FOCUS-MONEY xx/2014

1

Zeitlose Eleganz kostet Geld.

Wissen ist Geld.

EDITORIAL

Frank Pöpsel, Chefredakteur

Sicherheit, neu gedacht

D

Foto: S. Ugurlu/FOCUS-MONEY

Impressum Redaktion: Michael Groos Verlag: Die Verlagsbeilage erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Frank Pöpsel Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Druck: Mediengruppe Oberfranken GmbH & Co. KG, E.-C.-Baumann-Straße 5 95326 Kulmbach Stand: 11/2015

Titel: iStockphoto

ie Welt ist wahrlich unübersichtlich geworden. Als unumstößlich galt zum Beispiel über viele Jahre die Gewissheit, dass die Schwellenländer schneller wachsen als die alten, etablierten Industriestaaten. Nicht zuletzt auf Grund des brennenden Wunsches der jungen Bevölkerungen in den aufstrebenden Emerging Markets, an den Lebensstil anzuknüpfen, der in den Industrieländern vorgelebt wird. Eine rasche Zunahme der neuen Mittelschichten in diesen Ländern schien fast ein Naturgesetz zu sein. Und jetzt? Wächst zum Beispiel Deutschland mit ordentlichen Raten nahe der 2-Prozent-Marke weiter, während etwa Brasilien, das vor nicht allzu langer Zeit noch mit Expansionsraten von über siebeneinhalb Prozent glänzte, mit der Rezession kämpft. Alles in Ordnung also in der Bundesrepublik? Wohl kaum, blickt man nur auf die Niedrigstzinsen, die uns nach Prognosen mancher Fondsmanager noch 20 Jahre erhalten bleiben könnten – so wie es die Japaner schon erlebt haben. Aber auch solche scheinbaren Gewissheiten werden schnell hinterfragt, wenn die Zinsen plötzlich emporschießen, wie es die Bundesbürger im Jahr 2015 zwischen Anfang April und Mitte Juni schon einmal erfahren haben. Was suchen Investoren in dieser aufwühlenden Zeit, die ein Vermögen real erhalten und im Idealfall vermehren wollen? Sicherheit, neu gedacht. Eine Sicherheit, wie sie nur ein strukturierter, wissenschaftlich fundierter und transparenter Beratungsprozess vermitteln kann, mit einer ausführlichen und verständlichen Erläuterung aller Risiken. Herausragende Beratung, die Ratsuchende nicht an jeder Ecke finden, wohl aber bei 14 vertrauenswürdigen Instituten, die in einem aufwendigen Test für FOCUS-MONEY und den Sender n-tv ermittelt wurden vom Münchner Institut für Vermögensaufbau und dem Münchner Steuerberater Manfred Speidel.

3

MONEYMARKETS

Burg: Sichere Anlagemöglichkeiten sind in Zeiten volatiler Kapitalmärkte heiß begehrt

Vermögensverwalter-Test

ZUFLUCHT IN ZINSLOSEN ZEITEN 4

Illustrationen: VectorStock (2)

Composing: FOCUS-MONEY

Wo werden vermögende Kunden am besten beraten? Der große Bankentest von FOCUS-MONEY und n-tv gibt die Antwort

W

enn ein Aushängeschild der Deutschland AG an der Börse binnen einem halben Jahr zeitweise gut 64 Prozent seines Kurswerts verliert, können Aktien nicht alternativlos sein. Leider bereitet nicht nur der VW-Fall vielen Kopfzerbrechen. Auch andere Standardwerte wie RWE, E.on, Allianz und Deutsche Bank bescherten seit ihren Höchstkursen Verluste zwischen 66 und 91 Prozent. Obendrein legt sich die Europäische Zentralbank quer, wenn die um ihren Schlaf gebrachten Anleger nach Alternativinvestments suchen. Die seit Jahren anhaltende Nullzinspolitik der obersten Währungshüter löst die Zinsen und Zinseszinsen in Luft auf. In früheren Zeiten liebgewonnene Anlageformen wie Bundesanleihen werfen auf 6-JahresSicht keine positive Rendite ab. Zinsen bei null, Beratungsbedarf unendlich. Nach Steuern und Geldentwertung lässt sich so die Kaufkraft des Vermögens nicht erhalten. Um herauszufinden, wie Vermögende jetzt noch ihr Hab und Gut vorteilhaft anlegen können, ließen FOCUS-MONEY und der Nachrichtensender n-tv die Beratungsqualität der Banken vom Institut für Vermögensaufbau (IVA) auf Herz und Nieren tes­ten. Ist der Kunde nicht nur ratlos, sondern auch noch vermögend, explodieren die Anforderungen an den Berater und das Bankhaus. Die aktuelle Börsen-Melange mit einem Stressmix aus Nullzinsen, Immobilienblase und volatilen Aktien machen die Suche nach kompetentem „Private Banking“ drängender denn je. Und ein Test der Beratungsqualität ist ebenso dringend geboten: Nur

Ausgezeichnete Leistungen

Banken in alphabetischer Sortierung Quelle: Institut für Vermögensaufbau

herausragend

Insgesamt 14 Bankhäuser zeigten beim Test ihrer Vermögensverwaltungen herausragende Leistungen. Wer jetzt eine beträchtliche Summe anzulegen hat, ist bei den ausgezeichneten Instituten bestens aufgehoben.

Bank

apoBank Bethmann Bank Commerzbank Frankfurter Sparkasse Frankfurter Volksbank Fürst Fugger Privatbank HypoVereinsbank Merck Finck National-Bank Quirin Bank Sparkasse KölnBonn Südwestbank Sutor Bank Weberbank

14 Bankhäuser konnten im jüngsten VermögensverwalterTest nachweisen, dass sie tauglich sind für anspruchsvolle Kunden (siehe Tabelle unten). Sie erhielten die Bestnote „herausragend“. TÜV für Bankberater. In den Bankentest 2015 bezogen die Tester aus München zunächst die Institute ein, die zu den führenden Häusern in den Regionen Düsseldorf, Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg und München zählen. Darüber hinaus stellten sie weitere Institute auf den Prüfstand, die für FOCUS-MONEY aus fachlichen Gründen von besonderem Interesse sind. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise größere Stadtsparkassen, private Vermögensverwalter und hierzulande vertretene Schweizer Bankiers. Insgesamt nahm IVA mit 40 Instituten Kontakt auf. Am Ende hatten die Tester innerhalb des viermonatigen Zeitraums von Mitte April bis Mitte August 2015 mit allen Instituten Beratungsgespräche in den jeweiligen Städten durchgeführt. Sechs verschiedene Tes­tpersonen waren im Einsatz. Sie machten über ihre Vermögensverhältnisse und Anlageziele ähnliche Angaben. Angeblich standen ihnen nach einer Erbschaft oder einem Immobilienverkauf jeweils 750 000 Euro zur Verfügung. Da sie sich nicht selbst um die Betreuung ihres Hab und Guts kümmern wollen, wünschten sie eine Vermögensverwaltung durch die Bank. Zudem scheuen sie Verluste und benötigen das Geld auf lange Sicht nicht. Die Rendite nach Kosten und Inflation soll ein bis zwei Prozent betragen. Falls selbst für dieses bescheidene Renditeziel Risiken einzugehen sein sollten, will sie der potenzielle Neukunde akzeptieren.

Herausragende

VERMÖGENSVERWALTUNG Test 11/2015

5

MONEYMARKETS

Anlagemix: mehr Aktien ins Depot . . . Im Mittel schlagen die Vermögensverwalter ihren Kunden mit 36 Prozent eine Aktiengewichtung vor, die weit über dem in Deutschland Üblichen liegt.

Durchschnittliche Anlageverteilung

in Prozent Offene Immobilienfonds 0,9

Liquidität

sonstiges Illiquide 2,1

10,7

alternative Investments 2,5

47,4

Aktien

Renten

Quelle: IVA

36,4

. . . aber unterschiedlich gewichten minimaler Häufigkeit maximaler Häufigkeit Depotanteil Depotanteil

Liquidität Offene Immobilienfonds Anleihen Aktien alternative Investments* illiquide Produkte**

0,0 % 0,0 % 10,7 % 15,0 % 0,0 % 0,0 %

1-mal 36-mal 1-mal 1-mal 22-mal 33-mal

44,0 % 13,3 % 75,0 % 63,3 % 24,7 % 33,3 %

1-mal 1-mal 1-mal 1-mal 1-mal 1-mal

Quelle: IVA

Anlageklasse

*Rohstoffe, Hedge-Fonds; **Versicherungen, unternehmerische Beteiligungen

Produkte: Fonds immer beliebter . . . Auf der Produktebene raten die Bankberater zu einem hohen Fondsanteil. Dazu gehören auch spesenfreundliche Exchange Traded Funds.

Durchschnittliche Produktgewichtung

in Prozent Sonstige 2,6

Cash

Zertifikate/ Zertifikatefonds 2,0 Einzelaktien

7,0 33,1

15,2

Offene Fonds

23,8

ETFs

Einzelanleihen

Quelle: IVA

16,3

Anlageklasse

minimaler Häufigkeit maximaler Häufigkeit Depotanteil Depotanteil

Cash Einzelanleihen Einzelaktien Investmentfonds Exchange Traded Funds Zertifik./Zertifikatefonds sonstige liquide Produkte illiquide Produkte*

0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 % 0,0 %

4-mal 40,0 % 12-mal 75,0 % 12-mal 57,2 % 5-mal 100,0 % 6-mal 66,0 % 27-mal 19,8 % 33-mal 4,2 % 33-mal 33,3 %

*Versicherungen, unternehmerische Beteiligungen (AIF)

6

1-mal 1-mal 1-mal 1-mal 1-mal 1-mal 1-mal 1-mal

Quelle: IVA

. . . und hoch gewichtet

Eine Ideallösung für den Testfall gab es nicht. Zu historisch einmalig sind die aktuell herrschenden Bedingungen an den Börsen. „Unter dem Blickwinkel der sehr unsicheren Situation an den Märkten und der Fragwürdigkeit historischer Daten ist es nicht sinnvoll, einfach historische Renditen fortzuschreiben“, sagt Andreas Beck, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau. Aus diesem Grund wurden Banken, die Anlagevorschläge mit geringen Aktienquoten einreichten, „nicht abgestraft“. Immerhin erreichte in den diesjährigen Siegerdepots die Gewichtung der Zinsprodukte zweimal mehr als 82 Prozent – ganz im Sinn der konservativen Grundeinstellung der Bundesbürger. Natürlich hält Beck auf Grund des langen Anlagehorizonts des Musterkunden eine hohe Aktienquote fachlich für sinnvoller. In der Spitze empfahl eine Bank einen Aktienanteil von 63 Prozent. Doch in solchen Fällen erwartet Beck eine entsprechend hohe Beratungsqualität. Und die bietet nicht jedes Institut, das Dividendenwerte vollmundig als alternativlos anpreist. Zudem gilt: Vermögensverwaltung heißt nicht automatisch Vermögensmehrung, sondern in erster Linie Vermögenserhalt. Neue Zeitrechnung an den Zinsmärkten fast ohne Folgen. Wenn die Durchschnitts-Gewichtung der Vorschläge als ideales Vorbild für Nachahmungstäter gilt, dann müssen sie nicht viel umschichten. Denn trotz der neuen Zeitrechnung an den Zinsmärkten bleibt die empfohlene AssetAllokation eher traditionell (s. Grafik oben links). Die Aktienquote lag im Schnitt über alle Banken bei 36,4 Prozent. Immerhin 58 Prozent der 750 000 Euro soll der Testkunde konservativ in Anleihen (47,4 Prozent) und in liquide Anlageformen (10,7 Prozent) investieren. Die Einzelbetrachtung macht schnell klar, dass einige Vermögensverwalter doch sehr unterschiedlich auf die veränderte Börsenwelt reagieren (s. Tabelle oben links). So erreichte der Aktienanteil bei einem Institut die Quote von 63 Prozent. Andere halten Dividendenwerte keineswegs für alternativlos: In einem Vorschlag machte die Anleihenquote 75 Prozent aus, der Liquiditätsanteil in einem anderen satte 44 Prozent. Immobilien als Zinsersatz scheinen die Profis nicht zu trauen: Offene Immobilienfonds tauchten in 36 der 40 Musterdepots überhaupt nicht auf. Bei den Produktempfehlungen dominieren aktiv betreute Investmentfonds mit einer Gewichtung von 33,1 Prozent im Schnitt (s. Grafik links unten). Spesengünstige Exchange Traded Funds (ETFs) erreichen in den Empfehlungen bereits einen Depotanteil von 16,3 Prozent. Erstaunlich: Am beliebtesten ist ein ETF von iShares, der den aus heimischer Sicht eher exotischen Aktienindex MSCI-Japan abbildet und gegen den Euro gehedget wird (s. Tabelle rechts oben). Ebenfalls sehr beliebt: ein iShares-ETF auf spanische Staatsanleihen, der deutlich höhere Renditen verheißt als deutsche Staatsanleihen. Direktinvestments in Anleihen und Aktien machen 23,8 und 15,2 Prozent aus. Im Schnitt. Bei einer Einzelbetrachtung offenbaren sich deutliche Abweichungen nach oben und unten. In einem Vorschlag erreichten Investmentfonds einen Anteil von 100 Prozent, die ETF-Quote lag in der Spitze bei 66 Prozent (s. Tabelle links unten). „Insgesamt bestätigen die Daten den starken Trend zur Verwendung von unkomplizierten, klassischen Finanzprodukten, also Einzeltiteln,

Produkte: beliebte ETFs Alle acht am häufigsten eingesetzten Produkte sind ETFs. Ein Vorteil bei der Gebührenberechnung.

iShares MSCI Japan ETF iShares Stoxx Europe 600 ETF iShares Euro Stoxx 50 ETF iShares Nasdaq-100 ETF iShares Spain Gover. Bond ETF Amundi ETF Japan Topix iShares High Y. Corp. Bond ETF iShares Core Dax ETF

A1H53P 263530 593395 A0F5UF A1J0BH A1J4TX A1C3NE 593393

Häufig- durchschnittliche keit Gewichtung

8 7 6 6 6 5 5 5

1,80 % 2,35 % 4,08 % 1,99 % 2,59 % 1,35 % 3,61 % 4,00 %

Quelle: IVA

Produkt* WKN

*wenn das Produkt mindestens in fünf Anlagevorschlägen auftaucht

Kosten: starke Streuung Ein Blick auf die Kosten ist immer ratsam. Denn sie schwanken von Bank zu Bank beträchtlich und dezimieren unweigerlich die mögliche Rendite. Kostenart minimal maximal Durch in % in % schnitt in %

All-in-Fee p. a.1) 0,10 1,79 1,17 innere Kosten VV p. a.2) 0,00 1,03 0,44 Kosten VV p. a.3) 0,06 1,79 1,16 Kosten Gesamtlösung im ersten Jahr4) 1,08 5,53 2,23 Kosten Gesamtlösung annualisiert (3 J.)5) 1,08 2,57 1,81

Quelle: IVA

Investmentfonds und ETFs“, resümiert IVA-Vorstand Beck. Bei Anleihen raten die Profis häufiger zu Direktinvestments an der Börse: In einem Vorschlag erreichte ihr Anteil 75 Prozent. Den höchsten durchschnittlichen ­Depotanteil mit 10,4 Prozent haben kurzlaufende Euro-­Unternehmensanleihen. Zusammen mit den langfristigen Euro-Unternehmensanleihen kommen die höherverzinslichen Produkte auf 15,34 Prozent. So versuchen die Berater, der Zinsmisere bei den Bundesanleihen zu entkommen. Der Anteil kurz- und langfristiger öffentlicher Anleihen macht im Schnitt nur noch 6,28 Prozent aus. Auch bei der Währungswahl schließen sich die Profis mehrheitlich der Risikoscheu ihrer Klientel an: Der durchschnittliche Anteil reiner Euro-Investments beträgt 66,8 Prozent. Im Einzelnen variiert der Euro-Anteil zwischen 28,6 und 94,2 Prozent. Absicherung ist Trumpf gilt freilich nicht beim Gold: Der physische Goldanteil schaffte es im Schnitt nur auf einen Anteil von 0,55 Prozent. Knackpunkte: Kosten und Risikoaufklärung. Den größten Einfluss auf die Renditeaussichten hat nach Erkenntnissen der Wissenschaft die Asset-Allokation. Doch auch die Transaktionskosten sollten Bankkunden nicht aus den Augen verlieren. Wer alljährlich zu viel zahlt, kann angesichts der minimalisierten Zinserträge kaum Gewinn machen – wenn etwa die annualisierten Kosten über drei Jahre 2,57 Prozent betragen (s. Tabelle rechts). Das ist mehr als doppelt so viel wie beim günstigsten Anbieter. Auch die heutzutage immens wichtige Risikoaufklärung enttäuschte manchen Bankentester. „In fünf der 40 untersuchten Anlagevorschläge war Risikoaufklärung in keiner Form ein Thema“, beklagt Beck. Immerhin aber wurden in 85 Prozent der Anlagevorschläge zumindest einfache klassische Risikomaße wie etwa die Volatilität thematisiert. In einem Drittel davon erfolgte die Risikoaufklärung sogar in „sehr guter“ oder „guter“ Form. Becks Fazit: „Insgesamt besteht im Hinblick auf die Angabe von Risikokennzahlen, die von der Mehrheit der Teilnehmer entweder überhaupt nicht oder in sehr überschaubarem Umfang bereitgestellt wurden, Raum für zukünftige Verbesserungen.“ Während Beck diesen Vorwurf alljährlich wiederholen muss, zeigen sich bei der Asset-Allokation seit dem ersten Test im Jahr 2007 Fortschritte. Zwar stieg der Rentenanteil von damals 26,9 auf nun 47,4 Prozent. Doch auch die Aktienquote erhöhte sich von 30,3 auf 36,4 Prozent. „In diesem Jahr ist der Aktienanteil zu Lasten der Renten erstmals wieder deutlich gestiegen und erreicht sein höchstes Gewicht in der Testgeschichte“, freut sich Beck. Erstaunlich: Trotz des Immobilienbooms sank die Immobilienfonds-Quote in dieser Zeit von 6,1 auf ein Prozent. Vermögensverwaltung in Zukunft durch Roboter? Dank des Tests weiß jetzt jedermann, bei welchen Geldhäusern er eine erstklassige Vermögensberatung und -verwaltung erwarten kann. Leider steht nicht in jeder Stadt eine personell bestens ausgestattete Bankfiliale zur Verfügung. Noch schlimmer: In Zukunft droht eine Digitalisierung der Bankdienstleistungen. „Selbst konservative Studien gehen davon aus, dass der Computer die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns bis spätestens 2030 eingeholt haben wird“, sagt Professor Christian Rieck, Mitglied des Zukunftsinstituts und Professor an der Frankfurter Uni-

VV = Vermögensverwaltung; 1)wie ausgewiesen, inklusive Gebühren für die Depotbank; 2)Hochrechnung auf Basis marktüblicher innerer Kosten verschiedener Produktklassen, abzüglich ggfs. an den Kunden weitergereichter Rückvergütungen, gewichtet mit dem in die VV investierten Vermögensanteil; 3)inklusive Transaktionskosten und ggfs. Erfolgshonorar, gewichtet mit dem in die VV investierten Vermögensanteil; 4)inklusive ggfs. fälliger initialer Einmalzahlungen; 5)annualisierte Durchschnittskosten pro Jahr über die ersten drei Anlagejahre

versity of Applied Sciences. Bankdienstleistungen werden dann wohl auch ein Teil der Digitalwirtschaft sein. Die Folgen: Der Vermögensverwalter 2.0 wird eine ausgeklügelte Software sein. Sie ermittelt nach einem strengen Muster die Anlagebedürfnisse und die Risikobereitschaft des Kunden und errechnet in wenigen Milli­ sekunden eine – angeblich individuelle – Anlagestrategie. Statt mit persönlichen Ansprechpartnern bekommen es Bankkunden dann mit Robotern zu tun. Obwohl gerade für Gutbetuchte mit komplexen finanziellen Bedürfnissen der menschliche Kontakt zum Banker extrem wichtig ist. Doch laut MyPrivateBanking, einer in der Schweiz ansässigen Finanz-Research-Firma, stellen automatisierte Vermögensverwaltungen oder sogenannte Robo-Advisors eine echte Bedrohung für die Geschäftsmodelle menschlicher Vermögensverwalter dar. Sollten sich automatisierte Vermögensverwaltungen mit formelhaften Einheitslösungen tatsächlich etablieren, wird der Bankentest in Zukunft auch auf Roboter ausgedehnt. MICHAEL GROOS 7

MONEYMARKETS Testmethode

Detektive: Mit viel Akribie und Mühe durchleuchteten Tester die Beratungsqualität von 40 renommierten Instituten

Berlin

München

Hamburg

Frankfurt/ Stuttgart

Düsseldorf/Köln/Essen

Stadt

teilnehmende Banken

Flossbach von Storch Julius Bär Kölner Bank National-Bank PSM Vermögensverwaltung Quirin Bank Sparkasse Düsseldorf Sparkasse KölnBonn apoBank Frankfurter Sparkasse Frankfurter Volksbank Sarasin Südwestbank Berenberg Bank Donner & Reuschel Hamburger Volksbank Haspa M. M. Warburg Sutor Bank Vontobel Bethmann Bank Commerzbank Deutsche Bank DJE Kapital Fürst Fugger GLS Bank Hauck Aufhäuser HypoVereinsbank Merck Finck Münchner Bank Stadtsparkasse München UBS Bankhaus Lampe Berliner Bank Berliner Sparkasse Commerzbank Deutsche Bank HypoVereinsbank UBS Weberbank Banken in alphabetischer Sortierung Quelle: Institut für Vermögensaufbau

8

Unter der Lupe

Im Auftrag von FOCUS-MONEY und dem Nachrichtensender n-tv testete das Institut für Vermögensaufbau zusammen mit dem Münchner Steuerberater Manfred Speidel die Qualität der Beratung vermögender Bankkunden. Testprofile Um die Beratungsqualität unter realen Bedingungen zu ermitteln, schickte das Münchner Institut jeweils eine Testperson in 40 Bankfilialen (s. Tabelle links). Als Tester fungierten sechs Personen, die bezüglich ihrer Vermögensverhältnisse und Anlageziele gegenüber dem Bankberater ähnliche Angaben machten. Das sogenannte Mystery-­Shopping gilt im traditionell verschwiegenen Vermögensverwaltungs-Business als probates Instrument zur Überprüfung der Beratungsqualität. Die Fälle wählten die Bankentester so aus, dass sie hohe Ähnlichkeit mit der realen Situation des jeweiligen potenziellen Neukunden aufwiesen. So sollte sichergestellt werden, dass die Bankberater die Tester auch als authentisch empfinden. Alle Fälle enthielten folgende Eckdaten: • Der Testkunde besitzt Festgeld. Ihm steht nach einer Erbschaft oder dem Verkauf einer Immobilie ein zusätzlicher Geldbetrag zur Verfügung. Die Steuerbelastung daraus ist abgehakt. Jeder Tester sucht nun für eine Summe von 750 000 Euro eine aus seiner Sicht optimale Anlageberatung. • Der Testkunde möchte sich nicht selbst um die Verwaltung des Betrags kümmern. DaIllustrationen: VectorStock

her sucht er eine professionelle Vermögensverwaltung. Im Klartext: Alle Dispositionen will er erfahrenen Experten überlassen. • Der Testkunde benötigt das Geld vorerst nicht. Die Verlustrisiken sollen sich in Grenzen halten. Die Rendite nach Kosten und Inflation soll etwa ein bis zwei Prozent pro Jahr betragen. Falls für dieses Mindestziel aber Risiken notwendig sind, will der Kunde sie akzeptieren. • Spezielle anlagepolitische Ziele wie etwa den Kauf einer Immobilie zur Eigennutzung verfolgt er nicht. Auch möchte er beispielsweise keine Riester- oder Rürup-Rente. • Im Hinblick auf die Gebührenbelastung wünscht er aus Transparenzgründen eine sogenannte All-in-Fee-Lösung. Sie umfasst insbesondere die Management- und Depotbankgebühren, berücksichtigt aber auch weitere wichtige Kostenblöcke wie beispielsweise die Transaktionskosten oder mögliche Gewinnbeteiligungen. Fragebogen Die Tester füllten im Anschluss an die Beratungsgespräche einen standardisierten Fragebogen aus. Darin beantworte­ten sie unter anderem Fragen zum persönlichen Eindruck. Und auch zu den Ini­tiativen, die vom Bankberater ausgingen – ob er etwa von sich aus die Risikobereitschaft, die Anlageziele, den Anlagehorizont, Erfahrungen und Kenntnisse mit Wertpapieren, die sonstigen Vermögensverhältnisse und die steuerliche Situation des potenziellen Neukunden erfragte. Ebenso mussten sie vermerken,

ob der Berater unaufgefordert die anfallenden Kosten und die Verlustrisiken verständlich ansprach. Zuletzt galt es, folgende Frage ehrlich zu beantworten: „Würden Sie vor dem Hintergrund dieses Gesprächs eine größere Summe Ihres Geldes bei dieser Bank gemäß der vorgeschlagenen Anlagestrategie tatsächlich investieren?“ Bewertungsgrundlage Basis der Bewertung der Beratungsleistung waren die schriftlichen Unterlagen, die den Testpersonen in physischer oder elekt­ ronischer Form übergeben wurden. Als ergänzende Informationsquelle dienten die Fragebögen sowie direkt erteilte Auskünfte. Die Unterlagen sah das Institut für Vermögensaufbau dann als auswertbar an, wenn ihnen zumindest zu den folgenden drei Fragen hinreichende Informationen entnommen werden konnten: 1. In welche Anlageklassen wird das zur Verfügung stehende Geld investiert? 2. In welche Produkte soll der Testkunde investieren? 3. Was kostet die vorgeschlagene Lösung im ersten Jahr und in den Folgejahren? Unklarheiten, die sich bei der ersten Durchsicht der Unterlagen ergaben, versuchte das Institut durch Nachfragen bei der Testperson zu klären. Bei Fragen, die sich auch dadurch nicht beantworten ließen, stellte die Testperson gezielte Nachfragen bei der jeweiligen Bank. Ein direkter Kontakt eines Institutsmitarbeiters zu einem der fachlich involvierten Bankmitarbeiter fand zu keinem Zeitpunkt des Tests statt. In Zweifelsfällen war das Verständnis der Testperson maßgeblich. Auswertung Alle Unterlagen wurden nach sieben Kriterien bewertet, die mit unterschiedlicher Gewichtung ins Gesamtergebnis einflossen (s. Kasten rechts). Für die positiv erfüllten Aspekte vergaben die Bankentester Punkte. Die so ermittelten Punkte übertrugen sie anschließend in Noten von ­eins („sehr gut“) bis fünf („mangelhaft“). Die Gesamtnote ergab sich als gewichteter Durchschnitt der sieben Teilnoten, die mit folgender Gewichtung in die Berechnung eingingen: ■■ Portfolio-Struktur: ■■ Produktumsetzung: ■■ Kosten: ■■ Ganzheitlichkeit/Steuern: ■■ Transparenz: ■■ Risikoaufklärung: ■■ Kundenorientierung/ 

Verständlichkeit:

25 Prozent 25 Prozent 20 Prozent 10 Prozent 10 Prozent 5 Prozent 5 Prozent

Die Test-Kriterien im Detail 1. Ganzheitlichkeit/Steuern ■■

■■

■■

■■

■■ ■■

■■

■■

■■

Stellt der Bankberater sich selbst, die aktuellen Geschäftszahlen der Bank, seinen Anlageprozess und seine Meinung zu den verfügbaren Anlageklassen näher vor?

■■

■■

■■

■■

■■

■■

■■

■■

■■

■■

■■

■■

Erfragt der Anlageberater die Risikobereitschaft von sich aus?

■■

Erfragt der Anlageberater die Anlageziele des Kunden? Erfragt er seinen Anlagehorizont?

■■

Erfragt er die Wertpapierkennt­ nisse des Kunden? Erfragt er die sonstigen Vermögensverhältnisse des Kunden? Wird die steuerliche Situation des Anlegers erfragt? Könnte sich die Testperson auf Basis ihres Gesamteindrucks vorstellen, tatsächlich eigenes Geld bei dieser Bank anzulegen?

Stellt der Berater verständlich dar, in welche Anlageklassen der Kunde investieren soll?

■■

■■

■■

■■

■■

■■

Werden lang- und kurzfristige Fragestellungen unterschieden? Erklärt der Berater die Verlustrisiken verständlich? Erklärt der Berater die anfallenden Kosten verständlich? Hat der Tester den Eindruck, dass alle Aspekte des Anlagevorschlags gut erklärt wurden?

Werden einfache, klassische Risikomaße dargestellt? Werden klassische historische Stresstests dargestellt? Werden prospektive Stresstests dargestellt? Werden anspruchsvolle Risikomaße dargestellt? Werden Risikomaße für Anleihen dargestellt? Werden Verlustrisiken erwähnt?

Wie hoch sind die äußeren Kosten für die Vermögensverwaltung? Wie hoch sind die äußeren Kosten für den verwaltungsfreien Anteil im Musterdepot? Wie hoch sind die inneren Kosten des gesamten Anlagevorschlags? Wie hoch sind die Gesamt­kosten des Anlagevorschlags im ersten Jahr? Wie hoch sind die annualisierten Gesamtkosten des Anlagevorschlags über die nächsten drei Jahre?

5. Transparenz

Geht der Anlageberater auf spezielle Wünsche des Kunden ein?

3. Risikoaufklärung ■■

■■

Werden dem Kunden fachliche Zusatzleistungen angeboten?

2. Kundenorientierung/­ Verständlichkeit ■■

4. Kosten

Findet eine nähere Aufschlüsselung der Bruttorenditen statt? Wird ein Muster des Vermögensverwaltungsvertrags bereitgestellt? Wird dargestellt, mit welchen Produkten der Anlagevorschlag umgesetzt werden soll? Händigt der Anlageberater dem Testkunden zu anspruchsvolleren Produkten weitere detaillierte Informationen aus? Thematisiert der Anlageberater die Kosten von sich aus? Dokumentiert der Berater die anfallenden Kosten schriftlich?

6. Portfolio-Struktur ■■

■■

■■

■■

Werden Risiken systematisch ­gestreut? Passt das Portfolio-Risiko zum Risikoprofil des Anlegers? Werden Klumpenrisiken syste­matisch vermieden? Ist das Portfolio widerspruchsfrei?

7. Produktumsetzung ■■

■■

■■

Werden die jeweiligen Anlage­ klassen mit passenden Produkten effizient umgesetzt? Werden unnötige kostenintensive Schachtelkons­truktionen vermieden? Erfolgt die Auswahl konsequent qualitätsorientiert, oder werden einseitig hauseigene Produkte ­bevorzugt?

9

FRANKFURTER SPARKASSE

Transparenter Anlagevorschlag „Weltweit gestreutes Portfolio mit ausgewogener Struktur“, sagt Andreas Beck, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau, zum Anlagevorschlag der Frankfurter Sparkasse. Die Kriterien Ganzheitlichkeit, Produktumsetzung sowie Kundenorientierung/Verständlichkeit benoten die Bankentester mit der Höchstnote „sehr gut“

Prognostizierte Wertentwicklung

Empfohlenes Musterdepot

Der Test unterstellt für die Prognose 100 000 Euro Startkapital. Gemessen an der Wertentwicklung der Empfehlungen in den vergangenen zehn Jahren, errechnen sich der Depotwert und die Streuung in drei Jahren: Mit 20 Prozent Wahrscheinlichkeit ist ein Plus von elf Prozent möglich.

Das Institut für Vermögensaufbau prüfte im Detail, welche Gewichtung der einzelnen Anlageformen der Bankberater empfiehlt. Ebenso im Visier der unabhängigen Tester: die dem Musterkunden empfohlenen Produkte. Die Kriterien Portfolio-Struktur und Produktumsetzung hatten zusammen mit den Kosten bei der Vergabe der Noten eine höhere Gewichtung als die anderen vier Kriterien.

Wahrscheinlichkeit für die Endsumme in Prozent

Anlagesumme zu Beginn: 100 000 Euro

20

10

0 89 000

111 000

133 000

Portfolio-Struktur Depotanteil in Prozent

Produktumsetzung

Liquidität/Geldmarkt 10,58 Immobilien 0 Anleihen 48,72 Aktien 40,70 alternative Investments 0 Geschlossene Beteiligungen 0 physische Rohstoffe 0 Versicherungen 0

Kasse 10,58 Einzelanleihen 18,94 Einzelaktien 19,37 Investmentfonds 10,25 Exchange Traded Funds 40,86 Zertifikate/Zertifikatefonds 0 physisches Gold 0 Sonstiges 0

Quelle: Institut für Vermögensaufbau

Quelle: Institut für Vermögensaufbau

Depotanteil in Prozent

Quelle: Institut für Vermögensaufbau

Risiko/Rendite

Stresstest

Anleger, die nur auf Anleihen setzen, gehen kaum Risiken ein. Kehrseite der Medaille: Sie verdienen auch wenig. Welches Chance-Risiko-Verhältnis der Anlagevorschlag vor Kosten bietet, zeigt der Portfolio-Punkt.

Das den Anlagevorschlag analysierende Institut für Vermögensaufbau prüfte, wie die empfohlenen Wertpapiere auf Krisen reagieren. Grundsätzlich gilt: Je geringer die Depotverluste im Crash, je robuster also das Depot, desto besser. Aktien

10 8 6

Portfolio*

4 2

Anleihen 0 5 Risiko in Prozent

*vor Kosten

10

15

20

25

0

Zinsen Rendite in Prozent

Aktien

Währung geopolitisch sehr robust

sehr sensibel

ERGEBNIS Das Institut für Vermögensaufbau bewertete die Kriterien Ganzheitlichkeit/Steuern, Kundenorientierung, Risikoaufklärung, Kosten, Transparenz, Portfolio-Struktur und Produktumsetzung. Dafür gab es eine gewichtete Gesamtnote:

NOTE 10

2,20

Quelle: Institut für Verrmögensaufbau

Portfolio-Entwicklung in drei Jahren

Herausragende

„Bedarf des Kunden eruieren“

VERMÖGENSVERWALTUNG Test 11/2015

Stephan Bruhn, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse, über die Betreuung vermögender Privatkunden

INTERVIEW FOCUS-MONEY: Die Schwellenländer sind nicht mehr der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Diese Rolle haben die Industrieländer übernommen. Wie reagieren Sie darauf? Stephan Bruhn: Im 1822 Private Banking gehören grundsätzlich die sogenannten entwickelten Märkte zur Grundlage unseres Anlageuniversums. Diese Schwerpunktanlage ist das „Basisinvestment“. Schwellenländer haben auch in der Vergangenheit lediglich eine untergeordnete Rolle als Beimischung als „Satelliteninvestment“ gespielt. MONEY: Muss man also auf lange Sicht keine Angst mehr vor Inflation haben? Bruhn: In einer guten Anlageberatung muss das Thema Inflation immer berücksichtigt werden, da sie allgegenwärtig ist und eine höhere Bedeutung bekommt, je stärker die Abweichung zum Inflationsziel der EZB ist. MONEY: Die schon lange anhaltende Tiefzinsphase erschwert die Altersvorsorge. Beschäftigen sich vermögende Kunden überhaupt mit dem Thema? Bruhn: Grundsätzlich ja, aber das Anlageuniversum vermögender Kunden lässt mehr Optionen zu, auf die die Risiken verteilt werden können. MONEY: Sind die Niedrigzinsen für Vermögende ein Problem? Bruhn: Grundsätzlich stellen niedrige Zinsen ein Problem für alle Anleger, insbesondere aber für Stiftungen, dar. Um noch eine ansprechende Rendite erwirtschaften zu können, muss der Anleger gegebenenfalls auch erhöhte Risiken eingehen. MONEY: Wie gehen Sie in der Beratung damit um? Bruhn: Voraussetzungen für Empfehlungen sind ein Update des Anlegerprofils sowie die kontinuierliche Hinterfragung der Risikoneigung. Hierauf aufbauend, lassen sich dann gegebenenfalls neue Anlagekonzepte mit höherem Rendite-­ Risiko-Profil umsetzen. MONEY: In den vergangenen Jahren war eine erfolgreiche Diversifikation kaum noch möglich. Fast alle Anlageformen stiegen oder fielen im Gleichschritt, die Korrelationen näherten sich der Eins an. Wie finden Sie noch eine Erfolg versprechende Risikostreuung? Bruhn: Letztlich ist alles eine Frage der Asset-Klassen-Auswahl, worunter sich unter anderem Immobilien wie auch alternative Investments wiederfinden sollten. Insofern stellt gerade eine „gesunde“ Diversifikation die Ausgangsbasis unserer Empfehlungen dar. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass es bei Marktverwerfungen zu kurzfristigen Verwerfungen bei den Korrelationskennziffern kommen kann. MONEY: Haben die erschwerten Bedingungen an den Kapitalmärkten den Beratungsbedarf grundsätzlich verändert? Bruhn: Anfängliche Unsicherheiten sind in den Hintergrund gerückt. Dagegen ist die Affinität zu risikoreicheren Investments gestiegen. MONEY: Profitiert Ihre Sparkasse bei der Kundenakquise von dem Trend?

Bruhn: Über unsere Kernkompetenz in der direkten Beratung konnten wir in der Tat den Trend aufgreifen und den gesteigerten Beratungsbedarf unserer Top-Klientel stillen, was sich letztlich auch positiv auf unsere Geschäftsentwicklung auswirkt. MONEY: Ständig ist von Immobilienboom oder Immobilienblase zu lesen. Sind Grund und Boden in Ihrem Haus ein Anlagethema? Bruhn: Selbstverständlich wollen wir uns auch diesem wichtigen Thema nicht verschließen; vielmehr bieten wir aktiv auch eine Begleitung in der Asset-Klasse Immobilien an. Dies impliziert indirekte wie auch direkte Investments und deren bedarfsgerechte Finanzierungen. MONEY: Welche Strategien und welche Investments empfehlen Sie Ihrer Klientel? Bruhn: Die Standortqualität und, damit verbunden, die Fungibilität sollten unverändert eine wesentliche Rolle bei der Anlageentscheidung haben. MONEY: Zu den weiteren kontrovers diskutierten Themen gehört die Frage, ob aktive Investmentfonds oder passive Exchange Traded Funds die bessere Wahl sind. Wie stehen Sie dazu? Bruhn: Beides hat auch künftig seine Berechtigung. Entscheidend bei der Auswahl ist es, grundsätzlich den Bedarf des Kunden zu eruieren. MONEY: Was halten Sie von Gold? Bruhn: Gold findet bei extremen Marktunsicherheiten, etwa politischen und ökonomischen Krisen, verstärkte Beachtung. Zurzeit befindet sich der Goldmarkt in einer Abwärtsbewegung, deren Bodenbildung unseres Erachtens noch nicht erreicht ist. MONEY: Haben Sie in Ihrer Bank Auswüchse von Bargeldhortung erlebt? Bruhn: Bargeldhortung kann in der aktuellen Situation auch eine besondere Form der Anlagestrategie darstellen. Langfristig ist dies jedoch nicht zu empfehlen, wenn nach Kosten und Inflation noch Rendite erzielt werden soll. Selbstverständlich empfiehlt sich auch in deflationären Phasen eine erhöhte Liquidität.

Stephan Bruhn, Frankfurter Sparkasse

MONEYMARKETS

Großer Auftritt kostet Geld.

10

Wissen ist Geld. FOCUS-MONEY 47/2015