Aus dem Inhalt. Gerhard Leicht, 1. Vorstand

Frische Fische? Aus dem Inhalt Garten im Winter Alles bereit für Igel, Kröten, Molche und Insekten? Wenn nicht, lesen Sie hier, wie es geht. Seite 2 G...
Author: Gabriel Siegel
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Frische Fische? Aus dem Inhalt Garten im Winter Alles bereit für Igel, Kröten, Molche und Insekten? Wenn nicht, lesen Sie hier, wie es geht. Seite 2 Garten Kulinarisch Auch nach dem Blühen wertvoll für leckere Rezepte: Hagebutten und Topinambur. Seite 2 Interview Wie denken unsere Mitbürger über Natur- und Umweltschutz? Was wird kritisiert, was gelobt? Seite 3 Bioladen Das EU-Öko-Siegel ist zu schwach. Wer "echtes" Bio will, geht nicht in den Discounter, sondern in den Bioladen. Seite 3 Flasche oder Hahn? Die meisten kaufen Wasser. "Schmeckt besser" - ist es aber auch besser? Seite 4 Ökologisches Haus Mit einfachen Mitteln Tieren (Über-)Lebensräume bieten. Einfache Maßnahmen, die Tieren viel nützen. Seite 7 Fledermäuse Was wurde am Trafohäschen schon umgesetzt, was ist noch in Planung, wer hat was davon? Seite 5 Neureuthe Baggersee in Karlsdorf. Malerisch oder problematisch? Ein Insider im Interview. Seite 8 Torf im Garten Locker-krümelig aus der Tüte: Blumenerde. Aber wo kommt sie eigentlich her und welchen Preis zahlt die Natur für unsere Kleingärtnerei? Seite 9 Webseiten Surftipps zu Naturund Umweltthemen. Seite 10

Wer dieses Jahr am 1.Mai auf seiner Fahrradtour am Schleusenhäuschen unten im Wald einen Blick ins Wasser geworfen hat, dem konnte die gute Laune durchaus vergehen. Unzählige Fische und Fischchen zappelten dort tagelang im Todeskampf, bevor sie schließlich an Sauerstoffmangel erstickten. Kein schöner Anblick und sicher nicht das, was man den Kindern an einem sonnigen Nachmittag zeigen wollte. Und doch war dieser Tag keine Ausnahme, sondern in Karlsdorf-Neuthard eine ganz gewöhnliche Sache. Ein Ereignis, das bei entsprechender Wetterlage regelmäßig, auch mehrfach jährlich vorkommt* und völlig absehbar ist. Man weiß: ist es längere Zeit sehr heiß und folgt dann Starkregen, kippt das Wasser und ein Großteil der Fische verendet. Von Klärwerk und Gemeinde werden zwei Wassersprudler unterhalten, die wohl örtlich lindern, die Katastrophe aber nicht abwenden können. Dieses „alltägliche“ Fischsterben im landeseigenen Pfinzkanal kommt vorsätzlicher Tierquälerei gleich und darf nicht länger toleriert werden. Das LB ist über dieses Thema mit der Gemeinde im Gespräch und sucht nach einer Lösung. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, der Beharrlichkeit und Engagement erfordert und von weiteren stinkenden Fischkadavern gesäumt sein wird. Wohl dem, der sein Haus bis dahin auf der anderen Seite des Dorfes hat. Ich wünsche Ihnen eine interessante und kritische Lektüre!

Gerhard Leicht, 1. Vorstand (Anm. d. Red: Auch gerade wieder jetzt Anfang Oktober an den Brückchen im Wald als aktueller Fall zu sehen.)

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Ausgabe No. 2 Seite 2

Herbst und Winter im Garten

Bald wird es kalt, und während wir drinnen bei Lebkuchen und Tee am Kachelofen sitzen, fragen wir uns doch, was jetzt diejenigen brauchen, die uns den Sommer mit Gezwitscher, Geraschel und Gezirpe verschönt haben. Wie kommen Vögel gut über den Winter, wie überleben Insekten, Kleinsäuger, Reptilien und Amphibien? Der englische Green, Vorgartenkiesel und ein Pool bieten hier wenig Komfort! Was aber ist besser geeignet? Dazu eine kleine Checkliste: Ist mein Garten wintertauglich?

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Gibt es auch einige spät blühende Pflanzen, die bis in den Herbst hinein Insekten Nahrung bieten? Sitzen ein oder besser mehrere Laubhaufen bereit, liegt genug Falllaub unter Bäumen und Sträuchern, damit sich in dieser Isolierschicht eine Vielfalt von Kleintieren aufhalten kann? Stehen die abgeblühten Wildkräuterstauden vom Sommer noch, damit Vögel an die Samen kommen und Insekten im Innern überwintern können? Ist der Teich mindestens 80 cm tief, so dass unten eine frostfreie Zone für Wasserfrösche, Libellenlarven und junge Molche bleibt? Wird der Vogelfutterplatz immer nachgefüllt und steht hineinfall-sicheres Wasser zur Verfügung? Bleibt der untere Teil des geschützten Holzstapels unangetastet, so dass alle Überwinterungsgäste sicher sind? Gibt es vielleicht sogar eine tiefe Überwinterungsgrube für Eidechsen und Amphibien? Hat der Garten einen genügend hohen Anteil an Unordnung, um mit Ritzen, Spalten, Gängen, Höhlungen viele Verstecke und Schlafnester zur Verfügung zu stellen?

Acht Mal „ja“ ist super! Und wer weniger hat, kann noch ein paar Wochen lang nachhelfen, damit es denen draußen genauso gut geht, wie uns drinnen.

Hagebutten

Die Rosensträucher hängen jetzt voller Früchte, den Hagebutten. Sie sind extrem Vitamin C - reich und leicht zu einem traditionellen Mus zu verarbeiten. Es gilt die Regel 4:2:1 für Hagebutten:Zucker:Wasser. Dazu nach Geschmack etwas Zitronensaft. Und so geht's: z.B. 500g Hagebutten durch die flotte Lotte drehen, mit 250g Zucker und 125ml Wasser mischen, evtl. den Zitronensaft dazu, kurz aufkochen und in Gläser abfüllen. Das Mus schmeckt nicht nur zum Brot, sondern auch als Füllung für Faschingskrapfen (in Franken Pflicht!) oder andere Süßspeisen.

Topinambur

Lieblingsrezept unseres Vorstandes: im Garten anpflanzen, dann ausgraben, abwaschen, essen. Für den weniger puristischen Geschmack ein Topinambur-Gratin: 600g Topinambur in Scheibchen schneiden, mit 250 ml Milch aufkochen und würzen: Muskat, Curry und Paprika. Vom Herd nehmen und 1 EL Creme fraiche einrühren. Die Masse in eine gefettete Auflaufform geben, Butterflöckchen aufsetzen und bei 160° eine halbe Stunde garen. Zum Schluss mit dem Grill goldbraun überbacken. Das passt zu Kurzgebratenem und einem grünen Salat.

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Ausgabe No. 2 Seite 3

Interview - Wir haben nachgefragt:

Wie wichtig ist Dir Natur- und Umweltschutz? - Was sollte die Gemeinde hier tun? - Was tust Du selbst dafür? Mehr Interviews lesen Sie auf unserer Webseite www.lebendiges-biotop.de Carsten S., 39 Ist mir wichtig, aber eher auf politischer Ebene. Mich interessieren Themen wie Solar/-Atomenergie und Überfischung der Meere. Ich habe selbst Öko-Strom, suche aber noch einen vertrauenswürdigeren Anbieter, habe Autofahren ziemlich reduziert und benutze das Rad und tatsächlich auch die Öffentlichen

Nadja S., 36 Sehr wichtig, ich interessiere mich z.B. sehr für Fledermäuse, wir haben welche im Garten, für die ich auch gern was tun würde. Ich bin NABU und WWFMitglied. In der Gemeinde finde ich die Gemarkungsputzaktion gut, aber sonst bekommt man nicht viel mit. Ich kannte auch das LB bis heute nicht, freue mich aber zu hören, dass auch bei uns jemand Naturschutz macht!

Tim E., 36 Naturschutz ist mir schon wichtig, aber man wird ja überhaupt nicht informiert, ob die Gemeinde hier was macht, oder was man selber tun könnte. Gerade was CO2Einsparungen anbelangt wäre Aufklärung für jeden Einzelnen wichtig. Selber gebe ich beim Autofahren weniger Gas als früher, würde aber mehr tun, wenn ich nur wüsste, was. Thorsten G., 39 Naturschutz ist mir sehr wichtig, scheint hier im Ort aber nicht stattzufinden, jedenfalls habe ich noch nie etwas davon gehört, die Gemeinde schreibt sich das nicht auf die Fahne bisher. Schade eigentlich, man wartet ja immer auf Impulse von „oben“. Wenn ich besser informiert wäre, würde ich sehr gerne mehr tun, auch privat.

Uwe W., 48 + Alessandro Sehr wichtig! Der Pfinzkanal ist in sehr schlechtem Zustand, er müsste eigentlich mal ausgebaggert werden, um seine Fließgeschwindigkeit zu verbessern, aber wahrscheinlich liegen zu viele Altlasten auf seinem Grund... Selber halte ich die Landschaft sauber und habe schon diverse Aktionen mitgemacht. Wenn ich informiert wäre, würde ich aber auch gern mehr tun.

Jenny H., 25 + Daniel W., 30 Sehr wichtig. Wir helfen bei der IG Steinkauz mit, ziehen Jungvögel groß und haben schon Baumpflanzaktionen mitgemacht. Super finden wir diese Zeitung hier, die bringt Öko-Themen mal auf den Punkt. Schlecht sind die Bauhof-Öffnungszeiten: zu selten, zu kurz, die Leute werfen ihren Müll dann eben auch mal in die Landschaft, statt ihn abzugeben

Mario G., 18 Die Priorität von Naturschutz liegt für mich im oberen Mittelmaß. Selbst lasse ich zu Hause zwar nicht unnötig das Licht brennen, begehe dann aber auch mal kleine Umweltsünden. In unserer Gemeinde findet für mich kein erkennbarer, aktiver Umweltschutz statt. So was könnte aber Vorbildfunktion haben. Anderswo laufen da eher mal groß angelegte Aktionen ab.

Sergej S., 26 Ist mir mittelwichtig, man bekommt das irgendwie nicht so mit. Die Putzaktion auf der Gemarkung ist sehr gut und wichtig, findet aber ja nur alle zwei Jahre statt. Viel Zeit habe ich nicht, aber wenn ich wüsste wie, würde ich mehr tun.

Bio. Bio??? Bio!!!

Irgendwie ist ja mittlerweile alles Bio, "Bio für alle" heißt eine Marke. Schön, überall lachende Kühe und blühende Wiesen... - Kann gar nicht sein! Denn ökologisch und billig schließen sich definitionsgemäß einfach aus. Außerdem: wo bitte hat in der Landwirtschaft kürzlich eine sichtbare Veränderung stattgefunden, die all die angeblichen Öko-Produkte hervorbringen könnte? Die Antwort findet sich wie so oft auf dem Papier. Wenn man sich mal durchliest, was die EG-Öko-Verordnung denn tatsächlich verordnet, stellt man schnell fest, dass sie nicht sehr weit von den konventionellen Methoden entfernt ist. Unabhängige ökologische Verbände wie z.B. Bioland, Naturland oder demeter fordern von ihren Mitglieds-Bauern die Einhaltung weitaus härterer Regeln. Und das sind dann eben auch die Marken, die man kaufen kann, wenn man "echtes" Bio will - oder eben zumindest das Beste, was derzeit zu haben ist. Vergleichen Sie konventionell, EG-Öko-Norm und Bioland/demeter doch mal selbst! Geht im Netzt ganz leicht und öffnet den Blick.

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Ausgabe No. 2 Seite 4

serWasserwasserwasserwasserwasserwasserwasserwasserwasserw In den letzten Jahren ist es hip geworden, wo immer man geht und steht eine 0,5er-Plastikflasche Wasser mit herum zu tragen. Trinken ist gesund, sieht sportlich aus und hält die Zellen fit, das ist ja bekannt. Noch dazu, wenn man so klingende Namen hört wie "Bonaqua“, "Evian", oder "Vittel". Die Werbung fördert diese Assoziationen massiv und vermittelt so ein völlig unkritisches Bild der coolen Fläschchen. Hier eine lose Aufzählung von harten Fakten, die zum Meinung-ändern oder weiter-Recherchieren anregen wollen.

Flasche und KÖrper

- In Flaschenwässern sind höhere Konzentrationen gesundheitsschädlicher Stoffe zugelassen als in Leitungswasser. - In Flaschen werden regelmäßig östrogenähnliche Substanzen nachgewiesen, die zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen können. Auch Keime finden sich häufig. - Flaschenwasser wird abgefüllt, transportiert, gelagert, wieder transportiert, noch einmal gelagert und irgendwann getrunken. Trinken Sie ein Glas Leitungswasser noch, nachdem es auch nur eine Woche gestanden hat? - In vielen Fällen wird einfach örtliches Leitungswasser hochgepumpt, abgefüllt und mit klingender Werbung und bis zu 2000fachem Gewinn verkauft.

Flasche und Öko

- Flaschenwasser verursacht durch seinen Transport zum Verkaufsort massiven Kraftsstoffverbrauch. - Der Transport nach Hause erfordert noch einmal Benzin. - Plastikflaschen sind aus Erdöl. Sie werden in die Landschaft geschmissen, verbrannt (= CO2) oder zu Fleece-Pullis verarbeitet, um sich dann in Milliarden Plastik-Faser-Schnipsel aufzulösen, die über die Kanalisation letztlich in den Meeren landen. 2009 befand sich 46x mehr Plastik im Meer, als Plankton. - Ist es heute noch vertretbar, sich plastikumhüllte Miniportionen von Flüssigkeit zu kaufen, die nach 30 min ihre Funktion erfüllt haben und danach für immer und ewig ein ungelöstes Problem darstellen?

Leitungswasser

- Ist supergünstig. - Ist luxus-bequem ständig zu entnehmen. - Verursacht keinen Transport- oder Entsorgunsaufwand. - Ist absolut sauber und sicher und bei uns gut mineralisiert und damit „gesund“. - Ist umweltethisch, ökologsich und okönomisch auf ganzer Linie zu empfehlen. - Lässt sich mäkelnden Familienmitgliedern in der Umgewöhnungsphase durch etwas Zitronensaft oder ähnliches schmackhaft machen.

Dokus zum Thema:

"Plastic Planet" von Werner Boote, 2009 "Abgefüllt" von S. Soechtig/J. Lindsay, 2009 "Bottled life" von Urs Schnell, 2012 Stichwort "Plastikmüll in den Ozeanen" bei Wikipedia.

Verendeter Albatross mit Plastikabfällen im Bauch. Die Tiere erkennen die Gefahr beim Fressen nicht.

Auch auf youtube.com gibt es viele interessante Kurzdokus über die Plastikmüllteppiche in den Meeren, Flaschenwasser, seine Herstellung, die Täuschung des Verbrauchers und die Folgen des Handels mit dem Wasser für die Ärmsten. Schauen Sie mal rein!

Öko-News Karlsdorf-Neuthard von Unordnung im Garten gibt dem Zaunkönig Lebensraum.

Tierportrait Zaunkönig *Europas zweitwinzigster Vogel, zimtbraun-wellig gezeichnet mit aufgestelltem Schwänzchen. *Huscht zwischen Sträuchern, Laub und Zweigen über den Boden und erinnert eher an eine Maus. Fliegt nur kurz und nicht sehr gut. *Frisst kleine Spinnen, Insekten und alles, was am Boden, unter Blättern und an Rinde krabbelt. *Das ganze Jahr über in Gärten, Parks, Wälder, wo genug Dickicht und Gestrüpp ist. In kalten Nächten Schlafgemeinschaften von bis zu 20 Vögeln. *Das Männchen baut einige Kugelnester mit Einschlupfloch zum Aussuchen für das Weibchen. *Jede Form von Unordnung im Garten hilft dem Zaunkönig.

Ausgabe No. 2 Seite 5

Pflanzenportrait Nachtkerze *Zweijährige Pflanze: Im ersten Jahr nur eine kleine, flache Blattrosette, im zweiten Jahr ein bis zu 1,50m hoher Blütenstand. *Große, gelbe Blüten und lange Staubblätter, die nachmittags wie verwelkt aussehen, in den Abendstunden dann aber aufblühen, nachts duften und Nachtinsekten Nahrung bieten. *Gut für Nachtschmetterlinge und damit auch Fledermäuse, die dort ihre Beute fangen können. *Im Herbst und Winter gut für Distelfinken und Meisen, die wochenlang die winzigen Samen picken. *Leicht anzusäen. Vermehren sich später von selbst, können aber auch leicht ausgejätet werden, wenn sie zu zahlreich werden.

Termine+++TERMINE++++TERMINE+++TERMINE+++TERMINE+++ 05.10.2012 Neubau eines naturnahen Tümpels im FND Erlenwald in Karlsdorf 26.10. 2012 Pflanzaktion einheimischer Sträucher um die Schönbornschule Karlsdorf 17.11.2012 Seminar Ökologischer Garten. Anmeldung wie für die Waldtage rechts. 24.11.2012 Anlage eines Obstbaumlehrpfades am Ortsausgang Neuthard 28.12.2012 Nistkastenreinigung auf der Gemarkung

Wald- und Wiesenvormittage immer Samstag 9.30-11.30 Uhr 2012: 13. Oktober, 17. November, 21. Dezember. 2013: 19. Januar, 16. Februar, 02. März, 13. April. Treffpunkt immer Im Entenfang 3, mit dem Fahrrad. Für Kinder ab 6 Jahren + Jugendliche. Anmeldung: [email protected] /fon 30 42 52. Bei schlechtem Wetter gibt es ein IndoorErsatzprogramm.

Die Pappelreihe am Heckgraben

Ein wunderschönes, landschaftsprägendes und erhaltenswertes Stück Natur.

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Ausgabe No. 2 Seite 6

Zurück in die Steinzeit Sieht so Natur aus? - Nein, finden wir. Und prämieren deshalb ab der nächsten Ausgabe ökologische, tierfreundliche Gärten und Vorgärten hier in den Öko-News mit je einem Buchpreis. Hintergrund: Die Fläche aller deutschen Gärten übertrifft die der Naturschutzgebiete bei weitem. Wo Natur aber knapp ist, wird Gartengestaltung dann auch zur ökologischen Verantwortung. Wenn ganz Deutschland sich Kies vors Haus schüttet und hinten Rollrasen verlegt, gehen Unmengen an potentiellem Lebensraum verloren.

Gleichzeitig wachsen Monokulturen, Autobahnen und Industriegebiete. Wo sollen Igel, Eidechsen, Vögel und all die anderen dann aber hin? "Garten macht zu viel Arbeit" heißt es dann. Gar nicht. Naturgärten werden nicht jeden Samstag gemäht, vertikutiert und haben keine Läuse, sondern ein ökologisches Gleichgewicht, das krabbelt und raschelt, bunt von Blüte zu Blüte gaukelt, wächst, frißt und in einer multimedial dominierten Welt nicht nur von Kindern immer wieder neu und dankbar entdeckt wird. Bewerbungen um den Garten-Preis 2013 gerne an die Redaktion!

Aktueller Stand am Fledermausturm Der Plan, das alte Trafohäuschen in eine kombinierte Wohn- und Nistanlage für verschiedene Tiere umzuwandeln, ist mittlerweile vorangeschritten und der Turm erwartet seine ersten Bewohner in Form von Schleiereulen, Fledermäusen, Wildbienen und eventuell auch Hornissen. Dazu haben wir im Inneren jetzt zwei Schleiereulenkästen und vier Fledermausspaltbretter mit insgesamt ca. 30 Einflugspalten aufgehängt (Dank an Werner Crocoll und Andreas Hecht!) und Einflugmöglichkeiten im oberen Bereich des Turmes geschaffen. Eine Bienenwand wurde an der Außenfläche angebracht. Ergänzend ist jetzt noch eine ganz neue, naturnahe Bepflanzung neben und hinter dem Rathaus

geplant, um den Turm für Tiere überhaupt erst attraktiv zu machen, ihn in eine passendere Umgebung einzubinden und innerorts eine kleine, ökologische Oase zu schaffen. Die Arbeiten dazu beginnen jetzt im Herbst durch die Öko-Audit. Wer übrigens Lust bekommt, selbst Angebote für Fledermäuse oder Vögel an seinem Haus zu schaffen, kann sich vom LB dazu beraten lassen und über uns auch die entsprechenden Kästen fertig beziehen oder sich Bauanleitungen geben lassen. In alten Scheunen macht sich so etwas immer gut. Aber natürlich passt es auch und gerade zu jedem modernen Wohnhaus, wenn man im Speicherbereich wie in den guten alten Zeiten kleine Einflugmöglichkeiten schafft.

Schon gewusst? Zwergfledermäuse haben zwar eine Flügelspannweite von immerhin bis zu 25 cm,

sind aber nur 8-12g schwer, auf der Hand spürt man ihr Gewicht kaum. Sie sind Säugetiere und bringen wie wir immer nur ein Junges pro Jahr zur Welt - oder auch mal Zwillinge. Von nahem betrachtet ein bisschen aus, wie

kleine Hundchen. Obwohl ihre Hände ganz mit Flughaut bespannt sind, können sie mit ihren hakenförmigen Daumen an rauen Wänden sehr gut und schnell klettern. Sie fressen ausschließlich Insekten, die sie im Flug erbeuten und sind deshalb mit dem Igel und den Spitzmäusen verwandt.

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Maaaaaaaann! Das hältst du doch im Kopf nicht aus. Wer die News täglich checkt, wird irgendwann depressiv, hysterisch oder einfach nur gleichgültig. Was kann ICH schon tun? EINER allein kann ja nichts bewirken. Das muss die POLITIK entscheiden. Alle ANDEREN machen auch nichts. - Das ist dann irgendwie die Quintessenz, die sich im Kopf so langsam bildet. Dabei ist selbst gemachter

Naturschutz sehr einfach.

Ausgabe No. 2 Seite 7

In einer Welt, in der die Industrialisierung dominiert und außer dem Buchsbaumzünsler und dem Hundefloh eigentlich jedes andere Tier Lebensraumnot hat, kann man mit den einfachsten Maßnahmen schon sehr deutliche Veränderungen erreichen. Hier zeigen wir Ihnen das Norm-Haus, erst tier- und pflanzenfrei und dann mit rundherum ökologischen Veränderungsvorschlägen, die leicht umzusetzen sind und Wirkung zeigen. Hausbaum: Statt polierten Zierkugeln ein einheimischer Baum, der Vögeln Wohnung und durch viele Kleininsekten Nahrung gibt. Besonders wertvoll: alte Apfelbaumsorten oder Salweide. Aber Achtung, nur Einheimisches funktioniert!

Hecke: Statt Thuja und Buchs einheimische Sträucher, die blühend für Bienen und Hummeln gut sind und im Herbst Beeren für die Vögel tragen. Darunter leben im Falllaub, das ganzjährig liegen bleibt Igel, Kröten, Molche, Eidechsen und Millionen Kleinsttiere.

Kompost/Laubhaufen: Statt in den Häcksler, alles zu Kompost verarbeiten und als Humus im nächsten Jahr höchst biologisch wiederverwerten. Laub- und Reisighaufen sind altbekannte wichtige Tierunterschlüpfe.

Wiese: Statt Rollrasen und Gartenchemie lieber einen gemischten Wildrasen. Darin sind neben Gräsern, Kräuter, ein paar Blumen. hof-berggarten.de hat passende Samenmischungen.

Schon ein einziges dieser ökologischen Elemente zeigt sehr bald: wo Lebensraum angeboten wird, stellen sich auch Tiere wieder ein, belohnen so den Gärtner, begeistern Kinder und laden Nachbarn zum Staunen und Nachmachen ein.

Teich: Statt gechlortem Pool ein naturnaher Gartenteich! Frösche und Libellen sind wunderschön und bringen beobachtbares Leben in den Garten. Eine Menge anderer wassergebundener Tiere wird sich ansiedeln

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Ausgabe No. 2 Seite 8

Der Neureuthe - malerisch oder problematisch? Das LB sprach mit Bernhard Huber, aktiv im Angelsportverein und Vermittler zum LB über den Baggersee im Osten von Karlsdorf. Wasser ist Bernhards Lieblingsthema. Zusammen mit Marlon Schäfer hat er auch die Treibselfänger-Renaturierung für die Saalbach in Karlsdorf entworfen und umgesetzt. LB: Hallo Bernhard. Wie geht es denn der Tierwelt am Neureuthe aktuell? Hu: Recht gemischt! Im See selbst haben wir 20 verschiedene Fischarten, auch den größten heimischen Fisch, den Wels. Um den See herum gibt es selbstverständlich eine reiche Vogelwelt mit den gängigen Singvogelarten und auch verschiedenen großen Greifvögeln und Spechtarten. Auf dem Wasser halten sich als Wintergäste viele verschiedene Gänse- und Entenarten auf, auch der Purpurreiher ist mittlerweile da. 5 Fledermausarten finden sich am See und etliche Amphibien, darunter auch Springfrosch, Bergmolch und 3 Krötenarten. LB: Das hört sich toll an! Ein richtiges Biotop also? Hu: Das könnte es in der Tat sein. Leider haben wir aber einen starken, nicht genehmigten Badebetrieb in den Sommermonaten, der die Natur dort ständig empfindlich schädigt. Auch Hundehalter ignorieren das Betretungsverbot am Nordufer und stören dort das Brutgeschäft der Vögel. Früher gab es hier die seltenen Uferschwalben. Seit aber jedes Wochenende Nacktbader und Partymacher unter den „Schutzzone“-Schildern campieren, sind sie verschwunden. Zudem beobachten Angler immer wieder, wie frei laufende Hunde auf Wasservögel gehetzt werden. Mehrfach wurden selbst Rehe dort gerissen. Das geht zu weit!

LB: Diese Lagebeschreibung klingt dramatisch. Was wird unternommen, um die Situation am See in den Griff zu bekommen? Hu: Es stehen überall entsprechende Schilder, die die Leute auf Schutzzonen und Parkverbote hinweisen. Unser Angelverein kann hier nicht den Gesetzeshüter spielen, das ist Sache der Gemeinde, die mittlerweile auch erkannt hat, dass etwas geschehen muss. Leider lädt ein unnötig breiter Weg geradezu zum Autofahren ein und häufige Kontrollen sind kaum zu finanzieren. So sammelt sich dann mittlerweile eben Müll statt Froschlaich in den Tümpeln des Nordufers. LB: Und wie sieht die Zukunft des Sees aus? Hu: Eine geplante Erweiterung des östlichen Abbaugebietes wird uns die Gelegenheit geben, den Uferbereich optimal zu renaturieren. Der See wird damit auch noch einmal größer und hat dann in der weiteren Umgebung schon eine hohe Bedeutung, gerade auch für die Vogelwelt. Das setzt natürlich voraus, dass sich die Belastungssituation durch Mensch mit Hund und Müll am See grundlegend ändert. LB: Und was macht der Angelverein so? Hu: Wir haben aktuell Laichhilfen im See angelegt und gerade einen schönen Bienenstand beim Fischerheim errichtet. (lacht) - Als Ausgleich für unsere neue Garage. LB: So ist's recht! Bernhard, danke für dieses Interview.

(Anm. d. Red.: Eine ausführlichere Liste der Tierarten und weitere Informationen zum See finden Sie auf www.lebendigesbiotop.de Das Foto oben zeigt übrigens nicht den Neureuthe, sondern einen See, der vom bekanntlich sehr aktiven NABU Hambrücken in den benachbarten Saalbachwiesen angelegt wurde. Dieses Idyll könnte aber eine Zukunftsvision für unseren Neureuthe sein...)

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Ausgabe No. 2 Seite 9

Torf - die letzten Moore für unsere Geranien Ratlos stehen mein Mann und ich vor den Bergen im Baumarkt. Es gibt Gartenerde, Blumenerde, Tomaten-, Kakteen- und Palmenerde, sogar Rhododendron- und natürlich Rosenerde. Wir möchten einheimische Wildkräuter in Kästen ansäen und sind uns jetzt unsicher. Also recherchiere ich bei Google, man ist ja vernetzt. Doch nach einigen Minuten lasse ich ernüchtert das Handy sinken und beäuge die bunten Tüten kritischer. Alle diese braun-krümeligen Mischungen hier bestehen ja zu 80-100% aus Torf – und der kommt aus Mooren. Na und, sagt mein Mann, dazu sind Moore doch da!

Naja, antworte ich und lese ihm vor: „Moore sind einzigartige Ökosysteme. Dort leben viele bedrohte Arten, Tiere und Pflanzen. Außerdem sind sie ein wichtiger CO2-Speicher. Allein durch den Torfabbau in Niedersachsen auf 30.000 ha entweichen pro Jahr 1,7 Mio. Tonnen CO2. Und weltweit verursacht Trockenlegung von Mooren ganze 6% des jährlichen CO2-Ausstoßes.“ Oh, sagt mein Mann und befühlt eine Erdtüte, so viel, nur für die paar Blumen? Ja. „Und für die Millionen Anzuchttöpfchen, in denen unsere Primel- und Geraniensetzlinge gezogen werden, all die Balkonkästen, die im Sommer die Gärten zieren und natürlich die industrielle Discounter-Gemüseproduktion. Von Nachhaltigkeit ist dabei keine Spur: nach einiger Zeit ist der Torf unbrauchbar und wird weggeworfen. Nachschub muss her. 100 Liter pro Deutscher und Jahr, das macht

8 Mrd. Liter.“ Mein Mann geht einen Schritt rückwärts und schaut hoch. Und was jetzt, fragt er. Das Zeug hier können wir jetzt nicht mehr kaufen. Jetzt wo wir wissen, was das überhaupt ist. „Moorbläuling“, lese ich weiter vor, „Goldregenpfeifer, Kreuzotter, Birkhuhn, Sonnentau, Moorfrosch – alles bedrohte Arten, die nur im ewigen Sumpf leben können. In Niedersachsen werden jetzt neue Abbaugebiete ausgewiesen, die bestehenden Schutzzertifikate wie so oft mit geschicktem Taktieren auf dem Papier umgangen." Für ein nie versiegendes Angebot von Millionen BilligerdeStapeln, 10 Liter zu 4,20. Zu Hause lesen wir uns über Kompost ein. Mit Google, ist spannend! Kompost macht sich praktisch von selbst, man muss auch nicht mehr so oft zum Bauhof fahren.

Im Winter sitzt ein Igel unten drin. Amseln picken an Apfelbutzen und einmal sehe ich eine Kröte drin verschwinden. Im Jahr darauf ist er fertig. Mein Mann läuft voller Stolz mit Schaufeln voll Kompost durch den Garten und harkt ihn liebevoll unter die Tomaten. Unser Gemüse kaufen wir jetzt torffrei gezogen beim Bioland-Bauern. (Anm. d. Red.: Wem Kompost gar nicht behagt, der kann auch auf torffreie Kompost-Erde aus dem Baumarkt zurückgreifen. Nur liegt die auf dem teureren Stapel, ist aber ihr Geld wie so oft wert. Adresse der lokalen Bioland-Gärtnerei mit Obst + Gemüse-Lieferservice unter Surftipps, Seite 8)

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Ausgabe No. 2 Seite 10

www.schmaelzle.com

www.hof-berggarten.de

Bioland-Gärtnerei, die außer eigenem und regionalem Obst und Gemüse auch das gesamte Sortiment eines Bioladens hat und einen wöchentlichen Lieferservice für die Region anbietet.

Bioland-Gärtnerei im Schwarzwald, die eine große Palette einheimischer Pflanzen in Form von Samen, Zwiebeln und im Topf verschickt, die man im Gartencenter niemals bekommen würde.

www.fledermausschutz.de

www.forum-trinkwasser.de

Alles über Fledermäuse, Artbeschreibungen, Lebensweise, Fortpflanzung, Schutz im und am Haus und was man sonst noch gerne wissen möchte, dazu Literaturtipps zum Weiterlesen.

Wasser, Wasser, Wasser und seine Bedeutung als Lebensmittel, Mineralstofflieferant (überschätzt??) und im Haushalt, seine Herstellung, Inhaltsstoffe und Wirkungen.

Unterstützen Sie

Lebendiges Biotop e.V. durch

- Ihre Spende, denn auch Naturschutz kostet Geld (VoBa Stutensee, BLZ 660 617 24, Kto 370 204 62 45) - Ihre Hände, denn jeder Arbeitseinsatz lebt von seinen Helfern oder einfach durch - Ihre Mitgliedschaft (aktiv oder passiv)... … und zeigen Sie, dass die Natur Ihnen am Herzen liegt!

www.lebendiges-biotop.de

Impressum Öko-News Karlsdorf Die Zeitung von Lebendiges Biotop e.V., erscheint zweimal jährlich, Verteilung an die Haushalte. Auflage 4.000 Stück. Herausgeber: Lebendiges Biotop e.V., 1.Vorstand Gerhard Leicht, Schumannstraße 16, 76689 Karlsdorf-Neuthard. Redaktion: Melanie Niedermayer, [email protected] Druck: rex technika, Stutensee, auf 100% Recyclingpapier. Fotos: Privat, fotolia.com und commons.wikimedi.org Alle Artikel wurden bestmöglich recherchiert. Für etwaige Fehler übernimmt die Redaktion dennoch keine Haftung. Weitere Informationen, sowie ein Beitrittsformular zum Lebendigen Biotop e.V. finden Sie auf unserer Webseite. Um Papier und Druckfarbe einzusparen, können Sie die Öko-News künftig auch in einer pdf-Version als eMail bei der Redaktion abonnieren. Sie erhalten dann kein gedrucktes Exemplar mehr.