Abschlussbericht. Praktikum im Goethe-Institut Toulouse

Abschlussbericht Praktikum im Goethe-Institut Toulouse 1. Wie haben Sie Ihr Auslandspraktikum gefunden? Wer hat Ihnen dabei geholfen? Über einen Kommi...
Author: Florian Beutel
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Abschlussbericht Praktikum im Goethe-Institut Toulouse 1. Wie haben Sie Ihr Auslandspraktikum gefunden? Wer hat Ihnen dabei geholfen? Über einen Kommilitonen habe ich erfahren, dass alle ausländischen Goethe-Institute (GI) die Möglichkeit bieten, Praktika in den Breichen Sprache oder Kultur zu absolvieren. Ich selbst entschied mich, mich für ein dreimonatiges Praktikum in den Kulturabteilungen der GI in Spanien oder Frankreich zu bewerben. Letztlich habe bekam ich einen Platz in Toulouse. Die Anmeldung läuft über eine Internetmaske, zu finden auf der Homepage des jeweiligen Instituts, unter der Rubrik „Über uns“. Da die Institute sehr viele Bewerbungen erhalten, ist es sehr wichtig, sich sehr früh um ein Praktikum zu bemühen. Abgesehen davon gibt es Bewerbungsfristen, die ein halbes Jahr vor Praktikumsbeginn angesetzt sind. Ich habe mich ca. 7 Monate vor Beginn des Praktikums beworben. Hinzu kommt, dass einige Dokumente, wie beispielsweise Empfehlungsschreiben oder Arbeitszeugnisse, beigelegt werden sollten. Gerade Empfehlungsschreiben brauchen ja einige Vorlaufzeit. Den ausländischen Instituten ist es sehr wichtig, dass die BewerberInnen die Sprache des jeweiligen Landes sehr gut beherrschen, da der Kontakt zu Partnern vor Ort sehr häufig, zumindest in Toulouse. Gute Kenntnisse der Fremdsprache sind sowohl in Wort und Schrift (nicht perfekt) Voraussetzung, um sich problemlos in den Arbeitsalltag zu integrieren. Ich empfehle es nicht unbedingt, eine separate Bewerbung an die Institute zu schicken, da die Maske die Arbeit der Bewerbersichtung erleichtern soll und extra dafür eingerichtet wurde.

2. Welche Erwartungen hatten Sie zu Beginn des Praktikums? Ich habe mich im Vorfeld darauf eingestellt, jegliche Art von Arbeit verrichten zu müssen. Mir wurde vorab von der Institutsleiterin und Kulturbeauftragten des GI Toulouse mitgeteilt, dass nicht nur Großprojekte auf mich zukommen werden, sondern dass es ebenso hin und wieder sein kann, dass ich ein paar Kopien machen muss oder Sendungen bei der Post abholen muss. Sie hatte mich also vorgewarnt. Die letztgenannten Tätigkeiten waren allerdings äußerst selten. Des weiteren hatte mir das GI bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass meine Hauptaufgabe in der Organisation und Planung eines dreitägigen Kolloquiums bestehen würde. Aus diesem Grund wusste ich grosso modo, was auf mich zukommt. Weiterhin habe ich mir erhofft, wertvolle Erfahrungen im Bereich der kulturellen Programmarbeit zu machen (Organisation, Ankündigung und Durchführung von Kulturveranstaltungen), sowie mehr über die aktuelle deutsche Kulturszene zu erfahren und darüber, was Frankreich an dieser überhaupt interessiert.

3. Welche wurden erfüllt und welche nicht und warum? Glücklicherweise stellte sich heraus, dass ich sehr viele und interessante Aufgaben durchführen durfte. Ich hatte selten das Gefühl, als Praktikant angesehen zu werden, sondern eher als vollwertiges Mitglied des Teams. Mir wurde Verantwortung übertragen, sowohl für langfristige Projekte, wie die Organisation des dreitägigen politikwissenschaftlichen Kolloquiums, als auch in der täglichen Programmarbeit. Unter

anderem war es mir mehrmals vergönnt, mich selbst aktiv an Veranstaltungen zu beteiligen. So z.B. bei dem Printemps des poètes (Veranstaltung, bei der Gedichte auf einer Bühne vorgetragen werden, durch schauspielerische Einlagen untermalt), den wir mitorganisiert hatten und bei dem ich die Gelegenheit bekam, selbst auf die Bühne zu steigen und Gedichte zu rezitieren. Meine Erwartungen wurden also voll und ganz erfüllt. Ich habe das Gefühl, gelernt zu haben, worauf es bei der Planung und Durchführung einer interkulturellen Kulturveranstaltung ankommt.

4. Wie haben Sie sich auf das Praktikum vorbereitet (Sprachkurse, interkulturelles Training, Einlesen in die Kultur des Gastlandes usw.)? Aufgrund mehrerer Frankreichaufenthalte sowie meines Romanistikstudiums konnte ich bereits Französisch. Zudem habe ich Freunde in Toulouse. Dementsprechend fiel es mir nicht schwer, „anzukommen“. Generell ist es aber m. E. nicht sehr schwer, in Toulouse Kontakte zu knüpfen. Voraussetzung ist ein gewisses Engagement. Ich empfehle den Eintritt in Studentengruppen, die sportliche, kulturelle, etc. Aktivitäten organisieren. Ansonsten rate ich zum Eintritt in Sportvereine, Theatergruppe, Chöre, etc.

5. Mit welchen Aufgaben wurden Sie im Praktikum betraut?

Zu meinen Hauptaufgaben zählte die Planung und Organisation eines im Herbst stattfindenden Kolloquiums zum Thema „Demokratie und Partizipation“. Ziel dieser dreitägigen Veranstaltung wird es sein, sich im Rahmen verschiedener Formate wie Vorträgen, runden Tischen und Workshops, sowie mit Unterstützung der hiesigen Studentenschaft, eingehend mit den in Demokratien existierenden Formen bürgerlicher Partizipation zu beschäftigen. Die politischen Entwicklungen aus dem Jahr 2011, insbesondere die Jasminrevolution, die Protestbewegung in Spanien sowie die Demonstrationen gegen Stuttgart 21 zeugen von dem Grenzen überschreitenden Wunsch der Bevölkerung, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Es wird zu erörtern sein, inwieweit die Geschehnisse Rückschlüsse auf ein neues und dauerhaftes politisches Bewusstsein zulassen oder ob es sich dabei lediglich um ein zeitlich begrenztes Phänomen handelt. Vor diesem Hintergrund werden folglich nicht nur Fragen der politischen Theorie aufzuwerfen, sondern ebenso konkrete Bezüge zu politischen und sozialen Entwicklungen in Deutschland, Frankreich, Spanien und Nordafrika herzustellen sein. Zur Planung und Organisation gehörten: Recherche zum Thema, inhaltliche und formale Strukturierung der Veranstaltung, Recherche hinsichtlich potentieller Referenten aus der universitären Lehre sowie anderen Berufszweigen, Gewinnung von Partnern zur gemeinsamen Finanzierung und Planung, Gewinnung von Studentenverbänden, Einladungen, Erstellung von Präsentationen und Programmskizzen, Übersetzungen für Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern. Des Weiteren gehörte es zu meinen täglichen Aufgaben, bereits geplante Kulturveranstaltungen durchzuführen und mitzubegleiten sowie Kulturveranstaltungen für die kommenden Monate zu konzipieren. Diese waren aus den Bereichen „Wissenschaft und Zeitgeschehen“, Theater, Kunst, Musik, Literatur und Kino. Außerdem war ich Teil einer Arbeitsgruppe, die sich um die Facebookseite des GI kümmerte.

Einige Male war ich am Empfang tätig, um so alle Arbeitsbereiche des GI kennenzulernen.

6. Konnten Sie dabei im Studium oder in bisherigen praktischen Erfahrungen Erlerntes umsetzen? Natürlich profitierte ich von meiner Ausbildung in französischer und auch spanischer Philologie. Vor allem in sprachlicher Hinsicht. Auch im Beriech der kulturellen Programmarbeit waren meine im Studium erworbenen Kenntnisse (vor allem in Literatur) von Vorteil. Dennoch muss ich sagen, dass mir vor allem mein persönliches Interesse für Politik zu Gute kam, da es, wie eben beschrieben, für mich vor allem darum ging, ein politikwissenschaftliches Kolloquium zu organisieren. Zudem profitierte ich von meiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter bei einer Münchner Tageszeitung, da ich sehr viel redaktionelle Arbeiten zu erledigen hatte.

7. Waren Sie ausgelastet? Definitiv. Es gab so gut wie keinen Leerlauf. 8. Wie haben Sie Neues gelernt und was? Ich habe viel dadurch gelernt, dass ich mich mit Dingen auseinander gesetzt habe, mit denen ich mich vorher nicht auseinander gesetzt hatte. Wenn man ein Jazz.Projekt organisieren soll, muss man sich zwangläufig mit dieser Musik, den Musikern un der Szene auseinandersetzten. Auch wenn man nur den Rahmen schafft, ist dies Grundvoraussetzung. Dies war sicherlich einer der größten Vorteile dieses Praktikums. Man hat jeden Tag die Möglichkeit, Neues zu entdecken. Ob das Neue dann gefällt oder nicht, ist eine andere Frage. Ich denke, dass eine der Grundvoraussetzungen für dieses Praktikum Offenheit für alle möglichen Richtungen, Phänomene, Gruppen, Ideen in der Kulturszene ist. Diese Offenheit kann sehr bereichernd sein.

9. Hat Ihnen das Praktikum Spaß gemacht? Es hat mir sehr großen Spaß gemacht. Dies lag nicht nur an den Aufgaben, die mir zugetragen wurden, sondern ebenso an dem überaus freundlichen und bemühten Team des GI Toulouse.

10. Gab es irgendwelche Probleme während des Praktikums und welche? Gehen Sie hier auch auf die länderspezifischen Fettnäpfchen ein, auf die Sie gestoßen sind. Was denken Sie – wie hätten diese vermieden werden können? Ich musste mich an das starke Hierarchiedenken Frankreichs gewöhnen. Dies trat nicht im Institut in Erscheinung, war allerdings bei der Partnergewinnung für das Kolloquium manchmal etwas ermüdend. „Wichtige“ Persönlichkeiten legen Wert darauf, nur von der Institutsleitung kontaktiert zu werden.

11. Wie gestalteten sich die Kontakte zu Kollegen am Arbeitsplatz?

Die Atmosphäre war überaus freundlich. Diese positive Stimmung wirkte sich positiv auf die Arbeit aus, vor allem wenn Kreativität gefordert war. Jeder traute sich, seine Ideen vorzutragen, was insbesondere im Kulturbereich extrem wichtig ist. Da alle Mitarbeiter des GI einen Bezug zu Deutschland haben, tut man sich auch nicht wirklich schwer, warm zu werden. 12. Konnten Sie Kontakte zu anderen Einheimischen aufbauen und wie? Ja. Einerseits durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Veranstaltern. Andererseits durch meine Bekannten aus Toulouse. Ebenso haben einige Kollegen des Goethe-Instituts hin und wieder etwas zusammen unternommen. 13. Haben Sie Tipps für zukünftige Studenten an Ihrem Praktikumsort (z.B. Treffpunkte von Studenten oder studentische Vereine, Treffmöglichkeiten mit anderen Praktikanten/Austauschstudierenden vor Ort, Ausgehtipps, Sportmöglichkeiten, Freizeitmöglichkeiten, kulturelle Tipps, SIM-Karten bestimmter Anbieter, usw.) Kulturelles Angebot: Es gibt einige ausgezeichnete Kinos in Toulouse, die fernab großer Hollywoodproduktionen eine Plattform für Low-Budget-Filme darstellen oder hin und wieder alte Klassiker von Fassbinder, Godard, Antonioni etc. zeigen. Die Kinos heißen: Cinémathèque, Utopia und ABC. Zudem gibt es sehr viele kleine Theater, wie das Théâtre Rond Pont, das Théâtre Sorano oder das T. Canal du Midi. Der Eintritt ist nicht sehr teuer. Der Besuch des großen Théâtre National de Toulouse lohnt sich allerdings auch. Sport: Das beste Schwimmbad ist meiner Meinung nach „Léo Lagrange“. Wer Basketball oder Fußball spielen möchte kann entweder in Unimannschaften eintreten (über Homepage informieren) oder sich neben dem Stade de France Toulouse den Leuten anschließen, die auf den zahlreichen Feldern spielen. Ausgehtipps: Es gibt unendlich viele Bars. Sehr zu empfehlen ist das Ancien Brueghel sowie das Café Communard. Was Diskotheken betrifft, so finde ich das Connexion Café seht nett. Essen: Ein sehr günstiger und guter Lybanese: „Chez nous les Libanais“. Befindet sich in der Nähe von der Place Dorade.

14. Welche Kontakte konnten Sie außerhalb der Arbeit knüpfen? Ich habe durch Sport einige Leute kennengelernt. Außerdem bietet das Goethe-Institut Tandemtreffen an, um Sprachpartner zu finden. 15. Wie haben Sie eine Unterkunft gefunden und wie bewerten sie? Ich konnte bei einer guten französischen Bekannten wohnen und musste deshalb nicht nach Wohnungen suchen. Ich weiß allerdings von Erasmus-Studenten, dass es einige Internetseiten gibt, die recht unkompliziert sein sollen. Einfach mal bei google den Begriff „collocation“ (Wohngemeinschaft) eingeben.

16. Welche Eindrücke haben Sie von Ihrem Gastland (Kultur, Lebensgewohnheiten, Arbeitsbedingungen) gewonnen? Ich war schon immer ein Fan Südfrankreichs. Die Toulousains, die ich kennengelernt habe, sind sehr offen und lebendig. Die Lebensweise in Südfrankreich unterscheidet sich nicht über alle Maßen von der süddeutschen Lebensweise. Es fällt recht leicht, sich anzupassen. Wer akzeptiert, dass eine Viertelstunde Versätung zum guten Ton gehört und sich mit zweistündigen Abendessenszeremonien anfreunden kann, ist gut aufgehoben. Als sehr angenehm empfand ich das studentische und dadurch überhaupt nicht versnobte Ambiente. Toulouse ist voller kreativer Köpfe, die versuchen, ihre Ideen umzusetzen. Es ist sehr wenig materialistisch. 17. Haben Sie sich in der Sprache des Gastlandes verbessern können? Ja, ein wenig. Ich habe im Institut zugegebenermaßen viel Deutsch gesprochen. Da aber die Hälfte meiner Kollegen französische Muttersprachler waren, konnte ich mein Niveau definitiv etwas anheben. 18. Wie hat sich durch das Praktikum Ihre Studienmotivation, Ihr Studienverhalten und/oder Ihre Einstellung zum künftigen Beruf geändert? Ich habe das Praktikum nach Beendigung meines Studiums gemacht. Es hat mir gezeigt, dass mir der Bereich der Kulturmittlung unglaublich viel Freude bereitet. Ich werde weiterhin versuchen, mich in diesem Bereich zu behaupten, auch was meine Berufsvorstellungen angeht. 19. Wäre die Praktikumstelle bereit, auch zukünftig ausländische Praktikantinnen/Praktikanten aufzunehmen? Ja. Informationen bzgl. der Bewerbung wurden oben bereits gegeben.

20. Können Sie diese Stelle anderen Praktikantinnen/Praktikanten empfehlen? Bitte begründen Sie. Ich kann die Stelle weiterempfehlen, da man die Möglichkeit erhält, innerhalb eines freundlichen und motivierten Teams viel Verantwortung zu übernehmen. Ich habe bisher kein Praktikum erlebt, in dem ich derart verantwortungsvolle Aufgaben zugetragen bekam. Das motiviert ungemein. Die drei Monate sind wie im Flug vergangen. Außerdem lernt man täglich etwas neues dazu. 21. Haben Sie Verbesserungsvorschläge für die Organisation durch Student und Arbeitsmarkt? Nein. Ich war zu jeder Zeit sehr gut über die Abläufe informiert. Zudem stand Herr Hoch stets für Rückfragen zur Verfügung. Ohne das Stipendium wäre das Praktikum für mich nicht durchführbar gewesen.