2 . S n e t o b r e v n l e b i B Das Ostpreußenblatt

UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

FÜR

Einzelverkaufspreis: 2,40 Euro

DEUTSCHLAND

C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

DIESE WOCHE

JAN HEITMANN:

Lärm um nichts Aktuell

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Euro als Garant für den Niedergang? Griechenland: Rettungsmilliarden zeigen keinen Erfolg

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Preußen / Berlin Teufelsdroge überrollt Brandenburg »Crystal« kommt aus Tschechien nach Deutschland

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Hintergrund Vollgas unter Strom Elektroautos sollen Klima und Umwelt retten – bislang ohne Erfolg 4 Parlamentarier im Stress: Nebenjobs gefährden die Konzentration auf den Dienst zum Wohle des Volkes

Bild: pa

Deutschland

Nur dem Geld verpflichtet?

»Neukölln ist näher, als du denkst« Buschkowsky wehrt sich gegen Rassismusvorwürfe

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Ausland Todesangst in Aleppo Christen in Syrien befürchten Genozid

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Kultur Das Troja des Balkans Schwierige Ausgrabungen in Makedonien

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Geschichte Auf Messers Schneide Friedrich der Große war 1758 kurz vor dem Aus

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Debatte über Nebenjobs bei Abgeordneten lässt Bürger an ihren Vertretern zweifeln Hohe Arbeitsbelastung mache die Lektüre aller zu beschließenden Gesetze unmöglich, klagen Parlamentarier. Frage ist nur, welche Arbeit sie so belastet. Die Debatte um die stattlichen Nebeneinkünfte des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück hat in der ersten Runde nur Verlierer hinterlassen. Den Sozialdemokraten ist eine Stimmung des Neides auf die Füße gefallen, die sie selbst kräftig geschürt haben. Steinbrück und andere SPD-Spitzennebenverdiener werden das Raunen im Saal ertragen müssen, wenn sie demnächst wieder gegen Banker-Boni und Managergehälter wettern. Union und FDP ihrerseits sehen sich aus der Rolle des Anklägers jäh auf die Anklagebank versetzt. Listig hat die Opposition gekontert, dass es doch die SchwarzGelben gewesen seien, welche die

komplette Offenlegung der Neben- auch das berüchtigte „57-Sekuneinkünfte von Bundestagsabgeord- den-Gesetz“. Im Frühjahr hatte der neten blockiert hätten. Kaum Bundestag nach nur 57-sekündidiskutiert wird ein weiterer ger Beratung ein Gesetz beschlosdass die staatlich Aspekt, der politisch noch schwer- sen, wiegender erscheint als die Frage gespeicherten Privatadressen der Bürger zur frei verfügbaren Hannach dem Geld. In hässlicher Regelmäßigkeit delsware machte. Erst als der Skandal öffentlich müssen die Deutwurde, nahmen schen erfahren, Aus »Zeitmangel« die Abgeordneten dass ihre Volksvertreter BeAkt kleinlaut werden unbedacht den schlüsse fassen, wieder zurück. die diese selbst Als Ausrede Gesetze abgenickt nicht verstanden dient den (zu haben. So ist den Recht) GescholteÄußerungen etlicher Politiker zum nen stets der Hinweis auf ihre Euro-Rettungsschirm ESM zu ent- „enorme Arbeitbelastung als Abnehmen, dass sie gar nicht begrei- geordnete“, von der sich der norfen, was sie da abgenickt haben. male Bürger angeblich gar keine Dabei handelt es sich um einen Vorstellung machen könne. Wenn diese Belastung wirklich Beschluss von historischer Tragweite, der die Zukunft Deutsch- so gewaltig sein soll, dass sie grobe lands erheblich beeinträchtigen Fehler entschuldigen und großzükönnte. In böser Erinnerung ist gige Diäten samt satter Altersver-

sorgung rechtfertigt, dann fragt sich der gemeine Wähler, woher die vermeintlich Überlasteten die viele Zeit hernehmen für so ausgiebige Nebentätigkeiten. Steinbrück behauptet, seine Redetätigkeit sei integraler Teil seiner politischen Arbeit, also streng genommen gar keine „Nebentätigkeit“. Das erscheint wenig glaubwürdig vor dem Hintergrund, dass er sich etliche Termine von gewerblichen Redneragenturen hat vermitteln lassen. So bleibt der fahle Eindruck, dass zahlreiche Abgeordnete ihre eigentliche Arbeit schleifen lassen, nur um Geld dazu zu verdienen. Das aber ist nicht nur ärgerlich, es ist gefährlich. Gerade in Zeiten einer globalen Krise hat die volle Aufmerksamkeit der Volksverteter dem Schicksal des Landes zu gehören. Dafür werden sie auskömmlich bezahlt. Hans Heckel

r kann „gut mit die Leut“, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck. Aber offensichtlich nicht mit allen und ganz bestimmt nicht mit jenem jungen Mann, der sein Fernsehinterview mit Zwischenrufen störte. Als dieser rief, Bayern zahle für das von Beck verantwortete finanzielle Desaster am Nürburgring und auf dem Betzenberg, wies der Ministerpräsident den Mann deutlich zurecht: Er solle für einen Moment „mal das Maul halten“ und sei dumm. Nun, dumm ist der Zwischenrufer nicht, denn das, was er sagte, stimmt. Bayern zahlte allein im vergangenen Jahr fast vier Milliarden Euro in den Länderfinanzausgleich ein, aus dem Rheinland-Pfalz wiederum 234 Millionen kassierte. Souverän war Becks Reaktion gewiss nicht. Sie ist aber auch keine unentschuldbare Entgleisung, als die sie nun allgemein hingestellt wird. Ein laufendes Fernsehinterview durch Zwischenrufe zu stören, ist ungehörig. Und feige obendrein, denn der Zwischenrufer kann in einer solchen Situation eigentlich vor einer scharfen Reaktion des von ihm verbal Attackierten sicher sein. Bei dem Maurersohn aus dem Volke, der es bis auf den Stuhl des Ministerpräsidenten geschafft hat, war er damit allerdings an den Falschen geraten. Es sind gerade seine Nähe zum einfachen Mann und seine schnörkellose Sprache, die seine Landeskinder an dem bodenständigen Kurt Beck schätzen. Da gehört nicht jedes seiner Worte gleich auf die Goldwaage. Auch Politiker müssen sich nicht alles gefallen lassen, auch dann nicht, wenn ihr Kontrahent in der Sache Recht hat. Und Beck hat in diesem Fall eben wie Beck reagiert. Die ganze Angelegenheit ist den Lärm nicht wert, der um sie gemacht wird.

Kritik an EU bald strafbar? Zukunft Afghanistans düster Monti will mit Gipfel »anti-europäische Strömungen bekämpfen« taliens Ministerpräsident Mario Monti plant einen EU-Gipfel zur „Bekämpfung der anti-europäischen Strömungen“. Das berichtet die euro-kritische Bürgerbewegung „Aktionsbündnis Direkte Demokratie“ unter Berufung auf die Internetzeitung „Südtirol online“. An dem Treffen in Rom, für das es noch keinen Termin gibt, soll auch EU-Ratspräsident Herman van Rompuy teilnehmen. In der vergangenen Woche hatte es in Rom Protestaktionen gegen Monti und die EU gegeben. Insofern kommt sein Vorstoß für einen Gipfel nicht überraschend. Bemerkenswert ist jedoch die Wortwahl des ehemaligen EU-Kommissars und mittlerweile amtsmüden Premiers, der zu

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den wichtigsten EU-Protagonisten gehört. Mit der Wahl des Begriffes „anti-europäisch“ statt „anti-EU“ unterstellt er all denen, die Kritik an den undemokratischen Auswüchsen

Wortwahl ist bemerkenswert der EU üben, dass sie automatisch „gegen Europa“ im Sinne eines friedlichen Miteinanders auf dem Kontinent seien. Und wenn er gegen „Strömungen“ vorgehen will, heißt das nichts anderes, als dass er politische Gesinnungskontrolle ausüben und den demokratischen Meinungsbildungsprozess reglementieren

will. Vor allem aber lässt das Wort „bekämpfen“ aufhorchen. Damit gibt er zu erkennen, dass es ihm nicht darum geht, sich mit den EU-Kritikern auseinanderzusetzen und sie von seiner Position zu überzeugen. Bekämpft wird jemand mit Waffen. In diesem Fall wären das wohl zunächst die subtilen Mittel der Stigmatisierung, Verleumdung und Denunziation, kurz, der medialen Vernichtung. Bis zur Anwendung juristischer Waffen durch Einführung eines Straftatbestandes „Anti-Europäismus“ in einer totalüberwachten und gleichgeschalteten EU wäre es dann wohl nicht mehr weit. EU-Kritiker wären dann der Verfolgung ausgesetzt wie einst die Häretiker längst vergangener Epochen. J.H.

Internationale Expertengruppe fürchtet Chaos am Hindukusch lf Jahre nach Beginn des Einsatzes in Afghanistan sieht dessen Bilanz düster aus. Von Stabilität, Frieden und einer gesicherten Zukunft ist das Land noch immer weit entfernt. Dennoch sollen bis Ende 2014 alle fremden Kampftruppen vom Hindukusch abgezogen sein. Die Bundeswehr hat bereits mit dem Packen begonnen und verfrachtet das Inventar ihrer regionalen Stützpunkte in ihr Hauptlager in Masar-i-Sharif. Sind die Soldaten erst einmal ganz abgezogen, müssen die Afghanen und die zivilen Entwicklungshelfer ohne deren Schutz auskommen. Für diesen Fall ist die Prognose für die Zukunft des Landes noch düsterer als die Einsatzbilanz. Die renom-

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mierte International Crisis Group, eine nichtstaatliche Organisation, die hauptsächlich von westlichen Regierungen und Stiftungen finanziert wird, sieht das Land in ihrem

Kaum noch Vertrauen zu Präsident Karzai vor wenigen Tagen vorgelegten Afghanistan-Bericht auf einem „langen, harten Weg“. Die einheimischen Sicherheitskräfte seien ineffektiv und von Aufständischen unterwandert und daher noch weit davon entfernt, die Sicherheitsverantwortung übernehmen zu können. Schon jetzt bestehe die Gefahr, dass in den Pro-

vinzen, in denen das westliche Militär nicht mehr als stabilisierender Faktor präsent sei, lokale Machthaber das Terrain untereinander neu aufteilen könnten. Auch zur politischen Führung in Kabul haben die internationalen Experten nur wenig Vertrauen. Sie befürchten, Präsident Hamid Karzai, der laut Verfassung bei der nächsten Wahl nicht wieder antreten darf, könne sich mit Hilfe des Notstandsrechts seine Macht für eine weitere Amtszeit sichern. Für diesen Fall sagen sie eine dramatische Verschlechterung der Sicherheitslage bis hin zum Chaos voraus. Vieles spricht also dafür, dass es auch nach 2014 eine internationale Truppenpräsenz geben wird. Jan Heitmann

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AKTUELL

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Euro als Garant für den Niedergang?

Zwischenruf

Deutsche Europäer in Blick zurück auf die Feierlichkeiten am Tag der Deutschen Einheit vermittelt den am Politikbetrieb interessierten Zeitgenossen bemerkenswerte Erkenntnisse. Bundestagspräsident Lammert hielt ein flammendes Plädoyer für die europäische Einheit. Die europäische Einheit sei in deutschem Interesse, so der Parlamentspräsident. Er warnte vor der Gefahr, im Kampf gegen die Schuldenkrise in eine „Rivalität von Nationalstaaten“ zurückzufallen. Lammert übersah, dass die Pleitestaaten Griechenland und Italien schon lange mit deutschlandfeindlichen Parolen der Rivalität zwischen den Nationalstaaten Europas Vorschub leisten. Er verlor keine Silbe darüber, dass in Deutschlands EU-Partnerländern ein Appell zum Vollzug der europäischen Einheit kaum zu hören ist. Er begründete auch nicht, warum die europäische Einheit in deutschem Interesse sei. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Der Zugriff auf den deutschen Geldschrank ist ausschließlich im Interesse der hochverschuldeten Partnerstaaten. Durch die Marginalisierung Deutschlands in den Gremien der Europäischen Zentralbank (EZB) ist das weitgehend gelungen. Auch Kardinal Marx forderte die europäische Einheit, wenn auch mit weniger Pathos. Bei der weltumspannenden katholischen Kirche ist der Wunsch nach europäischer Einigung nicht verwunderlich. Immerhin, beim evangelischen Bischof Bedford-Strohm klang Skepsis durch. Der Bischof direkt an die Kanzlerin: „Bei Ihnen hat das Wort alternativlos eine bemerkenswerte Begriffskarriere durchlebt.“ Kommt jetzt der politischen Klasse Deutschlands die Erkenntnis, dass die Politik der Rettungsschirme, die Politik der Vertragsbrüche, der Unwahrhaftigkeit und der Nachgiebigkeit zu Lasten Deutschlands gescheitert ist? Will man nun rasch alle Verantwortung für Deutschland an die EU-Kommission und die EZB abschieben, um vom eigenen Versagen abzulenken? Jedenfalls wird die Geschichte einst ein unbarmherziges Urteil über die deutsche Politik in der ersten und zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts fällen. Wilhelm v. Gottberg

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Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Richard Borek GmbH bei.

Die Schulden-Uhr:

Rekord igentlich müssten die Schulden der öffentlichen Hände statt zu wachsen endlich abnehmen, denn mit mehr als 0,6 Billionen Euro nimmt der Fiskus gesamtstaatlich so viele Steuern ein wie nie zuvor. Zu diesem Rekord trägt die positive Gehaltsentwicklung mit acht Milliarden bei. Der Bund der Steuerzahler verbindet diese Information mit der Forderung an den Bundesrat, den Abbau der kalten Progression nicht weiter zu behindern. M.R.

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2.053.637.892.359 € Vorwoche: 2.052.738.755.276 € Verschuldung pro Kopf: 25.106 € Vorwoche: 25.095 €

(Dienstag, 9. Oktober 2012, Zahlen: www.steuerzahler.de)

Trotz zahlreicher Rettungsmilliarden geht es Griechenland nicht besser, und die Aussichten sind trüb Athen ebenfalls die Subventionen zahlt. Welchem Drahtseilakt schon die bisherigen Bemühungen gleichkommen, Griechenland trotz weiteren wirtschaftlichen NiederWirtschaft Offenbar wollte das gangs um jeden Preis in der EuroZone zu halten, wurde nun durch schrumpft immer Militär 2011 einen Bericht der griechischen Zeitung „To Vima“ deutlich. Was weiter wirklich putschen bisher nur als Gerücht kursierte, Gilt es, Europa-Politik mit pawurde erstmals mit Fakten unterthetischen Worten zu untermalen, hat Athen 29 Millionen Euro an mauert. In Griechenland liefen dann ist auf den EU-Parlaments- den auf Unternehmenskredite, 20 Subventionen für den Neubau ei- Ende 2011 tatsächlich Vorbereipräsidenten Martin Schulz bisher Milliarden Euro auf Immobilienfiner Formel-I-Strecke in Grie- tungen für einen Militärputsch. immer Verlass gewesen. Wenn Eu- nanzierungen und vier Milliarden chenland bewilligt. Ernsthafte Detailliert ist „To Vima“ auf die Erropa „nicht in der Bedeutungslo- Euro auf Konsumentenkredite. Chancen dürfte die Rennstrecke eignisse um die Absetzung des sigkeit verschwinden“ wolle, dann Nochmals explodieren könnte die genauso wenig haben wie ein Lu- Generalstabschefs und die Chefs müsse es den Euro und auch den Zahl der nicht bedienten Kredite, xus-Kongresszentrum, für das des Heeres, der Marine und der Verbleib Griechenlands in der Eu- sobald Pläne der griechischen ReLuftwaffe durch den damaligen ro-Zone verteidigen, so ist von gierung umgesetzt sind, PrivatinPremier Giorgos PapSchulz nun zu hören. andreou im NovemEin Festhalten am ber 2011 eingeganEuro scheint für gen. Vermutungen, Griechenland selbst dass Papandreou allerdings mittlerdurch den Schritt eiweile eine feste Ganen Putsch des grierantie für den endchischen Militärs gültigen Ruin des verhindert hat, scheiLandes zu sein. Seit nen nun durch Zeu2008 ist die griechigenaussagen untersche Wirtschaft um mauert. Ein „Politiker etwa 20 Prozent geaus dem rechtsnatioschrumpft, wie nun nalistischen Spekaus jüngsten Zahlen trum“ sei damals aus des Athener StatistikMilitärkreisen darauf büros hervorgeht. angesprochen worÄhnlich düster wie den, ob er bereit sei, bei den Finanzen des sich an einer „ÜberStaates sieht es in gangsregierung“ zu Griechenland inzwibeteiligen – einer, die schen bei vielen vom Militär gebildet Unternehmen und würde, so „To Vima“. Privathaushalten aus. Erklären würde dies, Jeder vierte Kredit, warum der damalige der von griechischen Premier Papandreou Banken vergeben nicht nur die Militärwurde, wird inzwiführung ohne jeglischen vom Kreditche Erklärung abgenehmer nicht mehr setzt hat, sondern bedient. Die hohe auch, warum sich Zahl der KreditausPapandreou – zum fälle ist noch alarVerdruss Angela mierender, als es auf Merkels und Nicolas den ersten Blick erSarkozys – unbedingt scheint. Mehr als über eine Volksab600 000 Kreditnehstimmung Rückenmern sind von den deckung für seine PoBanken bereits günlitik beim Volk sistigere Konditionen eingeräumt worden, Nur fünf der letzten zwölf Gehälter erhalten: Auch weil die eigenen Landespolitiker und ihre Kollegen aus den EU-Part- chern wollte. um Ausfälle zu ver- nerländern Griechenland auf Gedeih und Verderb im Euro halten wollen, verlieren immer mehr Griechen ihre Arbeit Bild: pa Norman Hanert Um Griechenland die nächste Rate von 31 Milliarden Euro an Hilfsgelder überweisen zu können, läuft unter Politikern derzeit ein Wettlauf beim Gesundbeten des „Patienten Griechenland“. Tatsächlich ist nach mehreren Jahren des „Rettens“ die Bilanz allerdings desaströs.

meiden. Von der Gesamtkreditsumme von 57 Milliarden Euro, die aktuell nicht mehr bedient werden, entfallen rund 33 Milliar-

solvenzen zu erleichtern. Für eine weitere Verschärfung der Lage dürfte die Rekordarbeitslosigkeit sorgen. Aktuell ist der Stand von 24,4 Prozent erreicht. Das Überschreiten der 25-Prozent-Marke, bei der jeder Vierte Grieche arbeitslos sein wird, dürfte im Winter erreicht sein. Zweifelhaft ist, ob Maßnahmen, wie sie nun die griechische Regierung auf den Weg bringt, an der grassierenden Arbeitslosigkeit nachhaltig etwas ändern werden. Trotz leerer Kassen wirft Athen nun die Subventionsmaschine an, um spektakulären Projekten staatliche Zuschüsse zu geben. Übrig bleiben dürfte im besten Fall ein wirtschaftliches

Strohfeuer. Aber auch Pleiten sind dabei nicht ausgeschlossen. Fast zeitgleich mit der Insolvenz des Nürburgrings in Deutschland

Islamisten-Hochburg gefallen

Bibeln verboten

Chancen für Stabilisierung in Somalia sind gewachsen

Berlin untersagt Verteilung an Schulen

omalischen Regierungstruppen ist es mit Unterstützung von Einheiten der Afrikanischen Union und USSpezialkräften offenbar gelungen, die somalische Küstenstadt Kisimayo aus der Hand der islamistischen al-Schabaab-Milizen, die mit al-Kaida verbündet sind, zu befreien. Kisimayo, die drittgrößte Stadt Somalias, war der letzte Stützpunkt der islamistischen Rebellen an der Küste. Beobachter hoffen nun, dass damit auch die Piraterie, die zentrale Geldeinnahmequelle der Islamisten, zum Erliegen kommt oder abgeschwächt wird. Seit 2010 sind die internationalen Bemühungen zur Befriedung des Dauerkonfliktes am Horn von Afrika intensiver geworden. Im letzten Jahr entwarf die Uno einen Plan zur Wiederherstellung einer staatlichen Ordnung. Im Frühjahr hatte in London eine internationale Somalia-Konferenz stattgefunden und beschlossen, die Amtszeit von Sharif Sheikh Ahmed, Präsident der Übergangsregierung und ehemaliger Anführer der „Bewegung der Schariagerichte“, der als sehr korrupt gilt, nicht zu verlängern. An der Konferenz hatten auch erstmals die

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beiden Präsidenten der separatistischen Regionen Puntland und Galmudug teilgenommen. Die Führer dieser autonomen Gebiete lehnten bis dahin einen Zentralstaat ab, dennoch fanden sie unter Vermittlung der Uno zu einer Einigung: Das neue Somalia solle eine föderale Struktur erhalten, als Bundesstaaten sollen Puntland

Deutsche Reeder hoffen auf Rückgang der Piraterie und Galmudug Teile ihrer Souveränität beibehalten; im Gegenzug wollen sie das Parlament anerkennen. Nur das separatistische Somaliland im Norden widersetzt sich noch allen Wiedervereinigungsversuchen. Kürzlich wurde in Somalia nach Jahrzehnten des politischen Chaos der ehemalige Universitätsdekan Hassan Sheikh Mohamud zum neuen Präsidenten gewählt. Der UN-Sicherheitsrat hat der neu gewählten Regierung in Somalia in einer einstimmig verabschiedeten Resolution seine volle Unterstützung zugesichert.

Gleichzeitig rief er die somalische Regierung auf, mehr Anstrengungen bei der Wahrung der Menschenrechte und der Bekämpfung der Korruption zu unternehmen. Die neue Regierung Somalias setzte sich zum Ziel, die Kontrolle über das ganze Territorium des Landes wiederherzustellen. Seit Dezember 2010 befindet sich al-Schabaab auf der Verliererstraße. Zunächst genossen die Islamisten in der Bevölkerung durchaus Sympathie, weil sie das Land befriedeten. Die al-Schabaab-Führung um Emir Ahmed Abdi Godane verspielte jedoch diese Sympathien, weil sie während einer sich über Monate zuspitzenden Dürre keine Hilfslieferungen in die von ihnen kontrollierten Gebiete zuließ. Die dadurch hervorgerufene Hungersnot wurde vom Sprecher der Gruppe im Juli 2011 als westliche Propaganda abgetan. Im August 2011 musste sich alSchabaab aus Mogadischu zurükkziehen. Auch in anderen Teilen Süd- und Zentralsomalias gerieten die Islamisten in Bedrängnis. Mit dem Fall von Kisimayo sind die Chancen für eine Stabilisierung des Landes deutlich gewachsen. Bodo Bost

erlins Bildungssenatorin enthielten. Zudem habe die KulSandra Scheeres (SPD) hat tusministerkonferenz diese Bidem Internationalen Gideon- beln als Schulmittel anerkannt. Der nach einem alttestamentbund, der Hotels, Krankenhäusern und Schulen kostenlos Bi- lichen Richter benannte Gideonbeln zur Verfügung stellt, deren bund wurde 1899 von HandelsVerteilung in staatlichen Schulen reisenden in den USA gegründet. untersagt. Dabei beruft sie sich Seither hat er rund 1,6 Milliarden auf eine seit Januar 2011 geltende Bibeln in 194 Ländern verteilt. Verwaltungsvorschrift, nach der Allein im vergangenen Jahr haben „Werbung religiösen, weltan- seine 300 000 Mitglieder weltweit 80 Millionen schaulichen oder Exemplare verpolitischen InFrüher Kulturgut, schenkt, das halts“ auf Dienstmacht zwei Bigrundstücken des heute Werbung beln in jeder SeLandes unzuläskunde. Scheeres sig sei. Anlass für die Anfrage des Gi- Amtsvorgänger und Parteifreund deonbundes war eine Verteilak- Klaus Böger hatte dem Gideontion Ende September, bei der bund 2004 noch dafür gedankt, nach Angaben der Organisation dass er den Schülern die Bibel allein in Berlin etwa 50 000 Bi- kostenlos überlasse, und erklärt, beln weitergegeben worden wa- er hoffe sehr, „dass auf diese ren, darunter rund 24 000 an Weise ein wichtiges Gut unserer Schulen. In einem Schreiben der abendländischen Kultur bei junBerliner Senatsverwaltung für gen Menschen große Verbreitung Bildung, Jugend und Wissen- findet“. Unter der Pädagogin schaft heißt es, man sehe keine Scheeres, seit Ende 2011 im Amt, Möglichkeit, dies weiter zu ge- hat sich die Sicht der Senatsvernehmigen. Der Gideonbund waltung auf die Heilige Schrift ofwiederum verweist gegenüber fensichtlich geändert. Was noch der Senatsverwaltung darauf, vor wenigen Jahren als Kulturgut dass die Bibeln „keinerlei Wer- bezeichnet und gelobt wurde, bung für Kirchen, Vereine oder wird heute als Werbung abgetan den Internationalen Gideonbund“ und verboten. Jan Heitmann

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PREUSSEN / BERLIN

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

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Berlin im Regen

Teufelsdroge überrollt Brandenburg

Von VERA LENGSFELD

»Crystal«: Freizügige Handhabung in Tschechien lenkt Rauschgift nach Deutschland

llen Versprechungen zum Trotz wird es wohl nichts mit den mediterranen Temperaturen in Berlin. Nach einem lausigen Sommer lässt der goldene Herbst auf sich warten. Was machen die Berliner und ihre Besucher? Sie lassen sich nicht unterkriegen. Nach dem Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassend angezogene Menschen“, hüllen sie sich in Regenkleidung und beleben die Stadt. Am Alexanderplatz und am Neptunbrunnen ist ein Andrang, als schiene die Sonne. Nur Marx und Engels stehen bedrippelt in der Ecke. Sie mussten für den U-Bahnbau beiseite rücken. Das Marx-Engels-Forum, wie eine Grünanlage zwischen Neptunbrunnen und Spree fix benannt wurde, als die Schöpfer des Marxismus-Leninismus nicht auf ihrem ursprünglich vorgesehenen Standort, dem Marx-Engels-Platz, aufgestellt werden konnten, gibt es nicht mehr. Nun warten die beiden mit finsteren Gesichtern darauf, dass sich jemand ihrer erbarme und sie zum Sozialistenfriedhof bringe. Auf dem Schinkelplatz gibt es trotz Regen eine Demo der neu gegründeten Schinkelplatzinitiative, die sich gegen die Bebauung eines der herausragendsten Plätze der Hauptstadt mit einem langweiligen Bürogebäude wehrt, dessen Entwurf aussieht, als hätte ein Laie am Computer geübt. Sogar aus Frankfurt sind Aktivisten gekommen, die sich dort für die Revision der Abrisssünden der 70er Jahre stark machen. Die wunderschöne Schinkelsche Bauakademie, die einst hier stand, wurde, nachdem ihr Wiederaufbau nach Bombenschäden fast vollendet war, auf Beschluss des Politbüros der SED demontiert. Immerhin ist das Gebäude nicht wie das Schloss gesprengt, sondern abgetragen worden. Die Teile wurden sorgfältig eingelagert, weil das Gebäude an anderer Stelle wieder aufgebaut werden sollte. Dazu kam es aus Geldmangel nie. Jetzt gäbe es die Chance, Schinkels Werk am alten Platz wieder herzustellen. Einen Verein, der sich dafür stark macht, gibt es seit langem, aber noch keinen politischen Willen. An der Mauergedenkstätte Bernauer Straße ist ebenfalls viel los. Jahrelang fristete das Mauermahnmal ein Schattendasein. Eine Stadträtin der PDS hatte den größten Teil der Grenzanlagen, die hier erhalten bleiben sollten, kurzerhand abreißen lassen, auch den Wachturm. Was übrig geblieben war, vermittelte keinen Eindruck, wie brutal die Grenze war. Das ist nun anders. Über einen Kilometer markieren Eisenstelen den Verlauf der Grenze. Mit Bildern und Dokumentationen wird deutlich gemacht, wie die Stadt auseinandergerissen wurde. Am Ende bietet die Versöhnungskapelle, die anstelle der gesprengten Kirche entstand, Schutz vor dem Regen. Wer das gesehen hat, weiß, warum Berlin so anziehend ist.

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Ein Zollbeamter präsentiert einen unweit der deutsch-tschechischen Grenze bei einer Kontrolle sichergestellten Beutel mit „Crystal“: In den vergangenenen zwei Jahren sind im Grenzgebiet die Aufgriffe von Jugendlichen mit Crystal um das 350-fache gestiegen. In Brandenburg soll es bereits Zigtausende Abhängige geben. Bild: L. Preiss/dapd

Im Süden Brandenburgs gelten mittlerweile mehrere Zehntausend Menschen als abhängig von der synthetische Droge „Crystal“. Die langfristigen Folgen sind für Brandenburg noch nicht abzusehen. Crystal gilt als eine der gefährlichsten Substanzen auf dem weltweiten Drogenmarkt überhaupt. Es ist ein verheerender Ruf, welcher Crystal vorauseilt – Müdigkeit, Hunger und Schmerz werden über Tage unterdrückt. Länger andauernd als bei Kokain stellt sich ein Gefühl von überwältigender Stärke und Selbstvertrauen ein. Ebenso schnell macht sich allerdings auch die dunkle Kehrseite der vermeintlichen Wunderdroge bemerkbar. Der in Crystal enthaltene Wirkstoff Methylamphetamin hinterlässt nach relativ kurzer Zeit menschliche Wracks. Schnell stellen sich eine starke körperliche und seelische Abhängigkeit und körperliche Schäden ein: Schlaf- und Kreislaufstörungen, starker Gewichtsverlust, Zahnausfall, Nierenschäden und Organblutungen. Noch folgenreicher sind die Auswirkungen auf das Nervensystem. Wird Crystal länger konsumiert, stellen sich Halluzinationen und schwere Fälle von Paranoia ein. Die Drogenabhängigen hören ständig Stimmen, sehen sich von Teufeln umzingelt, viele trauen sich aus Angst nicht mehr auf die Straße. Erst in diesem Stadium – wenn sich massive Wahnvorstellungen einstellen – wird nach den Erfahrungen

der Drogenberatungsstellen von den weile seit über 100 Jahren bekannt ist. 1893 von einem japanischen Chemiker Abhängigen Hilfe von außen gesucht. Das geschieht in Brandenburg inzwi- entwickelt, fand es in Deutschland unschen immer häufiger. Die besonders ter dem Markennamen „Pervitin“ im teuflische Droge hat sich im Süden Zweiten Weltkrieg millionenfache AnBrandenburgs – um die Städte Cott- wendung. Unter Soldaten als „Stukabus, Finsterwalde, Elsterwerda und Tabletten“, „Panzerschokolade“ oder Senftenberg – seit zwei Jahren zu ei- „Hermann-Göring-Pillen“ bekannt, nem massiven Problem entwickelt: sollte das Präparat Angstgefühle neh„Ich schätze die Zahl der Crystal-Kon- men und die Leistungsfähigkeit im sumenten allein in Südbrandenburg Kampf steigern. Dass die Droge mit den furchtbaren auf mehrere Zehntausend. Und sie Nebenwirkungen nun nimmt weiter zu“, so im Süden Brandendie Einschätzung des Offene Grenzen burgs, in Sachsen und Leitenden OberBayern sogar die Einstaatsanwalts Bernmachen Abwehr fast stiegsdroge Haschisch hard Brocher gegenzu verdrängen beginnt über dem Berliner unmöglich und sich auf dem Dro„Tagesspiegel“. genmarkt massiv ausWeder dieser alarmierende Befund, noch was damit auf breitet, hat seinen Hintergrund in der das Land Brandenburg zukommt, ist Liberalisierung der tschechischen allerdings im Bewusstsein der Öffent- Drogenpolitik. Seit dem Januar 2010 lichkeit bisher wirklich angekommen. ist in Tschechien der Besitz von bis zu Die Rückfallquote bei Abhängigkeit zwei Gramm Crystal nicht mehr strafvon Crystal liegt nach den bisherigen bar. In Deutschland reicht bereits der Therapieerfahrungen bei erschrecken- Besitz eines Gramms für eine bis zu den 90 Prozent, gleichzeitig ruiniert dreijährige Haftstrafe. Bisher scheint sich die Verbreitung die Droge Gesundheit und Psyche wie kaum eine andere Substanz auf dem von Crystal noch weitgehend auf den weltweiten Drogenmarkt. Dabei ist die Südosten der Republik zu beschränWirkung samt den verheerenden ken, während in anderen Landesteilen Nebenwirkungen des Methylampheta- die Droge bisher kaum ein Problem ist. Eine mögliche Erklärung hierfür könnmins seit langem bekannt. Bei dem, was in illegalen Hinterhof- ten die Vertriebswege liefern. Beim labors in aller Welt unter Namen wie Weg von den illegalen Labors in Böh„Crystal“, „Meth“ oder auch „Ice“ zu- men zu den Drogenkonsumenten in sammengebraut wird, handelt es sich Deutschland spielen lokale deutsche um eine künstliche Droge, die mittler- Rockerbanden eine entscheidende

Rolle, so die Vermutung von Ermittlern. Die Gewinnspannen sind gewaltig: Nach Erkenntnissen des Hauptzollamtes Dresden kostet das Gramm Crystal in Tschechien 20 bis 30 Euro, in Deutschland wird es dagegen für 80 Euro gehandelt. Wenig überzeugend klingen bisher die Konzepte, mit denen man die weitere Ausbreitung verhindern will. Beim Zoll sind zwar sowohl die Anzahl der Zugriffe als auch die sichergestellten Mengen an Crystal deutlich gestiegen – auf dem Drogenmarkt zeigt dies aber kaum Wirkung. Allein im sächsischen Bautzen hat sich im vergangenen Jahr bei der Drogenberatung der Arbeiterwohlfahrt die Zahl der Crystal-Konsumenten, die um Beratung baten, verdoppelt. Ob eine verstärkte Kooperation mit tschechischen Ermittlern, wie sie nun geplant ist, tatsächlich nachhaltigen Erfolg bringt, wird von Kennern des Problems bezweifelt. Bei offenen Grenzen und den lukrativen Gewinnspannen werde der Strom von Crystal aus Böhmen kaum versiegen, sondern eher noch zunehmen. Unklar ist bisher, wie man in den betroffenen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Bayern mit den Langzeitfolgen der Drogenschwemme aus Böhmen fertigwerden will. Die Kosten für das Gesundheitsund Sozialsystem dürften bald spürbar steigen. Auch drastisch wachsende Schäden durch die Beschaffungskriminalität der Süchtigen sind zu befürchten. Norman Hanert

Ein Buch gegen »Hexenjagd« Antifa-Fehlschlag Ursula Sarrazin wehrt sich gegen Mobbing und öffentliche Attacken er Name Sarrazin steht für hohe Auflagen. Das war bei den beiden Büchern von Thilo Sarrazin so, und nun spricht vieles dafür, dass auch das Buch seiner Frau, der aus dem Dienst gemobbten Lehrerin Ursula Sarrazin, ein Erfolg wird. „Hexenjagd – Mein Schuldienst in Berlin“ ist seit Anfang des Monats im Handel und verkauft sich ersten Meldungen zufolge blendend. In einer großen deutschen Boulevardzeitung wurde das Buch zwei Wochen lang thematisiert. Sarrazins Vorwürfe an das „System“: Die Autorität der Lehrer werde untergraben, das Fachwissen ihrer Kollegen sei mangelhaft und missliebige Pädagogen würden von Eltern gemobbt. Wobei das lückenhafte Fachwissen der Lehrkräfte keineswegs immer deren eigene Schuld sei: Sie selbst habe Naturwissenschaften unterrichten müssen, obwohl sie das gar nicht studiert hatte. Schaut

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man sich den Leistungsvergleich Berliner Schüler im Bundesdurchschnitt an, dann liegt Ursula Sarrazin mit ihrer Kritik wohl richtig. Ähnlich wie ihr Ehemann, der frühere Bundesbanker und Berliner Ex-Senator, wird auch Ursula Sarrazin von Ausländerlobbyisten

Ursula Sarrazin

Foto: J. Schwarz/dapd

mit dem Vorwurf des Rassismus konfrontiert. In den Medien sieht sie sich Beschimpfungen wie „armseliges Opfer“ oder „Schmarotzer“ ausgesetzt. Schüler behaupten in Zeitungen überdies, Ursula Sarrazin habe die Namen von Immigranten absichtlich falsch ausgesprochen. Zudem soll sie Kinder mit einer Blockflöte geschlagen haben. Ursula Sarrazins Buch enthielte, so ihre Gegner, vornehmlich Vorurteile und Halbwahrheiten und speise sich aus Missgunst und Überheblichkeit. Die Frau des Bestseller-Autors weist die Anwürfe entschieden zurück und will sie nicht ohne Gegenwehr auf sich sitzen lassen. Die Autorin hat angekündigt, gegen die ihrer Auffassung nach verleumderischen Behauptungen juristisch vorzugehen: „Als Lehrerin bin ich vernichtet worden. Aber man hat es nicht geschafft, mich als Mensch zu brechen“, so Ursula Sarrazin. Hans Lody

Sexualstraftäter: Demo in Insel gescheitert Stattdessen erschienen gerade m letzten September-Wochenende fand in dem einmal 170 Linke, die Aktion geStendaler Ortsteil Insel er- riet zum Fehlschlag. Udo Pastörs, neut ein Protest von Anwohnern NPD-Fraktionschef im Landtag gegen die Einquartierung von von Mecklenburg-Vorpommern, zwei Sexualstraftätern statt. Die ließ sich die Gelegenheit zum NPD nutzt seit längerem den Pro- großen Auftritt nicht entgehen. Im Sommer waren 70 Landtagstest, um sich als „Kümmerer vor Ort“ zu präsentieren. Im Vorfeld abgeordnete in dem Stadtteil erschienen, um hatte es massive sich für die SexuBemühungen der linken Szene ge- NPD nutzt geschickt alstraftäter einzugeben, die De- Arroganz der Politik setzen. Landtagspräsident Detlef monstration zu Gürth (CDU) sagstören. Das Bündnis „Nazifrei“ erwar- te damals stolz: „Ein Verfassungstete 500 Gegendemonstranten. organ ist aufgestanden. Aber es Robert Fietzke von „Magdeburg war notwendig.“ Als später eine Nazifrei“ hoffte auf Sitzblocka- NPD-Demonstration verboten den: „Mittel des zivilen Ungehor- wurde, meinte Ministerpräsident sams (kommen) infrage … Wir Reiner Haseloff (CDU): „Das ist ein wollen den Aufmarsch der Rech- Sieg der Demokratie.“ Die Bewohten mit friedlichem Massenpro- ner von Insel fühlten sich nach test aufhalten.“ Auch Linkspartei diesen strengen Politikerworten und Grüne hofften auf rege Teil- alleingelassen, ja wegen ihrer nahme. Der Verein „Miteinander“ Ängste sogar öffentlich angepranrief dazu auf, sich „massenhaft“ gert. Das konnte die NPD nun weidlich für sich nutzen. an den Aktionen zu beteiligen. T.M.

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Asylbewerber vor Reichstag reißig Asylbewerber, die Anfang Dezember 2011 in Würzburg zu einem Protestmarsch nach Berlin aufgebrochen waren, wollen am 13. Oktober vor dem Reichstag ihren Forderungen Gehör verschaffen. Unter bewusster Missachtung der in Bayern geltenden „Residenzpflicht“ (Pflicht zum Verbleiben am Asylort) marschierten die Demonstranten durch Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg nach Berlin. Vergangene Woche überquerte die Gruppe die Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam. Gefordert werden die Abschaffung der Residenzpflicht, des Arbeitsverbotes und des Asylbewerberleistungsgesetzes, das unter anderem die Zuteilung von Gutscheinen zum Lebensunterhalt regelt. Es soll stattdessen Geld ausgezahlt werden. Die Arbeiterwohlfahrt beklagt anlässlich des Marsches den fehlenden Zugang der per Asylantrag nach Deutschland gekommenen Ausländer zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt. H.L.

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H I N T E RG R U N D

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Zeitzeugen

Vollgas unter Strom

Das Märchen vom pfiffigen Japaner

Elektroautos sollen »Klima« und Umwelt retten – bislang ohne Erfolg

Carl Benz und Gottlieb Daimler – Die beiden Erfinder des Automobils setzten auf den Verbrennungsmotor und präsentierten unabhängig voneinander im Jahre 1886 ihre Motorkutschen. Erst Jahrzehnte später – längst war die zwischenzeitlich starke ElektroKonkurrenz aus dem Felde geschlagen – schlossen sich ihre beiden Fabriken zum DaimlerBenz-Konzern mit der Marke Mercedes zusammen.

Nicolaus Otto – Der 1832 in einem Taunusdorf geborene Techniker gilt als Erfinder des benzinbetriebenen Verbrennungsmotors. Seit 1862 experimentierte er mit Viertaktmotoren, gründete 1864 in Köln eine Gasmotorenfabrik, aus der später die Deutz AG hervorging und stellte 1867 auf der Pariser Weltausstellung ein voll funktionsfähiges Aggregat vor. Mit der 1884 von ihm erfundenen elektrischen Zündung war ihm der Durchbruch zur mobilen Nutzung gelungen. Tragischerweise wurden dem persönlich recht schwierigen Otto ausgerechnet 1886, im Jahr der Erfindung des Automobils, seine Patente gerichtlich aberkannt. Der Name Ottomotor wurde zu seinen Ehren erst 1936 offiziell eingeführt, 45 Jahre nach seinem Tod.

Eine Million Elektroautos will Bundeskanzlerin Angela Merkel anno 2020 auf Deutschlands Straßen sehen – ein ehrgeiziges Projekt, um die Umwelt, das angeblich vom mobilen Menschen bedrohte Klima und die überstürzte Energiewende zu retten. Die Realität aber sieht anders aus. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland lediglich 2150 Elektroautos neu zugelassen, davon lediglich 101 auf private Halter. Mehr als 95 Prozent dieser Wagen sind als Versuchs- oder Demonstrationsfahrzeuge bei Autofirmen, Stromkonzernen oder Zulieferbetrieben im Einsatz. Anfang 2011 betrug der Gesamtbestand 2307 batteriebetriebene Wagen, aktuell dürfte er knapp über 5000 liegen. Um die Traumzahlen der Bundesregierung zu erreichen, müssten wir in den nächsten acht Jahren kontinuierliche Steigerungsraten von 100 Prozent realisieren – was reichlich unrealistisch ist. Geht man aber von zehn Prozent jährlich aus, käme man bis 2020 auf gerade einmal 30 000 Elektroautos. Selbst bei einer höchst optimistischen Rate von 20 Prozent wäre man mit 45 000

Stück noch ziemlich weit weg von weder mit Lärm noch mit Abgasen, Merkels Million. wenigstens nicht direkt. Auch Die Bundeskanzlerin aber ließ wird, da keine Verbrennung stattsich auch beim jüngsten Spitzen- findet, kein CO2 freigesetzt, und gespräch zum Thema Elektromo- das muss ja inzwischen als angebilität Anfang Oktober ihren Glau- blicher Klimakiller als Argument ben an das Gute in der künftigen für nahezu jede politische Autowelt nicht nehmen: „Es liegen (Fehl-)Entscheidung herhalten. noch acht Jahre vor uns, in denen Ein großer Vorteil des Elektroanes durchaus auch sprunghafte triebs gegenüber dem VerbrenEntwicklungen auf diesem dyna- nungsmotor liegt in seinem um das mischen Gebiet Dreifache höhegeben kann“, kanren thermischen Wo soll der Strom Wirkungsgrad. Etzelte sie Kritiker unter den ver90 Prozent der für E-Autos überhaupt wa sammelten Wirteingesetzten schaftsvertretern, Energie werden in herkommen? Technikern und Bewegung umgePolitikern ab. Dasetzt. Bei herher sei es „zwar nicht leicht, das kömmlichen Autos sind das nur 30 Ziel zu erreichen, wäre aber Prozent. Hinzu kommt, dass falsch, dieses jetzt aufzugeben“. Elektromobilität die politisch proAnsonsten kam bei dem Elektro- blematische Abhängigkeit vom auto-Gipfel außer einer eher er- Erdöl verringert. nüchternden Bestandsaufnahme Dem stehen aber gravierende und der Bestätigung des staat- Nachteile gegenüber. Die heute lichen Forschungsförderungsvolu- verfügbaren Batterien sind groß, mens (eine Milliarde Euro) nichts schwer und teuer. Elektroautos haKonkretes heraus. ben eine Reichweite von allenfalls Die Idee, den Individualverkehr rund 200 Kilometer (alles andere auf der Straße mit Strom zu betrei- sind geschönte Werbeversprechunben, ist weder neu noch grundsätz- gen). Man stelle sich die Urlaubslich falsch. Im Gegenteil: Ein reise der Zukunft vor: 200 KilomeElektroauto belastet die Umwelt ter fahren, acht Stunden Batterien

Von der Kanzlerin höchstselbst angepriesen: Trotzdem meiden Verbraucher Elektro-Autos Andreas Flocken – Der 1845 geborene Pfälzer, Sohn eines Winzers, arbeitete zunächst als Schlosser in der Mannheimer Landmaschinenfabrik Lanz. 1880 machte er sich in Coburg selbstständig und beschäftigte sich neben der Produktion landwirtschaftlicher Maschinen mit der Entwicklung von Elektromotoren. 1888 baute er das erste Elektroauto der Welt. Flocken starb 1913 in Coburg.

Angela Merkel – Die 1954 geborene Hamburgerin wuchs in der DDR auf, wo sie Physik studierte. Nach der Wiedervereinigung ging sie in die Politik; seit sieben Jahren ist sie Bundeskanzlerin. 2010 verlängerte sie die Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke, fünf Monate später wendete sie sich dem Atomausstieg zu. Im Rahmen ihrer Klimaschutzpolitik verkündete sie das Ziel, Deutschland zum weltweiten Vorreiter der Elektromobilität zu machen – bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf unseren Straßen fahren.

laden, dann die nächsten 200 Kilometer und so weiter – da ist bald auch das betroffenste Öko-Gewissen überfordert. Dies erst recht, wenn man bei der Öko- und Klimabilanz auch berücksichtigt, wie der Strom erzeugt wird. Die Bundesregierung räumt ein: Positiv schneidet das Elektroauto nur dann ab, wenn seine Batterien mit Strom aus sogenannten erneuerbaren Energiequellen geladen werden. Das aber ist – trotz oder vielleicht auch wegen der Merkel’schen Energiewende – auf lange Sicht nicht möglich. Vorerst bleibt das Paradoxon, dass die von Klimarettern zum Glaubensbekenntnis erhöhte CO2-Bilanz bei einem modernen Diesel-Pkw günstiger ist als beim Elektroauto. Ein weiteres schwerwiegendes Versäumnis der Elektromobil-Euphoriker in Politik und Wirtschaft: Obwohl nahezu alle seriösen Energie-Experten vor Engpässen in der Stromversorgung warnen, fragt niemand danach, wo eigentlich der zusätzliche Strom für eine Million Elektroautos herkommen soll – aus den bis dahin abgeschalteten Kernkraftwerken ja wohl kaum. Hans-Jürgen Mahlitz

oyota macht’s möglich – diesmal scheinen Werbung und Wahrheit ganz nahe beieinander zu liegen. Kaum hatte Deutschlands energiewendige Kanzlerin die Elektrifizierung des Straßenverkehrs zum klimarettenden Staatsziel erkoren, da ließen Toyota und andere ach so pfiffige Japaner auf den internationalen Autosalons die ersten Hybrid- und Elektrowagen unter lautem Mediengetöse anrollen. Überschwängliches Lob wurde ihnen zuteil: Rechtzeitig hätten sie die Zeichen der Zeit erkannt, die richtige Technik für die benzinfreie Zukunft entwikkelt und der Welt bewiesen, dass sie nicht nur kopieren können. Für die deutschen Hersteller – darunter immerhin der Konzern, dessen Namensgeber vor

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Die Deutschen blieben realistischer 126 Jahren das Automobil erfunden hatten – blieben Hohn und Spott: Sie hätten die Entwicklung verschlafen, seien angesichts neuer Herausforderungen unflexibel und müssten nun zusehen, wie andere das dicke Geschäft machen. Nun gibt es in Deutschland ein altes Sprichwort, das lautet „Wer zuletzt lacht ...“. Den Japanern und anderen vermeintlichen Elektro-Pionieren jedenfalls dürfte angesichts der weltweiten Zulassungs- beziehungsweise Nichtzulassungszahlen das Lachen längst vergangen sein. Aber in Stuttgart, München, Ingolstadt und Wolfsburg erinnert man sich genussvoll daran, dass die eigenen Ingenieure schon vor Jahrzehnten Hybridund Elektrofahrzeuge entwickelt hatten, zum Teil bis zur Serienreife. Die Sachargumente, die eindeutig gegen eine flächendeckende Markteinführung dieser Technik sprechen, sind heute genauso überzeugend wie damals. Und bis 2020 wird sich daran wohl kaum etwas geändert haben. H.J.M.

Bild: R. Pfeil/dapd

Fast so alt wie das Automobil Schon 1888 konnte man in Deutschland elektrisch fahren

WO C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U TS C H L A N D D A S O S T P R E U S S E N B L AT T

Chefredakteur: ngesichts heutiger Zulassungszahlen – in Deutschland sind von über 40 Millionen Pkw gerade 5000 (0,012 Promille) elektrisch motorisiert – mag man es kaum glauben. Aber das mit einem Verbrennungsmotor bestückte Automobil war nicht immer der Normalfall. Nur zwei Jahre, nachdem die Herren Daimler und Carl Benz erstmals mit ihren Benzinkutschen durch südwestdeutsche Lande getuckert waren, präsentierte der Mannheimer Techniker Andreas Flocken das weltweit erste Elektroauto. Schon sieben Jahre zuvor, 1881, war der Franzose Gustave Trouvé elektrisch durch Paris gefahren; Fachleute stufen sein Gefährt allerdings nicht als Auto, sondern als dreirädriges Fahrrad ein. Zeitgleich und ebenfalls auf nur drei Rädern zeigten sich die beiden Briten William Edward Ayrton und John Perry auf Londons Queen Victoria Street. Ihr Elektro-Dreirad, ein halbes PS stark, brachte es auf 14 Stundenkilometer und überraschte mit 40 Kilometer Reichweite. Wenig später, am 29. April 1882, setzte Werner Siemens in BerlinHalensee den weltweit ersten

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elektrischen Oberleitungsbus in Bewegung – und kam damit 540 Meter weit. Aber erst Flockens Elektrowagen von 1888 war ein Auto im heutigen Sinne. Schon um die Jahrhundertwende gab es in Deutschland rund 30 Fabriken, in denen Elektroautos hergestellt wurden. Sie konnten

Elektrotechniker stoppten das Elektroauto sich damals am Markt durchsetzen, weil sie weitaus unkomplizierter und auch ungefährlicher waren als die benzinbetriebene Konkurrenz. Zudem war der Verbrennungsmotor noch nicht so weit entwickelt, dass er seine Vorteile in puncto Geschwindigkeit, Reichweite und Eigengewicht hätte ausspielen können. Zuverlässige Zulassungszahlen sind aus dieser Zeit nur aus den USA überliefert. Demnach waren dort im Jahr 1900 40 Prozent aller Autos dampfbetrieben, 38 Prozent elektrisch und nur 22 Prozent mit Verbrennungsmotor.

Es mutet an wie eine Ironie des Schicksals: Ausgerechnet Elektroingenieure besiegelten den Niedergang des Elektroantriebs. Sie erfanden den elektrischen Anlasser für Benzinmotoren, und dies bewog Henry Ford, seine legendäre Tin Lizzy 1908 mit Verbrennungsmaschine auf Band zu legen. Bald bewegten sich Elektroautos nur noch in Marktnischen, zum Beispiel in Luftkur- und Fremdenverkehrsorten wie dem schweizerischen Zermatt oder auf kleineren Inseln. Kurzzeitigen Auftrieb erfuhr die Technik erst wieder durch die Ölkrise in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals entwickelten deutsche Firmen neben reinen Elektroautos auch den mit Verbrennungsmotor kombinierten Hybridantrieb, mussten aber erkennen, dass der Markt für diese Techniken noch lange nicht reif ist. Heute bieten die großen Konzerne Elektrofahrzeuge an, obwohl diese kaum verkäuflich sind, weil damit im sogenannten Flottenmix günstigere Verbrauchwerte zu erreichen sind, was vor allem für den amerikanischen Markt wichtig ist. H.J.M.

Dr. Jan Heitmann (V. i. S. d. P.) Chefin vom Dienst, Politik, Bücher: Rebecca Bellano; Politik, Wirtschaft: Hans Heckel; Kultur, Lebensstil, Leserbriefe: Harald Tews; Geschichte, Ostpreußen heute: Dr. Manuel Ruoff; Heimatarbeit: Manuela RosenthalKappi; Ostpreußische Familie: Ruth Geede. Freie Mitarbeiter: Dr. Richard G. Kerschhofer (Wien), Liselotte Millauer (Los Angeles), Norman Hanert (Berlin), Wilhelm v. Gottberg, Hans-Jürgen Mahlitz. Verlag und Herausgeber: Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Anschrift von Verlag und Redaktion: Buchtstraße 4, 22087 Hamburg. Für den Anzeigenteil gilt: Preisliste Nr. 32. Druck: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag GmbH & Co.KG, Fehmarnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. – ISSN 0947-9597. Die Preußische Allgemeine Zeitung ist das Organ der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) und erscheint wöchentlich zur Information der Mitglieder des Förderkreises der LO. Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar 2010: Inland 9 Euro einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer, Ausland 11,50 Euro, Luftpost 15,50 Euro. Abbestellungen sind mit einer Frist von einem Monat zum Quartalsende schriftlich an den Verlag zu richten. Konten: HSH Nordbank, BLZ 210 500 00, Konto-Nr. 192 344 000. Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr. 84 26-204 (für Vertrieb). Für unverlangte Einsendungen wird nicht gehaftet.

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DEUTSCHLAND

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

»Neukölln ist näher, als du denkst« Neuköllner Bezirksbürgermeister über Gefahren der Zuwanderung – Rassismusvorwürfe nicht nur von Linken wissenschaftlerin Necla Kelek, die in der Zeitung „Die Welt“ Buschkowskys Buch einen „Weckruf zur rechten Zeit“ nannte. „Wenn man denn aufstehen will“, hatte sie noch hinzugefügt. Im Gespräch mit Balci schildert Buschkowsky die Veränderungen Buschkowsky warnt in Neukölln seit seiner Jugend: „Diese Alltagsgewalt aus nichtigem vor Abkehr von Anlass gab es früher nicht.“ Die islamisch geprägten ParallelgesellVor dem Gebäude der Urania westlichen Werten schaften hält er inzwischen für irhört man aggressives Gebrüll. reversibel. Es sei ein „schleichen„Rassismus ist überall“ schreien der Umbau des Wertegerüstes“ erdie Ideologen, wie sehr der überdrei Dutzend linke Demonstranfolgt. Die deutschen Normen gältriebene Gebrauch die Rassismusten. Und: „Wir wollen rein.“ Sie ten hier nur so lange, wie sie nützKeule abnutzt. „That’s a racist“ wird kommen aber nicht rein. Eine lanten. Danach verlören sie schnell an auch in den USA schon ironisch ge Kette von Polizisten sichert den Bedeutung. An ihre Stelle träten und als Witz gebraucht, etwa wenn Eingang, und während die meitradierte Verhaltensweisen, die eijemand dunkle und helle Wäsche sten von ihnen unter dem Vorne enorm verbindliche Wirkung für die Waschmaschine trennt. dach stehen, bleiben die entfalteten. Unter anderem verAuch der grüne BezirksbürgerSchreihälse mit ihren Transpaweist er auf Fälle von Polygamie. meister von Kreuzberg, Franz renten im Regen. Ohne Polizei„Ich bin nicht bereit, diesen RückSchulz, unterstellt seinem Amtsschutz aber kann Heinz Buschschritt zu Fred Feuerstein mitzukollegen Buschkowsky infamer kowsky sein Buch „Neukölln machen“, betont er unter starkem Weise „Rassismus“. Die frühere ist überall“ in SchöneBeifall. Ausländerbeauftragte des berg nicht vorstellen. Zu Buschkowsky liest Abden Protesten hatte eine schnitte aus seinem Buch, Gruppe „Bashkowsky“ nennt die Zahl der Hartz-IVim Internet aufgerufen. Empfänger, der fehlenden Viel hat sie nicht auf Schulabschlüsse, auch Erfoldie Beine gestellt. Die ge und positive Initiativen Veranstaltung wird wie das Wirken muslimischer störungsfrei verStadtteilmütter. In Nord-Neulaufen. Doch auch kölln hätten 87 Prozent der im Saal sind mehGrundschüler Migrationshinrere LKA-Beamte tergrund. Klassen mit keinen auf der Hut. Der oder nur noch einigen wenigroße Saal der gen Schulkindern deutscher Urania mit 800 SitzHerkunft seien hier keine plätzen ist ausverSeltenheit, die Bildungsferne kauft. vieler Eltern fatal. Balci fragt, Gehetzt gegen ob man sich nicht letztlich Buschkowsky mit einer Entwicklung wie in hatten zuvor auch viele Zustimmung aus berufenem Munde: Die türkischstämmige Journalistin Güner Yasemin Balci präsentiert gemeinsam mit den französischen Banlieus Linksideolo- Heinz Buschkowsky in der Berliner Urania sein Buch „Neukölln ist überall“ Bild: Leh abfinden müsse? Buschkowsky wirkt einen Augenblick gen in den Medien. Alke Wierth, Redakteurin die beschriebenen Sachverhalte Berliner Senats, Barbara John schreibt und behauptet, so unter- ratlos, denn er weiß wohl, dass es für Bildung und Migration der niemals alle Einwanderer, alle (CDU), keilt ebenfalls gegen schreiben.“ Man müsse ihm dank- so kommen kann. Umso mehr plä„taz“, nannte Buschkowsky einen Muslime, alle Hartz-IV-Empfänger Buschkowsky aus. In einem Bei- bar sein, dass er die Wahrheit aus- diert er, dem besonders die ZuRassisten, einen Kleinbürger, Spie- und alle Jugendlichen meinen, ja, trag für den Berliner „Tagesspie- spreche. Auf der Bühne in der kunft der Kinder am Herzen liegt, gel“ behauptet sie pauschal, Urania zitiert sie zustimmend den für mehr Investitionen in Schulen ßer, Populisten, einen „kleinen meinen können.“ Die Deutschiranerin Naika Fo- Buschkowsky würde „Einwande- Kolumnisten des „Tagesspiegel“, und Bildung. Gefragt zum Titel seiMann mit großer Klappe“. Eifrig hat sie in seinem Buch nach Bele- routan darf im „Spiegel“ auf zwei rung madig machen“, er veranstal- Harald Martenstein: „Die Ras- nes Buches, verweist er auf ähnlifaktenfreier Polemik te „Katastrophengeschrei“, ja er sismus-Vorwürfe gegen Heinz che Entwicklungen in vielen deutgen für dessen angeblichen Ras- Seiten sismus gesucht. Gefunden hat sie Buschkowsky ebenfalls „Ras- schade seinem Bezirk. Ganz in der Buschkowsky und sein Buch kot- schen Städten. „Ich hätte“, sagt er, die Sätze: „Mit den Afrikanern ist sismus“ andichten. „Rassismus“ ist missgünstigen und tückischen Ma- zen mich an.“ Im Publikum ist „das Buch auch nennen können: noch mehr Brutalität, Drogen- und überhaupt der neue Lieblings- nier seiner linksideologischen auch die deutsch-türkische Sozial- ,Neukölln ist näher, als du denkst.“ Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) hat im Gespräch mit der Journalistin Güner Balci sein Buch „Neukölln ist überall“ in der ausverkauften Berliner Urania vorgestellt. PAZ-Autor Michael Leh hat die Buchpremiere besucht und schildert zudem die medialen Angriffe auf Buschkowsky.

Alkoholmissbrauch eingezogen. Türkische und arabische Männer sitzen in den Cafés. Afrikanische Männer sitzen zuhause, sehen fern, spielen, telefonieren und trinken. Afrikaner lassen sich noch schwerer in die Karten schauen als die anderen Ethnien.“ Solche Sätze, so die „taz“-Redakteurin, erfüllten „den Tatbestand der verallgemeinernden Abwertung aufgrund ethnischer Herkunft zweifellos“. Geflissentlich verschwiegen hat sie, was Buschkowsky schon in seinem Vorwort schrieb: „Um den zu erwartenden Aufgeregtheiten der organisierten Empörung vorzubeugen, müsste eigentlich auf jeder der folgenden Seiten der Hinweis steh e n , dass

kampfbegriff linker Ideologen. Mit ihm soll jede kritische Stimme bezüglich einer verfehlten Einwanderungspolitik und integrationsunwilliger Zuwanderer erstickt werden. In ihrem Furor übersehen

Gegner fordert sie Buschkowsky öffentlich auf, den Erlös seines Buches für „bewährte Integrationsprojekte“ zu spenden. Die türkischstämmige Journalistin Güner Balci jedoch, geboren und aufgewachsen in Neukölln, sie pflichtet Buschkowsky mutig bei. Wer sollte Neukölln besser kennen als sie? Auch als Sozialarbeiterin war sie dort tätig. Ihre Erfahrungen hat sie in dem Roman „Arabboy“ verarbeitet. Im Deutschlandradio sagte sie über Buschkowskys Buch: „Ich würde alles, was er dort be-

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MELDUNGEN

Witts Gloria soll auf den Index Berlin – Die Bundesregierung hat bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien die Indizierung eines Musikvideos des Hamburger Sängers Joachim Witt („Goldener Reiter“) beantragt. In dem Video zu seiner Single „Gloria“ sind bei einer Vergewaltigungsszene in einem dem Balkan ähnlichen Kriegsgebiet Soldaten zu sehen, die Bundeswehrabzeichen tragen. Ende der 90er Jahre stand im Kosovokrieg die Bundeswehr durch ihren Einsatz der Zivilbevölkerung zur Seite. Da die Soldaten in dem Video zudem mit Anklängen an den Irakkrieg – Soldaten nehmen Handyfotos von Opfern auf – verunglimpft werden, lässt es auf eine bewusste Skandalisierung schließen, mit der der CD-Verkauf angetrieben werden soll. Auf seiner FacebookSeite hat sich Witt, der früher beim Bundesgrenzschutz seinen Wehrdienst abgeleistet hatte, inzwischen entschuldigt. tws

Streit um Ursula von der Leyen Berlin – In der CDU entbrennt gerade eine Diskussion über die Erfolge und die Selbstdarstellung von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs wies darauf hin, dass er nicht verstehe, warum von der Leyens Ressort fast die Hälfte des Bundeshaushaltes ausmache, aber trotz sinkender Arbeitslosigkeit angeblich eine Reduzierung der Ausgaben nicht möglich sei. Auch kritisierte er grundsätzlich ihr schlechtes Personal- und Etatmanagement und merkte an, dass ihre von viel Medienwirbel begleiteten Vorschläge zu Zuschussrente, Mindestlöhnen, Frauenquote und Vermögensumverteilung nie zum Ziel führten. Daraufhin verteidigten gleich mehrere CDUPolitiker von der Leyen, denn sie belebe die Partei durch neue Ideen. Bel

Hoffen auf vergessliche Wähler

Mehr Europa als Lösung

»Finanzexperte« Steinbrück mitverantwortlich für Bankenkrise

Zwei EU-Parlamentarier geben Nationalstaaten Schuld an der Krise

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schnürt worden waren. Insgesamt sind unter der Verantwortung des Bundesfinanzministers Steinbrück Garantien und Zahlungen an die IKB von rund zehn Milliarden Euro, an die HRE über 100 Milliarden Euro und, die Commerzbank von 18,2 Milliarden Euro gegangen.

Als Minister ließ er Steuerzahler in die Bresche springen Auch Steinbrücks Amtszeit als Finanzminister und Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen von 1998 bis 2005 dürfte kaum als Beweis überragender Wirtschaftskompetenz taugen. Just in Steinbrücks Amtszeit als NRW-Finanzminister war es, als die Düsseldorfer WestLB von einer Provinzbank zur international agierenden „Zokkerbude“ mutierte. Steinbrück trug nicht nur die politische Verantwortung, sondern saß von 1998 bis Oktober 2002 auch im Verwaltungsrat der WestLB, im Präsidialausschuss und sogar in deren Kreditausschuss. Wenige Jahre genügten damals, damit sich unter angelsächsischen Investmentbanken die Redewendung „Stupid Germans in Duesseldorf“ als gängige Bezeich-

nung für deutsche Investoren etablierte, denen man problemlos jeden finanziellen Schund andrehen kann. Mit Milliarden Euro Steuergeldern „notbeatmet“, steht die WestLB mittlerweile vor der Abwicklung. Zum Verhängnis wurden der Bank jene Verbriefungspapiere aus den USA, für deren Zulassung in Deutschland sich Steinbrück und sein damaliger Adlatus Jörg Assmussen ins Zeug gelegt hatten. „Nachdrückliche Unterstützung“ wurde dem Verbriefungsmarkt sogar noch 2005 im Koalitionsvertrag zugesagt. Dem designierten Bundesfinanzminister Steinbrück war damals die Sprengkraft der neuen Finanzinstrumente ebensowenig bewusst wie die Notwendigkeit, für eine effektive Finanzmarktaufsicht zu sorgen. Stattdessen galt die Devise: Finanzaufsicht „mit Augenmaß“. Im Klartext war dies nichts anderes als eine Aufforderung zum Wegsehen. Kombiniert mit den neuen Finanzprodukten und deregulierten Finanzmärkten war damit eine hochbrisante Mischung angerührt. Obwohl die Ereignisse nur wenige Jahre her sind, ist nicht ausgeschlossen, dass die SPD sogar damit Erfolg haben könnte, den Wählern ausgerechnet Steinbrück als kompetenten Wirtschaftsexperten zu verkaufen. N. Hanert

em die Rede von Bundes- keit, die baldmöglichst eingeführt Deutschland und dann wäre tagspräsident Norbert werden müsse. Und um die illega- Deutschland ja nicht mehr releLammert zum le Einwanderung zu reduzieren, vant. Offen ließ der gebürtige Fran3. Oktober, in der er die Deutschen schlagen sie vor, Menschen aus zose allerdings, ob die 65 Millioals „deutsche Europäer“ bezeich- Nordafrika ein Visum für sechs nen Franzosen schon jetzt nicht nete, für einen nationalen Feiertag Monate auszustellen. Auch würden mehr relevant sind beziehungszu wenig national war, dem wäre die Deutschen bei einer Abschaf- weise ab welcher Einwohnerzahl er Relevanz bemisst und bei der am selben Tag in welche Folgen dies für Berlin durchgeführten kleinere Staaten wie DäBuchvorstellung von Danemark und Belgien hat. niel Cohn-Bendit und Und während die beiGuy Verhofstadt die Galle den EU-Parlamentarier hochgekommen. Denn in Cohn-Bendit und Verhofihrem neuen Buch forstadt in ihrem im Hanser dern der deutsch-franzöVerlag erschienen Buch sische Grünen-Politiker für die Vereinigten Staaund der ehemalige belgiten von Europa werben, sche Premier (1999– warnt ifo-Chef Hans-Wer2008) im Grunde nichts ner Sinn in seinem im anderes als die Abschafselben Verlag erschienen fung der Nationalstaaten. Buch „Die Target-Falle“ Natürlich gilt Derartiges davor, einen Bundesstaat aus ihrem Munde nicht auf den Folgen der Reaals verfassungsfeindlich, lität gewordenen Hafdenn Cohn-Bendit und Guy Verhofstadt (l.) und Daniel Cohn-Bendit tungsunion aufzubauen. Verhofstadt agieren, wie sie stets betonen, zum Wohle des fung der Nationalstaaten Geld spa- „Der Weg kann auch schon deshalb ren, zum Beispiel durch die Ein- nicht zu den Vereinigten Staaten Kontinents. In „Für Europa! Ein Manifest!“ führung einer europäischen Ar- von Europa führen, weil ein Großbezeichnen sie das angeblich vor mee, so Cohn-Bendit in einem teil Europas gar nicht mitmacht“, allem von Nationalisten und Popu- Interview zur Buchveröffentli- warnt der Ökonom und verweist listen verfochtene Konzept der chung. Überhaupt seien die Ver- darauf, dass Europa mehr Staaten „nationalen Identität“ als Falle, einigten Staaten von Europa im habe, als die 17 Euro-Länder. Sinn denn Identität sei nichts Fixes. Interesse der Deutschen, denn ist überzeugt, dass das Europa, das Immerhin gönnen sie den Bewoh- 2060 gebe es aufgrund der demo- die Politik gerade entwickelt, zu einern dieses Kontinents aber noch grafischen Entwicklung nur noch ner Spaltung des Kontinentes zu eine europäische Staatsangehörig- 60 Millionen Menschen in führen drohe. Rebecca Bellano

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Bild: M. Hitij/dapd

ehlendes Selbstbewusstsein dürfte es wohl kaum sein, was man dem Kanzlerkandidaten der SPD im kommenden Wahlkampf vorwerfen wird. Kaum zum Kandidaten gekürt, gibt Peer Steinbrück Vorschläge, wie künftig die „Banken an die Leine“ gelegt werden könnten. Doch so vernünftig Steinbrücks Vorschläge zum Ende der Staatshaftung für Banken auch klingen, sie sind das genaue Gegenteil seiner bisherigen Taten. Wenn der studierte Volkswirt bisher das Thema Haftung für Banken auf seinem Schreibtisch hatte, dann wurde es nicht für die Aktionäre und Vorstände gescheiterter Banken teuer, sondern für die Steuerzahler. Erst vier Jahre liegt es zurück, dass der Bundesfinanzminister Steinbrück die Pleitebank Hypo Real Estate im Jahr 2008 mit staatlichen Geldern und Bürgschaften über 100 Milliarden Euro ausgestattet hat. Nur wenige Tage zuvor hatte der erklärte SPD-Finanzexperte Steinbrück erklärt, ein Bankenrettungspaket sei „in Deutschland weder notwendig noch sinnvoll“. Nicht nur angesichts der darauffolgenden HRERettung ist die Äußerung skurril, sondern auch angesichts der Tatsache, dass 2007 unter Steinbrück für die IKB-Bank gleich zwei milliardenschwere Rettungspakete ge-

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AU S L A N D

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Todesangst in Aleppo

MELDUNGEN

In Serbien wird Nahrung knapp Belgrad – Serbiens Bürger sehen sich massiven Versorgungsengpässen bei Speiseölen und Zucker gegenüber. Landwirtschaftsexperten machen für die Engpässe Ernteschäden bei Zuckerrüben und Sonnenblumen verantwortlich, die durch länger anhaltende Dürrephasen in der serbischen Landwirtschaft entstanden sind. Ebenso könnten auch geplante Preisvorgaben der Regierung im Lebensmittelhandel eine Rolle spielen. Um die durch Inflation seit Jahren sinkende Kaufkraft der Bevölkerung zu stabilisieren, will die Regierung per Gesetz die Handelsmargen für Grundnahrungsmittel wie Milch, Zucker und Speiseöl auf zehn Prozent beschränken. N.H.

Angeheitert zum Gipfeltreffen Madrid – Wenn Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy ins Flugzeug steigt, geht es an Bord feuchtfröhlich zu. Nach Recherchen des spanischen Boulevardmagazins „Interviú“, das die Getränkerechnungen der spanischen Luftwaffe einsehen konnte, konsumieren Rajoy und seine Begleiter bei Flügen mit Regierungsmaschinen große Mengen Alkohol. So leerte er auf dem Rückflug von einem Europameisterschaftsspiel gemeinsam mit fünf Mitarbeitern zehn Flaschen Bier und sieben Flaschen Wein. Auf der Flugreise zum G20-Gipfel in Mexiko genehmigten sich Rajoy und seine Delegation 24 Flaschen Wein, vier Flaschen Whisky, drei Flaschen Rum, zwei Flaschen Gin und eine Flasche Wodka. Seit seinem Amtsantritt im Dezember vergangenen Jahres hat die Luftwaffe die Whisky-Bestellungen verdreifacht. Es heißt, Rajoy brauche den Alkohol, um seine Flugangst zu bekämpfen. Im Jahre 2005 hat er einen Hubschrauberabsturz unversehrt überstanden. J.H.

Christen in Syrien befürchten Genozid und verteidigen sich gegen Rebellen Zum ersten Mal im syrischen Bürgerkrieg haben sich Christen in Aleppo bewaffnet, um auf Seiten der Regierungstruppen ihre Wohnviertel zu verteidigen. Vor allem die Armenier fürchten einen zweiten Genozid nach 1915, weil die „Freie Syrische Armee“ von der Türkei aus operiert und von turkmenischen Truppen in Syrien unterstützt wird. In Aleppo leben 300 000 Christen, die verschiedenen Glaubensrichtungen angehören, das sind 25 Prozent der Einwohner der Stadt. Damit ist die Stadt die drittgrößte christliche Metropole des Nahen Ostens nach Beirut und Kairo. Historisch hatten die Christen in der Wirtschaftsmetropole Aleppo die Aufgabe, als Mittler im Handel der Stadt mit den europäischen Abnahmemärkten zu fungieren. Besonders für viele Armenier, die 1915 dem Massaker in der osmanischen Türkei entkommen konnten, war Aleppo vor 100 Jahren ein rettender Hafen. Heute leben noch 60 000 Armenier in Aleppo, viele sind in den 1950er Jahren mit einer Sondergenehmigung auch aus der Sowjetunion eingewandert. Als der syrische Bürgerkrieg Ende Juli nach der Ermordung des christlichen syrischen Verteidigungsministers Daud Radschha auch in das bis dahin verschonte Aleppo kam, trat der Konflikt in eine entscheidende Phase, was die Rebellen mit dem hochtrabenden Begriff „Mutter aller Schlachten“, der einst auch von Saddam Hussein gebraucht worden war, ausdrückten. Im Nahen Osten haben religiöse und nationale Minderheiten seit jeher die Tendenz, geschlossen zu siedeln, auf dem Lande, aber auch in geschlossenen Stadtvierteln. So auch in Aleppo, wo die von Kurden und Alawiten bewohnten Viertel im Norden der Stadt sich von der Regierung bewaffnen ließen und als erste zur Selbstverteidigung übergingen. Ihre Viertel sind deshalb weitgehend vom Bürgerkrieg verschont geblieben. Die Christen, die, weil sie zu

den ersten Bewohnern der Stadt gehören, in Aleppo eher im Zentrum zu finden sind, befinden sich so auch im Zentrum der Auseinandersetzungen. Nachdem die Rebellen von den sunnitischen Vierteln im Süden und Osten der Stadt

menischen Kirchen zu beschießen. Da die Rebellen es in Aleppo nicht geschafft haben, syrische Oppositionelle in genügender Zahl von ihrem Kampf zu überzeugen, wird ein großer Teil des Kampfes in Aleppo von ausländischen Dschi-

historischen Feinde der Armenier, hat viele Armenier zusätzlich motiviert, zu den Waffen zu greifen. Beunruhigt hat die Armenier vor allem, dass Ebu Mohammed Suleiman an der Spitze einer turkmenischen „Sultan Abdulhamid Han

Bisher vom Bürgerkrieg verschont geblieben: Christliche Kirche in Aleppo allmählich auch auf das Zentrum übergriffen, begannen christliche Pfadfindergruppen, die Kirchen zu bewachen. Aus diesen zunächst unbewaffneten Selbstschutzgruppen sind jetzt die ersten von der Regierung bewaffneten christlichen Selbstschutzmilizen geworden, die im Kampf um Aleppo eine immer wichtigere Rolle spielen, weil sie ortskundig sind. Solchen christlichen Milizen ist es in den letzten Wochen gelungen, die Rebellen aus den großen Christenvierteln Jdeideh und Aziziyeh zurückzudrängen beziehungsweise sie an einer Besetzung dieser Viertel zu hindern. Scharfschützen der „Freien Syrischen Armee“ hatten zuvor von den Dächern der Hochhäuser aus begonnen, Kirchenbesucher der maronitischen und ar-

hadisten geführt, darunter auch einige mit al-Kaida verbündete Gruppen. Dies hat zu einer Brutalisierung der Kämpfe auf beiden Seiten geführt. Gefangene werden

Bürgerkrieg in Syrien zunehmend konfessionalisiert kaum noch gemacht, willkürliche Massenerschießungen sind an der Tagesordnung. Die Meldung der armenischen Nachrichtenagentur „Armenpress“, dass sich unter den ausländischen Söldnern der „Freien Syrischen Armee“ besonders viele Azeris, Türken und Tschetschenen befänden, also die

Bild: Archiv

Brigade“ mit 400 Kämpfern auf Seiten der Rebellen in den Bürgerkrieg eingetreten ist und das Viertel Suleiman Halebi in Aleppo, das von Turkmenen bewohnt wird, unter seine Kontrolle gebracht hat. Die Turkmenen sind der verlängerte Arm Ankaras, die Forderungen der Türkei nach der Einrichtung einer Sicherheitszone entlang der türkisch-syrischen Grenze könnte genau zum Schutze dieser allerdings kleinen türkischen Volksgruppe innerhalb Syriens gedacht sein. Die Turkmenen fürchten vor allem, dass die Kurden der PKK entlang der türkischen Grenze in der Aleppo-Provinz einige Dörfer der Turkmenen besetzen könnten. Die Kurden, die anderswo in Syrien das Assad-Regime unterstützen, verhalten sich in Aleppo eher

neutral. Sie weigern sich, ihre von der syrischen Regierung ausgehändigten Waffen auf die Rebellen zu richten, und werden so von diesen vorerst noch verschont. Neben den christlichen Selbstschutzmilizen haben sich andere so genannte „Lijan Milizen“ (Volkskomiteemilizen) unter der drusischen, schiitischen, kurdischen und sunnitischen Bevölkerung gebildet, die das Assad-Regime unterstützen. In Aleppo hat sich auch eine starke sunnitische Miliz des al-Berri-Stammes den Regierungstruppen angeschlossen, weil einer der Stammesführer, Zayno alBerri, vor laufenden Kameras von Rebellen gefoltert und ermordet wurde. Die Bewaffnung der Minderheiten bedeutet eine weitere Eskalation des syrischen Bürgerkrieges. Mit der Bewaffnung der Christen verfolgt Baschar al-Assad die Taktik, den Konflikt weiter zu konfessionalisieren. Als Beschützer der Minderheiten, die in Syrien etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen, glaubt sich das Assad-Regime noch länger an der Macht halten zu können. Für die Christen könnte ihre Bewaffnung indes zu einem Dilemma führen, denn sie könnte den Verdacht der Muslime, dass alle Christen Spione des Westens seien, noch verstärken. Deshalb lehnen alle offiziellen kirchlichen Vertreter gleich welcher Konfession, allen voran der Papst bei seinem jüngsten Besuch im Libanon, eine aktive Teilnahme der Christen an diesem bewaffneten Konflikt ab. Der Papst hatte die Christen in Beirut ermahnt, „Elemente des Friedens und der Versöhnung“ zu werden. Genau 30 Jahre zuvor, am 14. September 1982, hatten christliche libanesische Milizen in Beirut 1000 Palästinenser in einer Racheaktion ermordet. Mit dem Schutz der Palästinenser hatte damals auch das Assad-Regime seine Intervention im Libanon gerechtfertigt. Heute herrschen in Syrien Verhältnisse, die schlimmer sind als der libanesische Bürgerkrieg. Bodo Bost

Erdogan spielt mit dem Feuer

Niederlage akzeptiert

Eskalation des Grenzkonflikts mit Syrien liegt im Interesse Ankaras

Saakaschwilis Wahl-Desaster könnte Putin milde stimmen

uchstäblich mit einem lauten Knall endete die Männerfreundschaft zwischen dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und Syriens Präsidenten Baschar al-Assad endgültig. Die Spannungen zwischen beiden Ländern spitzen sich gefährlich zu. Obwohl immer noch nicht klar ist, ob die syrische Armee oder die Rebellen das Feuer auf den türkischen Grenzort Akcakale eröffneten, redet Erdogan gegen die Mehrheit seiner Landsleute einen Krieg herbei. Während Assad kaum an einer Eskalation des Grenzkonflikts gelegen sein kann, da er genug damit zu tun hat, sich seiner Gegner im eigenen Land zu erwehren, könnte Erdogan davon profitieren. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien waren die Beziehungen zwischen beiden Staaten geradezu freundschaftlich. Erdogan und Assad verstanden sich bestens. Als selbst ernannte Führungs- und Ordnungsmacht im Nahen Osten ist der Türkei an Stabilität in der Region und guten Beziehungen zu den Nachbarstaaten gelegen. Nachdem abzusehen war, dass sich die „Arabellion“ in Syrien nicht auf mehr oder minder friedlichem Wege wiederholen lässt, war diese Politik gescheitert. Damit wurde Erdogan zum erbittertsten Widersacher seines einstigen Män-

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nerfreundes und unterstützte fortan offen dessen Gegner. Der Grenzkonflikt gibt ihm nun die Möglichkeit, die innere Angelegenheit Syriens durch deren Internationalisierung zu bereinigen. Seine Hoffnung, den Selbstverteidigungs- zum Bündnisfall auszuweiten, hat sich indes nicht erfüllt. Der Nato-Rat war auf seiner Sondersitzung nicht einmal bereit,

Bereinigung der Lage durch Internationalisierung die Frage einer Beistandspflicht gemäß Paragraf 5 des Nato-Vertrages überhaupt zu erörtern. Zwar hat das Bündnis ihm Unterstützung zugesagt, ohne weiter zu definieren, wie diese aussehen könnte, auf ein Eingreifen der Nato-Partner wie im Fall Libyen darf Erdogan aber zumindest derzeit nicht hoffen. Das eigene Parlament dagegen hat Erdogan Rückendeckung für eine Militärintervention im Nachbarland gegeben. Würde er davon Gebrauch machen, dürfte das zu Verärgerung bei den Verbündeten und im eigenen Land führen. Gleichwohl könnte es sich für Erdogan nicht zuletzt aus innenpolitischen Gründen lohnen, dieses Ri-

siko einzugehen. Dabei geht es um die Kurdenfrage, die Erdogan derzeit wieder einmal mit militärischer Gewalt zu lösen versucht. Das Assad-Regime unterstützt die kurdischen Kämpfer und beliefert sie mit Waffen. Eine Schwesterorganisation der türkischen PKK kontrolliert einen etwa 100 Kilometer langen Abschnitt entlang der Grenze. Mit Sorge blickt Ankara auf den Irak, wo ein selbstverwaltetes kurdisches Gebiet entstanden ist. Würde Syrien im Bürgerkrieg zerfallen, könnte auch hier eine autonome Kurdenregion entstehen. Würde diese sich mit dem kurdischen Nordirak zusammenschließen, wäre eine kurdische Konföderation unter Einschluss des Südostens der Türkei in greifbare Nähe gerückt. Für Ankara wäre das eine unerträgliche Entwicklung, die es mit allen Mitteln zu verhindern gilt. Mit einem Militärschlag gegen das Nachbarland und der Beseitigung Assads von außen könnte Erdogan nicht nur das Scheitern seiner Außenpolitik verhindern, sondern auch sein Kurdenproblem zumindest teilweise lösen. Es könnte aber auch anders kommen und die Internationalisierung des syrischen Bürgerkrieges die ganze Region entflammen. Erdogans Kriegsrhetorik bleibt also ein Spiel mit dem Feuer. Jan Heitmann

or einer Büste von Ronald Reagan stehend bekannte Michail Saakaschwili, seit neun Jahren Präsident Georgiens, am 3. Oktober eine herbe Niederlage. In den Parlamentswahlen vom 1. Oktober, den siebten seit der Unabhängigkeit von 1991, bekam seine „Nationale Einheitsbewegung“ nur 40 Prozent der Stimmen und 63 von 150 Sitzen. Sein Rivale Bidsina Iwanischwili kam mit seiner Sechs-Parteien-Koalition „Georgischer Traum“ auf 55 Prozent und 87 Sitze. Am 5. Oktober besprachen Sieger und Verlierer einen geordneten Machtwechsel. Der Tag der Wahl war ein Arbeitstag und dies hatte Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung, denn ein Viertel aller Wähler ist Gastarbeiter im Ausland. Dennoch verblüffte der Wahlausgang Medien, Demoskopen und die OSZE-Beobachter unter Tonino Picula, dem früheren kroatischen Außenminister. Wieso verlor Saakaschwili, der in der „Rosenrevolution“ 2003 die Kreml-Garde um Schewardnadse stürzte und als Demokrat, Reformer, Prowestler ein prosperierendes Georgien zu EU und Nato zu führen versprach? Wieso obsiegte Iwanischwili (*1956), der seine 6,4 Milliarden Dollar unter Jelzin „gemacht“ und unter Putin behalten hatte?

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Georgien bestätigte, dass Oppositionen keine Wahlen gewinnen, aber Regierungen sie verlieren. 2006 kappte Saakaschwili die Beziehungen zu Russland, das mit einem Handelsembargo reagierte, wovon 90 Prozent des georgischen Exports betroffen waren. 2008 griffen georgische Truppen die russische Exklave Südossetien an, worauf Russland dort und in der

Milliardär will nur kurz ins politische Geschäft einsteigen Exklave Abchasien militärisch eingriff und die Gebiete gegenüber UN und OSZE abriegelte. Die Nato, von Georgien in Afghanistan mit 1700 Soldaten unterstützt, schaute tatenlos zu, und so ist ein Fünftel Georgiens bis heute von Russland „okkupiert“. Steht Georgien vor dem Kollaps? Die Arbeitslosigkeit lag 2011 bei 15,1 Prozent und wächst weiter. Seine gesamten Auslandschulden betragen über elf Milliarden Dollar. Das Außenhandelsdefizit ist immens, 75 Prozent des Handels waren Importe. Devisenreserven fielen im Juni 2012 auf 2,8 Milliarden Dollar, 2013 muss Georgien für den Schuldendienst 458,4 Millionen

Dollar zahlen und fragt: Woher nehmen? Seit dem 15. Oktober 2010 gilt in Georgien eine neue Verfassung, die sein bisheriges Präsidialsystem in eine parlamentarische Regierungsform umformt. Das soll nach den Präsidentenwahlen im Oktober 2013 geschehen. Saakaschwili kann dann nicht mehr antreten, Iwanischwili noch nicht, da er nur einen französischen Pass besitzt. Den russischen gab er 2011 zurück, den georgischen nahm Saakaschwili ihm ab. Ohne Putins rotes Tuch Saakaschwili kann Moskau sich mäßigen, um die 2013/14 in der GUS fälligen Wahlen nicht zu gefährden. Da kann Iwanischwili hoch pokern, Georgien in die Nato zu führen und wieder zum US-Juniorpartner zu machen, nun mit Putins Erlaubnis. 2014 will Iwanischwili wieder aus der Politik ausscheiden, bis dahin Georgiens drängende Probleme lösen. Das rückständige Agrarland muss ökonomisch und sozial modernisiert werden, um wachsende Armut und agrarische Ineffizienz zu überwinden. Arbeitslosigkeit und Kriminalität müssen gemindert, die Mindestrenten auf (umgerechnet) 100 Dollar angehoben werden. Und nie soll Georgien ein „quasidiktatorisches Regime“ wie Weißrussland oder die Ukraine werden. Wolf Oschlies

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Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Weidmann gibt nicht auf

KURZ NOTIERT

Bundesbankchef bietet den Mächtigen in Sachen Euro-Rettung die Stirn – Geld soll nicht entwertet werden Der Chef der Deutschen Bundesbank war im Rat der Europäischen Zentralbank der einzige, der sich gegen die Käufe von Staatsanleihen aussprach. Da diese gegen seine Überzeugungen sind, will er sie nun auf anderem Wege verhindern. Letztlich waren es Angela Merkel und Wolfgang Schäuble höchstselbst, die Mario Draghi den Sieg über die Deutsche Bundesbank beschert haben. Der italienische Chef der Europäischen Zentralbank hatte die deutsche Kanzlerin und ihren Finanzminister auf seine Seite gezogen im Ringen mit Bundesbank-Chef Jens Weidmann. Nun hatte der Bundesbanker nicht einmal mehr seine eigene Regierung im Rücken. Die Sache jener bewunderten Institution, deren Name für die erfolgreichste Währung der jüngeren europäischen Geschichte, die Deutsche Mark, steht, schien verloren. Wer jedoch gedacht (gehofft?) hatte, dass der erst 44-jährige oberste deutsche Währungshüter nun klein beigeben würde, hatte sich getäuscht. Durch den Verrat aus Berlin fühlte sich Weidmann vielmehr davon befreit, weiter Rücksicht nehmen zu müssen auf die Belange einzelner Politiker, Parteien oder Regierungen. Von nun an konnte er sich allein der Aufgabe widmen, welche der Bundesbank seit Bestehen aufgegeben war: der Erhaltung der Geldwertstabilität, also dem Kampf gegen die Inflation als Folge einer Politik des lockeren Geldes. Konkret geht es darum, dass Draghi Schulden klammer EuroStaaten aufkaufen will. Er will so dafür sorgen, dass die Länder sich Geld zu niedrigeren Zinssätzen leihen können. Dagegen läuft die Bundesbank Sturm, aus zwei Gründen. Erstens werde dadurch der Reformdruck von den Ländern genommen. Zweitens wäre dies Staatsfinanzierung durch die Notenpresse. Die Bundesbank verweist auf zahllose historische Beispiele (nicht zuletzt aus Italien), wo diese (für die Regierungen) äußerst bequeme Art der Geldbeschaffung zu Inflation geführt habe. Das Geld der Bürger wurde entwertet, damit

die Politik großzügiger wirtschaften konnte. Per Vertrag ist der EZB eine solche „Staatsfinanzierung mit der Notenpresse“ tatsächlich verboten. Doch Draghi wehrt sich mit einem Trick: Da er das Geld nicht direkt an die Staaten gebe, sondern „nur“ Schuldtitel aufkaufe, die sich bereits in den Händen von Investoren (wie etwa Banken und Versicherungen) befänden, bekäme der Staat ja gar nichts. Also sei das auch keine Staatsfinanzierung durch die Notenbank. Ein durchschaubares Manöver: Draghi unterschlägt dabei, dass solche Aufkäufe sehr wohl das Zinsniveau drücken, womit auch die betreffenden Staaten finanziell profitieren, weil sie sich billiger neu verschulden können. Dennoch beharrt die EZB darauf, dass sie nicht zur Bedienung der Politik, sondern allein zur Erhaltung der

Euro-Stabilität Staatsanleihen kaufe. Die Bundesbank will das durchschaubare Spiel verhindern. Dabei kommt ihr zu Hilfe, dass sich die EZB auch ganz offensichtlich in

Auch die deutsche Politik ist gegen Weidmann Widersprüche verstrickt. Um den Rückfall in den Schlendrian zu verhindern, fordert Draghi von den Krisenländern nämlich, dass sie zunächst einen Antrag auf Hilfskredite vom Rettungsschirm ESM stellen sollen. Dafür müssten sie Auflagen erfüllen, also sparen und ihre Länder reformieren. Auf diese Weise will Draghi verhindern, dass sich die klammen Länder –

mit EZB-Hilfe aus der Patsche gekommen – gleich wieder in den Schlendrian sinken lassen. Hier jedoch beißt sich die Argumentation der EZB in den Schwanz: Denn wenn das Wohlverhalten der Regierungen von Spanien oder Italien darüber entscheidet, ob die EZB aktiv wird, dann geht es offensichtlich um die Finanzierung dieser Staaten, und eben nicht um Geldwertstabilität im gesamten Euro-Raum. So jedenfalls sieht es Jens Weidmann, dessen Bundesbank die Anleihekäufe daher gerichtlich stoppen lassen will. Dafür aber müsste zunächst das Bundesverfassungsgericht über die Klagen gegen den ESM entscheiden. Am 12. September hatten die Richter ein „vorläufiges“ Urteil gefällt. Bislang ist unklar, wann das endgültige Urteil ergeht. Zunächst war von Dezember die

Avanciert zum Helden der Sparer: Weidmann (l.) gegen EZB-Chef Draghi

Bilder (2): T. Lohnes/dapd

Rede. Anfang Oktober jedoch deutete Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, an, dass es länger dauern könne. Lehnt Karlsruhe den ESM ab, wäre logischerweise auch Draghis Anleihe-Kaufprogramm hinfällig, hat er selbst es doch an den ESM gekoppelt. Darüber aber müsste dann der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheiden. Skeptiker fürchten nun, dass das Verfahren in Karlsruhe und beim EuGH so lange hingezogen wird, bis es sich von selbst erledigt habe, weil alle ESM-Gelder ausgereicht und Billionen an Staatsanleihen von Krisenländern von der EZB gekauft wären. Dafür benötigten die Chefs von EZB und ESM bloß zwei Jahre, schätzt Peter Boehringer von der „Deutschen Edelmetallgesellschaft“. Wie bange Jens Weidmann tatsächlich um die Stabilität des Euro ist, enthüllte er erst dieser Tage: Offen pries der Bundesbankchef die Funktion von Gold als „zeitlosen Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel“. Ein unerhörter Tabubruch, denn: Seit der Aufhebung des Goldstandards 1971 gilt Gold als Konkurrent zum Notenbankgeld. Seit jenen Tagen sind alle Notenbanker bemüht, die Bedeutung des Edelmetalls herunterzureden und stattdessen die Werthaltigkeit des Papiergelds hervorzuheben, das schließlich ihr „Produkt“ ist. Dass ein hochrangiger Notenbanker Gold so lobend hervorhebt, ist daher eine absolute Neuigkeit. Sie fügt sich nahtlos in Weidmanns abfälliges Zitat, der Euro sei im Grunde nur „bedruckte Baumwolle“. Finanzminister Schäuble hatte den Bundesbankchef nach dem „Baumwolle“-Ausspruch gemahnt, seine Wortwahl zu zügeln. Die jüngsten Äußerungen zu Gold geben jedoch den Anschein, dass Weidmann nicht mehr daran denkt, sich zurückzuhalten. Zu groß sind seine Sorgen um den Geldwert, zu riskant scheint ihm, was Draghi, Merkel und Schäuble mit dem Geld der Bürger anstellen. Hans Heckel

Bürokratie verhindert Innovationen: Über 90 Prozent der deutschen Unternehmen sehen die behördliche Bürokratie als größtes Hemmnis für Innovationen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Compamedia. Hinsichtlich des generellen Innovationsklimas in Deutschland ist die Meinung der befragten Unternehmen dagegen uneinheitlich. Jeweils 30 Prozent bewerten das Klima als einwandfrei beziehungsweise fühlen sich stark behindert, während 40 Prozent leichte Hemmnisse durch eine allgemeine Technologieskepsis sehen. J.H. Tiefrote Zahlen bei der Telekom: Der aktuelle Milliardenverlust der Deutschen Telekom hat Analysten dazu veranlasst, die Unternehmensverluste der letzten Jahre zu addieren. So sollen seit 2001 16 Milliarden Euro Verlust gemacht worden sein, 4,5 Milliarden Euro davon werden für dieses Jahr angenommen, da die Telekom ihre US-Tochter T-Mobile abschreiben muss, was mit rund sieben bis acht Milliarden Euro zu Buche schlagen dürfte. Ohne diese Abschreibung wäre ein Gewinn von 2,6 Milliarden Euro möglich gewesen. Bel Licht am Horizont? Ausgerechnet die wachsenden Exporte in die ehemalige portugiesische Kolonie Angola und die sinkenden Importe sorgen dafür, dass Portugals Handelsbilanz keine massiven Defizite mehr ausweist. Experten gehen davon aus, dass das krisengeplagte Land sogar bessere Perspektiven aufweist als Spanien. Bel Schwere Entscheidung: Italiens Ministerpräsident Mario Monti musste sich dieser Tage zwischen Gesundheit der Bürger und über 12 000 Arbeitsplätzen entscheiden. Zahlreiche Berichte belegen eine erhöhte Zahl von Tumoren und Atemwegserkrankungen in der süditalienischen Stadt Taranto, wofür das Stahlwerk des Herstellers Ilva verantwortlich gemacht wird. Die von Behörden angeordnete Schließung des Werkes würde die strukturschwache Region weiter ökonomisch schwächen. Bel

Banken sollen Staat retten

Polen in Katerstimmung

Madrid plant offenbar, Rettungspaket für Finanzsektor zu missbrauchen

Fußball-EM und Euro-Krise werfen dunkle Schatten

eim Versuch der spanischen Regierung, einen offiziellen Antrag für Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm ESM aufzuschieben, kennt die Regierung keine Tabus mehr: Vom Griff in die Rentenkasse über die geplante Staatsfinanzierung mit Geldern, die Europa eigentlich zur Bankenrettung zur Verfügung gestellt hat, bis hin zur Haushaltsplanung mit Phantasiedaten reicht mittlerweile die Palette. Offiziell wird etwa immer noch am Ziel festgehalten, das Defizit im Staatshaushalt 2013 auf 4,5 Prozent der Wirtschaftsleistung zu begrenzen. Basis der Kalkulation ist die Prognose der Regierung, dass 2013 die spanische Wirtschaft nur um 0,5 Prozent schrumpfen wird. Zumindest Fachleute wollen sich allerdings dem Regierungsoptimismus kaum noch anschließen. Prognosen gehen gar von minus 3,2 Prozent aus. Da bereits die aktuelle Budgetplanung immer mehr aus dem Ruder läuft, ist es kaum verwunderlich, dass nun ein Klassiker staatlicher Insolvenzverschleppung in den Blick der Regierung Rajoy geraten ist: der Griff in die Rentenkasse. Öffentlich gemacht wurden Pläne, drei Milliarden Euro statt aus dem Staatshaushalt

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aus der Reservekasse der Rentenversicherung zu nehmen, um eine einprozentige Erhöhung der Renten im kommenden Jahr zu finanzieren. Der Trick ermöglichst Madrid, weiter an einer Regelung festzuhalten, die für deutsche Rentenempfänger geradezu paradiesisch anmutet: Spaniens Rentner erhalten bisher eine automati-

Auch Schäuble gegen spanisches Hilfsgesuch an ESM sche Erhöhung ihrer Renten zum Inflationsausgleich. Hauptziel der aktuellen Bilanzkosmetik der Regierung dürfte es sein, bis zu den Regionalwahlen am 21. Oktober in Galicien und im Baskenland Hiobsbotschaften wie Rentenkürzungen oder einen Antrag beim Euro-Rettungsfonds ESM zu vermeiden. In den Blick der Regierung ist bei diesem Vorhaben inzwischen selbst das Bankenrettungspaket von 100 Milliarden Euro geraten, das Spanien von den europäischen Partner bereits vor einigen Monaten zugesichert wurde. Momentan bräuch-

ten die Banken nur 60 Milliarden Euro, die übrigen 40 Milliarden Euro könnten die Banken dazu verwendet, spanische Staatsanleihen zu kaufen. Das Bankenrettungspaket würde damit zu einem erheblichen Teil umgewandelt zu einem Rettungspaket für den spanischen Staat – ohne lästige Auflagen der Geldgeber. De facto würde sich Madrid damit trickreich selbst ein Rettungspaket zusammenbasteln. Was auf den ersten Blick wie eine Brüskierung der übrigen Euro-Partner aussieht, könnte womöglich einen gewichtigen Unterstützer haben. In einigen europäischen Hauptstädten wird kolportiert, dass Spanien es dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble zu verdanken habe, dass Madrid ein Volumen von 100 Milliarden Euro für die Bankenrettung zugesichert wurde. Vermutet wird weiterhin, dass über einen offiziellen Hilfsantrag Spaniens im Bundestag erst in einem Paket mit Rettungsmilliarden für die EU-Sorgenkinder Slowenien und Zypern sowie nochmals Griechenland abgestimmt werden soll, um so mehrere einzelne Abstimmungen im Bundestag zu vermeiden. N.H.

agere Jahre stehen Polen bevor, so lautet die Prognose, die von fünf Wirtschaftsexperten in der „Gazeta Wyborcza“ abgegeben wurde. Bereits bis zum Jahresende könnte dem Land ein Anstieg der Arbeitslosigkeit auf bis zu 14 Prozent bevorstehen, so die Befürchtung. Schon jetzt durchzieht eine Pleitewelle vor allem die Baubranche Polens, in der mittlerweile der Verlust von 150 000 Arbeitsplätzen droht. Es ist ausgerechnet die Fußball-Europameisterschaft, die als Resultat Pleiten statt Gewinne mit sich gebracht hat. Die Zuschläge für die öffentlichen Aufträge wurden nur an die billigsten Anbieter erteilt. Um zum Zuge zu kommen, waren die Kalkulationen der Firmen so eng, dass am Ende Sub-Unternehmer auf ihren Rechnungen sitzen geblieben sind. Die Folge sind nun hunderte Insolvenzen und Banken, die um ihre Kredite bangen. Zu spüren bekommen haben die Furcht der Banken bereits private Kreditnehmer, die sich vor Jahren auf Darlehen in Euro oder Schweizer Franken eingelassen haben. Die einst günstigen Kreditbedingungen haben sich inzwischen für viele Polen zu einem

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Albtraum entwickelt. Währungsschwankungen haben die Zahlung der Kreditraten verteuert, nun versuchen die Banken drohende Verluste bei den Fremdwährungskrediten zu begrenzen. Dieser Versuch scheint allerdings die Lage auf dem Immobilienmarkt erst recht eskalieren zu lassen. Immer mehr Bankkunden erhalten seit

Wie sieht es mit EU-Transferzahlungen nach 2013 aus? einigen Monaten die Aufforderung, den Wert ihrer per Kredit finanzierten Immobilien neu schätzen zu lassen. Die dahinterstehende Befürchtung der Banken: Den Krediten in Euro oder Franken stehen nur noch Immobilien gegenüber, die inzwischen an Wert verloren haben. Wird die Neutaxierung der Immobilien verweigert, dann kommt die Forderung, eine teure Zusatzversicherung abzuschließen, um so die Risiken abzusichern. Verweigern die Kunden ihre Unterschrift, dann stellen die Banken die Kredite sofort fällig. Das Vorhaben

könnte so leicht zum Auslöser für eine Verkaufswelle bei Immobilien werden. Allerdings ist es nicht nur die Bau- und Immobilienbranche, über die nun dunkle Wolken zusammen ziehen. Polnische Wirtschaftsexperten fürchten, dass die Krise der Euro-Zone samt Sparmaßnahmen auch Auswirkungen bis nach Polen haben wird. Wegbrechen könnten etwa die Exporte in die übrige EU, die eine wichtige Säule des Wirtschaftswachstums der letzten Jahre waren. Ebenso ausbleiben könnten ausländische Investitionen in Polen. Bei einer Zuspitzung der Euro-Krise ist nicht einmal sicher, ob die Triebkraft des polnischen Wirtschaftswunders nicht spürbar nachlassen wird: der Strom von EU-Geldern nach Polen. Noch vor Griechenland und Ungarn ist Polen mit weitem Abstand größter Profiteur von EU-Transferzahlungen. Für den Zeitraum von 2007 bis 2013 sind Polen 67,3 Milliarden Euro von Brüssel fest zugesagt. Selbst die polnische Ministerin für Regionalentwicklung, Elzbieta Bienkowska, führt die Hälfte des Wirtschaftswachstums der letzten Jahre auf den Fluss von EU-Geldern zurück. N. Hanert

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FORUM

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Nein danke!

Idee und Wirklichkeit

Von Hans-Jürgen Mahlitz

Von Manuel Ruoff

ie Grünen können es einfach nicht verwinden, dass ihnen durch Angela Merkels Atomausstieg ihr Lieblingsthema abhanden gekommen ist. Angesichts wichtiger Wahlen im Jahre 2013 greifen sie nach jedem Strohhalm, der noch einen Rest von Atomangst und „Nein danke!“ hergibt. So torpedierten sie gemeinsam mit der SPD jetzt die Bemühungen, endlich einen Standort für ein atomares Endlager zu finden. Zur Erinnerung: Es waren die selben Grünen, die jahrzehntelang die Erkundung und Erschließung des Salzbergwerks Gorleben mit aller Gewalt ver-

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hindert haben und zugleich scheinheilig forderten, die deutschen Kernkraftwerke abzuschalten, da man ja nicht wisse, wohin mit deren strahlenden Abfällen. Nun werden zwar – ohne Zutun der Grünen – die deutschen Kernkraftwerke tatsächlich abgeschaltet. Weiterhin nicht abgeschaltet aber wird das politische Geschäft mit der Angst, dem die Grünen ihren Aufstieg in der Parteienlandschaft verdanken. Um so trauriger, dass inzwischen auch die einstige Atombejubelungs-Partei SPD und sogar Teile der Union auf diesen Zug aufgesprungen sind.

Zwangsbeglückung

eim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit verwies der Festredner Bundespräsident Norbert Lammert auf ein Zitat des deutschen Regisseurs Wim Wenders: „Aus der europäischen Idee ist die Verwaltung geworden, und jetzt denken die Menschen, dass die Verwaltung die Idee ist.“ Ein analoges Phänomen gab es schon vor zwei Jahrhunderten. Aus der Französischen Revolution war die napoleonische Unterdrückung geworden und nun dachten die Deutschen – und nicht nur sie –, dass die napoleonische Unterdrückung die Errungenschaft der Französischen Revolution sei. Von Friedrich Meinecke stammt die Erkenntnis, dass die Deutschen durch die Erfahrung der napoleonischen Besatzungszeit von „Weltbürgern“ zu

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„Nationalisten“ geworden seien. Erfahrung machen mussten, dass Meinecke bietet damit eine ent- aus den Werten des Westens der scheidende Erklärung für den in Imperialismus wurde. Da darf der Bundesrepublik so gerne be- man sich nicht wundern, wenn klagten „deutschen Sonderweg“, nicht nur Moslems, sondern auch Russen und Chiwobei ebenso nesen der interselbstverständVergangenheit und ventionistischen lich wie stillder „westschweigend imGegenwart mahnen Politik lichen Wertegepliziert wird, meinschaft“, die dass der Weg an für die Zukunft sich früher „freie der Seite der Welt“ nannte und Westmächte der nun unter der Bezeichnung normale sei. Analoge Phänomene sind auch „internationale Gemeinschaft“ daaußerhalb Europas zu finden. her kommt, skeptisch bis ablehNicht immer ohne Arroganz wird nend gegenüberstehen. So viel zu Vergangenheit und bei uns in Politik und Medien beklagt, dass es der nicht-westlichen Gegenwart. Kaum abzuschätzen Welt an Begeisterung für die west- wären die Folgen, wenn die Deutlichen Werte mangele. Dabei wird schen aufgrund der Fortsetzung bewusst oder unbewusst ausge- der gegenwärtigen „Euro-Rettung“ blendet, dass viele Völker – nicht die Erfahrung machen müssten, zuletzt der islamischen Welt – die dass aus der europäische Idee

nicht nur die zwar lästige, aber vergleichsweise harmlose Verwaltung geworden ist, sondern auch eine Geldentwertung in der Tradition von 1923 und 1948. Wenn die Deutschen mit der europäischen Währungsgemeinschaft ähnliche Erfahrungen machen würden wie ihre Vorfahren mit Napoleon und die islamische Welt mit dem Imperialismus der Westmächte, dann könnte sich wiederholen, was Friedrich Meinecke für die napoleonische Zeit festgestellt hat: dass in Deutschland aus „Weltbürgern“ „Nationalisten“ werden. Und niemand soll sich dann wundern, wenn in dem Falle den Deutschen die Alternative eines „deutschen Sonderweges“ attraktiver erschiene als eine Fortsetzung der Westbindung, als die Weiterverfolgung der europäischen Idee.

Von Rebecca Bellano fo-Chef Hans-Werner Sinn bringt den Unterschied zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa in seinem Buch „Die Target-Falle“ auf den Punkt: Während die USA ein Schmelztiegel seien, sei Europa ein über lange Zeiträume historisch gewachsenes Mosaik aus unterschiedlichen Völkern und Kulturen. Doch dies scheint viele Politiker zu stören. Sie wollen alles in einem Einheits-Europa verrühren. Wer gegen die Vision der „Vereinigten Staaten von Europa“ ist, wird als Nationalist abgetan. Dass im Grunde Männer wie Daniel Cohn-Bendit und Guy Verhofstadt mit ihrer Gleichmacherei in Form einer europäischen Staatsbürgerschaft den Menschen ihre Identität, ihre Nationalität und ihre „Rasse“ rauben wollen, ist hingegen salonfähig. Man kann nur hoffen, dass in nächster Zeit endlich echte Eu-

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ach dem Willen des Bundesrats soll künftig in den Führungsetagen von Unternehmen ein fester Anteil Frauen sitzen. Die Befürworter einer gesetzlich festgelegten Frauenquote sprechen von Gleichberechtigung, die den Frauen bei der Besetzung von Spitzenpositionen bislang verwehrt werde. Gleichberechtigung wird heute allerdings allzu gern mit Gleichstellung bezeichnet, die einer Gleichschaltung im Sinne der Herrschenden Tür und Tor öffnet. Der ganze Unsinn dieses Gedankens chisch und im eigentlichen Sinne ist sie kommt besonders in der Geschlechter- damit völlig überfordert, denn sie lebt ja gleichschaltung („gender mainstreaming“) nach einem anderen „Programm“. Liebe zum Ausdruck, die nicht etwa eine Ge- gibt sie ja nur oder überwiegend in ihren schlechtergleichberechtigung zur Folge Beruf, dem Mann eventuell noch Sex, aber hat, sondern die einer Geschlechterzerstö- der ist dann wenig mehr als ein Spaß, der keine partnerschaftlichen Funktionen rung gleichkommt. Auch der in diesem Zusammenhang zu mehr hat. Mann, Kinder und damit Faminennende Feminismus als Ideologie von lie bleiben auf der Strecke. Wie wird nun das Ziel sozialer Entmander Führungsrolle der Frau erfüllt keine sinnvolle Funktion innerhalb unseres nung und familiärer Zerstörung erreicht? Staatswesens. Er ist fehl am Platze, denn Mit Niedrigentlohnung zum Beispiel. er hat die Frau ihrer vordringlichen Rolle Lohndumping bei Männern führt zum beraubt. Ebenso wie den Mann, der die Zwang der Mitarbeit der Ehefrau, LohnFamilie schützte, ernährte und ihr in be- dumping bei dieser wiederum zur Verstimmten organisatorischen Aufgaben zur schuldung und der Abhängigkeit von Seite stand. Das alles soll nun beseitigt Geldverleihern (Papiergeldversprechern), weil das Geld beider werden. Der Daseinsnun doch nicht für die zweck des Mannes ist Wer das Männliche Familie reicht. völlig in Frage geDasselbe Symptom stellt. Indem man den zerstört, zerstört letztlich finden wir beim Staat, Mann seiner typidenn das falsche Denschen männlichen auch das Volk ken hat überall seine Aufgaben beraubt, Entsprechung. Dort entmannt man ihn sozial und im weiteren Zuge dann auch herrscht auf Grund weichlich-weiblicher wirtschaftlich und politisch. Die biolo- Machtstrukturen – auch wenn diese von gisch-psychischen Konsequenzen bleiben Noch-Männern ausgeübt wird, ebenfalls nicht aus. Entmannte Männer suchen in der Hang zum Verkonsumieren und GeÜbertreibungen, im Alkohol und in der nießen des Lebens und des dabei irrational ablaufenden Schuldenmachens. Die Zerstörungswut ihr seelisches Ventil. Gleichzeitig damit wird auch die Frau Bank wird sozusagen zur Übermutter der entweiblicht, sie sucht in Männertätigkei- Gesellschaft. Das führt zu dem bekannten ten ihre Zuflucht (Karrierefrauen) und Privatisierungswahn, der auf dem Vertraukann auch für ihre Kinder nicht länger die en in Bankkredite lebt und der den (einstMutter sein. Biologisch zwar, aber psy- mals) männlich und nach männlichen

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Liebe zur Idee macht oft blind für die Wirklichkeit: „Ich will gerne gestehen, dass mir in meinem Leben nichts Höheres und Erfreulicheres begegnen konnte, als vor dem französischen Kaiser und zwar auf eine solche Weise zu stehen“, schrieb der von Napoelon begeisterte Goethe 1808, obwohl der Franzose statt Frieden und Freiheit Krieg über Europa brachte

ropäer gegen derartige Pläne aufbegehren. Europa ist ein Kontinent der Vaterländer, deren Aufgabe es ist, den in ihnen lebenden Nationen, aber auch Minderheiten entgegenzukommen. Das ist jetzt schon kompliziert genug. Gerade Verhofstadt müsste als Belgier doch wissen, dass ein Flame in erster Linie Flame ist, ein Wallone in erster Linie Wallone und dann vielleicht noch Belgier. Diesen Menschen jetzt ihre Herkunft zu nehmen und sie alle hauptsächlich zu Europäern zu machen, ist ohne Zwang nicht realisierbar und auch nicht wünschenswert. Interessant ist allerdings, dass genau jene Politiker, die Deutsche zu Nur-Europäern machen wollen, kein Problem damit haben, dass in Deutschland lebende Türken Türken und nicht Deutsche geschweige denn Europäer sein wollen.

Gastbeitrag

Bild: pa

Sogenannte Demokratisierung, internetgesteuerte „Revolutionen“ und die angeblich notwendige „Globalisierung“ zur Erreichung optimaler Profitergebnisse des kapitalistischen Zinssystems sind die Instrumente der Machterhaltung geworden, für die jeder Preis gezahlt wird. Begleitendes Instrumentarium sind die Massenmedien, deren ausgesuchte und aussortierte Inhalte den Völkern das vorgeben, LRICH ACKSTEDT was zur Machterhaltung der bestehenden Systeme nützlich erscheint. Prinzipien geführten Staat immer weiter Prinzipien folgend, bräuchten wir weder Alles andere wird als Störwissen ausgeschwächt – „Verschlankung“ nennt man Kapitalismus noch Sozialismus oder Femi- blendet. Der zunehmende Verlust der Ethik, die das. Der von den führenden Machtgrup- nismus, auch ein neuer Maskulinismus, pen geplante Weltstaat – dies wird immer wie er sich beim Extrem-Bodybuilding Nichtbeachtung der Zehn Gebote, die sich als „Verschwörungstheorie“ abgetan, ob- und bei militärischer Gewalt zeigt, ist in der Beliebigkeit von Lebensstilen und wohl es erwiesen ist – führt schließlich in überflüssig. Weiteres Fazit: Die gesamte Zi- Verhaltensweisen zeigen, werden nun mit dem neuen Begriff der die völlige Abhängigkeit der Geldverlei- vilisation (Verbürger„Menschenrechte“ geher, die sich ja schon vorher durch das ir- lichung der LebensDer Verlust der Ethik tarnt, deren Definition rationale, im Grunde verbrecherische weise) hat im Grunde neuen linken Zinssystem zu ihrer jetzigen Macht ent- versagt. Der Geist der getarnt durch den Begriff aus philosophischen wickeln konnten. Man kann eben nicht Aufklärung ist in eimit Geld Geld verdienen. Dies ist eine fun- nem Ungeist des Mader »Menschenrechte« Ideenküchen und Denkfabriken – die damentale Täuschung der sogenannten terialismus zu Ende Frankfurter Schule Kreditnehmer. Hinter jedem Geldbetrag gegangen. Kultur, das muss zwingend die Arbeitskraft des Indi- also, was man pflegt, hat seinen Sinn ver- lässt grüßen – der um ihr Leben kämpfenviduums stehen, sonst ist es kein Geld, loren, denn inzwischen werden mehr und den Machtelite stammt. Sozialismus im Mäntelchen des Weltkapitals. sondern eine wertlose papierne Verspre- mehr kulturzerstörerische Dinge gepflegt. Nicht mehr Weltrevolution per KommuDas schon vor Jahrhunderten zweckentchung, für die erst noch gearbeitet werden fremdete und auf den Kopf gestellte Chri- nismus, sondern Weltumerziehung per muss. Fazit: Wer das Männliche zerstört, zer- stentum war mit der Maxime erfolgreich Medieninformation heißt die Devise. stört letztlich auch das Volk, damit auch „Gott erlaubt alles, wenn ich nur um Ver- Links gilt also weiterhin als chique und die Familie, ebenso die Frau, und führt gebung bitte“, nur ein billiger Trick zur förderungswürdig und wird chimärenhaft durch das egoistische Konsumentenver- Machterhaltung der institutionalisierten mit einer immanenten Friedens- und halten die gesamte Existenz auf diesem Glaubensmacht „Kirche“, für die bei der Wohlstandsversprechung gleichgesetzt. Planeten in Dauerkonflikte und damit in Missionierung von Naturvölkern und bei Zurück zu einem neuen, umgefärbten den Abgrund. Da nützen auch Gesetze der Bestrafung Andersdenkender (Inquisi- Kommunismus? Wir drehen uns im Kreis, nichts mehr. Das feministische Programm tion) Millionen ihr Leben ließen. Zusätz- und das Volk macht auch noch mit. sowie auch die einseitige Intellektualisie- lich wurde mit Angst vor der Hölle Geld rung der Menschheit bei fortschreitendem verdient. Per Ablass kaufte man sich da- Ulrich F. Sackstedt, geboren 1946, stuVerlust der natürlichen Emotionen war von frei, heute sind es die Spenden und dierte Pädagogik und Naturwissenschafein Fehlprogramm. Was eigentlich hätte die Wohltätigkeit derer, die ein schlechtes ten. Seit 1990 ist er als Sachbuchautor tälaufen müssen, wäre Demut vor den Na- Gewissen haben. Und man bedient sich tig. Seine Interessensgebiete sind Politik turgesetzen, bescheidene Lebensführung, eines neuen Angstmechanismus, der und Wirtschaft, alternative Finanzsysteechte Religiosität und Gemeinschaftsden- Angst vor der „Klimakatastrophe“. Ein me, deutsche Geschichte, naturgemäße ken. Dies alles war bei den sogenannten neuer Ablasshandel ist in Gang gekom- Medizin, Umweltschutz, Dritte-Welt-Län„Wilden“ noch selbstverständlich. Diesen men. der und neue Energietechnologien.

Von der Gleichberechtigung zur globalen Gleichschaltung Von U

F. S

K U LT U R

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Das Troja des Balkans

MELDUNGEN

Pfiffige Ideen helfen, um Ausgrabungen in der von einem Erdbeben zerstörten Stadt Stobi zu finanzieren Für Archäologen ist Makedonien eine einzige Fundgrube. Über 4500 Ausgrabungsstellen gibt es in der kleinen Balkanregion, die sich über drei Staaten – Griechenland, Mazedonien und Bulgarien – erstreckt. Dass es in der Bibel häufiger erwähnt wird als Griechenland, zeugt von seiner früheren Bedeutung. Von hier ging um 50 n. Chr. der Apostel Paulus auf europäische Missionstour. Und hier haben nicht nur die Römer, sondern auch Erdbeben gewütet. Ein solches verwüstete die Stadt Stobi vor gut 1500 Jahren. Die Römer haben in Stobi, das ab dem späten fünften nachchristlichen Jahrhundert Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia secunda war, deutliche Spuren hinterlassen. Denn dank seiner Lage war es zum strategischen und kommerziellen Zentrum für den Salzhandel prädestiniert. Östlich der heutigen mazedonischen Hauptstadt Skopje am Zusammenfluss zweier Flüsse gelegen, war es mit Donau und Ägäis verbunden und war auch wegen der Überlandstraße Via Egnatia eine Stadt, wie sie sich der sparsame Kaiser Vespasian nur wünschen konnte, der sie 69 n. Chr. zum „Municipium“ beförderte, zur freien Stadt. Stobis Geschichte setzte im dritten vorchristlichen Jahrhundert ein und stand zumeist unter einem glücklichen Stern. In frühchristlicher Zeit war Stobi Sitz des Bischofs Budios, der 325 am Konzil von Nicäa teilnahm. Das Erdbeben von 581 ließ diese bewundernswerte Entwicklung abreißen. Die Stadt wurde nicht wieder aufgebaut. Vor etwa 100 Jahren begannen erste Ausgrabungen in Stobi, oberflächlich vorgenommen von österreichischen Offizieren. Gründlicher arbeiteten Experten, die 1923 bis 1940 unter Leitung des österreichischen Frühgeschichtlers Balduin Saria gruben.

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Staat, aber Kultusministerin „Betty“ Kanceska-Milevska muss Prioritäten setzen, wie in diesem Herbst bei Stobis antikem Theater, dessen Besucherränge gefährlich bröckeln. Für Stobi müssen Werbetrommeln gerührt werden, wofür Chefin Blashevska ein „Händchen“ hat. Sie hat bereits in ganz Europa Vorträge gehalten, kürzlich sogar in Athen, wo man gemeinhin nicht gut auf Makedonien zu sprechen ist. In Stobi plant sie ein großes Museum und ein überregionales Informations-Netzwerk. Im August sorgte sie für MedieDem Erdbeben getrotzt: Antike Säulen zeugen von vergangener Pracht Bild: Miše Tutkovski/Macedonian Cultural Heritage necho, als die jungen Archäologen der Mit von dieser Partie war Djordje ken von Vögeln und Amphibien, anspruchsvollen Programm (zum „Sommerschule“ rund 30 alte Mano-Zissi, der von 1970 bis deren akribische Restauration Beispiel „Werkstatt für Konservie- Münzen aus der Zeit von Kaiser 1980 das „jugoslawisch-amerika- derzeit läuft. Das alles ist erst der rung und Restaurierung römi- Flavius Anastasius (5. Jh. n. Chr.) Anfang, denn bislang hat man scher Mosaike“), was es nicht zum ausgruben. Das gefiel, denn zu nische Stobi-Projekt“ leitete. Nach der makedonischen bloß 15 Prozent des Areals von Nulltarif gibt. Jeder Teilnehmer den Privilegien des „Municipizahlt 1300 Euro, die zur „Selbstfi- ums“ Stobi gehörte auch die AusEigenstaatlichkeit 1991 folgten Stobi erschlossen. gabe eigener Münzen. Dabei ist von Vorteil, dass Stobi nanzierung“ Stobis beitragen. kleinere Grabungen, bis im Die „Lokalität“ bietet eben Anderweitig verfügt Stobi kaum Dezember 2008 Stobi zum seit einigen Jahren von der Stif„Nationalen Institut“ erklärt und tung „Balkansko Nasledstvo“ (Bal- über nennenswerte Einkünfte, immer Anlass zum Staunen, so kann aber bei wurde 2008 ein heidnischer Temder jungen Archäospeziellen Pro- pel (2. Jh. n. Chr.) freigelegt, den login Silvana BlasBis jetzt sind erst 15 Prozent jekten wie der man erst im Juni 2012 der ägyptihevska unterstellt Restaurierung schen Göttin Isida (Isis) zuordnen wurde. Ihr stehen des Areals archäologisch erschlossen der Fresken (4. konnte. Deren Kult verbreitete dieses Jahr 28 und 5. Jh. n. sich bereits unter dem altmakedoArchäologen, Konservatoren und Fremdenführer kanisches Erbe) betreut wird, die Chr.) in Budios’ großer Basilika nischen König Alexander dem zur Seite, die möglichst alle am im ostbulgarischen Stara Zagora auf großzügige Förderung von Großen (4. Jh. v. Chr.). Isidas ihren Sitz hat und sich erfolgreich den USA und weiteren rechnen. (kopflose) Statue zierte in den Ort arbeiten und leben sollen. Vom alten Bahnhof des benach- bemüht, junge Fachleute aus Andere Quellen fließen spärlich: 1990er Jahren den zehn-Denarbarten Städtchens Gradsko hat Europa und Übersee in der Das jährliche „Festival des antiken Schein, ihr Tempel war bis zum 4. man einen prachtvollen Blick auf „Methodik archäologischer Feld- Dramas“ bringt wenig ein, die Jahrhundert „in Gebrauch“, die bisherigen Funde in Stobi: forschung“ an klassischen Objek- Eintrittskarten kaum mehr. Pro wurde dann von Christen zum drei Basiliken, eine Synagoge, ten wie Stobi zu schulen, was spe- Jahr verlieren sich ganze 12 000 profanen Wohnhaus degradiert. mehrere Paläste und Straßen, ein ziell von US-Amerikanern und Besucher in dem Riesenareal von Heute ist das Gebäude in restauTheater, zwei Thermen, ein Spiel- Kanadiern begeistert angenom- 20 Hektar und zahlen eine runde riertem Glanz dabei, dem Theater Kasino, drei Friedhöfe und vieles men wurde. Jede „Sommerschu- Million Denar (17 000 Euro). Die die Rolle als Stobis Kronjuwel arbeitet nach einem finanzielle Hauptlast trägt der abzulaufen. mehr, darunter berühmte Mosai- le“ Wolf Oschlies

Die Erde als Kunstobjekt München − Seit den 1960er Jahren haben Künstler ein neues Modell zum Formen entdeckt: die Natur. Am bekanntesten ist das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude, die außer dem Reichstag auch ganze Küstenbereiche mit Planen und Seilen verpackt haben. Diese und 200 andere Arbeiten von über 100 Künstlern aus aller Welt stellt jetzt das Münchener Haus der Kunst noch bis zum 20. Januar 2013 vor. In der spektakulären Schau „Ends of the Earth – Land Art bis 1974“ sind verschiedene Strömungen wie Konzeptkunst, Minimal Art, Happening und Peformancekunst zu sehen. Die Landschaftskunst bedient sich aller Materialien, die in der Natur vorkommen: Sand, Stein, Bäume, Pflanzen, Wasser. Nicht zu sehen sind die künstlichen Inseln vor Dubai oder auch die chinesische Mauer. Diese von Menschen künstlich errichteten und vom All aus sichtbaren Werke gelten nicht als Kunst. PAZ

Ein sammelnder Impressionist Frankfurt – Im Gegensatz zu Renoir, Cezanne oder Monet ist der französische Impressionist Gustave Caillebotte (1848−1894) hierzulande noch recht unbekannt. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt will das nun ändern und stellt vom 18. Oktober bis zum 20. Januar 2013 etwa 50 Gemälde und Zeichnungen des Künstlers aus. Obwohl er insgesamt rund 500 fotografisch anmutende Werke schuf, hat er sich zu Lebzeiten vor allem einen Ruf als Sammler erworben. So half er mit, dass Künstlerkollegen wie Pissarro oder Degas überhaupt bekannt wurden. Seine „Collection Caillebotte“ ist heute im Pariser Musée d’Orsay zu sehen. tws

Unter der Fuchtel Sudermanns Vor 125 Jahren wurde der Dichter und Dramatiker Rolf Lauckner in Königsberg geboren, der aber im Grunde nur eines war: Stiefsohn stpreuße. Geboren ’87 in Königsberg.“ So beginnt die Autobiographische Skizze des Schriftstellers Rolf Lauckner, dessen Geburtstag sich am 15. Oktober zum 125. Mal jährt. Seine Skizze umfasst die erste Hälfte seines Lebens bis in das Jahr 1923. Er nennt darin Orte und Länder, beschreibt auch die Entwicklung seines dichterischen Werks, erwähnt aber weder Familie noch Freunde, denn nicht die eigene Vita, sondern das Werk sollte im Vordergrund stehen. Diese Haltung, die zur Vernichtung der meisten privaten Papiere und Korrespondenzen führte, behielt Rolf Lauckner sein ganzes Leben konsequent bei. Sein Leben war durch einen besonderen Umstand wesentlich geprägt: Er war der Stiefsohn von Hermann Sudermann (1887– 1928), einem seinerzeit sehr berühmten ostpreußischen Dichter, der einen aufwendigen Lebensstil im Gutshaus in Blan-

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Der Stiefsohn tritt aus Sudermanns Schatten kensee nahe Potsdam und in der Villa in Berlin-Grunewald führte. Die Mutter Clara geborene Schulz (1861–1924) war Schriftstellerin, gab ihren Beruf aber auf. Sie hatte nach dem frühen Unfalltod ihres

Mannes 1891 Hermann Sudermann geheiratet und die Kinder Rolf, seine ältere Schwester llse und den jüngeren, früh verstorbenen Bruder Witte mit in die Ehe gebracht. Mit Suderman bekam sie eine weitere Tochter, Hede. Die beiden Lauckner-Kinder gingen zunächst nach Dresden in ein Internat. Für den jungen Rolf ergab sich eine vielschichtige und zugleich widerspruchsvolle Beziehung zum Stiefvater, den er zwar bewunderte, von dem er sich aber in Leben und Werk abgrenzen musste. Lauckner hatte großen materiellen, sozialen und ideellen Nutzen durch diese Verbindung. Der Stiefvater ermöglichte ihm nicht nur das – allerdings ungeliebte – Jura- und Volkswirtschaftsstudium in Würzburg sowie ein halbjähriges Referendariat in seiner ostpreußischen Heimat in Labiau, sondern auch zahlreiche Reisen ins Ausland. Er war in Schweden, Norwegen, England, Frankreich, Spanien, Italien und zog durch den Balkan bis in die Türkei. Lauckner studierte unter anderem in Lausanne, wo er seine spätere Frau kennengelernt hatte, Elfriede Thum, die als Malerin besser unter dem Pseudonym Erich Thum bekannt war. Rolf Lauckner arbeitete von 1912 bis 1923 in Berlin und Stuttgart neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Redakteur bei

der Zeitschrift „Über Land und Sein dichterisches Werk setzt Meer“. Zu dem Redaktionsposten noch während des Referendariats hatte ihm der Schriftsteller Rudolf 1912 mit einem Lyrikband ein Presber verholfen, den er wie und endet 1950 mit den Gedichandere einflussreiche Persönlich- ten „Schauen, Schaffen, Sinnen“. keiten auch im Sudermannschen Salon kennengelernt hatte, darunter solche, die seinen Weg zur Bühne ebneten: Ludwig Fulda, Helene Thimig, Max Reinhardt, Friedrich Kayssler und Jürgen Fehling – alles Protagonisten seiner frühen Bühnengestalten. Und dort verkehrte auch der später bei einem Attentat getötete Reichsaußenminister Walther Rathenau, der auf das Wirken Lauckners ebenfalls einen großen Einfluss ausgeübt hatte. In der Redaktion und deren Umfeld traf er Paul Fechter, Frank Thieß, Julius Jubilar aus Königsberg: Der Dichter Rolf Levin, Ferdinand Lauckner (1887–1954) Bild: Henze Bruckner, Wilhelm Dazwischen liegt ein reiches Mießner, Heinrich Lautensack, und vielgestaltiges Oeuvre, denn und Paul Zech. Nachdem das Wochenblatt in der hochmusikalische Lauckner der Inflation sein Erscheinen beschäftigte sich nicht nur mit hatte einstellen müssen, arbeitete dem Wort, sondern intensiv auch Lauckner als freier Schriftsteller. mit der Musik. So schrieb er

Melodramen, Opernlibretti und sechs Drehbücher für den Tonfilm. Die Dramen spannen inhaltlich, formal und sprachlich einen Bogen von expressionistischen Stücken wie „Schrei aus der Straße“ und „Wahnschaffe“ bis hin zu Komödien und Historiendramen wie „Bernhard von Weimar“. Manche Theaterstücke verdienten durchaus die Aufmerksamkeit der heutigen Bühnenwelt. Nur an Romane und größeren Erzählungen wagte er sich nicht heran. Trotz des später distanzierten Verhältnisses zu seinem Stiefvater Sudermann hatte Lauckner nach dessen Tod 1928 das schwere Amt des Testamentsvollstreckers übernommen. So musste er eine Auseinandersetzung ums Erbe mit Hede Sudermann austragen, und er gründete 1929 die Hermann Sudermann-Stiftung. Sie besteht heute noch, vergibt jedoch künftig wegen der aktuellen Sozialgesetzgebung keine Geldspenden für nicht ganz so finanzkräftige Autoren mehr, sondern den HermannSudermann-Preis für Dramatik. Rolf Lauckner ist es auch zu verdanken, dass das Sudermannhaus in Blankensee erhalten ist. Wie sein Stief- und Übervater liebte auch er die brandenburgische Landschaft, die beide an Ostpreußen erinnerte. Nach der Veröffentlichung seiner „Gesammelten Werke“ in den frühen 50er Jahren starb der

krebskranke Rolf Lauckner am 27. April 1954 an einer Lungenentzündung in Bayreuth. Er folgte

An Romane wagte sich Lauckner nicht seiner Frau Elfriede, die zwei Jahre zuvor verstorben war. Beide wurden auf dem Halensee-Friedhof in Berlin-Grunewald im Familiengrab von Clara und Hermann Sudermann beerdigt. Gisela Henze

Weiterführende Lektüre: Gisela Henze: „Rolf Lauckner“. Arbeitsbrief der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 2001. Als PDF-Datei erhältlich in der Mediathek der Landsmannschaft Ostpreußen unter www.ostpreussen.de. Reiner Friebe: „Die Odyssee der Götter. Der Streit um Hermann Sudermanns Rokokofiguren in Blankensee“. Edition A.B. Fischer, Berlin 2007. Erhältlich über: Hermann Sudermann-Stiftung, Sybelstraße 6, 10629 Berlin, www.sudermannstiftung.de.

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GESCHICHTE

Wider die Wirklichkeitsverweigerung Der bürgerliche Soziologe Helmut Schelsky plädierte dafür, sich von Sachgesetzen statt von Ideologien leiten zu lassen In Zeiten, in denen die Finanztöpfe für eine Heerschar von Wissenschaftlern, Journalisten und Kulturschaffenden aus „Kampf gegen Rechts“, „Gender Mainstream“ oder einer ineffektiven „Entwicklungshilfe“ bestehen und die geistige Korruption entsprechend um sich greift, wären Soziologen vom Schlage Schelskys wichtiger denn je. Am 14. Oktober wäre der gebürtige Chemnitzer 100 Jahre alt geworden.

mals sei auch keine überschwängliche, sondern „Die skeptische Generation“, so der Titel eines 1957 in Düsseldorf veröffentlichten Werkes. Zu dieser Zeit arbeitete Schelsky gewerkschaftsnah, war der SPD unter Willy Brandt aber bald zu konservativ. Er wagte es, die heilige Kuh „Mehr Demokratie wagen!“ zu schlachten. Der Aufsatz „Mehr Demokratie oder

Doch es setzte sich bundesweit die Strategie durch, das gewaltenteilig geprägte Demokratieverständnis als undemokratisch abzutun. Der „Kampf gegen Rechts“, der immer auch als einer für mehr Demokratie ausgegeben wird, konnte daher im wiedervereinten Deutschland auf fruchtbaren Boden fallen. Eine Demokratie, die nicht zwei Pole gleichberechtigt in sich auf-

Helmut Schelsky wuchs zur Zeit der politischen Jugendbewegung auf. Dem Nationalsozialismus schloss er sich an, war dem NS„Weltanschauungspapst“ Alfred Baeumler aber ohne Sinn für die Rassenlehre. Schelsky wurde Assistent von Arnold Gehlen in Leipzig und Königsberg, auch von Hans Freyers in Budapest. Aus dem Kampf um Ostpreußen kam Schelsky 1945 als Verwundeter nach Flensburg. Er baute den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf, wurde zum Gegenspieler der Frankfurter Schule und forderte, was heute so wichtig ist: Realitätssinn. In der jungen Bundesrepublik machte sich Schelsky zunächst als Hamburger Jugend- und Familiensoziologe einen Namen. Die 1953 vorgelegte Untersuchung An seinem Schreibtisch am 31. August 1978 in Münster: Helmut Schelsky „Wandlungen der Deutschen Familie in der Gegenwart“ mehr Freiheit?“ von 1973 wurde nimmt, ist eine Farce, wusste behauptete eine „nivellierte zur Initialzündung für den erfol- Schelsky noch. Er bezog „bewusst Mittelstandsgesellschaft“ durch greichen CDU-Slogan „Freiheit konservative Denker“ wie Armin Aufstiegsmöglichkeiten auch der statt Sozialismus“. Es ging Schel- Mohler, Gerd-Klaus KaltenbrunVertriebenen. Ein Rückfall in to- sky um die Behauptung der frei- ner oder Caspar von Schrencktalitäre Borniertheit hielt Schels- heitlich-demokratischen Grund- Notzing in seine Überlegungen ky für strukturell unwahr- ordnung – nicht nur um eine de- ein, meinte für sich aber mehr ein Grundordnung. Liberaler zu sein. Das war in den scheinlich. Die Jugend von da- mokratische

1970er Jahren. Heute bezieht sich kaum jemand auf bekennende Konservative; sie bleiben auf Nischen verwiesen und dienen als Auslöserreiz für Abwehrreflexe einer nach Identität ringenden Linken. Für Schelsky gab es zwei Arten, Demokrat zu sein; erstens eine, bei der Demokratie für sich in Anspruch genommen wird, um sie anderen um die Ohren zu

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hauen; zweitens eine, die gelebt werden muss durch Respekt vor Andersdenkenden. Letzteres werde seltener. Darauf hätte sich die in den 1960er Jahren geborene Generation einzustellen, sie müsse „in den Untergrund gegenüber der herrschenden Publizität, Poli-

tisierung, Verschulung und VerSchon länger ging es Schelsky waltung“ gehen. „Eine neue Front um die Beachtung von Sachgedes langen Atems“ sei nötig, „das setzlichkeiten. Er schrieb 1961 die kulturelle Erbe zu retten“. Abhandlung „Der Mensch in der Schelsky war zur Zeit der Pla- wissenschaftlichen Zivilisation“, nungseuphorie Planungsbeauf- die zum Abstraktesten gehört, was tragter für die Reformuniversität er aufbot. Um so leichter konnten Bielefeld. Diese Tätigkeit war Kritiker Gegenbeispiele anmelSchelsky Ansporn, der Betreuung den, die aufzeigen sollten, wo und Beplanung von Menschen überall Demokratie oder Politisiesoziologisch nachzugehen. Das rung sinnvoll zum Zuge kommen war Teil einer „Suche nach Wirk- sollten, statt auf Sachgesetze zu lichkeit“, wie sie Schelsky 1965 pochen. Der theoretische Gehalt zum Titel seiner Schlüsseltexte ist allerdings schwer abweisbar: erhöhte. 1973 referierte Schelsky Wenn Sachgesetze durch Polidann zum Thema „Der selbstän- tisierung einfach überstimmt werdige und der betreute Mensch“, den, wachsen sie wie Geschwüre. ein ganzer CSU-Parteitag jubelte Abzulesen ist das an steigenden zu. Der unter diesem Titel er- Staatsschulden. Auch die Einfühschienene Band analysiert die rung des Euros ließe sich als poliheute Political Correctness ge- tisch motivierte Ignoranz gegennannte „Sprachherrschaft“, auch über rechtzeitig angemeldeten das „geborgte Elend“, mit dem ei- Sachgesetzlichkeiten deuten. ne wachsende Schar LinksintelDie Realität ist wie so oft komlektueller für immer mehr Um- plex. Dieser Komplexität gerecht verteilung sorge, zu werden kann vor allem für sich nur gelingen, Soziologisierender wenn sich nieselber. Die mit dieser Stoßrichmand von vorn»Anti-Soziologe« tung 1975 vorgeherein für einen legte Monografie besseren Demo„Die Arbeit tun die anderen“ kraten hält, für besser aufgeklärt wurde zum Bestseller. oder im Vollbesitz der Kenntnisse Fachlich widmete sich Schelsky von Sachgesetzen. Schelsky wußdamals zunehmend der Rechtsso- te das, und er schloss ausdrückziologie. Er wollte die Bedingun- lich auch seine eigene Fehlbarkeit gen personaler Freiheit in Staat ein. Er kritisierte 1975 in „Die Arund Organisationen klären. Die beit tun die anderen“ entspreJurisprudenz dürfe sich nicht chende Selbstherrlichkeiten bedurch Politisierung außer- reits im Untertitel als Streber juristische Maßstäbe zu eigen nach Priesterherrschaft im intelmachen. Das war vor allem gegen lektuellen Gewand. Die treibende die Diskursethik von Jürgen Ha- Kraft war für Schelsky bei allebermas gerichtet. Die Politisie- dem die Soziologie, weshalb sich rung des Beamtentums war der am 24. Februar 1984 in MünSchelsky nichts anderes als par- ster gestorbene Wissenschaftler teipolitische Ämterpatronage. auch als – soziologisierenden – Dass die Entfremdung von gewal- „Anti-Soziologen“ bezeichnete. tenteiligen Prinzipien unterhalb Volker Kempf der Schwelle des rechtlich Greifbaren ablief, war Schelsky zu be- Der Verfasser dieses Beitrags ist tonen wichtig. Denn hier fand die Autor des Buches „Helmut Schutzbehauptung ihren Aus- Schelsky – Wider die Wirklichgang, die angestellten Analysen keitsverweigerung. Leben, Werk, seien wenig greifbar und sollten Aktualität“, Olzog Verlag, Münnicht wichtig genommen werden. chen 2012.

Wie Libyen italienisch wurde Vor 100 Jahren endete der italienisch-türkische Krieg – Erster Luftangriff der Weltgeschichte chon bevor das Osmanische und sozialen Probleme waren und Französisch-Nordafrika wegReich im Ersten Weltkrieg groß, so dass der Auswanderungs- zunehmen, trauten sich die Italieden finalen Todesstoß er- druck stark war. Allein zwischen ner schon zu. Im Vergleich zu hielt, war es nicht mehr gesund 1901 und 1911 wanderten mehr West- und Mitteleuropa war man gewesen. Als „kranker Mann am als eineinhalb Millionen Italiener zwar rückständig, aber im VerBosporus“ war es bereits im 19. nach Amerika aus. Ähnlich wie in gleich mit dem Osmanischen Jahrhundert bezeichnet worden. anderen Ländern gab es in Italien Reich die reinste Hightech-Nation, Das einst das christliche Europa in den Versuch, den Auswande- auch auf militärischem Gebiet. So Angst und Schrecken versetzende rungswilligen als Alternative zu verfügten die italienischen StreitReich war von einem Subjekt zu den klassischen Auswanderungs- kräfte über Motorräder, Automoeinem Objekt geworden. Dieses ländern eigene Kolonien anzubie- bile, Funktelegrafie sowie Luftmacht sehr schön eine Karikatur ten, um sie dem Volkstum zu er- schiffe und Flugzeuge. Am 26. September 1911 forderin der britischen Satirezeitschrift halten. Die Italiener waren indes „Punch“ deutlich, die den Sultan eine verspätete Nation, hatten erst te die italienische Regierung von zeigt, wie er erstaunt von einer spät einen eigenen Nationalstaat der osmanischen Regierung ultiBekanntmachung Kenntnis gebildet und sahen sich deshalb mativ die sofortige Abtretung Trinimmt, dass Russland, Frankreich vor der Herausforderung, im Eil- politaniens und der Cyrenaika. Als die Forderung und Großbritannicht fristgerecht nien die UmItaliens Expeditionsarmee veranstaltete im erfüllt wurde, erwandlung seines Staates in eine heutigen Libyen unter den Arabern ein Pogrom klärte das Königreich Italien dem BeteiligungsgeOsmanischen sellschaft betempo ein Kolonialreich wie die Reich drei Tage später den Krieg. schlossen hätten. Zur Vorbereitung der geplanten Doch nicht nur die Großmächte anderen Großmächte aufzubauen, versuchten, das durch die Schwä- denn immerhin betrachtete man Invasion versuchten die Italiener che der Osmanen entstandene sich ja zumindest selber auch als als erstes, die Seeverbindung zwischen dem osmanischen MutterMachtvakuum zu füllen. Vielmehr Großmacht. Das Auge der italienischen Re- land und seiner nordafrikaniwar der rückständige Vielvölkerstaat von einer Reihe hungriger, gierung fiel dabei auf die nordafri- schen Exklave abzuschneiden und nicht saturierter junger National- kanische Küste auf der anderen hierfür die Seeherrschaft über die staaten umgeben, die nach ihrem Seite des Mittelmeers, wo auch Adria und das Ionische Meer zu Teil von der augenscheinlich zu schon das Römische Reich Besit- gewinnen. Bereits am ersten und verteilenden Beute strebten. Das zungen gehabt hatte. Gegen die im zweiten Kriegstag wurden drei oswaren nicht nur die Nachbarn auf Nordwesten Afrikas sitzenden manische Torpedoboote vor der dem Balkan, sondern auch die die Franzosen rechneten sich die Ita- albanischen Küste versenkt, woGegenküste des osmanischen Tri- liener keine realistischen Chancen mit dieses Ziel erreicht war. Es folgte die Invasion mit einem politanien bewohnenden Italiener. aus. Aber dem kranken Mann am Italien war schon damals ein Bosporus seinen Teil Nordafrikas 40 000 Mann starken ExpeditionsKrisenstaat. Die wirtschaftlichen zwischen dem britischen Ägypten heer. Nachdem Tripolis am 3. Ok-

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tober sturmreif geschossen worden war, erfolgte am darauffolgenden Tag die Einnahme von Tripolis und Tobruk. Bis zum 14. Oktober nahmen die Italiener alle wichtigen Küstenorte Tripolitaniens und der Cyrenaika ein. Die Verteidiger zogen sich ins Landesinnere zurück. Allerdings erwies sich die Eroberung des Landesinneren als schwieriger denn erwartet. Statt die Italiener als Befreier zu unterstützen, solidarisierten sich die dortigen Moslems eher mit ihren osmanischen Glaubensbrüdern als mit den europäischen Christen. Am 23. Oktober bereiteten die Araber mit den Türken den Italienern nahe der Oase Sciara Sciat eine empfindliche Niederlage. Die Frustration ob der eigenen Niederlage und die Enttäuschung über das Verhalten der Einheimischen entluden sich in einem Pogrom an der einheimischen arabischen Bevölkerung. Tausende Menschen wurden ermordet oder deportiert, Häuser verbrannt, Vieh beschlagnahmt. Nicht ohne Grund bezeichnete Lenin den Krieg als „ein vervollkommnetes, zivilisiertes Massaker, ein Abschlachten der Araber mit neuzeitlichsten Waffen“. Im Zuge dieser vermeintlichen Strafaktion für den „Verrat der Araber“ kam es zu einer Premiere der Luftstreitkräfte. Am 1. November warf in der Nähe von Tripolis

der italienische Leutnant Giulio Cavotti von einem Flugzeug aus eigenhändig über zwei Oasen Zwei-Kilogramm-Bomben auf lebende Ziele. Es ist bemerkenswert, dass bereits dieser frühe Luftangriff nicht legitimen militärischen Zielen galt, sondern der Terrorisierung der Bevölkerung diente.

Karikatur im „Punch“

Bild: Archiv

Die Italiener versuchten es nun mit der Brechstange. Sie vergrößerten das Expeditionsheer auf 100 000 Mann. Obwohl ihnen nur 20 000 Araber und 8000 Türken gegenüberstanden, gelang auch damit nicht der Durchbruch. Die nächste Stufe der Eskalation war, dass die Italiener dazu übergingen, das Kriegsgebiet auszuweiten und die Osmanen frontal anzu-

greifen, wo sie sie treffen konnten. In den ersten beiden Monaten des Jahres 1912 vernichteten sie im Roten Meer sieben veraltete Kanonenboote sowie vor Beirut einige Barkassen, ein Küstenpanzerschiff und ein Torpedoboot. Auch wurde nun osmanisches Territorium außerhalb Afrikas angegriffen und Rhodos wie der Dodekanes gar besetzt. Friedensbereit machte die Osmanen jedoch etwas anderes. Ihre Nachbarn auf dem Balkan zeigten Gelüste, es den Italienern gleich zu tun und nun ebenfalls den kranken Mann am Bosporus zu überfallen. Das empfand die osmanische Regierung als eine viel größere Gefahr, denn die fernen Italiener hatten es nur auf osmanische Exklaven abgesehen, die unmittelbaren Nachbarn auf dem Balkan wollten mehr. Im Frühjahr schlossen Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland einen gegen das Osmanische Reich gerichteten Balkanbund. Gegen sie wollte das Osmanische Reich den Rücken frei haben und gab deshalb Italien nach. Am 18. Oktober 1912 schlossen die beiden Staaten in der neutralen Schweiz den Frieden von Ouchy. Tripolitanien und die Cyrenaika wurden italienisch, der Dodekanes blieb italienisch besetzt. Wenige Tage vor dem Friedensschluss erklärten die Balkanbundmitglieder dem Osmanischen Reich den Krieg. Manuel Ruoff

PREUSSEN

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Auf Messers Schneide Gegner von Friedrich II. versäumten es, mit ihrem Schlachtensieg bei Hochkirch den Siebenjährigen Krieg zu entscheiden Die Niederlage von Hochkirch kostete Preußen 9000 Mann und über 100 Kanonen. Neben Jakob v. Keith und Fürst Moritz v. Dessau starben noch drei Generale. Es war die zweite gravierende Niederlage Friedrichs nach der Schlacht von Kolin, und bei besserer Führung seitens der Österreicher und Russen wäre eine Kriegsentscheidung durchaus in Reichweite gewesen. Im August 1758, im dritten Jahr des Siebenjährigen Krieges, stießen erstmals die Preußen und Russen bei Zorndorf östlich von Berlin aufeinander, wo man sich eine äußerst erbitterte Schlacht lieferte, die unter beiderseitigen furchtbaren Verlusten mit einem knappen Sieg König Friedrichs endete. Nun wandte sich Friedrich mit seiner Armee nach Süden, um sich mit dem Markgrafen von Brandenburg-Schwedt zu vereinigen, der Schlesien gegen die Österreicher deckte. Friedrichs Gegner, Feldmarschall Graf Daun, der als Meister der Verteidigung galt, hatte eine unangreifbare Stellung bei Stolpen in der Lausitz bezogen. So beschloss Friedrich, dessen Nachschublinien nach Böhmen zu bedrohen, indem er Richtung Bautzen marschierte. Daun befürchtete, von seinen Versorgungsmagazinen in Zittau abgeschnitten zu werden, gab am 5. Oktober Stolpen auf und bezog bei Kittlitz westlich von Görlitz ein befestigtes Lager, wo er das Herannahen des Königs erwartete. Friedrich wollte Daun zur Schlacht stellen und marschierte weiter in Richtung Zittau. Als der König mit 31000 Mann am 10. Oktober nördlich von Hochkirch eintraf, stieß er auf die gefechtsbereiten Österreicher in der Stärke von 65 000 Mann. Nun beging Friedrich einen folgenschweren Fehler. Da er dem Zauderer Daun keinen Angriff zutraute, entschloss er sich, trotz der

Nähe zum Gegner ein Lager zu er- abgesetzt bei Weißenfeld im Nord- Korps um 4 Uhr morgens seine gegen ausdrücklichen Befehl nicht richten, das von mehreren Hügeln osten stand. Aus dieser exponier- Ausgangsstellungen im weiten abgenommen hatte und daher aus einzusehen war. Da sich der ten Lage entstand aber dem Korps Halbkreis vor Hochkirch, nur 300 rasch kampfbereit war. Generalquartiermeister von der ein Vorteil, da es nicht in die Um- Meter von den preußischen Posten Als jedoch Laudons Infanterie Marwitz aus gutem Grund weiger- klammerung geriet. Daun hinge- entfernt. Schlag 5 Uhr, also noch Hochkirch von drei Seiten angriff te, das Lager einzurichten, ließ ihn gen gewann durch abgefangene bei Dunkelheit, setzte der Angriff und unter Artilleriebeschuss Friedrich kurzerhand festnehmen. Nachrichten die Gewissheit, dass ein und erzielte durchwegs eine nahm, mussten die Reste der VerDer König wollte komplette Über- teidiger das Dorf räumen und widas Eintreffen des raschung. Die chen auf das Lager bei Rodewitz Nachschubs aus Nach dem Rückzug der Russen aus der Mark preußischen Si- zurück. Die Truppen Laudons Bautzen abwarten cherungskompa- drangen nun in das Lager ein, wo strebte Friedrich nun einen und dann den nien rund um es zu erbitterten Nahkämpfen rechten Flügel entscheidenden Sieg über die Österreicher an Hochkirch wur- kam. Erst nachdem die Österreides Gegners anden auf Anhieb cher die Schanzen erstürmt und greifen. Einer der überrannt, und eine große Batterie erobert hatten, Feldmarschälle des Königs, der Friedrich mit keinem Angriff rech- erst im Dorf selbst begannen drei konnten die inzwischen alarmierSchotte Keith, meinte angesichts nete und täuschte ihn außerdem Grenadierbataillone, ersten ten preußischen Regimenter den des schlecht gewählten Lagers: durch die Anlage von der Verteidi- Widerstand zu leisten. Sie erhiel- Widerstand organisieren. König „Die Österreicher verdienen es ge- gung dienenden Hindernissen. ten Unterstützung durch ein Husa- Friedrich, der zunächst nicht an hängt zu werden, wenn sie nicht In der Nacht zum 14. Oktober renregiment des Generals Ziethen, einen Angriff der Österreicher geangriffen.“ erreichte Laudon mit seinem das seinen Pferden die Sättel glaubt hatte, traf auf dem Doch auf Seiten der Österreicher hatte sich bei Daun ein Sinneswandel vollzogen. Seine zwei fähigsten Generale, Laudon und Lacy, hatten ihn überredet, die Gunst der Stunde zu nutzen und die stark unterlegenen Preußen konzentrisch anzugreifen. Während das Zentrum nordwestlich von Kittlitz frontal nach Westen vorgehen sollte, wurde das Korps von General Laudon vor allem mit Kavallerie verstärkt, um den rechten Flügel der Preußen bei Hochkirch von Süden und Südwesten her anzugreifen und aufzurollen. Daun hatte vorsorglich den mit 264 Metern Höhe beherrschenden Stromberg besetzen lassen und plante nördlich davon eine Rechtsumfassung des Gegners durch die Kavallerie von FeldmarschallLeutnant Fürst Löwenstein. Auf preußischer Seite befand sich das Zentrum bei Rodewitz, während der linke Flügel, das Korps Retzow, ziemlich Er überschätzte Dauns Defensivgeist fahrlässig: Friedrich und die Seinen in der Schlacht bei Hochkirch

Schlachtfeld ein. Nun ließ Laudon westlich von Hochkirch schwere Artillerie auffahren und das preußische Lager beschießen. Während Laudon seine Truppen neu ordnete, unternahm Feldmarschall v. Keith einen Gegenstoß, um die große Batterie bei Hochkirch zurückzuerobern. Er musste aber bald den Rückzug antreten und wurde dabei von einer Kanonenkugel tödlich getroffen. Auch ein weiterer Gegenstoß unter Feldmarschall von Dessau mit 14 Bataillonen scheiterte; der Fürst selbst erlitt schwere Verletzungen und geriet in Gefangenschaft, aus der er gegen Ehrenwort entlassen wurde. Auf dem Kirchhof hielt sich noch ein Bataillon, das schließlich völlig aufgerieben wurde. Um 7 Uhr 30 war der Kampf um Hochkirch zu Ende. König Friedrich, dessen Pferd verwundet worden war, verzichtete auf weitere Gegenangriffe. Da nun die Österreicher auch von Osten mit Infanterie und Kavallerie vorrückten und seine Truppen immer mehr einengten, sah Friedrich ein, dass ihn nur mehr ein rascher Rückzug retten konnte. Er holte das Korps Retzow, das bisher den Angriffen der Österreicher standgehalten hatte, heran und zog seine Armee auf eine Höhe nordwestlich von Rodewitz zurück, während die Österreicher auf ihrem rechten Flügel zu wenig entschlossen vorgingen, um Friedrich von Norden her großräumig zu umfassen. Um 9 Uhr traten die Preußen den Rückzug nach Westen an, während Daun aus unerklärlichen Gründen nicht verfolgen ließ und somit einen überragenden Sieg versäumte. Heinz Magenheimer Bild: Archiv

Er gilt als Begründer der Ideengeschichte Friedrich Meinecke: Vor 150 Jahren wurde der Gründungsrektor der Freien Universität Berlin im altmärkischen Salzwedel geboren ach dem Deutsch-Franzö- dessen Vorlesungszyklus „Metho- henerregende Dissertation über sischen Krieg sah der am dologie und Enzyklopädie der Ge- das sogenannte Strahlendorfsche 30. Oktober 1862 in der schichte“ er im ersten Semester Gutachten von 1609. Darin warnte kleinen altmärkischen Stadt Salz- hörte. Der berühmte Heinrich von angeblich der Reichsvizekanzler wedel geborene Postmeisterssohn Treitschke, ein feuriger und im- Leopold von Stralendorf den habsburgischen Kaiser Friedrich Meinecke das und die katholische Kirsiegreiche deutsche che vor einem bedrohHeer durch das Branlichen Machtanwuchs denburger Tor nach Berdes Hauses Brandenlin einziehen. Vor ihnen burg. Jenes „Strahlen„ein Häuflein alter Herdorfsche Gutachten“ war ren mit hohem Zylinvon Droysen bis dato für der“, die letzten Veteraecht gehalten worden nen der Befreiungskriege und hatte dem strikt von 1813. Dieses Bild antihabsburgisch gesinnvergaß der Preuße Meinten Treitschke zur Beecke zeitlebens nie. kräftigung seiner VorurNach dem Abitur teile gedient. Doch jetzt schwankte Meinecke, ob bewies der junge Doktoer Historiker, Archivar rand Meinecke, dass es oder doch lieber Gymnasich um eine Fälschung siallehrer werden sollte. handelte, die nicht vor In Berlin und Bonn stu1610 entstanden sein dierte er Geschichte und konnte. Germanistik, womit er Diese Dissertation zog sich alle Optionen offen die Aufmerksamkeit des hielt. Möglicherweise berühmten Historikers trug zu seiner Entscheiund Leiters des Geheidung für das Historikermen Staatsarchivs Heindasein bei, dass er im rich von Sybel auf sich, Rahmen seines Studiums der dem jungen Doktor die Möglichkeit hatte, fast alle damals namhaf- Herzensmonarchist und Vernunftrepublikaner: 1887 eine Stelle als Arten Historiker persönlich Friedrich Meinecke im Jahre 1952 Bild: pa chivar in der von ihm geleiteten Einrichtung verkennen zu lernen und deren Aufmerksamkeit auf sich zu pulsiver Redner, konnte dagegen schaffte und ihn zur Habilitation den jungen Geschichtsstudenten aufforderte. Da die Amtspflichten lenken. Den zweifellos stärksten Ein- nicht ganz so stark beeindrucken. eines Archivars nur fünf Dienstdruck auf Meinecke hinterließ der Unter Droysens Aufsicht verfasste stunden pro Tag umfassten, blieb 74-jährige Johann Gustav Droysen, Friedrich Meinecke seine aufse- Meinecke nämlich genug freie

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Zeit, sich mit einer zweibändigen den Nationalsozialisten in Kon- als „typischen Repräsentanten der politischen Biographie des preußi- flikt. Daraufhin wurde ihm 1935 reaktionären deutschen Historischen Militärreformers und die Redaktion der renommierten kerzunft“ und als „historisierenKriegsministers Hermann von „Historischen Zeitschrift“ entzo- den Schamanen seiner Klasse“ gen. Weitere Repressalien blieben schmähte. In der DDR wurde Boyen zu habilitieren. 1901 folgte daraufhin seine Be- indes aus. Meinecke vom marxistisch-leniniUnmittelbar nach dem Ende des stisch(-stalinistisch)en Standpunkt rufung als Geschichtsprofessor nach Straßburg, 1906 ein Ruf nach Zweiten Weltkrieges verfasste der aus als Historiker verunglimpft, Freiburg. Und schließlich erhielt 82-jährige Meinecke sein wohl den stets eine „imperialistische Meinecke 1914 mit dem Ruf auf populärstes historisches Werk: Konzeption“, „reaktionäre Lehren“ eine Professur in Berlin jene Stel- „Die deutsche Katastrophe“. In und „Antidemokratismus“ ausgele, die er bis zum Ruhestand 1928 ihm sucht Meinecke nach Ursa- zeichnet hätten. Seit 1985, als innehaben sollte. Als Historiker chen für das Dritte Reich. Nicht Bundespräsident Richard von begründete er mit seinen Werken zuletzt durch diesen Versuch galt Weizsäcker das Jahr 1945 als „Be„Weltbürgertum und Nationalstaat. Meinecke nach der Kriegszeit als freiung“ bezeichnete und nicht etStudien zur Genesis des deut- historische Autorität, wie über- wa, wie Meinecke im Jahr 1946 als schen Nationalstaates“ und „Die haupt die Nachkriegszeit die wir- große deutsche „Katastrophe“, Idee der Staatsränahm Meineckes son in der neuehistorisches ReFür den NS-Gegner war 1945 noch ren Geschichte“ nommee weiteren die sogenannte Schaden. Un»die deutsche Katstrophe« Ideengeschichte längst hat zudem in der deutschen der namhafte Historiographie und bildete seine kungsmächtigste Zeit dieses Hi- Bonner Osteuropahistoriker Hans eigene Schule der Geschichts- storikers war. Hochbetagt wurde Rothe in seinem Werk „Hermann schreibung, deren bekanntester er Gründungsrektor der Freien von Boyen und die polnische FraUniversität Berlin, deren Histori- ge“ Meinecke gewisse fachliche Vertreter Hans Rothfels wurde. „Ich bleibe, der Vergangenheit sches Seminar den Namen „Frie- Mängel, beruhend auf einem teilzugewandt, Herzensmonarchist drich-Meinecke-Institut“ erhielt. weise oberflächlichen Umgang mit und werde, der Zukunft zuge- Fast 92-jährig verstarb Meinecke den Quellen, vorgeworfen. Mag wandt, Vernunftrepublikaner.“ So am 6. Februar 1954 in Berlin. auch Friedrich Meineckes Historibeschrieb Meinecke selbst seine Bereits in den 60er Jahren wur- kerruhm in den letzten 50 Jahren Reaktion auf die Novemberrevolu- de Meinecke seitens der nächsten stark verblasst sein, so verkörpert tion. Seine offene Einstellung Historikergeneration, die damals er doch in seiner Person wie kein gegenüber der Weimarer Republik auf die Lehrstühle der deutschen anderer den Übergang von der zeigt sich auch in seiner Teilnah- Universitäten vorrückte, heftig at- preußischen Geschichtsschreime an der Gründung der staatstra- tackiert. Am weitesten ging dabei bung des 19. Jahrhunderts hin zur genden Deutschen Demokrati- der Fritz-Fischer-Schüler Imma- modernen deutschen Geschichtsschen Partei. Bereits vor deren nuel Geiss, der den kurz zuvor schreibung im 20. Jahrhundert. „Machtergreifung“ geriet er mit noch hochgerühmten Historiker Jürgen W. Schmidt

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LESERFORUM

Griechische Verhältnisse auch bald in Deutschland? Zu: „Griechische Verhältnisse drohen“ (Nr. 39) Auch unsere Gesellschaft wird, man könnte es so sagen, ausgeplündert von einer auf ihr lastenden dichten Filzschicht von zu vielen Institutionen der Politik und Verwaltung. Wir leisten uns davon eine heutzutage durch moderne Fernkommunikationsmittel größtenteils vermeidbare Anzahl in sechs Ebenen wie Kommunen, Landkreisen, Bundesländern, Nationalstaat, EU sowie Delegationen zur Uno. In einigen Bundesländern sind es sogar acht, da es dort auch noch zwischengeschaltete Amtsverwaltungen und Regierungsbezirke gibt.

Und um sich da aus allen und allem heraus zu profilieren, werden sogenannte Leuchtturmprojekte geplant, koste es, was es wolle. Mit deren Ausführungen und niedrigen Planungskosten werden die Volksvertreter vorsätzlich zur Abstimmung geködert. Und später werden für unvorhergesehene bauliche Nachbesserungen oder bei zu langen Planungszeiträumen (Stuttgart 21 wird sich zum Beispiel über 20 Jahre hinziehen) unerträglich kräftige Finanzaufstockungen notwendig sein. Begründet wird dieses von Planern und Bauherren durch neu entwickelte und damit angeblich dann natürlich „leider“ notwendig gewordene

technische Verbesserungen, für die dann teure Nachtrags- oder Ergänzungsaufträge anfallen. Und so kommen wir dann zum Stuttgarter Tunnelhauptbahnhof, dem neuen Berliner Flughafen, der Hamburger Elbphilharmonie oder dem riesigen Lustbarkeitspark am Nürburgring in Rheinland-Pfalz, die mit ihren Milliarden Euro Mehrkosten zur Verarmung weiter Bevölkerungskreise und zu immer mehr Staatsschulden in Höhe von jetzt über zwei Milliarden Euro führen. Statt des dauernd propagierten Schuldenabbaus bei zur Zeit sprudelnden Steuern werden weiterhin Neuverschuldungen in die öffentlichen Haushalte eingestellt.

Frühere Finanzhistoriker sagten, Nazideutschland musste seinen Krieg ja beginnen, weil die braune Regierung sonst nicht mehr von den Schulden heruntergekommen wäre. Abgesehen von dieser versuchten perfiden Kriegsschuldentlastung für Hitler möchte ich mir wünschen, dass mal ein in Finanzzahlen kompetenter Experte vergleichend mit damals die heutige Finanzsituation des deutschen Staates berechnet und darstellt. Müsste die Bundesregierung da auch bald zu den Waffen rufen? Griechenland lässt jedenfalls schon mal grüßen! Helmut von Binzer Hamburg

Das Geld ist sicher Zu: „Lügen ohne Limit“ (Nr. 31) Die Sparguthaben sind sicher. Nun ist es amtlich: Griechenland braucht noch mehr Geld. Und das für noch viele Jahre. Es ist ein Irrweg, auf den uns unsere Politiker geführt haben. In dem Zusammenhang passt ein satirisches Gedicht des aus Kärnten stammenden Autors Wilhelm Rudnigger (1921–1984): Der alte Bauer Josef Wank steht vor dem Schalter in der Bank. „Ich legte gern“, so sagt er drinnen, „500 Euro an bei Ihnen. Doch vorher wüsst ich ganz gewiss, ob’s Geld bei Ihnen sicher is.“ – „Das Geld ist sicher, absolut: Dafür haftet das Institut.“ – „Die Bank, wenn die Konkurs macht, Sie?“ – „Dann gibt der Staat die Garantie.“ Der Josef stellt sich weiter blöd. „Der Staat, und wenn der pleitegeht?“ – „Wohl kaum. Da setzen sich dann fein Politiker nach Kräften ein.“ – „Politiker? Und wenn die alle zu Tode kommen im Unglücksfalle?“ – „Das müsste Ihnen, Sie Maroder, 500 Euro wert sein. Oder?“ Dr. Gustav Krüger Herrenberg

Zu: „Islamisten triumphieren“ (Nr. 39)

Zu: „Zeitzeugen ,Jesus Christus‘“ (Nr. 39)

Alle diejenigen, die sich darin bestätigt fühlen, mit dem Verbot des Schmäh-Videos und der Zurücknahme der Plakat-Aktion den (vorgeschobenen) „öffentlichen Frieden“ sichergestellt zu haben, müssen sich jetzt vorwerfen lassen, dass sie den Artikel 5 unseres Grundgesetzes inzwischen zur Phrase verkommen lassen, indem sie der Intoleranz des Islams gegenüber der Demokratie zum wiederholten Male nachgegeben haben. Muslime haben allen Grund, mit diesem Wohlverhalten sehr zufrieden zu sein, weil uns unsere Entscheidungsträger damit wieder einen entscheidenden Schritt hin zur Islamisierung preisgegeben haben. Dieses Land, das von Volksfeinden, Meineidigen, Feiglingen und Verfassungsverrätern regiert wird (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen), ist nicht mehr meine geistige Heimat. Letztendlich werden sie uns an den „Meistbietenden“ verraten und verkaufen. Gisela Recki Troisdorf

Jesus wurde nicht Opfer der „römischen Blasphemiegesetze“. Die Führer der Juden, Pharisäer, Sadduzäer, der Hohe Rat und der Hohe Priester hassten Jesus wegen seines Wirkens und seiner Beliebtheit beim Volk. Deswegen nahmen sie ihn gefangen und beschlossen seine Todesstrafe, die sie aber nicht ausführen konnten. Das war ihnen zu dieser Zeit von den Römern verboten. Sie brachten daher Jesus zu Pilatus und verlangten die Todesstrafe für Jesus. Pilatus sah keinen Grund, die Todesstrafe für Jesus zu verhängen. Jesus hatte öffentlich gepredigt, hatte auch den Knecht eines römischen Offiziers geheilt. Wenn Jesus etwas gepredigt hätte, das gegen die Römer gerichtet gewesen wäre, hätte man dieses dem Pilatus gemeldet. Der Satz: „In Wahrheit war er von der Besatzungsmacht gefürchtet, die in ihm einen Aufwiegler gegen die bestehende Ordnung sah“, ist kompletter Unsinn! Pilatus wollte Jesus nicht kreuzigen, aber die Juden rebellierten heftig. Mätthäus schreibt dazu: „Als nun Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern der Lärm immer größer wurde, ließ er sich Wasser reichen, wusch sich die Hände vor dem Volk und sagte: ,ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten‘. Da schrie das ganze Volk: ,Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!‘ Und dann wurde Jesus gekreuzigt.“` Die erste Christenverfolgung begann in Jerusalem. In Rom waren die Christen frei bis zum Jahre 64, als Nero Rom in Brand setzte und dieses Verbrechen den Christen zuschrieb. Karl-Wilhem Nückel Neufahrn

Die gute Botschaft Zu: „Christentum unterliegt Schwert des Propheten“ (Nr. 40)

Sein eigenes Denkmal: Bei der Jubiläumsveranstaltung für Helmut Kohl wurde eine Briefmarke mit seinem Konterfei vorgestellt. Selten geschieht dieses noch zu Lebzeiten Bild: Wolfgang Kumm/Pool/dapd

Statt Jubiläum für Kohl nur unwürdiges Polittheater nachsichtige Erwähnung. Völlig aus dem Gedächtnis verschwunden und unter den Teppich gekehrt – nach Junckers Motto „Die Lüge ist ein legitimes Werkzeug der Politik“ – bleibt dabei die Einbehaltung des von der DDR enteigneten gewerblichen und landwirtschaftlichen Privateigentums durch die als Hehler auftretende Bundesrepublik. Ganzseitige, bebilderte Anzeigen in der „FAZ“ in den Jahren 1998 bis 2000, in denen der Hamburger Kaufmann Heiko Peters (CDU) die Herren Kohl, Weigel, Schäuble, Bohl als Lügner im Zusammenhang mit den Enteignungen darstellte, blieben unbeantwortet – und damit wohl akzeptiert. Die Abwickelungsbehörde verkaufte die Hehlerware – mit Nachlass für ehemalige Eigentümer – zum Tagespreis an soge-

Die ehemalige US-Außenministerin Condolezza Rice hat in dem Buch „Sternstunden der Diplomatie“ das enge Zusammenspiel des deutschen Bundeskanzlers Kohl mit dem amerikanischen Präsidenten George Bush senior unter Mitwirkung ihrer jeweiligen Außenminister Dietrich Genscher und James Baker bei den Verhandlungen mit dem sowjetischen Staatschef Gorbatschow und seinem Außenminister Schewardnadse dokumentiert. Diese Politiker hatten gegen die Ablehnung von Englands Premierministerin Margaret Thatcher und Frankreichs Staatschef François Mitterand die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten zum Ziel. Kohls Entschlusskraft

und sein Erfolg hierbei sind sein bleibendes Verdienst. Die fünf blühenden Landschaftsjahre waren hoffnungsvolle Träume. Mitterand erhielt den Euro zum Geschenk, Thatcher bekam Deutschlands Zugeständnis, Europas größter Netto-Zahler ohne entsprechende Stimmen zu sein. Die TV-Bilder von den Jubiläumsveranstaltungen der CDU für den Alt-Bundeskanzler Kohl am 25. und 27. September in Berlin empfand ich als erniedrigend: Von Speichelleckern umringt, die nach Blättchen aus dem Lorbeerkranz haschen, war Kohl noch einmal als hilfloses Zugpferd vor den knarrenden Wagen der Partei gespannt, um als Ziel den Erfolg in der nächsten Bundestagswahl zu erreichen. Die geheimnisvollen zwei Millionen fanden nur schamhafte bis

Zu reißerisch

Emotionswaffen

Zu: „Frankreich tilgt Vater und Mutter“ (Nr. 39)

Zu: „Vom Rollstuhl aus regieren“ (Nr. 40)

Zu: „Ans Geld der Normalbürger“ (Nr. 39)

Die Überschrift suggeriert, dass der Sachverhalt bereits amtlich und in Kraft sei. Die Meldung besagt lediglich, dass die französische Justizministerin die beiden Begriffe tilgen will – ein wesentlicher Unterschied! Auch wenn das Vorhaben der Ministerin unser Missfallen hervorruft, sind wir der Meinung, dass die seriöse, von uns geschätzte PAZ es nicht nötig hat, eine derartig reißerische Überschrift zu verwenden; sie entspricht nicht dem Anspruch der PAZ und sollte dem Boulevard vorbehalten bleiben. Rolf Köhler/René Jäck Kandel/Bad Belzig

Die designierte Beck-Nachfolgering von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, wird zu Recht wegen ihres „mutigen Umgangs mit MS“ gelobt. Bleibt zu hoffen, dass sie dieses 2016 wahlkampfstrategisch nicht als Emotionswaffe einsetzt und die Bürger sie nicht deshalb wählen, weil sie im Rollstuhl sitzt. Wenn diese Mitleidstour nicht zieht, wird Beck wohl bekannt geben, dass sein kleines Bauchspeicheldrüsenproblem in Wahrheit auf Krebs beruht. Das wünsche ich ihm nicht! Aber ich traue ihm zu, dass er diesen Trumpf auch noch ausspielt. Sören Richter Mainz

Ein globalisierter sozialistischer Brausewind weht derzeit durch den Blätterwald der europäischen Parlamente. Wer zögert, wird schließlich doch durch die Machtentwicklung dieses Brausewinds mitgerissen. Worum geht es? Zunächst ist es eine politisch initiierte und medial begleitete Neiddebatte, die angestoßen wird. Diese beginnt bereits in den einschlägigen Schulbüchern für das Fach Geschichte. Es soll darauf vorbereitet werden, was angestrebt wird: die Umverteilung von Besitz und Vermögen. Oder anders gesagt: die Enteignung.

Zu: „Wir sind Merkel“ (Nr 35) und „Die Schein-Alternative“ (Nr. 40)

Nicht nachgeben Römer unschuldig

nannte Investoren, unter anderem Kapitalisten. Diese errichten agrarindustrielle Ackerbau- und Tierzuchtbetriebe, wobei Chemie und Technik der Ertragsoptimierung zu dienen haben, Natur und Nachhaltigkeit jedoch auf der Strecke bleiben. So entstehen Monokulturen, so verschwinden Tierarten, gibt es Bienensterben, so zerfallen verlassene Gutshäuser und Wirtschaftsgebäude. Auch daran sollte man denken, wenn man die Berliner Euphorie sieht! Ich hätte es für angemessen gehalten, wenn die CDU ihrem ehemaligen Vorsitzenden den Weg nach Berlin erspart und ihn zu Hause in angemessener Form geehrt hätte, gegebenenfalls durch einen Großen Zapfenstreich. Hans-Henning Plock Kittlitz

Würden Christen den ein oder anderen Widersacher nach muslimischer Tradition köpfen, meint ein Leserbriefschreiber in der PAZ über Jan Heitmanns Kommentar, wären die Probleme mit der Christen-Beleidigung gelöst. Ist es bloß Unkenntnis über den zentralen Inhalt der christlichen Botschaft, oder sollen die Worte provozieren? Das fünfte Gebot sagt dem Christen: „Du sollst nicht töten“ und in der Bibel werden die Gläubigen aufgefordert, Leid zu ertragen und im Glauben auszuharren. Der Apostel Paulus legt in seinen zwei Briefen an Thimotheus Zeugnis darüber ab. Würden die Christen auch so stark an das Evangelium (übersetzt: „Die gute Botschaft“) glauben, und danach handeln, bräuchten wir den Islam (übersetzt: „Unterwerfung“) in Europa nicht zu fürchten. Nehmen wir uns zum Beispiel den Glaubensmut der Christen in Russland zur Zeit der Revolution 1917 zum Vorbild. Das Notbuch der russischen Christenheit berichtet über Gläubige, die vor Erschießungseinheiten gestellt wurden und ihren Mördern als letzte Worte zuriefen: „Wir aber gehen ins Leben.“ Das Schwert des Propheten mag eine Schlacht gewinnen, am Ende aber wird Jesus Sieger bleiben, wie es allen Gläubigen in Johannes 3,16 zugesagt wird: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat!“ Hans Ulrich Thiele Bielefeld

Europäischer Winter droht Die Vertreter der Mittelschicht haben leider den schwarzen Peter zugesteckt bekommen, weil diese sich nicht gut wehren können und weil es so viele sind. Sie arbeiten nämlich überdurchschnittlich viel und glauben sogar noch, dass ihre erbrachte Leistung sie vor materiellen Sorgen bewahren werde. Doch weit gefehlt: Die zu erwartende magere Rente nach zig Jahren fast höchster Beitragszahlung für die Rentenversicherung, das erworbene Eigenheim, welches gerade taxiert wird, weil man für die Unterbringung der Eltern im Pflegeheim mit aufkommen muss, und die Gehaltserhöhung, die von der Steuerprogression wieder eingezogen wird, geben ein düsteres Zukunftsbild ab.

Mancher Vertreter der Mittelschicht mag sich bisweilen vielleicht überlegen, ob es nicht einfacher wäre, keiner erschöpfenden, regelmäßigen Arbeit mehr nachzugehen, sondern stattdessen sich das Notwendige für den Lebensunterhalt vom Staat zur Verfügung stellen zu lassen. Somit wandelte sich die Leistungsbereitschaft in Leistungsverweigerung. Nun ist ja gerade dies das Problem: Gibt es bereits ein großes Heer von Leistungsverweigerern, so folgt eine nationale Leistungsverweigerung. Kommt nach diesem finanzpolitischen Spätherbst in Südwesteuropa ein gesamteuropäischer Winter? Ilona Dubalski-Westhof Radevormwald

Ein Brückenbauer Zu: „Kein Nährboden für den Frieden“ (Nr. 38) und „Opas bibelfestes Enkelcamp“ (Nr. 38) In Ihrem Artikel über den Besuch des Papstes im Libanon nennen Sie diesen den Pontifex. Das ist natürlich insofern richtig, als das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche schon lange ein Pontifex ist, denn jeder geweihte Amtsträger dieser Kirche gilt als Pontifex = Brückenbauer. Der Papst wird offiziell als Pontifex Maximus bezeichnet. Ehre wem Ehre gebührt! In der gleichen PAZ-Nummer schreiben Sie über „Opas bibelfestes Enkelcamp“ einen lesenswerten Artikel. Jedoch, der erste Satz im zweiten Abschnitt stimmt so nicht, denn 1990 gab es noch keine Christine Holmer. Vor Jahren heiratete mein Freund und Glaubensbruder, der Witwer Uwe Holmer, eine Witwe, und die heißt mit ihrem Vornamen Christine. Johannes Hummel Dresden

Nie vergessen! Zu: „Nackte Tatsachen in den Dünen von Nidden“ (Nr. 38) Ich bin sehr erfreut, in der PAZ einen spannenden Artikel über den Maler Max Pechstein zu lesen, der früher als „entartet“ galt. Mein Lieblingsmaler ist er zwar nicht, aber die expressionistische Malerei darf andererseits auch nicht in Vergessenheit geraten. Markus Kuhn Düsseldorf

Leserbriefe geben die Meinung der Verfasser wieder, die sich nicht mit der der Redaktion decken muss. Von den an uns gerichteten Briefen können wir nicht alle, und viele nur in Auszügen, veröffentlichen. Alle abgedruckten Leserbriefe werden auch ins Internet gestellt.

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Ein Schloss als Präsent

Neuer Propst für Königsberg ekan Thomas Vieweg aus Kirchheimbolanden in der Pfalz ist vom Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland, Dietrich Bauer, in der Auferstehungskirche in Königsberg in Anwesenheit von 400 Gläubigen in sein neues Amt als Propst der „Evangelisch-Lutherischen Propstei Kaliningrad (Königsberg)“ eingeführt worden. Der heute 59-jährige gebürtige Erfurter wird der vermutlich letzte von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entsandte Propst sein. Eine besondere Aufgabe sieht das neue Oberhaupt von rund 2100 Lutheranern im Königsberger Gebiet darin, in den drei Jahren seiner Dienstzeit ei-

»Symbol Königsbergs der 30er Jahre« auf dem Kneiphof vor dem Dom der Öffentlichkeit übergeben

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Thomas Vieweg

Bild: Stephan

nen einheimischen Kollegen auf die Übernahme seiner Nachfolge vorzubereiten und sich selbst damit überflüssig zu machen. Er selber bezeichnet seine Mission als „Kärrnerarbeit“ – aber eine, die Spaß mache. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Monika, die von der EKD als theologische Mitarbeiterin ausgesandt wird. Als ein Grund, weshalb das Referat für Mittel- und Osteuropa der EKD in Hannover gerade an ihn herangetreten ist, gilt, dass Vieweg 13 Jahre lang an der Spitze des Kirchenbezirks Kirchheimbolanden stand, zwischen den dortigen Protestanten und denen des ostpreußischen Insterburg eine Partnerschaft besteht und Vieweg deshalb Ostpreußen recht gut kennt. B.B.

In Königsberg gibt es eine neue Sehenswürdigkeit: Auf dem Kneiphof vor dem Dom wurde am Tag der Deutschen Einheit ein Modell mit dem Titel „Symbol Königsbergs der 30er Jahre“ der Öffentlichkeit feierlich übergeben. An der feierlichen Eröffnung nahmen viele Kulturvertreter der Stadt teil wie auch der erst seit kurzem amtierende deutsche Generalkonsul Rolf Krause. Das Kunstwerk zeigt im Modell bedeutende Gebäude in Königsberg, die vor dem Zweiten Weltkrieg noch existierten. Man sieht das Schloss, den Dom, die Albertina, das Theater, die Börse und die Lagergebäude des Stadtteils Lastadie. Von allen diesen Gebäuden sind heute nur noch zwei erhalten: der Dom und die Börse. Auf der Gedenktafel neben dem Modell sind die Namen herausragender Königsberger Persönlichkeiten verewigt. Dies sind der Philosoph Immanuel Kant, die Dichterin Agnes Miegel, die Künstlerin Käthe Kollwitz, der Komponist Otto Nicolai und der Dichter E. T. A. Hoffmann. Das Modell ist ein Geschenk einer deutschen Stiftung ehemaliger Bewohner Königsbergs, die bereits seit über 20 Jahren soziale und kulturelle Einrichtungen im Königsberger Gebiet tatkräftig unterstützt. Die Idee für die Erstellung dieses Modells hatte die Vorsitzende der Ostpreußenhilfe e. V., Gisela Peitsch, die selbst 1930 in Königsberg geboren wurde. Ihr Mann Helmut, der zu den Gründungsmitgliedern der Ostpreußenhilfe gehört, ist auch ein Ostpreuße. Er stammt aus der Nähe von Preußisch Eylau. Heute wohnt das Ehepaar bei Hamburg und beschäftigt sich mit ehrenamtlicher Arbeit. Alle organisatorischen Fragen, die mit der Aufstellung des Stadtmodells verbunden waren. wurden mit Hilfe des Deutsch-Russischen Hauses gelöst. „Alle Häuser, die auf dem Modell zu sehen sind, konnte ich aus

Festliche Übergabe im Beisein des Ehepaares Peitsch: Modell aus Bronze im Maßstab 1:200 dem Fenster der Straßenbahn sehen, mit der ich von zu Hause täglich durch die ganze Stadt zur Schule gefahren bin. Das Leitmotiv des Modells ist ganz einfach: Die Vergangenheit der Stadt grüßt bis heute“, erzählte Gisela Peitsch in ihrer Eröffnungsrede. Die Gebäude wurden für die Komposition sorgfältig nachgebildet. Im Laufe mehrerer Jahre sammelte der Verein Gelder für die Realisierung des Projekts. Es wurden insgesamt Spenden in Höhe von 40 000 Euro aufgewendet. Mit der Arbeit beauftragte der Verein den litauischen Künstler und

Bildhauer Romanas Borisovas, der viele seiner Kunstwerke der erhalten gebliebenen Architektur Ostpreußens widmet. Er hatte ei-

Ein Geschenk ehemaliger Bewohner Königsbergs ne relativ kurze Zeit von nur sechs Monaten für die Herstellung des Modells. Trotz des recht knappen Termins wurde das Kunstwerk fristgerecht fertig.

So voll wie wohl noch nie Generalkonsul Krause lud zum Tag der Deutschen Einheit ins Deutsch-Russische Haus

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neten Andrej Schumilin vertreten und die Gebietsregierung durch die Leiterin der Agentur für internationale Beziehungen Alla Iwanowa. Der deutsche Generalkonsul dankte den Russen für die friedli-

che Wiedervereinigung Deutschlands vor 22 Jahren. Wenn man sich die heutige Welt ansehe, müsse man feststellen, dass ein friedlicher Übergang keineswegs selbstverständlich sei. Ein Blick

Bild: Tschernyschew

um Tag der deutschen Einheit hatte der neue Generalkonsul von Königsberg, Rolf Krause, ins Deutsch-Russische Haus eingeladen. Es war die erste Feier seit seiner Amtseinführung und gleichzeitig auch sein Geburtstag. Das Gelände des Deutsch-Russischen Hauses hatte sich mit einer Menschenmenge gefüllt. Wahrscheinlich hat dieses Kulturzentrum noch nie so viele Menschen gleichzeitig aufgenommen. Als Gastgeber nahm Rolf Krause die Gäste persönlich in Empfang und diese Geste des symbolischen Händedrucks dauerte bis weit nach Mitternacht. Der Generalkonsul erhielt zahlreiche Gratulationen. Die Königsberger Stadtverwaltung war durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisrates der Abgeord-

Vor großem Publikum: Rolf Krause und Alla Iwanowa

nach Nordafrika, auf den Kaukasus, nach Nahost zeige die außerordentlichen Gefahren, die mit einem Systemwechsel verbunden sein könnten, mit neuen politischen Präferenzen, ideologischen Ansichten, mit der Veränderung vorhandener Machtstrukturen. Glücklicherweise sei der Prozess des politischen Umbaus in der Mitte Europas friedlich verlaufen. An dieser Stelle betonte der Gastgeber, die teilnehmenden Deutschen hätten dafür gesorgt, dass der Prozess friedlich verlaufen sei, doch dafür habe es auch der Russen bedurft. Dies rufe ein Gefühl der Dankbarkeit und Freude hervor. Der Diplomat beendete seine offizielle Ansprache mit dem Erheben eines Bierkrugs, womit er das Fest eröffnete. Jurij Tschernyschew

Kompliziert war die Arbeit dadurch, dass einige Gebäude, darunter das Theater, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach umgebaut wurden, was auch das Äußere betraf. Es mussten also nicht nur Fotos aus dieser Zeit verglichen werden, sondern auch Zeichnungen russischer und deutscher Archive. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Es entstand ein Modell im Maßstab 1:200, für das 150 Kilogramm Bronze verwendet wurden. Ursprünglich war geplant, dass das Modell an die Bombardierung der Stadt durch die britische Luft-

Bild: Tschernyschew

waffe im August 1944 erinnern sollte, doch am Ende entschied man sich, den Akzent nicht auf die Briten zu setzen. Der deutsche Generalkonsul sagte: „Die Skulptur ‚Symbol Königsbergs der 30er Jahre‘ stellt nichts anderes dar als die Bedeutung Königsbergs als kulturelles, politisches, wirtschaftliches und intellektuelles Zentrum, das es damals war.“ Die Tatsache, dass die Eröffnung der Komposition am Tag der Deutschen Einheit stattfand, kann man auch als symbolisch betrachten. Jurij Tschernyschew

Rolf Krauses Vita Nach Abitur in Mannheim, Wehrdienst, Studium der Geografie und Islamwissenschaften an der Universität Würzburg und der State University of New York sowie dem obligatorischen Vorbereitungsdienst des Auswärtigen Amtes begann die diplomatische Laufbahn des am 3. Oktober 1956 in Kiel geborenen Leutnants der Reserve 1988 im saudi-arabischen Dschidda als Ständiger Vertreter am dortigen Generalkonsulat. Es folgte ab 1990 eine Referententätigkeit in der Bonner Nahostabteilung. 1993 übernahm er die Leitung des Pressereferates der Ständigen Vertretung bei den UN. 1996 wechselte er als Ständiger Vertreter an die Botschaft in Belgrad. 1999 leitete er die Arbeitsgruppe der G8 zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und des Terrorismus und wurde Referent für Grundsatzfragen in der Afrika-Abteilung.

Nachdem er von 2002 bis 2005 dem Bundespräsidenten als Referatsleiter in dessen Afrika-Abteilung gedient hatte, kehrte er als Leiter des Referates südliches und westliches Afrika ins Auswärtige Amt zurück. 2007 wurde er stellvertretender Direktor der AfrikaAbteilung. 2009 zog es den Doktor der Philosophie und der Naturwissenschaften dann wieder in die Wissenschaft, der er bereits vor seiner Diplomatenkarriere von 1982 bis 1986 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Geografie der Universität Marburg gedient hatte. Er wurde Professor für Diplomatie an der deutschsprachigen, privaten Andrássy Universität in Budapest. Im vergangenen Monat kehrte er dann in die Praxis zurück und trat die Nachfolge von Aristide Fenster im deutschen Generalkonsulat in Königsberg an. Manuel Ruoff

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

O S T P R E U S S I S C H E FA M I L I E Eine interessante Zuschrift zu unserem – durch unsere „Patenschaft“ für den nachgebauten Kahn in Nidden – sehr intensiv behandelten Komplex „Kurenkahn“ kommt von Herrn Heinz Ney aus Potsdam, der sich sehr über den glücklichen Ausgang der „Herz-Motor-Geschichte“ der „Kursis“ gefreut hat, aber gleichzeitig eine Korrektur anbringt. „Es gibt nicht den Kurenkahn – die Kähne an der Kurischen Nehrung bestehen aus vielen Typen. Die Kähne wurden meistens nach der Art der Fischerei bezeichnet, deshalb ist die richtige Typenbezeichnung der „Kursis“ Kurrenkahn und nicht Kurenkahn. Dieser war, wie auch der Keitelkahn, für die Schleppnetzfischerei konzipiert. Die Kurre war ein Baumnetz, das einen Kurrbaum hatte, um das Netz offen zu halten. Allerdings

Herr Ney uns auch mitteilt, gerade vor einem rührigen Verein in Wolgast an der vorpommerschen Küste ein Kurrenkahn gebaut. Wer sich technisch mit diesem Thema befassen will, den wird der Hinweis von Herrn Ney auf ein hervorragendes Fachbuch von Werner Jaeger interessieren: „Fischerkähne auf dem Kurischen Haff. Einblick in die Geschichte des Kahnbaus und der Fischerei bis 1945“, ISBN: 3-89534-160-6. Wir danken Herrn Ney für die vielen Informationen. (Heinz Ney, Zum Kahleberg 85 in 14478 Potsdam, E-Mail: neypreussen@googlemail. com) Freude und Enttäuschung liegen manchmal ganz dicht beieinander. Das bekam auch unser Landsmann Werner Mai aus Maisach zu spüren, denn zuerst sah es nach einem Blitzerfolg aus, weil seine

es gibt so viele Zuschriften, die auf meinem Schreibtisch landen und die ich gerne weitergeben möchte, aber da ist eine Schranke, nämlich der Vermerk „persönlich“. Das tut mir leid, denn manche Briefe enthalten so nette Erinnerungen oder eigenwillige Kommentare zu unseren Themen, die auch unsere Leser interessieren würden, doch ich muss die Bedingungen einhalten. Aus einigen Zuschriften kann ich aber doch gewisse Anregungen entnehmen, ohne den Namen der Schreibenden zu nennen, das ist immerhin ein Kompromiss. Andere haben keinen Bezug zu den von uns veröffentlichten Themen, es sind lediglich Mitteilungen, aber sie bereichern das ohnehin schon breite Spektrum unserer Ostpreußischen Familie. Einige will ich heute bringen, um Euch, lewe Landlied und Familienfreunde, einen Einblick in diese so unterschiedliche Leserpost zu geben. Zum Thema „Zeitzeugen“, das ja für uns immer wichtiger wird, berichtet Herr Wolfgang Czolbe aus Norderstedt aus einiger Erfahrung. „Heute habe ich, inzwischen 76-jährig, vor Schülern des 12. Jahrgangs im Beruflichen Gymnasium Norderstedt eine fast zweistündige Unterrichtsstunde als Zeitzeuge Die „Regierung“ auf dem Mitteltragheim in Königsberg über die Flucht aus Ostpreußen gehalten. 27 Schüler lausch- meine ich, die richtige Kahnbe- Suchfrage nach ehemaligen Nachten konzentriert und stellten viele zeichnung wird sich im allgemei- barskindern aus Königsberg Fragen – Fragen über meine Zeit nen Sprachgebrauch wohl nicht gleich zwei Namen ins Spiel als Kind in Allenstein, über die durchsetzen.“ Das glaube ich brachte, die absolut stichfest Flucht und über die Eingliederung auch, lieber Herr Ney, der „Kuren- schienen. Was dabei herauskam, im Westen. Anhand einer noch kahn“ ist heute so fest verankert in war ein Tiefschlag für Werner Mai, vorhandenen Landkarte zeichnete unserem Sprachgebrauch, dass er denn der von ihm Angerufene ich den Fluchtweg von Allenstein wohl nicht mehr zu ändern geht. lehnte – trotz Namensgleichheit – über Marienburg, Karthaus, Stolp, Wir sehen in ihm keine Typenbe- jegliche Verbindung zu dem geGreifswald, Lübeck bis nach Ham- zeichnung, sondern verbinden mit suchten Kinderfreund ab und legburg vor der Klasse nach. Fragen ihm ein unverwechselbares, wun- te einfach nach kurzem, fast beleiwaren von den Schülern vorher derbares Stück Heimat: die Kuri- digendem Gespräch den Hörer formuliert worden, sie wurden sche Nehrung und das Kurische auf. „Er hat mich wohl für einen mir einige Wochen vor dem Ter- Haff und auch den bunten Kuren- Telefonbetrüger gehalten“, resigmin überreicht. Dem einladenden wimpel auf dem Mast. Lasst den niert Herr Mai, und gibt sich Lehrer, Herrn Günter Diekmann, „Kurrenkahn“ ruhig auf anderen unterschwellig wohl etwas Mitdanke ich sehr, dass er mir diese Wassern fahren – so wird, wie schuld an dem Desaster, denn „es Gelegenheit zur Information über unsere Heimat gegeben hat. Die Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins Schüler dankten mir mit Beifall, Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung! einige sogar persönlich.“

ist doch sehr schwierig, nach 67 Jahren die richtigen Worte zu finden, um Erinnerungen wach zu rufen“. So zeigt er sich nach seinen eigenen Worten „sehr bedruckst“, aber das Fünkchen Hoffnung bleibt, doch noch Mitbewohner aus dem Haus Schönstraße 11 zu finden, denn Herr Mai hängt sehr an seiner Heimat, zumal er sich in seinem süddeutschen Wohnsitz recht einsam fühlt. Seine Frau verstarb schon vor 30 Jahren, die Kinder sind längst ausgeflogen und fühlen sich ihrem Geburtsland Bayern verbunden. Da tut es gut, dass man sich in einem Brief mal so richtig ausschabbern kann, dazu ist ja die Ostpreußische Familie da. Vielleicht gibt es ja doch noch Tragheimer, die sich an die Bäckerei seines Vaters Fritz Mai erinnern, die Ecke Paulstraße – gegenüber der „Regierung“ im Mitteltragheim – lag? Hierzu kam bisher keine Zuschrift, auch die Suchfrage nach der zur Zeit der Flucht etwa zehnjährigen Ursula Brandenburg aus dem Haus in der Schönstraße blieb unbeantwortet. Deshalb hier noch einmal seine Anschrift: Werner Mai, Bürgermeister-BalsStraße 8 in 82216 Maisach, Ortsteil Malching. Du sollst nicht mehr allein sein! Das war der Leitsatz, unter dem 1972 unsere Ostpreußische Familie“ ins Leben gerufen wurde – und ihre Mittleraufgabe hat sie in den nun 40 Jahren ihres Bestehens voll erfüllt und will es weiter tun. Nicht allein konnte sich Frau Edeltraud Knoche aus Heide fühlen, die einmal das Familientreffens der ostpreußischen Sippe Mill ins Leben gerufen hatte, die sich diesmal im holsteinischen Lexfähre zusammen fand. Über 100 Nachkommen der „Stamm-Mutter“ Johanna Mill, die 1996 im Alter von 94 Jahren verstarb, wurden zu diesem Treffen erwartet – 108 waren gekommen, von der 84-jährigen Seniorin bis zum vierjährigen jüngsten Spross. Einer der Aktiven der Sippe, ein 71-Jähriger aus Halle, hat einen Stammbaum erstellt, der inzwischen auf vier Meter Länge angewachsen ist und natürlich das Prunkstück des Familientreffens war. Herr H.-J. Manthey aus Hohn hatte uns auf dieses Ereignis aufmerksam gemacht, und wir haben Bild. privat

14 Nr. 41 – 13. Oktober 2012

gerne darüber berichtet, denn es ist schon erstaunlich, dass sich die Nachkommen einer Ostpreußin, die 1945 mit ihren neun Kindern auf die Flucht ging, nach 67 Jahren in solch großer Zahl zusammen finden. Insgesamt gibt es 156 direkte Nachkommen von Johanna Mill! Frau Edeltraud Knoche, die Initiatorin dieses nun zur Tradition gewordenen Familientreffens, hat sich sehr über die Veröffentlichung in der PAZ gefreut, wie uns Herr Manthey berichten konnte. Zu den Zuschriften mit dem Vermerk „persönlich“ gehört auch der Brief eines Berliner Lesers, allerdings sehr höflich formuliert: „Dieser Brief ist nur für Sie gedacht, also kein Leserbrief!“ So sehr ich mich über die netten Zeilen und vor allem über die beiliegende FotoKopie gefreut habe, bin ich doch etwas bedripst, weil ich das Bild nicht veröffentlichen kann, das zweifellos viele Leser interessieren würde. Herr M. schrieb zu unserem Bericht über die Flugtage in Rossit- Ruth Geede ten, weil er eine umfangreiche Luftfahrt-Dokumentation besitzt und über diesen Beitrag sehr erfreut war. Im Rahmen dieser historischen Sammlung besitzt er auch schriftliche und fotografische Unterlagen von ostpreußischen Fliegern und Flugveranstaltungen auf ostpreußischem Boden. Er selber ist kein Landsmann, aber sein Interesse an unserer Heimat ist groß, und deshalb möchte er als langjähriger Abonnent unsere Zeitung nicht mehr missen. Und ganz lieb hat er sich über unsere „Ostpreußische Familie“ geäußert, vor allem über „die Freude, die aus den vielen Beiträgen herausstrahlt“. Das kann und das muss ich doch weitergeben! Auf den Wunsch von Frau Ursula Karge aus Norden nach Konfirmationsurkunden haben unsere Leserinnen und Leser ebenfalls sehr schnell und positiv reagiert. Bereits einige Tage nach der Veröffentlichung in Folge 36 konnte uns die Sammlerin den Erhalt von 26 Dokumenten melden. Das finde ich beachtlich, ja sogar erstaunlich, wenn man bedenkt,

dass einige Urkunden aus dem 20. Jahrhundert stammen. Die älteste Konfirmationsurkunde ist mit dem Jahr 1846 aus Pletzpodahl datiert, es folgen weitere aus Gudmin (1857), Goldap (1856) und Riga (1893). Die frühesten Dokumente aus dem vergangenen Jahrhundert sind Urkunden aus Kraupischcken (1901) und Weichkaufin (1903). Einige der Gemeinden wird man auf keiner Landkarte mehr finden, auch viele Kirchen, die auf den Urkunden abgebildet sind, werden längst zerstört sein. Ostpreußen ist mit Dokumenten aus fast allen seinen Teilen vertreten, von Tilsit bis Johannisburg. Andere stammen aus dem Baltikum, aus Pommern und Westpreußen. Man bedenke, dass nur wenige Dokumente im Fluchtgepäck gerettet werden konnten. Allein in meiner Familie weiß ich von keiner Konfirmationsurkunde, die bis heute erhalten blieb. Da Frau Karge für ihre Aktion keine finanzielle Unterstützung Bild: Pawlik erhält, ist ihr Aktionsradius beschränkt. Deshalb bitte ich unsere Leserinnen und Leser, auch Freunde und Bekannte auf diese Urkundensammlung, die nach dem Wunsch von Frau Karge später einem Museum übergeben werden soll, aufmerksam zu machen. Zuerst aber sagen wir auch im Namen der Ostfriesin herzlichen Dank für die ersten Kopien, vor allem auch für die netten Begleitworte und Berichte, die beweisen, wie positiv von vielen Landsleuten das Bemühen von Ursula Karge, diese Urkunden als Zeugnisse eines christlichen Lebens zu bewahren, aufgenommen wurde. Wir werden weiter über den Fortgang der Aktion berichten. (Ursula Karge, Hollweg 20b in 26506 Norden, Telefon 04931/ 3166.) Eure

Ruth Geede

Wie das Frische Haff zu seinem Namen kam Eine interessante Frage aus dem Leserkreis und ihre nicht weniger interessante Antwort s war ein Leserbrief, den ich nach kurzem Überfliegen auf die linke Seite meines Schreibtisches legte – getreu dem Motto: Das mach’ ich doch mit links! Dachte ich – aber als ich mich dann näher mit ihm beschäftigte, kamen mir doch Zweifel. Und als ich in meinem Archiv nachzuforschen begann, stellte ich fest, dass ich die zuerst so einfach scheinende Leserfrage vollkommen unterschätzt hatte. Und biss mich so an ihr fest, dass ich jetzt nach langem Recherchieren auf dem Lösungsweg angekommen bin, der sich bisher als der beste erwiesen hat: ein Extra-Beitrag auf unserer Familienseite! Herr Wolfgang Neugebauer aus Bad Segeberg hat die Frage gestellt, und sie lautet: Wie kam das Frische Haff zu seinem Namen? Unser Landsmann, der schon oft in Gesprächen über Ostpreußen danach gefragt wurde, ist ziemlich ratlos und möchte diese Kenntnislücke schließen. Deshalb wandte er sich an mich, weil mir mehr Möglichkeiten zur Recherche offen stehen, er selber blieb bei seinen Nachforschungen an dem Fluss Frisching als Namensgeber hängen, der aus der gleichnamigen Region – südlich des Pregels, west-

E

lich der Alle – kommend in Brandenburg in das Haff mündet. Frisching ist auch der Name eines Dorfes bei Pr. Eylau und einer Ortschaft im Kreis Wehlau. Das hatte ich auch beim ersten Lesen der Frage angenommen, mit der ich mich seltsamerweise bisher nie beschäftigt hatte. Also hieß es absichern! Zuerst bei wikipedia. Und da stieß ich auf folgende Eintragung: „Zeitweise hieß das Haff auch Friesisches Haff, eine Bezeichnung, die von den ersten deutschen Siedlern auf der Nehrung, den Friesen, stammte. Der Begriff wurde im Laufe der Zeit zu Fries’sches Haff und später zu Frisches Haff.“ Das erschien mir denn doch zu mager, zumal als einzige Quelle die aus dem Jahr 1676 stammende geografische Dokumentation „Spectulum Germaniiae“ angegeben war. Also her mit dem „Altpreußischen Wörterbuch“! Und ich fand folgende Erklärung: „In Ordenschroniken heißt es ,das frische Wasser‘ oder ,frisches Meer‘! Oder auch nur schlechthin ,Hab‘. Der Dichter Simon Dach schreibt anno 1634 in einem Poem: ,… auf die Fluth des frischen Habes‘. Dass der Name auf den Fluss Frisching zurückgeht, ist unwahrscheinlich.“

Als das Frische Haff noch Aistenmeer hieß

Bild: privat

Aber in diesem Wort steht doch ein unsichtbares Fragezeichen und lässt Herrn Neugebauers und meiner Vermutung noch ein Türchen offen. Das aber schlägt der Schriftsteller Louis Passage in seinem 1878 erschienenen Bericht „Aus baltischen Landen“ wieder zu, denn er vermerkt über das Frische Haff: „Betreff seines Namen bedeutet der wohl in der Tat ein frisches Wasser und hat weder mit der Flusse Frisching noch mit der altpreußischen Sprache etwas zu tun.“ Aber aus dieser werden doch die anderen in das Frische Haff mündenden Flüsse namentlich gespeist. Der Frisching muss doch schon vor der Ordenszeit einen Namen gehabt haben und erst recht das Haff? Hat es auch, denn nach den ersten Berichten der Seefahrer im 9. Jahrhundert hieß es „Aistenmeer“, benannt nach der damaligen Bezeichnung für die Urbevölkerung: „Aistan“, die Achtbaren, nannten die Goten unsere prussischen Vorfahren. Das Haff hatte für die Seefahrt eine große Bedeutung, denn zu jener Zeit gelangten die Schiffe von der Ostsee durch ein Tief im südlichen Teil der Nehrung nach Truso, dem großen Handelsplatz am Drausensee. Die deutsche

Bezeichnung „Meer“ deckt sich fast mit dem prussischen Wort „mary“ für Haff. Wie der Frisching in jener Zeit genannt wurde, habe ich bisher nicht feststellen können. Der Ort wurde 1268 gegründet, vielleicht von einem Siedler, der aus Friesland oder so ähnlich hieß. Dann würden wir bei wikipedia richtig liegen. Da aber die See im Laufe der Jahrhunderte immer wieder die schmale Nehrung durchbrach und sich vor allem im nördlichen Teil neue Tiefs bildeten, wenn die alten versandeten – das Pillauer entstand um 1510 –, könnte es doch das „frische Wasser“ sein, das von der See in das Haff strömte. In der Hennebergschen Chronik von 1584 wird der Südteil nicht als „Frisches Haff“ erwähnt, der Name wird nur im Zusammenhang mit den nördlichen Gauen Natangen und Samland genannt. Das würde für das „Frische Wasser-Haff“ sprechen. Aber wiederum mündet bei Brandenburg der Frisching ins Haff, auch als es noch „Aistenmeer“ hieß, wie die Zeichnung von Heinz Georg Podehl verdeutlicht. Sie wurde dem im Verlag Rautenberg erschienenen historischen Roman von Charlotte Wüstendörfer „Patulne und Tyrune“ entnommen. R.G.

GLÜCKWÜNSCHE

ZUM 103. GEBURTSTAG Gniatkowski, Fritz, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, am 16. Oktober

ZUM 101. GEBURTSTAG Hoyer, Erich, aus Torffelde, Kreis Tilsit-Ragnit, am 19. Oktober Monitz, Margarete, aus Widminnen, Kreis Lötzen, am 18. Oktober

ZUM 100. GEBURTSTAG Naß, Elfriede, geb. Kraska, aus Groß Schöndamerau, Kreis Ortelsburg, am 18. Oktober Czwikla, Erika, aus Sonnau, Kreis Lyck, am 18. Oktober

ZUM 99. GEBURTSTAG Buxa, Gertrud, geb. Sdunkowski, aus Mulden, Kreis Lyck, am 18. Oktober

ZUM 97. GEBURTSTAG Gawrisc h, Kurt, aus Dreifelde, Kreis Johannisburg, am 13. Oktober Herrmann, Erika, geb. Budzinski, aus Grunau, Kreis Heiligenbeil, am 14. Oktober Riehl, Henny, geb. Biesemeier, aus Treuburg, am 16. Oktober Sadlowski, Charlotte, geb. Brandt, aus Lindenort, Kreis Ortelsburg, am 15. Oktober

ZUM 96. GEBURTSTAG Wiskandt, Helene, geb. Rade, aus Rauschen, Kreis Samland, am 15. Oktober

Karrasch, Kurt, aus Lyck, Blücherstraße 2, am 21. Oktober Mergner, Fritz, aus Tapiau, Kleinhof, Kreis Wehlau, am 20. Oktober Merkel, Herta, aus Loye, Kreis Elchniederung, am 16. Oktober Schwarzin, Hildegard, aus Lyck, am 20. Oktober Templin, Rosemarie, geb. Becker, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, am 2. Oktober Wrobel, Helmut, aus Wehlau, Pinnauer Straße, am 20. Oktober Zimmermann, Erich, aus Groß Borken, Kreis Ortelsburg, am 17. Oktober

ZUM 92. GEBURTSTAG Dahlke, Magdalene, aus Tutschen, Kreis Ebenrode, am 21. Oktober Gehlen, Helene, geb. Wagner, aus Wappendorf, Kreis Ortelsburg, am 18. Oktober Manko, Alfred, aus Mostolten, Kreis Lyck, am 18. Oktober Mohr, Georg, aus Bürgersdorf, Kreis Wehlau, am 17. Oktober Neumann, Horst, aus Gnottau, Ortsteil Paplacken, Kreis Insterburg, am 15. Oktober Niessen, Theodora, geborene Gehring, aus Ortelsburg, am 18. Oktober Schweins, Gertraud, geb. Bürgel, aus Kalthagen, Kreis Lyck, am 18. Oktober Stange, Horst-Heinz, aus Grunau, Kreis Heiligenbeil, am 14. Oktober V oelz, Luise, aus Neuwiesen, Kreis Ortelsburg, am 21. Oktober Wietoska, Otto, aus Lyck, am 17. Oktober

ZUM 91. GEBURTSTAG ZUM 94. GEBURTSTAG Bartschat, Fritz, sowohl aus Gruten wie auch aus Kreuzingen, Kreis Elchniederung, am 19. Oktober Hoppe, Gerda, aus Eichkamp, Kreis Ebenrode, am 16. Oktober

ZUM 93. GEBURTSTAG Bendokat, Else, geb. Tilch, aus Ebenrode, am 16. Oktober Fiedler, Walther, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 19. Oktober Gehle, Elisabeth, geb. Mohrlang, aus Lank, Kreis Heiligenbeil, am 16. Oktober Göbel, Betty, geb. Lagies, aus Grünhausen, Kreis Elchniederung, am 18. Oktober Jeske, Wilhelm, aus Stobingen, Colm, Kreis Wehlau, am 20. Oktober Kaiser, Hans-Joachim, aus Schlesien, am 19. Oktober

Boehl, Charlotte, geb. Samusch, aus Lötzen, am 15. Oktober Bux, Charlotte, geb. Skupio, aus Bunhausen, Kreis Lyck, am 20. Oktober Fritz, Lieselotte, geb. Schwabe, aus Reuß, Kreis Treuburg, am 20. Oktober Glagau, Erika, aus Pobethen, Kreis Samland, am 16. Oktober Gollub, Waltraut, aus Rosenheide, Kreis Lyck, am 20. Oktober Heitmann, Irmgard, geb. Rehra, aus Sprindenau, Kreis Lyck, am 21. Oktober Homp, Albert, aus Großheidekrug, Kreis Samland, am 16. Oktober Kühne, Hedwig, geb. Stannehl, aus Groß Keylau, Kreis Wehlau, am 19. Oktober Matern, Kurt, aus Neidenburg, am 15. Oktober Metzdorf, Gerda, geb. Borbe, aus Guhsen, Kreis Treuburg, am 16. Oktober Mittendorf, Hildegard, geb. Patz,

TERMINE DER

aus Reimannswalde, am 17. Oktober Naudszus, Gertrud, geb. Holzke, aus Mohrungen, am 14. Oktober Oelke, Luise, geb. Struppeck, aus Seebrücken, Kreis Lyck, am 20. Oktober Pasuch, Walter, aus FriedrichshofAbbau, Kreis Ortelsburg, am 18. Oktober Pawelzik, Hildegard, geb. Brzoska, aus Rundfließ, Kreis Lyck, am 19. Oktober Peterson, Hildegard, geb. Liedtke, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, am 13. Oktober Prochnio, Wilhelm, aus Malkienen, Kreis Lyck, am 9. Oktober Rosenau, Edith, geb. Rautenberg, aus Brittanien, Kreis Elchniederung, am 20. Oktober Salamon, Helmut, aus Lyck, Hindenburgstraße 32, am 19. Oktober Steindorf, Anna, geb. Czech, aus Sentken, Kreis Lyck, am 10. Oktober Woltersdorf, Edtih, geb. Dolinski, verwitwete Lingnau, aus Treuburg, am 16. Oktober Zorn, Ursula, geb. Pillarz, aus Lyck, am 18. Oktober

ZUM 90. GEBURTSTAG Cyrus, Hildegard, geb. Jablonski, aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 23, am 17. Oktober Friedritz, Gertrud, aus Tilsit-Ragnit, am 15. Oktober Graner, Gretel, geb. Steinke, aus Moterau, Heinrichshof, Kreis Wehlau, am 16. Oktober Herrmann, Martha, geb. Krappa, aus Mostolten, Kreis Lyck, am 21. Oktober Kapps, Friedel, geb. Subkus, aus Sonnenmoor, Kreis Ebenrode, am 16. Oktober Kerznar, Herta, geb. Rosenwald, aus Dünen, Kreis Elchniederung, am 17. Oktober Kibbat, Hildegard, aus Hohenfried, Kreis Ebenrode, am 18. Oktober Krenz, Edith, geb. Schlaugat, aus Markgrafsfelde, Kreis Treuburg, am 18. Oktober Niehaus, Helene, geb. Bartkowski, aus Neidenburg, am 21. Oktober Nolte, Friedrich, aus Treuburg, am 21. Oktober Riechert, Hildegard, geb. Schäfer, aus Kreuzingen, Kreis Elchniederung, am 21. Oktober Riekers, Herta, geb. Fröhlich, aus Kölmersdorf, Kreis Lyck, am 20. Oktober Schwemer, Herta, geb. Buczilowski, aus Kölmersdorf, Kreis Lyck, am 18. Oktober Stilla, Elisabeth, geb. Lindenberg, aus Pillau, Kreis Samland, am 16. Oktober Taulien, Erna, aus Heiligenbeil,

19. bis 21. Oktober: Schriftleiterseminar im Ostheim in Bad Pyrmont. 27. Oktober; 5. Deutsch-Russisches Forum in Königsberg. Geschlossener Teilnehmerkreis. 5. bis 9. November: Kulturhistorisches Seminar im Ostheim in Bad Pyrmont. Jahr 2013 9./10. März 2013: Arbeitstagung der Kreisvertreter in Bad Pyrmont. 16./17. März 2013: Arbeitstagung der Vorsitzenden der Deutschen Vereine in Sensburg (Ostpreußen). 15. Juni 2013: Sommerfest der Deutschen Vereine in Osterode (Ostpreußen).

Auskünfte bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 414008-0.

ZUM 85. GEBURTSTAG Barsch, Marie, geb. Mahnke, aus Ebendorf, Kreis Ortelsburg, am18. Oktober Glüsing, Gerda, geb. Veit, aus Wargen, Kreis Samland, am 19. Oktober Goy, Hildegard, geb. Kudritzki, aus Plötzendorf, Kreis Lyck, am 16. Oktober Hennig, Paul, aus Lesnicken, Kreis Samland, am 16. Oktober Kullik, Günter, aus Haasenberg, Kreis Ortelsburg, am 12. Oktober Neumann, Ewald, aus Widminnen, Kreis Lötzen, am 16. Oktober Oberjetz, Herbert, aus Groß Heinrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 20. Oktober Reppenhagen, Edith, geb. Kraschewski, aus Willkassen, Kreis Treuburg Rieckmann, Helmut, aus Bolbitten, Kreis Heiligenbeil, am 19. Oktober Sassadeck, Helmut, aus Fließdorf, Kreis Lyck, am 16. Oktober Schenk, Christel, geb. Hamers, aus Wehlau, am 17. Oktober Schnepel, Hanna, geb. Perle, aus Tutschen, Kreis Ebenrode, am 16. Oktober Schröder, Gerhard, aus Balga, Kreis Heiligenbeil, am 9. Oktober Ukowski, Herbert, aus Ortelsburg, am 18. Oktober Wohjahn, Hans-Werner, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 20. Oktober Zacharias, Sabine, geb. Wojahn, aus Ostseebad Cranz, Kreis Samland, am 20. Oktober

ZUM 80. GEBURTSTAG Barthel, Hildegard, geb. Sbresny, aus Steinberg, Kreis Lyck, am 15. Oktober Bergmann, Ewald, aus Guttstadt, Kreis Heilsberg, am 3. Oktober Billjött, Karin, geb. Schulz, aus Rauschen, Kreis Samland, am 17. Oktober Bittermann, Elisabeth, geb. Buttkus, aus Peterswalde, Kreis Elchniederung, am 20. Oktober Braunsc hw eig, Margarete, geb. Heinzel, aus Allenburg, Herren-

straße, Kreis Wehlau, am 18. Oktober Buchholz, Ingeborg, geb. Glowatz, aus Mulden, Kreis Lyck, am 16. Oktober Eddelbüttel, Almuth, geb. Steinke, aus Perteltnicken, Kreis Samland, am 17. Oktober Fenske, Annemarie, geb. Hagel, aus Sentken, Kreis Lyck, am 16. Oktober Hinzke, Oskar, aus Heiligenbeil, Herzog-Albrecht-Straße 7, am 17. Oktober Itjen, Dorothea, geb. Kislat, aus Windberge, Kreis Ebenrode, am 20. Oktober Kanacher, Siegfried, aus Lötzen, am 18. Oktober Komorowski, Helmut, aus Mulden, Kreis Lyck, am 17. Oktober Lamczyk, Elfriede, geb. Rosa, aus Plötzendorf, Kreis Lyck, am 20. Oktober Leesen, Gerda von, geb. Glowienka, aus Schwenten, Kreis Angerburg, am 6. Oktober Litzbarski, Gerhard, aus Stobingen, Kreis Elchniederung, am 17. Oktober Petrick, Kurt, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 18. Oktober Poetsch, Brigitte, aus Widminnen, Kreis Lötzen, am 21. Oktober Riechert, Irma, aus Ginkelsmittel, Kreis Elchniederung, am 17. Oktober Schaade, Horst, aus Kleinwalde, Kreis Elchniederung, am 20. Oktober Sc hippel, Klaus, aus Prostken, Kreis Lyck, am 19. Oktober Schlüter, Irmgard, geb. Jacksteit, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, am 15. Oktober Sc holz, Wolfgang, aus Breslau, Kreis Wehlau, am 16. Oktober Schuster, Gerda, geb. Solinski, aus Kleinkosel, Kreis Neidenburg, am 19. Oktober Storek, Hannelore, geb. Mankau, aus Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, am 18. Oktober Winkels, Gertrud, aus Klein Lasken, Kreis Lyck, am 18. Oktober Zachau, Günter, aus Tapiau, Kreis Wehlau, am 15. Oktober Zieziulewicz, Käte, geb. Scherotzki, aus Thomken, Kreis Lyck, am 20. Oktober

ZUM 75. GEBURTSTAG Bahr, Hannelore, geb. Pauluhn, aus Rhein, Kreis Lötzen, am 15. Oktober Blume, Meinhard, aus Lank, Kreis Heiligenbeil, am 17. Oktober Danielzik, Karl-Heinz, aus Ortels-

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

15

burg, am 19. Oktober Diedrich, Marianne, geb. Wegner, aus Kattenau, Kreis Ebenrode, am 19. Oktober Kopatz, Ernst, aus Wildheide, Kreis Ortelsburg, am 15. Oktober Latona, Ruth, geb. Lasarsch, aus Garbassen, Kreis Treuburg, am 17. Oktober Mittelstein, Horst Dieter, aus Hainau, Kreis Ebenrode, am 19. Oktober Pieczonka, Ursula, geb. Heidach, aus Leinau, Kreis Ortelsburg, am 16. Oktober Roepschläger, Bruno, aus Groß Hoppenbruch, Kreis Heiligenbeil, am 4. Oktober

51. Preußische Tafelrunde zu Ehren des 300. Geburtstages des „alten Fritz“ Die „Landsmannschaft der Ostseedeutschen – Kreisgruppe Bergstrasse“ lädt zu ihrer 51. Preußischen Tafelrunde ein, die am Freitag, 26. Oktober, um 18.30 Uhr im „Alleehotel Europa“ in Bensheim stattfindet. Diese Veranstaltung ehrt den 300. Geburtstag Friedrich II. von Preußen und steht unter dem Thema „Friedrich II. von Preußen – Der Große, Facetten eines Königs zur Zeit des Absolutismus in Europa“. Referent ist mit Sebastian Pella ein profaner Preußenkenner. Dieses Jahr ist das Jubiläumsjahr dieses großen Königs und überall in Deutschland finden Veranstaltungen statt, die auf großes Interesse treffen. Die „Landsmannschaft der Ostseedeutschen – Kreisgruppe Bergstraße“ thematisiert diese europäische Persönlichkeit in ihrer 51. Tafelrunde und erwartet wieder einen guten Besuch. Eingeladen sind alle interessierten Mitglieder und NichtMitglieder. Anmeldungen bis 24. Oktober an: Reinhard Sablowski, Lahnstrasse 11 in 64646 Heppenheim, Telefon (06252) 71476, oder Brigitte Sattler, Telefon (06251) 39303. Geboten wird ein Drei-Gänge Menü zu einem fairen Preis und Getränke nach Wahl. Der Eintritt ist frei (um eine Spende wird gebeten). Für den musikalischen Rahmen sorgt ein Querflöten-Ensemble der Musikschule Bensheim. Da Friedrich selbst ein Virtuose auf der Querflöte war und auch selbst komponierte, kann man gespannt auf die Vorträge sein.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

LO

Jahr 2012

am 17. Oktober Teuber, Ilse, geb. Schneider, aus Dullen, Kreis Treuburg, am 16. Oktober Weinland, Rupprecht, aus Kleschen, Kreis Treuburg, am 19. Oktober

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

SONNABEND, 13. Oktober, 18 Uhr, 3sat: Festgefahren. Die Autoindustrie. SONNABEND, 13. Oktober, 19 Uhr, Arte: Mit offenen Karten: Polen, mitten in Europa. SONNABEND, 13. Oktober, 20.15 Uhr, BR: Explosion in Cuba. USA 1979. Zum 50. Jahrestag der Kubakrise. SONNABEND, 13. Oktober, 22.30 Uhr, Phoenix: Molotow − Der Mann hinter Stalin. SONNTAG, 14. Oktober, 9.20 Uhr, WDR 5: Alte und Neue Heimat. SONNTAG, 14. Oktober, 20.15 Uhr, 3sat: Die RAF (1/2). „Der Krieg der Bürgerkinder“. SONNTAG, 14. Oktober, 21.45 Uhr, 3sat: Wer gab Euch das Recht

zu morden? Die Geschichte der RAF. SONNTAG, 14. Oktober, 23.30 Uhr, Arte: Begrabt mein Herz in Dresden. Porträt des Sioux Two Two (†1914), der als Showindianer durch Deutschland tourte. MONTAG, 15. Oktober, 15.30 Uhr, 3sat: Heimweh nach Masuren. MONTAG, 15. Oktober, 16.15 Uhr, 3sat: Masuren. Reisedoku von Wolf von Lojewski. MONTAG, 15. Oktober, 20.15 Uhr, 3sat: Die RAF (2/2). „Der Herbst des Terrors“. MONTAG, 15. Oktober, 20.15 Uhr, Phoenix: Der deutsche Adel. DIENSTAG, 16. Oktober, 20.15 Uhr, 3sat: Der deutsche Herbst: Mogadischu.

DIENSTAG, 16. Oktober, 20.15 Uhr, RBB: Die Spree. Eine Flussreise. DIENSTAG, 16. Oktober, 22.20 Uhr, Arte: Von Garibaldi zu Berlusconi. „150 Jahre italienische Geschichte“. DIENSTAG, 16. Oktober, 22.45 Uhr, RBB: Ich, Putin − Ein Porträt. MITTWOCH, 17. Oktober, 20.15 Uhr, ARD: Auslandseinsatz. TV-Militärdrama über die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. MITTWOCH, 17. Oktober, 20.15 Uhr, 3sat: Im fliegenden Sarg. „Die Landshut-Entführung aus Sicht der Geiseln“. MITTWOCH, 17. Oktober, 22.40 Uhr, Arte: Goldman Sachs −

Eine Bank lenkt die Welt. Frankreich 2012. DONNERSTAG, 18. Oktober, 17.45 Uhr, 3sat: Ende einer Supermacht. Der Putsch gegen Gorbatschow. DONNERSTAG, 18. Oktober, 20.15 Uhr, 3sat: Bedingungslos gehorsam − der ferngesteuerte Krieger. Roboter im Einsatz der Streitkräfte. DONNERSTAG, 18. Oktober, 23.15 Uhr, RBB: Der große FriedrichRemix. Musik um den Preußenkönig. FREITAG, 19. Oktober, 20.15 Uhr, 3sat: Porsche gegen Piëch. Übernahmeschlachten. FREITAG, 19. Oktober, 20.15 Uhr, Phoenix: Herr der Himmelsscheibe.

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H E I M ATA R B E I T

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT LANDESGRUPPEN

schönes und anspruchsvolles Programm geboten. Eine Anmeldung ist erforderlich unter Telefon (040) 7545878. KREISGRUPPE

BADENWÜRTTEMBERG Vors.: Uta Lüttich, Feuerbacher Weg 108, 70192 Stuttgart, Telefon und Fax (0711) 854093, Geschäftsstelle: Haus der Heimat, Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart, Tel. und Fax (0711) 6336980.

Ludwigsburg – Dienstag, 23. Oktober, 15 Uhr, Krauthof, Beihinger Straße 27: Herbstfest. Stuttgart – Mittwoch, 17. Oktober, 16.30 Uhr, Bibliothek, 4. Stock, Haus der Heimat: Sonderführung durch die Ausstellung „Karl-Ludwig von Zanth – Erbauer der Wilhelma“, danach 18 Uhr, Großer Saal im Erdgeschoss, Vortrag von Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm von Hase „Winckelmann und die Wiederentdeckung Herculaneums und Pompejis“.

BAYERN

Vorsitzender: Friedrich-Wilhelm Böld, Telefon (0821) 517826, Fax (0821) 3451425, Heilig-Grab-Gasse 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www. low-bayern.de.

Ansbach – Sonntag, 21. Oktober, 15 Uhr, Orangerie: Bericht von der Ost- und Westpreußenreise in diesem Jahr. Die Reiseteilnehmer werden dazu eingeladen. Bamberg – Mittwoch, 17. Oktober, 15 Uhr, Gaststätte Tambosi: Die Agrarwirtschaft Ostpreußens bis in die Gegenwart. Ingolstadt – Sonntag, 21. Oktober, 14.30 Uhr, Gasthaus Bonschab, Müchner Straße 8: Monatliches Heimattreffen. Weißenburg-Gunzenhausen – Freitag, 19. Oktober, 18.30 Uhr, Gasthof Hotel zur Post, Bahnhofstraße 7, Gunzenhausen: Gemeinsames Essen: Pommersche Kartoffelsupp, anschließend Bericht über eine Reise nach Pommern von Edith Richter.

BRANDENBURG

Vors.: Elard v. Gottberg, Zarnekauer Siedlung 8a, 23701 Süsel, Telefon (04521) 4094-830, Fax (04521) 4094-831, Mobil (0173) 6254277, E-Mail: [email protected].

Königsberg/Samland/Labiau – Sonntag, 21. Oktober, 14 Uhr, Johann-Georg-Straße 10, 10709 Berlin: Treffen der Gruppen. Auskunft bei Prof. Dr. Wolfgang Schulz, Telefon (030) 2515995. Oranienburg – Sonnabend, 13. Oktober, ab 13 Uhr Erntedankfest in Schmachtenhagen, Gaststätte Nickisch. Musikalische Umrahmung durch gemischten Chor bei Kaffee und Kuchen. Abends warmes Essen mit Eisbein und Kartoffeln. Weitere Überraschungen durch ein buntes Programm sind vorbereitet. Anfragen bei Dora Opitz, Telefon (03303) 501774.

BREMEN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Telefon (0421) 25 09 29, Fax (0421) 25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Geschäftsführer: Günter Högemann, Am Heidberg 32, 28865 Lilienthal Telefon (04298) 3712, Fax (04298) 4682 22, E-Mail: [email protected]

Bremen – Dienstag, 16. Oktober, ab 15 Uhr, Hotel zur Post: Die Gruppe Westpreußen lädt alle Mitglieder der Landsmannschaft und weitere Interessierte zu einem Vortrag des Mitgliedes Gisela Borchers aus Oldenburg ein. Das Thema lautet: „Erinnerungsstätten für die deutschen Bewohner Westpreußens im heutigen Polen“. Der Vortrag ist verbunden mit einer anschaulichen Bildpräsentation und findet im Rahmen einer Kaffeetafel im Großen Salon statt. Der Eintritt ist frei. Der Vortrag ist das Ergebnis einer von der Bundesorganisation der Landsmannschaft Westpreußen vorgenommenen statistischen Erhebung, bei der etwa 120 Erinnerungssteine und Denkmäler im Raum Westpreußen ermittelt wurden. Sie sind alle in den letzten 20 Jahren nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entstanden. Es handelt sich um eine eindrucksvolle Dokumentation eines gewandelten historischen Verständnisses, das es verdient, wahrgenommen und gewürdigt zu werden. Unser diesjähriges Entenessen findet am Freitag, dem 9. November, um 12 Uhr bei Grothenn‘s, Arberger Heerstraße 101, Telefon (0421) 480020, statt. Der Preis beträgt 22 Euro. Dafür gibt es Hochzeitssuppe, Ente satt, Rotkohl, Rosenkohl, Salzkartoffeln, Klöße und viel Soße. Zu erreichen ist die Gaststätte ab Endhaltestelle Sebaldsbrück oder Weserwehr mit der Linie 40. Sie fahren bis zur Haltestelle „Colshornstraße“ bei der Arberger Mühle. Sie können sich ab sofort, spätestens bis zum 5. November, bei Frau Richter, Telefon (0421) 405515, oder in der Geschäftsstelle Parkstraße 4, Telefon (0421) 3469718, anmelden. Bremerhaven – Freitag, 26. Oktober: Die Gruppe feiert ihr 86. Stiftungsfest. Gäste sind herzlich willkommen, Anmeldung bei Marita Jachens-Paul, Telefon (0471) 86176.

HAMBURG

Erster Vorsitzender: Hartmut Klingbeutel, Kippingstr. 13, 20144 Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mobiltelefon (0170) 3102815. 2. Vorsitzender: Hans Günter Schattling, Helgolandstr. 27, 22846 Norderstedt, Telefon (040) 5224379.

BEZIRKSGRUPPE Hamburg-Billstedt – Die Gruppe trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat um 14.30 Uhr im Vereinshaus Billstedt-Horn, Möllner Landstraße 197, 22117 Hamburg (Nähe U-Bahn-Station Steinfurter Allee). Gäste sind willkommen. Informationen bei Anneliese Papiz, Telefon (040) 739 26 017. Hamburg-Wilhelmsburg – Montag, 29. Oktober, 12 Uhr, Gasthaus Waldquelle, Meckelfeld, Höpenstraße 88 (mit Bus 443 bis Waldquelle): Heimatnachmittag mit traditionellem Schmand-Schinken-Essen. Dazu wird ein sehr

Insterburg – Die Gruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 12 Uhr im Hotel „Zum Zeppelin“, Frohmestraße 123. Rückfragen bei Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg, Telefon/Fax (040) 587585, E-Mail: [email protected] Osterode – Sonnabend, 13. Oktober, 14 Uhr, Café Prinzess, Alsterdorfer Straße 572 (unmittelbar am Bahnhof Ohlsdorf): Die Gruppe lädt herzlich zur Erntedankfeier ein. Nach der gemeinsamen Kaffeetafel werden Lieder zum Herbstanfang gesungen. Zur Ausschmückung des Erntetisches freut sich die Gruppe über Spenden. Sensburg – Sonntag, 21. Oktober, 15 Uhr, Polizeisportheim, Sternschanze 4, 20357 Hamburg: Erntedankfeier. Gäste sind herzlich willkommen. Landesgruppe Westpreußen – Mittwoch, 24. Oktober, 15 Uhr, Haus der Heimat, Teilfeld 8 (nahe S-Bahnstation Stadthausbrücke): Musikalisch-literarischer Nachmittag der LM Westpreußen mit Kaffeetafel im Saal der 1. Etage (auch mit Fahrstuhl erreichbar). Die Sängerin und Kabarettistin Katharina Fast wird Lieder zur Laute, teils im Weichselplattdeutsch, das sie von ihren mennonitischen Vorfahren her kennt, vortragen. Gäste sind willkommen. Der Eintritt ist frei.

HESSEN

Vorsitzender: Wolfgang War-

nat, Robert-Koch-Weg 5, 35578 Wetzlar, Telefon (06441) 204 39 99.

Darmstadt-Dieburg – Sonnabend, 13. Oktober, 15 Uhr, LuiseBüchner-Haus/Bürgerhaus Am See, Neu-Kranichstein, Grundstraße 10 (Einkaufszentrum): Es findet das Monatstreffen der Gruppe statt. Dillenburg − Bei der letzten Monatsversammlung erinnerte Gruppenvorsitzender Lothar Hoffmann zunächst an die Anfang September verstorbene Ehrenvorsitzende Anneliese Franz. Dazu las Ingrid Nowakiewitsch den Lebensbericht vor, den Eberhard Traum fürs Ostpreußenblatt geschrieben hatte. Zur Einstimmung auf das Thema „Erntedank bi uns to Hus“ sangen alle das Lied „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land …“ von Matthias Claudius. Dann las Lothar Hoffmann einen Text über die Herbstmonate September und Oktober von Fritz Mielert von 1926. Darin wird beschrieben, wie farbig diese Monate sind, mit oft wolkenlosem Himmel am Tage und wunderbaren Sonnenuntergängen. Das ist auch die schönste Reisezeit in Ostpreußen, noch warm tagsüber, aber schon kalt des Nachts. Diese Monate sind, wenn die Kornaust, die Kornernte, vorüber ist, die beste Saatzeit für das nächste Jahr. Danach brachte Urte Schwidrich ihren Beitrag „Hohe Zeit der Ernte“, der sich mit der ostpreußischen Erntezeit beschäftigte. Der Ernte voraus ging das große Schlachten mit Wurstherstellung und Fleischvorräten zur Verpflegung des Gesindes und der Tagelöhner während der Erntearbeiten. Selbstgebrauter Schnaps und Bier durften auch nicht fehlen. Die kargen Wochen vor der Aust wurden mit

„Dat mott to Kornaust bliewe“ begründet. Die eigentlichen Erntearbeiten begannen bei Sonnenaufgang mit dem Spruch des Bauern „In Gottes Namen“, so wie fast alle Arbeit begonnen wurde. Geschnitten wurde in früheren Zeiten mit Sensen, die dann im Winter vom Dorfschmied repariert oder neu geschmiedet werden mussten. Die Arbeit eines Schnitters war sehr anstrengend, ebenso die der Garbenbinderin, die hinter dem Schnitter Schritt halten musste. Die Arbeit dauerte bis zum Sonnenuntergang, mit zwei Unterbrechungen: Zum „Kleinen Frühstück“ wurden Milchkaffee und Brote, zur Mittagszeit das Essen aufs Feld gebracht. Die gebundenen Garben mussten zu Hokken zusammengestellt werden, um zu trocknen, ehe sie mit dem Wagen zum Hof gefahren wurden. Die Ernte dauerte, wenn das Wetter schön blieb, tagelang. Aus der letzten Garbe wurde ein Erntekranz oder eine Erntekrone gewunden, die feierlich dem Hofherrn überreicht und bis zum nächsten Jahr in der Tenne aufgehängt wurde. Nachdem der letzte Wagen eingefahren war, ging das stundenlange Essen los. Angeboten wurden Wellfleisch und Wurst, dicke Scheiben von grobem Bauernbrot, dick mit Butter bestrichen, geräucherter Schweinskopf, Eintopf mit viel Fleisch, Unmengen von Kuchen, das selbstgebraute Bier und „Bärenfang“, ein aus Alkohol, Honig und Gewürzen hergestellter Schnaps, der manchmal mit Wasser verdünnt wurde – überhaupt alles, was die Küche hergab. Dann wurde die Tenne leergeräumt und es begann der Erntetanz, den der Bauer mit der ersten Binderin und der erste Schnitter mit der Bäuerin eröffneten. Das Erntefest dauerte oft bis in die frühen Morgenstunden. Ja, Feste verstand man in Ostpreußen zu feiern! Anschließend berichteten Gruppenmitglieder von ihren eigenen frühen Erfahrungen. So wurden die Säuglinge des Hofs mitgenommen, am Feldrand in den Schatten gelegt und in der Pause genährt. Größere Kinder kamen später nach oder brachten das Essen und die großen Kaffeekannen aufs Feld. Auch die Roggenmuhme wurde erwähnt, vor der die Mütter warnten: „Lass stehn die Blumen, geh nicht ins Korn, die Roggenmuhme geht um da vorn!“ Angeblich nahm sie die Kinder mit, die Kornblumen und Mohn im noch stehenden Feld pflücken wollten. Die Warnung war berechtigt, denn oft stand das Korn so hoch, dass Kinder darin verschwanden, weil sie nicht drüber sehen konnten, und dann lange zwischen den Halmen umherirrten, bis sie an den Rand des Feldes kamen. Pfarrer i.R. Dietmar Balschun steuerte auch noch einige Gedanken zum Erntedankfest bei, das vor allem von der evangelischen Kirche gefeiert wird. In vielen Gemeinden wird der Altar mit Ähren, auch mit Obst und Gemüse geschmückt, zusammengetragen von den Gemeindemitgliedern. Da zur Ernte nicht nur das Korn, sondern auch Äpfel und anderes Obst gehören, las Ingrid Nowakiewitsch noch die Apfelkantate von Hermann Claudius, einem Urenkel von Matthias Claudius, in der das Wachsen der Äpfel das ganze Jahr über, von der Blüte bis zur Reife, beschrieben wird. Der Nachmittag klang aus mit dem gemeinsam gesungenen Ostpreußenlied. Die nächste Monatsversammlung findet am Mittwoch, dem 31. Oktober, um 15 Uhr im Cafe Eckstein, Königsberger Straße, statt. Dann wird Pfarrer i.R. Dietmar Balschun über den Reformationstag sowie über Glaubensrichtungen in Gumbinnen, seiner Heimatstadt, sprechen. Wiesbaden – Sonnabend, 20. Oktober, 15 Uhr, Haus der Heimat, Großer Saal, Friedrichstraße 35: Heimat-Nachmittag und außerordentliche Mitgliederver-

sammlung. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Beschlussfassung zur Änderung der Satzung vom 29. März 1950 nach dem Stand vom 19. Mai 1984 (4. Fassung) bezüglich der Paragrafen 4 (Mitgliedschaft), 8 (Mitgliederversammlung), 9 (Vorstand) und 13 (Auflösung des Veriens). – Das „Haus der Heimat“ in Wiesbaden feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Seit 1962 werden die Räume nicht nur von den Landsmannschaften genutzt, sondern auch von anderen Vereinen. Doch hauptsächlich die Gruppierungen der Vertriebenen treffen sich hier zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen. In einer Ausstellung haben die Menschen, die das Haus nutzen, an großen Schautafeln und in Vitrinen ihre wichtigsten Aktivitäten und Erlebnisse dokumentiert. Unter der Überschrift „Unsere Heimat Ostpreußen und Westpreußen“ berichtet die Wiesbadener Landsmannschaft mit Plakaten, Fotos und Objekten über ihr Wirken seit der Gründung am 23. Mai 1946. In der reich bestückten Vitrine sind allerlei Gegenstände aus der Heimat zu sehen, so unter anderem Bernsteinschmuck, Störche, die beliebten Getränke „Bärenfang“ und „Machandel“ sowie Königsberger Marzipan, eine eiserne Ofentür mit kunstvollem Elchmotiv und ein Paar Fausthandschuhe mit einem ganz besonderen Innenleben, nämlich eingearbeitete Luftschlingen, die für warme Hände und Finger sorgen. Ausgestellt sind auch gewebte und reich gemusterte „Jostenbänder“, die im nördlichen Ostpreußen zu Trachten als Gürtel und als Schmuckband getragen wurden. Als Mittelpunkt der Vitrine ist ein handgesticktes Bild mit dem Text des Ostpreußenliedes und heimatlichen Motiven zu bewundern, welches das Mitglied Edith Achenbach entworfen und gefertigt hat. Zudem ein Exemplar des Erinnerungsbuches „Den Kummer von der Seele schreiben“, in dem Mitglieder der Landsmannschaft über ihre Erfahrungen in Krieg und Vertreibung anrührend berichten. Ein besonderer Blickfang neben den Schautafeln ist ein originalgetreu nachgebauter Kurenwimpel, der die Kurenkähne (Fischerboote) schmückte. Durch ihre kunstvollen Schnitzereien erzählen sie ganze Geschichten über die Familie des Bootsbesitzers und waren zugleich Erkennungszeichen des Herkunftsorts des Fischers. Neben den Gegenständen und Handarbeiten gibt die Ausstellung Informationen über die vergangenen Jahrzehnte, in denen bei der Landsmannschaft vieles geschah, sowohl auf politischer wie auch auf gesellschaftlicher Ebene. Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Oktober dieses Jahres im Haus der Heimat, Wiesbaden, Friedrichstraße 35, zu sehen.

NIEDERSACHSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke, Alter Hessenweg 13, 21335 Lüneburg, Telefon (04131) 42684. Schriftführer und Schatzmeister: Gerhard Schulz, Bahnhofstraße 30b, 31275 Lehrte, Telefon (05132) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg: Manfred Kirrinnis, Wittinger Straße 122, 29223 Celle, Telefon (05141) 931770. Bezirksgruppe Braunschweig: Fritz Folger, Sommerlust 26, 38118 Braunschweig, Telefon (0531) 2 509377. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp 22, 49584 Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

Braunschweig-Stadt – Mittwoch, 24. Oktober, 15 Uhr, Treffen der Gruppe im Stadtparkrestaurant (Eingang Seniorenclub Stadtpark), Jasperallee 42. Bunter Herbstnachmittag mit Kaffee und Kuchen. Um lustige Beiträge zur

Unterhaltung wird gebeten. Bei unserem Treffen im August hielt Luise Wolfram einen Vortrag zum Thema „Das alte Ostpreußen neu entdeckt“. Die Referentin ist die Ehefrau von Pastor Erhard Wolfram, der von 2002 an Probst im nördlichen Ostpreußen – dem Königsberger Gebiet – war. Sie hat ihren Mann begleitet, beide hatten ihren Wohnsitz in Königsberg. Zunächst berichtete Frau Wolfram über das Leben im Königsberger Gebiet, über kleinere und größere Schwierigkeiten und Probleme, die uns hier in der Bundesrepublik völlig fremd sind. Eine Auswahl ihrer Erlebnisse hat sie in ihrem lesenswerten Buch „Störche kennen keine Grenzen“ niedergeschrieben. Anschließend zeigte Frau Wolfram Bilder, unter anderem auch vom neuen Gemeindezentrum in Königsberg. Buxtehude – Sonnabend, 27. Oktober, 15 Uhr, Hoheluft: Literaturkaffee. Vor 124 Jahren wurde Ernst Wiechert im masurischen Forsthaus Kleinort geboren. Wiechert gehörte vor 1940 zu den vielgelesenen Schriftstellern, heute ist er bei uns fast unbekannt. Dafür wird er in Polen sehr geschätzt und immer mehr seiner Bücher werden ins Polnische übersetzt. Die Gruppe will seiner gedenken. Für Kaffee und Kuchen wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben, dafür wird um eine entsprechende Spende gebeten. Anmeldung bitte bis zum Montag, 22. Oktober bei Lydia Wander, Telefon (04161) 87918. Osnabrück – Freitag, 19. Oktober, 15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 152: Treffen der Frauengruppe. –Dienstag, 23. Oktober, 16.45 Uhr, Hotel Ibis, Blumenhaller Weg 152: Treffen der Gruppe zum Kegeln. – Donnerstag, 25. Oktober, 15 Uhr, Gaststätte Bürgerbräu, Blumenhaller Weg 43: Literaturkreis.

NORDRHEINWESTFALEN Vorsitzender: Jürgen Zauner, Geschäftsstelle: Buchenring 21, 59929 Brilon, Tel. (02964) 1037, Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected], Internet: www.OstpreussenNRW.de

Bielefeld – Donnerstag, 18. Oktober, Wilhelstraße 13, 6. Stock, 33602 Bielefeld: Literaturkreis. Düsseldorf – Sonnabend, 13. Oktober, 15 Uhr, GHH/ Eichendorff-Saal: Herbsttreffen der Memelländer. – Mittwoch, 17. Oktober, 15 Uhr, GHH/Raum 311: Ostdeutsche Stickerei mit Helga Lehmann und Christel Knackstädt. – Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr, Restaurant Laurens, Bismarckstraße 62: Stammtisch. – Donnerstag, 18. Oktober, 18.10 bis 20.30 Uhr, GHH/Eichendorffsaal: Proben der Düsseldorfer Chorgemeinschaft unter der Leitung von Radostina Hristova. – Sonnabend, 27. Oktober, 15 Uhr (Einlass ab 14 Uhr), GHH/Eichendorffsaal: Erntedankfeier. Gütersloh – Jeden Montag, 15 bis 17 Uhr, Elly-Heuss-KnappSchule, Moltkestraße 13, 33330 Gütersloh: Ostpreußischer Singkreis. Kontakt und Informationen bei Ursula Witt, Telefon (05241) 37343. Köln − Dienstag, 16. Oktober, 14.30 Uhr, Bürgerzentrum KölnDeutz, Tempelstraße 41–43: Treffen der Ostpreußenrunde zur üblichen Versammlung. Für Besucher, die den Versammlungsort noch nicht kennen, sei gesagt, dass er mit den Linien 3 und 4 der KVB, Haltestelle Suevenstraße, und den Linien 1 und 7 von der Deutzer Freiheit in wenigen Minuten zu erreichen ist.

Landsmannschaftl. Arbeit Fortsetzung auf Seite 17

H E I M ATA R B E I T Landsmannschaftl. Arbeit Fortsetzung von Seite 16

Oberhausen – Sonnabend, 20. Oktober, 10 Uhr, Haus Union, Schenkendorfstraße 13: Herbsttagung der Landesgruppe. Der Vorstand der Landesgruppe lädt Landsleute, Jugend und Freunde Ostpreußens sehr herzlich ein und hofft auch bei dieser Tagung auf regen Besuch wie in den Jahren zuvor. Interessante Vorträge werden angeboten. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, wird über Aktuelles in der Bundesgeschäftsführung und über den aktuellen Stand der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung berichten. Michael Weigand, Landesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung in der CDU NRW und stellvertretender BdV-Vorsitzender in NRW, hält einen Vortrag über Friedrich den Großen. Friedrich der Große wird ein zentrales Thema dieser Tagung sein. Dazu gehören Beiträge von Dr. Bärbel Beutner und ein kurzer Film „Heiteres und Ernstes um den großen König“. Eine Überraschung wartet außerdem auf die Teilnehmer. Witten – Montag, 15. Oktober, 15 Uhr, Evangelische Lutherische Kreuzgemeinde, Lutherstraße 6-8: Erntedank nach ostpreußischer Art – Traditionsessen mit Königsberger Klopsen. – Montag, 19. Oktober, 15 Uhr: Gedichte und Sketche. Mitglieder tragen vor.

RHEINLANDPFALZ Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Wormser Straße 22, 55276 Oppenheim.

Mainz – Jeden Freitag, 13 Uhr, Café Oase, Schönbornstraße 16, 55116 Mainz: Die Gruppe trifft sich zum Kartenspielen. – Donnerstag, 18. Oktober, 15 Uhr, Café Zucker, Bahnhofstraße 10, 55116 Mainz: Kaffeestunde der Damen.

SACHSEN

Vorsitzender: Alexander Schulz, Willy-Reinl-Straße 2, 09116 Chemnitz, E-Mail: [email protected], Telefon (0371) 301616.

Chemnitz – Jeden Montag, 16 Uhr, Leipziger Straße 167: Treffen der Kulturkreises Simon Dach unter der Leitung von Ingrid Labuhn zur Chorprobe. – Freitag, 26. Oktober, 14 Uhr (Einlass ab 13 Uhr), Clausstraße 27: Veranstaltung über die ostpreußische Dichterin Agnes Miegel und Wahl des neuen Vorstandes der Kreisgruppe Chemnitz. Gardelegen – Freitag, 26. Oktober, 12 Uhr, Gasthaus Zum Krug: Erntedank- und Schlachtefest in Weteritz. Mit Programm. Halle – Freitag, 19. Oktober, 14 Uhr, Begegnungsstätte der Volkssolidarität, Reilstraße 54: Treffen der Ortsgruppe. Limbach-Oberfrohna − Wo ist die Kaschubische Schweiz? Wer sind die Slowinzen? Mit einem Reisebus der Firma Fritzsche (Burgstädt) machten sich 40 Neugierige auf die Fahrt, es zu erkunden. Die Mehrzahl von ihnen gehörte der Landsmannschaft Ostpreußen-Westpreußen Kreisgruppe Limbach-Oberfrohna an. Kurt Waihe hat diese Reise vorbereitet. Es wurden neue Verbindungen geknüpft und Pläne gelegt, wie das Programm in den Tagen vom 9. bis 15. September ablaufen soll. Für Kurt Waihe war es die 38. Reise, für die er sich verantwortlich zeigte. Das Gebiet an der hinterpommerschen Ostseeküste war für ihn, wie auch den Busfahrer der Firma Fritzsche, Neuland. In

dem vor fünf Jahren im Landhausstil erbauten Hotel „Royal Baltic“ bezogen wir nach einer langen Anreise über Berlin, Stettin, Kösslin [Koszalin], Stolp [Stupsk] in Stolpmünde [Ustka] Quartier. Von hier aus starteten wir unsere täglichen Erkundungsfahrten. Das Wetter war stets für unsere Unternehmungen günstig. Und so konnten wir am ersten Tag bei strahlendem Sonnenschein auf der Strandpromenade „promenieren“. Einige wagten sich mit den Füßen ins kalte Ostseewasser. Am zweiten Tag folgte eine kleine Pommernrundreise unter sachkundiger Führung durch einen Reiseleiter. Wir besuchten ein Museumsdorf und das Schloss von Otto von Bismarck. Der dritte Tag gehörte der Stadt Stolp. Eine „Pommersche“ unserer Reisegruppe, Frau Marschall, machte uns auf die schönen Backsteinbauten (Marienkirche, Neues Tor, Rathaus, Landratsamt) aufmerksam. Der Reiseleiter hatte uns auch das „Stolper Jungchen“, einen berühmten Stolper Käse, empfohlen. Am sechsten Tag ging es endlich in die Kaschubische Schweiz „Dichte Wälder, kleine, steile Hügel und pittoreske Seen, von denen viele durch Flüsse miteinander verbunden sind … ein Eldorado für Naturfreunde und beliebter Erholungsraum ...“. Zentrum der Kaschubischen Schweiz ist das Städtchen Karthaus [Kartuzy]. Die Klosterkirche mit ihrer Dachform, die einem Sargdeckel gleicht erinnert an die Grußformel „Memento Mori“, mit der sich Karthäuser Mönche zu grüßen pflegten. „Gedenke des Todes“, heißt es in Deutsch. Der Freitag hatte die Stadt Lebus und den „Slowinski Nationalpark“ zum Ziel. Die Slowinsen sind ein Volksstamm, der einst in dieser Gegend siedelte. Im „Slowinski Nationalpark“ (18 000 Hektar groß) sind die großen Wanderdünen die Attraktion. Diese unterschiedlich hohen Wanderdünen muss man zu Fuß erklimmen. „Mit einer Höhe von cirka 50 Metern wandern die Dünen sogar über Wälder und bilden eine der seltenen Wüstenlandschaften in Europa. Der Aufstieg auf den Lotzkenberg wird für alle, die daran teilhatten, unvergesslich bleiben. Unter dem für den Freitagabend angekündigten FolkloreAbend hatte ich mir etwas mehr Volkstümliches gewünscht und erwartet. Die Heimreise traten wir unter einem trüben Wolkenhimmel an. Die „Entdeckungsreise Pommernland“ ist nicht „abgebrannt“ (Kinderlied), sondern zeigt seinen Besuchern gern seine Schönheiten. Wir haben sie dankbar genossen.

SACHSENANHALT Vors.: Siegmund Bartsch (komm.), Lepsiusstraße 14, 06618 Naumburg, Telefon (03445) 774278.

Magdeburg – Freitag, 26. Oktober, 16 Uhr, Sportgaststätte TUS Fortschritt, Zielitzer Straße: Singproben des Singekreises. Die Ortsgruppe Magdeburg der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen traf sich am 16. September zum ersten Treffen nach der Sommerpause. Traditionell feiern wir im September den Tag der Heimat. Unser Vorsitzender, Rudi Fieberg, begrüßte die Landsleute mit einem Heimatgedicht. Gemeinsam mit dem Singkreis „Die Marjells und die Lorbasse“, deren Leiter auch Rudi Fieberg ist, wurden dann das Ost- und das Westpreußenlied gesungen. Anschließend erfolgte die Ehrung der Geburtstagskinder. Unser Vorstandsmitglied für die kulturelle Arbeit, Dorothea Fieberg, führte dann durch das Programm. Neben Heimatliedern – unter anderem „Ännchen von Tharau“,

„Drei weiße Birken“, „Das Lied vom Elch“ – wurden Geschichten aus der Heimat vorgetragen. Der Höhepunkt dieses Tages folgte nach dem Lied „Die Glocken der Heimat“. Es wurde eine Kassette abgespielt, auf welcher Glocken aus Ostpreußen erklangen, die 1942 zum Einschmelzen in den Westen Deutschlands gebracht wurden. Da die Glocken diesem Schicksal entgingen, läuten sie heute in verschiedenen Orten der alten Bundesländer. Selten war es bei unseren Treffen so still wie beim Anhören dieser Glocken. Einige Landsleute hatten Tränen in den Augen. Viele bedankten sich für den gelungenen Nachmittag. Leider wird der Kreis der Landsleute immer kleiner. An diesem Tag konnte der Vorstand nur 29 Teilnehmer begrüßen, aber wir sind entschlossen, so lange es geht, unsere Treffen beizubehalten.

SCHLESWIGHOLSTEIN Vors.: Edmund Ferner. Geschäftsstelle: Telefon (0431) 554758, Wilhelminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

Bad Schwartau – Donnerstag, 18. Oktober. Für die Tagesfahrt zum Studio Hamburg sind noch Plätze zu vergeben. Abfahrt 8 Uhr ab ZOB Bad Schwartau. Mit 35 Euro inklusive Fahrt, Mittagessen in der Filmkantine sowie Kaffee und Kuchen in einem gemütlichen Bauernhof-Café sind Sie dabei. Anmeldungen auch telefonisch bei Gisela Rowedder, (04504) 3435 und Regina Gronau ,(0451) 26706. Flensburg – Sonnabend, 27. Oktober: Fahrt nach Dithmarschen, Land und Dithmarscher, echtes Dithmarscher Kohlessen (kein Grünkohl) in Windbergen. Die Anwesenheit der „Kohlkönigin 2012“ ist eingeplant. Kohlrundfahrt, dabei ein Hofbesuch. Die Leitung in Dithmarschen hat Herr Beer aus Windbergen. Ab ZOB um 10 Uhr, ab Exe, Markthalle um 10.10 Uhr. Uetersen – Zur Monatsversammlung der Uetersener Gruppe im September war der Landesvorsitzende der LO und Kulturreferent für Schleswig-Holstein Edmund Ferner von der Insel Fehmarn angereist. Er wurde vom Vorsitzenden Joachim Rudat ganz herzlich begrüßt. Schon mehrmals hatte Ferner von seinen vielen Auslandsreisen auf vorigen Monatsversammlungen der Uetersener Ostpreußengruppe berichtet. Mit vielen Dias konnte er den Zuhörern die Eigenheiten jedes besuchten Landes erläutern und nahebringen. Auch diesmal wollte er von seinen Eindrücken auf der jüngsten Reise mit seiner Reisegruppe von China erzählen. Die Besucher waren erstaunt über die wirtschaftliche Entwicklung, die das kommunistische Riesenreich genommen hatte, das Ferner ihnen in Wort und Bild vorstellte. Das Reich der Mitte ist auf dem Weg, die größte Wirtschaftsmacht der Welt zu werden. Der Wettlauf um die Weltspitze hat begonnen. Für diesen informativen Reisebericht dankten die Besucher dem Referenten mit reichem Beifall. Auch der Vorsitzende Joachim Rudat bedankte sich bei Edmund Ferner und bat ihn, auch im nächsten Jahr wiederzukommen. Nach der üblichen Kaffeestunde mussten die Anwesenden leider erfahren, dass der stellvertretende Vorsitzende Joachim Batschko aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten als zweiter Vorsitzender aufgeben müsse. Allseits wurde das bedauert. Aber einen Trost gab es: Als Mitglied bleibt er dem Verein erhalten. Nun ist es an der Zeit, einen Nachfolger zu finden. Auch im Internet: »Glückwünsche und Heimatarbeit«

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

AUS DEN HEIMATKREISEN Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel. Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

HEYDEKRUG

Kreisvertreter: Herbert Jaksteit, Tulpenweg 9, 51061 Köln, Telefon (0221) 637163, E-Mail [email protected]

Treffen des Kirchspiels Coadjuthen in Hannover am 1. und 2. September. Alljährlich freuen wir uns auf unser Treffen, obwohl der Kontakt nie unterbrochen wird. Jedes Wiedersehen bringt Freude und neue Informationen über die Heimat. 33 Heimatfreunde reisten an, 17 Freunde waren zum Teil aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt. Unser Chronist Günter Uschtrin hat das Treffen eröffnet und für die vier Verstorbenen eine Gedenkminute eingelegt. Besonders begrüßt wurden die sechs Neuzugänge, die unser Treffen sehr interessant und angenehm empfanden, nicht zuletzt durch die heimische Atmosphäre. Auch gingen die neuesten Fotos aus der Heimat von Hand zu Hand. Ein wichtiges Thema war der Vorschlag von Günter Uschtrin, eine Gedenktafel an der Kirche Coadjuthen anzubringen. Dieser Entwurf wurde mit großer Mehrheit angenommen. Heimatfreund Friedhelm Karpowitz berichtete über den Werdegang der wichtigsten Ideen und weitere Maßnahmen zur Durchführung dieses Vorhabens. Zum Schluss sprach Josef Schöntag Worte des Dankes für die mühevolle Arbeit Günter Uschtrins zur Herausgabe der Chronik „Wo liegt Coadjuthen?“ und übergab ihm ein Ehrenpräsent. Alle bestätigten, dass es ein gelungenes und interessantes Treffen war und sie sich auf das Heimatreffen am 6./.7. September 2013 in Hannover freuen.

KÖNIGSBERG– STADT

rin, Frau Lena Loos, wieder ganz fest drücken konnte. Wir starteten unseren Rundgang durch das Barockviertel Fuldas direkt von der Tourist-Information mit dem Relief am Bonifatiusplatz. Direkt gegenüber ist das barocke Stadtschloss, welches wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Doch diese Besichtigung nehmen wir uns fürs nächste Jahr vor. Der Weg führte uns nun in den Schlossgarten, der mit seinen Brunnen und Beeten seine barokke Form bewahrt hat. Gegenüber dem Schloss liegt die Orangerie. Heute bietet die Orangerie für Veranstaltungen einen besonders festlichen Rahmen. Von der Terrasse aus hat man einen wundervollen Blick auf das Schloss, den Schlossgarten und den Dom. Nach Überquerung der Pauluspromenade mit dem Paulustor erreichten wir die romanische Michaelskirche, errichtet zwischen 819 und 822. Sie diente ursprünglich als Totenkapelle. 1139 wurde die heute noch vorhandene Totenleuchte am Südbau angebracht. Eine Glocke wurde 1712 in Danzig gegossen. 1962 wurde das Ehrenmal der Stadt Fulda für die Opfer der Weltkriege am Glokkenturm angebracht. Unser nächster Halt war beim barocken Dom. Der Dom wurde in den Jahren 1704 bis 1712 von Johannes Dientzenhofer errichtet. Im Dom ist das Bonifatiusgrab, welches auch heute noch Ziel vieler Wall-

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fahrer ist. Wir gingen vom Domplatz in Richtung Innenstadt, vorbei an der Stadtmauer und dem Hexenturm. Hinter dem Turm ist ein wunderschöner Dahliengarten. Nach kurzem Weg, vorbei an Fachwerkhäusern, sahen wir die Stadtpfarrkirche, den jüngsten barocken Kirchenbau Fuldas und den Fachwerkbau des Alten Rathauses. Am Abend fanden wir uns alle im Hotel ein, sangen unser Ostpreußenlied und sahen uns einen Diafilm mit alten Fotos von Otto Stork aus Ostpreußen an. Der Vater von Marianne Imhof hielt mit seinen geretteten Dias nach dem Krieg viele Vorträge bei Landsmannschaften. Da unsere Schule den Namen „OttokarSchule“ hatte, hat Marianne eine kurze Abhandlung des Lebenslaufes von Ottokar II. von Böhmen vorgelesen. Der deutsche Orden errichtete 1255 am Platz einer pruzzischen Fliehburg eine Burg namens Conigsberg, die zu Ehren des an dieser Landfahrt beteiligten Königs Ottokar II. von Böhmen „Königsberg“ genannt wurde. Am nächsten Tag erlebten wir mit einer Führung das Schloss Fasanerie in Eichenzell, cirka sieben Kilometer südlich der Innenstadt von Fulda. Es ist das ehemalige Sommerschloss der Fürstäbte und Hessens schönstes Barockschloss. Im Jahre 1816 ging das Schloss über in den Besitz des Kurfürsten von Hessen-Kassel. Heute ist es im Besitz von Moritz, Landgraf von Hessen. Das Schloss ist in eine große Parkanlage mit Teich eingebettet. Der schöne Rundgang führte uns durch die Geschichte

Heimatkreisgemeinschaften Fortsetzung auf Seite 18

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Treffen der Balliether Heimatfreunde und ehemaligen OttokarSchüler – vom 6. bis 9. September in Fulda. Friedrich Carl von Savigny schrieb im Juli 1799: „Ich kam zuerst durch das einfach schöne Kinzigtal, dann durch abwechselnde Gegenden bis vor Fulda. Ich war begierig, das enge finstere Mönchstädtchen zu sehen und erstaunte nicht wenig, als ich in das anmutige Tal einzog. Anstatt der vermuteten engen Straßen fand ich breite, reinliche Straßen mit schönen großen Häusern vor, das Stadtschloss, den Schlossgarten, die Orangerie, die Domkirche, das Franziskanerkloster, die Michaelskirche.“ Alle zwölf Teilnehmer dieses Treffens möchten sich recht herzlich bei Ulrich Busch für die Wahl von Fulda bedanken, natürlich auch für die ganze Organisation. Am ersten Abend trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen auf der anderen Straßenseite, gegenüber unserem Hotel, denn bei uns im Hotel gab es nur Frühstück. Natürlich fragten wir nach den Teilnehmern vom vorigen Jahr. Wir hoffen doch, dass wir im nächsten Jahr wieder alle zusammen in Fulda – am zweiten Wochenende im September – sein können. Nach der erholsamen Nachtruhe trafen wir uns am nächsten Morgen in den sehr gemütlichen Frühstücksräumen. Wie habe ich mich gefreut, dass ich unsere älteste Teilnehme-

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18 Nr. 41 – 13. Oktober 2012 Heimatkreisgemeinschaften Fortsetzung von Seite 17

der höfischen Wohnkultur mit einer umfangreichen Kunstsammlung seit 1951 und einer Porzellansammlung des Hauses Hessen. Der Abend im Hotel wurde von Ulrich Busch und Anna-Maria Gropius gestaltet. Ulrich Busch zeigte Bilder unseres Treffens vom letzten Jahr in Magdeburg und seiner Königsberg-Reise. Von Anna-Maria Gropius sahen wir uns Ausschnitte von mitgebrachten alten professionellen KönigsbergFilmen an. Vielen Dank für alles, unser Treffen war wieder wunderschön. Die Sackheimer Mittelschüler aus Königsberg hatten für das 30. Jahrestreffen vom 6. bis 9. September die Hauptstadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen Düsseldorf ausgesucht. Unsere Vorsitzende, Margot Pulst, hatte für die Tage ein exklusives „Hotel Mercure“ für uns gebucht, in dem wir uns auch sehr wohl fühlten. Infolge Krankheit und eines Todesfalls hatte sich die Zahl auf 19 Ehemalige verringert. Donnerstag, 17 Uhr war Empfang. Das Hotel stiftete uns ein gesundes Begrüßungsgetränk. Alle Mahlzeiten im „Mercure“ wurden als Büffet angeboten und waren sehr lekker. Freitag, ab 10.30 Uhr hatten wir eine Stadtrundfahrt. Der Stadtführer zeigte uns einige bedeutende Gebäude und nannte dazu die Namen der Architekten. Mittags speisten und tranken wir im Brauhaus „Uerige“, Bergerstraße 1. Nach dem 18-Uhr-Abendbüffet war unsere Jahreshauptversammlung, die von unserer Vorsitzenden Margot Pulst eröffnet wurde. Anstelle des durch Krankheit verhinderten Schriftführers Günter Walleit gedachte Margot mit uns der seit dem vorherigen Jahrestreffen verstorbenen Mitglieder. Die Kassenprüferin stellte fest, dass Heinz Gegners Kassenführung vorbildlich ist. Heinz gab einen kurzen Kassenbericht. Beendet wurde die Hauptversammlung mit dem „Ostpreußenlied“. Für die musikalische Unterhaltung sorgte an diesem Abend Adolf Pulst mit seiner Mundharmonika. Sonnabend brachten Großtaxen uns zum Schiffsanleger der „Weißen Flotte“, wo Margot uns angemeldet hatte für die Fahrt nach Düsseldorf-Kaiserswerth und zurück. Dort speisten wir in der Gaststätte „Tonhalle“. Wir besichtigten die St.-Suitbertus-Basilika und die Ruine der Kaiserpfalz. 19.30 Uhr brachten uns Taxen zum Theater „Komödie“. Es gab eine köstliche Karikatur (Gesang und Schauspiel) der unterschiedlichen Spielarten des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern. Nachher saßen wir noch fast bis Mitternacht im Speisesaal des Hotels mit Getränk-Bedienung, was vorher vereinbart war, so mit ostpreußischen Wippchen. Besonders humorvoll war wie immer unsere 91-jährige Erna Wagner mit und ohne Rollator. Aus Hamburg schickte uns Ilona Timm für jeden von uns einen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Büchlein dabei mit der Aufschrift: „Ein guter Freund ist wie ein Anker“. Elke Aupperle, unsere Jüngste, richtete uns Grüße von ihrer Mutter aus. Zeitweise gesellten sich Lothar Köwius und Hans-Joachim Sauerbaum zu uns. Beide betonten, dass wir mit unserem Vorstand sehr gut bedient sind. Sie hofften sehr, dass wir im nächsten Jahr uns auch wieder treffen, auch dann, wenn wir niemanden mehr finden werden für eine so gründliche Planung. Hans Joachim Sauerbaum spendete den guten ostpreußischen Bärenfang und sorgte damit für einen lustigen Familienabend, der mit dem uns allen bekannten Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ ein Ende fand. Am Sonntagmorgen, nach dem guten Frühstück, nahm man Abschied von einander. Wir fuh-

H E I M ATA R B E I T ren zuversichtlich nach Hause mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr 2013. Wer von den ehemaligen Sackheimer Mittelschülern an der Adventsfeier eine Woche vor dem 1. Advent- im Gerhart-HauptmannHaus teilnehmen möchte, bitte melden bei Margot Pulst, (02104) 52145. Im gegenüber vom Gerhart-Hauptmann-Haus befindlichen Hotel kann man sich ein Zimmer nehmen.

LÖTZEN

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg. Geschäftsstelle: Ute Eichler, Bilenbarg 69, 22397 Hamburg, Telefon (040) 6083003, Fax: (040) 60890478, E-Mail: [email protected]

Sonnabend, 20. Oktober: Letztmalig „Der besondere Tag“ im Lötzener Heimatmuseum „Masuren in Neumünster“ in 2012 und an der Adresse Brachenfelder Straße 23! Alle Räume, in denen die ständige Ausstellung und die Sonderausstellung „Lötzen – die Perle Masurens“ gezeigt wird, sind von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Um 16.15 Uhr folgt im Veranstaltungsraum der Vortrag „Ostpreußens Symbole (Teil 4 von 4) – Trakehnen und das Trakehnerpferd“. Eintritt – wie immer – frei. Das Lötzener Heimatmuseum und das Archiv zu besuchen ist nach Voranmeldung möglich bis zum 30. Oktober 2012. Die gute Nachricht: Ab 2013 werden Archiv und Heimatsammlung der Kreisgemeinschaft Lötzen in ihrer Patenstadt Neumünster unter neuer Adresse zu finden sein: In der BöcklerSiedlung in der Sudetenlandstraße 18 H. Der Termin der Wiedereröffnung wird rechtzeitig bekanntgegeben. Es wird angestrebt, den dritten Sonnabend des Monats von März bis Oktober als „Der besondere Tag“ anzubieten. Einen detaillierten Bericht über den Verlauf des Lötzener Heimatkreistreffens vom 30. August bis 2. September in Neumünster finden Interessierten in der nächsten Ausgabe des Lötzener Heimatbriefs Nr. 112/November 2012.

LYCK

Kreisvertreter: Gerd Bandilla, St. Agnes-Straße 6, 50374 ErftstadtFriesheim. Stellvertreter und Karteiwart: Siegmar Czerwinski, Telefon (02225) 5180, Quittenstraße 2, 53340 Meckenheim.

Oberbürgermeister Dehm in Lyck. Mitte September besuchte der Oberbürgermeister unserer Patenstadt, Jörg Dehm, den Landkreis Lyck. In seiner Begleitung befand sich auch sein Stellvertreter, Bürgermeister Dr. Hans-Dieter Fischer. OB Dehm, der seit drei Jahren im Amt ist, wollte die Heimat seiner Patenkinder kennen lernen. Die Reise diente hauptsächlich dem Besuch des Landrates (Starosta) Pilat in Lyck. Da Pilat unvorhergesehen eine Dienstreise nach Warschau antreten musste, wurde die deutsche Delegation sehr gastfreundlich von den beiden Vize-Landräten Chojnowski und Szelazek empfangen. Ein Besuch bei der Deutschen Minderheit am Wasserturm und eine würdevolle Kranzniederlegung auf dem großen Soldatenfriedhof bei dem Masurischen Golgatha waren selbstverständlich. Man machte auch einen Ausflug zur Wallfahrtskirche Heiligelinde und zur Ordensburg in Rhein. Eine Schiffsfahrt von Rudczanny nach Nikolaiken durfte natürlich nicht fehlen. Über den Besuch des OB Dehm im Landratsamt von Lyck berichtete

die „Gazeta Olsztynska“ („Allensteiner Zeitung“) wie folgt: „Gerd Bandilla ist Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Lyck. Er besuchte Lyck viele Male. Gemeinsam mit Herrn Bandilla reisten Vertreter der deutschen Stadt Hagen an. Die Kommunalvertreter trafen sich im Lycker Landratsamt. Der Oberbürgermeister von Hagen war von unserer Stadt begeistert. Die Beamten unterhielten sich über Touristik, die Kunst, den Sport und die Wirtschaft. Man möchte in Zukunft eine Zusammenarbeit ins Leben rufen, die einer Person zu verdanken ist. Herr Bandilla ist das Bindeglied zwischen unseren Städten und Landkreisen. Es freut mich, dass unsere Zusammenarbeit und weitere Treffen einen Platz bekommen werden. Wir übernehmen mit der Kontinuität des von Herrn Bandilla eingeleiteten Beginns eine große Verantwortung. Und es ist eine harte und manchmal auch eine recht monotone Arbeit, sagte Jörg Dehm, Oberbürgermeister von Hagen. „Dieser Mensch versteht es, uns, dank seiner Persönlichkeit, miteinander zu verbinden“, ergänzte der Lycker VizeLandrat Marek Chojnowski. Die Kommunalvertreter möchten im Rahmen der Zusammenarbeit, dass man Jugendlichen einen Austausch ermöglichen sollte. Momentan fährt unsere Jugend nach Italien, es besteht Austausch mit Assisi und dem litauischen Birstonas, was sich gut entwickelt, sagte Marek Chojnowski. Jörg Dehm schlug ebenfalls das Organisieren von Sportveranstaltungen (Fußball, Volleyball) vor, wobei polnische und deutsche Mannschaften Spiele austragen könnten, was auf ein herzliches Entgegenkommen der Lycker Stadtvorsteher stoßen würde. Bandilla lud den Verwaltungsvorstand zum Lycker Treffen nach Hagen ein, das für den 31. August im kommenden Jahr geplant ist.“ Zivile Friedhöfe. In Masuren hatte bis 1945 fast jedes Dorf einen eigenen Friedhof. In den meisten Fällen wurden die Friedhöfe nach dem Krieg nicht zerstört. Sie wurden aber nicht gepflegt, sondern im Gegenteil sogar ausgeraubt. Die Friedhöfe sind in aller Regel mit Sträuchern und Bäumen so zugewachsen, dass sie oft gar nicht zugänglich sind. Einige wenige Friedhöfe (wie in Borschimmen, Kalkofen oder Mostolten) wurden in den letzten Jahren von den zuständigen Ortsvertretern der Kreisgemeinschaft wieder in Ordnung gebracht. Erfreulicherweise bemühen sich in neuester Zeit geschichtsbewusste Polen um die Renovierung der deutschen Friedhöfe. So zum Beispiel in Seliggen und Rosenheide. Man nennt die Friedhöfe „Evangelischer Friedhof“. Zuletzt wurde der Friedhof in Ramecksfelde in Ordnung gebracht. Initiiert hatte diese Arbeit Frau Maria Reithofer, die als Kind die Heimat als Spätaussiedlerin verlassen hat und jetzt wieder in Ramecksfelde wohnt. An der Renovierung dieses Friedhofes war dankenswerter Weise auch der evangelisch-methodistische Pfarrer Jacek Olejniczak aus Lyck beteiligt.

Gesundheit verkündete er, dass er 2012 das dritte Mal nach Tilsit fährt. Mit seinen lebendigen Beiträgen hat er den Abend bereichert. Klaus Quitschau hatte auch für dieses Treffen den Kassenbericht übersichtlich und gewissenhaft vorbereitet. Der Bericht und der Revisionsbericht wurden einstimmig bestätigt. Mit einem Totengedenken wurde unseren verstorbenen Schulfreunde Dr. Harry Baeck und Helmut Knoop gedacht. Wir werden ihr Andenken in Ehren bewahren. Am zweiten Tag des Treffens fand eine Stadtrundfahrt durch Halle statt. Sie hat allen gut gefallen. Als Austragungsort für das nächste Schultreffen wurde Potsdam vorgeschlagen. Wir werden die Vorbereitungen auf Mitte Juni 2013 legen. Organisatorische Einzelheiten werden im nächsten Schulrundbrief mitgeteilt.

TILSIT-RAGNIT

Kreisvertreter: Dieter Neukamm, Am Rosenbaum 48, 51570 Windeck, Telefon (02243) 2999, Fax (02243) 844199. Geschäftsstelle: Eva Lüders, Telefon/Fax (04342) 5335, Kührenerstraße 1 b, 24211 Preetz, E-Mail: Eva.lueders @arcor.de.

Kirchspiel Sandkirchen aktiv! Die Kirchspielvertreterin von Sandkirchen, Edeltraud Zenke, konnte in Halle beim Treffen der Memelstromer 17 Teilnehmer begrüßen. Besonders erfreulich war, dass auch vier neue Kirchspielmitglieder darunter waren. Inzwischen hat auch das jährliche Kirchspieltreffen wie üblich in Osterode/Harz stattgefunden. In ruhiger Atmosphäre konnten viele Gespräche geführt werden. Auch das nächste Treffen ist bereits geplant. Es soll vom 13. bis 15. September 2013 wieder in Osterode im bekannten Hotel Röddenberg stattfinden. Die Kirchspielvertreterin bittet alle Sandkirchener, diesen Termin vorzumerken. Nachdem Klaus-Dieter Metschulat viele Reisen der Kreisgemeinschaft organisiert hat, hat er

nun die Verantwortung an Heiner J. Coenen aus dem Kreis Heinsberg bei Aachen übergeben. Er bietet mit dem Unternehmen Ostreisen aus Lemgo eine elftägige Sonderreise der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit nach Ostpreußen und Danzig an. Termin: 7. bis 17. August 2013. Die Reise beginnt und endet in MönchengladbachRheydt mit Zusteigemöglichkeiten in Dortmund, Bielefeld, Hannover und Berlin sowie weiteren Zustiegen entlang der Autobahnroute. Im folgenden ist der Verlauf skizziert, wobei die Übernachtungsorte kenntlich gemacht worden sind. Mönchengladbach/Rheydt – Schneidemühl (1Ü) – Tilsit (2Ü) – Breitenstein – Georgenburg – Insterburg – Gumbinnen – Pilkallen – Heydekrug – Schwarzort auf der Kurischen Nehrung – Nidden (3Ü) – Vogelwarte Rossitten – Königsberg (1Ü) – Frauenburg – Danzig (2Ü) – Frankfurt/Oder (1Ü) – Mönchengladbach/Rheydt. Die Reise umfasst ein umfangreiches Besichtigungsprogramm mit qualifizierter Reiseleitung. Das ausführliche Angebot erhalten Sie bei Ostreisen, Paulinenstraße 29, 32657 Lemgo, (05261) 2882600, Mail: [email protected]. Oder beim Reiseleiter Heiner J. Coenen, Maarstraße 15, 52511 Geilenkirchen, (02462) 3087, Mail: [email protected].

WEHLAU

Kreisvertreter: Werner Schimkat, Dresdener Ring 18, 65191 Wiesbaden. Telefon (0611) 50 50 98 40, Fax (0611) 50 50 98 41, E-Mail: [email protected]. Internetseite: www.kreis-wehlau.de

Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Wehlau und der Allenburger – Das traditionelle Kreistreffen der Wehlauer fand in diesem Jahr in Hoya statt. Das hatte einen besonderen Grund. Die Stadt Hoya übernahm mit Ratsbeschluss vom 20. April 1972 die Patenschaft über die ostpreußische Stadt Allenburg, Kreis Wehlau. Auf dem Kreistreffen wollten

Fortsetzung auf Seite 19

Nach einem arbeitsreichen Leben voller Pflichterfüllung und Sorge für die Familie verstarb heute mein lieber Mann, unser guter Vater, Großvater, Urgroßvater und Onkel der Landwirt

John Hilmar Simpson im Alter von 100 Jahren. Wir gedenken seiner in Dankbarkeit: Rosemarie Simpson, geb. Ziemer Archibald und Karin Simpson Thomas Simpson Katrin und Christian Simpson mit Mats Michel und Nick Oskar Vike Julia Simpson und Ingo Knüppel und alle Anverwandten 32105 Bad Salzuflen, Alte Vlothoer Straße 45, den 27. September 2012 früher: Lage-Pottenhausen, In der Holle 49 Der Trauergottesdienst mit anschließender Urnenbeisetzung hat am Freitag, dem 12. Oktober 2012 in Lage-Pottenhausen stattgefunden. Bestattungen Silbermann, Lage, Hindenburgstraße 12

In Liebe und Dankbarkeit nehme ich Abschied von meinem Bruder

Siegfried Erich Brenke * 23. November 1933 in Tilsit/Ostpreußen

Schulgemeinschaft Herzog-Albrecht-Schule – Mit dem Besuch unseres Schultreffens in Halle/Saale konnte man trotz solcher „Störfaktoren“ wie Alter, unzureichende Gesundheit und lange Anfahrten zufrieden sein. Wir waren 13 Teilnehmer. Die große Überraschung war Willi Narewski, 98 Jahre alt, mit Abstand der älteste HAT-Schüler. Bei bester

Heimatkreisgemeinschaften

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TILSIT–STADT

Stadtvertreter: Hans Dzieran, Stadtgemeinschaft Tilsit, Postfach 241, 09002 Chemnitz, EMail: [email protected].

sich die Allenburger gemeinsam mit Vertriebenen aus dem Kreis Wehlau und Alteingesessenen an den Tag erinnern, an dem vor 40 Jahren die Stadt Hoya die Patenschaft für Allenburg übernommen hat, und der Stadt für diesen bedeutungsvollen solidarischen Akt danken. In diesem Sinne wurde die Veranstaltung ein voller Erfolg, wenn auch die Teilnehmerzahl im Vergleich zu vorangegangenen Treffen geringer ausfiel. Es ist leider so, dass die Generation der nach dem Zweiten Weltkrieg aus den ostdeutschen Ländern vertriebenen Deutschen aus Altersgründen nun von Jahr zu Jahr zahlenmäßig rapide abnimmt. Umso wichtiger werden solche Veranstaltungen, um immer wieder an den menschenunwürdigen Akt der Volksvertreibung vieler Millionen zu erinnern. So wird das Wissen über jenes historische Ereignis und die damit verbundenen hohen Verluste an Hab und Gut, Leib und Leben, Heimat und Familie, landestypischer Tradition und Kultur weitergegeben. Das Programm des Kreistreffens wurde dem Jubiläum gerecht. Im Museum der Stadt konnte die Sonderausstellung über die Städtepatenschaft besucht werden. Die Gaststätte Lindenhof mit ihrem Saal und sonstigem Ambiente gaben dem Treffen an den zwei Tagen einen angenehmen Rahmen. Ute Bäßmann berichtete in einem Diavortrag über die ostpreußische Stadt Allenburg [Druschba] wurde. Am Allenburger Stein in Hoya, an dem sich Teilnehmer des Treffens zu einem kurzen Gedenken zusammenfanden, wurden durch Vertreter der Partnerstädte und des Kreises Wehlau kurze Ansprachen gehalten. Großen Anklang fand die Rede von Bürgermeisterin Anne Sophie Wasner. Sie erinnerte mit zu Herzen gehenden Worten an das grausame Schikksal der Vertriebenen und das Bestreben der Stadt Hoya, den ehemaligen Einwohnern von Allenburg eine symbolische Heimat zu geben, wo sie sich treffen, gemeinsame Erinnerungen austau-

† 23. September 2012 in Erftstadt/Rheinl

Der richtige Weg, anderen vom Tode eines lieben Menschen Kenntnis zu geben, ist eine Traueranzeige.

Uns verbindet insbesondere die Erinnerung an zehn wunderschöne gemeinsame Jugendjahre in unserer Heimat. Ich werde sein Andenken in Ehren halten. Hans Engelbert Brenke mit Frau Gerti und alle Anverwandten Traueranschrift: 51105 Köln, Käulchensweg 36

Buchtstraße 4 · 22087 Hamburg Telefon 0 40 / 41 40 08 47 Fax 0 40 / 41 40 08 51 www.preussische-allgemeine.de

H E I M ATA R B E I T Heimatkreisgemeinschaften Fortsetzung von Seite 18

schen und ein Stück heimisches Kulturgut pflegen können. Diesem Anliegen wurde die Veranstaltung insgesamt voll gerecht. Mit Freude wurde die Anwesenheit von Schatzmeister und Heimatbriefredakteur Hans Schlender zur Kenntnis genommen, der trotz langer Krankheit zum ersten Veranstaltungstag erschienen war. Er wurde mit großer Herzlichkeit begrüßt. Weitere Höhepunkte bildeten die Auftritte der Singgemeinschaft DRK Hoya und des ShantyChors des WSV Hoya. Robert Thorn sorgte an beiden Tagen für gute Musik zur Unterhaltung und auch zum Tanz. Es gab auch genügend Zeit für den individuellen Austausch von Erinnerungen, für Gespräche untereinander und für das Stöbern an den Verkaufsständen mit landesüblichen Waren und traditionellen Souvenirs. Zur feierlichen Veranstaltung am zweiten Tag des Treffens begrüßten der Kreisvertreter Werner Schimkat und der Allenburger Ulrich Masuhr mit kurzen Ansprachen die Anwesenden. Die mit Spannung erwartete Festrede hielt der Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen Dr. Wolfgang Thüne. Die Totenehrung mit würdevoller musikalischer Umrahmung moderierte Uwe Koch. Der gemeinsame Gesang des Ostpreußenliedes bildete den Abschluss der Feierstunde. Zwei Mitarbeiter der Kreisvertretung und die Leiterin des Heimatmuseums in Hoya wurden für langjährige ehrenamtliche Arbeit für die Kreisgemeinschaft mit Ehrennadeln ausgezeichnet. Im Schlusswort würdigte der Kreisvertreter die fortdauernden Patenschaften der niedersächsischen Städte des Landkreises Diepholz mit der Kreisgemeinschaft Wehlau und ihren ostpreußischen Städten. Beim gemeinsamen Mittagessen (Erbsensuppe) saßen die Teilnehmer des Treffens noch lange bei angeregten Gesprächen zusammen. Das nächste Hauptkreistreffen wird nach aktueller Planung 2013 in Syke, der Patenstadt Wehlaus, stattfinden.

Ende eines Flusses

Tierlippe

außerhalb der Vorstellungskraft

Endlich Oma!

Lomme aus Tolkemit passsiert Schoonersegler

Ein Baby lässt uns manchmal alt aussehen

Lommen hatten einen breiten Rumpf, um viel Fracht aufnehmen zu können

Im Schloss Ellingen wird ostpreußisches Erbe gepflegt as Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen kam auch in diesem Jahr seiner Aufgabe, einen wirkungsvollen Beitrag zur Bewahrung und Pflege des ostpreußischen Kulturerbes zu leisten, mit seinen Dauerausstellungen und Sonderschauen in den Museumsräumen im Westflügel des Barockschlosses in Ellingen nach. Ergänzt wurde die Präsenz der Bundesrepublik in mit einem umfangreichen Ausstellungsprogramm in vielen Orten Ostpreußens, um die heutige dortige Bevölkerung von der Geschichte ihrer Städte und Dörfer sowie der Region zu informieren. Die Ausstellung „Die Geschichte des Deutschen Ordens von der Gründung bis zur Gegenwart“ beschreibt neben dem historischen Abriss auch die Geschichte der wichtigsten Ordensburgen. Deshalb ist diese Präsentation für die Regionen interessant, in denen

D

österreichisches Bundesland

Geliebte des Admirals Nelson kostbarer Duftstoff tierischer Herkunft

Kinderkrankheit

sich die Burgen befinden oder befanden. Aktuell konnte man sie im Museum in Köslin, in der „Burg der Pommerschen Herzöge“ in Rügenwalde und im Museum in Krockow, der Außenstelle des Westpreußischen Landesmuseums, sehen. Die historische Schau alter Landkarten West- und Ostpreußens „Entlang der Weichsel und der Memel“ zeigt die Entwicklungsgeschichte des Landes über den Lauf der Jahrhunderte und war im Mittelpommerschen Museum in Stolp, im Museum in Köslin sowie in der „Burg der Pommerschen Herzöge“ in Rügenwalde zu sehen. Zuletzt konnte man die geschichtlichen Karten im Städtischen Kulturzentrum in Rummelsburg (Pommern) betrachten. Seit Juli gibt es einen zweisprachigen historischen Abriss der „Geschichte von Goldap“ für die

Heilpflanze, Wohlverleih

Stadt u. See in Pennsylvania

Angestellter e. Werbeagentur eingängige Melodie (ugs.)

noch in Goldap (Ostpreußen) lebende deutsche Volksgruppe und die nach dem Zweiten Weltkrieg zugewanderten Einwohner. Weitere Dauerausstellungen vor Ort beleuchten die lange Geschichte der ostpreußischen Städte Stuhm, Pr. Holland, Lyck, Lötzen und Rosenberg. Die Ausstellung „Lötzen – die Perle Masurens. Kurze illustrierte Stadtgeschichte“ gibt es in zwei Versionen. Während die zweisprachige Variante in Deutsch und Polnisch als Dauerausstellung im Lötzener Kulturzentrum auf der Festung Boyen in Lötzen [Gicycko] eröffnet wurde, ist die deutschsprachige Ausstellung im Heimatmuseum der Kreisgemeinschaft Lötzen in Neumünster zu sehen und kann dort am 20. Oktober von 10 bis 16 Uhr im Rahmen der allgemeinen Öffnungszeiten besucht werden. Manfred E. Fritsche

anhänglich, loyal

Nervenzentrum

feiner Spott

Bastfaser

Trick, Kniff

legendäres Wesen im Himalaja

Wagenkolonne; Flüchtlingszug Tennis: Aufschlagverlust

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Fluss durch Lübeck

kostbar; menschlich vornehm Insel vor dem Golf von Neapel

Südslawe

Stadt in den Niederlanden

Form des Sauerstoffs

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Sudoku:

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4 3 5 1 2 8 6 7 9

2 7 9 5 8 1 4 3 6

1 5 4 3 6 9 7 2 8

6 8 3 4 7 2 5 9 1

Diagonalrätsel: 1. Conrad, 2. Portal, 3. Molche, 4. Makler, 5. Relais, 6. Lagune – Collie, Dackel

Kalkstein; Schreibmaterial

K D R O R A T E

So ist’s richtig:

nord. Schicksalsgöttin

Tierpfote Brillenschlange

Lufttrübung

vermindern

Spiel-, Wettkampfklasse

GötterBad an vater der der Lahn altnord. Sage

russische Stadt an der Oka Fremdwortteil: zwei, doppelt

N B

Vornehmtuer Senator biblischer Prophet

jap. Kleidungsstück

falsche Methode zeitlos; immerzu

3 8

4 8 3

1

1 4 2

7

Lösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senkrechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die Zahlen 1 bis 9 nur je einmal enthält. Es gibt nur eine richtige Lösung!

9 4 7 3 6

Kreiskette

aus tiefstem Herzen gleiten, fallen; untergehen

Wintersportgerät

9 4 3 7 6

1 englischer Schriftsteller (Joseph) 2 Prachteingang 3 Schwanzlurche 4 Geschäftsvermittler 5 Schalt-, Steuerungsanlage 6 Wasserfläche innerhalb eines Atolls

Bindewort ägyptische Göttin

auch nie Moralpredigten halten, nie, niemals! Ob Oma sich aber später an die guten Vorsätze halten wird, ist eine andere Frage. Lebertran jedoch muss der Kleine gleich von Anfang an unbedingt bekommen und natürlich bald eine Eisenbahn. Und wenn es ein Mädchen ist, kriegt es die Puppe mit echtem Haar, die sie sich selbst als Kind immer gewünscht hat. Nein, heutzutage ist das ja anders. Mädchen spielen mit Traktoren und Motorrädern. Na, Oma wird das alles deichseln, wenn es erst so weit ist! Doch jetzt muss sie schnell Papa benachrichtigen, damit er sich sofort an das Schreinern der Wiege macht. Die werdende Oma lächelt verträumt, bewegt sich dann elastisch vorwärts. Wo sind die Babybilder ihrer Ältesten? Ach, die war ja so süß! Und die anderen beiden erst! Nach dem Durchblättern alter Fotoalben steppt die werdende Oma durch das Wohnzimmer, schwingt die Arme und singt mit lauter Stimme: „Ich bin die fesche Oma, der Liebling der Saison ...“. Was wohl die Nachbarn denken werden? Unsinn! Die werden sie als Erste um den süßen Fratz im Kinderwagen beneiden, den sie mit stolzer Miene durch die Straße schiebt. Also dann! Dies wird das Jahr der Oma sein – ihr Jahr! Gabriele Lins

Wenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Diagramm eingetragen haben, nennen die beiden Diagonalen zwei Rassehunde.

kleines Fischereifahrzeug

in der Tiefe

Lebertran fürs Kind muss einfach sein

Diagonalrätsel

Kirchenmusikinstrument

Junges der Henne

Kreiskette: 1. Pansen, 2. Strebe, 3. Renate, 4. Rangun, 5. Ahnung – Anstrengung römischer Kaiser

Zierde, Schmuck (Kurzwort) ringSekret förmige absonKorallen- derndes Organ insel

Wasserwirbel, Sog

Rhombus

ne Pfütze springen, statt darüber, die sich trauen, Äpfel von fremden Bäumen zu pflücken, die bunte Käfer bewundern und durchaus noch bis Drei zählen können. Eins steht jedenfalls fest: Sie wird ihren Kindern niemals in die Erziehung hineinreden, wird

Sudoku

2

achten, anerkennen

keltischer Priester

Fäustchen, die sich öffnen und dargebotene Finger umklammern, an den typischen Geruch von Babywäsche, an Märchenbücher, Karussells, vertrauensvoll blickende Kinderaugen. Sie wird ja keine alte Oma sein, sondern richtig ausgesprochen: Eine Großmutter! Eine noch junge Großmutter! Plötzlich ist sie gerührt und ihr Glückwunsch an die Tochter klingt herzlich. Es gibt doch auch junge Omas, die mit ihren Enkeln mitten in ei-

5 6 8 2 2 9 1

Nacht-, Frühgottesdienst

Nachlassempfänger

Die Tochter ruft an: Mutti, du wirst Oma!

gehoben für gut schmecken

Fliegerei: drehend niedergehen

ruckhaft wegnehmen

mehrteiliges Gesangswerk

Bild: Archiv Wolfgang Fuchs

Perle Masurens auf Tour

griechischer Buchstabe

beEdelgas stimmter Artikel

ie Kinder sind ihr entwachsen. Mutter ist nicht mehr jung, aber auch längst noch nicht alt. Endlich hat sie die wehmütigen Gedanken über die vergangenen arbeitsreichen, aber glücklichen Jahre mit dem letzten Wintermief zum Fenster hinausgeschüttelt und sieht nun ein wenig abgeklärt neuen ereignisreichen Zeiten entgegen − da klingelt das Telefon. Die jubelnde Stimme ihrer ältesten Tochter dringt an Mutters Ohr: „Mama, du wirst Oma!“ Mutter schnappt nach Luft. Das haut sie glatt vom Stuhl. Gerade hat sie das wirklich noch jugendliche Alter von etwas über Vierzig erreicht, fühlt nun eine dynamische, spritzige, frühlingshafte Kraft in sich, überlegt, welches Hobby sie wohl pflegen, was für ein Kleid und welche Haarfarbe ihr am besten stehen, und schon macht man sie zur Großmutter. Sie denkt an das dritte Gebiss, an Krückstöcke, Latschen und altersbedingte Gebrechen. Man wird sie irgendwann nur noch „Oma“ nennen. Neiiiiin, das darf doch nicht wahr sein! Doch dann keimt gleich einem zarten Pflänzchen der Gedanke an ein rosiges, nuckelndes Bündel in ihr auf, an winzige geballte

D

anschalten, in Gang setzen

19

Historische Haffsegler

hervorragend; außerordentlich

Gewichtseinheit

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

Schulfestsaal PAZ12_41

Die Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlenfeld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte ein anderes Wort für Kraftaufwand. 1 Teil des Wiederkäuermagens, 2 schräge Stütze, 3 Frauenname, 4 Hauptstadt von Birma, 6 Vorgefühl, Vermutung

L U EM I N P F U N D Z E E X E NON D K D U E B K A N T A S G R

Y E T I

A E N S N T E L L E N

H T AMB I GMA R E I S S O L E L T R E B ON I R N B D E S R A U T E U K A R E I I D EMO K E R O P S E R E I D O S S E B C T S H E K I M L I A S

E K R A O I R ON E N T I R A C K K T A E T R E OU B R L E S T T R A V R A T U O Z D E L E L I L N S OD I R R S ONO EW I

T J H RWU R I E T R U D E L N R I ME T T E H R E I N A R E T T E O R G E D R U E S E H S K U E K E ON U N T A T Z E T I N K E N N O R E NO B B I R RWE G A U L

L I G A O L E A N D E R M U N D E N

20 Nr. 41 – 13. Oktober 2012

H E I M ATA R B E I T

Patenschaft ist keine Einbahnstraße Die Stadt Duisburg und die Stadtgemeinschaft Königsberg blicken auf 60 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit zurück Nach 1945 gab die Stadt Duisburg vielen aus Königsberg vertriebenen Ostpreußen ein neues Zuhause. Besiegelt wurde das mit einer Patenschaftsurkunde von 1952. Dieses 60. Jubiläum wurde nun in einem würdigen Rahmen im Rathaus gefeiert. Im Rahmen der Feierstunde anlässlich von 60 Jahren Patenschaft Duisburg–Königsberg fanden sich im Duisburger Rathaus zahlreiche Ehrengäste aus dem politischen, sozialen und kulturellen Leben sowie Besucher aus Königsberg, viele Königsberger und ostpreußische Landsleute ein. Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, eröffnete die Veranstaltung und verwies darauf, dass er sich als neuer Bürgermeister zur nunmehr 60-jährigen Patenschaft der Stadt Duisburg zu Königsberg bekennt und die Tradition gerne fortsetzt. Es sei bemerkenswert, dass die Stadtgemeinschaft Königsberg (Pr) Wert darauf gelegt habe, der in den Anfangsjahren humanitär geprägten Patenschaft etwas zurückzugeben. Dies geschah in Form von „kulturellen Geschenken“ wie etwa Ausstellungen und Begegnungen im Museum Stadt Königsberg. Die Patenschaft ist als ein Forum zu verstehen, das über die Jahre hinweg den Schmerz der Vertreibung etwas lindern kann, indem Brücken gebaut und gemeinsame Werte geschaffen werden. Klaus Weigelt, Vorsitzender der Stadtgemeinschaft Königsberg, betonte: „Unser Patenschaftsverhältnis ist keine Einbahnstraße. Es gab eine Zeit, in der die Hilfe für die Königsberger im Vordergrund stand und auch stehen musste. Aber je reifer die Verbindung wurde, desto mehr konnten die Königsberger auch zurückgeben.“ Aus der im Museum Stadt Königsberg aufbewahrten Patenschaftsurkunde geht hervor, dass Duisburg „den heimatvertriebenen Königsbergern eine neue Stätte kultureller und geistiger Gemeinschaft“ geben wollte. Abschließend hieß es: „In der Hoffnung, dass Duisburg ein lebendiger Sammelpunkt für die heimatvertriebenen Königsberger werde, wurde am 7. September 1952 diese Urkunde ausgefertigt.“ Und

diese Hoffnung erfüllte sich, so sieht es Lorenz Grimoni heute: „Denn in den 60 Jahren haben nicht nur in Königsberg Geborene, sondern auch Königsberger aus der ganzen Welt in Duisburg, wie viele sagen, eine neue Heimat gefunden.“

schriften der heimatvertriebenen und geflüchteten Königsberger begann. Das Jahr 1951 stand für den nachhaltigen Schritt des Beschlusses des Rates der Stadt Duisburg, die Patenschaft über die Königsberger zu übernehmen.

und setzte fort: „Das wurde durch die Patenschaft Duisburgs über die Königsberger anders.“ Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte war die feierliche Verkündung der Patenschaft am 7. September 1952 durch Bürgermeister Storm.

de die Grundlage für das moderne Stadtmuseum Königsberg im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg geschaffen. Durch die Bereitstellung und Unterstützung des Museums half und hilft Duisburg, die Erinnerung an die Geschichte und Kul-

Lorenz Grimoni, der frühere Pastor der Duisburger Marienkirche und einer der Initiatoren des Museums Stadt Königsberg, zog eine Bilanz: „Nach 60 Jahren können die Bürger Königsbergs und ihre Nachkommen nun mit großer Anerkennung und Dankbarkeit feststellen: Duisburg ist es in hervorragender Weise gelungen, den Königsbergern eine neue Stätte kultureller und geistiger Gemeinschaft zu geben.“ Und Lorenz Grimoni setzte fort: „Allen Duisburger Bürgern, in erster Linie ihren verständnisvollen

OB Link erhielt Königsberger Bürgermedaille

Festakt in Duisburg: Im Rathaus fand zur 60-jährigen Städepartnerschaft eine Feierstunde statt. Die Patenurkunde von 1952 bescheinigt das andauernd gute Verhältnis zwischen den Ostpreußen und den Bewohnern des Ruhrgebiets Bild: Göllner Ein besonderer Höhepunkt der Feierstunde war die Eintragung der Vertreter der Stadtgemeinschaft Königsberg ins Goldene Buch der Stadt Duisburg, in das sich seinerzeit bereits Ehrengäste wie Agnes Miegel, Fritz Gause, Erich Grimoni und Harry Janzen eintrugen. Klaus Weigelt zeigte in seiner Ansprache anhand einiger Schlaglichter die Entwicklung der Stadtgemeinschaft Königsberg (Pr) und der Städtepatenschaft auf. Zunächst würdigte Weigelt die Anfangsjahre, in denen die Familie Janzen ab 1949 die Geschikke der Stadtgemeinschaft leitete und mit dem Sammeln von An-

h fac e in 4 2 z n ga 0 0 8 S i e 41 4 n 0) ll e ste (04 Be nter u

„Als geschichtliches Vorbild dienten die Patenschaften, die westund süddeutsche Länder und Städte über die im Ersten Weltkrieg zerstörten ostpreußischen Städte übernommen hatten. Da-

Ostpreußen bedankten sich für Gastfreundschaft mals war viel geleistet und gespendet worden, ein menschlicher Kontakt von Bevölkerung zu Bevölkerung hatte sich jedoch nicht ergeben“, betonte Weigelt

Als Höhepunkt gilt die 700Jahrfeier Königsbergs im Jahr 1955. „Nach Schätzungen der damaligen Presse hatten sich 50 000 bis 60 000 Königsberger in Duisburg versammelt, so viele wie nie zuvor und auch später nie wieder“, verriet Weigelt. Mit der Patenschaft bot Duisburg den Königsbergern nach Krieg, Flucht und Vertreibung sowie in der Ungewissheit ihrer Zukunft einen Ort für zahlreiche Treffen mit Verwandten und Freunden. Im Jahre 1968 wurde das „Haus Königsberg“ eröffnet, das über nahezu ein Vierteljahrhundert als Duisburger Heimat der Königsberger diente. Im Jahre 1992 wur-

tur Königsbergs auf vielfältige Weise zu erhalten und durch eine Fülle von Veranstaltungen zu pflegen. Die zweite Phase der Patenschaftsbeziehungen war dadurch geprägt, dass die Königsberger durch ihre eigenen Leistungen als Dank etwas zurückgeben wollten. Zu den Ausstellungen, die weit über Duisburg hinaus Anerkennung fanden, gehörten jene mit Bezügen zu Käthe Kollwitz und Kant. Klaus Weigelt hob auch die bemerkenswerte Kontinuität der Traditionsarbeit hervor, die durch zahlreiche engagierte Persönlichkeiten fortgeführt wurde.

und engagierten Oberbürgermeistern in den vergangenen 60 Jahren, sind die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Königsberg und Ostpreußen für diese Patenschaft sehr dankbar.“ Die vor 50 Jahren geschaffene Königsberger Bürgermedaille wurde im Rahmen der Jubiläumsfeier gleich an mehrere Persönlichkeiten verliehen. So nahm Duisburgs Oberbürgermeister Link die Auszeichnung entgegen, die den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Rat der Stadt für die jahrzehntelange Treue und Solidarität verliehen wurde. Drei Königsberger Heimatforscher und der Autor Wulf Wagner erhielten ebenfalls die Königsberger Bürgermedaille. Geehrt wurden im feierlichen Rahmen auch die Musikerinnen des Staatlichen Symphonieorchesters Königsberg unter der Leitung des Dirigenten Arkadi Feldman, die für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgten und am gleichen Tag ein Konzert boten. Die Teilnehmer der Feierstunde konnten anschließend die Dauerausstellung „Königsberg – eine europäische Metropole“ und die Wechselausstellung „Bilder zur Geschichte der Patenschaft“ besichtigen sowie in der Karmelkirche dem Vortrag „Aus der Geschichte der 60-jährigen Patenschaft“ von Lorenz Grimoni beiwohnen. Dieter Göllner

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Preußische Allgemeine Zeitung. Die Wochenzeitung für Deutschland.

L E B E N S ST I L

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

21

Pilgerfahrt zu sich selbst Immer mehr Menschen gehen den Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Was sind die Beweggründe? Im letzten Jahr waren geschätzt 200 000 Menschen auf der Wanderung nach Santiago de Compostela. Noch nie zuvor haben sich so viele Pilger auf die Spuren des heiligen Apostels Jakobus begeben, der der Legende nach in Galicien begraben sein soll. Nicht immer sind es religiöse Motive, die Menschen vieler Konfessionen dazu bewegen, den strapaziösen Fußmarsch auf sich zu nehmen. Innere Einkehr, Meditation oder schlicht Abenteuerlust treibt sie dazu an. „Ich kenne euch erst seit zwei Stunden, aber ich habe das Gefühl, euch schon mein ganzes Leben zu kennen“, sagt Kayla und beugt sich wieder über den dunklen Eichentisch. Hinter ihr funkeln die lackierten Kieselsteine, die zusammen mit großen Zapfen einer spanischen Fichte die Deko auf der Kommode bilden. Jemand sagt etwas, alle am Tisch fangen an zu lachen, es wird gestichelt. Man spricht Englisch. Stunden später. „Immer wenn man sich fragt, warum man weitermachen soll, zeigt der Camino eine neue Seite von sich“, sagt Dilek und schiebt die Postkarte auf dem Tisch vor sich hin und her. Sie zeigt zwei verschränkte Hände, runzelig, alt. Momentaufnahmen aus einer kleinen christlichen Albergue, das spanische Wort für Herberge. Ebenso Teil des Camino de Santiago, sprich des Jakobswegs, wie die großen Albergues, die eher an

Bloß nicht vom rechten Weg abkommen!. Die Jakobsmuschel weist Pilgern den „Camino”, den Weg zum Heiligen Jakob Riesenfeldlager erinnern und über 150 Betten aufweisen. Stockbetten, wie in Jugendherbergen. „No pain, no glory“. Das heißt so viel wie „Ohne Schmerz auch keine Ehre“ und ist der meistzitierte Spruch des Caminos. 17 Blasen an den Füßen und ein überdehnter Knöchel ist das Fazit einer zweiwöchigen Pilgerreise. Doch auf dem Camino hilft immer irgendjemand. Das ist etwas, was man schnell lernt. Ein österreichischer Pharmaziestudent verschenkt einfach so

eine Packung Schmerztabletten und eine Tube Schmerzgel; eine Amerikanerin ihr gesamtes Bla-

trotzdem süchtig. Denn jeden Tag fragt man sich aufs Neue „Wie bescheuert bin ich eigentlich?

Wer den Camino geht, lernt vieles kennen: andere Menschen und vor allem sich selbst senheilset samt Erklärung und Demonstration. Andere die Ohrstöpsel. Jeder verschenkt, was und wie viel er zu geben hat. Das tägliche Laufen macht süchtig. Nicht glücklich, das nicht. Aber

Warum tue ich mir das an?“ Und jeden Tag nimmt man sich aufs Neue vor abzubrechen. Im Endeffekt gehen alle weiter. Doch was ist es, das diesen Pilgerweg so besonders macht?

Bild: pa

Es ist die Gemeinschaft. Selbst wenn man keinen kennt, man lernt mit der Zeit viele Menschen kennen. Frauen, Männer, Alte, Junge, Deutsche und Koreaner, Ungarn und Franzosen – ganz egal. Es sind die Menschen, die den Weg unvergesslich machen. Es sind die Menschen, die im Gedächtnis bleiben, die einen verändern. Außerdem läuft einem auch der eigene Stolz über den Weg. Und das in verschiedensten Variationen: Jeder ist zu stolz,

nach Hause zu kommen und zu gestehen, dass man abgebrochen hat. Und der abschließende erfüllende Stolz, die Urkunde in Händen zu halten, die jeder Pilger in Compostela erhält und die bescheinigt, dass man den Weg gegangen ist. Außerdem der Stolz nach jeder überstandenen Etappe, nach jedem Berg, den man herauf- und wieder heruntergeklettert ist. Und dann gibt es noch die Landschaft. Auf den letzten 260 Kilometern wechseln sich fast kahle Steppe mit blühender Heide, Weinfelder mit Obstplantagen ab. Der Pilger steigt auf 1700 Meter hoch und genießt einen wundervollen Ausblick, nur um sich am nächsten Tag stöhnend und jammernd wieder an den Abstieg zu machen. Ganz ungefährlich ist das nicht. Es sind schon Pilger dabei zu Tode gekommen. Davon zeugt der neue Kinofilm „Dein Weg“, in dem Hollywood-Star Martin Sheen den Weg seines beim Camino tödlich verunglückten Filmsohns fortsetzt. Überhaupt ist der Camino auch dank Büchern von Paulo Coelho oder Hape Kerkeling moderner und jünger geworden. Überrachend vielen Teenagern und Studenten begegnet man. Wer diesen Weg geht, entdeckt vieles neu: andere Menschen, die Kultur und vor allem sich selbst. Egal, ob er einem gefällt oder nicht, jeder sollte ihn einmal im Leben gegangen sein. Leonie Glitz

Wo das Gute immer siegte

Zäher Liebesapfel

Vor 50 Jahren begann in Deutschland die Ausstrahlung der Serie »Bonanza«

Wie die Tomaten in die Flasche kommen

ür viele Deutsche, die heute in der Blüte ihrer Jahre stehen, gehörte es zu den Wochenenden ihrer Kindheit wie das sonntägliche Bad: die Western-Serie „Bonanza“. Allein schon der Vorspann mit der flotten Musik des Duos Raymond Bernard Evans und Jay Livingston sowie der in Flammen aufgehenden Karte der Ranch „Ponderosa“ ist Legende. Vor einem halben Jahrhundert, am 12. September 1959, war in den USA auf dem Sender NBC die erste Folge zu sehen. Die Deutschen mussten allerdings noch drei Jahre warten. Hier begann die Ausstrahlung am 13. Oktober 1962. Ins zweite Programm kam die Serie erst im August 1967, nachdem die ARD die Ausstrahlung bereits nach 13 Folgen eingestellt hatte. Den ARDVerantwortlichen war „Bonanza“ zu brutal gewesen.

F

Nach dem Tod von »Hoss« rannten die Fans der Serie davon Dabei ist „Bonanza“ weniger ein brutaler Western als eine Familienserie, die im Wilden Westen spielt. Anders als in späteren US-Familienserien wie „Dallas“ oder „Denver“ sind in „Bonanza“ alle Familienmitglieder Sympathieträger, ist die Familie eine heile Welt. Das Böse kam in „Bonanza“ immer von außen, nicht selten durch Gaststars. Die Stammmannschaft bestand aus dem Vater, Patriarchen und Besitzer der Ranch „Ponderosa“, Benjamin „Ben“ Cartwright (Lorne Greene), und seinen drei Söhnen sowie dem nicht zu vergessenden chinesischen Koch Hop Sing (Victor Sen Yung), wel-

womit wir wieder cher den vier bei den obengeMännern den nannten KindHaushalt führte. heitserinnerunWenn Ben Cartgen wären. wrights StammSeine goldenen halter, wie er selJahre hatte „Bonber, auch ausanza“ – übrigens nahmslos sympaähnlich wie das thisch waren, so damalige „Wirtwaren sie doch schaftswunderansonsten sehr land“ Bundesrevielfältig. Da war publik Deutschder ernste, fast land – Mitte der schon intellek60er Jahre. Von tuelle, stets dun1964 bis 1967 war kel gekleidete „Bonanza“ in seiÄlteste Adam nem Entste(Pernell Roberts). hungsland die Bens Zweiter war beliebteste Serie. die vollschlanke Der bereits p e rs o n i f i z i e r te 1965 erfolgte Gutmütigkeit Ausstieg von Eric, besser Schauspieler Perbekannt als der nell Roberts, der dicke „Hoss“ (Dan sich zu Höherem Blocker). Der berufen fühlte, als Benjamin in der immer nur Adam Männerrunde zu sein, wurde war schließlich also offenkundig „Little Joe“, desgut verkraftet. Er sen Darsteller wurde durch Michael London Mitch Vogel von allen Angeersetzt, der den hörigen der später von Vater Stammbesetzung Ben adoptierten nach „Bonanza“ Jamie Hunter die erfolgreichste spielt. Filmkarriere verAnders war es gönnt war. aber mit dem Tod Die Unterschiedlichkeit der Männerwirtschaft: Adoptivsohn Jamie, Hoss, Vater Ben und des eigentlichen Charaktere, die Little Joe posieren vor der Ponderosa-Ranch Bild: pa Sympathieträgers Dan Blocker, von sicherlich auch zum Reiz der Serie beigetragen deren Tod verloren. So züchtig dem sich die Serie nicht mehr erholen sollte. Es wurde dann hat, wurde damit erklärt, dass alle ging es damals zu. Überhaupt war „Bonanza“ recht zwar noch eine Staffel ohne Blodrei Söhne unterschiedliche Mütter hatten. Ben Cartwright hatte moralisch. In den einzelnen Epi- cker/Hoss produziert, aber diese keinen der Söhne außerehelich soden, die anders als etwa bei stieß bei den Zuschauern auf ein gezeugt oder sich auch nur von „Dallas“ oder „Denver“ immer in derart geringes Interesse, dass sie einer der Mütter seiner Söhne sich abgeschlossen waren, siegte die letzte blieb. Am 16. Januar scheiden lassen. Vielmehr war er stets das Gute, wurde das Böse 1973 lief mit der 430. die letzte mit allen drei Frauen verheiratet bestraft. Dieses machte die Serie Folge von „Bonanza“. gewesen und hatte alle drei durch deshalb auch für Kinder geeignet, Manuel Ruoff

ie viele Tomaten stecken wohl in einer Flasche Ketchup? Die Frage drängt sich auf bei dem Besuch im ehemaligen Fischerdorf Werder bei Berlin. Beim Schlendern kriecht einem das Aroma frischgemachten Ketchups in die Nase. „Werder Feinkost“ ist an einer Hauswand zu lesen. Seit 1873 verarbeitete man hier das Obst der Umgebung zu Saft und Marmelade. Ketchup gab es damals natürlich noch nicht. Woher der Ketchup seinen Namen hat, ist nicht bekannt. Man vermutet aus Asien, obwohl die damalige Soße mit der von heute nicht viel zu tun hatte. Ursprünglich stammt die Tomate aus Lateinamerika. Kolumbus brachte sie 1498 mit nach Europa, wo sie zunächst nur als Zierpflanze genutzt wurde, denn sie galt als giftig. Erst Ende des 19. Jahrhunderts fand sie als Nahrungsmittel Verwendung. Als die Tomate in Nordamerika heimisch wurde, begann man sehr schnell, daraus eine gewürzte Soße herzustellen. In Deutschland kann man sie seit den 50er Jahren kaufen. Da durchschnittlich jeder deutsche Haushalt drei Liter Ketchup pro Jahr verbraucht, könnte man im eigenen Land gar nicht so viele Tomaten anbauen, wie dafür nötig wären. So wird aus Anbaugebieten wie Spanien, Italien und Portugal das fertige Tomatenmark geliefert. Dort wäscht, häutet und entkernt man die roten Früchte und konzentriert sie durch spezielle Verfahren zu Tomatenmark. Der Liebesapfel, wie man sie auch nennt, hat nicht nur viele Vitamine, sondern enthält auch den roten Farbstoff Lycopin. Dieser stärkt das Immunsystem. Durch das Kochen der Tomaten wird der Stoff erst richtig aufge-

W

schlossen und kann besser vom Körper aufgenommen werden. Das Tomatenmark wird in großen Mengen den Ketchup-Herstellern angeliefert und direkt vor Ort weiter verarbeitet. In einem übergroßen Kochtopf erhitzt man schonend die Zutaten wie Tomatenmark, Zucker, Salz, Essig und Gewürze. Noch heiß kommt der Ketchup in Glasflaschen. Dann wandern diese durch den Pasteurisierungstunnel. Bei dem vom französischen Chemiker Louis Pasteur (1822–1895) entwickelten Verfahren werden die Substanzen kurzzeitig auf 60 bis 90 Grad Celsius erwärmt. So tötet man Mikroorganismen ab und das Produkt wird haltbar gemacht. Danach werden die gefüllten Flaschen im weiteren Verlauf des Tunnels herunter gekühlt und etikettiert. Maschinell wird überprüft, ob auch wirklich ein Vakuum vorherrscht, ob also die Flaschen luftdicht verschlossen sind. Nachdem sie ihren Haltbarkeitsstempel erhalten haben und eine Nummer, an der man genau sehen kann, woher die Zutaten stammen, werden sie verpackt und zur Auslieferung verladen. Dann landen sie bei uns auf dem Tisch und man kann sie auf die Pommes frites kleckern. Ketchup ist eine besonders zähe Flüssigkeit, weil die Bindungskräfte darin so stark sind. Schüttelt man die Flasche, wird diese dünnflüssig und schießt heraus, natürlich direkt aufs Hemd. Und wie viele Tomaten stecken nun in einer normalen Flasche? Von der Menge her entspricht es 1,3 Kilo. Da die Tomate jedoch zum größten Teil aus Wasser besteht, dieses aber bei der Herstellung entzogen wird, bleibt nur ein geringes Kondensat übrig, das am Ende viel weniger wiegt. Silvia Friedrich

22 Nr. 41 – 13. Oktober 2012

NEUE BÜCHER

Befreiung vom Staat

Politik in der Sackgasse Brigadegeneral a.D. warnt Bundesregierung vor dem »Weiter so« Unsere Po l i t i ke r agieren, als wenn es kein Morgen gäbe. Obwohl allenthalben von Nachhaltigkeit gesprochen wird, ist es genau das, was der deutschen Politik fehlt. Sei es die europäische Integration, der Euro, die Alterssicherung, Migration und Integration oder die Sicherheitspolitik, mit gewissenhafter Zukunftsvorsorge hat Politik schon lange nichts mehr zu tun. Wer das anprangert, wird schnell politisch stigmatisiert und zur verbalen Vernichtung freigegeben. Bestes Beispiel dafür ist Thilo Sarrazin. Obwohl es seinen Gegnern nicht gelungen ist, ihn zu widerlegen, wurde er zur Zielscheibe infamster Schmähungen. Dabei hat er nur auf das hingewiesen, was, frei nach Shakespeare, „faul ist im Staate Deutschland“. Dieter Farwick tut es ihm gleich, allerdings mit einem anderen Ansatz, nämlich in Form einer Tour d’Horizon durch nahezu alle aktuellen Themenfelder der Innen- und Außenpolitik. Sein Buch

Autor fordert mehr Freiheit „ Po l i t i ker – Eine derzeit nicht besonders angesehene Berufsgruppe, die sich fast nur noch mit Problemen beschäftigt, die sie selbst verursacht hat. Politiker leben heute in der Regel von, nicht nur für die Politik.“ Dies ist nur eine von zahlreichen pointierten Beschreibungen aus dem Buch „Freiheit oder Knechtschaft? Ein Handlexikon für liberale Streiter“ von Gerd Habermann. Und auch, wenn man nicht alle Ansichten des Vorstandsvorsitzenden der „Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft“ teilen kann, bietet er zahlreiche Gedanken, die zum Nachdenken anregen. „Wer die Macht über Wörter erringt, hat die Macht über die Menschen“, so der Wirtschaftsphilosoph. „Diese Erkenntnis haben Philosophen, Revolutionäre und Politiker in verschiedenen Variationen seit Jahrtauenden begriffen und praktiziert. Unser angeblich so transparentes und informiertes Zeitalter macht da keine Ausnahme.“ Dies belegt Habermann auch zugleich anhand mehrerer Beispiele, bei denen er aufzeigt, wie bestimmte Begriffe in der veröffentlichten Meinung inzwischen für alles stehen, was nicht links ist und was somit als böse gilt, so zum Beispiel Gewinn, Liberalismus, Unternehmer, Kapitalismus oder Wettbewerb. Bei manchen Definitionen freut sich der Leser diebisch über die herrliche Erklärung Habermanns. „Abgabenquote: Koeffizient für das Maß der Entmündigung einer Gesellschaft“ oder „Agrarpolitik: Eine Filiale der Sozialpolitik, mit dem Motiv, einer Berufsgruppe durch staatliche Eingriffe die Anpassung an die Märkte zu ersparen und einen ,paritätischen‘ Le-

bensstandard zu sichern.“ Hinter fast jedem Begriff bietet der Autor Bücher an, in denen der Leser mehr zu dem angesprochenen Thema erfährt, schließlich ist dies nur ein Handlexikon und die meisten Beschreibungen sind etwa eine halbe Seite lang. Doch hier fällt auf, dass manche Lesetipps schon vor mehreren Jahren veröffentlicht wurden, was gerade bei Finanzthemen negativ ist, schließlich ist in den letzten Jahren seit der Bankenkrise viel passiert. So ist auch Habermanns Anpreisung privater Vorsorge in Form von Kapitalstöcken mit Vorsicht zu genießen. In den letzten Jahren wurde so viel Geld verbrannt und das jetzige, von den überschuldeten Staaten bei der EZB forcierte niedrige Zinsniveau lässt selbst noch vorhandene Vermögen bei den Banken schrumpfen. Doch wenn Habermann zum Thema Antidiskriminierung schreibt, dass diese genau das bewirke, was sie eigentlich verhindern soll, eben Diskriminierung, wenn auch hier nicht der Minderheit durch die Mehrheit, sondern der Mehrheit durch die Minderheit, dann verzeiht man ihm andere Schwächen. Auf jeden Fall dürfte vielen Lesern des Buches bewusst werden, dass Staat auch anders geht, als es heute der Fall ist. Es geht dabei auch gar nicht darum, von dem derzeitigen immer planwirtschaftlicher anmutendem System in das von Habermann vorgeschlagene andere Extrem zu wechseln, doch der Autor gibt Anregungen, wie weniger Staat auch wieder mehr Lust auf den Staat machen kann. Rebecca Bellano

„Wege ins Abseits. Wie Deutsch- sende Betrachtung geht von der land seine Zukunft verspielt“ ist Untersuchung einzelner Krisendamit eine hervorragende Ergän- regionen über die Proliferation zung zu Sarrazins Schriften. Sei- von Massenvernichtungswaffen, ner Profession entsprechend, den islamistischen Terrorismus widmet sich der PAZ-Autor Far- und die Bedrohung durch Cyberwick überwiegend außenpoliti- Attacken bis zur Arabellion, der schen Betrachtungen. Als pensio- Rolle Russlands in der Welt, der nierter Brigadegeneral, ehemali- EU und der Nato. Selbst Themen ger Operationschef bei der Nato, wie Demografie, Wasser, Nahrung und Klima werAmtschef für Laden behandelt. geanalyse und Nationale Bei der innenpoK r i s e n p räve n Betrachtion sowie als Interessen werden litischen tung nimmt er Truppenführer die Staatsverweiß er, wovon nicht definiert schuldung, die er spricht. Mit demografische großer Sachkenntnis schildert er mit Blick auf Entwicklung, die Überforderung Konsequenzen für unser Land die des Sozialstaates, die „TransforEntwicklung der wichtigen Mäch- mation“ der Bundeswehr sowie te und Machtkonstellationen, die die Probleme bei Migration und Verschiebung der politischen und Integration unter die Lupe. Farwicks Lagebeurteilung ist wirtschaftlichen Kraftzentren, die Ursachen und Wirkungen der schonungslos. Das Grundübel weltweiten Krisen und Konflikte sieht er darin, dass Deutschland sowie die Bedrohungen und Her- nicht in der Lage sei, einen seiner ausforderungen für die Zukunfts- Bedeutung entsprechenden Platz fähigkeit Deutschlands und Euro- in der globalisierten Welt zu finpas. Dazu widmet er sich nach den. Was demnach fehlt, ist eine einführenden Betrachtungen zu- klare übergeordnete Zielsetzung nächst den verschiedenen außen- als Richtschnur politischen Hanpolitischen Aspekten. Seine fak- delns, mit anderen Worten, die tenreiche und nahezu allumfas- Politik agiert bisher planlos und

hangelt sich von Situation zu Situation durch. Dafür macht Farwick hauptsächlich die fehlende Definition nationaler Interessen, parteipolitisch bestimmtes Handeln der Bundesregierung und deren Führungsmangel verantwortlich. Sein Fazit: Deutschland braucht einen grundlegenden Politikwechsel mit einer umfassenden Gesamtstrategie zur Zukunftssicherung. Er belässt es jedoch nicht dabei, lediglich die innen-, außen- und sicherheitspolitischen Fehler, Versäumnisse und Fehlentwicklungen aufzuzeigen und zu bewerten, sondern er liefert auch Lösungsvorschläge. Farwicks Buch ist eine kritische Gesamtanalyse der Sicherheitsund Zukunftsvorsorge Deutschlands sowie vor allem ein in jeder Hinsicht kompetent vorgebrachtes und überzeugendes Plädoyer gegen ein „Weiter so“ in der deutschen Politik. Ihm ist eine größtmögliche Verbreitung zu wünschen. Jan Heitmann

Dieter Farwick: „Wege ins Abseits. Wie Deutschland seine Zukunft verspielt“, Osning Verlag, Bielefeld 2012, geb., 336 Seiten, 24,60 Euro

Zu späte Annäherung Tochter versucht nach dem Tod der Mutter diese zu verstehen K l a r e St r u k t u re n und Ziele im Leben sowie ein geregelter Tagesablauf sind für viele Menschen unverzichtbare Dinge. Im Roman „Pink Hotel“ zeigt die Autorin Anna Stothard, dass es auch anders geht. Nachdem sie wegen eines Missverständnisses von der Schule geflogen ist, bucht ein 17-jähriges Mädchen mit der Kreditkarte seiner Stiefmutter einen Flug von London nach Los Angeles. Sie will zur Totenwache ihrer Mutter Lily, die sie nie kennen gelernt hat. Ohne Geld oder anderes Gepäck erreicht die namenlose Hauptdarstellerin schließlich ein heruntergekommenes Hotel in Venice Beach Kalifornien, das „Pink

Gerd Habermann: „Freiheit oder Knechtschaft? Ein Handlexikon für liberale Streiter“, Olzog, München 2011, gebunden, 247 Seiten, 26,90 Euro

Hotel“, welches ihrer verstorbenen Mutter und ihrem Mann gehörte. Im „Pink Hotel“ lässt sie im Schlafzimmer ihrer Mutter einen roten Koffer mitgehen, welchen sie mit allerlei Klamotten, Modeschmuck und Schuhen von Lily vollstopft. „Pink Hotel“ ist ein zum Teil recht chaotischer Roman, dessen Hauptfigur völlig widersinnige und unverständliche Dinge tut. Ab dem Moment, wo sie den roten Koffer ihrer Mutter im „Pink Hotel“ mitgehen lässt, gerät die 17Jährige in eine Art Strudel der Ereignisse. Statt Vernunft zu bewahren und zu ihrem Vater nach London zurückzukehren, lässt sie sich von diesem Strudel erfassen und Tage, Wochen und Monate scheinbar ziellos durch L.A. treiben. Jedoch nur scheinbar ziellos. Denn

ohne wirklich darüber nachzudenken, wandelt sie auf den Spuren ihrer verstorbenen Mutter. Wie ferngesteuert streunt sie in Lilys Kleidern durch die Kneipen und Bars von L.A., in denen auch ihre Mutter einst verkehrte. Als Lilys Tochter bemerkt, dass ihr jemand auf den Fersen ist, um ihr den roten Koffer wieder abzuknöpfen, sucht sie Schutz bei dem Fotografen David, von dem sie vermutet, dass er einst eine Affäre mit Lily hatte. Zwischen den beiden entspinnt sich eine völlig verworrene und bizarre Liebesgeschichte, bar jeder Romantik. Ein inneres Gefühl hält Lilys Tochter jedoch davon ab, David gegenüber ihre wahre Identität zu offenbaren. Und wäre da nicht dieses kleine, etwas anrüchige Geheimnis gewesen, hätte es möglicherweise ein Happy

End zwischen den beiden geben können. In Anna Stothards Roman vergeht die Zeit wie im Fluge, und dennoch spielt Zeit in der Geschichte eher eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist es die tragische Tatsache, dass erst der Tod ihrer Mutter die bis zum Schluss namenlose Hauptfigur ins „Pink Hotel“ und somit unter anderem zu David führt und sie dazu bringt, ausgerechnet den roten Koffer mitgehen zu lassen. Die Zusammenhänge offenbart Stothard dem Leser jedoch erst zum Ende des Buches. Denn dort, wo der Roman beginnt, da endet er auch, im „Pink Hotel“. Vanessa Ney

Anna Stothard: „Pink Hotel“, Diogenes Verlag, Zürich 2012, broschiert, 354 Seiten, 14,90 Euro

Alle Bücher sind über den PMD, Telefon (03 41) 6 04 97 11, www.preussischer-mediendienst.de, zu beziehen.

Erinnerungen an die Hölle Ehemalige SBZ-Häftlinge berichten über Gründe ihrer Verhaftung und Historiker beleuchten die Hintergründe In dem NDR-Film „Der Mauerschütze“ von 2010 erzählt eine Frau ihrer Tochter, dass deren Vater bei einem Fluchtversuch an den Grenzanlagen erschossen worden sei. Dabei macht sie sich heftige Vorwürfe, hat sie ihren Mann doch zur Flucht gedrängt. Um zu trösten, entgegnet die Tochter: „Wen interessieren die alten Geschichten noch?“ Sollte diese Erzählung ein Phantasieprodukt sein, so spiegelt sie doch vorzüglich unsere Wirklichkeit: Unsere Jugend ist wenig aufgeschlossen für das, was damals an Schrecklichem geschah. Sind wir nicht versucht zu resignieren? Die weit besseren Argumente sprechen dagegen, insbesondere: Die DDR war immer ein Teil Deutschlands. Also geht es um deutsche Geschichte, um unsere

Geschichte. Das Leiden der Unschuldigen ist eine Verpflichtung an die nachfolgenden Generationen, alles zu tun, um eine Wiederholung zu vermeiden. Und schließlich: Dieses Leiden wurzelt in einer Ideologie, die bei näherer Betrachtung ihre Inhumanität rechtzeitig verraten hat und dennoch weiterlebt. Der von Gerald Wiemers und der Lagergemeinschaft Worku-

Eigenes Denken galt schnell als Widerstand ta/Gulag herausgegebene Buchtitel „Der frühe Widerstand in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands SBZ/DDR“ könnte so verstanden werden, als ginge es um Widerstandshandlungen, wie wir sie von der Roten Kapelle und den Männern des 20. Juli 1944 her

kennen. Davon kann nicht die Rede sein. Harmlose Versuche, auf einen demokratischen Neubeginn hinzuwirken, wurden wie Kapitalverbrechen geahndet. Daher nimmt es nicht wunder, dass alle, deren „Widerstand“ geschildert wird, inzwischen rehabilitiert worden sind. Die knapp 20 Beiträge bieten ein vielfältiges Bild: So liefert Karl Wilhelm Fricke einen Überblick über den „frühen Widerstand in der SBZ/DDR“. Annerose MatzDonath geht es um „Deutsche Studentinnen im Mahlstrom der Sowjetmacht“. Andere Beiträge beschränken sich auf „Opposition, Widerstand und Verfolgung“ an einzelnen Universitäten, so HalleWittenberg und Leipzig. Daneben stehen die Schilderungen von Einzelschicksalen, so des Mediziners Horst Hennig, später Generalarzt der Bundeswehr, Hans Günter Aurich und Jutta Erbstößer. Hennig

war Teilnehmer der Gefangenenmeuterei in Workuta 1953, die mit „Feuer aus den Maschinenwaffen“ beendet wurde. „Über mir liegend verblutete ein litauischer Jesuitenpater“, erinnert sich Hennig. Mit Michail Semiryaga kommt ein Mann zu Wort, der damals im Unterdrückungsapparat der Roten Armee gedient hat. Er schildert glaubhaft, dass die Rote Armee zunächst gewaltsamen Widerstand seitens der deutschen Bevölkerung befürchtet hatte. Doch dazu kam es kaum. Motive für Übergriffe der Besatzer waren Besitzgier, Rache, Arbeitskräftebedarf, Übereifer. Semiryaga endet mit dem Satz: „Ich musste Zeuge sein, wie einige Leiter der Sowjetischen Militäradministration beschlossen, den Geheimdienst heranzuziehen, etwa zugunsten der SED im Wahlkampf oder bei der Isolierung unbequemer ‚Elemente‘ in der einen oder anderen politischen Partei.“

Leonid Kopalin, ein weiterer ehemaliger Angehöriger der Roten Armee, war zuletzt Leiter der Abteilung Rehabilitierung ausländischer Staatsbürger. „Die reale

Ein Gebet galt als Revanchismus Möglichkeit, der Pflicht gegenüber den unschuldig Betroffenen … nachzukommen, ergab sich erst im demokratischen Russland“ und nicht schon in der Nach-StalinÄra. Von den mehr als 17 000 Anträgen deutscher Staatsangehöriger auf Rehabilitation waren annähernd 10 000 erfolgreich, auch der zugunsten des ehemaligen Militärgeistlichen H. Kühle, der im Mai 1950 zu 25 Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden war, weil er auf Ostern im Lager ein Gebet gesprochen hatte, was als „antiso-

wjetische und revanchistische Propaganda gewertet wurde“, so eines der Beispiele, die Kopalin berichtet. Anna Kaminsky vergleicht „die Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen“ heute in den Staaten Europas. „Nicht nur in Deutschland, auch auf europäischer Ebene schwelt eine untergründige Konkurrenz der Erinnerung, in der das westliche Holocaustgedächtnis mit dem östlichen Gulag-Gedächtnis nur schwer vereinbar scheint.“ Auch Opfer und ihre Hinterbliebenen sind nur Menschen. Konrad Löw

Gerald Wiemers (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit der „Lagergemeinschaft Workuta/Gulag“: „Der frühe Widerstand in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands SBZ/DDR“, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2012, 186 Seiten, 24 Euro

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Die Buchempfehlung des Preußischen Mediendienstes!

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Volkmar Weiss

DIE INTELLIGENZ UND IHRE FEINDE Aufstieg und Niedergang der Industriegesellschaft Die demokratische Massengesellschaft des Westens, die den Sozialstaat hervorgebracht hat, steht im Begriff, sich selbst zu zerstören. Als Gründe hierfür sind einmal die um Mehrheiten kämpfenden Parteien zu nennen, die sich in Versprechungen überbieten und den Staat überschulden. Die eigentlichen Gründe für diese Selbstzerstörung liegen allerdings tiefer: Überwogen in der Aufstiegsphase der westlichen Gesellschaften die unternehmerischen Kräfte, so beherrscht seit etwa 1970 das Gleichheitsbestreben die öffentliche Diskussion. Heute werden nicht nur erbliche Intelligenzunter-

Sing, sing, was geschah Die schönsten Volkslieder aus Ostpreußen, CD Musikantengilde Halver, Harald Falk Ostpreußen, das Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen, das Land der Elche und der Trakehner Pferde, das Land, das in unzähligen Büchern und Bildbänden seine Geschichte und seine Geschichten erzählt. Seine Lieder aber kennt man vielleicht aus dem Zupfgeigenhansl, aus dem Brummtopf, dem Liederschrein oder dem Wilden Schwan. Als in den Jahren 1969 und 1970 die Schallplattendokumentation »Volkslieder aus den deutschen Vertreibungsgebieten« erschien, schrieb Professor Herbert Wilhelmi in den Begleittext über die Lieder aus Ostpreußen: »Der Liedergarten Ostpreußens aber ist besonders reich an Varianten, sowohl der Texte wie der Weisen. Die Daina im Memellande in ihrer transparenten Balladendichtung, die mit wenigen Strichen zeichnend ganze Lebensbilder erstehen läßt, ihre Merkmale tonaler Beziehungen zum griechischen Tonartenkreis, die Kürze der Melodieaussage, alles weist auf Urtypen des Balladengesanges hin, die im mitteleuropäischen Raume längst verklungen sind. Lieder wie ‚An des Haffes ander’m Strand’‚ ‚O käm das Morgenrot’ zeigen eine Vielfalt der Volkstemperamente von der Leidenschaft bis zur milden Heiterkeit, die diesem Volksstamme ganz besonders gut steht. Die Lieder der Masuren zeigen ähnliche Kürze in der Form. Häufig nur 6 Takte. Mehrere Lieder sind durch Liedblätter, Liederbücher in der letzten Zeit bekannter geworden, so die Abendlieder ‚Laßt uns all nach

schiede geleugnet, es werden durch falsche Anreize auch die Leistungsstarken entmutigt und die Minderbegabten gefördert. Dadurch gelingt es den Industriegesellschaften häufig nicht mehr, im ausreichenden Maße für qualifizierten Nachwuchs zu sorgen. Parallel dazu steigen unablässig die Kosten für Energie, dem unverzichtbaren Betriebsstoff der Industriegesellschaft. Die Ausbeutung fossiler Brennstoffe, wie Kohle, Erdöl oder Erdgas, ermöglichte die Entstehung der heutigen globalen Industriegesellschaft. Billige Energie hat bis heute zu einer nie dagewesenen Bevölkerungszunahme geführt. Das kreative Potential, das notwendig wäre, um den sich abzeichnenden chaotischen Verhältnissen entgegenzusteuern, ist nicht im ausreichenden Maße vorhanden. Der Niedergang der Industriegesellschaften wird so unvermeidbar. All diese Entwicklungen, so die zentrale These dieses Buches, müssen im Zusammenhang ihrer Wechselwirkungen gesehen werden: sie sind Ausdruck eines gesetzmäßigen Regulationskreislaufes, der die Industriegesellschaft in eine Dauerkrise treibt, die sich schubweise und unaufhaltsam beschleunigt.

Geb., 635 Seiten, 46 Abbildungen, 26 Karten, Best.-Nr.: 5544, € 34,00

Heiner Kappel

Kapiert’s endlich! Geldkrieg statt Weltkrieg

Die Reise an das Kurische Haff ist für viele eine Reise in die Vergangenheit. Sie wird zu einer Spurensuche in der alten Heimat, denn selten finden die in Ostpreußen Geborenen die vertrauten Bilder aus der Kindheit und Jugend wieder. Schmerzlich bruchstückhaft zeigt sich die Heimat dem Suchenden, übrig geblieben sind oft nur Spuren. Barbara Mai geht den Spuren ihrer Herkunft in diesem Bild-/ Textband in einfühlsamer Textund Bildsprache nach.

Wir hatten immer Angst Die Kriegsschicksalsjahre der Zwillinge Christel und Alice Faust in Ostpreußen 1945- 1948 Christel Wels, geb. Faust aus Groß Pöppeln im Kreis Labiau, Ostpreußen, am Kurischen Haff, beschreibt das Schicksal ihrer Familie in den Jahren 1945 bis 1948 im seit 1945 russischen Teil Ostpreußens. Unbeschreiblich Schlimmes haben die Zwillinge Christel und Alice, ihre Mutter sowie die Geschwister Elfriede und Gerhard erleiden müs-

Geb., 96 Seiten, Bildband, 96 Abb. Best.-Nr.: 3172

9,00 statt € 1

2,95 nur € 1 sen. Jahre, die für da ganze Leben prägend waren und Geschehnisse, die erst im Laufe der Jahrzehnte aufgearbeitet werden konnten. Eine Dokumentation die es wert ist, von vielen Menschen gelesen zu werden. Man kann das Erlebte in einem Satz zusammenfassen: Vergeben ja, vergessen niemals. Kart., 180 Seiten Best.-Nr.: 7099, € 12,90

Zuckerlöffel Ostpreußen-Elchschaufel

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Der redliche Ostpreuße Kalender 2013 Geb., 128 Seiten, 17 x 24 cm, 45 Abbildungen, Best.-Nr.: 7199, € 9,95

Geb., 296 Seiten Best.-Nr.: 7198

der staatlichen Souveränität? Preisgabe des Euro? Was ist noch denkbar?

Gibt es eine Alternative zu dem, was sich da zusammenbraut? Heiner Kappel durchdachte scharf, dass mit der Einführung des Euro die Transferunion von langer Hand geplant war. Unter dem Dach des Euro ist Deutschland an die Kette gelegt. Die Mächtigen dieser Welt ziehen an den Strippen. Die Folgen für unser Land sind katastrophal. Welche Auswege sind möglich? Aufgabe

Kart., 62 Seiten Best.-Nr.: 7202

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Das war Königsberg Standbild Friedrich II. Wunderschöne detailgetreue Darstellung, Metallguß bronziert auf Mamorsockel, Höhe: 27 cm, Gewicht: 2,4 kg Best.-Nr.: 4036, € 159,95

Alfred de Zayas

Erleben Sie das unzerstörte Königsberg Laufzeit: 30 Minuten, schwarz/ weiß- Aufnahmen von vor der Zerstörung Königsbergs Best.-Nr.: 4470, € 19,00

Königsberg- Schirmmütze Elchschaufel-Schirmmütze

Verbrechen an Deutschen Deportation, Zwangsaussiedlung u. ethnische Säuberung Laufzeit: ca. 92 Min. Best.-Nr.: 7129, € 9,95

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Vergoldeter Sammellöffel mit der Elchschaufel. Die Lieferung erfolgt in einem Kunststoff-Etui Best.-Nr.: 6926

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Spuren am Kurischen Haff

Geb., 544 Seiten, mit zahlr. Tabellen und Graphiken Best.-Nr.: 7204

Hause gehen’ oder ‚Zeit zu geh’n ist’s’. Der Polyrhythmus in diesen Liedern ist eine besondere Eigenart der getragen Liedgattung Masurens, während in den heiteren und bewegten Liedern der MazurkaRhythmus mit dem anspringenden Volltakt vorherrscht.« Die Liedauswahl dieser CD beginnt mit dem titelgebenden Lied der Schwäne »…sing, sing, was geschah.…« und steht damit gewissermaßen für das Schicksal des besungenen Landstrichs. Jenseits der akademischen Betrachtung soll diese Platte aber vor allem Freude bereiten – ob es nun die Erinnerung an die alte Heimat oder einfach nur die Freude am besonderen Volkslied und an besonderen Interpreten ist.

Angela Merkel bedient sich der Kernbotschaften anderer Parteien, ohne sich zu deren Werten zu bekennen. Machterhalt geht vor Parteienvielfalt. Ist Deutschland auf dem Weg zu einer Einheitspartei?, fragt Gertrud Höhler in ihrer brisanten Streitschrift. Mal liberal, mal konservativ, mal christlich-sozial. Die deutsche Kanzlerin lässt sich nicht festlegen. Sie steht nicht für bestimmte Werte oder Positionen. Eine gefährliche Tendenz für Deutschland, sagt Gertrud Höh-

Barbara Mai

Christel Wels

lesensWERT!

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Deutschlands bekanntester Bürgermeister redet Klartext. Geb., 400 Seiten Best.-Nr.: 7201, € 19,99

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ler. Versprechen werden vermieden, Moral wird zur Manövriermasse, die Geringschätzung von Tugenden zum Programm. Die Folgen: der Ausstieg aus den wichtigsten Spielregeln von Demokratie, Vertragstreue und Wettbewerb. So nivelliert die Politikerin Merkel allmählich die politischen Institutionen und etabliert eine zentralistische Regentschaft – Merkels neues Deutschland.

Die Patin

erzählt von einer ostpreußischen Flüchtlingsfamilie, deren Kinder sich auf den Trecks aus ihrer Heimat verloren hatten und auf wundersame Weise wieder zusammenfanden. Eberhard Fechner schildert die spannenden Erlebnisse dieser Geschwister zwischen Privatem und Geschichtlichem. Als Extra ist die Dokumentation „Flucht und Vertreibung – Inferno im Osten" zu sehen. Laufzeit: 120 Minuten + 57 Minuten Bonusfilm Best.-Nr.: 5568

Joachim Albrecht

Katjuscha und ihre Folgen

Nr. 41 – 13. Oktober 2012

1) Zogen einst fünf wilde Schwäne 2:11 min 2) Das Feld ist weiß 1:56 min 3) Flogen einst drei wilde Tauben 1:35 min 4) Hab durchs Fenster einst gesehen 2:25 min 5) Reiter, schmuck und fein 2:57 min 6) Steig ein, Liebste mein, komm, du Schöne 3:17 min 7) Dort jenes Brünnlein 1:19 min 8) Ja da fahren viele Wagen den Berg hinauf 2:07 min 9) Spielt, ihr Musikanten, flink auf allen Saiten 2:44 min 10) Ei, du Vogel Stieglitz 1:22 min 11) De Oadeboar 2:50 min 12) Ging ein Weiblein Nüsse schütteln 1:09 min 13) Hinterm See bei den vier Eichen 1:44 min 14) Auf des Sees anderer Seit‘ 2:01 min 15) Hüpft die kleine Lerche 1:40 min 16) O käm das Morgenrot herauf 3:05 min 17) Feinslieb, ich habs erfahren 3:33 min 18) O Herz, mein Herze, so gib mir doch Antwort 2:12 min 19) Die Erde braucht Regen 1:41 min 20) Singen, tanzen und fröhlich sein 1:40 min 21) Et weer moal e scheener Friejer 2:53 min 22) Welch großes Wunder 2:21 min 23) Wunschlied (Wir treten herein) 2:12 min 24) Überm Wasser, überm See weiß ich eine Linde stehn 3:10 min 25) An des Haffes ander‘m Strand 1:46 min 26) Es dunkelt schon in der Heide 2:18 min 27) Abends treten Elche aus den Dünen 2:30 min 28) Laßt uns all nach Hause gehen 1:54 min 29) Schloap, mien Kindke, lange 1:55 min Gesamt: 66 min Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln, 1969 bis 1987 Best.-Nr: 7203

ElchschaufelBrosche

KönigsbergSchirmmütze dunkelblau

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Dunkelblaue Schirmmütze in Einheitsgröße mit gesticktem Wappen in Farbe der Stadt Königsberg Best.-Nr.: 7192, € 14,95

dunkelblau Dunkelblaue Schirmmütze in Einheitsgröße mit gestickter Elchschaufel in Wappenform Best.-Nr.: 6969, € 14,95

Abweichend zur Abbildung dunkelblaue Schirmmütze in Einheitsgröße mit gesticktem Adler in weiß Best.-Nr.: 7124, € 14,95

PreußenKrawattenklammer

ElchschaufelManschettenknöpfe

ManschettenknöpfePreußenadler

Preußenadler in Wappenform golden eingefaßt, emaillierte Oberfläche auf eine goldene Krawattenklammer aufgesetzt. Maße: Wappen: B: 22 mm, H: 25 mm, Klammer: B: 55 mm. Die Lieferung erfolgt in einem hochwertigen Geschenkkarton. Best.-Nr.: 6932, € 12,95

Hochwertige Manschettenknöpfe mit emaillierter Vorderseite, auf der die Elchschaufel dargestellt ist. Die Rückseite der Manschettenknöpfe ist schwarz eloxiert. Maße: 18 mm hoch, 15 mm breit. Die Lieferung erfolgt in einem hochwertigen Geschenkkarton. Best.-Nr.: 6643, € 24,95

Der Preußenadler auf weißem Hintergrund, silbern umrandet, Oberfläche emailliert, Durchmesser = 20mm Die Lieferung erfolgt in einem hochwertigen Geschenkkarton Best.-Nr.: 6782, € 24,95

Elchschaufel- Brosche Versilbert mit aufgesetzter Elchschaufel in Wappenform. Die Oberfläche des Emblems ist emailliert. Maße Brosche: B 3 cm, H 1,5 cm Maße Emblem: H 15 mm, B 13 mm Rückseitig Quernadel mit Sicherheitsverschluss Best.-Nr.: 7125, € 4,95

OstpreußenSeidenkrawatte Edle Seidenkrawatte in den Farben Preußens mit der Elchschaufel Farben: schwarz/weiß mit der Elchschaufel Best.-Nr.: 7091

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24 Nr. 41 – 13. Oktober 2012

PA N O R A M A MEINUNGEN

MELDUNGEN

US-Bürger nach Mexiko

Michael Klonovsky ärgert sich im „Focus“ vom 1. Oktober im Beitrag „Allee der politisch Korrekten“ über linke Straßenumbenennungs-Kampagnen:

Washington – Erstmals in der Geschichte wandern mehr Menschen von den USA nach Mexiko aus als umgekehrt. Die ergab eine Untersuchung des US-Instituts „Pew Hispanic Center“. Dabei sind es vorrangig Menschen lateinamerikanischer Abstammung, die über die Grenze nach Süden ziehen. Grund ist vor allem die schlechte Lage am US-Arbeitsmarkt, die vor allem geringqualifizierte Bewerber trifft. H.H.

„Was nun Hindenburg angeht, so hat er sich im Januar 1933 als Reichspräsident gut demokratisch verhalten, indem er den Chef der stärksten Partei zum Kanzler ernannte ... , und man sieht auch im Nachhinein nicht recht, welche Alternative ihm zu Gebote stand. Hätte der greise Aristokrat nach seinem Herzen gehandelt, das Parlament aufgelöst und den Kaiser wieder eingesetzt, wäre Deutschland viel erspart geblieben, aber man würde ihn heute erst recht als

Südpolar-Eis wird mehr Denver – Die Eisfläche um den Südpol hat im September mit 19,39 Millionen Quadratkilometern die größte Ausdehnung seit Beginn der Satelliten-Messungen erreicht. Das meldet der „Focus“ unter Berufung auf das US-amerikanische „National Snow and Ice Data Center“ in Boulder nahe Denver. Derweil ist das Nordpolar-Eis auf den geringsten Stand seit 1979 geschrumpft, was in den Medien indes weit mehr Beachtung findet als die Entwicklung am anderen Ende der Welt. H.H.

ZUR PERSON

Buongiorno Signor Schulz inem Italiener hat es Martin Schulz zu verdanken, dass er von den Deutschen erstmals richtig wahrgenommen wurde. Im Jahr 2003 kam es im Straßburger EU-Parlament zum Eklat, als Italiens damaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi dem Parlamentarier Schulz vorschlug, sich als Kapo für einen italienischen Film über ein NS-Konzentrationslager zu bewerben. Der für die SPD schon seit 1994 im Parlament sitzende Schulz hatte bei Berlusconi zuvor einen „Virus an Interessenskonflikten“ diagnostiziert und dessen Dominanz als Medienmogul und Politiker kritisiert. Es war kein Wunder, dass diese beiden aneinanderkrachten und der Witz bei Schulz nicht gut ankam. Denn mit seinem Bart und der Oberlehrer-Brille ist er das genaue Gegenteil vom launischen Berlusconi: spröde, betulich – und irgendwie ziemlich deutsch. Der 1955 bei Aachen geborene Schulz ist kein Freund lauter Töne. Als Bürgermeister von Würselen hat er gelernt, niemandem auf den Schlips zu treten. Und genauso vertritt er deutsche Interessen im Europaparlament: nämlich gar nicht. Er ist Europapolitiker und völlig durchdrungen von der Idee eines einigen Europas mit einheitlicher Währung. Dafür setzt er sich seit Januar dieses Jahres als neuer Parlamentspräsident ein. Obwohl Ämter in Straßburg und Brüssel von der nationalen Politik gerne als Abschiebebahnhöfe für ungeliebte Politiker genutzt werden, fühlt sich Schulz in seiner neuen Rolle so wohl, dass er als Nachfolger des derzeitigen Ratspräsidenten Herman van Rompuy gehandelt wird, der nach seiner zweiten Amtszeit nicht mehr wiedergewählt werden kann. Bis dahin könnte die Euro-Krise auch Italien voll erwischt haben. Aber Schulz kennt sich mit Italienern ja schon gut aus. tws

E

Zeichnung: Mohr

Paul von Hindenburg

Verrottete Wiege Warum die Deutschen eine Ermahnung benötigen, wie wir Samaras verstanden haben, und was Sokrates dazu sagen würde / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL aum etwas fürchten Politiker so sehr wie den Moment, in dem das Volk spitzkriegt, dass sie sich verrannt haben. Denn dies ist der Augenblick, in dem die Menschen an der überlegenen Weisheit ihrer Führung zu zweifeln beginnen und frech werden. In solchen Momenten muss alles getan werden, um das Volk wieder klein zu machen. Das erreicht man am besten, indem man die Leute auf der Straße moralisch unter Verdacht stellt, ihnen also ein schlechtes Gewissen einredet, indem man sie mit düsteren Ermahnungen überschüttet. Bei den Deutschen wirkt sowas besonders gut; wir sind süchtig nach Ermahnungen, das ganze Land ist nicht von ungefähr vollgestellt mit Mahnstätten, zu denen wir von Schülertagen an hinpilgern (oder hingepilgert werden). Normalerweise sind Nationalfeiertage Anlass, stolz auf die eigenen Leistungen zu blicken und die großartigen Aussichten zu preisen, die sich die Nation mit ihren eigenen Händen geschaffen hat. Man feiert sich selbst. Aber irgendetwas scheint dieses Jahr ganz und gar nicht normal zu sein. Die Führung des Landes hat Angst, sie fürchtet, die Deutschen könnten ihrem Versagen auf die Schliche kommen und feuerte daher zum 3. Oktober eine ganze Salve Ermahnungen ab. Ob Kirchenfürsten oder Politiker unterschiedlichster Parteien: Alle hielten nahezu die gleiche Rede – fast wie in einer gut organisierten Diktatur, wo die Reden zu großen Feiertagen zentral verfasst und an alle Chargen zum Nachsingen verteilt werden. Alle warnten und mahnten uns, warnten vor „deutscher Überheblichkeit“ und mahnten uns zu „Bescheidenheit“ und „europäischer Solidarität“. Wer die Texte nacheinander auf sich niedergehen ließ, musste schmunzeln, so zum Verwechseln ähnlich waren sich die Tiraden. Das Schmunzeln ging schnell in lautes Gelächter über, als man sich vor Augen hielt, welche Kaste da eigentlich spricht. Überheblich? Wir? Die haben wirklich Humor: Unionsfraktionschef Volker Kauder war es doch, der unlängst polterte, dass in „Europa jetzt

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Deutsch gesprochen“ werde. Dämonen der Geschichte und Kanzlerin Merkel mäkelte 2010 fressen Dich auf, buhuhuuuuh! an den angeblich faulen Spaniern Derart eingeschüchtert wagt man herum, die sich an den Deutschen ja gar nicht zu fragen nach dem, ein Beispiel nehmen sollten. Und was „die da oben“ uns eingeSPD-Kanzleranwärter Peer Stein- brockt haben mit ihrem atembebrück drohte als damaliger raubenden Euro-Gebäude. Immerhin haben sich Frau MerBundesfinanzminister einem kleinen europäischen Nachbarstaat kel und ihr griechischer Kollege Antonis Samaras in Athen sehr mit der „Kavallerie“. Und aus den Reihen solcher gut verstanden, beteuern die beiLeute droschen am 3. Oktober je- den. Gut, das freut uns. Allerdings ne Ermahnungen auf die Deut- interessiert uns weniger, wie sie schen nieder, nur nicht „überheb- sich verstanden haben als viellich“ zu werden. Die ziehen ihr mehr – was? Volk allen Ernstes zur RechenSamaras verwies nach dem Geschaft für Sprüche, die sie oder spräch mit Merkel auf die großen Ihresgleichen selbst vom Stapel Opfer, welche die Griechen gegelassen haben. bracht hätten, Also muss und verkündete: ihre Not wirklich Da hat sich jemand „Was wir von der groß sein. verlangen, jahrelang nicht die EU Irgendetwas sehr, ist das Recht, sehr Peinliches Zähne geputzt. Und nach all diesen steht offenbar Opfern Erfolg zu »verlangt« nun ein haben, aus der kurz davor, nun aufzufliegen. herauszuEnde der Schmerzen Krise Was das sein kommen.“ könnte? Einen Wie? Die GrieHinweis bekamen wir zum Be- chen „verlangen“ von der EU das such von Angela Merkel in Athen. Recht, aus der Krise herauskomPünktlich zu ihrer Ankunft gab men zu dürfen? Wer verweigert die Euro-Gruppe bekannt, dass ihnen das denn? Wie meint SamaHellas die nächsten 31,5 Milliar- ras das? Hat ihm Brüssel (oder gar den Euro an Hilfskrediten bekom- Berlin, für viele Griechen ist das me, und zwar noch im November. das Gleiche) verboten, ein SteuerDer deutsche Anteil liegt bei ach- system oberhalb der Schwelle eiteinhalb Milliarden. Als die Deut- nes ruinierten Entwicklungslanschen das erfuhren, konnten sie des aufzubauen? Nimmt die EU gerade live im Fernsehen verfol- den Griechen das Recht, ihre Vergen, wie hasserfüllte Griechen al- waltung auf Vordermann zu brinles verfemten, was sie für deutsch gen? Natürlich nicht, das weiß Sahielten und die deutsche Regie- maras sehr genau. Was er wirklich rungschefin als „Schlampe“ und meint, ist daher ganz leicht zu Schlimmeres verunglimpften. übersetzen. Er wollte sagen: Es Selbstverständlich fehlte es geht uns schlecht, und von Euch nicht an wohltemperierten Stim- „verlangen“ wir, dass es uns wiemen, die den Michel ermahnten, der besser geht. Mit anderen Wordas doch „im Zusammenhang“ zu ten: Da hat sich jemand jahrelang sehen. Mag sein, aber langsam hat nicht mehr die Zähne geputzt und Michel solche Erklärungen satt, „verlangt“ nun von seinen Nachwie Umfragen belegen. Ihm barn ein Ende der Schmerzen. schwant, dass das alles nur GelaWir verstehen uns einfach ber sein könnte, welches nur dar- nicht, die Griechen und wir. Ein über hinwegtäuschen soll, dass bekannter griechischer Schriftsich seine Politiker fürchterlich steller will das Missverständnis vergaloppiert haben und nun kitten und möchte, dass sich nicht mehr wissen, wie sie da Germanen und Hellenen näherwieder herauskommen sollen. kommen. Zu diesem Zweck sollDa galt es, den Michel mora- ten die Deutschen ihrer kalten lisch in die Zange zu nehmen, Logik etwas mehr Herz beimiihm die sinnlose Zahlerei gleich- schen; seine Landsleuten sollten sam abzupressen: Und willst Du sich hingegen neben ihrem Hernicht die willige Melkkuh sein, zen auch eine Dosis Logik verdann kommen heute Nacht die ordnen.

So etwas von einem Griechen zu hören, stimmt nachdenklich. Die Hellenen können vor Stolz kaum gehen in Erinnerung an ihre leuchtende Frühzeit. Was aber zeichnete das antike Hellas aus? Na klar: Logisches Denken, Ordnungssinn sowie strenge Staatsund Gesetzestreue. Legendär zusammengefasst ist das alles in der Tragödie des Sokrates. Der Philosoph war vom Volk von Athen per Scherbengericht zum Tode verurteilt worden. Selbst seine Richter erkannten jedoch bald, dass das Urteil grob ungerecht war, und bestürmten den alten Mann zu fliehen. Niemand würde ihn aufhalten. Aber Sokrates wollte buchstäblich ums Verrecken nicht, weil das Urteil rechtskräftig sei und er das heilige Recht nicht verhöhnen könne. Denn, hier kommt die „kalte Logik“ ins Spiel, wenn jeder das täte, wäre ja bald alles Recht dahin. Und das, Stichwort Staatstreue, würde Athen in seinen Grundfesten erschüttern. Also trank der geradlinige Greis den Giftbecher unter den Augen seiner weinenden, von Selbstvorwürfen gepeinigten Richter. Für unsere Vorfahren hatten die alten Griechen die Bezeichnung „Barbaren“ parat, weil deren Denken angeblich nicht von klaren, logischen Gesetzen, sondern von stürmischen Regungen diktiert gewesen sei. Weil sie keine richtigen Staaten gebildet hätten mit strengen Regeln für jedermann, sondern weil sie in griechischen Augen im Zustand gefühlsduseliger Anarchie vegetierten. So war es, das alte Griechenland, auf das die heutigen Griechen so unsagbar stolz sind. Tragischerweise ist kaum ein europäisches Land denkbar, das sich weiter von der Welt und dem Denken eines Sokrates entfernt hätte als ausgerechnet das zeitgenössische Hellas. Ja, dort stand die „Wiege der abendländischen Kultur“, aber die Wiege ist verrottet, und der Balg kommt nun in Gestalt „kalter Logik“ aus den germanischen Wäldern zurück an seinen Geburtsort – wo er offenkundig alles andere als willkommen ist. War das jetzt „überheblich“? Macht nichts. Warum soll das nur der Kauder dürfen?

Antidemokraten schmähen. Angesichts des so mainstreamigen wie risikolosen Eifers seiner nachträglichen Verurteiler stellt sich indes die bange Frage, auf welche Seite sie selber sich wohl anno 1933 geschlagen hätten.“

Jan Fleischhauer klagt auf „Spiegel-online“ über die Europa-Ermahnungen von Politik und Kirchen am 3. Oktober: „Das Deprimierende an der jetzigen Lage ist, dass ein Ausweg nicht wirklich erkennbar ist, jedenfalls keiner, dessen Kosten man kalkulieren könnte ... Man kann allerdings verlangen, dass einem die Moralaufrufe erspart bleiben, wenn die Rechnung kommt. Wer den Schaden hat, braucht nicht noch obendrein eine Erweckungspredigt wie jene am Mittwoch.“

Oliver Marc Hartwich, Direktor der „The New Zealand Initiative“, warnt auf „achgut.de“: „Der Euro bleibt weiterhin eine Zombie-Währung, die die Hälfte Europas zu anhaltender Not verdammt und zugleich die andere Hälfte in eine Haftungsunion zwingt, zu der sie sich nie vertraglich verpflichtet hatte. Da sich die EZB nun sogar aktiv an der Währungsentwertung beteiligt, wird der Euro zudem gefährlicher für die weltweite geldpolitische Stabilität. Wie kann jemand angesichts all dieser Gegebenheiten annehmen, die Krise sei mehr oder weniger unter Kontrolle und das Schlimmste sei überstanden?“

Theodor Weimer, Vorstandssprecher der UniCredit Bank, am 25. September vor Fachpublikum in der Frankfurt School of Finance & Management: „Die Banken stehen mit dem Rücken an der Wand ... Kein Mensch versteht, was Banken tun ... Ich sage meinen Töchtern: Geht bloß nicht ins Banking.“

Pannonicus-Gedichte, wie sonst an dieser Stelle üblich, wird es in den nächsten Wochen leider keine geben, denn der Autor muss sich einer schweren Operation unterziehen. Wir wünschen ihm gutes Gelingen und baldige Erholung. Die PAZ-Redaktion