KONZEPT PAEDAKOOP WOHNGRUPPEN LEBENSWELTORIENTIERTE BETREUUNG PRIVATSCHULE

KONZEPT PAEDAKOOP 2016 WOHNGRUPPEN | LEBENSWELTORIENTIERTE BETREUUNG | PRIVATSCHULE INHALTSVERZEICHNIS VORWORT Vorarlberger Kinderdorf Vorarlberger...
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KONZEPT PAEDAKOOP

2016 WOHNGRUPPEN | LEBENSWELTORIENTIERTE BETREUUNG | PRIVATSCHULE

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT Vorarlberger Kinderdorf Vorarlberger Kinderdorf und Werk der Frohbotschaft Batschuns als Trägereinrichtungen Werk der Frohbotschaft Batschuns

1 1 2 2

1.

ZIELGRUPPE

2

2.

ZIELSETZUNG

2

3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.4

AUFGABENSCHWERPUNKTE Im Auftrag der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe Im Auftrag der Bildung Aufnahmeprozess in die Betreuung Gemeinsame Prozessführung Betreuungsverlauf in der Paedakoop Aufnahmephase Abklärungsphase Betreuungs- und Entwicklungsphase Abschlussphase

3 3 3 4 4 5 5 7 7 8

4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8

8 8 9 10 11 11 12 12

4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 4.15

METHODIK, HALTUNGEN UND PRINZIPIEN Pädagogische Grundhaltung Prinzip der Partizipation der Kinder und Jugendlichen und deren Eltern Prinzip Kinderschutz Krisenintervention und Krisenmanagement Prinzip der Durchlässigkeit Prinzip 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr Prinzip der differenzierten Angebote Unterstützung, Begleitung und Beratung von Eltern und Einbeziehen des sozialen Nahraums Klinisch-psychologische Behandlung, Psychotherapie, und Musiktherapie Klinisch-psychologische Diagnostik Kooperation mit Kinder- und Jugendpsychiatrie Werkstätten als Methode Tiergestützte Pädagogik Ferienprojekte Begleitung der weiteren Schullaufbahn oder der Berufsfindung

12 13 13 13 14 17 17 17

5. 5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.3

ANGEBOTE Paedakoop Wohngruppen Betreuung im stationären Rahmen Betreuung im teilstationären Rahmen Lebensweltorientierte Betreuung - LOB Betreuung im ambulanten Rahmen Betreuung im intensivpädagogischen Rahmen Paedakoop Privatschule

17 18 18 18 19 19 19 20

6. 6.1 6.2 6.3

QUALITÄTSENTWICKLUNG Qualität in der Betreuung des einzelnen Kindes Qualität in der Funktion Qualität im Management

22 23 23 23

7. 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6

RAHMENBEDINGUNGEN Gesetzliche Grundlagen Finanzierung Personal Räumlichkeiten und Infrastruktur Vernetzung Öffentlichkeitsarbeit

24 24 24 24 24 25 25

VORWORT VORARLBERGER KINDERDORF Das Vorarlberger Kinderdorf bietet als Einrichtung der privaten Kinder- und Jugendhilfe vielfältige Dienstleistungen im präventiven, ambulanten und stationären Bereich an. Die Angebote der verschiedenen Fachbereiche – Familienimpulse, Netzwerk Familie, Ambulanter Familiendienst, Auffanggruppe, Paedakoop Wohngruppen, Lebensweltorientierte Betreuung und Privatschule, Pflegekinderdienst und Kinderdorf Kronhalde mit Nachbetreuung - sind aufeinander abgestimmt und ergänzen sich. Unsere zentralen Anliegen sind das Wohl, der Schutz und die Rechte der Kinder und Jugendlichen. In unseren Grundhaltungen und Konzepten orientieren wir uns an einem gemeinsamen Leitbild sowie gemeinsam erarbeiteten fachlichen Standards. Die Grundlage unseres beruflichen Handelns ist die von Wertschätzung und Respekt getragene Beziehung zu den betreuten Kindern und Jugendlichen und deren Familien. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen Minderjährige, die aufgrund emotionaler, sozialer und materieller Benachteiligungen in ihrer seelischen, geistigen und körperlichen Entwicklung im besonderen Maße gefährdet sind. Wir nehmen deren Eltern in ihrer Verantwortung ernst und unterstützen sie, den ihnen möglichen und angemessenen Beitrag im Sinne ihrer Kinder zu leisten. Zur Sicherung der Qualität unserer Dienstleistung legen wir Wert auf hohe fachliche Qualifikation und persönliche Eignung der MitarbeiterInnen im jeweiligen Tätigkeitsbereich. Gegenseitige Achtung, fachliche Kompetenz und faire Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams prägen unseren Arbeitsstil und schaffen ein Klima, das die fachliche und persönliche Entwicklung fördert. In der Gestaltung der fachlichen Arbeit sind die MitarbeiterInnen in ihren Teams weitgehend autonom. Der praktizierte Führungsstil entspricht einer flachen Hierarchie, wir legen Wert auf transparente und zweckdienliche Entscheidungsprozesse. Im Kontakt mit unseren Systempartnern bemühen wir uns um eine gute Vernetzung und eine partnerschaftliche Kooperation im Sinne der gemeinsamen Zielsetzung.

Dr. Christoph Hackspiel Geschäftsführer

Dr. Anneli Kremmel-Bohle stv. Geschäftsführerin

DAS VORARLBERGER KINDERDORF UND DAS WERK DER FROHBOTSCHAFT BATSCHUNS ALS TRÄGEREINRICHTUNGEN Die Paedakoop mit ihren ambulanten, stationären und teilstationären Angeboten ist ein Fachbereich des Vorarlberger Kinderdorfs. Ihre Spezifität besteht in der engen Verschränkung mit der Paedakoop Privatschule. Das Werk der Frohbotschaft fungiert als Schulträger und das Vorarlberger Kinderdorf als Schulerhalter.

WERK DER FROHBOTSCHAFT BATSCHUNS Die Paedakoop Privatschule ist eine katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht. Das Werk der Frohbotschaft Batschuns fungiert als Träger der Schule. Die Frohbotinnen sind eine Gruppe von Frauen, die 1947 als »Weltgemeinschaft« - eine geistliche Gemeinschaft der katholischen Kirche - ihren Weg begann. Derzeit leben 59 Frohbotinnen in Österreich, Deutschland, England, Türkei und Lateinamerika. Sich besonders jenen Menschen zuzuwenden, die an der Last ihres Lebens tragen, benachteiligt und an den Rand gedrängt sind, sehen die Frohbotinnen als besondere Verpflichtung. 1. ZIELGRUPPE Wir bieten Betreuung, Hilfe und Unterstützung für emotional und sozial benachteiligte schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die in ihrem sozialen Lebensraum (Schule und/oder Familie) gravierende Schwierigkeiten haben. 2. ZIELSETZUNG Unser Ziel ist Unterstützung von Familien, in denen das Kindeswohl vorübergehend in besonderem Maß gefährdet oder beeinträchtigt ist. Wir tragen dafür Sorge, dass in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird. Die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien werden nach Möglichkeit gefördert, um deren Eigenständigkeit wiederherzustellen. Grundsätzlich ist es unser Anliegen, vorhandene individuelle, soziale und emotionale Ressourcen zu stärken und Selbsthilfekräfte zu aktivieren. Empowerment ist Leitgedanke für unsere Arbeit, indem wir uns bemühen, die Selbstwirksamkeit der Kinder/Jugendlichen und deren Familien zu wecken und zu stärken. Im Sinne einer ausgeglichenen, hohen Lebensqualität für Kinder und Jugendliche müssen deren seelische, geistige und körperliche Gesundheit sowie deren familiäres und soziales Eingebunden-Sein sichergestellt sein. Ist dies nicht gegeben, ist es notwendig, die individuellen Symptome und Dispositionen in einem systemischen Kontext zu betrachten. Die Entwicklung eines förderlichen Umfeldes der Kinder und Jugendlichen als Voraussetzung für ihre Reintegration in das Herkunftssystem (Familie und Regelschule) hat Vorrang vor längerfristigen Fremdplatzierungen. Hierfür ist eine enge Kooperation mit dem Herkunftssystem eine notwendige und wesentliche Voraussetzung.

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Die Sicherung eines positiven Schulverlaufes, eines positiven Schulabschlusses oder eine geplante und begleitete Rückführung in das Regelschulsystem werden angestrebt. Eine Betreuung in den Angeboten der Paedakoop ist dann indiziert, wenn Regelsysteme (Eltern, Schule, Kindergärten etc.) an ihre Grenzen kommen und keine entsprechende Versorgung ihrerseits mehr möglich ist. Sehr oft betrifft das Kinder und Jugendliche, die eine Schulsuspendierung oder eine angedrohte Schulsuspendierung ausgesprochen bekommen. Vor der Betreuung durch die Paedakoop wurden sämtliche Ressourcen des Regelsystems ausgeschöpft, erwiesen sich jedoch als nicht zielführend. Die Sicherung eines positiven Schulverlaufes bzw. eines positiven Schulabschlusses ist von hoher Priorität. Auch wird eine geplante und begleitete Rückführung in das Regelschulsystem angestrebt. Ziel ist es, in dieser Phase alles zu tun, dass eine Reintegration in die Familie, in die Regelschule bzw. Berufsausbildung gelingen kann. Das Angebot ist mittelfristig ausgelegt. Die durchschnittliche Betreuungsdauer beträgt 18 Monate. 3. AUFGABENSCHWERPUNKTE 3.1 Im Auftrag der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe Die Paedakoop erfüllt im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes im Auftrag der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe folgende Aufgaben: • geplante, vorbereitete und vereinbarte Aufnahme von Kindern und Jugendlichen • Pflege und Erziehung der Minderjährigen während der stationären Betreuung und Unterstützung der Erziehung während der teilstationären und ambulanten Betreuung • Abklärung und Diagnostik des Entwicklungsstandes der Minderjährigen, der Dynamik im Herkunftssystem und der Abklärung der Problemstellung, die zur Aufnahme geführt hat, sofern dies nicht bereits im Vorfeld der Aufnahme stattgefunden hat • Stärkung der Gesamtpersönlichkeit der Kinder und Jugendlichen • Einübung alternativer Verhaltensmöglichkeiten bei gravierenden Störungen • Beratung und Begleitung der Eltern (des Herkunftssystems) als Voraussetzung für die erwünschte Reintegration in die Herkunftsfamilie • Aufnahme von Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen (Gefahr in Verzug) und nachrangig zur Auffanggruppe des Vorarlberger Kinderdorfes 3.2 Im Auftrag der Bildung Die Paedakoop Privatschule hat den Auftrag, SchülerInnen im Pflichtschulalter, die aufgrund ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung eine spezifische Begleitung und Förderung benötigen, nach den Lehrplänen der Allgemeinen Sonderschule, der Volksschule und der Neuen Mittelschule zu unterrichten. Das beinhaltet: • eine ganzheitliche Stabilisierung und Abklärung der vorliegenden Entwicklungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten • die Abklärung des Leistungsstandes und die fachgerechte Einstufung der Kinder und Jugendlichen • die Erstellung eines individuellen Förderplanes (IFP)

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• die Förderung von personalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten • die Entwicklung von Handlungskompetenz (Selbst-, Sozial-, Methoden- und Sachkompetenz) • einen positiven Schulabschluss oder die Vorbereitung und Umsetzung der Rückführung in das Regelschulsystem 3.3 Aufnahmeprozess in die Betreuung Die Anfrage für eine Betreuung erfolgt ausschließlich über die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe. Die Aufnahme in der Paedakoop folgt einem strukturierten Aufnahmeprozess. Dieser gliedert sich wie folgt: Informationsgespräch In einem Gespräch informieren die Bereichsleitung und die Direktion der Schule Eltern und Kinder/Jugendliche ausführlich über die Paedakoop. Die Familien haben die Möglichkeit, unsere Angebote vor Ort kennen zu lernen. Hilfeplangespräch Sind alle Beteiligten damit einverstanden, dass ein Junge oder ein Mädchen von uns betreut werden soll, werden im Hilfeplangespräch die Details geklärt. Der Prozess der Hilfeplanung ist im Landes-Kinder- und Jugendhilfegesetz sowie in der Kernleistungsverordnung geregelt. Aufnahmegespräch Mit der Aufnahme beginnt die Betreuung für die Kinder und Jugendlichen und deren Familien. 3.4 Gemeinsame Prozessführung Schon im Rahmenvertrag mit dem Land Vorarlberg wird auf die Bedeutung des Zusammenarbeitens der Fachpersonen im Rahmen der Betreuung des Kindes/des Jugendlichen und seinem (Herkunfts-)System hingewiesen. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Art der Zusammenarbeit zur Vergrößerung der Entwicklungschancen beiträgt. Für alle Kinder und Jugendlichen steht eine Primärbetreuungsperson und eine Primärlehrperson als auch für die Familie eine Person für die Unterstützung, Begleitung und Beratung der Eltern zur Verfügung.

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Damit wird erreicht, dass für die anstehenden pädagogischen, schulischen und erzieherischen Fragen jeweils Fachkräfte zur Verfügung stehen, die sich auf ihren Bereich und ihre Aufgaben konzentrieren können. Gleichzeitig finden durch die enge Zusammenarbeit die unterschiedlichen Blickwinkel auf ein System Berücksichtigung, ergänzen sich und führen zu einem gemeinsamen Vorgehen im Sinne der Zielerreichung. 3.5 Betreuungsverlauf in der Paedakoop Alle Betreuungspersonen, insbesondere die Primärbetreuungen, treten in Beziehung und bauen vertrauensvolle, unterstützende und fördernde Beziehungen zu den Kindern und Jugendlichen auf. Stabile Beziehungserfahrungen sind von zentraler Bedeutung für eine gesunde Entwicklung. Ein strukturierter Tagesablauf ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, sich in soziale Gruppen zu integrieren, Gruppenregeln zu erlernen und soziale Verhaltensweisen einzuüben und positiv zu erweitern. Damit kann soziales Lernen unter Einbezug des unmittelbaren, geschützten und gestaltbaren sozialen Umfeldes stattfinden. Unterstützend dazu stehen allen Kindern und Jugendlichen individuelle Angebote zur positiven Weiterentwicklung zur Verfügung. Neigungen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen werden gezielt gesucht und gefördert. Bei Bedarf können wir psychologisch-diagnostische und therapeutische Hilfestellungen anbieten. Erlebnis- und Abenteuerpädagogik dient sinnvoller Freizeitgestaltung. Das Erkennen und Wahrnehmen von Grenzen, Spaß an und in der Natur, sowie das Erleben von Teamwork stehen hier im Vordergrund. Für Kinder und Jugendliche, die stationär von uns betreut werden, sind regelmäßige Zeiten an Wochenenden und in den Ferien bei ihren Familien zentraler Bestandteil der Betreuung und dienen dem Ziel der Rückführung in das Familiensystem. Unsere alltägliche pädagogische Arbeitshaltung spiegelt die Grundwerte unserer Einrichtung wider. Den Kindern und Jugendlichen werden so wesentliche Werthaltungen zur sozialen Orientierung vorgelebt. Um einen strukturierten, planvollen und abgestimmten Betreuungsverlauf zu gewährleisten, ist die Betreuung der Kinder und Jugendlichen in die im Kinder- und Jugendhilfegesetz geforderten Hilfeplanungsprozesse integriert und in folgende Abschnitte gegliedert: 3.5.1 Aufnahmephase Der Vorbereitung der Aufnahme, im Sinne eines Aushandlungsprozesses mit dem betroffenen Kind, dessen Familie und der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe ist eine zentrale Bedeutung beizumessen. Gefährdungsabklärung Die anfragende Stellen (Kinder- und Jugendhilfe, ambulante Dienste, etc.) stellen der Paedakoop die Dokumentation der Abklärung (psycho-sozial, familiär, schulisch) und die Beschreibung der Problematik zur Verfügung. Es handelt sich hier in der Regel um die Gefährdungsabklärung.

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Informationsgespräch Kinder, Jugendliche und deren Eltern werden ausführlich über die Paedakoop und deren Angebote informiert und erhalten die Möglichkeit, die gesamte Situation vor Ort kennen zu lernen. Hilfeplanung Unter den beteiligten Systempartnern (Familie, öffentliche Kinder- und Jugendhilfe und Paedakoop) und unter Einbeziehung aller relevanten Bezugssysteme des Kindes/Jugendlichen sind die Rahmenbedingungen für eine Betreuung in der Paedakoop (Ziele der Betreuung von Kind/Jugendlichem, schulische Ziele, Ziele der Beratung für die Eltern, Dauer der Betreuung, Kriterien des Betreuungsabschlusses) auszuhandeln. Die beteiligten Systempartner bemühen sich um die Arbeits- und Kooperationsbereitschaft der Eltern mit dem Ziel, ein höchstmögliches Maß der Freiwilligkeit der Betreuung zu erreichen. Erstes Hilfeplangespräch Im Falle einer Aufnahme werden in einer schriftlichen Betreuungsvereinbarung zwischen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe, den Eltern bzw. Obsorgeträgern, dem Kind bzw. Jugendlichen und der Paedakoop folgende Bereiche festgelegt: • Grundlage der Maßnahme nach dem L-KJHG • Ausgangssituation • Zielvereinbarungen (Kind, Eltern) • Dauer der Betreuung

Die Kooperationsform der Einrichtung mit der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe und der Familie, gegebenenfalls mit den Ambulanten Diensten (bei Beauftragung durch die Kinderund Jugendhilfe) ist geregelt. Die jeweiligen Kompetenzen und Zuständigkeiten sind definiert. Aufnahmegespräch An diesem nehmen Kind/Jugendlicher, die Eltern, die zuständigen Betreuungspersonen der Paedakoop und gegebenenfalls KollegInnen der ambulanten Dienste teil. Es dient der formellen Aufnahme in die Betreuung. Es besteht ein Aufnahmeritual in der Paedakoop, sodass das neu aufgenommene Kinder und Jugendliche von der Schulversammlung (Plenum) als auch in den Wohngruppen wahrgenommen werden kann. Für jede Neue und jeden Neuen stehen primäre Bezugspersonen zur Verfügung – eine Primärbetreuung und eine Primärlehrperson. Für die Eltern steht ebenfalls eine Ansprechperson zur Verfügung, deren Aufgabe die Beratung, Begleitung und Betreuung der Eltern ist. Die Aufnahmephase endet etwa drei Wochen nach dem Aufnahmegespräch. Kennzeichnend für eine gelungen Aufnahme ist, wenn das Kind bzw. der Jugendliche sich wohlfühlt und sich auf die Betreuung spürbar einlassen kann.

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3.5.2 Abklärungsphase Die Beobachtungsphase beginnt mit der Aufnahme und endet nach etwa drei Monaten, spätestens dann wenn das erste Hilfeplangespräch nach Beginn der Betreuung anberaumt wurde. • In dieser Phase werden Ressourcen und Stärken entdeckt und aktiviert und Beziehungen

ausgebaut. Ergänzende Abklärungen (evtl. Leistungsdiagnostik schulischer Fertigkeiten, Psychodiagnostik, medizinische Untersuchungen) werden durchgeführt. • Es folgt eine Überprüfung und gegebenenfalls eine Neuabstimmung der ursprünglichen Zielvereinbarungen. • Den Abschluss der Abklärungsphase bildet die Erarbeitung eines individuellen Erziehungsplanes, aufbauend auf den Zielen der Hilfeplanvereinbarung, partnerschaftlich von den Fachpersonen der Paedakoop (Primärbetreuung, Lehrperson, Elternberatung) mit dem Kind/Jugendlichen und dessen Eltern erarbeitet. Der Erziehungsplan enthält sowohl Grob- als auch Feinziele, sowohl persönliche wie schulische Ziele, soziale und emotionale, kognitive wie physische Entwicklungsziele. Alle Ziele müssen für das Kind/den Jugendlichen transparent und nachvollziehbar sein. Es wird auch vereinbart, wie diese Ziele erreicht werden sollen, so wird zum Beispiel über Fördermaßnahmen, Therapiemaßnahmen etc. entschieden. • Die Ziele der Hilfeplanung werden auf Nah- und Fernziele, sowohl im schulischen als auch im sozialen und persönlichen Bereich umgebrochen und kommunikativ über FeedbackStrategien regelmäßig überprüft und erweitert. • Der Aufnahmebogen für EVAS, unser computergestütztes Evaluationsinstrument, wird erstellt. • Der Erstbericht zur Hilfeplanvereinbarung für Kinder- und Jugendhilfe wird erstellt. • Das erste Hilfeplangespräch (3-Monatsgespräch) mit Standortbestimmung findet statt. 3.5.3 Betreuungs- und Entwicklungsphase • An den Vereinbarungen, die die Hilfeplanung festhält, wird die weitere Stabilisierung und Entwicklung des Kindes/des Jugendlichen evaluiert. • Abstimmung der bestehenden Hilfsangebote: In diese Abstimmung fließen diagnostisch

relevante Aspekte aus der Familiendynamik, emotional-soziale Verhaltensweisen in der Wohngruppe sowie Schulleistungen und Verhalten in der Schule ein. Prozessorientiert werden ursprüngliche Zielsetzungen modifiziert bzw. konkretisiert. • Heilpädagogische, traumapädagogische und therapeutische Maßnahmen werden gezielt ein- und umgesetzt, um die in der Hilfeplanung vereinbarten Zielsetzungen zu erreichen. • Das Erlernte wird durch einübendes Verhalten gefestigt, die Handlungskompetenzen der Kinder/Jugendlichen werden gestärkt. • Im Hinblick auf einen bevorstehenden Abschluss der Betreuung werden die Freiräume der Kinder und Jugendlichen erhöht, die Autonomie ausgeweitet und die Fremdkontrolle wird zugunsten zunehmender Selbstkontrolle zurückgenommen. • In Abständen von sechs Monaten werden EVAS-Verlaufsbogen erstellt, die am Ende der Betreuung zu einem Gesamtbericht zusammengefasst werden. • Im stationären Betreuungssetting finden zweimal jährlich, mindestens alle sechs Monate Hilfeplangespräche und einmal jährlich ein Besuch vor Ort durch die zuständige Fachperson der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe statt. Im ambulanten Setting findet einmal jährlich, mindestens alle 12 Monate ein Hilfeplangespräch statt. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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3.5.4 Abschlussphase • In Partnerschaft von Paedakoop, Kind/Jugendlichem, Eltern sowie öffentlichen Kinder- und

Jugendhilfe werden die für eine gute Reintegration erforderlichen Rahmenbedingungen beschrieben und es wird der Zeitpunkt des geplanten Betreuungsabschlusses festgelegt. • Es wird geklärt, welche unterstützenden weiterführenden Maßnahmen (zB: therapeutische Maßnahmen, ambulante Dienste, Hilfe zur Integration in die Arbeitswelt etc.) durchgeführt werden und was an Unterstützung seitens der Paedakoop für notwendig erachtet wird. Diese Vereinbarungen werden verbindlich, auch für das Kind/den Jugendlichen, festgelegt. • Rückführungsschritte in die Regelschule werden von der Paedakoop Privatschule vorbereitet. Die Paedakoop Privatschule nimmt Kontakt zur entsprechenden Schule auf und regelt eine koordinierte und begleitete Übergabe. • Sofern eine Rückführung nicht möglich ist, wird eine weiterführende Betreuung in Abstimmung mit allen beteiligten Systempartnern vorbereitet und geplant. • Der EVAS-Abschlussbogen wird erstellt. • Der Abschlussbericht für die Kinder- und Jugendhilfe wird erstellt. • Das letzte Hilfeplangespräch mit Abschluss der Betreuung findet statt. • Fallweise werden Interviews über Langzeitentwicklungen (katamnestische Studien, Evaluationen etc.) durchgeführt. 4. METHODIK, HALTUNGEN UND PRINZIPIEN Als Grundvoraussetzung für eine positive Entwicklung sehen wir verlässliche Bezugspersonen, stabile Rahmenbedingungen und Kontinuität im Alltag unter Einbeziehung der Eltern im Sinne einer Erziehungspartnerschaft. Unsere Pädagogik ist dem humanistischen Menschenbild verpflichtet. Im Alltag werden somit Hilfestellungen zur Persönlichkeitsentfaltung, zu altersgemäßer Selbstbestimmung, aber auch zur sozialen Verantwortung in der Gemeinschaft gegeben. Wir orientieren uns dabei an den Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen, setzen aber auch Grenzen, wo psychische und soziale Grundbedürfnisse anderer – innerhalb und außerhalb der Institution – verletzt werden oder das Handeln der Minderjährigen oder ihrer Eltern destruktiv ist. 4.1 Pädagogische Grundhaltung Eine optimistische, aufrichtige und empathische Grundhaltung kennzeichnet die Begegnung. Die Grundlage unseres beruflichen Handelns ist die persönliche, von Wertschätzung getragene Beziehung zu den betreuten Kindern und Jugendlichen und deren Familien. Als Voraussetzung für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz ist uns die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Grundhaltungen und Wertvorstellungen besonders wichtig. Gegenseitige Achtung, fachliche Kompetenz und die faire Zusammenarbeit prägen unser Arbeitsklima und schaffen eine Atmosphäre, die die persönliche und fachliche Entwicklung fördert. Teamarbeit wird im beruflichen Kontext über individuelle Interessen und Sichtweisen gestellt. Zur Sicherung der Qualität unserer Dienstleistung legen wir Wert auf die hohe fachliche Qualifikation im jeweiligen Tätigkeitsbereich und die persönliche Eignung der MitarbeiterInnen.

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Die Fachlichkeit der ausgebildeten MitarbeiterInnen richtet sich nach den jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Pädagogik, Sozial-, Trauma- und Heilpädagogik, Fachdidaktik der Unterrichtswissenschaften, der Psychologie sowie der Psychotherapie. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der laufenden fachlichen Anpassung des Konzeptes an neue Entwicklungen. Subsidiär gestalten die MitarbeiterInnen ihre fachliche Arbeit autonom in Teams bei klaren Kompetenzen, die in Stellenbeschreibungen formuliert sind. Die Reflexion des beruflichen Handelns sowie die Diskussion der Effektivität geschehen in interdisziplinärer Zusammenarbeit aller vertretenen Berufsgruppen (Intervision), in der Supervision und gegenüber der Leitung. Als Institution im sozialen Netzwerk ist die Kooperation mit allen Systempartnern insbesondere mit der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe wesentlich. In ihr werden die Kapazität und die eigenen Handlungsgrenzen transparent. 4.2 Prinzip der Partizipation der Kinder und Jugendlichen und deren Eltern Wir wollen den von uns betreuten Kindern und Jugendlichen sowie deren Herkunftssystemen die Stimme geben, die ihnen zusteht. So sehen wir es als selbstverständlich an, die Kinder und Jugendlichen sowie deren Erziehungsverantwortliche aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft zu beteiligen und in alle Entscheidungen ihr Leben betreffend mit einzubeziehen. Wir möchten Kinder und Jugendliche befähigen, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung entsprechend ihrem Entwicklungsstand wahrzunehmen, Selbstachtung zu entwickeln sowie Kenntnisse und Fertigkeiten, beispielsweise in den Bereichen Konfliktlösung, Entscheidungsfindung und Kommunikation, zu erwerben, um die Herausforderungen des Lebens bewältigen zu können. Es stehen uns folgende partizipative Instrumente und Verfahren zur Verfügung: • Jedem Kind und Jugendlichen steht eine Primärbetreuungsperson zur Seite, zuständig für

alle Anliegen, Angelegenheiten und Sorgen. • Für jedes Kind und jeden Jugendlichen steht während der Aufnahmephase ein anderes

Kind oder ein Jugendlicher als MentorIn zur Verfügung. • Die Kinder/Jugendlichen werden aktiv in eine individuelle Erziehungsplanung einbezogen. • Alle sechs Wochen findet ein Standortgespräch mit Kind/Jugendlichem, den Eltern und den Primärbezugspersonen statt. • Es werden Gruppengespräche zu aktuellen Tagesthemen angeboten. • Jährlich werden anonyme Befragungen zur Befindlichkeit der Kinder und Jugendlichen durchgeführt. • Ein anonymer Elternfragebogen zur Betreuungszufriedenheit wird bei Abschluss der Betreuung angeboten. • Ein anonymer Elternfragebogen zur Zufriedenheit wird bei Abschluss jeder Betreuung angeboten. • Halbjährlich werden die MentorInnen von der Fachbereichsleitung zu einem Treffen eingeladen. • Innerhalb der Geschäftsführung ist eine Ombudsstelle für Kinderschutz installiert. • Über Sprechstunden gibt es Zugang zur Kinder- und Jugendanwaltschaft.

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4.3 Prinzip Kinderschutz Zentrale Leitidee ist für das Vorarlberger Kinderdorf der Einsatz für den Schutz, das Wohl und die Rechte von Kindern und Jugendliche und das Engagement gegen psychische, physische, sexuelle und strukturelle Gewalt gegenüber Kindern. Wir verstehen es als Aufgabe aller MitarbeiterInnen, für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Gewaltfreiheit, für soziale Sicherheit von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern und für Erziehung und Bildung in einer kinderfreundlichen Umgebung zu sorgen. Die Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen werden bei allen Entscheidungen, Planungen und Maßnahmen, die sie betreffen, im Sinne der Gleichwürdigkeit berücksichtigt. Unser Ziel ist es, die Bewusstseinsbildung, Reflexion und Professionalisierung der MitarbeiterInnen hinsichtlich einer Kultur der Gewaltfreiheit und des Schutzes der Kinder und Jugendlichen stets zu unterstützen. Dies dient einerseits der Prävention von Gewalt, andererseits dem professionellen Umgang mit Grenzverletzungen und Gewalt, auch im Sinne der Krisenbewältigung und der Verhinderung sekundärer Traumatisierung bei Kindern, Jugendlichen und Eltern sowie MitarbeiterInnen. Kinderschutz gehört zu den Aufgaben aller MitarbeiterInnen der Paedakoop. Neben dieser gemeinsamen Verantwortung aller MitarbeiterInnen haben einzelne MitarbeiterInnen in bestimmten Funktionen und Gremien spezielle Zuständigkeiten im Zusammenhang mit Kinderschutz: Die Kinderschutzgruppe des Vorarlberger Kinderdorfs ist eine bereichsübergreifende, multiprofessionelle, dauerhafte Arbeitsgruppe mit je einer/einem MitarbeiterIn aus jedem Fachbereich und steht unter der Leitung der Stabstelle Kinderschutz. Relevante interne Standards des Kinderschutzes: • Der Leitfaden für die Beziehungsgestaltung mit Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern beschreibt und erläutert unsere Grundsätze im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien und dient der Orientierung in der täglichen Arbeit. • Der Handlungsplan für den Umgang mit möglichen Grenzverletzungen und Gewalt beschreibt das Vorgehen bei Verdacht auf Grenzverletzung oder Gewalt durch eine/n MitarbeiterIn an einem der Einrichtung anvertrauten Kind/Jugendlichen. • Die Orientierungshilfen für den Umgang mit Gewalt in verschiedenen Kontexten beschreiben das Vorgehen bei Gewalt im Herkunftssystem, der Peergroup, in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Verein. • Die Handlungsrichtlinien bei Verdacht auf Vernachlässigung und Misshandlung von Minderjährigen bzw. bei sexueller Gewalt an Minderjährigen im Kontext von Meldungspflichten beschreiben das Vorgehen bei einem Verdacht auf Gewalt und Vernachlässigung im Zusammenhang mit der gesetzlich festgelegten Pflicht zur Meldung an die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe. • Die Faktoren und Kriterien zur Einschätzung des Kindeswohls beschreiben die Faktoren, die bei der Einschätzung des Kindeswohls berücksichtigt werden müssen. • Die Mindeststandards in Bezug auf die Einschätzung des Kindeswohls beschreiben die Mindestanforderungen, die erfüllt sein müssen, um von einem gesicherten Kindeswohl ausgehen zu können.

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4.4 Krisenintervention und Krisenmanagement Der Umgang mit Krisen gehört mit zu den herausforderndsten Aufgaben in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Als Vorbereitung stehen Ablaufpläne zur Verfügung, die situativ angepasst zur Anwendung kommen. Von einer Krise wird in der Regel jeweils dann zu sprechen sein, wenn • sich eine Überforderung des Kindes in der Gruppe oder mit der Gruppensituation abzeichnet bzw. schon eingestellt hat • sich eine Überforderung der Gruppe, des Teams, eines einzelnen Teammitglieds abzeichnet bzw. schon eingestellt hat Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Kinder und Jugendliche andere oder sich selbst gefährden. Im akuten Bedarfsfall kooperieren wir eng mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie beziehungsweise nehmen wir auch die Unterstützung von Polizei oder Rettung in Anspruch. Länger andauernde Krisensituationen oder immer wieder kehrende Situationen, die mit Gefahr für Leib und Leben einhergehen, werden in der Kooperation aller Betreuenden reflektiert, um Krisenentspannungs- sowie Krisenbewältigungsmöglichkeiten zu entwickeln. 4.5 Prinzip der Durchlässigkeit Eine Betreuung durch die Angebote der Paedakoop kommt in den meisten Fällen dann zustande, wenn zuvor präventive und ambulante Mittel nicht zur gewünschten Verbesserung der Situation für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern geführt haben. Die Entwicklung und das Wachsen von Kindern und Jugendlichen sind selten stabile, homogene, kontinuierliche Prozesse. Vielmehr sind sie geprägt von Brüchen, Krisen und Entwicklungssprüngen. Dies gilt für jeden Jungen und jedes Mädchen, gilt aber besonders für jene Kinder und Jugendlichen, die wir betreuen. Wenn Kinder und Jugendliche in unsere Betreuung aufgenommen werden, ist klar, dass sie und ihre Familien erhebliche professionelle Hilfe brauchen, um die Anforderungen des Alltags bewältigen zu können. Eine wichtige Entscheidung im Vorfeld unserer Betreuung ist, Konsens zwischen Kind, Eltern und Familie, Betreuungspersonen, öffentlicher Kinder- und Jugendhilfe und Paedakoop darüber herzustellen, welcher Betreuungsrahmen der ideale ist: stationär, teilstationär, intensivpädagogisch oder ambulant. Diese Entscheidung am Beginn der Betreuung stellt sich häufig als richtig heraus. Manchmal kommt es aber vor, dass sich eine für ein bestimmtes Setting getroffene Entscheidung nicht bewährt. Deshalb, aber auch weil Kinder und Jugendliche und deren Bedürfnisse sich im Laufe der Betreuung verändern, gestalten wir unsere Betreuungen nach dem Prinzip der Durchlässigkeit der Settings. Das bedeutet, dass angemessene und sinnvolle Wechsel des Betreuungsrahmens für Kinder und Jugendliche in Abstimmung mit der öffentlichen Kinderund Jugendhilfe möglich gemacht werden. Es kann also sein, dass ein Junge erst in unserer teilstationären Betreuung in der Wohngruppe Feldkirch aufgenommen wird, später dann dort stationär betreut wird. Es kann sein, dass ein Mädchen in unsere stationäre Betreuung aufgenommen wird, sich aber in unserer Beobachtungsphase herausstellt, dass dies nicht der geeignete Rahmen für seine Betreuung ist und es in unsere Lebensweltorientierte Betreuung wechselt. Solche und ähnliche Veränderungen des Settings sind bei uns möglich. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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Wir passen den Betreuungsrahmen den Kindern und Jugendlichen und ihren Bedürfnissen an und nicht umgekehrt. 4.6 Prinzip 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr Kinder, Jugendliche und deren Familien können uns jederzeit erreichen. Die Paedakoop verfügt über einen Bereitschaftsdienst. 4.7 Prinzip der differenzierten Angebote Innerhalb unserer Kernangebote Privatschule, Wohngruppen, Lebensweltorientierte Betreuung und Intensivpädagogische Betreuung bieten wir mit unserer Werkstatt in Bludesch, den schulischen Werkstätten, unserer tiergestützten Pädagogik, unseren Einzelund Gruppentherapien, unserer klinisch-psychologischen Diagnostik und unseren zahlreichen Ferienprojekten eine Fülle von Möglichkeiten, um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen differenziert fördern zu können. Alle diese Angebote stehen prinzipiell allen Kindern und Jugendlichen, unabhängig davon in welchem Setting sie betreut werden, zur Verfügung. 4.8 Unterstützung, Begleitung und Beratung von Eltern und Einbeziehen des sozialen Nahraums Die Zusammenarbeit mit den Eltern, Familienmitgliedern und Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen stellt einen wichtigen Teil gelingender Betreuung dar. Die Paedakoop verfügt über ein Fachteam zur Unterstützung, Begleitung und Beratung von Eltern. In jeder Betreuung werden bestmöglich die Ressourcen des sozialen Nahraumes aktiviert, insbesondere in der Lebensweltorientierten Betreuung. Wie in allen Angeboten richtet sich der Unterstützungsfokus auf die Stärken und Ressourcen, die soziale Räume, Verwandte, Bekannte, Nachbarschaft, Vereine und Schulen zu bieten haben. Unterstützung, Begleitung und Beratung von Eltern heißt in erster Linie Beziehungsarbeit. Uns geht es immer darum, Raum zu schaffen, der Kommunikation und Beziehung ermöglicht, in der sich die Beteiligten wohl fühlen und Vertrauen entwickeln können. Eltern zu begleiten erfordert ein systemisches Verständnis der Familiendynamik, der Beziehungskonflikte und ein breites Repertoire an Interventions- und Lösungsmöglichkeiten. Werte, Moralvorstellungen und Lebensbedingungen der MitarbeiterInnen der Paedakoop beeinflussen den Zugang zu Eltern. Selbsterfahrung und Supervision sind unerlässlich für die eigene Reflexion. Es ist Aufgabe der professionellen HelferInnen, Widersprüche zwischen Kindeswohl, Elternwohl und Interessen der HelferInnensysteme zu erkennen und zu thematisieren. Oftmals gibt es keine Lösungen, die für alle befriedigend sind. Die Unterstützung, Begleitung und Beratung von Eltern in der Paedakoop versteht sich als soziale Dienstleistung, in deren Zentrum Beziehungsgestaltung, Kommunikation und Interaktion stehen. Die Ziele sind ausgerichtet auf die Entwicklungsziele des Kindes.

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Der Beratungsverlauf selbst orientiert sich an jenen Phasen, die auch die Kinder in ihrer Betreuung in der Paedakoop durchlaufen. • Aufnahmephase: Was können wir für Eltern tun? Welche Wünsche haben sie an uns? Was möchten sie gerne verändern? Wie geht es den Eltern mit der Aufnahme ihres Kindes in die Betreuung durch die Paedakoop? • Abklärungsphase: Welche Themen sollen in der Elternberatung bearbeitet werden? Was erwarten sich Eltern von der Beratung? Was erwartet die Paedakoop von den Eltern? • Betreuungs- und Entwicklungsphase: Was kann im konkreten Erziehungsalltag verändert werden? Was gelingt gut? Was weniger? • Abschlussphase (Reintegration): Welche Vorstellungen für die weitere Entwicklung ihres Kindes haben die Eltern? 4.9 Klinisch-psychologische Behandlung, Psychotherapie, und Musiktherapie Wir gehen davon aus, dass ein Teil der Kinder und Jugendlichen, die in der Paedakoop betreut werden, auch therapeutische und psychologische Hilfe brauchen. Diese Kinder und Jugendlichen haben entweder einen so starken Leidensdruck oder zeigen so starke Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Störungen, dass therapeutische oder psychologische Interventionen fachlich gerechtfertigt sind. Für diese Kinder und Jugendlichen stellen wir Musiktherapie, Psychotherapie und klinischpsychologische Behandlung zur Verfügung. Wir arbeiten hier sowohl einzeln als auch in der Gruppe. 4.10 Klinisch-psychologische Diagnostik Die klinisch-psychologische Diagnostik dient dazu, Fragen zum Verhalten und Erleben der von uns betreuten Kinder und Jugendlichen zu beantworten, psychologische Diagnosen und Prognosen zu erstellen sowie Befunde und Gutachten anzufertigen. Unsere klinisch-psychologische Diagnostik umfasst folgende Bereiche: • Objektive Schul-, Leistungs- und Persönlichkeitsdiagnostik • Projektive Diagnostik • Berufliche Diagnostik 4.11 Kooperation mit Kinder- und Jugendpsychiatrie Wir arbeiten eng mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen. Das bietet folgende Möglichkeiten: • Manche Kinder und Jugendliche zeigen klinische Erkrankungsbilder und benötigen neben

der sozialpädagogischen Betreuung eine jugendpsychiatrische Diagnostik. Bei manchen Kindern und Jugendlichen zeichnen sich Krankheiten ab. Die kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik kann rasch durchgeführt werden. • Im Einzelfall ist der temporäre Einsatz von Medikamenten eine hilfreiche und unterstützende Intervention. Die Verordnung erfolgt durch FachärztInnen. In unseren Wohngruppen überwachen die Betreuungspersonen die Einnahme der Medikamente. Für Eltern besteht die Möglichkeit, relevante fachärztliche Informationen zu bekommen. • Die multidisziplinäre Zusammenarbeit sichert die Qualität der Betreuung in der Paedakoop ab.

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4.12 Werkstätten als Methode Gleichrangig zum schulisch-intellektuellen Wissenserwerb setzen wir auf die Aktivierung durch sinnvolles Tun, Werkstätten sind daher Basis unseres Konzepts. Kinder und Jugendliche werden aktiv in die Arbeiten der Werkstätten eingebunden und lernen verschiedenste Tätigkeiten - ihrem Entwicklungsstand und Leistungsvermögen entsprechend - immer selbständiger und eigenverantwortlicher auszuführen. Über das gemeinsame Handeln, im Sinne von Handwerk bzw. Anbieten von Dienstleistungen, werden Selbstbewusstsein gestärkt, Fertigkeiten und Wissen vermittelt und der selbstständige Erwerb von sozialen sowie emotionalen Fähigkeiten ermöglicht. Die Auswahl der Werkstätten ist immer mit den Wünschen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen abgestimmt. Bauernhof Im Rahmen dieser Werkstätte erfahren die SchülerInnen auf eine ganzheitliche und handlungsorientierte Art und Weise den sorgsamen und verantwortungsbewussten Umgang mit den verschiedensten Tieren. Sie erweitern ihr naturwissenschaftliches Wissen durch individuelle praktische Erfahrungen. Eingebettet in den Jahreskreislauf arbeiten die SchülerInnen einmal wöchentlich aktiv am Bauernhof mit und erlernen unter anderem die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten. Neben der heilsamen Wirkung auf Körper, Geist und Seele werden das emotionale Gleichgewicht und die Lebensfreude nachhaltig und individuell gefördert. Bikegarage Die SchülerInnen erlernen praktisch-technische Fähigkeiten im Umgang mit Fahrzeugtechnik und Material. Das eigenständige Instandhalten bzw. Reparieren von Fahrrädern ermöglicht eine intensive und praktische Befassung mit diesem Arbeitsbereich. Grunderfahrungen im Umgang mit Materialien, Werkzeugen und Geräten werden in realen Situationen gemacht. Unter Anleitung und in eigener Verantwortung erfolgen Reparatur und Wartung der Fahrräder. Neben den regelmäßigen Kundenkontakten führen die Schülerinnen sehr verantwortungsbewusst die anfallenden Bürotätigkeiten aus (Ersatzteile bestellen, Kostenvoranschläge berechnen, Rechnungen schreiben). Die hohe Motivation durch Lernen mit Kopf, Herz und Hand erschließt qualitative Lernzugänge und demzufolge eine größere Bereitschaft, den berufspraktischen Ausbildungsanforderungen (wie z.B. Teamfähigkeit und Pünktlichkeit) zu entsprechen. Cafelino und zit.at Das Café Cafelino in Schlins stellt ein hochwertiges Unterrichtsangebot dar, in dem jeweils zwei SchülerInnen eingebunden sind. Einmal in der Woche betreuen SchülerInnen der Expositur Wolfurt das zit.at, das Café im Dorf Kronhalde in Bregenz. Cafelino und zit.at sind als soziale Räume konzipiert, die eine Originalbegegnung mit Menschen im Café ermöglicht. Die zentralen Arbeitsbereiche umfassen die Tätigkeiten im Service, in der Buchhaltung und in der Instandhaltung und Reinigung. In der direkten Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen und dem sozialen Umgang mit Erwachsenen ist das Lernfeld anspruchsvoll und vielfältig.

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Schulband Musik hat in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen eine herausragende Funktion: in der Identitätsfindung, in der Gruppenzugehörigkeit bzw. -abgrenzung und im Stimmungsmanagement. An den Musikinstrumenten und am Mikrofon erfahren die SchülerInnen die Diskrepanz zwischen den perfekten, musikindustriell gefertigten und vermarkteten Produkten, mit denen sie sich identifizieren, und dem Hand-, Herz-, Stimm-, Kopf- und Fußwerk, das dahinter steckt. Einerseits stellt die Musik bzw. die Schulband einen wesentlichen Bestandteil unseres Selbstverständnisses dar, ist sie doch die Basis für Feste und Feiern, die im Rahmen des Jahreskreislaufes eine fixe Größe sind. Andererseits ermöglicht sie die Förderung individueller spezifischer Fähigkeiten und Fertigkeiten im sozialen Kontext. Das verpflichtende Engagement, das selbständige Üben sind Werte, die einzeln und in der Gruppe zum Tragen kommen. Grünwerk Die Aufgaben reichen von der Pflege der bestehenden Bepflanzungen und Blumenbeete bis zur Ausführung von neuen gestalterischen Elementen im Außengelände und zur Kultivierung von Pflanzen im Gewächshaus. Tätigkeiten aus dem Bereich der Floristik, der Aussaat bzw. Anzucht von Kräutern und Blumen wecken die Freude am Arbeiten mit Pflanzen und geben Einblick in die Kreisläufe der Natur. Die aktive Einbindung der SchülerInnen in die Umsetzung der Geländegestaltung schafft neben einer fundierten und praxisorientierten Erweiterung des naturwissenschaftlichen Wissens und der Verbesserung der praktischen Fertigkeiten auch einen Einblick in das Berufsleben des Gärtners. Sie verstärkt die Identifikation mit der Schule und dem Schulgelände und ermöglicht es den SchülerInnen, sich selbst als positiv gestaltende Kraft zu erleben. Atelier ZEBRA ZEBRA steht für Zentrum für Bildnerische Reflexion und Aktion. Das Atelier Zebra ist eine bildnerische Werkstätte, in der die SchülerInnen ihre persönliche Bildwelt entdecken und ihrer Eigenheit Ausdruck verleihen können. Bilder begleiten den Menschen als eine reale Symbolwelt neben der Sprache und im Bild kann das „Nicht-Sagbare“ Gestalt annehmen. Es gibt daher im Atelier ZEBRA keine thematischen Vorgaben. Ausgangspunkt der Arbeit ist die eigene Biografie und der Versuch, den essentiellen Klang eines jeden hörbar und sichtbar zu machen. Es gibt nicht nur ein Ziel und nicht nur einen richtigen Weg sondern viele, und es ist nicht einfach, dabei „das Eigene“ zu finden. Holzwerkstatt In der Holzwerkstatt sammeln die SchülerInnen praktische Erfahrungen mit dem Rohstoff Holz und im Umgang mit Werkzeugen und Maschinen. Sie stellen ihrem Entwicklungsstand und Leistungsvermögen entsprechend unter Anleitung und mit zunehmender Selbständigkeit Produkte aus Holz her. Die Produktpalette umfasst persönliche Gegenstände ebenso wie Auftrags- bzw. Serienarbeiten. Durch die Arbeit in der Holzwerkstatt werden die SchülerInnen auch an spätere berufspraktische Herausforderungen herangeführt, können Arbeit als etwas Interessantes und Sinnstiftendes erleben und erfahren Anerkennung und Wertschätzung für ihr Tun. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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Druckwerkstatt print. Die aktive Mitarbeit in der Druckerei ermöglicht den Kindern und Jugendlichen einen Einblick in das Berufsfeld DrucktechnikerIn und sie eignen sich ferner praktisch-technische Kenntnisse im Bereich Transferdruck an. Ziel der Werkstatt ist es, dass SchülerInnen selbständig und eigenverantwortlich T-Shirts und andere Textilien bedrucken und Klebefolien zuschneiden können. Durch das Ausführen von Auftragsarbeiten lernen die SchülerInnen berufspraktische Situationen kennen und können sich in einem geschützten Umfeld an die entsprechenden Anforderungen wie beispielsweise Verlässlichkeit und Genauigkeit, herantasten. Holzbau und Landschaftspflege In Kooperation mit einem externen Partner ermöglichen wir ausgewählten SchülerInnen im 9. oder 10. Schuljahr einen Tag pro Woche beim Projekt „Holzbau und Landschaftspflege“ tätig zu sein. Das wiederholte Erleben und Bewältigen eines beruflichen Alltages, die dafür notwendige Eingliederung in die Gruppe und die Erweiterung der handwerklichen Fertigkeiten stärken Jugendliche für deren persönlichen Einstieg ins Berufsleben. Jugendliche, die sich gut in den Arbeitsprozess eingliedern, erhalten nach regelmäßigem und erfolgreichem Abschluss eine Bestätigung der Firma, die sie der eigenen Stellenbewerbung beilegen können. Tierheim Dornbirn SchülerInnen betreuen einmal wöchentlich im Tierheim Dornbirn Kleintiere und machen praktische Erfahrungen im Umgang mit zum Beispiel Katzen, Hasen, Meerschweinchen, Ratten und Mäusen. Die Tiere ermuntern zu körperlicher und geistiger Aktivität. Sie ermöglichen intensive Erfahrungen von Zuwendung und Körperkontakt und fördern das Durchhaltevermögen sowie die Flexibilität und die Anstrengungsbereitschaft. HANDwerk In dieser Werkstatt in Bludesch können Kinder und Jugendliche unter fachlicher Anleitung mit Metall, Holz und verschiedenen anderen Materialien arbeiten. Sie lernen den Umgang mit Maschinen und stellen Werkstücke nach ihren Vorstellungen her. Damit steht ein Handlungs-, Arbeits- und Spielraum zur Verfügung, der sehr an Erwachsenenwelten orientiert ist. Die Beziehungsarbeit dient der Ermutigung der Jungen und Mädchen und der Anleitung zu einer fordernden Zielsetzung. Sie soll realistische Selbstwahrnehmung bekräftigen und unrealistische Selbstwahrnehmung entkräften, den Lernbedarf herausarbeiten und Erfolgserlebnis ermöglichen. Ganz nebenbei wird hier eine Menge an praktischem und handwerklichem Wissen und Können gelernt.

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4.13 Tiergestützte Pädagogik Wir bieten für unsere Kinder und Jugendlichen professionelle Tiergestützte Pädagogik sowohl im Einzelsetting als auch im Gruppensetting an. Unser speziell geschultes Personal arbeitet mit eigens dafür ausgebildeten Therapiepferden und Mediator- bzw. Therapiehunden. Da sowohl Pferd als auch Hund ausschließlich positive Gefühle resonieren können, tragen sie zum Wohlbefinden im körperlichen, im sozialen und psychischen Bereich bei und erleichtern den Kontakt zwischen PädagogInnen und den Kindern und Jugendlichen. 4.14 Ferienprojekte Neben dem Regelbetrieb während des Schuljahres haben die Kinder und Jugendlichen in den schulfreien Zeiten die Möglichkeit an Ferienprojekten teilzunehmen. Beispielhaft seien einige Projekte genannt: • Adventure Cycling: Wir besuchen in dieser Sommerprojekt-Woche mit dem Fahrrad tolle Sehenswürdigkeiten entlang des Bodensees. • Wildniscamp: Abenteuer unter freiem Himmel erleben und die Natur wieder mit allen Sinnen wahrnehmen • Bauernhoftage: Mitarbeiten und -leben auf verschiedenen Bauernhöfen • Schi-Camp: Schi und Snowboard fahren und Übernachtung in unserer Hütte in Furx, der Hunting Mountain Lodge 4.15 Begleitung der weiteren Schullaufbahn oder der Berufsfindung Alle Jugendlichen, welche sich im letzten Pflichtschuljahr befinden, werden durch gezielte Unterstützung auf die bevorstehende Arbeitsausbildung oder die weitere Schullaufbahn vorbereitet und begleitet. Hierzu steht spezielles Fachwissen zur Verfügung, welches folgende Möglichkeiten bietet: • Schulische Perspektiven und Hilfe bei der Lehrstellensuche • Interne Werkstättenangebote (Holz, Metall, Bauhandwerk, Garten, Landwirtschaft,

Fahrradreparatur und Gastgewerbe) • Kenntnis und Wissen über die Angebote und Möglichkeiten von AMS, BIFO, Schulen und

Jugendarbeitsassistenz und Vernetzung mit diesen Angeboten • Wissen und Kontakte zu Firmen, welche Schnupper- und Lehrstellen anbieten und Unterstützung bei deren Vermittlung • Abklärung der Fähigkeiten (Potentialanalysen, Übungsmaterial, Gruppenarbeit, Kompetenztraining etc.) • Arbeitsrechtliches Fachwissen (Lehrling/Jugendbeschäftigung – Möglichkeiten und Grenzen) • Koordination von Arbeitsprojekten 5. ANGEBOTE Wir bieten Kindern und Jugendlichen Betreuungen in stationären, teilstationären, ambulanten und intensivpädagogischen Settings an. In jedem Betreuungsrahmen stehen Plätze für Mädchen und Jungen zur Verfügung. Wir arbeiten koedukativ. Es stehen vier Wohngruppen mit insgesamt bis zu 34 Plätzen zur Verfügung. Wir bieten hier sowohl stationäre als auch teilstationäre Betreuung an.

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Im ambulanten Setting der Lebensweltorientierten Betreuung (LOB) stehen bis zu 28 Plätze zur Verfügung und im intensivpädagogischen Setting bis zu drei Plätze. Eine Aufnahme setzt immer die Bewilligung der zuständigen öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe voraus. Wir legen Wert darauf, keine Wartelisten führen zu müssen, und setzen uns dafür ein, die jeweils notwendige Anzahl an Plätzen zur Verfügung zu stellen. 5.1 Paedakoop Wohngruppen Die Paedakoop Wohngruppen gliedern sich in einen stationären und einen teilstationären Teil.

5.1.1 Betreuung im stationären Rahmen Wenn persönliche, familiäre und/oder schulische Probleme die Betreuung außerhalb der Familie nötig machen, dann kann dieser Rahmen hilfreich sein. Die Kinder und Jugendlichen leben 24 Stunden täglich in einer Gruppe von Gleichaltrigen. Dieses Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche, die sich vorstellen können in einer unserer Wohngruppen zu leben. Das heißt sie müssen fähig sein, sich in einer sozialen Gruppe zu bewegen. Wäre dies nicht der Fall, würden sie von den sozialpädagogischen Angeboten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichend profitieren. Dort, wo diese Basisfähigkeit fehlt, setzt die intensivpädagogische Betreuungsform ein. Das Bemühen um eine tragfähige Beziehung und das Strukturieren von Tagesabläufen ermöglichen es in diesem Setting den Betroffenen, sich in die Gruppe zu integrieren, neue soziale Verhaltensweisen einzuüben und ihr Repertoire zu erweitern. Die stationäre Betreuung kann sehr viel Entlastung in überforderten familiären Bezugssystemen bieten. 5.1.2 Betreuung im teilstationären Rahmen Hierbei handelt es sich um die ideale Ergänzung zu unseren stationären und ambulanten Angeboten, eine flexible Betreuungsform, die von der zeitlichen Intensität zwischen stationärer und ambulanter Betreuung liegt. Die Kinder und Jugendlichen leben untertags in einer Gruppe von Gleichaltrigen, verbringen die Nacht zuhause. Dieser Rahmen richtet sich an Kinder und Jugendliche, die zwar den Tag, nicht aber die Abend- und Nachtstunden in einer unserer Wohngruppe verbringen können oder wollen. Kinder, Jugendliche und deren Familien bzw. Eltern sollten sich dazu in der Lage sehen, dass ihre Kinder die Nächte zuhause verbringen. Teilstationäre Betreuung kann die Vorstufe zu einer stationären Betreuung darstellen, beispielsweise um die Ängste eines Kindes vor einer Betreuung abzubauen. Diese Form der Betreuung kann aber auch die ideale Form sein, um den Übergang von einer stationären Betreuung in das Leben in der Herkunftsfamilie zu gestalten. Kinder und Jugendliche sollten dafür Basisfähigkeiten darin mitbringen, sich in einer sozialen Gruppe zu bewegen. Wäre dies nicht der Fall, würden sie von den sozialpädagogischen Angeboten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichend profitieren. Das Bemühen um eine tragfähige Beziehung sowie strukturierte Tagesabläufe ermöglichen es auch in diesem Setting den Betroffenen, sich in die Gruppe zu integrieren, neue soziale Verhaltensweisen einzuüben und ihr Repertoire zu erweitern. Die teilstationäre Betreuung kann viel Entlastung in überforderten familiären Bezugssystemen bieten. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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Die Möglichkeit von Übergängen in die individuell passende Betreuungsform (Durchlässigkeit) stellt eine wichtige Grundvoraussetzung für die Kooperation mit den Kinder und Jugendlichen dar. 5.2

Lebensweltorientierte Betreuung - LOB

5.2.1 Betreuung im ambulanten Rahmen Die Kinder und Jugendlichen leben in ihren Herkunftsfamilien und besuchen in der Regel die Paedakoop Privatschule in Feldkirch, Wolfurt oder Schlins oder eine Regelschule. In ihrer schulfreien Zeit werden sie einzelpädagogisch und/oder gruppenpädagogisch (z.B. Werkstatt Bludesch, Klettergruppen, Nachmittagsbetreuung, erlebnispädagogische Gruppentage, Ferienprojekte) betreut. Dieser Rahmen wendet sich an Kinder und Jugendlichen, die die Settings einer stationären oder teilstationären Betreuung, verbunden mit deren Strukturen und Regeln, nicht annehmen können oder wollen. Hier handelt es sich um Kinder und Jugendliche mit einer akuten Symptomatik dergestalt, dass diese dissoziales und andere sehr gefährdende Verhaltensweisen an den Tag legen und damit ein gemeinsames Wohnen und Leben in der Gruppe verunmöglichen und den Erfolg der Betreuung der anderen Kinder oder Jugendlichen in Frage stellen. Er richtet sich an Kinder und Jugendliche, für die eine ambulante Tagesbetreuung (Individual-, Sozial- und Schulpädagogik) mit nachgehenden Aspekten ausreichend ist. Die Zielsetzungen der Betreuung sollen dem psychischen Leistungsvermögen des jeweiligen Kindes/Jugendlichen entsprechen und von ihm und seinen Erziehungsberechtigten mitgetragen werden. Ein Mindestmaß an Kooperationsbereitschaft von Seiten der Jugendlichen wird vorausgesetzt. Wenn dies noch nicht der Fall ist, beginnen umfassende Versuche, die Kooperationsbereitschaft zu erlangen. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen entziehen sich so den Angeboten und Herausforderungen der Gesellschaft nicht völlig. Ziel ist es, sie innerhalb einer strukturierten, planvollen Begleitung zu halten. Durch nachgehende Interventionen sollen die Kinder und Jugendlichen Wertschätzung und persönliche Bedeutung spüren. Betreuungsabbrüche werden minimiert. Schulabschlüsse bleiben wesentliche Zielsetzung. 5.2.2 Betreuung im intensivpädagogischen Rahmen Hierbei handelt es sich um die intensivste Betreuungsform, die im Rahmen der Paedakoop angeboten werden kann. Die Kinder und Jugendlichen leben in einer unserer Wohngruppen, besuchen die Paedakoop Privatschule und haben darüber hinaus noch hochintensive Einzelbetreuung. Indiziert ist diese Betreuungsform für Kinder und Jugendliche, die als symptomatisch besonders auffällig beschrieben werden, und oftmals darunter leiden, dass deren Familiensysteme nicht vorhanden, völlig überfordert oder dysfunktional sind. Wir haben es mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die an frühen Störungen, Traumatisierungen und Bindungsstörungen leiden, die es ihnen bereits seit längerer Zeit verunmöglichen, soziales Leben in der Gruppe ausreichend gut auszuhalten. Meist verfügen die betroffenen Kinder und Jugendlichen über jahrelange Betreuungserfahrungen; wir müssen davon ausgehen, dass sie auch hier mit Beziehungsabbrüchen konfrontiert waren und Hospitalisierungsschäden erlitten haben. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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Die Kinder und Jugendlichen werden – oft durch psychiatrisch-gutachterliche Stellungnahmen und nicht selten nach Aufenthalten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie – als „nicht gruppenfähig“ beschrieben. Sie zeigen aggressives Verhalten und werden neben einer oftmals vorhandenen Selbstgefährdungstendenz insbesondere als „fremdgefährdend“ wahrgenommen. Kinder und Jugendliche, für die dieser Rahmen geeignet ist, benötigen eine ausgesprochen dichte stationäre und intensive ambulante Betreuung. Wir gehen mit der paradoxen Situation um, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen das Leben in der Gruppe gleichzeitig brauchen und phasenweise doch nicht aushalten. Dieser besonderen Anforderung begegnen wir mit einem sowohl-als auch. Die Kinder und Jugendlichen werden in der Gruppe sozialpädagogisch betreut, können aber jederzeit zu ihrem Schutz und zum Schutz der anderen aus der Gruppe herausgenommen werden und in die 24-Stunden-Einzelbetreuung wechseln. Ein spezialisiertes Team von Fachpersonen kann für ein bis drei Kinder 365 Tage im Jahr Betreuungen sicherstellen. 5.3 Paedakoop Privatschule Schulträger der Paedakoop Privatschule ist das Werk der Frohbotschaft Batschuns. Das Vorarlberger Kinderdorf ist als Schulerhalter in Zusammenarbeit mit dem Land Vorarlberg für die Bereitstellung und Erhaltung der gesamten Infrastruktur verantwortlich. Dies bezieht sich auf das Personal, das Budget, die Gebäude, die Räumlichkeiten, die Einrichtung, die Lehrmittel und deren Pflege. Neben den Räumen für schulischen Unterricht (Klassenräume, Räume für Einzelunterricht bzw. Kleinstgruppen, Werkstätten, Schulküche, Speiseraum, Sportmöglichkeiten) sind Besprechungsräumlichkeiten sowie Aufenthaltsmöglichkeiten für die MitarbeiterInnen und Räume für die Lehr- und Lernmittel vorhanden. Schulform und Schulorganisation Angeboten wird der Besuch bzw. der Abschluss der Neuen Mittelschule, der Volksschule und der Allgemeinen Sonderschule. Klassenunterricht Die Basis des Unterrichts bilden alters- und geschlechtsheterogen zusammengesetzte Klassen mit jeweils zwei Lehrpersonen im Teamteaching. Der Unterricht erfolgt auf der Grundlage der jeweiligen österreichischen Lehrpläne und ist ganzheitlich und handlungsorientiert. • Deutsch, Englisch und Mathematik sind wöchentlich mit zwei Stunden im Stundenplan fixiert. Die verbleibenden Stunden sowie der restliche Fächerkanon werden integriert geführt. • Die erste Stunde Religion scheint im Stundenplan auf, die 2. Stunde wird integriert geführt. • Bewegung und Sport ist wöchentlich mindestens im Umfang von drei Stunden definiert. Die klassischen Fächerbezeichnungen werden grundsätzlich durch Bereichsbezeichnungen (kommunikativ-sozialer, naturwissenschaftlicher, fremdsprachlicher Bereich und Bereich Bewegung und Sport) ersetzt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass der fächerübergreifende und ganzheitliche Bildungsansatz in projektartiger und handlungsorientierter Art und Weise umgesetzt wird. Darüber hinaus gibt es zusätzliche inhaltlich-methodische Detailstandards, die verbindlich umgesetzt werden. Außerdem ist © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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strukturell ein spezieller Förderunterricht gesichert und Projekttage und -wochen sind möglich. Einzelunterricht und ‚Nachgehende Schule‘ Viele SchülerInnen haben, wenn sie in unsere Betreuung aufgenommen werden, problematische Lern- und Schulerfahrungen hinter sich. Es geht deshalb oft nicht darum, dass Mädchen oder Jungen eine Schulstufe innerhalb eines Schuljahres bewältigen, sondern häufig und viel mehr darum, dass sie den Unterricht regelmäßig besuchen, eine Schulstufe innerhalb von zwei Schuljahren oder einzelne Unterrichtsgegenstände positiv abschließen. Der wöchentliche Gesamtumfang der Beschulung orientiert sich an den individuellen Möglichkeiten und Grenzen der SchülerInnen. Das schulische Angebot im Einzelunterricht ist gegenüber dem Klassenunterricht deutlich reduziert. Die dadurch entstehende Differenz zur gesetzlich geforderten Wochenstundenverpflichtung wird durch die Angebote der Lebensweltorientierten Betreuung übernommen. Die Einzelfallarbeit inkludiert auch das Prinzip der ‚Nachgehenden Schule‘. Ist es den SchülerInnen aus Gründen der emotionalen Überforderung temporär nicht möglich, die Schule zu besuchen, bietet die Paedakoop Privatschule eine regelmäßige, stark individualisierte Beschulung an Orten an, die von den SchülernInnen auch angenommen werden können. Ziel der ‚Nachgehenden Schule‘ ist, den Kontakt aufrechtzuerhalten und durch persönliche Beziehung einen Weg zurück in die Schule zu ermöglichen. Letztendlich wird daran gearbeitet, dass die betreuten SchülerInnen wieder in ein Regelsystem zurückgeführt werden können. Pädagogische Werkstätten Unsere Werkstätten werden klassenübergreifend und alters- und geschlechtsheterogen geführt. Diese Form des Unterrichts bietet spezielle pädagogische Möglichkeiten, wird parallel zum Klassenunterricht angeboten und von einer Lehrperson geleitet. ‚Werkstatt‘ bedeutet eine Öffnung der Schule dem Leben gegenüber. Werkstätten bedürfen eines sozialen Raumes, das heißt, den institutionellen Rahmen der Schule zu verlassen oder umgekehrt, das Leben in die Schule zu holen, den Raum in eine Werkstatt zu verwandeln. Die SchülerInnen sollen die Werkstatt als ihr Eigenes begreifen und nutzen. An der Paedakoop Privatschule werden derzeit folgende Werkstätten angeboten: Bauernhof, Bikegarage, Cafelino/zit.at, Schulband, Grünwerk, Atelier Zebra, print., Holzwerkstatt, Holzbau und Landschaftspflege und Tierheim. Individueller Förderplan IFP Der Individuelle Förderplan IFP ist ein Entwicklungsplan, der eine strukturierte Informationsdokumentation und Lernzielbeschreibung über den Prozess der emotionalen und kognitiven Entwicklung der SchülerInnen beinhaltet. Er gibt eine Übersicht über angestrebte Unterrichts- und Erziehungsziele und zeigt im Prozess, welche Lernziele mit welchen Fördermaßnahmen erreicht wurden bzw. welche Veränderungen in welchen Situationen vorgenommen werden müssen. In regelmäßigen Abständen von ca. 6 Wochen wird gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen der IFP aktualisiert. Dabei werden gemeinsam die Maßnahmen zur Zielerreichung besprochen und fixiert und die Entwicklungsfortschritte sichtbar gemacht. Die Aufmerksamkeit wird auf Stärken und Schwächen und auf die im Umfeld liegenden © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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Ressourcen gelegt. Förderdiagnostik ist immer auch Lebensraumdiagnostik und bezieht alle diesbezüglichen Aspekte mit ein. Hauskultur Wir verzichten auf eine Hausordnung im herkömmlichen Sinn ebenso wie auf generelle Verhaltensvereinbarungen. Stattdessen begnügen wir uns mit sprachlich reduzierten und doch prägnanten Begriffen im Sinne zentraler unmissverständlicher Forderungen an alle im Hause tätigen Personen: c Respektvoller Umgang • Pünktlichkeit • Eigenverantwortliches Handeln • Keine Gewalt (sprachlich und körperlich) Im Falle einer Übertretung, wird gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen über das Fehlverhalten reflektiert. Plenum Etwa alle drei bis vier Wochen findet die Vollversammlung, das Plenum, statt. Daran nehmen die SchülerInnen und Lehrpersonen aller drei Standorte teil. Die SchülerInnen der verschiedenen Klassen präsentieren auf vielfältigste Art und Weise Inhalte ihres schulischen Arbeitens. ExternistInnenprüfungen Im Rahmen von ExternistInnenprüfungen ermöglichen wir es Jugendlichen und jungen Erwachsenen, einen qualifizierten Pflichtschulabschluss zu erreichen. Wir arbeiten intensiv mit der Offenen Jugendarbeit in Dornbirn (OJAD), dem bfi in Feldkirch und der Integra Vorarlberg zusammen, die jeweils Kurse zum Erreichen des Pflichtschulabschlusses anbieten. Zielgruppe sind Jugendliche und Erwachsene ohne Schulabschluss. Die Paedakoop Privatschule fungiert dabei als Prüfungsschule für das Projekt, nimmt Teilprüfungen ab und stellt abschließend ein Pflichtschulabschlusszeugnis aus. Unterricht im Gefangenenhaus In besonderen Fällen bietet die Paedakoop Privatschule auch eine Beschulung im Gefängnis an. Schulpflichtigen SchülerInnen soll somit auch während ihrer Inhaftierung ein regelmäßiger Kontakt zu Bildung ermöglicht werden, der ihnen einen Schulabschluss erleichtern soll. 6. QUALITÄTSENTWICKLUNG Die Paedakoop versteht sich als Kompetenzzentrum für Lernen und pädagogische Innovation. Kooperation in interdisziplinären Teams mit aufgaben- bzw. bereichsrelevanten Zusammensetzungen erfordert von allen MitarbeiterInnen ein hohes Maß an Reflexionsfähigkeit und –bereitschaft sowie soziale Kompetenz und Fähigkeit zur Metakommunikation. Verbindliche Qualifizierungsmaßnahmen, Fortbildung, Coachingprozesse, Begleitung bei Teamentwicklungsprozessen und Supervision unterstützen die MitarbeiterInnen in ihrer Arbeit und ihrer Kompetenzentwicklung. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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Wir haben Standards entwickelt, um ein Höchstmaß an multi- und codisziplinärer Zusammenarbeit zu gewährleisten. 6.1 Qualität in der Betreuung des einzelnen Kindes • Für jedes Kind/Jugendlichen sowie seine Eltern bzw. Familie sind drei Fachpersonen prozessverantwortlich: Primärbetreuung, Primärlehrperson und Elternberatung. • KickOff-Gespräche (am Betreuungsanfang) und Update-Gespräche (im Dreimonatsrhythmus während des Betreuungsverlaufs) sind Gespräche dieser Fachpersonen, zentraler Bestandteil unserer Standards der fachlichen Kooperation und dienen der Planung und Reflexion des Hilfe- und Betreuungsprozesses. • Alle 6 bis 8 Wochen finden regelmäßige Standortgespräche für die Kinder und Jugendlichen statt. Bei diesen Gesprächen sind die Kinder und Jugendlichen und deren Eltern aktiv gefordert. • Das Landes-Kinder- und Jugendhilfegesetz definiert die Struktur und Abläufe der Hilfeplanung, sieht Hilfeplangespräche und Besuche durch die MitarbeiterInnen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe vor Ort vor und erfordert entsprechende Berichtslegung. • Eine fachlich standardisierte Dokumentation wird in allen Funktionsbereichen durchgeführt. • Es werden jährliche Befindlichkeitserhebungen für Kinder und Jugendliche sowie Erhebungen zum Erfolg der Betreuung durch die Kinder/Jugendlichen, deren Eltern und Betreuungspersonen durchgeführt. • Die Durchführung von EVAS, unserem computergestützten Evaluationsinstrument, ist verpflichtend für alle MitarbeiterInnen der Paedakoop Wohngruppen und der Lebensorientierten Begleitung, sowie der Elternberatung. 6.2 Qualität in der Funktion • Die Paedakoop verfügt über eine sehr differenzierte und komplexe Organisationsstruktur, die neben der Kooperation unterschiedlicher FunktionsträgerInnen (Primärbetreuung, Elternberatung, Lehrperson) auch die fachliche Tiefe der einzelnen Funktionen sichern soll. So gibt es Teams von SozialpädagogInnen (in Wohngruppen und in der Lebensweltorientierten Betreuung), Teams von Lehrpersonen (die die verschiedenen Klassen an unseren Standorten unterrichten) und Teams jener Fachpersonen, die die Eltern beraten, Psychotherapie, Musiktherapie und klinisch-psychologische Diagnostik machen. An allen Standorten finden regelmäßig multidisziplinäre Teambesprechungen aller beteiligten Fachpersonen statt. • Alle diese Teams nehmen Teamsupervision in Anspruch. • Es besteht die Verpflichtung zur Fortbildung aller MitarbeiterInnen. • Einzelsupervision ist nach Rücksprache mit der Leitung jährlich möglich.

6.3 Qualität im Management • Bereichsleitung und Stellvertretung sowie Direktion und deren Stellvertretung, treffen sich regelmäßig zur Abstimmung der Leitung im Alltag, des Weiteren um strategische Entscheidungen der Finanzen, der Organisationsentwicklung, der Personalentwicklung und der Öffentlichkeitsarbeit zu treffen. Einmal jährlich geht diese Runde in Klausur, um sich der Visionsarbeit zu widmen.

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• Bereichsleitung und Direktion stimmen sich regelmäßig mit der Geschäftsführung des

Vorarlberger Kinderdorfes ab. 7. RAHMENBEDINGUNGEN Die Paedakoop ist Bestandteil des sozialen Netzes des Landes Vorarlberg, integriert in die Kinder- und Jugendhilfe und das Schulsystem. 7.1 Gesetzliche Grundlagen Gesetzliche Grundlagen der Angebote sind das Kinder- und Jugendhilfegesetz des Landes Vorarlberg in seiner aktuellen Fassung und der Rahmenvertrag mit dem Land Vorarlberg. Arbeitsrechtlich gelten die jeweiligen Berufsgruppengesetze, sowie die Standards des Kollektivvertrages. Die Paedakoop Privatschule ist eine Katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht. In der pädagogischen Aufgabe und der organisatorischen Struktur ist die Paedakoop Privatschule autonom. Der Schulerhalter und der Schulträger bestimmen die inhaltliche und orgaisatorische Ausrichtung. Der Schulträger bestellt in Abstimmung mit dem Schulerhalter die Direktion. Im Personalbereich obliegt es der Direktion der Schule, Lehrpersonen anzustellen und die Zusammenarbeit zu beenden. 7.2 Finanzierung Die im Einzelfall erbrachte Leistung wird zu den jeweiligen vereinbarten Tarifen monatlich im Nachhinein mit den beauftragenden Kinder- und Jugendhilfeabteilungen verrechnet. Die Lehrpersonen sind beim Land Vorarlberg beschäftigt und werden durch die Schulabteilung entlohnt. Ebenso werden die Betriebs- und Sachkosten für die Schule übernommen. Für besondere Projekte und notwendige ergänzende Aufwendungen kommt das Vorarlberger Kinderdorf als Schulerhalter auf. 7.3 Personal In der Paedakoop arbeiten Fachpersonen aus der Pädagogik, Psychologie und Therapie. Dies sind SozialpädagogInnen, Lehrpersonen, SozialarbeiterInnen, Klinische PsychologInnen und GesundheitspsychologInnen, Psychotherapeutinnen und Musik- und KunsttherapeutInnen. Darüber hinaus sind MitarbeiterInnen beschäftigt, die Ausbildungen in tiergestützter Pädagogik, Traumapädagogik, Erlebnispädagogik, Gewaltpädagogik, in verschiedenen Entspannungsverfahren und in Supervision und Organisationsentwicklung haben. Im Bereich der Hauswirtschaft sind MitarbeiterInnen tätig, die über Ausbildungen in Ernährungsberatung verfügen, in der Haustechnik und Gebäudereinigung MitarbeiterInnen, die über handwerkliche Ausbildungen verfügen, und in der Verwaltung MitarbeiterInnen, die Verwaltungsausbildungen haben. Die Paedakoop hat einen integrierten Arbeitsplatz und bietet kontinuierlich Praktikums- und Ausbildungsplätze an. Besonders für Soziale Arbeit, Sozialpädagogik und Psychologie. 7.4 Räumlichkeiten und Infrastruktur Die Paedakoop ist an drei Standorten präsent: Schlins, Feldkirch und Wolfurt. Am Standort Schlins, den historischen Wurzeln unserer Arbeit, hat die Paedakoop Gebäude für drei Wohngruppen, Schulgebäude, Verwaltungsgebäude und Räume für Beratung und Therapie. Darüber hinaus stehen Veranstaltungsräume sowie eine Turnhalle zur Verfügung. © Eigentum Vorarlberger Kinderdorf. Die Weitergabe bzw. Vervielfältigung ist untersagt. Letzte Änderung: Juli 2016

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In Feldkirch gibt es zwei Paedakoop-Standorte. Einerseits sind dies Büros der Lebensweltorientierten Betreuung und die Räumlichkeiten der Schule. Andererseits ist dies ein Wohnhaus, in dem eine weitere Wohngruppe betrieben wird. In Wolfurt verfügen wir derzeit ebenfalls über Büros der Lebensweltorientierten Betreuung und Räumlichkeiten der Schule. In Bludesch betreiben wir außerdem eine HandwerkWerkstatt für Kinder und Jugendliche. Die Paedakoop Privatschule verfügt über einen landesweiten Schulsprengel und ist daher autonom bei der Vergabe der Schulplätze. 7.5 Vernetzung Wir sind vernetzt mit allen Fachbereichen des Vorarlberger Kinderdorfes, den Kinder- und Jugendhilfeabteilungen der Bezirkshauptmannschaften, dem Landesschulrat für Vorarlberg, der Abteilung IIa Schule des Landes Vorarlberg, der IfS-Familienarbeit, der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Heilpädagogisch-kinderpsychiatrische Ambulanz des LKH Feldkirch, den Sozialpädagogischen Wohngemeinschaften des IfS und dem SOS-Jugendwohnen, mit ProMente Jugend, mit dafür, der Stiftung Jupident, mit Gemeinde- und HausärztInnen und der Exekutive. Wir kooperieren partnerschaftlich mit öffentlichen Schulen, wenn es darum geht, dass SchülerInnen nach unseren Betreuungen wieder Regelschulen besuchen. 7.6 Öffentlichkeitsarbeit Die Angebote der Paedakoop werden über Öffentlichkeitsarbeit bekannt gemacht. Interessierte Menschen haben die Möglichkeit die Einrichtung persönlich kennen zu lernen. Wir legen Wert auf höchstmögliche Transparenz unserer Arbeit. Führungen Die SchülerInnen der Paedakoop Privatschule werden aktiv in die Gestaltung und Durchführung der regelmäßig stattfindenden Besucherführungen eingebunden. Homepage www.paedakoop.at: hier finden Eltern, Kinder und Jugendliche und Fachpersonen relevante Informationen und Einblicke in unsere Arbeit. Medienpräsenz Im Rahmen diverser Veröffentlichungen geben wir Einblick in unsere pädagogische Arbeit und in unser Selbstverständnis von Bildung.

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PAEDAKOOP WOHNGRUPPE UND LOB

PAEDAKOOP PRIVATSCHULE

Gerhard Heinritz

Alexandra Heinzle

Bereichsleitung

Direktion

Jagdbergstraße 44, 6824 Schlins

Jagdbergstraße 45, 6824 Schlins

www.vorarlberger-kinderdorf.at

www.paedakoop.at

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