SOS-Kinderdorf in Ruanda/ Afrika Das Leben in Ruanda wird noch immer von den Folgen des grausamen Völkermordes von 1994 geprägt, bei dem ca. eine Million Menschen starben und etwa vier Millionen auf der Flucht waren. Das Trauma der Bevölkerung ist längst nicht aufgearbeitet und der Prozess der Versöhnung noch nicht abgeschlossen. Die Lebensbedingungen sind vor allem in ländlichen Regionen sehr schlecht, wobei etwa 60% Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt und insbesondere Witwen und Waisen unter Armut und Hunger zu leiden haben.

Beispiele der SOS-Kinderdorf-Arbeit SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in Ruanda 1978 knüpfte SOS-Kinderdorf International erste Kontakte mit den zuständigen Behörden Ruandas zum Zwecke der Errichtung von dringend notwendigen SOSKinderdorf-Einrichtungen. Bereits ein Jahr später bezogen die ersten Familien ihr SOS-Kinderdorf in Kigali, der Hauptstadt Ruandas. 1990 brach in Ruanda zwischen den beiden ethnischen Gruppen der Tutsis und Hutus der Bürgerkrieg aus. Die kriegerischen Auseinandersetzungen eskalierten und erreichten im April 1994 ihren Höhepunkt. In der Folge mussten die Familien aus dem SOS-Kinderdorf Kigali für kurze Zeit in Notunterkünfte in der Hauptstadt flüchten. Bald darauf konnte im Nordosten des Landes, in Ngarama, ein provisorisches SOS-Kinderdorf in den Gebäuden eines ehemaligen Waisenhauses eingerichtet werden.

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SOS-Kinderdorf Kigali Das SOS-Kinderdorf Kigali wurde auf einem Hügel, etwa 10 km von der Hauptstadt Kigali entfernt, errichtet und bereits im Dezember 1979 in Betrieb genommen. Es umfasst 15 Familienhäuser für insgesamt 150 Kinder, ein Verwaltungsgebäude, ein Dorfleiterhaus, ein Tantenhaus und den Servicebereich mit einer Kantine.

SOS-Jugendeinrichtung Um den schon reiferen Jugendlichen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit noch besser zur Seite stehen zu können, wurde 1986 eine

SOS-Jugendeinrichtung eröffnet, die sich aus vier Jugendhäusern zusammensetzt, von denen zwei (je sieben Zimmer, Wohnzimmer, Küche) von Mädchen bewohnt werden. Die beiden anderen, in denen die Buben untergebracht sind, bestehen aus sechs bzw. vier Häuschen mit jeweils zwei Zimmern. Das Leben in den SOS-Jugendhäusern verlangt den Jugendlichen zunehmend Eigenverantwortung ab, zumal sie dort lediglich von einem Erzieher betreut werden. Der Aufenthalt in einem Jugendhaus wird mit ca. vier Jahren angesetzt, Jugendliche, die noch in Ausbildung stehen oder auf Arbeitssuche sind, können aber auch länger bleiben.

SOS-Kindergarten Der dorfeigene SOS-Kindergarten besteht seit 1981 und wird von 80 Kindern (auch aus der Nachbarschaft) besucht. Drei Gruppenräume und diverse Nebenräume stehen den Kleinen dort ebenso zur Verfügung wie natürlich auch ein Spielplatz, der ausreichend Gelegenheit zum Klettern, Schaukeln, Rutschen und Herumtollen bietet.

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SOS-Hermann-Gmeiner-Schule In der SOS-Hermann-Gmeiner-Schule werden seit Oktober 1997 630 Schüler in 18 Klassen unterrichtet, und es können auch spezielle Lehrsäle genutzt werden. Die Schule ist für die ganze Umgebung zu einem wichtigen Zentrum geworden und ermöglicht eine Ausbildung auf hohem Niveau.

(SOS-Hermann-Gmeiner-Schule Kigali)

(Tanzender Junge im SOS-Kinderdorf Kigali)

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SOS-Berufsbildungszentrum Kigali Der Bedarf der Region an Berufsausbildungsmöglichkeiten der Jugendlichen aus den SOS-Kinderdörfern in Burundi, Ruanda und der Republik Kongo ist sehr groß; das Angebot an guten Lehrplätzen in diesen Ländern jedoch sehr beschränkt. Aufgrund der schlechten Ausbildungssituation ist es für die Jugendlichen sehr schwer, im Anschluss an die Schulausbildung einen Arbeitsplatz zu finden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Chancen erheblich steigen, wenn sie außerdem eine professionelle kaufmännische bzw. technische Ausbildung vorweisen können. Das neu errichtete Berufsbildungszentrum wurde in Gacurilo, einem Stadtviertel der Hauptstadt Kigali, sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, erbaut. Gacurilo ist eine der ärmsten Gegenden Kigalis und bietet ein sehr geringes Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten. (Junge Männer werden in einer Schreinerei ausgebildet)

Das SOS-Berufsbildungszentrum besteht aus vier Klassenzimmern, drei Lehrwerkstätten, einem Labor, einer Kantine, einem Computersaal, einem Verwaltungsgebäude, einer Bibliothek und einem Sportplatz. An das Zentrum angeschlossen gibt es auch ein Internat mit zwölf Schlafsälen für Schüler, die aus den Nachbarländern kommen. Die Beziehungen zu der Nachbarschaft sind sehr gut, erwartet diese sich doch recht viel von dieser Einrichtung, die auch der umliegenden Bevölkerung offen steht. Das Konzept bildet eine technische Schule mit praktischen Ausbildungsplätzen in verschiedenen Berufssparten. Derzeit werden bei über 100 Auszubildenden folgende Ausbildungsbereiche angeboten: Holzverarbeitung/Schreinerei, Buchführung, Informatik und Elektroinstallation. Außerdem sind allgemeinbildende Kurse in die dreijährige Ausbildung integriert. Aufgrund des großen Bedarfs soll das SOS-Berufsausbildungszentrum in 2009 erweitert werden, um 130 weiteren Jugendlichen eine Ausbildung offerieren zu können. SOS-Kinderdorf Ruanda/ Afrika

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SOS-Ambulanzstation Byumba/ Ruanda Angesichts der Vielzahl an verlassenen und verwaisten Kindern wurde die Schaffung eines weiteren Projektes unerlässlich, und so wurde der Bau des dritten SOS-Kinderdorfes in Byumba beschlossen, das im Herbst 1997 in Betrieb genommen wurde. Dieses Projekt mit seinen insgesamt 15 Familienhäusern, einem SOS-Kindergarten und einer SOS-Hermann-Gmeiner-Grundschule liegt auf einem Hügel außerhalb der Gemeinde Byumba und ist in zirka 45 Minuten Fahrzeit von Kigali aus erreichbar.

(SOS-medizinisches Zentrum Byumba)

Das medizinische Zentrum Byumba ist als Unterstützungsprogramm für die meist sehr arme Bevölkerung in der Nachbarschaft gedacht, da die medizinische Versorgung in der Region völlig unzureichend ist. Es gibt nur wenige Kliniken, die oft sehr weit entfernt sind und mangels Infrastruktur nur zu Fuß erreicht werden können. Die nächste Krankenstation von Byumba aus liegt in zirka 15 Kilometer Entfernung. Zudem sind die meisten Einrichtungen viel zu klein und nicht ausreichend ausgestattet, um einfache Routineuntersuchungen wie Harnanalysen oder Malariauntersuchungen durchzuführen. Zu den häufigsten Krankheiten zählen Atemwegs-, Darm- und Hauterkrankungen, Durchfall und Malaria.

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(Ein kleiner Patient wird behandelt.)

In der etwa 100 m² großen Krankenstation werden jährlich 4.500 Personen versorgt und behandelt. Es gibt ein Labor, in dem einfache Analysen durchgeführt werden können, eine Apotheke, ein Behandlungszimmer, ein Krankenzimmer, ein kleines Archiv und einen Sanitärbereich. Hier erfahren in erster Linie Kinder und Frauen eine medizinische Grundversorgung. Das Gebäude wurde im Eingangsbereich des SOS-Kinderdorfes errichtet und ist über einen separaten Eingang auch für die benachbarte Bevölkerung leicht zugänglich. Im Februar 1999 nahm das Zentrum seinen Betrieb auf.

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