GEBIETE DES SEEWESENS

MITTEILUNGEN AUS DEM GEBIETE DES SEEWESENS. VOL. XXXIII. 1905. NO. V. Betrachtungen über den Russisch-Japanischen Krieg. Von E. v. N o r m a n n -...
Author: Fritzi Straub
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MITTEILUNGEN AUS DEM

GEBIETE DES SEEWESENS. VOL. XXXIII.

1905.

NO. V.

Betrachtungen über den Russisch-Japanischen Krieg. Von E. v. N o r m a n n - F r i e d e n f e l s , k. u. k. Korvetten-Kapitän a. D. (D reizeh n te F o rtse tzu n g .)

Die russische Armee hat einen Schlag erlitten, von dem sie sich nur schwer wird erholen können. W ährend im Verlaufe des bisherigen Feldzuges alle russischen Operationen scheiterten, hat das vortreffliche, planmäßige Vorgehen der japanischen Oberleitung und das einheitliche Zusammenwirken der Armeekommandanten das japanische Heer, selbst gegen überlegene feindliche Streitkräfte, von Sieg zu Sieg geführt. Bei jeder bisherigen Niederlage der Russen berücksichtigte man, daß eine entscheidende Situation in der Kriegslage noch nicht geschaffen sei, und daß der jedenfalls mit überlegenen russischen Streitkräften zu führende Hauptschlag, die dem Zarenreiche so nötige günstige W endung herbei­ führen könnte. Nun ist dieser Schlag erfolgt, doch wurde er zu einer vollständigen Niederlage des Generals K u r o p a tk in , und er hat über die russische Armee eine Katastrophe gebracht, welcher die Kriegsgeschichte nur wenige ähnliche Beispiele zur Seite stellen kann. Die nach dem kühnen Plane des japanischen Generalstabs-Chefs Baron K o d a m a an­ gelegte Offensive des Marschalls O yam a hat sich glänzend bewährt und der japanischen Armee einen Erfolg gebracht, dem allseits Anerkennung und Bewunderung zuteil wurde. Es kann nicht Aufgabe der vorliegenden Abhandlung sein, noch wäre der Zeitpunkt gekommen, eine Darstellung der Schlacht bei M u k d en zu versuchen. Dennoch kann diese den gegenwärtigen Krieg vielleicht entscheidende Schlacht nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Im 4. Abschnitte dieses Artikels wurde versucht, soweit die M itteilungen aus dem Gebiete des Seew esens 1905. K r. 5.

378 zahlreichen telegraphischen Berichte dies gestatten, die Hauptzüge der großartig angelegten japanischen Offensivbewegung, sowie den Rück­ zug der russischen Armee zu skizzieren, und das Ergebnis der Schlacht in bezug auf die ungeheuren Personalverluste beider Armeen und die schweren Materialverluste der besiegten Armee anzuführen. Die politische Tragweite der Schlacht bei M u k d e n kann heute nicht annähernd noch ermessen werden. Der Elan, mit welchem die siegreichen japanischen Truppen die geschlagene Armee verfolgten und ihr auch beim Rückzüge schwere Verluste zufügten, so daß der ganze Umfang der über die russische Armee hereingebrochenen Katastrophe noch nicht übersehen werden kann, läßt erwarten, daß die japanische Armee in nicht ferner Zeit im Besitze von C h a rb in sich befinden dürfte. Nach der Meinung vieler Strategen hätte Japan im Pesthalten dieses Punktes das Endziel seines Vordringens nach Westen erreicht, da sein Kriegsprogramm angeblich die Eroberung der östlich hievon liegenden russischen Territorien — das P r i m o r s k i -Gebiet südlich des A m u r-F lu sses mit dem Kriegshafen W la d iw o s to k , die Insel S a c h a lin , die Halbinsel K a m ts c h a tk a und die K o m a n d o rs k i-In s e ln umfaßt. Es dürfte Rußland nicht leicht fallen, zur Fortführung des Krieges so rasch eine neue, dem Gegner überlegene Armee in Sibirien aufzustellen, um das Vordringen des siegreichen Feindes abzuwehren und die entlegenen Besitzungen zu schützen. Doch selbst im Falle der Geneigtheit zum Friedens­ schlüsse dürfte eine Kriegsentschädigung und eventuell die Abtretung eines Teiles der genannten Gebiete von Japan als Siegespreis gefordert werden. Diese Erw ägung mag wohl dafür bestimmend sein, daß man in P e t e r s ­ b u r g , auch nach Erhalt der Hiobspost über den gewaltigen Umfang der Niederlage bei M u k d e n , den Gedanken an einen Friedensschluß zurück­ wies, und insolange nicht jede Aussicht völlig geschwunden ist, an der Hoffnung, den Gegner doch noch niederzuringen, festhält. Sobald Marschall O yam a in C h a rb in einen Stützpunkt erreicht haben wird, von dem aus er Vorstöße der russischen Armee nach Osten zu Entsatzversuchen zurückweisen kann, dürfte die Einschließung und planmäßige Belagerung von W la d iw o s to k ihren Anfang nehmen. Die japanische Flotte ist hingegen, auch beim Freiwerden dieses Hafens vom Eise verhindert, Operationen im großen Stile gegen W la d iw o s to k durchzuführen, da sie sich zum Empfange der Flotte des Admirals R o s c h d je s tw e n s k y bereithalten muß, welche die Gewässer von M ad a­ g a s k a r Mitte März verlassen hat. N ur spärliche N achrichten dringen von diesem Geschwader in die Öffentlichkeit, und doch dürften die im Verbände dieser m ächtigen Kriegs­ flotte gesammelten Erfahrungen von größtem Interesse für die maritime

379 Welt sein. Es wäre daher zu wünschen, daß die russische Marineleitung nach Beendigung des Krieges die Reise- und Vorfallenheitsberichte des Admirals R o s c h d je s tw e n s k y und der getrennt vom Gros fahrenden Divisionen seiner Flotte in m öglichster Vollständigkeit der Öffentlichkeit zugänglich mache.

XIX. Die K riegs-Ereignisse vom 16. Februar bis 15. März.

1. E r e i g n i s s e v o r W la d iw o s to k . Anfangs März landeten 2000 Mann japanischer Truppen bei S c h e n g u d s c h in , in Nordkorea, wohin sie auf Transportdampfern, im Konvoi von Kreuzern und Torpedobooten gebracht wurden. Zunächst beschränkten sich die Truppen darauf, den T u rn e n -F lu ß von Minen zu reinigen. Die in Nordkorea befindlichen russischen Truppendetachem ents zogen sich zurück und verschanzten sich am Nordufer des genannten Flusses. Später erschien ein japanisches Geschwader m it 2 Transport­ dampfern, welche Fortifikationsmaterial und Arbeiter an Bord führten, vor der Halbinsel N a c h im o f f, welche die Einfahrt nach dem Hafen von G e n sa n beherrscht. Auf der genannten Halbinsel wurde die Anlage von Befestigungen begonnen, um daselbst einen Stützpunkt für die Operationen gegen W la d iw o s to k zu gewinnen, der gleichzeitig den linken Flügel der russischen Hauptarmee bedroht. In A nbetracht der gewärtigten Zernierung wurde W la d iw o s to k in Belagerungszustand erklärt, womit der Kriegshafen-Kommandant der zurückbleibenden Zivilbevölkerung gegenüber die gleichen Rechte über­ nahm, wie über die angeblich 40.000 Mann starke Garnison des Platzes. Die M ilitär-Attaches der neutralen Mächte erhielten die Aufforderung, W la d iw o s to k zu verlassen, die Frauen und Kinder wurden nach C h a rb in gebracht. Im Hafen liegen 8 Handelsdampfer, welche ihre Ladungen bereits gelöscht haben, jedoch infolge Vereisung und der Blockade des Hafens am Auslaufen verhindert sind. Eine N achricht aus russischer Quelle besagt, daß bis Ende Februar 6 Unterseeboote mittels der transsibirischen Eisenbahn nach W la d iw o s to k befördert wurden, u. zw. P h o r e l , ein kleines Fahrzeug, das gleich beim Kriegsausbruch dahin transportiert wurde, D e l f i n , auf welchem am 28. und am 30. Juni v. J. zwei schwere Unfälle sich ereigneten (siehe Heft IX ex 1904, Seite 754 und 755), ferner die von Amerika angekauften Unterseefahrzeuge P r o t e c t o r und F u l t o n , endlich zwei Unterseeboote eines verbesserten DELFiN-Typs. Der Panzerkreuzer G r o m o b o i befindet sich im Trockendock, die Reparatur des B o g a t y r ist ebenfalls noch nicht beendet.

380 Der Panzerkreuzer R o s s i a unternahm Ende Februar eine F ah rt ins Japanische Meer, kehrte jedoch, als er einer überlegenen feindlichen Eskadre ansichtig wurde, nach W la d iw o s to k zurück. Seither wird dieser vom Eis geschlossene Hafen angeblich durch 11 japanische Kreuzer im Verein mit 20 Torpedobooten am Rande der Eiszone blockiert. Ende März dürfte der Hafen eisfrei werden. Eine japanische Schiffsdivision, bestehend aus 2 Panzerkreuzern, 2 geschützten Kreuzern, 16 Torpedobootszerstörern und Torpedobooten und den Hülfskreuzern H o n g k o n g - M a r u und N i p p o n - M a r u , mit dem Basisr hafen H a k o d a te , kreuzte in der durch Treibeis beengten T s u g a r u Straße. Am Morgen des 23. F ebruar sichtete ein japanischer Kreuzer den mit C ard iff-K o h le für W la d iw o s to k befrachteten deutschen Dampfer S e v e r u s (3307 Registertonnen), der in langsamer F ahrt mühsam sich den W eg durch die Eismassen bahnte. Dem japanischen Kreuzer gelang es nicht, an den Blockadebrecher heranzukommen. Später wurden beide Schiffe vom Eis eingeschlossen und trieben bewegungsunfähig die fol­ gende N acht in die japanische See. E rst am Morgen des 24. gelang es dem Kreuzer, obzwar seine Backbordschraube durch das Eis beschädigt worden war, den S e v e r u s aufzubringen. In der N acht des 25. Februar brachten die Japaner den ebenfalls mit C ard iff-K o h le für W la d iw o s to k beladenen deutschen Dampfer R o m u l u s (2630 Registertonnen) in der T s u g a ru -S tra ß e auf. Der R o m u l u s war in der Nähe des Kaps S o ja an einen Eisberg gerannt und erlitt hiebei an der Backbordseite eine schwere Beschädigung. Da das Schiff leckte, versuchten die Japaner, ihre Prise nach Y o k u s u k a zu bringen, doch zwang sie der stets zunehmende W assereinbruch, den R o m u l u s in der A w o m o ri-B u c h t, an der Nordseite der Insel H o n d o auf den Strand zu setzen. Am 27. Februar wurde ebenfalls in der T s u g a ru -S tra ß e der mit C ard iff-K o h le für W la d iw o s to k befrachtete englische Dampfer E a s b y A bbey (2963 Registertonnen) von japanischen Torpedobooten aufge­ bracht. Am 10. März folgte die Beschlagnahme der mit C a r d i f f - Kohle für W la d iw o s to k beladenen englischen Dam pfer Venus (3558 Registertonnen) und A p h r o d i t e (3949 Registertonnen). Am 14. März wurde der amerikanische Dampfer gistertonnen) von den Japanern weggenommen.

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acoma

(2812 Re­

Am 18. März beschlagnahmten die Japaner den mit C ard iff-K o h le für W la d iw o s to k beladenen englischen Dampfer H a r b e r t o n (1443 Re­ gistertonnen).

381 2. D as II. r u s s i s c h e G e s c h w a d e r. Am 16. Februar befand sich das Geschwader des Admirals R o s c h d j e s t w e n s k y in der Gesamtstärke von 70 Schiffen, Fahrzeugen und Torpedobootszerstörern, einschließlich der Kohlendampfer, vor N o s s iBe. Am gleichen Tage waren 1 russischer Torpedobootszerstörer und 6 deutsche Kohlendampfer im Hafen von D ie g o S u a re z . Die Verpro­ viantierung dieser starken Flotte wurde in verschiedenen madagassischen Häfen bewirkt. Eine größere Anzahl an endemischen Krankheiten leidende See-Offiziere und Mannschaften der Flotte war an Bord des Transport­ dampfers M a l a y a , unter Konvoi des Torpedobootszerstörers R e z v i , heim ­ gesendet worden. Die genannten Fahrzeuge passierten am 23. Februar den S u ez-K an al, wobei R e z v i an einer der nördlichen Ausweichestellen des Kanals auf Grund geriet, jedoch bald freikam. Am 25. Februar ver­ ließen M a l a y a und R e z v i P o r t S a id mit nördlichem Kurse. Fünf zur Division D o b r o t v o r sk y gehörige Schiffe wurden am 23. Februar bei M a g a d o x o an der italienischen B e n a d ir- K ü s te ge­ sichtet. Die Vereinigung dieser Division mit dem bei N o s s i - B e be­ findlichen Gros der russischen Flotte erlitt zufolge W eisungen aus P e t e r s b u r g eine zweiwöchige Verzögerung. Die im Mittelmeer zurück­ gebliebenen Torpedobootszerstörer P r o z o r l j i v i und P r o n z i t e l j n y erreichten am 25. Februar, von P y lo s kommend, die S u d a - Bai. Die 3. Ergänzungsdivision, befehligt vom Konter-Admiral N. J. N j e b o g a to v , passierte am 20. F ebruar, 4 7 2h a. m., in der Stärke von 7 Schiffen die Südspitze der Insel L a n g e l a n d , und um 1 7 2h p. m. die Insel S a m s ö . Am 21., 2h nachts ankerte das Geschwader zur Kohleneinnahme in der S k a g e n - B u c h t; die dänischen Begleitschiffe, das Kanonenboot G u l d b o r g s u n d und das Torpedoboot S j ö b j ö r n e n verblieben bei dem russischen Geschwader, welches am Abende des 22. Februar seine F ah rt nach W esten fortsetzte. Um 9h a. m. des 25. Februar passierte die Division N j e b o g a to v D o v e r und ankerte abends seewärts von C h e r b o u r g , woselbst sie aus ihren Transportdam pfern den Kohlenvorrat ergänzte und ihre F ahrt am 27. Februar fortsetzte. Am 13. März langte sie in der S u d a - Bai an, woselbst am 17. der zum Hospitalschiff eingerichtete Dampfer der Freiwilligen-Flotte K o s t r o m a , von O d e s s a kommend, zu ihr stieß. Diese Division verblieb bis zum 21. März in der S u d a - Bai. Bezüglich der die 3. und 4. Ergänzungsdivision bildenden Schiffe verlautet, daß auf den Panzerschiffen I m p e r a t o r N i k o l a j I. und I m p e r a t o r A l e x a n d e r II. die alten 15 cm-L/35-Geschütze durch neue 15 cm-L/45Schnelladekanonen mit doppelter Feuerschnelligkeit der ersteren ersetzt

382 wurden. Die Ausrüstungsarbeiten der 3 . Division erlitten infolge der Arbeiterstrikes eine lOtägige Verzögerung. Das für die 4. Division be­ stimmte Schlachtschiff 1 . Kl. S l a v a dürfte noch lange nicht seebereit gestellt sein. Die Ursache hievon ist, daß infolge der Maschinenhavarien des O r e l und anderer Schwestevschiffe im Sommer v. J. zahlreiche M aschinen- und Ausrüstungsbestandteile von dem im Bau nicht voll­ endeten S la v a auf diese Schiffe als Ersatz genommen wurden, um die Ausreise des II. Geschwaders im Herbste zu ermöglichen. Die B e lle ­ v i l l e -Kessel der kais. Yacht S t a n d a r d wurden auf Schiffe der 3 . Di­ vision installiert. F ür diese Division konnten keine Torpedoboots­ zerstörer bereit gestellt werden, doch sollen mit der 4. Division 15 solche Fahrzeuge abgehen. Die vor 1 6 Jahren vom Stapel gelassenen Kasemattschiffe mit einer Höchstgeschwindigkeit von 1 3 Knoten dürften den Gefechtswert der russischen Flotte kaum erhöhen, hingegen ihre Beweglichkeit beeinträchtigen. Ihre beste Verwendung dürfte der Schutz der großen Trainflotte sein. Den Hauptnachteil des II. russischen Ge­ schwaders bildet jedoch der Mangel an seetüchtigen, geschulten Mann­ schaften und Unteroffizieren, insbesondere der technischen Spezialitäten, was bei den Ergänzungsdivisionen schwer fühlbar ist. Rußland hat von der „Hamburg - A m erika - D a m p f S c h iffa h rtsg e se ll­ s c h a f t“ die nachbenannten Dampfer angekauft: A rm en ia

(

5 .4 7 1

Registertonnen)

H e rcy n ia

(2 .6 3 0

Registertonnen)

A ssy ria

(

6 .5 8 1

n

)

N u m id ia

(3 .0 4 4

v

B e lg ra v ia (1 0 .9 8 2

n

)

P a la tia

(7 .3 2 6

r>

)

v

)

P h ö n icia

(7 .4 1 2

n

)

)

V a le sia

(2 .2 9 5

n

)

C a n ad ia

(

2 .3 9 7

Ca stilia

(

2 .3 1 1

G ranada

(

5 .1 2 4

v n

)

)

Verhandlungen zum Ankaufe weiterer Dampfer sollen im Zuge sein. Der Ankauf erfolgte seitens der Firm a „ Wachtier & Co.“ in P e t e r s b u r g . Bemannungen für diese Schiffe wurden in Hamburg durch den russischen Konsul angeworben, wobei besondere Präm ien sowohl für den Fall, daß Schiff samt Ladung den Bestimmungsort erreicht, als auch falls es vom Feinde daran gehindert wird, ausgesetzt waren. In ersterem Falle erhält der Kapitän 5 0 0 0 Mk., in letzterem Falle 3 0 0 0 Mk. Die M annschaften bekommen im Falle ihrer Invalidisierung eine lebens­ längliche Rente in der Höhe des 3 - bis 4monatlichen Gehaltes. Die Schiffe sollen nach eiliger Vornahme gewisser Adaptierungsarbeiten von H a m b u r g nach L i b a u unter deutscher Flagge abgehen, und dort nach Übernahm e durch die russische Regierung als Hülfskreuzer armiert werden. Ein Dampfer wird gegenwärtig auf der W erfte „Blohm & Voss“ in H a m b u r g als W erkstättenschiff für die 4. Division eingerichtet.

Das russische Kiistenverteidigungs-Panzerschiff

GENERAL

ADMIRAL

APRAXIN.

384 Am 2. März kamen die englischen Dampfer F ra nkly (4182 Re­ gistertonnen) und C onway (4003 Registertonnen), welche ursprünglich die Ausreise nach P o r t A r t h u r angetreten hatten, infolge des Falles dieses Kriegshafens jedoch rückbeordert wurden, mit C a r d i f f - Ko h l e geladen, in H a m b u r g an, woselbst ihre Ladung auf die Dampfer A r­ m enia und P a l a t ia überschifft wurde, welche am 8. März die F ahrt nach L i b a u antraten. Vor D j i b o u t i lagen Mitte März 34 für die russische Flotte ge­ charterte Dampfer neutraler Flaggen, welche über 100.000 t Kohle ge­ laden hatten und weitere W eisungen daselbst ab warteten. Bezüglich der die russische Flotte begleitenden Kohlendampfer neutraler Flaggen ergeben sich unausgesetzt Schwierigkeiten und A n­ stände, welche sich bis zur W eigerung einzelner Kapitäne und Schiffsbe­ mannungen, die F ahrt fortzusetzen, steigern. Der russische Marine-Attache in K o n s t a n t i n o p e l , Kapitän 2 .Ranges S c h w a n k , wurde mit der Aufgabe betraut, diese Schwierigkeiten in P o r t S a i d und D j i b o u t i zu beheben. Die Ausrüstungsarbeiten der 4. Ergänzungsdivision werden nach Möglichkeit beschleunigt und hofft man, daß dieselbe Ende April unter Kommando des Konter-Admirals B e k l e m i č e v die Ausreise werde antreten k ö nnen.. Der bereits m ehrere Monate andauernde Aufenthalt des II. russi­ schen Geschwaders in den Gewässern von M a d a g a s k a r veranlaßte den französischen Deputierten M. P r e s s e n s e zu einer Interpellation über diese NeutralitätsVerletzung, welche Frankreich der Gefahr einer Flotten­ aktion in seinen Küstengewässern aussetze, ohne daß es hiegegen Ein­ spruch erheben könnte. Vielleicht aus dieser Ursache verließ das II. russische Geschwader am 16. März in der Stärke von 55 Schiffen und Fahrzeugen die Ge­ wässer von M a d a g a s k a r . Nach Heranziehung der 3. Ergänzungsdivision wird das operative II. russische Geschwader aus 8 Schlachtschiffen, 3 Küstenverteidigungs­ panzerschiffen, 4 Panzerkreuzern, 5 geschützten Kreuzern und 15 Torpedo­ bootszerstörern bestehen, welches sich, abgesehen von dem zahlreichen Train, etwa folgenderweise in Divisionen gliedern ließen: I.

Division:

II.

K njaz S uw orov

(4 moderne Schlachtschiffe 1. K l.) : (Admiral R o s c h dj e s t w e n s k y ) ,

O sl ja b ja

B o rod ino ,

S isso i V

I m perator A Orel.

lexander

III.,

Division:

(4 ältere Schlachtschiffe): (Konter-Admiral F e l k e r zam),

N

e l ik ij ,

a v a r in ,

I m perator N

ikolaj

I.

385 III. (3

D iv isio n :

Küstenverteidigungs - P anzer­ schiffe): (KonterAdmiral N j e b o g a t o v ) ,

G e n er a l - A

dm ira l

A

IV.

(4 P anzerkreuzer): (K onter-Admiral t v o rs k y ),

O leg

pr a x i n

A

d mir al

A

d m ir a l

S enjavin,

D

mitr i

A

d mir al

U

W

ša ko v .

V. D i v i s i o n : (23 geschützte und ungeschützte K reuzer) : A

urora

(Konter-Adm. E n q u i s t ) ,

D iv isio n :

D

N

achimov ,

onskoj ,

l a d i m ir

M onomach .

(15 Torpedobootszerstörer) : B r aw ji, B

e do w y ,

B

ezuprecni,

P r on z it e l j n y , P

r oz orljivi ,

G r oz n i ,

S vjetlana,

B lestjašci,

G romki ,

IzU M R U D ,

B odr y ,

G romjašgi ,

Z emčug ,

B ystry,

R ezvi,

A

B u iny,

P

lma s ,

18 ungeschützte armierte Hülfskreuzer.

D obro-

r it k y ,

B oiky .

Hiezu könnte itn Juni eventuell die 4. E r g ä n z u n g s d i v i s i o n , in folgender Zusammensetzung, sto ß en : 1 modernes Schlachtschiff 1. Kl. S lava (Konter-Admiral Be k l e mi č e v ) , 1 älteres Schlachtschiff I mperator A le x a n d e r I I . , 1 Panzerkreuzer P amjat A zova . 1 geschützter Kreuzer A d miral K orn ilov , 1 Torpedokreuzer A b r ek , 15 Torpedobootszerstörer, 10 ungeschützte armierte Hülfskreuzer. Wie diese Zusammenstellung zeigt, wäre Rußland imstande, im Sommer ein mächtiges Aufgebot an Material der japanischen Flotte ent­ gegenzusenden. Es erscheint jedoch fraglich, ob die meist aus Rekruten bestehenden, ungenügend geschulten russischen Schiffsbemannungen im­ stande sein werden, die kampfbewährten Mannschaften T o g o s niederzukämpfen. Die Hauptschwierigkeit für Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y liegt in der Sicherung des ungeheueren Trains, von dem die Aktionsfähigkeit seiner Flotte, in Ermangelung einer am Wege nach dem Kriegsschau­ plätze liegenden Operationsbasis und in Anbetracht der Unmöglichkeit, aus neutralen Häfen Ressourcen zu ziehen, vollständig abhängt. VizeAdmiral D e w a soll mit zahlreichen Kreuzern als Hauptaufgabe die

386 Jagd und Vernichtung der russischen Trainflotte zugewiesen sein. Ins­ besondere die mit angeworbenen Bemannungen versehenen Kohlen­ dampfer neutraler Flaggen dürften leicht geneigt sein, die russische Flotte im Stich zu lassen und ihr Heil in der Flucht zu suchen. Verliert jedoch die russische Flotte mit dem Train ihr Maschinenbetriebsmaterial, welches insbesondere die Schlachtschiffe und Torpedobootszerstörer nur für eine beschränkte Anzahl Tage an Bord führen können, so bliebe Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y nichts übrig, als seine Schiffe in den nächstgelegenen neutralen Hafen zu führen und dort für die Kriegs­ dauer abzurüsten. Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y darf daher seine Trainflotte nicht aus dem Auge verlieren, um jeden Angriff gegen dieselbe stets abwehren zu können. Doch auch die Ressourcen des Kriegshafens W l a d i w o s t o k dürften der russischen Flotte für einen längeren Zeitraum kaum genügen, da eine große Anzahl der mit Vorräten dahin bestimmten Dampfer von den Japanern weggenommen wurden. Sobald aber die Belagerung dieses Kriegshafens beginnt, wird ihm auch die Zufuhr von Lebensmitteln und Kohle am Landwege aus dem fruchtbaren U s s u r i - Gebiete abgeschnitten. Der Mangel an ausreichenden Ressourcen droht überall der russischen Flotte zum Verhängnis zu werden.

3.

D ie M a ß n a h m e n d e r j a p a n i s c h e n F l o t t e .

Der deutsche Dampfer N u b i a sichtete angeblich 1 0 0 Seemeilen SO von H o n g k o n g zwei japanische Geschwader, eines derselben aus 9, das andere aus 1 3 Schlachtschiffen und Kreuzern bestehend. Es scheint, daß das Gros der japanischen Flotte unter Admiral T o g o sich vor F o r m o s a befindet. Vize-Admiral D e w a soll sich mit einem starken Kreuzergeschwader im S u n d a-A rch ip el befinden. Am 15. März begegnete der Dampfer H o n g w a n beim H o r s b u r g h Leuchtturm , 20 Seemeilen östlich von S i n g a p o r e , 22 japanischen Kriegsschiffen. Am gleichen Tage ankerten die japanischen Kreuzer K a s a g i und T s c h i t o s e , die Hülfskreuzer Y a w a t a - M a r u und A m e k i k a - M a k u sowie ein Kohlendampfer auf der Rhede von S i n g a p o r e , außerhalb der Dreimeilenzone, gingen jedoch am selben Tage wieder in See. Aus Y o k o s u k a kam die Nachricht, daß ein japanischer Torpedo­ bootszerstörer bei einem Sturme an der Küste von I n d o c h i n a verloren gegangen sei.

387 Die japanische Flotte muß im übrigen doch größere Verluste er­ litten haben, als in T o k i o bisher zugegeben wird. Im Heft X ex 1904, Seite 851, wurde nach russischen Meldungen berichtet, daß am 28. Juli ein japanischer Kreuzer auf eine Mine gestoßen und gesunken sei. Später entstand das Gerücht, daß der Panzerkreuzer A s a m a verloren ge­ gangen sei, welche N achricht trotz japanischer Dementis stets wieder­ kehrte. Nunm ehr verlautet mit ziemlicher Sicherheit, daß der A s a m a ein Totalverlust sei. Ebenso soll das Torpedoboot 1. Kl. T s u b a m e vor P o r t A r t h u r verloren gegangen sein. Anderseits hat die japanische Regierung in richtiger Erkenntnis, daß von der Behauptung der Seeherrschaft die Existenz ihrer Armee abhängt, noch vor Beginn des Krieges auf heimischen Werften 2 Panzerkreuzer von je 10.000 t Deplacement, 2 geschützte Kreuzer von je 5000 t und 25 Torpedobootszerstörer in Bau gelegt. Der erste der beiden 5000 t-Panzerkreuzer wurde Mitte März in Dienst gestellt und in den Verband der Flotte eingereiht; das zweite Schiff dieser Klasse befand sich in Zurüstung, welche ebenfalls fast beendet war. Es ist somit zu erwarten, daß die Japaner in der Lage sind, der Flotte des Admirals R o s c h d j e s t w e n s k y eine sowohl an Gefechtswert als in bezug auf Tüchtigkeit der Bemannungen überlegene Flotte ent­ gegenzustellen. 4. S o n s t i g e E r e i g n i s s e . a) Japan. Zur sofortigen Verstärkung der japanischen Flotte wurde ein vor­ läufiger, außerordentlicher Betrag von 30 Millionen Yen bewilligt. Die Neubauten sollen größtenteils im Inlande durchgeführt werden. Der Bau von 25 Torpedobootszerstörern wurde angeordnet, wovon 15 auf Regierungs-, die übrigen auf Privatwerften in Angriff genommen wurden. Diese Fahrzeuge erhalten ein Deplacement von 380 t und sollen eine Dauergeschwindigkeit von 29 Knoten einhalten können. Große Kohlen­ vorräte wurden auf F o r m o s a etabliert und m ehrere Häfen daselbst als Flottenstützpunkte eingerichtet und durch M inensperren geschützt. 20 Tor­ pedoboote sind in den Gewässern von F o r m o s a eingetroffen. Die Zahl der in Japan befindlichen gefangenen Russen belief sich Ende Februar auf 44.400 Mann, darunter 616 Offiziere. 2500 invalide russische Soldaten wurden von P o r t A r t h u r über T s c h i f u nach Ruß­ land heimgesendet. Nach der Schlacht bei M u k d e n wurden weitere 47.000 kriegsgefangene russische Soldaten nach Japan befördert und in 20 Garnisonsstädten untergebracht. F ünf kleine, im Hafen von P o r t A r t h u r von den Russen versenkte Fahrzeuge wurden flottgemacht.

388 b) Rußland. Die englische Regierung forderte von Rußland in einer Note den Betrag von 100.000 £ (2,400.000 Kronen) für die Zerstörung des eng­ lischen Dampfers K n i g h t C o m m a n d e r , welcher am 22. Juli durch das vom Konter-Admiral J e s s e n befehligte russische Kreuzergeschwader auf­ gebracht und versenkt wurde (siehe Heft X ex 1904, Seite 843 und 844). Die bezügliche Note führte aus, daß das Vorgehen des russischen Ge­ schwader-Kommandanten unberechtigt war und gegen das Völkerrecht verstoße. Diese Forderung soll unabhängig von der durch die Eigen­ tümer des Dampfers angeforderten Entschädigungssumme gestellt worden sein. Die russische Regierung beantragte den Fall durch ein Schieds­ gericht untersuchen zu lassen.

4. D ie S c h l a c h t bei Mu k d e n . Mitte Februar befanden sich die russischen Streitkräfte wieder in ihren Stellungen nördlich des S c h a h o -F lu sse s, u. zw. am rechten (west­ lichen) Flügel die II. Armee, deren Kommando General K a u l b a r s über­ nommen hatte, im Zentrum die von General B i l d e r l i n g befehligte I. Armee, gestützt auf den am linken S c h a h o - U f e r gelegenen P u t i l o wHügel, am linken Flügel die dem General L e n e v i ć unterstellte III. Armee. Die Gesamtstärke der Armee des Generals K u r o p a t k i n betrug zu dieser Zeit angeblich 280.000 Mann mit 1100 Geschützen in der F ront und 170.000 Mann Reserven und als Deckung der Nachschublinien bis Oh a r b i n . Die japanischen Streitkräfte bestanden am rechten (östlichen) Flügel aus der 85.000 Mann starken Armee des Generals K u r o k i , das Zentrum unter General N o d z u zählte 65.000, der linke Flügel unter General Oku 115.000 Kombattanten, so daß Marschall O y a m a zu dieser Zeit über 275.000 Streitbare mit 850 Feldgeschützen in der F ront verfügte, und die Stärkeverhältnisse beider Gegner annähernd gleich waren. Bald wurde jedoch das Eintreffen von 4 Divisionen der vor P o r t A r t h u r frei gewordenen Armee des Generals N o g i mit schweren Be­ lagerungsgeschützen am linken Flügel und im Zentrum Oy am as ge­ meldet, worauf die Beschießung des P u t i l o w-H ügels mit 28 cm-Mörsern begann. Seit 19. F ebruar wurden größere Bewegungen der japanischen Armee und Gefechte an den östlichen Flügeln gem eldet; am 27. war es klar, daß Marschall O y a ma die Offensive ergriffen hatte und daß der größte Teil der japanischen Armee im Vorrücken begriffen sei. General N o g i hatte die Um gehung des rechten, westlichen Flügels der russischen Armee begonnen.

389 Am 23. Februar wurde gemeldet, daß 40.000 Japaner bei Sinm i n t i n angekommen seien, und daß ernste Gefechte westlich von Ti e l i n an der Eisenbahn, 6 0 1cm nördlich von M u k d e n stattfänden. Alsbald entspann sich ein allgemeiner Kampf längs der ganzen Front beider Armeen. Zirka 30 Meilen östlich von J e n t a i schlug General K u r o k i die Kavallerie des Generals ß e n n e n k a m p f zurück. Vom 1. bis 3. März fand ein heftiger Artilleriekampf entlang der 120 lern langen Gefechtsfront statt; um den Besitz des hartum strittenen P u tilo w -H ü g e ls entspannen sich blutige Kämpfe. Den Bussen gelang es, m ehrere Vorstöße der Japaner zurückzuweisen, doch machte die japanische Umgehung des rechten Flügels der russischen Armee Fortschritte. Gleich­ zeitig verlängerten die Japaner auch den rechten Flügel ihrer Armee und eine starke Kolonne unter General K a w a m u r a begann den linken (östlichen) Flügel der russischen Armee unter steten Gefechten zu um­ greifen. Der Kampf gestaltete sich immer m ehr zu einer großen Schlacht. Bereits am 1. März wurde die russische rechte Flanke gezwungen, unter schweren Verlusten zurückzuweichen, doch gelang es den Russen in den folgenden Tagen, die Angriffe der Japaner an den meisten Punkten der Front noch zurückzuschlagen. Am 7. März schien der überwältigende Angriff der Japaner gegen die rechte Flanke der Russen westlich von M u k d e n zum Stehen gekommen zu sein, auch der P u tilo w -H ü g e l befand sich noch im Besitze der Russen, doch hatte sich die Gesamt­ lage für das russische Heer bereits kritisch gestaltet, da seine beiden Flügel hart bedrängt wurden, und die Geschosse der japanischen Artillerie bereits M u k d e n erreichten. Die Japaner setzten ihre Flankenbewegung im W esten der Russen gegen T i e l i n fort und griffen erneuert die russischen Stellungen am H u n - h o an. General K u r o p a t k i n konzentrierte im Osten daher bedeutende Truppenmassen um F u s c h u n t s c h ö n , das als Ausgangspunkt der zweiten, nach T i e l i n führenden Straße, für den voraussichtlichen Rückzug von Bedeutung war. Um M itternacht des 7. März begann Marschall O j a m a einen hef­ tigen Vorstoß, drängte die russische Armee aus ihren Stellungen am S c h a h o -F lu s s e und verfolgte sie in der Richtung auf den Hu n - h o . Am folgenden Tage tobte ein heftiger Geschützkampf ’ bereits im NW und im N von M u k d e n , und es wurde gemeldet, daß die Japaner die Eisenbahnlinie unterbrochen hätten. Die Schlacht war entschieden und General K u r o p a t k i n gezwungen, seine geschlagene Armee der von beiden Flügeln drohenden Umzingelung zu entziehen. In der N acht des 9. März räumte die russische Armee M u k d e n und die Stellungen am H u n - h o und trat den Rückzug nach T i e l i n an. Die japanischen Truppen, obzwar durch 19tägige heftige Kämpfe und Gewaltmärsche äußerst erschöpft, nahmen die energische Verfolgung auf und behielten die Fühlung mit dem ge­

390 schlagenen Gegner, dessen Rückzug immer m ehr in Unordnung geriet. Eine starke japanische Kolonne durchbrach die Mitte der russischen Front bei K i u s a n , zwischen M u k d e n und F u s c h u n t s c h ö n und drängte sich wie ein Keil zwischen den fliehenden feindlichen Truppenmassen vor. General N o g i setzte den Vormarsch in der rechten Flanke des Gegners in Eilmärschen fort und behielt Fühlung mit der im Zentrum nachdrängenden Armee des Generals Oku. General K u r o k i rückte gegen NW vor und war bestrebt, die Russen gegen die Armee N o g i s zu drängen. Ein heftiger Staubsturm beeinträchtigte am 9. März die Be­ wegungen beider Armeen. Bereits am 10. März besetzten die Japaner die Hauptstadt der Mandschurei M u k d e n , sowie die östlich hievon gelegene Stadt F u s c h u n ­ t s c h ö n , die russischen Truppenmassen über die nördlich gelegenen Gebirgsrücken zurückdrängend. Bas Einschließungsmanöver des Mar­ schalls Oy a ma hatte das Ergebnis, daß m ehrere größere Truppenkörper im Zentrum der Russen isoliert wurden und sich ergeben mußten. Ob­ zwar die Russen die Vorratsmagazine und Depots in Brand steckten, erbeutete General Oku ein intaktes Hauptdepot. Der größtenteils auf dem Raume zwischen der Eisenbahn und der M andarinenstraße sich vollziehende Rückzug der russischen Armee g e­ staltete sich sehr verlustreich, da die Japaner das Terrain von den im Ost und W est gelegenen Hügelketten beschossen, doch gelang es General K u r o p a t k i n abermals, nach dem zehntägigen Ringen den größten Teil seiner Armee vor der Einschließung und Kapitulation zu retten. Dennoch sind die Verluste der Russen an Personal und Gefechtsmaterial so be­ deutend, daß die Gefechtskraft der russischen Armee für geraume Zeit vernichtet sein dürfte. Nach der Meldung des Generals K u r o p a t k i n wurden vom 28. F e­ bruar bis 14. März 1379 verwundete und 433 kranke Offiziere, ferner 56.723 verwundete und 4965 kranke Soldaten nordwärts befördert. 800 schwerverwundete Russen wurden in M u k d e n zurückgelassen. Nach dieser N achricht und der Meldung des Marschalls Oy a ma stellen sich die Ver­ luste der Russen in der Schlacht bei M u k d e n bis zum 14. März wie folgt: 64.300 Verwundete und Kranke 1.000 Waggons 26.500 Gefallene 15.000 Kokus Getreide 47.200 Gefangene 55.000 v Futter 2.000 Pferde 45 Ml. Feldeisenbahnschienen 2 Fahnen 23 W agen mit Karten 1.000 n v Uniformen 70 Feldgeschütze 60.000 Gewehre 1,000.000 Rationen Brot 150 Munitionswagen 70.000 t Heizmaterial 200.000 Artilleriegeschosse 60 t Heu 25,000.000 Gewehrpatronen u. s. w.

391 Der Personalverlust der russischen Armee stellt sich somit in der Zeit vom 28. Februar bis 14. März auf 138.000 Mann (4 0 % der Gefechts­ stärke), jener der Japaner wird auf zirka 50.000 Mann geschätzt; am stärksten hatte die Armee Okus , welche 15.000 Mann verlor, gelitten. Auch während des späteren Rückzuges erlitt die russische Armee schwere Verluste an Kriegsmaterial und Personal; in letzterer Beziehung werden ihre Gesamtverluste vom 19. Februar bis 20. März auf 175.000 Mann geschätzt. Am 14. März fand ein unentschiedenes Gefecht am F a n ho statt, doch räumte die russische Armee bereits am folgenden Tage ohne Kampf die von N atur günstige und stark befestigte Stellung bei T i e l i n und zog sich nordwärts zurück. Die japanische Avantgarde besetzte am 16. März T i e l i n , woselbst den Siegern abermals eine große Kriegsbeute in die Hände fiel. General K u r o p a t k i n , der seine Niederlage in dem Mangel an genauer Aufklärung über die Stärke, Stellung und die Bewegungen des Gegners, und die schweren Verluste seiner Armee in dem Rückzug durch ein kommunikationsloses Gebiet zu rechtfertigen suchte, wurde vom Posten als Oberkommandierender der russischen Armeen in der Mandschurei enthoben und in dieser Stellung durch General L e n e v i ć ersetzt. Ergänzungen.

1. D ie B e s c h ä d i g u n g e n de s r u s s i s c h e n S c h l a c h t s c h i f f e s in der Schlacht des 10. August 1904. — Die vom N achrichten­ bureau des R eichs-M arine-A m tes in Berlin herausgegebene „M arineR undschau11 brachte nach einer Originalkorrespondenz aus T s i n g t a u diesbezüglich in schiffbautechnischer Beziehung interessante Angaben, welche wir mit Erlaubnis der Redaktion der genannten Zeitschrift nachstehend wiedergeben: „ C e s a r e v i ć ist nach Angabe der russischen Offiziere von fünfzehn 3 0 -5 cm- und einer größeren Anzahl von Geschossen kleineren Kalibers getroffen worden. Schuß Nr. 1: Steuerbord vorne am Schweinsrücken des Bugankers in der Höhe des Oberdecks (3 0 '5 c m -Granate). Das Geschoß hat ein 2 X 2 m großes Loch in die Bordwand gerissen, Bug- und Rüstanker­ kette durchschlagen, im Schiffsraum indessen kaum sichtbare Spuren hinterlassen. Die beiden Anker sind verloren. Schuß Nr. 2: 3 0 ' 5 cm-Granate in der Steuerbord-Bordwand unter dem vorderen 3 0 ’5 cm-Turm in der Höhe des Oberdecks. Das Geschoß hat ein 1 X I m großes Loch in die Bordwand gerissen. Im inneren Schiffsraum ganz unwesentliche Beschädigungen. C

e s a r e v ić

392

Schuß Nr. 3: 30, 5 cm-Granate am Steuerbord vorderen 3 0 '5 cmTurmpanzer. Wirkungslos. Schuß Nr. 4: 3 0 , 5 cm -G ranate mit voller Spitze am SteuerbordKommandoturm. Die Spitze der Granate hat den in nachstehender Skizze

393 angegebenen W eg gemacht. Die im Turm befindlichen Personen, der Schiffs-Navigationsoffizier, ein Linienschiffs-Fähnrich, der Rudergast und zwei oder drei Befehlsübermittler wurden dadurch getötet, daß ihnen die Köpfe abgerissen wurden, während zwei Offiziere betäubt w urden.1) Das Ruder wurde durch die fallenden Leute hart Backbord gelegt, die Ruder­ leitung blieb intakt. Der Kompaß wurde zerschlagen. Die unter der Turm ­ decke entlang führenden Kabel wurden weggerissen und die mechanische Verbindung mit der Maschine zerstört. Der Gesehoßkopf verließ den Kommandoturm in der Pfeilrichtung und schlug in den die vordere Reeling der Kommandobrücke bildenden Hängemattenkasten, wo er später gefunden wurde. Schuß Nr. 5: Eine 3 0 ‘5 cm-Granate mit voller Spitze traf den Fuß des Fockmastes zwischen oberer und unterer Kommandobrücke. Das Geschoß ist durch die Steuerbordwand des Mastes durchgedrungen und an der Backbordwand krepiert. Im vorderen Teil sind die Eisenplatten des Mastes vollständig weggerissen, nur an der Hinterseite besteht noch eine stegartige Verbindung zwischen beiden Brücken, die aber keine Stütze für den darüberstehenden schweren Gefechtsmast ist. Dieser ruht lediglich auf dem oberen Brückendeck, mit diesem durch starke W inkel­ eisen verbunden, die unbeschädigt sind. Die im Mast liegenden Schein­ werferkabel sind zerrissen. Der Schuß tötete den Admiral W i t t h ö f t 2), den Geschwader-Navigationsoffizier und etwa 15 Mann. Der Chef des Stabes, Konter-Admiral M a t u s e w i c , und der Kommandant, Kapitän 1. R. I w a n o f f , wurden verwundet. Die Offiziere befanden sich wahrscheinlich im Feuerlee des Kommandoturmes. Schuß Nr. 6: Eine 30 ‘5 cm-Granate mit voller Spitze traf den unteren Teil des vorderen Schornsteins. Der Schuß durchschlug die Steuerbordwand des Schornsteins und krepierte an der Backbordwand desselben, diese ebenfalls zerreißend. Schuß Nr. 7 und 8: Zwei 3 0 '5 cm-Sprenggranaten verletzten den oberen und unteren Teil des hinteren Schornsteins. Die Schüsse sind auf die Steuerbordwand des hinteren Schornsteins aufgeschlagen und an derselben krepiert, sie von oben bis unten zerreißend. Die Backbordwand zeigt keine von diesen Schüssen stammende Verletzung. Schuß Nr. 9 : W ahrscheinlich ein 20 cm -Geschoß eines Kreuzers hat die Backbord-Bordwand im Aufbaudeck unterhalb des daselbst stehenden Dampfbootes durchschlagen. Verschiedene Beschädigungen 1) Die Sprengstücke wurden von der Kuppel aufgefangen und in das Innere des Kommandoturmes geschleudert, wo sie die größte Verheerung anrichteten. Das Schiff war durch diesen Schuß kommando- und steuerlos geworden und drehte nach Backbord. 2) Admiral W i t t h ö f t stand außerhalb des Kommandoturmes. M itteilungen aus dem G ebiete des Seew esens 1805. N r. 5.

27

394 auf Deck, unter anderen Bäckerei zerschossen. Rundes Loch in der Bordwand von etwa 1 m Durchmesser. Schuß Nr. 10: Ebenfalls 20 cm-Geschoß, hat die Backbordseite an der vorderen unteren Kante des hinteren 15 cm -Turm es durchschlagen. Loch von 1 X 0 ' 5 m in der Bordwand. Verkleidung des Turmunterbaues in der Admiralsmesse weggerissen. Schuß Nr. 11: 3 0 -5 cm-Sprenggranate hat die Decke des hinteren 3 0 ’5 cm-Turraes neben der Zielhaube getroffen. Decke leicht eingebeult, vom Befestigungswinkeleisen der Haube sind einige Nieten losgeschlagen, die im Innern des Turmes einen Mann getötet haben. Der in der Haube befindliche Mann verlor nur für kurze Zeit die Besinnung. Die Sprengstücke des Schusses haben das hintere Kartenhaus (Admiralsraum) durchlöchert.

Schuß Nr. 12: 30, 5 cm-Sprenggranate hat das vordere Kartenhaus hinter dem Fockm ast zertrümmert. Schuß N r. 13: 3 0 . 5 cm-Sprenggranate hat den hinteren 30• 5 cmTurm an der Backbordseite getroffen. Geschoß krepierte wahrscheinlich im Aufschlag, blieb ohne Wirkung. Schuß Nr. 14: Unterwassertreffer einer wahrscheinlich 3 0 . 5 cmGranate Steuerbord unter dem vorderen 15 cm-Turm, etwa 2 1/ . m unter Wasser, unterhalb des Gürtelpanzers. Nach den Taucheruntersuchungen soll das Geschoß den Stoß zweier Außenhautplatten getroffen haben. Die Platten, Spanten und Stützbleche sollen auf etwa 3 1/2 m in der Längsrichtung eingebeult, bezw. verbogen, jedoch nicht gerissen sein. Das Stoßblech soll, wie aus vorstehender Skizze ersichtlich, abgesprungen,

395 und das W asser, etwa 1 5 0 t, durch die Löcher der losgesprungenen Nieten in die Abteilung hinter dem abfallenden Panzerdeck eingedrungen sein. O e s a r e v i ć lief mit kaum bemerkbarer Schlagseite in den Hafen ein. Schuß Nr. 15: Eine 30 •5 cm-Sprenggranate hat auf dem BackbordAchterdeck Keeling und Oberdeck durchschlagen. Der Polier ist zur Hälfte weggerissen. Teakholzbelag des Oberdecks auf 2 X 2 m auf­ gerissen. Holz hat nicht gebrannt. Die durchschlagenen Deckplanken haben wenig gesplittert. Zu diesen Beschädigungen ist im besonderen zu bem erken: 1. Da die japanischen Granaten zum Teil nur die Bordwand durch­ schlagen, im Innern des Schiffes jedoch eine kaum m erkbare W irkung hervorgerufen haben, muß angenommen werden, daß dieselben zu schnell explodieren. Es unterscheiden sich in dieser Beziehung die Fockmast- und Schornsteintreffer, die von schwerer explodierenden Gra­ naten herrühren, wesentlich von den meisten Treffern im Schiffsraum. Manches wird in dieser Beziehung auch dem Unterschied in der W irkung der Sprenggranate und Granate zuzuschreiben sein. Man wird nach der Darstellung schließlich in der Annahme nicht fehlgehen, daß teilweise von den Japanern Halbpanzergranaten mit Bodenzündung verwendet worden sind. 2. Trotz der Holzdecks und obzwar alle Boote an Bord waren, ist die Splitterwirkung sehr gering gew esen.1) 3. Die Holzdecks haben keine Brände zur Folge gehabt, wie dies im chinesisch-japanischen Kriege in Erscheinung trat, 4. Durchschlagungen des Panzers sind nirgends vorgekommen; alle unter dem oberen Panzerdeck liegenden vitalen Teile sind vollständig unversehrt. Einzelne Sprengstücke sind durch den hinteren Schornstein auf die darunter befindlichen Kessel gefallen und haben einige Ü ber­ hitzerrohre derselben beschädigt. Die Ursache dieser geringen W irkung der schwersten japanischen Kaliber gegen den russischen Panzer ist in der großen Gefechtsentfernung und in dem scheinbaren Nichtgebrauch von Panzergranaten zu suchen. 5. Der Unterwassertreffer unterhalb des Steuerbord vorderen 15 cmTurmes hat nicht vermocht, die Außenhaut zu durchschlagen. Lediglich infolge Loslösung der Nieten bei Einbeulung der Außenplatte ist W asser in das Schiffsinnere gedrungen. 6. Der vordere und hintere 3 0 '5 cm -Turm sind von je einem Geschoß getroffen, ohne daß Beschädigungen oder Störungen im Dreh­ mechanismus der Türme und in den Bedienungsapparaten der Geschütze vorgekommen wären. Nach dem Bericht eines den Ce s a r e v i ć besichti­ genden deutschen Offiziers soll allerdings der vordere Turm auf Steuer­ bord eine große Ausstanzung zeigen. 1) Infolge Anwendung stählerner Splitterschutznetze.

396 Über den Munitionsverbrauch der Russen sind zuverlässige Angaben nicht vorhanden. Nach den Äußerungen eines Offiziers soll der Munitions­ mangel an 30 ‘5 cm -G ranaten — angeblich wurden aus dem vorderen Turm 74— 76, aus dem hinteren 40—45 Schuß abgefeuert — mit ein Grund für Ce s a r e v i ć gewesen sein, T s i n g t a u anzulaufen.1) Aus den 15 cm-Geschützen sollen 580— 600 Schuß abgefeuert worden sein.“ 2. D a s U r t e i l

des S c h i e d s g e r i c h t e s ü b e r auf der D o g g e r b a n k .

den Zwischenfall

In der Schlußsitzung der Schiedsgerichtskommission über den Zwischenfall auf der D o g g e r b a n k in der Nacht des 21. Oktober v. J. wurde der nachstehende, von den 5 Schiedsrichtern unterfertigte Be­ richt der Kommission öffentlich verlesen: 1. Nach gewissenhafter Prüfung aller zur Kenntnis gelangten Tat­ sachen sind die gemäß der in P e t e r s b u r g am 25. November v. J. ab­ gegebenen Erklärung gewählten Schiedsrichter, in dem nachstehenden Berichte übereingekommen. 2. Das II. russische Geschwader des Stillen Ozeans unter Befehl des Vize-Admirals und kais. General-Adjutanten R o s c h d j e s t w e n s k y befand sich am 20. Oktober 1904 bei Kap S k a g e n vor Anker, um seinen Kohlenvorrat für die Reise nach dem äußersten Osten zu ergänzen. Die Verfügungen des Admirals R o s c h d j e s t w e n s k y lassen er­ sehen, daß seit der Abreise von R e v a l die umfassendsten Sicherungs­ vorkehrungen getroffen wurden, damit die Schiffe jeden nächtlichen Torpedobootsangriff, sowohl in See als vor Anker, abwehren könnten. Diese Maßnahmen waren durch die Informationen gerechtfertigt, welche die Agenten der russischen Regierung in E rfahrung gebracht hatten, wonach feindliche Angriffe, voraussichtlich in der Form von Torpedobootsangriffen, zu befürchten waren. Außerdem war Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y während seines Aufenthaltes bei S k a g e n von der Anwesenheit verdächtiger Fahrzeuge an der norwegischen Küste benachrichtigt worden. F erner hatte er vom Kommandanten des von Nord kommenden Transportdampfers B a k a n er­ fahren, daß dieser in der vorhergehenden Nacht 4 Torpedoboote ge­ sichtet habe, welche nur ein Licht am Masttopp führten. Diese N ach­ richt bestimmte den Admiral, seine Abreise um 24 Stunden früher zu bewerkstelligen. 3. In der Folge trat jeder der sechs Staffeln, aus denen die Flotte bestand, seine Reise getrennt an und erreichte selbständig die Nordsee 1) C e s a r e v i ć hatte jedoch, als er in T s i n g t a u abgerüstet wurde, noch 270 Schuß für die schweren Geschütze an Bord.

397 in der vom Kommandierenden angegebenen Ordnung. Admiral R o s c h ­ d j e s t w e n s k y führte den letzten Staffel, bestehend aus vier modernen Schlachtschiffen: K n j a z S u w o r o v , I m p e r a t o r A l e x a n d e r I I I . , B o r o d i n o , O r e l und dem Transportdampfer A n a d y r . Diese Schiffsdivision verließ S k a g e n am 20. Oktober, 10h nachts. Den beiden ersten, aus Torpedobootszer­ störern bestehenden Staffeln war eine Fahrgeschwindigkeit von 12 Knoten, den folgenden Staffeln eine solche von 10 Knoten vorgeschrieben. 4. Zwischen l h 30m und 4h 15m p. m. des folgenden Tages (21. Ok­ tober) passierten allmählich sämtliche Staffeln des Geschwaders den eng­ licken Dampfer Z e r o (3066 t), dessen Kapitän mit besonderer Aufmerk­ samkeit die verschiedenen Schiffe besichtigte, um später nach der Be­ schreibung ihre Agnoszierung zu ermöglichen. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen stimmen im allgemeinen mit den im Berichte des Ad­ mirals R o s c h d j e s t w e n s k y niedergelegten W ahrnehm ungen überein. 5. Das letzte Schiff, dessen Kurs der Dampfer Z e r o kreuzte, war nach der Beschreibung der Transportdampfer K a m č a t k a . Derselbe gehörte ursprünglich zur Gruppe des D m i t r i j D o n s k o i und A u r o r a , befand sich jedoch derzeit allein, ungefähr 10 Meilen hinter der Flotte, da er infolge einer Maschinenhavarie die Fahrgeschwindigkeit hatte herabm indern müssen. Diese zufällige Verspätung war vielleicht die unmittelbare V eran­ lassung der folgenden Ereignisse. 6. Gegen 8h abends begegnete dieser Transportdampfer tatsächlich dem schwedischen Dampfer A l d e b a r a n und anderen unbekannten Schiffen, welche er beschoß, vermutlich aus Besorgnis, die ihm unter den Um ­ ständen des Augenblickes, seine Isoliertheit, die Maschinenhavarien und sein geringer Gefechtswert einflößten. Wie dem immer sei, der Kommandant des K a m c a t k a meldete um 8h 45m p. m. dem Geschwaderchef auf funkentelegraphischem Wege über diese Renkontres, „daß er von allen Seiten durch Torpedoboote angegriffen worden sei“. 7. Um sich die W irkung dieser N achricht auf die späteren E nt­ schließungen des Admirals E o s c h d j e s t w e n s k y zu vergegenwärtigen, muß man in Betracht ziehen, daß nach seiner Berechnung die an­ greifenden Torpedoboote, deren Anwesenheit mit Recht oder Unrecht ungefähr 50 Seemeilen hinter der von ihm befehligten Schiffsstaffel ihm gemeldet wurde, die letztere zum Angriffe gegen l h nachts erreichen konnten. Diese Erw ägung veranlaßte Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y , seinen Schiffen gegen 10h abends im Signalwege die Verschärfung der W ach­ samkeit und die Bereitschaft gegen Torpedobootsangriffe anzubefehlen.

398 8 . An Bord des S u w o r o v hielt es der Admiral für unerläßlich, daß einer der höheren Offiziere des Flaggenstabes auf der Kommandobrücke während der Nacht Wache halte, um in seiner Vertretung den Marsch des Geschwaders zu überwachen und im Falle eines besonderen E reig­ nisses ihn augenblicklich hievon zu verständigen. Die ständigen besonderen W eisungen des Admirals für alle Schiffe seines Geschwaders ordneten ferners an, daß der Wachoffizier im Falle eines offenkundig bevorstehenden Torpedobootsangriffes das Feuer zu eröffnen habe. Kam der Angriff von vorne, so mußte er die Abwehr sofort be­ ginnen ; im gegenteiligen, weniger dringenden Falle hatte er seinem Kommandanten vorerst hierüber melden zu lassen. Bezüglich dieser Anordnung erachtet die M ehrheit der Kommissions­ mitglieder, daß hierin in Kriegszeiten nichts Außergewöhnliches liege, insbesondere im Hinblick auf die Umstände, unter denen sich Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y befand, und welche er für sehr alarmierend ansehen mußte, sowie in Anbetracht der Unmöglichkeit, die Genauigkeit der Nach­ richten zu prüfen, die er von den Agenten seiner Regierung erhalten hatte. 9. Gegen l h a. m. des 22. Oktober 1904 war das W etter mistig, ein leichter, tief liegender Nebel erschwerte den Ausblick. Der Mond wurde nur zwischen W olkenschleiern zeitweise sichtbar. Der Wind blies aus SO und erregte langen Seegang, welcher den Schiffen leichte Roll­ bewegungen bis 5° beiderbords verursachte. Der vom Geschwader eingehaltene SW -Kurs führte die beiden letzten Staffeln, wie die folgenden Ereignisse ergaben, in der Nähe der von der Fischerflottille von H u l l , welche aus 30 kleinen Dampf booten besteht, die sich über eine Fläche von m ehreren Meilen ausbreiten, gewöhnlich aufgesuchten Fischergründe vorbei. Aus den übereinstimmenden englischen Zeugenaussagen geht hervor, daß alle diese Fahrzeuge die vorgeschriebenen Positionslichter führten und in gewohnter Weise unter der Führung ihres Fischerm eisters ihre Schleppnetze zogen. 10. Nach den funkentelegraphischen Meldungen der Schiffsstaffeln, welche dem Kommandierenden voranfuhren, hatten dieselben beim Passieren dieser Stelle nichts Ungewöhnliches bemerkt. Seither erfuhr man überdies, daß Konter-Admiral F e l k e r z a m , welcher die Flottille nordwärts umfuhr, mit den Scheinwerfern die nächstbefindlichen F ischer­ boote auf sehr nahe Distanz beleuchten ließ, und sobald er ihren fried­ lichen Charakter erkannt hatte, die F ah rt fortsetzte. 11. Kurze Zeit hierauf erreichte der letzte Staffel des Geschwaders, geführt vom K n j a z S u w o r o v , welcher die Kommandoflagge des Admirals R o s c h d j e s t w e n s k y trug, den Ort der Fischerflottille.

399 Der Kurs dieses Staffeis führte die Schiffe ziemlich gegen die Mitte der Fischerflotte, welche er beim Ausweichen südwärts umkreiste. Plötz­ lich wurde die Aufmerksamkeit der auf der Kommandobrücke des S üworov befindlichen Wach-Offiziere durch ein grünes Blickfeuer ab­ gelenkt, das ihren Argwohn erweckte. Dieses vom Fischerm eister abgegebene Signal zeigte in gebräuch­ licher Weise den Fischerbooten an, daß der Fischzug steuerbord von der W indrichtung sich zu bewegen habe. Fast unmittelbar nach diesem ersten Alarm entdeckten die Ausluger auf der Kommandobrücke des S ü w o r o v , welche den Horizont mit Nachtgläsern absuchten, auf dem Kamme der Wellen, in der Richtung des Steuerbord-Ankerkrahns, auf eine Entfernung von 18—20 Kabel, ein Fahrzeug, das ihnen verdächtig schien, da es kein Positionslicht zeigte und mit Gegenkurs auf den S ü w o r o v abhielt. Als das verdächtige Fahrzeug mit einem Scheinwerfer beleuchtet wurde, glaubten die Beobachter einen großen Torpedobootszerstörer zu bemerken. Nach dieser W ahrnehm ung ließ Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y das Feuer auf das unbekannte Fahrzeug eröffnen. Die M ehrheit der Kommissionsmitglieder gibt zu diesem Punkte ihrer Anschauung Ausdruck, daß die Verantwortung für dieses Vor­ gehen und für die Folgen der Beschießung den Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y belastet. 12. Fast in demselben Augenblicke, als das Feuer auf steuerbord eröffnet wurde, erblickte der S ü w o r o v vor sich ein kleines Fahrzeug, das ihm den W eg verlegte und ihn zwang, nach Backbord auszuweichen, um es nicht zu überrennen. Dieses Fahrzeug wurde jedoch, sobald ein Scheinwerfer es beleuchtete, als ein Fischerboot erkannt. Um zu verhindern, daß das Feuer der Schiffe dieses friedliche Fahrzeug treffe, wurde die Achse des Scheinwerfers sofort unter einem Winkel von 45° gegen den Himmel gerichtet. Überdies ließ der Admiral seinen Schiffen signalisieren, „auf die Fischerboote nicht zu feuern“. Doch fast gleichzeitig, als der Scheinwerfer den harmlosen Cha­ rakter dieses Fahrzeuges gezeigt hatte, bemerkten die Ausluger auf dem S ü w o r o v , gemäß der Zeugenaussagen, an der Baekbordseite ein anderes, wegen seines dem auf steuerbord zuerst beschossenen Boote ähnlichen Aussehens, ihnen verdächtig erscheinendes Fahrzeug. Sogleich wurde das Feuer gegen dieses zweite Ziel eröffnet, und während nun die Schiffe auf beiden Seiten feuerten, wendeten sie im Gegenmarsch in ihren ursprünglichen Kurs zurück, ohne ihre E'ahrgeschwindigkeit zu verändern. 13. Gemäß den für das Geschwader erlassenen Weisungen gab der Admiral die Zielscheibe an, gegen welche das Feuer der Schiffe

400 sich zu richten hatte, indem er dieselbe mit dem Scheinwerfer beleuch­ tete; da jedoch jedes der Schiffe mit den eigenen Scheinwerfern seine Umgebung absuchte, um sich gegen Überraschungen zu sichern, war es kaum zu verhindern, daß hieraus Verwirrung entstand. Das 10— 12 Minuten andauernde Geschützfeuer verursachte schwere Beschädigungen in der Flottille der Fischerboote. Zwei Mann wurden getötet, sechs andere verwundet; der C r a n e sank, der S n i p e , M i n o , M o u l m ein , G u l l und M a j e s t i c erhielten m ehr oder minder erhebliche Be­ schädigungen. Anderseits wurde der Kreuzer A u r o r a durch mehrere Projektile getroffen. Die M ehrheit der Kommissionsmitglieder erklärt, daß ihr genaue Anhaltspunkte fehlen, um festzustellen, gegen welche Ziele die Schiffe feuerten. Sie erkennen jedoch einstimmig an, daß die Fischerflottille keinerlei feindseligen Akt begangen hat, und die Mehrheit der Kom­ missionsmitglieder ist der Ansicht, daß weder unter den Fischerfahr­ zeugen, noch in den Gewässern des Vorfalles ein Torpedoboot sich be­ fand, dessen Anwesenheit die Eröffnung des Feuers durch Admiral B o s c h d j e s t w e n s k y gerechtfertigt hätte. Der russische Vertreter, welcher sich zu dieser Anschauung nicht bekennt, spricht die Überzeugung aus, daß zuversichtlich verdächtige Fahrzeuge, welche sich dem Geschwader in feindseliger Absicht näherten, die Eröffnung des Feuers provoziert hätten. 14. In Anbetracht der wirklichen Ziele dieser nächtlichen Be­ schießung könnte die Tatsache, daß A u r o r a von mehreren 47- und 75 mm Projektilen getroffen wurde, den Glauben erwecken, daß dieser Kreuzer und vielleicht noch ein anderes, unversehens in der Boute des S u w o r o v zurückgebliebenes russisches Schiff, die ersten Schüsse hervorgerufen und auf sich gezogen hätte. Dieser Irrtum könnte durch die Tatsache erklärt werden, daß dieses Schiff, von achter gesehen, kein Positions­ licht zeigte, ferner durch eine nächtliche Täuschung der Ausluger auf dem Flaggenschiffe. In dieser Beziehung erklären die Kommissionsmitglieder, daß ihnen die nötigen Anhaltspunkte fehlen, die erkennen lassen, aus welcher U r­ sache das Feuer auf der Backbordseite fortgesetzt wurde. Vermutlich wurden einzelne entferntere Fischerboote mit den ur­ sprünglichen Zielscheiben verwechselt und derart direkt beschossen. Andere konnten hingegen durch direkt gegen entlegenere Zielscheiben abgegebene Schüsse erreicht werden. Diese Betrachtungen stehen im übrigen nicht im W iderspruche mit den Eindrücken einzelner Fischer, welche, da sie von Projektilen er­ reicht und im Lichtbündel der Scheinwerfer gehalten wurden, sich als Zielscheibe direkten Feuers hielten.

401 15. Die Dauer des Feuers auf steuerbord erscheint der M ehrheit der Kommissionsmitglieder, selbst wenn sie sich auf den Standpunkt der russischen Anschauung stellt, länger gewesen zu sein, als nötig war. Doch gibt diese M ehrheit zu, daß sie nicht genügend unterrichtet ist, ebenso auch bezüglich der Fortsetzung des Feuers auf backbord. In jedem Falle erkennen die Kommissionsmitglieder einstimmig mit Vergnügen an, daß Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y selbst, vom A n­ beginn bis zum Ende alles tat, was möglich war, um zu verhindern, daß die als Fischerboote erkannten Fahrzeuge zum Gegenstand .eines A n­ griffes seitens des Geschwaders würden. 16. Wie dem immer sei, sobald der D m i t e i j D o n s k o i seine Signal­ nummer abgegeben hatte, entschied sich der Admiral, das allgemeine Signal „Feuer einstellen“ abzugeben. Seine Schiffe setzten hierauf ihren Kurs fort und verschwanden im SW, ohne angehalten zu haben. In dieser Hinsicht erkennen die Kommissionsmitglieder einstimmig an, daß gemäß den Umständen, welche dem Zwischenfalle vorangingen, und jenen, die ihn hervorriefen, nach Beendigung des Feuers genügend Ungewißheit über den Gegenstand der Gefahr, welche die letzte Schiffs­ staffel bedrohte, vorherrschte, um den Admiral zu veranlassen, seinen Kurs fortzusetzen. Nichtsdestoweniger bedauert die M ehrheit der Kommissionsmit­ glieder, daß Admiral R o s c h d j e s t w e n s k y beim Passieren des Canals la M a n c h e es sich nicht angelegen sein ließ, die Seebehörden der benachbarten Staaten in Kenntnis der Umstände zu setzen, die ihn veranlaßt hatten, in der Nähe einer Fischerflottille unbekannter Natio­ nalität, welche hülfsbedürftig sei, das Feuer zu eröffnen. 17. Zum Schlüsse dieses Berichtes erklären die Kommissionsmit­ glieder, daß ihre vorstehend formulierten Schlußfolgerungen in keiner W eise angetan seien, der militärischen Tüchtigkeit oder den m ensch­ lichen Gefühlen des Admirals R o s c h d j e s t w e n s k y und des Personals seines Geschwaders Abbruch zu tun.“ In Gemäßheit des obigen Schiedsspruches beanspruchte die eng­ lische Regierung für die Opfer des Zwischenfalles auf der Do g g e r b a n k in einer, der russischen Regierung am 3. März überreichten Note eine Entschädigungssum m e von 65.000 £ (1,560.000 Kronen). Der russische Botschafter in L o n d o n , Graf B e n c k e n d o r f f , überreichte dem Staats­ sekretär des britischen Auswärtigen Amtes Marquis of L a n s d o w n e am 10. März den genannten Geldbetrag, womit der Zwischenfall auf der Do g g e r b a n k zum Abschlüsse gelangt ist. ( A b g e s c h l o s s e n 20./3. 0 5 .)

402

Der Kommandoturm auf Kriegsschiffen. (Nach einem in der „ B ivista m a rittim a “ erschienenen Aufsatze von Edwin C erio.)

W ährend der ganze Kriegsschiffbau große Umwandlungen durch­ gemacht und stetige Verbesserungen erfahren hat, ist es auffallend, wie wenig Änderungen in der Anordnung des Kommandoturms als Schutz­ stand für den Befehlshaber und die Kommando-Elemente getroffen worden sind. Zwar sind vor allem von Dilletanten vereinzelte Versuche gemacht worden, einen Ideal-Kommandoturm zu schaffen; bei all diesen Projekten ist jedoch der Mangel an zweckentsprechender Verwendbarkeit zu rügen. Ein Kommandoturm, der unbedingten Schutz gewährt, ist ein Unding, da schon um des Zweckes willen seine Lage sehr exponiert sein muß. Da nun die zylindrische Form auf jeden Fall die zweckmäßigste bleiben wird, hat es wenig Sinn, durch Form änderung der vertikalen W ände den Turm verbessern zu wollen. Eine erhebliche Verbesserung der Verwendbarkeit und Sicherheit des Tunnels kann jedoch durch Änderung in der Anordnung seiner Nachbarschaft erzielt w erden, worauf bisher zu wenig W ert gelegt wurde. Die heutige allgemein übliche A rt der Aufstellung des Kommando­ turms ist derart gefahrbringend, daß die meisten Offiziere, die bei Manövern vom Turm aus ein Schiff geführt haben, es bei weitem vor­ ziehen würden, die Gefechtsführung von einem völlig ungeschützten Platz aus zu leiten. Ja , im Gegenteil, die heutige Turmaufstellung ist trotz erheblicher Verbesserungen des Schutzes gegen Artilleriefeuer gegenüber der einfachen alten Turmaufstellung gefahrbringender und unpraktischer gew orden, weil sich heute alles um den Turm störend zusammengeschoben hat. Der enorme Mast mit der Gefechtsmars und den Scheinwerfern, die Brücke mit Kartenhaus und Booten sind so nahe herangerückt, daß nach den ersten Schüssen das unvermeidliche Durch­ einander, das Herabprasseln der Trümmer, der Lärm der benachbarten Schnellfeuer-Artillerie, selbst den kaltblütigsten Kommandanten verwirren muß, und ihm jene ruhige Überlegung benimmt, die für das sich ent­ spinnende Hauptgefecht absolut nötig ist. Fig. 1 (Seite 403) der Turm ­ aufstellung des M a g e n t a läßt diese Anhäufung deutlich erkennen und ist ein typisches Beispiel, das jedoch durchaus nicht selten ist, da z. B. die S c h i f f e der VißG iNiA-K lasse, der MARI LAND-Klasse und a u c h die neuesten deutschen Linienschiffe ein ähnliches Bild geben. Schon von dem Ge­ sichtspunkt aus, daß diese große Zielfläche den Standpunkt des Turmes sehr gefährdet, wäre auf eine möglichst freie Aufstellung des Turmes Gewicht zu legen.

403 Die geringen praktischen Erfahrungen, die uns heute zur Ver­ fügung stehen, wie vor allem die Beschießung des C esarević, bringen

Stellung des Kommandoturms auf dem französischen Schlachtschiffe M A G EN TA .

hiefür den C

esa r e v ić

schlagendsten Beweis. Das Bild Fig. 2 des beschossenen zeigt deutlich, daß gerade die Aufbauten in der Nähe des

Trefferbild des russischen Schlachtschiffes C E S A R E V IC in der Schlacht am 10. A ugust 1904.

Turmes die gesuchteste Zielfläche waren, wie auch die Vormeister dahin instruiert werden, vor allem die Schiffspartien am Fuß des vorderen Mastes als Hauptziel zu nehmen. Von den 15 3 0 ‘5 cm-Granaten, die den C e s a r e v i ć trafen, saßen allein 4 0 % auf einer Fläche, die 20% der

Maßstab 1 :1 0 0 (Angaben in mm).

Cerios Kommandoturin.

405 gesamten Zielfläche darstellt (in Fig. 2 schraffiert) (vergl. den Artikel „Beschädigungen des O e s a r e v i ć “ , Seite 391— 396 dieses Heftes). Die ver­ hängnisvolle W irkung dieser Treffer auf das Flaggenschiff und überhaupt auf das Schicksal der ausgelaufenen russischen Flotte sind bekannt. Mithin ist bei der Anordnung eines Kommandoturmes das Haupt­ gewicht darauf zu legen, seine Zielfläche zu verringern, indem alle vorhin erwähnten Neben-Oberdecksaufbauten möglichst weit wegzurücken sind. Hiedurch wird die Zahl der Treffer in der Nähe des Turmes geringer und der Feind wird das unsichere kleine Ziel des Turmes schwieriger beschießen können. Die Hauptgefahr für die Insassen des Turmes besteht ferner in den giftigen Gasen. Eine weitere V erbesserung wäre also dadurch zu erreichen, daß das Personal, welches mit dem Bedienen der KommandoElemente beschäftigt ist, vor den Pulvergasen geschützt wird. Aus beiden Erw ägungen schlägt E. C er i o vor, einen Kommandoturm von der in Fig. 3 (Seite 404) ersichtlichen Form , möglichst frei auf dem Oberdeck aufzustellen. Die Deckaufbauten sind soweit als möglich vom Turm abzurücken. Der vordere Mast käme in Wegfall, da der achtere Mast für die Signalisierung ausreichend erscheint. Oe r i os Kommando­ turm besteht aus dem eigentlichen Kommando-Elemententurm A mit 1— 2 Ausguektürmen B . In A befinden sich die Kommando-Elemente und das gesamte Personal zu deren Bedienung in einem geschlossenen Raume vollkommen geschützt gegen Explosionsgase. Der Ausguck B ist so bemessen, daß er nur dem Kommandanten und einem, höchstens zwei See-Offizieren Raum bietet, um von hieraus die Befehle für die Navigation und Feuerleitung mittels Sprachrohren nach unten zu geben. Die Zielfläche des Ausgucks ist so gering, daß bei der heutigen Gefechts­ entfernung nur ein Zufallstreffer den Kommandanten gefährden könnte, für den dann in so kurzer Zeit ein Ersatz-Offizier aus dem Turm A eintreten kann, daß die Gefechtsleitung durch das Fehlen des Kommandos nicht in Verwirrung gebracht wird. Die vorgeschlagenen Panzerstärken (in m m angegeben) dürften gegen schwere Artillerie schützen, und sind dem Auftreffen der Geschosse sinngemäß gewählt. Ein konstruktiver Vorteil der Aufstellung des Turmes A direkt auf dem Oberdeck liegt auch darin, daß der Turmkörper organisch mit dem Ganzen und nicht erst mittels besonderer Unterbauten verbunden wird. Als einziger Zugang zum Turm A und B dient ein bis zum Panzer­ deck führender Kommandoschacht, der gleichzeitig in seinen seitlichen Räumen c als Schutz der Kommando-Elementenleitungen dient. N ot­ ausgänge sind in der rückwärtigen Wand des Turmes A und in der Decke des Turmes B vorgesehen.

406

Panzerschutz für die Schnellfeuer-Artillerie auf Schlachtschiffen und Panzerkreuzern. Die fortschreitende Vervollkommnung der Torpedowaffe hat es not­ wendig gemacht, die Schutzmittel gegen dieselbe zu verstärken und zu vermehren. Da Schutzmittel defensiver Natur, wie die Schutznetze, in den m eisten Fällen nicht verwendbar sind, und bei einigen Marinen die neuesten Schlachtschiffe solche nicht m ehr führen, hat man zur E in­ führung einer großen Anzahl kleinkalibriger Schnellfeuerkanonen ge­ griffen, die im Ernstfälle zu entsprechen Aussicht haben, sofern sie im Augenblicke des Bedarfes wirklich gebrauchsfähig sind. Bei den derzeit fertiggestellten Schiffen zeigt die Installierung der kleinkalibrigen Schnellfeuerkanonen und Mitrailleusen mit wenigen Aus­ nahmen eine auffallende Gleichmäßigkeit. Sämtliche Geschütze dieser Gattung sind hoch installiert; die Aufbauten des Decks, die Kommando­ brücken, die Marsen sind die normalen Aufstellungsorte. An den Schiffs­ enden befinden sich in der Höhe des Batteriedecks in der Regel nur wenige Mitrailleusen oder Schnellfeuerkanonen. Ein Schutz dieser Waffen besteht häufig gar nicht. Ist ein solcher vorhanden, so wird er durch ein dünnes Schutzblech bewirkt, das eher schädlich wirkt. Es ist ge­ nügend stark, um eine durchschlagende Granate zur Explosion bringen zu können, und manches Geschoß, welches sonst ohne Schaden über das Schiff seinen W eg genommen hätte, wird durch das Schutzblech in seinem Fluge gehemmt und zur W irkung gebracht. Auch zur Splitter­ bildung werden die Schutzschirme das ihrige beitragen. Anderseits ist das Schutzblech zu schwach, um andere als Gewehrprojektile abweisen zu können. Die Munitionszufuhr für die Schnellfeuerkanonen ist schon infolge ihrer Installierung nicht die beste. Es herrscht ein Mißverhältnis zwischen der geförderten Munition und der Feuerschnelligkeit. Zudem sind die Munitionsaufzüge nicht geschützt, obzwar sie infolge ihrer großen Höhenausdehnung der Zerstörung durch feindliches Feuer sehr ausgesetzt sind. Die Erfahrungen der jüngsten Seekriege haben gezeigt, daß weitaus die meisten Treffer auf die oberen Partien der Schiffe ent­ fallen. Auch eine theoretische Erw ägung führt zu demselben Resultat. W ährend alle Kurzschüsse verloren gehen, trifft ein großer Teil der W eitschüsse das oberste Deck und die Innenseite der dem Gegner ab­ gewendeten Bordwand. Verschiedene Umstände weisen also darauf hin, daß es nötig sei, die Schnellfeuerkanonen und Mitrailleusen ausgiebiger zu schützen und ihnen eine sichere Munitionszufuhr zu schaffen, da sonst ihre Bezeichnung als „schnellfeuernde Waffen“ nicht m ehr gerecht­ fertigt wäre.

407 Der Zeitpunkt eines Torpedobootsangriffes kann vor, nach und während des Zusammenstoßes der Hauptflotten erfolgen. Im ersten Falle haben geschützte und ungeschützte Schnellfeuerkanonen ziemlich gleiche Chancen. Nicht so in den beiden anderen Fällen. Im Kampfe zwischen Schlachtschiffen wird infolge der hohen Installierung und des Mangels an Schutz die gesamte Schnellfeuer-Artillerie beider Teile in Bälde zum Schweigen gebracht sein, entweder durch Zerstörung der Waffen selbst, oder — und dies dürfte in weitaus größerem Maße der Fall sein — durch Vernichtung der Bedienungsmannschaften. Auf den Ausgang des Kampfes zwischen den Schlachtschiffen wird dies ohne Einfluß bleiben. Anders verhält es sich aber, wenn Torpedoboote in die Aktion eingreifen. Eine stark gepanzerte Schnellfeuer-Batterie wird in Feuerlee des Gegners herangeführte Torpedoboote auch nach längerem Gefechte noch immer mit Aussicht auf Erfolg bekämpfen können, da der Verlust an Menschenmaterial bei den kleinen Geschützen in ungefähr dem gleichen Verhältnis eintreten wird, wie bei der mittleren Artillerie. Eine ungeschützte Schnellfeuer-Batterie, deren Bedienungsmannschaft zum größten Teil außer Gefecht gesetzt, der Rest demoralisiert ist. wird gegen den Angriff der Torpedoboote machtlos sein, und die mittleren Geschütze werden wohl auch nicht imstande sein, die Katastrophe abzuwenden. Man hat als Auskunftsmittel vorgeschlagen, die Bedienungsmannschaften der Schnellfeuerkanonen während der Aktion in die panzergeschützten Räume zu senden, um sie zu schonen und nur im Bedarfsfälle an ihre Stationen zu beordern. Ein Torpedobootsangriff im Gefechte wird in sehr kurzer Zeit vor sich gehen. Die Boote werden, in Feuerlee der großen Schiffe bis nahe an den Gegner herangeführt und erst kurz vor dem Erreichen der Lancierdistanz hervorbrechen. Nimmt man als A nnäherungs­ geschwindigkeit 20— 30 Seemeilen pro Stunde an, was bei modernen Schiffen und Booten eher zu tief als zu hoch gegriffen ist, so verstreichen vom Augenblicke des Sichtens, wenn die Boote auf 1 Seemeile vom Gegner gesichtet werden, bis zur E rreichung der Lancierdistanz 3 bis 2 Minuten. Wie viel Zeit verstreicht aber, bis die M annschaft der Schnellfeuer­ kanonen aus den unteren Räumen, in denen sie sich bisher zu ihrem Schutze befand, zum Installierungsort ihrer Kanonen auf den Aufbauten und Marsen gelangen kann? Schon die Überm ittlung des Befehles braucht geraume Zeit, seine Ausführung noch länger. Selbst ein gut gedrilltes Personal wird bis zur Abgabe des ersten Schusses weit m ehr als 11/ 2 Minuten benötigen. W ie werden aber die Stiegen aussehen? Die Aufbauten sind stark zerschossen, das Deck ist zersplittert, vielleicht teilweise in Brand geraten; zahlreiche Bewegungshindernisse, wie herab­ gestürzte Spieren, Splitter aller Art, treten auf. Die Mannschaft wird

408 sieh zuerst die Verwüstung ansehen, zögern oder innehalten in der nötigen Eile, die Gefechtsstationen zu erreichen. Unschätzbare Minuten werden verstreichen, wenn von wenigen Sekunden Sieg oder Niederlage abhängen kann! W ar die Mannschaft vom Anbeginn des Gefechtes an ihren Kanonen, so wird die große Mehrzahl aus den erwähnten Ursachen außer Gefecht gesetzt se in ; die übrigen werden, angesichts der schweren Verluste und der Verwüstung, nicht m ehr mit der genügenden Präzision die Waffen bedienen können, um mit Aussicht auf Erfolg die feindlichen Torpedoboote abzuwehren. Bald wird das Schlachtschiff seinen kleinen, schneidig geführten W idersachern ohnmächtig gegenüberstehen. Im m erhin ist Aussicht vorhanden, durch Zufallstreffer die drohende Vernichtung ab­ zuwenden, und die meisten Kommandanten werden es vorziehen, viele Mannschaft zu opfern, als durch Nichtbesetzung der Schnellfeuer-Batterien ihr Schiff gegen Torpedobootsangriffe wehrlos zu machen. Nach einem Seegefecht haben angreifende Torpedoboote ein verhältnism äßig leichtes Spiel. Die Vormeister der Schnellfeuerkanonen und Mitrailleusen sind nicht zu ersetzen, und nach einem Gefecht werden nicht viele von diesen Leuten m ehr vorhanden sein. Diesem Übelstande kann durch Tieferlegung der SchnellfeuerBatterien und ausgiebige Panzerung abgeholfen werden. Ersteres ver­ mindert den Trefferprozentsatz um ein beträchtliches, die Munitions­ schachte können durch panzergeschützte Bäume geführt werden und bieten infolge ihrer geringeren Ausdehnung eine bedeutend geringere Zielfläche. Gegenüber der Einwendung, daß die Feuerhöhe zu gering sei, ist zu bedenken, daß Torpedoboote bei einem W etter, das den Gebrauch der Batteriegeschütze eines modernen Schiffes nicht m ehr zuläßt, kaum imstande sein dürften, einen Angriff mit Aussicht auf Erfolg zu unter­ nehmen. Es scheint daher angezeigt, eine größere Anzahl Schnellfeuer­ kanonen zwischen den mittleren Geschützen hinter starkem Panzer­ schutz aufzustellen. Die M unitionsschachte wären durch gepanzerte Bäume zu führen, und wo dies nicht möglich sein sollte, selbst entsprechend zu panzern. Der Ausschuß könnte auf 90° gebracht werden. Derart in­ stallierte Schnellfeuerkanonen können während eines Gefechtes stets bemannt bleiben, ohne daß die Verluste an Menschenmaterial unver­ hältnismäßig groß werden; sie werden proportional denen der mittleren Artillerie sein. Auch während des Feuers der mittleren Geschütze wäre es möglich, diese Kanonen zu bedienen. Sie wären stets zum Gebrauche bereit, wenn im Gefechte plötzlich ein Torpedobootsangriff abzuwehren ist. Bei der Baschheit des Angriffes, dessen Erfolg nach wenigen Minuten sich entschieden haben muß, ist es unbedingt nötig, sofort nach dem Sichten der Boote ein wohlgezieltes, stetiges Feuer unter­

409 halten zu können. Dazu sind stark gepanzerte Schnellfeuer-Batterien von­ nöten. Ein Mann, der sich gut geschützt weiß, schießt sicher und ruhiger als einer, der weiß, daß er kaum gegen Gewehrfeuer gedeckt ist. Eine derartige Umwälzung in der Installierungsart der Schnellfeuer­ kanonen wird zur Folge haben, daß viele Räume eine andere Verwendung finden müssen, als bisher. Ein Schlachtschiff ist eine Kriegsmaschine, und es muß dem Kriegszwecke, wenn nötig, auch manche für den Friedensdienst praktische Einrichtung geopfert werden. Der W ert ge­ panzerter Schnellfeuer-Batterien ist ein so hoher, daß man vor diesen Änderungen nicht zurückscheuen wird. Bei großen Schiffen werden sie kaum allzu schwer durchzuführen sein. Man verhehle sich keineswegs die Schwierigkeiten, die dem Konstrukteur entgegentreten, der eine neue Installierung von Geschützen anzuwenden versucht, doch glaube ich, daß der Schutz des Menschenmaterials von solcher W ichtigkeit ist, daß man ein Opfer nicht scheuen darf, um denselben zu verstärken. Die Zeit­ dauer eines Seegefechtes ist so kurz, daß während derselben jeder V er­ lust unersetzlich ist, daher muß ein solcher so weit als tunlich vermieden werden. Auch ist es während der Dauer des Krieges so gut wie unmöglich, Ersatzm annschaft heranzubilden, und es gibt wohl keine größere See­ macht, die mehr ausgebildete M annschaft besitzt, als unumgänglich not­ wendig ist.

Die nachfolgende Rekapitulation des Entwicklungsganges der Schiffs­ panzerung soll dazu dienen, den Gedanken von panzergeschützten Schnell­ feuerkanonen gew isserm aßen historisch zu begründen. Die Verbesserungen im Artilleriewesen hatten zu Beginn der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts es notwendig gemacht, die Bord­ wände der Schiffe mit einem Eisenpanzer zu überziehen, der die Auf­ gabe hatte, die gegnerischen Geschosse abzuwehren. F ür die erste Zeit genügte ein wenige cm dicker Gürtel- und Seitenpanzer, der die ge­ samte Batterie schützte. Bald wurden die Geschützkaliber größer, und man war gezwungen, stärkere Panzer anzuwenden. Da die Panzergewichte enorm stiegen, mußte man sich darauf beschränken, nur die wichtigsten Schiffsteile, diese dafür ausgiebig, zu schützen. Dies machte schwerere Geschütze nötig; hiebei mußte mit der Zahl herabgegangen werden, und es ergab sich die Notwendigkeit, diese schweren Geschütze gut zu schützen, damit sie möglichst lange gefechtsfähig bleiben konnten. Dieser Zeitperiode entstammen Kasem att- und die älteren Turmschiffe. W ährend nun die Hauptgeschütze hinter dicken Panzerwänden nahezu unverwundbar waren, Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens 1S05. Nr. 5.

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410 blieben die mittleren und leichten Geschütze ganz ungeschützt. Zur Ab­ wehr der damals neu aufgetauchten Torpedoboote wurden leichte Mitrailleusen und Schnellfeuerkanonen konstruiert, welche sich alsbald auch als höchst unbequeme Gegner der mittleren Geschütze entpuppten. Durch Anbringung von Schutzschilden suchte man Abhüll'e zu schaffen, doch bald sah man die Unzulänglichkeit dieses Schutzmittels ein und begann auch die mittleren Geschütze in panzergeschützten Räumen unterzubringen, ohne jedoch ihren Unterbau zu panzern. Bedeutende Verbesserungen am Platten material gestatteten ein Herabgehen in der Plattenstärke. Der große Fortschritt, der durch die Einführung von Schneiladeverschlüssen bei den mittleren Geschützen gemacht war, erhöhte deren W ert außer­ ordentlich, und zwang sowohl zu gutem Schutze der Geschütze selbst, als auch ihrer Munitionszufuhr. Die Jalu -S ch lac h t brachte den eklatanten Beweis vom hohen W erte selbst eines schwachen Panzers, während der Tag von S a n t i a g o die verderblichen Folgen mangelhafter Panzerung deutlich zeigte. Der Unterschied im Verhalten des C r i s t o b a l C o l o n einer­ seits, jener der übrigen spanischen Schiffe anderseits sprechen ihr ge­ wichtiges Wort für die Panzerung der Mittelartillerie. W as man bis jetzt über den russisch-japanischen Krieg erfährt, deutet darauf hin, daß sich die Panzer beiderseits gut bewähren; das Schicksal des W a r j a g und des R j u r i k zeigt neuerdings die schweren Folgen man­ gelnder Panzerung. W ährend in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Wegiassen leichter Panzerungen seine Berechtigung hatte, da die Geschoßzüuder noch nicht klaglos funktionierten und die Geschosse eine einfache Blechwand, ohne zu krepieren, glatt durchschlugen, trifft dies heute nicht mehr zu. Die Zünderfabrikation steht auf einer höheren Stufe der Vollkommenheit und die Zündergranaten krepieren auch nach dem Auftreffen auf eine gewöhnliche Bordwand. Aus diesem Grunde werden heute die mittleren Geschütze durch eine m ehr minder starke Panzerung geschützt, deren W iderstandsfähig­ keit bei jedem Neubau wächst, sowohl absolut als auch relativ im V er­ hältnis zum Gürtel- und Turmpanzer. Bei einigen Schiffen sind die Batterien mit leichtem Panzer eingedeckt, um Stechschüsse aus den Marsen und Splitter, die von oben herabstürzen, abzuhalten. So hat sich der Schiffspanzer bis zu seinem heutigen Standpunkte ausgebildet. Zuerst wurden die schweren, dann die mittleren Geschütze und ihre Bedienungsmannschaft geschützt; es wäre daher logisch und natürlich, wenn man dem Schutze der Schnellfeuerkanonen eine ähnliche Aufmerksamkeit zuwenden würde. Ein ausgiebiger Schutz der Bedienungs­ mannschaft wurde dort angestrebt und erreicht; nun wäre er auch hier zu erreichen.

411 Bei einzelnen neuen Sekiffsbauten hat man, dieser Überlegung folgend, Schnellfeuerkanonen in eigenen Batterien, die durch Panzer geschützt sind, untergebracht. Typisch hiefür sind die Kreuzer T e n n e s s e e und W a s h i n g t o n der Vereinsstaaten-M arine und B a j a n der russischen Flotte. Sonderbar erscheint es beim Anblicke m ancher Schiffe, daß man nicht an eine ähnliche Installierung der Schnellfeuer-Artillerie g e­ dacht hat. So z. B . bei den italienischen Schiffen A m m i r a g l i o d i S a i n t B on und E m a n u e l e F i l i b e r t o , deren große Panzerflächen eigentlich recht unökonomisch zum Schutze nur eines Teiles der Mittel-Artillerie ver­ wendet erscheinen. Bisher wurden die Nachteile der ungeschützt installierten Schnell­ feuerkanonen erörtert, nun wäre die A rt und W eise, wie ein ent­ sprechender Schutz der Schnellfeuer-Artillerie herzustellen ist, zu unter­ suchen, seine Vor- und Nachteile zu erwägen und einander gegenüber­ zustellen.

Schon die Verlegung der Schnellfeuerkanonen in ein auf einem Vertikalpanzer aufliegendes Deck bringt den Vorteil gesicherter Munitions­ zufuhr mit sich. Durch das Herabsetzen von Schnellfeuerkanonen wird die Ober­ lastigkeit des Schiffes vermindert. Auch resultiert eine Gewichtsersparnis an sich, da die Munitionsaufzüge kürzer ausfallen und an Deckaufbauten gespart wird. Die Aufstellung zwischen den m ittleren Geschützen beeinträchtigt wohl den Ausschuß der Schnellfeuerkanonen, doch wird er immerhin auf 90° gebracht werden können. Dafür genießen dann die Schnell­ feuerkanonen denselben Panzerschutz, wie die mittlere Artillerie, können daher nur durch dieselben Mittel, wie diese zum Schweigen gebracht werden. Hiedurch ist es sichergestellt, daß das Verhältnis der außer Gefecht gesetzten Schnellfeuerkanonen dasselbe sein wird, wrie das der undienstbar gewordenen mittleren Geschütze. Die Feuerhöhe ist eine genügende. Wie bereits früher erwähnt, ist es kaum möglich, daß ein Torpedobootsangriff bei einem W etter durchführbar ist, bei dem die Batteriegeschütze eines modernen Schlachtschiffes nicht mehr zu schießen imstande wären. W äre die Feuerhöhe der mittleren Geschütze zu gering, so könnten die Schnellfeuerkanonen immer noch ihre Aufstellung in halber Deckhöhe erhalten, indem man sie auf Postam enten oder nicht durchgängigen Decks installiert, wie Fig. 1 (Seite 412) zeigt. In be­ sonderen Fällen wäre der Einbau solcher Postamente unter dem Deck der Hauptbatterie möglicherweise am Platze.

412 Eine derartige Installierungsart würde bei kleineren Schiffen in Anwendung kommen müssen. Bei größeren ist zumeist genügend Raum

vorhanden, um die Schnellfeuerkanonen im Decke der mittleren Artillerin unterzubringen. Auf die Aufstellung in gebrochenen Decks näher einFig. 2.

zugehen, ist nicht Sache dieser Studie und wurde nur darauf hingewiesen,, um die folgenden Ausführungen zu erläutern.

413 Bei einzelnen Neubauten erscheinen bereits Schnellfeuerkanonen in panzergeschützten Räumen, so der Vereinsstaaten-Kreuzer T e n n e s s e e und der russische Kreuzer B a j a n . Dieser letztere besitzt 20 7 . 5 m -Schnellfeuerkanonen, deren 8 in der mittleren Kasematte der 15 cm -Geschütze' stehen, somit den gleichen Schutz genießen, wie diese. Die oberhalb der mittleren Kasematte aufgestellten Schnellfeuer­ kanonen sind ungeschützt, genießen jedoch, den Vorteil einer gesicherten Munitionszufuhr. Von Interesse ist ein Vergleich der ungefähr gleich großen Panzer­ kreuzer D r a k e (England), T e n n e s s e e und C a l i f o r n i a (Vereinigte Staaten), da er die Vorteile geschützter Schnellfeuerkanonen zeigt.

Englischer Panzerkreuzer DRAKE.

Amerikanischer Panzerkreuzer TENNESSEE. D r a k e führt 14 7 . 6 cm-Schnellfeuerkanonen an Bord, von denen 8 in den Zwischenräumeh zwischen den 15 cra-Geschützen verteilt sind, daher keinesfalls einen größeren Ausschuß haben können, als die 12 in der oberen und unteren Kasematte des T e n n e s s e e installierten 7 '6 cmSchnellfeuerkanonen. W ährend aber diese letzteren durch 128 m m starken Panzer geschützt sind, sind sämtliche Schnellfeuerkanonen des D r a k e un­ geschützt. Es wäre vielleicht eine Tieferlegung der Schnellfeuerkanonen in das Deck der unteren 15 cm -Geschütze am Platze gewesen. Eine geringe Erhöhung des Panzergewichtes hätte den erwähnten 8 Schnell­ feuerkanonen ausgiebigen Schutz gewährt.

414 Bei C a l i f o r n ia fehlt der Panzerschutz der Schnellfeuer-Artillerie. Auf diesem Schiffe könnten 8— 12 Schnellfeuerkanonen gedeckte Auf­ stellung erhalten, ohne daß eine wesentliche Verm ehrung des Panzers vonnöten wäre. W enn nicht anders, so durch Anwendung der oben erwähnten gebrochenen Decks. Die nachstehenden drei Skizzen der C a l i f o r n ia zeigen dieselbe zuerst mit der bestehenden Installierung der Schnellfeuerkanonen, ferner die Batterie desselben Schiffes umgewandelt durch Anwendung von gebrochenen Fig. 5.

Amerikanischer Panzerkreuzer CALIFORNIA.

Decks. Das einemal sind die Schnellfeuerkanonen in halber Deckhöhe unter­ halb, das anderemal über der 15cm-Batterie installiert gedacht. Im letzteren Palle müßte der Panzer etwas nach oben verlängert werden, was even­ tuell durch Aufsetzen von Panzerhauben erreicht werden könnte. Zum sonstigen Vergleiche der drei vorbesprochenen Schiffe sei eine vergleichende Tabelle ihrer hauptsächlichsten Daten eingefügt, welche erweist, daß die der Schnellfeuer-Artillerie gebrachten Opfer keineswegs sehr große sind, ein Umstand, der schwer ins Gewicht fällt. Tabelle I. T

Deplacem ent Fahrgeschwindigkeit Kohlen Vorrat

Panzer

Gürtelder Hauptv mittleren n Schnellfeuer Kommandoturm D eck-

en n essee

t

14500

Sin.

22

t mm

D

rake

C a l if o r n ia

13680

132 228 128 128 ?

14100 23 1250 2500 152 152 152 — ?

101

101

101

900

2000

22 900

2000 152 152 128 — 165

j

415

T

Schwere .... 1Geschütze Mittlere ) Schnellfeuerkanonen (unter Panzer). . . . n

(ungepanzert)

n

n

Stapellauf

en n essee

4 16 12 10 12 4 8

25

cm

15

n

7-6

cm

„ » 3-7 „ Mitr.

7-6 4-7

1904

D

2 16 14 3 8

rake

23

cm

15

»

C a l if o r n ia

4 14

20

cm

15



cm 18 7'6 cm „ 12 4 - 7 „ 8 3 . 7 cm Mitr. 6 Mitr. 7-6 4-7

1 901

1903

Die artilleristische Überlegenheit der T e n n e s s e e den beiden anderen Schiffen gegenüber ist eine sehr bedeutende. Daß die C a l i f o r n i a bedeutend an Gefechtswert gewänne, wenn ihre Schnellfeuer-Artillerie in der angegebenen W eise angeordnet würde, ist nicht abzuleugnen. Ähnliches ließe sich bei vielen anderen Schiffen er­ weisen; diese Beispiele werden aber genügen, um den diesen Aus­ führungen zugrunde gelegten Ideengang zu erläutern. Es erübrigt noch in kurzem anzugeben, wie eine geschütztere Auf­ stellung der leichten Artillerie oder vielmehr eines Teiles derselben auf Schlachtschiffen und Panzerkreuzern anzuordnen wäre. Der leitende Grundsatz ist, so viel als möglich Schnellfeuerkanonen hinter Panzer aufzustellen; selbstverständlich können in der Hauptbatterie nur eine beschränkte Anzahl ihre Aufstellung erhalten. Zur Erzielung eines ausgiebigen Rundfeuers ist es nötig, in den Enden der Schiffe gleichfalls m ehrere Schnellfeuerkanonen aufzustellen. Auch dies soll, wenn es angeht, hinter Panzerschutz geschehen, auf ähnliche Weise, wie die 15 cm auf den Schiffen der M a i n e - und A l a b a m a Klasse. Auch die Marsen wären in gleicher Weise wie derzeit mit Schnellfeuerkanonen zu versehen. Es wäre jedoch zweckmäßig, die auf Deck installierten leichten Geschütze nur über Nacht an ihrem Auf­ stellungsorte zu belassen, um eine größere Sicherheit gegen Torpedoboots­ angriffe zu haben. Tagsüber wären diese Waffen unter dem Panzerdeck zu stauen. Bei Gefechten mit ebenbürtigen Gegnern wird es geraten sein, die Kommandobrücke von jedem Geschütze freizulassen. U n b e d i n g t f r e i von j e d e m G e s c h ü t z m u ß d i e n ä c h s t e U m g e b u n g de s K o m m a n d o t u r m e s , ü b e r h a u p t die d e r v e r s c h i e d e n e n K o m ­ m a n d o s t a n d p l ä t z e b l e i b e n . Nicht nur, daß die Anwesenheit von Geschützen zu größerer Splitterbildung Anlaß gibt, sondern schon die Rauchentwicklung dieser Geschütze und die Bewegungen der Bedienungs­ mannschaften behindern in großem Maße den Ausblick von den Kom­ mandostandplätzen. Befinden sich auf Deck und den unvermeidlichen Deckaufbauten Schnellfeuerkanonen, welche nicht abgenommen werden können, so sollen

416 dieselben während eines Kampfes mit ebenbürtigen Gegnern, unbemannt bleiben, da panzergeschützte Schnellfeuerwaffen in genügend großer A n­ zahl vorhanden sind, um die Abwehr einer kleineren Anzahl Torpedo­ boote zu gewährleisten. Dies genügt, denn in einem Kampfe zwischen Schlachtschiffen können nur wenige Torpedoboote gedeckt ihrem Gegner sich nähern. Ließe man diese kleinen Geschütze bemannt, so würden sie nicht viel nutzen, da sie, dem Feuer des Feindes schutzlos ausgesetzt, im Augenblicke der Notwendigkeit den größten Teil ihrer Bedienungs­ mannschaften schon eingebüßt haben dürften. Bei entsprechender Einteilung wird es vielleicht möglich sein, auf einem Schlachtschiff oder Panzerkreuzer etwa 12— 16 Schnellfeuer­ kanonen hinter ausreichendem Panzerschutz unterzubringen. U nter aus­ reichend ist hier ein Panzer verstanden, der gegen -die Projektile der Schnellfeuerkanonen unbedingten Schutz gewährt, und die der Mittel­ artillerie auf mittlere Entfernungen abwehrt, also ein Panzer, wie er auch die mittlere Artillerie dieser Schiffe schützt. Auf diese A rt wird der Gegner gezwungen, zur Bekämpfung der leichten Artillerie seine mittleren Geschütze zu verwenden. Um den gestellten Anforderungen gerecht zu werden, wird es nötig sein, die innere Einteilung der Schiffe anders als bisher zu gestalten. Vielleicht wird manche für den Frieden sehr unbequeme Einrichtung mit in Kauf genommen werden müssen, allein jedes Kriegsschiff ist für einen bestimmten Zweck — den Kampf mit dem Feinde — gebaut. Diesem möglichst gut zu entsprechen, müssen alle Opfer gebracht werden. Hiemit soll nicht gesagt sein, daß die zur Erlangung der Wohnlichkeit an Bord erforderlichen Konzessionen umgangen werden sollen. Die E in ­ wirkung guter, vor jähem Temperaturwechsel geschützter Unterkünfte ist, wie die guter N ahrung eine sehr große. Beides hebt nicht nur direkt das physische Befinden des M enschen, sondern beeinflußt auch in eminenter Weise das moralische Moment, dessen Bedeutung für das Gefecht von größter Tragweite ist.

W eist einerseits die historische Entwicklung der Schiffspauzerungen naturgemäß darauf hin, die leichte Schiffs-Artillerie ausgiebig zu schützen, so macht dies ein anderer Faktor zur dringenden Notwendigkeit. Alle Marinen kranken an demselben Übel — Mannschaftsmangel. Die lange Dauer der Ausbildung eines spezialisierten Mannes lassen eine Aus­ füllung der durch den Krieg geschaffenen Lücken während der Dauer desselben höchst schwierig erscheinen. Die Erhaltung der Mannschaft im Kriege ist daher von ausschlaggebender Bedeutung. D.

417

Über Photographie in natürlichen Farben. Von Felix N e u f f e r , k. u. k. Linienschiffs-Fähnrich.

Der größte Beiz des bildlich Dargestellten liegt in der Farbe. Die Photographie kann uns das Gesehene mit der größtmöglichen N atur­ wahrheit in bezug auf Licht, Schattenverteilung und Form wiedergeben, aber noch bleibt der W unsch unbefriedigt, das Dargestellte auch in der naturw ahren Farbe festhalten zu können. Eine große Zahl von Verfahren zur Erzeugung farbiger Photographien sind schon erdacht worden, aber noch keines derselben hat ein vollkommen befriedigendes Kesultat er-, geben. Anzustreben ist das Festhalten des Bildes in den Farben, in welchen es auf der Mattscheibe der Kamera erscheint, und die Möglich­ keit, dieses festgehaltene Bild jederzeit in beliebiger Menge wieder farbig vervielfältigen zu können. Ersteres macht sich die Methode von Lipp-, m a n n zur Aufgabe. Hinter der lichtempfindlichen Bromsilberplatte be-: findet sich während der Aufnahme eine Quecksilbersehicht. Es treten' an der lichtempfindlichen Schichte bei der Aufnahme Interferenzerschei­ nungen zwischen den durch die Gelatineschicht durchgehenden und den. von der Quecksilberschicht zurückgeworfenen Lichtstrahlen auf, wodurch; ähnlich wie bei Seifenblasen prächtig schillernde naturähnliche Farben erscheinen, entsprechend den Farben des aufgenommenen Gegenstandes verteilt. Leider beträgt die zur Aufnahme notwendige Zeit m ehrere Minuten, weshalb es ausgeschlossen ist, Straßenszenen, Porträts, Landschaften mit Staffage, Seebilder aufzunehmen. Das Arbeiten nach dieser Methode ist: umständlich und u nsicher; auch wird stets nur ein Einzelbild geschaffen. Teerfarbstoffe verändern sich unter der Einwirkung des Lichtes. Mischt man E r y t h r o s i n (rot), T h i a z i o l g e l b und M e t h y l e n b l a u und fügt dieser schwarzen Mischung Wasserstoffsuperoxyd oder Anisöl bei,, so wird das Ausbleichen der Farben noch beschleunigt. Setzt man eine mit genannter Mischung präparierte Platte unter einem durchscheinenden farbigen Bilde der Einwirkung des Lichtes aus, so werden unter denroten Partien des Bildes die hindurchgehenden gleichfarbigen Strahlen von den roten Bestandteilen der Mischung zurückgeworfen, die blauen und gelben Bestandteile saugen die Lichtstrahlen gierig auf und w erden. gebleicht. Ebenso unter den übrigen Farbenpartien des zu kopierenden Bildes, und es resultiert eine dem Originale in bezug auf die Farben gleiche Kopie. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, den Grad der Licht­ empfindlichkeit dieser M ischung so zu steigern, daß damit Aufnahmen in der Kamera gemacht werden könnten. Gelingt dies, so kann man nach dem früher erwähnten auch leicht von der einmal erhaltenen Platte beliebig viele farbige Kopien hersteilen.

418 Von den besprochenen sogenannten direkten Methoden der F arben­ photographie unterscheiden sich die indirekten Methoden dadurch, daß sie bei der Aufnahme von dem Gegenstände drei, den Grundfarben Eot Blau, Gelb entsprechende Teilbilder herstellen, worauf dann im Positiv­ verfahren diese Teilbilder vereinigt, wieder den Farbeneffekt in allen Nuancen geben. Nach der J o u n g - H e l m h o l t z s c h e n Theorie sind unsere Gesichts­ empfindungen aus drei Elementen zusammengesetzt, der Empfindung von Rot, Gelb und Blau. Unsere subjektive W ahrnehm ung aller Farben gründet sich auf die Kombination dieser drei Elementarempfindungen. Dies benützt man, um durch Mischen der drei sogenannten Grundfarben alle Farben darzustellen. Gelingt es, von einem Gegenstände drei photographische Aufnahmen zu machen, von denen eine nur das rote, die zweite das gelbe, die dritte das blaue Teilbild des Objektes wiedergibt, so kann man durch Ü ber­ einanderlegen dieser drei Teilbilder einen Abdruck des Gegenstandes gewinnen, in welchem sämtliche Mischfarben enthalten sind. Um dies zu erreichen, darf man bei der ersten Aufnahme nur die Strahlen auf die Platte wirken lassen, welche von den gelben und blauen Partien des Objektes kommen, weil dann die Platte an diesen Stellen gedeckt sein wird und beim Kopieren auf eine rotpräparierte Schicht nur an den un­ gedeckten, also den in der Natur entsprechenden roten Stellen ein Bild ergibt. Abgehalten, gleichsam aufgesaugt, wird die W irkung der roten Strahlen bei der Aufnahme durch Einlegen eines grünlichen Strahlen­ filters. Der gleiche Vorgang, nur der Farbe entsprechend geändert, er­ gibt sich bei der Aufnahme des Gelbbildes durch Einschalten eines violetten, beim Blaubild durch Einschalten eines orange Filters. Was die Grundfarben Rot, Gelb und Blau betrifft, so sind es theo­ retisch ganz bestimmte Nuancen, die jedoch für die photographische Verwendung nicht vollkommen geeignet hergestellt werden können, weshalb auch die Natürlichkeit der Farben auf den Bildern nicht voll­ kommen erreicht werden kann. Dr. Sei l e stellt die Positive auf dünnen, durchsichtigen Gelatine­ häutchen her, welche durch Baden in doppeltchromsaurem Kali licht­ empfindlich gem acht werden. Die Gelatine sowie jeder Leim besitzt die Eigenschaft, mit Chromsalz gemischt, unlöslich zu werden, wenn sie dem Licht ausgesetzt wird. Beim Kopieren werden also die nicht gedeckten Stellen des Negativs auf dem Positiv unlöslich, die den gedeckten Stellen des Negativs entsprechenden werden sich beim Entwickeln des Positivs in warmem W asser lösen, und es entsteht ein farbloses, reliefartiges Gelatine­ bild. Das Rotdruckhäutchen wird nun in Fuchsin, das blaue in Methylen­ blau, das gelbe in Thiaziolgelb gebadet und färbt sich entsprechend.

419 Durch Übereinanderkleben dieser drei Häutchen erhält man sehr hübsche und recht naturwahre Abbilder. Die Brüder L u m i e r e fügen der Gelatine noch Bromsilber bei, wodurch reichere Halbtöne entstehen sollen. H o f f ­ m a n n verwendet bereits gefärbte Gelatinehäutchen. Beim Gummidruck wird auf Papier eine Mischung aus Gummi arabicum, Farbe und doppeltchromsaurem Kali aufgestrichen, zuerst das gelbe Teilbild kopiert, entwickelt, darüber wird wieder eine Präparations­ mischung in Rot aufgestrichen, dann neuerdings kopiert und entwickelt und zum Schlüsse der Vorgang mit einer blauen M ischung wiederholt. Zum Herstellen der dreifarbigen Positive versucht man in neuester Zeit Leukobasen zu verwenden, das sind gewisse Klassen organischer Farbstoffe, welche bei der Reduktion in farblose Verbindungen über­ gehen, die sich im Dunkeln lange so erhalten, jedoch, dem Lichte aus­ gesetzt, sich unter lebhaften Oxydationserscheinungen wieder färben. Zum Herstellen eines farbigen Positivs verwendet man nun Mischungen aus Kollodium mit gelber, blauer, roter Leukobase, welche man nacheinander auf ein entsprechend präpariertes Papier aufgießt, kopiert und entwickelt, und so diesen Vorgang dreimal wiederholt. I v e s stellt mit Farbenfiltern drei Negative, von diesen drei schwarze Positive her und vereinigt letztere in einem Kasten derart, daß durch Spiegel ihr Bild zusammen in eine Linse geworfen wird. Vor jedem Positiv ist eine gefärbte Glasplatte von derselben Farbe angebracht, die bei der Aufnahme des gleichen Bildes als Farbenfilter dient. Eine ent­ sprechende Vorrichtung sorgt für die Beleuchtung der drei Teilpositive und dafür, daß sich die Teilbilder genau decken. J o ly geht weiter und führt die dreifarbigen Aufnahmen auf einem einzigen Negativ durch. Vor der lichtempfindlichen Platte wird eine Glasscheibe angebracht, welche mit zarten und dicht nebeneinander stehenden Linien in roter, gelber und blauer Farbe bedeckt ist, somit die drei Filter in sich vereinigt. Dadurch erhält das Negativ die Eigen­ schaften der sonstigen drei Teilnegative. Von dem Negativ wird ein ge­ wöhnliches schwarzes Positiv hergestellt, welches natürlich wieder die Charakteristik des Negativs aufweist. Um das Positiv in natürlichen Farben zu sehen, muß man es durch eine Glasplatte betrachten, welche sich von dem bei der Aufnahme verwendeten Filter nur durch die Farbennuancen unterscheidet, weil die Farbenem pfindlichkeit der photo­ graphischen Platte eine andere ist, als die der Netzhaut des m ensch­ lichen Auges. B r a s s e u r legt ebenfalls vor die empfindliche Platte eine Glas­ scheibe, welche mit sehr feinen, dicht aneinander gereihten roten, grünen und violetten Linien versehen ist. Ein hinter diesem Filter auf­ genommenes Negativ zeigt bei mikroskopischer Betrachtung ein Geflecht

420 von drei Teilbildern, von denen das eine den roten, das zweite den grünen, das dritte den violetten Linien entspricht. Diese drei Teilbilder werden dadurch aus dem Negativ gesondert, daß man von dem letzteren zunächst ein Diapositiv anfertigt und dieses unter Einschaltung eines Analysierschirmes dreimal auf Brom silber-Gelatineplatten reproduziert. Das Liniensystem jedes der drei nötigen Analysierschirme legt immer nur eines der drei Teilbilder bloß, während die anderen zwei Teilbilder verdeckt bleiben. Nach den so erzeugten drei Teilnegativen, von denen jedes einer der drei Grundfarben entspricht, werden Abdrücke auf ent­ sprechend gefärbte und dann übereinander gelegte Häutchen gefertigt. Dieses Verfahren besitzt den großen Vorteil, daß zur Aufnahme nur eine kurze Belichtung notwendig ist. Am Ende des Jahres 1903 trat eine neue Idee der Herstellungfarbiger Photographien auf, w7elche von Oberleutnant S l a v i k ausging. Es handelt sieh hiebei um die Herstellung naturfarbiger Abzüge nach gewöhnlichen Negativen. Der Gedankengang, welcher dem Verfahren zugrunde liegt, ist fol­ gender: Angenommen, es wird mit einer gewöhnlichen photographischen Platte ein Negativ aufgenommen, z, B. eine Wiese, darin rote Mohnblumen stehen und darüber sich der blaue Himmel wölbt. Der Himmel wird im Negativ am dichtesten gedeckt erscheinen, weniger stark die Wiese, gar nicht gedeckt sind die Mohnblumen. Das unter dem Namen M u l t i copapier in dem Handel erhältliche Kopierpapier ist in folgender Weise präpariert: Es ist mit drei dünnen Schichten von Gelatinefarbstoff­ mischung überzogen. Zu unterst befindet sich eine rote Schicht, dann eine grüne, zu oberst eine mit blauem Farbstoff. Am wenigsten Licht wird nun beim Kopieren an den am stärksten gedeckten Stellen des Negativs auf das Papier durchdringen. Daher wird nur die oberste blaue Pigm entschicht durch das Licht unlöslich werden. Die grüne Wiese läßt so viel Licht hindurch, daß nur die blaue und grüne Schicht un­ löslich w erden; wo sich die Mohnblumen befanden, wird die Platte am dünnsten sein, dort gehen die meisten Lichtstrahlen durch und es werden alle drei Schichten unlöslich gemacht. Klebt man nun dieses Papier mit der Schichtseite durch Eintauchen in kaltes W asser und folgendes Pressen auf ein mit Gelatine präpariertes Papier und entwickelt es in lauwarmem W asser, so wird folgendes eintreten: die Pigmentschichten haften besser auf ihrer neuen Unterlage, das obere Papierblatt schwimmt im W asser ab und die nicht vom Lichte ge­ troffenen Stellen der Pigm entschichten lösen sich auf. Die rote und grüne Pigm entschicht schwimmt an den Stellen des Himmels ab, die blaue tritt zutage. Nur die rote löst sich oberhalb der grünen Schicht, es

421 bleibt die Wiese grün und an der Stelle der Mohnblumen ist auch die oberste, rote Schicht unlöslich. In der Praxis kommt man natürlich mit 3 Farbschichten nicht aus, weshalb das Papier in 7 Schichten erzeugt wird. Das Verfahren hat den außerordentlichen Vorteil, daß es auch Momentaufnahmen, welche zur See die einzig möglichen Bilder sind, wiedergibt und einfach in der Ausführung und Behandlung ist. Vergleicht man die einzelnen Methoden nach ihrem W erte für die praktischen Bedürfnisse, so dürfte die Ausbleich-Methode die besten Re­ sultate liefern, wenn einmal die Empfindlichkeit der Emulsion so ge­ steigert ist, daß Kameraaufnahmen damit gemacht werden können. Das Verfahren mit dem Multicopapier ist geeignet zur Herstellung von farbigen Bildern nach Momentaufnahmen. Die indirekten Methoden haben leider noch immer den Nachteil, daß die Aufnahme der Dreiteilnegative ziem­ lich lange dauert, obwohl durch Verbesserung der Aufnahmeapparate und Einführung von W echselvorrichtungen für die Filter im Verschlüsse die Aufnahmszeit schon auf zirka 5 Sekunden herabgedrückt ist. Vorläufig liefern die indirekten Methoden die naturähnlichsten Farbenphotographien. Als Ideal wäre anzustreben, das Bild, wie es vom Auge auf der Mattscheibe des Apparates gesehen wird, in Farbe photographisch festzuhalten und dann in beliebiger Menge vervielfältigen zu können. Die Beilage (Seite 418) ist die Wiedergabe eines nach dem Multico­ verfahren hergestellten Bildes S. M. Schiffes H a b s b u r g (Kommandant k . u. k . Linienschiffs-Kapitän Lucian Ritter v. Z i e g l e r ) , bei der Durchfahrt durch den Kanal von S. A n t o n i o bei S e b e n i c o , im Juli 1904.

Die Reorganisation der englischen Flotte. (Memorandum des Ersten Lords der Adm iralität und Zirkularbericht der A dm iralität an die Kommandierenden.)

1. D ie o p e r a tiv e F lo tte . — Dieselbe wird in Hinkunft bestehen aus a) der s e e g e h e n d e n , in Dienst gestellten Flotte, oder b) der in Dienst gestellten Flotte in R e s e r v e . Aus dieser allgemeinen Definition folgt, daß alle Schiffe von geringem oder keinem Kampfwert gleichzeitig außer Dienst gestellt und aus der Liste der aktiven Schiffe gestrichen werden, wovon nur wenige Schiffe ausgenommen werden, die für Friedenszwecke auch weiter erforderlich sind. W ichtigere Friedens­ aufgaben, wie beispielsweise das Demonstrieren der Flagge bei sich ergebender Gelegenheit in entsprechender Stärke werden in Hinkunft

422 von den aufgestellten starken lvreuzer-Eskadren vollführt. Als zweite Folgerung dieser Einteilung des aktiven Flottenmaterials ergibt sich, daß ähnliche Maßnahmen auch für die leichteren, gegenwärtig in Re­ serve gehaltenen Schilfe getroffen w erden; diese werden jedoch weder repariert, noch sind sie für eine Mobilisierung ausersehen, es wird aber über dieselben, wie später erwähnt ist. allmählich verfügt. 2. D ie V e r te ilu n g d er se e g e h e n d e n , in D ie n s t g e s te llte n F lo tte . — In Übereinstimmung mit der früheren und angemessenen Bezeichnung wird die gegenwärtige heimische Flotte in Hinkunft Ka n a l F l o t t e benannt und aus 12 modernen Schlachtschiffen und einer ge­ nügenden Anzahl zugeteilten Kreuzern bestehen. Ihre Approvisionierungshäfen werden in der Heimat liegen und ihre Station die heimatlichen Gewässer sein. Die gegenwärtige Kanal-Flotte erhält die Bezeichnung A t l a n t i s c h e F l o t t e und wird 8 moderne Schlachtschiffe und eine an­ gemessene Zahl Kreuzerzählen, deren Basis G i b r a l t a r sein wird, wo alle diese Flotte betreffenden Reparaturen vorzunehmen sind. Die M i t t e l me e r F l o t t e wird aus 8 modernen Schlachtschiffen und einer entsprechenden Anzahl Kreuzer zusammengesetzt; ihre Basis und Reparaturswerkstätten liegen in Ma l t a . I n d e n e u r o p ä i s c h e n u n d A t l a n t i s c h e n G e w ä s s e r n werden sich 4 Kreuzer-Eskadren befinden; d ie e r s t e u n d z w e i t e K r e u z e r - E s k a d r e wird je 6 Panzerkreuzer besitzen und der Ka na l - , bezw. Atlantischen Flotte angegliedert; sie werden jedoch gelegentlich für selbständige Übungen und Kreuzungen detachiert werden. Die d r i t t e K r e u z e r - D i v i s i o n wird der Mittelmeer-Eskadre zugeteilt und in das gleiche Verhältnis zur M ittelmeer-Eskadre wie die beiden vor­ stehenden Kreuzer-Divisionen versetzt. Die v i e r t e K r e u z e r - E s k a d r e ist für besondere Dienste ausersehen und erhält den Atlantischen Ozean als Kreuzungsrayon; befindet sie sich in der Heimat, so ist D e v o n p o r t ihr Approvisionierungshafen. Sie wird unter dem Befehl des gegenwärtigen Kommandierenden der nordamerikanischen und westindischen Station gestellt und aus seinem Flaggenschiff und anderen gefechtswertigen, modernen Schiffen bestehen, die in Friedenszeiten zur Schulung der Zög­ linge und Schiffsjungen benützt werden, in Kriegszeiten aber befähigt sind, sofort nach Ausschiffung derselben und Komplettierung des Mannschafts­ standes in vollwertige Gefechtseinheiten umgew7andelt zu werden. Höhere Schulungen werden ebenfalls auf den Artillerie-, Torpedo- und Navigations­ schulen zugeteilten seegehenden modernen Kreuzern durchgeführt, welche Schiffe jedoch im Erfordernisfalle unmittelbar für Kriegszwecke einzutreten befähigt sein werden. Die bisherige südatlantische Eskadre wrird auf­ gelassen, und die n o r d a m e r i k a n i s c h e E s k a d r e insoferne trans­ formiert, als ihre Ressourcenhäfen auf die diesseitige Seite des Atlan­ tischen Ozeans verlegt werden, ihr aber der ganze nordatlantische Ozean, be-

423 sonders die westlichen und südlichen Breiten, zum regelmäßigen Kreuzungs­ rayon zugeteilt werden. In a u ß e r e u r o p ä i s c h e n G e w ä s s e r n werden die gegenwärtigen chinesischen, australischen und ostindischen Stationen beibehalten, denen, wie gegenwärtig bei der chinesischen Station, soviel Schlachtschiffe als erforderlich zugeteilt werden; die Kreuzer dieser drei Stationen, obgleich in Friedenszeiteil den einzelnen Stationen zugeteilt, werden im Kriegsfälle zur Disposition des Kommandierenden der chinesischen Station gestellt, der für ihre strategische Verteilung verantwortlich ist, so daß sie so rasch als möglich mit feindlichen Schiffen in diesen Gewässern in Aktion treten können. Diese drei Kreuzer-Eskadren werden so eine östliche Gruppe bilden wie die drei Kreuzer-Eskadren der Mittel­ m eer-Flotte, der Atlantischen und der Kanal-Flotte eine westliche Gruppe darstellen. Eine Eskadre wird am Kap der Guten Hoffnung gehalten, die das Verbindungsglied zwischen der östlichen Kreuzer-Gruppe und den Mittelmeer-Kreuzern, bezw. den östlichen und westlichen Kreuzer-Gruppen bilden wird. Die gegenwärtige pazifische Eskadre, bereits aufgelassen, bleibt es auch in Hinkunft, wodurch der Kommandierende in den chinesischen Gewässern tatsächlich der Kommandierende über den ganzen Stillen Ozean wird. 3. O r g a n is a tio n d er in D ie n s t g e s t e llt e n F lo tte in R e ­ s e r v e . — Alle Schiffe der operativen Flotte, die nicht in See sind, werden dennoch in Dienst gestellt, in Reserve gehalten und für Ab­ lösungen oder Verstärkungen bereit stehen. Jedes Schiff, das nicht einer Reparatur von langer Dauer unterworfen ist, wird einen fixen Stand, bestehend aus den wichtigsten Chargen und Spezialitäten, an Bord haben. Derselbe wird zusammengesetzt aus dem Kommandanten und seinem Stellvertreter, einer angemessenen Anzahl von Offizieren (darunter Maschinenleiter, Artillerie-, Navigations- und Torpedo-Offiziere) und 2/ 5 des effektiven Kriegs-Bemannungsstandes einschließlich aller besonderen Spezialitäten, vorzüglich aber der Torpedomannschaft und der wichtigsten Geschütznummern, welches Personal auch bei der Indienststellung an Bord bleibt. Dieser ständige Schiffsstab mit dem fixen M annschaftsstand geht für Scheibenschießübungen und M aschinenerprobungen periodisch in See. Wird die Mobilisierung angeordnet, so wird der Mannschafts­ stand durch 50% aktiver und das gleiche Prozent von Reservemann­ schaft ergänzt, wobei der letzteren untergeordnete Dienste, die nicht eine eingehende Übung oder Schulung erfordern, zugewiesen werden. Die Schiffe dieser Kategorie werden in jedem Hafen zu Eskadren ver­ einigt, die unter Kommando eines Flaggen-Offiziers gestellt werden, der dieselben in Kriegszeiten zu befehligen hat und für ihre kriegsmäßige Aus­ bildung und Seefähigkeit verantwortlich ist. Auf diese Art werden diese Schiffe sofort nach Ergänzung ihres Bemannungsstandes für kriegerische

424 Operationen bereit stehen. Hiezu kommen 6 moderne Schlachtschiffe und 6 moderne Kreuzer, 2 von jeder Schiffsklasse in jedem Kriegshafen, die alle zu der operativen Reserve gehören und den obigen fixen Stand an Bord haben und als „Bereitschaftsschiffe“ benannt werden. Die not­ wendigen Vorkehrungen sind getroffen, daß diese Schiffe zu beliebiger Zeit aus dem überzähligen Flottenbestand ihren M annschaftsstand ergcänzen können, ohne daß die allgemeinen Dispositionen für die Mobilisierung hiedurch berührt werden. Diese 12 Schiffe sind daher berufen, die erste Verstärkung für die operativen Flotten abzugeben und vermögen bei dringender Notwendigkeit binnen wenigen Stunden in See zu gehen. W ird das Bedürfnis noch dringender, so folgen denselben in möglichst kurzen Intervallen alle in Dienst gestellten Schiffe der Reserve, indem sie in der nach den Mobilisierungsbestimmungen angegebenen Zeit ihre Bemannungsstände vervollständigen. Außerdem werden noch 9 andere Schlachtschiffe in spezieller Reserve, ohne fixen Stand, vorhanden sein, die auf dem gewöhnlichen Mobilisierungswege ihren Mannschaftstand ergänzen, u. zw. zu je 1/ 3 aus der aktiven Mannschaft, aus der kgl. Flotten-Reserve und aus der kgl. Marine-Reserve. Diese sind das einzige Element der künftigen operativen Flotte, welche ihre Mobilisierung mehr oder weniger schnell als nach der gegenwärtigen A rt durchführen wird. Alles übrige wird künftighin auf Basis der ständigen Indienststellungen und der permanenten fixen Bemannungsstände mobilisiert. 4. A b lö s u n g e n , R e p a r a tu r e n u n d Ü b e r h o lu n g e n . — Alle in Dienst gestellten Seeschiffe werden nur für zwei Jahre ausgerüstet, während welcher Zeit sie ihren Personalstand nach Tunlichkeit nicht ändern. Daraus folgt, daß die halbe, in Dienst gestellte Flotte jährlich abgelöst wird, indem sie entweder mit gänzlich neuer Bemannung wieder ausgerüstet oder durch Wechsel mit Schiffen der in Dienst befindlichen Reserve ersetzt werden. Schiffe der Mittelmeer- und der Atlantischen Eskadre kehren zur W iederausrüstung nach England zurück, jene auf anderen auswärtigen Stationen werden in einem Hafen auf etwa der halben Strecke zwischen England und der betreffenden Station wieder in Dienst gestellt. Bei diesem Zweijahr-Ausrüstungssystem ist angenommen, daß kein Schiff länger als für 30 Arbeitstage in jedem Jahre Arsenale aufsucht. Unter gewöhnlichen Umständen sollen Schiffe, die zur Aus­ besserung einen Hafen anlaufen, in dringenden Fällen binnen 4 Tagen für ein neuerliches Inseegehen bereit gestellt werden. Ist für die R e­ paratur ein längerer Zeitraum erforderlich, so wird die Schiffbemannung auf ein anderes Schiff überschifft, was jedenfalls geschieht, wenn die Reparatur über 30 Tage währt. Auf keinen Fall wird es gestattet, daß gleichzeitig m ehr als zwej Schiffe bei der Kanal-Eskadre oder mehr als eines bei der Mittelmeer- und Atlantischen Flotte sich in Reparatur

425 befinden, welches Prinzip auch auf die in See gehenden Panzerkreuzer Anwendung findet. Periodische Reparaturen langer Dauer sind für die einzelnen Schiffe vorzusehen, dieselben für diese Zeit abzurüsten und durch andere Schiffe zu ersetzen. 5. P r ü fu n g d es n e u e n S y s te m e s . — Die Bestimmungen der neuen Organisation sind im Jahre 1905 und 1906 durch ein System pro­ gressiver Manöver, die gleichzeitig in allen Gewässern stattfinden und auf kriegsm äßiger Basis vorgenommen werden, zu erproben. Die Kom­ mandierenden und die anderen Flaggen-Offiziere haben hiebei durchaus nach eigener Initiative zu handeln, die Pläne für gegenseitige U nter­ stützung im voraus zu beraten und sind für die unausgesetzte gegen­ seitige Mitwirkung verantwortlich. 6. N e u b a u ten . — Mit Rücksicht auf neu zu erbauende Schiffe, die hiebei erforderlichen Typen und Klassen und die an diese Schiffe zu stellenden Anforderungen wird ein eigenes Komitee für den Entw urf von Plänen eingesetzt, um gelegentlich der Schiffbau-Kommission und dem Schiffbau-Direktor bei Lösung der einzelnen Probleme die not­ wendigen Aufklärungen zu geben. Die Kommission hat vorerst die Basis festzustellen, welche Gefechts- und Haupteigenschaften der geforderte Kriegsschiffstyp aufweisen muß, welchen die übrigen Eigenschaften in dienlicher Weise sich anzugliedern haben. 7. W e r tig k e it u n d Ö k o n o m ie . — Schließlich führt der Erste Lord der Admiralität aus, daß diese Neuordnung den Gefechtswert der Flotte bedeutend heben und in der Folge auch zweifellos eine sehr bedeutende Ökonomie, die im Marinebudget zum Ausdruck kommen wird, nach sich ziehen dürfte. D a s M em o ra n d u m d es E r ste n L o rd s, betitelt „Distribution and Mobilisation o f the F leet“, lautet: Die Admiralität beschloß, gewisse Veränderungen in der Verteilung der Flotte und in den Anordnungen für ihre Bereitstellung einzuführen, deren Natur und A rt in folgendem dargelegt wird. a) E i n e n e u e S t u f e i n d e r k r i e g s m a r i t i m e n E n t w i c k l u n g . Eine neue und abgeschlossene Stufe wurde in der Ausgestaltung der modernen Dampfkriegsflotte in den letzten 30 Jahren erreicht und wird dieselbe nicht nur durch Änderungen im Schiffspark der englischen Kriegsflotte allein gekennzeichnet, sondern auch durch Veränderungen in ihrer strategischen Position, infolge Anwachsens, bezw. Entwicklung bestimmter fremder Kriegsflotten. In der westlichen Hemisphäre steht die Kriegsmarine der V e r e i n i g t e n S t a a t e n in einer Entfaltung, die nur durch die hiefür vom amerikanischen Volke bewilligten Mittel begrenzt wird. Auf der östlichen Halbkugel ist die kleinere, aber moderne M itteilungen aus dem G ebiete des Seew esens 1905. N r. 5.

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426 j a p a n i s c h e Kriegs-Marine im Ausbau, die bereits ein befriedigendes Zeugnis ihrer Kriegstüehtigkeit erbracht hat. Die r u s s i s c h e KriegsMarine wurde bedeutend vergrößert und (mit Ausnahme der Schwarzen M eer-Flotte) gänzlich verlegt, bezw. ist ihre völlige Verlegung aus dem Baltischen Meere in den Stillen Ozean im Zuge. Die i t a l i e n i s c h e und die ö s t e r r e i c h i s c h - u n g a r i s c h e K riegs-M arine halten ihre Positionen im Mittelmeer aufrecht, doch wurden für dieselben nicht solche Ausgabenopfer gebracht, wie das bei anderen Mächten der Fall ist. Die f r a n z ö s i s c h e Kriegs-Marine steht wie immer au der Spitze, während die neue d e u t s c h e Kriegs-Marine in die Erscheinung tritt; letztere ist von äußerst wirksamer Art und derart glücklich beschaffen, daß sie imstande ist, nahezu die ganze Flotte in ihren heimischen Häfen zu konzentrieren. b) M o d e r n e S c h l a c h t s c h i f f e u n d P a n z e r k r e u z e r . In der englischen Kriegs-M arine wurden alle älteren Schlachtschiffe durch moderne ersetzt, so daß jetzt gesagt werden kann, daß alle in Dienst gestellten Flotten aus durchaus modernen Schlachtschiffen zusammen­ gesetzt sind. Dieser Umstand kennzeichnet durch sich selbst eine deut­ liche Stufe in der Entwicklung des Schiffsmaterials der Kriegs-M arine; doch bezeichnender und weiterreichend in seinen Folgen ist der Um­ stand, daß England nunm ehr in rascher Aufeinanderfolge in den Besitz einer Anzahl moderner Panzerkreuzer kommt. Ist die D e v o n s h i r e Klasse im Laufe des nächsten Verwaltungsjahres fertiggestellt, so werden in Dienst oder in Beserve stehen: 4 Schiffe der DRAKE-Klasse, 6 der C r e s s y - Klasse, 10 der M o n m o u t h - und 6 der D e v o n s h i r e -K lasse, zu­ sammen 26 Panzerkreuzer. Dieselben sind nicht durchaus vollkommene Schiffe und können in den einzelnen Typen viele Verbesserungen auf­ einanderfolgend vorgenommen werden. Sie sind nichtsdestoweniger ein großer Fortschritt über alles bisher Dagewesene und ziehen eine Um­ wälzung in Hinsicht auf die Zusammensetzung der englischen KreuzerEskadren nach sich. Die Eigenschaften, die diese Schiffe von allen bisherigen abheben, sind ihre große Geschwindigkeit, die sie befähigt, jedes langsamere Schiff nach W unsch zu bekämpfen, bezw. einem Schiff von größerer Kampfkraft auszuweichen, ferner ihr Panzer, welcher die Geschützbemannungen und die vitalen Teile des Schiffes schützt und ihre Armierung, die in manchen Fällen ebenso wirkungsvoll wie die der älteren Schlachtschiffe ist. Im Kampf mit diesen Schiffen würden selbst die vollkommensten sogenannten geschützten Kreuzer große Nachteile haben und langsamere oder kleinere solche Kreuzer sowie ungeschützte Kreuzer nahezu hilflos sein; die einzige Hoffnung dieser Schiffe könnte in der Flucht liegen, die aber bei ihrer ungenügenden Geschwindigkeit unmöglich wird. Diese Umwälzung geschah ganz plötzlich, denn vor

427 4 Jahren war noch kein einziges solches Schiff in Dienst gestellt. Die Prinzipien, auf denen die gegenwärtige Friedensverteilung der englischen Schiffe und das Arrangem ent ihrer Stationen basiert, datiert aus einer Periode, wo der elektrische Telegraph noch nicht bestand, und als der Wind noch die treibende Kraft für die Schiffe abgab; es ist daher ein bewunderungswürdiges Zeugnis für die gesunden strategischen und politischen Anschauungen bei diesen Prinzipien, daß sie die Zeitproben aushielten und allen Anforderungen des Dienstes bis zur Jetztzeit ent­ sprachen. Nach Anschauung der Admiralität haben die gegenwärtigen Verhältnisse es jedoch notwendig gemacht, eine Änderung der Verteilung der Schiffe und ihrer Stationierungen vorzunehmen. c) D ie P r i n z i p i e n i m S c h i f f b a u . Beim Studium dieser Frage war Gelegenheit, die Erfahrungen der Flotten J a p a n s und B u ß l a n d s im gegenwärtigen Kriege sich zu nutze zu machen und hiedurch die Direktiven, nach welchen die verschiedenen Klassen der modernen Kriegs­ schiffe gebaut werden, und die an sie zu stellenden Anforderungen neu zu präzisieren. Um zeitweise der Schiffbau-Kommission und dem Schiff­ bau-Direktor Aufklärungen bei den zu lösenden Problemen zu erteilen, wurde ein spezielles Komitee für den Entw urf von Plänen eingesetzt, das aus See-Offizieren, wissenschaftlichen und technischen Mitgliedern zusammengesetzt und im laufenden Jahre seinen Dienst antreten wird. Ihre erste Aufgabe ist festzulegen, welche Gefechtseigenschaften jede Kriegsschiffs-Klasse besitzen und welches die vorzüglichsten Eigenschaften jedes Schiffstyps sein müssen, an welche sich die übrigen Eigenschaften in dienlicher Weise angliedern sollen. d) S c h w i e r i g k e i t e n d e r M o b i l i s i e r u n g . Gleichzeitig werden neue Bestimmungen getroffen, die gewisse Schwierigkeiten, die sich seit jeher bei der Bereitstellung der Schiffe ergaben, beheben sollen. Es hat sich herausgestellt, daß, sobald ein Teil der Flotte speziell für Manöver in Dienst gestellt wurde, Schwierigkeiten einzig nur immer bei den Schiffen vorkamen, die eigens für die Manöver ausgerüstet wurden. Die Einrichtungen bezüglich des Personals funktionierten glatt und schnell und die Schiffe gingen in der vorgeschriebenen Zeit in See, doch ereigneten sich während der Manöver eine Anzahl kleinerer Unfälle in den Maschinen, wobei solche in weit größerer Zahl bei den speziell für die Manöver ausgerüsteten als bei den ständig in Dienst gestellten Schiffen vorkamen. Die Ursache hievon war nie in Unklarheit gehüllt. W ährend der großen Expansion der Flotte in den letzten 50 Jahren war man nie imstande, eine entsprechende Proportion von Mannschaft in der Heimat zurückzubehalten, um die Schiffe der Flotten-Reserve in so voll­ kommener Verfassung zu erhalten, daß man bei einer Mobilisierung sicher sein konnte, bei der ersten Indienststellung bei den Maschinen

428 keine Mängel zu finden, noch daß die neue Mannschaft genügend Ge­ legenheit habe, sich mit den unzähligen Details vertraut zu machen, die sozusagen die Individualität des Schiffes ausmachen. Jah r für Jahr wurden Mittel vorgeschlagen, um diesem Übel abzuhelfen und dem Parlam ent Vorschläge zur Erhöhung des Personals eingebracht, die stets bewilligt wurden; doch verschlang das Anwachsen der in Dienst ge­ stellten Schiffe in Anzahl, Größe und Maschinenkraft sozusagen die Ver­ m ehrung des Personals, während gleichzeitig eine entsprechende Vorsorge für die Schiffe in der Flotten-Beserve bisher nicht getroffen wurde. Selbstredend verliert die Admiralität die W ichtigkeit dieser Frage nicht einen Augenblick aus den Augen; die berührten Unfälle sind aber zumeist solcher Art, daß sie in wenigen Tagen, sicher aber im Laufe weniger W ochen behoben werden können. Die W ichtigkeit, die Flotte für Kriegszwecke in der A rt bereit zu haben, daß sie zur unmittelbaren Verwendung bereit sei, kann nicht genug betont werden. Diese Bereit­ stellung muß aber so sein, daß die Flaggen-Offiziere in den ihnen an­ vertrauten Schiffen vollkommen verläßliche Instrum ente, die niemals versagen, in der Hand haben. Bisher ließen die Scheibenschießübungen der mobilisierten Schiffe viel zu wünschen übrig, doch da die Geschütz­ bemannungen nicht vorher schon vereinigt waren, konnte m ehr nicht erw artet werden. Die Admiralität schritt gleichzeitig an die Lösung aller dieser Fragen, wobei ihr das Ideal vorschwebte, daß die Friedens­ verteilung der Flotte auch gleichzeitig ihre beste strategische Disposition für den Krieg sei, und daß die mobilisierten Schiffe in ebenso voll­ kommener Gefechtsbereitschaft wie die in Dienst befindlichen Schiffe sind. W ährend das erste Ziel durch die Neueinführungen zur D urch­ führung kommt, hofft man das zweite zu erreichen, wobei gleichzeitig soviel als möglich Schiffe von Friedensdiensten ausgeschaltet werden, die zwar für den Dienst im Frieden noch nützlich, aber für den Krieg ungenügend an Gefechtswert sind und eine ständige Quelle der Schwäche und der Sorge für die Admirale abgeben. e) D ie S c h u l u n g d e r Z ö g l i n g e u n d S c h i f f s j u n g e n . Bisher erhielten ihre Schulung zur See unabhängig voneinander die Zöglinge der B e i t a n n i a auf dem Kreuzer 2 . Klasse Isis und dem alten Panzer­ kreuzer A u k o b a , die Jungen auf dem N o k t h a m p t o n und seinen Tendern C a l l io p e und C l e o p a t r a und die Schiffsjungen auf dem I r i s , M e d e a und M ed u sa . Nun wurde beschlossen, alle auf gefechtswertigen modernen Kriegsschiffen zu schulen und diese Schiffe zu einer Schuldivision unter dem Befehl des gegenwärtigen Kommandierenden der nordamerikanischen und westindischen Station zu vereinigen. Sie werden periodisch nach England zurückkehren, das Klima dieser Stationen aber, das vom Pol bis zum Äquator reicht, wird dem kommandierenden Admiral Gelegenheit

429 geben, die Schulung1 unter besseren klimatischen Verhältnissen als irgendwo anders durchführen zu können. Die Eskadre für besondere Dienste wird daher aus A r i a d n e als Flaggenschiff, S t . G e o r g e , H a w k e , G i b r a l t a r , H ig h f l y e r und anderen bisher noch nicht bestimmten Schiffen zusammengesetzt sein. In Kriegszeiten wird es nötig, nur die Zöglinge, Jungen und Schiffsjungen auszusehiffen und den geringen Mannschafts­ stand zu ergänzen ; f) D ie F l o t t e n - R e s e r v e . F ür die Reorganisierung derselben wurde folgender Plan angenommen. Die operativen Schiffe werden g e­ trennt von den alten oder nicht für Gefechtszwecke geeigneten organisiert. Jedes derselben bekommt den Kommandanten, den Stellvertreter und eine Anzahl Offiziere an Bord, darunter die M aschinenleiter, die Artillerie-,. Navigations- und Torpedooffiziere. Die Schiffe bekommen ferner einen fixen Stand in der Höhe von 2/ 5 des vollen Bemannungsstandes, wobei alle Spezialitäten, besonders die Torpedospezialität und alle wichtigen Geschütznummern inbegriffen sind. Jedes dieser Schiffe geht zur A b ­ leistung der Scheibenschießübungen und zur Erprobung der Maschinen periodisch in See. Sie werden gleichmäßig an die drei Kriegshäfen ver­ teilt und haben die Bestimmung, in Kriegszeiten als Verstärkungen heran­ gezogen zu werden. Jede so formierte Gruppe wird von einem FlaggenOffizier befehligt, der in Kriegszeiten die Verstärkungen zu der Flotte, der sie zugewiesen sind, führt. E r ist allein verantwortlich, daß alle Anstrengungen gemacht werden, um die Maschinenunfälle auf ein Minimum zu reduzieren, und daß die Gefechtsbereitschaft seiner Schiffe, wenn sie mobilisiert werden, klaglos sei. Außerdem wird eine genügende Mannschaftszahl in der Heimat gehalten, um noch eine Aushilfs-Eskadfe für den Fall der Notwendigkeit ausrüsten zu können, ohne daß dadurch die Schulen oder fixen Stände beeinträchtigt werden. y) D ie k o m m e n d e n F l o t t e n - M a n ö v e r . Die Manöver in den Jahren 1905 und 1906 sind bestimmt, die Zweckdienlichkeit der Re­ organisierung zu erproben. Im Jahre 1905 werden Bewegungen der in Dienst gestellten Flotte und einiger mobilisierter Schiffe in allen Erd­ teilen unter der Annahme vorgenommen, daß gespannte Verhältnisse mit einer imaginären Macht eingetreten sind. Im Jahre 1906 wird supponiert, daß der Krieg wirklich einige W ochen nach der Periode des gespannten Verhältnisses ausgebrochen sei, weshalb die Reserve-Eskadre in den heimischen Häfen mobilisiert und unter den Befehlen ihrer Ad­ mirale zur Verm ehrung zu den zu verstärkenden Flotten abgeht. Die feindliche Flotte wird im nächsten Jahre durch einige schwere Kreuzer dargestellt sein, die, um die Bewegungen des imaginären Feindes wieder­ zugeben, an einem unbekannten Tage von unbekannten Häfen auslaufen. Die Kommandierenden und alle übrigen Flaggen-Offiziere in allen E rd ­

430 teilen haben nach eigener Initiative zu handeln und sind dafür verant­ wortlich, in ständiger Fühlung mit dem Feinde zu bleiben und für ständige gegenseitige Verbindung zu sorgen. Sie werden daher im vor­ hinein über die Pläne für die gegenseitige Unterstützung Übereinkommen, wobei die Hafen-Admirale sowie die übrigen Stations-Offiziere den W ünschen der eingeschifften Admirale sofort Folge zu leisten haben. In keinem Falle wird gestattet, mit der Admiralität in Verbindung zu treten. Es wurde bereits ausgeführt, daß die in Schulung begriffenen Zög­ linge, Jungen und Schiffsjungen auf moderne operative Schiffe eingeschifft werden. Ähnliche Maßnahmen werden bei Schulen höheren Grades ge­ troffen, wo moderne Kreuzer die älteren ablösen, die gegenwärtig als Navigationsschulschiffe oder als Beischiffe zu den Artilleriesehulschiffen dienen. Um das nötige Personal für alle diese Zwecke bereit zu haben, wird eine gewisse Anzahl von Schiffen von verhältnism äßig geringem Gefechtswert abgerüstet; es wird aber Sorge getragen, daß auf jeder Station genügend Schiffe für Friedenszwecke verfügbar bleiben, während die vier Kreuzer-Eskadren ausersehen sind, die Flagge in imposanter Macht überall dort zu zeigen, wo dies aus politischen oder strategischen Rücksichten rätlich erscheint. h) D e r e i n z i g e Z w e c k d i e s e r R e o r g a n i s a t i o n ist, daß die Schlagfertigkeit der Flotte im Falle einer Kriegserklärung eine voll­ ständige und sofortige sei; daß die getroffenen M aßnahmen die Schlag­ fertigkeit der Flotte bedeutend heben werden, liegt wohl außer jedem Zweifel, wobei auch noch zu hoffen ist, daß ihr Resultat;auch bedeutende ökonomische Vorteile im Budget zur Folge haben wird. (Nach „Journal o f the R oyal United Service In stitu tio n “.)

Die diesjährigen englischen Flottenmanöver. In der jüngst veröffentlichten Denkschrift des ersten Lords der englischen Admiralität über die Verteilung und Mobilisierung der eng­ lischen Flotte erklärt derselbe, daß die Flottenmanöver 1905 und 1906 zur Erprobung des neuen Organisationsplans erfolgen. Im laufenden Jahre werden Bewegungen der in Dienst gestellten Flotte und einiger mobili­ sierter Schiffe in der gesamten Welt unter der Annahme gespannter Be­ ziehungen E n g l a n d s mit einer imaginären Macht, stattfinden. Die feindlichen Geschwader werden bei den diesjährigen Manövern durch

431 verschiedene große Kreuzer als „m arkierter“ Feind repräsentiert sein, die zu unbekannten Terminen von unbekannten Stellen auslaufen, und die Bewegungen der imaginären Macht darstellen werden. Die Höchst­ kommandierenden und die Flaggen-Offiziere im gesamten Weltbereich der Flotte sollen dabei ausschließlich nach ihrer eigenen Initiative verfahren, und zugleich für das beständige Fühlunghalten mit dem Feinde und für beständiges wechselseitiges Zusammenwirken verantwortlich sein, und haben vorher ihre Pläne zur gegenseitigen Unterstützung zu vereinbaren. Die Admiralität hat diesem bemerkenswerten Program m unverzüglich durch den Erlaß eines a l l g e m e i n e n M e m o r a n d u m s , das d i e G e n e r a l i d e e f ü r d i e F l o t t e n m a n ö v e r von 1905 bestimmt, Form und Ziel gegeben. Dasselbe lautet: „Es ist beabsichtigt, während des Sommers 1905 eine Reihe von Manövern durchzuführen, die die Lage der Verhältnisse darstellen sollen, die in einer Periode vorhanden sein können, wenn die Beziehungen E n g l a n d s mit irgend einer angenommenen Macht oder Mächten so stark gespannte geworden sind, daß der Ausbruch der Feindseligkeiten jeden Augenblick möglich ist. W ährend einer solchen Periode wird es, wenn auch noch keine allgemeine Mobilisierung, einschließlich der E in­ berufung der Reserven, stattfand, die Aufgabe aller in Dienst gestellten englischen Geschwader sein, mit den Schiffen und Geschwadern des an ­ genommenen Feindes die Fühlung aufzunehmen, zu erhalten und zugleich bereit zu sein, auf den ersten Befehl sofort in Aktion zu treten. Die Fühlung soll in der Regel durch Kreuzer aufrecht erhalten werden, die den Schlachtflotten ihre Informationen durch alle irgend verwendbaren Kommunikationsmittel zukommen lassen, während die Schlachtflotten selbst in der Nähe einer neutralen strategischen Position verbleiben. Zur Ausführung dieser Idee werden d r e i b e s o n d e r s f o r m i e r t e „ S k e l e t t g e s c h w a d e r “ und eine Anzahl einzelner, d e t a c h i e r t e r S c h i f f e den angenommenen Feind unter der Bezeichnung „rote P artei“ darstellen. Zwei dieser Geschwader werden in den europäischen Ge­ wässern und im westatlantischen Ozean eine Reihe von Bewegungen ausführen, während das dritte Geschwader voraussichtlich nach einem mehr oder weniger entfernten Gebiet abgeht. Die einzelnen Schiffe werden selbständig in der Nähe der Handelsstraßen agieren. Alle in Dienst gestellten englischen Geschwader, mit Ausnahme der der „roten P artei“ zugeteilten Schiffe, bilden die „ b l a u e P a r t e i “. Sie ermitteln sofort nach Empfang der telegraphischen Befehle der Admiralität den Aufenthalt der roten Geschwader und führen das Erforderliche aus, um Fühlung mit ihnen zu halten und ihnen wirksam entgegenzutreten, so­ bald der Ausbruch des Krieges angenommen wird. Die Manöver werden sich sowohl auf alle auswärtigen Stationen wie auch auf die der Heimat

482 nahen, erstrecken, und sind nach diesen Grundzügen durchzuführen, bis die telegraphische W eisung der Admiralität ihre Einstellung verfügt. Die Manöver von 1906 sollen eine Fortsetzung dieser Idee bilden, und so freu als möglich die Strategie und Taktik darstellen, die anzuwenden ist, sobald der Krieg mit dem angenommenen Gegner tatsächlich aus­ gebrochen ist.“ Die Notwendigkeit und Nützlichkeit dieses frühzeitigen Erlasses findet nicht nur in englischen Fachkreisen allgemeine Anerkennung. Da englisches Gebiet sich über d ie g a n z e W e l t erstrecke, wird bemerkt, müßten sich auch die F l o t t e n o p e r a t i o n e n über dieselbe erstrecken. Derartige Operationen könnten jedoch nur auf der Basis gegenseitigen Einverständnisses und Zusammenwirkens zwischen den verschiedenen Höchstkommandierenden und den anderen für sie verantwortlichen Flaggen-Offlzieren durchgeführt werden, und ein Zeitraum von m ehreren Monaten sei daher für den vorherigen Austausch der Mitteilungen über den Gegenstand erforderlich. Auch iu anderer Hinsicht liege die Zweck­ mäßigkeit dieser frühen Bekanntgebung nicht weniger zutage. Die Manöver sollen eine Vorbereitung für den Krieg bilden. Der Krieg aber sei kein abstraktes Ding, sondern eines der konkretesten, die existieren. Bei der Ausbildung der Geschwader für den Krieg seien jedoch nicht Maßregeln zu erwägen, die in einem rein imaginären Falle zu treffen Seien. Kein Intelligenz-Departement der W elt werde auch nur eiuen Moment darauf verwenden, die Verhältnisse eines Konfliktes zur See zwischen zwei maritimen Duodezstaaten zu studieren. England habe vielmehr alle konkreten Probleme möglicher Kriegführung zu erwägen, die allen seinen Verteidigungsvorbereitungen zugrunde lägen. Ob es seine Seeleute im Schießen ausbilde, oder ob es, nach einer besonderen An­ nahme handelnd, seine Geschwader über die ganze Welt in Bewegung setze, tue es im wesentlichen dasselbe. Es bereite sich für die Fälle eines bewaffneten Konflikts zur See vor, die im Bereiche der Möglich­ keit liegen, doch müßte es stets sein Möglichstes tun, sie zu vermeiden, hiebei aber erwägen, wie es am besten in Bereitschaft sei, wenn solche einträten. Der beste Weg, selbst den Schein einer Verletzung dabei zu vermeiden, sei, es zuvor klar hinzustellen, daß der besondere in Erw ägung genommene Fall keine direkte oder beabsichtigte Beziehung zu der je ­ weiligen internationalen Lage habe, noch haben könne. Da nun niemand sagen könne, wie die internationale Lage im nächsten Sommer beschaffen sei, ist es klar, daß keine auswärtige Macht der englischen Admiralität auch nur unterstellen könne, daß sie dieselbe bei dem Entw urf der Generalidee für die Manöver von 1905 in Betracht ziehe. Die hiefür an­ genommene Lage sei daher eine solche, „wie sie in einer Periode vor­ handen sein könne, wenn die Beziehungen Englands mit irgend einer

433 angenommenen Macht oder Mächten so scharf gespannte würden, daß der Ausbruch der Feindseligkeiten jederzeit möglich sei.“ Die ange­ nommene Macht würde über gewisse, bekannte Seestreitkräfte verfügen, und die annähernde Stärke und Verteilung dieser Streitkräfte würde all­ gemein bekannt sein. Da in diesem Stadium das Ganze eine Annahme bilde, könne man diese englischerseits beliebig wählen, und müßte sie mit beträchtlichem Spielraum ausstatten, damit nicht die berechtigte Empfindlichkeit dieser oder jener Macht durch eine zu ausgesprochene Annäherung an eine spezifische Möglichkeit eines internationalen Kon­ flikts, verletzt, würden. Daher mußte ein Gegner oder vielmehr ein zu­ fälliger Gegner in naher Zukunft erfunden werden, der für die Zwecke der beabsichtigten Operationen die „r ot e P a r t e i “ benannt wurde, während alle in Dienst gestellten englischen Schiffe als „ b l a u e P a r t e i “ gelten. Die „ r o t e P a r t e i “ wird, wie erwähnt, durch drei Skelettgeschwader, sowie durch eine Anzahl detachierter Schiffe repräsentiert sein, die in der Nähe der großen Handelsstraßen selbständig agieren werden. Zwei der roten Geschwader werden eine Reihe von Bewegungen in den euro­ päischen Gewässern oder im westlichen Atlantik ausführen, ein Gebiet, das mindestens das Nordkap, die Azoren und das gesamte Mittelraeer umfassen wird, und sich selbst über die beiden ersten Punkte hinaus er­ strecken kann, während das dritte Geschwader voraussichtlich für eine mehr oder weniger entfernte Bestimmung auslaufen wird. D ie A u f g a b e d e r „ b l a u e n P a r t e i “ besteht darin, Fühlung mit den Schiffen und Geschwadern der „roten P artei“ zu gewinnen und zu erhalten, und auf ersten Befehl zur Aktion bereit zu sein. Dieses unerläß­ liche Fühlungnehm en bildet von vornherein und hauptsächlich die Auf­ gabe der Kreuzer, da die zu ostentative Aktivität von Schlachtgeschwadern während einer Periode gespannter Beziehungen eine provozierende W ir­ kung haben, und daher die Krise beschleunigen kann, die zu vermeiden man jedenfalls möglichst bestrebt sein wird. Inzwischen aber würden die Schlachtgeschwader, obgleich alle Zurückhaltung und Reserve beob­ achtend, keineswegs m üßig sein. Sie würden voraussichtlich in der Nähe irgend einer zentralen strategischen Position verweilen, die in der Ab­ sicht gewählt ist, schnell N achrichten durch aufklärende Kreuzer zu er­ halten, und in unm ittelbarer Fühlung mit der Zentralquelle der diplo­ matischen Informationen wie auch mit den Höchstkommandierenden der benachbarten Flottenstationen zu bleiben. Diese Position kann infolge der von verschiedenen Teilen des strategischen Gebiets eingehenden Berichte von Zeit zu Zeit geändert w erden; allein jedes planlose Hin- und H er­ bewegen wäre offenbar untunlich. Anderseits ist beständige augenblick­ liche Bereitschaft und ruhelose W achsamkeit jederzeit aufrecht zu er­ halten, die Bunker müssen gefüllt, die Schiffe unter Dampf und gefechts-

434 bereit und jederm ann an Bord beim ersten Hornsignal alarmbereit sein, da der Krieg jeden Augenblick ausbrechen kann, und die Verhältnisse der heutigen Seekriegführung derartige sind, daß die erste Notifizierung seines Ausbruches im kräftigen Angriff eines Feindes bestehen kann, der einen Vorsprung an Zeit gewinnt. Die Tage sind vorüber, wo D r a k e sein Kegelspiel bei H o e und N e l s o n seine Unterhaltung mit B l a c k ­ wo o d auf dem Achterdeck ruhig beenden konnten. D ie H a u p t t ä t i g k e i t b e i d e n O p e r a t i o n e n werde zweifellos den K r e u z e r n d e r „ b l a u e n P a r t e i “ zufallen. Es sei keineswegs eine leichte Aufgabe, Geschwader und Schiffe in See aufzufinden, wenn ihr Aufenthalt unbekannt ist. Dies werde die erste Aufgabe der blauen Kreuzer bilden, und nach ihrer Lösung werde ihnen sofort eine zweite, schwierigere zufallen. Sie dürfen weder kämpfen noch provozieren, son­ dern hätten nicht nur mit den Geschwadern und Schiffen der „roten P artei“, die sie aufgefunden hätten, sondern auch mit dem einen oder dem ändern der Geschwaderchefs der „blauen P artei“ ununterbrochen Fühlung zu behalten. Es sei von keinem besonderen W ert, Fühlung mit dem Gegner zu gewinnen, wenn dabei die Verbindungen mit dem eigenen Zentrum der Informationen verloren gehe. Die Mitteilungen der Höchst­ kommandierenden aber, wo der Gegner zuletzt gesehen wurde, seien ebenfalls von keinem besonderen W ert, wenn nicht auf die eine oder die andere A rt Fühlung mit ihnen gehalten werden könne. Die sichere Fühlung dürfe, einmal gewonnen, nicht m ehr verloren gehen. Diese Auf­ gabe scheine fast unlösbar, und sei es abstrakt betrachtet vielleicht in­ sofern, wenn man annehme, daß der Gegner sich etwa nach Belieben in jeder Richtung bewegen und irgend eine Dampfstrecke in ihr zurück­ legen könne. Allein in der Praxis reduziere sich diese Annahme auf geringere Schwierigkeit durch die Erwägung, daß Kohlenvorrat und E r­ gänzung nicht unbeschränkte sind, und daß das Endziel der gegnerischen Flotte kein völlig unbestimmtes sein kann. In A nbetracht dieser Ein­ schränkungen sei die Aufgabe, obgleich an Schwierigkeiten reich, keines­ wegs unlösbar, doch erfordere ihre Lösung ohne Fehlschlag viel E r­ fahrung, Einsicht und Überlegung. F erner sei zu berücksichtigen, daß die angenommene Situation keine wirkliche Kriegslage sei, in der, wenn sie es wäre, die Aufgabe bald auf die eine oder andere A rt durch ge­ schickte Taktik und das Gefecht zu lösen wäre, sondern nur eine solche gespannter Beziehungen. In einer derartigen Lage aber sei nichts, das einer Provokation ähnlich wäre, zulässig, und jedes Geschwader müßte daher sein Verhalten in Übereinstimmung mit dieser Forderung bringen. Die vorliegende Aufgabe müßte jedoch wirksam gelöst werden, wenn die für die nationale Existenz Englands unerläßliche Herrschaft zur See je bedroht oder ernstlich angegriffen werde. Es sei keine Aufgabe, die

435 aus dem Stegreif oder ohne vorhergegangene rechtzeitige Überlegung gelöst werden könne, am wenigsten aber eine solche, die durch irgend jem and verdorben werden dürfe, und man hofft und erwartet in weiten Kreisen Englands zuversichtlich, daß die Admirale und Schiffskomman­ danten der Flotte aus den diesjährigen Manövern lernen werden, wie sie durchzuführen sei. Selbstverständlich würden dabei manche Fehler unter­ laufen und man dürfe dadurch nicht überrascht werden. Die Praxis allein erzeuge Vervollkommnung, und es sei besser, vorher die schwachen Punkte herauszufinden und sie dann zu beseitigen, als zu warten, bis der Ernst der W irklichkeit heranträte, um, wenn es zu spät sei, zu finden, daß Unerfahrenheit Unglück und Unbereitschaft Verderben zur Folge hat. Zum erstenmal seit dem Bestehen der Flottenmanöver habe sich deren „G eneral-Idee“ zur vollen Höhe der maritimen Position Englands er­ hoben, und wo auch die weiße Flagge während der Manöver 1905 auf den Meeren wehe, werde man von jedem Mann in See erwarten, daß er seine Schuldigkeit tue.

Fremde Kriegs-Marinen. England.

In der nächsten Budgetforderung für die Marine soll eine erheb­ liche Reduktion eintreten und nur 1 Schlachtschiff und 3 Panzerkreuzer neu zum Bau vorgeschlagen werden. Alle Schiffe der Atlantischen Flotte wechselten ihre Barbettgeschütze. Auf dem Flaggenschiffe C a s a r wurden 2 Geschütze ausgewechselt, auf anderen Schiffen jedoch 3 und auf einem sogar alle 4, was das W o o l ­ w i c h e r Arsenal sehr in Anspruch nahm. Befremdend hat berührt, daß Mängel an allen diesen Geschützen gleichzeitig entdeckt wurden, wie auch der Umstand, daß dieser Wechsel erst im letzten Augenblicke vor­ genommen wurde, nachdem die Schiffe nahezu zwei Monate im Hafen gelegen waren. Die Beschädigungen befinden sich alle im Seelenrohr; in einigen Fällen ist es ausgebrannt, in anderen sind die Deteriorierungen jedoch ärger und zeigt das Seelenrohr infolge der Überhitzungen eine bedenkliche Schwächung. Kreuzer P y l a d e s lief am 9 . Februar am P e e l - R i f f auf der T h u r s day-Insel auf, wurde jedoch bald, ohne eine Havarie erlitten zu haben, fl ott gemacht.

436 Scout S k i r m i s h e r , das zweite von „ Vickers, Sons and M a x im 11 er­ baute solche Fahrzeug, ist am 7. Februar vom Stapel gelaufen. Am 8. Februar liefen von der gleichen W erfte zwei weitere Unterseeboote der H-Klasse ab, so daß nunm ehr nahezu alle dort bestellten U ntersee­ boote dieser Klasse im W asser sind; „Messrs. Vickers“ bauen auch 10 Boote der B -Klasse, die größer und breiter als die A -Kiasse sind und zahlreiche Verbesserungen aufweisen. Die zehn, für das Verwaltungsjahr 1904/05 bewilligten Torpedo­ bootszerstörer von 32—33 Knoten Fahrgeschw indigkeit kommen erst im folgenden Finanzjahr zum Anbau, da ihre Pläne bei den verschiedenen Baufirmen noch in Ausarbeitung stehen. Den Erbauern wurde für die Art der Antriebsmaschinen freie Hand gelassen; einige bevorzugen Turbo-, andere Kolbenmaschinen. Vielfach wird angenommen, daß der Turbinenantrieb große Vorteile aufweise, doch die mit dem TurbinenTorpedobootszerstörer E d e n und gleichartigen, mit Kolbenmaschinen ver­ sehenen Fahrzeugen vorgenommenen Komparativversuche zeigten, wenig­ stens in Hinsicht auf die Ökonomie, nicht dieselbe Überlegenheit, wie sie beim Kreuzer A m e t h y s t , seinen Schwesterschiffen gegenüber fest­ gestellt werden konnte. Es sind demnach weitere Erprobungen mit Tur­ binenfahrzeugen im Gange, um mit Sicherheit zu bestimmen, welche Antriebsart für die neuen Torpedobootszerstörer gewählt werden soll. Als Geschwindigkeit werden für dieselben 33 Knoten gefordert. Torpedobootszerstörer C o l n e wurde a m 21. Februar in C h i s w i c k von der W erfte der „Messrs. John J. T hornycroft and Co.“ ins W asser gelassen. Auf dem Unterseeboot A ö ereignete sich am 14. Februar in Q u e e n s t o w n während der Füllung der Tanks eine schwere Gasolin­ explosion, wodurch ein Sublieutenant und 3 Mann getötet und 7 Personen mehr oder minder schwer verletzt wurden. Ein unglücklicher Zufall ist, daß während der Bergungsarbeiten nach der ersten Explosion eine zweite Explosion eintrat, die weitere Opfer nach sich zog. Da starker Eauch aus dem verunglückten Fahrzeug aufstieg, glaubte man vorerst, daß ein Brand im Innern ausgebrochen sei, weshalb es vom H a z a r d weggeschleppt wurde, was sich nachträglich als unnötig erwies. Zur U ntersuchung wurde das Boot eingedockt, doch da die giftigen Gase nur schwer zu entfernen waren, konnte die Ursache der Explosion lange nicht festgestellt werden. Der Unfall auf dem Unterseeboote A 5 hat Überraschung hervor­ gerufen, da seit der Einführung dieser Fahrzeuge fast täglich mit Gasolin manipuliert wurde, ohne daß bisher ein Unfall hiebei vorkam. Das

437 Gasolin wird in Tanks auf den Depotschiffen gehalten und von dort mit äußerster Vorsicht auf die Unterseeboote überfüllt. Dies geht so weit, daß wenn die Depotschiffe langschiffs zur Füllung ihrer Tanks sich ver­ täuen, niemandem die Annäherung an dieselben gestattet wird; es wird nur eine verhältnism äßig geringe Menge Gasolin auf einmal eingeschifft. Daß bisher bei der Hantierung mit diesem leicht entzündbaren Stoff nie ein Unfall vorkam, erweist, wie streng alle Vorsichtsmaßregeln eingehalten wurden. Bisher ereignete sich in der englischen Marine nur ein Fall von Gasolinexplosion unter den folgenden besonderen Um ständen: Als vor einigen Monaten eines der Unterseeboote, das im Dock zu P o r t s m o u t h lag, die Gasolintanks reinigen sollte, wurde der Inhalt der Tanks, um keine Gefahr hervorzurufen, über Bord ins W asser ent­ leert. Am nächsten Tag erfolgte im Brunnen bei der Pumpstation, wo das Gasolin eingedrungen war, eine Explosion, als ein Mann mit einem Licht zur W egräumung eines Hindernisses in denselben herabgestiegen war. Der Mann starb infolge der erlittenen Verletzungen und es wurde seit dieser Zeit streng untersagt, auf die vorgeschilderte A rt die Tanks zu reinigen. Jedenfalls wird der Unfall beitragen, die im Zuge befind­ lichen Versuche mit Ölen leichter Entzündlichkeit fortzusetzen. Auch wurden Versuche vorgenommen, ein minder gefährliches Heizmaterial für die Unterseebootsmotoren zu finden, doch ergab bisher keines den gewünschten Erfolg. Als Ursache der Gasolin-Explosion auf dem Unterseeboote A 5 stellte Captain B a c o n später fest, daß Petroleumdämpfe sich entzündet hatten, die durch ein Leck infolge schlechter Packung einer Stopfbüchse bei den Petroleumpumpen entwichen. Das Entzünden derselben geschah durch Funken vom Hauptmotor, beim Versuche, die Maschinen mittels der elektrischen Motoren zu drehen. Die Verwendung des Motors unter diesen Umständen verstieß gegen die bestehenden Vorschriften. Die Installierung der Petroleumanlage auf den Unterseebooten ist derart, daß sie die größtmögliche Sicherheit bietet, und die Vorschriften sind so ge­ halten, daß bei ihrer Befolgung ein ähnlicher Unfall ausgeschlossen er­ scheint. Jeder Kriegshafen der britischen Inseln erhält 6 Unterseeboote und 1 Torpedobootszerstörer neuesten Typs als Mutterschiff zugeteilt. Von den 122 ausrangierten Kriegsschiffen sind 11 Schlachtschiffe. 10 Panzerkreuzer, 43 Kreuzer, 36 Kanonenboote und Torpedokanonen­ boote und 22 Hulks, Sloops u. s. w. Die Baukosten dieser Schiffe stellten sich bei den Schlachtschiffen auf 4,861.458 £ , bei den Panzerkreuzern auf 3,634.098 £ , bei den Kreuzern auf 6,755.397 £ , bei den Kanonen­

438 booten auf 1,611.379 £ und bei den übrigen Schiffen auf 1,288.245 £ , was zusammen 18,150.577 £ ergibt. Folgende Schiffe kommen im Versteigerungswege am 4. April in C h a t h a m zum Verkauf: Die Kreuzer W a b s p i t e , N o r t h a m p t o n , A b e t h u s a , G

alatea,

und

A

ustralia,

S

evern,

M

ersey,

A

rcher,

C

ossack,

M

ohawk,

R

ac oo n

das Schulschiff E x m o u t h ; die Torpedokanonenboote R e n a r d und G l e a n e r ; die Kanonenboote P i g m y , R e d w i n g , S t a r l i n g und B ouncer; Hulk R o y a l - A d e l a i d e ; die Küstenwach-Segelschiffe V i c t o r i a , R o s e , B e a v e r , A d d e r , F r a n c e s , N e p t u n e , M a r g a r e t und D e l i g h t und die Segelkreuzer M a r y und S q u i r r e l . B

arracouta;

Zur Bestimmung der besten Anstrichsfarbe für Torpedobootszerstörer, um sie bei Belichtung durch Projektoren tunlichst unsichtbar zu machen, wurden von der M ittelmeer-Eskadre in P l a t e a Versuche vorgenommen. Die gewählten Farbanstriche waren rot oder weiß mit blauen Streifen und weiße Flecke auf grauem Untergrund. Die wasserdichten Schotten auf einigen der neuesten Schiffe der Kanal-Flotte sollen undicht sein, weshalb kürzlich in dieser Hinsicht durch W assereinlaß Proben vorgenommen wurden, wobei sich die Schotten verbogen. Die Versuche sollen fortgesetzt werden. Um die Feuergeschwindigkeit der schweren Geschütze zu erhöhen, bezw. das Laden zu beschleunigen, wurde auf dem Schlachtschiffe K i n g E d w a r d VII. ein neuartiger Apparat installiert, der einem Geschütze nachgebildet ist und einen Verschluß sowie alle Vorrichtungen zum Einführen des Projektiles in den Laderaum besitzt. Der Apparat besteht aus einem starken Holzgerüst, dessen rückwärtiges Ende mit einer dicken Stahlplatte überdeckt ist, in welche ein Loch von der Größe des Durch­ messers eines Geschosses eingeschnitten ist. Der Verschluß des Geschützes wird in dasselbe angebracht, die Bohrung ist durch einen Halbzylinder aus Holz dargestellt, der mit dünnem Stahl ausgeschlagen ist. Im spitzen Winkel hievon lauft eine Rücklaufrinne aus Holz und Stahl, welche das Geschoß, nachdem es geladen, bezw. angesetzt ist, wieder zurückführt. Die Geschosse werden vom Deck gehoben und in die Ladeposition mittels eines Takels gebracht, das durch eine hydraulische Presse betätigt wird. Die Apparate sind auf dem Oberdeck installiert; jede Bewegung bei der Manipulation mit denselben geht genau wie beim Laden der Geschütze vor sich, wodurch man hofft, die Geschützbemannungen im möglichst raschen Laden einzuüben, so daß auch Geschütze von Kalibern über 15 cm so rasch wie Schnelladekanonen geladen werden können. Jeder dieser Apparate kostet an 1500 £ .

439 Die Militärmarsen auf allen Schlachtschiffen werden entsprechend einem Antrage des C aptain P e r c y S c o t t aufgelassen und statt der­ selben die Schiffe mit artilleristischen Richtplattformen versehen. Der Wegfall an Gewicht der bisher in den Marsen befindlich gewesenen Kanonen mit ihren Panzerschilden erhöht die Stabilität der Schiffe. Bisher fand man es für die wirksame Feuerkontrolle genügend, daß sämtliche Geschützstände durch elektrische Leitungen mit dem Kom­ mandoturm in Verbindung stehen, von wo aus das Feuer im Gefechte geleitet zu werden hatte. Nunm ehr betrachtet man es aus taktischen Gründen von großem Nutzen, Geschützrichtpositionen von größerer Sichtweite zu schaffen als aus dem Kommandoturm möglich war. Es ist dies eine Folge der nunm ehr größeren Schußdistanzen und der W ahr­ scheinlichkeit, daß eine Seeschlacht in Hinkunft sich auf größeren Räumen abspielen werde als ehemals. Auf K i n g E d w a r d VII. wurde auf dem Topp jedes Untermastes eine leichte stählerne Plattform angebracht, die mittels elektrischer Drahtleitung von insgesam t 2651 m Länge mit den Geschützständen aller schweren Geschütze verbunden ist. Auf M a jestic wird die vordere Militärmars abgenommen und der Mast ähnlich wie auf K i n g E d w a r d VII. hergerichtet. Obgleich diese exponierten Stationen im Nahgefecht kaum zu halten sein werden, schließen sie beim Artillerieduell auf weite Distanzen besondere Vorteile für die Richtunggebung in sich. Im Nahgefecht wird das Feuern, wie bisher vom Kommandoturm aus geleitet werden müssen. Komparativversuche zwischen der Heizkraft von Öl und Kohle haben ergeben, daß 4 '9 5 hg Öl etwa 40 Prozent m ehr Dampf zu erzeugen im­ stande waren, als die gleiche Menge Kohle. Um eine gleichmäßige Verteilung des Heizmaterials und der Ver­ brennungswärme bei den Kesselfeuerungen zu erzielen, wurde ein eigen­ artiges neues System auf dem Schlachtschiffe K i n g E d w a r d VII. erprobt. Es wurde an die B a b c o c k - und W i l c o x - W asserrohrkessel angebracht und soll sehr zufriedenstellende Resultate ergeben haben. Jeder von den zehn Kesseln hat vier Feuerungen, die die Bezeichnungen I —IV führen und einen gemeinsamen Rost haben. An jedem Kessel ist ein Zifferblatt mit Zeiger und eine Schlagglocke (Gong) angebracht, die elektrisch mit dem Maschinenraum in Verbindung stehen. Der Gong schlägt in ge­ wissen Zwischenräumen an, wobei der Zeiger auf dem Zifferblatt um eine Ziffer vorrückt. Die durch die Ziffer bezeichnete Heiztüre wird auf das hin geöffnet, der Oberheizer läßt die ihm entsprechend scheinende Menge Kohle einführen, worauf die übrigen Heizkammern mit der gleichen Kohlenmenge beschickt werden. Nach einer weiteren Zwischen­ zeit schlägt der Gong abermals an, wobei der Zeiger eine andere Heiz-

440 türnummer anzeigt, wonach dort der vorbeschriebene Vorgang sich wiederholt, so daß auf diese A rt abwechselnd eine Heizkammer nach der anderen die Normalbeschickung erhält, wodurch eine gleichmäßige, kontrollierte Beschickung der Kessel erzielt wird. K i n g E d w a r d VII. ist das erste Schiff, das mit solchem Kesselfeuerungssystem ausgestattet ist.

Frankreich.

Ein neues Bauprogramm, das Ersatz für eine Anzahl älterer minder­ w ertiger Schiffe bringen soll, wurde seitens der M arine-Verwaltung der Kammer vorgelegt. Dasselbe umfaßt 6 Schlachtschiffe 1. Kl. gleichen Typs, 3 Panzerkreuzer, deren Bau im Budget 1905 bereits vorgesehen ist, doch noch nicht begonnen wurde, 6 Torpedobootszerstörer und 71 Torpedoboote, die bereits 1900 vorgeschlagen w aren, aber noch nicht in Angriff genommen wurden, ferner m ehrere Untersee- und Uberflutungsboote, deren Anzahl vom höheren M arinerat zu bestimmen ist. W enn der Baufortschritt auf E d g a r Q u i n e t dies gestattet, so wird dieses Schiff gleich dem C17 werden. Die Hauptabmessungen des letzteren sollen jenen des E r n e s t - R ć n a n gleichen, doch bekommt es die Artillerie des J u l e s F ć r r y . F ür den Neubau W a l d e c k R o u s s e a u ( C 17) werden die folgenden Angaben bekannt: 13.700 t Deplacement, 157m Länge, 21 4 m Breite, 8 . 2 m Tiefgang, 36.000 ind. e, 23 Meilen Fahrgeschwindigkeit, 2300Ć Kohlenfassungsvermögen, 12.000 Meilen Aktionsradius bei 1 0 Knoten F ahrt und 1630 Meilen bei voller Kraft; die Arm ierung des Schiffes wird bestehen aus 4 19 cm-, 16 16 cm-, 24 4 - 7 cm-, 2 3 - 7 cm-Kanonen und aus zwei Unterwasser-Lancierrohren. E d g a r Q u i n e t , der in L o r i e n t in Bau steht und W a l d e c k - R o u s s e a u , der in B r e s t am Stapel kam, sollen für die Probefahrten im September, bezw. Ende 1908 bereitgestellt sein. In Ausrüstungsbereitschaft tritt der erstere Ende 1908, der zweite im Jahre 1909. An Baukosten sind für jeden derselben 29,077.023 Frs. vorgesehen, während für E r n e s t - R ž-n a n , der 1908 in Dienst gestellt werden soll, 35,948.980 F rs. ausgesetzt waren. Panzerkreuzer S u l l y ist in der Bucht D’A lo n g a u f einen in den Karten nicht verzeichneten Fels in 6 m Tiefe gestoßen. Das Schiff ist schwer beschädigt und verloren. S u l l y liegt auf einem Felsplateau, sein Boden und Doppelboden sind an verschiedenen Stellen über eine Länge von 60 m geborsten. E r ruht mit 27 m der Schiffslänge auf Fels, der Vorderteil hat zwei Löcher unter der Proviantkammer und auf Steuerbord m ehrere Abschürfungen parallel zum Kiel, wovon die größte 32 m lang und 25 cm breit ist. In dem auf dem Fels auf­ ruhenden Teile des Schiffes befinden sich m ehrere Löcher. Die Aus­

441 schiffung des Materials sowie der mittleren Artillerie wurde durch­ geführt. Eine dänische Rettungsgesellschaft, das „Hong-kong Salvage Syndicate“, versuchte die Bergung des Schiffes, wofür sie täglich 100 £ und im Falle des Gelingens der Arbeit eine Extra-Präm ie von 40.000 £ erhalten sollte, doch erwies sich die Bergung des Schiffes als unmöglich. Das Kriegsgericht sprach den Schiffskommandanten des Sully von jeder Schuld frei; als Ursache des Unfalles wurden die zur Verfügung ge­ standenen, mangelhaften Karten bezeichnet. Torpedoboot Nr. 96 wird in T o u l o n abgerüstet und kondemniert. Die Baubewilligung für Unterseeboote wurde nach den Verhand­ lungen in der Deputiertenkam m er folgenderweise abgeändert: Für 1904 die Tauchboote Qi7 und QiS, auf Stapel gelegt am 8. Oktober 1904, Qid und Q50 (2 Boote des G uEPE-Typs) am 27. Oktober 1904 auf Stapel gelegt, die Unterseeboote Q-(J und QG0 in C h e r b o u r g am 21. Dezember 1904 auf Stapel gekommen und Unterseeboot QG1 am 18. Oktober in T o u l o n auf Stapel gelegt. F ür das Ja h r 1905 sind 16 Unterseeboote in C h e r b o u r g , R o c h e f o r t und T o u l o n zum Anbau vorgesehen, u. zw. Q51 bis Q-8 und Q62 bis Q69 Die Stapellegungen stimmen daher mit dem Budgetvoran­ schlag nicht überein; tatsächlich wurden im Vorjahr 10 Boote des GuepeTyps und 5 Untersee-, bezw. Tauchboote bestellt, wovon in Überein­ stimmung mit der Deputiertenkammer 8 Boote des GuEPE-Typs gestrichen wurden, infolgedessen sich die Stapellegungen im Jahre 1904 auf ins­ gesamt 7 reduzierten. D ie T a u c h b o o t e Qi7 und $ 4S werden nach Plänen des Ingenieurs L a u b e u f gebaut und kosten zusammen 3,060.450 F rs.; sie werden 4 7 . 1 m lang, 4 ’9 m breit, tauchen 3 . 1 m und deplacieren 351 t. Die M aschinenkraft beträgt 440 e ; es wird ein elektrischer und ein Explosions­ motor eingebaut. Die beiden Güepe ( Q49 und Q50) kosten zusammen 453.000 Frs. und deplacieren je 4 4 -8 t bei 2 0 ' 5 5 m Länge, 2 ‘ l m Breite und 2 . 02 m Tiefgang. Die M aschinenkraft beträgt 240 e. Die beiden Unterseeboote Q59 und Q 60, üach Piänen des Ingenieurs P e t i t h o m m e , sind mit 3,640.000 Frs. veranschlagt und bekommen 4 2 5 ’8 t Deplace­ ment, 5 4 ’98 m Länge, 3 ' 9 m Breite und 1200 e Maschinenkraft. D as P r o b e b o o t Q61 endlich kommt auf 180.000 Frs. zu stehen und wird bei 1 1 . 12 m Länge, 1 . 98 m Breite, 21 t deplacieren und eine Maschinenkraft von 140 e besitzen. Q47 und Q48 haben Ende 1906, die beiden Guepe Mitte 1906 und die beiden C h e r b o u r g - B o o t e ebenfalls Ende 1906 in Dienst gestellt zu werden, während QG1 noch im Laufe des Jahres 1905 beendet werden soll. Das kondemnierte Panzerschiff T r i d e n t , das als Kasernschiff in To u l o n in Verwendung steht, erhielt den Namen V ar . M itteilungen aus dem G ebiete des Seew esens 1905. Nr. 5.

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442 Deutschland.

Der Reichstag akzeptierte Seäratliche Vorschläge der Budgetkom­ mission, die teilweise Abstriche an dem Budgetvoranschlage ausweisen. Die Post von 1,300.000 Mk. für den Bau zweier Kanonenboote wurde gestrichen und das Erfordernis für artilleristische Armierungen um 1.260.000 Mk. herabgesetzt. Im ganzen wurde der eingebrachte Budget­ voranschlag in der Höhe von 211,498.450 Mk. um 3,198.000 Mk. reduziert. Eine neue Flottenvorlage soll im nächsten Reichstag eingebracht werden, in der 6 Panzerkreuzer und 7 Torpedobootsdivisionen ange­ sprochen werden. Durch das neue Gesetz würde der Personalstand der Kriegs-Marine, einschließlich der Bewilligungen aus den früheren Ge­ setzen, sich auf 55.000 Mann erhöhen. Linienschiff M e c k l e n b u r g ist am 4 . März auf der Untiefe Ha l l e n an der W estküste der Insel S a m s o e aufgefahren und wurde bald wieder flott gemacht. Das Linienschiff W ö r t h war am 16. Februar zwischen St ol l er g ru n d -F e u e rsc h iff und S t r a n d e r Bucht mit dem Einschießen seiner Torpedos beschäftigt, als es bei unsichtigem, zeitweise nebligem W etter um l h 45m p. m. etwa 100 m westlich der Heulboje auf 7 . 5 m W assertiefe auf sandigem Grund festkam. Um die Abschleppungsarbeiten zu erleichtern, wurde sofort mit der Abgabe von Kohlen und Munition be­ gonnen. Linienschiff B r a u n s c h w e i g legte sich vor W ö r t h und ver­ suchte wiederholt das Schiff abzuschleppen. Da jedoch die Wassertiefe um 30—40 cm gefallen war, wurden die Abschleppungsversuche ein­ gestellt, damit das Schiff nicht beschädigt werde. Nach Eintreffen der von der kais. W erft requirierten Prahm en und Dampfer wurde das Leichtern des Schiffes fortgesetzt und das Schiff bis 4h nachts des 18. etwa um 785 t Munition, Kohle, W asser, Teeröl, Anker und Ketten er­ leichtert. Da auch das W asser zu steigen begann, schwamm das Schiff um 4h a. m. selbst auf und schwaite vor dem ausgebrachten Heckanker auf tiefes W asser. Das Schiff lief mit eigenem Dampf in den Hafen. Die U ntersuchung des Schiffsbodens ergab geringfügige Einbeulungen zu beiden Seiten der Kielplatte. Die drei neuen kleinen Kreuzer 0 , E r s a t z W a c h t und E r s a t z B l i t z sollen ein vergrößertes Deplacement erhalten, das auf etwa 3400 t be­ rechnet ist. In den Hauptabmessungen sollen sie 110 m lang und 13-4 m breit werden. Hiedurch wird es möglich, die wasserdichten

443 Abteilungen zu vermehren. Im Äußeren werden die Schiffe die Neuerung aufweisen, daß der . Fockmast hinter die Kommandobrücke verlegt wird, um den Auslugdienst zu erleichtern. Sie sollen bis zu 24 Knoten laufen, nachdem H a m b u r g und B r e m e n es schon auf 2 3 . 2 Seemeilen gebracht haben. Die artilleristische Arm ierung und die Torpedo-Armierung wird sich auf derselben Höhe halten wie bisher, da der Schwerpunkt dieser Neukonstruktionen in der Entwicklung einer möglichst hohen Geschwindig­ keit liegt, deren Veranlassung die steigende Fahrgeschwindigkeit der Hochsee-Torpedoboote ist. Die Dampfstrecken der neuen Schiffe sollen mindestens 5500 Seemeilen betragen. Der Einbau von Zylinderkesseln wurde eingestellt und erhalten in Hinkunft die Schiffe nurm ehr W asserrohrkessel. Deutschland war eine der ersten Mächte, die das in England eingeführte gemischte Kessel­ system (Zylinder- und W asserrohrkessel) annahm, das dann in England der Einführung des B a b c o c k - W i l c o x - und dem Y a rro w -K e ss e l­ system wich. In Deutschland wird das heimische S c h u l t z - Ke s s e l ­ system, das nunm ehr mit dem T h o r n y c r o f t - S y s t e m verbunden und letzterem ähnlich ist, bevorzugt. Auch wurde die Frage erwogen, ob das Dreischrauben-System weiter beibehalten werden solle, da es in den meisten anderen Marinen wieder aufgegeben wurde. Es soll keine öko­ nomischen Vorteile in sich bergen, denn wenn die mittlere Maschine auch bessere thermodynamische Resultate ergibt, wenn sie, wie bei der Kreuzungsgeschwindigkeit mit etwa der Hälfte der größten Um drehungs­ zahl arbeitet, so wird dieser Vorteil durch das hemmende Mitschleppen der beiden Seitenschrauben aufgehoben. In Deutschland erblickt man den Hauptvorteil der Dreischraubenmaschinen darin, daß solche M aschinen­ anlagen in drei voneinander getrennten wasserdichten Abteilungen unter­ gebracht sind, wodurch die Aktionsfähigkeit der Schiffe besser gew ähr­ leistet ist, aus welchem Grunde auch in Hinkunft das DreischraubenSystem beibehalten wird.

Italien.

Am 30. Jänner d. J. hat der Baufortschritt der in Herstellung be­ griffenen Schiffe folgenden Prozentsatz aufgewiesen: Schlachtschiff V i t t o r i o E m a n u e l e 47, R e g i n a E l e n a 66, R o m a 18, N a p o l i 31, Panzerkreuzer A 4, Unterseeboot G l a u c o 90, S q u a l o und N a r v a l o je 60, O t a r i o und T r i c h e c o je 30, Kohlentransportdampfer B r o n t e und S t e r o p e je 100, die Torpedo­ boote bei Ode r o 40, jene bei P a t t i s o n 55 und die bei S c h i c h a u 65, die W assertender O r a t i und S i m e t o je 100, die Lagunenkanonenboote 20, die Hafentender sowie die neuen Torpedoboote je 10 und Torpedoboot A 30% .

444 Annähernd werden sich die Gesamt-Herstellungskosten der in Bau befind­ lichen Schiffe in Lire folgenderweise stellen: Die Schiffe des Typs V i t ­ t o r i o E m a n u e l e je 30,000.000, die Kreuzer A und B zu 22,000.000, das Blockierungsschiff (Minenleger) C 12,000.000, die Unterseeboote zu 750.000, B r o n t e und S t e r o p e z u 2,725.000, die Torpedoboote der Firm a Od e r o insgesamt 2,400.000, bei P a t t i s o n 3,312.000, bei S c h i c h a u 4,230.000, die neuen Torpedoboote zusammen 8,880.000, die Torpedobootszerstörer 5.400.000, Torpedoboot A 300.000, die W assertender C r a t i und S i m e t o 180.000, die beiden Lagunenkanonenboote 158.000 und die drei Schlepper 180.000 Lire. Im ganzen betragen die Auslagen 210,240.700 Lire, wovon voraussichtlich mit dem Ende des Verwaltungsjahres 1905/06 an 112,452.802 Lire verausgabt sein werden. Panzerkreuzer A , entworfen vom General-Schiffbauingenieur M asdeay erhält die folgenden H auptabm essungen: Länge zwischen den Perpendikeln 131m , größte Breite in der W asserlinie 2 1 m , mittlere Tauchung 7 -15 m und 9830 t Deplacement. Die größte Stärke des Panzers an der W asser­ linie beträgt 200 mm, des Batteriepanzers 180 mm und die Dicke der Panzerreduits 160 mm. An Artillerie bekommt er vier 25 cm-Geschütze zu zweien gekuppelt in je einem Turm vorne und achter, acht 20 cmGeschütze, ebenfalls zu zweien in vier Türmen in den Schiffsseiten auf­ gestellt, ferner sechzehn 7 -6 cm- und acht 4 ’7cm-Kanonen. Die Torpedo­ armierung wird aus zwei Breitseit-U nterw asser-Lancierrohren und einem Hecklancierrohr zusammengesetzt. E r erhält ferner Maschinen von 18.000 ind. e, die ihn mit 2 2 ’5 Knoten treiben werden. Der normale Kohlenvorrat des Schiffes wird 700, der größte 1500 t betragen. Torpedoboot Nr. 138, welches am 14. Februar in Kili bi a an der tunesischen Küste auflief, kam mit eigenen Mitteln wieder flott. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen mit Turbinenfahrzeugen in Amerika und England wurde die Absicht, solche Schiffe zu bauen, auf­ gegeben. Kohlentransportdampfer S t e r o p e wurde am 15. Jänner in L i v o r n o zu W asser gelassen. Er ist ein Schwesterschiff des im September ab­ gelaufenen B r o n t e und wurde in die 1. Klasse der Servitutschiffe ein­ gereiht. S t e r o p e wird 9490 1 deplacieren, 15 Knoten laufen und an 6000 t Brennmaterial an Bord mit sich führen.

Rußland.

Das neue Schiffbauprogramm sieht bis zum Ende des Jahres 1914 die Fertigstellung folgender Schiffe vor:

445 a) fü r d ie B a l t i s c h e F l o t t e : 9 Schlachtschiffe zu je 16.650 t Deplacement, 2 Kreuzer 1. Kl. von je 12.000 t, 18 Torpedobootszerstörer zu 350 t, 18 Torpedoboote zu 240 t, 1 Minentransportschiff ähnlich dem J e n i s s e i und 10 Unterseeboote; b) fü r d ie S c h w a r z e M e e r - F l o t t e : 7 Kreuzer 1. Kl. von je 12.750 t Deplacement, 2 Kreuzer 2. Kl. von je 6500 t und 28 Torpedo­ bootszerstörer zu 350 t ; c) fü r v e r s c h i e d e n e Z w e c k e : 2 Transportschiffe für den pazi­ fischen Ozean, 4 Kanonenboote zu 800 t, 9 Flußkanonenboote für den Amur und 1 Kanonenboot für den persischen Meerbusen. Es ergibt dies zusammen an Neubauten 9 Schlachtschiffe, 9 Kreuzer 1. Kl., 2 2. Kl., 18 Torpedobootszerstörer, 46 Torpedoboote, 1 M inen­ transportschiff, 10 Unterseeboote, 2 Transportschiffe, 13 Flußkanonen­ boote und 1 seegehendes Kanonenboot, für deren Bau im ganzen 371,000.000 Rubel ausgesetzt sind, die in neun aufeinanderfolgenden Jahren ausgegeben werden. Das Marinebudget pro 1905 beläuft sich auf 116,500.000 Rubel, wovon 39,000.000 Rubel für Neubauten und 4,500.000 Rubel zur Aus­ gestaltung der Arsenale verwendet werden. Das in Ausarbeitung befind­ liche Bauprogramm samt der Ausgestaltung der Arsenale und Kriegs­ häfen wird etwa 500,000.000 Rubel erfordern, die in Zeiträumen von 3, 5 und 10 Jahren zur Ausgabe kommen. Die Mehrzahl der Schiffe soll in Rußland gebaut werden, doch sind bereits mit der amerikanischen B eth leh em -G esellsch aft Verhandlungen wegen des Baues von 10 Panzer­ schiffen im Zuge. Dänemark.

Küstenpanzerschiff P e d e r S e r a m erhält 84 m Länge, 1 5 ' 7 m Breite und bei 4 -86 m Tiefgang ein Deplacement von 3600 t. Die Armierung wird aus zwei 24 cm-, vier 15 cm-, sechs 7 '5 cm- und acht 4 . 7 cmKanonen zusammengesetzt, während der Panzerschutz ähnlich wie auf O l f e r t F i s c h e r angeordnet wird. P e d e r S k r a m erhält ein Heck-Lancierrohr.

Schweden.

Der M arinebudget-Voranschlag für das Jah r 1906 weist ein E r­ fordernis von 24,500.000 Kronen aus, wovon im Kapitel Schiffsbauten der Bau des Panzerschiffes O s k a r II. und des Torpedobootszerstörers M a g n e t z u beenden und 2 große sowie 11 kleine Torpedoboote neu auf Stapel zu legen sind. Der Personalstand der Flotte wird um 15 SeeOffiziere und 300 Mann vermehrt. Bezüglich S t o c k h o l m s als Haupt-

446 Stützpunkt der Flotte wurde entschieden, daß daselbst Erw eiterungs­ bauten der Werftanlagen vorzunehmen und die neue W erft am Strande bei K a k n a s zu errichten sei. Diese Erweiterungsbauten, die ursprünglich auf 48,000.000 Kronen veranschlagt waren, wurden auf 27,000.000 Kronen herabgesetzt. Türkei.

Zwei Kreuzer modernsten Typs sollen dem nächst auf einer euro­ päischen W erfte in Bestellung gebracht werden.

Vereinigte Staaten.

Das Schiffbaubureau hat für die neu zu erbauenden Schlachtschiffe den Beibehalt von vier 3 0 ' 5 cm-Geschützen in Türmen und mindestens der gleichen Anzahl 25 cm-Geschütze, hingegen die Abschaffung der mittleren Artillerie und des Panzerschutzes für die leichte Artillerie beantragt, um an Stelle der letzteren die Basis der Kamine und Ventilatoren durch Panzerung schützen zu können. Die hiebei erzielte Gewichtsersparnis soll zur Verstärkung der Panzerung der oberen Schiffsteile und zur Ver­ m ehrung der Schußzahl pro Geschütz ausgenützt werden. Panzerkreuzer 12' 7 cm-Kanonen.

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erhält an Stelle der 10 cm-Batteriegeschütze

Unterseeboot S i m o n L a k e X stieg kürzlich bei einem Versuch i n N e w p o r t - N e w s , Va. aus einer Tiefe von 1 1 . 6 m binnen 30 sec. auf die Wasseroberfläche, was als ein bemerkenswerter Erfolg zu bezeichnen ist. Um das Oszillieren der Geschoßspitze der 30 cm-Geschosse in der Flugbahn zu verringern, sollen sämtliche solchen Projektile neu bebändert werden, wofür im nächsten Budgetvoranschlag ein besonderer Kredit angesprochen wird. Ein neuer Kohlenüberschiffungs-Apparat wurde am 21. Jänner auf der M arine-W erfte in N e w - Y o r k zum zweiten Male erprobt, nachdem der erste im August vorgenommene Versuch kein befriedigendes Besultat ergab. Der neue Apparat besteht aus einem Kohlenturm, auf den die zu überschiffende Kohle mittels einer 1 t fassenden Schaufel, bezw. Schöpf­ kelle aus einer unterhalb befindlichen Penniche gehoben wird. Durch Öffnen einer Türe im Kohlenturm kann dann die Kohle in die Bunker eines unterhalb befindlichen Schiffes geschüttet werden. Bisher ver­ mochte man bei nicht offiziellen Versuchen pro Stunde bis 70 t Kohle auf diese A rt zu verschiffen; kontraktgemäß wurde gefordert, in dieser Zeit 56 t übernehmen zu können.

447 Dampfer C a r m a n i a der „G unard-L inie“ ist am 21. Februar von der W erfte der „Messrs. Jolm B row n and Co.“ in C l y d e b a n k vom Stapel gelaufen. Er ist bis auf die Mascliinenanlagen gleich dem Schwester­ schiffe C a r o n i a , welch letzteres Kolbenmaschinen, C a r m a n i a dagegen Turboantrieb bekommt. Die Hauptabmessungen des Schiffes sind 207 m Länge, 2 1 ‘9 m Breite und bei 9 -7 m Tiefgang 29.800 t Deplacement. Der Kiel wurde für C a r m a n i a am 17. Mai v. J. gelegt, das Schiff lag danach nur 9 7 2 Monate am Stapel, monatlich wurden an 1420 t Stahl verbaut.

Literatur. Gefechtswerte von Kriegsschiffen, von Otto K r e t s c h m e r , MarineOberbaurat im Eeichs-M arine-Am t und Dozent an der technischen Hoch­ schule in Berlin. H err M arine-Oberbaurat K r e t s c h m e r übersendet uns eine E nt­ gegnung auf die in diesen „M itteilungen“, Heft IV., Seite 366— 367, enthaltene Kritik seiner Methode zur Bestimmung des Gefechtswertes, welche wir im nachstehenden, mit Hinweglassung einiger Stellen, unter voller Anerkennung der Richtigkeit der Eechnung Herrn K r e t s c h m e r s , zum Abdrucke bringen. „S. P. gibt im Heft IV der „M itteilungen aus dem Gebiete des Seetuesens“ eine Nachrechnung S. M. Schiffe E r z h e r z o g K a r l , H a b s b ü r g und St. G e o r g , die in ihren Gefechtswerten nach der P. A. Formel von den im „Schiffbau“ veröffentlichten W erten abweichen. H err S. P. nahm Veranlassung, die angeblich als unrichtig erwiesenen Werte zu einer abfälligen Beurteilung der P. A. Formel zu benutzen. Allerdings wäre es beiderseitig erwünschter gewesen, wenn Herrn S. P. der Irrtum nicht unterlaufen wäre, obgleich zu erhoffen steht, daß diese Diskussion aufklärend wirkt und hiedurch die Reellität der P. A. Formel aufs neue bewiesen wird.“

Hier folgt der vollständig gelungene Nachweis der rechnerischen Richtigkeit der von H errn M arine-Oberbaurat K r e t s c h m e r angegebenen Gefechtswerte für E r z h e r z o g K a r l , H a b s b u r g und S t . G e o r g (Heft III, Seite 270), welche wir leider aus Raummangel nicht bringen können. Dann fährt Herr K r e t s c h m e r fort:

448 „W ir begrüßen jede Verbesserung der Kritik mit Freuden, würden gerne auch noch anderen neuen Bahnen folgen, wenn wir damit nur aus dem jetzigen Zustande der Bewertung von Kriegsschiffen heraus­ kommen; d. h. aus dem Zustande, der doch dem Distanzschätzer, Tee­ schmecker und sonstigen begnadeten Naturen gefährlich ähnlich sieht, denen Neuerungen, die m athematisch beweisen und wertschätzen wollen, unsympathisch oder ein Greuel sind. Die P. A. Formel zur Bewertung von Kriegsschiffen betrachten wir als einen erneuten Versuch zur Lösung dieser, in das W irtschafts­ leben der maritimen Staaten so einschneidenden Frage. Anderseits stehen wir aber auch auf dem B e u t e r sehen Stand­ punkte: „W er es mag, der mag es, und wer es nicht mag, der mag es auch nicht m ögen“. Die Absicht, welche unseren Rezensenten, der übrigens selbstver­ ständlich die Unrichtigkeit der von ihm errechneten Gefechtswerte rück­ haltlos zugibt, bei der Verfassung seiner Kritik leitete, bewegte sich in gleichen Bahnen wie die Bestrebungen des Herrn Oberbaurats K r e t s c h m e r . Auch wir begrüßen jeden Fortschritt zur Feststellung des Gefechtswertes von Kriegsschiffen mit Freuden, erachten es jedoch mit Rück­ sicht auf die vielseitigen Beurteilungen der einzelnen Faktoren der Ge­ fechtswerte als kaum denkbar, daß eine allseits befriedigende Lösung dieser Frage gefunden werden könnte. Aber: „ W i r m ö g e n es a u c h ! “ Jelineks A nleitung zur Ausführung m eteorologischer Beobachtungen nebst einer Sammlung von Hülfstafeln. In 2 Teilen. Fünfte umgearbeitete Auflage. Herausgegeben von der Direktion der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. I. Teil: A n l e i t u n g z ur A u s f ü h r u n g m e t e o r o l o g i s c h e r B e o b a c h t u n g e n an S t a t i o n e n I. bi s IV. O r d ­ n u n g . Wien 1905. Kommissionsverlag von Wilh. Engelmann in Leipzig. Dieses vom Verfasser im Jahre 1869 in erster und 1876 in zweiter Auflage herausgegebene W erk, wurde von dessen Nachfolger J. H a n n 1884 und 1893 in dritter und vierter Auflage bearbeitet, und liegt nun in einer fünften, von H errn J. M. P e r n t n e r hergestellten Auflage vor. Dem gegenwärtig sehr vorgeschrittenen Standpunkte der meteorologischen Beobachtungen entsprechend, ist die Neuauflage vielfach erweitert und insbesondere durch Aufnahme aller modernen einschlägigen Instrum ente und Beobachtungsmethoden, hierunter auch der Ballonbeobachtungen, ergänzt worden. Das mit 4 Tafeln und 37 Textfiguren ausgestattete Buch wird in weiten Kreisen, insbesondere unserer Heimat, Beachtung finden. Beiträge zur Geschichte der Kartographie und Nautik des 15. bis 17. Jahrhunderts. Von Dr. A. W o l k e n h a u e r . Mit 5 Tafeln und

449 12 Figuren im Text. Dazu ein Nachtrag mit 2 Abbildungen. München 1904. (Separatabzug aus den „Mitteilungen der Geographischen Gesell­ schaft'“ in München.) Die Frage, ob die Mißweisung des Kompasses vor K o l u m b u s be­ kannt war oder nicht, ist während des ganzen 19. Jahrhundertes vielfach erörtert und studiert w orden; sie schien mit den umfangreichen Arbeiten B e r t e l l i s zum Abschlüsse gekommen zu sein. Der Umstand, daß sich G. H e l l m a n n in Berlin und L. A. B a u e r in W ashington den A n­ sichten B e r t e l lis anschlossen, verlieh den Arbeiten des Bernabiten noch größere Bedeutung. Rezensent hatte sich aber nie mit den Schluß­ folgerungen B e r t e l l i s befreundet, schon deshalb nicht, weil, wie er an anderen Stellen betonte, nicht vorausgesetzt werden kann, daß die ver­ schiedenen Abweichungen zwischen der Richtung der Nadel und dem Nordstern, den Seeleuten, welche vor K o l u m b u s vom Schwarzen Meer bis zu den W estküsten Europas fuhren, unbemerkt blieben. Nun greift W o l k e n h a u e r die Frage wieder auf, bringt aber dieses Mal Tatsachen und Material, welche sehr überzeugend reden. W o l k e n h a u e r beschäftigt sich in der oben angezeigten Schrift zunächst mit den bekannten Angaben des K o l u m b u s und sucht den Nachweis zu erbringen, daß dieselben ebensowenig als die Gründe B e r ­ t e l l i s für die Entdeckung der Mißweisung durch K o l u m b u s sprachen — dieser Teil der Arbeit ist weniger interessant, da sich über manche der Ansichten W o l k e n h a u e r s noch reden ließe. — Aber schon das zweite Kapitel wird anziehend. Im Zeitalter der Entdeckungen waren S o n n e n k o m p a s s e , wie H e l l m a n n gezeigt hat, vielbenützte Reiseinstruraente. Es waren kleine Horizontalsonnenuhren, die zur leichteren Orien­ tierung mit einer Magnetnadel versehen waren. „Durch die Verbindung einer Sonnenuhr mit einer Magnetnadel war die Beobachtung der A b­ weichung an die Hand gegeben. Es muß öfter vorgekommen sein, daß ein Abweichen der Nadel vom astronomischen Meridian beobachtet wurde, denn die Sonnenuhr bot ja das einfachste Mittel, aus gleichen Schatten­ längen am Vor- und Nachmittage die Nordsüdlinie mit ziemlicher Sicher­ heit festzulegen.“ Damit ist natürlich die Frage noch nicht entschieden, ob die Mißweisung vor K o l u m b u s bekannt war, denn als erste f e s t ­ l ä n d i s c h e Beobachtung derselben ist nur jene von Georg H a r t m a n n in Rom aus dem Jahre 1510 bekannt. W o l k e n h a u e r dachte aber, daß, da die Sonnenkompasse in Deutschland sehr verbreitet waren, ein fleißiges Nachsuchen doch vielleicht aufklärendes Material an den Tag fördern dürfte. Er hat daher die ersten Nachrichten über die Be­ achtung der Abweichung beim Gebrauch von Sonnenkompassen ge­ sammelt und diese führten ihn zur Überzeugung, daß die Erw ähnungs­ form der Abweichung gelegentlich des Gebrauches der Sonnenkompasse

450 derartig ist, daß erstere nicht als etwas Neues erscheint, sondern als etwas durchaus Bekanntes, aber nicht weiter Beachtenswertes. Man hielt die Abweichung zumeist für einen F ehler des Instrum entes oder auch des Steines, mit dem die Nadel bestrichen war. Diese Vermutung machte es erforderlich, Untersuchungen über die Konstruktion der ältesten Sonnen­ kompasse zu pflegen, allein vorläufig war unserem Autor nur die Be­ schreibung des S p i t z e r s c h e n Sonnenkompasses bekannt, die E. M a y e r in unseren „M itteilungen“ (1878, Bd. VII, S. 131 ff.) veröffentlichte und die für das Studium dieser Frage unzulänglich war; es blieb ihm daher nichts übrig, als die Abbildungen der Sonnenkompasse auf den Karten zu prüfen. Diese, in Vereinigung mit den ältesten Angaben über die Ver­ schiebung der Nadel am Schiffskompaß, die er sehr ausführlich erörtert, bestätigten ihn in seiner Vermutung einer Kenntniß der Abweichung vor Kolumbus, aber n e u e , schlagende Beweise dafür wären durch diese Arbeit W o l k e n h a u e r s nicht geliefert worden. Die Arbeit unseres Forschers war aber noch nicht erschienen, als es ihm gelang, im „M useum Ferdinandeum 11 in Innsbruck, dann im Bayerischen Nationalmuseum in München und im Germanischen Nationalmuseum zu N ürnberg Sonnenkompasse aus den Jahren 1451, 1456 und 1470 zu endecken, welche eine Lösung der Frage gestatten. W olken­ hauer konnte nach genauer Besichtigung dieser Instrum ente noch einen N achtrag zu seiner Arbeit verfassen, dem wir nachstehende interessante Daten entnehmen. In den Boden der Kapsel des Innsbrucker Kompasses (1451) ist eine A b w e i c h u n g s m a r k e eingraviert. Um den Sonnenkompaß richtig zu gebrauchen, mußte er so lange gedreht werden, bis die Nadel über dieser Marke schwebte. Die Abweichungslinie weicht um den Betrag der magne­ tischen Deklination von der Mittagslinie der Sonnenuhr ab. Auf den Boden der Kapsel war diese Nordsüdlinie ursprünglich nicht eingetragen, sie ist nachträglich mit einem scharfen Instrum ent eingeritzt worden. Mög­ licherweise geschah dies, als man in bedeutend späterer Zeit die m ittler­ weile geänderte Abweichung notieren wollte. In ähnlicher Weise dürfte eine dritte vorhandene Marke entstanden sein. Nun entsteht natürlich die Frage, ob nicht auch die erste Marke eine Zugabe aus späteren Zeiten bedeute. W o l k e n h a u e r schließt dies aus. Die erste Marke weist auch eine kleine östliche Abweichung aus, sie ist ganz bedeutend tiefer eingraviert und macht durchaus den Eindruck des Ursprünglichen. Auch daran ist nicht zu denken, daß sich die Kapsel in der Unterlage ver­ schoben hat und dadurch die Neigung der Abweichungslinie gegen die Mittagslinie entstanden ist. „Gegen die Möglichkeit, daß die Abweichungs­ angabe nur einer zufälligen Verschiebung der Kapsel ihre Entstehung verdankt, spricht aber vor allem die Tatsache, daß wir ganz dieselbe

451 Abweichungsangabe, wie bei dem Innsbrucker Kompaß auch bei den folgenden Sonnenkompassen haben.“ Der Sonnenkompaß des Nationalmuseums zu M ü n c h e n (1456). Die Abweichungsmarke auf dem Boden der Kapsel ist nach Gestalt und Größe des Abweichungswinkels genau die gleiche wie beim Innsbrucker. A ußer der älteren Abweichungslinie sieht man auch hier eine feinere, roh eingeritzte westliche Abweichungslinie, die unzweifelhaft von späterer Hand rührt. W ie beim Innsbrucker Kompaß ist auch die Kapsel mit der Unterlage fest verbunden, daher eine zufällige Verdrehung unw ahr­ scheinlich. Der Sonnenkompaß in N ü r n b e r g , ohne Jahreszahl, mit dem Bilde des Papstes P a u l II. (1464—1471). Die Abweichungsangabe ist dieselbe wie vorher. Somit sind drei Kompasse vorhanden, auf welchen die Angabe der m agnetischen Deklination aus den Zeiten vor K o l u m b u s datieren, vorausgesetzt natürlich, daß die Annahmen W o l k e n h a u e r s alle richtig sind. Es würde sich unserer Ansicht nach noch lohnen, die Größe der magnetischen Abweichung für den Erzeugungsort des Kompasses um 1450 bis 1470 zu berechnen, um zu sehen, wie sich die Lage der Marken zum Kechnungsresultate verhält. Freilich ist diese Berechnung nicht einfach durchführbar, da wir das Gesetz, nach welchem sich die Deklination äußert, nicht kennen. (Nach Prof. W i e s e r sind die zwei ersten Instru­ mente aller W ahrscheinlichkeit nach in N ürnberg erzeugt worden.) ßezensent hat die einschlägige Literatur der allerletzten Jahre in­ folge seines geänderten amtlichen Berufes nicht mehr verfolgt und ist ihm daher unbekannt, ob die Forschung so weit gekommen ist, Formeln für die Berechnung der sekulären Änderung der erdmagnetischen Ele­ mente aufzustellen. Das letzte, was er darüber sah, sind die Arbeiten von S c h o t t 1) und C r u l s 2). Man könnte eventuell ähnliche Versuche machen, um bezüglich der Größe der Deklination in N ü r n b e r g um das Jah r 1500 Aufschlüsse zu erhalten. F. G e l c i ch.

Deutsche Schiffahrtsinteressen im Stillen Ozean. Von Dr. H. S c h u m a c h e r . Sonderabdruck aus „Schmollers Jahrbuch fü r Gesetz­ gebung'1 XXVI. 1) „On the secu lar v a r ia tio n o f the m agnetic d e clin a tio n in the U n ited S ta tes a n d some foreign s ta tio n s .“ B y Ch. Schott. 5 E d it. 1882. A p p e n d ix N r . 12 to R e p o rt fo r 18 8 2 o f T. E . H ilg a r d , S u p erin ten d en t. 2) „Sur la v a r ia tio n secu laire de la declin aison m agnetique a R io de J an eiro N o te M . Cruls. Com ptes ren d u s hebd. des seances de Vacadem ie des sciences. P a r is 1885. I.

452 Nach einer kurzen Einleitung über die Stellung des Stillen Ozeans in Geographie und Geschichte geht der als Nationalökonom wohlbekannte Verfasser zu einer Darstellung der Verkehrsverhältnisse im Stillen Ozean über, und zu Betrachtungen über die Erschütterung, welche die Monopol% Stellung Englands im Handel mit Ost- und Südasien, sowie mit Australien durch den Suezkanal erfuhr. Folgt eine Darstellung der Entwicklung des regelmäßigen Dampferverkehrs zwischen Europa und dem W est­ gestade des Stillen Ozeans mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Navigationslinien. — Hier schließt der erste Teil der Abhandlung. — Im zweiten Teile werden der Seeverkehr Amerikas mit den am Stillen Ozean angrenzenden Ländern besprochen, der Einfluß der nordameri­ kanischen Eisenbahnen auf den Seeverkehr und die zu erwartenden Folgen des Ausbaues des Nicaragua- oder des Panama-Kanals besprochen. Lesenswert ist für uns Österreicher diese Schrift S c h u m a c h e r s be­ sonders jetzt, wo man auch bei uns die größten Anstrengungen macht, um unsere Schiffahrt zu fördern, weil wir aus dieser Schrift m ehr oder weniger lernen können, was wir alles versäumt haben, was wir in Ost­ asien alles hätten erreichen können, wenn sich die Handels-Marine auch in unserem Vaterlande eines allgemeineren Interesses erfreuen würde, wenn sie nicht Dezennien hindurch als eine reine Provinzialinstitution gegolten hätte, von deren Existenz das Binnenland fast keine Ahnung hatte. W ar es nicht1 eine tollkühne Idee von W i e g a n d , dem „Norddeutschen L lo yd “ zuzumuten, die beiden englischen Linien die „Scottish Oriental Steam ­ ship Co.“ und die sogenannte „H olt-L inie“ anzukaufen, um den Betrieb der Küstenschiffahrt in Südasien an sich zu reißen? Aber das Projekt wurde durchgeführt, der Schiffspark dieser Linie binnen Jahresfrist fast verdoppelt. Durch dieses energische Eingreifen des „Norddeutschen L lo yd “ zur rechten Stunde ist der außerordentlich wertvolle Handel an der langen Strecke von S i n g a p o r e bis H o n g k o n g zum großen Teile in deutsche Hände gelangt. Insbesondere die bedeutende Reisausfuhr aus B a n g k o k , wo die größten Reismühlen Deutschen gehören, sowohl nach Europa als auch nach dem Süden Chinas, ist damit deutschen Schiffen zugefallen. W ir haben hier nur ein Beispiel deutschen Unternehmungsgeistes anführen wollen; die Leser der Broschüre werden noch manches In te r­ essante darin finden. Aber der Stille Ozean ist in bezug auf Verkehr noch lange nicht das, was er sein soll; alles deutet darauf hin, daß diese größte Wasserfläche unseres Planeten schnell in ihrer Bedeutung für den Welthandel den Atlantischen Ozean überflügeln wird; und S c h u ­ m a c h e r zeigt durch kurze W orte, welchen Nutzen die deutsche Marine aus dieser Entwicklung ziehen kann. W äre es nicht noch möglich, daß auch unsere Handelsflagge neue W irkungsgebiete in Aussicht nähm e? E. G.

453 Schiff und W asser. Betrachtungen über das fahrende Schiff und das W asser seiner Umgebung. Yon J. F. Be c k e r . Schiffbautechnisches Bureau. Hamburg 1905. Eine mit m ehreren Abbildungen ausgestattete, kleine Schrift, welche die Erkenntnis der von W asser und Schiff aufgewendeten Kraft sowie ihr Verhältnis behandelt und im Anschluß an diese Betrachtungen einen kurzen Hinweis zur Konstruktion der Schiffsform bringt. La construction des Cadrans solaires. (Ses principes, sa pratique), precedee d'une liistoire de la gnomique, p a r Abel S o u c h o n , membre adjoint du bureau des longitudes. Paris. Gauthier-Y illars, im prim eurlibraire, Quai des G rands-Augustins, 55. P rix 2 fr. 75 c. Diese 52 Seiten starke, mit 2 Figuren ausgestattete Broschüre bringt eine einfache Erklärung der Grundsätze zur Herstellung von Sonnen-Uhren und aller Regeln, welche sich auf die Anwendung der gnomonischen (Sonnen-, Mond-, Stern-) Uhren beziehen. Eine historische Darstellung der gnomonischen W issenschaft ist beigefügt. Das Büchlein wird ins­ besondere für Astronomen von Interesse sein. Entscheidungen des kaiserlichen Oberseeamts u n d d e r S e e ä m t e r zu H a m b u r g u n d B r e m e r h a v e n aus d e m J a h r e 1904. Zusammen­ gestellt von 0. S c h r o e d t e r , Redakteur der „Hansa11. Ergänzungsband des Jahrbuchs der Rhedereien und Schiffswerften. Hamburg 1905. Ver­ lagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. Preis broschiert 2 ’50 Mk. Enthält den Tatbestand und die Urteile mit Begründungen von 39 Fällen, u. zw. Kollisionen, Strandungen, Explosionen, Tod von Mann­ schaften, Kesselschäden, Feuer, Untergang von Schiffen. Die vorliegende Schrift ist wichtig für Rheder, Assekuradeure, Kapitäne, Schiffsofliziere, Lotsen etc., und wird jedem, der am Seewesen Anteil nimmt, von Inter­ esse sein.

Zeitschriften-Index.1) A rtillerie, Bewaffnung, Sprengtechnik und Panzerwesen. E ngin eerin g. Nr. 2 0 4 3 . Tests of armour-plate for the Japanese battleship K a s h i m a . S. 22 4 . — 1iiv ista m a rittim a . Februar. Studio dell’ alzo. S. 2 2 3 . — S tah l u n d E isen . Nr. 4. Panzerplattenwalzwerk der französischen Marineverwaltung. S. 199. 1) Alle in diesem Index angeführten Zeitschriften liegen in der k. u. k. MarineBibliothek auf.

454 Astronomie, Nautik, Navigation. H ansa. Nr. 9. Eine praktische Stand­ linie. S. 101.

E lektrizität und Magnetismus. Kompaßwesen. R in glers polytechnisches Journal. Nr. 9. Neuerungen auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie. S. 140. — E lectrical Review. Nr. 14 2 0 . W ireless telegraphy and the empire. S. 2 12. — Electricien. Nr. 73 7 . Palan electrique pour le chargement des navires. S. 86. — E n ­ gineering. Nr. 2 0 4 2 . D etails of electric stearing-gear of the turbine steamer M a u x MANN. S. 21 3 .

Expeditionen, Reiseberichte, Geographisches. M itteilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in W ien. Nr. 1. Fahrten und Wanderungen in der nörd­ lichen Adria. S. 3. — Peterm anns M itteilungen. Nr. 2. Die Bevölkerung der Karo­ linen und Marianen. S. 36. H a n d e ls -M a r in e . Engineering. Nr. 2041. The new Cunard liners. S. 188. Nr. 2043. Passenger accomodation of the Cunard liner C a r o n i a . S. 260. — Lega navale. Nr. 3. II „trust“ dell’ Oceano e dell’ Adriatico. S. 49. — M arine Engineering. (New-York.) Februar. The report of the merchant marine commission. S. 87.

Hydrographie und Ozeanographie, Häfen und Kanäle. Engineer. Nr. 2566. The Panama canal. S. 209. — Hansa. Nr. 9. Neue Inseln. S. 102. — Petermanns Mitteilungen. Nr. 2. Die Ursachen der M eeresströmungen. (Schluß.) S. 25. — Scien­ tific Am erican. Supplement. Nr. 1519, 1520. On sea charts formerly used in the Marshall Islands. W ith notes on the navigation of these islanders in general. S. 24.340, 24.356. Jachtwesen. W assersport. Nr. 6. Die W ettfahrt um den Ozeanpokal des Kaisers. S. 56. Nr. 7. Über G ewicht und Form von Jachten. S. 67. Nr. 8, 9. Über Spieren und deren Zutakelung. S. 77, 87. Nr. 10. Die großen deutschen See-W ett­ fahrten 1905. S. 98. Dampfjachten. S. 99. — Yacht. Nr. 1405. Les knockabouts de 18 pieds de la baie du M assachusetts. S. 87. Nr. 1406. Les yachts automobiles M e r ­ c e d e s -M e r c e d e s et Q u a n d - m e n e . S. 180. Kriegs-Marine: Organisation, Verwaltung, Stapelläufe, Probefahrten, Schiflfsbeschreibungen, Allgemeines. (Torpedofahrzeuge siehe Torpedowesen.) A rm y and N avy G azette. (London.) Nr. 2352. The Russian navy. S. 156. Nr. 2354. The navy estimates. S. 204. — A rm y and N avy Journal. (New-York.) Nr. 2163. Naval appropriation bill. S. 609. — P a n zers Arm ee-Zeitung. Nr. 7. Die Entwicklung der Kriegsflotten 1904/05. S. 3. — Engineer. Nr. 2563. The Russian battleship O r e l . S. 148. Nr. 2566. The French armoured cruiser E r n e s t R e n a n . S. 217. — M arine Engineering. (New-York.) Februar. Trial trip of the C h a t t a n o o g a . S. 57. French armoured cruiser D c p l e i x . S. 65. — M arine-R undschau. März. Jahresberichte über die M arine der Vereinigten Staaten für das Rechnungsjahr 1903— 1904. S. 314. B e­ richt des Abgeordneten Bos zum Ilaushaltungsvoranschlage der französischen Marine für das Jahr 1905. S. 330. — M oniteur de la flotte. Nr. 5. Une allocution du m inistre de la marine. S. 3. Nr. 6, 7, 8, 9. La marine au parlement. S. 3, 3, 5, 5. Nr. 6. Commission extraparlementaire de la marine. Nr. 3. Nr. 8. L ’avancement dans les equipages de la flotte. S. 3. Nr. 8, 9. La discussion du budget de la marine. S. 6, 5. Nr. 9. Le ramplacement des navires devenus impropres au service m ilitaire. S. 3. — N autical M agazine. März. Training of boys for sea service and recruiting for r. navy. S. 213. — Questions navales. Nr. 2. La marine militaire fran% aise et ses industries. (Forts.) S. 56. — R ivista maritim a. (Rom.) Februar. Marina ausiliaria e riserva navale. S. 305. — Scientific American. Bd. 92. Nr. 6. Scout cruisers for the U. St. navy. S. 120. Nr. 7. The U. St. naval training school at Newport. S. 144. — United Service M agazine. März. Ships great and sm all. S. 553. — Yacht. Nr. 1405. Le S e n t i n e l

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S. M. Schiff

HABSBURG

in der Einfahrt nach

Sehenico.

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