Innendämmung und Bauphysik Alles, was man zu diesem Thema wissen sollte
© tha Eßmann, Februar 2013
GIMA – Infotage 2013, 25./26.02.2013
Dipl -Ing Frank Eßmann Dipl.-Ing.
Beratender Ingenieur (AIK S-H) Staatlich anerkannter Sachverständiger für Schall- und Wärmeschutz (IKBau NRW) Vor Vor-Ort-Energieberater Ort Energieberater (BAFA) Sachverständiger für Energieeffizienz von Gebäuden (EIPOS) Lizenziert als Hamburger Energiepassbüro WTA - Referate 'Fachwerk/Holzbauwerke' und 'Bauphysik' Bauphysik Vorstand WTA-Deutschland Gründungsmitglied Fachverband Innendämmung FVID Energieberater für Baudenkmale (WTA/VdL) © tha Eßmann, Februar 2013
1.
Anforderungen EnEV
2.
Funktionsweisen von Innendämmsystemen • Kondensat verhindernd („klassisch“) • Kondensat tolerierend • Problempunkte p (Konvektion, ( , Schlagregen) g g )
3.
Ergänzende Betrachtungen • Wärmebrücken • Lüftung • Energieeinsparung
4.
Fazit
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aus Flyer KfW
Nicht jedem Haus passt eine Pudelmütze … … oder ein Wollmantel
Dann eben auch mal mit Innenfutter! © tha Eßmann, Februar 2013
EnEV 2009 – Dimensionierung Innendämmung
EnEV 2009, Anlage 3, Nr. 1 „Beim Beim Einbau von innenraumseitigen Dämmschichten gemäß Buchstabe c gelten die Anforderungen […] als erfüllt, wenn der U-Wert des entstehenden Wandaufbaus 0,35 W/(m²K) nicht überschreitet.“ überschreitet “ Gilt nicht bei Sichtfachwerk!
Gilt nicht i ht bei b i Baudenkmalen B d k l und db besonders d erhaltenswerter h lt t Bausubstanz (§ 24) sowie bei Unbilliger Härte (§ 25). Bei § 24-Gebäuden 24 Gebäuden siehe „KfW-Effizienzhaus KfW Effizienzhaus Denkmal“ Denkmal . © tha Eßmann, Februar 2013
EnEV 2009 – Dimensionierung Innendämmung EnEV 2009 / Umax = 0,35 W/(m2K) 20
WLG 090
WLG080 WLG070
eerforderliche S Schichtdicke deer Wärmedämm mung in cm
18 WLG060
16 14
WLG050 12 WLG040 10 WLG030
8 6 4 2 0 0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5 2
UBestand in W/(m K) ERF_WD_ENEV2009_INNEN | 26.3.2009
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3.0
3.5
4.0
Innendämmung „klassisch“ Ausführung einer biegeweichen Vorsatzschale
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Berechnungsverfahren
Nach DIN 4108 (Glaser Verfahren) (Glaser-Verfahren) nur Diffusion (-Werte, sd-Werte)
„Taupunkt-Berechnung“ Ergebnis: „Eine Innendämmung ist bauphysikalisch falsch! falsch!“ oder: „Dampfsperre Dampfsperre erforderlich! erforderlich!“ © tha Eßmann, Februar 2013
Ausführung Dampfsperrfolien
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Problempunkt - Konvektion
innen
außen a
Konvektion muss vermieden werden !!
Wand © tha Eßmann, Februar 2013
DÄ GK
Innendämmung „klassisch“
Quelle: Achim Bauer, Mannheim
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Innendämmungen
Aerorock Calcium-Silikat-Platte Calcium-Silikat-Platte „Xtra“
jeweils ohne Zusatzschichten wie Kleber, Bekleidungen etc. Rohdichte in kg/m³
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK)
Diffusionswiderstand
Wasseraufnahme w in kg/(m²h0.5)
-
(WD: 0,019)
(sd = 3,1 m)
?
200 - 290
0,060 – 0,080
4-8
45 – 48
-
ca. 0,035
4-8
?
0,040
mit/ohne AluKaschierung
-
Gipskarton-Verbundplatte Holzweichfaserplatte
Es gibt doch so viele Innendämmungen von A bis Z ! 140
0,040 – 0,045
5
260 - 480
0,075 – 0,090
2-6
1–5
Mineraldämmplatte „Multipor Multipor“
115
0 042 0,042
2-3
ca 1 ca.
Mineraldämmplatte „Heck“
100
0,042
3-7
ca. 14
35 - 140
0,035 – 0,045
1
-
Perlite-Dämmplatte Perlite Dämmplatte „TecTem TecTem“
90 - 105
0 045 0,045
4-6
ca 110 ca.
Polystyrol (EPS)
15 - 30
0,035 – 0,045
20 - 50
PUR-Platte, perforiert „IQ-therm“
45
0,033
27
ca. 0,8
Schaumglas g
120
0,040 , – 0,055 ,
-
Vakuum-Isolations-Paneel (VIP)
160 - 210
0,008
-
Wärmedämmlehm
250 - 400
0,08
5 - 20
3–8
Wärmedämmputz
200 - 600
0,07 – 0,10
5 - 20
>1
Zellulosefaser
30 - 65
0,04 – 0,045
2,5 - 4
3–4
Zellulosefaserputz
80 - 100
0,05 – 0,055
2,5 - 3
3–4
Holzwolle-Leichtbauplatte
Mineralfaser
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Innendämmungen
Aber wo sind die Unterschiede? Kondensat verhindernde Systeme (Schaumglas, Dampfsperre, etc. - „dampfdicht“) Kondensat begrenzende g Systeme y (feuchteadaptive Dampfbremsen, OSB, etc.) Kondensat tolerierende Systeme (Calcium-Silikat, Mineraldämmpl., Wärmedämmputz, etc.)
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ungedämmte Wand Feuchtebelastungen und Trocknung
Sorption
Außenklima, insb. Regen Dampfdiffusion
Kapillarleitung
außen
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innen
Raumklima
ungedämmte Wand Feuchtebelastungen und Trocknung Temperaturverlauf p
Außenklima, insb. Regen
Raumklima
Trocknung
außen
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innen
Kondensat verhindernde Systeme Feuchtebelastungen und Trocknung
Sorption
Außenklima, insb. Regen Dampfdiffusion
Kapillarleitung
außen
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innen
Raumklima
Kondensat verhindernde Systeme Feuchtebelastungen und Trocknung Temperaturverlauf
Außenklima, insb. Regen
Raumklima
Trocknung
außen
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innen
Kondensat toleriende Systeme Feuchtebelastungen und Trocknung
Sorption
Außenklima, insb. Regen
Kapillarleitung
außen
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Potenziellle Feuchteanreicherun ng
Dampfdiffusion
innen
Raumklima
Kondensat toleriende Systeme Feuchtebelastungen und Trocknung Temperaturverlauf
Außenklima, insb. Regen
Trocknung
außen
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Potenziellle Feuchteanreicherun ng
Raumklima
innen
Berechnung mit hygrothermischer Bauteilsimulation
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Schlagregenbelastung Standort Einstufung Standort-Einstufung und
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aus: DIN 4108 8-3
hier n nach Meteo onorm
Fassaden-Betrachtung (Hauptwindrichtung + örtliche Lage)
Schlagregenschutz
Örtliche Prüfungen - visuell - Karsten‘sche Prüfröhrchen Franke Platte - Franke-Platte
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Und beim Fachwerk …
Die Abtrocknung g wird durch eine zunehmende Wärmedämmung behindert ( B EnEV (z.B. E EV 2007 b bzw. 2009 2009: U < 0,45 bzw. 0,35 W/m²K)! ohne besonderen Nachweis: R > 1,0 m²K/W RDä,i < 0,8 m²K/W (s < 0,8 * ) © tha Eßmann, Februar 2013
Quelle: Eßmann (nach Künzel)
Wärmebrücken
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Wärmebrücken
Vermeidung von Schimmelpilzwachstum, Schimmelpilzwachstum aber auch Reduzierung energetischer Verluste aus: Wikipedia, März 2009 © tha Eßmann, Februar 2013
Wärmebrücken – Verringerte Oberflächentemperatur
Anforderungen A f d DIN 4108:1981 4108 1981 ((alt) lt)
Si > 9,3 °C
Anforderungen A f d DIN 4108:2001 4108 2001 b bzw. 2003 Schimmelpilzwachstum bereits ab 80 % r.F. an der Bauteiloberfläche Si > 12,6 12 6 °C © tha Eßmann, Februar 2013
Wärmebrücken (Beispiel) Fensterleibungen unbedingt beachten!
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Wärmebrücken
Einbindende Innenwand Meist hinsichtlich Oberflächentemperatur unproblematisch. E Energetisch ti h zu beachten! b ht !
aus GRE © tha Eßmann, Februar 2013
Wärmebrücken
Einbindende Geschossdecke (Massivdecke)
Schw. Estrich
ohne h IInnendämmung dä © tha Eßmann, Februar 2013
mit it Innendämmung I dä
Wärmebrücken (Einbindende Holzbalkendecke)
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Wärmebrücken (Einbindende Holzbalkendecke)
Neu mit Innendämmung!?
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Wärmebrücken (Einbindende Holzbalkendecke) Eine Innendämmung verschlechtert im Normalfall die Situation am Balkenkopf. Es gibt keine Systemlösung für den Balkenkopf! Mehrere Lösungsansätze sind möglich. In jedem Fall sind eine gewissenhafte Planung und Ausführung der Innendämmung sowie begleitender Maßnahmen vorzunehmen. Hygrothermische Bauteilsimulationen können den Punkt des Balkenkopfes zurzeit noch nicht ausreichend abbilden. Sie können aber für den fachkundigen Planer eine Hilfestellung darstellen.
WTA Merkblatt 8 WTA-Merkblatt 8-14 14 „Ertüchtigung von Holzbalkendecken nach WTA II Balkenköpfe in Außenwänden“ Außenwänden
Entwurf erscheint im Frühjahr 2013!
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Wärmebrücken (Einbindende Holzbalkendecke)
Mögliche Ausführungen
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tha-essmann n
th ha-essmann
Wärmebrücken (Einbindende Holzbalkendecke)
Mögliche Ausführungen
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Oberflächentemperatur bei unterschiedlicher WLG
am Beispiel einer einbindenden Innenwand
8 cm Innendämmung WLG 090
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8 cm Innendämmung WLG 019
Wärmebrücken – Energetische Verluste
am Beispiel einer einbindenden Innenwand Außenwand mit 4 Dämmstandards U1 = 2,089 W/(m²K) ; = -0,032 W/(mK) U2 = 0,449 W/(m²K) ; = 0,408 W/(mK) U3 = 0,310 0 310 W/(m²K) ; = 0,407 0 407 W/(mK) U4 = 0,129 W/(m²K) ; = 0,317 W/(mK)
h = 2,6 m
5,0 m
Wärmeverluste Außenwand Ui * Ai
Wärmeverluste Wärmebrücke l*
Einfluss WB
2,60 * -0,032
Wärmeverluste gesamt [W/K] 27,07
Wand 1
2,089 * 13,0
Wand 2
0,449 * 13,0
2,60 * 0,408
6,90
18,2 %
Wand 3
0,310 * 13,0
2,60 * 0,407
5,09
26,3 %
Wand 4
0,129 * 13,0
2,60 * 0,317
2,50
49,1 %
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0,3 %
Wärmebrücken – Energetische Verluste
Quelle: Schnieders, Passivhaus-Institut, Passivhaus-Protokollband 32, 2005 © tha Eßmann, Februar 2013
Lüftung?
pro
contra
Hygienische Aspekte: • Reduzierung der Luftfeuchte • Verringerung der Gefahr der Schimmelpilzbildung (Wärmebrücken) • Reduzierung R d i der d L Luftschadstoffe ft h d t ff
Energetische Aspekte: • Reduzierung der freien (!) Lüftungswärmeverluste
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Lüftung?
En nEV 2009, A Anlage 4
Beispiel Sanierungsmaßnahme mit neuen Fenstern:
a = 2 m³/(mhPa2/3) a = 1 m³/(mhPa2/3)
Neue Fenster: a = ca. < 0,5 m³/(mhPa2/3) „Alte“ Fenster: a = ca. 2 - 4 (6) m³/(mhPa2/3)
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Lüftung?
Beispiel Sanierungsmaßnahme mit neuen Fenstern: Fugenlüftung: VRaum = 50 m³³ l=2*6m p = 0,4 Pa „Alte“ Fenster: V = 4,0 * 12 * (0,4)2/3 = 26,1 m³/h Neue Fenster: V = 0 0,5 5 * 12 * (0,4) (0 4)2/3 = 3 3,3 3 m³/h
n = 0,522 h-1 n=0 0,066 066 h-11
kann sich negativ auf Wärmebrücken auswirken
Sicherstellung der nutzerunabhängigen Lüftung zu empfehlen (siehe auch DIN 1946-6) © tha Eßmann, Februar 2013
Bringt eine Innendämmung energetisch überhaupt etwas?
© tha Eßmann, Februar 2013
Bringt eine Innendämmung energetisch überhaupt etwas? Paket + Außendämmung Paket + Innendämmung Maßnahmen-Paket ohne Außenwand-Dämmung
Ökonomisch etwa gleich zu Außendämmungen (intakte Fassade vorausgesetzt) © tha Eßmann, Februar 2013
Fazit - Innendämmung
Es ist immer das Gesamtsystem zu betrachten:
Vorhandene Wand Vorschädigungen Nutzungsbedingungen Wärmedämm-Material Zwischenschichten wie Kleber, Kleber Folien etc. etc Kennwerte aller Schichten Anschlüsse Handwerkliche Ausführbarkeit Schaffung eines erforderlichen Untergrundes Fehleranfälligkeit Lüftung …
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Fazit - Innendämmung
Verschiedene Systeme sind denkbar: Kondensat verhindernde Systeme (Schaumglas, Dampfsperre, etc. - „dampfdicht“) Kondensat begrenzende g Systeme y (feuchteadaptive Dampfbremsen, OSB, etc.) Kondensat tolerierende Systeme (Calcium-Silikat, Mineraldämmpl., Wärmedämmputz, etc.)
© tha Eßmann, Februar 2013
Fazit - Innendämmung
WTA-Merkblätter zur Innendämmung MB 6-4: 6 4: Planungsleitfaden MB 6-5: Detailliertes Nachweisverfahren (verabsch.) MB 6-6: Wärmebrücken (i.V.) MB 6-7: Zertifizierung von Innendämmsystemen (i.V.) MB 8-5: 8 5: Fachwerk - Innendämmungen MB 8-14: Holzbalkendecken – Balkenköpfe p ((verabsch.))
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Ganzheitliches Qualitätssicherungssystem „Innendämmung“
FVID Fachverband Innendämmung g e.V.
Gebäude Nutzung Einbausituation
Planung
Ausführung
Bemessung Anschlüsse/Wärmebrücken Materialauswahl Gründung: Sitz: © tha Eßmann, Februar 2013
31.08.2011 Frankfurt am Main
Möglichkeiten und Grenzen beachten! „Erst Erst denken denken, dann dämmen“ (J (J.Wetzel) Wetzel)
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