Abschlussbericht zum Praktikum am Kunsthistorischen Institut in Florenz

Abschlussbericht zum Praktikum am Kunsthistorischen Institut in Florenz 29.08.-31.10.2016 Gleich vorab möchte ich festhalten, dass mir das Praktikum ...
Author: Matilde Geier
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Abschlussbericht zum Praktikum am Kunsthistorischen Institut in Florenz 29.08.-31.10.2016

Gleich vorab möchte ich festhalten, dass mir das Praktikum am Kunsthistorischen Institut sehr gut gefallen hat und ich eine tolle Zeit in Florenz erleben durfte. Meine anfänglichen Bedenken über ein möglicherweise kühles oder strenges Arbeitsklima an einem solch wichtigen Institut haben sich vor Ort sofort aufgelöst. Jedem, der mit dem Gedanken spielt, an diesem wunderbaren Ort ein Praktikum zu absolvieren, kann ich nur wärmstens empfehlen, die Gelegenheit dazu zu ergreifen.

i) Die Vorbereitungen Gegen Ende meines Masterstudiums wurde ich von einem Dozenten gefragt, ob ich an einem Praktikum am Kunsthistorischen Institut (KHI) in Florenz interessiert sei. Natürlich wollte ich mir die Gelegenheit an einer so renommierten Einrichtung praktische Erfahrungen sammeln zu können nicht entgehen lassen. Der Dozent „meldete“ mich vorab an und gleichzeitig sollte ich meine Bewerbung an das KHI schicken. Ich tat dies Mitte Mai und bekam schon bald eine Zusage mit dem Angebot, mein Praktikum bereits Mitte September desselben Jahres zu beginnen. Durch die Empfehlung des Dozenten und seine guten Kontakte zum Institut erwarb ich so kurzfristig und unkompliziert einen Praktikumsplatz. Das Institut bietet Praktika in unterschiedlichen Abteilungen wie der Bibliothek, der Fotothek, der Verwaltung und den beiden Direktionen an. Ich sollte in der Direktionsabteilung von Herrn Professor Alessandro Nova arbeiten. Die Vergütung des Praktikums sollte 300€ pro Monat betragen. Es ist natürlich besser als nichts, aber dennoch reicht es bei weitem nicht aus, um einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren (und auch weiterhin die Miete in Deutschland zu bezahlen). Da auch die Lebenshaltungskosten in Italien höher sind als in Deutschland, musste dringend ein weiterer finanzieller Zuschuss gefunden werden. Durch einen Bekannten erfuhr ich von dem Erasmus+ Stipendium, welches man auch dann in Anspruch nehmen kann, wenn man bereits mit dem Erasmus-Programm im Ausland war, so wie es bei mir der Fall war. Ich kümmerte mich darum etwa einen Monat vor Abreise und nach einem kleinen bürokratischen Aufwand klappte alles reibungslos. Da meine ursprüngliche Praktikumsdauer nur 6 Wochen betrug und das Stipendium allerdings erst ab 8 Wochen Aufenthalt vergeben wird, hielt ich mit dem KHI Rücksprache und eine Verlängerung des Praktikums auf 9 Wochen – von Ende August bis Ende Oktober – wurde mir ermöglicht.

Vor Abreise schloss ich die kombinierte Kranken-, Unfall- und Haftpflicht-Versicherung, die vom DAAD für 32€ monatlich angeboten wird, ab. Der Nachweis dieser Versicherungen ist erforderlich, um das Erasmus+ Stipendium beantragen zu können und falls man nicht alle Versicherungen oder Nachweise zur Hand hat, ist dieses Paket sehr empfehlenswert, da es unkompliziert und schnell abgewickelt wird. Zudem beantragte ich eine kostenlose Kreditkarte bei der DKB, um auch in Italien gebührenfrei Geld abheben zu können. Bei der Zimmersuche hatte ich Glück, da ich von meinem Vorgänger die Telefonnummer seiner damaligen Vermieterin bekommen habe und sie mir ein Zimmer für den gewünschten Zeitraum anbieten konnte. Sie vermietet eine 3-Zimmer-Wohnung in unmittelbarer Nähe zu Santa Croce, die also wirklich sehr gut und zentral gelegen ist, und hat schon des Öfteren Praktikanten und Hilfskräfte des KHI aufgenommen. Das Zimmer kostete 430€ KM, was nicht günstig, aber für diese Lage normal ist. Der Vorteil war, dass ich von hier alles fußläufig erreichen konnte und mir für diese Zeit nicht einmal ein Fahrrad angeschafft habe. Anzumerken sei noch, dass es sich in meinem Fall um ein freiwilliges Praktikum handelte. Von einer Praktikantin, die ein Pflichtpraktikum am KHI absolvierte, erfuhr ich, dass sie ein kostenloses Gästezimmer in Institutsnähe gestellt bekam. Am besten klärt man die Zimmerfrage mit dem KHI vor der Anreise ab. Für andere Mitpraktikanten erwies sich außerdem das Schwarze Brett des Instituts als hilfreich bei der Zimmersuche.

Ich entschied mich für die Anreise mit dem Zug, da dort die Gepäckbestimmungen nicht so streng gehandhabt werden und man mit dem Europa-Spezial-Ticket der DB günstig reisen kann – sogar in der 1. Klasse! Außerdem ist die Strecke München-Florenz auch landschaftlich sehr schön und ich persönlich empfand es als sehr angenehm langsam an meinem Ziel, in einem anderen Land anzukommen.

Leider gab es in der Wohnung kein WLAN, weshalb ich neben der Sim-Karte für mein Handy auch noch einen Internet Stick für meinen Laptop bei Wind gekauft habe. Es gibt unterschiedliche Tarife, Bezahlmöglichkeiten und Sonderaktionen, weshalb man sich lieber vor Ort informieren und beraten lassen sollte. Ich war mit Wind recht zufrieden; andere große Anbieter sind Vodafone und TIM. Der zweite negative Aspekt an meiner Wohnung und den alten Stadthäusern in Florenz generell, ist die schlechte Sanierung. Anfangs war es noch sehr heiß, doch im Oktober gab es ein paar überraschend kalte Tage und Nächte und das Haus kühlte sehr aus. Die Heizungen werden erst Anfang November angestellt. In meiner Wohnung funktionierten die Heizungen generell nicht, sodass man sich über die Wintermonate hinweg auf jeden Fall eine Elektroheizung hätte zulegen müssen. Es kann also selbst in Italien schnell ungemütlich und

kalt werden und gerade wenn der Praktikumszeitraum auf die Wintermonate fällt, sollte man sich über funktionierende Heizungen informieren bzw. darum kümmern.

Vor meiner Abreise fand leider kein Sprachkurs an der LMU oder einer VHS statt (die meisten fingen ab September und später wieder an). Mithilfe von Büchern, CDs und meinen Spanischkenntnissen versuchte ich mir zumindest ein wenig Italienisch vorab selbst beizubringen. Am Kunsthistorischen Institut ist Italienisch nicht zwingend nötig, man kommt auch sehr gut mit Deutsch und Englisch aus, aber aus eigenem Interesse und um im Alltag besser zurecht zu kommen, wollte ich dann vor Ort einen Sprachkurs belegen. In Florenz besuchte ich dann einen Sprachkurs, der mir von einem Doktoranden des KHI empfohlen wurde. Der Kurs fand im Centro Internazionale Studenti Giorgio La Pira statt, ganz in der Nähe des Palazzo Strozzi. Die Kurse finden von Montag bis Donnerstag jeweils 2h statt, dauern 5 Wochen lang und kosten nur 160€, was m.E. ein sehr fairer Preis ist – Lehrbuch und Material werden einem ebenfalls zur Verfügung gestellt. Am Anfang gibt es einen Einstufungstest und man kann zwischen verschiedenen Uhrzeiten wählen. Nach Absprache mit dem KHI schrieb ich mich für einen Kurs morgens von 9-11Uhr ein und fing dann ab 11.30Uhr mit dem Arbeiten an. Wie gesagt, es werden unterschiedliche Uhrzeiten angeboten und seitens des Instituts wird einem viel Flexibilität entgegen gebracht! Ich machte gute Erfahrungen mit diesem Sprachkurs. Man lernt neue Leute kennen, die Gruppengröße ist angenehm und bunt gemischt und auch die LehrerInnen sind sehr nett und authentisch. Im Unterricht sprechen sie tatsächlich fast ausschließlich Italienisch, sodass einem nichts anderes übrig bleibt als die Sprache zu lernen. 

ii) Das KHI Die Arbeit am Kunsthistorischen Institut hat mir große Freude bereitet. Was mir als Erstes und besonders positiv auffiel, war die dort herrschende flache Hierarchie. Sofort wurde mir das „Du“ angeboten und zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl von den Kollegen ungerecht behandelt oder nicht ernst genommen zu werden, obwohl ich „nur“ eine Praktikantin war. Am ersten Tag bekam ich eine ausführliche und gut organisierte Einführung in die zugegebenermaßen zunächst labyrinthartig erscheinende Bibliothek, die Fotothek, die weiteren Abteilungen des Instituts, das Intranet, die Benutzung der Scanner und wichtiger Programme und auch das Organisatorische wurde gleich in der Verwaltung erledigt. Besonders gefreut hat mich die Tatsache, dass man als Praktikant am KHI einen lebenslang gültigen Bibliotheksausweis ausgestellt bekommt! Nach diesem ersten, intensiven Tag bekam ich auch schon nach und nach meine eigentlichen Aufgaben gestellt. Manche von ihnen hatten eine höhere Priorität, andere sollten eher im Hintergrund laufen. Einen recht großen Teil meiner Aufgaben stellte die Recherche,

Digitalisierung und Nachbearbeitung von Literatur dar, welche in das digitale Archiv der Direktion eingepflegt wird. Während meines Praktikumszeitraums fand ein Studienkurs zum Thema Wasser („Wasserformen. Geschichte, Gestalt und Semantik eines Elements“) am Kunsthistorischen Institut statt, zu dem etwa 14 Teilnehmer anreisten. Hierfür sollte ich vorab einen Handapparat mit der wichtigsten Literatur zum Thema Wasser in den verschiedenen Epochen anlegen und den Teilnehmern per Cryptshare Digitalisate zukommen lassen. Zudem sollte ich für die Teilnehmer einen Reader erstellen und binden lassen, der ihre Handouts, Stadtpläne und wichtige Informationen zum Verlauf des Studienkurses beinhaltete. Während des Studienkurses wurde mir auch die Aufgabe übertragen, ein Handout aus hochauflösenden Abbildungen zu einem Intarsientisch von Cristofano Gaffurri zu erstellen, da die Teilnehmer diesen leider nicht in situ besichtigen konnten. Die Mitarbeit an den Vorbereitungen des Studienkurses hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe einen guten Einblick bekommen, wie solch eine Veranstaltung organisiert wird, wieviel Vorlaufzeit manche Dinge brauchen und andere wiederum sehr schnell und spontan erledigt werden müssen und worauf alles zu achten ist. Ferner haben mir besonders die Aufgaben gefallen, welche ich eigenständig bearbeiten durfte. Dies waren vor allem interne Anfragen aus dem Institut, aber auch externe von Privatpersonen, die Informationen zu Literatur oder Objekten benötigten. Eine meiner letzten Aufgaben bestand im Lektorat von Aufsätzen für die Publikation „Vasari als Paradigma. Rezeption, Kritik, Perspektiven“. iii) Das ‚Rahmenprogramm‘ Die Arbeit am Institut war nur halbtags, den Rest sollte man für das Selbststudium nutzen. Da ich zu diesem Zeitpunkt meine Masterarbeit bereits abgegeben hatte, nutzte ich die Zeit und die Bibliothek, um mir Gedanken über eine mögliche Promotion und ein Promotionsthema zu machen. Auch die Gespräche mit den dort beschäftigten Doktoranden erwiesen sich als erhellend. Des Weiteren nutzte ich natürlich meine Zeit um mir die großartige Stadt anzuschauen. Ich besuchte zahlreiche Museen, Kirchen und Palazzi – mit dem vom KHI ausgestelltem

Schreiben,

welches

einen

als

KHI-Praktikantin

und

Studentin

der

Kunstgeschichte auswies, bekam man oft freien oder zumindest reduzierten Eintritt! Außerdem sind am jeweils ersten Sonntag des Monats die staatlichen Museen und Palazzi kostenlos. Aber auch das am Institut angebotene Programm ist sehr vielfältig und interessant. Als Praktikant bekommt man zusammen mit den anderen Praktikanten Einführungen in die verschiedenen Abteilungen, v.a. in die Redaktion der Mittelungen des KHI, die Bibliothek und die Fotothek. Dies war auch eine nette Gelegenheit mit den anderen Praktikanten in Kontakt zu treten, falls man sie nicht vorher schon kannte. Gerne besuchte ich auch das „Labor“ – ein

offenes, informelles Diskussionsforum, das einmal im Monat stattfindet und bei dem vor allem junge Forscher des KHI die Gelegenheit haben, ihre laufenden Projekte vorzustellen. Sehr zu empfehlen sind auch die Abendvorträge, die Ortstermine (man besichtigt gemeinsam als Gruppe Museen oder Ausstellungen. Allerdings muss man schnell sein, um sich in die Liste einzutragen, da meist nur 20 Plätze zur Verfügung stehen) und wer sich für Fotografie interessiert, sollte auch in der Lesegruppe Fotografie vorbeischauen – damit seien nur ein paar Dinge genannt. Am Institut und in Florenz gibt es immer etwas zu tun und zu sehen, und falls eine Veranstaltung oder ein Vortrag in die Arbeitszeit fällt, so wird es einem im Normalfall ermöglicht, diese dennoch zu besuchen.

Kontakte zu knüpfen zu anderen Praktikanten, studentischen Hilfskräften oder Doktoranden war am KHI relativ einfach. Gemeinsame Mittagessen oder Kaffeepausen machten den Alltag noch angenehmer. In der Freizeit traf man sich gerne für gemeinsame Ausflüge – Bus-und Bahnfahren sind in Italien recht günstig und kurze Städtetrips, vor allem innerhalb der Toskana, sind sehr empfehlenswert – zum Abendessen oder Aperitivo. Gerne holten wir uns bei „Un caffè“ (einem Café gleich in der Nähe des Instituts, in dem es auch sehr gute Panini, Salate, caffè und Aperol Sprizz gibt) ein Getränk und saßen dann auf den Stufen der Piazza SS. Annunziata. Manchmal kamen auch andere Mitarbeiter des Instituts vorbei und setzten sich spontan dazu. Insgesamt entstand so eine sehr nette, ungezwungene Atmosphäre und gerade in den warmen Monaten sollte man die Zeit draußen genießen, zumal es in Florenz einige schöne Orte hierfür gibt!

iv) Impressionen

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