Arbeitslosigkeit und Inflation messen Makroökonomik 8.5.2006
Offizielle Arbeitslosenquote (1980-2006) % 5 4 3 2 1 0 80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
Quelle: seco
2
1
Arbeitslosenquoten Schweiz, UK und USA (1982-2005) % 10
UK
8
USA 6
Schweiz
4 2 0
1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: OECD, Employment Outlook 2005
3
Arbeitslosenquoten Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien (1982-2005) 12
Frankreich
10 8
Deutschland
Italien
6
Schweiz 4 2 0 1982
1984 1986
1988
1990 1992
1994
1996 1998
2000
2002 2004
Quelle: OECD, Employment Outlook 2005
4
2
Wie misst man Arbeitslosigkeit? O
O
Es gibt keine eindeutige Art die Arbeitslosigkeit zu messen. Auf jeden Fall muss ein Arbeitsloser · · ·
ohne Arbeit sein arbeiten können arbeiten wollen.
5
Bevölkerung und Arbeitsmarkt Wohnbevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 62/65 Jahre)
Arbeitskräftepotential
Erwerbstätige
Arbeitslose
nicht auf Arbeitsmarkt
nicht im erwerbsfähigen Alter
Nichterwerbspersonen 6
3
Bevölkerung und Arbeitsmarkt Schweiz 2001 Bevölkerung unter 15 Jahren 18% Andere Nichterwerbspersonen 1% Erwerbspersonen 55%
Rentner / Invalide 17%
Hausfrauen/-männer 5% Personen in Ausbildung 4% Quelle: BfS
7
Bevölkerung nach Erwerbskategorien der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) (1991-2004) Personen (1’000)
Geamtbevölkerung +9%
7'000
Bevölkerung unter 15 Jahren
6'000
Nichterwerbspersonen
5'000 4'000 3'000 2'000
Erwerbstätige
1'000
Erwerbslose
0 91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
Quelle: BfS
8
4
Frage O
Wieso ist ein reales Wirtschaftswachstum notwendig, um die Arbeitslosenquote konstant zu halten?
9
Flüsse auf dem Arbeitsmarkt im erwerbsfähigen Alter, aber nicht auf Arbeitsmarkt
nicht im erwerbsfähigen Alter
Erwerbstätige
Arbeitslose 10
5
Die Arbeitslosenquote Arbeitslose Arbeitslosenquote = Arbeitskräftepotential
Arbeitskräftepotential
Erwerbstätige
Arbeitslose 11
Die Erwerbsquote Arbeitskräftepotential Erwerbsquote =
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 62/65 Jahre)
Arbeitskräftepotential
nicht auf Arbeitsmarkt
12
6
Erwerbsquoten verschiedener Länder (1990, 2000, 2004) 1990 2000 2004
% 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Italien
Frankreich
Deutschland
USA
UK
Schweiz
Quelle: OECD Employment Outlook 2005
13
Frage O
Wie wirken sich folgende Ereignisse auf die Arbeitslosenquote aus? · Die die maximale Dauer des Arbeitslosengelds wird von 2 auf 1,5 Jahre gekürzt. · Die Zahl der Teilzeitstellen nimmt zu.
14
7
Arbeitslosenstatistiken in der Schweiz 1. offizielle Arbeitslose = bei Arbeitsämtern gemeldet (seco Statistik) 2. registrierte Stellenlose = bei Arbeitsämtern gemeldet, aber nicht sofort vermittelbar (seco Statistik) 3. Erwerbslose = sagen bei telefonischer Umfrage, dass sie arbeitslos sind (BfS / SAKE Statistik)
15
Die Arbeitslosenstatistik des seco O
O
O O
Monatliche Erfassung der Personen, die sich bei den kantonalen Arbeitsämtern melden. Definition von Arbeitslosigkeit · beim Arbeitsamt registriert · ohne Arbeit Vorteil: Statistik ist schnell verfügbar. Nachteil: Je nach Anreiz werden sich die Personen melden oder nicht (Arbeitslosengeld, Erwartung eine Stelle zu finden).
16
8
Registrierte Stellensuchende Registrierte Arbeitslose
Nichtarbeitslose Stellensuchende In Umschulung/ Weiterbildung Zwischenverdienst Beschäftigungsprogramm Übrige 17
Personen (Tausende)
registrierte Stellensuchende
März 2006
offizielle Arbeitslose und registrierte Stellensuchende
250 200 150 100
offizielle Arbeitslose
50 0 1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004 2006 Quelle: seco
18
9
Erwerbslosenziffer des BFS Schweizerischer Arbeitskräfteerhebung (SAKE) O
O
O
Jährliche telefonische Befragung einer Stichprobe von 16‘000 Haushalten Definition von Erwerbslosigkeit: · in Referenzwoche nicht erwerbstätig · in den vergangen vier Wochen aktiv Arbeit gesucht · innerhalb der folgenden vier Wochen eine Tätigkeit beginnen können Neben gemeldeten Arbeitslosen werden auch ausgesteuerte Arbeitslose erfasst und Personen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht arbeitslos melden. 19
Erwerbslose und Erwerbslosenquote (SAKE) 2005, 2. Quartal, ständige Wohnbevölkerung, in 1000 und in % Erwerbslose (1000) Total
Männer
Erwerbslosenquote
Frauen
Total
Männer
Frauen
Altersgruppen 15-24 Jahre
51
25
26
8.8
8.5
9.1
25-39 Jahre
62
26
36
4.3
3.3
5.5
40-54 Jahre
49
24
26
3.3
2.9
3.8
55 Jahre und älter
23
14
10
3.4
3.4
3.3
Schweizer/innen
104
47
57
3.2
2.7
3.7
Ausländer/innen
81
41
40
8.9
7.6
10.8
Sekundarstufe I
67
28
39
7.9
7.0
8.6
Sekundarstufe II
86
42
43
4.0
3.9
4.1
Tertiärstufe
32
18
15
2.8
2.3
3.9
107
58
49
...
...
...
78
30
48
...
...
...
114
56
58
...
...
...
71
32
39
...
...
...
185
88
97
4.4
3.9
5.1
Herkunft
Ausbildungsstufe
Erwerbslose Eingeschrieben Nicht eingeschrieben Dauer der Erwerbslosigkeit Unter einem Jahr Über ein Jahr Total
Quelle: BfS
20
10
Arten von Arbeitslosigkeit O
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit · Tritt in einer Stagnation/Rezession aufgrund schwacher Nachfrage auf.
21
Arbeitslosenquote und Vorjahresveränderung BIP 6
Arbeitslosenquote 5 4 3 2
VJV BIP
1 0 -1
Stagnation 91-96
-2 91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
05
Quelle: seco
22
11
Arten von Arbeitslosigkeit O
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit · Tritt in einer Stagnation/Rezession aufgrund schwacher Nachfrage auf.
O
Sockelarbeitslosigkeit · Verschwindet selbst in einer Boomphase nicht. · Wird unterteilt in: · Saisonale Arbeitslosigkeit · Friktionelle Arbeitslosigkeit · Strukturelle Arbeitslosigkeit
23
Saisonale Arbeitslose in der Schweiz (1980-2006) Personen
Personen tatsächliche Arbeitslose
200'000
10'000
saisonbereinigt
150'000
5'000
100'000
0
-5'000
50'000
-10'000
0 80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
00
02
04
06
Quelle: seco
24
12
Friktionelle Arbeitslosigkeit O O
Entsteht beim Arbeitsplatzwechsel Dauer wird beeinflusst durch · Arbeitslosenversicherung (Opportunitätskosten der Arbeitslosigkeit) · Funktionsweise des Arbeitsmarkts (z.B. Arbeitsvermittlungsstellen)
25
Strukturelle Arbeitslosigkeit O
Die vorhandenen Arbeitskräfte entsprechen nicht mehr dem Anforderungsprofil der offenen Stellen. Man unterscheidet: · Branchenstrukturelle Arbeitslosigkeit · Regionalstrukturelle Arbeitslosigkeit · Qualifikationsbedingte Arbeitslosigkeit
26
13
Frage O
Wieso ist die Arbeitslosigkeit bei Vollbeschäftigung nicht gleich Null.
27
Beschäftigung in einigen Branchen (Index 1995 =100) Index
Informatikdienste
200 180 160 140
Gesundheits- und Sozialwesen
120 100
Maschinenbau
80
Baugewerbe
60 40 20 0 92
93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
05
Quelle: BfS
28
14
Beschäftigung in einigen Branchen (in 1000) Beschäftigte in 1000
Gesundheits- und Sozialwesen
500
400
Baugewerbe 300
200
Maschinenbau 100
Informatikdienste 0 92
93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
05
Quelle: BfS
29
Regionalstruktur Arbeitslosigkeit (März 2004)
Quelle: seco
30
15
Frage O
„Im Oktober hat die Zahl neuer Stellen unerwartet stark zugenommen, die Zahl der Arbeitslosen aber in noch stärkerem Masse.“ · Eine mögliche Erklärung?
31
Frage O
Viele Ökonomen sehen den unflexiblen Arbeitsmarkt (z.B. Kündigungsschutz) und die grosszügigen Sozialleistungen als die wichtigsten Ursachen für die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland. · Wie entsteht dieser Zusammenhang?
32
16
Preisindizes messen die Inflation O O
O
Inflation = andauernder Anstieg des Preisniveaus Ein Preisindex zeigt, wie sich der Wert eines Güterkorbs in der Zeit verändert. Die Güter im Güterkorb werden nach ihrem Anteil an den gesamten Ausgaben im Basisjahr gewogen.
33
3 Cervelats = 2.95 Stück 0.98 Fr.
2 Cervelats = 2.60 Stück 1.30 Fr.
2 Bio Cervelats = 3.10 Stück 1.55 Fr.
Quelle: www.leshop.ch, www.coop.ch (25.04.2005)
34
17
Beispiel: Ein „ungesunder“ Preisindex Cervelat, 1 Stück
Lagerbier inländisch, 5.0 dl
Zigaretten, Paket
Index
1.03 1.08 1.10
1.19 1.19 1.20
3.13 3.46 3.59
100.00 104.72 106.90
100
100
30
103.00 108.00 110.00
119.00 119.00 120.00
93.90 103.80 107.70
315.90 330.80 337.70
33%
38%
30%
100%
Mai 94 Mai 95 Mai 96
Preise Anzahl pro Monat
330.80 315.90 Total
Mai 94 Mai 95 Mai 96
Ausgaben pro Monat Gewichte
Quelle: BfS, eigene Berechnung
35
Beispiel: Ein „ungesunder“ Preisindex Fr.
Index 135
6 130.39
130
5
4.93
Zigaretten
125
4 3
120
Preisindex 3.13
115
2
Lagerbier
1.19 1 0
Cervelat
1.03
1.34 1.30
100.00 94
110 105 100
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
Quelle: BfS, eigene Berechnung
36
18
Gewichte einzelner Gütergruppen im Landesindex der Konsumentenpreise Gewichtung 2004 Übrige Waren
Nahrungsmittel, Getränke, 14% Tabakwaren
13% Unterhaltung, Erholung, Bildung und Kultur 10%
Verkehr und Kommunikation
Bekleidung und Schuhe
4%
12%
26% 16%
Wohnungsmiete und Energie
5%
Gesundheit
Wohnungseinrichtung
Quelle: BfS
37
Preisentwicklung einzelner Güter im Landesindex der Konsumentenpreise (jeweils nur Monat Mai) Index 1993 = 100
Heizöl
180
Zigaretten
160 140
Kino
120
Landesindex der Konsumentenpreise Brot
100
Milch
80 60
Fernseh- undVideogeräte
40 20
Heim- und Personalcomputer
0 93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
05
Quelle: BfS
38
19
Frage O
Sie bekommen 1‘000 Fr. und können damit entweder 1. Güter der Qualität von 1995 zu Preisen von 1995 oder 2. Güter der Qualität von 2005 zu Preisen von 2005 kaufen. · Welche Option wählen Sie? · Was können wir daraus schliessen?
39
Frage O
Der Preis eines Gutes steigt überdurchschnittlich. · Wie wirkt dies auf die Zusammensetzung des nachgefragten Güterkorbs?
40
20
Konsumentenpreisindex für die Schweiz 1950-2006 (2000 = 100) März 2000 = 100
110 100
Das Preisniveau in der Schweiz hat sich seit 1950 beinahe verfünffacht
90 80 70 60
Landesindex der Konsumentenpreise
50 40 30 20 10 0 50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
94
98
02
06
Quelle: BfS
41
Vorjahresveränderung des LIK als Mass der Inflation (1990-2006) Vorjahresveränderung in % 7 6 5 4 3 2 1 0 90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
00
01
02
03
04
05
Quelle: BfS
42
21
Ist Inflation schädlich? O
O
Bei Hyperinflation verliert das Geld seine wichtigste Funktion: Es wird nicht mehr als Tauschmittel akzeptiert. · Gesamte wirtschaftliche Aktivität wird gelähmt. · Ausländische Währungen dienen als Tauschmittel (z.B. Dollar, Euro) Bei niedrigeren Inflationsraten sind die Kosten nicht so eindeutig. Man muss hier unterscheiden zwischen: · vollständig antizipierter Inflation · nicht oder nur unvollständig antizipierter Inflation 43
Vollständig antizipierte Inflation O
O
Wenn alle Arbeitsverträge, Mietverträge und Renten indexiert sind, entstehen keine realen Vermögensoder Einkommenseinbussen. Zwei Arten von Kosten lassen sich nicht vermeiden: · ·
Menükosten = weil man ständig die Preislisten und Kataloge erneuern muss. Schuhsohlenkosten = weil man Zeit verliert, um ständig bei der Bank Geld zu holen.
44
22
Nicht oder nur unvollständig antizipierte Inflation O
O
O
Umverteilungen zwischen Gläubigern und Schuldnern · realer Wert der ausstehenden Schulden nimmt ab. · reales Geld-Vermögen der Sparer nimmt ab. Lohnabhängige und Rentnerinnen erleiden einen realen Einkommensverlust. Einkommenseinbussen durch kalte Progression steigende nominale Einkommen werden höheren Steuersätzen (Steuerprogression) unterworfen. 45
23