32 aktuell Nachrichten aus dem Technologiezentrum Wasser Ausgabe 32, 04/2012

energiewende und gewässerschutz Die in Deutschland ausgerufene Energiewende wird uns nicht nur große Anstrengungen abverlangen, sondern es werden auch noch viele Fragestellungen zu beantworten sein. Eine davon ist der Einklang von neuen Energiequellen mit dem Gewässerschutz. Neben den Konsequenzen der Biomasseproduktion zur Biogasherstellung, welche in dem Beitrag auf Seite 4 thematisiert werden, bedarf es auch einer genaueren Betrachtung der oberflächennahen Erdwärmenutzung. Diese hat in den letzten Jahren stark zugenommen, und so gab es Ende 2010 in Deutschland bereits über 240.000 Geothermieanlagen. Im Sinne des vorbeugenden Grundwasserschutzes sind daher neben dem Potential dieser Energiequelle auch die möglichen Risiken für die Grundwasserqualität und daher für die Trinkwassergewinnung zu bewerten. Erdwärmesonden bestehen aus in den Untergrund eingebrachten mit Wärmeträgern gefüllten Rohrsystemen. Diese Austauschersysteme sind zwar gegenüber der Umwelt geschlossen, ein Austritt der Wärmeträger bei Leckagen kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die genaue Zusammensetzung der aktuell verwendeten Wärmeträgerfluide wird oft als Betriebsgeheimnis behandelt, obwohl sie ein wichtiges Kriterium bei der Zulassung von Anlagen zur Erdwärmenutzung darstellt. Daher besteht aus Sicht des Grundwasserschutzes großer Informationsbedarf, was die Art (chemische Zusammensetzung) und Umweltverträglichkeit (biologische Abbaubarkeit, Ökotoxizität) der verwendeten Wärmeträgerfluide angeht. Im Folgenden sind die wichtigsten Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes aufgeführt, welches vom DVGW und dem badenova Innovationsfonds finanziert wurde. Die Zusammensetzung der Formulierungen

wurde für exemplarisch ausgewählte Wärmeträgerfluide ermittelt. Eine mögliche Grundwasser-Gefährdung kann von dem hohen Organik-Gehalt und persistenten Einzelstoffen wie z. B. den Benzotriazolen ausgehen. Im Rahmen des Projektes wurde deutlich, dass die Geschwindigkeit des biologischen Abbaus stark von den eingesetzten Konzentrationen und der Mikroflora im jeweiligen Versuchsmedium abhängt. In Versuchen mit zunächst unbelastetem Grundwasser konnte nur ein geringfügiger Abbau beobachtet werden, da die Mikroorganismen nicht an hohe organische Frachten angepasst sind. Mit Grundwasser und Sediment von Energienetz einem Altlastenstandort konnte hingegen ein guter Abbaugrad erreicht werden, der aber zu einer entsprechend hohen Sauerstoffzehrung führt. Die detaillierten Ergebnisse werden in Kürze in der TZW-Schriftenreihe "Veröffentlichungen Geothermie aus dem DVGW-Technologiezentrum Wasser" publiziert. Bei der Nutzung der geothermischen Energie müssen demnach auch mögliche Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser umfassend in Wärmeträgerfluide die ökologisch-ökonomische Kosten-NutzenAnalyse sowie in die behördlichen Entscheidungen über die Rahmenbedingungen für eine Zulassung einbezogen werden. Die nachhaltige Grundwasserschutz Trinkwasserversorgung muss immer Vorrang vor der Nutzung des Grundwassers als Energiequelle haben. Zudem sollte im Sinne der Nachhaltigkeit auch bei alternativen Energien vermieden werden, dass wir uns heute die Altlasten von morgen schaffen. Dr. Kathrin R. Schmidt, Dr. Andreas Tiehm, Dr. Josef Klinger

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prüfstelle Wasser

Prüfung von UV-Desinfektionsgeräten In der öffentlichen Wasserversorgung hat die UV-Desinfektion von Trinkwasser in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Voraussetzung hierfür war die Aufnahme der UV-Bestrahlung zur Trinkwasserdesinfektion in die Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 nach Trinkwasserverordnung und die Verfügbarkeit typgeprüfter und DVGW zertifizierter UV-Geräte, bei deren ordnungsgemäßem Einsatz und Betrieb eine sichere Desinfektion des Trinkwassers gewährleistet werden kann. Prüfgrundlage hierzu ist das im Jahr 2006 veröffentlichte DVGW-Arbeitsblatt W 294 „UV-Geräte zur Desinfektion in der Wasserversorgung; Teil 2: Prüfung von Beschaffenheit, Funktion und Desinfektionswirksamkeit“. Im Prüflabor für UV-Geräte im Grundwasserwerk Sankt Augustin-Meindorf (WTV Siegburg) werden bereits seit 1998 Baumusterprüfungen an UV-Desinfektionsgeräten vorgenommen. Die bisherige enge Zusammenarbeit mündete 2011 in dem Abschluss eines langfristigen Kooperationsvertrages, so dass jetzt die Räumlichkeiten des WTV zu Forschungs- und Prüfzwecken von UV-Desinfektionsgeräten durch das TZW genutzt werden können. Die vom TZW durchgeführten Baumusterprüfungen beinhalten einen technischen Prüfungsteil (technische Verifikation von Schnittzeichnungen, Betriebshandbuch, Stücklisten; sowie Prüfung der Strahlerhomogenität und der Gerätesteuerung) sowie eine mikrobiologische Prüfung der Desinfektionswirksamkeit des UV-Gerätes. Hierbei wird die Inaktivierung von Bacillus subtilis Sporen mit bekannter UV-Empfindlichkeit bei

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unterschiedlichen Wasserdurchflüssen, Bestrahlungsstärken und SSK-254 Werten bestimmt (Biodosimetrie). Ein Kennwertepaar, welches Biodosimetrie durch die Mindestbestrahlungsstärke und den maximalen Durchfluss charakterisiert ist, muss dabei mit zwei unterschiedlichen Einstellungen zum Erreichen dieser Mindestbestrahlungsstärke eine reduktionsäquivalente Fluenz (REF) von UV-Sensoren mindestens 400 J/m² erzielen. Diese beiden Testvarianten werden als H-Test (high emission, high absorbance) und L-Test (low emission, low absorbance) bezeichnet. Dem TZW stehen dazu mehrere Prüfstände mit Anschlussnennweiten bis zu DN 800 und Durchflüssen bis zu 3500 m³/h zur Verfügung. Europäische HarmoniNach positivem Abschluss einer Prüfung wird sierung ein Prüfbericht erstellt, der die Grundlage für die Zertifizierung des jeweiligen UV-Geräts nach DVGW-Arbeitsblatt W 294 darstellt. Die Übereinstimmung der in UV-Geräten eingesetzten UV-Sensoren mit den Anforderungen des Regelwerks erfolgt gegenwärtig im Rahmen der UV-Geräteprüfung. Momentan wird ein hierfür spezialisiertes Labor am TZW eingerichtet; dort wird dann auch die Möglichkeit Zur Prüfung installiergegeben sein, Baumusterprüfungen und Kalib- tes UV-Gerät mit 90° rierungen an Referenzradiometern vorzuneh- Rohrbogen im Zulauf men. Erfahrungen aus der Prüf- und Anwendungspraxis fließen in die derzeitige Überarbeitung des DVGW-Arbeitsblattes W 294 ein. In diesem Zuge wird auch an einer Harmonisierung mit der Österreichischen Prüfnorm ÖNORM M 5873 gearbeitet. Dr. Jutta Eggers, Dieter Hoffmann, Dr. Josef Klinger

analytik

Verbundprojekt PRiMaT erfolgreich gestartet Am 30. und 31. Januar 2012 fand am TZW die Auftaktveranstaltung zum Verbundprojekt PRiMaT - Präventives Risikomanagement in der Trinkwasserversorgung statt. Insgesamt 45 Teilnehmer haben an den beiden Tagen die Gelegenheit genutzt, sich kennenzulernen und gegenseitig über die geplanten Forschungsaktivitäten zu informieren. In PRiMaT entwickeln 18 Partner aus den Berei-

chen Wasserversorgung, Aufbereitungstechnologie, Wissenschaft und Verbraucherschutz gemeinsam ein Konzept zur prozessorientierten Risikobetrachtung von Spurenstoffen und Krankheitserregern aus Sicht der Trinkwasserversorgung. Das Projekt basiert auf den drei Themenschwerpunkten Risikoanalyse, Risiko- 45 Teilnehmer der minderung und Risikokommunikation. Auftaktveranstaltung Bei der Risikoanalyse soll eine Beschreibung von Quellen und Ausbreitungsszenarien von Risikoanalyse Spurenstoffen und Krankheitserregern in Wassereinzugsgebieten vorgenommen werden. Daneben werden moderne molekularbiologische Nachweisverfahren für Mikroorganismen entwi02

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ckelt und validiert, Spurenstoffe, Nanopartikel und Krankheitserreger aus Sicht der Trinkwasseraufbereitung charakterisiert, ein Stoffkataster für trinkwasserrelevante Spurenstoffe erstellt sowie Beurteilungsgrundsätze für Monitoringkonzepte erarbeitet. Im Rahmen des Themenschwerpunkts Risikominderung werden sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen untersucht. Durch innovative und energieeffiziente oxidative Verfahren soll beispielsweise bereits im Rohwasser eine Barriere insbesondere gegen polare Wasserinhaltsstoffe entstehen. Die oxidativen Verfahren sollen mit einer stimulierten Bodenpassage kombiniert werden, um mögliche Transformationsprodukte zurückzuhalten. Die Problematik der Bildung von Transformationsprodukten und Metaboliten wird durch chemische Analytik und durch biologische Testverfahren verfolgt. Zudem wird der Einsatz neuartiger adsorptiver und membrantechnischer Verfahren zur selektiven Entfernung von Spurenstoffen untersucht. Die technischen Untersuchungen werden ergänzt durch die Erarbeitung organisatorischer Maßnahmen zur Risikominderung sowie durch betriebswirtschaftliche Betrachtungen in Form einer Kosten-Nutzen-Analyse.

Der Themenschwerpunkt Risikokommunikation befasst sich mit der Entwicklung einer geeigneten Kommunikationsstrategie für Wasserversorger in Bezug auf das mögliche Vorkommen von Spurenstoffen und Krankheitserregern in Roh- und Trinkwässern. Dabei sollen durch die Beteiligung verschiedener Interessengruppen neue, disziplinübergreifende Ansätze entwickelt, implementiert und evaluiert werden. Zusätzlich wird ein Internet-Portal zum Austausch von Informationen zwischen Wasserversorgern und Pädagogen erstellt und eine Konzeption für eine exemplarische Vertiefung des Themas im Schulbereich erarbeitet. PRiMaT wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“ im Rahmen der Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“ gefördert. Die Laufzeit des Projekts beträgt drei Jahre. Die Koordination liegt beim TZW. Weitere Informationen zu den Zielen und Inhalten von PRiMaT sind unter www.primat.tv verfügbar.

Kommunikationsstrategie

BMBF-Förderschwerpunkt

Dipl.-Geoökol. Astrid Thoma, Dr. Frank Sacher

dresden

Desinfektion in der TrinkwasserInstallation Eine prophylaktische Desinfektion von Trinkwasser in Trinkwasser-Installationen ist in Anlagen, die nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik geplant, gebaut und betrieben werden, weder notwendig noch sinnvoll. In Fällen, in denen es zu einer mikrobiellen Kontamination der Trinkwasser-Installation gekommen ist, kann jedoch eine vorübergehende, bis zur technischen Sanierung der Trinkwasser-Installation andauernde Desinfektion des Trinkwassers erforderlich sein. Im Gegensatz zur Durchführung einer Anlagendesinfektion lagen hierfür bisher keine detaillierten Empfehlungen vor. Im Rahmen eines vom DVGW und Firmen geförderten Forschungsvorhabens wurden auf der Grundlage von objektkonkreten Untersuchungen die Möglichkeiten und Grenzen der Desinfektion des Trinkwassers in der Trinkwasser-Installation ermittelt. Festzustellen ist, dass die kontinuierliche Desinfektion bei einer vorhandenen Legionellenkontamination die Sanierung der Trinkwasser-Installation nicht ersetzen kann. Die Dosierung eines chemischen Desinfektionsmittels in der Trinkwasser-Installation für erwärmtes Trinkwasser

ist nur dann sinnvoll, wenn die Wassertemperatur nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht und kurzfristig nicht erhöht werden kann. Dies ist z. B. bei unzureichender Leistung der Trinkwassererwärmungsanlage und bei unzureichender Dämmung der Leitungen der Fall. Wesentliche Voraussetzungen für die Wirkung des Trinkwassererwärmer Desinfektionsmittels sind die Sicherung der Zir- in einer Trinkwasserkulation in allen Steigleitungen und die Aufrecht- Installation erhaltung einer ausreichenden Desinfektionsmittelkonzentration im gesamten System. Bei Ausfall oder einer Störung der Desinfektionsmitteldosierung muss mit einem Wiederanstieg der mikrobiellen Belastung gerechnet werden. Legionellen Bei unsachgemäßem Einsatz von Desinfektionsmitteln können Korrosionsvorgänge an Werkstoffen verstärkt werden und so zum Ausfall von Bauteilen führen. Grundsätzlich dürfen für die Desinfektion des Trinkwassers in der Trinkwasser-Installation nur Desinfektionsverfahren und Desinfektionsmittel- Überwachung verfahren eingesetzt werden, die in der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 TrinkwV 2001 aufgeführt sind. Diese Liste enthält auch Angaben über erforderliche Kontrollen. Bei der Dosierung von > 0,2 mg/L Chlordioxid ist die Konzentration von Chlorit und bei der Dosierung von Chlor die Konzentration von Trihalogenmethanen zu messen. Für die 03

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Desinfektionsnebenprodukte gelten die Anforde- Fall sinnvoll ist. Zum anderen werden wichtige rungen der Trinkwasserverordnung. Hinweise für die Umsetzung und Überwachung Die Ergebnisse des Vorhabens wurden im der Desinfektion gegeben. Band 49 der TZW-Schriftenreihe veröffentlicht. Dr. Burkhard Wricke, Dr. Heike Petzoldt Sie ermöglichen eine Bewertung, ob der Einsatz einer kontinuierlichen Desinfektion im konkreten

Desinfektionsnebenprodukte

grundwasser und boden

Einsatz von industriellen und kommunalen Abfallstoffen für die Biogaseinspeisung Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, bis 2030 10 Mrd. m³ Biogas in deutsche Erdgasnetze einzuspeisen, müssen zusätzliche Potentiale wie z. B. Rest- und Abfallstoffe erschlossen werden. Ziel des DVGW-Vorhabens G1/08/10-B ist es, die Potentiale und die Verwendbarkeit von kommunalen und industriellen Rest- bzw. Abfallstoffen als Substrate für die Biogasgewinnung sowie die besonderen Anforderungen bei der Aufbereitung zu Erdgassubstitut zu erfassen, zu vergleichen und zu bewerten. Dafür sollen die bei der Fermentation anfallenden Gärreste u. a. auf gewässerschützende Verwertungsstrategien hin untersucht werden. Insbesondere in Trinkwasserschutz- und -einzugsgebieten müssen für Gärreste hohe Anforderungen hinsichtlich der Schadstoffgehalte definiert werden. In einem ersten Schritt sollen daher stichprobenartig die Zusammensetzung der entstehenden Gärreste erfasst und bewertet werden. Allgemein ist davon auszugehen, dass einige Rest- und Abfallstoffe aufgrund des Schadstoffgehaltes bei geplanter landwirtschaftlicher Verwertung der Gärreste nicht als Substrat für Biogasanlagen geeignet sind. Es sollten grundsätzlich nur Substrate mit geringem Schad-

stoffgehalt, eindeutiger Herkunft und Zusammensetzung sowie laufender Überwachung der Schadstoffgehalte (z. B. Reststoffe eines lebensmittelverarbeitenden Betriebes) eingesetzt werden, wenn die anfallenden Gärreste in der Landwirtschaft ausgebracht werden sollen. Es sind erweiterte Anforderungen an die Aufbereitung schadstoffbelasteter Gärreste zu stellen, um diese im Sinne der Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft verwerten zu können und nicht entsorgen zu müssen. Erste Ergebnisse von Analysen des Feststoffanteils von Gärresten aus vier abfallvergärenden Biogasanlagen geben bereits Hinweise auf eine SchadstoffuntersuBelastung derartiger Gärreste u.  a. mit Arznei- chungen mit Gärresmittelwirkstoffen, Weichmachern und PAK. Die- ten aus Bioabfall se stichprobenhaften Untersuchungen werden im Frühjahr 2012 wiederholt, um die Ergebnisse Gärreste zu überprüfen. Das TZW arbeitet in diesem Projekt mit der Gastechnologie der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut und dem Institut für Ingenieurbiologie und Biotechnologie des Abwassers (IIBA-KIT) des Karlsruher Instituts für Verwertungsstrategie Technologie, dem DBI-Gastechnologischen Institut gGmbH, Freiberg, dem Gaswärme – Institut e.  V. sowie mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), Karlsruhe, zusammen. Das Projekt hat eine Laufzeit vom 01.06.2011 bis zum 30.11.2012. Dipl.-Geol. Joachim Kiefer, Dipl.-Ing. Thomas Ball

technologie

Herstellung entsäuerungsaktiver Kalkpellets bei der Schnellentcarbonisierung Zur zentralen Teilenthärtung von Trinkwasser wird die Schnellentcarbonisierung seit einigen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. In einem aufwärts durchströmten Reaktor werden nach Zugabe von Kalkmilch bzw. Natronlauge Kalk-

pellets innerhalb einer Wirbelschicht gebildet. Die Pellets werden diskontinuierlich abgezogen und in der Regel auf Deponien entsorgt, in der Landwirtschaft genutzt bzw. zur Futtermittelherstellung verwendet. Bei geeigneter Rohwasserzusammensetzung resultieren hochreine Kalkpellets, deren Einsatz zur Stabilisierung von Wässern im Rahmen der Trinkwasseraufbereitung interessant erscheint, sofern gleichzeitig eine ausreichend hohe Reaktivität gegeben ist. Zur Herstellung entsäuerungsaktiver Kalkpellets wurden Pilotversuche zur Ermittlung geeigneter Betriebsbedingungen an einem halbtechnischen Reaktor erfolgreich durchgeführt. Dabei konnte auch auf die üblicherweise erfor-

Teilenthärtung

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derliche Zugabe von Quarzsand als Kristallisationskeim für die Bildung von Pellets verzichtet werden. Nach dem Ergebnis erster kinetischer Untersuchungen im Labormaßstab sollten die Kalkpellets aus praktischer Sicht zur Entsäuerungsfiltration geeignet sein. Die hohe Reaktionsgeschwindigkeit ist auf die relativ raue und verhältnismäßig große spezifische äußere Oberfläche des Pellets zurückzuführen, wie die beiden rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen zeigen:

Dargestellt ist in der rechten Bildhälfte ein Schnitt, in der linken Bildhälfte eine Draufsicht auf ein diskretes Pellet. Gut zu erkennen ist die schichtförmige Struktur, der die günstigen kinetischen Eigenschaften zugeschrieben werden. Dagegen weisen Pellets aus konventionell betriebenen Schnellreaktoren eine glatte Oberflächenstruktur und folglich ein schlechtes kinetisches Löseverhalten auf. Geplant ist, die an dem Versuchsreaktor gewonnenen Erkenntnisse auf den Betrieb einer Anlage im großtechnischen Maßstab zur Herstellung entsäuerungsaktiver Kalkpellets zu übertragen. Aufgrund der positiven Ergebnisse führt das TZW derzeit zusammen mit einem Wasserversorgungsunternehmen Perkolationsversuche im halbtechnischen Maßstab zur Stabilisierung eines sehr weichen, kohlensäurehaltigen Wassers unter Einsatz hochreiner Kalkpellets durch, um u.  a. eine erste Abschätzung der erforderlichen Bemessungsgrößen bei einer möglichen großtechnischen Realisierung vornehmen zu Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines können.

Entsäuerungsfiltration

Weiterverwendung

Kalkpellets

Dr. Sebastian Hesse, Dr. Günther Baldauf

mikrobiologie

Identifizierung von coliformen Bakterien mit molekularbiologischen Methoden Im Gegensatz zu den mikrobiologischen Parametern E. coli und Enterokokken können coliforme Bakterien nicht als ein eindeutiges Zeichen einer fäkalen Verunreinigung von Wasser gewertet werden, da sie auch außerhalb des Warmblüterdarms vorkommen und vermehrungsfähig sind. Diesem Umstand wird in der geänderten TrinkwV 2001 (seit 01.11.2011 in Kraft) durch Verschieben des Parameters coliforme Bakterien von den mikrobiologischen Parametern (Anlage 1, Teil 1) zu den Indikatorparametern (Anlage 3) Rechnung getragen. Der Grenzwert von 0 coliformen Bakterien pro 100 mL hat aber weiterhin Bestand. Sowohl bei Anwendung der Referenzmethode nach ISO 9308-1 (Lactose TTC-Agar) als auch beim Nachweis mit dem alternativ anwendbaren Colilert®-Verfahren wird ein breites Spektrum coliformer Bakterien-Gattungen erfasst, das neben den „klassischen“ Gattungen Escherichia, Enterobacter, Klebsiella und Citrobacter auch umweltcoliforme Gattungen wie z.  B. Serratia, Buttiauxella oder Rahnella umfasst. Kommt es bei einem Wasserversorger zu einer Grenzwertüberschreitung bei dem Parameter coliforme Bakterien, so kann deshalb für die Bewertung dieser Grenzwertüberschreitung

eine Identifizierung der coliformen Bakterien sehr hilfreich sein. Neben den klassischen Identifizierungsmethoden anhand charakteristischer Stoffwechseleigenschaften können hierfür auch molekularbiologische Verfahren eingesetzt werden. Hierbei wird ein charakteristischer Genabschnitt über die Polymerasenkettenreaktion (PCR) vervielfältigt und anschließend dessen Ansatz der PCR DNA-Sequenz bestimmt. Durch Vergleich der erhaltenen Sequenz mit Sequenzen aus Daten- DNA-Sequenz banken kann die Bakterienart i. d. R. eindeutig identifiziert werden. Eine eindeutige Identifizierung ist dagegen gerade bei den sogenannten „Umweltcoliformen“ häufig durch die biochemischen Identifizierungsmethoden nicht möglich, da diese Systeme vor allem für medizinische Anwendungen entwickelt wurden. In der Abteilung Mikrobiologie des TZW wurde die Methodik der molekularbiologischen Identifizierung von Bakterien etabliert und in Forschungsvorhaben angewandt. So konnte z.  B. die Herkunft coliformer Bakterien in einem indonesischen Uferfiltratbrunnen analysiert werden („source tracking“). Da die Methodik nicht auf Source tracking eine bestimmte Bakteriengruppe beschränkt ist, wird sie derzeit auch im Rahmen eines DVGWForschungsvorhabens zur Identifizierung von Enterokokken angewandt. Auch bei Fragen aus der Wasserversorgung können mit dieser Methodik sinnvolle und ergänzende Antworten erarbeitet werden. Dr. Michael Hügler, Dr. Beate Hambsch

kontakt

Veranstaltungen

TZW DVGW-Technologiezentrum Wasser Karlsruher Straße 84 D-76139 Karlsruhe Tel.: (0721) 9678-0 Fax: (0721) 9678-101 Mail: [email protected] Web: http://www.tzw.de

26.06.2012 / Karlsruhe TZW-Diskussionsreihe: Uferfiltration und Grundwasseranreicherung - Bewährte Verfahren und neue Herausforderungen

Geschäftsleitung Dr. J. Klinger Tel.: (0721) 9678-110 [email protected] Analytik und Stoffbewertung Prof. Dr. H.-J. Brauch Tel.: (0721) 9678-150 [email protected] Technologie und Wirtschaftlichkeit Dr. G. Baldauf Tel.: (0721) 9678-120 [email protected] Mikrobiologie Dr. B. Hambsch Tel.: (0721) 9678-220 [email protected] Grundwasser und Boden Dipl.-Geol. J. Kiefer Tel.: (0721) 9678-200 [email protected] Umweltbiotechnologie und Altlasten Dr. A. Tiehm Tel.: (0721) 9678-137 [email protected] Verwaltung Dipl.-Betriebswirt Th. Maier Tel.: (0721) 9678-140 [email protected] Prüfstelle Wasser und Korrosion Dr. J. Klinger Tel.: (0721) 93163-10 Fax: (0721) 33160 [email protected] Außenstelle Dresden - Verteilungssysteme Wasserwerkstraße 2 D-01326 Dresden Dr. B. Wricke Tel.: (0351) 85211-44 Fax: (0351) 85211-10 [email protected]

Uferfiltration und künstliche Grundwasseranreicherung sind langjährig angewandte und bewährte Verfahren der Trinkwassergewinnung. Aufgrund erhöhter Anforderungen an die hygienische und chemische Wasserqualität und zunehmenden Wasserbedarfs weltweit sind Aufbereitungsanlagen mit einer Bodenpassage gut geeignet, aktuellen und zukünftigen Fragestellungen effizient zu begegnen. Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, den aktuellen Wissensstand und die vorliegenden Praxiserfahrungen zu diskutieren, um die Anwendung dieser Verfahren – auch im Sinne eines know how-Transfers – weiterzuentwickeln. Die Anmeldung sollte bis zum 15. Juni 2012 per E-mail oder Fax erfolgen. Das Anmeldeformular finden Sie auf unserer Homepage: www. tzw.de. E-Mail: [email protected] Fax: 0721 / 9678-103 Tel.: 0721 / 9678-111

Bodenpassage

04.12.2012 / Karlsruhe 17. TZW-Kolloquium Bitte vormerken! Rückblick: AWBR/TZW-Kolloquium 16.03.2012 / Karlsruhe "Nanopartikel und Viren - Bestimmung, Vorkommen und Bewertung" war diesmal das Thema des jährlich am TZW stattfindenden Kolloquiums der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR), das mit rund 70 Teilnehmern aus dem Bereich der Wasserversorgung wieder gut besucht war. In drei Fachvorträgen wurden Aspekte zur Bestimmung, Vorkommen und Verhalten von Nanopartikeln und mögliche Auswirkungen speziell für die Trinkwasserversorgung skizziert. Im zweiten Themenblock wurden Fragestellungen zur Relevanz, Analytik und Bedeutung von Viren bei der Trinkwasseraufbereitung intensiv diskutiert. Das nächste AWBR/TZW-Jahreskolloquium wird im Frühjahr 2013 stattfinden. Die Terminankündigung sowie weitere Informationen zur AWBR finden sich auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein unter www.awbr.org.

Viren

Nanopartikel