Integrationskonzept Stadt Erftstadt Projekt: Runder Tisch Integration in Erftstadt

-1- Integrationskonzept Stadt Erftstadt Projekt: „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ -2- INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Bürgermeister Dr. Rips 1. ...
Author: Eduard Keller
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Integrationskonzept Stadt Erftstadt Projekt: „Runder Tisch Integration in Erftstadt“

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INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Bürgermeister Dr. Rips 1. Einleitung 2. Grundsätze der Integration 3. Ausgangssituation in Erftstadt 4. KOMM-IN Projekt „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ 5. Zielgruppen 6. Verlauf und Vorgehensweise 7. „Was verstehen wir unter dem Begriff Integration?“ 8. Leitlinien zur Förderung der Integration in Erftstadt 9. Arbeitsziele und Handlungsstrategien in den einzelnen Handlungsfeldern der Integration in Erftstadt 9.1. Bildung und Sprachkompetenz 9.2. Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung 9.3. Familie, Lebensumfeld und Gesundheit 9.4. Sport 9.5. Interkulturelle Öffnung 9.6. Asylbewerber und Flüchtlinge 10. Organisation und Strukturierung der Integrationsarbeit in Erftstadt 11. Weitere Vorgehensweise

Anlagen: Maßnahmenkatalog Wunschbaum der TN der Integrationskurse

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1. Einleitung Die öffentlichen Diskussionen der letzten Jahre zeigen deutlich, dass es Versäumnisse in allen

gesellschaftlichen

Bereichen

bei

der

Integration

vieler

Menschen

mit

Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte gibt. Es hat sich stetig die Erkenntnis durchgesetzt, dass die gesellschaftlichen und ökonomischen Kosten der erfolgslosen Integration enorm sind und dass die Nutzung der brachliegenden Potentiale der Migranten ein großer Gewinn für die Gesellschaft sein kann. Dazu bedarf es einer konsequenten Förderung und die Schaffung einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Inzwischen wird Integration als Chance und nicht als Gefahr für unsere Gesellschaft angesehen. Die Antwort unserer Wissensgesellschaft auf die Probleme und Misserfolge der Integration lautet „Integration durch Bildung“. Vor diesem Hintergrund beschloss der Bundestag im Sommer 2004 das „Gesetz zu Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern“. Dieses Zuwanderungsgesetz ist der Einstieg in eine systematische Integrationspolitik. Es regelt unter anderem die Förderung der Integration, z.B. durch die Einrichtung von Integrationskursen, die Entwicklung eines bundesweiten Integrationsprogramms, die Bestellung von Integrationsbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration und mehr. Das Zuwanderungsgesetz ist die Initialzündung für eine Reihe von Maßnahmen auf allen Verwaltungsebenen der Bundesrepublik. Den Kommunen kommt bei diesen Integrationsbemühungen eine Schlüsselrolle zu. Es entscheidet sich vor Ort, ob die schulische Integration oder die Integration in den Arbeitsmarkt gelingen wird und wie sich das Zusammenleben gestaltet. Zur Förderung der Integrationsbemühungen ist es somit wichtig, die Angebote und Strukturen zur Aufnahme und Begleitung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in den Kommunen nachhaltig zu verbessern.

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2. Grundsätze der Integration Das vorliegende Integrationskonzept orientiert sich an der Definition des Landes NRW sowie der KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement). Demnach ist Integration „kein einseitiger Anpassungsakt von Zugewanderten, sondern ein interaktiver Prozess

zwischen

Zuwanderern

und

Aufnahmegesellschaft,

der

sowohl

eine

Integrationsleistung der Zuwanderer als auch eine Veränderung der Mehrheitsgesellschaft beinhaltet“. Die KGSt formuliert: „Integration verfolgt das Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen am gesellschaftlichen Geschehen in all seinen Facetten.“ Integration ist ein über mehrere Generationen ablaufender komplexer Prozess und mehr als Spracherwerb oder kulturelle Anpassung. Prof. Dr. Friedrich Heckmann (Universität Bamberg) unterscheidet vier Dimensionen von Integration:

1. Strukturelle Integration Diese bezeichnet den chancengerechten Zugang beispielsweise zum Bildungssystem oder zum Arbeitsmarkt. Migrantinnen und Migranten erwerben Rechte und Zugang zu Positionen in Teilsystemen der Gesellschaft wie Arbeit, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft und Politik.

2. Kulturelle Integration Hierbei geht es um kulturelle Anpassungen und Veränderungen bei Migrantinnen und Migranten

sowie

bei

der

aufnehmenden

Gesellschaft

(kognitive

Verhaltens-

und

Einstellungsänderungen). Dazu gehören Spracherwerb, Entwicklung und Zulassung von Bikulturalität, Anerkennung von Werten und Normen der Aufnahmegesellschaft, Kennen lernen und Wertschätzen von Migrantenkulturen, interreligiöse Dialoge.

3. Soziale Integration Soziale Integration meint die Entwicklung von sozialen Kontakten, die Mitgliedschaft in Vereinen, soziale Bindungen am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und in Freizeitaktivitäten sowie Freundschaften und Begegnungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen, auch unter den Zugewanderten.

4. Identifikative Integration Hiermit ist die Bereitschaft zur Identifikation mit dem Lebensort gemeint. Die Entwicklung von Zugehörigkeit und Akzeptanz ermöglicht Beteiligung und Mitgestaltung der Zugewanderten auf allen Ebenen in der Gesellschaft.

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3. Ausgangssituation in Erftstadt Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte an der Gesamtbevölkerung der Stadt Erftstadt beträgt zurzeit ca. 10% (5.100 Bürger) Tendenz steigend. Erftstadt

blickt

auf

eine

langjährige

und

erfolgreiche

Integrationsarbeit

für

Aussiedler/Aussiedlerinnen und Asylbewerber/Asylbewerberinnen zurück. Schon 1993 hat der Rat der Stadt Erftstadt ein aufwendiges Betreuungs- und Unterbringungskonzept für die nach

Erftstadt

zugewiesenen

Aussiedler/Aussiedlerinnen

und

Asylbewerber/

Asylbewerberinnen beschlossen. Dieses gilt bis heute und hat sich in der Praxis erfolgreich bewährt. Seit über 15 Jahren existiert in Erftstadt der „Runde Tisch Asyl“, an dem die Stadt Erftstadt, die ehrenamtlichen Betreuungsvereine Pro Asyl und ökumenischer Arbeitskreis Flüchtlingshilfe sowie an der Flüchtlingsarbeit engagierte Bürgerinnen und Bürger vertreten sind. Dort werden u. a. die Betreuungsarbeit im Flüchtlingsbereich koordiniert sowie unterschiedliche Aktivitäten geplant und durchgeführt. Für die anderen in Erftstadt lebenden Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte

hingegen

wurden

bisher

keine

Betreuungs-

bzw.

Integrationskonzepte entwickelt. Ihre Beratung und Betreuung erfolgte bis vor kurzem inoffiziell, in der Regel durch die Sozialarbeiter der Abteilung Asylbewerber- und Aussiedlerbetreuung. Nach der Novellierung des Zuwanderungsgesetzes und im Rahmen der Umstrukturierung des

Jugend-

und

Sozialamtes

wurde

2008

die

Abteilung

Asylbewerber-

und

Aussiedlerbetreuung offiziell mit der Beratung und Betreuung aller Migranten/Migrantinnen in Erftstadt beauftragt und zum Fachdienst „Migration und Integration“ umbenannt. Frau Auert und Herr Papapostolou übernehmen seit 2008 die Funktion des „Integrationsbeauftragten“. Im Oktober 2008 wurde der „Runde Tisch Asyl“ zum „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ umbenannt. Der „Runde Tisch Integration in Erftstadt“ ist die Integrationsplattform in Erftstadt und jeder/jede ist eingeladen, sich dort einzubringen und neue Impulse für die Integrationsarbeit zu geben. Aufbauend auf dieser bisher geleisteten Arbeit und aus dem Gedanken heraus, ein festes Fundament für die Zukunft der Integrationsarbeit in Erftstadt zu bauen, ist es erforderlich, eine ganzheitliche Konzeption mit einer strategischen Ausrichtung Integration in Erftstadt zu entwickeln.

zur Förderung der

-6-

4. KOMM-IN Projekt „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ Das Projekt „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ wird im Rahmen des KOMM-IN NRW Landesprogramms gefördert. Es gilt, gemeinsam für Erftstadt effektive Strukturen, Prozesse und Steuerungsmechanismen zu entwickeln, die die Integration der zugewanderten Menschen in Erftstadt und ihre gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen unserer Gesellschaft fördern.

Im Einzelnen werden durch das Projekt folgende Ziele verfolgt: •

Ermittlung und Vernetzung der Integrationsakteure



Schaffung von Transparenz über die Integrationsangebote in Erftstadt



Strategische Koordination der Akteure und Steuerung der Wirksamkeit der Angebote.



Strukturierung der Integrationsarbeit in Erftstadt



Diskussion, Konsensbildung und Formulierung von integrationspolitischen Leitzielen für Erftstadt



Erarbeitung

von

Arbeitszielen

Integrationsarbeit

sowie

die

für

die

einzelnen

Ausarbeitung

und

Handlungsfelder die

Erstellung

der eines

Integrationskonzeptes •

Vernetzung, Präsentation und Veröffentlichung der Integrationsangebote in Erftstadt und im Rhein-Erft-Kreis durch die Ausarbeitung und Erstellung eines Wegweisers sowie einer Homepage des Fachdienstes für Migration und Integration in Erftstadt



Etablierung,

ständige Weiterentwicklung

und

Optimierung

der

geschaffenen

Integrationsstrukturen in Erftstadt •

Etablierung

des

„Runden

Tisches

Integration

in

Erftstadt“

zu

einer

Integrationsplattform sowie regelmäßige Durchführung einer Integrationskonferenz in Erftstadt

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5. Zielgruppen Zielgruppe des vorliegenden Integrationskonzeptes sind sowohl alle Neuzuwanderer als auch

alle

Erftstädter

und

Erftstädterinnen

mit

Migrationshintergrund

und

Zuwanderungsgeschichte unabhängig ihres Aufenthaltsstatus und ihrer Aufenthaltsdauer sowie ihrer Aufenthaltsperspektiven. Dazu zählen alle ehemalige Spätaussiedler/innen und ihre Angehörigen, Eingebürgerte, Zugewanderte mit ausländischer Staatsangehörigkeit sowie alle nach Erftstadt zugewiesenen Flüchtlinge und Asylbewerber/Asylbewerberinnen.

6. Verlauf und Vorgehensweise Am 26.08.2009 fand in Erftstadt die Auftaktveranstaltung zur 1. Integrationskonferenz statt. An der Auftaktveranstaltung nahmen alle Integrationsakteure aus Erftstadt sowie viele interessierte Bürgerinnen und Bürger statt, insgesamt 104 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Fachdienst Migration und Integration hat die bisherige Entwicklung der Integrationsarbeit sowie die aktuelle Situation in Erftstadt dargestellt und die Ziele des KOMM-IN Projektes „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ vorgestellt und erläutert. Unter anderem wurde erwägt, mit Hilfe eines Fragebogens einen „Integrationsatlas“ für Erftstadt zu erstellen und somit einen detaillierten Überblick über die Integrationsangebote und die Integrationsakteure zu erhalten. Unter dem Titel „Was verstehen wir unter dem Begriff Integration? “ haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zur 1. Integrationskonferenz das „Erftstädter Integrationsverständnis“ erarbeitet. Dieses wurde durch die Integrationsbeauftragte zusammengefasst und den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 1. Integrationskonferenz vorgestellt. Die 1. Integrationskonferenz in Erftstadt, die durch den Integrationsbeauftragten des Landes NRW und Schirmherrn der Veranstaltung Herrn Thomas Kufen sowie den Bürgermeister der Stadt Erftstadt Dr. Franz-Georg Rips eröffnet wurde, fand am 07. November 2009 statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dem Projekt Unterstützung und Mitarbeit zugesichert

und

sich

Integrationskonzeptes für

bereit

erklärt,

Erftstadt

gemeinsam

zu arbeiten,

an

einem

zukunftsfähigem

die Integrationsarbeit

in Erftstadt

voranzubringen und Integration zu einem Schlüsselthema in Erftstadt zu etablieren.

-8Es wurden 6 Handlungsfelder der Integration definiert und priorisiert.

1. Bildung und Sprachkompetenz 2. Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung 3. Familie, Lebensumfeld und Gesundheit 4. Sport 5. Interkulturelle Öffnung 6. Asylbewerber und Flüchtlinge

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz wurden durch Impulsreferate über die aktuelle Situation im jeweiligen Handlungsfeld informiert. Als Referenten wurden bewusst Integrationsakteure und Kenner der Situation vor Ort ausgewählt. Unter der Leitung und Moderation der Referenten wurden für die jeweiligen Handlungsfelder Arbeitsgruppen gebildet, in denen

Leitziele bzw. Leitlinien für die Integration in Erftstadt erarbeitet und

formuliert wurden. Um eine abstrakte Diskussion bzw. ein abstraktes Konzept zu vermeiden, haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das jeweilige Handlungsfeld konkrete und realistische Arbeitsziele bzw. Handlungsstrategien erarbeitet, die kurz- und mittelfristig umgesetzt werden können. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wurden im Plenum vorgestellt. Sie wurden durch den Fachdienst Migration und Integration strukturiert und in einigen Punkten zusammengefasst. Am 02. Dezember 2009 und am 13. Januar 2010 wurden die Ergebnisse beim „Runden Tisch Integration in Erftstadt“ in Form eines Maßnahmenkatalogs vorgestellt, ergänzt, diskutiert und priorisiert. Es wurden Überlegungen gemacht, wie diese Maßnahmen in Zukunft umgesetzt werden können. Bei der Diskussion wurde deutlich, wie wichtig der Dialog, die Zusammenarbeit und die Vernetzung der Integrationsakteure für die erfolgreiche Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen sind. Es gilt nun, die gemeinsam mit den Integrationsakteuren in Erftstadt erarbeiteten Maßnahmen schrittweise umzusetzen bzw. zu realisieren.

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7. „Was verstehen wir unter dem Begriff Integration?“ Voraussetzung für die effektive Umsetzung des Vorhabens ist das Einvernehmen der Integrationsakteure darüber, was unter Integration zu verstehen ist.

Ergebnis: §

Integration ist ein langwieriger, komplizierter und wechselseitiger Prozess!

§

Integration ist ein beidseitiges Aufeinanderzugehen!

§

Integration ist Chancengleichheit, Begegnung auf Augenhöhe!

§

Integration ist Selbstreflexion!

§

Integration ist Bereicherung für unsere Gemeinschaft!

§

Integration braucht Vertrauen!

§

Integration braucht Bildung!

§

Integration braucht gemeinsame Ziele!

§ Integration gelingt, wenn… §

alle Beteiligten die jeweils andere Kultur kennen lernen und respektieren.

§

Ängste abgebaut und Vertrauen geschaffen werden.

§

respektvoll und würdevoll miteinander umgegangen wird.

§

separate Räume für die eigene kulturelle Identität ermöglicht werden.

§

Potenziale gefordert und gefördert werden.

§

Sprachbarrieren abgebaut werden (Deutschkurse, Förderklassen, Sprachförderung in den Kindertagesstätten).

§

Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe in Sport, Kultur und Politik geschaffen werden.

§

eine Plattform für Unternehmertum & Selbstständigkeit geschaffen wird.

§

eine frühe Kinder- und Jugendlichenförderung stattfindet.

§

gemeinsame Ziele definiert und verfolgt werden.

- 10 -

8. Leitlinien zur Förderung der Integration in Erftstadt

1.

Schaffung von Chancengleichheit für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in allen gesellschaftlichen Bereichen des Lebens

2.

Forderung und Förderung der Potenziale von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte

3.

Interkulturelle Öffnung der in der Gemeinschaft lebenden Menschen

4.

Schaffung und Qualifizierung von Kulturmittlern für die bestehende Gemeinschaft

5.

Begegnung von Fremdenhass und Rassismus in der Gesellschaft

Diese Leitlinien wurden gemeinsam im Rahmen des KOMM-IN Projekts „Runder Tisch Integration in Erftstadt“ bei der 1. Integrationskonferenz und beim Runden Tisch Integration in Erftstadt von vielen engagierten Erftstädter Bürgerinnen und Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund sowie allen Integrationsakteuren in Erftstadt erarbeitet und formuliert. Sie bilden den Rahmen der Integrationsarbeit und bestimmen die künftige Integrationspolitik der Stadt Erftstadt in den unterschiedlichen Handlungsfeldern der Integration. Ihre Umsetzung soll durch Projekte und andere integrationsfördernde Maßnahmen Zusammenarbeit mit allen Integrationsakteuren in Erftstadt erfolgen.

in

- 11 -

9. Arbeitsziele und Handlungsstrategien in den einzelnen Handlungsfeldern der Integration in Erftstadt

Das

Erftstädter

Integrationskonzept*

definiert

und

priorisiert

folgende

sechs

gesellschaftliche Handlungsfelder des Integrationsprozesses:

1. Bildung und Sprachkompetenz 2. Arbeit , Ausbildung und Qualifizierung 3. Familie, Lebensumfeld und Gesundheit 4. Sport 5. Interkulturelle Öffnung 6. Asylbewerber und Flüchtlinge

Für jedes Handlungsfeld wurden Leitziele formuliert und konkrete und realistische Handlungsstrategien erarbeitet.

* Das vorliegende Konzept orientiert sich an den Indikatoren, die im 1. Integrationsindikatorenbericht der Bundesregierung erstellt worden sind.

- 12 9.1. Handlungsfeld Bildung und Sprachkompetenz Bildung sowie Sprachkompetenz sind der Schlüssel für das Gelingen der Integration. Integration durch Bildung- ohne Bildung keine Integration.

Leitziele



Frühstmögliche Förderung der Sprachkompetenz von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationhintergrund in Erftstadt



Abbau von Sprachbarrieren



Stärkung der interkulturellen Kompetenz und Qualifikation von Erzieherinnen und Erziehern, von Lehrerinnen und Lehrern sowie von städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

Überblick frühkindliche Erziehung Die frühkindliche Erziehung ist für die Persönlichkeitsentwicklung sowie den weiterführenden Bildungserfolg jedes Kindes von grundlegender Bedeutung. Studien belegen, dass insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund der Besuch der Kindertagesstätte entscheidend für den weiteren Bildungserfolg ist. Seit einigen Jahren sind die Anforderungen an die Kindertagesstätten und die Erzieherinnen und Erzieher gestiegen. Es wird nunmehr erwartet, Kinder mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte vor allem sprachlich so früh wie möglich auf dem Schulbesuch vorzubereiten und evtl. Sprachdefizite auszugleichen. Das Amt für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Erftstadt führt verstärkt in den letzten Jahren Qualifizierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den städtischen Kindertagesstätten bzgl. Sprachförderung durch. Die Familienzentren bieten seit einigen Jahren erfolgreich Integration fördernde Maßnahmen und Angebote in den einzelnen Stadtteilen an.

- 13 Arbeitsziele und Handlungsstrategien im Bereich der frühkindlichen Erziehung §

Förderung der Sprachkompetenz in den Kindertagesstätten

§

Förderung der Zweisprachigkeit

§

Stärkung der interkulturellen Kompetenz und Qualifikation von Erzieherinnen und Erziehern durch Fortbildungs- und Beratungsangebote

§

Bewusstseinsprozesse der Eltern und Kinder fördern

§

Förderung der Einbeziehung von Vätern als Identifikationsfiguren

§

Transparenz, Austausch und Abstimmung der speziellen Integrationsangebote in den Tageseinrichtungen und Familienzentren „keine unübersichtliche Vielfalt“ Angebote der Stadtbibliothek erweitern mit Kinderbüchern in der jeweiligen

§

Muttersprache

Überblick Schule Schüler mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte in Erftstadt sind im Sekundarschulbereich überwiegend in Haupt- und Förderschulen vertreten. Nur ein sehr geringer Anteil ist in den Gymnasien vertreten. Viele brechen frühzeitig ab und verlassen die Schule

ohne

einen

Schulabschluss.

Als

Hauptgründe

werden

hierfür

fehlende

Sprachkompetenz bzw. Sprachdefizite und Zugehörigkeit zu bildungsfremden Milieus ausgemacht. Gute Schulabschlüsse haben eine unumstrittene Bedeutung für die berufliche Perspektive sowie die soziale Integration des Einzelnen in der Gesellschaft. Durch die Einführung und der Ausbau der Übermittagbetreuung und der offenen Ganztagsschule in den Grundschulen, das FÖRSTA Projekt und die intensivere Zusammenarbeit der Kindertagesstätten mit den Grundschulen, sowie durch die Einführung des

Ganztagsbetriebs in den weiterführenden Schulen profitieren vor allem Kinder mit

Migrationshintergrund

und

Zuwanderungsgeschichte.

Sie

erhalten

eine

zusätzliche

Sprachförderung durch qualifizierte Hausaufgabenbetreuung und die Durchführung von gemeinsamen Sport- und Freizeitaktivitäten.

- 14 Arbeitsziele und Handlungsstrategien für Schulen §

Förderung der Sprachkompetenz in den Primarschulen und weiterführenden Schulen

§

Ausbau der Sprachförderung in der offenen Ganztagsschule

§

Förderung der Mehrsprachigkeit und Interkulturalität an den Schulen

§

Förderung der Muttersprache in den Schulen mit dem

Ziel die Kompetenz zum

Erlernen der deutschen Sprache zu fördern Stärkung der interkulturellen Kompetenz und Qualifikation von Lehrerinnen und

§

Lehrern durch Fortbildungs- und Beratungsangebote Ausbau

§

des

Projekts

„ehrenamtliche

Bildungsbetreuer“

und

Einsatz

von

ehrenamtlichen Bildungsbetreuern in den Ganztagsschulen und in Familien Angebot der Schulbibliotheken mit Kinderbüchern in den jeweiligen Muttersprachen

§

9.2. Handlungsfeld Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung Arbeit hat für die gesellschaftliche Integration eine herausragende Bedeutung, sie ermöglicht unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Leitziele



Potentiale der Migranten erkennen und fördern



Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten in den Ausbildungssektor und in das Wirtschaftsleben ob als Arbeitnehmer oder Selbstständigkeit. Beseitigung von Zugangsbarrieren



Stärkung der interkulturellen Kompetenz und Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ARGE

Überblick Die Integration der ersten Generation der Arbeitsemigranten in den 60ern und 70ern Jahren erfolgte in der Regel über die Arbeit. Durch Arbeit werden soziale Beziehungen ermöglicht, die über die familiären oder auch ethnischen Beziehungen hinausgehen. Durch

Arbeit

können

Menschen

selbstständig

Transferleistungen ihren Lebensunterhalt bestreiten.

und

unabhängig

von

sozialen

- 15 -

Die

Verbesserung

der

beruflichen

Integration

von

Bürgerinnen

und

Bürger

mit

Migrationshintergrund, insbesondere die berufliche Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Integrationsarbeit in Erftstadt. Unabdingbare Schlüsselqualifikation zum Gelingen der beruflichen Integration ist die Beherrschung der deutschen Sprache. Es gilt deutlich zu vermitteln, dass das Erlernen der deutschen Sprache wesentliche Voraussetzung für die Chancengleichheit in der Ausbildung, für die berufliche Qualifikation und für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt ist. Die Weichen zur beruflichen Integration werden frühzeitig mit der beruflichen Orientierung in der Schule gestellt. Der Übergänge von der Schule zur Ausbildung, von der Ausbildung zum Beruf sowie von der Arbeitslosigkeit zu einer Beschäftigung sind

entscheidende Phasen für die berufliche

Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Die

erarbeiteten

Handlungsstrategien

Integrationskonzeptes

und

Maßnahmen

des

vorliegenden

setzten an diese Phasen an. Es gilt, die Integrationsakteure und

Integrationsangebote in diesem Handlungsfeld zu vernetzten und

Förderinstrumente

effizienter einzusetzen.

Arbeitsziele

und

Handlungsstrategien

für

Arbeit,

Ausbildung

und

Qualifizierung §

Vernetzung aller Akteure im Handlungsfeld Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung in Erftstadt

§

Vermittlung

und

Stärkung

der

interkulturellen

Handlungskompetenz

der

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Fortbildungen, Sensibilisierung für einen kultursensiblen Umgang mit Migrantinnen und Migranten §

Durchführung regelmäßiger Informationsveranstaltungen für die Teilnehmer der Integrationskurse

zu

unterschiedlichen

Themen

wie

z.B.

Existenzgründung,

Selbständigkeit, Fördermöglichkeiten, Bildungssystem, Ehrenamt, Einbürgerung §

Hilfestellung bei der Anerkennung von Schulabschlüssen, die im Heimatland erworben wurden

- 16 Entwicklung und Etablierung von Anschlussangeboten nach Abschluss der

§

Integrationskurse mit Einblicken in die Arbeitswelt, z.B.

durch Praktika oder

berufsbezogene Seminare Ausbau

§

und

Sicherstellung

der

Kinderbetreuung

für

Teilnehmer

von

Qualifizierungsmaßnahmen Ermittlung des Bedarfs zur Bildung eines Netzwerkes von Unternehmern mit

§

Migrationshintergrund in Erftstadt Aktivierung von sozialen Netzen und Gründung eines arbeitsmarktrelevanten

§

Netzwerkes z.B. durch Bildung eines Pools von ehrenamtlichen Vermittlern für die Betreuung von langzeitarbeitslosen Migranten sowie die Begleitung und Förderung der Aufnahme von selbstständigen Tätigkeiten und Existenzgründungen von Migranten Gezielte

§

Ausbildungsoffensive

und

Hilfestellung

für

die

Einrichtung

von

Ausbildungsplätzen bei Erftstädter Unternehmen mit Migrationshintergrund (Anzahl der eingerichteten Ausbildungsstellen)

9.3. Handlungsfeld Familie, Lebensumfeld und Gesundheit Integration entscheidet sich vor Ort. Eine entscheidende Rolle für die gelungene Integration kommt der Familie sowie dem näheren Lebensumfeld der Migrantinnen und Migranten zu. stets

daran,

den

erforderlichen

integrationsfördernden

Die Stadt Erftstadt arbeitet Rahmenbedingungen

im

unmittelbaren Lebensumfeld der Migrantenfamilien zu schaffen und weiter auszubauen.

Leitziele



Sicherstellung und Förderung der Teilhabe von Migrantinnen und Migranten an gesundheitlicher Vorsorge-, Beratungs- und Betreuungsangeboten



Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte in Erftstadt



Förderung von Angeboten für Migrantinnen und Migranten zum Thema Gender als Schlüssel zu den Themen Umgang mit Konflikten in der Partnerschaft und im sozialen Umfeld, Lebens- Familie- und Berufsplanung, Empfängnisverhütung etc.



Interkulturelle Weiterentwicklung der Seniorenarbeit

- 17 Arbeitsziele

und

Handlungsstrategien

für

Familie,

Lebensumfeld

und

Gesundheit Förderung und Durchführung der interkulturellen Begegnung mittels Durchführung

§

von interkulturellen Familienfesten in Erftstadt Förderung und Stärkung der Männer mit Migrationshintergrund innerhalb der

§

Familien Kooperation mit den Erftstädter Ärzten, Förderung der interkulturellen Kompetenz bei

§

den ambulanten und stationären Versorgungsdiensten in Erftstadt Durchführung von

§

Infoveranstaltungen zur gesundheitlichen Aufklärung von

Migranten (z.B. Rauchen, Drogen, Verhütung, Aids, Hepatitis u. ä.) §

Ausbau und Förderung der bestehenden Frauengruppen

§

Verbreitung von Informationsmaterialien und rechtlichen Hinweisen in verschiedenen Sprachen für Migrantinnen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind Ausbau des Betreuungs- und Beratungsangebotes für von Zwangsverheiratung und

§

anderer häuslichen Gewalt bedrohte und betroffene Migrantinnen in Erftstadt Entwicklung von kulturspezifischen Angeboten zu Erreichung von älteren Migranten

§

in Erftstadt

9.4. Handlungsfeld Sport Der Sport, vor allem in einem Verein, mit seinen sportsozialen Funktionen gilt als Motor der Integration. Er ermöglicht eine direkte und natürliche Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund unter Beibehaltung der ethnischen Besonderheiten und fördert das Miteinander.

Leitziele •

Förderung der interkulturellen Begegnung und der Integration durch den Sport in Erftstadt



Interkulturelle Öffnung der Sportvereine in Erftstadt



Förderung der Mitgliedschaft, der aktiven Teilnahme und des ehrenamtlichen Engagements von Migranten in den Sportvereinen

- 18 Überblick Fast die Hälfte der Erftstädter Bürgerinnen und Bürger treibt Sport. Jeder 4. Bürger in Erftstadt betreibt vereinsgebundenen Sport, unter ihnen auch viele Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund. Der Stadtsportverband und einzelne Vereine in Erftstadt haben die Möglichkeiten genutzt erste integrative Konzepte und Angebote zu entwickeln und anzubieten. Die Erfahrungen sind durchweg positiv, wie z. B. das Schwimmangebot für Mädchen und Frauen mit und ohne Migrationshintergrund belegen. Das Konzept des Kreissportbundes Rhein-Erft „Integration durch Sport“ zielt auf die interkulturelle Öffnung der Vereine und die Qualifizierung von Sport-, Übungs- und Jugendleitern

mit

Migrationshintergrund.

Es

soll

in

Zusammenarbeit

mit

den

Integrationsakteuren vor Ort auch in Erftstadt umgesetzt werden. Die Stadt Erftstadt betrachtet den Sport als wesentliche Stütze für die Integration der verschiedenen Kulturen. Sie unterstützt die interkulturelle Öffnung der Vereine und fördert die interkulturelle Begegnung in Erftstadt.

Arbeitsziele und Handlungsstrategien für den Bereich Sport •

Nutzung von Synergien und Vernetzung, z.B. Sprach & Sportcamp



Verbesserung der Netzwerkstruktur, intersektorale Werbung für die integrativen Sportangebote der Vereine durch den Fachdienst Migration und Integration



Entwicklung von Handlungsstrategien zur Gewinnung und Qualifizierung von Sport-, Übungs- und Jugendleitern mit Migrationshintergrund im Rahmen des Projektes des Kreissportbundes Rhein-Erft „Integration durch Sport“ in Zusammenarbeit mit den Integrationsakteuren vor Ort



Untersuchung der Sportgewohnheiten und Aktivitäten von Migranten im Bereich des Freizeitsports in Erftstadt



Durchführung von Informationsveranstaltungen und Qualifizierungsangeboten für Sportvereine zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz

- 19 9.5. Handlungsfeld Interkulturelle Öffnung Mit

interkultureller

Integrationsbarrieren

Öffnung zur

bezeichnen

wir

gleichberechtigten

den

Prozess

Teilnahme

zur

Beseitigung

von

von

Menschen

mit

Migrationshintergrund. Dieser Prozess betrifft alle Ebenen des gesellschaftlichen Lebens innerhalb einer Gemeinschaft. Er ist für alle Beteiligten arbeitsintensiv und von der persönlichen Einstellung des Einzelnen abhängig. Interkulturelle Öffnung setzt Überzeugung voraus und kann nicht angeordnet werden.

Interkulturelle Öffnung der Verwaltung In Zuge der Globalisierung und der europäischen Integration müssen sich Fachkräfte und Organisationen aber auch Stadtgesellschaften für Menschen aus anderen Kulturen öffnen. Sprachdefizite, Orientierungslosigkeit und andere integrationshemmende Faktoren hindern oft Migrantinnen und Migranten, die bereitgestellten Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen bzw. erschweren ihren Zugang zu diesen.

Der Erwerb der interkulturellen

Kompetenz ist ein fortlaufender Lernprozess. Interkulturelle Kompetenz bedeutet die Fähigkeit, die ethnischen und kulturellen Unterschiede wahrzunehmen, zu akzeptieren und bei den Interaktionen und Maßnahmen zu berücksichtigen. Interkulturelle Kompetenz hilft z.B. zu berücksichtigen, welche Auswirkungen ein unsicherer Aufenthaltsstatus auf das psychische Wohlbefinden haben kann oder wie die Kultur oder der Erziehungsstil

des

jeweiligen

Herkunftslandes

die

Migranten

und

in

ihren

Entscheidungsprozessen prägen. Sie kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und diesen zu begegnen.

Leitziele

§

Integration ist eine Querschnittaufgabe der Stadtverwaltung

§

Ethnische Herkunft oder kultureller Hintergrund dürfen kein Hinderungs- bzw. Einschränkungsgrund für den Zugang und die Nutzung von öffentlichen Dienstleistungen sein

§

Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz sind als Schlüsselqualifikationen anzusehen

- 20 Arbeitsziele und Handlungsstrategien für die Interkulturelle Öffnung innerhalb der Verwaltung Vermittlung

§

und

Stärkung

der

interkulturellen

Handlungskompetenz

der

Stadtverwaltung und des Rates durch Fortbildungen und Sensibilisierung der Mitarbeiter für einen kultursensiblen Umgang mit Migrantinnen und Migranten Überprüfung der öffentlichen Dienstleistungen, Strukturen und Prozesse, um evtl.

§

existierende Zugangsbarrieren zu ermitteln und zu beseitigen Beschäftigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund auf

§

allen Ebenen der Stadtverwaltung Steigerung der Ausbildungsquote

§

für Migrantinnen und Migranten bei der

Stadtverwaltung Erftstadt Schaffung und Sicherung von sozialen und ethnisch gemischten Quartieren,

§

Vermeidung von Ghettobildung und Separation §

Förderung des sozialen Wohnungsbaus in allen Stadtteilen

§

Stadtteilarbeit (Stärkung und Weiterentwicklung der Familienzentren, aufsuchende Sozialarbeit (Mobile)

Interkulturelle Öffnung der Gesellschaft Das Bürgerschaftliche Engagement fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist ein Indikator für Integration und die Identifikation mit der Gesellschaft. Dies gilt für alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt mit oder ohne Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte. Vorurteile und Missverständnisse beruhen meistens auf mangelndem Wissen voneinander. Dies gilt sowohl für Bürgerinnen und Bürger mit als auch ohne Migrationshintergrund. Kontakt schafft Sympathie! Die Begegnung und der interkulturelle Dialog helfen, Brücken zu bauen und sich offen und ohne Vorurteile zu begegnen und kennen zu lernen.

Leitziel §

Aktivierung und Förderung des bürgerlichen Engagements von und für Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund

§

Förderung der interkulturellen Begegnung und des interkulturellen Dialogs in Erftstadt

§

Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konsequent begegnen und entgegenwirken, Vorurteile abbauen

- 21 Arbeitsziele und Handlungsstrategien für die Interkulturelle Öffnung der Gesellschaft

§

Erarbeitung von Angeboten zur Förderung der interkulturellen Begegnung und des Dialogs

§

Integration von ausländischen Traditionen und kulturellem Brauchtum in das öffentliche gesellschaftliche Leben

§

Aktivierung und Ausbau vorhandener Potenziale und Ressourcen für das bürgerschaftliche Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund

§

Nutzung des Engagements von Migrantinnen und Migranten als ehrenamtliche Dolmetscher und Kulturmittler

§

Förderung und Unterstützung der Eigeninitiative der Migrantinnen und Migranten in der Kulturarbeit

§

Verhinderung von öffentlichen Treffen und Veranstaltungen mit rassistischem und ausländerfeindlichem Bezug in Erftstadt

9.6. Handlungsfeld Asylbewerber/innen und Flüchtlinge Die Stadt Erftstadt blickt auf eine erfolgreiche Asyl- und Flüchtlingsarbeit zurück. Seit 1983 sind über 2500 Flüchtlinge Erftstadt zugewiesen werden. Viele von ihnen haben hier eine neue

Heimat

gefunden.

Heute

leben

in

Erftstadt

ca.

600

Personen,

die

als

Asylbewerber/innen nach Erftstadt kamen. Das

1993

entwickelte

Konzept

für

die

Unterbringung

und

Betreuung

von

Asylbewerbern/innen und ausländischen Flüchtlingen hat sich erfolgreich in der Praxis bewert. Es versteht sich als Teil des vorliegenden Integrationskonzeptes. Die meisten der zugewiesenen Asylbewerber/innen

bleiben in Deutschland. Die

durchschnittliche Dauer des Asylverfahrens beträgt über 7 Jahre. Das komplizierte und langwierige Asylverfahren sowie zahlreiche Abschiebehindernisse führen in der Regel dazu, dass die meisten Flüchtlinge für einen längeren Zeitraum geduldet werden. In der Regel erhalten viele von ihnen einige Jahre später, im Rahmen einer Altfallregelung, einen Aufenthaltstatus.

- 22 Für die Dauer des Asylverfahrens bzw. der Duldung sind keine bzw. nur ein Minimum an Integrationsleistungen vorgesehen. Diese Situation ist für die Betroffene sehr belastend. Sie führt zu psychischen und sozialen Konflikten und ist volkswirtschaftlich betrachtet bedenklich. Mit Hilfe der Flüchtlingsbetreuungsvereine ökumenischer Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Liblar und Pro Asyl Lechenich und im Rahmen der rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten bemüht sich die Stadt Erftstadt seit Jahren ein Maximum an Integrationsleistungen

für

Asylbewerber/innen und Geduldete zu erreichen. Für die Zukunft gilt, diesen erfolgreich eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten und auszubauen.

Leitziel

§

Integration von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen sowie von geduldeten Personen direkt nach ihrer Zuweisung nach Erftstadt.

Arbeitsziele

und

Handlungsstrategien

für

das

Handlungsfeld

Asylbewerber/innen und Flüchtlinge

§

Förderung der Sprachkompetenz von Asylbewerbern und geduldeten Erwachsenen direkt nach der Zuweisung (Zugang zu den Integrationskursen, niederschwellige Sprachangebote)

§

Vermittlung in eine private Mietwohnung nach längstens 6jähriger Unterbringung im städtischen Übergangsheim für Asylbewerber/innen

§

Vermittlung in eine private Mietwohnung bei Flüchtlingen mit schwerwiegenden gesundheitlichen (körperlichen und psychischen) Problemen

§

Vermittlung in eine private Mietwohnung bei über 65-jährigen Asylbewerbern und Flüchtlingen

§

Hilfestellung bei der Suche von Räumlichkeiten im Stadtgebiet für die Durchführung von Familienfesten, religiösen Festen, Beschneidungen oder Trauerfeiern vor allem für Asylbewerber/innen und ausländische Flüchtlinge

- 23 10. Organisation und Strukturierung der Integrationsarbeit in Erftstadt Ziel des vorliegenden Konzeptes ist es, das Thema Integration und die Integrationsarbeit zu einem Schlüsselthema in Erftstadt zu machen. Beim „Runden Tisch Integration in Erftstadt“ und bei der Integrationskonferenz können sich alle Integrationsakteure in Erftstadt sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger, mit und ohne Migrationshintergrund einbringen, um die Integration der in Erftstadt lebenden Migrantinnen und Migranten zu fördern und neue Impulse für die Gestaltung der Integrationsarbeit zu geben. Bei der Integrationskonferenz werden die Schwerpunkte der Integrationsarbeit mit allen Beteiligten abgestimmt und aktuelle

die

Integrationsthemen

Integrationsarbeit vorgestellt und diskutiert. Es werden aufgegriffen,

das

vorliegende

Integrationskonzept

weiterentwickelt und die darin formulierten Leitziele und Handlungsstrategien an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. In der Regel findet die Integrationskonferenz einmal jährlich statt. Der „Runde Tisch Integration in Erftstadt“ ist die Plattform zur Abstimmung der Schwerpunkte der Integrationsarbeit. Im Rahmen dessen können Arbeitsgruppen gebildet werden, um bestimmte Themen differenzierter zu behandeln. Es werden gemeinsame öffentlichkeitswirksame

Aktionen

wie

z.B.

Diskussionsrunden,

Infoveranstaltungen,

Vorführungen sowie weitere Projekte und Angebote geplant und durchgeführt. Der Fachdienst Migration und Integration der Stadt Erftstadt koordiniert die Arbeit der Integrationskonferenz und des „Runden Tisches“ und organisiert die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Pflege der Homepage bzw. des Integratonsportals „Integration in Erftstadt“. Sie beraten und unterstützen Bürgerinnen und Bürger mit und ohne Migrationshintergrund sowie Behörden und Institutionen in Fragen der Integration von Zugewanderten. Sie sind Anlaufund Beratungsstelle für neu zugewanderte Migrantinnen und Migranten in Erftstadt. Darüber hinaus sind sie zuständig für die soziale Betreuung und Beratung der nach Erftstadt zugewiesenen Aussiedler/innen, Asylbewerber/innen und ausländischen Flüchtlinge.

11. Weitere Vorgehensweise Neben den vorhandenen Integrationsstrukturen (Integrationskonferenz und „Runder Tisch Integration in Erftstadt“) kann, wenn erforderlich, auch ein Integrationsrat bzw. ein Integrationsausschuss gebildet werden.

- 24 Für die Bildung eines Integrationsrates sollten genügend Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund interessiert sein, sich aktiv zu beteiligen und mitzuarbeiten. Nach § 27, Absatz 1 der Gemeindeordnung für das Land NRW ist in einer Gemeinde, in der mindestens 2.000 ausländische Einwohner ihre Hauptwohnung haben, ein Integrationsrat zu bilden, wenn

mindestens

200

wahlberechtigte

Ausländer

es

beantragen.

Anstelle

eines

Integrationsrates kann auch durch einen Beschluss des Rates ein beratender Ausschuss (Integrationsausschuss) gebildet werden.

Für die Umsetzung des vorliegenden Konzeptes sind verlässliche finanzielle und personelle Rahmenbedingungen erforderlich. Die Stadt Erftstadt fördert und unterstützt im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen die Umsetzung und die Weiterentwicklung des vorliegenden Integrationskonzeptes.

Aufgrund der prekären Finanzsituation der Stadt

Erftstadt ist mehr denn je das bewährte bürgerschaftliche Engagement der Erftstädter Bürgerinnen und Bürger, die enge Vernetzung und die gute Zusammenarbeit der Integrationsakteure vor Ort gefragt. Da die Integration von Zugewanderten ein langwieriger und andauender

gesellschaftlicher

Prozess ist, sind die erarbeiteten Arbeitsziele und Handlungsstrategien wie auch das Integrationskonzept selbst nicht abschließend. Es bedarf der regelmäßigen Evaluation und Anpassung an den aktuellen gesellschaftlichen Bedarf. Das von der 2. Integrationskonferenz getragene Konzept und die darin formulierten Leitziele werden als Beschlussvorschlag dem zuständigen Fachausschuss zur Beratung zugeleitet und dem Rat der Stadt Erftstadt zum Beschluss vorgelegt. Der Dank gilt allen, die an der Erstellung des Integrationskonzeptes der Stadt Erftstadt mitgewirkt haben. Die Namen der mitwirkenden Personen und Institutionen sind als Anhang beigefügt. Der

Umsetzung

des

gemeinsamen

Vorhabens

und

der

weiteren

konstruktiven

Zusammenarbeit zur Förderung der Integration in Erftstadt wird mit Freude entgegen gesehen. Alle Erftstädter Bürgerinnen und Bürger, insbesondere Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeschichte sind herzlich eingeladen, an den Integrationskonferenzen und am „Runden Tisch Integration“ teilzunehmen, um ihre Ideen und Erfahrungen einzubringen und die Integrationsarbeit in Erftstadt aktiv mitzugestalten.

- 25 Anlagen:

I. Maßnahmenkatalog

§

Kontaktpersonen mit Migrationshintergrund als Kulturmittler/innen, ehrenamtliche interkulturelle Identifikationspersonen als Ansprechpartner mit Migrationshintergrund Einsatz: o

in Schulen, Kindergärten, Familie

o

Weiterführung und Finanzierung einer Förderklasse in der Hauptschule für Quereinsteigerkinder,

Entwicklung

und

Umsetzung

von

Sprachförderkonzepten

§

Väter-Aktivitäten z.B. : o

Sportaktivitäten in den Einrichtungen (Familienzentren) in Zusammenarbeit mit dem Stadtsportverband, Stichwort: „Bewegung im Kindergarten, Sport aus aller Welt“

o

Organisation von Vater-Kind- bzw. Familien-Spielabende

o

Väter im Ehrenamt: Identifikationsfiguren als Ansprechpartner für Mütter und Väter

mit

Migrationshintergrund

in

den

Kindertagesstätten

und

Familienzentren

§

Veranstaltungen & Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Sport: o

Konzeption und Durchführung von weiteren Sportangeboten für muslimische Frauen in den Vereinen

o

Öffentlichkeitsarbeit der Vereine durch Angebote wie Schnupperkurse, Familienrallye

o

Tag des Sports

o

Baskettballnacht

o

Spendenlauf

o

Erftstadt tanzt

o

Ehrung des/der besten Sportlers/Sportlerin mit Migrationshintergrund bei der jährlichen Sportlerehrung in Erftstadt

§

Durchführung von Schulveranstaltungen o

Transparenz

über

Schulstrukturen

verschiedenen Sprachen

und

Bildungsanforderungen

in

- 26 -

§

Bestattungsmöglichkeiten

für

nichtchristliche

Bürgerinnen

und

Bürger

mit

Migrationshintergrund in Erftstadt §

Beispiele für Integration bei der Stadt Erftstadt hervorheben, jährliche Ehrung eines/einer Bürgers/Bürgerin mit oder ohne Migrationshintergrund für seine Leistung für die Integration in Erftstadt

§

Einladung und Würdigung zum Neujahrsempfang der Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund, die sich im vorherigen Jahr eingebürgert haben

§

Einladung und Würdigung zum Neujahrsempfang der Absolventen/innen der Integrationskurse

§

Einladung von Sport- oder anderen Vereine und Institutionen, z.B. freiwillige Feuerwehr,

Sport-

oder

Kulturvereine

an

Bürgerinnen

und

Bürger

mit

Migrationshintergrund §

Abbau von Vorurteile in Zusammenarbeit mit den Integrationsakteuren in Erftstadt durch folgende Maßnahmen:

§

o

Kulturelle Veranstaltungen

o

Initiierung von Jugendprojekten

o

Initiierung von Schulprojekten

o

Sportprojekte

o

Interreligiöse Gesprächskreise

o

Interkulturelle Gesprächskreise

Ausbau und Förderung von niederschwellige Sprachangeboten für allein erziehende Mütter mit Migrationshintergrund

- 27 -

II. Wunschbaum der Teilnehmer/innen der Integrationskurse in der VHS Erftstadt -

-

Ich bin in Deutschland aber ein Teil von mir wird für immer in mein Heimatland bleiben. Ich möchte kostenlos en gewünschten Beruf erlernen Ich wünsche mir einen guten Beruf und einen Arbeitsplatz (Mehrere Nennungnen) Ich wünsche mir Arbeit, damit ich meinen Lebensunterhalt selber verdienen kann. (mehrmals) Ich wünsche mir schnell die deutsche Sprache lernen. Ich wünsche mir dass meine Kinder besser betreut werden Ich wünsche mir, dass die Deutschen sich nicht in meine Erziehung (Still) einmischen Die Bildung in Deutschland kostet zu viel Ich möchte alle Gesetze und Rechte kennen lernen Ich möchte das Land, die Menschen die Kultur und die deutsche Bräuche kennen lernen Ich möchte weiter lernen aber wo? Schule für die Leute die sich Integrieren wollen. Ich wünsche mir Frieden und ein besseres Leben. Sex Sendungen im Fernsehen verbieten. Ich musste nach Deutschland kommen. Ich bin gar nicht gefragt worden. Ich hätte viel früher den Integrationskurs belegen sollen. Die Lehrer und Lehrerinnen müssen in der Schule die Kinder erziehen Deutschland muss mehr an Gott glauben Ich wünsche mir ein neues einfaches System bei den deutschen Ausländerbehörden für die Ausländer die in Deutschland studieren möchten Mein Wunsch ist: KEINE DISKRIMINIERUNG Ich wünsche mir keinen Krieg Hier ist das Wetter gut. Es gibt viele Kinderspielplätze. Das ist gut für meine Kinder. Ich möchte eine gute Arbeit finden. Dafür muss man sich so schnell wie möglich in Deutschland integrieren. Ich wünsche mir: Alle Leute gleich sein. Job suchen. Alle Menschen sollen Freiheit sein Mein Wunsch ist: Gleiche Rechte für alle Mehr Möglichkeiten, damit die jungen Leute sich entwickeln können. Z.B. Ausbildung und Studium. Ein Ausbildungsplatz Mehr Arbeitsplätze Mehr Arbeitsangebote Ich wünsche mir Freunde Mehr Respekt für Gott und die Religion Ich wünsche mir, dass es nicht nur christliche Feiertage in Deutschland gibt, sondern auch muslimische Feiertage. Es wäre schön wenn muslimische Feiertage eingeführt werden. Z.B. nach dem Ende des Ramadans haben die muslimische Schüler einen Tag frei. Ich wünsche mir gleiche Möglichkeiten einen Job zu bekommen. Für alle Ausländer. weiß oder schwarz. Ich wünsche mehr Kontakt mit Deutsche Deutschland ohne Krise Ich wünsche mir die Abschaffung der Praxisgebühr Ich liebe dich Deutschland!