Gebt diesen armen Schluckern Almosen. FRAUEN FRAUEN FRAUEN Ihr, die Tabak sammeln geht,

Polvere (STAUB) Femmine (Frauen) Il lamento dei mendicanti (Klagelied der Bettler) La padrona mia (Meine Herrin) Dagarola del Carpato L’acqua chiara...
Author: Käte Gerstle
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Polvere (STAUB)

Femmine (Frauen) Il lamento dei mendicanti (Klagelied der Bettler) La padrona mia (Meine Herrin) Dagarola del Carpato L’acqua chiara alla fontana (Das klare Wasser vom Brunnen) Zompa la rondinella (Hüpft das Schwälbchen) Franceschina la calitrana (Franceschina aus Calitri) Sonetti (Sonette) Faccia di corno (Hörnergesicht) Pettarossa Faccia di corno - L’aggiunta (Hörnergesicht – Ergänzung) Nachecici Lu furastiero (Der Fremde) Rapatatumpa La lontananza (Die Entfernung) La notte è bella da soli (Die Nacht ist schön allein)

OMBRA (SCHATTEN)

La bestia nel grano (Das Tier im Weizenfeld) Scorza di mulo (Eselshaut) Il Pumminale (Der Pumminale) Le creature della Cupa (Die Kreaturen der Cupa) La notte di San Giovanni (Die Nacht des Heiligen Johannes) L’angelo della luce (Der Engel des Lichts) Componidori Il bene mio (Meine Liebste) Maddalena la castellana (Maddalena aus Borgo Castello) Lo sposalizio di Maloservizio (Die Hochzeit des Maloservizio) Il lutto della sposa (Trauer um die Braut) Il treno (Der Zug)

CANZONI DELLA CUPA

POLVERE (Staub)

FEMMINE (FRAUEN)

FRAUEN… FRAUEN… FRAUEN…

1

Ihr, die Tabak sammeln geht, Frauen, die ihr Tabak sammeln geht und zu zweit losgeht, und zu viert zurückkommt.

Ihr, die ihr Oliven ernten geht, Macht sie schneller sauber, macht sie schneller sauber, lest sie dichter aus, lest sie dichter aus, in der Mitte der Tenne lest sie dichter aus, lest sie dichter aus, lest sie dichter aus, in der Mitte der Tenne

FRAUEN… FRAUEN

FRAUEN… FRAUEN… FRAUEN…

Der Betrieb gibt sie nicht, die Firma gibt sie nicht Der Betrieb gibt die Trockenrahmen nicht Der Betrieb gibt euch die Rahmen nicht

Wer hat es euch gesagt, was hat er euch gesagt, wer hat euch gesagt, süße Kartoffeln zu pflanzen, ihr, die ihr immer arbeitet und kein Brot bekommt, und ihr arbeitet immer und bekommt kein Brot.

FRAUEN… FRAUEN Ihr, die den Tabak pflanzt, die den Tabak pflanzt, und die Sonne ist schon hoch, und die Sonne ist schon hoch, und sie trocknet ihn euch ganz, und sie trocknet ihn euch ganz. FRAUEN…

FRAUEN… Frauen, die ihr Tabak sammeln geht, Tabak sammeln geht, Tabak sammeln geht und zu zweit losgeht und zu viert seid ihr zurück, und zu zweit losgeht und zu viert seid ihr zurück. FRAUEN… FRAUEN… FRAUEN…

IL LAMENTO DEI MENDICANTI (Klagelied der Bettler)

Gebt diesen armen Schluckern Almosen Das, was ihr uns gebt, nehmen wir Das, was ihr uns gebt, ist für die Toten Stärkt die Seelen im Fegefeuer Von den Armen hat jeder was gegeben Die Reichen warfen Ihnen nicht ‘mal ein Stück trockenes Brot hin Oh Jesus Christus, du hast ihn sterben lassen die Reiche haben uns kein Brot gegeben Der Sack ist jetzt voll, wir gehen die Kinder warten auf uns und der Hunger Die Hunde ziehen zu unseren Häusern die Kinder wollen Brot, sie müssen essen Die Hunde schaffen es nicht mehr zu ziehen der Staub macht sie blind wir sind allein geblieben mitten auf dem Wege uns kann niemand mehr helfen uns kann niemand mehr helfen

die Sonne ist schon hoch und sie trocknet ihn euch ganz

Ihr, die immer arbeitet, immer arbeitet, und kein Brot bekommt und kein Brot bekommt, und kein Brot bekommt und kein Brot bekommt.

FRAUEN… FRAUEN

FRAUEN… FRAUEN… FRAUEN…

Ihr, die ihr zur Weinlese geht und ihr den Wein lest und unter dem Mantel und unter dem Mantel und ihr lasst es euch unterm Mantel machen ihr lasst es euch unterm Mantel machen

Ihr, die immer arbeitet und kein Brot bekommt, die immer arbeitet und kein Brot bekommt.

Und wir haben nun unsere Gemäuer erreicht die Kinder rennen auf uns zu die Hände im Sack greifen sie zum Brot: Esst, meine Kinder bis ihr satt seid esst, meine Kinder bis ihr satt seid

FRAUEN…

Gebt diesen armen Schluckern Almosen.

FRAUEN… FRAUEN… FRAUEN…

* * Text und Musik von Vinicio Capossela

Matteo Salvatore „Il lamento dei mendicanti“, Adaption von Vinicio Capossela

2

LA PADRONA MIA (Meine Herrin)

3

So sieht meine Herrin aus, wenn sie ihr neues Kleid trägt, sie sieht für mich wie eine fliegende Taube aus und sie fliegt um ihren Gutshof herum Das Haar fällt ihr lockig die Stirn sie ringeln sich fröhlich über Augen und Wangen Sie scheint wild geboren zu sein, so dass der Wind sie hochhebt und herumtreibt Wenn sie läuft, ruckelt ihre runde Brust ihre Hüften schwanken im Gehen diese Kreatur lässt mein Herz in meiner Brust schmelzen wenn sie sich bückt, vergesse ich mich Und wenn sie zur Quelle läuft, um Wasser zu holen, will sie mit ihrem Liebhaber schlafen und sie hebt Brust und Haupt was sie mit ihm macht, weiß nur er…

So sieht meine Herrin aus, wenn sie ihr neues Kleid trägt, sie sieht für mich wie eine fliegende Taube aus und sie fliegt um ihren Gutshof herum Einmal sah ich sie allein so wie die Natur sie machte lag sie nachdenklich da seitdem ruht meine Brust nicht mehr (2) Oje

Dagarola del Carpato

Dagarola del Carpato hat sich alle ihre Locken ausgerissen für Liberto, der krank war für Liberto, der krank war

Sie ging schnell dicht an dem Geländer, um von den Carbinieri nicht gesehen zu werden

Singt Dagarola nicht an Singt Dagarola nicht an Singt Dagarola nicht an denn sonst, schieße ich mit der Pistole auf euch.

Sie ging morgens zur Messe ohne Ohrringe und ohne Halskette sie ging zur gesungenen Messe wie eine Kuh ohne Glocke

Sie ging zum Ufer des Cortino mit einem Stück Brot an der Brust Sie ging zum Ufer des Cortino mit einem Stück Brot an der Brust

Und im Schatten der Kirche flüsterte sie der Madonna Incoronata: Mutter Gottes, erlaube dies nicht Mutter Gottes, erlaube dies nicht

Nun kommt zum Fluss die Mutter: Mütterchen, wie geht’s Liberto? Meine Kleine, wie wohl, Die Sterbesakramente wollen sie ihm geben. Meine Kleine, wie wohl, Die Sterbesakramente wollen sie ihm geben.

Sie stand da und konnte nicht gehen: Mutter Gottes, lass ihn nicht sterben Mutter Gottes, lass ihn nicht sterben Mutter Gottes, lass ihn nicht sterben

So sieht meine Herrin aus, wenn sie ihr neues Kleid trägt, sie sieht für mich wie eine fliegende Taube aus und sie fliegt um ihren Gutshof herum

Beide das Gesicht Richtung Mauer Beide das Gesicht Richtung Mauer die Mutter weint und auch das Mädchen die Mutter weint und das Mädchen auch

Instrumental

Jetzt kommt Tante Luigia Stanco: Ihr beiden, hört auf zu weinen. Jetzt kommt Tante Matuccia: Wenn Liberto stirbt, nimmst du dir Vituccio.

Und wenn sie zur Quelle läuft, um Wasser zu holen, will sie mit ihrem Liebhaber schlafen und sie hebt Brust und Haupt und hiii…

4

Singt Dagarola nicht an Singt Dagarola nicht an Singt Dagarola nicht an denn sonst, schieße ich mit der Pistole auf euch (2) Singt nicht für Dagarola denn sonst, schieße ich euch mit der Pistole.

Aber nein, nein, nein für Liberto ist die Leidenschaft (2) Sie ging schnell dicht an der Mauer, um von den Sängern nicht gesehen zu werden

Text und Musik von Vinicio Capossela

Text und Musik von Vinicio Capossela

L’acqua chiara alla fontana (Das klare Wasser vom Brunnen) 5

Sie ging zum Brunnen mit dem klaren Wasser sie ging zum klaren Wasser ihrem Glück entgegen sie ging in der kühlen Luft und im Schatten traf sie ihn einen Ritter, der sie fragte...

Und tu’ es, meine Tochter, tue das, weil diese Dukaten die Mitgift sind, die einzige Mitgift, die deine Mutter dir geben kann (2) Instrumental

Wohin gehen Sie so strahlend, meine Herrin und wohin gehen Sie so allein, Ich möchte zum Wasser gehen um darin zu spiegeln mein neues Kleid, das unbeschmutzt ist

Es ist schon Mitternacht, seufzte der Ritter, und was haben Sie, was beunruhigt Sie, was macht Ihnen Angst? Sie beweinen doch nicht die Dukaten, die Sie mir gegeben haben, und die für immer Sie verlassen haben?

Ach, könnte ich nur dieses klare Wasser trinken, ach, könnte ich nur mindestens eine Stunde davon trinken, dreißig Dukaten würde ich Ihnen schenken wenn ich diesen brennenden Durst stillen könnte

Nein, nein, ich beweine nicht das Gold, sondern weine vor Schmerz, meine Herrin, Nein, ich beweine nicht das Gold, sondern weine vor Schmerz denn es ist Morgen und jetzt mit der Morgendämmerung werde ich gehen und wenn es Tag geworden ist, werde ich nicht mehr hier sein, (2)

Aber ich habe weder Tasse noch Becher, Ritter, und ich habe weder Tasse noch Becher und den Durst, der Ihnen in der Kehle brennt der Ihnen das Herz austrocknet, kann ich nicht löschen Aber ich will nicht weder Tasse noch Becher und ich will weder Tasse noch Krug aber in dieser Nacht unter freiem Himmel läge ich gern in Ihren Armen

Warum weinen Sie und was macht ihr Herz so schwer, Ritter? Warum weinen Sie und was macht ihr Herz bloß so schwer, Ritter? An dieser meiner Brust, wenn du willst, kannst du verweilen an dieser meiner Brust kannst du verweilen... An dieser meiner Brust wirst du immer verweilen können auf dieser meiner Brust wirst du verweilen können…

Und das kann ich Ihnen nicht versprechen, Ritter, und das kann ich Ihnen nicht selbst versprechen, aber für Sie werde ich den zu bleiben um Erlaubnis bitten, der mich Ihnen zu gefallen machte.

Mädchen, du wurdest im Bach Picone geboren, oje Mädchen, du wurdest im Picone geboren, oje… Du wurdest mit dem Wasser der Sümpfe getauft Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich mag dich sehr Hüpft die Schwälbchen, so sehr liebe ich dich Ich will nicht mehr Pescatamonte lieben, oje Ich will nicht mehr Pescatamonte lieben, oje Pescatamonte ist ein Hund, ein bissiger Hund Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich will dich so Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich Ich will nicht mehr Scarola Riccia lieben, oje Ich will nicht mehr Scarola Riccia lieben, oje Scarola Riccia macht mich verrückt Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich will dich so Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich

Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich mag dich sehr Komm noch mal wieder, und wir werden den Zug in Brand setzen Oh, Filomena… wie viel Wasser hat ein kleiner Brunnen Oh, Filomena… dein ist das Unglück, mein das Leid Oh, Filomena… komm wieder… Lass uns den Zug in Brand setzen.

Um Kirschen zu pflücken, braucht man einen Haken, oje Um Kirschen zu pflücken, braucht man einen Haken, oje um Liebe zu machen, braucht man Schurken Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich will dich so Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich In die Kirche gehe ich nicht, weil ich hinke, oje In die Kirche gehe ich nicht, weil ich hinke, oje Aber ganz langsam gehe ich in den Keller Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich will dich so Hüpft das Schwälbchen und so sehr liebe ich dich

Und Mutter, Mutter höre dem Ritter gut zu, ob mir zusteht, was er mich fragt, dreißig Dukaten für die Erlaubnis die ganze Nacht mit ihm unter freiem Himmel zu verbringen. Und tu’ es, meine Tochter, du tust dem Ritter Gutes

ZOMPA LA RONDINELLA (Hüpft das Schwälbchen)

6

Ich will dich lieben, ich will dich lieben, ich mag dich sehr Komm nochmal wieder und komme was kommt * Inspiriert vom in Calitri gesungenen Sonett „Il Nobile Cavaliere“, Text und Musik von Vinicio Capossela

Text und Musik von Vinicio Capossela

FRANCESCHINA LA CALITRANA (Franceschina aus Calitri)

7

SONETTI (Sonette)

Die Franceschina aus Calitri wird von den Carbinieri gesucht ohne Halskette und ohne Rock ach, wie sie sich bewegen konnte

Ich habe ein Akkordeon und das spielt wie eine Musikkapelle es hat dir so viel zu sagen, dass du dich dann verstecken willst

Am Bahnhof von Ruvo Rapone hatte der Plattformkarren angehalten, und Franceschina aus Calitri hatte ihre ganzen Züge bereits gemacht

Ich kam vom Hof den Hut zur Seite gezogen und ich hatte eine Frau für mich gefunden, aus ihr wollte ich eine Königin machen Aber du hast mir den Rücken zugekehrt und mich beschimpft, aber dort unten im Versteck hast du kokettiert…

Unter der Brücke der fünf Lichter, hörte man die Musikkapelle spielen, und Franceschina völlig losgelöst, umarmte den Bauleiter, und den Assistenten und den Ingenieur und was machen nun die Hilfsarbeiter?

Wie die Frau in der Scheune, ohne Scham und ohne Schande, denen Gutes tat, die sie brauchte und die Peitsche knallen ließ

Am Bahnhof von Rocchetta, wurde sie herumkommandiert, und Franceschina aus Calitri wirbelte viel Staub auf der Baustelle auf und der Assistent und der Ingenieur, die Arbeiter sind immer da,

Oder die aus Contraloi, die sich einen Jungen nahm und dem armen Ehemann schlaflose Nächte bereitet Neben dem Ofen von Toglia nimmt eine alte Frau Tag und Nacht Fleisch in sich auf denn ohne Wurst kann sie nicht leben

Pst! Du, Mutterherz, Wer hat dir diese trügerische Halskette gebunden? Vielleicht war es die erste Liebe, aber die zweite ist noch schöner, vielleicht war es auch die erste Liebe Bauleiter, denk du jetzt dran.

8

Der Schnee auf den Bergen und der Winter naht und wenn er es so will, werden sich unsere beide Köpfe auf dem Kissen vereinen (2) Die Rose im Garten verwelkt und stirbt und die Liebe ist schuld, die nah ist, aber noch schläft… Der Brunnen verzweifelt, da es an der Zeit ist, aber nicht regnet das Wasser rauscht in der Ferne und kommt nicht dort an, wo es gebraucht wird (2) Du hast einen Schatz und gibst ihn mir nicht und gehst mit den anderen fort und tust meinem Herz so weh (2) Verdammt sei der Tag und die Stunde, in der ich von dir ging, jetzt jetzt kehrte ich gern zurück, aber es gelingt mir nicht.

Ich liebe dich sehr, aber das kümmert dich nicht und ich sorge mich, denn was du tust, weißt nur du (2)

…Vielleicht war es die erste Liebe, Bauleiter, denk du jetzt dran.

Nun ist Hochwasser, das mich fortreißen will und wenn du mir nicht die Hand gibst wird für mich die Totenglocke läuten

Text und Musik von Vinicio Capossela

Text und Musik von Vinicio Capossela

FACCIA DI CORNO (Hörnergesicht)

9

PETTAROSSA

Pettarossa, die Hure, tut ihren Landsmännern Gutes und um von ihren lüsternen Hüften zu kosten, müssen die Fremden teuer bezahlen Unter dem Rock hat sie eine Pistole und ganz ohne Sicherung, ohne Unterwäsche ist sie schneller und sie hat keine Angst vor der Dunkelheit

Komm zum Fenster, Horngesicht, da die Krähe mit dir reden muss aus Vogelbeeren hat sie dir eine Halskette gemacht jetzt will sie daran picken. Vipernkopf, Schlangenkopf, mögest du mit leeren Händen weggehen und du klopfest und klopfest und kämest bis zu mir hoffentlich findest du niemand, auch nicht Mama so dass die Almosen ich dir gebe. Randgesicht, niedergeschlagenes Gesicht eine Eselin hattest du und hast sie verkauft nun läufst du in Lumpen reitest bloß auf einer blinden Ziege Randgesicht, Schlangengesicht du hast keine Mitgift und dir reicht wenig du rühmst dich und rühmst dich, geschwollen aus Eitelkeit, aus deinem Hause fliehen auch die Heiligen.

Hey, gelbes Gesicht, vergilbtes Gesicht Ich weiß, dass du auch heute nicht gegessen hast drum bitte, mach’ dir eine Brühe, es ist besser, ein wenig Farbe tut dir gut. Grimmiges Gesicht, blasses Gesicht welches Viertel Mondes hält dich fest? du bist wie eine verfaulte Erdbeere und nun aus meinem Herzen bist du heraus wie eine verfaulte Erdbeere bist du und meinen Herzen hast du, ach nun für immer verlassen.

Jetzt, da du reingefallen bist in den Ginsterbusch, musst du mir zeigen, wo es dir weh tut (2) Sei vorsichtig, Schwesterlein, dieses Ding tut dir weh, selbst wenn die Kruste hart ist, tritt die Natur ein Ich bin doch nicht derjenige, der die Kruste verursachte du schaffst es nicht und wenn du an zwei Höfen dich bedienst, kommst du zu müde, um meinen zu pflegen

10

Tsu tsu tsu, dein sind die Probleme Wovon du nicht brauchst, kann ich dir geben (2) Der Esel trägt das Stroh und der Esel iaht Rothaarige und gefleckte Hunde töte sie als Neugeborene, mit kleinen Männern und kleinen Frauen gib dich nicht ab, traue ihnen nicht, iß die Kruste und tu’ die Krumen beiseite, spare und leg Wert auf dein Aussehen, hier verehre ich dich und dort ignoriere ich dich den stummen Sohn versteht nur die Mutter, die ihn nährt, wenn du sonst niemand hast, schläfst du mit dem, den du hast Hinkende, Blinde und Rothaarige, diese Dummen kommen nicht in den Himmel! (2)

Peppe will sich neue Hörner holen mit den Gnaden eines Mädchens aber als er schleichend zur Pritsche kommt, findet er dort seinen Kumpel Unverschämter Kerl, schau dir das an, wie ich gemästet bin du hast eine große Mahlzeit bekommen und nun musst du die Hebamme bezahlen Bauer, du pflügst das Land du hast den besten Teil bekommen du hast geschlemmt und genoßen aber jetzt, da du satt bist, könntest du auch sterben (2)

*

*

Text und Musik von Vinicio Capossela

Text und Musik von Vinicio Capossela

FACCIA DI CORNO - L’AGGIUNTA (Hörnergesicht – Ergänzung)

11

Ich laufe nun singend und spielend diese Straße entlang und mache Lärm, deine Mama und dein Papa sollten wissen, hier kommt der Verräter... Zeig dich am Fenster, wilder Kopf, du hättest in einer Scheune in Foggia geboren werden können, du bist tollwütig wie eine Hündin für Liebhaber hast du zu Hause immer Platz Ich habe mich in eine lange Stange verliebt neunundvierzig Spannen lang die kann man so biegen, dass sie zur Brücke wird darunter kann der wahre Liebhaber hindurch (3) Hey, Gesicht, ein Gesicht, wie das einer Schilfschlage beim Laufen lässt du den Kopf hängen du prahlst und schwingst das Kleid, aber dein Haus ist ein Wrack und das Bett zerbrochen das Haus ein Wrack und das Bett durchgebrochen

Hey, Stangengesicht Stangengesicht bete zu Gott, dass ein Blitz dich anzünden möge, denn dein Liebhaber, das weiß ich, sieht aus wie das Schwein vom Meister Onkel Ciccio Hey, trügerisches Felsengesicht schwarzes, schlecht angebautes Ackerland du, Tochter von schlecht ausgesätem Getreide Horngesicht, wer hat je an dich gedacht? Und du hast mich über ... den Heiligen Liborio fluchen lassen Schutzheiliger der freiwilligen Gehörnten aber nun bist du in mir verfault und aus meinem Herzen bist du jetzt für immer weg aus meinem Herzen für immer aus meinem Herzen für immer ... bist du nun wieder raus.

NACHECICi

9

Oh… nanachenanachecici’ uh… nanachenanachecici’ uh… nanachenanachecici’ Ich sterbe jetzt/gleich (2) Wer stirbt, stirbt Wer lebt, lebt und ein Teller Makkaroni mit Fleisch (2) Dreht euch, Jungs im Stil von Ciccio Cavallo, im Takt vom sich drehenden Pferd Girolèlèlà… (2) Wer stirbt, stirbt Wer lebt, lebt und ein Teller Makkaroni mit Fleisch (2) Uh… nanachenanachecici’ uh… nanachenanachecici’ uh… nanachenanachecici’ Ich sterbe jetzt Oilì oilà, Oilì oilà, am Ende sind wir jung und wir wollen Spass haben, Dreht euch im Kreis, junge Männer im Stil von Ciccio Cavallo, im Takt vom sich drehenden Pferd Girolèlèlà… (2)

Wer stirbt, stirbt Wer lebt, lebt und ein Teller Makkaroni mit Fleisch Nachenanachenanachecici’ nachenanachenanachecici’ nachenanachenanachecici’ Ich sterbe gerade Wer stirbt, stirbt Wer lebt, lebt und ein Teller Makkaroni mit Fleisch.

* Text und Musik von Vinicio Capossela

Adaption von Matteo Salvatores „I maccheroni“, Francesco Antonelli und Adriana Fascetti bearbeitet von Vinicio Capossela

Lu furastiero (Der Fremde)

10

RAPATATUMPA

Der rothaarige Bursche nahm das rothaarige Mädel und mit einem Wimpernschlag bekamen hatten sie einen rothaarigen Sohn (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Der Fremde schläft heute nacht auf der Tenne schläft auf der Tenne in der Kühle (2) Mit dem Froschgesang als Decke und einem Wanderbeutel als Kissen (2) Der Fremde schläft heute Nacht auf der Tenne schläft auf der Tenne schläft auf der Tenne Der Fremde schläft heute Nacht auf der Tenne schläft auf der Tenne schläft geborgen.

Mama, Mama, ich sterbe, ich sterbe meine Tochter, worüber machst du dir Sorgen? Seit drei Monaten bin ich so krank als hätte ich einen Schuss erhalten (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Wenn ich nichts habe esse ich Polenta esse ich Polenta zuerst führe ich es ein, dann führe ich es aus (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Das Wasser geht zum Meer das Mehl geht zur Mühle wer sich als Schaf ausgibt wird vom Wolf gefressen (2)

14

Die Sorgen des Kochtopfs kennt nur seine Kelle Selig der, etwas zu erhalten hat und traurig wer nur zu geben (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Beim Graben und Zurechtstutzen habe ich keine Verwandten wenn die Weinernte kommt, sind die einen hier und die anderen dort (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Die Alte will nicht sterben der junge Mann will leben den Tod kümmert es nicht wen er trifft, der muss gehen (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Mama, Mama, die Stunden sind lang fange die Fliegen, die in der Sonne schwirren und wenn die Zeit nicht vergehen will fange sie und lass sie dann wieder fliegen (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (4)

Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2) Warte mal, mein Eselchen, wenn neues Stroh kommt kannst du iahen, wie du willst hier gibt es kein Stroh (2) Trapatatatatatatatumpa trapatatatatumpa ta (2)

* Matteo Salvatore „Lu furastiero“, Adaption von Vinicio Capossela

Adaption von „I proverbi paesani“, Sprichwörter vom Lande, von Matteo Salvatore, Otello Profazio und Adriana Fascetti, bearbeitet von Vinicio Capossela

LA LONTANANZA (Die Entfernung)

15

LA NOTTE È BELLA da soli (Die Nacht ist schön allein)

16

Uh uh uhhh uhhh Und ich will ohne Glas trinken der Wagen fährt nicht mit nur einem Rad und ich will ohne Glas trinken der Wagen geht nicht auf nur einem Rad Meine liebe Frau, du schläfst im Bett hab keine Angst nachts allein (2)

Die Nacht ist schön, sie ist ganz allein in diesem Dorf ist niemand da Die Katzen ärgern sich über die Hunde die Katze gewinnt, die Katze gewinnt Man hört in der Ferne den Werwolf vor Angst bin ich aufgewacht Das Geräusch von Wasser und von Springbrunnen haben mir dann Gesellschaft geleistet Das Geräusch von Wasser und von Springbrunnen haben mir dann Gesellschaft geleistet

Denk an deinen Mann der dich tröstet, der deinetwegen auf Schutz verzichtet Er schläft versteckt in einem Heuhaufen in Heu und das ist sein Bett Er schläft versteckt in einem Heuhaufen in Heu und das ist sein Bett

Die Nacht ist schön, sie ist allein Die Nacht ist schön ganz allein…

Ein Stein ist sein Kissen er schläft weit weg von deinem Weg dort ist niemand außer die Ochsen des Bauern Uh uh uhhh uhhh Wind und Wasser bringen Rost auch der Schnee wird vom Wind gepeitscht (2) Und sein Herz scheint in der Hölle zu sein die Entfernung macht ihm Angst und sein Herz scheint in der Hölle zu sein die Entfernung macht ihm Angst Uh uh uhhh uhhhhhhhh

Text und Musik von Vinicio Capossela

Adaption von „La notte è bella“ von Matteo Salvatore und Otello Profazio bearbeitet von Vinicio Capossela

CANZONI DELLA CUPA

OMBRA (Schatten)

LA BESTIA NEL GRANO (Das Tier im Weizenfeld) Uhss! Fange das Tier im Weizenfeld! Uhss! Jage das Tier aus den Weizenfeld! Aehh! Uuhh! Uhss! Fange das Tier im Weizenfeld! Uhss! Jage das Tier aus den Weizenfeld! Aehh! Binde das Tier auf das Bündel, möge es die Strafe für das Unglück zahlen binde es fest, binde es gut, binde es an die letzte Garbe, so zahlt es das Pfand für die Saison! Aehh! Aehh! Mähe, mähe, Feldarbeiter, schrei mit aller Kraft, die du im Körper hast, denn wer schreit, der ist noch am Leben wer schreit, der ist nicht tot! Aehh! Aehh! Ist es ein Fuchs? Eine Eule? Eine Wachtel? Ein Wolf? Es bewegt sich im Weizen… Der Weizen wogt… Ist es ein Hase? Eine Gans? Ein Wolf? Es bewegt sich im Weizen… Der Weizen wogt… Es wogt der goldene Mantel, vor dem Kuss der Sonne versteckt, Es läuft etwas durch’s große Weizenfeld… Enthaupte das Tier im Weizenfeld! Binde es an das Bündel Es ist die letzte Garbe möge es die Strafe für die Saison zahlen… Aehh! Möge die Ernte wiederkehren möge sie wieder blühen jetzt, da es tot ist! Es ist Mittagszeit… Zeit zum Ausruhen… Die Sonne ist schwarz geworden, Der Schlaf nimmt sich alles es ist Zeit für die Mittagsstunde… Sie leert den Willen, sie füllt ihn mit Trägheit und Wollust, die die Tür zu der Welt des Jenseits öffnet, in der Mittagsstunde… Schreie laut, Feldarbeiter, schreie, um den Tod zu vertreiben…

17

SCORZA DI MULO (Eselshaut)

Put Put ... Komm’ Komm’… Yuuhh! (Tierlockrufe) Uhss! Fange das Tier im Weizenfeld! Uhss! Jage das Tier vom Weizenfeld! Aehh! (2) Möge es festhalten, wer zurückbleibt, Möge er die Garbe von Schuld auf sich nehmen, der Schnitter des Verbrechens, nehme er die Schuld auf sich für das zerstörte Feld! Aehh! Die Sichel raubt das Leben, auch die Erde kleidet sich in Trauer, der Tod nimmt den Samen, und nimmt ihn mit in die Unterwelt! Aehh!! Aehh! Möge das Leben ins Weizenfeld zurückkehren, Möge es dorthin zurückkommen, wo es fortgenommen wurde! Aehh! Aehh! Uhss! Fange das Tier im Weizenfeld… Jage, Jage das Tier aus dem Weizenfeld… Aehh! Ist es ein Fuchs? Ein Hahn? Ein Hase? Ein Wolf? Es bewegt sich im Weizen… Der Weizen wogt… Ist es eine Gans? Eine Wachtel? Ein Wolf? Es bewegt sich im Weizen… Der Weizen wogt… Es bewegt sich im Weizen… Der Weizen wogt… Es ist Mittagszeit… Zeit zum Ausruhen… die Stunden vom Mittagsdämon, wenn das Leben entkommt Es ist Mittagszeit die Lebende und Tote zusammenführt die Seele entschwindet, so wie von den Füßen der Schatten er ist von der Erde verschwunden in der Mittagszeit Schreie laut Feldarbeiter… weil du zu den Lebenden und nicht zu den Toten gehörst!

Text und Musik von Vinicio Capossela

18

Frauenlaune, Mauleselgeschrei der Hund beißt in den stark Zerlumpten das Wasser regnet dort, wo alles überschwemmt ist Um Holz auf den Esel zu laden zum Fluchen: Esel und Stroh zum Fliehen: Hufen und Pferd

Überquere den Fluss in Sattel und Ketten schlaf in seinem Bett, entnehme seine Steine weil der Wasser-Stier dir nicht sagen wird, wann das Hochwasser kommt

Das verfluchte Maultier hat ein glänzenderes Fell denn die Kraft des Knüppels stärkt ihm den Rücken das geprügelte Maultier richtet das Haus wieder auf

Enge Wasser sind am tiefsten die breiten Stellen können die Hufe waten mach einen Umweg und kehre sicher heim!

Mit Holz auf dem Sattel, Eselshaut bewegen sich in der Nacht voran, Kohlenrabenschwarz die Walddiebe, auf dem Berghang nähen sie den Boden mit ihren Hufen

Uhhh… Uhhh! Um Holz auf den Esel zu laden zum Fluchen: Esel und Stroh zum Fliehen: Hufen und Pferd

Zwei ineinander verflochtenen Fäden halten mehr als nur ein, zwei Leben zusammen halten den Erdrutsch/Bergrutsch Der Esel kennt immer den kürzesten Weg nach Hause der Schwanz wischt die Schritte vom Schatten der Straße egal wie dunkel die Nacht ist dem Esel werden die Hufeisen entfernt, nur wenn er stirbt. das Maultier muss zum Stroh zurückkehren Uhhh… Uhhh… Fuchsenrat, Hühnergegacker regnet es bei Sonnenschein, macht der Teufel Liebe er tut es mit seiner Frau, die ihn bei den Hörnern packt Nicht sind die Feder der Nachtvögel wert der Flug der Eule ist ein Zeichen unendlich ist das Unheil und wenn die Zeit da ist, stirbst du Den Schatz des Heiligen Zaccaria hat noch niemand gefunden nachts ist er zu suchen, aber dann schlägt die Seele den Weg der dunklen Cupa ein der Teufel zog ihn in einer Nacht

Text und Musik von Vinicio Capossela

IL PUMMINALE (Der Pumminale)

19

In der Vollmondnacht verließ Meister Giuseppe das Haus der Mond hat ihm den Ruf des Pumminale gesendet er verließ Frau und Tochter und alles Vernünftige er vergaß alle Verpflichtungen Und als er in den Wald zurückging, er vergaß sie vom Hades gelockt traf er sechs Hexen Masciare, und ist auf bösen Pfaden davongegangen lieber Meister Giuseppe, An einer Quelle unter Dornen wenn wir vorher zu sechst waren, sind wir nun zu siebt, traf er sich mit seinem Dämon wenn ich aus dieser Lage rauskomme, Er war an der Kreuzung dreier Straßen, ziehe ich nachts nicht mehr umher gesund der Körper und rot das Gesicht wenn ich aus dieser Lage rauskomme, das Laster färbte die Wangen rot: treibe ich mich nachts nicht mehr als Schwein herum… es war seine Befriedigung, In der Vollmondnacht… Im Mondlicht… Im Mondlicht… die ihn stets in die Irre führte Es scheint ihm, als habe er alles geträumt und ihren Feuerblick schweifen ließ, als er am Morgens sich zurückzog, wie ein Locken und deshalb hinterließ er einen Riss in der Welt nennen sie sie wie die Eule, Cuccuvascia er hat Fieber bekommen Im Mondlicht… Im Mondlicht… Im Mondlicht und dann deutlicher als zu Weihnachten, verstand er das Übel des Pumminale Er klammerte sich mit seinen Händen der inneren Werwolf an alles, was er da fand der nachts keine Ruhe gibt und um es zu ertragen, hielt er sich den Kopf der ihn nicht in einen Wolf, ihm wuchsen zitternd die Nägel, sondern in ein Schwein verwandelt hat… die Zunge hing ihm aus dem Mund Er spuckte aus den Lenden die Saat, die die Erde befruchtet, und ihm ins Gehirn drückte Er hat seine Krallen ausgefahren und einen halben Meter lange Stoßzähne wie ein fetter Kater ohne Liebe hat er sich über die Blume aus Fleisch hergemacht. Im Mondlicht… Im Mondlicht… Im Mondlicht…

Im Mondlicht… Im Mondlicht… Wenn du einen Dämon hast, gib ihm einen Namen laufe nicht weg, verleugne ihn nicht Wenn du einen Teufel hast, gib ihm einen Namen taufe ihn und mach ihn dir zum Kumpel Auf dem Weg voller Löcher, findest du die Mutter Gottes, die diese stopft auf dem schönen, glatten Weg triffst du den Teufel, der pisst. Im Mondlicht… Im Mondlicht… Im Mondlicht… Im Mondlicht… Im Mondlicht… Im Mondlicht…

Text und Musik von Vinicio Capossela

LE CREATURE DELLA CuPA (Die Kreaturen der Cupa )

20

Folge nicht dem Weg der Cupa, die schmal ist, aber immer anstrengender wird, sie hat ein Kindergesicht aber Augen wie Feuer

Geh nicht zum Fenster um sie vorbeifliegen zu sehen, um Fett zu erhalten, können sie dich kochen sie verstreichen es und wie Katzen füllen sie mit ihren Schreien die Nacht

Wenn du ihr ganz nah bist schmelzen dir die Beine und du kannst nicht mehr gehen aber frag’ nicht um Hilfe wenn du davon erzählst, wird dir niemand glauben,

Und wenn dich zufällig der Wolf fängt, hat er ein Loch im Sack und lässt dich fort, er lässt dich fort, aber nicht zurückkehren, wie du vorher warst und nie wieder werden wirst

Und schaue nicht nachts in der Brunnen versteckt darin ist der Maranchino er versteckt sich in deinem Bett und um dich zu ärgern nagt er in deinem Kopf und lässt dich nicht schlafen

Ein Teil ist verschwunden, es ging mit dem Pumminale mit dem großen Wagen der Geschöpfe, die um Leben bitten, aber nicht wollen, dass man sich um sie kümmert, nicht wollen, dass man sich kümmert

Es ist eine Kreatur der Cupa die klein ist, aber deine Arme ermüden lässt wie die Liebe wird sie schwer, wenn man sie hochhebt und sie auf den Armen trägt Es sind die Kreaturen der Cupa, die dich nachts aus einem kleinen Loch beobachten aber man kann sie weder sehen noch berühren aber sie sehen und berühren dich... Steige schnell im Grat hinauf höre den Ruf des Pumminale er badet im Schlamm der Trasonna* die ganze Weihnachtsnacht Der Mazzamauriello leert die Gläser bewegt Stühle und versteckt Dinge er lässt dich nichts im Haus wiederfinden und er füllt den Dachboden mit jeder Art von Geräusch Und die Malaombra kann dich kidnappen/entführen sie nimmt dir den Atem und wiegt schwer auf der Brust sie umgibt dich und raubt dir die Stimme und dann bindet sie dich an den Stamm eines Walnussbaums Und dort fliegen die Masciare, sie verderben dir die Knochen und binden dich am Dach fest...

Sie sind die Geschöpfe der Cupa von nur einem Einzigen lassen sie sich anschauen damit niemand später sagen kann, ob sie real sind oder der wahren Welt angehören Der Erhängte schaukelt und baumelt über dem Holzfußboden wurde er zur Wache platziert der Baum, der die Welt trägt, wird über Nacht vom Pumminale abgesägt Aber er zersägt nicht die Wiege deiner Ahnen ab in der Wiege hast du nichts zu befürchten Es ist eine Wiege aus Dornen, wer dir übel will, kann nicht näher kommen, Er kann sich nicht nähern. Sie sind alle da, in der Welt der Wahrheit ... Die Wahrheit. Trasonna*: die engste Gasse Italiens befindet sich im Dorf von Candela.

Text und Musik von Vinicio Capossela

LA NOTTE DI SAN GIOVANNI (Die Nacht des Heiligen Johannes) 21

Auf einer brennenden Holzlatte irren sie pausenlos im Himmel umher streifen sie im Schrei des letzten Atemzugs, der aus dem Hals des Enthaupteten herauskam streifen sie angetrieben vom Wind des Heiligen, der seinen Kopf für diesen Zauber verlor Herodes der König verlor den Kopf Er verlor den Kopf für einen Tanz Herodes der König verlor den Kopf und einen anderen Kopf wollte er für sich Die Mädchen mit reinem Herz hören noch immer die Worte der Schatten im Wasserbecken die nicht aufhören zu fragen Mutter, warum batest du darum? und du, Tochter, warum hast du es getan? Du fragtest nach dem Kopf des Heiligen Johannes Nun, Mama, welche schreckliche Qual In den Flammen drehen wir uns im Kreis Wir drehen uns im Kreis auf der ganzen Welt in den Flammen drehen wir uns im Kreis wird das Ende der Welt je kommen? Wir könnten einen ganzen Tag lang brennen tief versinken ohne je zurückzukehren wir könnten durch die ganze Hölle tanzen, weil das Tanzen immer zu jenem Tag zurückführt Mutter, warum batest du darum? und du, Tochter, warum hast du es getan? Du fragtest nach dem Kopf des Heiligen Johannes Nun, Mama, welche schreckliche Qual Du fordertest, den Kopf am Hals abgeschnitten du fordertest auf einem Teller serviert Tochter, du tanztest die ganze Nacht damit dieser Kopf abgeschnitten herunterfiel

Tochter, du hast alle Bewegungen probiert in den Bauch drehten sich die Knochen ihm ließest du die Wangen vor Begierde erglühen ihm ließest du das Blut vor Begierde kochen Wir könnten einen ganzen Tag lang brennen tief versinken ohne je zurückzukehren anmutig, was uns in die Hölle bringt werden wir glühend im Winde tanzen bis wir Staub und Asche sind... Nun bitten die Mädchen in der Nacht des Heiligen Johannes, dass das Feuer die Täuschungen enthüllen möge sie fragen die Distel, sie fragen das Blei, wen sie eines Tages an ihrer Seite haben werden und auch die rauen Masciare, wollen heute Nacht fliegen und jeder sucht im Himmel nach Zeichen aus der Welt des Wahren Aber die Zukunft steht im Feuer geschrieben, vollständig an jenem Tag zu verbrennen, einen in der Sonne leuchtenden Kopf zu sehen, ihn aufgehen und dann fallen zu sehen, das Blut im Gold kochen zu sehen, im Feuer der Hölle getauft das dort immer glühend brennt in der Luft verstreut im Wind brennen um Geist und Staub und Asche zu sein von Knochen ohne ein Grab Nun fragen die Mädchen in der Nacht des Heiligen Johannes den Finger, wer ihr Mann sein wird, sie fragen im Morgengrauen ausgesetzte Distel, im Außenlicht am Morgen in der Sonne, die aufsteigt, wenn sie erblüht, erblüht die Hoffnung.

Text und Musik von Vinicio Capossela

L’ANGELO DELLA LUCE (Der Engel des Lichts) Zum Engel musst du gehen, wenn nicht lebend, dann nach dem Tod beim Engel musst du ankommen, in der Höhle, die das Böse zerschlägt, unter Vagabunden, Weltenbummler, dem Abschaum der Menschheit. Die Muschel am Hut, durchwandern sie die Erde am Boden einer Lampe tragen sie das Licht und im Herzen die Finsternis In ihre Haut gewickelt, schlafen sie auf dem Boden im Schoß der Grabmäler, im Bett der Ruinen, schweben sie in durch die Zeit, bis ihr Ende kommen wird... Unter Vagabunden und Weltbummlern, dem Abschaum der Menschheit Almosenempfängern, Habenichtsen, Scharlatanen, eingebildeten Kranken. Schwindlern, Pennern, falschen Bettlern. Priestern, Dieben, Schwindlern, Verschämten. Verzeihenden, Verkäufern, Wunderheilern, falsche Heilern. Schurken, Jammerern, Hungerleidern, Erblassern. Beim Almosensammeln tragen sie das Kreuz und wehe denen, die ihnen nichts geben, Im Hut wenden sie das Kreuz und im Falschen die Wahrheit.

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Der Engel des Lichts ist kopfüber gefallen. Der Himmel hat sich umgedreht, die Welt hat ihn erkannt. Das Böse hat ihn zertrampelt und mit dem Fuß ist er steckengeblieben. Der Erzengel des Lichts ist kopfüber geflogen Er hat sich im Leben beschmuzt, und die Flügel fliegen nicht mehr... Gnade brachte er mit und schenkte sie dem, dem sonst keine zuteil wurde Gnade brachte er mit, die einzige Gnade, Barmherzigkeit: den Dürstenden zu trinken geben, die Gefangenen besuchen, die Erschlagenen begraben, die Kranken wieder bekleiden. Den Hungrigen zu Essen geben und es gibt niemand, der mir davon gibt. Mit dem Finger im Qualm habe ich dir mein Bild anvertraut. Zwischen dem Nichts, das vorher da war und dem Nichts, das danach kommen wird, das Leben habe ich mir erträumt und im Traum habe ich es dir anvertraut, Unter Vagabunden und Weltenbummlern, dem Abschaum der Menschheit zwischen den Verbrauchern, Verbrauchten, Versammelten, Gefälschten, Wiedereinzogenen, Wiederzusammengeführten, Wiederbekleideten, Mumifizierten,

Heiliger Michele di Monte, denke daran uns zu führen. Erzengel Michael mein, dir vertraue ich meinen Tod an, und wenn wir uns nicht mehr sehen, bring uns ins Paradies. dem letzten Abschaum der Menschheit, dem Untergang der Menschheit. Mit dem Finger im Qualm schreibe ich und ich vertraue dir mein Bild an, Heiliger Michele di Monte dir vertraue ich meine Seele an geh rückwärts hinaus, und wenn wir uns nicht mehr sehen, bring uns ins Paradies, um das Licht nicht im Rücken zu haben, Bring uns hin, bring uns hin, bring du uns hin, bring du uns hin. aus der Höhle gehe rückwärts hinaus, selbst wenn du das Wunder nicht erlebt hast. Text und Musik von Vinicio Capossela

COMPONIDORI

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il bene mio (Meine Liebste)

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(AdÜ: Das Zeremoniell des sardischen Reiterfestes Sartiglia dreht sich um die Figur des Componidori. Jedes Jahr am 2. Februar ernennen die höchsten Autoritäten der Gilde der Bauern und Zimmerleute ihren Componidori, den Ritter, der das Rennen am Faschingsdienstag führen wird. Die Einkleidung des Componidori ist die erste offizielle Handlung des Karnevalrituals).

Das Glück hat die Form eines Sterns im Karussell der Sartiglia* und im Schlag seines Schwertes haben wir die gesamte Ernte gesetzt.

Nehmt ihn, Massaieddas auf dem Boden wurde er gefunden, mit dem Zylinderhut an der Seite zerdrückt, und im Gesicht die Maske eines Glückseligen. Die Party ist jetzt vorbei, und mit ihr nun auch das Leben, im Gesicht hat er noch die Maskerade kleben: zwanzig Töpfe Zuppa cuvata*, vierzig Kellen Vernaccia, Spieße aus Wildfleisch, Spanferkel und Geflügel, Schnaps und Amaretti und dreiundzwanzig Doppelzentner Wein.

Kommt er endlich in die Menschenmenge heraus, als Gott wird er angesehen und wie ein Gott fühlt er sich, als Gott wird er angesehen und wie ein Gott fühlt er sich (2), Componidori... Componidori... Componidori...

Und so hat sich das Schicksal gezeigt das Schicksal des Karnevals, das jedes Jahr zu sterben hat, das Schicksal des Karnevals das jedes Jahr zu sterben hat...

Zieht ihn aus, Massaieddas, auf den Boden kann er nun zurück die Maske tut ihm weh und er will schrecklich gern pinkeln.

Componidori… Componidori… Componidori… Componidori…

Zieht ihn an, Massaieddas*, den Boden darf er nicht berühren, aus ihm müssen wir einen Gott machen den ganzen Tag des Karnevals lang. Er trägt eine Maske in Mondform und das Pferd ist mit Blumen geschmückt, er muss sein Glück versuchen, deswegen ist er der Componidori Componidori... Componidori... Componidori...

Nun ist er wieder normal und er kann auf seinen eigenen Füßen gehen, er kann die Mädchen berühren, die Weinfässer kann er leeren, es ist besser zu vögeln als zu kommandieren. Die Mädchen kann er küssen, die Weinfässer kann er leeren, es ist besser zu vögeln als zu kommandieren.

Geh’ nur, meine Liebste, laufe zu deiner Mama, du bist nun die Liebe, meine Schöne. Ich liebte dich so, und tue es immer noch, du bist nun die Liebe, meine Schöne, meine Schöne. Wenn deine Eltern dagegen sind, dann laufen wir gemeinsam fort, wir verabreden uns, meine Schöne, meine Schöne. Geh’ nur, meine Liebe, lauf in Nacht und Dunkel, du bist nun reine Liebe, meine Schöne, meine Schöne.

Componidori…

Massaieddas*: Die für die Kleidung des Componidori verantwortlichen Frauen Sartiglia*: Traditionelle Feier Zuppa cuvata*: Cuvata Suppe ist eine typische lokale Suppe, bestehend aus Schichten von Brot in Fleischbrühe eingeweicht

Componidori... Componidori... Componidori... Instrumentalmusik. Trompeten. * Text und Musik von Vinicio Capossela

Matteo Salvatore „Lu bene mio“, Adaption von Vinicio Caposselaa

MADDALENA LA CASTELLANA (Maddalena aus Borgo Castello) 25

Maddalena aus Borgo Castello spürte es sich in ihrem Schoß regen bei Cecchina suchte sie Rat und jetzt, wie ist es, was ist zu tun? bei Cecchina suchte sie Rat Die Frau aus Foggia muss man herbeirufen Die Foggiana insgeheim bereitet alle Mixturen zu die Foggiana insgeheim löst alle Probleme und das versetzt alle in Aufruhr denn es gibt kein Zurück mehr (2) Welcher Schmerz, welche Angst es gibt keinen Ort mehr, wo sie bleiben kann welcher Schmerz, welches Zittern auch die Nieren tun ihr weh und der Schweiß rinnt in Strömen herab und sie hat keinen Ort mehr, wo sie bleiben kann (2)

LO SPOSALIZIO DI MALOSERVIZIO (Die Hochzeit des Maloservizio) 26

In der Hochzeitsnacht haben die Masciare Maloservizio einen Streich gespielt, Genau am Hochzeitstag sie spannen ihm einen schlechten Zauber, ein schlechtes Zauberfädchen, sie legten es auf den Weg Maddalena aus Borgo Castello hat die Foggiana kommen lassen was sie im Körper trug, hat sie ihr weggemacht mit dem Haken ihrer Hand Und das, was sie in sich trug, warf die Foggiana auf den Boden in eine Schüssel auf den Boden sie warf es zur Seite auf dem leuchtendroten Schlammbett wurde sie die Last des Kindes los in dem leuchtendroten Schlammbett und so löste sich das Problem zusammen mit dem Kaninchenbrut Und so endete die Verwicklung zusammen mit dem Kaninchenbrut.

Mama, Mama, als ich ihn traf ich dachte, er setzte mich auf einen Thron in mich hinein trieb er seinen Nagel einen sehr großen und nun machte mich unglücklich (2)

Maloservizio hatte als Laster nie etwas Gutes getan nie ruhte er nachts nie wurde er vor Neid eifersüchtig das ganze Leben tanzte er und sang und kam nie früh nach Haus’ Einen Faden lang wie die Nacht spann sich von den Höhlen wie das Stroh im Straniscio* die Hexen legten ihn von Gasse zu Gasse rollten an allen Türen ab den Faden der Todesmagie… Barbaje* barbaje… Rucche rucche und barbajè… Das Straniscio, das wildes Lachen verursacht, beschmutzt den weißen Schleier der Braut wenn sie davor einen Fehler begangen hat wenn sie davor gesündigt hat wenn jemand da verlangt wurde wenn jemand da vorbeikam, wenn jemand da bereits den vollen Teller auf dem geschmückten Bett wegschnappte

Aber Maloservizio wurde anstelle von Stroh den Faden darunter gelegt, den Lachesis schneidet, die verrückten Parzen Masciare, am Tag der Cannazze*, genau am Tag der Prahlerei, banden sie den magischen Faden sie legten ihn von der Tür bis zum Tor des Friedhofs Barbaje barbaje… Rucche rucche und barbajè… Sie wählten für ihn einen goldenen Faden wie der Ring, den er angesteckt hatte so lang war der Faden, die ihn bindet wie der Schweif eines Kometen so lange legten sie ihn dass er alle Ecken des Dorfes erreichte Er drehte sich um die Gäste, wickelte alle ein, band sie zusammen mit den Gefeierten, zu den Heiligen Santi Martirio del Ricreo* eng mit den Girlanden, er ging allen unter die Haut wie die Schnur der Vrasciola* er band sie um die Spule Auf der Bühne spielte Grannaneta den Zuchete Zu* und Sticchio stimmte seine große Trommel mit dem Klang einer Doppelpistole. Die Gitarre hat er zu einem Korb gemacht und füllte sie mit Hackbällchen und er klopfte den Tackt auf diesem schmierigen Korb, der genauso gut ausgestattet war wie Russland. Und Suonatore schob den Balg, er schob den Balg zehn Stunden lang eine Halskette aus Wurst und eine Krone aus Stockfisch… Und der Faden wurde von dem, der das Heiligenbild in den Umschlag steckt mit dem zusammengebunden, der mit dem Guten auch das Blut in den Körper einfließen lässt.

Text von Canio Vallario, Vinicio Capossela Musik von Vinicio Capossela

Text und Musik von Vinicio Capossela

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Alle wurden in einem Tanz vereint um die Braut in eine Trance fallen zu lassen Bauern und Feldarbeiter, Ackermänner aus der Ferne, die Coppola-Träger aus dem Dorf mit denen, die am Nordpol verstreut sind… die Fleischesser von Andretta mit den Rotärschen von Bisaccia, und die Heiligen von Carbonara mit den Frosch-Essern und den Säufern von Conza, die Trottel und Coppola-Träger von Guardia mit den Zigeunern und Prahlern aus Lacedonia, die Einwohner von Sant’Andrea, Kloputzer und Glockenspieler mit den Einwohnern von Sant’Angelo Eselsenthäuter und Kartoffelesser, die Mörder von Teora, Totengräber und Wollkämmer mit den Leuten von Morra Linkshänder und Kuttelnesser und die gelben Schnauzen aus Monteverde alle zusammen band sie sie… mit den Ofenarbeitern, Säufern, Glockenspielern und schlechten Christen Steinwerfern, Hundeherzen… die Verrückten aus Calitri Sie verkaufen auch die Esel um den Zuchete Zu zu kaufen… die verkaufen auch ihre Seelen, um den Zuchete Zu zu kaufen… So ging der Faden der Masciare um jede Ecke, rund um die Braut, durch das ganze Leben, wurde von Hand zu Hand gereicht bis die Feier vorbei war Er brannte wie ein Blitz in jedem Laster des Maloservizio, der im Sturm der Feierlichkeit sogar den Tod austrickste zusammen mit der ganzen Torte mit den Heiligen Santi Martirio del Ricreo von der Wiege, in der er geboren wurde zu der Kirche, in der er heiratete von dem Hochzeitssaal zum Friedhofstor. Barbaje barbaje… Rucche rucche und barbajè…

Wenn Liberto mir seine Tochter gibt… Ich nehme sie, ich nehme sie Wenn Liberto mir seine Frau gibt… Ich will sie nicht, ich will sie nicht… (2) Ich will sie nicht, ich will sie nicht… Ich will sie nicht, ich will sie ni’…

Straniscio*: Beleidigung der Ehre der Braut. Archaische Bräuche, in denen Stroh auf dem Bürgersteig außerhalb des Hauses der Braut und des Bräutigams gelegt wurde, um anzudeuten, dass jemand schon aus diesem „Trog“ gegessen hatte, daher war die Braut nicht mehr keusch. Es handelt sich um einen Streich, der von abgelehnten Galanen aus Neid oder Eifersucht gemacht wurde. Es wurde als ein schlechtes Omen betrachtet. Die besten Freunde des Paares haben ihre Straße mit Stöcken versehen, um so einen Streich zu vermeiden. Maloservizio war auch Opfer eines Streiches. Der Garn, der von seiner Haustür zum Friedhof führt, wird mit dem Strohhalm des „Straniscio“ (wort. Schleppe) verglichen. Barbajè*: Lautmalerisches Wort, um Exorzismen zu machen und die Hexen zu verscheuchen.

Lachesis*: (/ˈlækɪsɪs/; Griechisch: Λάχεσις, Lakhesis, „Schicksalsbestimmer“) Die zweite der drei Parzen: Clotho, Lachesis und Atropos. Lachesis’s Rolle war es, den Faden zu messen, der auf der Spindel von Clotho gesponnen wurde und das Schicksal der Menschen oder der Faden des Lebens festlegte. Lachesis entschied, wie lange die Leute leben mussten. Sie maß den Faden des Lebens mit ihrer Stange. Cannazze*: Kurz geschnittene Nudeln serviert in der Regel mit einer Hackfleischsauce, traditionelles Hochzeitsgericht in Calitri. Ricreo*: Erholung, Regeneration, die der Freude beim Beischlaf nachfolgt.

IL LUTTO DELLA SPOSA (Trauer um die Braut)

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Du ziehst davon, meine Schwester, du ziehst davon... der Schleier läuft mit den Hunden hinter dem Auto her, das abfährt. Morgen ziehst davon, meine Schwester, morgen ziehst davon und morgen wirst du, morgen wirst du nicht mehr zu uns gehören der Schleier ist von außen weiß und blumig aber innen ist er schwarz und voll von dem, was wir nicht mehr sein wird Ein anderes Leben kommt jetzt, aber ich beweine das, was für uns heute stirbt, Sei ruhig, sei still... Er hat dich mit einem Schimmel fortgebracht und mit einem Liebeslied und einer Gitarre mit Saiten aus Diamant Und du wirst Mutter und Ehefrau sein, und du wirst allein sein du wirst nicht mehr das Leben in vollen Zügen genießen du wirst nicht mehr mit uns essen Dein Lächeln wird nicht mehr zu Hause sein Morgen gehst du, oh liebe Tochter, du gehst fort... Es fällt schwer zu sagen, es fällt so schwer, glücklich zu sein der Schleier ist weiß und innen schwarz er ist der Preis für das neue Leben sterben zu dem, was heute für uns stirbt ... Morgen ist ein Fest, aber heute weinen wir in Trauer.

Vrasciola*: Hackbällchen. Zuchete Zu*: Es ist ein onomatopoeischer Dialektausdruck, der sich auf ein bestimmtes populäres Musikinstrument bezieht, das in Süditalien weit verbreitet ist, eine Reibtrommel alten Ursprungs.

Schöne, weine nicht…

Text und Musik von Vinicio Capossela

Text und Musik von Vinicio Capossela

IL TRENO (Der Zug)

Der Zug kam eines Morgens mit dem schwarzen Rauch der vorigen Nacht die Sirene hat gerufen und das ganze Dorf lief zusammen. Als erster kam der zerlumpte Stracciato aus seinem Haus aus schwarzem Rauch Schließlich ging der Mandarino mit all dem Saatgut aus dem Magazin Die aus der Burg kamen zusammen mit denen aus der Scheune, das ganze Tal war weg und nicht mal ein Hühnchen blieb übrig. Das Dorf war eines Morgens verschwunden ohne eine Warnung, ohne Postkarte wie eine Herde hinausgeworfen, hinausgetrieben Männer, Hunde, Schwestern und Blumen wie eine Herde hinausgetrieben, Männer, Hunde, Schwestern und Blumen Ihr Geplauder hielten sie an den stummen Mündern der geschlossenen Türen und die verlassenen Fenster blieben wie dunkle Augen zurück. Der schläfrige Sonnoso kam zu spät als letzter warf er einen Blick zurück, dann hat er mit dem Koffer den Zug angehalten, „Halt! Wartet auf mich sonst werde ich verrückt.“ Und so ging auch Tavolone, der es auf dem Brett trieb Peppe Nacca, Breccia und Piscone hakten sich alle unter und gingen

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uh uhhhh Und sie ließen hinter sich geknickte Zweige, den Neumond und die Kreuze der Toten die geschwärzten Felder und Bauernhöfe alles nahm sich die Eisenbahn. Ein rundes Brotlaib hat Vituccio unter den Arm gesteckt dann hat er es ganz fest umarmt und eine Woche lang hat er davon gegessen und er hat es ganz fest umarmt und eine Woche lang hat er davon gegessen… Wie eine Rose, wie ein Dorn, wie ein Glück, wie ein Unglück was ich hatte, ist nun weg, was kommt, ist noch nicht gefunden und wenn das Leben mich mitreißt so wie dieser Zug wie ich war, kann ich nicht bleiben was ich bin, habe ich bei mir, was ich bin, habe ich bei mir.

Und weit entfernt am Horizont ein Bildschirm erschien ihm gegenüber weit vorne und er zitterte vor Licht und Glut das Bild des großen Fernsehers. Und weit weg verschlang er sie wie den Trost im letzten Hafen und von Weitem wachte er auf der Tenne über das graue Haar des Alters und von Weitem wachte er auf der Tenne über das graue Haar des Alters Wie eine Rose, wie ein Dorn, wie ein Glück, wie ein Unglück was ich hatte, ist nun weg, was kommt, ist noch nicht gefunden und wenn das Leben mich mitreißt so wie dieser Zug wie ich war, kann ich nicht bleiben was ich bin, habe ich bei mir, was ich bin, habe ich bei mir. uh uhhhhh

uh uhhhhh Der Zug kam eines Morgens wie ein Vogel auf den Hügel auf den Gleisen öffnete er seine Flügel und in seine Brust nahm er alle auf.

Arco degli Zingari*: Via Alfonso De Carlo in Calitri ist wegen ihrer Bogenstruktur auch als Arco degli Zingari gekannt.

Auch den Teufel haben die Hexen Masciare geholt, sie nahmen ihn und wickelten ihn in ihre Schürze und mit dem Teufel so verwickelt haben sie den Bogen der Zigeuner* hinter sich gelassen. Text und Musik von Vinicio Capossela

Übersetzung: Francesca Bravi

www.viniciocapossela.it

VINICIO CAPOSSELA CANZONI DELLA CUPA

Polvere (STAUB) OMBRA (SCHATTEN) FEMMINE LA BESTIA NEL GRANO IL LAMENTO DEI MENDICANTI SCORZA DI MULO LA PADRONA MIA IL PUMMINALE DAGAROLA DEL CARPATO LE CREATURE DELLA CUPA L’ACQUA CHIARA ALLA FONTANA LA NOTTE DI SAN GIOVANNI ZOMPA LA RONDINELLA L’ANGELO DELLA LUCE FRANCESCHINA LA CALITRANA COMPONIDORI SONETTI IL BENE MIO FACCIA DI CORNO MADDALENA LA CASTELLANA PETTAROSSA LO SPOSALIZIO DI MALOSERVIZIO FACCIA DI CORNO - L’AGGIUNTA IL LUTTO DELLA SPOSA NACHECICI IL TRENO LU FURASTIERO RAPATATUMPA LA LONTANANZA LA NOTTE È BELLA DA SOLI