Abschlussbericht. Praktikum am Goethe-Institut Chicago vom bis

LMU München Student und Arbeitsmarkt WiSe 09/10 Abschlussbericht Verfasserin: Nina Muris Abschlussbericht Praktikum am Goethe-Institut Chicago vom 01...
Author: Dirk Ackermann
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LMU München Student und Arbeitsmarkt WiSe 09/10 Abschlussbericht Verfasserin: Nina Muris

Abschlussbericht Praktikum am Goethe-Institut Chicago vom 01.09.09 bis 22.12.09

Vorgelegt am: 11.01.10 Bei: Johannes Hoch, Student und Arbeitsmarkt, LMU München

Einleitung und Überblick

Vom 01.09.09 bis zum 22.12.09 habe ich mit der Unterstützung von Student und Arbeitsmarkt ein Auslandspraktikum am Goethe-Institut Chicago absolviert. In diesem Abschlussbericht werde ich nun meine Erfahrungen im Praktikum erläutern. Zunächst werde ich das Goethe-Institut kurz vorstellen und meine Erwartungen an das Praktikum darlegen, danach von meinen Aufgaben im Praktikum und meinen Erfahrung darin als auch außerhalb der Arbeit berichten und zum Schluss ein Resümee über meine Erlebnisse und das Praktikum ziehen.

Das Goethe-Institut Chicago Das Goethe-Institut ist das offizielle Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Seine Aufgaben sind in erster Linie die Förderung der deutschen Sprache im Ausland sowie die Vermittlung eines modernen Deutschlandbildes und die internationale kulturelle Zusammenarbeit.1 Es gibt zurzeit 147 Goethe-Institute in 83 Ländern, darüber hinaus zahlreiche Goethe-Zentren, Kulturgesellschaften, Lesesäle, Prüfungs- und Sprachlehrzentren. Davon befinden sich in den USA sechs Goethe-Institute (Boston, Chicago, Los Angeles, New York City, San Francisco, Washington D.C.) sowie ein Goethe-Zentrum (Atlanta), die jeweils für die sie umgebenden Regionen zuständig sind. Das Goethe-Institut Chicago, das 1978 gegründet wurde2, betreut die Region Mittlerer Westen und damit die Staaten Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, North Dakota, Ohio, South Dakota und Wisconsin. Neben der üblichen Sprach- und Kulturarbeit, d. h. dem Anbieten von Deutschsprachkursen und Lehrerfortbildungen sowie kulturellen Veranstaltungen, hat das Goethe-Institut Chicago außerdem einen Schwerpunkt auf der Übersetzungsförderung für deutsche Literatur.3 Mein Entschluss, ein Praktikum beim Goethe-Institut zu absolvieren, liegt vor allem in dessen Mission und Zielsetzung, also der Förderung der deutschen Sprache und Kultur im Ausland. Durch mein Auslandsstudium an der Wayne State University in Detroit, Michigan, wurde mein Interesse an diesem Gebiet geweckt und nach meinem Hochschulabschluss in Germanistik wollte ich gerne die konkrete Arbeit auf diesem Gebiet an einem entsprechenden

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Vgl. Goethe-Institut Chicago, „Aufgaben und Ziele“ (2010), http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/deindex.htm (10.01.10). 2 Vgl. Goethe-Institut Chicago „25-jähriges Jubiläum“ (2010), http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/jub/deindex.htm (10.01.10). 3 Vgl. Goethe-Institut Chicago, „Aufgaben und Ziele“ (2010), http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/deindex.htm (10.01.10).

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Kulturinstitut kennen lernen. Da das Goethe-Institut die größte und renommierteste Institution dieser Art ist, fiel meine Wahl schnell auf diese Einrichtung, und da ich bereits ein Jahr in den USA verbracht sowie im Nebenfach Amerikanische Kulturgeschichte studiert hatte, war diese Region erneut mein Wunschziel. Für eine Bewerbung beim Institut in Chicago habe ich mich aus ideellen sowie pragmatischen Gründen entschieden: Als Literaturwissenschaftlerin interessierte mich der Aspekt der Übersetzungsförderung am dortigen Institut sehr, die Region des Mittleren Westens war mir aus meiner Studienzeit in Detroit bereits vertraut und die angegebene zeitliche Möglichkeit für ein Praktikum, das zum Zeitpunkt meiner Bewerbung (Februar 2009) auf der Internetseite angegeben wurde4, war für mich nach meinem Hochschulabschluss im Juli desselben Jahres ideal. Meine Erwartungen an das Praktikum waren dementsprechend sehr vielfältig. Grundsätzlich wollte ich die Arbeit an einem Kulturinstitut kennen lernen und dabei konkret den Bereich der Literatur- und Übersetzungsförderung. Außerdem interessierte mich auch der Bereich der Spracharbeit sehr, v. a. da ich einen Fernstudienkurs des Goethe-Instituts zum Erlernen der Methodik des DaF-Unterrichts begonnen hatte und mich mit den Aufgaben und der täglichen Routine eines Deutschlehrers vertraut machen wollte. Darüber hinaus hoffte ich auch, durch die kulturellen Veranstaltungen die konkrete der Vermittlung eines modernen Deutschlandbildes in Amerika mitzuerleben.

Das Praktikum: Aufgaben, Tätigkeiten, Verlauf Ein Goethe-Institut hat grundsätzlich vier Bereiche, von denen drei auf den Publikumsverkehr ausgerichtet sind. Diese sind eine Sprachabteilung, eine Programmabteilung und eine Bibliothek, darüber hinaus gibt es schließlich noch die Verwaltung. In vielen GoetheInstituten sind Praktika auf einen der Bereiche beschränkt, doch beim Goethe-Institut Chicago umfasst ein Praktikum sowohl den Sprach- als auch den Programmbereich und zu einem gewissen Grad die Verwaltung. Statt einer Bibliothek gibt es in Chicago außerdem nur einen Lesesaal, für dessen Pflege die Praktikanten ebenfalls verantwortlich sind. Wegen der Verschiedenartigkeit der Tätigkeiten werde ich den Bericht nachfolgend nach den Aufgaben in den jeweiligen Abteilungen gliedern.

Die Aufgaben in der Sprachabteilung Die Aufgaben in der Sprachabteilung sind grundsätzlich die vielfältigsten, da sie sich stark nach anstehenden Projekten oder Terminen richten. Hier stand zu Beginn meines Praktikums 4

Vgl. grds. Goethe-Institut Chicago „Praktikum“ (2010) http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/prk/fst/deindex.htm (10.01.10).

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zunächst die Einschreibung in die Sprachkurse des Herbstsemesters an. Hier waren meine Aufgaben vor allem, eingehende Anmeldungen weiterzuleiten bzw. grundsätzliche Fragen zu den neuen Deutschkursen zu beantworten sowie die standardisierten Einstufungstests neuer Studenten zu korrigieren und die Ergebnisse an die Sprachabteilungsassistentin weiterzuleiten, die die Studenten in die entsprechenden Niveaustufen einteilte. Kurz darauf fand ein Seminar für German Teaching Assistants von Universitäten des Mittleren Westens im Goethe-Institut Chicago statt, für dessen Organisation ich zu einem großen Teil verantwortlich war. Es war meine Aufgabe, die eingehenden Anmeldungen aufzunehmen und zu kategorisieren, die Leiterin der Sprachabteilung bei der Auswahl der Teilnehmer zu unterstützen, die Korrespondenz mit den Teilnehmern durchzuführen und die Rahmenplanung des Seminarwochenendes sowie die Organisation des Caterings und die Vorbereitung der benötigten Unterlagen zu übernehmen. Am Seminarwochenende war ich darüber hinaus vor allem für die Buffetvorbereitungen der unterschiedlichen Mahlzeiten zuständig sowie für anfallende technische oder organisatorische Unterstützung. Bald darauf fand eine Fremdsprachenkonferenz in Lansing, Michigan, statt, zu der ich zusammen mit einer anderen Praktikantin die Expertin für Unterricht am Goethe-Institut Chicago begleitete. Auf dieser sowie auf einer späteren Konferenz in Appleton, Wisconsin, zu der ich die Sprachabteilung ebenfalls begleitete, hatte das Goethe-Institut einen Stand in der Ausstellungshalle, an dem ich hauptsächlich Fragen von Deutschlehrern aus der Region zum Goethe-Institut beantwortete, Auskunft über Themen und Projekte gab, Unterrichtsmaterialien verteilte und über die Möglichkeiten des Networkings im Mittleren Westen informierte. Außerdem unterstütze ich die Expertin für Unterricht bei der Durchführung eines Lehrerworkshops zum Thema „20 Jahre Mauerfall“. Eben dieser Workshop fand kurz darauf außerdem auf einer weiteren Fremdsprachenkonferenz in Lake Ozark, Missouri, statt, auf die ich die Expertin für Unterricht wiederum begleitete und vorbereitende sowie technische Unterstützung bei der Durchführung des Seminars leistete. Parallel zu den Konferenzen fand außerdem noch das Projekt „Internationale Deutscholympiade 2010“ statt, in dessen Organisation ich ebenfalls stark eingebunden war. Es handelt sich dabei um einen internationalen Deutschwettbewerb für High School Schüler, der von jeweils einem Goethe-Institut in einem Land zentral durchgeführt wird und in dessen Endrunde die Sieger der teilnehmenden Länder nach Deutschland fliegen und gegen die Schüler aus den anderen Ländern antreten können. Das Goethe-Institut Chicago war hierbei für die nationale Vor- und Endrunde der USA zuständig. Nachdem im Vorfeld von der Expertin für Unterricht Aufgaben entworfen und landesweit an Lehrer verschickt worden waren, die ihre Schüler angemeldet hatten, war ich anschließend 4

zusammen mit einer anderen Praktikantin für die administrative Organisation der Einsendungen zuständig. Ich übernahm außerdem die erste Korrektur der eingesendeten Aufgaben und unterstützte die Sprachabteilung in der Auswahl der Teilnehmer für die nationale Endrunde, die im Goethe-Institut Chicago stattfand. Weiterhin wurde uns die Planung und Organisation des Ablaufs der nationalen Endrunde aufgetragen, was Korrespondenz mit den Teilnehmern und Lehrern, Planung des Abendprogramms, Planung des Ablaufs des Testtags sowie Vorbereitung der Testunterlagen beinhaltete. Bei der Durchführung der nationalen Endrunde war ich schließlich ebenfalls die ganze Zeit eingebunden, von der Begrüßung der Teilnehmer über die verschiedenen Punkte des Abendprogramms sowie der Durchführung des Testtags und der Siegerehrung. Das letzte größere Projekt, das in der Schlussphase meines Praktikums zu meinen Hauptaufgaben zählte, war die eigenverantwortliche Durchführung von Klassenbesuchen von Deutschklassen aus High Schools der näheren und weiteren Umgebung beim Goethe-Institut Chicago. Hierzu habe ich zusammen mit der anderen Praktikantin nach einem Leitfaden, den die Expertin für Unterricht uns vorgelegt hatte, eine Didaktisierung zu einer Ausstellung mit dem Thema „Von der friedlichen Revolution zur Deutschen Einheit“ ausgearbeitet, die das Kernthema der Klassenbesuche darstellte. Nach einer kurzen Einführung zum Thema Mauerfall haben wir den Schulklassen Aufgaben zu diesem Thema gegeben, die sie anhand der Ausstellung lösen konnten, was ihre sprachlichen als auch landeskundlichen Fähigkeiten schulen sollte. Alternativ haben wir außerdem ein Programm zu Weihnachtstraditionen in Deutschland ausgearbeitet, bei dem die Schüler in einem Quiz ihr Wissen über dieses Thema testen konnten. Neben den verschiedenen Projekten habe ich außerdem Sprachkurse, die am GoetheInstitut stattfinden, hospitiert und in Zusammenarbeit der anderen Praktikantin einen freiwilligen Konversationskurs für die fortgeschritteneren Kursteilnehmer durchgeführt, dessen Planung vollständig uns überlassen wurde, so dass wir eigenständig wöchentlich ein aktuelles Thema sprachdidaktisch und inhaltlich vorbereitet haben.

Die Aufgaben in der Programmabteilung und der Verwaltung Während die Aufgaben in der Sprachabteilung stark projektorientiert waren, können die Aufgaben in der Programmabteilung einheitlicher dargestellt werden. Eine Haupttätigkeit für mich war es regelmäßig Veranstaltungsankündigungen für die Internetseite des GoetheInstituts vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Außerdem war ich bei ca. der Hälfte der hauseigenen Veranstaltungen anwesend und leistete Unterstützung bei deren Vorbereitung (z. B. Vorbereitung des Veranstaltungssaals für die erwartete Besucherzahl oder des Buffets) als 5

auch bei deren Durchführung, etwa durch Assistieren bei Diskussionsrunden oder dem Bücherverkauf nach einer Lesung. Darüber hinaus nahm ich an einigen offiziellen Treffen lokaler Kulturinstitutionen und –vereinigungen teil, durch die ich einen Einblick in die Projekte und Zusammenarbeit der verschiedenen kulturellen Einrichtungen gewinnen konnte. Schließlich waren während der gesamten Praktikumszeit Verwaltungstätigkeiten ebenfalls ein wichtiger Teil meiner Aufgaben. Hauptsächlich umfasste dies Empfangstätigkeiten sowie das Beantworten des Telefons, die Pflege des Lesesaals und der Auslagen im Empfangsbereich sowie allgemeine Büroarbeiten. Es fanden außerdem monatliche Mitarbeiterversammlungen statt, durch die die regelmäßige Informiertheit aller Arbeitskollegen über alle wichtigen Vorgänge und Projekte gewährleistet wurde und an denen ich daher ebenso teilnahm.

Eine Beurteilung der Arbeit im Praktikum Für all die verschiedenen Aufgaben war mir sowohl mein Studienwissen als auch anderweitig Erlerntes eine große Hilfe. Meine Kenntnisse in Germanistik, Geschichte und Amerikanistik stellten einen optimalen Hintergrund für die Erstellung des Lehrmaterials für die Klassenbesuche als auch für die Vorbereitung der Konversationsstunden dar. Durch frühere Aushilfstätigkeiten am Empfang war mir diese Art der Arbeit bereits vertraut und stellte in anglophoner Umgebung daher keine große Herausforderung dar. Darüber hinaus konnte ich aber auch viel Neues lernen. Durch die Planung und Vorbereitung zahlreicher Projekte habe ich einen guten Einblick in Projektarbeit sowie deren Herausforderungen und potentielle Problematiken bekommen. Die Teilnahme an drei Fremdsprachenkonferenzen sowie die Mithilfe bei der Durchführung von Workshops hat mir außerdem einen sehr guten Eindruck von der Arbeit und den Aufgaben eines Sprachinstituts im Ausland gegeben. Durch zahlreiche Hospitationen habe ich darüber hinaus Lehrerfahrung in der Erwachsenenbildung sammeln können, die ich im Konversationskurs außerdem gleich anwenden konnte. Nicht zuletzt habe ich durch die Teilnahme an Treffen von kulturellen Institutionen einen Einblick in die Planungsprobleme und Zusammenarbeit von Kulturinstitutionen bekommen. Während ich am Anfang mit den mir aufgetragenen Aufgaben (v. a. Verwaltungstätigkeiten und Übersetzungen) noch nicht ausgelastet war, hat sich der Grad der Auslastung im Laufe der Praktikumszeit bald erhöht, so dass ich stets für mindestens ein größeres Projekt zuständig war und nebenbei auch die alltäglich anfallenden Aufgaben zu erledigen hatte. Der Kontakt zu den Arbeitskollegen (zehn Festangestellte Mitarbeiter des Goethe-Instituts, eine weitere Praktikantin) war dabei stets sehr gut. Von den jeweiligen Bereichsleitern habe ich in den ersten Wochen meines Praktikums eine erläuternde Einführung bekommen, die Kollegen 6

standen stets für Fragen zur Verfügung und selbstständiges Arbeiten und Eigeninitiative wurden begrüßt und gefördert. Während meiner gesamten Praktikumszeit gab es daher weder zwischenmenschliche noch ernste fachliche Probleme. Deshalb sowie wegen der Vielfältigkeit der Aufgaben, der Dienstreisen und der Möglichkeit der großen Eigenverantwortung im Rahmen eines Projektes hat mir das Praktikum insgesamt sehr viel Spaß gemacht.

Außerhalb des Praktikums: Das Leben in einer fremden Stadt Eines der Hauptprobleme, dem man sich noch vor Beginn des Praktikums zu stellen hat, ist eine geeignete Unterkunft zu finden. Da das Goethe-Institut Chicago selbst weder Unterkünfte organisiert noch aktiv bei der Suche nach diesen hilft, ist es gängige Praxis den Kontakt zwischen aktuellen und zukünftigen Praktikant/innen herzustellen. Auf diese Weise habe ich meine Wohnmöglichkeit in Chicago gefunden, da ich die WG-Zimmer meiner Vorgängerpraktikantin übernehmen konnte und so zugleich eine Sicherheit über die Qualität der Unterkunft als auch der Wohngegend hatte. Weil in Chicago einerseits die Kriminalität in vielen Nachbarschaften und andererseits die hohen Mietpreise in den sicheren Gegenden die Suche nach einer finanzierbaren Wohnmöglichkeit erschweren, war ich mit meiner Unterkunft sehr zufrieden. Meine Vermieterin war zugleich meine Mitbewohnerin, von der ich zwei Zimmer und ein Bad in ihrer großzügigen Wohnung gemietet hatte und dafür einen relativ günstigen Preis von $575 bezahlt habe. Der einzige Nachteil war die relativ große Entfernung von der Stadtmitte (ca. 45 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln), der sich jedoch wegen der Nähe der Bahnstation (ca. 2 Minuten zu Fuß) in Grenzen hielt. Neben den Mitarbeitern im Goethe-Institut war meine Mitbewohnerin für mich einer der Hauptkontakte zu Einheimischen, von denen ich außerhalb des Instituts – bedingt durch die Arbeit in einer deutschen Einrichtung – privat nur relativ wenige kennen gelernt habe. Durch die Zusammenarbeit bzw. bestehende Kontakte zu anderen deutschen Einrichtungen, z. B. dem Deutschen Konsulat, der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer oder dem Schweizer Konsulat, habe ich aber die Möglichkeit gehabt, Kontakte v. a. zu anderen Praktikant/innen aus diesen Institutionen zu knüpfen. Gefördert wird ein Kennen lernen außerdem durch einen regelmäßig stattfindenden Stammtisch in einem deutschen Restaurant in Downtown Chicago, zu dem jeder mit und ohne einen Bezug zu Deutschland willkommen ist. Da ich bereits ein Studienjahr in den USA verbracht hatte war die Auslandserfahrung in Chicago für mich nicht so stark prägend wie sie es beim ersten Mal gewesen war. Mein Gastland, das ich glaubte bereits relativ gut zu kennen, hat sich mir jedoch zum Teil von 7

anderen Seiten gezeigt und mich noch einmal Neues lernen lassen. So war die Erfahrung, in einer so großen Stadt wie Chicago (Schätzung von 2006 für die Stadt Chicago ca. 2,83 Millionen Menschen5 und von 2009 für die Chicago Metropolitan Area ca. 9,6 Millionen Menschen6) zu leben und zu arbeiten eine ganz andere als im sehr viel kleineren Detroit zu studieren. Die viel beschworene amerikanische Multikulturalität ist hier sehr ausgeprägt und kommt noch in zahlreichen ethnischen Nachbarschaften zum Ausdruck. Chicago ist außerdem eine Stadt mit vielen kulturellen Attraktionen, Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten sowie einer prägenden Geschichte, so dass ein Aufenthalt dort mit Sicherheit interessant und abwechslungsreich gestaltet werden kann. Bemerkenswert fand ich das große Interesse an deutscher Kultur, das ich bei einigen Amerikanern durch die Arbeit beim Goethe-Institut kennen gelernt habe, sowie die überraschenden Gründe, aus denen manche von ihnen Deutsch lernen. Insgesamt habe ich mich im Gastland freundlich aufgenommen gefühlt. Meine Englischen Sprachkenntnisse haben sich hingegen vor allem im Umgang mit alltäglichen Bürosituationen verbessert sowie im passiven Sprachgebrauch.

Resümee und Schluss

Nach dem Bericht über meine Aufgaben und Erlebnisse im Praktikum blicke ich an dieser Stelle zurück auf meine Erwartungen vor dessen Beginn. Ich habe die Arbeit an einem Kulturinstitut kennen gelernt und kann mir unter den Aufgaben und Tätigkeiten weit mehr vorstellen als zuvor. Mit dem Bereich der Literatur- und Übersetzungsförderung bin ich hingegen kaum in Berührung gekommen, da ich bereits zu Beginn meines Praktikums festgestellt habe, dass dieser Bereich zum einen sehr klein ist und eine Einarbeitung sich zum anderen wegen der Langfristigkeit der Projekte als auch aus pragmatischen Gründen schwierig gestaltet. Die Spracharbeit habe ich hingegen sehr gut kennen gelernt und hier wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich habe nicht nur die Gelegenheit gehabt, viele Deutschkurse zu hospitieren und verschiedene Lehrstrategien sowie Tipps von Deutschlehrern zu bekommen, sondern habe darüber hinaus Einblicke in Fortbildungsprogramme, Fremdsprachenkonferenzen und unterschiedliche Projekte zur Werbung für Deutsch als Fremdsprache bekommen und damit viel mehr über Spracharbeit im allgemeinen gelernt als ich erwartet habe. Durch diese Projekte sowie durch die kulturellen

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Vgl. US Census Bureau, „State & County QuickFacts“ (17.11.2009), http://quickfacts.census.gov/qfd/states/17/1714000.html (10.01.10). 6 Vgl. Associated Press: „Chicago-area population nears 10 million“ (18.03.2009), http://www.chicagobreakingnews.com/2009/03/chicago-population-census.html (10.01.10).

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Veranstaltungen im Goethe-Institut habe ich insgesamt einen facettenreichen Einblick in die Wege und Wirkungsweisen der Vermittlung von Sprache sowie eines modernen Deutschlandbildes in Amerika bekommen, das meine Vorstellungen über die Arbeit an einem Sprach- und Kulturinstitut sowie meine beruflichen Ziele in dieser Hinsicht stark beeinflusst haben. Während es zuvor mein Ziel war, „nur“ eine Ausbildung zur DaF-Lehrerin zu machen, interessiert mich nun ein viel breites Spektrum an Sprach- und Kulturarbeit, so dass ich mir viele Berufsziele auf diesem Gebiet vorstellen kann. Außerdem hat sich aber auch meine Vorstellung von DaF-Unterricht in Bezug auf meinen Fernstudienkurs konkretisiert und ich sehe das bereits Erlernte nun in einem praktischen Kontext, wohingegen es für mich zuvor reine Theorie war. Da das Goethe-Institut Chicago meines Wissens nach auch in Zukunft Praktikanten nehmen wird, kann ich ein Praktikum dort sehr empfehlen, v. a. wenn ein Interessent gern Einblicke in alle Aufgabenbereiche eines Sprach- und Kulturinstituts bekommen möchte. Durch die Vielfältigkeit der Aufgaben ist ein solcher Einblick sichergestellt, die Möglichkeit des eigeninitiativen und selbstständigen Arbeitens erlaubt eine Selbsteinschätzung der persönlichen Neigungen und Fähigkeiten in diesen Bereichen und darüber hinaus ist die Arbeitsatmosphäre ausgesprochen gut. Bei Interesse sollte eine Bewerbung ca. 6 Monate vor geplantem Praktikumsbeginn abgeschickt werden, um eine problemlose Vorbereitung v. a. des Visums und der Wohnungssuche zu erlauben (bei anderen Goethe-Instituten in den USA sind die Fristen z. T. sehr viel länger). Die Unterstützung und pragmatische Vorgehensweise von Student und Arbeitsmarkt beurteile ich als sehr gut und sehr hilfreich, allein der Nachweis über bestimmte Versicherungen könnte im Fall eines Praktikums in den USA (das immer über die amerikanische Organisation CIEE angemeldet werden muss und über die jede/r Praktikant/in ein Standardversicherungspaket bekommt) vereinfacht oder angepasst werden. Ansonsten war die Unterstützung von Student und Arbeitsmarkt für mich eine sehr große Hilfe und das Praktikum beim Goethe-Institut Chicago für mich eine sehr spannende und außergewöhnliche Erfahrung.

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Quellennachweis

Associated Press: „Chicago-area population nears 10 million“ (18.03.2009), http://www.chicagobreakingnews.com/2009/03/chicago-population-census.html (10.01.10) Goethe-Institut Chicago „25-jähriges Jubiläum“ (2010), http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/jub/deindex.htm (10.01.10) Goethe-Institut Chicago, „Aufgaben und Ziele“ (2010), http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/deindex.htm (10.01.10) Goethe-Institut Chicago „Praktikum“ (2010) http://www.goethe.de/ins/us/chi/uun/prk/fst/deindex.htm (10.01.10) US Census Bureau, „State & County QuickFacts“ (17.11.2009), http://quickfacts.census.gov/qfd/states/17/1714000.html (10.01.10)

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