Die Reise des Wen-Amon Hieratischer Papyrus, von dem russischen Ägyptologen W. S. Golenistschew 1891 in Oberägypten entdeckt und von ihm zuerst 1899 veröffentlicht und übersetzt. Die beschriebenen Ereignisse fallen in das 5. Jahr der Regierung Ramses' XII., des letzten Pharaos der XX. Dynastie (Anfang des 11. Jh. v, u. Z.). Der Papyrus befindet sich jetzt im Puschkin-Museum für Bildende Künste in Moskau. Nach B. A. Turajew ist der vorliegende Text die literarische Version eines Originalberichtes von Wen-Anion. Wen-Amen, ein Priester des Amon-Tempels in Karnak, war nach Syrien gesandt worden, um Holz für die heilige Barke des Anion zu kaufen. In diesem Dokument spiegelt sich vortrefflich die äußere und innere Lage Ägyptens wider, das seine Macht eingebüßt hatte und in einzelne Gebiete zerfallen war. Es gibt auch ein Bild von dem Handelsverhältnissen im östlichen Mittelmeer. In Theben regierte Herihor, der Hohepriester Anions, in Tanis (Delta) Smendes. So war die Macht Ramses' XII. nur nominell und erstreckte sich nicht über das ganze Land. Es machte sich auch ein Mangel an Mitteln bemerkbar, da die Abgaben nur von einem begrenzten Gebiet eingingen. Darum beschloss man, das Bild Anions nach Byblos zu senden, um mit seiner Hilfe die Lieferung der notwendigen Materialien zu erreichen. Doch die Autorität Ägyptens war in jener Zeit schon so gering, dass der Fürst von Byblos bei der Erfüllung der Bitte seine völlige Unabhängigkeit betonte und auf die Freiwilligkeit seiner Anion dargebrachten Gaben hinwies, da er kein Diener des Pharaos sei. 5. Jahr, 3. Sommermonat, 16. Tag. Der Tag, an dem Wen-Amon, der Älteste der Halle des Tempels des Amon, des Herrn von Karnak, abreiste, um Holz zu holen für das große und heilige Schiff des Amon-Re, des Götterkönigs, das auf dem Wasser liegt, namens User-het-Amon. An dem Tag, wo ich nach Tanis kam, dem Aufenthalt des Smendes und der Tentamon, übergab ich ihnen die Sendschreiben des Amon-Re, des Götterkönigs. Sie ließen sie sich vorlesen und sagten: „Wahrhaftig, wir tun so, wie es Amon-Re, der Götterkönig, unser Herr, gesagt hat.“ Ich verweilte bis zum 4. Sommermonat am Hofe in Tanis. Smendes und Tentamon sandten mich mit dem Schiffskapitän Mengebet ab, und am 1. Tage des 4. Sommermonats fuhr ich zum großen syrischen Meer herab. Ich kam nach Dor, einer Zeker-Stadt, und ihr Fürst Beder ließ mir 50 Brote, 1 Maß Wein und 1 Rinderkeule bringen. Die Reise des Wen-Amon

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Da entlief ein Mann von meinem Schiff und stahl an Gold: Gefäße im Werte von 5 Deben, Silber: 4 Krüge im Werte von 20 Deben, 1 Beutel Silber im Werte von 11 Deben; zusammen also, was er stahl: 5 Deben Gold, 31 Deben Silber. Ich stand früh am Morgen auf und ging zu dem Fürsten des Landes. Ich sagte zu ihm: „Ich bin in deinem Hafen bestohlen worden, und da du Fürst dieses Landes und sein Richter bist, so suche nach meinem Gelde. Wahrlich, dieses Geld gehört Amon-Re, dem Götterkönig, dem Herrn der Welt, es gehört Smendes, es gehört Herihor, meinem Herrn, und den anderen Großen Ägyptens. Es ist für dich, für Weret, für Nekemer, für Zekarbaal, für den Fürsten von Byblos.“ Er antwortete mir: „Bist du böse oder bist du gut“? Sieh, ich verstehe aber die Beschwerde, die du mir gesagt hast, nicht. Gehörte der Dieb, der auf dein Schiff kam und der dein Geld nahm, zu meinem Lande, so würde ich es dir aus meiner Schatzkammer ersetzen, bis dein Dieb gefunden worden ist. Aber fürwahr, der Dieb, der dich bestohlen hat, ist einer der Deinen, er gehört zu deinem Schiff. Warte noch einige Tage ab, bleibe bei mir, ich werde ihn suchen.“ Es vergingen 9 Tage, und ich verbrachte sie in seinem Hafen. Und ich ging zu ihm und sagte: „Siehe, du hast mein Geld nicht gefunden, so werde ich mit den Kapitänen und mit den Seereisenden abreisen.“ Weiter folgen 12 stark beschädigte Zeilen. Aus den erhaltenen Bruchstücken kann man schließen, dass Wen-Amon, als er bei dem Fürsten der Stadt Dor nichts erreichte, den Hafen verlässt und beschließt, seine Sache durch einen Überfall auf die Zeker in Ordnung zu bringen und ihnen 130 Deben Silber wegzunehmen. Mit der Beschwerde der Zeker hängt vermutlich auch der unfreundliche Empfang des Wen-Amon in Byblos zusammen. Darum warten 11 Schiffe der Zeker, dass Wen-Amon Byblos verlässt. Ich verbrachte 29 Tage im Hafen, und er sandte ständig jeden Tag nach mir und ließ mir sagen: „Verlasse meinen Hafen.“ Und siehe, als er seinen Göttern opferte, da ergriff der Gott einen seiner Knaben und versetzte ihn in Raserei, und er sagte zu ihm: „Bring den Gott herauf, bring den Boten herauf, der ihn bei sich hat. Amon sandte ihn, er ist es, der ihn herbeiführte.“ So raste der Besessene in dieser Nacht. Ich hatte gerade ein Schiff gefunden, das nach Ägypten abfahren wollte. Ich hatte alles, was mir gehörte, hineingeladen. Und ich sah nach der Dunkelheit aus mit den Worten: „Kommt sie herab: dann werde ich den Gott verladen, damit ihn kein fremdes Auge sieht.“ Da kam der Hafenvorsteher zu mir und sagte: „Warte bis morgen, dem Wunsch des Fürsten gemäß.“ Ich antwortete ihm: „Bist du es nicht, der ständig zu mir kam und täglich sagte: Verlasse meinen Hafen'? Sagst du nicht, ,Verweile`, um das Schiff, das ich gefunden habe, abfahren zu lassen, und um dann zu kommen und wiederum zu sagen: Geh fort!'?“ Und er ging und sagte dies dem Fürsten. Und der Fürst sandte zum Kapitän des Schiffes und ließ sagen: „Warte bis morgen, dem Wunsch des Fürsten gemäß.“ Und siehe, als der Morgen gekommen war, sandte er und ließ mich hinaufbringen, während der Gott im Zelte ruhte, in dem er sich an der Küste des Meeres befand. Ich fand ihn (den Fürsten) mit dem Rücken an ein Fenster gelehnt, und die Wellen des großen syrischen Meeres wogten hinter ihm. Und ich sagte zu ihm: „Es liebt dich Amon!“ Und er sagte zu mir: „Wie lange ist es her, seit du vom Wohnsitz des Amon fortgegangen bist?“ Und ich sagte zu ihm: „Bis auf diesen Tag 5 Monate und ein Tag.“ Und er sagte zu mir: „Siehe, wenn du wahrhaft bist, wo ist Die Reise des Wen-Amon

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denn die Urkunde des Amon, die du bei dir hast, wo ist denn das Schreiben • von diesem Oberpriester des Amon, das du bei dir hast?“ 14 Und ich sagte zu ihm: „Ich habe sie Smendes und Tentamon gegeben.“ Und er wurde sehr zornig, und er sagte zu mir: „Sieh, Urkunden und Schreiben sind nicht in deiner Hand, wo ist denn das Schiff aus Zedernholz, das dir Smendes gegeben hat, wo ist seine syrische Mannschaft? Hat er dich nicht dem fremdländischen Kapitän überwiesen, damit man dich töte und ins Meer werfe? Bei wem hätte man dann den Gott gesucht, bei wem hätte man dich selbst gesucht?“ 15 So sagte er zu mir. Und ich sagte zu ihm: „Es ist ein ägyptisches Schiff, und es ist eine ägyptische Mannschaft, die für Smendes rudert; er hat, gar keine syrische Mannschaft.“ Und er sagte zu mir: „Sind nicht 20 Schiffe hier in meinem Hafen, die mit Smendes in Handelsverbindung stehen, und in Sidon, wohin du fährst, sind dort `nicht auch 50 Schiffe, die in Handelsverbindung mit Wirkatel stehen und für sein Haus fahren?“ Und ich schwieg lange. Und dann antwortete er und sagte zu mir: „Mit welchem Auftrag bist du hierhergekommen?“ Und ich sagte zu ihm: „Ich bin hier hergekommen wegen der Bohlen für das große und heilige Schiff des Amon-Re, des Götterkönigs. Dein Vater tat dies, dein Großvater tat dies, tue du es auch.“ So sagte ich zu ihm. Und er sagte zu mir: „Sie haben es tatsächlich getan, und wenn du mir etwas geben wirst, um es zu tun, werde ich es tun: Meine Vorfahren erfüllten die Aufträge, aber der Pharao hatte auch 6 Schiffe gesandt, die mit ägyptischen Sachen beladen waren und die man in unsere Vorratskammern auslud. So bringe du mir auch.“ Und er ließ die Tagebücher aus der Zeit seiner Vorväter herbeibringen, und er ließ sie in meiner Gegenwart vorlesen, und man fand in seinem Dokument tausend Deben verschiedenen Silbers. Und er sagte zu mir: „Wenn der Herrscher Ägyptens der Herr meines Landes und ich sein Diener gewesen wäre,“ dann hätte er nicht Silber und Gold gesandt mit den Worten: Führe den Auftrag des Amon aus!' Dies war kein Königsgeschenk, ,das er meinem Vater gemacht hatte. Was mich betrifft, auch ich, ich bin nicht dein Diener, so wie ich auch nicht der Diener dessen bin, der dich geschickt hat. Wenn ich laut zum Libanon hinaufrufe, öffnet sich der Himmel, und die Stämme liegen hier am Meeresufer. Gib mir deine Segel, die du mitgebracht hast, um deine Schiffe, auf die deine Stämme verladen worden sind, nach Ägypten zu fahren. Gib mir auch deine Seile, die du mitgebracht hast, [um die Baum]stämme [festzubinden], (hier fehlt eine halbe Zeile) und ich werde dir Segel für deine Schiffe machen, denn diese großen Balken zerbrechen sie (d. h. die Schiffe) mit ihrer Schwere, und du wirst sterben inmitten des Meeres. Sieh, Amon donnert am Himmel, und er gibt Sutech zu seiner Zeit. Ist es doch Amon, der alle Länder gemacht hat. Er hat sie geschaffen, aber das Land Ägypten, aus dem du gekommen bist, hat er zuerst geschaffen. Denn künstlerisches Schaffen kam von dort her und hat dann meinen Wohnort erreicht; und alles Wissen kam von dort her und hat dann meinen Wohnort erreicht; was soll da die törichte Reise, die man dich hat machen lassen?“ Und ich sagte zu ihm: „Falsch. Die Reise, die ich machte, ist durchaus nicht töricht! Es gibt kein Schiff auf dem Strom, das nicht dem Amon gehört! Sein ist das Meer und sein ist (auch) der Libanon, von dem du sagst: Mir gehört er'. Er (d. h. der Wald) wächst für ,Userhet-Amon`, die Herrin [aller] Schiffe. Wahrlich, so sprach Amon-Re, der Götterkönig, zu Herihor, meinem Herrn: Sende mich!' Und er sandte mich mit diesem großen Gott, du hast diesen großen Gott 29 Tage zurückgehalten, (indem) er in deinem Hafen lag. Wusstest du denn nicht, dass er hier war? Wahrlich, er (d. h. Amon) ist noch der, welcher er war; du aber stehst und feilschst um das Holz des Libanon mit Amon, deinem Herrn. Was deine Die Reise des Wen-Amon

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Worte betrifft, früher hätten die Könige Gold und Silber geschickt - wenn sie Leben und Wohlergehen zu schicken gehabt hätten, hätten sie keine Sachen geschickt! Wenn sie aber deinen Vorfahren die Sachen geschickt haben, so (schickten sie sie ihnen) statt Leben und Wohlergehen'. Sieh, Amon-Re, der Götterkönig, ist Herr des Lebens und Wohlergehens, und er war der Her: deiner Vorfahren, die ihr Leben lang Amon Opfer darbrachten. Und du, du bist (auch) ein Diener des Amon, und wenn du Amon sagst: ,Ich werde (es) tun', und seinen Auftrag ausführst, so wirst du leben, du wirst gesund sein, es wird dir wohl ergehen und du wirst deinem ganzen Lande und deinen Leuten angenehm sein. Begehre nicht das Eigentum des Amon-Re, des Götter[königs]. Wahrlich, ein Löwe liebt das Seine. Bringe mir deinen Schreiber, ich werde ihn zu Smendes und Tentamon senden, zu diesen Gebietern des Landes, das [ihnen] Amon gab im Norden seines Landes, und sie werden alles Nötige schicken, wonach ich sende mit den Worten: Lasst ihn (die Dinge) bringen, solange ich nach Süden gehe', und ich werde dir alles, alles Geliehene wiedergeben!“ So sagte ich zu ihm. Und er übergab meinen Brief seinem Boten, und er verlud den Kiel, den Vorder- und den Hintersteven nebst vier anderen behauenen Hölzern, zusammen 7, und sandte sie nach Ägypten. Und sein Bote war nach Ägypten gegangen und kam zu mir nach Syrien im 1. Wintermonat. Smendes und Tentamon schickten: Gold 4 Gefäße und 1 Gefäß kakmen. Silber 5 Gefäße. Gewänder aus oberägyptischem Leinen. Oberägyptisches Leinen 10 Ballen. Papyrusrollen 500. Rinderhäute 500. Seile 500. Linsen 20 Säcke. Fische 30 Körbe. Sie (d. h. Tentamon) schickte mir: 5 Gewänder aus oberägyptischem Leinen. Oberägyptisches Leinen 5 Ballen. Linsen 1 Sack. Fische 5 Körbe. Der Fürst freute sich, und er stellte 300 Menschen und 300 Ochsen und setzte Aufseher über sie, um die Holzstämme fällen zu lassen. Sie fällten sie, und sie ließen sie dort den Winter über liegen. Im 3. Sommermonat schleppte man sie ans Meeresufer. Der Fürst kam heraus und stand dabei. Und er sandte nach mir und ließ mir sagen: „Komm!“ Siehe, als ich mich näherte und bei ihm stand, fiel der Schatten seines Wedels auf mich. Und Penamon, einer seiner Leibwächter, die bei ihm waren,_ näherte sich mir und sagte: „Der Schatten des Pharao, deines Herrn, fiel auf dich.“ Aber er (d. h. der Fürst) wurde ärgerlich gegen ihn und sagte: „Lass ihn.“ Ich näherte mich und stand bei ihm, und er antwortete mir und sagte: „Sieh, die Aufträge, die meine Vorväter vordem ausgeführt haben, die habe ich (auch) ausgeführt, obwohl du für mich nicht das getan hast, was deine Vorväter für mich getan haben: Siehe, die letzten deiner Stämme liegen hier. Tu mir (nun auch) den Gefallen und verlade sie, denn sie sind dir gegeben. Schau nicht auf die

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Schrecklichkeit des Meeres. Denn wenn du auf die Schrecklichkeit des Meeres schaust, so schaue auch auf meine eigene (Schrecklichkeit). Fürwahr, ich habe dir nicht das getan, was den Gesandten des Chaemwese getan wurde; die 17 Jahre in diesem Land verweilten und die hier starben.“ Und er sagte zu seinem Leibwächter: „Nimm ihn und zeige ihm ihr Grab, in dem sie ruhen.“ Und ich sagte zu ihm: „Zeige es mir nicht. Was Chaemwese anbetrifft, so waren es Menschen, die er als Boten sandte, und er selbst war auch ein Mensch. [Ich] aber bin nicht einer seiner Gesandten, doch du sprichst: Geh und schau deinesgleichen.' Du freust dich nicht, lässt [nicht] einen Gedenkstein machen und auf ihm sagen: Amon-Re, der Götterkönig, hat mir seinen Boten »Amon des Weges« gesandt zusammen mit Wen-Amon, seinem menschlichen Boten, wegen des Holzes für die große, heilige Barke für Amon-Re, den Götterkönig. Und ich habe es gefällt, ich habe es verladen, und ich habe es mit meinen Schiffen und mit meinen Mannschaften versorgt, und ich habe es nach Ägypten gelangen lassen, um mir von Amon 50 Lebensjahre über die mir bestimmten hinaus zu erbitten.' Und wenn es zu einer anderen Zeit geschieht, dass ein Bote aus dem ägyptischen Lande kommt, und er kennt die Schriftzeichen, so wird er deinen Namen auf dem Denkstein lesen, und du wirst Wasser im Westen empfangen, wie die Götter, die dort sind.“ Und er sagte zu mir: „Die Worte, die du zu mir sprichst, sind sehr eindrucksvoll.“ Und ich sagte zu ihm: „Was alles anbetrifft, das du zu mir gesagt hast, (wenn) ich zu dem Ort des Hohenpriesters des Amon gelange und er deinen Auftrag sieht, so wird dein Auftrag dir etwas einbringen.“ Und ich ging zum Meeresufer, wo sich das Holz befand, und bemerkte 11 Schiffe, die sich auf dem Meere zeigten. Und sie gehörten den Zekern (und kamen mit dem Auftrag): „Ergreift ihn und lasst keine Schiffe von ihm in das ägyptische Land.“ Und ich setzte mich hin und begann zu weinen. Und der Schreiber des Fürsten kam zu mir heraus, und er sagte zu mir: „Was hast du?“ Und ich sagte zu ihm: „Siehst du nicht die Vögel, die zum zweitenmal nach Ägypten hinabziehen? Sieh sie an, sie ziehen zum kühlen Wasser. Wie lange aber werde ich hier bleiben? Siehst du denn nicht die, die gekommen sind, um mich wieder zu ergreifen?“ Und er ging fort, und er sagte es dem Fürsten, und der Fürst begann zu weinen wegen der Worte, die man ihm gesagt hatte und die so traurig waren. Und er schickte seinen Schreiber zu mir hinaus, und er brachte mir zwei Maß Wein und einen Widder, und er sandte mir Tentnut, eine ägyptische Sängerin, die bei ihm war, mit den Worten: „Singe für ihn, damit ihn nicht schlechte Gedanken bedrücken.“ Und er ließ mir sagen: „Iss und trink, und lass dich nicht von schlechten Gedanken bedrücken, morgen aber wirst du alles hören, was ich dir sagen werde.“ Und siehe, als der nächste Tag anbrach, ließ er sein Wasser und sein Land rufen, und er trat unter sie, und er sagte zu den Zekern: „Warum kamt ihr her?“ Und sie sagten zu ihm: „Wir folgen diesen zu zerschlagenden Schiffen, die du mit unseren Widersachern nach Ägypten schickst.“ Und er sagte zu ihnen: „Ich kann den Boten des Amon in meinem Lande nicht festnehmen. Lasst mich ihn fortschicken, aber verfolgt ihn dann, um ihn zu ergreifen.“ Und er schiffte mich ein, und er schickte mich fort ... [aus] dem Hafen des Meeres. Und der Wind trieb mich zum Lande Arsa. Und die Bewohner der Stadt zogen gegen mich aus, um mich zu erschlagen. Und ich konnte mir einen Weg bahnen und zum Wohnsitz der Heteb, der Fürstin der Stadt, gelangen. Und ich fand sie, als sie aus dem einen Gebäude Die Reise des Wen-Amon

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hinaus- und in das andere hineinging. Ich verneigte mich vor ihr und fragte die Leute, welche bei ihr standen, ob nicht einer unter ihnen sei, der Ägyptisch verstehe. Einer von ihnen sagte: „Ich verstehe (es).“ Und ich sagte zu ihm: „Sagt zu meiner Herrin: Ich habe bis nach Theben, dem Wohnsitz des Amon, gehört: In jeder Stadt tut man Unrecht, (aber) im Lande Arsa tut man Recht ! Tut man (denn nun auch) hier jeden Tag Unrecht?“ Und sie sagte: „Was soll das, was du sagst?“ Und ich sagte zu ihr: „Als das Meer wütete, trieb mich der Wind zu dem Lande, in dem du lebst. So lasse nicht zu, dass man mich ergreift, um mich zu töten. Bin ich doch der Bote des Amon; sieh, mich, mich wird man alle Tage suchen. Was diese Mannschaft des Fürsten von Byblos angeht, welche man zu erschlagen trachtet, wird nicht ihr Herr, wenn er 10 Mannschaften von dir findet, sie dafür auch erschlagen?“ Sie veranlasste, dass man den Leuten zurief und sie tadelte. Und sie sagte zu mir: „Leg dich schlafen“... Der Schluss des Textes ist nicht erhalten, doch kann man aus der ganzen Erzählung schließen, dass weiter beschrieben wird, wie Wen-Amon wohlbehalten in die Heimat zurückkehrt.

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