Die Reise- und Tourismusindustrie

Branchen & Märkte marchés & branches Die tunesische Tourismusbilanz Gute Entwicklung in 2005 und 2006 Besucherzahlen in Tunesien nach Regionen 10000...
Author: Käthe Kneller
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Branchen & Märkte marchés & branches

Die tunesische Tourismusbilanz Gute Entwicklung in 2005 und 2006

Besucherzahlen in Tunesien nach Regionen 10000 8000 6000 4000 2000 0

2000 Tabarka Ain Draham Bizerte-Béja Sousse-Kairouan Quelle : Tunesisches Fremdenverkehrsamt

© AHK Tunesien

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gewährt Kammermitgliedern und Messekunden

eine Reduzierung von 20% auf alle angebotenen Linienflüge gegen Vorlage der persönlichen Mitgliedskarte Tickets können bei Nouvelair: Zone Touristique Dkhila 5065 Skanès Monastir Tél.: 73 520 600, Fax: 73 520 450 oder am Flughafen reserviert werden. www.nouvelair.com 22

2001

2002 Sbeitla-Kasserine Gafsa-Tozeur Nabeul-Hammamet

2003 Jerba-Zarzis-Gabès Mahdia Sfax

2005

Monastir-Skanès Yasmine Hammamet

Tunis-Zaghouan

ie Reise- und Tourismusindustrie ist von enormer Kraft und Dynamik geprägt und verhilft als Job- und Konjunkturmotor ganzen Volkswirtschaften zu nachhaltigem Wachstum, fasst Jean-Claude Baumgarten, Präsident des World Travel & Tourism Council (WTTC), die Ergebnisse einer gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Accenture durchgeführten Studie zusammen. Und die weltweiten Statistiken untermauern seine Aussage, denn die Lust am Reisen wächst weltweit: das Jahr 2005 war mit beeindruckenden 5,7% Wachstum und einem Umsatz von über 4,8 Billionen Euro ein voller Erfolg für die Tourismusbranche rund um den Globus. Und die Studie sagt voraus, dass sich dieser Aufwärtstrend auch dieses Jahr mit 4,6% Wachstum und einem Rekordumsatz von insgesamt 5,2 Billionen Euro fortsetzt. Die mittelfristigen Aussichten der Branche geben darüber hinaus allen Anlass zu Optimismus: für die nächsten zehn Jahre werden jährlich rund 4,2% Wachstum prognostiziert.

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Dies sind gute Perspektiven für Tunesien, wo der Tourismus mit einem

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2004

Anteil von 6,7% am BIP und einem Wachstum von 7% im Jahr 2005 eine Schlüsselrolle nicht nur als Devisenund Arbeitsplatzgarant, sondern auch als Impulsgeber für die ganze Volkswirtschaft spielt. 6,3% mehr ausländische Besucher als im Vorjahr, der Ausbau der Hotelkapazitäten um 3500 zusätzliche Betten und eine auf 51,5% gestiegene Auslastung der Einrichtungen zeigen, dass das Land die Krise der letzten Jahre überwunden hat und schon bald die Ende der Neunzigerjahre erreichten Bestwerte wieder erreichen kann. Nicht zuletzt die Bevölkerung profitiert ganz unmittelbar von dieser Entwicklung: ca. 92 000 Jobs bestehen heute in der Tourismusbranche selbst, dazu kommen tausende vom Tourismus abhängige Anstellungen in ganz Tunesien. Der Rückgang der Investitionen in den Tourismus um 14,5% auf knapp 145 Mio. Euro im Jahre 2005 bereitet allerdings angesichts der notwendigen Modernisierung des Sektors Sorgen. Zwar wurde vor allem die Kapazität der Vier und Fünf Sterne Hotels erweitert, doch in Qualität und Qualifizierung der Arbeitskräfte muss Tunesien wesentlich mehr investieren,

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Entwicklung der Besucherzahlen in Tunesien aus ausgewählten Ländern 1995 - 2005 in 1000 1500

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um das Tourismusangebot zu erweitern und einen höheren Wertschöpfungsanteil zu erreichen. Auch wenn es im Servicebereich der Hotels noch Defizite gibt, strömen die ausländischen Besucher nach Tunesien: Im Jahr 2005 wurden 33,5 Mio. Übernachtungen ausländischer Gäste in Tunesien gezählt. Wichtigstes Ziel innerhalb des Landes bleibt die Region Djerba-Zarzis-Gabès mit über 8,5 Mio. Übernachtungen, gefolgt von den Tourismuszentren Sousse-Kairouan und Nabeul-Hammamet mit 7,4 Mio. bzw. 6 Mio. Die französischen Urlauber stellten mit 23% der Übernachtungen die größte Besuchergruppe, gleich an zweiter Stelle folgten mit einem Anteil von beinahe einem Fünftel die deutschen Reisenden. Ebenfalls stark vertreten waren 2005 die Besucher aus Italien (10,1%), Großbritannien (9,7%) und Belgien (4,5%). Auch die Tunesier reisen verstärkt im eigenen Land: um 8% auf ca. 36 Mio. Übernachtungen ist deren Urlaubsaktivität 2005 gestiegen. Mit Bezug auf die Besucherzahlen, rangieren die Libyer mit über einer Million Besuchern und die Franzosen mit 930.000 Besuchern auf Platz 1 und 2. Hingegen stagniert die Zahl der deutschen Touristen bei knapp 572.000 – im Jahre 2000 hatten noch über 1 Mio. deutsche Touristen das Land besucht. Diese Zahl war jedoch damals bereits eine Ausnahme, die auf die schlechte Entwicklung konkurrierender Urlaubsziele zurückzuführen war. Insgesamt war das Jahr 2005 ein Erfolg für die tunesische Tourismusbranche. Allen Anzeichen nach wird auch das laufende Jahr an diese Entwicklung anknüpfen. Der Anstieg der Besucher-

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2002

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2004

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Deutschland Libyen

Algerien

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Quelle : Tunesisches Fremdenverkehrsamt

© AHK Tunesien

zahlen und der Übernachtungen in den ersten 8 Monaten des Jahres 2006 um 2,6 % bzw. 0.9 % geben Anlass zu Optimismus. Zum 31. Oktober 2006 lagen die Deviseneinnahmen nach Angaben der tunesischen Zentralbank bereits mit umgerechnet 1,371 Mrd. Euro auf Rekordniveau (+ 4,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2005). Auch die auf 5,3 Tage gestiegene Durchschnittsaufenthaltsdauer der Touristen macht Mut. Damit dieser Kurs langfristig gehalten werden kann und Tunesien von der Veränderung der Besucherzahlen in Tunesien aus ausgewählten Ländern 1999 - 2005

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weltweiten Dynamik der Branche profitiert, gilt es, zukunftsträchtig zu modernisieren. Die tunesische Regierung hat deshalb ein langfristiges Modernisierungsprogramm für den Hotelsektor eingeleitet und fördert Investitionen in diesem Bereich. Mehr dazu lesen Sie im Artikel von Dirk Axtmann und Andrea Ben Mahmoud auf Seite 32. ■ Jens Müller & Soraya Fersi Quellen: Ministerium für Entwicklung und internationale Zusammenarbeit, bfai, Webseite des Unternehmens Accenture 132,8

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Frankreich

Italien

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Insgesamt

Algerien

Quelle : Tunesisches Fremdenverkehrsamt

Libyen

Deutschland

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Tunesischer Tourismus im Wandel Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen in einem wachsenden Markt

unesien ist deutschen Urlaubern überwiegend als ein Land des klassischen Strand- und Badetourismus ein Begriff. Dabei hat das flächenmäßig kleinste Land des Maghreb weitaus mehr zu bieten. Diese bisher ungenutzten Potentiale will man nun verstärkt ausbauen, denn dem reinen Massentourismus sagen neueste Umfrageergebnisse eine Stagnation in den nächsten Jahren voraus.

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Tunesien möchte daher die Neuausrichtung der für das Land wichtigen Branche in zwei Bereichen vorantreiben. Der klassische Badetourismus soll durch Modernisierung bestehender und den Bau neuer Hotels aufgewertet werden: 500 Hotels mit ca. 150.000 Betten sollen, durch ein staatliches Programm gefördert, für geschätzte 1,25 Mrd. EURO baulich und konzeptionell erneuert werden. Bedingt durch die steigenden Service-Ansprüche europäischer Urlauber investieren Hotelketten verstärkt in die Ausbildung ihres Personals und profitieren dabei insbesondere von den aktuellen Förderprogrammen, die der Staat den Unternehmen in diesem zentralen Bereich anbietet. Parallel dazu erfolgt

ein Ausbau des Badetourismus. Entlang der Küste Tunesiens werden in den nächsten Jahren sechs neue Touristikzentren mit insgesamt 73.000 Betten gebaut. Gleichzeitig soll das bestehende Tourismusangebot diversifiziert werden. Tunesien möchte ein hochwertiges Reise-Angebot entwickeln. Damit gewinnen Reisen in die Heimat Hannibals für weitere Kundenkreise zunehmend an Attraktivität und die Reisesaison kann somit auf das ganze Jahr ausgedehnt werden. Diese neuen Angebote sollen insbesondere auch am deutschen Markt etabliert werden. Im Mittelpunkt stehen hierbei Angebote im Bereich Gesundheit und Wellness, Sport, Kultur und Ökotourismus. Zur Umsetzung dieser Konzepte setzt man auch auf das erhöhte Interesse ausländischer Investoren. Ergänzend dazu hat man die Rahmenbedingungen für derartige Engagements in den letzten Jahren deutlich verbessert, so dass die Grundlagen für Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit mit Bezug auf die mit Tunesien konkurrierenden Urlaubsziele gegeben sind.

Aus der Modernisierung der Hotelanlagen, dem Neubau neuer Tourismuszentren und der Entwicklung neuer Tourismusangebote ergeben sich interessante Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Besonderes Augenmerk wird vom Staat übrigens bei der Renovierung und dem Bau neuer Hotels auf die Aspekte Umweltverträglichkeit und Energieeinsparung gelegt; hierfür gibt es besondere Finanzierungs- und Beratungsprogramme. Im Bereich Solaranlagen, Kläranlagen und Energieeffizienz genießen deutsche Produkte einen ausgezeichneten Ruf – die Chancen für deutsche Anbieter sind daher groß. Eine Umfrage der Deutsch – Tunesischen Industrie- und Handelskammer bei Hotels bestätigte das gestiegene Interesse in der Kategorie der vier- und fünf – Sterne Hotels insbesondere für Umwelttechnik. Dabei wurde ein verstärktes Interesse insbesondere für Technik aus den Bereichen Wasseraufbereitungssysteme und Energieeinsparungssysteme genannt. Eine große Anzahl von Hotels aller Kategorien trägt sich mit Investitionsabsichten in die Bereiche Thalasso und Wellness. Hier geht es sowohl um die Neu-Ausstattung als auch um die Verbesserung bestehender Anlagen. Ein weiterer interessanter Bereich auch für deutsche Unternehmen ist sicher die Ausstattung der Hotels mit modernen Großkücheneinrichtungen und den damit unter den gegebenen klimatischen Bedingungen eng zusammenhängenden Kühlsystemen. Hier besteht

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ein nicht zu unterschätzender Investitionsbedarf gerade auch im Hinblick auf die Einhaltung internationaler Standards insbesondere in den mittleren Kategorien. Von den Hotels wurde in unterschiedlicher Wertung weiterhin ein allgemeiner Bedarf an Wäschereisystemen und Lichttechnik sowie im Bereich des Facility-Managements genannt. Im Rahmen der von Mitarbeitern der Deutsch – Tunesischen Industrie- und Handelskammer durchgeführten telefonischen Umfrage im Tourismussektor wurden nicht nur die Hotels, sondern auch Beratungsunternehmen kontaktiert, die den Hotels im Rahmen der Umsetzung des nationalen Anpassungsprogramms unterstützend zur Seite stehen. Lokale Berater verfügen oftmals nicht über ausreichend eigene Erfahrung in der hochkomplexen Materie, die insbesondere mit der umfassenden Beratung internationaler Hotelketten einhergeht. Von dieser Gruppe wurde in den Interviews verstärkt der Wunsch geäußert, mit

ausländischen Partnern zu kooperieren und entsprechende Projekte gemeinsam anzugehen.

sich flexibel und zeitnah den spezifischen Anforderungen des tunesischen Marktes stellen.

Angesichts aktueller Tendenzen, der Aufwertung des klassischen Badetourismus einerseits und der Diversifizierung des bestehenden Tourismusangebotes andererseits, ergeben sich in Tunesien unter der Voraussetzung eines zeitnahen Engagements für deutsche Firmen interessante Marktperspektiven besonders in den folgenden Bereichen: 1. Klassische technische Hotelausstattung: Großküchensysteme, Kühlsysteme, Wäschereisysteme, Lichttechnik, Thalasso und Wellness 2. Energie und Wasser: Wasseraufbereitungssysteme, Wassereinsparsysteme, Energiesparsysteme 3. Beratung: Facility – Management, Ausbildung, Beratung im Hotelbereich allgemein

Der Wandel in diesem für Tunesien besonders wichtigen Bereich bietet deutschen Unternehmen somit eine hervorragende Gelegenheit, der internationalen Konkurrenz auf dem nordafrikanischen Markt den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Deutsche Unternehmen bei diesem Vorhaben zu unterstützen ist Ziel des am 5. Dezember in Tunis stattfindenden Unternehmerforums im Rahmen der von der AHK Tunesien organisierten Tourismuskonferenz. Bei rechtzeitiger Anmeldung stellen wir für interessierte Unternehmen den wichtigen Erstkontakt zu potentiellen tunesischen Partnern her und bereiten die individuellen Gespräche im Rahmen des Unternehmerforums so optimal vor.

Nach den Erfahrungen der AHK Tunesien sind die Chancen für deutsche Anbieter in der Region aufgrund des guten Rufes deutscher Technik und Ingenieurleistungen groß, sofern sie

Ihr Ansprechpartner für dieses spannende Thema bei der AHK Tunesien: Stefanie Reuter [email protected] ■ Andrea Ben Mahmoud

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Die neue Tourismusstrategie Tunesiens Wie man anspruchsvolle Kunden zufrieden stellt

Yacht-Tourismus: eit Ende der 90er Jahre befindet sich der tunesische Tourismus in einem strategischen und funktionellen Entwicklungsprozess. Die Neuorientierung betrifft die Staffelung der touristischen Saison, die Ausweitung der Aktivitäten in das Landesinnere und die Angebotsfächerung, um den Kundenstamm auszuweiten und zu verbreitern, insbesondere durch

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• Marktfächerung mit dem Hauptaugenmerk auf den arabischen Markt und die Fernziele • Diversifizierung der Übernachtungsmöglichkeiten (kleine charmante Hotels, Apparthotels……) • Entwicklung neuer Produkte

Yachttourismus ist zu einem ebenfalls maßgeblichen Part geworden, der eine Bereicherung des Angebots darstellt und als ein weiteres Element der Fächerung dient. Die erbauten Yachthäfen bieten jedwede Annehmlichkeit.

Tagungstourismus: Betrachtet man die Anzahl der Kongresse, Unternehmensseminare, Messen, Salons und Ausstellungen, hat Tunesien • die Gründung von auf Eventorganisation spezialisierten Unternehmen gefördert • eine Struktur geschaffen (Tunisia Convention Bureau) zur Promotion und Vermarktung dieses Produktes.

Ökotourismus: Sahara-Tourismus:

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Auf dem Gebiet des Ökotourismus betreibt Tunesien eine Umweltpolitik, die die Pflanzen- und Tierwelt schützen soll. Im ganzen Land sind Nationalparks sowie Erholungsgebiete entstanden.

Wichtige Maßnahmen wurden getroffen, um den Markt zu entwickeln: • Förderinstrumente zur Erschließung der Saharazonen • Einrichtung von Touristischen Zonen • Durchführung eines SaharaTourismus-Tages • Eröffnung des internationalen Flughafens von Tozeur • Bau von Hotels verschiedener Kategorien und von großen Freizeitzentren • Eröffnung einer Hotelfachschule

In den letzten Jahren sind gleich acht neue Golfplätze entstanden, verteilt über die verschiedenen touristischen Gebiete. Diese Golfplätze sind von anerkannten Spezialisten konzipiert worden.

Kultur-Tourismus:

Thalassotherapie:

Besonders wichtig für Tunesien ist die Erhaltung seines kostbaren kulturellen Erbes. Zu diesem Zweck wurden Institutionen gegründet mit der Aufgabe, das kulturelle Erbe zu schützen.

Der Thalassotourismus hat sich rasant entwickelt. Heute gibt es sechsundzwanzig über das Land verteilte Thalassozentren, die den anspruchsvollsten internationalen Standards gerecht werden.

Golftourismus:

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Schwerpunkte wurden in folgenden Bereichen gesetzt: • Schaffung von zusätzlichen Freizeitangeboten, wodurch die ProKopf Ausgaben der Touristen gestiegen sind • Anhebung der Qualitätsstandards bei Tourismuseinrichtungen der gehobenen Kategorie, wodurch das Reiseziel Tunesien auch für die exklusive Kundschaft immer attraktiver wird. Dies macht sich insbesondere an der Zahl der 4- und 5- Sterne Hotels bemerkbar. Daneben weitere Aktivitäten zur Verbesserung der Qualität: • Die Überarbeitung der Maßstäbe zur Einstufung von Hotels und die Angleichung an internationale Kriterien. Das Qualitätslabel und die Möglichkeit der Spezialisierung im Hotelsektor bewirken die bessere Anpassung an eine immer anspruchsvollere Kundschaft und stetig steigende Nachfrage. • Der Start des Mise-à-Niveau Programms im Hotelsektor in 45 ausgewählten Hotels. Das Programm beinhaltet den Umweltschutz, die Aus- und Weiterbildung, neue Informationstechnologien, die finanzielle Stabilisierung des Sektors, die Anpassung institutioneller und rechtlicher Aspekte, die Schaffung einer strategischen Einheit zur Beobachtung der Wettbewerbsfähigkeit hinsichtlich - der Konkurrenz - der Normen - und Technologien ■ Text vom tunesischen Fremdenverkehrsamt, übersetzt von Karim Kousksi und Katja Wunderlich

Finanzierung financement

Das Programm zur Modernisierung im Hotelbereich Mit staatlicher Hilfe zu neuen Ufern im tunesischen Tourismus er Tourismus ist in seiner Bedeutung für die tunesische Wirtschaft kaum zu unterschätzen: der Sektor trägt mit ca. 6 Prozent zum BIP bei; zugleich bildet er neben den Überweisungen der Auslandstunesier die wichtigste Devisenquelle des Landes. Schließlich hängen 90.000 Arbeitsplätze direkt und bis zu 300.000 weitere indirekt vom Tourismus ab.

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Dennoch weist der tunesische Tourismus strukturelle Schwächen auf, vor allem die einseitige Konzentration auf den Massen-Badetourismus und die damit einhergehende geringe Wertschöpfung in der Branche. Die jüngst wieder gestiegenen Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft können kaum

über den in vielen Hotels aufgelaufenen Investitionsrückstand hinwegtäuschen. Mangelhafte Ausstattung, veraltetes Management und die im internationalen Vergleich hinterherhinkende Ausbildung des Hotelpersonals laufen der erklärten Politik der tunesischen Regierung zuwider, durch neue Angebote in den Bereichen Wellness, Golf- und Kulturtourismus zahlungskräftigere Kunden ins Land zu locken. Vor diesem Hintergrund wird in Tunesien das System der Sterneklassifizierung im Hotelbereich neu geordnet. Dabei findet die Verwendung moderner Managementstandards stärker als bislang Eingang in die Wertung. Parallel dazu wurde im Juni 2004 ein groß angelegtes Förderprogramm ins Leben gerufen, um die Modernisierung der tunesischen Hotels voranzutreiben und somit den tunesischen Tourismus insgesamt zu beflügeln. Dieses Programme de Mise à Niveau des Etablissements Hôteliers zielt ab auf die Verbesserung der Hotelinfrastruktur, auf Maßnahmen zur Rentabilitätssteigerung der Hotels und Investitionen in die Ausbildung. Die Teilnahme eines Hotels am Modernisierungsprogramm setzt die Erstellung einer Studie inklusive eines von der Hausbank bewilligten Investitionsplans vor. Auf dieser Grundlage wird ein Antrag beim Bureau de mise-à-niveau im Tourismusministerium eingereicht. Über das Modernisierungsprogramm sind einerseits Investitionen materieller Natur förderfähig, z.B. in die Renovierung der Hotels, die Einführung von

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Informationstechnologie oder in Maßnahmen zum Energie- und Wassersparen. Doch auch Investitionen in Ausbildung, in das Hotelmanagement, in die Modernisierung der Vertriebswege und die Reorganisation der Hotelabläufe können gefördert werden. Auf der Grundlage des Modernisierungsplans können Hotels günstige Darlehen bei den Hausbanken beantragen. Andererseits gewährt das Ministerium prozentuale Investitionszuschüsse. So wird etwa die Erstellung der Machbarkeitsstudie mit maximal 20.000 DT (ca. 11.700 €) bezuschusst. Für die Investitionen in Ausstattung und immaterielle Investitionen werden bis zu 150.000 DT (ca. 88.000 €) vom Staat übernommen. Bis heute haben knapp 70 Hotels verschiedener Kategorien grünes Licht für ihren Modernisierungsplan erhalten. Diese umfangreiche strategische Neuausrichtung des tunesischen Tourismussektors ist eng verbunden mit einer steigenden Nachfrage nach Ausrüstungen, Technik und Beratungsdienstleistungen im Umfeld einer auch weltweit wachsenden Branche. Die zahlreichen, sich daraus ergebenden Geschäftsmöglichkeiten sollten von deutschen Unternehmen, deren Produkte zudem in der Region über einen hervorragenden Ruf verfügen, aktiv wahrgenommen werden. Mit der AHK Tunesien haben Sie außerdem einen starken Partner an Ihrer Seite. Ein Vorteil, über den die Konkurrenten aus anderen europäischen Ländern nicht verfügen und der von interessierten Unternehmen genutzt werden sollte. ■ Dirk Axtmann & Andrea Ben Mahmoud