SOS-Kinderdorf in

Tunesien Afrika

Alexander Gabriel

Alexander Gabriel

1 SOS-Kinderdorf – weltweit

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Bild oben links Kinder im SOS-Kinderdorf Maharès Bild oben rechts Rund 45.000 Kinder, Jugendliche und Familien werden in 119 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in 36 Ländern betreut Bild unten links Hermann Gmeiner, Gründervater der SOS-Kinderdorf-Idee

Seit mehr als 60 Jahren macht sich SOS-Kinderdorf für benachteiligte Kinder und Familien stark. Nach den SOS-Kinderdörfern sind weltweit noch viele weitere SOS-Angebote entstanden: SOS-Kinderdörfer (inkl. angeschlossene Jugendeinrichtungen und Kindergärten) SOS-Hermann-GmeinerSchulen SOS-medizinische Zentren SOS-Sozialzentren SOS-Familienstärkungsprogramme SOS-Berufsbildungszentren

SOS-Kinderdorf-Angebote im Ausland Der SOS-Kinderdorf e.V. finanziert im Jahr 2014 119 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in 36 Ländern, in denen insgesamt rund 119.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut und beraten werden. (Stand: 01.01.2014) Die Hilfe aus Deutschland ist insbesondere für die ärmeren Länder der Erde unerlässlich, um den Unterhalt der SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in den Ländern, wo das Spendenaufkommen viel niedriger ist als in Deutschland, zu ermöglichen.

2 Tunesien (Afrika) Zahlen im Vergleich (Statistisches Bundesamt, 2011 / 2012) Tunesien

Deutschland

Einwohner

10,778 Mio.

81,798 Mio.

BIP pro Kopf

4.232 USD

41.513 USD

Lebenserw. Männer

72,9 Jahre

78,4 Jahre

Lebenserw. Frauen

76,7 Jahre

83,2 Jahre

Erwerbslosenquote

13 %

5,9 %

(2010)

Land und Leute Tunesien liegt zwischen Algerien im Westen und Libyen im Osten an der Mittelmeerküste Nordafrikas. Aufgrund seiner strategisch wichtigen geographischen Lage hatte Tunesien schon immer eine große Rolle im Mittelmeerraum gespielt. Das beliebte Touristenziel zeichnet sich durch ein mediterranes Klima im Norden und Wüstenklima im Süden aus. Die überwiegende Mehrheit der etwa 10 Millionen Tunesier ist muslimisch. Offizielle Amtssprache ist Arabisch, jedoch ist auch Französisch als Verkehrssprache anerkannt.

Die wirtschaftliche Lage Wirtschaftlich gesehen geht es Tunesien verglichen mit dem afrikanischen Durchschnitt gut. Es gehört zu den wenigen afrikanischen Ländern, die als Schwellenländer zählen. Auch in bildungs- und sozialpolitischer Hinsicht nimmt Tunesien eine Vorreiterrolle ein. Die Einschulungsquote liegt bei fast 100%, der Alphabetisierungsgrad ist hoch. Nichtsdestotrotz ist die sozioökonomische Situation vieler Menschen nach wie vor alarmierend. Im Jahr 2010 lag die offizielle Arbeitslosenquote bei 13 Prozent. Schätzungsweise ist diese Zahl in Wirklichkeit wesentlich höher. Obwohl Armutsbekämpfungsprogramme erste Erfolge aufweisen, leben Tausende von Menschen nach wie vor auf den untersten Stufen der sozioökonomischen Leiter, die meisten hiervon auf dem Land. Die Landwirtschaft (Weizen, Gerste, Tomaten, Oliven, Datteln) und der Bergbau spielen eine wichtige Rolle für Tunesiens Wirtschaft. Zudem verfügt das Land über Erdölvorkommen. Auch die Fischerei gehört zu den traditionellen Erwerbsquellen. Der Tourismus bildet das Rückgrat der tunesischen Wirtschaft bzw. ist der wichtigste Devisenbringer. Tunesien hat vor allem mit der hohen Arbeitslosigkeit, insbesondere unter jungen Akademikern, zu kämpfen. Diese waren auch der Auslöser für den Arabischen Frühling.

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Bilder oben Kinder im SOS-Kinderdorf Siliana Bilder links Außenansicht SOS-Kinderdorf Siliana

Beispiele der SOS-Kinderdorf-Arbeit 1981 konnte ein Abkommen zwischen der tunesischen Regierung, vertreten durch das Ministerium für Jugend und Sport, und SOS-Kinderdorf International, vertreten durch Hermann Gmeiner selbst, unterzeichnet werden. Noch im selben Jahr fand die Gründung eines nationalen Vereins als Rechtsträger der SOSKinderdorf-Arbeit in Tunesien statt. Der Bau von zwei SOS-Kinderdörfern wurde im gleichen Jahr begonnen. Die ersten Kinder besiedelten 1983 die SOS-Kinderdörfer in Siliana, im Nordwesten Tunesiens und in Gammarth, nördlich der Hauptstadt Tunis.

SOS-Kinderdorf Siliana Das SOS-Kinderdorf Siliana liegt im Nordwesten Tunesiens in der gleichnamigen Stadt, 130 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt. Die Bauarbeiten für dieses SOS-Kinderdorf konnten 1983 beendet werden, die Besiedelung erfolgte Anfang 1984. Die Einwohner Silianas leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Das SOS-Kinderdorf umfasst elf Familienhäuser, ein Dorfleiter-, ein Gästeund ein Tantenhaus, einen Verwaltungs- und Servicebereich, einen Kinderclub, eine Bibliothek, ein Krankenzimmer, einen Informatik- und einen Werkraum sowie einen Sportplatz. Das SOS-Kinderdorf, in dem Kinder leben, deren Eltern verstorben sind oder in so prekären Verhältnissen leben, dass ein Verbleib der Kinder in ihren Familien nicht möglich ist, wurde im arabischen Stil erbaut. Die Familienhäuser liegen an schön bewachsenen Wegen, die strahlenförmig auf die Dorfmitte, den Rundbau des Kindergartenkomplexes, zulaufen. Zu jedem Haus gehört auch ein Gemüsegarten. Das gesamte Terrain wurde mit Zypressen und Pinien bepflanzt.

SOS-Jugendeinrichtung Siliana Dem SOS-Kinderdorf Siliana angeschlossen sind auch eine SOS-Jugendeinrichtung für dem Kinderdorf entwachsene Jugendliche und ein öffentlicher Garten. Ziel der Jugendeinrichtung ist es, die Jugendlichen mit Hilfe eines Betreuers allmählich auf ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben vorzubereiten.

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3.1 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Tunesien

Bilder Eindrücke aus dem SOS-Kinderdorf Maharès

SOS-Kinderdorf Maharès Der Ort Maharès ist eine Küstenstadt und liegt etwa 30 Kilometer südlich der zweitgrößten tunesischen Stadt Sfax, direkt an der Transitstrecke (Straße und Bahn) in Richtung Süden. Die Region ist noch sehr urtümlich geprägt. Es herrscht ein einfacher Lebensstil vor, Obstanbau (vor allem Pfirsiche) ist eine der Haupteinnahmequellen. Es gibt zudem eine hohe Abwanderungsrate, vor allem von jungen Menschen. Das SOS-Kinderdorf wurde auf einem ebenen Grundstück am Eingang des Ortes errichtet. Das direkt am Meer gelegene Grundstück ist drei Hektar groß und wurde dem tunesischen SOS-Verein von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Das dritte tunesische SOS-Kinderdorf besteht aus 13 Familienhäusern, für Kinder, deren Eltern verstorben sind oder die in so prekären Verhältnissen leben, dass ein Verbleib der Kinder in ihren Familien nicht möglich ist, einem Dorfleiterhaus, einem Gästehaus und einem Tantenhaus, einem Verwaltungsund Servicebereich, einem Werkraum, einem Sportplatz und einem dreigruppigen SOS-Kindergarten und einer Jugendeinrichtung.

SOS-Sozialzentrum Maharès Seit Anfang 2006 wird an allen SOS-Kinderdorf Standorten ein Familienstärkungsprogramm durchgeführt. Ziel dieser Programme ist es, Kindern, die Gefahr laufen, von ihrer Herkunftsfamilie getrennt zu werden, den Verbleib in ihrer Familie zu sichern. Um dies zu erreichen, arbeitet SOS-Kinderdorf Tunesien direkt mit den Familien und den jeweiligen Gemeinden und stärkt sie in ihren Kapazitäten, die Kinder bestmöglich zu betreuen und zu schützen. Organisiert wird diese Präventivarbeit gemeinsam mit lokalen Behörden und anderen Sozialpartnern. So werden z.B. die Kinder ganztags in der SOS-Kindertagesstätte betreut, damit ihre Mütter arbeiten können. Auch werden allgemeinbildende Kurse und Kurse in Gesundheits- und Ernährungsfragen angeboten. Die Familien erhalten bei Bedarf sowohl finanzielle als auch psychologische Unterstützung. Zielgruppe sind Familien, die von alleinerziehenden Müttern geführt werden oder Familien, in denen der Vater schwer erkrankt ist und nicht für den Lebensunterhalt sorgen kann. Die betreuten Familien leben alle in großer Armut. In den meisten Fällen sind die Eltern Analphabeten und verfügen über keinerlei Ausbildung.

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3.2 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Tunesien