HERFORDER ORGELSOMMER 2017: 16.7. bis 10.9.17 „500 Jahre Reformation“

Grußwort der Schirmherrin Bezirksregierung Detmold Die Regierungspräsidentin Detmold, im April 2017

Sehr geehrte Konzertgäste aus nah und fern, liebe Freunde der Orgelmusik, ebenso wie Sie freue ich mich auf den Herforder Orgelsommer 2017. Münsterkantor Stefan Kagl ist es wieder gelungen, ein vielseitiges und anspruchsvolles Festivalprogramm mit heimischen Künstlern und Gästen aus dem In- und Ausland zu gestalten. Gemeinsam stellen sie das Reformationsjubiläum und das Wirken Luthers in den Mittelpunkt ihrer Aufführungen. Selbst ein begabter Lautenspieler und geübter Sänger, der in Erfurt neben Theologie auch Musik studiert hatte, wusste der Reformator um die Kraft der Noten und Liedtexte. Martin Luther komponierte und dichtete eingängige Strophen, die wir bis heute in den Gesangbüchern finden. Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik? Bei den Konzerten des Orgelsommers, die uns von Juli bis September in die Kirchen der Hansestadt führen, wollen wir uns ganz im Sinne Luthers auf die Musik der Königin der Instrumente einlassen. In seiner nach heutigem Verständnis oftmals derben Sprache forderte er „Hindere die Spielleute nicht. Und wenn man lauscht, so schwatz nicht dazwischen und spare dir deine Weisheit für andere Zeiten“. Als Schirmherrin gilt mein besonderer Dank und Gruß allen Freunden und Förderern des Herforder Orgelsommers. Ohne Sie, ohne Ihre Begeisterung und tatkräftige wie finanzielle Unterstützung wäre eine solche ambitionierte Veranstaltungsreihe nicht möglich. Ihre Marianne Thomann-Stahl

Grußwort des künstlerischen Leiters

Liebe Konzertbesucherinnen und –besucher, 500 Jahre Reformation ist das beherrschende Thema in der evangelischen Kirche und so auch im diesjährigen Orgelsommer. Im Zuge der Erneuerung des Gottesdienstes durch Martin Luther in Gestalt der Einführung deutscher Kirchenlieder und der Aufwertung der figuralen Kirchenmusik (mehrstimmig komponierte Kunstmusik für Chor oder Orgelmusik) entwickelten sich ganz eigenständige Formen des Orgelchorals, des Choralvorspiels, der Choralbearbeitung, der Choralfantasie und der Choralvariationen. Darin unterschied sich Luther übrigens auch stark von den anderen Reformatoren, die die Kirchenmusik eher unterdrückten. Der Gegenreformation und dem Zeitalter des Absolutismus entsprang die künstlerisch so prächtige Epoche des Barock, die sich die protestantischen Lande dann regelrecht einverleibten und mit ihren Chorälen eine Blüte der Kirchenmusik in Formenreichtum, Kunstfertigkeit und wahrhaft komponierte Theologie, Verkündigung und Frömmigkeit hervorbrachten. Die Krone dessen ist in der Orgelkunst und den Kantaten und Oratorien Johann Sebastian Bachs uns allen wohlbekannt. Das Eröffnungskonzert zeigt die Vielfalt von Choralvorspielen über Luthers Lieder aus 5 Jahrhunderten, ein kirchenmusikalischer Festgottesdienst will musikalisch-theologische Einblicke in ein freies Orgelwerk Bachs geben, der Dresdner Kreuzorganist, einer der renommiertesten Stätten der Pflege lutherischer Kirchenmusik Deutschlands, spielt Sächsisches auf und Matthias Dreißig von der Predigerkirche Erfurt Mitteldeutsches. Danach wird sich unser Ohr in das lutherische Skandinavien, nach Norwegen und Finnland wenden, um der Kunst der Domorganisten der lutherischen Erzkathedralen zu lauschen, bevor der frisch restaurierte Stummfilm „Luther “ von Hans Kyser aus dem Jahre 1927, mit Stephan von Bothmer an der Orgel, zu sehen und hören sein wird. Den Konzerten „Luther in Tönen“ mit Martin Bambauer von der Konstantinsbasilika Trier und „Ein feste Burg“ mit Thomas Herzer von der Schlosskirche Wittenberg, von wo Martin Luthers Reformation ihren Anfang genommen hatte, folgt ein Nachtkonzert mit Nikolas Fehr und Ioana Maria Precup aus Ålesund ( NOR) mit Orgelkunst aus Norwegen und Siebenbürgen, während Michael Harris von der Kathedrale Edinburgh den Chorälen Hymn-Tunes entgegenstellt. Einem Kinderkonzert mit einer Orgelgeschichte über Martin Luthers Kindheit folgt schließlich eine kleine Sensation: Die Rekonstruktion eines Abends mit Herforder Stiftsmusik um 1700, also Klänge, die von vor 300 Jahren, zur Blütezeit der Herforder Abtei, als die Patroklus-MöllerOrgel im Münster auf einem Lettner thronte, wo jetzt das große Kreuz hängt! Ganz besonders herzlich möchte ich der HVV GmbH, der Firma EVONIK und der Stiftung der Sparkasse Herford für ihre großzügigen Beiträge danken, mit dem sie den musikalischen Teil des Orgelsommers maßgeblich unterstützt haben. Mein Dank gilt genauso der Stadt Herford, dem Verkehrsverein und der Pro Herford für die professionelle Werbung, die gute Zusammenarbeit und das schöne Programmheft, den Stadtführern mit ihren abwechslungsreichen Spaziergängen vor den Konzerten, sowie allen Beteiligten und Helfern im Orgelsommer für ihren großartigen Einsatz. Alle Konzerte sind wie gewohnt bei freiem Eintritt für jedermann zugänglich, wir sind jedoch sehr - und immer mehr (auch aufgrund der veränderten Sponsorenlage) - auf Ihre Spende am Ausgang angewiesen. Sie dient ausschließlich dazu, die Kosten der auswärtigen Künstler zu decken und die künstlerische

Qualität dieser Reihe weiter zu erhalten. Bitte spenden Sie am Ausgang großzügig und bedenken Sie dabei, was eine Eintrittskarte zu einem vergleichbaren Festival in Deutschland normalerweise kosten würde! Herzlichst, Ihr Stefan Kagl

Sonntag, 16. Juli 2017, 18.00 Uhr Herforder Münster Herforder Münster ORGELKONZERT Stefan Kagl ,,Hits der Orgelmusik zum Rathausfest” Jeremiah Clarke: (1670-1707)

Trumpet Voluntary

Modest Mussorgski: (1839-1881)

aus „Bilder einer Ausstellung“ Das alte Schloß - Baba-Yaga - Das große Tor von Kiev (Orgelbearbeitung: Stefan Kagl)

Léon Boëllmann: (1862-1897)

Suite Gothique op. 25 Prière á Notre-Dame – Toccata

John Ireland: (1879 – 1962)

Cavatina

Robert Prizeman: (*1952)

„Songs of Praise“ Toccata for Organ

Isaac Albéniz: (1860 – 1909)

Asturias (aus : Suite Espagnole) (Arr : Willi Nagel/Stefan Kagl)

Christopher Pardini (* 1973)

Toccata über „Amazing Grace”

Louis James Alfred Lefébure-Wély: Marsch in C-Dur (1817-1869) Andreas Willscher: (*1955)

Mein Beethoven - Concert Rag

Charles-Marie Widor: (1844-1937)

Toccata aus der V. Symphonie op. 42/1

Paul Bryan: (* 1950)

Trumpet Air

Eduardo Torres: (1872-1935)

Impresión teresiana

David German: (*1954)

Festive Trumpet Tune

Stefan Kagl wurde 1963 in München geboren und nahm Privatunterricht bei Klemens Schnorr und Peter Schammberger. Er studierte an der Münchner Staatl. Hochschule für Musik (bei Klemens Schnorr) und an der Schola Cantorum in Paris (bei Jean Langlais und MarieLouise Langlais) sowie am Conservatoire Supérieur de Paris (CNR). Er bekam den „Prix de Virtuosité“ an der Schola Cantorum und legte das A-Examen für Kirchenmusik und die künstlerische Staatsprüfung im Hauptfach Orgel an der Münchner Musikhochschule ab und am Conservatoire Supérieur de Paris den „Premier Prix“ und den „Prix d´Excellence“. Seine Paris- und London-Debüts 1988 in der Kathedrale Notre-Dame de Paris und in der St. Paul´s Cathedral London mit Werken von Reubke und Langlais eröffneten seine erfolgreiche Konzertlaufbahn, die ihn zu allen wichtigen Kathedralen, Kirchen und Konzertsälen Europas und Russlands führte (u.a. Gewandhaus Leipzig oder Mariinsky Konzertsaal beim Festival „Stars of the White Nights 2011“). Er ist 1. Preisträger des internationalen César- Franck-Wettbewerbs St. Bavo/Haarlem (Holland). Von 1991-96 war er Stadt- und Bezirkskantor in Bad Kissingen und von 1997- 2002 Kantor der beiden Hauptkirchen im thüringischen Rudolstadt. Seit Juli 2002 ist Stefan Kagl Kantor und Organist am Münster zu Herford und künstlerischer Leiter des „Herforder Orgelsommers“. Als Chorleiter hat er alle wichtigen Oratorien und chorsymphonischen Werke einstudiert und dirigiert. Seit 2005 ist er Dozent für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Kirchenmusik Herford. Rundfunk- und CD-Einspielungen (u.a. 2007 zwei Aufnahmen mit Tournemire und Langlais bei Motette-Ursina, 2008 das Orgelwerk von John Ireland bei cpo und 2010 die CD „10 Jahre Herforder Orgelsommer“ bei Motette und die neue CD „Russian Dreams“ mit Orgeltranskriptionen von Borodin und Mussorgsky an der Luzerner Hofkirchenorgel) sowie Veröffentlichungen in Fachzeitschriften runden sein Tätigkeitsfeld ab.

Wieso hat das heutige Programm überhaupt nichts mit dem Thema Reformation zu tun? Eigentlich sollte das Programm mit den Luther-Liedern vom 23. Juli heute stattfinden, doch nach gemeinsamen Überlegungen mit der Pro Herford und Bürgermeister Kähler, haben wir uns entschlossen, ein populäres Programm zu unserem Rathausfest anzubieten. Nachdem ich im letzten Jahr in einer freundlichen Zuschrift von Zuhörern gebeten worden bin, doch einmal bekannte, alte Schlager der Orgelmusik zu spielen, bin ich auf die Idee gekommen, das heutige Programm zusammenzustellen. Es soll eine unterhaltende Sammlung von spektakulärer Musik sein, die man auf der Orgel spielen kann. Solche Stücke baue ich eigentlich immer in meine Programme ein, ganz einfach, um die Hörer auch niveauvoll zu unterhalten. Weniger möchte ich heute aber die üblichen Ave Marias oder Largos von Händel spielen, die man bei Beerdigungen und ähnlichen Veranstaltungen immer wieder zu hören bekommt, aber stattdessen: Neben den virtuosen Toccaten, meist französischer Provenienz,

hören sie festliche Trumpet-Tunes, die auf unserer Hochdruck-Tuba herrlich klingen, daneben auch wieder zarte, romantische Träumereien, Transkriptionen unvergesslicher Musik, die eigentlich nicht für die Orgel geschrieben wurde, und mitreißende, jazzige, neue Kompositionen. Viele dieser Werke sind auf den CDs aufgenommen, die Sie am Ausgang erwerben können. Ganz besonders kann ich Ihnen Aufnahmen mit den Werken Irelands und Mussorgskis ans Herz legen. Ich würde mich freuen, wenn viele Menschen ihre Liebe zur Orgel in diesem Konzert mit den Hits der Orgelmusik entdecken, viel Freude dabei.

Sonntag, 23. Juli 2017, 18.00 Uhr Herforder Münster ORGELKONZERT Stefan Kagl „Lutherlieder“ Dietrich Buxtehude: (1637-1707)

Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ BuxWV 184

Max Reger: (1873-1916)

Choralvorspiel ,,Nun komm der Heiden Heiland” op. 67 / 29

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Choralbearbeitung „Ein feste Burg ist unser Gott“ BWV 720

Zsolt Gárdonyi: (*1946)

Choralimprovisation ,,Vom Himmel hoch, da komm ich her”

Dietrich Buxtehude: (1637-1707)

Choralvorspiel ,,Nun bitten wir den Heiligen Geist” BuxWV 209

Max Reger: (1873-1916)

Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ op. 67 / 6

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

„Wir glauben all an einen Gott, Schöpfer“ in organo pleno BWV 680

Max Reger: (1873-1916)

Choralvorspiel ,,Vater unser im Himmelreich” op. 67 / 39

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

,,Christ, unser Herr zum Jordan kam“ BWV 684

Jean Langlais: (1907-1991)

„De profundis“ ( Aus tiefer Not )

Jean Langlais: (1907-1991)

„Ein feste Burg ist unser Gott“ (Livre Œcuménique 1968)

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Choralvorspiel ,,Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ BWV 737

Johannes Matthias Michel: (*1962)

Fantasie „Ein feste Burg ist unser Gott“

Lebenslauf Stefan Kagl siehe Konzert am 16.7.2017 Heute erklingt ein reines Choralvorspiel-Programm, das genuin zum Thema des Orgelsommers gehört. Wie schon Frau Regierungspräsidentin Thomann-Stahl in ihrem Geleitwort so schön bemerkt hat: ,,Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik!“ In diesem Sinne steht das Programm des Eröffnungskonzerts ganz im Zeichen der Lieder Martin Luthers und der Kompositionen, die über diese Melodien und ihren damit implizierten Texten in den darauf folgenden Jahrhunderten geschrieben worden sind. Ist doch das von der Gemeinde gesungene Lied im Gottesdienst das große Novum, das wir der Reformation Martin Luthers verdanken. Mithilfe dieser Lieder brach sich die Reformation auch erst Bahn, wurde sie doch Kennzeichen und Bestandteil des evangelischen Gottesdienstes. Luther selbst hat 37 Lieder verfasst, von denen ein Teil noch heute in den Gesangbüchern lebendig ist. Dabei hat er ganz bewusst nach Vorlagen gearbeitet: er hat Psalmen in deutsche Lieder umgeformt, hat altkirchliche und mittelalterliche Hymnen ins Deutsche übertragen, so genannte „Leisen“ (Lieder, die mit Kyrieleis enden) umgearbeitet und mit weiteren Strophen versehen, liturgische Stücke und Katechismusartikel in Lieder gefasst oder ganz einfach neu und frei gedichtet. Luthers außergewöhnliche Musikalität befähigte ihn auch Melodien zu schaffen, die teilweise auf einer Umarbeitung älterer, meist gregorianischer Vorlagen beruhten oder neu komponierte wurden. Eigentlich war in der reformatorischen Kirche das Singen der Kirchenlieder zuerst ganz ohne Orgelbegleitung üblich, umso mehr wurde ein ausgedehntes Präludieren auf dem Instrument gefordert. Ob wir jetzt die so genannten melismatischen Choralvorspiele des Lübecker Marienorganisten Dietrich Buxtehude als Beispiel nehmen, in denen die Melodie solistisch und kunstvoll verziert mit ruhigen Begleitstimmen versehen erklingt, oder ob wir die ausgefeilten, großartigen Choral-Gemälde eines Johann Sebastian Bach betrachten, erkennen wir, dass diese aus dem reformatorischen Liedgut entstandenen Preziosen weit mehr sind, als gefällige Intonationen, sondern eine genuin aus der evangelischen Gottesdienstpraxis erwachsene, hohe Kunstform. Bachs Choralbearbeitung über „Ein feste Burg ist unser Gott“ steht als Jugendwerk noch ganz in der Tradition von Buxtehude und den anderen norddeutschen Orgelmeistern. Die beiden anderen Werke Bachs gehen jedoch noch weiter: In ihnen werden in hoch artifizieller Kontrapunktik Liedinhalt und musikalische Motivik der Melodie kunstvoll verarbeitet. Selbst wer glaubt, das intellektuelle Geflecht der Polyphonie nicht verstehen zu können, dem teilt sich ganz von selbst beispielsweise das Fließen des Jordanwassers oder die Freude der durch Rechtfertigung erlösten Christen tonmalerisch mit. Max Reger, dem im letzten Orgelsommer ausgiebig gedacht worden ist, arbeitet ähnlich mit den Mitteln der Mehrstimmigkeit, die er aber in die Tonsprache der Spätromantik übersetzt. Kontrapunktische Verarbeitung der Choralmotive begleiten die Melodie des jeweiligen Liedes, wogegen die Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts sich in bewegten Klangflächen, Patterns und Strukturen aus dem Jazz verwirklichen. Ich wünsche den Zuhörern viel Freude beim Heraushören und vielleicht innerlichem Mitsingen der Melodien der Luther-Lieder.

Sonntag, 30. Juli 2017, 10.00 Uhr Herforder Münster MUSIKALISCHER FESTGOTTESDIENST mit Orgelmusik von Bach Theologisch-musikalische Auslegung: Pfr. Johannes Beer; Stefan Kagl, Orgel Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Praeludium und Fuge C-Dur BWV 547

Sonntag, 30. Juli 2017, 18.00 Uhr Jakobikirche ORGELKONZERT Holger Gehring Kreuzorganist Dresden „Sächsisches Concerto“ Johann Adolf Hasse: (1699-1783)

Concerto Nr. IV D-Dur Allegro – Adagio – Allegro

Johann Ludwig Krebs: (1713-1780)

Fantasia à gusto italiano in F Fantasia sopra „Freu dich sehr, o meine Seele“ Trio Es-Dur Adagio - Non molto Allegro Fantasia et Fuga F-Dur

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Sonata Nr. VI G-Dur BWV 530 Vivace – Lento – Allegro

Johann Gottlob Schneider: (1789-1864)

Thema mit Variationen A-Dur

internationaler

Wettbewerbe

für

Holger Gehring wurde in Bielefeld geboren und erhielt dort u.a. bei Herbert Wulf seine erste musikalische Ausbildung. Er studierte Kirchenmusik, künstlerisches Orgelspiel und Solistenklasse Orgel an den Musikhochschulen in Lübeck, Frankfurt a. M. und Stuttgart (u. a. bei Martin Haselböck, Jon Laukvik, Daniel Roth und Ludger Lohmann) sowie an der Schola Cantorum Basiliensis bei Jesper Christensen. Er ist Preisträger mehrerer nationaler und Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation. Nach

kirchenmusikalischen Tätigkeiten in Ludwigsburg und Bad Hersfeld wurde er 2004 zum Kreuzorganisten an die Kreuzkirche Dresden berufen. Darüber hinaus ist er als Lehrbeauftragter für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation sowie für Generalbass und Aufführungspraxis Alte Musik an den Musikhochschulen Leipzig und Dresden tätig. Eine rege solistische Konzerttätigkeit als Organist und Cembalist führt ihn durch das In- und Ausland. Die Kreuzkirche mit ihrer 800jährigen Geschichte ist von jeher das kirchenmusikalische Zentrum der Stadt Dresden, das auch heute noch jährlich über 100.000 Besucher in einem der größten protestantischen Kirchenbauten anzieht. Die Kirchenmusikpflege kann auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken, seien es die bis auf das Jahr 1371 zurückgehenden, musikalischen Vespern oder die bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert nachweisbaren Orgelkonzerte der seit 1491 namentlich bekannten Kreuzorganisten. In diesem Konzert erklingt Musik des Barock und der Frühromantik aus Sachsen. Den Rahmen bilden Werke aus Dresden: Zum Auftakt erklingt ein bereits ursprünglich für Tasteninstrument komponiertes Concerto im Stil der italienischen Orchesterkonzerte des Dresdner Hofkapellmeisters Johann Adolf Hasse. Unter Hasse gelangte zur Zeit der Regentschaft August des Starken die Hofmusik vor allem im Bereich der Oper, ebenfalls im italienischen Stil, zu besonderer Blüte. Abschließend sind die Variationen über ein eigenes Thema des Dresdner evangelischen Hoforganisten Johann Gottlob Schneider zu hören, die dieser allerdings noch während seiner Tätigkeit als Organist an der legendären Görlitzer „Sonnenorgel“ komponierte und selbst mit teilweise außergewöhnlichen, für dieses Instrument gedachten Registrierungen versehen hat. Die damalige Beliebtheit Schneiders spiegelt sich in seiner Bezeichnung als „sächsischer Orgelkönig“ wider. Mendelssohn empfahl besonders begabten Studenten des von ihm gegründeten Leipziger Konservatoriums häufig Unterricht bei Schneider. Die Werke des Bachschülers Johann Ludwig Krebs, dem langjährigen Organisten der Altenburger Schlosskirche, stehen einerseits ganz in der Tradition seines großen Lehrmeisters, sind andererseits aber bereits im Geist des empfindsamen Stils der nachkommenden Generation komponiert. Ebenfalls im galanten Stil geschrieben sind die Triosonaten Johann Sebastian Bachs, die dieser eventuell zur Perfektionierung des Spiels seines ältesten Sohnes Wilhelm Friedemann komponiert hat.

Sonntag, 6. August 2017, 18.00 Uhr Neuapostolische Kirche ORGELKONZERT Matthias Dreißig Predigerkirche Erfurt „Mitteldeutsche Orgelkunst“ Felix Mendelssohn Bartholdy: (1809-1847)

Präludium und Fuge c-Moll op. 37, 1

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Choralbearbeitung ,,Aus tiefer Not schrei ich zu dir” BWV 686

Johann Pachelbel: (1653-1706)

Ciacona in f

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Präludium und Fuge c-Moll BWV 546

Johann Christian Kittel: (1732-1809)

Fantasie in a

Johann Pachelbel: (1653-1706)

Choralbearbeitung ,,Vater unser im Himmel”

August Gottfried Ritter: (1811-1885)

Sonate d-Moll op. 11 Allegro – Andante – Allegro – Andante – Presto

Matthias Dreißig studierte von 1979 – 1984 Kirchenmusik an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar bei Prof. Rainer Böhme. Im Rahmen der Absolventenförderung erhielt er von 1984 -1988 ein Zusatzstudium im Fach Orgel bei KMD Prof. Johannes Schäfer. 1984 nahm der am Internationalen Orgelwettbewerb „Prager Frühling“ teil und belegte den 4. Platz. Seit 1984 unterrichtet er als Dozent für künstlerisches Orgelspiel an der Evang. Hochschule für Kirchenmusik in Halle/Saale. Von 1985 -1994 war er als Kantor und Organist in Bad Frankenhausen/Kyffhäuser tätig. 1994 erfolgte seine Berufung zum Organisten der Predigerkirche zu Erfurt. Seit 1995 nimmt er zudem einen Lehrauftrag für Orgel an der Musikhochschule Weimar wahr. Im Jahr 2000 erfolgte seine Ernennung zum „Kirchenmusikdirektor“ und 2005 seine Berufung zum Honorarprofessor an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar. Eine rege Konzerttätigkeit im In-und Ausland (Tschechien, Schweiz, Italien, Rumänien, Frankreich, Polen, Russland, Finnland, Dänemark, Litauen, Japan) und Aufnahmen für CD, Rundfunk und TV runden seine musikalischen Aktivitäten ab.

Predigerkirche und –kloster zu Erfurt zwischen 1230 und 1270 errichtet. Sie waren die Wirkungsstätte des bedeutendsten deutschen Mystikers, Meister Eckhart, welcher von 1303 – 1311 als Prior des Erfurter Klosters amtierte. 1521 hielt Magister Georg Forchheim den ersten evangelischen Gottesdienst in der Predigerkirche und seit 1559 wurden die gewählten Ratsherren in ihr inthronisiert. Seitdem ist die Predigerkirche die protestantische Hauptkirche der Landeshauptstadt Erfurt. Das vorliegende Programm ist geprägt durch die mitteldeutsche Kirchenmusiktradition und hat zu Erfurt und der Predigerkirche eine besondere Beziehung. Mit Präludium und Fuge cMoll, op. 37, 1 von Felix Mendelssohn Bartholdy wird das Konzert eröffnet. Mendelssohn – in Hamburg geboren und Berlin aufgewachsen – dirigierte 1835 als Kapellmeister das erste Konzert im Leipziger Gewandhaus und initiierte die Gründung des ersten Konservatoriums in Deutschland, der heutigen Hochschule für Musik und Theater, die auch seinen Namen trägt. Seine Orgelwerke entstanden unter dem Eindruck seines Spiels der Silbermannorgel in Rötha bei Leipzig. Mit August Gottfried Ritter, einem Zeitgenossen Mendelssohns und ebenfalls profilierten Vertreter der deutschen Romantik wird das Programm beschlossen. Ritter wurde 1811 in Erfurt geboren und erhielt seine ersten musikalischen Unterweisungen beim damaligen Organisten der Predigerkirche, Michael Gotthard Fischer. Von 1840 -1844 wirkte Ritter als Organist am Merseburger Dom, wo er zusammen mit Franz Liszt den Neubau der großen Ladegastorgel betreute. 1844 wurde er dann zum Magdeburger Domorganisten berufen, wo er 1885 verstarb. Bereits zu Lebzeiten war Ritter ein überaus gefragter Orgelpädagoge, Orgelsachverständiger und Konzertorganist. Johann Pachelbel gehört zu den bedeutendsten Orgelkomponisten in der Generation vor Johann Sebastian Bach. 1653 in Nürnberg geboren, wirkte er von 1678 -1690 als Organist an der Erfurter Predigerkirche. Die meisten seiner Orgel-und Vokalkompositionen sind hier entstanden. Nach kurzen Aufenthalten in Stuttgart und Gotha folgte er 1695 einem Ruf seiner Geburtsstadt und wurde Organist der Sebalduskirche. 1706 verstarb er in Nürnberg. Zwischen den Familien Pachelbel und Bach gab es vielfältige Beziehungen, so war Johann Pachelbel der Orgellehrer Johann Christoph Bachs, dem ältesten Bruder von Johann Sebastian Bach. Pachelbels zweiter Nachfolger im Amt des Erfurter Predigerorganisten wurde 1762 Johann Christian Kittel. 1732 in Erfurt geboren, ging er 1748 nach Leipzig, um einer der letzten Schüler Johann Sebastian Bachs zu werden. Als Organist der Predigerkirche erlangte Kittel hohes Ansehen, Bewunderer seines Orgelspiels waren damalige Geistesgrößen wie Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder oder Christoph Martin Wieland. In seinen Kompositionen zeigen sich Anregungen von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, die er persönlich sehr verehrte. Johann Sebastian Bach hatte zwar keine beruflichen Beziehungen zu Erfurt, aber die weitverzweigte Familie Bach hat hier regelmäßig ihre Familientreffen abgehalten. Zudem stammen Bachs Eltern aus Erfurt und ein Großonkel von ihm, Johann Bach, war ebenfalls als Organist an der Predigerkirche tätig. Mit Präludium und Fuge c-Moll BWV 546 erklingt in der Mitte des Programms ein Werk, welches zu den letzten freien Orgelkompositionen gehört, die J. S. Bach als Thomaskantor in Leipzig schrieb.

Freitag, 11.August 2017, 21.00 Uhr St. Marien Stift Berg NACHTKONZERT I Orgel & Literatur Magne Harry Draagen Domorganist Olavsdom Trondheim (N) „Musik aus dem Nidarosdom“ Arild Sandvold: (1895 - 1984)

aus 30 Pre- und Postludien, op. 6: „Til Olavsdagen“/,,Für den Olavstag"

Lesung Trond H. F. Kverno: (* 1945)

Intrada über „Rex Olavus"

Magne H. Draagen: (*1974)

Intermezzo über „Confluebant ad baptisma" (Gregorianische Antiphon der Olavs-Musik)

Ludvig Nielsen: (1906 - 2001)

Fantasie über zwei gregorianische Choräle aus der Olavs-Musik, op. 4

Lesung Trond H. F. Kverno: (* 1945)

Triptychon II Drei Bilder aus dem mittelalterlichen Gedicht „Draumkvedet“ I Rex perpetuus Norvegiae - II Sancta Dei Genitrix – III Signifer sanctus Michael

Lesung Arild Sandvold: (1895 - 1984)

aus 30 Pre- und Postludien, op. 6: „Lux illuxit laetabunda“ (Liturgische Sequenz für den Olavstag)

Kjell Mørk Karlsen: (* 1947)

aus „Sinfonia Grande“ (Orgelsymfoni Nr.5), op. 171 II Predicasti Dei care

Gottfred Pedersen: (1911 - 1941)

„Heilig Olav“

Lesung Kjell Mörk Karlsen: (* 1947)

aus „Sinfonia Grande": V Toccata Grande II

Lesungen: Dr. Olaf Reinmuth

Magne H. Draagen, geboren 1974, studierte nach dem Abitur Kirchenmusik an der Musikhochschule in Oslo, wo er 2002 mit dem Solisten-Diplom in Orgelspiel abschloss. 2003 - 2012 wirkte er als Domkantor/Domorganist an den Domkirchen in Oslo und Stavanger. Seit 2012 hat er das Amt des Domkantors und Haupt-Organisten am Nidarosdom in Trondheim - Nationalheiligtum und Hauptkirche Norwegens - inne. Dort leitet er die vielfältige Kirchenmusik, mit u.a. drei Domkantoren und fünf Chören. Als Organist am Nidarosdom ist ihm sowohl die berühmte Barockorgel des Silbermann-Schülers Joachim Wagner von 1741 anvertraut, als auch die 2014 neu renovierte Steinmeyer-Orgel, eine der größten Kirchenorgeln Nordeuropas. Neben mehreren CDProduktionen und Konzerten im In- und Ausland ist er auch als Komponist und Pädagoge tätig, u.a. als Dozent für Chorleitung und Orgelspiel an der Universität in Trondheim (NTNU). Weiterhin vertritt er die Stadt Trondheim als Artistic Director in der Vereinigung European Cities of Historical Organs (ECHO). Der Nidarosdom oder Olavsdom in Trondheim (alter Name der Stadt: Nidaros) gehört zu den bedeutendsten Kirchen in Norwegen und ist ein Nationalheiligtum der Norweger. Er war die Kathedrale der norwegischen Erzdiözese, die 1152 gegründet wurde. Weil hier der Schrein von Olav dem Heiligen hinter dem Hochaltar stand, trug der Dom auch den Beinamen „Herz Norwegens“. Nach der Einführung der Reformation 1537 wurde er zur Kathedrale der evangelisch-lutherischen Bischöfe von Trondheim. Im Mittelalter und von 1818 bis 1906 war der Nidarosdom die Krönungsstätte der norwegischen Könige. Hier wurden sieben Könige gekrönt und zehn begraben. Der Nidarosdom ist auch seit der Reformation weiterhin Bischofskirche des Bistums Trondheim. Seit 2011 ist er außerdem Sitz des neugeschaffenen Amtes der Vorsitzenden der norwegischen Bischofskonferenz. Das heutige Programm birgt ganz besondere Musik, die vom norwegischen Nationalheiligen Olav und den mit ihm verbundenen religiösen Festen und Liturgien inspiriert wurde und auch im Nidarosdom immer wieder erklingt. Wir hören dazu, gelesen von Dr. Olaf Reinmuth Auszüge aus der Heimskringla Sage aus Snorris Königsbuch Texte, die sich auf König Olav beziehen. Arild Sandvold studierte u.a. am Leipziger Konservatorium Klavier, Orgel und Komposition. Er war in erster Linie Kirchenmusiker am Osloer Dom und Lehrer am dortigen Konservatorium. Trond H. F. Kverno studierte in Oslo, wo er auch später an der Staatlichen Musikakademie Professor für Kirchenmusik wurde. Er versteht seine Musik als vordringlich „liturgisch“. Auch Ludvig Nielsen wurde an den Konservatorien von Oslo und Leipzig zum Kirchenmusiker ausgebildet.1935 wurde er Kantor und Organist am Nidarosdom und leitete außerdem den Kathedralchor, den er 1946 gegründet hatte, und den Knabenchor des Doms. Neben Orgelwerken komponierte Nielsen auch Instrumentalkonzerte, Kantaten, Motetten und Chormusik. Kjell Mørk Karlsens frühe Werke entspringen ebenfalls der liturgischen Tradition, später entwickelte er seinen Stil hin zu zeitgenössischen Kompositionstechniken. Nach seinen Studien bei dem finnischen Komponisten Joonas Kokkonen 1983-84, begann Karlsen symphonische Werke und große Oratorien zu schreiben.

Sonntag, 13. August 2017, 18.00 Uhr Herforder Münster ORGELKONZERT Markku Hietaharju Domorganist Turku (FIN) „Reformation 500&Finnland 100 Jahre“ Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Fantasie g-Moll BWV 542/1 Fantasia super „Jesu, meine Freude“ BWV 713 Choralvorspiel „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ BWV 655 Fantasia super „Christ lag in Todesbanden“ (choralis alto, manualiter) BWV 695 Fuge g-Moll BWV 542/2

Aulis Sallinen: (*1935)

Variazioni per Organo op. 104 Adagio op. 102/1

Jean Sibelius: (1865-1957)

Finlandia

Markku Hietaharju, geboren 1961 in Finnland, studierte in Helsinki und als DAAD-Stipendiat in Lübeck in der Klasse von Prof. Martin Haselböck. Nach Abschluss seines Konzertexamens mit Auszeichnung kehrte er in seine Heimat zurück, wo er, nach zwanzig Jahren als Organist in Helsinki, seit 2006 Domorganist an der Nationalen Kathedrale von Finnland in Turku ist. Markku Hietaharju ist Preisträger in internationalen Wettbewerben. Seit 1986 ist er Dozent an der SibeliusAkademie in Helsinki. Er ist in Skandinavien, in Mitteleuropa, im Baltikum und in Russland als Konzertorganist sehr gefragt. Zu seinen zahlreichen Aufnahmen gehört eine CD mit den Sonaten von August Gottfried Ritter, eingespielt an der berühmten Walcker-Orgel des Rigaer Doms. Im Sommer 2013 hat er an sechs Tagen die sechs monumentalen VierneSymphonien beim Turku Festival aufgeführt. In katholischer Zeit war Turku die wichtigste Stadt und Zentrum des religiösen Lebens Ostschwedens. Seine Kathedrale hat eine immense Bedeutung als älteste Kirche Finnlands. Mit der Reformation wurde sie noch wichtiger, die erste Messe in finnischer Sprache wurde 1537 gelesen. 1554 wurde Mikael Agricola erster protestantischer Bischof von Turku. Er war Student von Erasmus, Bugenhagen, Melanchton und Martin Luther. Eine Statue von ihm steht heute vor der Kathedrale, die die Nationalkirche Finnlands und Sitz des Bischofs von Turku und des Erzbischofs von Finnland ist. Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge g-Moll, BWV 542 hat einen direkten Bezug zu Hamburg. Die Fuge verdankt ihre Entstehung Bachs intensiven Bemühungen um seine

Bewerbung um die Stelle als Organist der dortigen Hauptkirche St. Jacobi, die er dann, bekanntermaßen wegen der schlechten Konditionen nicht annahm. Das Thema der Fuge könnte eine Hommage an den Kollegen der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen, Johann Adam Reincken sein, der aus dem niederländischen Deventer stammte: Das niederländische Volkslied „Ik ben gegroet“ war wohl Vorbild für das prägnante Fugenthema. Die Fuge selbst ist eines der bekanntesten Werke Bachs und auch eines seiner virtuosesten, lebt sie doch von einer mitreißenden, permanenten Sechzehntelbewegung, die gleichermaßen auf Manuale und Pedal verteilt ist. Die vorangestellte, harmonisch unerhört kühne und hochexpressive Fantasie, ganz im sog. stylus phantasticus gehalten, dürfte Bach erst später hinzu komponiert haben. In ihr wechseln freie, rezitativisch gehaltene Abschnitte mit ruhigeren, imitatorisch gestalteten Passagen wirkungsvoll ab. Auslis Sallinen ist einer der erfolgreichsten Komponisten der heutigen Zeit. Der Erfolg seiner Opern zwischen 1970 und 90 war herausragend. Seine Opern und symphonischen Werke und seine Kammermusik werden weltweit aufgeführt. Die erste Orgelmusik schrieb er schon in den frühen siebziger Jahren und seine Chaconne ist mittlerweile schon ein „Klassiker“ in der finnischen Orgelmusik. Nach 40 Jahren Pause in der Orgelmusikproduktion hat Sallinen das Orgelrepertoire mit drei weiteren, größeren Werken (Drei Adagios, Preludes and Fugues und Variazioni per Organo) bereichert. Die Stücke Sallinens im heutigen Programm sind typisch für die Eigenschaften seiner Musik: Sie sind ganz eigen im Charakter und immer seiner eigenen Tonsprache verpflichtet. Man könnte sagen, dass er im postromantischen Idiom musikalisch völlig unkompliziert kommuniziert. Das Adagio ist ein wunderbares Beispiel für seine Fähigkeit, einfachste Musik zu schreiben, die den Hörer in einen unwiderstehlichen Bann zieht. Jean Sibelius ist der wohl wichtigste finnische Komponist und Finlandia sein beliebtestes Werk. Es entstand 1899 bis 1900 in einer der schwierigsten Epochen in Finnlands Geschichte und wurde ein essentieller Teil des aufkeimenden Nationalgefühls, als Russland versuchte, Finnlands Autonomie zu schwächen und wurde sozusagen zur heimlichen Nationalhymne.

Freitag, 18.August 2017, 21.00 Uhr Herforder Münster NACHTKONZERT II KINOORGEL „Luther “ von Hans Kyser 1927 (112 min.) Stephan v. Bothmer (Berlin), Orgel Das Biopic „Luther“ erzählt Luthers Leben aus der Perspektive von 1927: Studienzeit, dunkle Momente, das Gewittererlebnis, sein Leben als Mönch, seine Zweifel, seine exzessiven Bibelstudien, seine Entdeckung, dass Gott barmherzig ist und kein zürnender Richter, die Konfrontation mit dem Ablasshandel, dann, als Doktor der Theologie, das Anschlagen der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg, der Reichstag zu Worms, auf dem Luther nicht widerruft, Bannbulle des Papstes und Reichsacht, die Bibelübersetzung auf der Wartburg und schließlich die Bilderstürmer mit Luthers Heimkehr nach Wittenberg. Die ersten Aufführungen des Films führten zu tumultartigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten, zu Protesten der katholischen Kirche und schließlich zu mehreren Prüfungen durch die Zensurbehörde. Hans Kyser war ein erfolgreicher Drehbuchautor der Weimarer Republik. Er arbeitete mit den Besten jener Zeit zusammen. So schrieb er auch das Drehbuch zu F. W. Murnaus „Faust“. „Luther“ ist seine einzige Regiearbeit. Mit großem Staraufgebot inszeniert er seinen Luther-Film mit HelldunkelTechniken, die er sich bei barocken Malern, insbesondere bei Rembrandt, abgeschaut hatte. Gerade weil Stummfilme anfangs nur Hell und Dunkel sind tritt bei „Luther“ Material, Ästhetik und Filminhalt in eine wechselseitige Beziehung. Luther-Filmkenner halten ihn für

die beste Lutherverfilmung bisher. Stephan Graf v. Bothmer hat eine neue, packende Filmmusik zu „Luther“ komponiert. Seine Musik ist ebenso virtuos wie modern. Sie durchdringt die religiösen Schichten des Films, entlarvt aber auch seine deutschtümelnden und idealisierenden Tendenzen. Insbesondere versucht seine Musik, Luther als Mensch mit Ängsten, Unzulänglichkeiten, revolutionären Einsichten und mutigen Entscheidungen darzustellen. Durch v. Bothmers Musik wirkt die restaurierte Fassung des Filmes überraschend und fast verstörend aktuell. Dabei geht die Musik weit über eine „Begleitung“ des Filmes hinaus, sondern stellt eine tiefgreifende Interpretation dar. Für seine LiveFilmmusik hat Stephan v. Bothmer in den letzten 19 Jahren einzigartige kompositorische Techniken entwickelt, die dem Film eine Wirklichkeit zu geben scheinen und welche die Zuschauer sich als Teil des Films empfinden lassen. Durch seine extreme filmmusikalische Präzision schafft er sich die Freiräume, die er für seine komplexe Interpretation des Films braucht. „Er vertont nicht, was er sieht, sondern fasst in Töne, was der Film aussagen will.“ (Handelsblatt). [Hans Kyser, D 1927] Stephan Graf v. Bothmer Der klassisch ausgebildete Pianist (UdK) studierte u.a. bei den Professoren Koenen und Sava in Berlin und Hamburg. Sein Examen im Fach Klavier legte er an der Hochschule der Künste Berlin mit der Bestnote 1,0 ab – unter besonderer Erwähnung der herausragenden interpretatorischen Leistung. Daneben studierte er an der Jazz- und Rockschule Freiburg und spielte in zahlreichen Bands. Intensive Studien außereuropäischer Musik, experimenteller und Neuer Musik folgten. Filmmusik-Komposition lernte er bei Prof. N.J. Schneider, Niki Reiser und dem Morricone-Schüler Fabrizio Sabarino. Stephan v. Bothmer gibt selbst Meisterkurse und Workshops in verschiedenen Ländern. Auf dem Schleswig-Holstein-Musik-Festival spielte Stephan v. Bothmer ebenso wie in der Laeiszhalle Hamburg und in Berlin im Admiralspalast, im Wintergarten Varieté und im Berliner Dom. Beim Rock-Pop-Festival „Berlin-Festival“ im Flughafen Tempelhof trat er nach Björk und den Pet Shop Boys auf. Er spielte auf dem Justus-Frantz-Festival auf Gran Canaria, in der National Concert Hall Budapest und der Philharmonie Kasachstan. Vier Mal wurde er auf die Philippinen eingeladen, spielte in Uruguay, Brasilien, Kolumbien ebenso wie in Russland und im Kosovo. Stephan Graf v. Bothmer war der erste Komponist, der eine Neukomposition zur restaurierten Fassung von „Metropolis“ vorstellte, im zweimal ausverkauften Zoopalast Berlin und in der Laeiszhalle Hamburg. Er spielte im Nilpferd-Haus des Berliner Zoos und im Gefängnis Herford vor Gefangenen. Mit Bischof Markus Dröge gestaltete er den ersten Stummfilm-Gottesdienst überhaupt. Die Spiele der Fußball-WM und EM interpretierte Stephan Graf v. Bothmer vor jeweils 2.500 Fans live an der Kirchenorgel – und schuf damit eine vollkommen neuartige Verbindung von Sport, Kunst und nervenzerrendem Drama. Stephan Graf v. Bothmer trat im NDR-Fernsehen auf, seine Orchester-Kompositionen liefen auf ARTE, ZDF, 3Sat und der

Deutschen Welle. Spiegel-Online brachte schon zwei Interviews mit ihm. Stummfilme sind wieder populär. Dass sein Konzept aufgeht, liegt aber an der Musik. Sie ist packend, mitreißend, modern und verschmilzt mit dem Film zu einer perfekten expressiven Einheit. Filmmusik live. Dabei schöpft er musikalisch aus der Moderne (Pink Floyd, Tekkno, Deep Purple, 20er-Jahre-Jazz...) ebenso wie aus der Tradition (Beethoven, Wagner, Chopin, Bartok, Cage...) und entwickelt für jedes Konzert eine neue, unwiederholbare Live-Filmmusik. Sie zieht den Zuschauer förmlich in den Film hinein und lässt mal die Dramaturgie, mal die Handlung, mal die Photographie und mal die psychologische Ebene hervortreten. „Gute Filmmusik besteht aus einer ständigen Variation der filmmusikalischen Rolle, dem permanenten Ringen um das Wesen des Filmes und der eigenen Position dazu“, sagt der Graf und spielt keine herkömmliche Stummfilmmusik, sondern moderne Filmmusik live. In den letzten 17 Jahren hat er eine einzigartige filmmusikalische Methode voller Intensität entwickelt und über 600 Filme neu vertont.

Sonntag, 20. August 2017, 18.00 Uhr St. Paulus ORGELKONZERT Martin Bambauer Konstantinsbasilika / Trier (D) „Luther in Tönen“ Dieterich Buxtehude: (1637 – 1707)

Toccata F-Dur BuxWV 156 Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ BuxWV 184

Johann Sebastian Bach: (1685 – 1750)

Dorische Toccata und Fuge BWV 538 Choralvorspiel „Liebster Jesu, wir sind hier“ BWV 731

Charles-Marie Widor: (1844 – 1937)

Marche du veilleur de nuit (aus „Bachs Memento”) Classique d´aujourd´hui (aus ,,Trois nouvelles pièces” op. 87)

Louis Vierne: (1870 – 1937)

Méditation (aus „Trois improvisations“)

Sigfrid Karg-Elert: (1877 – 1933)

Choralbearbeitung „Ein feste Burg ist unser Gott” op. 65 Nr.47

Martin Bambauer: (* 1970)

Improvisation über den Namen LUTHER

Bedřich Antonín Wiedermann: (1883 – 1951)

Impetuoso

Martin Bambauer ist seit 1999 Kantor und Organist an der Konstantin-Basilika Trier. Der in Düsseldorf (A-Examen) und Frankfurt a.M. (Konzertexamen für Orgel bei Prof. Daniel Roth) ausgebildete Kirchenmusiker ist als Konzertorganist, Dirigent, Klavierbegleiter und Orgelpädagoge in vielen europäischen Ländern und den USA tätig. Mehrfach war er Preisträger internationaler Wettbewerbe, so erhielt er z.B. 1995 den 1. Preis beim Orgelimprovisationswettbewerb Schwäbisch Gmünd. An der Musikhochschule Köln war Martin Bambauer von 2001 bis 2008 Dozent für Liturgisches Orgelspiel und Improvisation. In Trier arbeitet er mit dem von ihm im Jahr 2000 gegründeten Caspar-Olevian-Chor und dem Trierer Bachchor (regelmäßige oratorische Aufführungen aller Epochen). Außerdem ist er Kreiskantor des Ev. Kirchenkreises Trier. Im Januar 2017 wurde er von der Rheinischen Landeskirche zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Zahlreiche CDEinspielungen bei den Labels IFO, Aeolus und Motette, u.a. an der Cavaillé-Coll-Orgel von St. Sulpice, Paris. Mit dem Neubau der symphonischen Hauptorgel für die KonstantinBasilika (2014 / 87 / IV + P) durch die Firma Hermann Eule Orgelbau (Bautzen) initiierte er ein Orgelbauprojekt, das internationale Beachtung fand. Die Konstantin-Basilika, ursprünglich als Repräsentationsaula für römische Kaiser im 4. Jahrhundert erbaut, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf Geheiß des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. als „Ev. Kirche zum Erlöser“ - eine Art protestantisches Pendant zum Kölner Dom - wiederaufgebaut und der Ev. Kirchengemeinde Trier „zur ewigen Nutzung“ übergeben. Seit 1986 ist die Basilika Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, spätestens seit dem Bau der neuen Hauptorgel (Eule / 87 / IV + P) im Jahr 2014 ist sie einer der orgelmusikalischen „Leuchttürme“ der Ev. Kirche im Rheinland. In Bezug auf die Reformation erinnert u.a. der direkt an die Basilika angrenzende Caspar-Olevian-Saal an den 1536 in Trier geborenen Theologen Caspar Olevian, einen der bedeutendsten Vertreter der sog. "Zweiten Reformation" in Deutschland. Das heutige Programm geht stilistisch den Weg von Musik des norddeutschen Orgelbarocks am Beispiel einer mehrteiligen Toccata und einer Choralbearbeitung Dieterich Buxtehudes über die formale Weiterentwicklung derselben Gattungen durch Johann Sebastian Bach sowie Vertretern der französischen und deutschen Orgelromantik bis zu einer Toccata des 20. Jahrhunderts. Inhaltlich sind zum einen Lieder (bzw. der Name) Martin Luthers ein verbindendes Element, zum anderen die zeitlich und orgellandschaftlich differenzierten Ausprägungen der Gattungen „Toccata“ und „Choralbearbeitung“. Insbesondere sei auf selten zu hörende Werke von Charles-Marie Widor (2 Sätze aus den späten Zyklen „Bachs Memento“ / 1925 und „Trois nouvelles pièces“ / 1934 – seiner letzten Komposition überhaupt!) und dem tschechischen Komponisten und Organisten Bedřich Antonín Wiedermann hingewiesen. Zu Wiedermanns Schülern gehören so namhafte tschechische Komponisten wie Bedřich Janáček und Jiří Ropek. Die Improvisation über den Namen LUTHER bedient sich eines populären musikalischen Kryptogramms, welches – unter zahlreichen anderen – im 19. Jahrhundert in Frankreich verbreitet war, um Buchstaben zu „verklanglichen“, die nicht Bestandteil des Notenalphabets sind. Der Name LUTHER wird durch die entsprechende Zuordnung von Buchstaben und Tönen zur wohlklingenden Tonfolge e´-g´-f´-a´-e´´-d´´.

Sonntag, 27. August 2017, 18.00 Uhr St. Johannes Baptist ORGELKONZERT Thomas Herzer Schlosskirche Wittenberg (D) „Ein feste Burg“ Jan Zwart: (1877-1937)

Fantasie über ,,Ein feste Burg“ Einleitung und 3 Variationen

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Triosonate in C-Dur BWV 529 Allegro – Largo – Allegro

Michael Praetorius: (1571-1621)

Choralfantasie über ,,Ein feste Burg“

Vincent Ryan: (*1971)

Re-formation Suite: I. Jauchzen - Nun freut euch II. Raumzeit - Jesaja, dem Propheten das geschah III. Tanzen - Vom Himmel hoch

Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonate in A-Dur (1809-1847) über den Choral ,,Aus tiefer Not“ Con moto maestoso - Andante tranquillo Carl Stein: (1824-1902)

Präludium und Fuge über ,,Ein feste Burg“

Thomas Herzer wurde in St. Ingbert im Saarland geboren und bekam seine erste kirchenmusikalische D- und C-Ausbildung in der Pfälzischen Landeskirche. Er studierte Kirchenmusik in Halle (Saale) mit abschließendem A-Diplom und schloß ein Auslandsstudium im Fach „Künstlerisches Orgelspiel“ an der University of Nebraska-Lincoln, USA an. Er ist seit September 2003 Kantor und Dozent am Evangelischen Predigerseminar und an der Schlosskirche in Wittenberg und absolvierte als längerfristige Weiterbildung 2013 bis 2014 ein „Kotaktstudium“ an der Kirchenmusikhochschule in Herford. Die Schlosskirche in Wittenberg gilt als der Ursprungsort der Reformation, da Martin Luther vor genau 500 Jahren dort seine 95 Thesen an die Tür genagelt und damit die Reformation in Gang gebracht hat. In der Schlosskirche sind auch die Gräber von Martin Luther und Philipp Melanchthon. Zur Zeit der Reformation war die Schlosskirche, wie der Name schon sagt, die Kirche der Residenz des Kurfürsten Friedrich des Weisen, und

Universitätskirche der von ihm gegründeten Universität. Seit 1817 ist sie Kirche des damaligen „Königlich Preußischen Predigerseminars“, das bis heute Bestand hat. Das Wittenberger Predigerseminar ist heute in Trägerschaft der „Union Evangelischer Kirchen“. In ihm werden Vikarinnen und Vikare aus 4 ostdeutschen Landeskirchen ausgebildet. Die Schlosskirche dient bis heute auch als „Übungskirche“ für das Seminar. Martin Luther war und ist bis heute einer der bedeutendsten Lieddichter und Komponisten der Evangelischen Kirche. Seine markanten Melodien sind in viele Orgelwerke eingeflossen, so auch in den meisten Stücken des heutigen Programms. Das Programm beginnt mit einer Fantasie über Luthers wohl berühmtestes Lied „Ein feste Burg“ des niederländischen Organisten und Komponisten Jan Zwart, der dieses Stück vor genau 100 Jahren, also zum 400. Reformationsjubiläum komponiert hat. Viel älter ist die Fantasie von Michael Praetorius, der nur 25 Jahre nach Luthers Tod geboren ist, und der mit seiner musikalischen Interpretation des Liedes am nächsten bei der Reformation liegt. Es handelt sich um ein sehr virtuoses, belebtes Orgelstück. Felix Mendelssohn Bartholdy interpretiert Luthers Psalmund Bußlied über Psalm 130 auf sehr eindrückliche Weise. Die tiefe Not, um die es hier geht, ist das eigene Versagen. Dennoch beginnt er die Orgelsonate majestätisch. Nach einer kurzen Einleitung kommt eine längere Passage, in der man das flehende Rufen um Gnade aus der tiefen Not heraus fast hören kann. Immer schneller und lauter soll der Organist an dieser Stelle werden. Zum Schluss des I. Satzes mündet es wieder in ein majestätisches Finale. Ganz leise und andächtig endet die Orgelsonate mit einem Andante tranquillo. Ein ungewöhnlicher aber wohltuender Abschluss eines großen Orgelwerkes. Zwei der heute aufgeführten Werke sind für die beiden Orgeln geschrieben worden, die heute in der Wittenberger Schlosskirche stehen. Carl Stein war Organist in der Schlosskirche und hat die wunderbar klingende historische Ladegast-Orgel auf der Empore aus dem Jahr 1863 mit konzipiert. So kann man davon ausgehen, dass sein Präludium und Fuge über „Ein feste Burg“ ganz spezifisch für dieses Instrument geschrieben wurde. Seit Juli 2016 hat die Schlosskirche auch eine zweite Orgel: Eine Chororgel hinter dem nördlichen Chorgestühl, gebaut von der Firma Schuke (Potsdam). Zur Einweihung dieser Orgel hat der mit dem heutigen Interpreten befreundete amerikanische Organist und Komponist Vincent Ryan eigens ein Stück komponiert und an der Chororgel am 4. Oktober 2016 uraufgeführt. Ähnlich, wie schon Bach und andere Komponisten es schon getan haben, benutzt er ein musikalisches Alphabet. Er ordnet also jedem Ton einen Buchstaben zu und kann so, für den Hörer völlig unauffällig, bestimmte Worte „komponieren“. Wie viele amerikanische Besucher tief beeindruckt von Wittenberg als Ursprungsort der Reformation, sieht Vincent Ryan den an der Schlosskirche vorbei fließenden Fluss Elbe als ein Symbol für die fließende Zeit. Gleich die ersten 4 Töne in seinem Satz „Jauchzen“ stellen das Wort ELBE dar. Der tänzerische 5/8-Takt in diesem Satz unterstreicht die Aufforderung Luthers in seinem Lied: „Nun freut euch, lieben Christen g'mein, und lasst uns fröhlich springen!“. Das bei uns nicht mehr bekannte, aber in Amerika immer noch gesungene Lied „Jesaja, dem Propheten“ wird auch als „deutsches Sanctus“ bezeichnet. Es beschreibt die Vision des Propheten Jesaja, wie er Gott auf einem hohen Thron in hellem Glanz sieht, umgeben von zwei Seraphinen, die singen „Heilig ist Gott, der Herr Zebaoth“. Dieser mit „Raumzeit“ überschriebene Satz wirkt zeitlos, fast wie eine Filmmusik, die die Vision Jesajas untermalt. Der dritte III. Satz „Tanzen“ ist im Stil des „Jazz Waltz“ geschrieben und stellt so eine Referenz an die Heimat des Komponisten dar. Gleich das erste Motiv in der rechten Hand bildet das Wort LUTHER, bevor dann Luthers berühmtes Weihnachts- und Kinderlied „Vom Himmel hoch“ erklingt. Als „freien“ Kontrapunkt in diesem Programm könnte man die Triosonate in C-Dur von Johann Sebastian Bach bezeichnen. Ein kammermusikalisches Werk für 2 Soloinstrumente und einem Bass, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie viele Möglichkeiten im Instrument der Orgel stecken.

Freitag, 1. September 2017, 21.00 Uhr Herforder Münster NACHTKONZERT III Nikolas Fehr und Ioana Maria Precup Ålesund ( N); „Norwegen und Siebenbürgen“ Trygve Madsen: (* 1940)

Prelude et Fugue, op. 61

Egil Hovland: (1924-2013)

Koralpartita Nr. 1, op. 7 („Macht hoch die Tür“) I. Langsomt koraltempo - II. Allegro moderato III. Moderato con moto - IV. Andante semplice
 V. Adagio
VI. Allegro maestoso

Nils Henrik Asheim: (geb. 1960)

Koralfantasi over ,,Christ lag in Todesbanden”

Eilert M. Hægeland: (1951-2004)

Toccata og fuge med koralen ,,Du vere lova Jesus Krist” („Gelobet seist du, Jesu Christ“)

Egil Hovland: (1924-2013)

Toccata: „Nu la oss takke Gud“ („Nun danket alle Gott“)

Franz Xaver Dressler: (1898-1981)

„Nun preiset alle“ „Ringe recht”

Hans Peter Türk: (* 1940)

„Brich uns, Herr, das Brot“ „Es wandeln sich die Reiche”

Ioana Maria Precup und Nikolas Fehr sind ein Ehepaar und leben und arbeiten Ålesund, Norway. Ioana ist Organistin der katholischen Pfarrkirche, während Nikolas Organist an der lutherischen Hauptkirche ist. Ioanna stammt aus Alba Iulia (Karlsburg) in Rumänien und studierte Orgel und Musikwissenschaft in ClujNapoca (Klausenburg) in Rumänien, sowie Kirchenmusik und Orgel in Trossingen, Deutschland und Orgel in Pitea, Schweden u.a. bei Maria Abrudan, Christoph Bossert, Stefan Johannes Bleicher und HansOla Ericsson. Nikolas wurde in Edmonton, Kanada geboren und wuchs dort und in Portland, Oregon, USA auf. Er studierte Akkorden und Bandoneon in Detroit, sowie Orgel in Montreal und in Pitea, Schweden u.a. bei Jonathan Oldengarm, William Porter und Hans-Ola Ericsson. Neben ihren Tätigkeiten als Organisten leiten beide Chöre, unterrichten Klavier und konzertieren in

den verschiedensten Formationen. Norwegen war etwa 1000 A.D. bis zur Einführung der Reformation 1536 katholisch. Die evangelisch-lutherische Kirche war bis 2012 eine Staatskirche und die Pfarrerschaft war bis zum 1.1. 2017 staatlich verbeamtet. Ålesund ist, wie viele norwegische Küstenstädte, eine relativ junge Gründung. In den landwirtschaftlich geprägten Dorfstrukturen wurden mittelalterliche Kirchen an wichtigen Treffpunkten erbaut, so besitzt auch die Gemeinde von Ålesund eine winzige mittelalterliche Kirche auf der Insel Giske. Die Ålesunder Kirche wurde erst anstelle einer Vorgängerkirche nach dem verheerenden Stadtbrand 1904 in der Bauform und Ausstattung des Jugendstils errichtet und der Bau wurde maßgeblich von Kaiser Wilhelm II. unterstützt, der oft in der Gegend Urlaub gemacht hatte. Sie ist der größte Kirchenbau der Region, ist für ihre Fresken, Mosaiken, Glasfenster und ihrer hervorragenden Akustik berühmt und besitzt die zweitgrößte Orgel Norwegens (inklusive eines Fernwerks und eines 40 stimmigen Glockenspiels im Turm der Kirche). Sie ist, neben der Diözesankathedrale in Molde, geistliches Zentrum des Luthertums in der ganzen Region. Trygve Madsen ist allen prominenten norwegischen Musikern und Komponisten als ein hervorragender Lehrer für Harmonielehre und Komposition bekannt. Sein Prelude et Fugue ist ein perfektes Beispiel für seinen Kompositionsstil, der in traditionelle Formen moderne harmonische Wendungen und neue Seiten des klassischen Kontrapunktes aufscheinen lässt. Nikolas Fehr vollendete 2016 eine Debut-Aufnahme des gesamten Orgelwerks inklusive Kammermusik mit Orgel von Trygve Madsen. Madsens wichtigster Kompositionslehrer war Egil Hovland, dessen Musik wir zweimal im heutigen Programm hören. Hovlands Partita über „Macht hoch die Tür” ist wie eine klassische Erprobung der Variationsmöglichkeiten, die man über eine solche Choralmelodie des 17. Jahrhunderts nur machen kann. Später im Programm präsentiert seine Toccata über „Nu la oss takke Gud” die Melodie alternierend in der Oberstimme und im Bass, die mit belebten Figurationen umspielt werden. Nils Henrik Asheim wuchs in Oslo auf, ist aber schon seit Längerem in Stavanger tätig, wo er für die neue Konzerthallenorgel im dortigen Konserthus verantwortlich ist. Er ist einer der prominentesten Komponisten Norwegens und er schreibt in einem Avantgarde Stil, der sich grundlegend von dem von Madsen und Hovland unterscheidet, seine experimentellen Orgelimprovisationen sind weithin bekannt. Eilert Magnus Hægeland stammt aus dem südnorwegischen Kristiansand, arbeitete jedoch die meiste Zeit innerhalb des Polarkreises im Norden, wo er in Tromsø eine beachtliche kirchenmusikalische Fortbildungsstätte begründete und Domorganist in Bodø war. Wie Madsen und Hovland ist sein Kompositionsstil neoklassisch. Im rumänischen Teil dieses Programms präsentieren wir zwei Komponisten aus dem deutschsiebenbürgischen Kulturbereich. Die Geschichte der „Kirche der Siebenbürger Sachsen“ reicht mehr als 850 Jahre zurück. Bereits im zwölften Jahrhundert ließen sich Siedler aus der Rhein- und Moselgegend in Siebenbürgen nieder. Gerufen zur Verteidigung der Grenzen und zur Erschließung des Landes, gründeten sie Dörfer und bauten Städte. Die Gotteshäuser waren zugleich Zufluchtsort und wurden deshalb immer mehr zu jenen Kirchenburgen ausgebaut, die heute ein charakteristisches Merkmal der siebenbürgischen Landschaft sind. Zwischen 1542 und 1550 fand die lutherische Reformation in Siebenbürgen statt, die von den Sachsen geschlossen angenommen wurde. 1550 wurde die lutherische Kirche offiziell anerkannt. Die Bezeichnung „Evangelisch A.B.“ steht für „Evangelisch Augsburgischen Bekenntnisses“. Die Verkündigungssprache ist seit der Reformation Deutsch (bzw. Mundart). (Quelle: http://www.evang.ro/geschichte/): Franz Xaver Dressler studierte in Leipzig bei Karl Straube, der eine wichtige Figur in der Aufführungsgeschichte der Werke Bachs war und große kulturelle Bedeutung für die deutsche Gemeinde in Rumänien hatte. Straube selbst empfahl Dressler für die Organistenstelle in Hermannstadt, wo er höchst eindrucksvolle Chorund Orgelkonzerte durchführte und sich zudem als Komponist profilierte. Hans Peter Türk

wuchs in Sibiu auf und wurde in Kronstadt vom dortigen Organisten Victor Bickerich zu seiner Musikerlaufbahn inspiriert. Seine Studien bei Sigismund Toduţă in Cluj-Napoca (Klausenburg), wo er später auch lehrte und nach dem Zerfall des kommunistischen Regimes auch Professor wurde, waren für ihn richtungsweisend. Während der kommunistischen Herrschaft konnte er keine offiziellen Ämter übernehmen, da er kein Parteimitglied war. In seiner Musik hören wir immer wieder, wie bei Bartok, Elemente der transsilvanischen Volksmusik heraus und eine große Zahl seiner Werke basieren auf lutherischen Chorälen.

Sonntag, 3. September 2017, 18.00 Uhr St. Marien Stift Berg ORGELKONZERT Michael Harris Kathedrale Edinburgh (GB) „Choräle und Hymn Tunes“ Matthias Weckmann: (1616-1674)

Choralbearbeitung: „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Choralvorspiel: „Meine Seele erhebt den Herrn“ BWV 648

Johann Nicolaus Hanff: (1665 – 1711/12)

Choralvorspiele: „Erbarm dich mein, O Herre Gott“ „Ein feste Burg ist unser Gott“

Felix Mendelssohn Bartholdy: (1809-1847)

Sonata VI op. 65 Choral und Variationen: Andante sostenuto – Allegro molto Fuga - Finale: Andante

Kenneth Leighton: (1929-1988)

Fantasia on St Columba Fantasia on Helmsley

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Praeludium und Fuge C-Dur BWV 547

Michael Harris ist seit 1996 Organist und Master of the Music an der St. Giles’ Kathedrale in Edinburgh und lehrt als Dozent an der Ian Tomlin Academy of Music der Edinburgh Napier Universität. Zuvor war er als Assistant Organist an der Kathedrale zu Canterbury und an der Pfarrkirche in Leeds tätig. Sein musikalisches Aufgabengebiet umfasst neben der regulären Chorarbeit außerdem Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen sowie Konzerte im In- und Ausland. Rund um die berühmte Rieger-Orgel (1992 erbaut) in der St. Giles’ Kathedrale organisiert Michael Harris seit 1996 diverse Konzertreihen, die das musikalische Leben der Stadt Edinburgh prägen und bereichern. Seine Soloeinspielungen umfassen unter anderem The Organ at St Giles sowie eine CD Aufnahme mit Orgelmusik

des britischen Komponisten William Wolstenholme. Mit dem Kathedralchor hat er eine Reihe von CD-Einspielungen unternommen. Die St Giles’ Cathedral, auch High Kirk of Edinburgh, ist die Hauptkirche der Church of Scotland und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Edinburgh. Die Church of Scotland ist die Nationalkirche in Schottland. Sie ist nicht, wie die Church of England, die etablierte Staatskirche, hat aber eine besondere Stellung innerhalb Schottlands, sie ist presbyterianisch (reformiert) und nicht anglikanisch. Die Church of Scotland entstand durch John Knox, der die Reformation aus Genf von Johannes Calvin mit in seine Heimat brachte. Die Reformation breitete sich dann von Edinburgh und St Andrews über ganz Schottland aus. Matthias Weckmann war einer derjenigen norddeutschen Komponisten, die den Musikstil der Sweelinck-Schule mit dem Buxtehudes verbinden konnten. Er stammte nicht, wie viele seiner Zeitgenossen aus dem Norden, sondern aus Thüringen, war zuerst Schüler von Heinrich Schütz in Dresden und später von Jacob Praetorius in Hamburg. Seine Choralbearbeitung über das Pfingstlied „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ besteht aus drei Strophen, in deren Verlauf sich das Geflecht der Begleitstimmen sukzessive steigert. Nicolaus Hanff (geboren in Wechmar 1665 und verstorben in Schleswig 1711/12) stammt aus dem selben thüringischen Dorf, wie Bachs Vorfahren und man nimmt an, dass er schon mit 7 Jahren zur Ausbildung nach Hamburg kam. Er hatte verschiedene Stellen in Lübeck und Hamburg inne, als ihm der Posten des Domorganisten in Schleswig versprochen wurde. Diese Stelle wurde aber leider unglücklicherweise erst wenige Monate vor seinem eigenen Tod frei. Seine Choralvorspiele existieren in Kopien von Johann Gottfried Walther und wurden von diesem stark verändert. Felix Mendelssohn Bartholdy war auch für England, wie in Deutschland, ein wichtiger Botschafter für die Musik Bachs. Bei seinen regelmäßigen Besuchen propagierte er dessen Werke, fand jedoch bei seinen ersten Besuchen um 1829 kaum Orgeln vor, die überhaupt ein Pedal hatten, d.h. Bachs Musik war unspielbar. In seinen sechs Sonaten zollt Mendelssohn seinen Tribut an die lutherische Choraltradition, dies aber ganz besonders mit dem letzten Werk dieser Reihe, das auf Luthers Lied „Vater unser im Himmelreich” basiert. Während die lutherischen Choräle selbst nur schrittweise ihren Weg nach Großbritannien fanden, benutzten doch etliche Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts das Konzept des Choralvorspieles, um Stücke über englische Kirchenliedmelodien zu komponieren. Kenneth Leighton verbrachte seit 1970 einen Gutteil seiner Karriere als Musikprofessor an der Universität in Edinburgh. Er genoss dabei die enge Zusammenarbeit mit Herrick Bunney, dem damaligen Organisten von St Giles’ Cathedral. 1975 führte Herrik Bunney Leighton`s ,,Six Fantasies on Hymn Tunes” op. 72 dort das erste Mal auf. Bachs Präludium und Fuge in C-Dur BWV 547 ist eines der heitersten seiner ganz großen Orgelwerke. Wie bei vielen der späten Leipziger Arbeiten benutzte er die RitornellForm des italienischen Concertos um die Textur des Präludiums zusammenzuhalten. Die Fuge ist von höchster kontrapunktischer Dichte, in der die Linien des Themas in verschiedensten Umformungen verwoben sind. Das Pedal taucht erst gegen Ende auf, um eine augmentierte Version des Fugenthemas zu bringen.

Dienstag, 5. September 2017, 10.00 Uhr Petrikirche ORGELKONZERT für Kinder Christiane Michel-Ostertun: „Maaartin“ Vom kleinen Martin zum großen Luther;

Ekaterina Panina, Orgel – Stefan Kagl, Sprecher Auch Luther war einmal Kind und musste seinen Eltern und Lehrern gehorchen. Wie ist aus diesem Jungen ein Mann geworden, der die ganze Kirchengeschichte verändert hat? Zu Beginn des Familien-Orgelkonzertes hört man lateinische Texte zu Orgelklängen. Der Erzähler fragt sich: Warum muss denn in der Kirche immer alles auf Lateinisch sein? Man hätte doch viel mehr davon, wenn man das verstünde, was in der Bibel steht und was die Priester sagen. Im Mittelalter war vieles anders, als wir es heute kennen. Z.B. war es selbstverständlich, dass Kinder Schläge bekamen, wenn sie nicht folgten. Der kleine Martin im Hause Luthers bekam vielleicht sogar mehr Schläge als andere Jungs, weil er so eigenwillig war. Er stellte Fragen, wo er doch einfach gehorchen sollte. Aber es gab so vieles, das er nicht verstand und gut fand. Als Student erlebte er ein schlimmes Gewitter. In Todesangst rief er: „Wenn ich das hier überlebe, großer Gott, dann werde ich Mönch.“ Martin ging tatsächlich ins Kloster. Er versuchte, ein vorbildlicher Mönch zu werden. Er pilgerte nach Rom, doch war entsetzt: Dort ging es um Macht und Geld statt um den rechten Glauben. Darf das so bleiben? Wieder zu Hause beobachtete er die Menschen auf dem Markt. Sie redeten freudig und tauschten sich aus. In der Kirche waren sie stumm und ängstlich, weil sie nichts verstanden. Sie mussten alles glauben, was die Priester ihnen erzählten, denn die Kirchensprache war Latein. So fing Martin an, deutsche Kirchenlieder zu dichten. Später übersetzte er die Bibel ins Deutsche. Er wollte, dass alle Menschen verstehen, dass Gott keine Geldgeschenke will, keine Pilgerreisen und kein schlechtes Gewissen. „Gott will dich frei.“ Das singt der Erzähler mit allen Kindern und Unterstützung der Orgel. Und zusammen singen sie das bekannteste Kirchenlied Luthers, auch wenn es gar nicht in die Jahreszeit passt. Diese ganze Geschichte wird nicht nur erzählt, sondern man hört sie gleichzeitig auf der Orgel. Laut und heftig klingt das Gewitter, andächtig das Singen im Kloster, festlich die Choräle und selbst die Prügelschläge kann die Organistin darstellen. Das Konzert ist geeignet für Zuhörer ab 5 Jahren und dauert etwa 40 Minuten. Ekaterina Panina wurde 1989 in Sankt-Petersburg geboren. Mit 6 Jahren erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht. Sie hat die Pädagogische HerzenUniversität in St. Petersburg im Bereich Musikpädagogik absolviert und studierte im Orgelinstitut bei Frau Dr. Olga Minkina. Im Jahr 2011 nahm sie ein Kirchenmusikstudium an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford auf. Neben Ihrem Studium ist sie als Organistin und Chorleiterin in der Ev.-Luth. Emmauskirchengemeinde Herford tätig.

Sonntag, 10. September 2017, 18.00 Uhr Herforder Münster ABSCHLUSSKONZERT Johann Rosenmüller Ensemble Künstlerische Leitung: Arno Paduch Kammerchor am Münster Gesamtleitung und Orgel: Stefan Kagl „Herforder Stifts-Musik um 1700“ Johann Rosenmüller Ensemble: Sopran Bass Zink Violine Violone Fagott Chitarrone Orgel (Continuo)

- Ina Siedlczek - Ralf Grobe - Arno Paduch - Volker Mühlberg - Barbara Hofmann - Kristina Filthaut - Petra Burmann - Jürgen Banholzer

Wolfgang Carl Briegel: (1626-1712)

,,Wohl dem, dem die Übertretung vergeben ist“ (aus: Buß-Psalmen..., Giessen, 1691)

Johann Sebastian Bach: (1685-1750)

Praeludium und Fuge in e-Moll BWV 533

Johann Jakob Pagendarm: (1647-1706)

,,Befiehl dem Herren deine Wege“ (aus: Ms. der Bodleian Library zu Oxford)

Dietrich Buxtehude: (1637-1707)

Choralvorspiel ,,Nun komm der Heiden Heiland” BuxWV 211

Johann Rudolf Ahle: (1628-1665)

,,Magnificat anima mea” (aus: Neu-gepflanzter Thüringischer Lustgarten, Mühlhausen, 1657)

Dietrich Buxtehude: (1637-1707)

Choralvorspiel ,,Gelobet seist du, Jesu Christ” BuxWV 189

Johann Arnold Fockerod: (um 1660-1720)

,,Nun walt' es Gott von neuen“ (aus: Ms. des 17 Jh. des Thüringischen Landesmusikarchivs)

Samuel Capricornus: (1628-1665)

,,Jesu du Blum“ (aus: Erster Teil Geistlicher Harmonien, Stuttgart, 1659)

Franz Tunder: (1614-1667)

,,Komm heiliger Geist, Herre Gott” (Choralfantasie)

Johann Rosenmüller:

,,In te Domine speravi“

(1617-1684)

(aus: Ms. des 17. Jh. der Staatsbibliothek zu Berlin)

Dietrich Buxtehude: (1637-1707)

Choralvorspiel ,,Erhalt uns Herr bei deinem Wort” BuxWV 185

Johann Rosenmüller: (1617-1684)

,,Danksaget dem Vater" (aus: Kernsprüche..., Leipzig, 1648)

Herforder Stiftsmusik um 1700: Zahlreiche Quellen belegen, dass im Reichstift Herford und in der Stadt Herford spätestens seit der Reformationszeit ein reiches Musikleben herrschte. Leider sprechen die archivalischen Quellen nur von den Kantoren, dem Chor der Lateinschule und den Organisten. Welche Musik im 16. und 17. Jahrhundert in Herford aufgeführt wurde ist leider nicht bekannt, da in Herford selbst keine Noten aus der Zeit vor 1800 erhalten sind und im Moment auch keine Musikinventare oder Notenankaufrechnungen bekannt sind. Dass an der Herforder Lateinschule ein intensiver Musikunterricht betrieben wurde kann man zum Beispiel an Johann Jacob Pagendarm sehen, der am 6. Dezember 1647 in Herford geboren wurde und seine Schulausbildung unter dem aus Thüringen stammenden Kantor Laurentius Burckardi erhielt, der von 1658 bis 1682 in Herford wirkte. Nach seiner Schulzeit wurde Pagendarm 1670 Kantor in Osnabrück und am 1. August 1679 Kantor am Katharineum zu Lübeck, wo er eng mit Dietrich Buxtehude zusammenarbeitete. Wahrscheinlich lernte er auch den jungen Johann Sebastian Bach kennen, als dieser 1704/1705 in Lübeck weilte. Von Pagendarms umfangreichem kompositorischem Schaffen hat sich leider nur das kurze Duett „Befiehl dem Herren deine Wege“ erhalten, da seine in Lübeck aufbewahrten Werke zusammen mit denen Buxtehudes von einem seiner Amtsnachfolger vernichtet wurden, da diese Musik als alt und unbrauchbar angesehen wurde. Die wichtigste Quelle zur Musikpflege in Herford sind der erste und der dritte Band des „Gründlichen musikalischen Unterrichts“ des Herforder Kantors Johann Arnold Fockerod (auch Vockerodt, Fokkerodt, Fokkerod), die 1698 und 1718 in Mühlhausen erschienen sind. Der zweite Band ist leider verloren. Fockerod wurde um 1660 als Sohn des Kantors Johann Fockerod in Mühlhausen geboren und erhielt seinen Musikunterricht bei dem dortigen Organisten Johann Rudolf Ahle, zusammen mit dessen Sohn Johann Georg Ahle, der seinem Vater im Amt nachfolgte und somit Vorgänger Johann Sebastian Bachs in Mühlhausen wurde. Seit 1682 wirkte Fockerod als Kantor in Herford und veröffentlichte neben den oben erwähnten theoretischen Schriften auch eine Sammlung mit Kantaten für vier Singstimmen, zwei Geigen und Basso continuo unter dem Titel „Neu-gepflanzter Westfälischer Lustgarten“, in dem er auf die berühmte Sammlung „Neu-gepflanzter Thüringischer Lustgarten“ seines Lehrers Johann Rudolf Ahle anspielte. Von seinen Kompositionen hat sich nur eine gedruckte Hochzeitskomposition erhalten, die aufgrund der vollkommen anderen Besetzung leider heute nicht aufgeführt werden kann, sowie der Satz über den Choral „Nun walt' es Gott von neuen“, der im heutigen Konzert erklingt. Aus den Angaben Fockerods in den Bänden des „Gründlichen musikalischen Unterrichts“ lassen sich zahlreiche Angaben zu Kompositionen finden, die Fockerod kannte und auch in Herford aufführte. Neben Werken seines Lehrers Johann Rudolf Ahle nennt Fockerod unter anderem Werke von Wolfgang Carl Briegel, Samuel Capricornus und Johann Rosenmüller, den er besonders für seine hervorragende Textvertonung lobt. Besondere Erwähnung findet das geistliche Konzert „Jesu du Blum“ von Samuel Capricornus, das wegen seiner ungewöhnlichen Modulationen bis hin zu As-Dur und Des-Dur eigentlich den tonalen Rahmen der Zeit sprengt. Choralvorspiele Dietrich Buxtehudes und seines Schwiegervaters Franz Tunder, sowie ein Werk aus der Mühlhäuser Zeit Johann Sebastian Bachs, also Musik, die in direktem Zusammenhang mit den Vokalwerken des Programms stehen, werden auf der Orgel musiziert.

Das Johann Rosenmüller Ensemble wurde 1995 von Arno Paduch in Leipzig gegründet. Seit dem hat das Ensemble zahlreiche Konzerte in ganz Deutschland, etwa beim Rheingau Musikfestival, der Ansbacher Bachwoche, den Händelfestspielen in Halle/Saale, dem Dalheimer Sommer, dem Lausitzer Musiksommer, dem MDR Musiksommer, dem RheinischWestfälischen Musikfest, dem Hohenloher Kultursommer, den Leipziger Bachtagen, den Mitteldeutschen Heinrich-Schütz-Tagen in Bad Köstritz und Weißenfels, den Arolser Barockfestspielen, den Aschaffenburger-Bachtagen sowie in Tschechien, Polen, Österreich und in der Schweiz gegeben. Die CD-Aufnahmen des Johann Rosenmüller Ensembles haben in zahlreichen deutschen und internationalen Fachzeitschriften hervorragende Kritiken erhalten. Im Mittelpunkt der Ensemblearbeit steht die Wiederaufführung unbekannter Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, wobei größter Wert auf authentische Interpretation durch gründliches Quellenstudium und das Spielen auf Kopien von Originalinstrumenten gelegt wird. Namensgeber ist Johann Rosenmüller, bedeutendster deutscher Komponist der Generation zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach, von seinen Zeitgenossen gerühmt als „alpha et omega musicorum“. Arno Paduch studierte Musikwissenschaft in Frankfurt am Main sowie Zink und Historische Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis. Er arbeitet regelmäßig mit den wichtigsten Ensembles für Alte Musik in Deutschland zusammen, konzertiert in Deutschland und dem europäischen Ausland, wirkt bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen mit und hat mittlerweile an über 80 CD-Produktionen teilgenommen. 1992 wurde er zum Dozenten für Zink und Ensemblemusik an die Abteilung für Alte Musik der Musikhochschule in Leipzig berufen. Dort gründete er 1995 das Johann Rosenmüller Ensemble, das mittlerweile den Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit bildet. Neben seiner musikalischen Tätigkeit hat er mehrere Aufsätze zur Musik des 16. und 17. Jahrhunderts veröffentlicht und war als einer der beiden Intendanten maßgeblich an der Realisierung des 43. Internationalen HeinrichSchütz-Festes 2011 beteiligt. Im Frühjahr 2015 wurde ihm die Intendanz des Festivals Dalheimer Sommer im ehemaligen Kloster Dalheim in Lichtenau/Westfalen übertragen und im Oktober 2015 wurde er in den Beirat der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft gewählt.

Lebenslauf Stefan Kagl siehe Konzert am 16.7.2017 Seite….

Der Herforder Münsterchor sucht neue Mitglieder:

Wenn Sie Freude dabei haben, großartige Chormusik mitzugestalten, Zeit für regelmäßiges Proben haben und beim Eintrittsalter nicht älter als 60 Jahre sind, kommen Sie doch einmal bei unseren Proben (nach den Schulferien ab dem 5.9.2016, Zeiten s.u.) vorbei, Sie sind herzlich willkommen! Die Geschichte des Herforder Münsterchors geht bis auf das Jahr 1869 zurück. Seit 1980 ist er zu einem wichtigen Chor in der Musiklandschaft Ostwestfalens geworden. Der Münsterchor singt in den Konzerten und Gottesdiensten des Münsters. Zur Zeit hat er etwa 70 Mitglieder. Im Repertoire des Münsterchores sind zum Beispiel: Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion, Johannespassion, Weihnachtsoratorium, zahlreiche Kantaten und Motetten; Giuseppe Verdi: Requiem; Johannes Brahms: Deutsches Requiem; Edward Elgar: King Olaf, The Kingdom; Felix Mendelssohn Bartholdy: Paulus, Lobgesang; Georg Friedrich Händel, Messias, Dettinger Te Deum; Giacomo Puccini, Messa di Gloria; Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem, Vesperae; Louis Vierne: Messe solennelle; Jean Langlais: Messe solennelle u.v.a.m.. Der Leiter des Chores ist Münsterkantor Stefan Kagl. Weiter Informationen unter: http://www.kirchenmusik-im-herforder-muenster.de/herforder-munsterchor/ Probenzeiten Herforder Münsterchor: Gemeindehaus am Münster Dienstag, 19.45 Uhr Kinderchor am Münster: Gemeindehaus am Münster Mittwoch, 16.00 Uhr 5-8 Jahre Mittwoch, 17.00 Uhr ab 9 Jahre Mittwoch, 18.00 Uhr Jugendchor Die nächsten Veranstaltungen mit dem Herforder Münsterchor: Dienstag, 31. Oktober 2017, 18.00 Uhr Herforder Münster KANTATENGOTTESDIENST zum 500 jährigen Reformationsjubiläum

J. S. Bach: Kantate BWV 79 „Gott, der Herr ist Sonn und Schild“ Herforder Münsterchor; Julia Borchert, Sopran Eike Tiedemann, Alt; Dieter Goffing, Bass Philharmonisches Bachorchester, Leitung: Stefan Kagl Predigt: Superintendent Michael Krause Samstag, 11. November 2017, 17.00 Uhr Herforder Münster 8. HERFORDER CHORFESTTAGE CHORKONZERT zum 500 jährigen Reformationsjubiläum Mendelssohn: Reformationssinfonie; Nicolai: Kirchliche Fest-Ouvertüre über “Ein feste Burg” op. 31; Bruckner: Te Deum Solisten; Herforder Münsterchor – Kantorei Bad Kissingen Thüringen Philharmonie Gotha; Leitung: Stefan Kagl (Vorverkauf ab 9.10.2017) 24.-26.1.2017 Konzertreise nach Bad Kissingen Sonntag, 17. Dezember 2017, 19.00 Uhr Herforder Münster J.S. Bach: WEIHNACHTSORATORIUM Julia Borchert, Sopran; Eike Tiedemann, Alt Mario Tardivo, Tenor, Dieter Goffing, Bass Kinder- und Jugendchor am Herforder Münster Herforder Münsterchor; Philharmonisches Bachorchester Leitung: Stefan Kagl (Vorverkauf ab 13.11.2017) Montag, 25. Dezember 2017, 10.00 Uhr (1. Weihnachtsfeiertag) Herforder Münster KANTATENGOTTESDIENST J.S. Bach: 1. Kantate aus dem Weihnachtsoratorium Dienstag, 26. Dezember 2017, 10.00 Uhr (2. Weihnachtsfeiertag) Herforder Münster KANTATENGOTTESDIENST J.S. Bach: 2. Kantate aus dem Weihnachtsoratorium