3 Kommunikation in der Wissenschaft

Soziale Strukturen der Wissenschaft 3 Kommunikation in der Wissenschaft PD Dr. Dr Ulrich Schmoch Vorlesung SS 2011 PD Dr. U. Schmoch 1 Rahmen der...
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Soziale Strukturen der Wissenschaft

3 Kommunikation in der Wissenschaft PD Dr. Dr Ulrich Schmoch Vorlesung SS 2011

PD Dr. U. Schmoch

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Rahmen der Kommunikation 





Auf den ersten Blick steht die Forscherpersönlichkeit das Individuum im Forscherpersönlichkeit, Vordergrund Kommunikationsverhalten allerdings durch die Institution "Wissenschaft" geprägt "Scientific Community" Ort der Kummunikation

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Scientific Community 

 





Wissenschaftliche Gemeinschaft ist Forum der Kommunikation Faktisch starke disziplinäre Segmentierung Verschiedene Fachgebiete unterschiedlich stark internationalisiert Sozialwissenschaft stark national ausgerichtet (Nationale Kulturen) Invisible college (Crane 1972) 3

Medien der Kommunikation     

Buch / Monographie B hb it Buchbeitrag Tagungs-/Konferenzbeitrag (Fach-)Zeitschriftenbeitrag "Graue" Graue Literatur

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Formelle – informelle Kommunikation 

Formelle Kommunikation o o



Publikationen Tagungsbeiträge

Informelle Kommunikation o o o

Telefongespräche g p Pausengespräche Besuche

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Messung g von wissenschaftlichen Erträgen 





nach "reiner Lehre" nur qualitative Analyse möglich – zu viele unterschiedliche Dimensionen wissenschaftliche Leistung De Solla Price (1963): Quantitative Analyse über Auswertung von Publikationen möglich Garfield Aufbau einer Zitatdatenbank (Science Citation Index, jetzt Web of Science) (vgl. Garfield 1989) 6

Standardaufbau wissenschaftlicher Fachpublikationen     

Einführung / Kontext /Forschungsfrage St d der Stand d Forschung F h / frühere f üh Publikationen P blik ti Methoden der Analyse / Datenquellen Ergebnisse Schlussfolgerungen

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Funktion von Zitaten 

     

Zentrale Funktion: Inhaltlicher Bezug zu früheren Publikationen zum gleichen Thema Nachweise der eigenen Fachkenntnisse Hinweis auf minderwertige Vorgängerforschung Verweis auf Klassiker Hinweis auf Vertreter der eigenen Schule "Zitationskartelle" Wouters (1998): Zitate sind Zeichen ( andere Sprachform), um sich auszuweisen 8

Zitate als Messgrößen 





Messung des Einflusses von Publikationen (der Rezeption, p , des Impacts) p ) Häufige Annahme: Hohe Zitatquote = hohe wissenschaftliche Leistung Ko-Zitate als Maß inhaltlicher Bezüge

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Generelle ((implizite) p ) Voraussetzungen g für Annahme von Publikationen  

Autor verfügt über akademische Ausbildung Autor arbeitet an einer wissenschaftlichen Einrichtung o o o

meist Universitäten außeruniversitäre Einrichtungen g manchmal Industrieunternehmen

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Was ist wissenschaftlich? 



Es gibt keine verbindliche Definition, was Wissenschaft ist. ist Letztlich bestimmt die Wissenschaft selbst, was wissenschaftlich, f nicht-wissenschaftlich, f parawissenschaftlich … ist (Krohn und Küppers 1989, Selbstorganisation der Wissenschaft)

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Der Review-Prozess 





 



Manchmal wird Annahme von Herausgebern selbst ohne Review ausgeführt g Sonst Bestimmung von 2 bis 3 Fachgutachtern (aus ähnlichen Themenbereich wie Artikel) Annahme, Ablehnung des Artikels mit oder ohne kleine/große Korrekturen Überarbeiten des Artikels durch Autor Erneute Durchsicht durch Gutachter (endgültige Annahme, Ablehnung) Bei Widerspruch Entscheidung durch Herausgeber 12

Basis quantitativer q Publikationsanalysen 

 

In der Regel englischsprachige Publikationen (mindestens Abstract in Englisch) In der Regel Publikationen in Fachzeitschriften Aber auch Publikationen    



als Buch Buchbeitrag Studie in populärer Zeitschrift (Bild der Wissenschaft, Stern, Bäckerblume etc etc.)) nationaler Fachzeitschrift (Hicks 2004)

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Wissenschaftliche Kommunikation in Netzwerken 



Scientific Communities = Kommunikationsnetzwerke Netzwerke mit Knoten ( (Personen/Forschergruppen) / ) und Relationen

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Granovetter (1973/1985) 



The strength of weak ties (Empirische Basis: Analyse der Vermittlung von Arbeitsplättzen) Idee: Enge Verbindungen führen häufig zu Lock-in-Effekten. ff Neue Informationen f / Impulse durch Außenstehende

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Structural holes, Burt (1982)

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Kollektive Akteure, Powell (1990)  



Networks: "Neither Markets nor Hierarchy" V t il /N ht il Markt: Vorteile/Nachteile M kt Flexibilität/ Fl ibilität/ Unsicherheit der Transaktion Vorteile/Nachteile Hierarchie: Verlässlichkeit, Effizienz / Inflexibilität

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Soziales Kapital definiert als "die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind; anders ausgedrückt, es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zur Gruppe beruhen. Das Gesamtkapital das die einzelnen Gruppenmitglieder Gesamtkapital, besitzen, dient allen gemeinsam als Sicherheit und verleiht ihnen ... Kreditwürdigkeit Kreditwürdigkeit" (Bourdieu 1983: 190 f).

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Ein soziales Netzwerk ist "(1) eine relativ dauerhafte, informelle, ((2)) pe personengebundene, so e gebu de e, vertrauensvolle, e t aue s o e, (3) reziproke, exklusive Interaktionsbeziehung (4) heterogener, autonomer, (5) strategiefähiger, (6) aber interdependenter Akteure, (7) die freiwillig kooperieren, um einen Surplus-Effekt zu erzielen, (8)

und daher ihre Handlungsprogramme koppeln" koppeln (Weyer 1997: 64).

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Wissensstatus – Netzwerkstatus (Callon 1997) Knowledge

States of the world

Modalities of action

Emergent configurations Statements + instruments + embodied skills

Stable configurations Statements are information because embodied competences are duplicated Non-substitutability between codified and Codified knowledge and embodied knowledge are relatively embodied knowledge substitutable Private knowledge: rival and exclusive Knowledge is public – i. e. non-rival, non-exclusive, within the network where it circulates Knowledge replication = laboratory replication Replication of knowledge = coding and replication of strings andd symbols b l Local knowledge is generalized through successive and The degree of universality of knowledge is measured by the costly translations length of the network Lists of identity of social and natural entities constantly Lists and identity of social and natural entities are known reconfiguring States of the world revealed, ex post, through trials and All states of the world are known ex ante and the probability interactions of their occurrence can be calculated Uncertain and vague knowledge uses Uses of knowledge are predictable g onlyy exist ex post, p , as the outcome of action Research pprograms g (problems (p + operation) p ) are defined ex ante Programs and learning and provide a framework for action (coordination) Cooperation is an obligatory passage point for action Cooperation is a strategy for cost and risk sharing or for i. e. for translating identities and interests and for consolidation of power positions negotiating the content of knowledge Rational expectations PD Dr. U. Schmoch

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Wissen als öffentliches Gut 

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Kein Ausschluss einer Einheit (= Unternehmen, Privatperson, Universität etc.) bei der Aneignung des öff tli h Guts, öffentlichen G t keine k i Ri Rivalität lität im i K Konsum. Nichtausschluss gleichbedeutend mit Aneignungsfähigkeit. e g u gs ä g e t Beispiele: Sonnenbad, Luft, Polizeieinsatz, Gottesdienst; Apfel (?) V li Vorliegen externer t Eff Effekte: kt Leistungsbeziehungen L i t b i h zwischen Einheiten, die nicht über Märkte (also "marktextern") vonstatten gehen und daher nicht durch P i abgegolten Preise b lt werden. d Wissen ist weitgehend ein öffentliches Gut nach Nelson 1959,, Arrow 1962 PD Dr. U. Schmoch

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Wissen ist kein öffentliches Gut (Callon 1994) 



Der Weg von neuen Wissen bis zum Allgemeingut (Lehrbücher) ist lang und kostenaufwändig Wissen verbreitet sich nicht von selbst selbst, sondern die Diffusion muss aktiv betrieben werden, kostet viel Geld; einfache Fachpublikation reicht meist nicht

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Laborstudien  





Latour 1987 (Science in Action) Knorr-Cetina Knorr Cetina 1981 (The Manufacture of Knowledge. Knowledge An Essay on the Constructivist and contextual Nature of Science) Woolgar / Latour 1979 (Laboratory Life: the construction of scientific facts) Zentrale Aussage: Auch naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse sich nicht objektiv, sondern sozial k konstruiert, t i t basieren b i auff Kommunikation K ik ti (P (Problem: bl Soziologen haben offensichtlich Kommunikation der Physiker nur begrenzt verstanden) PD Dr. U. Schmoch

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