon werden auf einem Parcours alle Facetten dargestellt: die Botanik, die verschiedenen Wirtsbäume, das Potenzial als Medikament und die Rolle, beispielsweise, von Bienen und Meisen. Von Persönlichkeiten und Instituten wird die Rede sein: Rudolf Steiner, Ita Wegman, Rita Leroi, Alexandre Leroi, Hiscia und Weleda – um einige zu nennen. Für die Projektkosten (Fr. 80’000) sind wir auf Spendengelder angewiesen. Ihre Spende würde uns freuen: Postkonto 40-1176-7, Mistelpfad, IBAN: CH10 0900 0000 4000 1176 7, Vermerk: 820085 Projekt Mistelpfad. Mehr dazu: www.mistellehrpfad.ch

Kontakt und Auskunft Lukas Klinik Zentrum für integrative Tumortherapie und Supportive Care

Spendenkonto Postkonto 40-1176-7

Brachmattstrasse 19, CH-4144 Arlesheim Telefon +41 (0)61 706 71 71 (Zentrale) Telefon +41 (0)61 706 71 72 (Anmeldung Sprechstunde) Info-Line +41 (0)61 702 09 09 (Mo, Mi, Fr) Fax +41 (0)61 706 71 73 E-Mail [email protected] Internet www.lukasklinik.ch

Impressum Herausgeber: Lukas Klinik Redaktion: Christoph von Dach RN MSc, Dr. med. H.-Richard Heiligtag in Zusammenarbeit mit dem medienbüro müller & brugger Gestaltung: Milligan Design Fotos: Jürg Buess (wenn nicht anders vermerkt) Druck: Druckerei Bloch AG, Arlesheim Auflage: 83 500 Ex.