Medienmitteilung vom 7. Dezember 2012

Medienmitteilung vom 7. Dezember 2012 FESTIVAL HÖHENFEUER Do 10. / Sa 12. / Fr 25. Jan. 2013 20 Uhr Sa 26. Jan. 2013 18 Uhr DIE FREMDENINDUSTRIE Eine...
Author: Meta Peters
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Medienmitteilung vom 7. Dezember 2012 FESTIVAL HÖHENFEUER Do 10. / Sa 12. / Fr 25. Jan. 2013 20 Uhr Sa 26. Jan. 2013 18 Uhr

DIE FREMDENINDUSTRIE Eine Verkaufsshow von Georg Scharegg mit Schauspielern, Musikern und Spezialgästen

Die Uraufführung der Verkaufsshow «Die Fremdenindustrie» des Bündner Regisseurs Georg Scharegg eröffnet am 10. Januar 2013 das Festival «Höhenfeuer». Eine prall gefüllte, ironische Leistungsschau Bündner Unterhaltungskunst und ihrer Vertreter, die sich den Mitteln der Show und Animation, der Werbe- und Informationsveranstaltung sowie des bunten Abends und des grüblerischen Kultursymposiums bedient. Graubünden gibt sich für einmal extrovertiert, applausgeil und unverschämt. Graubünden ist schön und muss vom Tourismus leben, vom Angebot an Zweitwohnungen, von der Pistenkapazität am Sonntag, dem Wildbestand, der Urigkeit letzter Bergbewohner, dem Dialekt und dem Romanischen, dem Wappentier, der Viamala, der Unesco-RhB, neuen Naturparks und den Produkten der Bioalpwirtschaft. Graubünden ist die Ware, wir alle sind ihre Verkäufer. Ob wir Tourismusvertreter, Regionalpolitiker, Bergbahnbetreiber, Dienstleister, Bauern, Beamte, Jäger, Lehrer, Biker, Autohändler oder Kulturschaffende sind. Aber Graubünden steht in Konkurrenz mit Österreich, Bayern und dem Wallis. Da muss man sich dem Wettbewerb stellen, lauter und preisgünstiger, aber auch unverfälschter, cooler und zeitgemässer agieren. In dieser Verkaufsshow betreten potenziell alle mit der Fremdenindustrie verbundenen Akteure mit ihren wortwörtlichen Aussagen die Bühne. Dabei erobern Texte, die niemals für die Bühne gedacht waren, diese im Handumdrehen. Aus knochentrockenen Bauverordnungen wird einfühlsame Poesie, aus nüchternen Debatten entstehen bühnenreife Glaubenskämpfe. Bündner Schauspieler steigen in die grossen Stiefel der Wortführer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Alltag. Eine Gruppe von Bündner Musikern lässt sich vor den ironischen Karren der Tourismusshow spannen; sie singen, orgeln und blasen, was das Zeug hält fürs Geschäft. Der einzigartige bündnerische Sprachenreichtum wird in seiner ganzen Komplexität ins Offensive gedreht. Kreativübersetzungen, Sessions mit Wortvarianten aus allen Sprachen und Dialekten des Kantons und die Generierung von Neologismen verstärken eine real vorhandene Kakophonie, die in der Show zum kulturellen Kapital erklärt wird. Übersetzungen durch Übertitelungen und zusammenfassende Moderationen lassen die Show im Identitätsblock zu einem kulturellen Symposium werden, bevor wiederum Entwickler und Architekten, Grossräte, Markendesigner und Stammtischbesucher die Diskursplattform besteigen.

Die Wahl von nicht-literarischen bzw. nicht-dramatischen Texten ist ein Markenzeichen des in Berlin lebenden Theatermachers Georg Scharegg. Dabei erweitert er das Spektrum der theatralen Darstellungsformen und stellt Realmaterial in unerwartete Kontexte. In Zusammenarbeit mit der Bühnenbildnerin Silke Bauer werden immer wieder neue räumliche Präsentationsformen entwickelt. Aus dieser theatralen Forschungsarbeit entstand unter anderem das Format «Spielplan Deutschland», das inzwischen überregional tourt und als Schweizer Ableger «Spielzeit Schweiz» bereits mehrmals am Langen Samstag in der Churer Postremise zu Gast war.

Mit: Sara Francesca Hermann, Felicitas Heyerick, Lorenzo Polin, Nikolaus Schmid, Christian Sprecher Live-Musik: Guido Decurtins, Michel Estermann, Augustin Maissen, Fredy Manser Konzept & Regie: Georg Scharegg Dramaturgie: Martina Mutzner Bühne: Silke Bauer Kostüme: Ursina Schmid Video: Paula Redlefsen Projektleitung: Nathalie Buchli (Kulturist GmbH) Produktion: Georg Scharegg Koproduktion: Theater Chur In Zusammenarbeit mit: «cultuRa+» / Kulturprogramm der Lia Rumantscha Medienpartner: RTR – Radiotelevisiun Svizra Rumantscha Dauer: ca. 90 Min. Preise: CHF 42.– / 21.– ermässigt Publikumsgespräch: Sa 12. / Sa 26. Jan. 2013 im Anschluss an die Vorstellung

5 Fragen an Georg Scharegg (Theater Chur) 1. Warum der Titel «Die Fremdenindustrie»? Zunächst hat mich die Wortschöpfung aus dem 19. Jahrhundert wegen ihrer Ambivalenz fasziniert. Früher versprach der Begriff Moderne, Aufbruch, Arbeitsplätze, Verkehrssysteme, Dinge, die bitter nötig waren. Vor dem heutigen Hintergrund hören sich die industriellen Möglichkeiten eines systematisierten Tourismus vielleicht wie eine Bedrohung an. Somit ist aber auch die Frage nach der zukünftigen Entwicklung aufgeworfen: schnell-langsam, industrialisiert-individuell, Qualität oder Quantität etc. Diese Meinungskämpfe will die Show in zugespitzter und unterhaltender Weise abbilden. 2. Wie muss man sich diese Show vorstellen? Wie einen verrückten Kongress, eine Wahlveranstaltung, eine Produktmesse oder ein Kultursymposium. Wir zitieren neben gesprochenen Texten natürlich auch Stile von Auseinandersetzungen, wie er in den verschiedensten Foren und leibhaftigen Veranstaltungen typischerweise gepflegt wird.

3. Wer wird zitiert, warum wird zitiert? Wir liefern in der Show mit unseren Zitaten tatsächlich einen Querschnitt des heutigen Graubünden: Personen, Ämter, Wirtschaftszweige und Gruppen kommen mit Statements, Reden, Debattenbeiträgen usw. zu Wort. Diese Statements fliessen dann wiederum in eine fiktive, literarisierte Konferenz ein. Ich habe Graubünden in der Vorbereitung auf das Projekt als spannende Publikationsplattform erlebt. Es wird auf allen möglichen Feldern erbittert mit Worten gestritten. Texte, Formulierungsfinessen, Akzentuierungen und Beteuerungen sind die Waffen im Kampf der Interessen. Dass sich Sprache dermassen mit Streitkraft auflädt, wünscht man sich als Theaterschaffender immer von der Literatur, und hier wird das quasi schon mitgeliefert. 4. Wie beurteilen Sie nach der Sichtung all dieser Statements den Zustand von Graubünden derzeit? Die Show bezieht im Meinungsstreit keine Position. Wir sind auch keine Analytiker einer realen Situation Graubündens. Wir haben einfach nach theatral brauchbaren Texten Ausschau gehalten und davon sehr viele gefunden. Je mehr sich gewisse sprachliche Gegenwelten, wie sie etwa in der Tourismuswerbung errichtet werden, von einer erlebten Realität wegbewegen, desto spannender für uns; diese ungewollte Ironie hat Unterhaltungspotenzial. 5. Geht es in der Fremdenindustrie nur um die Tourismusbranche? Nein! Die überspitzte Hypothese der Show ist, dass in einer Region die als geschlossenes Markenprodukt auftreten will, alles nur stattfindet, um Segmente dieses Markenversprechens zu erfüllen. Auch die viel-kritisierten «Hindernisse» im Entwicklungsmotor drehen sich so ins Positive: Unsere Schwächen erklären wir selbstbewusst zu Alleinstellungsmerkmalen und somit zu Stärken. Somit fliesst in die Show wirklich alles Bündnerische potenziell als Material ein: So sind wir eben! (Authentizität) und: Nur wir sind so! (Alleinstellungsmerkmale).

Georg Scharegg – Konzept & Regie 1960 in Chur geboren. Studierte in Zürich und lebt seit 1993 als Schauspieler, Regisseur und Theaterproduzent in Berlin. Nach mehreren Festengagements als Schauspieler gründete er 2003 den inzwischen überregional bekannten Theaterdiscounter in Berlin und leitet ihn bis heute als Regisseur. In Graubünden sammelte er in den frühen 80ern seine ersten Theatererfahrungen am Stadttheater Chur, der Klibühni und an den Freilichtspielen. 1984 drehte er im Bergell den Spielfilm: «Marignano». In den letzten Jahren war er in der Schweiz u.a. in Stina Werenfels Kinofilm «Nachbeben» als Schauspieler zu sehen. An der Klibühni führte er in den Produktionen «Business Class» von Martin Suter (2009) und

«Montauk» von Max Frisch (2010) Regie. In der Postremise war die «Spielzeit Schweiz-Show» dreimal am Langen Samstag zu Gast. Das deutsche Pendant «Spielplan Deutschland» tourte im Herbst 2011 – startend am Theaterdiscounter durch die deutsche Theaterlandschaft von Hamburg bis Leipzig.

Martina Mutzner – Dramaturgie Geboren in Chur. Studierte zunächst Germanistik bevor sie das Gesangsstudium bei Eva Krasznai in Basel aufnahm. Nach Studienaufenthalten an der «Buchmann-Mehta School of Music Tel Aviv» setzte sie ihr Studium bei Fiorenza Cossotto in Italien fort. Seit 2010 ist sie als freie Theaterschaffende v.a. im Musiktheater tätig und arbeitet regelmässig am Opernhaus Zürich. Sie ist Gründerin und künstlerische Leiterin des Salonfestivals «Musiksalon», das jährlich in Chur und Umgebung stattfindet.

Silke Bauer – Bühnenbild 1982 geboren. Lehre als Bühnenplastikerin an der Deutschen Oper Berlin, die sie mit Auszeichnung als Bundesbeste abschloss. Ihr Bühnenbild-Studium an der Universität der Künste Berlin bei Hartmut Meyer beendete sie im Dezember 2011 mit Auszeichnung. Bereits während des Studiums entwickelte sie Bühnen- und Kostümbilder für Schauspiel- sowie Performance-Projekte, davon mehrfach am Theaterdiscounter Berlin, wo sie seit 2007 Ensemblemitglied ist. Mit dem Theaterkollektiv copy&waste (Jörg Albrecht/Steffen Klewar) arbeitete sie für das Theater am Lend Graz, das Schauspielhaus Wien, den Ringlokschuppen Mülheim a.d.R. und das Hebbel Theater Berlin. Ihr letztes Bühnenbild am Hebbel Theater entstand zusammen mit dem Label Rimini Protokoll für das Projekt «Lagos Business Angels» (2012). Ausserdem ist sie in den Filmstudios Babelsberg regelmässig als Set Dresser und Stand by Prop für diverse Filmproduktionen tätig, u.a. «Operation Walküre», «Inglourious Bastards» und «Witch hunters» .

Ursina Schmid – Kostüme In Graubünden aufgewachsen. Knüpfte 2005 mit der Produktion «Steine in den Taschen» (Regie Andrea Zogg) erste Kontakte zum Theater. Absolvierte eine Ausbildung zur Theaterschneiderin in Zürich. Für die Klibühni erstellte sie die Kostüme für die Produktionen «Maria Stuart» (Regie Marco Luca Castelli), «Der Revisor» (Freilichtspiele, Regie:René Schnoz) und «Giacumbert Nau» (Reihe Höhenfeuer, Regie Manfred Ferrari).

Nathalie Buchli – Produktion Produzierte seit der Gründung der Produktionsfirma Kulturist GmbH 2010 «my life between» von Cornelia Huber, «Yalla!» von Dalit Bloch, «Keyner nit» von Mathias Steinauer und Sven Holm, «Schraffur für Gong und Theater» von Fritz Hauser und Boa Baumann, die Theatersoap «Cüpliweg 10» von Meret Matter und «Die Wahl» von touche ma bouche. Zudem Management von Fritz Hauser, Stahlbergerheuss,

Stefan Heuss und Geschäftsführung des zeitgenössischen Churer Musikensembles ö!. Sie leitete und unterstützte von 2007 bis zur Gründung ihrer eigenen Firma 2010 den Auf- und Ausbau der Theater-Produktionsfirma dieproduktion GmbH, Basel. Sie verfügt über langjährige Berufserfahrung in der Organisation und Führung von Mehrspartenbetrieben (u.a. Kaserne Basel, KiFF Aarau). 2006 Abschluss Master of Advanced Studies in Arts’ Management an der Universität Basel (Kulturmanager).

Sara Francesca Hermann – Schauspiel In Samedan geboren und dreisprachig aufgewachsen. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Chur und zwei Jahren Berufserfahrung als Primarlehrerin hat sie die Comart in Zürich absolviert. Als Kind spielte sie Klavier und Klarinette, später Gitarre und Akkordeon, in Chur dirigierte sie den Chor Rumantsch. 2009 gewann sie den Förderpreis für Bewegungs-Schauspieler des Migros Kulturprozentes, 2010 wurde das Stipendium verlängert. Erste Theatererfahrungen sammelte sie bei Auftritten mit der DKG, später an den «Dis da Litteratura» in Domat/Ems.

Felicitas Heyerick – Schauspiel Als deutsch-belgische Doppelbürgerin in den Bündner Bergen geboren und aufgewachsen. Sie genoss bereits früh Förderung in Gesang und verschiedenen Instrumenten. Seit ihrer Ausbildung an der European Film Actor School in Zürich (Abschluss 2008) arbeitete sie als freischaffende Schauspielerin u.a. mit Hansjörg Betschart, Sarah Ley, Achim Lenz, Martin Kusej und Magdalena Nadolska zusammen. Dabei war sie landesweit auf den Bühnen verschiedener freier Kulturstätten aber auch in grossen Häusern, wie der Oper Zürich zu sehen.

Lorenzo Polin – Schauspiel In Samedan geboren. Besuchte dort das Gymnasium der Academia Engiadina. Er spricht und spielt in allen drei Kantonssprachen. Zuletzt war er im Stück «Zwei nach Orff» in Zürich und im Stück «Giacumbert Nau» (2011) zu sehen, das von der Postremise Chur im Rahmen des Festivals Höhenfeuer produziert wurde. Nach Abschluss der Film- und Fernsehschauspielschule EFAS in Zürich 2009, videoporträtiert er derzeit für die Stiftung «La Tuor» Persönlichkeiten aus Südbünden und moderiert die Fernsehsendung «La Baterlada» für Tele Südostschweiz.

Nikolaus Schmid – Schauspiel 1976 in Zürich geboren, im Bündner Safiental aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zum Primarlehrer arbeitet er zwei Jahre auf diesem Beruf. 2002 lässt er sich an der Berner Hochschule der Künste zum Schauspieler ausbilden. Er erhält 2003 und 2004 ein Stipendium der Ernst Göhner Stiftung und 2008 den Förderpreis der Stadt Chur. Nikolaus Schmid lebt im Kanton Zürich, spielt jedoch regelmässig in Bündner Produktionen, u.a. in „«Die Wolfshaut» von Achim Lenz (2012). Unter der Regie von Georg Scharegg spielt er in «Business Class» von Martin Suter.

Christian Sprecher – Schauspiel 1975 in Arosa geboren. Studierte von 2001 – 2005 an der «Arturo Schule» in Köln Schauspiel, und von 2010 – 2011 an der VHS Berlin «Camera Actors Studio/ISFF». Seit seiner Ausbildung arbeitete er am Schauspiel Köln, Badisches Staatstheater Karlsruhe und am Staatstheater Kassel sowie als freischaffender Schauspieler. Als Regisseur arbeitet er mit dem Jugendclub 16+ des Staatstheaters Kassel. Zuletzt war er im Shakespeare Company Berlin im Sommernachtstraum unter der Regie von Doris Hader als Oberon zu sehen.

Guido Decurtins – Akkordeon, Klavier Startet mit Schweizer Volksmusik, überschreitet bald musikalisch die Landesgrenzen und wird in vielen europäischen Volksmusikszenen heimisch. Michel Estermann – Gitarre Hat seine musikalischen Wurzeln in der Pop-, Rock- und Jazzmusik. Studierte an der Jazzschule Basel und an der Hochschule der Künste in Zürich. Musikalische Projekte bringen ihn in Kontakt mit der Klezmer- und Volksmusik. Augustin Maissen – Kontrabass, Klavier Ist durch seine berufliche Tätigkeit als Geigenbauer in Zürich und Trun eng mit der Musik verbunden. Spielt während Jahren Kontrabass in verschiedenen Ad-hocFormationen. Fredy Manser – Klarinette, Saxophon Spielte in verschiedenen Rock-, Tanz- und Unterhaltungsmusikformationen. Bevorzugt Musikrichtungen, die Freiraum für eigene Kreationen und Improvisationen bieten, z.B. Klezmermusik und älteren Jazz.

Die vier Schweizer Musiker spielen schon lange in den unterschiedlichsten Formationen miteinander. Musikalisch begeistert von der Tanzmusik bewegt sich ihr Repertoire stilsicher von Folklore bis hin zu altem Jazz, Zigeuner-Jazz, Klezmer, südamerikanisches bis hin zur Musette.

Medienmitteilung und Pressefotos finden Sie im Bereich Presse unter www.theaterchur.ch

KONTAKT Anita Willi, Mandat Marketing & Presse Theater Chur 08eins – Agentur für Marketing mit Kultur Kornplatz 12 CH-7000 Chur T +41 (0)81 250 60 81 M +41 (0)79 662 38 00 F +41 (0)81 534 60 82 [email protected] Ann-Marie Arioli, Stv. Direktorin und Dramaturgin Theater Chur Theater Chur Zeughausstrasse 6 CH-7000 Chur T +41 (0)81 254 12 92 M +41 (0)78 781 12 24 F +41 (0)81 252 76 86 [email protected]