Abschlussbericht: Praktikum am University College Cork (Irland)

Abschlussbericht: Praktikum am University College Cork (Irland) 20.10.14 - 16.01.15 Im Zeitraum vom 20. Oktober 2014 bis 16. Januar 2015 absolvierte ...
Author: Lena Kruse
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Abschlussbericht: Praktikum am University College Cork (Irland) 20.10.14 - 16.01.15

Im Zeitraum vom 20. Oktober 2014 bis 16. Januar 2015 absolvierte ich ein freiwilliges Praktikum am German Department des University College Cork (UCC) in Irland. Von diesem bin ich reich an Erfahrungen, mit neuen Erkenntnissen aus inspirierenden Gesprächen sowie mit wertvollen Einblicken in die Lehre der deutschen Sprache und Literatur an einer englischsprachigen Hochschule zurückgekehrt. Besonders aufgrund der sorgfältigen Betreuung, des freundlichen Kollegiums und der vielfältigen Tätigkeitsbereiche kann ich das Praktikum am UCC sehr empfehlen.

Motivation und Bewerbung Im Rahmen meines Anglistik- und Germanistikstudiums war es mir ein großes Anliegen, vor dem bevorstehenden Studienabschluss weitere Auslandserfahrungen zu sammeln, um insbesondere Schul- und Hochschuleinrichtungen eines mir bis dato noch unbekannten Landes kennenzulernen und frühzeitig

Abbildung 1: University College Cork

Kontakte ins englischsprachige Ausland aufzubauen. Da mich Irland als Zielland kulturell und sprachlich sehr reizte, schrieb ich mehrere Universitäten im Land an und bewarb mich um eine unbezahlte Praktikumsstelle an den jeweiligen German Departments. Ich nahm mir viel Zeit für meine Bewerbungsunterlagen und fügte Zeugnisse, Referenzen von Dozenten meiner Heimatuniversität sowie eine Übersicht meiner Studienleistungen bei. Wenige Tage nach meiner Bewerbung erhielt ich zwei Zusagen und entschied mich für das University College Cork.

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Vorbereitungen Aufgrund meiner vielen Reisen nach England in der Vergangenheit beschloss ich, ein Praktikum in einem mir noch unbekannten englischsprachigen Land abzuleisten. Ich hatte bereits einen wertvollen landeskundlichen Kurs über Irland an meiner Heimatuniversität besucht, jedoch noch nie die irische Kultur und Sprache vor Ort kennengelernt. Auch ein Proseminar zur zeitgenössischen irischen Dichtung weckte mein Interesse für das Land. Diese Erfahrungen bestärkten mich in meiner Wahl für Irland. Für meinen Aufenthalt erkundigte ich mich vor Praktikumsbeginn über kulturelle Besonderheiten, sprachliche Unterschiede und geschichtliche Hintergründe des Landes. Neben den Kursen zur irischen Literatur und Kultur, die ich bereits an meiner Heimatuniversität besucht hatte, vertiefte ich mein Wissen durch weitere Recherchen und einer einwöchigen „Kennenlernphase” vor Beginn des Praktikums, in der ich die Stadt Cork erforschte, nach einer Unterkunft in einer irischen Familie suchte und den Campus der Universität, meinen neuen Arbeitsplatz, besichtigte. Ich ließ mir dabei Zeit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten und machte positive erste Erfahrungen im Kontakt

mit

den

Einheimischen.

Besonders wichtig für mich war es, eine Familie zu finden, bei der ich mich wohl fühlen konnte. Daher entschied ich mich, Abbildung 2: River Lee, Cork

vor Ort nach einer Unterkunft zu suchen. Dank meiner jahrelangen Tätigkeit als

Tutorin am englischen Institut hatte ich bereits erste Lehrerfahrungen im universitären Kontext gesammelt sowie wichtige Kenntnisse in den Bereichen Unterrichtsvorbereitung und selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten erworben, die ich während meines Praktikums in Cork erweitern und vertiefen wollte. Meine fachlichen sowie pädagogischen Kompetenzen, die ich in meinem Studium und meiner Arbeit als studentische Hilfskraft entwickelt hatte, bildeten dabei die Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Studierenden am UCC German Department.

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Erwartungen Gerade im Rahmen meines Lehramts- und Magisterstudiums der Sprachen Deutsch und Englisch freute ich mich sehr auf den Aufenthalt in Irland, das Erforschen einer Varietät des Englischen sowie auf meine dortigen Tätigkeiten im universitären und schulischen Umfeld. Das Praktikum sollte für mich als künftige Sprachlehrerin und Magisterabsolventin eine wichtige berufsvorbereitende Funktion erfüllen. Aufgrund meiner Fächerkombination und meiner bisherigen Tätigkeiten am deutschen Institut meiner Heimatuniversität faszinierte mich die Lehre des Deutschen außerordentlich stark. Das German Department am UCC ist eine kleine Abteilung und wirbt mit seiner individuellen Betreuung der Studierenden. Als Lehramtsstudentin interessierte mich besonders der Brückenschlag zwischen der Hochschule und den Secondary Schools, der durch die jahrelange Kooperation mit verschiedenen Schulen in Cork und der engen Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Deutschlehrer Irlands (GDI) ermöglicht wird. 2005 organisierte das UCC eine Informationsveranstaltung für Schüler, Lehrer und Eltern, bei der das Studium moderner Sprachen vorgestellt wurde. Damit stellte das German Department eine hervorragende Praktikumsstelle dar, die mir zum einen die fachwissenschaftliche Ausbildung und Vermittlung am UCC näher bringen und mich zum anderen am intensiven Austausch zwischen Universität und Schulpraxis teilhaben lassen würde. Durch den Aufenthalt in Cork erhoffte ich mir, Inspirationen für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den beiden Ausbildungseinrichtungen zu gewinnen, von denen ich ohne Zweifel als zukünftige Gymnasiallehrerin profitieren werden würde.

Aufgabenbereiche Während des dreimonatigen Aufenthaltes in Cork wirkte ich als redaktionelle Hilfskraft bei der Vorbereitung einer Publikation mit. Zur wissenschaftlichen Arbeit zählten dabei vor allem das Korrekturlesen englischsprachiger Aufsätze, das Angleichen der Zitierweise, das Formatieren sowie Literaturrecherchen im Onlinekatalog der Bibliothek und vor Ort. Seit der ersten Praktikumswoche hospitierte ich in verschiedenen Seminaren, Sprachkursen und Vorlesungen und diente als Ansprechpartnerin für Fragen der Studierenden zur LMU München und zum Leben in der bayerischen Landeshauptstadt. 3

Bereits nach der ersten Woche begleitete ich meinen Mentor zu einer Sitzung in die Deutsche Botschaft nach Dublin, wo ein Austausch über ein gemeinsames Programm des Goetheinstituts und der Deutschen Botschaft stattfand. Dabei wurde in einer etwa zehnköpfigen Arbeitsgruppe insbesondere über eine neu ins Leben gerufene Kampagne diskutiert, die sich an Schulen und andere Bildungseinrichtungen richtet, um das Lernen der deutsche Sprache innerhalb Irlands zu fördern. Zudem führte ich Lehrversuche im First Year Literatur-Tutorium sowie in verschiedenen Sprachkursen durch, bereitete den Unterricht selbstständig vor und reflektierte im Anschluss gemeinsam mit meinem Betreuer über die angestrebten und erreichten Unterrichtsziele. Des Weiteren erstellte ich Unterrichtsmaterialien für den Linguistik 1-Kurs. Neben der Hospitation, dem Unterrichten und der Arbeit an der Publikation, die

zu

meinen

Kerntätigkeiten

gehörten, erledigte ich auch spontan kleinere Aufgaben, wie die Vorbereitung einer Book Launch am Department, Literaturrecherchen und das Ausführen von Kopieraufträgen für

Abbildung 3: University College Cork

Kollegen. Ich durfte zudem die Liaison zwischen der Universität und den Secondary Schools kennenlernen und bei deren Pflege und Koordination assistieren. Für eine Schulklasse, die sich bei einem Besuch der Universität über verschiedene Studienprogramme informierte, hielt ich eine Präsentation über das Studium der Sprachen und Literatur und stand den Oberstufenschülern für Fragen zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurde ich eingeladen, eine örtliche Secondary School für einen Tag zu besuchen, um mir ein Bild von der Lehre der deutschen Sprache an einer irischen Schule zu machen. Mit der Deutschlehrerin tauschte ich mich intensiv über das Schulsystem und den Fremdsprachenunterricht aus. Daneben nahm ich regelmäßig an Research Seminars und fächerübergreifenden Veranstaltungen teil, die am Department und an der School of Languages angeboten wurden. Hier konnte ich mein Wissen über germanistische, kontrastive und sprachübergreifende Themen vertiefen. 4

Reflexion Meine Erwartungen, die ich an das Praktikum stellte, wurden durchweg erfüllt. Ich bekam tiefe Einblicke in die Lehre an der Universität, wurde von den Kollegen herzlich in das Team aufgenommen und konnte mich intensiv mit meinem Betreuer über die Arbeit und meine Erfahrungen vor Ort austauschen. In das Unterrichten wurde ich zudem stark eingebunden. Nachdem ich mich bei allen Kollegen einzeln vorgestellt hatte und sehr offen und freundlich begrüßt worden war, verabredete man sich gelegentlich zu einer gemeinsamen Tee- oder Mittagspause. Besonders hilfreich beim Kennenlernen des Teams empfand ich Gespräche mit den Kollegen unmittelbar nach der Hospitation und auf der Weihnachtsfeier, zu der das gesamte Kollegium eingeladen war. So führte ich mit einigen Teamkollegen nette und offene Gespräche über das Promovieren, die Lehre an der Universität, über das Land und das Reisen. An Teambesprechungen nahmen Praktikantinnen und Praktikanten nicht teil, was ich bedauerte, da man an solchen Sitzungen das Kollegium nochmals von einer anderen Seite hätte kennenlernen können und eigene Beobachtungen, Ideen und Lösungsansätze hätte einbringen können. Meine im Studium erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich deutscher Literatur sowie der Didaktik der deutschen Sprache und Literatur konnte ich während des Praktikums gezielt umsetzen. Die eigenständige Unterrichtsplanung, die didaktische Aufbereitung von Unterrichtsversuchen, das Behandeln prosaischer Texte im Literaturtutorium und wöchentliche Feedbackgespräche erweiterten meine didaktischen, pädagogischen und kommunikativen Kompetenzen. Das wissenschaftliche Arbeiten an der Publikation sowie die regelmäßige Hospitation in Seminaren und Sprachkursen ließen mich außerdem neues Wissen über die deutsche Literatur, soziopolitische Themen meines Heimatlandes sowie über die englische und irische Sprache und Kultur erwerben. Während mir die Recherche von geeigneter Sekundärliteratur und die Auseinandersetzung mit Primärliteratur durch mein Studium bereits vertraut waren, betrat ich beim Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache Neuland. Das Praktikum forderte hohe Flexibilität, Kreativität und Anpassungsfähigkeit vonseiten des Praktikanten, um mit kurzfristig angebotenen Unterrichtsversuchen und den alltäglichen Aufgaben umzugehen. Es war zudem wichtig, sich seine Zeit 5

selbstständig und effizient einzuteilen. Die Arbeitstage waren lang und es blieb unter der Woche wenig Zeit für andere Tätigkeiten, aber umso mehr freute man sich auf Ausflüge am Wochenende. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass mir die Zeit am UCC große Freude bereitete und ich viel für mein weiteres Studium und meinen Berufsweg dazugelernt habe.

Länderspezifische Eigenheiten Die Iren sind sehr freundlich und offen. Man spricht sich hier gleich mit dem Vornamen an und hilft einander. Es werden viele Höflichkeitsfloskeln und -gesten verwendet. So entschuldigen sich die Iren gerne, sind aufmerksam und halten einem die Tür auf, sind im Straßenverkehr zuvorkommend und benutzen Ausdrücke, die man in England kaum hören würde. Dass man dem Busfahrer beim Ausstieg dankt, kannte ich bereits aus England und auch dass es nicht ungewöhnlich ist, bei rot über die Fußgängerampel zu gehen. Ich hatte den Eindruck, dass in Irland alles etwas gelassener gesehen wird und die Menschen entspannter sind. Dies sorgte für ein positives Gefühl im Kontakt mit den Einheimischen. Die Vorweihnachtszeit wird auch hier gelebt: die Stadt wird geschmückt, kleine Weihnachtsmärkte finden an den Wochenenden vor Weihnachten statt, und auf dem Campus werden Essens- und Schmuckstände aufgebaut.

Unterkunft in Irland Zunächst begann ich, von Deutschland aus nach einer Unterkunft zu suchen. Mein Praktikumsbetreuer gab mir zwei Internetadressen, die sehr hilfreich für mich waren. Ich suchte nach einem Zimmer für drei Monate in einer Wohngemeinschaft oder einer irischen Familie. Da mir im Accommodation Office, an das ich mich wand, von einer Zusage ohne vorheriger Besichtigung und von einer Anzahlung aus Deutschland abgeraten wurde, entschied ich mich schließlich, erst vor Ort nach einem Zimmer zu suchen. Ich buchte einen etwas früheren Flug, sodass ich eine Woche Zeit hatte, um eine Unterkunft zu finden. Die ersten drei Tage verbrachte ich in einem Hostel, in welchem ich auf sehr liebe Menschen stieß. Hier konnte ich erste Kontakte knüpfen. Gleich nach meiner Ankunft richtete ich mich schließlich erneut an das Accommodation Office, das mir Adressen zur Besichtigung ausdruckte. Ich rief verschiedene Familien an und 6

fragte nach einem Besichtigungstermin. Bereits die zweite Adresse fühlte sich richtig an. Auch wenn sich meine Unterkunft nicht direkt in der Nähe meiner Praktikumsstelle befand und ich einen Fußweg von etwa 35 Minuten hatte, erachtete ich es als wichtiger, eine Familie zu finden, die zu mir passte, auch wenn sie etwas außerhalb des Stadtzentrums wohnte.

Kontakte mit den Einheimischen Durch meine Unterkunft in einer irischen Familie, die neben mir noch eine weitere Studentin aufnahm, konnte ich erste Kontakte zu Einheimischen knüpfen. Neben der Arbeit am Department und der Familie, bei der ich lebte, empfand ich es aber als schwierig, Einheimische näher kennenzulernen. Die Universität bietet sogenannte Social Clubs an, d.h. Vereine wie etwa eine Wander- oder Filmgruppe. Hier wäre die Möglichkeit gegeben, andere Studenten kennenzulernen. Mit der Studentenkarte

Abbildung 4: Cork City

hat man zudem die Möglichkeit, das Sportzentrum Mardyke Sports Arena kostenfrei zu nutzen, in dem verschiedene Sportkurse angeboten werden und ein Schwimmbad und Fitnessbereich zur Verfügung stehen.

Sprachkenntnisse Meine Sprachkenntnisse konnte ich durch den Auslandsaufenthalt stark verbessern. Zum einen trug dazu die irische Familie bei, bei der ich wohnte und durch die ich viel über das Land, seine Geschichte und Kultur lernte. Zum anderen unterhielt ich mich auf eigenem Wunsch mit meinem Betreuer viel auf Englisch. Alle administrativen Aufgaben, wie das Eröffnen eines Bankkontos vor Ort sowie die Beantragung einer PPS-Nummer wurden auf Englisch bewältigt. Des Weiteren unterrichtete ich im Literaturtutorium ausschließlich auf Englisch und arbeitete an einem Sammelband mit, der aus englischsprachigen Aufsätzen zusammengesetzt ist.

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Studienmotivation und -verhalten Das Praktikum im universitären Umfeld absolvieren zu dürfen, weitere Praxiserfahrung im Unterrichten sammeln zu dürfen und sich mit den Kollegen über die Lehre des Deutschen auszutauschen bestärkten mich in meiner Entscheidung, als Deutschlehrerin zu arbeiten und ließen mich zudem bewusst meine Liebe zur Literatur spüren. Auch entwickelten sich während meiner Zeit in Irland Promotionsideen, die ich gegebenenfalls in naher Zukunft umsetzen werde.

Weiterempfehlung Wie mir mitgeteilt wurde, ist die Praktikumsstelle in Cork auch in Zukunft bereit, bei Bedarf Praktikantinnen und Praktikanten am German Department willkommen zu heißen. Abschließend möchte ich betonen, dass ich das Praktikum gerne weiterempfehle, nicht nur weil man in einem außerordentlich netten Kollegium arbeitet und sehr gut betreut wird, sondern auch weil einem als Praktikant Eigenverantwortung, Selbstbestimmung und Gestaltungsfreiraum bleiben. Es gilt somit hervorzuheben, dass die Praktikantin/der Praktikant bereitwillig sein muss, Aufgaben selbstständig durchzuführen und gewissenhaft zu arbeiten sowie seine Zeit selbst einzuteilen weiß. Ich bedanke mich bei meinem Betreuer sowie allen Kolleginnen und Kollegen am UCC Department of German für die freundliche Aufnahme in das Team und eine ausgesprochen bereichernde Zeit in Irland.

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