Deeskalierende. Kommunikation. Verbale und nonverbale Interaktionstechniken bei herausforderndem Verhalten

Deeskalierende Kommunikation Verbale und nonverbale Interaktionstechniken bei herausforderndem Verhalten Ablauf ► Sicheres Arbeiten ► Deeskalieren...
Author: Sarah Fischer
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Deeskalierende Kommunikation Verbale und nonverbale Interaktionstechniken bei herausforderndem Verhalten

Ablauf ► Sicheres

Arbeiten

► Deeskalierende ► Situative

Arbeitshaltung

Deeskalation

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Teil I

Sicheres Arbeiten Gefährdungsanalyse des Arbeitsplatzes Strukturelle / Institutionelle Sicherheitsaspekte Verhalten im Raum Verhalten in der Beziehung und Kommunikationsformen  Selbstsicheres Auftreten / Körpersprache  Kooperativer Arbeitsstil / Teamarbeit  Situationseinschätzung (epidemiologiesche Daten / Frühwarnzeichen)    

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► Nur

eine sichere MitarbeiterIn ist eine deeskalierende MitarbeiterIn ► Warum

???

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Warum Deeskalation ? ► In

unserem Arbeitsumfeld sind wir als MitarbeiterInnen verantwortlich für die Gestaltung der Alltagsbedingungen unserer Klienten, weil wir „die Macht“ dazu haben (Kognitive Voraussetzung, Gelegenheiten u. Möglichkeiten der Definition und Durchsetzung von Situationen und Regeln)

► Nur

eine deeskalierende MitarbeiterIn ist eine sichere MitarbeiterIn, nur eine sichere MitarbeiterIn kann deeskalieren deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Verhalten im Raum ► ► ► ► ►

Fluchtwege offen halten Kollegen informieren Alarmanlage / Telefon in Reichweite Patienten nicht räumlich bedrängen (evtl. Tür einen Spalt offen lassen) ………………………………………

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Verhalten in der Beziehung / Kommunikationsformen (gilt in als potentiell gefahrenträchtig eingeschätzten Situationen, nicht im „normalen“ Kontakt) Erhöhte Wachsamkeit, aber keine Paranoia – Angst ist wichtiges Signal ► Eine (patienten-) Beinlänge Abstand einhalten ► Beziehung muss paternalistisch assymetrisch sein ohne überheblich zu wirken ►

 Oberste Priorität: Ruhe, Geduld, Sicherheit vermitteln  Langsame, kontrollierte Bewegungsabläufe  Wir kontrollieren die Situation, nicht unser Gegenüber ►

Krisenkommunikation! deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Selbstsicheres Auftreten ► Ziel:

Angst mindern durch vermittelte Sicherheit („wir finden hier gemeinsam einen Weg raus“)

► ► ► ► ►

Ist nicht die Aneinanderreihung verschiedener „Körperhaltungen“ Körperhaltung ist Ausdruck unseres inneren Befindens und kann nur begrenzt manipuliert werden Gesetz der Erwartung Wichtig: immer wieder Reflexion (z.B. Rückmeldung von KollegInnen ernst nehmen) Erwächst aus einer inneren Haltung, die sich nährt aus dem Wissen um vielfältige Handlungsvariationen deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Körpersprache und Kontrolle ►

Wie bewege ich mich , wenn ich entspannt bin (Nähe/Distanz, Geschwindigkeit, Körperhaltung, Mimik, Gestik……..)



Wie klingt meine Stimme, wenn ich entspannt bin (Lautstärke, Modulation, Sprechgeschwindigkeit……)



Wie verändert sich dies unter Anspannung?



Kenne ich Methoden zur Selbstkontrolle, nutze ich Sie?

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Kooperativer Arbeitsstil in der Krise ► Ziel:

► ►

► ►



komplexes Handeln ermöglichen, Sicherheit und Klarheit gewährleisten

Kein demokratischer Arbeitsstil in der Krise !!!!!!! („Rad“) Wille zum gegenseitigen Vertrauen unbedingte Voraussetzung Einer hat das „Kommando“ = Entscheidungs-Verantwortung (nicht alles selber machen, aber alles im Blick behalten, delegieren) Diskutiert wird nach der Krise, währenddessen gilt nahezu bedingungslose Unterordnung unter „den Boss“(= Verantwortung des einzelnen) (Ausnahme: eine beteiligte Person gerät durch angeordnetes Verhalten in Gefahr) Ausschließlich eine Person (der Boss oder von ihm bestimmt) hält den Kontakt zum Pat. >> gewährleistet Schutz vor zusätzlichem Stress durch Reizüberflutung und widersprüchliche Informationen deeskalierende kommunikation 10/14 13 [email protected]

Frühes Erkennen drohender Eskalation Einschätzungsskalen (z.B. Brøset) ► Potentielle Gefahrensituationen kennen ►

► ► ► ► ►



Gibt es “gefährliche” BewohnerInnen? ► ►



Aufnahme Verlegung Zwischen Aufstehen und Arbeitstherapie Medikamentenausgaben “patientennahe” Tätigkeiten Nicht bestimmte Diagnosen sind verlässlicher Indikator für Gewaltbereitschaft Wichtigster Indikator >> gewaltsames Handeln in der Vorgeschichte

Situative Hinweise ► ► ►

Plötzliche Veränderung des gewohnten Aktivitätspegels un des Nähe/Distanzverhaltens Erhöhte Spannung in der Muskulatur (Körperhaltung, Mimik) Veränderung in der Sprachmodulation deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Teil II ► Aggression

Deeskalierende Arbeitshaltung

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► Gewalt ► Ursachen

gewaltsamen Handelns ► Therapeutisches Milieu

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Die deeskalierende Arbeitshaltung beinhaltet

deeskalierende Grundhaltung ►



situative Deeskalation

sowie

= Arbeitshaltung (v.a.: Gestaltung eines therapeutischen Milieus und empathischer, offener Interaktionsstil)



= „Krisenkommunikation“ : (Sicherheit, Klarheit, Struktur, Reduktion der Komplextät und Situativer, gerichteter Interaktionsstil )

► Ziel: weitere Eskalation Ziel: Eskalationen verhindern, verhindern, Sicherheit / Richtungsänderung in der Gehaltensein („Containing“, „Caring“) vermitteln deeskalierende kommunikationGewaltspirale 10/14 16 [email protected]

Definition Aggression Aggression findet nicht zwangsläufig Ausdruck in gewalttätigem Handeln. Sie ist als grundsätzliche menschliche Lebensäußerung (als Motor und Antrieb von Handeln) daher weder gut noch schlecht. Wir versuchen nicht, sie zu verhindern, wir versuchen, ihre Ausdrucksformen sozial verträglich und nützlich zu lenken. deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Definition Gewalt Gewalt ist immer auch ein missglückender,

Daher ist sie unter professionellen Gesichtspunkten als Beziehungsversuch zu verstehen und in der Entwicklungsplanung zu berücksichtigen

sozial nicht erwünschter

Versuch der Kommunikation deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Ursachen gewaltsamen Handelns

Angst ► Frustration elementarer menschlicher Bedürfnisse ►

 Beispiele: Frustrationen durch Grenzüberschreitungen, bei Verboten, durch Reglementierung……….  Folgen: Demütigung, Hilflosigkeit, Kontrollverlust, Bedrohung……



Zusätzlich möglich:    

Schmerzen Hirnorganische Veränderungen Intoxikationen Psychotisches Denken und Erleben deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Therapeutisches Milieu ► zum

Milieu gehören räumliche, sächliche, zeitliche und interaktive Bedingungen

► ein

Milieu ist nicht von selbst therapeutisch

► erst

die zielgerichtete und geplante Gestaltung lässt ein Milieu therapeutisch wirken deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Wodurch wird ein Milieu zum deeskalierenden Milieu ?

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Milieutherapeutische Wirkprinzipien (Heim)

 1.

Partizipation

(Mitentscheid; Mitveranwortung; Autonomie)

 2.

Offene Kommunikation  3. Soziales Lernen (Reflexion, Lernen am Modell, Aktivieren)

 4.

Leben in der Gemeinschaft

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Teil III ► Grade

Situative Deeskalation

der Gefährlichkeit ► Stress ► Spannung / Spannungsabbau ► Selbstkontrolle ► Techniken der Krisenkommunikation

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Professionelles Handeln in der Krise soll : ► weitere Eskalationen verhindern ► Angst mindern, Sicherheit vermitteln ► Beziehung halten (eine gelungene Krisenbewältigung stabilisiert eine Beziehung) Beinhaltet ► Krisenbewältigung, nicht Problemlösung ► Entschlossenes und dennoch empathisches Handeln

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Einschätzen der Gefährlichkeit 3 Grade der Gefährlichkeit, 3 unterschiedliche angemessene Reaktionen: ► Geringe

Gefahr >> vermutlich keine Verletzungen >> Ausweichen, Krisenkommunikation ► Mittlere Gefahr >> leichtere Verletzungen möglich >> Ausweichen, Krisenkommunikation, Rückzug ► Hohe Gefahr >> vermutlich schwere Verletzungen >> Ausweichen, Krisenkommunikation, Zwang bzw. Flucht deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Es gibt einen Zusammenhang zwischen Stress und Eskalation

Physiologie des Stress ►

Körper ►



Wahrnehmung / Kognition ►



Wahrnehmung und Denken fokussieren die aktuelle Problemlösung >> „Tunnelblick“

Emotion ►



Ausschüttung von Hormonen, die Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen steigern und auf das vegetative Nervensystem wirken >> Pulsschlag steigt, Atmung beschleunigt, Frieren, Schwitzen……..

Extrem unangenehmer Spannungszustand, der schnellstens beendet sein soll

Verhalten Selbstkontrolle erschwert ► Rückgriff auf Bewährtes; kreative / neue Lösungsansätze fast unmöglich ► Schwer beeinflussbar; „Eigendynamik“ ►

(Angelehnt an PART) deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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III Krise IV Spannungsabfall

II Eskalation

I Auslöser

• Körperreaktion • Emotion

V Nachkrisendepression ?

„Normalzustand“

• Kognition / Wahrnehmung • Verhalten (Kurve nach Breakwell und PART) deeskalierende kommunikation 10/14 [email protected]

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Spannung / Gespanntheit / Spannungsabbau ►

Der psychiatrische Begriff „Gespanntheit“ bezeichnet nicht allein einen psychischen Spannungszustand, sondern zugleich immer auch eine körperliche Anspannung mit entsprechenden körperlichen Korrelaten (vegetativ, muskuläre Anspannung…)

Daher ist für eine gelungene Deeskalation die Möglichkeit zum körperlichen Spannungsabbau unerlässlich ! Welche Formen nutzen Sie persönlich? ► Welche Möglichkeiten gibt es in Ihrer Arbeitseinheit? ►

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Selbstkontrolle in der Krise ►

In der Krise besteht die größte Gefahr für unser professionelles Handeln im Verlust der Selbstkontrolle. ( >> Reaktionen „aus dem Bauch“)



Selbstkontrolle wird reguliert über  Kognitive Einstellungen  Vegetative Regulation



Beides kann geübt werden



Welche Formen der Selbstkontrolle nutzen Sie ?

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Die Bedeutung der Sicherheit ►

Krisen erzeugen Unsicherheit, Unsicherheit erzeugt Angst



Angst erzeugt mehr Unsicherheit erzeugt mehr Angst erzeugt mehr Unsicherheit……….

Sicherheit reduziert Angst ►

Sicherheit durch Krisenkommunikation

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Krisenkommunikation



Ziel: Angstreduktion



Eher geschlossene Kommunikationsform Sätze mit wenigen Worten, Worte mit wenigen Buchstaben Nicht Klärung, sondern Klarheit/Orientierung stehen im Vordergrund Eindeutigkeit, Sicherheit vermitteln ……………..









Kommunikation im „Beziehungsnormalfall“

ø



Ziel: Ermutigung zu komplexen Betrachtungen, Klärungen werden gesucht



Offene Fragen Symmetrisch Der Verlauf wird durch beide Partner gleichwertig bestimmt ………

► ► ►

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Krisenkommunikation - oder: Es geht nicht um „Gewinnen oder Verlieren“ ►

Ziele:    





Angstreduktion weitere Eskalation verhindern Richtungsänderung in der Gewaltspirale Nicht Klärung, sondern Klarheit/Orientierung stehen im Vordergrund

Krisenkommunikation ist eine eher geschlossene Kommunikationsform = situativer, gerichteter Interaktionsstil   

Sätze mit wenigen Worten, Worte mit wenigen Buchstaben Eher „geschlossene“ Fragen Maximal zwei Wahlalternativen

     

Sicherheit Klarheit Struktur Orientierung Reduktion der Komplexität einer Situation Ruhe !! (Körpersprache, Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Modulation…)

Vermitteln:

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Kontakt herstellen und halten ►

Möglichst mit Namen anrufen



Evtl. ins Blickfeld des Gegenübers stellen



Vorsicht mit Körperkontakt !! (auf keinen Fall ungesehen berühren)



Einen „Tick“ über dem Erregungsniveau des Gegenübers einsteigen



Kontakt unbedingt halten bzw. wiederherstellen (!!!) – ohne Kontakt ist keine Intervention möglich

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Mitschwingen ►

Vorstellung: eine unsichtbare Verbindungsleine besteht zwischen mir und meinem gegenüber.



Jede Bewegung überträgt sich über die Schwingungen dieser Verbindung zwischen uns: ich spüre den Energie- und Erregungspegel meines Gegenübers, er seinerseits meinen.



Durch langsam ruhiger werdende körperliche Kommunikation senke ich unser Erregungslevel: ich schwinge zunächst mit ihm, später er mit mir mit.

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Vielen Dank für die anregende Zusammenarbeit

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