MITTHEILUNGEN AUS DEM GEBIETE DES SEEWESENS. Die oceanographischen Expeditionen S. M, Schiffes Pola 1890 und 1891

MITTHEILUNGEN AUS DEM GEBIETE DES SEEWESENS. VOL. XXI. 1893. NO. IV u. V. Die oceanographischen Expeditionen S. M, Schiffes „ P o la “ 1 8 9 0 und...
Author: Alexandra Baum
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MITTHEILUNGEN AUS DEM

GEBIETE DES SEEWESENS. VOL. XXI.

1893.

NO. IV u. V.

Die oceanographischen Expeditionen S. M, Schiffes „ P o la “ 1 8 9 0 und 1891. Der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften wurde am 11. April 1889 von drei wirklichen Mitgliedern der Antrag vorgelegt, das bisher wenig erforschte, an die österreichischen Staatsgrenzen heranreichende Mittelmeerbecken in ähnlicher Weise, wie dies durch die Expeditionen anderer Staaten für die Oceane geschehen ist, gründlich zu erforschen. Infolge dieses Antrages führte S. M. Schiff P o l a im Sommer der Jahre 1890, 1891 und 1892 Expeditionen ins östliche Mittelmeerbecken aus. Das Ergebnis der beiden ersten Jahre wurde kürzlich in den ,,D e n k ­ schriften d e r k a is e r l. A k a d e m ie d e r W isse n sc h a fte n in W ie n “ , Bd. LIX, publiciert. Diesen „B e rich te n d e r C o m m issio n z u r E r fo r s c h u n g des östlich en M itte l­ meeres , erste R e i h e , entnehmen wir im nachstehenden auszugsweise diejenigen Stellen, die unsere Leser interessieren dürften. Die „Berichte“ sind in einem Band zusammengefasst und mit zwei Karten, 34 sorgfältig ausgeführten Tafeln und vier Textfiguren ausgestattet. Der Text zerfällt in fünf Gruppen: E inleitung.

I. Die Ausrüstung S. M. Schiffes P o l a für Tiefsee-Untersuchungen, be­ schrieben vom Commandanten, k. u. k. Eregattencapitän W. Mö r t h . II. Physikalische Untersuchungen im östlichen Mittelmeer, von Prof. J. L u k s c h , bearbeitet von den Professoren J. L u k s c h und J. Wol f . (Beide Reisen umfassend.) III. Chemische Untersuchungen im östlichen Mittelmeer, von Dr. K. N a t t e r e r . I . Reise S. M. Schiffes P o l a im Jahre 1890. (Aus dem k . k . Univer­ sitäts-Laboratorium des Prof. Ad. L i e b e n in Wien.) IV. Chemische Untersuchungen im östlichen Mittelmeer, von Dr. K. N a t ­ t e r er. II. Reise S. M. Schiffes P o l a im Jahre 1891. (Aus dem k. k. Univer­ sitäts-Laboratorium des Prof. Ad. L i e b e n in Wien.) Mittheilungen aus dem Gebiete des Seew esens 1893, Nr.

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und 5.

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178 E in le itu n g .

Dem eingangs erwähnten Antrage folgten die vorbereitenden Arbeiten und Studien, sowie die Übergabe eines Programms mit der Bitte um Unter­ stützung an die Marine-Section des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums. Diese stellte S. M. Schiff P ola zur Verfügung und förderte auch sonst das Unter­ nehmen in entgegenkommendster Weise. Der am 9. August 1890 durchgeführten Probefahrt des Schilfes wohnten F ürst A l b e r t I. von Monaco und der Präsident der französischen zoologischen Gesellschaft bei, wobei der Fürst persönlich durch vielerlei praktische An­ weisungen in Handgriffen und durch sonstige Mittheilungen aus seiner reichen Erfahrung das Unternehmen wesentlich unterstützt hat. Am 10. August 1890 morgens gieng die P ola in See. Dem festgestellten Programme gemäß war die Fahrt zunächst direct nach Corfü gerichtet; von dort bis nach Zante wurden Vorstöße gegen die hohe See gemacht, dann näher am Festlande Stamphani, Sapienza, endlich Kapsala auf der Insel Cerigo erreicht. Von hier kreuzte die P ola das Mittelmeer bis auf 15 Meilen von Ras Hilil und fuhr dann längs der afrikanischen Küste in Entfernungen von 15 bis zu 40 See­ meilen gegen Ben-Ghäzi. Hierauf wurde der Curs gegen Cap Sa. M. di Leuca genommen und am 19. September langte die Expedition wohlbehalten wieder in Pola an. Der zurückgelegte Weg betrug 2616 Seemeilen. Dabei wurden au 48 Haupt- und 24 untergeordneten Stationen Beobachtungen über die Tiefe und die Beschaffenheit des Meeres, sowie über das Leben darin angestellt. Die Ausrüstung mit Maschinen und Instrumenten, wie sie nach dem Vor­ schläge der Mitglieder des wissenschaftlichen Stabes von Seite der kaiserl. Akademie veranlasst worden ist, sowie die, theils von der k. u. k. MarineAkademie in Fiume, theils von der königl. ungarischen Seebehörde ent­ liehenen Instrumente haben sich nach den vorliegenden Berichten auf das vor­ züglichste bewährt. Als ein Beispiel der Zuverlässigkeit des Materials sowie der von der Natur gebotenen Schwierigkeiten wird der folgende Zwischenfall angeführt. Am 2. September morgens, etwa 40 Seemeilen NW von Ben-Ghäzi, bei 6 8 0 m Tiefe, wurde das große Schleppnetz in die Tiefe gelassen. Bei dem Aufholen zeigte das Glycerin-Dynamometer einen Zug von 6000 kg, entsprechend der Belastung von 3000 kg. So beträchtlich war die Menge von Schlamm, die das große Netz mit heraufbrachte; es ist nichtsdestoweniger keinerlei Beschädigung der Apparate eingetreten. Im folgenden Jahre wurden die Arbeiten fortgesetzt. S. M. Schiff P o la lief am 22. Juli 1891 von Pola aus, begab sich an die westliche Küste von Candia, kreuzte zwischen Candia und Cerigo, kehrte an die Südküste von Candia zurück, erreichte von dort aus Alexandria, dann wieder die Grandes Bai im östlichen Candia, von dort aus Santorin, die SudaBai, wieder Cerigo, Cap Malea und über Milo den Piräus. Hiebei wurde süd­ westlich vom Cap Matapan in 35° 4 4 ' 48" nördl. Br. und 21° 4 5' 48" östl. Länge eine Strecke angetroffen, die tiefer ist, als alle bisher im östlichen Mittelmeer gelotheten Stellen. Die größte Tiefe beträgt 4400 m. Über Vorschlag der kais. Akademie hat das k. u. k. Reichs-Kriegsministerium, Marine-Section, seine Zustimmung dazu ertheilt, dass dieser tiefsten Stelle der Name „ P o l a - T i e f e “ beigelegt werde, und zugleich das k. u. k. Hydrographische Amt beauftragt,

179 die Daten betreffend diese Tiefe, sowie die Namengebung in den „Hydro­ graphischen Nachrichten“ bekannt zu machen. Das Ziel der dritten, im Jahre 1892 durchgeführten Reise war Alexan­ dria, die syrische Küste und die Gewässer von Cypern. I. D ie A u s r ü s t u n g S. M . S c h if fe s P ola.

Die Herrichtung des Schiffes für die Tiefsee-Expedition erforderte außer der Vorsorge für die Unterkunft des wissenschaftlichen Stabes noch einige Adaptierungsarbeiten, als: Installierung der Tiefsee-Arbeitsmaschinen, Erbauung und Einrichtung von Laboratorien, Unterbringung der Fischereigeräthe, des Spiritus, sowie sonstiger Materialien. Die Laboratorien wurden in die große Luke eingebaut, und zwar ward von dem hüttenartigen, auf Pfosten ruhenden Ein baue der vordere Theil für die zoologischen, der achtere Theil für die chemischen Arbeiten bestimmt. Dementsprechend war auch das Innere dieser Räume eingerichtet; ihr Boden war wegen der Arbeiten mit Spiritus und Chemikalien mit Bleiplatten bekleidet. Zur Vornahme der Tiefsee-Arbeiten waren die folgenden Maschinen und Arbeitsbehelfe an Bord vorhanden: 1. Die große Dampfwinde, querschiffs installiert, von 30 e, mit einer Trommel an dem Backbordende zum Arbeiten mit den Stahlkabeln. Oberhalb dieser Trommel war am Ständer der Winde ein Zählwerk angebracht, das die Länge des jeweilig außer Bord befindlichen Kabels in Metern anzeigte. 2. Die kleine Dampfwinde, längsschiffs aufgestellt, mit nur geringer Kraftleistung. Ihre Bestimmung war, beim Lichten des stärkeren (lOmillimetrigen) Kabels das eingeholte lose Stahldrahttau auf die Kabeltrommel zu winden, wozu sie ein großes Zahnrad trug, das in eine sie mit der Kabeltrommel ver­ bindende (abnehmbare) Gal l e s c h e Kette eingriff. Hiedurch wurde die große Kabeltrommel, die keinen eigenen Antrieb besaß, in Drehung versetzt und das Kabel aufgespult. Überdies diente die kleine Winde dazu, um die kleineren Kabeltrommeln auf ihrem vorderen Achsenende aufzunehmen und hiedurch die Arbeiten (Ab­ spulen und Einwinden) mit dem dünneren (4,5millimetrigen) Stahlkabel zu ermöglichen. Die zwei kleinen Kabeltrommeln sind aus Eisenblech angefertigt und von solcher Größe, um 3000 m des 4,5millimetrigen Stahldrahttaues aufspulen zu können. 3. Die große Kabeltrommel war backbord und nahezu gegenüber der kleinen Winde aufgestellt; auf ihr waren 8000 m des lOmillimetrigen Stahl­ kabels aufgewunden. 4. Zur Leitung der Kabel über Deck und den Ladebaum dienten 18 Führungs­ rollen, die stets paarweise neben- oder übereinander angeordnet waren. 5. Als Dynamomotor stand ein hydraulischer in Verwendung. G. Der Ladebaum hatte seine Aufstellung backbord achter vom Fockmaste und konnte nur auf der Backbordseite verwendet werden. 7. Die Lothmaschine von Le B l a n c war steuerbord vor der Brücke aufgestellt. Sie war für Dampfbetrieb eingerichtet, konnte jedoch auch mit Hand kraft bewegt werden.

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180 Diese Lothmasckine ist durch die Selbstregulierung des auf die Theile des Mechanismus beim Rollen des Schiffes wirkenden Zuges charakterisiert. Auf der Trommel konnten 10 000 m Claviersaitendraht aufgespult werden. Die Kabel von 10 mm und 4,5 mm Durchmesser, aus der Fabrik der Compagnie anonyme des forges de Chatillon et Commentry bezogen, bestehen aus 4 2 galvanisierten Stahldrähten, die — je in sechs Litzen zu sieben Drähten — um eine Hanfseele zu einem Tau geschlagen sind. Beide Gattungen von Stahldrahttauen sind sehr biegsam, insbesondere das von 4,5 mm, das sich wie ein Hanftau biegen und knoten lässt. Das Gewicht von 100 m des 10 mm-Drahttaues beträgt 34,4 kg bei einer Tragfähigkeit von 4500 kg und das Gewicht von 100 m des 4,5 mm Drahttaues 7,9 kg mit einer Tragfähigkeit von 900— 1000 kg. Der zum Lothen verwendete blanke unverzinnte Claviersaitendraht hatte 0,9 mm Durchmesser und eine Tragfähigkeit von 180 kg-, 1000 m haben ein Gewicht von 5,6 kg. Die während der ersten und der zweiten österreichischen Tiefsee-Expedition in Anwendung gebrachten Hetze wurden theils nach amerikanischen und deutschen Mustern, theils nach speciellen Angaben Seiner Hoheit des Prinzen A l b e r t von Monaco angefertigt und sind bereits in zahlreichen Werken genau und ausführlich beschrieben und abgebildet worden, daher von einer neuerlichen Beschreibung und Abbildung abgesehen wird. Für das Fischen auf dem Grunde (Dredschen) kamen folgende Geräthe in mehr oder minder häufige Verwendung: 1. Die kleine Bügelkurre (Steigbügellänge 2 m, Hetzlänge 5 m). 2. Die große Bügelkurre (Steigbügellänge 3 m). 3. Die Baumkurre. 4. Die Harkendredsche. 5. Die Quastendredsche. Die unter 1— 5 angeführten Apparate dienen zum Fischen auf dem Meeres­ gründe. Wegen der mitunter bedeutenden Tiefen und der zu bewältigenden größeren Gewichte wurden sie immer mit dem 10 mm-Stahlkabel abgelassen und bewegt. Mit Ausnahme der Tiefsee-Reuse dienten die nachfolgend angeführten Fischereigerätke nur zur pelagischen Fischerei, das ist, sie kamen nur in Zwischentiefen und an der Oberfläche zur Verwendung. Wegen der geringen Tiefen und der kleineren Gewichte wurden diese Fischereiapparate einschließlich der Tiefsee-Reuse mit dem 4,5 mm Kabel oder mit sonstigen leichten Hanfleinen bewegt oder versenkt. 6. Das Ch u n - Pe t e r s e n - Sc hl i e ßn e t z . 7. Das C h u n - Hensen-Schl i eßnet z. 8. Das Oberflächennetz. 9. Die M o n a c o s c he Oberflächenkurre. 10. Das M o n a c o s c h e Courtinen-Schließnetz. 11. Die M o n a c o s c h e Tiefsee-Reuse. Die „Beschreibung des Vorganges bei den einzelnen Tiofsee-Arbeiten“ ist eine übersichtliche Zusammenstellung der bekannten Manövrier- und Arbeits­ normen mit Bezugnahme auf die speciellen Einrichtungen S. M. Schiffes P o l a , weshalb ihre Wiedergabe hier unterbleiben kann. Bei der Durchführung des aufgestellten, größere Seestrecken umfassenden Programmes wurden die Tagesstunden zu Lothungs- und Dredscharbeiten, pela­

181 gischen Operationen und zahlreichen physikalischen Beobachtungen verwendet; die Morgen- und Abendstunden dienten zum Fischen mit den Oberflächen­ netzen; während der Nacht wurde die Fahrt fortgesetzt. Die Fahrt, bei günstigem Winde mit Segel, wurde derart geregelt, dass sich das Schiff des Morgens auf dem Arbeitsplätze befand. Die Materialverluste waren während der Expeditionen in den Jahren 1890 und 1891 geringe; unter anderem gieng im Jahre 1891 trotz sehr ungünstiger Arbeitsverhältnisse nur eine kleine Bügelkurre an der afrikanischen Küste verloren. In hydrographischer Beziehung wäre noch anzuführen, dass zur Erforschung des Meeresgrundes die Dredsche eine nothwendige Ergänzuung des Lothes bildet. Während mit dem Loth auf hartem Grunde nie eine Grundprobe erhalten wurde, förderte die Dredsche Grund von jeder Beschaffenheit, auch ganze Fels­ blöcke zutage. Eine Ausnahme machte der Sand, der wohl mit dem Loth, niemals aber mit der Dredsche (wegen der Weite der Netzmaschen) aufgeholt werden konnte, außer -wenn der Sand mit Schlamm untermischt und auf diese Weise zusammengehalten war. Handelt es sich darum, aus physikalischen oder zoologischen ErwägungenSand in größeren Mengen zu beschaffen, so müssten feinmaschige und deshalb auch kleinere Netze oder Sammelvorrichtungen zur Verwendung gelangen.

Physikalische Untersuchungen. Die in den Sommermonaten der Jahre 1890 und 1891 an Bord S. M. Schiffes im östlichen Mittelmeere durchgeführten physikalischen Untersuchungen erstreckten sich auf Ermittlung der Meerestiefe, Bestimmung der Temperatur und des specifischen Gewichtes in den verschiedenen Tiefen, Untersuchung der Farbe und der Durchsichtigkeit des Seewassers, endlich Gewinnung der wich­ tigsten, den Beobachtungsstationen entsprechenden meteorologischen Daten. Directe Strömungsbeobachtungen waren nicht geplant, vielmehr sollte auf die vor­ handenen Wasserbewregungen wo thunlich aus der sich ergebenden Vertheilung der Temperatur und des specifischen Gewichtes geschlossen werden. Beob­ achtungen über Ebbe und Flut blieben wegen des nur sehr kurzen Aufenthaltes in den Häfen außer Betracht. Wir unterlassen es, die zur Anwendung gelangten Instrumente und Vor­ richtungen zu beschreiben und wollen nur bemerken, dass sämmtliche Apparate soweit gut functionierten, um ihre Verwendung bei weiteren Expeditionen ge­ rechtfertigt erscheinen zu lassen. Bei den meteorologischen Beobachtungen zeigten sich alle die Schwierig­ keiten , die durch die engen Raumverhältnisse an Bord bedingt sind und ganz besonders der zweckmäßigen Anbringung des Thermometers zur Be­ stimmung der Lufttemperatur entgegenstehen. Das während der zweiten Expedition (1891) zur Eruierung der Luft­ temperatur benützte Schleuderthermometer bewährte sich gut, und es er­ schienen seine Angaben vertrauenswerter als die der fix angebrachten Instru­ mente. Selbstverständlich wurden für diesen Vorbericht die Resultate, die früheren Untersuchungsfahrten im Gebiete des östlichen Mittelmeerbeckens entstammen, sowie auch das vorhandene einschlägige Seekartenmaterial verwertet.

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182 Hieher gehören im besonderen die physikalischen Ergebnisse der 1880 auf der Fürst L i e c h t e n s t e i n s c h e n Dampfjacht H e r t h a durchgeführten Expedition und die Lothdaten des italienischen Kriegsdampfers W a s h i n g t o n , 1887. Es wird die Aufgabe der in Aussicht genommenen weiteren Expeditionen sein, die noch bestehenden Lücken in der Erkenntnis der physikalisch-geographischen Beschaffenheit des mehrerwähnten Gebietes, und zwar speciell seines östlichen Theiles auszufüllen. Vor Erreichung dieses Zieles wäre es wohl verfrüht, das bereits vorliegende Material zu weitgehenden Schlüssen in Bezug auf die Ursachen der constatierten Erscheinungen verwerten zu wollen, seien diese nun in localen Verhältnissen, seien sie in ausgedehnten Strömungen oder in anderen Momenten gelegen. Es unterblieben daher in diesem Berichte alle Schlussfolgerungen dieser Art und beschränkten sich die Autoren des in Rede stehenden Abschnittes auf die tabellarische und graphische Wiedergabe desjenigen Theiles der ge­ wonnenen Daten, der schon gegenwärtig einer genauen Sichtung und Bearbeitung unterzogen werden konnte. D a s B e o b a c h t u n g s m a t e r i a l . Zur Übersicht der auf den Expeditionen S. M. Schiffes P o l a 1890 und 1991, sowie auf der Jacht H e r t h a 1880 ge­ wählten Beobachtungsstationen dient eine dem Werke eingefügte Routenkarte. Fast die sämmtlichen auf S. M. Schiff P o l a gewonnenen Beobachtungs­ resultate wurden in zwei Tabellen übersichtlich zusammengestellt. Übergangen sind hiebei nur die vorläufig erst eingeleiteten Untersuchungen über die Dimen­ sionen, die Geschwindigkeit und die Periode der Wellen, sowie über das Ölen der See zum Zwecke der Besänftigung des Seeganges. Hierüber befinden sich einige Andeutungen im Anhänge. Die weiter vorgeschrittenen, aber noch nicht zum Ab­ schlüsse gelangten Beobachtungen über die Farbe und die Durchsichtigkeit des See­ wassers sind in den Tabellen nur registriert, da die Ergebnisse der Reduction dieser Daten einem späteren Berichte Vorbehalten bleiben. Die auf der Jacht H e r t h a im Mittelmeer gewonnenen Daten wurden zum Theile neu bearbeitet, da die Reduction des specifischen Gewichtes auf 14° R. = 17,5° C. dem für die Reisen 1890 und 1891 gewählten Vorgänge angepasst worden musste. Diese Daten bilden in ihrer Zusammenstellung eine dritte Tabelle. Z ur E rlä u te ru n g der in diesen T abellen aufgenom m enen A ngaben, sowie des V organges bei der B earb eitu n g der A ngaben d ü rften die folgenden Bemer­ k ungen genügen.

Sämmtlicke Thermometer wurden 1890 vor der Abfahrt und nach der Rückkunft genauen Vergleichen mit Normalinstrumenten unterzogen und nach den Ergebnissen die an Bord gewonnenen Ablesungen corrigiert. In ähnlicher Weise gieng man auch 1891 vor. Gelegentlich dieser Vergleiche wurden auch Versuche über die Trägheit der Instrumente angestellt, die das Resultat ergaben, dass die von N e g r e t t i und Z a m b r a gelieferten Maximum-und Minimum-Thermometer unter den hier auftretenden Verhältnissen einer Accommodationszeit von 11 bis höchstens 15, die nach dem Umkehrsystem aber eine solche von höchstens 5 Minuten be­ dürfen. Die für die Bestimmung des specifischen Gewichtes verwendeten Aräometer, geliefert vom Mechaniker S t e g e r in Kiel, waren geprüft und gehörten dem sogenannten „kleinen Satz;l (fünf Instrumente für das Intervall von 1,000 bis 1,031) an.

183 Die Reduction der Aräometerablesungen auf die Normaltemperatur von 14° R. geschah mittels der von Professor Dr. Otto K r ü m m e l veröffentlichten graphischen Tafel. Die Berechnung des der Seetemperatur unter dem gewöhnlichen Atmo­ sphärendruck entsprechenden specifischen Gewichtes aus dem auf 14° R. reducierten geschah gleichfalls mit Hilfe der K r ü m m e l s e h e n Tafel, indem das bei der Reduction auf 17,5° C. — 14° R. angewendete Verfahren einfach umgekehrt wurde. Das so gewonnene specifische Gewicht kommt jedoch dem Meerwasser in den verschiedenen Tiefen thatsächlich n i c h t zu, weil das Wasser infolge des hydrostatischen Druckes der darüber gelagerten Schichten eine mit der Tiefe zunehmende Compression erfährt. Die Columne „Specifisches Gewicht, reduciert auf die wahre Seetemperatur bei dem in der Tiefe herrschenden Druck“ gibt die thatsächlich auftretenden specifischen Gewichte. Die Bestimmung der Procente des Salzgehaltes geschah durch Multi­ plication des um 1 verminderten, auf 14° R. — 17,5° C. reducierten specifischen Gewichtes mit dem Coefficienten 131. Die Farbe des Meeres erscheint auf Grund einer Scala von 0 — 11. in zwei Tabellen eingetragen. Eine Lösung von 1 g Kupfersulfat und 9 g Ammoniak in 190 Theilen Wasser (blaue Farbe) und eine solche von 1 g Kali­ chromat in 199 Theilen Wasser (gelbe Farbe) wurden nach bestimmten Ver­ hältnissen gemischt und in geeigneten Fläschchen luftdicht verwahrt. Der Beobachter verglich das im Schatten des Schiffes befindliche Wasser mit den auf einer weißen Unterlage ruhenden Fläschchen und notierte die Nummer desjenigen, dessen Farbe mit der des Wassers identisch schien. Wenn keines entsprach, griff man zu Combinationen von zwei oder mehreren. Die Nummer des oberhalb gelagerten Fläschchens wurde sodann in der Tabelle als erster Posten, die des folgenden als zweiter u. s. w. eingetragen. Während* der Dämmerung erschien die See in der Regel so dunkel, dass das Verfahren mit den Fläschchen unzureichend wurde. D a s S e e b o d e n r e l i e f . In drei Tabellen des Berichtes sind der Über­ sicht wegen die auf den Expeditionen S. M. Schiffes P o l a 1890 und 1891, sowie der H e r t h a 1880 gewonnenen Tiefseesonden mit den Grundprobenangaben zusammengestellt. Die Hafenlothungen und Lothungen unter 100 m wurden hiebei übergangen. Die Angaben der vom italienischen Expeditionsschiffe W a s h i n g t o n im Jahre 1887 in der Mitte des Jonischen Meeres gelotheten Tiefen wurden auch in einer Tabelle vereinigt. Außer dem hier namhaft gemachten Sondenmaterial wurden auch noch die auf den englischen Admiralitätskarten vorgemerkten Tiefenangaben älterer Ab­ stammung für die Zwecke dieses Berichtes benützt. Die Isobathen wurden von 500 zu 500 m Tiefe gezogen und überdies unter Land eine Linie von 200 m eingeschaltet. Theils des kleinen Maßstabes wegen, theils mit Rücksicht auf den Umstand, dass die Fahrten in erster Linie auf hoher See stattfanden, wurde von einer detaillierten Wiedergabe der Bodenconfiguration der seichteren Küstengewässer abgesehen. Wo eine Isobathe zwischen zwei Lothpositionen durchzuziehen war, bedienten sich die Autoren der linearen Interpolation; es wird beabsichtigt, bei den eventuell noch 17 5° C. =

184 folgenden Untersuchungsfahrten die bei dieser Interpolation noch bestehenden Unsicherheiten zu beheben. Die erst durch die Lothungsdaten aus dem Jahre 1891 constatierte Depression von 4400 und 4080 m ist die bedeutendste, die bis nun im Mittel­ meer gefunden worden ist. Ihr Bestehen sowohl als auch ihre Trennung von der durch Capitän M a g n a g h i an Bord des W a s h i n g t o n (1887) gefundenen Emsenkung von der Maximaltiefe 4067 m — etwa in der Mitte des Jo­ nischen Meeres — ist schon jetzt nahezu außer Zweifel gesetzt. Aus diesem Grunde beschloss die kaiserliche Akademie der Wissenschaften im Einvernehmen mit der Marine-Section des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums die neu ent­ deckte Depression „ P o l a-T ie fe “ zu benennen. Als charakteristisch mag darauf hingewiesen werden, dass sich diese Tiefe, in Übereinstimmung mit vielen in den anderen Meeren gefundenen größten Senkungen, relativ nahe am Lande befindet. Einen Gegensatz zu dieser größten Tiefe bietet das zwischen Candia und Barka befindliche Plateau. Wenngleich auf diesem noch die Durch­ führung einiger Nachtragslothungen wünschenswert erscheinen mag, so lässt sich dennoch schon gegenwärtig seine Existenz kaum mehr bezweifeln. Dieses Plateau scheint eine Trennung des östlichen Mittelmeerbeckens in zwei nicht nur in morphologischer, sondern auch in physikalischer Beziehung verschiedene Theile zu bewirken, die denn auch als Central- und eigentliches Ostbecken zu unterscheiden wären. Aus dem Verlaufe der Isobathen, die sich auf geringe Tiefen be­ ziehen, ist ersichtlich, dass im allgemeinen ein rasches Ansteigen des Meeres­ bodens dem Lande zu hervortritt. An einzelnen Theilstrecken der afrikanischen Küste, dann im Golfe von Tarent, sowie in der Adria zeigen sich jedoch auf­ fallende Ausnahmen. Vielleicht kann hervorgehoben werden, dass zumeist das Ansteigen gegen Osten hin ein steileres ist als das gegen Westen. D ie S e e t e m p e r a t u r . Die in den Tabellen enthaltenen Temperatur­ reihen wurden sowohl zur Veranschaulichung des Temperaturverlaufes gegen die Tiefe hin, als auch zu Interpolationszwecken durch Curven graphisch dar­ gestellt. Abgesehen von den durch die täglichen Temperaturschwankungen und durch die Einwirkung des Seeganges stark beeinflussten obersten Schichten (bis zu etwa 10 m) zeigt sich im oberen Verlaufe der Curven meistentheils eine nach abwärts gekehrte Convexität, das heißt die Temperaturabnahme wächst mit der Tiefe. In den ungefähren Tiefen zwischen 20 und 70 m — je nach der Örtlichkeit — erleidet sodann die Curve eine Inflexion, sie geht aus der Convexität in die Concavität über; die Temperaturabnahme wird nun­ mehr mit der Zunahme der Tiefe stetig geringer. In dem sehr ausgedehnten untersten Theile der Curve kommt eine Temperaturabnahmo kaum mehr zum Ausdrucke. Die Gerade, der die Ordinate von etwa 13;5° C. angehört, er­ scheint als eine Tangente, von der die Curve erst in Tiefen von weniger als 1000 m stärker absteht. Hiedurch ist es bedingt, dass der untere Theil des eben erwähtnten concaven Verlaufes von einer Geraden nur unwesentlich abweicht. Der Übergang des oberen, gekrümmteren Theiles in den unteren, nahezu geraden geschieht häufig auffallend rasch. In der obersten Schicht bis zu etwa 100 m Tiefe zeigten sich selbst auf naheliegenden Stationen auffallende Temperaturdifferenzen. Die Ursachen hievon sind offenbar sehr verschiedener Natur.

Befand man sich auf den betreffenden Stationen innerhalb derselben 24 Stunden , betrug also das Intervall der Beobachtungszeiten nur Stunden, so musste hiebei der täglichen Temperaturschwankung eine wichtige Rolle zuerkannt werden. Die Erscheinung, dass manchmal die Temperaturzunahme an der Oberfläche und nahe an dieser geringer ist als weiter unterhalb, kann nicht als auffallend bezeichnet werden, da die Temperaturmaxima oben früher eintreten als unten und häufig im Verlaufe des Zeitintervalls zwischen den beiden Beobachtungen oben schon eine Temperaturabnahme eingetreten war, während unten noch immer die Zunahme vor sich gieng. Jedenfalls geht das Vorschreiten der Wärme gegen die Tiefe hin sehr langsam vor sich; in 100 m, soweit dort überhaupt noch tägliche Schwankungen zur Geltung kommen, dürften die Maxima wahrscheinlich erst des Morgens eintreten, wodurch sich der oben erwähnte entgegengesetzte Gang erklärt. Die zahlreichen, dem naturgemäßen Verlaufe der täglichen Temperatur­ schwankung widersprechenden Ausnahmen und Eigenthümlichkeiten, die die Tabellen aufweisen, zeigen indes, dass außer dem täglichen Temperaturgang noch andere Ursachen obwalten, um die in Rede stehenden Differenzen hervor­ zubringen. Solche Ursachen müssen zunächst in den localen Verhältnissen gesucht werden. Namentlich scheinen die längs der Küste und zwischen den Inseln auftretenden Strömungen die Temperatur zu beeinflussen und lässt es sich wohl denken, dass zwei einander nahegelegene Örtlichkeiten, die eine im Bereiche des Stromes, die andere aber im ruhigen Wasser, zur selben Beobach­ tungszeit wesentlich verschiedene Durchwärmungen der Schichten aufweisen. Süßwasserzuflüsse vom Lande oder vom Grunde her (Grundquellen), dem See­ gange mehr oder weniger exponierte Lage u. dgl. bewirken weitere Ungleich­ förmigkeiten. Diesen Einflüssen stehen die meteorologischen an Wirksamkeit zunächst. Fanden während der beiden Beobachtungen und der ihnen vorher­ gegangenen Stunden wesentliche Unterschiede in der Bewölkung, der Intensität der Sonnenbescheinung, dem Niederschlage, der Stärke und Richtung des Windes und des Seeganges statt, so waren diese Unterschiede auf die Temperatur des Wassers, zumal an der Oberfläche, von weit mächtigerer Wirkung als der tägliche Temperaturgang. Nicht selten findet man zur Sommerszeit im Mittel­ meer tagelang glatte See. Eine plötzlich herein brechende Regenböe wühlt dann häufig die See derart auf, dass die durch die Wollen entstehende Durchmischung der oberen Wasserschichten, im Verein mit der durch Wind und Regen ver­ ursachten Abkühlung der Meeresoberfläche, die verticale Temperaturvertheiiung in Kürze wesentlich ändert. Eine merkwürdige Erscheinung bilden die sehr häufig auftretenden be­ deutenden Differenzen in der Tiefe von beiläufig 30 m. Besonders die Expedition 1891 gibt hiefür zahlreiche Beispiele. Es erscheint indes räthlich, noch weiteres Beobachtungsmaterial abzuwarten, bevor man diese Erscheinung einer näheren Beleuchtung unterzieht. Die graphische Behandlung des die Seetemperatur betreffenden Beobach­ tungsmateriales mittels Isothermen geschah in zweifacher Art, nämlich in Vertical- und in Horizontalschnitten. Für die horizontalen wurden die Tiefen von 0, 10 und 100 m, sowie der Meeresgrund gewählt. Über die verticale Temperaturvertheiiung längs der Küsten Albaniens und Griechenlands finden wir beispielsweise folgende Daten: Die Temperatur ist in den Küstengewässern von Corfü eine gegen Süden hin zunehmende. So liegt beispielsweise die Isotherme von 24° C. bei Paxö noch fast an der Oberfläche,

186 bei dem Cap Matapan dagegen in 30 m Tiefe. Die Isotherme von 15° C. befindet sich nördlich von Corfü in etwa 34m , bei dem Cap Matapan dagegen in 170 m Tiefe; auch die Isotherme von 14° C. weist noch eine merkliche Senkung nach Süden auf. Die Rücksprünge in diesem Verlaufe sind nur hie und da von einiger Bedeutung und beziehen sich großtentheils auf Stationen, wo sich locale Ein­ flüsse geltend machen. Die Grundtemperatur i s t , sofern Tiefen über 100 m in Betracht kommen, überall geringer als 14° C., besonders niedrig aber erscheint sie unter der Insel Kephalonia, wo sie bei der nicht bedeutenden Tiefe von 500 m sogar unter 13° C. fällt. Bedenkt man, dass die Beobachtungen zu verschiedenen Tageszeiten vorgenommen wurden und der tägliche Gang sich in den oberen Schichten bemerkbar macht, ferner Wind, Seegang und Regen zur Geltung kommen, so lässt sich dennoch im großen ganzen aussprechen, dass die ganze Wassermasse an der Küste — vom Grundwasser abgesehen — mit dem Vorschreiten nach Süden an Temperatur stetig zunimmt. Die Grund­ temperaturen zeigen dagegen von Zante gegen Süden hin eine Tendenz zum verkehrten Verlauf, indem sie, bei wechselnden Tiefen, im allgemeinen ab­ nehmen. Im ganzen wird die verticale Temperaturvertheilung an 13 Profilen er­ läutert, doch wollen wir auf dies nicht näher eingehen, um den Umfang dieses Auszuges nicht zu überschreiten. Die Darstellung der V e r t h e i l u n g de r T e m p e r a t u r a n d e r Ober­ f l ä c h e ist einigermaßen unsicher, weil die tägliche und jährliche Temperatur­ schwankung, sowie die Witterungsverhältnisse die Temperaturangaben, die der graphischen Darstellung als Basis dienen, wesentlich beeinflussen. Das Bild ergibt etwa F olgendes: Die höchsten Temperaturen treten an der afrikanischen Küste, dann unter Land bei West- und Süd-Morea, nördlich von Candia, endlich bei den Capen Colonna und Sa. Maria di Leuca auf. Das abgekiihlteste Wasser findet sich in der hohen See, und zwar in der Mitte des centralen Mittelmeerbeckens, sowie zwischen Candia und Afrika. Überhaupt erscheint fast überall das Wasser in hoher See kälter als nahe unter Land. Die wichtigste Ausnahme hievon bildet das Gebiet, das sich östlich von Calabrien gegen Griechenland hinzieht; doch ist diese Ausnahme nur im Osten als constatiert zu betrachten, da die niedrigen Temperaturen der calabrischen Küste bei stürmischem NW-Wind (an Bord der H e r t h a 1880) beobachtet wurden. Die Isobathen biegen sich von Alexandria aus nordwärts, und es scheint sich die Erwärmung nach Osten hin vorwiegend in der hohen See geltend zu machen. Die an der Oberfläche auftretenden Temperaturen liegen etwa zwischen 23 und 27° C. Niedrigere Temperaturen weist die Adria auf, in welchem Meerostheile eine Wärmezunahme von NO gegen SW hin stattfindet. Der Horizontalschnitt für 1 0 m Tiefe zeigt schon einen ungezwungeneren Verlauf der Isothermen als der soeben besprochene. Von den Gebieten der höchsten Temperatur erscheint das bei dem Cap Colonna nicht wieder, die anderen sind eingeschränkt, und zwar am meisten das im Westen von Morea. Die Abkühlung der hohen See, im Vergleiche zu den Küstengewässern, ist auch in 10 m Tiefe ausgesprochen.

187 Im südöstlichen Theile des 1891 untersuchten Gebietes scheint die Tem­ peratur gegen Osten hinzuzunehmen, und drückt sich diese Ersch einung gleich an der Oberfläche durch ein Aufbiegen der Isothermen von Alexandria nordostwärts aus. Die in 10 m Tiefe auftretenden Temperaturen bewegen sich — gleich denen der Oberfläche — zwischen 23 und 27° C. Wie im Mittelmeere tritt auch in der Adria im großen und ganzen eine unverkennbare Übereinstim­ mung der beiden bis nun betrachteten Horizontalschnitte zutage. Die T e m p e r a t u r i n d e r T i e f e v o n 10 0 m . Im östlichen Theile der hier in Betracht kommenden afrikanischen Küstengewässer zeigt sich die höchste Temperatur; hieran schließt sich see-und westwärts, längs der genannten Küste, ein ein wenig kälteres Gebiet, zu dem sich Gegenstücke an dem westlichen Theile der Insel Candia und bei dem Cap Sa. Maria di Leuca finden. Die näher an der Oberfläche im Westen von Morea und im Korden von Candia in 10 m und an der Oberfläche auftretenden durchwärmteren Gebiete sind in der Tiefe von 100 m nicht mehr nachweisbar. Überhaupt ist die Abkühlung des Hoch­ seewassers in 100 m weniger ausgesprochen als in den höheren Schichten. Im Sicilisch-Jonischen Meer jedoch macht diese Erscheinung geradezu der ver­ kehrten Platz. Die in der Tiefe von 100 m auftretenden Temperaturen liegen etwa zwischen 14 und 18° C. Von der A dria kom m t h ier n u r der südöstliche Theil in B etra c h t, da n u r

in diesem Theile Tiefen über 100 m Vorkommen. E s tre te n h ier T em p eratu ren unter 15°, ja so g ar u n te r 14° C. auf. Die Vertheilung der Temperatur am Meeresgründe bezieht sich im Gegen­ sätze zu der der früher besprochenen Horizontalschnitte auf eine Fläche von veränderlicher Tiefe. Selbstverständlich war es daher zu erwarten, dass bei dieser Vertheilung auch die Bodenplastik mitzusprechen habe, weshalb es an­ gemessen erschien, die Isobathen in diese Karte mit einzutragen. Indessen erkennt man unschwer, dass der Einfluss des Verlaufes der Isobathen im allgemeinen doch ein geringer ist, wenn man nämlich, wie dies auch sonst geschah, von den seichtesten Küstengewässern Abstand nimmt. Thatsächlich findet in einer mächtigen Wasserschicht oberhalb des Grundes entweder gar keine oder doch nur eine geringe Temperaturabnahme im verticalen Sinne gegen unten hin statt, wodurch eben der erwähnte geringe Einfluss der Iso­ bathen seine Erklärung findet. An diese zeigt noch den engsten Anschluss die südliche Begrenzung des großen Gebietes von „unter 13,5" C.“ im Südosttheile des Centralbeckens. Es wirkt hier die bereits erwähnte, von Candia nach Afrika verlaufende Bodenschwelle, die das Tiefenwasser im Westen von dem im Osten scheidet. Die Nordgrenzo des Gebietes von „unter 13,5° C.“ verläuft nahezu in der Verlängerung der Achse von Candia nach Westen. Ein kleineres Gebiet von „unter 13,5° C.“ zeigt sich im Süden von Morea, nahe an der Küste. Am Ausgange der Adria wurden indessen auch Temperaturen „unter 13° C.“ bei mäßigen Tiefen constatiert, wodurch sich eben der Übergang zu dem letztgenannten Meerestheile charakterisiert. Man findet an den tiefsten Stellen der Adria niedrigere Temperaturen als in dem weitaus tieferen Mittelmeer. D e r S a l z g e h a l t des M e e r w a s s e r s . Der Verlauf des Salzgehaltes von der Oberfläche dem Grunde zu wurde für die einzelnen Beobachtungsstationen, soweit dies angieng, nach denselben Principien durch Curven dargestellt wie der Verlauf der Temperatur.

188 Die Zunahme des Salzgehaltes ist nahe an der Oberfläche am bedeutendsten und wird gegen den Grund hin stetig geringer, bis sie in größeren Tiefen mittels des Aräometers nicht mehr zu erkennen ist. Die diesem Verlaufe ent­ sprechende Curve ist gegen unten hin concav, verliert mit dem Wachsen der Tiefe an Krümmung und geht schließlich in eine Gerade senkrecht zur Abscissenachse über. Im allgemeinen erscheint längs der Küsten Albaniens und Griechenlands der Salzgehalt gegen Süden hin in Zunahme begriffen. Die tiefe Lage der Linie von 3 ,8 5 ^ in der Umgebung von Strowathi scheint durch die vom Lande entferntere Lage der betreffenden Beobachtungsstationen bedingt zu sein. Der geringe Salzgehalt am Grunde im Canale zwischen Kephalonia und Zante, wo sich sogar ein Rücksprung in der Zunahme gegen die Tiefe hin zu er­ kennen gibt, lässt im Verein mit den dort gefundenen sehr niedrigen Grund­ temperaturen des Seewassers auf das Einmünden von kalten Süßwasserquellen am Meeresgründe schließen. Thatsächlich sind hier die Erscheinungen dieselben wie in den Grundquellengebieten, die seinerzeit an Bord der H e r t h a und des „ D e l i “ längs des Ostrandes der Adria, sowie an der Ostküste von Sicilien constatiert worden sind. Im südlichsten Theile des in Rede stehenden Arerticalschnittes beträgt der Salzgehalt am Grunde 3,90% und mehr, wenngleich dort nicht die größten Tiefen des Profiles liegen. Die n äh ere B esprechung der ü b rig en zwölf Profile, an denen die verticale V ertheilung des Salzgehaltes d em o n striert w ird, u n te rlasse n w ir aus dem bereits frü h er angegebenen G runde.

Die Vertheilung des Salzgehaltes an der Oberfläche kann dahin charak­ terisiert werden: Zunahme des Salzgehaltes nach Süden und nach Osten. Ein kleines Gebiet hoher Salinität westlich von den nördlichen Jonischen Inseln, sowie ein Gebiet geringerer Versalzung WSW von Candia bilden hievon die wichtigsten Ausnahmen, sofern man nämlich von dem stark durchsalzenen, doch engbegrenzten Meerestheil dicht südlich unter Candia absieht. Der ge­ ringste Salzgehalt wurde unter der sicilischen Ostküste und nahe bei dem Cap Sa. Maria di Leuca constatiert. Der Salzgehalt in der Adria nimmt im allgemeinen gegen KE und SE hin zu. Die größte Versalzung befindet sich im südlichen Becken, näher an der albanesischen als an der italienischen Küste. Die Vertheilung in 10 m Tiefe zeigt vielfache Übereinstimmung mit der an der Oberfläche. Das dort angedeutete Gebiet salzhaltigeren Wassers im Jonischen Meere gibt sich jedoch hier nicht zu erkennen, während das südlich von Candia an Umfang beträchtlich zugenommen hat. Auch in der Adria ist die Übereinstimmung der Bilder von der Ober­ fläche und von 10 m Tiefe unverkennbar. W ie in 10 m ist auch in 100 m Tiefe derselbe T ypus im V erlaufe der L inien gleichen Salzgehaltes ausgesprochen.

Das an g esü ß te W asser in WSW

von C andia ist verschw unden. In den Theilen der Adria, die hier mit Rücksicht auf die Tiefe von 100 m in Betracht kommen, ist wieder eine Zunahme gegen KE und SE zu constatieren. W enn die D arstellu n g der V erth eilu n g des S alzgehaltes am Meeresgründe die E rsch ein u n g einer Zunahm e gegen O sten und Süden h in w eniger deutlich zu erkennen g ib t als die frü h er beschriebenen D arstellu n g e n , so lieg t die Ursache vor allem in dem E inflüsse des B odenreliefs, d an n aber auch bei gewissen

189 Gebieten in localen Erscheinungen, wie dies etwa die Grundquellen unter Sicilien, unter der Nordwestküste von Griechenland etc. sind. Das Gebiet g erin g eren Salzgehaltes zw ischen C andia und A frik a h ä n g t offenbar m it der schon an an d eren O rten hervorgehobenen u n terseeisch en B oden­ schwelle zw ischen dem cen tralen Theile und dem eigentlichen östlichen M ittel­ meerbecken zusam m en. A uffallend ist die besonders stark e D u rch salzu n g im Westen dieser Schwelle, die sich von R as H ilil gegen C andia hinzieht, sich aber gegen N W — dem tieferen W asser zu — n ic h t fo rtsetzt.

In der Adria zeigt sich zwar im großen ganzen eine gewisse Überein­ stimmung in der Vertheilung des Salzgehaltes am Grunde mit der in 100 m, 10 m und an der Oberfläche, doch tritt unter der dalmatinischen Küste ein infolge des Einmündens von kalten Süß wasserquellen am Meeresgründe an­ gesüßtes Gebiet auf. Sonst erscheint der Salzgehalt in der ganzen Adria am Grunde höher als in den oberen Schichten. Der Einfluss des Bodenreliefs kommt in der Regel zur Geltung, vielleicht am auffallendsten seewärts vom Monte Gargano. A n h a n g . Die Fähigkeit des Lichtes, in die Tiefe des Meeres vor­ zudringen, wurde auf zweifache Art untersucht, und zwar mit Hilfe versenkter Scheiben und durch photographische Apparate. Die A p p arate, die au f photographischem W ege dem in Rede stehenden Zwecke dienten, nach C h u n - P e t e r s e n s und nach L u k s c h s C onstruction, unterscheiden sich durch die A rt des Öffnens und des Schließens; und zw ar wird dies bei C h u n - P e t e r s e n s A p p a ra t d u rch eine Schraube, bei dem nach L u k s c h dagegen durch die W irk u n g eines F allgew ichtes v erm ittelt.

Es ist selbstverständlich, dass alles auf einen vollkommen lichtsicheren Verschluss des Kastens, in dem die lichtempfindliche Platte verwahrt ist, und zwar sowohl während des Versenkens als auch während des Aufholens ankommt. U nter den im P ro g ram m e aufgenom m enen A rbeiten befinden sich auch Beobachtungen über den Seegang, und zw ar sollten n ich t n u r allgem ein k en n ­ zeichnende Schlagw orte n o tie rt w erden, sondern b estan d auch die A bsicht, die W ellenelemente: Periode, G eschw indigkeit, L änge und H öhe der W ellen, m öglichst genau zu erm itteln. Zu diesem Zwecke konnte eine a u f der R eling Vorgefundene, abgemessene und in entsprech en d er W eise geth eilte Strecke verw endet w erden. Die Höhen der B ack, der B rücke und der h in teren R eling über W asser w urden zeitweise festgestellt. Bei der B eobach tu n g hielt m an sich der H au p tsach e nach an die die F o rschungen F r o u d e s , R a n k i n e s , M rs. S o m m e r v i l l e s etc. be­ rücksichtigenden V orschriften von P ro f. S t o k e s . D as im allgem einen gute W etter in den Som m erm onaten, n u r zeitweise un terb ro ch en durch W in d und heftigen, aber oft u nregelm äß ig en S eegang, sc h rän k te die M öglichkeit häufigerer W ellenbeobachtungen e in ; auch bedingte die S icherung der L oth- und S chlepp­ netzarbeiten, dass m an das g ute W e tte r in See m öglichst au szu n ü tzen suchte und dagegen die m ehr W ind und S eegang aufw eisenden T ag e fü r die u n a u s­ weichlichen B ordarbeiten im H afen verw endete. D a die allgem ein a n e rk a n n te Schwierigkeit der M essung von W ellenhöhen auch a n B ord d er P o l a gefühlt wurde und die für dieses E lem ent erzielten R esultate noch n ich t vollkommen befriedigend ersc h ie n e n , w urde beschlossen, das gesam m te, hieher gehörige B eobachtungsm aterial e rst n ach A bschluss der n ä ch sten E xpedition zu ver­ öffentlichen.

Auch in Bezug auf eine systematische Untersuchung der W irkung des Öls auf den Seegang machten sich Schwierigkeiten geltend. Dennoch wurde die

190 hie und da durch das Wetter gebotene Gelegenheit zu einigen Versuchen be­ nützt. Man suchte Öl entweder direct auf die Oberfläche des Wassers zu bringen oder placierte in Öl getränktes Werg in eine nach der See führende Schiffsöffnung. Ein wesentlicher Erfolg konnte hiebei n i c h t constatiert werden, obwohl die Bildung einer Fetthaut unverkennbar war. Eine recht bemerkens­ werte Wirkung brachte dagegen das Fett (Vaselin) hervor, mit dem der Lothdraht und das Stahlkabel, woran das Schleppnetz versenkt wurde, eingefettet waren. Es bildete um den ablaufenden Draht und um die Stahltrosse ein glattes, ruhiges Gebiet an der Wasseroberfläche und brachte die Spritzer, die aller­ dings in solchen Fällen nur mäßige waren, auf diesem Gebiete zum Ver­ schwinden.

Chemische Untersuchungen. Zur Bestimmung des im Meerwasser enthaltenen freien Sauerstoffes wurde die von L. W. W i n k l e r im Laboratorium des Prof. C. v. T h an in Budapest für Trinkwasser ausgearbeitete Methode benützt. Diese beruht darauf, dass Manganohydroxyd(Manganoxydulhydrat) bei Gegenwart von Sauerstoff z u Manganihydroxyd (Manganoxydhydrat) wird, das beim Ansäuern aus Jodkalium eine dem Sauerstoff äquivalente Menge von Jod frei macht; dieses titriert man mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natrium. Die B estim m ung d er im M eerw asser en th alten en K ohlensäure geschah im w esentlichen nach A. C l a s s e n und so, wie H. T o r n o e m it den von der norw egischen „ V ß rin g e n “ -E xpedition im n ö rdlichen A tlan tisc h e n Ocean ge­ schöpften W asserp ro b en v erfah ren w ar.

Nachgewiesen wurde einerseits, wieviel Kohlensäure durch Kochen mit Salzsäure ausgetrieben werden konnte, anderseits wie viel Salzsäure vom kochenden Meerwasser neutralisiert wurde. Dieses gibt ein Maß ab für die Menge der (zu Einfach-Carbonat) g a n z gebundenen Kohlensäure. Diese von der Gesammtkohlensäure abgezogen, besagt, wie viel h a l b gebundene (mit EinfachCarbonat zu Doppel-Carbonat verbundene) Kohlensäure zugegen war. Zur Bestimmung des Ammoniaks wurden 40 cm3' Meerwasser mit etwas Magnesia an einem L ie b ig ’schen Kühler zu x/ 4 abdestilliert; zu dem in einer Eprouvette mit 10 cma-Marke aufgefangenen Destillat wurde x/ 2 cm3 Nessl e r ’sches Reagens (alkalische Lösung von Quecksilber-Kaliumjodid) gegeben und aus der Stärke der eingetretenen Gelbfärbung auf die Menge des über­ destillierten Ammoniaks in der Art geschlossen, dass man in ebensolchen Eprou­ vetten mit 10 cm8-Marke wechselnde Mengen einer titrierten Salmiaklösung aus einer in 1/ I00 getheilten 1 cm-Pipette brachte, bis zur Marke mit destil­ liertem Wasser verdünnte und mit V2 cm:i N e s s l e r ’schem Reagens versetzte; dort, wo die gleiche Gelbfärbung auftrat wie beim Meerwasserversuch, war auch die gleiche Ammoniakmenge wie in den 40 cm8 Meerwasser. Um zu erfahren, wieviel organische Substanz in leicht oxydierbarer Form im Meerwasser enthalten ist, wurde auf zweierlei Art vorgegangen. Es wurde einerseits das sich bei der Oxydation mit übermangansaurem Kalium bildende Ammoniak, anderseits der bei dieser Oxydation von der organischen Substanz aufgenommene Sauerstoff bestimmt. Die Menge der salpetrigen Säure in den frisch geschöpften Meerwasser­ proben war so gering, dass sie an der Grenze der Bestimmbarkeit stand.

191 Mit D iphenylam in und co n c e n trierte r Schw efelsäure gab das frisch g e­ schöpfte M eerw asser n u r eine kaum sich tb are B läu u n g , die auch von der sal­ petrigen Säure h e rrü h re n k onnte. S alp etersäu re w ar also in n achw eisbarer Menge n ich t da. E bensow enig gelang es, m it alk alisch er B leilösung und m it N itro p ru ssid natrium Schw efelw asserstoff nachzu weisen. Zur B estim m ung der M ineralbestandtheile w urden M eerw asserproben n a c h ­ hause genomm en. Die A nalysen w urden, wie schon g esag t, im L aboratorium des H e rrn Professors Ad. L i e b e n vorgenom m en. B estim m t w urde der G ehalt des M eerw assers an Chlor, Schw efelsäure und M agnesium , Calcium und K alium , fern er die Gesam m tmenge der gelösten Salze, sowie auch das Gewicht des beim A brau ch en m it Schwefelsäure bleibenden S ulfat-R ü ck stan d es.

Brom, an N atrium ,

Zur Chlorbestimmung wurden an 50cm ;t Meerwasser genau abgewogen, wozu in einer Anzahl von Fällen ein Pyknometer diente, so dass diese Wägung gleichzeitig das specifische Gewicht des Meerwassers ergab. Nach dem Ansäuern mit Salpetersäure wurde mit Silbernitrat gefällt und der aus viel Chlorsilber und wenig Bromsilber bestehende Niederschlag gewogen. Zur Bestimmung der Schwefelsäure wurde ungefähr Meerwasser ab­ gewogen, mit Salzsäure angesäuert, mit Chlorbaryum gefällt und mehrere Stunden im Wasserbad, dann über Nacht bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen. Der Niederschlag von schwefelsaurem Baryum wurde einmal mit ganz ver­ dünnter Salzsäure und dreimal mit AVasser ausgekocht, dann geglüht und gewogen. Ausgerechnet wurde die Menge des Schwefelsäurerestes S04. D as Brom w urde zum eist n a c h B e r g l u n d aus dem m it saurem Schw efelsaurem K alium und m it ü b erm an g an sau rem K alium v ersetzten M eerw asser durch einen L u ftstro m ausgetrie b en , in v erd ü n n te r N atro n lau g e a b so rb iert und als Bromsilber gewogen.

Zur Bestimmung von Magnesium und Calcium wurde V2 l Meerwasser abgewogen, mit 6 cm einer 20% igen Salzsäure zur Arertreibung der Kohlen­ säure V4 Stunde lang gekocht, nach dem Erkalten mit 65 cm:i eines lO ^ ig e n Ammoniaks und mit 210 cm3 einer Lösung von oxalsaurem Ammonium, die 36 g C2 0 4 (NH4)„. H„ 0 im Liter enthielt, zusammengebracht, über Nacht stehen gelassen und filtriert; der alles Calcium und etwas Magnesium enthaltende Niederschlag wurde in heißer Salzsäure gelöst und die Lösung mit über­ schüssigem Ammoniak und etwas oxalsaurem Ammonium versetzt, wobei kein Magnesium mehr gefällt wurde. Nachdem sich der Niederschlag durch mehr­ stündiges Stehenlassen im W asserbad zusammengeballt h a tte , wurde die Flüssigkeit durch ein Filter abgegossen, der Niederschlag zweimal mit Wasser ausgekocht, dann aufs Filter gebracht, mit heißem Wasser gewaschen, getrocknet, im Platintiegel 1/ 4 Stunde lang zur Weißglut erhitzt und als Calciumoxyd gewogen. Das nach der zweiten Fällung des Calciums erhaltene Filtrat wurde abgedampft, der Rückstand zur Vertreibung der Ammoniumsalze geglüht, in wenig Salzsäure gelöst und die Lösung mit dem ersten, die Hauptmenge des Magnesiums enthaltenden Filtrat vereinigt. Dann wurde das Magnesium durch Zufügen von 200 cm des 10% igen Ammoniaks, von 130 cm3 einer Lösung von phosphorsaurem Natrium-Ammonium, die 107 im Liter enthielt, und durch zwölfstündiges Stehenlassen niedergeschlagen, auf das

Filter gebracht, mit Ammoniak ( 1 : 3 ) gewaschen, geglüht und als Mg,, P„ 0 7 gewogen. Zur Bestimmung des Sulfat-Riickstandes und des Kaliums, sowie zur Aus­ rechnung des Natriums wurden 50 cm3 Meerwasser genau abgewogen, mit 10 cw3 reiner Schwefelsäure, die 0,1810 g H2 S 0 4 im Cubikcentimeter enthielt, in einer Platinschale im Wasserbad eingedampft, dann von überschüssiger Schwefel­ säure zuerst durch vorsichtiges Erhitzen mit kleiner Flamme und zuletzt durch schwaches Glühen unter Zuhilfenahme einiger Stückchen von Ammonium-Carbonat befreit. Das Gewicht des alle Metalle als Sulfate enthaltenden Glühriickstandes wurde in Tabellen einerseits direct angegeben, anderseits diente es zur Aus­ rechnung des Natriums, sobald einmal die übrigen darin vorhandenen Metalle (Mg, Ca, K) bestimmt waren. Auf die nur spurweise im Meerwasser enthaltenen Salze wurde dabei keine Rücksicht genommen. In diesem Sulfat-Riickstande wurde nach F i n k e n er - D i t t m a r das Kalium bestimmt, indem er zunächst mit circa 25 cm3 Wasser behandelt, vom Ungelösten (Gips) abfiltriert, mit 1 cm3 einer salzsauren Platinchloridlösung (1 g Platin enthaltend) versetzt, im Wasserbad bis fast zum Trocknen ab­ gedampft, erkalten gelassen, hierauf mit 10 cm:i Alkohol, dann mit 5 cm Äther verrieben und über Nacht wohlbedeckt stehen gelassen wurde; hienach wurde der aus Kaliumplatinchlorid und aus Sulfaten bestehende Niederschlag mit einer Mischung von zwei Volumen Alkohol und einem Volum Äther gewaschen, getrocknet und in einer Porzellanschale, über die ein Trichter gestülpt war, */4 Stunde lang in einem Strom von Wasserstoffgas, das durch das Trichter­ rohr eintrat, auf circa 300° erhitzt; das dabei reducierte Platin wurde durch Behandeln mit Wasser und Salzsäure von den Salzen getrennt, gewogen und auf Kalium umgerechnet. Am wenigsten zuverlässig ist die directe Bestimmung des Gewichtes der gesammten im Meerwasser gelösten Salze. Einerseits ist es nicht möglich, das Wasser durch Hitze vollständig zu vertreiben, ohne dass auch die ganze Kohlen­ säure und ein Theil der Salzsäure weggiengen; anderseits zieht der getrocknete Salzrückstand mit großer Begierde wieder Wasser aus der Luft an. Die Gesammtmenge der Salze wurde nach H. T o r noe in der Art bestimmt, dass der Abdampfungsrückstand eines bestimmten Gewichtes an Meerwasser in einem großen Porzellantiegel bei aufgelegtem Deckel durch 5 Minuten mit einfacher Bunsen-Flamme geglüht, dann aber nicht bloß gewogen, sondern auch — durch Auflösen in titrierter Schwefelsäure und Zurücktitrieren mit Kalilauge unter Anwendung von Phenolphtalein als Indicator — auf den Gehalt an Magnesium­ oxyd geprüft wurde, das aus MgCOs und MgCl„ beim Abdampfen und Glühen entstanden ist. Das gefundene MgO wurde wegen der geringen C03-Menge nur auf MgCl2 umgerechnet und die Differenz MgCl,,—MgO zum Gewichte des Glührückstandes zuaddiert. Bei der Expedition 1891 wurde die Untersuchung der Wasserproben wie im ersten Jahre vorgenommen. Auf die unsichere quantitative Bestimmung der immer nur in ganz geringer Menge vorhandenen salpetrigen Säure wurde diesmal verzichtet. Über die U n t e r s u c h u n g de r G r u n d p r o b e n sei bemerkt: Ebenso wie bei den Wasserproben wurde bei den Grundproben ein Theil der Untersuchung schon während der Reise durchgeführt.

193 Zu den Bestimmungen an Bord wurden die nassen Grundproben ver­ wendet, wie sie auf einem Filter nach dem Auswaschen mit destilliertem Wasser und nach mehrstündigem Liegenlassen im zugedeckten Trichter erhalten waren. An Bord wurden bestimmt: 1. Der Gewichtsverlust der nassen Grundproben während des Austrocknens an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur. 2. Die beim Kochen mit einer alkalischen Lösung von übermangan­ saurem Kalium und nachträglichem Ansäuern von organischer Substanz und von Eisenoxydul salz , aufgenommene Sauerstoffmenge. 3. Die stets nur ganz geringe Menge von Ammoniak, die beim Kochen mit Wasser und Magnesia überdestilliert. 4. Das Ammoniak, das aus organischer Substanz beim Kochen mit einer alkalischen Lösung von übermangansaurem Kalium gebildet wird. 5. Die durch Kochen mit titrierter Salzsäure ausgetriebene, in titriertem Barytwasser aufgefangene Kohlensäure, sowie (durch Zurücktitrieren des Kolben­ inhaltes) die beim Austreiben der Kohlensäure verbrauchte Salzsäuremenge. Die weitere Aufarbeitung der Grundproben geschah in Wien. Die bei den Analysen gewonnenen Daten wurden in übersichtlichen Tabellen gesammelt und diese dem Texte angehängt. Auf Wunsch und mit Unterstützung des Commandanten des kaiserlich ottomanischen Seearsenals auf Kreta, H u s s e i n H u s n i Be y , untersuchte der Chemiker der Expedition die im Süden der Suda-Bai, im ersten Drittel der Höhe der den weißen Bergen vorgelagerten Hügelkette entspringende Quelle, deren Wasser in einer aus mäßig großen Steinen hergestellten, knapp unter dem Boden befindlichen Rohrleitung dem Seearsenal zugeführt wird. Im Bereich der offenen Quelle ist das graue, leicht zu zerschlagende Untergrundgestein mit einer harten, 1— 5 mm dicken, röthlich-gelblichen, krystallinischen Kruste bedeckt. Das Quellwasser ist frei von salpetriger Säure und Salpetersäure und enthält kaum bestimmbare Mengen von Ammoniak und organischer Substanz.

Wie aus dem von u n s g eb rach ten A uszuge ersich tlich ist, ließen sich die M itglieder der E xpeditionen die Mühe des Sam m elns zahlreicher D aten und deren sorgfältige B earb eitu n g n ic h t verdrießen. Sie haben d am it die L ite ra tu r der oceanographischen F orsch u n g en bereich ert und d u rch au s A n erkennensw ertes geleistet. D enjenigen, die fü r diese „ B e ric h te “ m it ih re n g ra p h isch en D arstellu n g en und Tabellen besonderes In te re sse h eg en , sei deren L e c ture bestens a n ­ empfohlen. a.

M itth e iln n g e n a u s dom G e b ie te des S e e w e se n s 1893. N r. 4 u n d 5.

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194 Hydraulische Geschützanlagen fran zösisch er Schiffe Von Gustav S c h w a n d a , k. u. k. M arine-Artillerie-Ingenieur.

Hydraulische Geschützanlagen zeigen so viele außerordentlich interessante Constructionsdetails, dass sich ihre Besprechung selbst gegenwärtig noch lohnt, wo doch ein stetiges Zurückgehen von derartigen Anlagen zu Handkraft­ maschinen oder zur Anwendung von Elektricität zu constatieren ist. Es kommen durch die zu besprechenden Anlagen theilweise gewisse Principien und An­ schauungen zum Ausdruck, die von den anderweitig bestehenden grundver­ schieden sind. Von diesen Principien seien in erster Linie die groß angelegten S i c h e r ­ h e i t s v o r k e h r u n g e n erwähnt, die in den hydraulischen Anlagen vorzufinden sind. Auf die Intelligenz der Bedienungsmannschaft, auf ihre Verlässlichkeit und Ruhe während eines Gefechtes, wie solche manche artilleristischen Constructionen anderer Staaten erfordern, wird in der französischen Marine wenig reflectiert. Alle diese hydraulischen Geschützanlagen weisen Sicherheitsvor­ richtungen auf, die den Gang des Geschützmanövers strenge vorschreiben und ein Abweichen von diesem Wege in den meisten Fällen unmöglich machen, oder doch sehr erschweren, so dass die Bedienungsmannschaft auf einen eventuellen Fehler sofort aufmerksam gemacht wird. Ein anderes Constructionsprincip ist das H i s s e n d e r M u n i t i o n du r c h d a s C e n t r a l p i v o t und die nicht nur vertical, sondern auch schief geführte Fahrstuhlgleitbahn, wobei der Fahrstuhl knapp an das Bodenstück des Rohres zu liegen kommt. Dadurch wird es möglich, das Laden unabhängig vom Backsen zu vollführen, denn der Fahrstuhl dreht sich in der Pivotröhre sammt der Geschützplattform. Das lästige und zeitraubende Zurückbacksen des Geschützes nach jedem Schuss in die Ladestellung entfällt, weil beim Laden nur die Höhenrichtung eine bestimmte ist. Mit dieser Construction Hand in Hand geht auch der Umstand, dass das Ansetzen des Geschosses und der Ladung in vielen Fällen nur mit Handkraft geschieht (siehe die 27 cm-Installierung Typ A cheron), weil die Anbringung eines hydraulischen Setzers an der mobilen Plattform mindestens um zwei Rohrleitungen mehr erfordert, die durch das Pivot geführt werden müssten. Bei neueren Anlagen ist jedoch auch dies bereits durchgeführt. Nicht unerwähnt soll auch d a s B a c k s e n bleiben, das immer von außen bewirkt wird, wobei um eine centrale Kettentrommel zwei Ketten geschlungen sind, die durch zwei hydraulische Pressen in Bewegung gesetzt werden. Es ist dies eine bedeutende Erleichterung der Construction, da das Unterbringen der Takelrammen außerordentlich bequem ist und die Führung der bezüglichen Ketten keine Schwierigkeiten bietet. Noch ein Vortheil dieser Construction ist das schussichere Installieren dieser wichtigen Bewegungsmechanismen, die ge­ wöhnlich unter der Geschützplattform, oft unter dem Panzerdeck und fast immer unter der Constructions-Wasserlinie zu finden und daher dem feindlichen Feuer niemals so preisgegeben sind wie bei den englischen und den deutschen Constructionen. Die außerordentlich g roßen K alib er bedingen auch h y d r a u l i s c h e H i l f s ­ m i t t e l z u m Ö f f n e n d e s V e r s c h l u s s e s , zu welchem Zwecke gewöhnlich ein oder zwei kleinere Cylinder vorhanden sind, die als einfach oder doppelt w irkende M aschinen das Öffnen und Schließen des V erschlusses besorgen. Die

195 möglichst intensive Ausnützung der vorhandenen Kraft tritt liier am auffälligsten zutage; es wäre keineswegs unmöglich, auch hier die Verschlussbewegungen mit Handkraft zu besorgen, wie dies bei wenig kleineren, aber auch bei ähnlich großen Kalibern erprobt ist. Zwei Umstände sind als ganz besonders charakteristisch für die fran­ zösischen hydraulischen Installierungen zu erwähnen; nämlich die Anwendung von A c c u m u l a t o r e n (Kraftsammler und Vervielfältiger) bei den hydrau­ lischen Pumpen und die Anwendung von G e g e n g e w i c h t e n bei den Hand­ hebeln zum sicheren und selbstthätigen Zurückgehen einerseits und zum Aus­ balancieren der gewöhnlich sehr zahlreichen und schweren Gestänge anderseits. Diese Einrichtungen werden an den betreffenden Stellen Erwähnung finden. Die hydraulischen Installierungen der bis etwa 1885 erbauten Schiffe stammen aus der Werkstätte F a r c o t , während die neueren Installierungen nach dem System Ca n e t größtentheils in den Werkstätten der Forges et Chontiers de la Mediterranee ausgeführt sind. Für manche Schiffe haben ver­ schiedene Etablissements einzelne Theile geliefert, wobei jedes das Beste zu geben getrachtet hat. Im folgenden soll als Beispiel einer F a rc o t-In sta llie ru n g der zum Typ I n d o m p t a b l e zählende C a i m a n in Betracht gezogen werden, zu welchem Typ auch T e r r i b l e und R e q u i n gehören, und als Typ einer Ca n e t Installierung soll der M a r c e a u besprochen werden, dessen Installierungen auch mit denen des oft genannten spanischen Kreuzers P e l a y o identisch sind. Die hydraulischen Bewegungsmittel der 22 Kaliber langen 4 2 m -(7 6 ,8 t-) Geschütze auf den Schiffen R e q u i n , I n d o m p t a b l e , C a I m a n und T e r r i b l e werden hier in der nachstehenden Reihenfolge besprochen: 1. Apparate zum Hacksen, 2. Laden, 3. Bewegen des Verschlusses, 4. Ein- und Ausholen, 5. Heben und Senken, 6. Sicherheitsvorkehrungen für das Abfeuern. 1. Das Backsen. (Siehe Fig. I im Text, S. 196). Zum Backsen dient das Handrad A , das durch das Gestänge a' a “ mit dem kleinen Zahn­ rade P in den Zahnkranz B eingreift, dann durch die an den Armen T und T ‘ befestigten Ketten die Schieberstange des Vertheilungsschiebers V in dem einen oder anderen Sinne verschiebt und auf diese Weise das Füllen und das Entleeren der hydraulischen Pressen P, und P„ bewirkt. Der Zahn­ kranz B ist mit horizontalen und verticalen Frictionsrollen g und g‘ sorg­ fältig gelagert und bewegt sich lose auf seiner Achse. An zwei gegenüber­ liegenden Stellen sind die Arme T und T ‘ befestigt, von denen T durch eine Kette mit dem Schieber in Verbindung ist, während T ' ein Gegengewicht von 182 kg trägt. Der mit einem Rückschlagventil versehene Vertheilungsschieber besitzt keine bemerkenswerte Construction. Das Backsen bewirken zwei ge­ wöhnliche hydraulische Pressen, die an ihren Kopfenden Kettenrollen tragen. Die Wirkungsweise der Kettenrollen ist die eines umgekehrten Flaschenzuges. Wo sonst die Last wirkt, ist hier die Kraft, und der Flaschenzug wird einfach auseinandergezogen, das heißt, während beim Flaschenzug eine kleine Kraft auf langem Wege wirkt, ist hier eine große Kraft mit kurzem Wege in Ver­ wendung. An der Schieberstange V ist ein Winkelhebel Cl C„ angebracht, 13*

F ig . 1.

197 dessen verticaler Arm C, mit der Directionskette des Armes T in Verbindung steht, während der horizontale Arm C2 ein Gegengewicht an einer Kette trägt, um die Directionskette fortwährend straff gespannt zu halten. Am Arme ist auch eine Leitstange D angebracht, auf der ein von der Presse P, bewegter Anschlagdaumen / gleitet. Wenn dieser Daumen an einen der Ansätze d der Leitstange J) zu liegen kommt, so wird diese gehoben oder gesenkt und dadurch auch der Schieber V in seine Mittelstellung gebracht. (Automatische Abstell­ vorrichtung der Backsung.) Das Geschütz ist auf der beweglichen Plattform E installiert, die auf den Rollen G ruht und sich um das Achskreuz H dreht. Um die Trommel S sind die beiden Backsketten P, P 9 gelegt und in den Punkten und M„ be­ festigt. Das Backsen geht folgenderweise vor sich: Mit Hilfe des Handrades A und seiner Verbindungen wird der Zahn­ kranz B verdreht und dadurch der Schieber für den einen Backscylinder ge­ öffnet und der andere Backscylinder gleichzeitig auf Abfluss gestellt. Die Kolben beginnen ihre Bewegung und versetzen den Thurm in eine der Ver­ drehung des Zahnkranzes B entgegengesetzte Drehung. Während dieser Backsung steht nun der Zahnkranz B fest und setzt somit das auf der in Bewegung befindlichen Geschützplattform befestigte Handrad A in Bewegung; dabei soll auch die Hand des Vormeisters dem Handrad folgen, um eventuell auf­ tretende Hemmungen sofort am Drucke zu spüren. Um die Drehung des Thurmes einzustellen, genügt es, das Handrad durch einen leichten Druck fest­ zuhalten. Da sich in diesem Falle das kleine Zahnrad P nicht mehr zu drehen vermag, der Thurm seine Bewegung jedoch noch nicht beendigt hat, wird sich der Zahnkranz verschieben und den Schieber in seine Mittellage bringen. 2. Das Laden. (S. Tafel I.) Alle Bewegungen, die das Laden bewirken, gehen hydraulisch vor sich. Die Einrichtungen dafür bilden die am meisten umständlichen Constructionen der Anlage. Es ist daher für deren Beschreibung eine Trennung der Apparate nothwendig, die in der Reihenfolge beschrieben werden sollen: a) der Fahrstuhl, b) der Setzer, c) der Stopperriegel und d) der Verschlussapparat. a) D e r F a h r s t u h l M (Taf. I, Fig. a und c) besteht aus d r e i Muni­ tionsrohren, deren erstes (oberstes) das Geschoss und die zwei folgenden die zwei Halbkardusen aufnehmen. Alle drei Behälter sind innen mit Holz bekleidet; das oberste, für das Geschoss bestimmte Rohr hat außerdem noch einen Kupfer­ beschlag, auf den das Projectil zu liegen kommt. Am rückwärtigen Ende trägt jeder Behälter einen Puffer, der für das Geschoss aus Kautschuk, für die Kardusen aus Holz hergestellt ist. Am Fuße des Fahrstuhles ist die Traverse K angebracht, an deren Ende die Ketten der Hiss-Takelramme P m befestigt sind. Am oberen Ende des Fahrstuhles befindet sich ein aus Holz construierter Anschlag dm , der dazu bestimmt ist, die Panzerdeckel des Munitions-Aufzugschachtes zu öffnen. Auch sind noch kleine eiserne Arme V m vorhanden, die diese Panzerdeckel beim Sinken des Fahrstuhles schließen. Der Fahrstuhl wird in seinen Bewegungen durch die zwei Schienen hm (Directrice) geführt, die von den zu beiden Seiten angebrachten Gleit­ backen a m an drei Flanken umgriffen werden. An den oberen Enden dieser Backen befinden sich drei Abstufungen e, e„ e.v die die drei Ladepositionen (Geschoss, 1. Halbkarduse. 2. Halbkarduse) bestimmen. Eine vierte Stelle ex begrenzt den Aufstieg des Fahrstuhles. Der Aufzug wird durch die Takel­ ramme P m besorgt, deren Construction nichts Bemerkenswertes zeigt. Der

198 dazu gehörige Vertheilungsschieber T m wird durch den Handhebel Im bewegt; g m ist die Zuflussöffnung des Druckwassers, die auch für den Abfluss dient, wenn der andere Presscylinder der Takelramme das Druckwasser erhält und der Kolben in diesem seinen Rückweg antritt. Der Kolben wird durch die Gleit­ schienen n n geführt. An der Schieberstange ist ein Gegengewicht von 12 kg befestigt, das die Gewichte des Gestänges auszugleichen hat. In der combinierten Druck- und Abflussrohrleitung i m befindet sich eine automatische Abstell­ vorrichtung, die berufen ist, den Zufluss des Druckwassers abzustellen, wenn der Fahrstuhl in seiner unteren Position angelangt ist. Im Aufzugschachte ist an jeder Seite des Fahrstuhles ein Riegel 0 an­ gebracht, dessen Ende in einen Zahnbogen io eingreift; die Achse dieser beiden gezahnten Sectoren ist mit dem Hebel /, in Verbindung (Riegel­ hebel.) Die Längsbewegung des Riegels ist durch kleine Anschlagstücke be­ grenzt. An einer Seite ragt ein Arm Ko hervor, der ein Gewicht von 90% an einer Kette träg t; diese Kette ist mit dem Sicherheitsarm S durch den Arm S’a in Verbindung. Da der vorerwähnte Riegel in zwei Gleitschienen geführt ist und einen Spielraum von 30 mm in der Höhenrichtung besitzt, wird er nach dem Anstoßen des Fahrstuhles auch um diesen Betrag und durch die vor­ erwähnte, mit einem Gewichte von 90 kg beschwerte Kette auch der Arm Sa gehoben, was die Drehung des Hebels S zur Folge hat. Der H e b e l b e s i t z t einen Anschlag le , der auf den kleinen Arm des Hebels H wirkt, dessen Bestimmung bei der Beschreibung des Setzers näher erörtert wird. Der Sicher­ heitsarm S besitzt drei Arme: S a ist an der Kette des Riegels befestigt; S b ermöglicht die Fixierung des Schiebers T m , indem er sich an den Schieber­ stangenarm 0 legt; S c hat die Bestimmung, den Schieber T r des Setzers zu fixieren, indem sich sein Ende an dieser Schieberstange legt. b) D e r S e t z e r (Tafel I, Fig. a) besteht aus sieben Holzrollen R, die untereinander durch gelenkartig zusammengefügte Schienen verbunden sind, so dass sich der Setzer in einer fast kreisförmigen Bahn zu bewegen vermag. Sein Vorgehen wird durch eine hydraulische Presse P r bewirkt, deren Ein­ richtung dieselbe ist, wie die der anderen Takelrammen dieser Gattung. Die Aufwärtsbewegung des Setzers ist einerseits durch den Widerstand beim Laden, anderseits durch den Hebel H begrenzt; sind seine teleskopartigen Rohre ganz auseinander gezogen, so ist auch der Anschlag cl an seiner Be­ grenzung angelangt, das ist der innere Rand der Stopfbüchse des äußeren Cylinders und der Boden des inneren Cylinders p ‘ an den Kopf e r des Domes f r . Ein Hauptaugenmerk ist bei dieser Installierung auf die Stopf­ büchsen zu richten, die eben nur soweit angezogen werden dürfen, dass das Sinken des Setzers nicht allzurasch vor sich gehe, welche Bewegung durch das Gewicht des Setzers allein bewirkt wird. Der Setzerpresse wird das Druckwasser durch das Druckrohr t r zugeführt, das auch zum Schieber T r zieht. Der vorerwähnte Arretierhebel I I ragt mit einem Ende nh zwischen die Gelenkstangen des Setzers und mit einem äußeren Arm S h in eine Aussparung des Handhebelgestänges; das Gewicht des Winkel­ hebels ist durch das Gegengewicht p h ausgeglichen. Die Schieberstange trägt drei (sogenannte) Sicherheitsarme: r, dient zum Öffnen des Schiebers, wenn der Fahrstuhl in einer seiner drei Ladestellungen angekommen ist; r„ trägt ein Balanciergewicht von 90 kg für die Gestänge; r 3 zerfällt in zwei kleinere Arme, deren einer ein Balanciergewicht trägt, während der andere in das Auge einer Presse Z eingreift, die den Kamen

199 „Sicherheitspresse der Ladevorrichtung“ trägt. Diese ist in diejenige Druck­ rohrleitung eingeschaltet, die vom Schieber zur Setzerpresse P r führt; sie dient zur Regelung des Druckes entsprechend der zu leistenden Arbeit und zur Ein­ stellung der Arbeit nach den drei Ladeoperationen. Die Sicherheitspresse ist ein kleiner Arbeitscylinder, dessen Kolben durch eine konische Plattenfeder mit 30 kg belastet ist, so dass in der Rohrleitung der Druck bis zu 50 at steigen kann. c) D e r S t o p p e r r i e g e l (Fig. a auf Taf. I, und Fig. 2 im Text) dient zum Festhalten der Plattform in der Ladestellung und besteht aus einem fixen, durchbohrten Kolben P v und einem theilweise dariibergezogenen und gerade geführten Cylinder V, der zugleich den Stopperriegel bildet. Das Druckwasser passiert durch die Einströmöffnung gv, die auch als Ausströmöffnung functioniert. Fig. 2.

Bei iv ist eine Sicherheitsstange lG angebracht, deren zweites Ende auf einen Daumen l3 des Fahrstuhlhebels l m wirkt. Ist die Plattform durch den Stopper­ riegel in der Ladeposition noch nicht fixiert, so kann dieser Hebel nicht bewegt werden, da sich sein Daumen l3 an das Ende des Sicherheitshebels lG legt. Der Vertheilungsschieber T v des Riegels befindet sich unten im Raume bei dem Fahrstuhlschieber und wird durch den Handhebel Iv vom Plattform­ deck bethätigt, mit dem er durch Ketten verbunden ist; ein Gegengewicht von 25 kg gleicht die Gewichte des Gestänges und der Kette aus. Auf der mobilen Plattform ist ein Gegenriegel angebracht, der aus drei Theilen besteht; ist der Stopperriegel in Thätigkeit (herausgeschoben), so wird auch dieser Gegenriegel verschoben, drückt eine Plattenfeder W zusammen und tritt in eine Ausnehmung des Höhenrichtgestänges Gv, um auch die Höhen­ richtung während des Ladens zu sichern. Der Gegenriegel trägt zwei Arme, von denen der eine ein Gegengewicht trägt, während der andere mit der Verschluss-Offnungsvorriohtung in Verbindung steht. Außerdem ist in das Gestänge des Gegenriegels auch noch ein Winkelhebel u o u ‘ mit einem Gestänge ein­ geschaltet, das zur Aus- und Einholvorrichtung führt und das Geschütz in der Ladeposition festhält. d) D er V e r s c h l u s s a p p a r a t (Taf. I, Fig. a und b) besteht aus zwei einfach wirkenden Pressen und Y„, die parallel nebeneinander gelagert sind und sich gegenseitig unterstützen. Das Druckwasser wird ihnen durch die Rohre t y { und t y,, zugeführt. Die Kolbenstangen besitzen je einen Kreuzkopf, die miteinander durch eine um das Kettenrad A y geführte G a ll’sche Kette verbunden sind. An der einen Kolbenstange ist ein Arm K y angebracht, woran die vorerwähnte vom Gegenriegel der Plattform kommende Kette C y befestigt ist. Der Vertheilungsschieber T y der beiden Pressen ist oben auf der Platt­ form installiert und wird durch den Handhebel l y bewegt. In die Schieber­

200 stange q y ist ein Sicherheitswinkelhebel b y angeschaltet, dessen zwei Enden sich an Ansätze des Gegenriegels anlehnen können. D a s L a d e n geht folgendermaßen vor sich: Wenn sich das Geschütz in der Ladeposition befindet, so wird der Fabrstuhlhebel Im nach vorne umgelegt, wodurch die Winkelhebel lx und l., den Schieber T in in Bewegung setzen und die bei S ‘ angefügte Verbindungsstange le die Klinke y verlässt und diese durch ihr eigenes Gewicht sinkt. Dadurch kommt die Klinke te in den gezahnten Bogen des Armes K e zu liegen und beginnt der Fahrstuhl nun seine Auf­ wärtsbewegung. Wenn der Absatz ex der Fahrstuhl gleitbacken a m an dem Riegel 0 angelangt ist, wird dieser um den kleinen Spielraum gehoben, der in der Führung go gestattet ist und der Fahrstuhl dadurch gehemmt. In dieser Stellung des Fahrstuhles befindet sich das Projectil genau in der Achse des Rohres und kann geladen werden. Wenn der Riegel K o nach aufwärts gedrückt wird, so geht auch der Befestigungspunkt des Setzer-Sicherheits­ hebels S a nach aufwärts und dreht dabei die Sicherheitsstange S um ein ganz kleines Stück. Das genügt Fig. 3. aber eben, um den Sicherheits­ arm S b an die Schieberstango des Fahrstuhles zu drücken, dessen Stellung zu fixieren, zu­ gleich auch den Sicherheits­ arm S c von dem Winkelhebel ;*4 abzuheben und so die Schieber­ stange des Setzers freizugeben. Hiedurch ist es nun unmöglich, den Fahrstuhl zu bewegen, dabei aber möglich geworden, den Setzer zu gebrauchen. Wird nun der Setzerhebel Ir umgelegt, um den Schieber T r zu öffnen, so wird zugleich auch der mit einem kleinen Gegen­ gewicht versehene Hebel rg bewegt, der infolge dessen den Schlitz der Sicherheitspresse Z verlässt. Nun beginnt die Auf­ wärtsbewegung des Setzers, die erst nach vollzogenem Laden aufhört. Der gegabelte Hebel be des Klinkenmechanismus E (deutlicher zu entnehmen aus Fig. 3) trägt an seinem an­ deren Ende (in ge befestigt) ein Gegengewicht von 140 kg, folgt demnach dem Setzer und erreicht seine höchste Lage, wodurch die Klinke te in den ersten Zahn des Sectors E eingreift. Ist das Projectil angesetzt, so kommt der Setzer zum Stillstand; nun steigt der Druck in der kleinen Sicherheitspresse Z von 2 5 kg bis auf 50 kg. Der Kolben dieser Presse drückt die konische Plattenfeder zusammen und bringt auf diese

201 Weise den Schlitz der Kolbenstange vor den Hebel r g, der dort eingreift und das Öffnen des Schiebers für den Abfluss erlaubt. Wenn der Schieber T r des Setzers mit der Abflussleitung communiciert, so sinkt der Setzer durch sein eigenes Gewicht. Stoßen die Anschläge a r des Setzers an die Arme be des Klinkenmechanismus, so wird der Klinkenhalter z ‘ um seine Achse gedreht. Die Klinke te, die an diesem beweglich befestigt ist, folgt dieser Drehung und drückt dabei den gezahnten Sector mit seinem Arm K e nach rückwärts, wodurch die Zugstange I, I„ nach abwärts bewegt wird. Hiebei kommt der Anschlag l e der Stange I, l„ an den Arm S h des in Oh gelagerten Winkelhebels H und drückt diesen nach abwärts, wodurch der andere Arm nh dieses Winkelhebels ungefähr bis in die Mitte des Setzercanales ragt. Mit dem Abwärtsbewegen der Zugstange wird auch der Riegel Ko durch das kleine Zahnsegment io etwas zurückgezogen und fällt unter der Einwirkung der Gegengewichte von dem Ansätze ex des Fahrstuhles herab, wodurch der Sicherheitsarm in seine ursprüngliche Stellung gedreht wird, dabei den Fahrstuhlschieber freigibt und den Setzerschieber fixiert. Wird nun der Fahrstuhlhebel Im wieder auf Druck gestellt, so steigt der Fahrstuhl solange, bis sein zweiter Absatz e„ auf den Riegel K o stößt. Dies ist die Ladestellung der ersten Halbkarduse. Da durch das Anlangen des Fahr­ stuhles an dem Riegel K o der Stuhl wieder etwas gehoben wird, legt sich der Sicherheitsarm S abermals um, gibt den Schieber des Setzers frei und fixiert den Fahrstuhlschieber. Der Setzer wird nun zum Laden der ersten Halbkarduse auf Druck ge­ stellt und bewegt sich nach aufwärts; dabei stoßen die Anschläge a r an die vorgeschobenen Arme nh des Winkelhebels H. wodurch sie bis an die Puffer B gedrückt wurden und den Setzer zum Stillstand bringen. Ist dieser Stillstand eingetreten, so ist die erste Halbkarduse zwar aus dem Fahrstuhl heraus­ geschoben, jedoch noch nicht an ihrer eigentlichen Stellung im Laderaum, sondern nur an der Stelle der noch zu ladenden zweiten Halbkarduse. Dieses Spiel der scharfsinnig ausgedachten Mechanismen wiederholt sich beim Laden der zweiten Halbkarduse noch einmal; erst diese schiebt die erste Halbkarduse bis an ihren Bestimmungsort, das ist bis an den Geschossboden. Nach erfolgtem Laden wird der Fahrstuhlhebel noch ein viertesmal auf Druck gestellt; der Fahrstuhl hat jedoch nur mehr die kleine Aufwärtsbewegung zu vollführen, die nothwendig ist, um den vierten Anschlag