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Ewald Walterskirchen*)

Wachstum und Arbeitslosigkeit eute ist die Meinung weit verbreitet, Wirtschaftswachstum habe keinen oder zumindest viel weniger Einfluß

Der Arbeitsmarkt stellt die Wirtschafts- und Sozialpolitik seit den siebziger Jahren vor Probleme. Die

langsamer gewachsen als vorher Aus der ökonomischen Literatur {Verdoorn, 1949, Kaldor, 1966) wie aus der empirischen Beobachtung ist freilich bekannt, daß mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auch der Produktivitäts.Joblcss Growth"? fortschritt zurückbleibt: Mit einer nun der Arbeitsmarkt vom Kürzung der Investitionen werden Wirtschaftswachstum abgekoppelt? weniger technische Neuerungen imauf die Beschäftigung als früher. plementiert, die Skalenerträge sinDer ständige Abbau von Industriearken, und die „fixen Arbeitskräfte" (Stammbelegschaft) beitsplätzen zeige, daß Investitionen nicht Arbeitsplätze sind schlechter ausgelastet. In den letzten zwei Jahrzehnschaffen, sondern wegrationalisieren Dank Automation ten war das Wirtschaftswachstum nur etwa halb so hoch und Mikroelektronik in Betrieb und Büro könne die gleiche wie in den zwei Jahrzehnten davor, gleichzeitig hat sich Leistung mit weniger Arbeitskräften bewältigt werden. auch der Anstieg der Produktivität etwa halbiert. Als Beweis für diese These wird angeführt, daß das Bruttoinlandsprodukt und die Arbeitsiosenquote seit der Mitte der siebziger Jahre gleichzeitig gestiegen seien. Das WirtE n g e und s t a b i l e B e z i e h u n g zwischen schaftswachstum habe also nichts dazu beigetragen, die Wachstum und B e s c h ä f t i g u n g Arbeitslosigkeit abzubauen: Die Steigerung der Produktivität werde durch Rationalisierungen immer rascher vorangetrieben Als logische Schlußfolgerung aus dieser Die entscheidende Frage lautet daher: Ist der ProduktiviSicht wäre eine Wirtschaftspolitik, die auf eine Beschleuni- tätsfortschritt heute bei gleichem Wirtschaftswachstum gung des längerfristigen Wirtschaftswachstums ausgehöher als früher bzw. die Beschäftigungsveränderung entrichtet ist, nicht zielführend, um Vollbeschäftigung herzu- sprechend niedriger? Diese Frage läßt sich mit Hilfe eines stellen, sondern heize bloß die Inflation an Diagramms beantworten, das Wirtschafts- und BeschäftiArbeitslosigkeit steigt in jedem Konjunkturabschwung und geht im Aufschwung kaum zurück. Die Industrie baut Jahr für Jahr Arbeitsplätze ab, und die Arbeitslosigkeit steigt auch dann, wenn die Wirtschaft wächst. Hat sich

Die Produktivität ist in der Gesamtwirtschaft und auch in der Industrie im letzten Jahrzehnt nicht schneller, sondern D i e A r b e i t s l o s e n q u o t e in westlichen Industriestaaten Im internationalen

Abbildung

Vergleich

1

gungswachstum einander gegenüberstellt (Abbildung 2) Danach besteht ein signifikanter, stabiler und enger Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Erwerbstätigkeit. Zwei Drittel der Beschäftigungsentwicklung lassen sich durch das BIP-Wachstum erklären, bereinigt um den Angebotsschock (1990/91) sogar mehr als 80% Der Regressionskoeffizient liegt mit 0,4 signifikant Uber dem Null-Wert, der bedeuten würde, daß sich der Arbeitsmarkt ganz von der Wirtschaftsentwicklung abgekoppelt hätte. Aus der Regressionsgleichung lassen sich einige interessante Ergebnisse ableiten:

Österreich

70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 BO 8! 82 83 84 85 B6 87 SB B3 90 S1 32 93

— Ein Wirtschaftswachstum von 2% ist notwendig, um die Zahl der Erwerbstätigen konstant zu halten, weil technische und organisatorische Neuerungen die Produktivität laufend steigern. — Bei einer Stagnation der Wirtschaft würde die Zahl der Erwerbstätigen (einschließlich der Selbständigen) um etwa Vz h pro Jahr sinken. 0

) Die Aufbereitung der statistischen Daten betreute Waltraud Popp Der Autor dankt Gunther Tichy und Alois Guger für wertvolle Hinweise

318

IWIFO WiX$\

M o n a t s b e r i c h t e 5/94

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Wenn

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also

das

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BIP

jährlich

real

S

um

wächst, dann sinkt die Beschäftigung

nur

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1 % bis

— u n d es

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1/2%

Die W e r t e f ü r die J a h r e 1992 u n d 1993 liegen n a h e d e r R e -

entsteht

g r e s s i o n s g e r a d e n ; s o m i t b e s t e h t a u c h in j ü n g s t e r Z e i t z u m i n d e s t für die G e s a m t w i r t s c h a f t kein Indiz für einen

be-

s o n d e r e n P r o d u k t i v i t ä t s s c h u b . Freilich ist e i n s o l c h e r

Ra-

der V e r g a n g e n h e i t nicht zu, weil e b e n a u f g r u n d d e s

tionalisierungsschub

die

die W i r t s c h a f t

Beschäftigung

konstant

Pro-

um 2% wachsen zu halten

Auch

muß,

histori-

s c h e E r f a h r u n g e n z e i g e n , daß die Produktivität auf

lange

i

S i c h t u m 1'/2% b i s 2 % p r o J a h r w ä c h s t , in P h a s e n t e c h n o l o -

|

gischer Aufholprozesse noch

rascher

(durch

eine

„elektronische

tion") für die Zukunft nicht v o l l k o m m e n Eine Schlußfolgerung

aus

diesen

lage

dominiert

wachstum

Überlegungen

Wenn

etwa das

2% auf

Wachstums

ist a l s o i m L a u f e d e r l e t z t e n J a h r z e h n t e n i c h t g e s u n k e n .

Beschäftigungs-

gehalt des W a c h s t u m s stieg aus d e m o g r a p h i s c h e n den — auf eine Phase der A r b e i t s k r ä f t e k n a p p h e i t

Grün-

(sechzi-

i

ger Jahre) f o l g t e n J a h r z e h n t e relativ reichlichen A r b e i t s a n -

i

gebotes

i

ström)

(starke

Geburtsjahrgänge

und

Ausländerzu-

langfristige Jahr

Industrie

besonderem

Interesse

wäre

die

Kündigung

Arbeitskräfte zur Folge

bzw

werden

0,4 P r o z e n t -

rascher. auch

der

Zusammen-

hang zwischen W a c h s t u m und Arbeitsvolumen, dafür

ste-

stiken zur V e r f ü g u n g

O f f e n k u n d i g betrifft e i n e A u s w e i t u n g

der B e s c h ä f t i g u n g heute stärker als früher Teilzeitarbeitskräfte

Die V e r r i n g e r u n g der d u r c h s c h n i t t l i c h e n

Arbeitszeit

j e B e s c h ä f t i g t e n w a r in d e r V e r g a n g e n h e i t a u f V e r k ü r z u n gen

der

Normalarbeitszeit

zurückzuführen,

sie sich a u s v e r m e h r t e r Teilzeitarbeit

heute

erklärt

(individuelle

Varia-

tion der Arbeitszeit), die nach Umfragen überwiegend

den

entspricht

In d e n

Verstaatlichten

Pensionierung

um

zwischen

W a c h s t u m u n d B e s c h ä f t i g u n g s i n d leicht e r k l ä r b a r J a h r e n 1982 u n d 1983 hatte die Krise d e r

daß

Wirtschafts-

gesteigert

Beschäftigung

Wünschen der Arbeitnehmer

Einige A b w e i c h u n g e n v o n der e n g e n B e z i e h u n g

ist,

hen jedoch keine geeigneten gesamtwirtschaftlichen Stati-

Z w i s c h e n d e n s e c h z i g e r u n d s i e b z i g e r J a h r e n w a r ein s o l cher S t r u k t u r b r u c h zu verzeichnen: Der

Von

die

pro

p u n k t e (12.000 P e r s o n e n ) pro J a h r

Strukturbruch

wächst

3%

s e h e n W a c h s t u m u n d E r w e r b s t ä t i g k e i t in d e n l e t z t e n z w e i n i c h t v e r s c h o b e n , e s ist kein

dann

von

kann,

eingetreten. Die Beschäftigungsintensität des

Revolu-

auszuschließen

die W i r t s c h a f t s e n t w i c k l u n g n a c h w i e vor die A r b e i t s m a r k t -

Wie A b b i l d u n g 2 w e i t e r s zeigt, hat s i c h die B e z i e h u n g z w i Jahrzehnten

!

G

a b g e k o p p e l t . „ J o b l e s s G r o w t h " t r a f d e m n a c h z u m i n d e s t in

um

!

I

der Eindruck, die B e s c h ä f t i g u n g hätte sich v o m W a c h s t u m

duktivitätsanstiegs

j

S

gehorteter

Rationalisierungsdruck in der

Industrie

1990 u n d 1991 stieg die B e s c h ä f t i -

g u n g — u n d w i e s p ä t e r gezeigt w i r d a u c h die A r b e i t s l o s i g -

Die B e f ü r w o r t e r der „ R a t i o n a l i s i e r u n g s t h e s e " als U r s a c h e

keit



d e r A r b e i t s l o s i g k e i t b e z i e h e n s i c h in i h r e r

des

Ausländerzustroms)

durch

einen

„Angebotsschock" viel

stärker,

als

(Liberalisierung aufgrund

Wirtschaftsentwicklung zu erwarten gewesen wäre.

Monatsberichte

5/94

der

meist auf die Industrie

Argumentation

Der verstärkte Einsatz von

Mikro-

elektronik u n d A u t o m a t i o n habe die Rationalisierung IwiFOl

hier

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P r o d u k t i o n und B e s c h ä f t i g u n g in der I n d u s t r i e

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Abbildung

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— durch Wachstumseinbußen infolge eines Veriusts an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und — durch eine geringere Beschäftigungsintensität Wachstums (Substitutionseffekt)

des

Es kann wenig Zweifel daran geben, daß hohe Nominallohnsteigerungen (in Relation zum Ausland) die internationale Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern und damit über Wachstumseinbußen indirekt auch die Beschäftigung treffen können Gerade in kleinen außenhandelsabhängigen Ländern wird dieser negative Effekt oft stärker sein als ein positiver Kaufkrafteffekt Fragwürdiger ist dagegen der Einfluß der Lohnkosten auf die Beschäftigungsintensität des Wachstums. In Abbildung 2 spiegeln sich neben dem Wirtschaftswachstum auch zusätzliche Einflüsse auf die Beschäftigungsintensität (etwa die Lohnkosten} als Abweichungen von der Regressionsgeraden

Wert Schöpfung, real (Yfi'Xum 1 Quartal verzögert" VeräridErung gegen das Vorjahr in %

stärker denn je zuvor vorangetrieben Tatsächlich sind in einer Vielzahl von Industriebetrieben Roboter und Automaten an die Stelle von Arbeitern getreten Es fragt sich allerdings, ob diese einzelnen Momentaufnahmen das Bild der gesamten Industrie getreu wiedergeben Ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft, doch weniger deutlich schwächte sich auch in der Industrie der Produktivitätsfortschritt mit nachlassender Dynamik der Wirtschaft ab. Langfristig hat sich der Rationalisierungsprozeß in der Industrie nicht beschleunigt (Abbildung 3) Die Beziehung zwischen Industrieproduktion und Beschäftigung hat sich seit den sechziger Jahren nicht verändert: Eine bestimmte Produktionserhöhung hat heute die gleiche Beschäftigungswirkung wie vor zehn oder zwanzig Jahren In den Jahren 1992 und vor allem 1993 war zwar in Österreich ein Rationalisierungsschub zu beobachten, d h. die Industriebeschäftigung ging stärker zurück, als aufgrund der Produktionsentwicklung zu erwarten war (die Punkte für diese zwei Jahre liegen in Abbildung 3 unter der Regressionsgeraden) Das dürfte jedoch eher ein Rezessionsphänomen als eine langfristige Tendenz sein Die Beschäftigung wird in der Industrie in Zukunft tendenziell weiter zurückgehen: Sie kann aufgrund des ständigen technischen Fortschritts nur dann konstant gehalten werden, wenn die Wertschöpfung der Industrie um etwa 4/2% wächst Mit solchen Wachstumsraten ist mittelfristig wohl nicht zu rechnen

A u s w i r k u n g e n von L o h n f o r d e r u n g e n und Arbeitszeitverkürzungen Die vorherrschende ökonomische Interpretation ist heute, nicht die Wirtschaftsentwicklung sei schuld an der Arbeitslosigkeit, sondern Arbeitsmarktphänomene, insbesondere zu starre Löhne und zu hohe Abgaben auf den Faktor Arbeit Nach einer verbreiteten These dämpfen Lohnerhöhungen die Beschäftigung Das kann grundsätzlich auf zwei Wegen erfolgen: 320

In Österreich schössen die Löhne in einigen markanten Jahren weit über die Produktivitätssteigerungen hinaus (1986, 1987 und 1991) In diesen Jahren hätte die Beschäftigungsentwicklung also hinter dem Wirtschaftswachstum zurückbleiben sollen Das Diagramm zeigt, daß dies keineswegs der Fall war Auch längerfristig ergibt sich kein Zusammenhang: Die Reallohnsteigerungen waren in den siebziger Jahren deutlich höher als die Produktivitätserhöhungen, in den achtziger Jahren blieben sie deutlich darunter Dennoch hat sich der Beschäftigungsgehalt des Wachstums langfristig nicht verändert Zwischen Beschäftigungs- und Reailohnveränderung besteht demnach kein signifikanter Zusammenhang. Führt man in die Beschäftigungsfunktion die Reallohnveränderung als zusätzliche Variable ein, so ist diese ebenfalls insignifikant Es sei besonders darauf hingewiesen, daß auch die in den letzten Jahrzehnten stark steigende Belastung des Faktors Arbeit (durch Dienstgeberbeiträge usw.) die Beschäftigungsintensität des Wachstums langfristig nicht verschoben hat — wie dies viele Ökonomen erwartet hätten Nach einer anderen Hypothese kann die Beschäftigungsintensität des Wachstums durch eine Arbeitszeitverkürzung wesentlich gesteigert werden Die Beschäftigung sollte also in Jahren, in denen die Arbeitszeit verkürzt wird, rascher steigen, als aufgrund des Wirtschaftswachstums allein zu erwarten wäre In Abbildung 2 würden dann die Werte für die erste Hälfte der siebziger Jahre über der Regressionsgeraden liegen Das war jedoch nicht der Fall. Freilich ist nicht auszuschließen, daß die Arbeitszeitverkürzung neben dem reichlichen Arbeitsangebot zur Verschiebung der Regressionsgeraden (nach links oben) Anfang der siebziger Jahre etwas beigetragen hat Ein Zusammenhang zwischen Arbeitszeitverkürzung und Beschäftigungsintensität ist jedoch in der Industrie zu beobachten (Abbildung 3) In den Jahren der Arbeitszeitverkürzung (1970, 1972 und 1975) entwickelte sich die Industriebeschäftigung günstiger, als von der Produktion her zu erwarten war (die Werte für diese Jahre Hegen Uber der Regressionsgeraden). In den Beschäftigungsfunktionen für die Industrie (nicht für die Gesamtwirtschaft) hat die Verkürzung der Arbeitszeit einen signifikanten positiven

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B e s c h ä f t i g u n g und A r b e i t s l o s i g k e i t

Abbildung

4

0,35 - 0,35 e (23)

-1,5 -2,0

-1,5

-1.0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1.5

2,0

Erwerbstätige ( j ) Veränderung gegen das Vorjahr in %

Effekt auf die Industriebeschäftigung. Das stimmt mit der Überlegung überein, daß eine Verkürzung der Arbeitszeit zwar einen Rückgang der Beschäftigung (in der Industrie) vermindern, aber relativ schwer zusätzliche Arbeitsplätze schaffen kann (weil die Unternehmen auf Überstunden und Produktivitätssteigerungen ausweichen)

Der E i n f l u ß des Wirtschaftswachstums auf die A r b e i t s l o s i g k e i t Nach Überlegungen des Ökonomen Arthur Okun senkt eine Wachstumsbeschleunigung um 1 Prozentpunkt die Arbeitslosenquote um % Prozentpunkt Heute wird vielfach die Meinung vertreten, das Wachstum habe zwar einen gewissen Einfluß auf die Beschäftigung, nicht aber auf die Arbeitslosigkeit. Stimmt also der Okun-Zusammenhang nicht mehr? Zweifellos muß die Beziehung zwischen Wachstum und Arbeitslosigkeit weniger stabil sein als jene zwischen Wachstum und Beschäftigung, denn sie bezieht eine zweite Relation mit ein: zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Dabei spielt die Angebotsentwicklung (demographische Trends) eine entscheidende Rolle. Zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit besteht zwar eine recht enge Beziehung (Abbildung 4), doch kann die Veränderung der Arbeitslosigkeit nur zu etwa drei Vierteln durch die Beschäftigungsentwicklung erklärt werden Auch Abbildung 4 zeigt deutlich den Angebotsschock der Jahre 1990 und 1991, der einen Uberproportionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit bewirkte. M o n a t s b e r i c h t e 5/94

Zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit laut Mikrozensus (OECD-Methode) besteht praktisch kein Zusammenhang Das geht vor allem darauf zurück, daß Definitionen und Stichproben im Mikrozensus mehrmals geändert wurden Diese Daten sind also zur Darstellung der Entwicklung der Arbeitslosigkeit nur mit Vorsicht zu verwenden Die Veränderung der Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ist im allgemeinen konjunkturell aussagekräftiger Aus Abbildung 4 lassen sich folgende Ergebnisse ableiten: Auch bei stabiler Beschäftigung steigt die Arbeitslosenquote seit den siebziger Jahren weiter: im Durchschnitt um etwa 0,3 Prozentpunkte pro Jahr. Sollte es gelingen, die Beschäftigung konstant zu halten, bedeutet dies demnach noch nicht eine Stabilisierung der Arbeitslosigkeit, denn das Arbeitskräfteangebot steigt langfristig aus demographischen Gründen, vor allem durch die zunehmende Berufstätigkeit der Frauen und durch den Zustrom ausländischer Arbeitskräfte Das Angebot an Erwerbstätigen nahm zwischen 1985 und 1993 um rund 330 000 zu (Unselbständige +380 000), das höhere Angebot an Ausländern ( + 160 000) trug dazu fast die Hälfte bei Im längerfristigen Durchschnitt (1970/1993) war die Arbeitslosenquote erst dann stabil, wenn die Beschäftigung um 0,8% pro Jahr zunahm Das hängt jedoch entscheidend von den Angebotstrends ab Abbildung 4 macht dies deutlich: In den sechziger Jahren, als Arbeitskräfte aus demographischen und wirtschaftlichen Gründen knapp waren, sank die Arbeitslosigkeit selbst bei stagnierender Beschäftigung. In den siebziger Jahren verschob sich die Regressionsgerade nach rechts oben: Bei unveränderter Beschäftigung nimmt die Arbeitslosigkeit bis heute deut-

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Mittelfristige A r b e i t s r a a i k t p r o g n o s e

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Übersicht

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Wachstum u n d Ai beitslosigkeit

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Abbildung

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1986/1995 c

Prognose im Jahr 1986 Tatsächliche Entwicklung Durchschnittliche jahrliche Veränderung 19S6/1995 \n% BIP, real Erwerbstätige Produktivität BIP je Erwerbstätigen Angebot an Erwerbspersonen

Arbeitsloaenquote In % der Erwerbspersonen In % der Unselbständigen

+ 2,0 ±0,0 +2,0 + 0,2

1,4 1 Z

1 = 1.0

+2,4 +0,8

u

0,8

Ms

0.6

, ;n

+ 1,6 + 1 1

• 1-

82 • -

V.' ;'. \\ \ \ \ \ N\ \ 8

.

X

o

6,9 77

1381/1993 0.97 - 0,34 Y + 0.64 DVUÜY {30}