Abschlussbericht: Deutsche Schule in Mexiko Stadt. 1) Erfahrungen im Praktikum

Abschlussbericht: Deutsche Schule in Mexiko Stadt 1) Erfahrungen im Praktikum In der Zeit vom 24.02.2014 bis 08.04.2014 hatte ich das große Glück, ein...
Author: Leander Beltz
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Abschlussbericht: Deutsche Schule in Mexiko Stadt 1) Erfahrungen im Praktikum In der Zeit vom 24.02.2014 bis 08.04.2014 hatte ich das große Glück, ein Praktikum an der deutschen Schule in Mexiko Stadt, absolvieren zu dürfen. Ich hatte weder fachlich noch kulturell/ landeskundlich eine Vorstellung, was mich erwarten würde. Doch die Zeit hatte all meine Erwartungen übertroffen. Der E-Mail Kontakt mit der Sekretärin, im Vorfeld, war unverzüglich. Sie ist immer sehr hilfsbereit gewesen. Die deutsche Schule in Mexiko Stadt ist eine relativ kleine Schule. Die Orientierung in der Schule fällt also nicht schwer. Ich bin sehr überrascht gewesen vom Lehrerkollegium. Alle sind sehr offen, nett und hilfsbereit. Ich bin zum Unterricht eingeladen worden und hatte im Lehrerzimmer sofort einen eigenen Platz und ein eigenes Fach bekommen. Die Lehrer/-innen haben meine Eigeninitiative, Stunden zu planen und zu halten, sehr zu schätzen gewusst. Sie haben mich in meinen Ideen nicht eingeschränkt und haben mich bei Problemen unterstützt. Dadurch, dass die Verträge der Lehrer/-innen meist 2-3 Jahre laufen, sind alle bemüht Neuankömmlinge in ihren Kreis aufzunehmen, und bei schulischen, als auch anderweitigen Problemen zu helfen. Alle haben die Erfahrung, sich in einer fremden Schule und in einem fremden Land wieder zu finden, noch im Gedächtnis. Ich hatte das Glück, dass zwei junge Lehrerinnen mich auch zu privaten Aktivitäten eingeladen hatten. Wir sind in umliegende Städte gefahren oder haben die mexikanische Küche erkundet. Ich bin auch sehr überrascht über die Schüler und Schülerinnen gewesen. Auch diese sind sehr offen, und bemüht die Praktikanten/-innen aufzunehmen. Es störte sie nicht, dass ich mit ihnen im Unterricht saß und sie beobachtete. Sie haben mir ihre Lehrbücher geliehen und mir Auskunft gegeben bei Fragen. Bei meinem Abschied sind sie sehr traurig gewesen und umarmten mich. Meine selbstständig durchgeführten Stunden sind zumeist unproblematisch abgelaufen. Die Schüler und Schülerinnen akzeptieren die Lehrer/-innen. Oft haben sie sich über die Abwechslung zum Unterricht des regulären Lehrers gefreut. Die 8. Klassen mussten während in meiner Praktikumszeit ihre Abschlusspräsentationen, für den Erwerb eines Sprachdiploms, halten. Sie haben dazu eine Powerpoint Präsentation vorbereitet. Mithilfe dieser Präsentation sollten sie etwas über sich erzählen. Die Lehrer/-innen haben sie darauf hingewiesen, dass sie

die Praktikanten/-innen gern um Hilfe und Korrekturen bitten könnten. Viele haben diese Möglichkeit wahrgenommen, und am Ende auch gute Resultate erreicht. Das Praktikum hat meinen Wunsch, Lehrerin zu werden, bekräftigt. Es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist autoritär, aber gleichzeitig auch verständnisvoll zu sein. Nicht immer ist es einfach die Balance zu finden. Außerdem ist mir aufgefallen, dass man die Qualität seiner Stundenplanung am Stimmungsspiegel in der Klasse ablesen kann. Ist es sehr laut und unruhig, sollte man die Planung beim nächsten Mal verändern. Es ist weiterhin sehr bereichernd gewesen, die verschiedenen Lehrercharaktere zu beobachten und das Beste von ihnen zu übernehmen. Die älteren Lehrer/-innen haben viel Wert auf Tafelbilder gelegt und haben oft Frontalunterricht durchgeführt. Das Praktikum hat mir gezeigt, dass es auch sehr guten Frontalunterricht gibt, in welchem die Schüler motiviert dabei sind. Es kommt in diesem Fall vor allem auf die Lehrerpersönlichkeit an. Die jüngeren Lehrer haben teilweise sehr gute Beispiele für eine methodisch vielfältige und gut durchdachte Unterrichtsplanung demonstriert. Eine weitere interessante Erkenntnis für mich war zudem, dass die mexikanischen Schüler/innen ihre Aufgaben immer erledigt haben, aber ihre Ansprüche weitestgehend nur die Standards erfüllt haben. Fast alle haben sich beteiligt und es gab ein befriedigendes bis gutes Ergebnis, aber sehr gute Resultate sind die Seltenheit. Für mich ist dies ein Unterschied zu den Erfahrungen, die ich an Schulen in Deutschland bisher gesammelt habe.

! 2) Das Leben im Gastland Ich hatte im Vorfeld des Praktikums ein Gesuch für eine mexikanische Gastfamilie aufgegeben, welches die Sekretärin an der Schule ausgehangen hatte. Ich hatte etwas Geduld aufbringen müssen, bis die Familien sich meldeten. Dies war nicht mangelndem Interesse geschuldet, sondern der mexikanischen Mentalität. Ungefähr 2 Wochen vor Beginn des Praktikums haben sich sehr viele Gastfamilien vorgestellt und ihre Bereitschaft, mich aufzunehmen, bekundet. Keine der Familien wollte Geld haben. Ich schätze es sehr, dass sie an einem als Person und dem interkulturellen Austausch interessiert sind. Also wenn ihr euch für eine Gastfamilie entscheidet, ruhig bleiben. Sie werden sich melden. Ansonsten kann ich das Hostel direkt am Zocalo, dem Hauptplatz im Herzen Downtowns, sehr empfehlen. Es ist sauber und günstig. In den ersten Tagen vor Ort, wird man auf jeden Fall eine Familie oder einen Lehrer finden, der einen aufnimmt.

Die Familien sind zum Teil bemüht einen Praktikanten aufzunehmen, weil die meisten Schüler in der 9. Klasse einen Austausch machen. Sie verbringen ein Schuljahr an einer Schule in Deutschland. So haben die Familien den ersten Kontakt zu deutschen Einheimischen. Ich kann das Leben in einer Gastfamilie nur empfehlen. Ich hatte eine sehr offene und fürsorgliche Familie, die mich komplett in ihr Familienleben integriert hat. Wir haben beispielsweise Ausflüge nach Acapulco und zu den Pyramiden, außerhalb von Mexiko Stadt, unternommen. Beim Leben in einer Gastfamilie erhält man einen direkten Einblick in das mexikanische Leben und die Kultur. Das Essen in Mexiko war für mich, zu Beginn, etwas gewöhnungsbedürftig, da vieles aus Mais hergestellt wird. Wir Deutschen sind im Gegensatz dazu zumeist Weizen und Kartoffel gewöhnt. Trotzdem hat die mexikanische Küche viel zu bieten, Shrimp Cocktails, Tacos, Tortillas und vieles von dem ich noch nie gehört habe. Es hat mich sehr amüsiert, dass man wirklich ALLES mit Limette und Chili verfeinert. Früchte, Fleisch, Gemüse- nie dürfen diese zwei Zutaten fehlen. Snacks und frische Früchte sind an jeder Ecke bei Straßenhändlern erhältlich, für sehr wenig Geld. Meine Gastmutter hat mir abgeraten, Essen bei Straßenhändlern zu kaufen, aber Durchfalltabletten braucht man so oder so. Ich hatte den Eindruck, dass sich auch die Restaurants mit ihren oftmals offenen Küchen nicht vom Essen der Straße unterscheiden. Außerdem kommt man auf diesem Weg direkt ins Gespräch mit Einheimischen. Die Menschen in Mexiko sind sehr offen und freundlich. In Mexiko Stadt sind besonders Europäer/-innen eine Seltenheit und man wird oft angesprochen, aber immer sehr höflich und nie aufdringlich. Ich hatte einige sehr interessante Unterhaltungen führen können und hatte dabei die Gelegenheit mein Spanisch zu üben. Die Frage der Sicherheit ist zwiespältig. Ich hatte in der ganzen Zeit nie Angst, obwohl ich die öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und Bahn- unglaublich günstig) täglich benutzt habe, zu Tag- und Nachtzeiten. Die Polizei ist oft gegenwärtig. Aber viele Lehrer/-innen sagten mir, dass man schon ein wenig aufpassen müsse, da die Kriminalität zunimmt. War es bis vor einigen Jahren nur ein Bekannter eines Bekannten, ist heute fast jeder schon einmal selbst Opfer eines Überfalls geworden. Mexiko Stadt und auch das Land im Großen und Ganzen sind kein Entwicklungsland. Sie sind sehr orientiert am Nachbarland der USA, was Einkaufszentren, Kinos usw. betrifft.

Mexiko Stadt steht Berlin in nichts nach. Es gibt viele kulturelle Angebote und Plätze. Zahlreiche Museen, historische Stätten und Gratiskonzerte auf dem Zocalo sind nur einige Beispiele. Die Infrastruktur in Mexiko ist leider sehr schlecht. Es gibt unzählige Schlaglöcher in den Straßen und viel Stau. Die Taxis sind sehr zu empfehlen. Sie sind allgegenwärtig. Man hebt lediglich den Arm und schon ist ein Taxi zur Stelle. Die Fahrpreise sind sehr günstig (25 Euro). Es gibt Taxi Stationen, die sicherer sein sollen, weil dort alle Taxis registriert sind und Taxiuhren haben. Aber ich habe auch sehr oft welche von der Straße genommen und hatte keine Probleme. Man muss allerdings immer ZUERST nach dem Preis fragen, sonst bezahlt man als Europäer/-in schnell den doppelten Preis, da es einem immer noch sehr günstig erscheint. Ich hatte im Vorfeld des Praktikums für 3 Semester in der Uni einen fakultativen Spanisch Kurs besucht. Ich reiste also mit rudimentären Spanischkenntnissen an. Dies war aber weniger problematisch als ich gedacht hätte. Viele Mexikaner sprechen sehr gutes Englisch, da z.B. viele Filme im Kino nur auf Englisch gezeigt werden. In den Bussen und Restaurants habe ich allerdings meine Spanischkenntnisse anwenden müssen. Die Menschen sind immer sehr geduldig mit mir gewesen. Mithilfe von zusätzlicher Mimik und Gestik habe ich mein Ziel immer erreichen können. Gerade in Situationen, wenn man nicht genau versteht und ein Risiko eingeht, lernt man am meisten. Am Ende kann ich definitiv einen enormen Lernzuwachs ausmachen. Abschließen möchte ich diesen Bericht mit einem Sprichwort, welches ich in Mexiko oft hörte: „Todo se puede in Mexico.“- In Mexiko ist alles möglich. Dieses Sprichwort ist sehr treffend für die Mentalität und Kultur der Mexikaner. Man kann alles schaffen in Mexiko, wenn man offen, freundlich und selbstbewusst ist. Man hat ein falsches Busticket gekauft - man bekommt ein Neues ohne Diskussion oder Zahlungen. Man möchte reisen und das Land erkunden. Kein Problem- Bustickets werden zu fast jeder Zeit günstig angeboten und die Menschen vor Ort helfen bei Problemen (Hauptbusbahnhöfe: U Bahnhof Observatorio oder Tasqueña). Dies sind nur 2 Beispiele für die unkomplizierte Lebenseinstellung. Ich kann jedem empfehlen ein Praktikum an dieser Schule und in diesem Land zu absolvieren. Die deutschen Medien vermitteln einem oft ein falsches bzw. unvollständiges Bild, welches diesem vielfältigen Land nicht gerecht wird. Land und Leute sind einzigartig. Man hat Wüste, Dschungel und Berge. Die Lebensformen variieren von modernen Metropolen bis hin zu

kleinen Dörfern, mit lediglich einem einfachen Steinhäusschen und

Hängematte. Gerade

historisch/ kulturell hat Mexiko viel zu bieten, mit seiner weit zurück reichenden Geschichte der Azteken und Maya, welche durch die spanische Fremdherrschaft teilweise zerstört und gleichzeitig bereichert wurde. Mexiko ist definitiv eine Reise wert.

Ein typischer Verkaufsstand mit mexikanischen Spezialitäten.

Uxmal: Eine Maya- Stätte im Urwald.

Frische, reife, leckere Mangos.

Tulum: Eine Ausgrabungsstätte am Karibischen Meer.