Wie erblich sind Epilepsien?

Häufigkeit Epilepsie in Bevölkerung

5% erleiden ein Mal einen epileptischen Anfall

1% erkranken an Epilepsie

Folie 2

3-5 % Folie 3

Epidemiologische Studie 1989

• • • •

Rochester , Minnesota, USA Epilepsiepatienten vom 1.1.1935 - 31.12.1975 Geborene Kinder zwischen 1922 und 1985, 23 an Epilepsie erkrankt

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Risiko abhängig vom Epilepsietyp Eltern

Kum.Inzidenz

Absence Epilepsie

generalisiert

fokal Normalbevölkerung

Alter der Kinder Folie 5

Risiko abhängig vom betroffenen Elternteil

Kum.Inzidenz

Mutter

Vater Normalbevölkerung

Alter der Kinder Folie 6

Epidemiologische Studie 2014

• Rochester, Minnesota • Geboren nach 1920, Beobachtung1935-1994 • Nachkommen wurden auf Epilepsie untersucht, 75 mit Epilepsie

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15.10.2015

Risiko abhängig vom Epilepsietyp Eltern

Kum.Inzidenz

generalisiert

fokal

unklassifiziert Normalbevölkerung

Alter der Kinder Folie 8

Risiko abhängig vom betroffenen Elternteil Alle Epilepsietypen

Kum.Inzidenz

Mutter

Vater Normalbevölkerung

Alter der Kinder Folie 9

Risiko abhängig vom Elternteil und Epilepsietyp generalisierte Epilepsie Mutter

Kum.Inzidenz

Vater

Normalbevölkerung

Alter der Kinder Folie 10

Risiko abhängig vom Elternteil und Epilepsietyp Fokale Epilepsie

Mutter

Normalbevölkerung Vater

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Verstärkter mütterlicher Einfluß bei fokalen Epilepsien

Bislang ungeklärt  Hat keinen festen Bezug zu einem gängigen genetischen Modell  Nach Datenanalyse es kann weder durch intrauterinen Kontakt zu antikonvulsiver Medikation oder Anfällen noch durch perinatale Komplikationen noch durch veränderte Fertilität mit einem erhöhten Anteil betroffener Mütter erklärt werden

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Fortschritte in der genetischen Forschung

1975

Folie 13

2014

Neue Klassifizierung nach Ursache ( ILAE)

Strukturell Genetisch (früher idiopathischgeneralisiert)

Immunolog metabolisch isch Folie 14

Fokale cortikale Dysplasie Hypothalamisches Hamartom Tuberöse Sklerose Vasculäre Malformation Hippocampussklerose Schlaganfall Tumor Andere ( Hypoxisch,Trauma)

infektiös unbekannt

Erbmaterial -Erbinformation besteht aus DNA -Entdeckung der Doppelhelix 1953 (Circk, Watson) -DNA liegt dicht gewickelt in Form von Chromosomen vor -jede Körperzelle enthält 46 Chromosomen, 22 davon paarweise, zwei XX ( Frau) oder XY (Mann)

Folie 15

Chromosomenaufbau

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Vererbung  Monogenetische Vererbung: 1 Gen = 1 Merkmal nach Mendel autosomal dominant autosomal rezessiv X-chromosomal dominant X-chromosomal rezessiv Y-chromosomal ( nur Männer)  Polygenetische Vererbung: mehrere Gene = 1 Merkmal  Multifaktorielle Vererbung: mehrere Gene plus Umweltfaktoren =1 Merkmal  De-Novo Mutationen

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Monogenetische Vererbung Autosomal dominant

50%

Folie 18

Autosomal rezessiv

25%

Polygenetische Vererbung

Folie 19

Vererbung bei Epilepsie  Epilepsie selbst ist nicht erblich, sondern die Disposition zur Anfallsbereitschaft  In der Regel wird die Epilepsie multifaktoriell vererbt = mehrere Gene plus Umweltfaktoren  Es sind c.a. 160 monogen vererbte Krankheiten bekannt, bei denen epileptische Anfälle zum Krankheitsbild gehören.  Machen nur 1-2% aller Epilepsie-Erkrankungen aus  SELTEN

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Landkarte der monogenetischen Epilepsien

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Genveränderung

Überwiegend Veränderung an Ionenkanälen

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Aufgabe der Ionenkanäle: Erregungsleitung

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Gene

Beispiele: SCN1A Dravet Syndrom TSC1 (Hamartin) oder TSC2 (Tuberin) Tuberöse Sklerose LGI1 Familiäre laterale Temporallappenepilepsie

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SCN1A- Dravet Syndrom - Betrifft spannungsabhängige Natriumkanäle - Bei verschiedenen Epilepsien nachgewiesen, unterschiedliche Veränderungen in diesem Gen - Ausprägung von Fieberkrämpfen bis zum Dravet Syndrom - Bestimmte Gen- Polymorphismen können die Wirksamkeit von Antiepileptika der Gruppe der Natriumkanalblocker reduzieren oder sogar gegenteilige Effekte auslösen Folie 25

TSC1 (Hamartin) oder TSC2 (Tuberin) – Tuberöse Sklerose Veränderung in einem der beiden Gene verursachen Tuberöse Sklerose Krankheitsbild mit neurologischen Störung, Epilepsie, geistige Retardierung, Autismus, dermatologische Veränderungen, renale Angiomyolipome, pulmonale Lymphangiomyomatose

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LTGI1- Familiäre laterale Temporallappenepilepsie  codiert ein Protein namens Leucin reiches , gliomainactiviertes 1 Protein oder Epitempin  Genaue Funktion unbekannt, möglicherweise Beeinflussung der neuronalen Migration  Führt zur familären lateralen Temporallappenepilepsie  Überraschend da Temporallappenepilepsien bislang den fokalen, strukturellen und nicht den genetischen Epilepsien zugeordnet wurden.

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Fazit  Epilepsie ist keine Erbkrankheit im eigentlichen Sinne  Die Veranlagung an einer Epilepsie zu erkranken wird meist multifaktoriell verberbt  Das Risiko für die Nachkommen ist abhängig von der Art der Epilepsie und vom betroffenen Elternteil  Das Risiko ist insgesamt nur gering erhöht, sodaß es keiner genetischen Beratung vor Planung einer Schwangerschaft bedarf  Eine Epilepsie ist kein Grund auf Kinder zu verzichten.  Weitere Fortschritte der genetischen Forschung und Auswirkungen auf die Therapie bleiben abzuwarten.

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